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Der Apostel Johannes, welchen die kirchliche Ueberliefemng ein- stimmig als den Verfasser des vierten Evangelinms nent, war ein Sohn des Zebedäns, eines wolhabenden Fischers am galiläischcn Meere (Mrk. 1, 20), und der Salome, welche Jesu mit den ihm dienenden galilfiiscben Franen bis unter das Erenz folgte (Mrk. 15, 40), doch nicht eine Schwester der Mutter Jesu war, wie neuere Kritiker aus irriger Dentong von Job. 19, 25 schließen, s. dagg. m. Comm. zu Mtth. 12, 46. S. 307). Mit seinem älteren Bruder Jakobus das Gewerbe des Vaters betreibend, war er Schüler Johannes des Täufers geworden, und wurde von diesem auf Jesum als das Lamm Gottes hingewiesen, so daß er mit Andreas Jesu nachging, um ihn in seiner Herberge aufzusuchen (Job. 1,36. 40f.). Bei dieser ersten persönlichen Zusammenkunft und Unter- redung mit Jesu wurde er von der göttlichen Persönlichkeit Christi so mächtig erfaßt, daß er mit Jesu nach Galiläa zurükkehrte und nach dem öffentlichen messianischen Auftreten Jesu auf dessen Buf ihm nach- zufolgen mit seinem Bruder das väterliche Gewerbe aufgab und in Jesu ständige Nachfolge eintrat (Mtth. 4, 21 f.) und bald darauf durch den wunderbaren Fischzug des Petrus und Andreas mit diesen beiden Jfingem und seinem Bruder Jakobus die göttliche Weihe für den apostolischen Beruf empfing (Luk. 5, 10). S. die Erörterung des Ver- hältnisses von Mtth. 4, 18 u. Luk. 5, 10 zu Job. 1, 35 ff. im Comm. zu Mtth. u. Luk. a. a. 0. — Im Kreise der Apostel gehörte Johannes mit Petrus und seinem Bruder Jakobus zu den vertrautesten Jüngern des Herrn, welche gewürdigt wurden, nicht nur die wunderbare Auf er- weckung der Tochter des Jairus (Mrk. 5,37. Luk. 8, 51), sondern auch die Verklärung Jesu (Mtth. 17, 1 u. Parall.) und seinen Gebetskampf in Gethsemane (Mtth. 26, 37. Mrk. 14, 33) als Augenzeugen zu schauen. Ihn mit Petrus beauftragte Jesus auch, das lezte Paschamahl, das er mit seinen Jüngern feiern wolte, in Jerusalem zu bereiten (Luk. 22, 9). Bei diesem Mahle lag Jobannes am Busen oder an der Brust Jesu als der Jünger, welchen Jesus liebte (Job. 13, 23 ff. 19. 26) und folgte Jesu Keil, Gomment. xam Evang. Joh. 1 2 Einleitung. §. 1. bei seiner Gefangennahme mit Petras bis in den Palast des Hohen- priesters nach (Joh. 18, If)) und nach der Verurteilung Jesu zum Kreu- zestode bis' nach Golgatha, wo Jesus vom Kreuze herab ihm seine Mat- ter befahl, die er von Stund an in sein Haus aufnahm (Joh. 19, 26 f.). Am Ostermorgen eilte qt auf die Nachricht der Maria Magdalena, daß der Stein vom Grabe gewälzt sei, mit Petrus zum Grabe, schneller als dieser laufend, um sich von dem Sachverhalte zu überzeugen (Joh. 20, 2 ff.)) u^^ ^^ ^^^ Auferstandene den Jüngern am galiläischen Meere erschien, war es Johannes, der zuerst Jesum erkanto und zu Petrus sprach: Es ist der Herr (Joh. 21, 7). — Hiernach stand Johannes nächst Petrus dem Herrn am nächsten, trat aber als der Innerliche und Schweigsame hinter dem im Reden und Handeln raschen Petrus zurück. Im vierten Evangelium sind von ihm nur drei Worte erwähnt: die Frage: „Meister, wo bist du zur Herberge?" (1, 39), die vielleicht nur Andreas an Jesum richtete; die Frage beim lezten Mahle: „Herr, wer ist's?" zu der ihn Petrus veranlaßt hatte (13, 25), und das Wort: „Es ist der Herr" (21, 7). Johannes war eine stille, sinuige, receptiv beobachtende Natur, die jedes Wort des geliebten Meisters in tiefster Seele ergriff, erwog und sich selig in die Contemplation der* Herrlichkeit des Mcnschensohncs versenkte, daher auch in der Tiefe des Herzens Christo am nächsten stand und der Jünger wurde, welchem der Herr seine individuelle Liebe zuwandte (Joh. 13, 23 ff.). Mit dieser Innigkeit seines Naturells lassen sich die Charakterzüge, welche die anderen Evangelisten von ihm über- liefern, unschwer vereinigen. Markus berichtet 3, 17: Jesus habe den Söhnen des Zebedäus, Jakobus und Johannes, den Namen BoavTjp-jfs; d. i. ülol ßpovT^? Donnerssöhne, beigelegt. Wann und bei welcher Ver- anlassung dies geschehen , ist nicht erwähnt. Warscheinlich damals, als sie auf die Bewohner eines samaritanischen Fleckens, welche Jesu auf seiner Wanderung nach Jerusalem keine Herberge gewährten , Feuer vom Himmel herabrufen weiten, wie Elias gethan habe, und Jesus sie mit dem Worte: Ihr wisset nicht, weB Geistes Rinder ihr seid, zurecht- wies (Luk. 9, 54f.). Wenn nun dieses Wort auch einen leisen Tadel fleischlichen Feuereifers enthält, so floß dieser Eifer doch aus inniger Liebe zu Christo. Diese Liebe trieb Johannes auch, einem, der in Jesu Namen Dämonen austrieb, ohne ihm nachzufolgen, jenes Thun zu wehren, weil er es als Untreue gegen Jesu Person ansah (Mrk. 9, 38 f Luk. 9, 49 f.). Und auch, als die Mutter der beiden Brüder für ihre Söhne Ehrenplätze zur Rechten und Linken Jesu im Reiche Gottes erbat, lag jener Bitte nicht , hochfliegender Ehrgeiz' zu Grunde, son- dern nur unverständiges Verlangen, ihren Söhnen die Seligkeit der un- mittelbaren Gemeinschaft mit Christo zuzuwenden, und wenn dabei Jo- hannes und Jakobus die Schwierigkeit der Nachfolge Jesu im Leiden unterschätzend sich wol zutrauten, den Kelch zu trinken, der Jesu be- schieden sei (Mtth. 20, 20 ff.), so war es doch nur innige persönliche Liebe zu Christo, von der sie sich dabei leiten ließen und die beide Jünger später auch durch die That bewährt haben. LebensunifitäDde des Ap. Johannes. 3 Nach der Himmelfahrt des Herrn trat Johannes gemeinsam mit Petras io Jerusalem furchtlos als Zeuge von der Auferstehung des Ilerra auf (Act 3 n. 4) und wurde dann mit demselben von den Apo- steln nach Samarien gesandt, um die dort durch Philippus zu Christo Bekehrten durch Gebet und Handaufiegung im Glauben zu befestigen (Act 8, 14 ff). — Als Paulus drei Jahre nach seiner Bekehrung nach Jerusalem kam, traf er dort nur Petrus und Jakobus den Bruder des Herrn (Gal. 1, 18 f.), aber gegen 10 Jahre später neben diesen auch den Johannes, und zwar mit beiden zu den Säulen der Gemeinde ge- zahlt (Gal 2, 2 ff. Act. 15). Wie lange Johannes hernach dort noch blieb, läßt sich nicht bestimmen. Als Paulus um das J. 60 zum lezten Male nach Jerusalem kam, wird er nicht erwähnt, woraus jedoch nicht ZQ schUefien, daß er damals schon Jerusalem ganz verlassen hatte. Dies geschah warscheinlich erst vor dem Ausbruche des jüdischen Kriegs, als die dortige Christengemeinde nach PcUa flüchtete. Wohin er sich von Jerusalem und Judäa zunächst begab, darüber fehlen auch nähere Nachrichten. Die kirchliche Ueberlieferung seit der Mitte des zweiten Jahrh. nent nur, und zwar einstimmig, Kleinasien, namentlich EphesQs als die Stätte seiner späteren Wirksamkeit und seines Todes. Der ans Kleinasien nach Gallien gekommene Irenaetis, der dort bereits während der großen Gbristenverfolgung ab Presbyter thätig war und im J. 178 zum Bischof von Lugdnnum und Vienna erwählt wurde und im J. 202 den Märtyrertod starb, erwähnt nicht nur in seiner Schrift wider die Häretiker mehrfach der apostolischen Wirksamkeit des Jo- hannes in £phesus bis in die Zeiten Trajans^, sondern erinnert auch in einem Briefe an Fiorinus diesen seinen Jugendfreund, der gnostische Irrlehren angenommen hatte, daß dies nicht die Lehre sei, welche uns von den Aeitesten vor uns, die nach den Aposteln gelebt haben, über- liefert worden ist; ,denn ich habe dich, da ich noch ein Knabe war jai^ 2x1 o>v) im unteren Asien bei Polykarp gesehen .... und ich könte dir noch den Platz zeigen, wo er saß, wenn er lehrte und von seinem Umgange mit Johannes und mit den übrigen, welche den Herrn gesehen hatten, erzählte u. s. w.' (Euseb, h. ecci. V, 20, 2 — 4), und be- richtet in einem an den Bischof Victor von Rom aus Anlaß des Pascha- streites gerichteten Briefe, daß der Bischof Aniket den seligen Poly- karp bei einem Besuche desselben zu Rom um 160 die Feier des Pascha am 14. Nisan nicht ausreden konte, weil Polykarp diesen Tag immer mit Johannes dem Jünger unsers Herrn und den andern 1)8. Irenaeus adv, haer, III, 3, 4 (vgl. Euseh. h, eccL III, 23): dkXa xol ^ iv 'Eftiam boLkrpia üico naoXou |isv Ts&s|isXt(uuLSvy), ^Icuawou hk xapa|istvav- 'o; ffixoiQ Jts^pi xÄv Tpaiezvou ypöwov, wdpvj^ ahnbif:^ sori rSJc twv aicoaxo- W^ 7apaUosiu(;. /r. /. c. ///, /, i (bei Euseh, V, a, 4): licsita 'ItoawTjc o |ia- ^rf.; too Kuptou, 6 xal iici x6 or^&oc auxoD dvansawv xai auxo^ i^eBcoxs xo ^tvfi -fap auToiQ |i-67pt x&v Tpaiavou ypovfov. Quiäam auiem eorum non tölum Joannem sed tt alios aposlolos viäerunt. 1* 4 Einleitung. §. 1. Aposteln, mit welchen er zosammenlebte, gefeiert habe {Euseh. h, eccL V, 24, J6), Auch PoiykrcUes, Bischof von Ephesns, der sieben seiner Verwandten nent, die vor ihm das Bischobamt dieser Gemeinde be- kleidet hatten, zählt unter den großen Sternen (xqi (iSYaXa oTot^ecA), die einst die Kirche in Asien geziert haben, Johannes auf, der an der Brust des Herrn geruht, und der ein Priester ward, welcher das Stim- blech trug, und ein Zeuge und Lehrer: , dieser ist in Ephesus ent- schlafen' (Euseb. h. eccl III, 31. V, 24)A Unter dem Tyrannen Domitian wurde , Johannes, der Apostel und Evangelist, der noch am Leben war% wegen seines Zeugnisses für das ^göttliche Wort auf die Insel Patmos verbannt, wie Euseb, {h. eccl. {IJ,I8) nach der Ueberlieferung (xaxixsi ^o'^oc)) und auch Clemens v. Alex. (Quis dives sah). §. 42 u. bei Euseb, III, 23) und Origenes Cad Matth. 20, 22) als Ueberlieferung berichten. Von seiner Verban- nung kehrte er nach Euseb, h. eccl. III, 20 unter Nerva, der allen von Domitian ungerecht Verbannten dieRükkehr gestattete, nach Ephesns zurück (6 im icap' iQ|jbtv ap^aCcov icapaSlScüot Xo^oc) und regierte nach seiner Rükkehr die Kirche Asiens bis in die Tage Trsgans, wofür Euseb, (III, 23) auf Irenaeus (die schon angef. St. adv, haer. III, 3, 4) und Clemens v. Alex, verweist und aus dessen Schrift: Quis dives sah), %,42 die schöne Erzählung von dem durch Johannes bekehrten, dann zum Räuberhauptmann gewordenen und durch die aufopfernde Liebe des Johannes wiedergewonnenen Jünglinge mitteilt (vgl. die Legende in Berder's Werken zur schön. Literat. 1827. VI S. 31). Femer er- zählt Euseb. h. eccl. III, 28 die Ueberlieferung von einem Zusammen- treffen des Johannes mit Kerinth im Bade zu Ephesus, wo Johannes sofort das Bad verließ und seinen Begleitern zurief: ,laBt uns fliehen, damit nicht das Badehaus, in welchem Kerinth der Feind der Warheit ist, zusammenstürze^ welche Irenäus {adv.haer.III, 3, 4) von Polykarp vernommen habe. Von dem hochbetagten Greise endlich hat Hieron, (in epist. ad GaL 6, 10) den schönen Zug aufbewahrt, daß er, als er vor Altersschwäche nicht mehr gehen konte, sich in die Gemeindever- sammlungen habe tragen lassen und da immer das eine Wort: filioli, diligiie alier uirum, den Versammelten zugerufen habe. — Seinen Tod setzen die Kchvv. in die Zeiten Trsgans (reg. von 98 — 117); s. Ire:n, ad. haer. II, 39 III, 3 u. Euseb, h, eccl, III, 23 u. im Chronic, zum 3. Jahre Trsgans. So lange muß er auch gelebt und ein fast hundert- jähriges Alter erreicht haben '^, da Polykarp, der nachdem er dem 1) Mit dem Ausdrucke: Upeüc xo xexaXov (d. i. das goldene Stimblech des alttestamentl. Hohenpriesters Exod. 28, 32 (36). 29, 6. 39, 30. Lev. 8, 9) irscpopT^xo);, bezeichnet er bildlich den Johannes als den Junger, welcher ge- würdigt war, in das himmlische Allerheiligste einzugehen und den Thron Gottes zu schauen, das Heilig! der Cherubim zu hören, Apok. 4, 1. 2. 3. 8. Vgl. Steitz in Berzog'a BealencykL XII, 32 u. Hengstenberg, Offenb. Johannis II, 2 S. 125 ff. 2) Sein Alter wird verschieden angegeben. Hieron. adv. Jovin. 1, 26 u. de vins ilhistr, 9 sagt, JoL sei 68 Jahre post passionem Domini gestorben, d. L etwa 100 J. n. Chr. Das Chromeon paschale ed. Bonn, bemerkt p. 470: Lebensiimstande des Ap. Johannes. 5 Herrn 86 Jahre gedient hatte, ums J. 170 oder nach neueren For- schimgen (Waddington, Lipsius, Hilgf.) um 155 oder 156 den Mär- tyrertod starb, und Päpias, der Ixaipoc Polykarps, als seine Hörer oder Scbfller genant werden. Diese Nachrichten Aber das Leben und Wirken des Apostels be- ruhen auf dsr einstimmigen Ueberliefemng der ältesten Kirche des Morgen- und Abendlandes und lassen sich in der Hauptsache auf das Zeugnis unmittelbarer Schüler desselben zurückfuhren. Sie bilden den geschichtlichen Grundstock, an welchen später sagenhafte Züge angesezt wurden, wie die Sagen, daß er vor seiner Verbannung nach Patmos in Rom schadlos den Giftbecher getrunken habe {Acta Johannis bei Tischend. Acta apocr, p, 266 ff,) ^ daß er in siedendes Oel getaucht worden und ohne Schaden zu leiden, purior et vegetior daraus hervor- gegangen sei (bei TertuU. praescr, haer, 36. Hieron. adv, Jovin, 1, 26, der sie im Comm. zu Matth. aus c. 20, 23 zu begründen sucht), und der Glaobe, der sich aus der Job. 21,23 erwähnten Sage, daß er nicht sterben werde, nach seinem Tode gebildet hat, daß er im Grabe nur schlafe und sein Athem noch die Erde des Grabes bewege {Augustin. in ev. Joann, tract. 124). Dagegen hat die moderne Evangelienkritik nicht nur die Verbannung des Apostels aaf Patmos in Zweifel gezogen, sondern sogar die gesamte Ueberliefemng über seinen Aufenthalt und sein Wirken in Klein asien als onbegründet aus der Geschichte zu streichen versucht. Um nämlich den apostolischen Ursprung der Apokalypse mit Erfolg be- streiten zu können, haben nach Bleek's Vorgange Lücke, Ewald n.Y.A.^ gegen die ueberliefemng, daß Johannes vom Kaiser Domitian nach Patmos Terbannt worden sei, teils das Stillschweigen des Hegesippus darüber, teils die schwankenden und unsicheren Angaben der Alten über die näheren Umstände derselben geltend gemacht, und die Entstehung dieser Sage aus irriger Deutung der Stelle Apok 1,9 herleiten wollen (vgl Bl. u. Lücke a. a. 0.). Allein der erste Einwand wird auf den aller Logik spottenden Schluß gegründet: Weil Euseh. in seinem Berichte über die Diokletianische Chrifitenverfolgung, hi$L eccl III, 17—20, sich nur für die Geschichte von den Enkeln des Judas, des «BeX^oc tou Küpi'ou, welche Domitian als Nach- kommen Christi vor sich fordern ließ , aber als arme und ungefährliche Leute wieder frei ließ, auf Hegesippus als Quelle bemft, dagegen für die Ver- Joh. habe nach der Himmelfahrt Christi noch 72 Jahre gelebt imd: er sei im 7. Jahre der Begiemng Trajans gestorben, 100 J. und 7 Mon. alt. Andere noch anders. 1) Bleek in d. theol. Ztschr. von Schleierm. , de W. u. Lücke 11 (1820) S. 240 ff., Beitrr. zur Evang.-Eritik S. 182 ff. u. Einl. in d. N. Test. 8. A. S. 170 f. u. 728 f.; Lücke Einl. in die Offbr. Job. 2. A. S. 513. 804 ff.; Ewald, Comment. in Apocal. 1828 u. die Johanneischen Schriften Übers, u. erkl. II «Apokalypse 1862), vgl. Jahrb. f. bibl. WissenscL V, 179 ff. VIU, lOOff.; Credner Einl. L N. T. 1, 217; de W. . Neander, Reuss, Düsterdieck zur Anokal. io Meyer's Comm. z. N. T. XYI S. 93 d. 2. A. ; Mever u. B. Weiss Comm. z. Ev. Joh. Einl. §. 1 , und Wieseler, Zur G^chicnte der neutestamentL Schrift. Leipz.1880. S. 123. 6 Einleitang. §. 1. bannimg des Apostels in III, 18 nur auf Irenäus u. III, 23 Doch auf Clemens T. Alex., and für andere Thatsachen aus jener Verfolgungszeit auf heidnische Schriftsteller verweist, so habe Hegesippus über die Verbannung des Apostels geschwiegen oder von derselben nichts gewußt. Zum £rweise des Schwan- kens und der Unsicherheit der üeberlieferung wird angeführt, daß Clem. y. Alex. u. Origenes den Namen des Tyrannen oder des 'Ptu^otimv ßaoiXeüq, welcher Johannes verbannte, nicht nennen, wie Irenäus, Enseb., Hieron u. Spätere thun, daß Tertull. (de praescr. haer. 36 J ein anderes Martyrium er- wähne und Epiphan, haeres, LI c,12 xu 33 die Verbannung und Znrückbe- rufung des Johannes schon unter Claudius (41—54) setze. Aber Cicm. u. Orig. verweisen beide für das Factum auf die Üeberlieferung, welche Clem, |iu&ov QU {Lu&ov, dWä ovxa Xdjov Tcspl ^Icudwou toO dicoaxöXou rapa^soofxsvov xal v^v-^^iQ rs'fuXaY^svov (Quis div, sah, c. 42 J nent, und halten die Nennung des Namens nicht für nötig, weil er allbekant war (nicht aber, weil sie ihn nicht wußten). Tertull, aber spricht in praescr. haer. 36: ubi apostolus Jo- annes, postea quam in oleum igneum demersus nihil passus est, in insulam relegatur, zwar von einem zwiefachen Martyrium des Johannes, deutet aber in den Worten: in insulam relegatur die Verbannung auf Patmos an und fügt nur noch das Oelmartyrium hinzu, welches, wie Hieron. adv. Jovin. I, 26 unter Berufung auf Tertullian angibt, Johannes unter Nero erduldet haben soll, das aber nichts weiter als eine aus MattL 20, 23 geflossene unge- schichtliche Ausschmückung der älteren Üeberlieferung ist Nur Epiphan. widerspricht der alten von Irenäus überlieferten Tradition, indem er /. c. c. 12 sagt, der heil. Geist habe den Johannes gedrängt, in seinem Greisenalter, nach 90 Jahren seines Lebens, {isxa ttjv auiou dico ifjc Jldx^o'j iicdvooov t7;v iiciKXau^iou Ysvo^Evr^v Kaisapo; ein Evangelium zu schreiben, und in c. 33 das Exil auf Patmos und die apokalyptische Prophetie ("Iwdwo'j zpo^r^xsu- oavTöc) daselbst iv ypovoi; KXayoioü Kabapo; (reg. von 41—54) sezt Der Widerspruch betrift aber nur die chronologische Bestimmung des Patmos'- schen Exils, die handgreiflich falsch ist Denn da Claudius nur 11 Jahre nach Jesu messianischem Auftreten Kaiser wurde, so würde Johannes, falls er über 90 J. alt unter Claudius, etwa ums J. 50 von Patmos zurückge- kommen wäre, bei seiner Berufung zum Apostel schon ein Greis von 7u Jahren gewesen sein. Aus dieser so offenbar irrigen chronologischen Be- stimmung läßt sich nicht mit Lücke a. a. 0. S. 807 schliefen, daß zur Zeit des Epiphanius die Tradition des Irenäus über das ExU des Johannes nicht unbedingt feststand. Die Behauptung endlich, daß die Sage von dem Exile des Johannes auf Patmos nur aus Apok. 1,9 entstanden sei, steht mit der Thatsache, daß Irenäus, Clemens v. AI. und Origenes in den S. 4 angeff Stellen das Exil auf Grund der üeberlieferung bezeugen, in Widerspruch, und hat auch daran keine Stütze, daß Orig. nach Erwähnung desselben mit der Bemerkung (u; r] rapd^oai; oiBdsxci hinzufügt, daß Johannes selbst dies in der ApokaL lelue: ^lodoxEi 02 xd X£pi Xüü ^apxupiou saüxoD 'I(»)dvv7j^ .... «pdaxwv ev xiq QL7iot.akii^i\ xauxa* ijw 'Icudwrjc cet (Apokal. 1, 9). Vielmehr würde auch diese Angabe schon hinreichen, das Exil als Thatsache zu constatiren, da die Worte: „Irh Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal und dem Reiche Lebensninstände des Ap. Johannes. 7 und der Geduld Jesu war auf der Insel, die Patmos heiCet, um des Wortes (jottes und um des Zeugnisses Jesu willen", deutlich lehren, daß Johannes ab yj|xotvci)voc iv -qjj W)d'lzi sich auf Patmos befand, und die von Bieek, Lücke, de W. n. A. versuchte Deutung, daG Johannes nach Patmos gegangen fei, um die Offenbarung daselbst zu empfangen, ausschlieCen, die nur er- soDnen ist, um der aus der Annahme, daß die Apokalypse nicht von dem Apostel, sondern von einem Presbyter Johannes herrühre, sich ergebenden CoDsequenz zu entrinnen , daß nicht nur der Apostel Johannes, sondern auch der zum Verfasser der Apokalypse erkorene papianischc Presbyter Johannes TOD Ephesns nach Patmos verbannt worden wäre. Eine Consequenz, die Hieseler a. a. 0. in der That nicht gescheut hat. — Mit solchen Gründen läßt flieh das Exil des Apostels auf Patmos nicht aus der Geschichte streichen. Nicht triftiger sind die Gründe, mit welchen der ephesinische Aufent- halt des Apostels bestritten worden. Nachdem schon der Dekan Vogel in Waiuiedel in der anonymen Schrift: Der Evangelist Johannes und seine Ausleger vor dem jüngsten Gericht 18o] , denselben geleugnet, und auch Reuterdahl . de fontibus historiae Eusehianae. Lund. 1S2Q einzelne Stücke der üeberlieferoDg in Zweifel gezogen hatte, unternahm es der aus dem Dienst der Kirche ausgetretene Pfarrer E. C, J. Lützeibeiger (Die kirchliche Tra- dition über den Ap Johannes und seine Schriften in ihrer Grundlosigkeit nachgewiesen. Lpz. 1840), darzuthun, ,daß das Leben des Apostels in Klein- aaien und Ephesus nicht nur höchst unwarscheinlich, sondern rein unmög- lich sei, und daß er folglich auch weder die Offenbarang noch ein Evan- geiiom noch einen Brief geschrieben haben k5nne , vielmehr anzunehmen sei, daß die ganze Tradition blos ans den unter seinem Namen bekant gewor- denen Schriften geschöpft sein und auf einer Verwechslung mit einer anderen PoBon bouhen müsse.' Dies soll sich daraus ergeben , da'.^ die Glaubwürdig- keit der Ueberlieferung von dem Leben des Apostels und seiner Schriften sieh hauptsächlich auf die Aussage des Ircnaeus stütze, des einzigen Echv.s, der sich einer persönlichen Bekantschaft mit Männern rühmt, welche noch mit dem Apostel Johannes und anderen Aposteln umgegangen sein sollen (S. 42\ Irenäus aber wisse sich eines Gebrauchs der Johanneischen Schrif- ten bei Polykarp aus seiner Jugend nicht zu erinnern und bringe auch für die Anerkennung des Evangeliums keine Beweise aus dem Munde desselben bei. Außerdem sei die Ueberlieferung über die Person des Apostels höchst arm und widersprechend, teils offenbar falsch, und niemand wisse etwas ganz Bestimmtes und Zuverlässiges zu geben; jedermann stütze sich auf die Sage (S. 19S)J — Diese Aufstellungen wurden, obgleich Weisse in den Berliner \) Die Beweise für diese Behauptungen sind S. 197 f. so zusammenge- faCt: Die Schilderung von dem Charakter des Jobannes, welche uns Paulus in der Zeit von 55-57 macht, verträgt sich nicht mit dem Verf. des Evan- geliums und des Briefs, und die Aeußerung GaL 2,6: oxoTot irots f^aav läßt ischliefien, daß Johannes zu jener Zeit schon gestorben war. Der Verf. der Apostelgeschichte u. des 3. Evang., der nach dem J. 70 schrieb, zeigt keine Dahere Bekantschaft mit Johannes und benuzt dessen Ueberlieferung nicht; Pamabas und Hermas kennen keine johanneischen Schriften, Clemens von 8 Einleitung. §. 1. Jahrbb. f. wissensch. Kritik 1840. Bd. 2 Nr. 21—23 und der Becensent der Halie'schen Allg. L. Z. 1840 Nr. 134 ff. sich für dieselben erklärten, doch nicht nur von Wilib. Grimm in Ersch u. Gruber's Encyclop. 2. Sect. Bd. 22 S.8 ff. (Johannes der Apostel) u. S.217 ff. (Johannes der Presbyter) eingehend widerlegt, sondern in den Hauptpunkten auch von Schtvegler (Theol. Jahrbb. 1842 S. 293 ff.) zurückgewiesen, welcher geltend machte, daß die Tradition Ton dem Apostel auf das Bewußtsein der ganzen kleinasiatischen Kirche sich gründe, und die Historicität des apokryphischen Presbyters, auf den Lützelb. als die Veranlassung der Sage recurrire, unendlich zweifelhafter sei als die- jenige des Apostels. Zwar verwarf auch Schtvegler die Echtheit des 4. Evan- geliums, aber der ephesinische Aufenthalt des Apostels Johannes galt ihm wie seinem Lehrer Baur und der Tübinger Schule für so unfragUch, daß sie die Apokalypse als Werk des Apostels in Ephesus zum Fundamente ihrer ganzen Construction der ältesten Eirchengeschichte und ihrer Bestreitung des apostolischen ürspnmgs des vierten Evangeliums machten. Den ephe- sinischen Aufenthalt des Apostels hat erst Th. Keim (Gesch. Jesu von Nazara. 1, 161 ff.) im J. 1867 von neuem mit ähnlichen Gründen wie Lützelb. nicht blos in Frage gestelt, sondern ,mit dem vollen Pathos der Siegesgewißheit' geleugnet. Denn — so lautet der Beweis — bis zu Ende des 2. Jahrh. sucht man den Apostel Johannes vergeblich in S^leinasien. Das N. Testament bis zu den spätesten Ausläufern, im voraus die Apostelgeschichte, schweigt gänz- lich; es schweigen noch lange über die Mitte des 2. Jahrh. die Ignatius- briefe, Polykarp im Philipperbriefe und die smymäische Leidensgeschichte unter Mark Aurel von einem Apostel Johannes. Zu den Schweigenden komt ein Redender. Der Bischof Papias von Hierapolis in Phrygien, nahe bei Ephesus, der Altersgenosse und Freund Polykarps von Smyma, geb. um 80 — 90 n. Chr., blühend neben Polykarp seit Trajan und nach der alexandrin. Chronik Märtyrer um das J. 161—163 n. Chr., ein Mann des Altertums — ein leidenschaftlicher Sammler ältester Tradition, hat nach seiner eigenen Aussage einen Apostel Johannes in Kleinasien weder personlich gekant noch auch vorausgesezt, dagegen ist er „einst" in seiner früheren Zeit thatsäch- lich mit einem Aristion und mit einem Presbyter Johannes, Schülern des Herrn und Zeugen der alten Dinge, in Verbindung gestanden. Diese Mit- teilung zeigt, daß es in Kleinasien einen Apostel Johannes nicht gegeben hat, Rom in seinem Briefe an die Korinther um 96 vergißt ganz des Apostels, TgnaUus und Polykarp in ihren Briefen um 116 gedenken des Apostels nicht und machen von seinen Schriften keinen Gebrauch; Papias von 140 — 160 gab in seinen Büchern vom Apostel nichts an, weil Eusebius daraus nichts entnehmen kann; Vaientinus und Marcton von 140-160 zeigen keine Kentnis der johanneischen Schriften; Justin von 150—160 kennt zwar die Offenba- rung unter Johannes Namen, gibt aber über dessen Person nichts näheres an und kann unmöglich das Evangelium besessen haben; Hegesippus, der Kleinasiat von 160 — 180 erzählt in seiner Kirchen^chichte nichts von Jo- hannes und seinem Aufenthalte in Kleinasien, weil sonst Eusebius es aus- gezogen haben würde. — Hiezu komt die wiederholte Behauptung S. 43 u. 148, daß die gnostischen und doketischen Secten in Ephesus nnd Klein- asien nicht hä^n soviel Beifall und Anhang finden können, wenn dort der Ap. Johannes gelebt und gewirkt hätte oder sein Evangelium als aposto- lische Schrift m Gebrauch gewesen wäre. Lebensnimrtande des Ap. Johannes. 9 iber äe lUt auch erwarten, daß man in späterer Zeit, in Eleinasien so gnt wie inXorinth nnd Bom begierig nach dem Besitz von Aposteln, yon Trä- gem der reinen Ueberlieferung gegen die Gnosis, den so sichtlich Klein- asioi zufallenden Johannes „den Alten" oder „den Presbyter", der bis zu den Aposteln, ja bis zum Herrn hinauf und bis ins zweite Jahrh. hinabreichte, mit dem Apostel Johannes verwechselt habe. — ,ünter dem Zusammenwirken Ton Hisyerständnissen und Zeitbedürfnissen hat zuerst Irenäus, ein gebo- rener Xleinasiate, Johannes den Apostel Eleinasiens seit etwa 190 n. Chr. prodamirtS indem er das was er im Knabenalter aus dem Munde Polykarps ond so Tieler AJten, welche wie jene in Verbindung mit Johannes gestanden, Tcniommen hatte, in verhängnisvoller Täuschung auf den Apostel Johannes fibatnig. Diese Entdeckung wurde von JVittichen (der geschichtl. Charakter des Ev. Johannes u. s. w. Elberf. 1868. S. 107 ff.), Boltzmann (Johannes der Pres- byter, in Schenkels Bibellex. III, 352 ff. u. Kritik der Epheser- und Eolosser- hriefe. Lpz. 1872. S. 314 ff.). Ziegler (Irenäus Bischof v. Lyon. Berl. 1871) beifällig aufgenommen und von Schotten (der Ap. Johannes in Eleinasien. Uebenezt v. Spiegel, Berl. 1872) durch ein umständliches Zeugenverhör fester zu b^Tfinden versucht. Dagegen haben aber sofort Ewald (Götting. gel. Anz. 1867. St 41), Hilgenf, (Ztschr. f. w. TheoL 1868. S. 239 ff.), Weizsäcker (Jahrbb. f. D. Theöl. XIII S. 517) in Becensionen von Xeim's Buche Wider- ipruch erhoben, sodann Steitz in einer umfänglichen Abhandlung (in d. TheoL Studien u. Krit. 1868 S. 487 ff.) und selbst Krenkel in: Der Apostel Johannes. Berl. 1871, und gegen Schölten nochmals Hilgenf, (Petrus in Bom 0. Johannes in Eleinasien a. a. 0. 1872 S. 349 f. 372 ff. und ,Noch einmal Johannes in Eleinasien' 1873 S. 102 f. und in der Histor. krit. Einl. in d. N. Test. 1875 S. 395 ff.), femer Zeuschner (Der Evangelist u. seine neuesten Widersacher. Halle 1873), Zuthardt (Der johanneische Ursprung des vierten firang. Ldpz. 1874 S. 93 ff.) und auch Mangold zu Bleek'B Einleit. L N. Test S. 167 ff. die kirchliche Ueberlieferung verteidigt und nachgewiesen, daD nicht nur Irenäus nicht den Presbyter Johannes mit dem Apostel verwechselt habe, sondern daG auch fBr den ephesinischen Aufenthalt des Ap. Johannes rieh von Irenäus unabhängige Zeugnisse in Eleinasien, wie in Bom und bei Clemens v. Alex, finden. Diesen Nachweis suchte zwar Keim (in der dritten Bearbeitung der Geschichte Jesu. 2. Aufl. 1875 S.41f. u. S. 378 ff.) teils doTch kleinliche Bemängelung einzelner Argumente der Apologeten abzu- schwächen, teils durch den aus der dreibändigen Gesch. Jesu v.Naz. (III S.44) wiederholten Hinweis auf Matth. 20, 23 u. Apok. 18, 20. 21, 14 und durch nachdrückliche Betonung der Notiz des Georgias Hamariolos, eines Chronisten des 9. Jalirh. , daß nach Papias der Apostel Johannes mit seinem Bruder Jakobus von den Juden getödtet worden sei, als eines sicheren Berichtes ond einer unmisverständlichen Quelle daftir, daß kein einziger Apostel die Zeiten Trajans überlebt habe und derjenige Herrenschüler Johannes, der bis zn Trajan gelebt haben soll, kein Apostel war, zu widerlegen. Aber die Schwäche dieser ,mit Eritik sich verwechselnden Rhetorik' hat alsbald \i'ilUh,Beyschlag (in dem Vorworte zu dem erweiterten Separatabdrucke seiner Abhandlung: Zur Johanneischen Frage. Gotha 187G S. IX ff. aufgedekt; und 10 Einleittmg. §. 1. aneh Godet ( in der 2. Ansg. des Comm. zum Ev. Joh. 1878. I S. 25 ff.) mid B. Weiss (in der Umarbeitung des Meyer'schen Conunent. S. 3 ff.) haben die Zeugnisse nnd Thatsachen , welche das ephesinische Wirken des Apostels Jo- hannes unwiderleglich darthun, aufrecht gehalten. Ueberblicken wir die Argumente, mit welchen Keim und seine Nach- folger die ephesinische Wirksamkeit des Apostels Johannes ans den Blättern der Geschichte zu tilgen versucht haben, so zeigt schon der Umstand, daG Keim sich genötigt gesehen hat, den Tod aller Apostel aus Mtth. 20, 23 und aus der Apokal^'pse zu beweisen, auf wie grundlosem Boden diese Hypo- these aufgeführt ist. Enthält denn das Wort, welches Jesus ^tth. 20, 23 xu den Söhnen des Zebedäus sprach: den Kelch meiner Leiden werdet ihr wol trinken, irgend eine Andeutung darüber, daß Johannes und Jakobus um das Jahr 70 n. Chr. schon gestorben waren, selbst wenn man Keim's Misdeutung (III, S. 44), daß Jesus dabei an eine Teilnahme der Donnerssöhne an seinem Jerusalemischen Leiden geglaubt hatte, zu Hilfe nehmen wolte? Oder liegen etwa in der apokalyptischen Schilderung des Jubels über den Sturz der Hure Babylon: „Freue dich über sie, Himmel und ihr Heiligen und ihr Apostel und ihr Propheten*' (18, 20), oder in dem visionären Bilde des himmlischen Jerusalems, auf dessen zwölf Gründen die Namen der 12 Apostel standen (21, 14), Zeugnisse dafür, dalj zur Zeit der Abfassung der Apokalypse kein Apostel mehr am Leben war? Die als sicherer Bericht gepriesene Notiz des Georgios Hamartolos aber, daß Papias im 2. B. seiner xu|3iaxmv Xo^uuv sage: Johannes, der von dem nach Domitian zur Regierung gelangten Nerva von der Insel entlassen worden, um in Ephesus zu wohnen, und der damals von den 12 Jüngern allein noch am Leben war, sei von den Juden getödtet worden und so habe er mit seinem Bruder die Vorhersagung Christi über beide Mtth. 20, 22 f. erfült, ^ diese Notiz ist nichts weiter als eine aus Mtth. /. c, gefolgerte Sage, die sich schon dadurch als ungeschichtlich kundgibt, daß die Tödtung nach Ephesus verlegt und Papias als Augenzeuge derselben genant ist, die also Georgios wol nur bei flüchtiger Einsicht aus Papias herausgelesen haben kann. Um diese Notiz zu einem Zeugnisse zu stempeln, «welches den ephesinischen Illusionen ein Ende macht', haben Keim, u. Uoltzm, die Tödtung von den Juden zu Ephesus nach dem Tode Domitians unter Nerva in eine Tödtung in Judäa und vor der Zerstörung Jerusalems ver- wandelt. Eine Bestätigung jener Notiz des Hamartolos suchte zwar Keim (3. Bearb. S. 42 f.) darin, daß der Valentinianer Uerakleon bei Clem, Alex. Siwm, l V, 9, 7li als Apostel ohne Martyrium nur Matthäus , Philippus und 1) Die von KoUe (Tübing. theol. Quartalschr. 1862. Ill S.465 f.) aus der ungedrukten Chronik des Georgios angef. Stelle lautet nach dem Cod. Cois- lin.: McTG 0£ AojisTiavov ißaatXsuos ^i«pouac sto; iva, o^ dvaxe)waad|i6voQ (?) M(i)dw7]v 6X Tfj; vTj3oy dT:iKfjozv oi^xetv ev 'E^ssw. jiovo^ tots icspiuiv xco ßiu) proiv xal TT,v sautoiy o^ioXoYtav z^A toütoü xa\ aüjxa-ctfrsaiv. worauf die »teile Matth. 20, 22 f. angefahrt ist. In anderen Hdschr. fehlt der ganze Passus von iiovo; tote rspioiv an. LebensnmBtaiLde des Ap« Johannes. 11 Thomaa a&znflUiren wisse; aber dagegen hatte schon Grimm (in Bilgf/a Ztschr. 1874. S. 121 f.) nachgewiesen, daß dieses Zeugnis auf purer Flüchtig- keit bonhe, da Clemens nicht von einem Martyriom (Martyrertode) sondern nur vom Bekentnis {rj^oko-^ia $ia Tfji; (fojvfj^) vor der Obrigkeit redet und außer Matth., Philipp, und Thomas noch AeJlc xat QtXX.ot icoXXoi anführt. * Ganz unbeweisend ist aber das von Keim n. SchoUen geltend gemachte Schweigen sowol des K. Testaments als der Eirchenschriftsteller bis zur Mitte des 2. Jahrh. über den Apostel Johannes zu Ephesus. — Der Verfasser der Apostelgeschichte berichtet in der zweiten Hälfte seines Werkes von c 13 an nur Über die Ausbreitung des Evangeliums von Antiochien in Syrien ans ober Kleinasien und Europa durch das Wirken des Apostels Paulus und sehließt mit der Gefangenschaft desselben in Born. Bis zu dieser Zeit war Johannes noch nicht nach Ephesus gekommen. Daher konte er bei dem leztea Besuche des Ap. Paulus zu Milet, wohin derselbe die Aeltesten von Ephesus beschieden hatte (c. 20, 17 ff.», auch nicht von Johannes berichten. Aus demselben Grunde konte Paulus in den Briefen, die er aus seiner Ge- fimgenschaft in Born an die Epheser und Kolosser schrieb^ nicht von Johannes reden. Selten aber auch diese Briefe, wie Uoüzmann in s. S. 9 erwähnten Schrift über dieselben zu beweisen versucht hat, erst im J. 100 verfaßt sein, so kann man doch nicht verlangen, daß der Anonymus, der sie im Namen des Apostels schrieb, sich durch Erwähnung des Johannes hätte als Falsarius rerrathen sollen. — Eben so erklärlich ist das Schweigen der /|^a/ttt#-Briefe, welches auch BUek u. Grimm befremdlich fanden. Abgesehen von der noch unentschiedenen Frage über die Echtheit der drei oder der sieben Briefe, und die ürq[>ninglichke]t des kürzeren oder des ausführlicheren Textes derselben, könte bei der vorliegenden Frage nur der Brief an die Epheser in Betracht kommen, wo in c 12, das übrigens im Cureton' f^hesi Texte fehlt. Ignatius die Epheser an den Apostel Paulus erinnert und sagt: ,Ihr seid der Ort der Durchreise (lüofpoooc) derer, die zu Gott aufgenommen worden sind, die Mit- geweihten des Apostels Paulus . . . Möge ich in seinen Fußstapfen erfunden werdend Wie Paulus einst auf seinem Todeswege (Apostgsch. c. 20) bei ihnen vorüberging, so auch er iignatius). Gleich dem Apostel möge er in den FuMapfen dieses Todeswegs zur Seligkeit erfunden werden. In solcher Paral- lele war für die Erwähnung des Johannes kein BATan(Leuschn,, Luth., God.u.A.), Sodann der Brief des Polykarp ist an die Paulinische Gemeinde zu Philippl genchtet. Da war wol eine Erinnerung an die Lehre und das Vorbild des Ap. Paulus in der Ordnung, aber eine Erwähnung des Johannes, der dort 1) Daeegen hat zwar Keim a. a. 0. S. 384 eingewandt, daß das Zeugnis des Herakieon nach dem Contexte des Clemens auf das Zeugnis bis zum Tode ziele, und hinzugefügt: ,Mit Becht hat deswegen auch Credner EinL S. 58 die Stelle vom olntigen Martyrium verstanden.' Aber Credner sagt a.a.O. das Gegenteil: ,fferacleon um 150 bei Clemens Alex, bemerkt, daß Matthäus eines natürlichen Todes gestorben ist (worauf die angeführte Stelle im Original mitgeteilt wird). Diese Angabe gewint dadurch an Ansehen, daß auch Clemens v. Alex. , Tertullian und Origenes nur von drei Märtyrern unter den Aposteln wissen, nämlich von Petrus, Paulus und Jakobus.' — Hiemach möge man die Akribie beurteilen, deren Keim S. 42 Anm. 1 in seinen Beweisen, auch da wo er kurz ist, sich rühmt. 12 Einleitung. §. 1. nie gewirkt hatte, nicht zu erwarten. Noch weniger ist bei dem Berichte der Smyraaiechen Gemeinde über das Martyrium des Polykarp abzusehen, wie hier ein Anlaß oder auch nur eine Gelegenheit zur Erwähnung des Apostels Johannes vorliegen solte, da sich dieser Bericht nicht mit dem früheren Leben des Bischofs, sondern nur mit dem Ende des Märtyrers beschäftigt {Luth.), Zu den Schweigenden hat Schölten S. 32 f. u. 35 noch den Märtyrer JusUnus und den Geschichtschreiber Hegesippus hinzugefügt als solche, die den ephesinischen Aufenthalt des Johannes hätten erwähnen müssen, wenn sie etwas von ihm wußten. Aber besitzen wir denn noch sämtliche Schriften des Justmus, um behaupten zu können, daß er denselben nicht erwähnt habe? Auf die Bemerkung Scholtens aber, daß Irenäus sich hätte auf Justinus berufen müssen, wenn dies der Fall wäre, hat schon Zuth, genügend geant- wortet: ,als ob Irenaeus, der Eleinasiate, der sich auf seine eigene Kentnis berief, das Justinische Zeugnis nötig gehabt hätte!' — Auch von den 5 Büchern uicoiivi^jiata des Hegesippus sind uns nur einzelne dürftige Aus- züge bei Eusebius erhalten, so daß wir nicht wissen und sagen können was alles darin gestanden. Wenn Schölten aus der Aeusserung Hegesipps bei Euseh. h, eccl, III, 32, 7 tl IF, 22, 4, daß bis auf Symeon die Kirche eine reine Jungfrau gewesen und erst dann die Ketzerei offen ihr Haupt erhoben habe, die Folgerung gezogen, daß dadurch die Tradition von dem Gegensatze zwischen Johannes und Kerinth ausgeschlossen werde, so wird diese Folge- rung schon dadurch hinfällig, daß Kerinth außerhalb der Kirche stand, wäh- rend Heges, von der Zeit redet, da die häretische Gnosis in der Kirche offen hervorzutreten begann. Auch schweigen Justinus und Hegesippus in den von ihren Schriften uns erhaltenen Besten nicht ganz von dem Apostel Johannes und seinem Wirken in Kleinasien. Justinus um 150 sagt im dial. c, Tryph. c. 81 : Johannes, einer der Apostel Christi habe in der Apokalypse das tausend- jährige Beich, die Auferstehung der Todten und das Gericht geweißagt. Damit bezeugt er die Wirksamkeit des Johannes in Kleinasien, da die Apo- kalypse anerkantermafien dort entstanden ist. Ja selbst wenn der Verfasser der Apokalypse ein anderer Johannes gewesen wäre, so konte doch die bis auf den Anfang des zweiten Jahrhunderts zurückgehende Tradition von dem apostolischen Ursprung der Apokalypse nur entstehen, wenn der Aufenthalt des Apostels Johannes in Kleinasien eine allbekante Sache war (vgl. Luth, S. 101 f.). Und Hegesippus ums J. 176 erklärt (bei Euseh. III, d2, 6) das Eindringen der gnostischen Häresie in die Kirche zur Zeit Trajans daraus, daß erst damals der heilige Chor der Apostel aus dem Leben geschieden ist (u)^ 6 ispo^ Tmv aicoaxöXo)v ^^poc Btdo; 'Ioxzwtic unterschieden hat. Seine Mittheilungen hat er also in erster Linie von Aposteln, in zweiter von unmittelbaren Schülern des Herrn, die nicht zu den Aposteln gehörten. Ob nur mittelbar von solchen die diesen xpsaßoTspot nachgefolgt oder Begleiter derselben waren, oder auch unmittelbar, wie aus den Worten oaa ^tots izapa tmv ic(9s3ß'jisppi|io% sondern iiadr^xal tou xup toü Apostel und Herrenschüler zu verstehen sind (Luthardt, der Johann, ürspr. S. 108). Nun unterscheidet zwar Papias bei dem von den Nachfolgern der Apostel in Erfahrung Gebrachten das was Andreas und die andern neben Johannes genanten Apostel gesagt haben (slrov) von dem, was Aristion und der Presbyter Johannes, die er Schüler des Herrn nent, sagen (Va^ousiv). Daraus folgt aber nicht, daß bei der Sammlung des Materials für seine Schrift die erstgenanten nicht mehr am Leben waren. Denn der in dem Wechsel des Präter. sksv und des Präs. Xs^ousi angedeutete Unterschied bezieht sich nicht auf die Lebenszeit der Genanten, sondern auf die zwiefache Quelle für seine Mitteilungen. Die Nachfolger der Apostel fragte er, was die Apostel gesagt haben, den Aristion und den Presbyter Johannes fragte er was sie als ^la^T^xat -oD xuptou sagen (d. h. zu sagen wu6ten !. Daher läßt sich aus dieser Unterscheidung nicht der Schluß ziehen, daß Papias den Apostel Johannes nicht selbst noch gehört hatte. In den Worten: ,was ich einst von den Presbytern recht gelernt oder in Erfahrung gebracht habe', deutet er unverkennbar an, daß er in früherer Zeit, also wol in seiner Jugend Apostel gehört und gesprochen hatte. Ob darunter Johannes war, sagt er freilich nicht, leugnet es aber auch nicht. Von Aristion und dem Presbyter Johannes, die Papias als Jünger des Herrn befragte, wissen Lebensumstände des Ap. Johannes. Ih wir nichtB näheres. Von Aristion gar nichts, und von dem Presbyter nur, WM Ensebius aus der zweimaligen Nennung des Johannes in der angeführten Stelle des papianischen Proömiums gefolgert hat, nämlich dal^ Papias aacpu); denselben xpssßütepov nenne, wie dadurch auch die Erzählung deier, welche zwei dieses Namens in Asien nennen ^ als wahr aufgezeigt werde, und da& zwei Gräber in Ephesus seien und jedes derselben des Johannes Grab genant werde, worauf zu achten nötig seL Denn warscheinlich habe der zweite, wenn nicht jemand den ersten wolle {v. jitJ ti; ibiXoi xov x;>öi-:ov), die unter dem Namen des Johannes bekante Apokalypse geschaut. Von diesem zweiten (d. i. dem Presbyter) bekenne Papias die \6yn der Apostel durch deren Nach- folger empfangen zu haben und sage auch, daß er des Presbyters Johannes Zuhörer gewesen sei, und nenne ihn namentlich oftmals als Gewährsmann neiDer Mitteilungen (Euseh. L c). Aus diesen Aussagen erhellt klar, daß Eusehius keine historische Ueberlieferuug über den Presbyter Johannes kante, sondern seine Angaben über ihn nur aus der Erwähnung desselben bei Papias und aus der Vermutung, daß die Apokalypse von ihm sein möchte, geschöpft hai In der Vermutung über die Apokalypse folgt Eusehius dem Bischof Dionysius von Alexandrien (f 265', welcher zuerst die Apo- kalypse dem Apostel Johannes aus inneren Gründen abgesprochen und auf einen anderen Johannes, dessen Aufenthalt in Asien er aus den zwei Johannes - Gräbern zu Ephesus folgerte , * als Verfasser derselben ge- rathen hat Sonst wissen wir von diesem Presbyter nichts. Die aposto- lischen Constitut. VII, 46 machen ihn zwar zum Bischof von Ephesus und Nachfolger des Apostels Johannes. Aber PoJykrates, der traditionskundige ephesinische Bischof nent ihn nicht, und Hieronym, de viris iUustr, c. 9 be- richtet von Zweifeln darüber, ob die beiden auf den Apostel und den Pres- b3'ter Johannes verteilten Gräber in Ephesus nicht beide dem Apostel ge- hören. Nur wenn die Apokalypse, deren Verfasser sich nur 'ItudwY;; 6 ooi>>.o; a'j'oh (d. L Jesu Christi) nent, und der zweite und dritte Johannes- brief, deren Schreiber sich o ^r^ossß'jTcpo; bezeichnet, wirklich von dem Pres- byter, nicht von dem Apostel Johannes verfaßt wären, so wäre damit das Wirken dieses Presbyters in Asien oder Ephesus geschichtlich bezeugt. Da aber die Apokalypse von jeher als Schrift des Apostel^ in der Kirche galt, and die beiden kleinen Johannesbriefe dem ersten so verwandt sind, daß ihr apostolischer Ursprung keinem begründeten Zweifel unterliegt, so be- ruht die Existenz des Presbyters Johannes nur auf den Aussagen des Papias aber ihn, und ist daher nicht blos von Guericke, sondern auch von Zahn (Studien u. Krit. 1866. S. 649 ff.) und Riggenhach (Jahrbb. f. D. TheoL 1868. S 319 ff.) mit beachtenswerthen Gründen in Abrede gestelt worden. Solte aber auch seine Existenz nicht zweifelhaft und selbst die Apokalypse von ihm verfaßt sein, so würde doch, da der Apokalyptiker sich nicht als Apostel bezeichnet, der Umstand, daß die Apokalypse von Anfang an für eine Schrift des Apostels gehalten wurde, nur daraus erklärlich werden, daß der Aufenthalt des Apostels in Kleinasien allgemein bekant war. 1) Seine Worte lauten bei Euseb, ä. eccL VII, 25, Iß: dXXov oi tiv« oluai Tiuv £v ^Aota j£vou.£v(ov, irel xa\ o6o ^aalv ev ^Kf^ioto jsvso&ai ^vi^|iaxa. »al ixdxzpoy ^loudwoo X-efSOÖ-oi, 16 Einleitung. §.2. Endlich aber ist es überhaupt wol denkbar, daß Irenaus durch ein Mis- Verständnis den Presbyter Johannes mit dem Apostel yerwechselt und das, was er in seiner Jugend (xal; Ixi ojv) aus Polykarps Munde über dessen Verkehr mit dem Presbyter Johannes, dem Jünger des Herrn, vemommen hatte, im späten Alter auf den Apostel Johannes bezogen habe, wenn der Apostel gar nicht nach Eleinasien gekommen war und dort nie gewirkt hatte? Auch erinnert ja Irenaus nicht Mos in seinem Briefe an Florinus {Euseb. V, 20) diesen seinen Jugendfreund an das, was er von seinem Lehrer Polykarp Über Johannes vernommen hat, sondern er erklärt auch in einem officieUen Schreiben an den römischen Bischof Victor über die Differenz hinsichtlich der Paschafeier {Eus. V, 24), wie der selige Polykarp Rom unter Aniket besucht habe und Aniket den Polykarp nicht Überreden konte, die Feier des 14. Nisan aufzugeben, da Polykarp mit Johannes und den Jüngern des Herrn und den übrigen Aposteln, mit welchen er verkehrte, die Feier an diesem Tage stets begangen habe. Wäre der Apostel Johannes nicht in Ephesus gewesen, wie hätte sich Irenäns dem römischen BiscHof gegenüber auf Polykarps Umgang mit dem Apostel als Autorität für die asiatische Observanz der Paschafeier berufen dürfen? und wenn sogar das Undenk- bare, daß dem Irenaus sich an die Stelle des obscuren Presbyters der Apostel Johannes geschoben hätte, möglich sein könte, wie soll diese Ver- wechslung auch bei den übrigen Zeugen jener Tradition, bei dem Antimon- tanisten ApoUonius, dem Alexandriner Clemens und dem ephesinischen Bi- schof Polykrates, ja der ganzen kleinasiatischen Kirche, welche die Apoka- lypse, deren Heimat unstreitig Eleinasien ist, für eine Schrift des Apostels Johannes hielt, angenommen werden? ,Da verliert sich — wie Luthardt S. 120 schlagend bemerkt — diese Hypothese in das Widersinnige.' §. 2. Die geschichtlichen Zeugnisse über den Ursprung des vierten Evangeliums. 1. Verfasser. Nach alter Ueberlieferung hat der Apostel Johanna in hohem Alter zu Ephesus das vierte Evangelium des N. T. verfaßt. Die erste namentliche Erwähnung desselben finden wir zwar erst bei dem antiochenischen Bischöfe Theophilus, der in seiner um 181 ver- faßton Schrift ad Autolyc. II, 22 Johannes unter Angabe der Anfangs- worte seines Evangeliums als heiligen, vom Geiste getriebenen Schrift- steller bezeichnet. Aber Theophilus hat nach Hieron, episL 151 ad Algas. schon eine ZusammenfQgung der vier Evangelien mit Commentar geschrieben; ein Werk, welches den kirchlichen Gebrauch der Evan- gelien zu jener Zeit voraussezt.^ Um dieselbe Zeit schrieb der ans Eleinasien nach Gallien gekommene Irenaeus, Bischof zu Lyon sein 1) Ad Autolyc, 11,22: odsv BiBdoxouaiv Tjjtac ai ayiai Toacpal xal icavTsg 0! rvsüuaTo?popoi, iS tov 'I(odvv7;c Xsjei" iv ctpyjjj 9jv 6 Xo^oc etc. — Hieron, ep. l. c. : Theophilus .... qui quatuor evangelisthrum in unum opus dicta com- pingens ingcnii sui nobis monimenta reliquit, hacc super hoc parabola (die vom ungerechten Haushalter ist gemeint) in suis commentarüs loeutus est. Verfasser des Eyangelinms. 17 groBes antihäretisches Werk {adv. haeres.)^ in welchem er III, 1 {Euseb. k. eccL V, 8) sagt: Matthäus hat zaerst, dann Markus und Lukas, hernach auch Johannes, der Jünger des Herrn, der auch an seiner Brust gelegen, auch das Evangelium herausgegeben, als er zu Ephesus in Asien lebte (xal auxo^ i££8u)xe xo eua^Y^^^ov, h 'Efiaq> tiq^ 'Aoia< oiaxpißcuv); und adv. haer. III, 11, 1: Mit diesem Evangelium hat Jo- hannes den Irrtum Eerinths und der Nikolaiten, eines Zweigs der Gnostiker, bestreiten wollen. — Ein etwas jüngerer Zeitgenosse des Irenäns war Clemens von Alexandrien, welcher die vier Evangelien be- reits als tot ^apaSeSopiva i^fiiv bezeichnet (Strom, III, 465) , und in den Hypotyposen (bei Euseb. VI, 14) nicht nur eine icapa§ooi< xcuv ovixa&sv irp&opux6po>v über ihre Reihenfolge mitteilt, sondern auch aber das vierte Evangelium berichtet, daß Johannes, als er erkante, daß in den Evangelien das Somatische (des Lebens Jesu) aufgezeigt war, nach Aufforderung von Bekanten vom Geiste getrieben ein pneu- matisches Evangelium verfaßt habe.^ — Gleicherweise bezeugt für die a£ricanische Kirche der gelehrte Sachwalter des Christentums, Tertul- Um zu Karthago, dessen Blüte nach Hieronymus sub Severo principe (193—211) et Anionino Caracalla (211—217) fält, nicht nur die ka- nonische Geltung der vier Evangelien, sondern unterscheidet auch zwischen den von Aposteln (Matthäus und Johannes) und den von apo- stolischen Männern (Begleitern und Gehilfen der Apostel, Markus und Lukas) verfaßten Evangelien. ^ — Außerdem ist uns aus der römischen Kirche ein nach seinem Entdecker, dem gelehrten Muratori, Canon Muraiorius benantes Fragment eines Verzeichnisses der kanonischen Bücher des N. T. erhalten, aus der Zeit des röm. Bischofs Pius, etwa zwischen 160 u. 170, in welchem das Evang. des Lukas als das dritte und das des Johannes als das vierte bezeichnet ist, woraus wir sehen, daß die gewöhnliche Reihenfolge der Evangelien schon damals üblich war.' — Hierzu kommen noch zwei Bibelübersetzungen, die beide aus dem zweiten Jahrhundert stammen, die syrische Peschittho und die alte lateinische, die sogen. Itala, welche die kanonische Geltung sämt- licher Evangelien, also auch des Johanneischen in den Kirchen Syriens and Africa's zu jener Zeit außer Zweifel setzen. Die Itala kann aber üBglich nicht nach 150 n. Chr., sondern muß schon früher entstan- den sein. Denn aus den Schriften des TertuUian ergibt sich, daß es zu 1) Die Worte lauten: -ov jisv 'IcoawTjv Icr/aiov oüviSovxa oxi xd 3(ü|iaxixd, h ToT; Eua-f^eXioi^ ^sBTjXtuxai, rpoxpoicsvca dico xäv Yv«opi|i.ciiv, TCvsü|iaTi fteo- ©opTjftsvxo, rweoaaxixov iroiijoai xo eüOjfeXiov. 2) S. adv, Marcion, IV, 2: Constüuimus inprimis evangelicum insirumen- (um apostohs auctores habere, quibus hoc munus evangelü promulgandi ab ipso Domino sU compositum; si et apostolicos, non tarnen solos sed cum apo- stoUs et post apostolos, — Denique nobis fidem ex apostolis Johannes et Matthaeus insinuant, ex apostoUcis Lucas et Marcus instaurani. 3) VgL F. J7. Hesse, aas Maratorische Fragment neu untersucht u. erkl. Giessen 1873 o. die ältere Literatur über dasselbe in Bilgenfeld'B Histor. krit Einleit in d. N. Test S. 88 f.» wo das Fragment auch S. 90 ff. abge- dnikt ist K«il, CofflBMnt. sam ETang. Job. 2 18 Einleitung. §. 2. Beiner Zeit in der afiricanischen Kirche mehrere lateinische Bibelftber- setznngen gab, von welchen die Itala eine gewisse ofificielle Autorität genoB, so daß TeriulL in den weitaus meisten Fällen nach dem Wort- laute derselben dtirt und ihr selbst in solchen Stellen folgt, wo er mit der Uebersetzung nicht zufrieden ist und sie fflr seinen Zweck mehr hinderlich als förderlich war, weil sie in vorhersehendem Gebrauche stand (in usu est nostrorum; ctdv, Prax, 5), Sie muß also damals schon mehrere Decennien existirt haben. Vgl. Rönsch, Itala u. Yulgata. 1869. 8. 2 ff. — Demnach konte Origenes, seit 203 Lehrer an der Eatechetenschule zu Alexandrien, der gelehrteste Kirchenlehrer seiner Zeit, das Evangelium Johannes, welches er aicap^Y^v xwv suaYlfeXtaiv nent (Comment, in Joann. Tom, I ^.6), mit Recht zu den Evangelien rechnen, die allein in der Kirche Gottes unter dem Himmel unwider- sprochen angenommen waren (bei Euseb. VI, 25). Diese unwidersprochene Anerkennung des Johanneischen Evange- liums als integrirenden Bestandteils der apostolischen Schriften des N. T. in den Kirchen Asiens und Galliens, Roms und Africa^s, Alexan- driens und Syriens, in der zweiten H&lfte des zweiten Jahrhunderts wäre unbegreiflich, wenn dasselbe, wie die neuere Hyperkritik behaup- tet, erst um 150 oder 160 n. Chr. entstanden wäre. Sie sezt vielmehr die Abfassung desselben durch Johannes, wie Theophilus, Irenäus u. A. sie bezeugen, notwendig voraus. Und diese Voraussetzung wird be- stätigt durch deutliche Spuren und Zeugnisse von dem Vorhandensein und Gebrauche desselben nicht nur in den kirchlichen Kreisen sondern auch vonseiten der H&retiker und Gegner des Christentums, welche bis in die Anfänge des zweiten Jahrhunderts hinaufreichen. ^ Was die apostolischen V&ter anbelangt, so kann der Brief des Clemens Rom. hiefflr nicht in Betracht kommen, da er mindestens gleichalterig, wenn nicht alter als unser Evangelium ist. Aber schon im Briefe des ßamabas, der warscheinlich unter Hadrian um 120 n. Chr. geschrieben ist, weisen die Deutung der ehernen Schlange als eines Typus auf Christum (c. 12) und Ausdrücke wie rikbty iv oapxi c. 5. -^(jieXXev iv oapxi f avepouoOai xal h i^piiv xaxoixeiv c. 6 auf Joh. 3, 14 und den johanneischen Gedankenkreis (1 Joh. 4, 2. 2, 7) hin. — Auch im Hirten des Hermas (um 140 — 150 unter Bischof Fius verfaßt, wenn nicht älter) erinnert die Bezeichnung Christi als die icuXyj und etooSo? Ion icpo< tov xopiov (sim. 9, 12) an Joh. 10, 7. 9. 14, 6, und xäc ivToXäc v tou xoop.ou toutou ge- bildet. — In dem Briefe des Polykarp ist c. 7 IIa« ^dp 8? av jjlyj ojjlo- XopjoTQ 'Itjooüv Xpioxov 4v oapxi iXT)Xu&ivai, avTi^ptoro? lorciv dem ersten Briefe Joh. c. 4, 3 entnommen und damit zugleich das Vor- handensein des Johannesevangeliams erwiesen, da beide Schriften mit einander stehen und fallen. Die Annahmen, daß dies ein anonym circulirender Sprach sei {Baur)^ daß es von Pseudojohannes aus Poly- karp entlehnt sei {Volkm.)^ oder bei beiden ganz verschiedenen Sinn habe, nent Weiß mit vollem Rechte , leere Ausflüchte'. Ebenso hat Papias nach Euseb. III, 39 den ersten Johannesbrief benuzt, also auch das aus derselben Zeit herrflhrende Evangelium gekaut. Wenn er in dem von Euseb. L c. mitgeteilten Fragmente das Evangelium nicht er- wähnt, 80 geschieht es nur weil er darüber nicht, wie Ober die Ent- stehung der Evangelien des Matth. und Mark., Mitteilungen zu machen fttr nötig fand, da der Ursprung desselben in seinem Kreise hinläng- lich bekant war. ^ Um die Mitte des zweiten Jahrhunderts wird auch schon der kirch- liche Gebrauch der vier kanonischen Evangelien bezeugt. Jmiinus Martyr, der auf seinen Reisen nach Alexaudrien, Ephesus und Rom gekommen war und bei seiner zweiten Anwesenheit in Rom 166 als Mi&rtjrrer gestorben ist, führt in seinen auf uns gekommenen Schriften, den beiden Apologien, von welchen die größere um 138 oder 147, die kleinere um 150 geschrieben ist, und in dem nach beiden verfaßten Dialog mit dem Juden Tf^phon sehr viele Aussprüche aus den Evan- gelien des Matth., Luk., Mark, und Johannes an, selten ganz wörtlich, seist gedächtnismäßig die Schriftworte frei wiedergebend. So aus dem li Die Nichtigkeit des von neueren Eritikem aus dem Scly^eigen des papias über das Johannesevangelium auf Unbekantsehaft mit demselben ge- zogenen Schlusses hat Const. Tischendorf, Wann wurden unsere Evangelien venaßt? 4. Aufl. 2. Abdr. Leipz. 1880. S. 113 schlagend aufgezeigt, außer- dem aber S. 120 noch ein directes Zeugnis beigebracht aus dem Prcuoge einer Evangelienhandschrift des Yatioan ( Vaiie. Alex. Nr. 14) aus dem 9. Jtüirh., der eine vorhieranymianiache Abfassung verrathe und mit den Worten begint: Etangelmm JohannU manifestatum et datum est ecclems ab Johanne adhuc corpore eonstUuto (d.h. noch bei seinen Lebzeiten), sicut Papias nomine Biero- poiäanus disdpulus Johannis carus in exotericis id est in extremis quinfue libris retuHt. Descripsit vero evangeiium dictante Johanne rede. Aber diese leite Notiz, die sich auch in der Catena patrum graec. in S.Joh. ed. Corderius findet, ist doch, mag sie nun aus der Schrift des Papias erschlossen oder von dem Verf. des Prdogs aus anderer Üeberlieferung hinzugefügt sein, kaum glaublich und macht die Berufung auf das Werk des Papias zu unsicher, um darauf kritische Schlüsse zu gründen. 2* 80 Einleitnmg. §.2. Ev. Johannes in ApoL 1, 61 den Aussprach von der Notwendigkeit der Wiedergebart Job. 3, 3. 5, in Apol 1, 52 (vgl. didl. 14, 32) das Gitat Zach. 12, 10 bei Job. 19, 37 in der von der LXX n. dem Grandtext abweichenden, mit Job. übereinstimmenden Form o^ovxai el; ov ige- x&vTijaav. Viel zabbreicher sind die Berttbrangen in einzelnen charak- teristischen Worten and Aasdrficken, z. B. in der Aassage fiber das Abendmahl ApoL 1, 66 mit Job. 6 , der Aeaßernng Aber die Mensch- werdang dial c. 63 mit Job. 1, 13, fiber den Täufer dial c. 88 mit Job. 1, 30 ff., in den Ausdrflcken to xr^ Cco^C o&a>p und icyjytj S^atoc Cu>vTo< dial c. 69 u. 114 mit Job. 4, 10. 14, Aber den Logos: 6 Xo^o« liopf a>8eU xai av&ptt>ico( ^evoiievoc xai 'Ivjooüc Xpiotoc xXT)&eic {ApoL 1, 5), worin. das Johann. 6 Xo^oc oapE Ifiytxo nicht zu verkennen ist, wenn man damit das oapxoicoi'y2&Y]vai Apol, 1, 66 und oa>)iaToicot8tb&ai diaL C.70 vergleicht Wichtiger ist aber, daß Justin als Quelle seiner Mitteilungen Aber Jesu Worte und Thaten xa äico(iVT)|iovso(&axa xcuv aicooToX(ov nent {dial c. 25 u. ö.) und diese wol im Anschluß an die Xenophontischen DenkwQrdigkeiten des Sokrates gewählte Bezeichnung in ApoL 1, 66 durch a xoXeTxai euaf^^ta erklärt, darunter also ,aus der Erinnerung niedergeschriebene Aufzeichnungen der Apostel' ver- steht, die, wie er c. Tryph. 103 sagt, teils von Aposteln, teils von Schfilem der Apostel verfaßt waren (S f Yj(it oito xS>v aicooxoXiov aoxou xai X(bv ixeivoic icapaxoXoüOrjoavxoiv oovxexax^O* Von diesen Schrif- ten sagt er ApoL 1, 67, daß sie in den öffenüichen Gemeindeversamm- lungen abwechselnd mit den prophetischen Schriften des A. Test, vor- gelesen werden. Hiemach gab es damals kirchlich anerkante Evan- gelien, die teils von Aposteln, teils von Begleitern der Apostel ge- schrieben waren. Daß aber darunter nicht irgendwelche apokryphische, sondern unsere 4 kanonischen Evangelien, die zwei von den Aposteln Matthäus und Jobannes und die von den Apostelscbfilem Markus und Lukas verfaßten begriffen sind, kann nach den neueren kritischen Ver- handlungen darfiber nicht mehr mit wissenschaftlichen Grfinden be- stritten, sondern nur noch eigensinnig geleugnet werden. — Auch in der apologetischen Schrift Tatians, des Schfllers Justins Xo^o^ icpo< ''EXXYjvac um 170 finden sich nicht nur deutliche Bezugnahmen auf unsere Evangelien : pa^. 144: icveofia o &soc (Job. 4, 24), p. 145: 9ebc i^v iv apx'Q? '^v hk ipx^v &uva}uv icopeiXi^fafiev xxX. (Job. 1, 1), son- dern auch förmliche Gitate, p, 152: xai xouxo loxiv Spa xo elpiQtilvov r^ oxoxfa xo ^ ou xaxaXa{ißav£i. — '0 Xo^oc ^i>t eoxi xo xoo Oeou v bei Euseb. IV, 29 ge- nant. Diese Zusammenstellung der vier in kirchlichem Gebrauche be- findlichen Evangelien zu einem Ganzen war so verbreitet, daß der Bischof Theodoret von Cyrus (t 457) noch in den katholischen Ge- meinden seines Sprengeis 200 Exemplare im Gebrauche fand und — weil darin die Genealogie Jesu und alles auf die Abstammung Christi Verfasser des Eyan^limns. 21 xaxa oapxa Bezügliche weggelassen war — beseitigte and an ihre Stelle die Eyangelien der vier Evangelisten einführte {TheodoreL haeret fah. /, 32). Die kirchliche Geltung der vier Evangelien, also auch des Johan- neischen, als apostolischer Schriften in den christlichen Gemeinden des zweiten Jahrh. wird selbst vonseiten der Gegner des Christentums und der häretischen Parteien anerkant. — Der erste Bestreiter der christ- lichen Religion, der heidnische Philosoph Celsus entnimt in seinem um 176 — 180 geschriebenen Xo^oc iktfirfi aus den Evangelien als Schrif- ten der Schfller Jesu seine Beweise zur Verspottung der Person und der Lehre Christi, wie Origenes contra Geis. II, 74 wörtlich aus seiner Schrift mitteilt. In seinen Anführungen aus der evangelischen Ge- schichte geht Cels. zwar am meisten auf das Ev. Matthfti zurück; aber auch das Johannesevangelium verwendet er mehr als die des Markus and Lukas; so: ,in der Erwähnung des vom Täufer geschauten Zeichens (1,41), in der Tempelaufforderung an Jesus um ein Zeichen (1, 67), in der doppelseitigen Bestimmung Jesu für Gute und Böse (4, 7), in seiner Flucht nach geschehener Verurteilung (2, 9. 1, 62), in der Fes- selung nach der Verhaftung (2, 9. 1, 62), endlich im Kampf und Sieg des Sterbenden wider Satan (6, 42. 2, 47)/ Vgl. Keim, Celsus' wahres Wort Aelteste Streitschrift antiker Weltanschauung . . . wiederherge- BteUt, übersetzt, untersucht u. erläutert. Zürich 1873. S.223. 229 f. — Einen umfassenden Gebrauch von dem Johannesevangelium haben auch die in der ersten Hälfte des zweiten Jahrh. auftretenden Gnostiker ge- macht. Von Basilides, der unter Hadrian (117 — 138) wirkte, liegt in Citaten ans seinem Systeme in den Philosophumena (Hippolyts) 7, 22. 27 vgl. Joh. 1, 9. 2, 4 die Benutzung desselben klar vor. Ebenso von den Ophitischen Sekten der Naassener und Peraten, die in den Philo- sophumena als die ältesten Gnostiker bezeichnet werden. Dagegen ist freiUch geltend gemacht worden, daß das in den Philosoph, vorliegende System des Basilides eine Umbildung des ursprünglichen sei, und auch in der Darstellung der ophitischen Gnosis Früheres und Späteres ver- mischt sei; allein sicher erwiesen ist dies nicht Vollständig und viel- lach haben femer VcUenMnus, der nach Iren. III, 4, 13 unter Hygin, abo zwischen 135 (137) und 139 (141) nach Rom kam und früher schon in Alexandrien gewirkt hatte, und seine Schüler PtoJemaeus, Herakleon, Markus und Theodotus das Evangelium Johannes zur Be- gründung ihrer phantastischen Aeonenlehre gebraucht.^ Von Ptole- maeus fahrt Iren, adv, haer. I, <9, 5 an: Der Apostel Johannes habe die erste Ogdoas selbst bezeichnet, indem er 1, 1. 2 eine dp^iQ statuire, den Sohn }&ovoy6v-i{c und &eo<; nenne u. s. w. , ki^ei hh, ooto>< * h ^PXi ^v 0 X070C xal d Xo^oc etc., wo also dieser Valentinianer ausdrücklich Johannes als Verfasser des Evangeliums nent. Herakleon, nach Orig. 1) ffi autem qui a Valentine sunt, eo (sc, evangelioj , quod est secundum Johannem , plemssime utentes ad ostensionem conjugtUionum suarum, Iren* adv. haer, fll, 11,7. 22 Eüileitimg. §.2. in Joann. II, 8 ein vertraater Schüler ('Yvu>pi(io<) Yalentin's, schrieb einen Gommentar fiber das Evangeliam (S. die Fragmente aus Origen, in Grabe, spicilegium Patrum 11 p, 85 ff,). In den Fragmenten des Theodoius zählte Hof siede de Groot (in seiner Schrift über Basilides. Deutsche Ansg.1868. S.102) 26 Citate aus Johannes. Auch hier haben freilich Schölten a. A. den Einwand erhoben, daß sowol Irenäns, der ansdrücklich den Ftolem&us anführt, als Hippolyt (in den Philosoph.) das Valentinsche System in der späteren Form des Ptolemäus darge- stelt haben; allein wenn anch Valentins Schüler sein System weiter gebildet haben mögen, so ist doch das Aeonensystem in den Grand- zügen, die aus dem Ev. Johannes begründet werden, gewiß schon von Valentin selbst entwickelt worden, sonst würde es nicht nach seinem Namen bezeichnet worden sein. Anders als die Valentinianer standen Markion, der im J. 139 nach Bom kam, aber vorher schon in Kleinasien gewirkt hatte und war- Bcheinlich älter als Valentin ist, und die Markioniten zum Schriftkanon der Kirche. Von den Evangelien hat Markion bekantlich nur das eine Lukasevangelium, und auch dies nicht ohne Aendernngen nach seiner Onosis, angenommen. Da er auf Grund von Gal. 2 die Urapostel als Verfälscher der reinen Lehre Christi ansah, so konte er das vierte Evangelium schon deshalb, weil es dem Johannes zugeschrieben wurde und die Lehre desselben mit seiner Gnosis sich nicht vertrug (vgl. Luth. a. a. 0. S. 92), nur verwerfen. Denn daß er es nicht blos nicht gekant habe, wie mehrere Kritiker meinten, sondern nur von Gal. 2 aus ent- schieden verwarf — connitiiur ad destruendum statum eorum evange- Horum, quae propria et sub Apostolorum nomine eduntur vel etiam aposioUcorum, u( scilicetfidem, quam Ulis adimit, suo conferat, wie TerL adv. Marc. IV, 3 sagt — das erhellt deutlich aus einem Briefe Markions, in welchem er sich über die Gründe ausgesprochen, warum er den Kanon der Kirche nicht annehme. Diesen Brief hat Tertullian gekant. Wenn er also de came Chr. 3 nach Erwähnung dieses Briefes sagt: si scripturas opinioni tuae resistentes non de industria alias rejedsses, alias corrupisses, confudisset te in hac specie evangeUum Joannis, so läßt sich nicht leugnen, daß Markion das Johannesevange- lium, und zwar als apostolisches, welches damals d.i. 140 n.Chr. in kirchlichem Gebrauche und Ansehen gestanden, vorgefunden hat. Auch von den judenchristlichen Parteien des zweiten Jahrb. wurde unser Evangelium benuzt. In den Clementinischen Homilien konte Hilgenfeld, als durch DresseH Ausg. dieser judenchristlichen Tendenz- schrift im J. 1853 der Schlußteil, worin XIX, 22 die Erzählung von dem Blindgeborenen Job. 9 unleugbar zu Tage tritt, an's Licht gezogen worden, die früher behauptete Uebergehung des vierten Evangeliums nicht mehr aufrecht halten, sondern mußte die , auffallende' Thatsache anerkennen, ,daß derselbe Verfasser, welcher die Lehre von der Gott- heit Christi und von dem göttlichen Logos so entschieden bestreitet (Hom. III, 7. 37. XVI, 15 f.), das Evangelium der Gottheit Christi be- Verfasser des EraDgelimns. 33 nazt hat^^ Und P. de Lagarde hat in seiner Ausgabe: Ckmentina Leipz. 1865 an 15 Stellen Beminiscenzen ans dem Johannesevangelinm nachgewiesen. — Sogar schon in den ^Testamenten der 12 Patriarchen^, einer Schrift, die nach Ewald, Gesch. Jesns' (Bd. 7 der Gesch. Israels) S. B26 unter Hadrian erschienen ist, nach S. 363 der 3. Ausg. schon um 90 — 110 n. Chr. verbreitet wurde, sind die Ausdrücke: cpcb< xou zoo|ioo Levi 14 (acDXijp Levi 10, 14. Dan. 6), jjLOvcjfeviqc Bei^. 9, xo icveu|ia XTfi oXiQdsia^ jjiapTupsi Juda 20, icTj-p^ eU Ci^v icaoY)< oapxoc Jnda 24, &ebc iv oapxt Bei\j. 10, o a)ivo< too Oeou Joseph 19 ent- schieden Johanneische Reminiscenzen. Nur eine kleine Partei, von Epiphanius "AXo^oi genant, hat den Johanneischen Ursprung des Evangeliums bestritten, aber nicht mit ge- schichtlichen Granden, sondern nur in dogmatischem Interesse, wenn auch unter Herbeiziehung harmonistischer Momente, weil es Wider- sprüche gegen die anderen Evangelien enthalte. In ihrer Opposition gegen den Montanistischen Mißbrauch der Verheißung des Parakleten gingen sie so weit, das Evangelium und die Apokalypse des Johannes als der Kirche unvrflrdig zu verwerfen und dem Eerinth, einem Zeit- genossen des Johannes zuzuschreiben, womit sie aber nur das hohe Alter der beiden von ihnen verworfenen Schriften bezeugten. ^ Daher hat aach Eusebius in seinem Verzeichnisse der Schriften des Neuen Bandes hist. eccL ///, 25, ohne diesen Widerspruch auch nur zu er- wähnen, unser Evangelium zu den Bomologumenen gerechnet d. h. zu den Schriften, die er als xdc xaxa tqv ixxXT)oiaaxix7)v icapaSoatv dXT)- dcti; xal aicXaoxou^ xal ävu))jLoXo77)(i£vac ifpa^pac bezeichnet. 2. Ort, Zeit und Zweok der Abfassung. Nach alter Ueber- iiefemng (Iren. adv. haer. III, 1 bei Euseb. V, 8) hat Johannes später 1) In d. Hifltor. krit. Einl. in d. N. Test S. 44. Dazu vgl. noch S. 168 die Bemerkung: ,Ohne den Namen des Apostels Johannes w&de das vierte Evangeliiun bei dem jndaiatischen Pseudo- Clemens der Homilien schwerlich ^gang gefanden haben.' 2) Epiphanius (f 403) ffaeres, LI, 3: xai ouxcoc — s^i^dijisv oütoi<; ovojta, *:o'jT£3iiv 'AXo^wv . . . er 61 oüv tov Xö^ov oü Beyovxai xov irapa 'Iüjowoü xsxtj- f^vyy-svov, 'AXojoi xXin^oovTai . . . xoi oüts to toü 'Icudwoü süayjeXiov BsYovxai vj-zz tt;v auTOü a70xaXu({>iv — X^puoi fdp jirj sTvai oüt« 'Icodwoü, dXXa Ktj- &'!vdo'j xal oux d^ia auTcz sTvai av. Fr. Strauß mit seinem Leben Jesu (1835), in welchem er die ganze evangelische Geschichte bis auf einen dürftigen Ueberrest vom Leben und Wirken eines jüdischen Rabbi, den seine Anhänger nach seinem Tode auf Grund der alttestamentlichen Weißagungen zum Messias erhoben, in Mjrthen aufisulösen suchte, die Authentie und den geschichtlichen Charakter aller vier Evangelien verworfen, und durch die von ihm gewählte Methode der Beweisführung, die Verschieden* heiten der einzelnen evangelischen Berichte zu unvereinbaren Wider- sprüchen zuzuspitzen und daraus die Unhaltbarkeit der geschichtlichen Auffassung der Erzählung zu folgern, zugleich die Schwäche des kri- tischen Verfahrens, die Echtheit des einen Evangeliums auf Kosten der anderen zu verteidigen, aufgedekt. Auch für Strauß stand die Unecht- hät des vierten Evangeliums a priori fest. Die absolute Idee, die ihre ganze Fülle nicht in einem Exemplare auszuschütten pflege, dieser ab- stracte Gott des Hegeischen Pantheismus ist Mo coelo verschieden von dem lebendigen persönlichen Gott der Schrift, der in seinem einge- borenen Sohne sich der Welt und den Menschen offenbaret. Den Inhalt der evangelischen Geschichte suchte Strauß als Erzeugnis unwillkürlich dichtender Sage darzustellen. Dagegen schritt Bruno Bauer conse- quent zur Annahme tendenziöser Erdichtung fort und legte dem nerton Evangelium die Absicht unter, sich über den beschränkten jüdischen Christus zu erheben und der Autorität des Petrus die des Un- genanten, des Johannes entgegenzustellen (Krit der Evangg. 3. Th. 1851 S. 324). 1 Um dem Tendenzcharakter der evangelischen Geschichtschreibung einen festen Unterbau zu geben , ging Ferd. Chr. Baur in Tübingen auf die Geschichte der apostolischen und nachapostolischen Zeit näher ein, und suchte mit Markion aus dem Gal. 2, 11 ff. erwähnten Gegen- sätze der paulinischen Verkündigung des Evangeliums und der Forde- 1) Auch der sogen. «Sachsifiche Anonymus' suchte in der Schrift: Die Evangelien, ihr Geist, ihre Verfasser u. ihr Verhältn. zu einander. Leipz. 1845 vom rationalistischen Standpunkte aus die Composition der Ew. aus dem Tendenzcharakter zu erklären, wobei er das 4. £v. für eine Schrift des Zebedäiden Johannes hielt, der im Gegensatz gegen Matthäus und dessen ugemessene Hervorhebung des Petms seinem deutlich genuff kentlich ge- machten Gefährten Johannes den Vorrang zu vindicireu trachte. 28 Emleitong. g.3. ning der Beschneidang f&r die Gläubigen ans den Heiden vonseiten der von Jakobns her nach Galatien gekommenen Jndaisten zu erweisen, daß der Gegensatz beider Parteien, der Panliner and der Petriner oder Jadenchristen, aof die Gomposition der Apostelgeschichte and der Briefe des Kanon einen bedeatenden EinflaB gehabt habe und daß aas der Entwickelang dieses Gegensatzesaach die Gomposition desJohannes- evangeliams begreiflich werde. Daß nämlich der Apostel Johannes als eine der Säalen der Urgemeinde nach ihrer Grandanschaaang ein schroff antipaalinisches Judenchristentam repräsentire and nicht der Ver&sser des pnenmatischen Evangeliums sein könne, das verstand sich fiOr Baur und seine Schüler von selbst. Den Beweis hiefftr lieferte ihnen die einzige echte Schrift des Johannes, die craS judaistisch ge- deutete Apokalypse. Das Johannesevangelium ist eine Tendenzschrift, dazu bestimt, den alten Gegensatz der paulinischen und judaistischen Parteien abzuschließen, und dadurch, daß es die verschiedenen Fragen des zweiten Jahrh. — Montanismus, Gnosis, Logoslehre, Passahstreitig- keiten — berührte, ohne doch näher in dieselben einzugehen, die Differenzen zu höherer Einheit zu erheben und damit die katholische Kirche zu begründen. Durch eine scharfsinnige Analyse des Evange- liums suchte ßaur darzuthun, daß dasselbe nur eine ideale Gomposition sei, welche teils frei mit dem synoptischen Geschichtsstoffe schaltend, teils auch selbständig dichtend die Logoslehre nach ihren einzelnen Momenten zu entwickeln und dialectisch zu verarbeiten suche. Aus der gnostischen Zeitströmung hervorgegangen habe der auf der Höhe seiner Zeit stehende heidenchristliche Verfasser um 160 n. Ghr. alle Gegensätze in eine höhere Einheit aufgelöst und so das Christentum von seiner jüdischen Beschränktheit befreit und zur Weltreligion er- hoben. Dem Apostel Johannes aber wurde es zugeschrieben, weil es sich mit der Apokalypse, der echten Schrift dieses Apostels mehrfach berührte, den schroffen Judaismus derselben durch seinen hohen freien Geist verklärend, und sich darum von vornherein unter die A^ide jenes gefeierten Apostels Kleinasiens stelte. ^ Den historischen Beweis für diese Aufstellungen suchte Zeller durch eine Kritik der kirchlichen Ueberlieferung für den apostolischen Ursprung des Ev. zu liefern (in den theolog. Jahrbb. 1845. H. 4 u. 1847 H. 1). 2) Baur, über die Gomposition n. d. Charakter des JoL-Evangeliums, in d. TheoL Jahrbb. 1844. H. 1. 3 n. 4; wieder aufgenommen in: »Kritische Un- tersuchungen über die kanon. Evangelien, ihr Verhältnis zueinander, ihren Charakter n. Ursprung«. Tüb. 1847. — Tiefer in die Kämpfe mit den gno- stischen Systemen suchten Hilgenfeld u. Volkmar die Entstehung des Evan- geliums hineinzurücken. Hlg, nnaet darin ein dualistisch gnostisches System, welches zwischen dem Yalentinianischen und Markionitischen die Mitte hält (vgl. d. Evang. u. die Briefe Joh. HalL 1849; die Evangelien. Lpz. 1854; das Urchristentum. Jena 1855; Kanon u. Krit des N. T. Halle 1863. EinL ins N. Test. Lpz. 1873 u. in zahlreichen Aufsätzen s. Ztsohr.f. w. Theol. vom J. 1857—70). Volkm, läÜt den Evangelisten ums J. 155 von der antijüdischen Gnosis Maridons ausgehen u. dieselbe durch die den Monismus einhaltende Logoslehre Justin*s überwinden (vgl. Religion Jesu 1857; Gkflchichtstreue Theologie 1858; die Evangelien. Lpz. 1870. Zürich 1876). Bestreitung \l Verteidignng des Erangeliams. 29 Diesen Ansichten der Tflbinger Kritik steite alsbald Thiersch (Ver- sQch znr Herstellnng des histor. Standpunktes für die Kritik der nen- testl. Schriften. 1845 n. Einige Worte Ober die Aechth. der nentest. Schriften 1846) anf Gmnd umfassender Studien eine zusammenhän- gende Gresamtanschauung fiber den geschichtlichen Verlauf der aposto- lischen und nachapostolischen Kirche entgegen; während Ehrard (das Et. Job. n. die neueste Hypothese fiber s. Entstehung 1845) und Bleek (Beitrr. zur £y. Kritik 1846) die Baur'schen Au&tellungen im Einzel- oen einer gründlichen Kritik unterzogen. Sodann fahrte Luthardt (d. Et. Johannes nach seiner Eigentümlichkeit geschildert. 2 Thle. 1852) den Nachweis, daB man die gedankenmäBige Einheit dieses Efangeliums im Einklänge mit der Geschichtlichkeit durchführen könne, ohne es als ein ungeschichtliches Erzeugnis des christlichen Bewußt- seins anzusehen. — Den meisten Widerspruch erfuhr aber die Tübinger Kritik der geschichtlichen Zeugnisse. Eine Hauptinstanz für den nicht- Johanneischen Ursprung des Evangeliums selten die Paschastreitig- keiten des 2. Jahrh. liefern, in welchen die Kleinasiaten für die Feier des 14. Nisan als Paschatag sich der römischen Kirche gegenüber anf die Autorität des Apostels Johannes beriefen, der das Pascha immer an diesem Tage gehalten habe. Diese Observanz des Apostels hielt man fftr unvereinbar mit den Aussagen des 4. Ev. über das lezte Mahl Jesu und den Tag seines Todes. Von dieser Voraussetzung aus hatte schon im J. 1841 Schwegler (d. Montanismus S. 183 ff.) die Echtheit des Ev. bestritten und KösiHn (Lehrbegr. des Ev. Job. 1843) die ünechtheit be- hauptet Aber diese Voraussetzung der Gegner würde doch nur in dem Falle berechtigt sein, wenn der Apostel Johannes mit den Klein- asiaten am 14ten ein jüdisches Paschamahl gehalten und in Verbindung damit nur die Erinnerung an die Einsetzung des heil. Abendmahls ge- feiert hätte, und wenn im 4. Ev. das lezte Mahl Jesu mit seinen Jüngern einen Tag früher als nach den Synoptikern, nämlich auf den 13ten nnd sein Tod auf den 14. Nisan gesezt wäre. Diese beiden Annahmen lassen sich aber geschichtlich nicht begründen. Ohne auf das Detail der sehr verwickelten Streitfrage näher einzugehen, beschränken wir mis auf den Hauptpunkt, der hierbei in Betracht komt.^ Die Differenz in Betreff der Paschafeier gibt Euseh, h. eccl V, 23 so an: Die Christen von ganz Asien (d. i. Kleinasien) meinten ix icapa- dooeoK dpxatoxipa; am 14. Monatstage die heilsmäBige Paschafeier (r^ ToS ocDTYjpioo ttiayiai iopxrl) halten und das Fasten beendigen zu sollen, auf welchen Wochentag derselbe immerhin feile. Die übrigen 1) VgL darüber auDer K. L, Weüzely die christL Paschafeier der drei etBien Jahrhh. Pforzh. 1848 u. in den Stadien n. Erit 1848 S. 806 und G. Ed. SteUz in d. TheoL Stndien n. Krit.1866. 1857. 59, Herzog's Bealencykl. XI 8. 149 ff. n. Jahrbb. f. D. TheoL 1861. S. 102 ff., besonders die übersichtliche Darlegung der verschiedenen ADsichten bei Schürer, Zeitschr. f. histor. TheoL 1870. 2. S. 182—284 nnd die scharfe Kritik der Banr-Hi]genfeld*schen Anf- ftellnngen in Ehrard* b wissensch. Krit. der ev. Geschichte. 8. Anfl. S. 1176^ 1219. 30 Einleitiuig. §.3. Gemeinden des Erdkreises befolgten eine andere Sitte, die aas aposto- lischer Ueberliefemng stammend noch jezt eingehalten wird, daß man nämlich den Schluß des Fastens an keinem anderen Tage als am Anf- erstehnngstage des Heilandes mache. Darüber vereinigten sich Syn- oden und Versammlungen von Bischöfen und teilten allen Gläubigen durch Briefe den Beschluß mit, daß an keinem anderen als dem Herrn- tage (Sonntage) das Mysterium der Auferstehung des Herrn jemals ge- feiert werde, und daß das österliche Fasten allein an diesem Tage sei- nen Abschluß habe. — Von einer jüdischen Paschafeier ist hier gar nicht die Rede, sondern von der Feier des heilsmäßigen Pascha und der Feier des Mysteriums der Auferstehung des Herrn. Die Differenz betraf nicht den Inhalt oder Gegenstand, sondern nur die Zeit oder den Tag der Feier. — Die Feier des ocüTTjpioo ni^a war weder ein jüdisches Paschamahl noch blos Gedächtnisfeier der Einsetzung des heil. Abendmahls; sie galt der Thatsache der Heilsvollendung d. i. der Erlösung der Menschheit durch Christi Tod und Auferstehung. Die Kleinasiaten schlössen diese Feier zeitlich an den Tag des jüdischen Paschamahles an, weil an diesem Tage Jesus das heil. Abendmahl ein- gesezt hatte zum Gedächtnisse seines fftr uns in den Tod gegebenen Leibes und für uns vergossenen Blutes, als den Anfang seines versöh- nenden Todesleidens; die übrigen Gemeinden der olxoupivY) legten den Accent auf die Auferstehung Christi als die Vollendung des Erlösnngs- werkes und sezten die Feier auf den Sonntag als den Tag der Auf- erstehung des Herrn. Beide Teile konten sich für ihre Sitte auf die ältere und apostolische Ueberlieferung berufen. Am 14. Monatstage hatte Jesus nach den 3 ersten Evangelien das lezte Paschamahl mit seinen Jüngern gehalten und bei demselben das heil. Abendmahl zum Gedächtnis seines Opfertodes eingesezt. In derselben Nacht noch wurde er gefangen genommen, vor Gericht gestelt, am nächsten Morgen zum Tode verurteilt und Nachmittags gekreuzigt. Am darauf folgenden Sonntage ist er nach allen 4 Ew. vom Tode auferstanden. Galt die Feier überhaupt der Thatsache der Erlösung durch Christi Tod und Auferstehung, so konte der Apostel Johannes und konten alle Bischöfe Eleinasiens, die Polykrates in seinem Schreiben bei Etiseb. h, e, F, 24 aufzählt, diese Feier am 14ten Monatstage xaxa to edainflXiov fest- halten, ohne sich unevangelischer Hinneigung zu engherzigem Judais- mus oder gar Ebionismus schuldig zu machen. So konte auch Polykarp bei seinem Besuche in Rom sich mit Aniket über die Differenz friedlich verständigen (vgl. Eiiseb. L e.). In der toS oa>T7|piou tzdaxa kopvq feierte man nicht den Todestag Christi, auch nicht ausschließlich den Tod Christi, als des für uns geopferten icaoxoi (1 Kor. 5, 7), sondern zugleich die göttliche Bestätigung des vollbrachten Opfertodes durch die Aufer- weckung Christi von den Todten. Da aber in dieser Feier das Ge- dächtnis des Todes und der Auferstehung Christi, ohne zeitliche Unter- scheidung dieser beiden Heilsthatsachen, einheitlich zusammengefaßt war, so fehlte jeder Anlaß zur exegetischen Erörterung der evange- lischen Aussagen über den Todestag Christi. — Dieser Fall trat erst Bestreitimg n. Verteidigung des Evangeliums 31 im weiteren Verlaufe der Paschastreitigkeiten ein, wie aus der Polemik des ApoUnarius, Bischofs von Hierapolis in Phrygien am 170, nnd des Clemens von Alex, gegen eine kleine Partei von Qaartodecimanem in Laodicfta zu ersehen. ^ Diese beriefen sich nämlich für ihre Observanz darauf, daß der Herr nach dem Evang. des Matthäus am I4ten das Paschalamm mit seinen Jflngem gegessen habe und am großen Tage der ongesäaerten Brote selbst gelitten habe. Dagegen macht Apolinarius erstlich geltend: Jene Ansicht trete in Widerspruch mit dem Gesetze, indem nach ihr Christus am 15. Nisan gestorben wäre; soll aber Chri- stas das neutestamentliche Paschalamm sein, so mußte er dem Gesetze naeh am 14ten sterben. Zweitens wtlrden dadurch die Evangelien mit einander in Widerspruch gesezt. Hiemach hat Apolin. ein Evangelium gekant, welches sowie er es wenigstens verstand den Tod Jesu auf den 14. Nisan sezte. Dies kann nur das Evangelium des Johannes gewesen sein. Da er aber keinen Widerspruch der Evangelien hierüber aner- kent, so muß er auch den Bericht des Matth. sich nach dem £v. Jo* lumnes erklärt haben. Auf welche Weise, ist uns nicht überliefert. Ohne Zweifel aber so, wie Clemens Alex, in seiner aus Anlaß der zwei Bflcher Melito's Aber das Pascha verfaßten Schrift, daß er nämlich das Paschamahl, bei welchem Jesus das heil. Abendmahl einsezte, auf den 13ten verlegt hat Clemens sagt nämlich in einem uns erhaltenen Fragmente darflber Folgendes: In den vorhergehenden Jahren hatte Jesus das Pest gefeiert, indem er das von den Juden geschlachtete Paschalamm aß. Aber am Ißten (q^) lehrte er seine Jünger das Ge- heimnis des Typus (des typischen Lammes), als sie ihn firagten: wo wüst du, daß wir das Pascha bereiten? Denn an diesem Tage fand die Weihe der ungesäuerten Brote statt und die Vorrüstung (upoexoi- )iaoia) des Pascha . . . Und am folgenden Tage (d. i. am 14.) hat unser Heiland gelitten, denn er selbst war das wahre Pascha .... Und des- wegen gingen die Hohenpriester und die Schriftgelehrten nicht in das Richthaus, als sie ihn zu Pilatus f&hrten, auf daß sie nicht unrein würden und ohne Hindernis das Pascha essen könten. Aus der Geschichte des Paschastreites läßt sich demnach keine ge- schichtliche Instanz gegen das vierte Evangelium begründen, da soweit flberhaupt die exegetische Frage hiebei in Betracht kam, ein Wider- spruch zwischen dem vierten und den synoptischen Evangelien über 1) Von den Schriften des Apolinarius und des Olemeus über diesen Streit sind uns nur einige Fragmente erhalten in dem Chronicon pasehale p. 13 f. (abgedr. auch bei £br. wiss. Erit S. 1208 f. u. 1205 f.). Außerdem er- wähnt Euseb, iy\26 voD Melito von Sardes 2 Bücher r^t^X lou Tdaja^ aus welchen er eine Notiz über den Laodicäischen Paschastreit mitteilt una dazu bemerkt, daß Clemens v. Alex, dieser Schrift (des Melito) Erwähnung thue £v i^ttp icepi TOü icda-ia X^Jju), 8v üjg i5 oiti«q xfjc toü MsXitcuvoc 7p«?^Q cpijoiv EauTov ouvrd^ai. Femer ciiirt Petrus von Alezandria in der Eüueitmiig zum Chronicon pasch, zwei auf diesen Streit bezügliche Stellen aus der Schrift de« E^polyt rpo; otxdaac -de aipi'szK (abgedr. Dei Ebr, S. 1202), die sich aber in dem von Miller wieder aufgefundenen Hippolyt B. 8 c. 18 (der einzigen Stelle, wo vom Paschastreite die Bede ist) nicht finden. 32 Einleitung. §.3. den Todestag Jesu f&r die Kirchenväter nicht vorhanden war. Dieses Ergebnis der eingehenden neueren Verhandlungen Aber diesen Gegen« stand wird gegenwärtig allgemein anerkant; nicht allein von denen, welche zwar die von Apolinarius, Clemens n. A. verteidigte Erklärung der synoptischen Berichte nach dem Johannesevangelium für verfehlt halten, aber trozdem das Vorhandensein eines wirklichen Wider- spruchs über den Tag des lezten Mahles Jesu und seines Todes in den evangelischen Berichten nicht anerkennen (Thal, Wieseler, Ehrard, Eengstenb,, Hofmann u. Luthardt)^ sondern auch von denen, welche die Differenz für unausgleichbar halten und aus Joh. 18, 28 u. 19, 31 schließen, daß Jesus zu der Zeit, als die Juden die Paschalämmer schlachteten, als das wahre Paschalamm am Kreuze gestorben sei, vgl. B. Weiß zu Meyer's Comm. S. 19 f. Ebenso wenig ist es den Tübinger Kritikern (Zeller, Schwegler, Baur, Hilgf. u. Volkm.) gelungen, die Behauptung, daß bei Jusänus M, die Logoslehre im Werdeprozeß, im 4. Evangelium die reife Frucht dieses Prozesses vorliege, also nicht Justin das 4. Evang. gekaut und gebraucht, sondern der Verf. dieses Evangeliums die Schriften Justin's benuzt habe, gegenüber den gründlichen Forschungen von Bindemann (über die v. Justin gebrauchten Evangg., in den Theol. Stud. u. Krit 1842 H. 2), Semisch (die apostol. Denkwürdigkeiten Justins 1848), Luthardt (in d. Ztschr. für Protest, u. Kirche 1856 Bd. 31 u. 32), Tischendorf, Riggenh. u. A. aufrecht zu halten, obwol Volkm. seine Ansicht noch 1867 wiederholt hat. — Auch der Auffassung des 4. Evan- geliums als rein ideeller Entwickelung der Logosidee nach ihren ver- schiedenen Momenten vermochte Baur troz der wiederholten Vertei- digung derselben in den theol. Jahrbb. 1854, 2, dem Sendschreiben an Dr. K. Hase. Tüb. 1855 (vgl. die Tübinger Schule 1860) und ,Die Christi. Kirche der drei ersten Jahrhunderte' (Tüb. 3. Aufl. 1863) außerhalb des engeren Kreises seiner Schüler keinen Eingang zu ver- schaffen, obwol D.F.Strauß im, Leben Jesu für d. deutsche Volk' 1864 und auch Keim von ihr soweit Gebrauch machten, daß sie die ungeschichtliche Umbildung der synoptischen Ueberlieferung im vierten Evangeliums daraus folgerten und an vielen einzelnen Erzählungen nachzuweisen suchten. Infolge dieser siegreichen Bekämpfung der An&tellungen der Tü- binger Kritik schlug Theod, Keim in der ,Ge8chichte Jesu von Nazara' (3 Bde. Zürich 1867 — 72) einen andern Weg zur Bestreitung des Jo- hannesevangeliums ein. Da die Erörterung der geschichtlichen Zeug- nisse ihm das Ergebnis lieferte, daß das 4. Evang. in den Anfängen des zweiten Jahrhunderts, ohne Zweifel unter Kaiser Trajan, dessen Re- gierung Johannes nach Irenäus noch erlebt haben soll, zwischen 100— 117 n. Chr. (I, S. 146) oder etwa um das J. 110—115 (nach S. 155) entstanden sei, so mußten in dieser Zeit die Erinnerungen des johan- ncischen Kreises an den nicht lange vorher gestorbenen Apostel Klein- asiens noch so frisch und lebendig sein, daß ein unter seinem Namen erscheinendes, aber seiner ganzen Geiatesrichtung, wie man meinte, und Bestreiiong u* Verteidigimg des Evangelianui. 33 der herschenden synoptischen Evangelientradition widersprechendes Evangelinm unmöglich sofort Eingang nnd von allen Richtungen in der Kirche Anerkennung finden konte. Um diese gewichtige Instanz zu be- seitigen griff Keim zu dem radicalen Ausknnftsmittol, mit Vogel und Lfitzelberger den kleinasiatischen Aufenthalt des Apostels Johannes überhaupt zu leugnen und die üeberlieferung davon fdr ein durch Ver- wechslung des Apostels mit seinem Doppelgänger, dem Presbyter Jo- hannes entstandenes Mis Verständnis zu erklären, ohne für diese längst Terworfeno Hypothese einen neuen haltbaren Grund beizubringen (wie wir S. 9 ff. gezeigt haben). Auf eben so radicale Weise entledigte er sich der Widerlegung der von den Verteidigern der Echtheit des Ev. gegen die Tabinger Kritik erfolgreich geltend gemachten Thatsachen, mdem er sie kurzweg fBr , falsche Beruhigungsmittel, welche eine un- wahre Theologie fleißig und mit Erfolg zur Anwendung bringe', er- klärte. An Baur's Kritik fand er ,höchstens^ auszusetzen, ,da6 derselbe die Ungeschichtlichkeit des 4. Ev. nicht genug, daß er sie mehr aus der zu Grande liegenden Idee, als aus den Thatsachen der Geschichte bewiesen' habe (I 8. 121 £.), obwol er Baur's eigentümliche, im Pan- theismus wurzelnde Grundanschauung vom 4. Evang. fallen ließ und nur die von Bretschneider und Baumgarten -Grusius wie auch von Lflcke, Bleek u. v. A. geteilte Ansicht, daß dasselbe einer Vermählung des Lebens Jesu mit der alexandrinisch-philonischen Rcligionsphilo- sq>hie seine Entstehung verdanke, sich aneignete. Den Beweis für den nngeschichtlichen Charakter des Evang. entnahm er teils aus der dogmatischen Beschaffenheit desselben, hauptsächlich aber aus den ver- meintlichen Widersprüchen gegen die synoptischen Berichte, welche der Verf. in freiester Weise als seine Hauptquelle benuzt habe (I S. 117 — 132). 1 Ohne ein neues Moment hiefÜr beizubringen, sammelte und 1) Die Abhängiekeit des vierten Evangelisten von den Synoptikern hat dmn ffoUzmann in o. Ztschr. f. wiss. Theol. 1869 H. 1. 2 u. 4 als Dis auf die emzelnsten Bedewendungen und Worte, selbst bis zur Wortstellung und bis zum Numerus hinaus sich erstreckend nachzuweisen unternommen, aber in einer Weise, die, wie schon aus den von Luthardt (d. Johann. Urspr. S. 156 ff.) 1 zur Charakterisinmg dieser Beweisführung mitgeteilten Proben zu ersehen, Hir jeden Unbefangenen ihre Widerlegung in sich trägt — Wie übrigens Keim ,die freieste Weise der Boiutzung ' verstanden hat, darüber läßt seine Erklärung in der 3. Bearb. der Gesch. Jesu S. 45 f. keinen Zweifel. , Die be- zeagtesten Thaten und Reden der alten Evangelien — sa^ er dort — sind 80 ganz willkürlich zerrissen und verbunden, gemindert und |^emehrt worden. Statt Ga]iläa*s Samarien und Jerusalem, statt der ruhieen Mission athemlose Festreisen, statt Eines Lehrjahres zwei, statt des unabhängigen nationalen Täufers ein Philosoph und Theolo^ christlichen Bekentnisses, statt der zwei- felnden Mutter eine Gläubige, statt dreier Lieblinge Jesu nur der eine Bnsen- freond Johannes, statt der populären Yolkspredigten Weisheitsräthsel, statt der Wahrung des Gesetzes Abschaffung und Nationalitätslosigkeit, statt des Gleichnislazams bei Lukas ein wirkhch auferstandener Lazarus, statt der harten SchluAkämpfe Bückzüge, statt des Nachtmahls die Fußwaschnng, rtatt der Angst Rune und Triumph, statt der jüdischen Häscher eine römische Coborte, statt des Synedriums ein römischer Gerichtsstuhl, statt des Messias- tkoms ein Königthum der Warheit vor den Oluren des Pilatus; ja wer kann die Unterschiede alle nennen' n. s. w. Kell, Comment. snm Evang. Job. 3 34 Einleitung. §.3. sichtote er nur die Yon Bretschneider nnd den folgenden Kritikern zum Erweise der Unvereinbarkeit des johanneischen Christus mit dem Jesus der Synoptiker yorgebrachten Argumente und suchte dieselben, nicht etwa durch tiefere sachliche Begründung sondern nur durch das rhetorische Pathos souverflner SiegesgewiBheit zu yerstärken. ^ Bei solcher Beschaffenheit konte dieser neue Angriff nur auf die- jenigen Eindruck machen, welche aus anderen Gründen schon an dem johanneischen Ursprung des Evangeliums irre geworden waren oder, weil mit dem wirklichen Stande der Evangelienkritik nicht näher be- kant, sich von der auf Effect berechneten Rhetorik des Verfassers blenden lieSen. Sachkundige und selbständige Forscher ließen sich da- durch in ihrer Ueberzeugung von der Echtheit des Evangeliums nicht beirren. Nicht nur Luthardt (der Johann. Ursprung 1874 und Einleit. zum Comment. 2. Aufl. 1875) und Godei (in d. historisch krit Einl. zur 2. Aufl. seines Comment. 1876) traten in eingehender Beleuchtung der alten und neuen Einwürie mit Erfolg für die Echtheit des Evang. ein, sondern auch Will. Beyschlag hat in den Abhandlungen ,zur Johannei- schen Frage^ (in den theol. Studien u. Krit. 1874 u. 75, und in er- weitertem Separatabdrucke 1876. Gotha) in umfassender Weise die Verteidigung des Evang. gegen die neuere Kritik aufgenommen und dabei die Blößen der Eeim'schen Beweisführung schlagend au^e- dekt. Und B, Weiss (in Meyer's Comment 1880) schließt nicht nur die geschichtliche Uebersicht der patristischen Zeugnisse für das Evang. mit der Bemerkung: ,Selbst Mangold, der aus inneren Gründen die Echtheit des Evang. nicht zugestehen will, erklärt, daß seine äußere Bezeugung kaum weniger stark ist als die der synoptischen Evangelien und es ausreichend beglaubigen würde% sondern macht auch bei der Ei'örterung des Selbstzeugnisses des Evang. besonders geltend, daß die judaistische Parteistellung, welche dem Johannes zur Last fallen soll, in Gal. 2 erst hineingelesen wird , daß das Evangelium keineswegs den ant^üdischen Charakter trägt, den man ihm oft vindidrt hat, son^ dem in ihm so stark wie nur irgend im ersten Evangelium die Er- füllung der Weißagung in der Geschichte Jesu und der messianiscbc Charakter seines Auftretens hervorgehoben und troz der Betonung der Universalität des Heils doch die Beschränkung der irdischen Wirksam- keit Jesu auf Israel und sein conservatives Verhalten zum Gesetz fest- gehalten wird; femer daß die Voraussetzung, der Verfasser sei durch Aneignung fremdartiger philosophischer Lehren oder auch nur durch eigene christliche Speculation zu den Aussagen seines Prologs über das höhere Wesen Christi gekommen, sich nicht bewähre, dagegen sich eine so eingehende Bekantschaft mit palästinischen, und insbesondere 1) Zum Belege für dieses Urteil werden wol schon der oben S. 8 f. aus dem größeren Werke mitgeteilte Beweis ge^en den ephesinifichen Aufenthalt des Apostds und die in der vorhereehenaen Anmerk. ausgehobene exorbi- tante Schilderung der Widersprüche, Sie zwischen der johanneischen und der synoptischen Darstellung des Lebens und Wirkens Jesu stattfinden sollen, genügen, so daü es der Anführung weiterer Proben nicht bedarf. Bestieitang il VerteidiguDg des Evangeliuins. 35 jemBalemiiicheii Localitftten, mit jüdischen Zuständen, Anschauungen and Gehrftnchen, seihst mit aramiüschen Ausdrücken zeige und durch das Gewand des allerdings von grohen Hehraismen freien griechischen Ausdrucks im ganzen Stilcharakter so sehr der hehräische Grundtypus hindurchhlicke, daß das Evangelium nur von emem Palftstinenser ge- Bchriehen sein kann; auch der Verfasser sich sowol in 1, 14 (vgl. 1 Joh. 1,1.4,14) als auch 19,35 au& hestimteste als Augenzeuge zu er- kennen gebe. üebrigens hat es bei den Verhandlungen fui und wider die johanneische Äbfiusimg des E^angeliumB auch nicht an vermittelnden Hypothesen gefehlt, wddw zeigen, wie die Geistesart desselben selbst auf diejenigen den Ein- druck apostolischen Ursprungs machte, welche aus philosophischen oder dogmatischen Gründen seine Abfassung durch den Apostel Johannes negiren zu mtoen glaubten. So hat, um von den nicht näher begründeten Andeu- tongeu Eckeimann^s, Eichhornes, Ammon's, Paulus* über dem Evangelium zu Gnade liegende johanneische Aufzeichnungen abzusehen, der Philosoph Wtitse (die evang. Gesch. krit. bearb. 1S38 u. die Evangelienfrage 1856) im Prologe n. in den Reden c. 14—17 echt johanneische Studien angenommen, Teiche ein Schüler des Apostels unter Hmzunahme des aus dem Munde des ipostela Vernommenen und der evangelischen üeberlieferung zu einer freilich fldir unvollkommenen evangelischen Geschichte verarbeitet habe. Diese Hy- pothese wurde von Frommann (theoL Studien u. Krit. 1840 S. 853 ff.) wider- legt, aber von Freytag (die heU. Schriften des N. T. 1861 u. Symphonie der Eraagg. 1863) erneuert und näher modificirt. — Hauptsächlich um der Wun- der wOlen wolte AI. Schweizer (d. Ev. Joh. nach seinem inneren Werthe Botersueht 1841) die Erzählungen der gaüläisohen Vorgänge als spätere Ein- lehaltangoi ausscheiden. — Don. Schenkel wolte anfangs (Studien u. Krit. 1S40) die Beden als das Ursprüngliche, ein Ganzes Bildende ansehen und die geschichtlichen Bestandteile fGr spätere Einschaltungen halten. Später das Chankterbüd Jesu 1864) meinte er, das Eang. sei zwischen 110-120 unter dem Einflüsse der entstehenden Gnosis aus johanneischen üeberliefe- riagen entstanden, die aber schon (in der 4. Aufl. 1873) verschwanden, nach- den er nüt Keim die ephesinische Wirksamkeit des Apostels aufgegeben hatte; und im »Christusbild der Apostel' 1879 rükte er die Abfassung des Et. in die ICtte des 2. Jahrh. herab. — Em. Renan (vie de Jesus. 13. ed. Püns 1867; deutsch 3. Aufl. Leipz. 1870) kam nach Prflfung der verschiede- oea Hypothesen zu dem Schlosse, daß ein halbgnostischer Sectirer in Ephesus ttu den Eizählnngen des greisen Apostels, vielleicht sogar aus von ihm dietirten Notizen, die er besessen, das Evang. componirt habe. — In scharf- sinniger und umsichtiger Weise endlich hat Weizsäcker (s. seine Aufsätze: dtt Selbstzeugnis des Johann. Christus; Beitr. zur Charakteristik des Joh.- Evang.nnd die Johann. Logoslehre, in den Jahrbb. f. D. Theol. 1857. 59 u. 62; znsammengefaßt in den Untersuchungen üb. d. evang. Geschichte. Gotha 1864) Baur*8 Ansicht von der idealen Beschaffenheit des Evang. mit den darin unverkennbar vorliegenden Zügen geschichtlicher Treue und Augen- leogenschaft durch die Hypothese zu vereinigen gesucht, daß das Evang. entweder unter der Leitang des Apostels von einem Schüler geschrieben 3» S6 Einleitung. §.4. oder nadi seinen VorMgen oder Anfzeiehnimgen in der Gemeinde verfaßt sei (Unteres. S. 298). Während Weizs, nur dnroh diese Annahme sich das Verhältnis der johanneischen Christusreden zu den synoptischen Bedecom- positionen und die Art, wie in ihnen sich die Worte Jesu mit den aposto- lischen Eindrücken von denselben vermischt haben, erklären zu können meinte, so hat K. Hase nach langjähriger Yerteidignng der directen aposto- lischen Abfassung des Evang. sich in der , Geschichte Jesu. Leipz. 1876* wegen einzelner Züge der Geschichte, die er sagenhaft fand und sich nicht länger durch ein Nichtzugegensein des Apostels bei den Ereignissen erklären wolte, zu der vermittelnden Ansicht hin|fedrängt gesehen, daß nach dem Tode des Johannes, vielleicht ein Jahrzehnt und länger nachher, die johan- neische Ueberliefenmg durch einen begabten Jünger des Apostels nieder- geschrieben worden sei (S. 51 f.). — Aber alle diese vermittelnden Ansichten sind dem Selbstzeugnisse des Evangeliums gegenüber unhaltbar. Denn, wie B. Weiss S.27 t zuMeyer^s Comm. richtig bemerkt, weder i^sasetjiie&a 1,24 darf von einem geistigen Schauen verstanden werden, noch kann das &xsivo; 19, 35 den Evangelisten vom Augenzeugen unterscheiden, da die Berufung auf das Warheitszengnis eines Anderen keinen Sinn hat.* §. 4. Inhalt und Gliederung, Zweck und Bestimmung. 1. InhAlt. Das Evangelium begint mit einer Einioitang (1, 1 — 18), welche die Offenbarung Jesu Christi als des Eingeborenen vom Vater und das Verhalten der Welt zu demselben als den Grundgedanken der folgenden Geschichtsdarstellung andeutet, und die Geschichtsdarstellung schließt c. 20, 30 f. mit der den Zweck des Evangeliums andeutenden Bemerkung: „Viele und andere oTj^ieta that Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buche; diese aber sind geschrie- ben, damit ihr glaubet, daß Jesus ist der Christ, der Sohn Gottes, und damit ihr glaubend das Leben habet in seinem Namen/' — Die Ge- Schichtserzählung hebt an mit dem Zeugnisse, welches Johannes der Täufer vor den jüdischen Oberen und vor seinen Jungem Ober das Er- scheinen des Messias ablegt, um Jesu den Weg für sein Auftreten zu bahnen und ihm die ersten Jünger zuzuweisen, welchen Jesus sich durch Wort und That (das im Familienkreise verrichtete Wunder auf 1) Die neuere ausländische (franzosische, englische und holländische) Literatur über das Johannesevanffdium lehnt sich ganz an die kritischen und apologetischen Verhandlungen oer deutschen Theologe hierüber an. Die wichtigeren Schriften jener Literatur sind genant bei Luttiardt, d. Johann, ürspr. S. 7 ff. u. in Godet'a Gomment. 1, S. 5 ff. der deutschen AuEg. vom J. 1876. Dazu ist jün^ der sehr gediegene Nachweis der Echtheit des 4. Evang. aus den historischen Zeugnissen &a Altertums gekommen, welchen der mit der deutschen und englischen theol. Literatur vollständig vertraute Professor der neutestamentl. Ezegetik an der Ilanard Universität zu Boston D. D. Ezra Ahhotim Unitarian Review (Febr., März, Juni 1880) geliefert und sodann mit Zusätzen vermehrt in der Schrift: The Auiorship of thc fotiri Gospel: Extemal evidentes (104 SS. 8.), Boston 1880 edirt hat Inlnlt des fivangelitimfi. 37 der Hochzeit zu Kana) als der erschienene Messias kundgibt (1, 19 — 2, 12). — Daran reiht sich die erste Glanben weckende Selbstoffen- banmg Jesa, a, in Jerusalem am Paschafeste durch die Tempelreini- gang und andere Zeichen (2, 13 — 24) und durch das Gespräch mit Nikodemus Ober die Notwendigkeit der Wiedergeburt für den Eingang in das Reich Gottes (3, 1 — 21); fr. in Judfta durch Lehren und Taufen io der Nähe des Täufers, welcher seinen über das wachsende Ansehen Jesu neidischen Jtingem Jesum als den messianischen Bräutigam und sich nur als den Freund des Bräutigams bezeugt (3, 22 — 36); c, in Sa- maria auf. der Rfickreise nach Galiläa durch das Gespräch mit der Samariterin am Jakobsbrunnen (4, 1 — 42); d. in Galiläa, wo Jesus von denen, die am Feste sein Wirken in Jerusalem gesehen, gläubig aufge- nommen #arde und durch die Heilung des todtkranken Sohnes des ^aoiXuoc zu Capemaum von neuem seine Herrlichkeit offenbarte (4,43 — 54). — C. 6 und 6 zeigen, wie die Opposition gegen Jesu Wir- ken sich erhebt und eine Sichtung unter seinen Anfängern herbeiführt. Zuerst in Jerusalem bei einem Festbesuche infolge der Heilung eines Kranken am Teiche Bethesda an einem Sabbate, in welcher die jüdi- schen Oberen eine üebertretung des Sabbatgebotes erblicken. Da aber Jesus sein Thun damit rechtfertigt, daß er wirke wie der Vater wirkt nnd daß der Vater ihm noch größere Werke zeigen werde, ihm die Macht das Gericht zu halten und die Todten zu erwecken übergeben habe, damit alle den Sohn ehren wie sie den Vater ehren , so trachten sie schon darnach ihn zu tödten, wogegen Jesus ihnen nicht nur das Zengnis der Werke, welche der Vater ihm zu vollbringen gegeben habe, entgegenhält, sondern auch ihren Unglauben als Mangel an Liebe Got- tes rflgt und ihnen ankündigt, daß nicht er, sondern Moses sie um ihres Unglaubens willen vor seinem Vater verklage (c. 5). Sodann auch in Galiläa, wo die zu Jesu gekommenen Volksscharen durch die wunder- bare Speisung mit f&nf Broten so begeistert wurden, daß sie ihn als den erwarteten Propheten zum Könige machen weiten, tags darauf aber an seiner Rede in der Synagoge zu Capemaum, in welcher er sich ihnen als das wahre Brot des Lebens bezeugte und den Genuß seines Fleisches und Blutes als Bedingung zur Erlangung des ewigen Lebens forderte, als einer harten Rede solchen Anstoß nahmen, daß viele sei- ner Anhänger sich von ihm zurtlckzogen , und Jesus selbst die Zwölfe fragte, ob sie ihn auch verlassen weiten, worauf Petrus das Bekentnis i^legte: Herr du hast Worte des Lebens, wir haben geglaubt und erkant, daS du Christus der Sohn Gottes bist (c. 6). In c. 7 — 10 wird der sieghafte Kampf Jesu gegen den Unglauben in Jerusalem dargelegt. Nach längerer Abwesenheit von Judäa, wo die Jaden ihn zu tödten suchten, ging Jesus am Laubhüttenfeste wieder dorthin und trat in der Mitte des Festes im Tempel lehrend auf, er- klärte den über seine Schriftkentnis sich Verwundernden, daß seine Lehre vom Vater sei, der ihn gesandt habe, und dekte denen, die ihn wegen der am Sabbat verrichteten Heilung zu tödten suchten, ihr Wi- deistreben gegen das Gesetz Mose's auf, welches die Beschneidung am 38 Einleitoiig. §.4. Sabbftt gebiete, nnd daß sie Gott nicht kennen, worflber die Obersten des Volks so aufgebracht wurden, daB sie ihn zu greifen suchten, viele vom Volke aber an ihn glaubten, weil der Messias nicht mehr Wunder thun könne als Jesus thue, worauf die Pharisäer Diener aussandten ihn zu greifen. Jesus aber kündigte ihnen an, daß er bald weggehen werde, wohin sie ihm nicht würden folgen können, und rief am lezten Tage des Festes alle, die nach dem Wasser des Lebens dürste, anf^ zu ihm zu kommen und zu trinken. Diese Rede machte solchen 'Ein- druck, daß viele ihn für den kommenden Propheten hielten, andere aber sich an seiner galiläischen Herkunft stießen, daß die ausgesandten Diener unverrichteter Sache zurückkehrend den Hohenpriestern er- klärten, daß niemals ein Mensch so geredet habe wie Jesus, und Nike- demus an das Gesetz erinnerte, welches keinen Menschen onverhört verurteile (c. 7, 1 — 52). Daran reiht sich in dem überlieferten Texte die Perikope von der Ehebrecherin (c.7,53 — 8,11). Jesus aber lehrte weiter im Tempel, sich als das Licht der Welt bezeugend und gegen den Einwand, daß sein Zeugnis von sich nicht wahr sei, auf seine göttliche Sendung und das Zeugnis des Vaters für ihn sich berufend und nochmals an seineu baldigen Weggang, wohin sie ihm nicht folgen könten, erinnernd, auf den spöttischen Einwand aber, ob er sich etwa tödten wolle, ihnen erklärend, daß sie, wenn sie nicht an ihn glaubten, in ihren Sünden sterben würden, da er nur lehre, was der Vater ihn gelehrt habe (8, 12—29). Infolge dieser Rede glaubten viele an ihn. Als er sie aber au£forderte, in seiner Lehre zu bleiben, um die War- heit zu erkennen, die sie frei machen werde, erwiderten sie, daß sie Abrahams Same seien und niemals jemandem gedient hätten, wogegen Jesus ihnen aus ihrem Verhalten gegen seine Person zeigt, daß sie nicht Kinder Abrahams seien, weil sie nicht Abrahams Werke thnn, sondern den Teufel zum Vater haben, den Lügner und Menschen- mörder von Anfang, der nicht in der Warheit steht, und sich weiter als den vor Abraham Seienden bezeugt, worauf sie Steine aufhoben, ihn zu steinigen, Jesus aber verborgen vor ihnen den Tempel verließ (8, 30 — 53). Beim Weggange vom Tempel sah er einen von Geburt an blinden Bettler und heilte ihn von seinem Leiden. Dieses wieder an einem Sabbate verrichtete Wunder, durch welches Jesus sich thatsäch- lich als das Licht der Welt zu erkennen gab, erregte den Zorn der Pharisäer dermaßen, daß sie den Geheilten inquisitorisch ins Verhör nahmen und ihn, da er bei der Aussage, daß Jesus ihm die Augen geöffnet habe, beharrte, als einen Sünder hinausstiefien (c. 9). Weiter stelte Jesus in einer Gleichnisrede sich als den guten Hirten dar, der die Seinen kenne und von den Seinen erkant werde, der sein Leben für die Schafe lasse, um alle die seine Stimme hören zu einer Herde zu vereinigen, und die Macht vom Vater habe, sein Leben zu lassen und es wieder zu nehmen, lieber diese Rede entstand eine Zwietracht unter den Juden, indem viele Jesum für besessen erklärten, andere aber sprachen: dies sei nicht Rede eines Besessenen; ein Dämon könne nicht der Blinden Augen aufthun (10, 1 — 21). Am Tage der Tempel- Inhalt und Gliederung des SvangeliumB. 39 weihe aber amnngten die Jaden Jesam in der Halle Salomo*s mit den Worten, ihnen offen herauBzosagen, ob er der Chriet sei. Jesus er- widert, daß sie seinen Worten nnd den Werken, die er in seines Vaters Namen thue, nicht glaubten, and daß er und der Täter eins seien, worauf sie wieder Steine aufhoben, ihn zu steinigen. Als er sich nun wegen dieser vermeintlichen Gotteslästerung rechtfertigte, weiten sie ihn abermals greifen, aber er entging ihren Händen und zog sich jenseit des Jordans zurück, wo viele um der von ihm verrichteten Zeichen willen an ihn glaubten (10, 22>-42). — In c. 11 u. 12 sind die lezten Wort- und Thatoffenbarungen berichtet, mit welchen Jesus seine öffent- liche Wirksamkeit schloß. In c. 11 die Auferweckung des Lazarus, durch welche er sich den Gläubigen als die Auferstehung und das Le- ben erwies (v. 1 — 44), während die Kunde von diesem Wunder die Hohenpriester und Pharisäer bewog, den Beschluß ihn zu tMten zu üissen, worauf Jesus sich bis zum nahen Osterfeste in die Stadt Ephrem nahe der WOste zurflckzog (v. 45—67). In c. 12 die Salbung Jesu in Bethanien (v. 1 — 8), der messianische Einzug Jesu in Jerusalem (v. 9— 19), die lezten Reden Jesu im Tempel (v. 20 — 36) und das Schlußurteil des Evangelisten Aber den Erfolg des öffentlichen Zeugnisses Jesu — die Yerstockung der Juden und die Furcht selbst der zum Glauben an ihn gekommenen Oberen, ihren Glauben um der Pharisäer willen zu bekennen (v. 37 — 50). In c. 13 — 17 wird die lezte und höchste Selbstbezeugung Jesu im Kreise seiner Jünger unmittelbar vor seinem Todesleiden berichtet. Am Abend vor dem Feste gab er denselben beim Beginne des Mahles, das er mit ihnen hielt, durch die Fußwaschung einen thatsächlichen Beweis selbstverleugnender Liebe als Vorbild für ihr Verhalten unter einander (13, 1 — 17); dann entfernte er den Verräther durch Offen- bsrong seines Vorhabens aus ihrem Kreise (v. 18 — 30); hierauf kflndigte er den Jflngem seine bevorstehende Verklärung, sowie seinen baldigen Hmgang zum Vater und die Sendung des Parakleten an (13, 31 — 14, 31); weiter legte er ihnen in dem Gleichnisse vom Weinstocke und den Beben das Bleiben in der Gemeinschaft seiner liebe an's Herz und sicherte ihnen für den Kampf und die Verfolgung vonseiten der Welt die Ausrüstung mit dem Geiste der Warheit vom Vater als kräftigen Bdstand zu (c. 15 u. 16), und schloß dann diese an Belehrung, Mah- nnngund Trost reiche längere Rede mit dem an den Vater gerichteten hohenpriesterlichen Gebete um Vollendung seines Werkes durch Ver- klärung des Sohnes, der ihn auf Erden verklärt habe, zu der Herrlich- keit, die er vor Beginn der Welt hatte, und durch Erhaltung seiner Jünger und aller durch ihr Wort zum Glauben Geftlhrten in der Ge- meinschaft seines Namens, daß sie seine Herrlichkeit schauen mögen (c. 17). lu c 18 — 20 endlich folgt der Bericht von dem Leiden und Sterben und Begräbnisse Jesu Christi (c. 18 u. 19) und von den Erscheinungen des Auferstandenen (c. 20), worin die Thatsachen hervorgehoben sind, welche zeigen, wie Jesus bewußt und freiwillig sich in die Hände seiner 40 . Einleitimg. §.4. Feinde gab, von den Hohenpriestern, weil er sich für Gottes Sohn er- klärt hatte, verurteilt und dem Landpfleger Pontius Pilatus zur Kreu- zigung überantwortet wurde und nach seiner Auferstehung den Jüngern sich als vom Tode erstanden offenbarte, um ihren Glauben zu vollenden. Dazu ist in c. 21 noch eine Offenbarung des Auferstandenen vor seinen Jüngern am galiläischen See von symbolisch prophetischer Bedeutung für ihren künftigen Beruf in Form eines Anhanges hinzugefügt. 2. Gliederung. Ans dieser kurzen Darlegung des Inhalts ergibt iich, daß der evangelische Bericht in zwei Hälften: die Geschichte der öffentlichen Bezeugung Jesu als des Sohnes Gottes vor dem Volke (c. 1, 19 — 12,50) und die Geschichte der Vollendung seiner Selbst- offenbarung durch Leiden, Tod und Erweis seiner Aufei:stehung (c. 13— 20) geteilt ist, die durch den Rückblick des Evangelisten auf den Erfolg der Wort- und Thatbezeugung Jesu als des Christ, des Sohnes Gottes c. 12, 37 — 50 deutlich von einander geschieden sind. In der ersten Hälfte lassen sich weiter fünf, in der zweiten zwei Abschnitte unterscheiden : 1. die Einführung Jesu in die Welt durch das Zeugnis des Täufers und die Selbstbezeugung Jesu als Messias durch Wort und Werk vor den ersten Gläubigen (1^19—2,12); 2. das öffentliche Glauben an ihn als Gottes Sohn weckende Auftreten Jesu in Jerusalem, Judäa, Samaria und Galiläa (2, 13 — 4, 54); 8. die Entwickelung der Opposition gegen das Zeugnis Jesu von seiner Gottessohnschaft von- seiten des Unglaubens der Juden in Jerusalem und des Halbglaubens der Galiläer (c. 5 u. 6); 4. die erfolgreiche Fortsetzung der Selbstoffen- barung Jesu im Kampfe mit dem Unglauben der jüdischen Oberen (c. 7 — 10); 5. die Steigerung dieses Kampfes zur Herbeiführung der Katastrophe (c. 11 u. 12); 6. die lezte Selbstoffenbarung Jesu im Kreise seiner Jünger vor seinem Todesleiden (c. 13 — 17); 7. die Vollendung des Unglaubens der Juden in der Tödtung Christi ihres Heilandes und die Offenbarung Jesu als des Auferstandenen vor seinen Jüngern zur Vollendung ihres Glaubens (c. 18- — 20 und 21). — Diese Gliederung des geschichtlichen Berichts entspricht sowol dem in der Einleitung (1, 14) angedeuteten Thema des Evangeliums: die Offenbarung der Herrlich- keit Jesu Christi als des Eingeborenen vom Vater, als auch der am Schlüsse (19, 30 f.) ausgesprochenen Bestimmung, durch die Beschrei- bung der von Jesu gewirkten ayi\uXa den Glauben an ihn als den Christ, den Sohn Gottes zu begründen.^ 1) Die obige Gliederung trift in den Hauptpunkten mit den Eintei- lungen der neuesten Ausll., Bngstb., Godet, Zuthardl, Meyer- Weiss, zu- sammen, und sucht nur die Mängel derselben, wie die Nicntunterscheidung der beiden Hälften des Evangeliums c.l— 12 und 13—20 (Ith., M.-Weissj, die Verbindung von c. 11—17 zu einem Teile (Weiss), die Scheidung der c. 18 u. 19 von c. 20 als zwei zu sondernde Teile (Hngstb,, God., Weiss) und die Verbindung von c. 7—12 ( Hngstb J oder c. 5—12 (Ltk., God.J zu einem Teile, zu beseitigen. — Weder der Grundidee noch der Composition des Evang. entsprechen die Einteilungen desselben nach den Festreisen Jesu (Bengel, Oisfi. u. EbrardJ und sind daher jezt allgemein als unzutreffend aufgegeben. Vgl. die Kritik der verschiedenen Einteilungen bei Lntharät, Comment. X 6. 200 ff. u. God^t 11 S. 1 ff. Zweck und fiestimmong deä Evangeliums. 41 d. Sveok vaxd Bestimmung, Den Zweck seines Evangelinms be- stirnt JohaimeB selbst in c. 20, 31 dahin, den Glauben, daß Jesos der Christ (Messias), der Sohn Gottes sei, mittelst der geschichtlichen Dar- stellang seiner personlichen Erscheinung und seines Wirkens zu be- grflnden, am durch diesen Glauben „Leben in seinem Namen zu haben^^, i h. des in Jesu Christo geoffenbarten Heilsgutes ewigen Lebens teil- haftig zu werden. Da aber den Glauben an Jesum als Messias oder Sohn Gottes und Heiland der Welt zu wecken und zu fördern auch Endzweck der drei ersten Evangelien ist, so meint fVeiJf, dem Johan- sesevangelium eigne die besondere Bestimtheit der Aufgabe, in Jesu den Messias nachzuweisen, sofern er der fleischgewordene göttliche Logos ist, weshalb Johannes den Abschnitt vom Logos wie sein unter- scheidendes Programm an die Spitze stelle, hiermit den Schlüssel dar- bietend zum Verständnisse des Ganzen. Mit den Synoptikern das ge- meinsame Ziel der itioxic verfolgend habe er den Inhalt des gemein- samen Glaubens auf einen höheren und universelleren Grad der uran- ÜLDglichen -jfvv^oic seines Wesens gebracht, als dies der frtlheren evan- gelischen Geschichtschreibung unter anderen Verhältnissen und auf Grand anderer das Maß der Johanneischen nicht erreichenden Bega- bungen möglich war. Die Herrlichkeit des göttlichen Logos, wie er sie in dem irdischen Leben Christi geschaut (1,14), wie sie sich im Kampfe mit dem ungläubigen feindseligen Judentum immer herrlicher offenbart ond die empfänglicheren Seelen zu immer vollerem Glauben und immer seiigerem Schauen geftthrt, wolle der Evangelist in seinem Evangelium dintellen. Allein die Idee des fleischgewordenen Logos wird schon ^en Ende des Prologs (1, 18) durch den Begriff des eingeborenen Sohnes Gottes ersezt und tritt im ganzen Evangelium nicht weiter her- vor, 80 oft auch Jesus sich als den vom Himmel Gekommenen bezeugt, der eins mit dem Vater, welcher ihn gesandt hat, nur lehrt und thnt, was der Vater ihm zeigt. Auch ein Fohren der emp&nglicheren Seelen za einem immer seligeren Schauen der Herrlichkeit des göttlichen Logos kann nicht das Ziel des Evangeliums sein, da dasselbe mit dem zorechtweisenden Worte schließt, welches Jesus zu Thomas, der die ron den anderen Aposteln bezeugte Auferstehung Christi nicht glauben wolte, wenn er nicht die Nägelmale gesehen und seine Hände in sie gelegt hätte, nach Erfüllung dieses Verlangens sprach: „dieweil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubest du; selig sind die nicht sehen nnd doch glauben^^ (20,29). Eben so wenig unterscheidet sich das vierte Evangelium von den drei ersten dadurch, daß es die mit jenen gemeinsame ictottc anf einen höheren und universelleren Grad der ur- anftnglichen ^vaiaic seines Wesens gebracht habe. Denn wenn Jesus in allen vier Evangelien sich vorwiegend den Menschensohn (6 utoc tou dv9p«»icou) nent, wenn er nicht nur in Mtth. 11, 27 u. Luk. 10, 22 sagt: „Mir ist alles übergeben von meinem Vater, und niemand weiß, wer der Sohn ist, denn nur der Vater, und wer der Vater, denn nur der Sohn und welchem der Sohn es offenbaren will^S sondern auch in Mtth. 25, 31 ff. vgl. 24, 36 ff. Luk. 21, 25 ff. n. a. seine Wiederkunft in der 42 Einleitung. §. 4. Herrlichkeit des Vaters verkündigt, am das Gericht tlher alle Völker zu halten, und vor seinem Scheiden von der Erde zu seihen Jflngem spricht: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden; gehet hin und machet alle Völker zu Jüngem^^ u. s. w. (Mtth.28, 18 ff.), so liegt in den synoptischen Evangelien keine itioTi«; vor, die im vierten auf einen höheren und universelleren Grad der uranfänglichen -jfvcoai^ des Wesens Christi gebracht ist , sondern der Unterschied besteht blos darin, daB bei Johannes die Forderung des Glaubens an Jesum als den vom Himmel gekommenen Sohn Gk)ttes den wesentlichen Inhalt der von ihm mitgeteilten Reden Christi bildet, während im Matthäusevan- gelium die Darstellung Jesu als des im A. Test, verheißenen Messias und Vollenders des Reiches Gottes, bei Markus und Lukas die Schilde- rung Jesu als des Erlösers von der Sünde und Heilandes der Menschen vorwaltet Dieser Unterschied erklärt sich hauptsächlich aus der verschiedenen Bestimmung der einzelnen Evangelien. Matthäus schrieb sein Evan- gelium für judenchristliche Gemeinden, um dieselben in dem Glauben an Jesum als den von den Propheten verheißenen Messias oder König des Reiches Gottes zu stärken. Die Evangelien des Markus und Lukas verfolgen die Absicht, die Heidenchristen in der Ueberzeugung, daß Jesus der Bringer des Heils ist, nach welchem die Völker sich sehnten, zu befestigen. Alle drei sind vorwiegend kerygmatischen Inhalts, d. h. sie beabsichtigen Juden- und Heidenchristen in der Erkentnis der War- heit der apostolischen Verkündigung von Christi Person und Werk zu fördern. Dagegen das Johannesevangelium ist nach der kirchlichen Tradition nicht nur später als die synoptischen, sondern nach der Zer- störung Jerusalems und des Tempels und dem Untergange des jüdischen Staates und erst nach längerer Wirksamkeit des Apostels in Ephesus der Hauptstadt Vorderasiens verfaßt. In dieser reichen blühenden Handelsstadt mit vielem Fremdenverkehr und einer zahlreichen Juden- schaft, einem Mittelpunkte hellenischer Cultur, Wissenschaft und Kunst, hatte der Apostel Paulus schon auf seiner zweiten Missionsreise den ersten Samen des Evangeliums ausgestreut (Act. 18, 19), sodann Apollos, von Geburt ein Jude aus Alexandrien, ein beredter Mann und mächtig in der Schrift, obwol erst mangelhaft über den Weg des Herrn unter- richtet, mit glühendem Geiste in der Synagoge von der Sache Jesu geredet (Act. 18, 24 ff.). Hierauf hatte Paulus auf seiner dritten Mis- sionsreise über zwei Jahre daselbst gewirkt und eine große Zahl von Bekennem Christi gewonnen (Act 19,1 — 20) und die dort gegründete Gemeinde später noch durch ein Sendschreiben an dieselbe tiefer in die Erkentnis des in Christo geoffenbarten göttlichen Gnadenrathes der Versöhnung der ganzen Menschheit mit Gott und der Au&ahme der Heiden in die Bürgerschaft Israels und ihrer Erbauung zu einer Be- hausung Gottes in Geiste eingeführt; aber auch schon bei seinem Ab- schiede von Asien für nötig erachtet, die Ael testen dieser Gemeinde zu Milet vor den Gefahren der aufkeimenden falschen Gnosis orienta- lisch hellenistischer Speculation zu warnen (Act. 20, 19 ff.). Diese W(ir- Zweck und Bestinuiiiuig des ETangeliums. 43 Dang Tor den verfHihrerischen Geistern and ihren dämoniBchen Lehren emeaerte er in den Briefen an Timotheos, seinen Geholfen, dem er die Leitung der Gemeinde ttbertragen hatte ( 1 Tim. 3, 4 ff. 4, 1 ff. 2 Tim. 3, 1 ff.)- — Als Hauptstadt aber übte Ephesns nicht blos in politisch -bOrgerlicher and geistig wissenschaftlicher Hinsicht großen Einflaß auf das ganze proconsalarische Asien aas, sondern auch in ethisch religiöser Besdehang. Wie der Dienst der großen Göttin Diana (Artemis) in dem weltbertthmten Tempel zn Ephesas tonangebend f&r den heidnischen Götzendienst Yorderasiens war, so wurde auch die ephesinische Christengemeinde bald der Mittelpunkt des Christentums in Yorderaaien, nicht blos fQr die Ausbreitung des Evangeliums in der Umgegend, sondern auch fftr die Gestaltung des christlichen Glaubens ond Lebens in den übrigen Städten. Als der Apostel Johannes nach Ephesus gekommen war, um die christlichen Gemeinden Asiens, deren in ApokaL 2 u. 3 sieben genant sind, zu pflegen und oberhirtlich zu leiten, trat dort schon der Protognostiker Kerinth auf und zeigten sich schon die ersten Spuren häretisch gnostischer Irrlehrer in den Bösen, die sich für Apostel ausgaben und als Lügner erfunden wurden, in den Nikolaiten oder Bileamiten und den Juden, die das Volk Gottes zu sem behaupteten aber eine Synagoge des Satans waren, vor deren Yer- fthrungen, Lästerungen und Bedrückungen in den apokalyptischen Sendschreiben die Gemeinden zu Ephesus, Smyma, Pergamus, Thyatira ond Sardes (Apok. 2, 2. 6. 9. 14. 15. 20 u. 3, 9) gewarnt werden. Um dem Eindringen dieser seelenverderblichen Irrlehren erfolg- rdch entgegenzuwirken, dazu reichte die einfache Verkündigung der evaDgeiischen Heilsthatsachen nicht aus. Da machte sich vielmehr das Bedflrfois geltend nach Befestigung der Gemeinden in dem Glauben an Christum als den Sohn Gottes, in welchem alle Schätze der Weisheit nnd Erkentnis verborgen sind und die ganze Fülle der Gottheit leib- haftig wohnt (Eol. 2, 3. 9), in welchem alle Dinge und Wesen im Himmel imd aof Erden zusammengefaßt sind (Eph. 1, 10) und Juden wie Hei- den, beide in einem Leibe durch das Kreuz mit Gott versöhnet, durch den Glauben in einem Geiste Zugang zum Yater haben (Eph. 2, 16. 18). Diesem Bedtkrfiiisse konte nur das Evangelium genügen, welches Jo- hsnnes schrieb, nachdem das Gemeinwesen Israels untergegangen war ond der Unterschied zwischen Heiden- und Judenchristen seine frühere Bedeutung verloren hatte und es vielmehr darauf ankam, die Person und das Leben Christi in seiner wesentlichsten und umfassendsten Be- deutung darzustellen und die Notwendigkeit, Möglichkeit und Natur des Glaubens an ihn nachzuweisen, zur Stärkung der Bekenner dieses Ghuibens im Kampfe gegen die ungläubige Welt und gegen die Ent- stellung der in Christo geoffenbarten Leben schaffenden Warheit durch eine mächtig sich erhebende antichristliche Weltweisheit, welche teils die wahre Gottheit teils die wahre Menschheit Christi leugnete. Dieser Bestimmung unseres Evangeliums entspricht sein Inhalt Die Begründung des Glaubens an Christum den Sohn Gottes, welcher das wesentliche Heil bringt, ist nicht nur das Ziel desselben, sondern die 44 Einleitung, g. 4. Offenbarung Jesu Christi als des im Fleische erschienenen Sohnes Gottes, und das Verhalten der Menschen, einerseits der gläubigen Jünger andererseits der ungläubigen Juden, gegen diese Offenbarung bildet Anfang, Mitte und Ende desselben. Auf Jesum als den erschienenen Messias weist der Täufer in seinen Zeugnissen von ihm hin, mit wel- chen die Geschichtserzählung anhebt, und Jesus selbst erweist sich be- reits den ihn aufsuchenden Johanni^üngem durch seine übernatürliche Herzenskentnis und weiter durch das Wunder zu Kana als den , von welchem Moses im Gesetze und die Propheten geschrieben haben (vgl. 1, 46 mit V. 42 u. 50), so daß seine Jünger an ihn glaubten (2, 11). Als er sodann zu Jerusalem am Pascha öffentlich auftrat, gab er sich durch die Tempelreinigung mit der Erklärung: „Machet nicht meines Vaters Haus zum Kaufhause^^ und durch andere Zeichen als Sohn Gottes kund (2, 13 ff.) und im Gespräche mit Kikodemus als den Menschensohn, der vom Himmel hemiedergekommen ist und die himmlischen Dinge mitteilen kann, und als den eingeborenen Sohn, den Gott der Welt aus liebe gesandt hat, auf daß alle die an ihn glauben das ewige Leben haben^^ (3, 1—21). Der Samariterin am Jakobsbrunnen enthüllt er ihren Lebenswandel, woran sie ihn als Propheten erkent, und auf die Sama- riter machen seine Worte solchen Eindruck, daß sie ihn als Christum, der Welt Heiland bekennen und an ihn glauben (4, 5 — 42). Auch dem ßaoiXixoc zu Capernaum gewährt er die für seinen todtkranken Sohn erbetene Hilfe durch die Glauben an sein Wort fordernde Weisung: „Gehe hin, dein Sohn leW\ und infolge der Erfüllung dieser Zusage glaubt derselbe mit seinem ganzen Hause (4, 46 — 53). Gleicherweise wird bei den übrigen von Johannes erwähnten Wundem, der Heilung des Gichtbrüchigen von seinem 38jährigen Leiden (c. 5, 5ff.), der Oefihung der Augen des Blindgeborenen (9, 1 S.) und der Auferweckung des Lazarus (c. 11,45) bemerkt, daß nicht Mos diejenigen, welchen Jesus wunderbar geholfen, sondern auch viele vom Volke um dieser und anderer Wunder willen an ihn als den erschienenen Messias glaubten. Aber diesen Erfolg hatten die Wunder nicht an und für sich. Als Aeußerungen übernatürlicher Macht, die nur im allgemeinen den Eindruck des Göttlichen in Jesu Person zu machen bestirnt waren, nent der Evangelist sie constant or^\uTa Zeichen, welche auf Jesum als den von Gott gesandten Bringer des Heils hinweisen und Anlaß zum Glauben an ihn bieten selten. Den rechten Glauben an ihn als von Gott gesandten Heiland und Sohn Gottes konte nur das mündliche Selbstzeugnis Jesu über seine Person, sein Verhältnis zu Gott seinem himmlischen Vater und über den Zweck seines Kommens in die Welt wecken und wo er im Keime schon vorhanden war stärken und fbrdem. Demgemäß teilt der Evangelist auch die Wunder in c. 5. 6. 9 u. 11 nur als Anlässe zu den Beden mit, in welchen Jesus sich den Hörern als den bezeugt, welchen der Vater gesandt und mit der Macht versehen hat, die Welt von dem Tode und Verderben der Sünde zu erlösen und den an ihn Glaubenden das ewige Leben zu geben. Die gläul^ige Aufoahme dieses Selbstzeugnisses sezte aber Verlangen Zweck und BestumniiDg des ETangeliams. 45 nach Erlösang yon der Sflnde und dem Tode yorans. Wo das Heil»- bedflrfius fehlte, da konten die Wnnder wol Staanen erregen aber nicht Glinben wirken. W&hrend nicht nur die Yon dem Täufer auf Jesum als das Lamm Gottes, welches der Welt SOnde trftgt, hingewiesenen Jünger imd alle anf den Trost Israels Wartenden, sondern auch ein Nikodemus, welcher die Möglichkeit und die Notwendigkeit der Wie- dergeburt ftlr den Eingang in das Reich Gottes nicht zu begreifen ver- mochte, durch die Belehrung Jesu über seinen himmlischen Ursprung und aber die himmlischen Dinge zum Glauben an ihn als den Sohn Gottes und Heiland gefilhrt wurden, gereichte den Juden, welche in pharisäischer Selbstgerechtigkeit und eitlem Vertrauen aitf ihre Ab- stammung von Abraham nur einen Messias erwarteten, der sie von dem Joche der Römer befreien und zu irdischer Macht und Herschaft Aber die Heiden erheben würde, die oapg, in welche seine göttliche Herr- lichkeit gehüllt war, zum AnstoB, daß sie der Forderung des Glaubens an ihn als Heilsbringer immer seine irdische Herkunft entgegenhalten, in ihm nur den Sohn Josephs sehen, dessen Yater und Mutter sie kennen (6, 42), oder den Gaüläer (7, 41), oder den Menschen, dessen Ursprung sie wissen (7, 27) und dessen Lebensalter sie angeben zu können meinen (8, 57), und nicht nur sein Wirken nach ihrer phari- lüschen Aufissung des Gesetzes beurteilen, ihn weil er am Sabbate den Gichtbrflchigen gesund gemacht und einem Blindgeborenen das Augenlicht geschenkt hat, als Uebertreter des Sabbatgebotes verfolgen, sondern ihn auch, weil er sich im Unterschiede von allen anderen Men- schen ein besonderes Verhältnis zu Gott beilegte, das Einssein mit dem Vater von sich aussagte, der Gotteslästerung beschuldigen und ihn um- zabringen suchen (5, 18. 10, 30 ff.). Je mehr aber Jesus dagegen seinen hhnnilischen Ursprung betonte und je offener er ihren Unglauben auf- dekte, indem er ihnen vorhielt, daß sie weder der Schrift, die von ihm zeoge, glauben (5, 37), noch Gott seinen Vater kennen, nicht Grottes Ehre, sondern Ehre von Menschen suchen, um so mehr verstokten sie och gegen sein Wort und Zeugnis, so daB sie nur darnach trachteten, 3in zu greifen und zu tödten. Doch gelang ihnen dies nicht eher, als bis seine Stunde gekommen war, da er nach dem Willen des Vaters Ton der Erde erhöht und durch Tod und Auferstehung zu der Herrlich- keit, die er vor Beginn der Welt besessen, verklärt werden solte. Aus diesen kurzen Andeutungen, die wir in der Auslegung weiter zn entwickeln gedenken, läBt sich schon erkennen, daB Johannes mit seiner Schilderung der Offenbarung Jesu Christi als des Sohnes Gottes nicht beabsichtigt, den Glauben an Christum auf einen höheren Grad der 7VQ»9t<; seines Wesens zu bringen, sondern nur die Notwendigkeit des Glaubens als unerläBliche Bedingung zur Erlangung des Heils darlegen will. Vielmehr , bewegt sich, wie schon Luthardt, Comm. I S. 185 ff. einleuchtend dargcthan, das ganze Evangelium in so hohem Grade um den Glauben, seine Notwendigkeit und Möglichkeit, dafi im Grunde alles darauf hinausgeht und es als wesentliche Absicht des Evangelisten sich zeigt, beides darzulegen und nachzuweisen, wie 4i Emleitimg. §.4. Glaube und Ungümbe ans ihren eigenen allerersten nnd noch onbe- stimten Anftngen heraoB sich entwickeln, so zwar, daB der Glaabe, wo er einmal yorhanden ist, immer leichter möglich, wo er einmal verweigert worden, immer unmöglicher wird, und doch fftr beide die Forderung des Glaubens in ihrer Notwendigkeit unabänderlich be- stehen bleibtS Mit dieser Absicht hängt auch die im Vergleich mit den synop- tischen Evangelien mehr chronologische Anordnung und Gliederung des geschichtliehen Stoffes nach den Festreisen Jesu in unserem Evangelium zusammen. Jerusalem mit dem Tempel war das Oentrum des israeli- tischen Gottesreiches und in der nachexilischen Zdt der Mittelpunkt des streng gesetzlichen Judentums, in den Festzeiten der Sammelpunkt der Juden aus dem ganzen Lande und aus der Zerstreuung. Hier mußte Jesus sich durch Werke und Lehre als Messias kundgeben, wenn das jüdische Volk ihn als Heiland und Vollender des Reiches Gottes er- kennen und aufnehmen solte. Und dafi er dies getfaan, und zwar oftr mals vor dem lezten Pascha, an welchem er den Tod erlitt, das be- zeugen auch die Evangelisten Matthäus und Lukas, obwol sie nach sachlichen Gesichtspunkten Jesu Wirksamkeit in die galilaische und die jerusalemische gegliedert haben, durch Mitteilung des Schmerz und Liebe athmenden Ausrufs Jesu über Jerusalem: „Jerusalem — wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne sammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt" (Mtth. 23, 37 ff. Luk. 13, 34 f.) und bestätigen damit nicht nur das in unserem Evan- gelium berichtete Wirken Jesu an den Festen in Jerusalem, sondern zugleich die Opposition, die sich dort gegen sein Zeugnis von seiner göttlichen Sendung und seinem messianischen Berufe seitens der Oberen der Juden erhob. Johannes aber erzählt ausführlich von diesen Fest- reisen, um zu zeigen, wie Jesus in der Hauptstadt seines Volks, im Hause seines himmlischen Vaters sich durch Wort und That als der in der Schrift geweifiagte Messias und ewige König des Gottesreichs be- zeugte und den auf seine Stimme Hörenden Heil und Leben verhieß, den seinem Worte Widerstrebenden das Gericht der Verwerfung an- kündigte; wie aber diese seine Offenbarung die Feindschaft der Phari- säer und Hohenpriester nur zu tödtlichem Haß steigerte. Zu diesem Zwecke ordnete er den Bericht von dem messianischen Wirken Jesu nach den Festreisen, nicht aber in der Absicht, eine chronologisch ge- naue G^chichtserzlUüung zu liefern, wie schon daraus zu ersehen, daß das c. 5, 1 erwähnte Fest nicht näher bezeichnet und der Abschnitt von Jesu Wirken in Galiläa c. 6 ohne bestimte Zeitangabe eingereiht ist Die übrigen Zeitangaben, nämlich die Zählung der Tage in c. 1, 29. 35. 44. 2, 1 und in 12, 1 erklären sich aus der Wichtigkeit, welche die Begebenheiten dieser Tage für den Verfasser des Evangeliums hatten. Aber den in 20, 31 ausgesprochenen Zweck des Evangeliums hat man von jeher zu allgemein und nicht ausreichend für die Erklärung der Eigentümlichkeit desselben gefunden und dem Evangelisten teils im Hinblick auf das Verhältnis seiner Schrift zu den synoptischen Evan- Zweck und Bestimmiuig des Evangeliums. 47 galieD die Abncht, jene EvaDgelien zu ergänzen, teils in Anbetracht der Zeitverb<niase, anter welchen er dieselbe verfafit hat, die pole- misehe Tendenz der Bestreitung der häretischen Onosis and ebioni- tischen Irrlehre zoschreiben zu sollen gemeint, aach wol beide Ten- denzen mit einander verbanden. So schon die Kirchenväter (s. oben S. 24) and nach deren Vorgang viele Aasleger bis auf die neneste Zeit herab. ^ Was erstlich den Ergänzangszweck betrift, den Weizs,, Ewald, Bngstb., God. n. v. A. in verschiedenen Modificationen geltend machen, so sezt Johannes allerdings vieles von den Synoptikern Berichtete Toraos, ohne dessen Kentnis seine Erz&hlnng nicht ganz verständlich wäre (vgl 11, 1. 2. 18, 24. 28); andererseits ergänzt er die frftheren Evangelien im GroBen dnrch die Mitteilang, wie dnrch das Zeugnis des T&ofers Jesu die ersten Jflnger zageffthrt wicrden n. s.w. (1, 35 — 2, 12), durch Erzählung der Festreisen Jesu nach Jerusalem und seiner Thaten und Beden daselbst, der lezten Beden Jesu vor seinen Jüngern (c. 14 — 17) und a. mehr, wie im Einzelnen z. B. durch die Notiz 3, 24, die Zeitbestimmung des lezten Mahles mit der FuBwaschung (13, 1 ff.) und viele spedelle Momente der Leidensgeschichte. Daraas folgt aber kei- neswegs, daß er sich die Aufgabe gesezt oder den Zweck verfolgt habe, die synoptischen Evangelien zu ergänzen, (regen diese Folgerung spricht schon der Umstand, daB er auch viel aus jenen Evangelien Be- kantes (vgl. 1, 23 ff. 4, 44. 6, 1 ff. 6, 16 ff. 12, 1 ff. 13, 21 ff. 38. 19, 23 B. a.) in sein Evangelium aufgenommen und nicht bei allen Wieder- holungen synoptischer Stücke wesentlich ergänzende oder gar berich- tigende Momente hinzugefügt hat Außerdem wird die innere Einheit, Planmäßigkeit und Geschlossenheit seines Evangeliums unbegreiflich bei der Annahme der Ergänzung der ersten Evangelien, sei es als Haupt- zweck oder auch nur als ein dem Nachweise, daß Jesus der Christ, der Sohn Gottes ist, untergeordneter Nebenzweck. Auch sind weder die synoptischen Evangelien einfache Sammlungen der in der münd- lichen Verkündigung überlieferten Heilsthatsachen, wie ßaumg.-Crus. JL Lücke meinten, so daß man mit Hngsth, III S. 360 sagen könte: ,I>ie eiBten Evangelisten hatten ihre Freude an der Geschichte als solcher.' Denn das Interesse der ersten Christenheit war nicht ein blos historisches, sondern ein religiöses, ein Heilsinteresse, und auch die ersten Evangelien sind Darlegungen der Verwirklichung dos gött- 1) So bestimt z. B. Ebrard (wiss. Kritik d. ev. Gesch. S. 1064 der 3. Aafl.) den Zweek als einen doppelten. Erstlich lag er in einer inneren and äul^e- ren Ergänzung der apostolischen Verkündigung von Christo — Nachholen der bei den Synoptikern übergangenen Ereignisse der Festreisen and der Ge- schiefate von Jesu Taofe bis za seinem öffentlichen Aaftreten (cf,Fjus. n/,24j, Xachhohmg deijenigen Beden and Züge Jesu, in denen die specalativ- mystische Seite seines Werkes and Wesens sich offenbarte fClem, Alj, und zweitens in der BekSmpfong wie des Gnosticismas C/ren, TertuU.) and Ebio- nitisnias (Hieron. FpiphJ, so des Mangels an Liebe und Leben. ,Der Zweck war also ein zwei- ja vierspaltiger; aber die vier Zwecke waren in der Aus- föhnmg aoÜB innigste verwachsen.' 18 Einleitimg. §.4 liehen Heilsrathschliisses in Christo Jesn nach lehrhaften Gesichts- ponkten, um den Glauben an Jesnm als den Messias and Heilsbringer zn wecken und zn fördern. Noch viel weniger liefert das Ev. Johannis eine Nachlese von Begebenheiten und Thaten, Reden und Lehren Jesn zur Vervollständigung der evangelischen Geschichte, die mit specieller Rücksichtnahme aaf die ersten Evangelien componirt wäre. Zwar IftBt sich schon aas dem Umstände, daß damals' jene Evangelien gewiB längst in den Gemeinden bekant and verbreitet waren, vermuten, daB er auf dieselben Rücksicht genommen habe, aber beweisen läBt sich dies aas der Beschaffenheit seines Evangeliums nicht, und wird schon dadurch unwarscheinlich, daß selbst da, wo auf in jenen Evangelien berichtete Thatsachen Bezug genommen ist, z. B. auf die Taufe Jesu 1, 33 oder auf das Paschamahl mit der Einsetzung des heil. Abend- mahls in c. 13, sich in seinem Berichte nicht einmal die Stelle, wo diese Facta einzufügen sind, sicher auffinden läßt. Nicht die synoptischen Evangelien, sondern nur den wesentlichen Inhalt derselben, der durch die mündliche Verkündigung in den Gemeinden bekant war, sezt er voraus und erwähnt z. B. weder die Geburt und Taufe Jesu und die Wahl der zwölf Apostel, worauf er doch bestimten Bezug nimt, noch die Einsetzung der Taufe und des heiligen Abendmahls, die als Stif- tungen des Herrn längst in kirchlicher Geltung waren. — Berichti- gungen der synoptischen Berichte liegen im vierten Evangelium nir- gends, auch in 3, 24 und 13, 1 erweislich nicht vor. Nicht anders verhält es sich zweitens mit dem polemischen Zwecke, welchen Johannes bei Abfassung seines Evangeliums teils gegen die gnostischen Lehren, namentlich Eerinths seines Zeitgenossen, und die Doketen, teils gegen Ebioniten oder Nikolaiten oder Judenchristen (GroL^ Semler, Bug, Schneckenhurger Beitrr. zur Einleit. i. N. T. VI. das Ev. Joh. u. die Gnostiker S. 60 ff., de Wette, Ebr., Ew., God. u. a.) im Auge gehabt haben soll. * Von directer Bestreitung dieser Häreden 1) Außerdem nanten schon Grotius and die Socinianer SchUchtma u. IVol zogen noch Johannis baptistae seciatores, deren Irrlehren im Evangeliiun widerlegt seien. Als hierauf der Earmelitermönch Ignatius a Jesu f Narratio origmis, rituum et errorum Christianontm S. Johannis. Rom 1652) in den am nersischen Meerbusen lebenden Mandäem, die sich von den Mohammedanern für Nachkommen der im Koran erwähnten Sabier halten lassen , die Johannis- Christen aufgefunden zu haben meinte und der gelehrte Schwede Matthias Norberg in der AbhdL de religione et lingua Sabaeorum (in d. Commentatt. reg, societ. Gott, per annum 1780 vol. 11 IJ nähere Nachrichten über die Be- ligion und Gebräuche dieser Secte veröffentlichte, wurden dieselben sofort von Overheck (1784) Storr. ./. D. Michaelis, Semler, Ziegler. Herder u. A. in verschiedener Weise zur Erklärung des Johannesevangeliums verwendet (s. Cr«?^- ner Einleit. I S. 245). Seitdem aber von Petermctnn (Deutsche Ztschr. für christL Wissensch. u. christl. Leben, Jahrg. 1854 Nr. 23. 185G Nr. 42 ff., Herzog'B Bealencykl. IX, 318 ff. [Mendäerl u. Reisen im Orient 1860 f. Bd. II S. 447 — 465) und in den gelehrten Schriften von L, E. Burckhardt, Les Ha- zoreens ou Mandat- Jahja (disciples de Jean) appeles ordinairement Zabiens ei Chreiiens de S. Jean (Baptiste). secte gnostioue fStrasb.lS40J u. D. Chwol- sohn. Die Ssabier u. der Ssabismus. 2 Öde. [dt. Petersb. 1856] nachgeviesen Zweck und Bestunmimg des Evangeliums. 49 findet sich im EvaDgeliiun keine Spur; und der Umstand, daß Johannes im eisten Briefe gnostischen Yerirrongen entgegentritt, berechtigt nicht daza, aach im Evangeliam eine Bestreitung derselben oder auch nur eine ,S€lintZ8chrift ffir Jesu erhabene Würde ^ gegen die Gefährdung derselben vonseiten der aufkeimenden Gnosis (Sey/farfh, Spezial- Charakteristik S. 39 f.) oder eine Apologie derselben {Schott, Isagoge § 40, de W., Hngsth., God. u. A.) zu suchen. Den Beweis für die anti- gnostische und antidoketische Tendenz findet man hauptsächlich in dem Prologe und in dem dogmatischen Charakter des Evangeliums. Aber der sogen. Prolog enthält weder eine der Philonischen Philosophie entgegengesezte Logoslehre, noch bestimt er den dogmatischen Cha- rakter des Evangeliums, worauf sich die Vermutung gründen ließe, ,daß es gnostische Gegensätze waren, denen Johannes die ganze Erait seiner üeberzeugung und seines Zeugnisses von Christo entgegenstelte^, wie iMcke I S. 206 meint. Noch weniger begründet ist die von Baur unternommene Umdeutung des geschichtlichen Inhalts des Evangeliums in einen dialektischen Prozeß der Logosidee und der Versuch von Hilgf, und Volkm., Beziehungen anf die Valentinischo Aeonenlehre und wurde, daß die Mandäer oder Sabier eine von den Johanneschristen durchaus Terselüedene religiöse Partei sind, die aus dem Gnosticismus hervorgegangen viele Gebräuche und Lehren aus dem Judentum und Parsismus und selbst Hjtiien aus dem griechischen Heidentum aufgenommen hat, ist die Be- ziehung des Evangeliums auf diese Sabier allgemein aufgegeben und wird nur noch eine polemische Bücksicht auf die Johannesjünger angenommen, nicht nur von Hug (Einleit II S 190 f. d. 3. A.), Maier (Einl. in die Schrif- t^ des N. T. [1852] S. 130 u. Langen Grundriß d. Einleit. [1868] S 130, son- dern auch von Baumg.'Crus. (BibL Theologie S. 143 u. Commenl z. Ev. Joh. 1 S.38), Tobler (Evangelienfrage [1858] u. Ztschr. f. wiss. Theol. III S.201) Qiid Ewald (bibL Jahrb. III [1851] S. 156 f. , Johanneische Schriften I S. 13 IL weiter ausgef&hrt in der Uesciuchte des V. Israel, Bd. VII S. 172 ff. der 3. A vom J. 1868, wo er aus Joh. 1, 6—8. 15. 19—41. 3, 22—4, 2. 6, 33—36 TL 10, 40 f. mit Hilfe des um das Jahr 80 verfaßten zweiten SibyUengedichts einen neuen Au&chwung der Johanneschristen durch Vermischung und Ver- qnicbmg mit den Essaem zu erweisen sucht), auch von Godet {l S. 184) IL A , wogegen Holtzmann (in Schenkels Bibellez. III S. 327 f.) in der Dar- stellung, welche das vierte Evangelium vom Täufer entwoifen, nur ein ideales Bild von der Act. 19, 2 — 7 mit mehr concreten Farben beschriebenen Aitfhahme der Johannesschule in die Christusschule finden will. — Aber auch diese Annahmen sind unhaltbar. Die Darlegung der Zeugnisse des Täufers aber Jesum und seine Messianität bildet einen mit der Composition des Erangdiums eng zusammenhängenden Bestandteil des auf geschichtliche Thatsachen begröndeten Nachweises, daß Jesus der Sohn Gottes und Heiland da Welt ist, ohne irgendwelche gegen den Täufer oder dessen Jünger ge- riehtete Tendenz. Die Act. 19, 2 ff. erwähnten sogenanten Johannesjüngv zu EphesuB aber, die nur die Johannestaufe empfangen hatten und nicht wuß- toi, ob ein heiliger Geist sei, sind ebensowenig wie Apollos (Act. 18, 25) Geper des Evangeliums von Christo, sondern über dasselbe nur erst mangel- haft unterrichtet und lassen sich , als Paulus Umen das Wesen der vorbe- reitenden Baßtaufe des Johannes und sein Verhältnis zu Christo klarge- macht, sofort auf den Namen des Herrn Jesu taufen. Und die in den Cle- ment Becognitionen 1, 54. 60 und bei Epiphanius u. A. erwähnten Hemero- ^»tisten oder Baptisten sind späteren Ursprungs und ihr Zusammenhang mit den Johannesjfingem ist nicht erwiesen. Keil, Conunent. sum Evan^. Job. 4 50 Einleitaiig. §.4. die Markionitische Gnosis in dasselbe einzata^en. Auch Polemik gegen den Ebionitlsnms und JndaiBmns läßt sich nicht nachweisen. Die Gegner Jesn, gegen die er seine göttliche Sendung erweist, werden zwar ge- wöhnlich Ol 'looSaiot genant nnd bestirnter als die Pharis&er und Hohen- priester bezeichnet (7, 23. 45. 11, 47. 57), auch ist es hauptsächlich das Zeugnis Jesu von seiner Gottessohnschaft, welches sie verwerfen und selbst fttr Gotteslästerung erklären, aber sie machen nur die irdische Herkunft Jesu gegen seinen Anspruch, der Messias zu sein, geltend (vgl. 6, 42. 7, 27. 41. 8, 57) und von den eigentümlichen An- sichten und Lehren der Ebioniten findet sich keine Spur. Jesus selbst erklärt nicht nur der Samariterin: „das Heil komt von den Juden" (4,22), sondern beruft sich auch seinen jüdischen Widersachern gegen- iber auf die Schriften (des A. Test.), die von ihm zeugen (5, 39. 47), und der Evangelist weist wiederholt darauf hin, wie in Jesu Thnn und Leiden Weißagungen der Propheten und alttestamentliche Typen er- fült worden sind. Ebenso wenig hat Grau (Entwicklungsgesch. des neutest. Schriftthums II S. 418. 420 ff.) für die Annahme, daß ,Gno8ti- dsmus und Ebionismus d. h. Heidentum und Judentum in christlichem Gewand, die zugespizten Gegensätze sind, gegen die das vierte Evan- gelium gerichtet ist', und zwar so, ,daB die Schrift in der ersten Hälfte sich mehr gegen den Ebionismus, in ihrer zweiten Hälfte gegen den Gnosticismus wende', den Beweis erbracht, sondern nur gezeigt, daß durch die Darstellung des ewigen göttlichen Wesens Jesu, des fleisch- gewordenen Christus und der ewigen Erhabenheit desselben über alle Männer Gottes, wie Johannes den Täufer, sowol die ebionitlsche Herabwürdigung Jesu als die gnostische Yergeistigung Christi indirect negirt sind. So nahe immerhin die Annahme liegt, daß der Evangelist bei Ab- fassung seiner Schrift auf zeitgeschichtliche Gegensätze und GefUir- dungen der christlichen Gemeinde Rücksicht genommen habe, so stelt er doch — wie schon Luthardt (Comm. I S. 195 ff.) treffend ausgeführt hat, sein Zeugnis und zwar das volle Zeugnis von Jesu Christo dem Solme Grottes und dem Glauben an ihn nicht den einzelnen geschicht- lichen Gestalten des Unglaubens jener Zeit im Gnosticismus, Doketis- mus, Ebionismus u. s. w. gegenüber, sondern nur der ungläubigen Welt, also dem Unglauben dieser Welt, in welcher die gläubige Gemeinde steht, für deren Gebrauch er sein Evangelium geschrieben hat. Jener Unglaube der Welt aber trat Jesu selbst auf Erden in den Juden ent- gegen. Ungeachtet der vielen einzelnen Gläubigen Israels (11, 45. 12,42) verweigerten die Juden als Volk Jesu den Glauben, den er als der eingeborene Sohn, welchen Gott der Welt als Erlöser gesandt hat, um den an ihn Glaubenden ewiges Leben zu geben, in Anspruch nahm (1, 11. 12, 37), wobei sie darauf fußten, daß sie Gottes Volk (8, 41. 9, 22) und Abrahams Same (8, 33 ff.) seien. Indem nun der Evangelist Zeugnis von Jesu Christo dem Sohne Gottes und dem Glauben an ihn gegenüber dem Unglauben der Juden ablegt für die christliche Ge- meinde, betrachtet er die Juden, welche Jesum verwarfen, als Reprä- Zweck und Bestimmung des Eyangelinms. 51 sentanteQ des Unglaabens, ohne daß man sagen kann, der Zweck seines ETangelioms sei Polemik gegen die Jnden seiner Zeit, denn er schrieb nicht f&r Jaden, sondern f)lr die christliche Gemeinde. In dem Un- ghnihen der Jaden aber treffen die einzelnen geschichtlichen Gestal- tosgen des Unglaabens seiner Zeit im Gnosticismas, Doketismas und Ebionismos zusammen, und zwar in der Hauptsache, daß sie in Jesu nicht Gottes Sohn im Fleische sehen und erkennen. Nur diesem Un- giaaben hat er sein Evangelium entgegengesezt und diese Häresien nur soweit berflcksichtigt, als sie in jenem Unglauben wurzeln. Auch in seinem ersten Briefe, der doch der Natur der Sache nach anf die Er- scheinungen des Widerchristlichen in der Welt viel bestimtere Kück- sieht nahm als das Evangelium, übt er gegen dieselben nur so weit Polemik, als sie Unglaube sind, dem er den Glauben an Jesum den Sohn Gottes im Fleische entgegenstelt. Wir können daher nur der An- seht von Luthardt a.a. 0. S. 199 beistimmen, daß dem Evangelisten die besonders ausgeprägte Gestalt des Unglaubens, wie sie sich ihm in mancherlei Formen darstelte, allerdings zum äußeren Anlaß und zur Stärkung seines Vorsatzes, ein volles Zeugnis von Christo dem Sohae Gottes schriftlich abzulegen, gedient haben wird, dieser Anlaß aber nicht Inhalt und Zweck des Evangeliums bestirnt hat. Auch mögen wol Bitten ephesinischer Presbyter, wie Kirchenväter erzählen, hinzuge- kommen sein. Auch mag man frühzeitig angefangen und immer mehr gelernt haben, das Evangelium gegen die verschiedenen Formen des Unglaabens zu gebrauchen und infolge dessen geglaubt haben, es sei gegen dieselben geschrieben; aber dies alles beweist nicht, daß die Bekämpfung dieser Irrtümer wesentlich Zweck des Evangeliums war. Barch dieses Absehen von den einzelnen besonderen Formen der antichristlichen Häresien seiner Zeit und durch die alleinige Berück- sichtigung des ihnen mit den Juden in Jesu Tagen gemeinsamen Gegen- satzes des Unglaubens gegen die Warheit von Jesu Christo dem Sohne Gottes hat dieses Evangelium universelle Gültigkeit für die christliche Gemeinde aller Zeiten und Länder erhalten, da alle Irrlehren, welche in der weiteren Entwicklung der Kirche bis auf die Gegenwart herab hervorgetreten sind, ihrem tieferem Grunde nach in der Nichtaner- kennung Jesu des Sohnes Gottes, der im Fleische erschienen ist, wur- zeln. Daß aber Johannes ein solches Zeugnis von Christo gegen den Unglaaben abgelegt hat und darch seine individuelle Geistesart hiefür besondere begabt war, und daß er mit seinem Evangelium das Zeugnis der synoptischen Evangelien von Jesu Christo vervollständigt hat, darin baben wir eine besondere Wirkung und Leitung des heiligen Geistes m erkennen, welchen Jesus vor seinem Scheiden von der Erde seinen Jüngern zu senden verheißen hat 4* 52 Einleitung. §.5. §. 5. Das Zeugnis des vierten Evangeliums über seinen Verfasser. Der Verfasser des vierten Evangeliums nent sich zwar nicht, wie auch die tthrigen Evangelien und die Geschichtshücher des A. T. ihre Verfasser nicht namentlich bezeichnen, gibt sich aber als Augenzeuge der berichteten Thatsachen und als Apostel, welcher dem Herrn nahe gestanden, bestirnt zu erkennen. 1. Als Hebräer kennzeichnet ihn die Sprache, die zwar verhältnis- mäßig wenige eigentliche Hebraismen aufweist, wie z. B. das häufig vorkommende i^e und ISoo (1, 29. 36. 48. 3, 26. 4, 35. 5, 14 u. s. w.), a{i^v a{j,Y)v Xiyo) ujitv (ooi) 1, 52. 3,3.5.11.19.24.25. 6,26.32 u. 8. w., die Verbindung des olo^ mit einem allgemeinen Begriff, um das Charakteristische einer Person auszudrücken, wie oiol paxcbg {iejjuxpTupi^xev 19, 35 als Augenzeuge, der mit Jesu persönlich umgegangen und unter seinem Kreuze gestanden ist, zu erkennen gibt, haben wir schon S. 35 bemerkt Dies wird auch ziemlich allgemein anerkant, da die Deutung dieser Aussagen von gei- stiger Anschauung (Baur, Hlgf,, Keim) durch die Präterita und in 19, 35 auch durch die Natur des Gesehenen ausgeschlossen wird. — Auch viele sonstige einzelne Zflge verrathen den Augenzeugen; so die genaue Angabe von Ort, Zeit und Umständen der Verurteilung Jesu bis zur Erwähnung des Mosaikpflasters, auf welchem der Richterstuhl des römischen Landpflegers gestanden 19, 13 f.; die Nennung von Namen, wie Malchus (18, 10), Nathanael (1, 46 ff. 21, 2) und Nikodemus (3, 1. 7, 50. 19, 39), die in den anderen Evangelien nicht erwähnt sind; die Angabe der Tage und Stunden 1, 29. 35. 40. 44. 2, 1. 6, 22. 7, 14. 37. 11, 6. 17. 19, 14 oder der Tageszeiten 3, 2. 6, 16. 13, 30. 18, 28; so- dann die charakteristischen Zeichnungen der verschiedenen Personen durch Erwähnung einzelner Züge oder einzelner Worte, wie es eben die Situation mit sich brachte, die — wie Luth/voi Qomm,l S.84 — 112 feinsinnig nachgewiesen — unter sich so trefflich zusammenstimmen, daß sich aus ihnen eine bestimte Anschauung der einzelnen Persönlich- keiten gewinnen läßt, woraus sich ergibt, daß der Verfasser die wirk- lichen Menschen vor Augen hatte, wenn er da und dort einen einzel- nen Zug von ihnen in die Geschichte eintrug; endlich überhaupt die Anschaulichkeit, mit welcher einzelne Vorgänge z. B. die Scenen in c. 9 u. 11, einfach, schmucklos, der Wirklichkeit entsprechend, nicht mit dichterischen Farben nach der Phantasie, beschrieben sind. — Wie der Evangelist aber alle diese Züge nur aus eigener Anschauung der Begebenheiten und unmittelbarer Eentnis der Personen entnommen Das Selbstzengnis des Srangelininfl. 56 haben kann, so zeigen anch die yielen seinem Evangeliam eigentflm- lichen Reden und Wechselgespräche Jesu, daß er über einen reichen Schatz von Erinnerungen ans dem Leben Jesn verfügen konte, wie sie Dor dem Ohrenzengen zn Gebote standen. Dies erkent anch Weiß (in Meyer's Comment S. 31) an, obgleich er ans der Aehnlichkeit der Reden Jesn mit den Reden des Täufers nnd der Lehrweise des ersten Briefe schließt, daß die Reden eine freie Reprodnction nnd Combination des geistreichen Schriftstellers voraussetzen, welcher geschichtlich Ge- gebenes in weiterer Entwickelung über seine erste concreto Gestalt hinaosf&hrte, wobei es nicht habe fehlen können, ,daB in seiner Erin- nerung unwillkürlich das Ursprüngliche mit dem daraus Abgeleiteten nch vermischte, und daß er vielfach frei geschichtliche Motive ver- wendet, um die Lücken seiner Erinnerung auszufallen/ Aber die Reden zeigen nicht allein überall , einen festen Kern geschichtlicher Ermnerungen*, sondern sind auch, wenngleich keine wörtlich genaue, 80 doch eine wesentlich treue Wiedergabe sowol der kürzeren Aus- bräche Jesn und des Täufers als auch des Gedankenganges der länge- reu Lehrvorträge und Gespräche Jesu, sei es mit seinen Jüngern oder mit Nikodemus, der Samariterin, dem jüdischen Volke und den ihm feindlich entgegentretenden Oberen dieses Volks. Eine Vermischung des Ursprünglichen mit dem daraus Abgeleiteten oder gar eine ,Ver- weudung frei geschichtlicher Motive zur AusfQllung der Lücken' läßt sich weder aus der Aehnlichkeit der Reden Jesn mit denen des Jo- hannee und der Lehr- und Denkweise des ersten Briefs, noch auch aus dem unmittelbaren Uebergange der Rede Jesu in die eigene Erklärung des Evangelisten (3, 19 ff.) und der , augenscheinlichen Zusammen- f&gung einer Reihe von Sprüchen zu einem nicht gehaltenen Monologe (12, 44 ff.)^ erweisen. Denn die Reihe von Sprüchen 12, 44 — 50 gibt ach nicht nur , augenscheinlich' als eine von dem Evangelisten zusam- mengeetelte Recapitulation des wesentlichen Inhalts der Zeugnisse Jesu zu e^ennen, sondern wird auch durch den voraufgegangenen Abschluß der Reden Jesu vor dem Volke v. 36 deutlich als solcher gekennzeich- net, wodurch also die Folgerung einer von Jesu so gehaltenen Rede hin&llig wird. Der Uebergang aber der Rede Jesu in die eigene Er- klärung des Evangelisten 3, 19 ff. ist nicht so ausgemacht, wie von vielen Auslegern angenommen wird (s. die Erkl. z. d. St.); und für die Verwendung frei geschichtlicher Motive zur AusfUlung der Lücken der Erinuemng fehlt es an gesicherten Belegen. Richtig ist an diesen An- nahmen nur so viel, daß die Reden nicht durchweg ipsissima verba Jesn und der mit ihm redenden oder über ihn sprechenden Personen enthalten; vielmehr hat der Evangelist den wesentlichen Inhalt der Beden und Gespräche nicht nach rein gedächtnismäßiger Erinnerung sondern nach dem Eindrucke, den die gesprochenen Worte mitsamt der Persönlichkeit der Sprechenden auf seine Seele und Gemüt gemacht haben, in seinem Inneren geistig verarbeitet und in dieser zu seinem geistigeii Eigentum gewordenen Form in seiner Denk- und SjHrechweise Diese geistige Reprodnction des im Umgange mit Jesu 56 KBlätuig. 9.5. und in seiner Nachfolge Gehörten ist sehr verschieden nicht nnr von freier schriftstellerischer Gombinadon sondern anch von Yermischnng des Ursprfinglichen mit daraus Abgeleitetem. Wenn ein Erzähler die Fähigkeit besizt, Grehörtes richtig anfnifassen nnd sönen Inhalt sach- getren zn reprodndren, so wird eine solche Wiedergabe eine der Warheit and Wirklichkeit entsprechendere Darstelinng von geister- fDlten Vorträgen und Gesprächen liefern, als eine mechanische Wieder- holung des Worüaates derselben zu geben vermag, zomal wenn zwi- schen dem Hören und der Wiedergabe des Gehörten ein längerer Zwischenraum liegt Noch weniger begründet ist die Behanptong von Banr, Keim n. A., daß die dem vierten Evangelium eigentOmlichen Reden und Wechsel- gespräcbe Jesu freie Gompositionen des Evangelisten seien. Dagegen ist schon mehr&ch und jfingst noch von Weiß (in Mejer's Gomm. S. 31 f.) geltend gemacht worden, dafi in den Beden nicht blos ,dor Xo^oc in der ausgeprägten Form des Prologs' sich nicht wiederfinde, sondern auch andere dem Evangelisten geläufige Vorstellungen, wie die Geburt aus Gott, die ausgebildetere Vorstellung von der Heilsbedea- tung des Todes Christi, der Antichrist u. a. nicht vorkommen, ,währcnd umgekehrt Vorstellungen, wie die von der Geburt aus Wasser und Geist, die Anbetung in Geist und Warheit, der Menschensohn und der Geist als Paraklet nicht in seine Lehrweise flbergegangen sind, daher nur auf treuen Erinnerungen beruhen können/ üeberhaupt aber wäre eine freie Oomposition der Reden, sei es nach philosophischen Ideen oder aus anderen Motiven nur anzunehmen statthaft, wenn die Voraus- setzung, die ihr zu Grunde liegt, daß nämlich dem Verfasser des Evang. keine andere Quellen als die synoptischen Evangelien zu Gebote stan- den, erweislich oder auch nnr warscheinlich wäre. Allein ttber den von Weizsäck. (Unterss. üb. d. ev. Gesch. S. 279 — 85) versuchten Nachweis, daß in den johanneischen Reden sich nicht nur synoptische Sprüche in anderem Gontexte und daher auch anderer Anwendung finden, sondern auch in c. 15, 18 — 27 ein hervorragendes Beispiel deutlicher Beziehung auf einen synoptischen Redecomplex vorliege, hat schon Weiß (in den Studien u. Erit. 1866, I vgl. Meyer*s Ck)mm. S. 30) das richtige Urteil gefällt, daß diese Nachweisungen nicht die Abhängigkeit des vierten Evangelisten von den Synoptikern darthun, sondern nur , beweisen, daß in vielen Reden des 4. Evang. durch den Schleier der johanneischen Eigentümlichkeit noch die aus den Synop- tikern bekante Lehrweise Jesu und namentlich seine Bildersprache hindurchblikt/ Und der Versuch von HoUzm., die Abhängigkeit des 4. Ev. von den Synoptikern zu erhärten, ist — wie wir schon S. 33 Anm. bemerkt haben — so beschaffen, daß er nur zeigt, wie diese Art von Beweisführung für jeden Unbefangenen ihre Widerlegung in sich selbst trägt. Einzelne Berührungen mit den synoptischen Evan- gelien, oder , vielleicht* mit Markus (s. Weiß a. a. 0.) liefern keinen Beweis für literarische Abhängigkeit, da das 4. Evangelium in einer Zeit entstanden ist, in welcher die evangelische Ueberlieferung, die wir Das Selbstzeugnii des ETangeünms. S7 Dor ans den synoptischen Evangelien kennen, dnrch mflndüche Yer- kündignng in den Gemeinden längst bekant nnd Oemeingat derselben geworden war. Ebenso hinftllig aber, wie die Annahme einer literarischen Ab« biDgigkeit unseres Evangeliums von den synoptischen, ist auch der Be- weis, welchen die neuere Kritik für die freie Composition der johan- neischen Keden d. h. ffXr ihre Erdichtung geliefert hat Er besteht in der Behauptung gänzlicher Verschiedenheit dieser Keden nach Form und Inhalt von den synoptischen. Wie großer Beschränkung diese fibertriebene Behauptung bedarf und wie die wirklich vorhandenen Unterschiede nicht Abhängigkeit verrathen , hat bereits Luthardt (d. Jo- hann. Urspr. S. 180 ff.) so eingehend dargethan, daB wir nur die Haupt- oomente seiner Darlegung wiederholen können. In der Form tritt allerdings ein nicht unerheblicher Unterschied offen zu Tage. Die herschende Form der Rede bei den Synoptikern ist der Spruch und das Gleichnis, wozu noch die prophetische Rede komt; bei Johannes wiegt der Dialog vor in der Unterredung und in den Streitverhand- longen, wozu noch die Rede des freien Herzensergusses komt. Jene ist die einfache und volkstümlichere, diese die höhere, lehrmäBige Form der Rede. Aber es fehlt auch nicht an mannigfachen Berührungen. Es finden sich auch bei Johannes kurze, schlagende oder paradoxe Worte, wie sie bei den Synoptikern häufig sind, nicht blos solche, von denen der Evangelist bekent, daß er und seine Mitjünger sie damals, als Jesus sie sprach, nicht verstanden, z. B. 2, 19 ff. 4, 32 ff. 7, 33 ff. 11, 11 £ 12, 16.32 f. 13,27 ff. u. a., sondern auch kurze und änigmatische Sprüche, z. B. 4, 35 ff. 44. 5, 17. 6, 27. 62. 63. 7, 33 ff. u. s. w. Und ,aoch bei den Synoptikern hat Jesus seine Stunden, in denen er aus dem Herzen heraus und in gehobenem Tone redet wie bei Johannes, z. B. Mtth. 12,25 ff.' — Femer das für die Yolksrede charakteristische Gldcbnis, besonders bei Matthäus (vgl. 13, 34 f.), fehlt auch bei Jo- hannes nicht ganz, vgl das Gleichnis vom guten Hirten c. 10, vom Weinstocke c. 15; doch sind es meist nur lehrmäBige Yergleichungen imd in den Zusammenhang der Rede verwebte Bilder, wie das Bild Tom Wasser und Brote des Lebens in c. 4 u. 6, nicht ausgeführte Gleichnisse, wie in den älteren Evangelien, wo sie den wesentlichen Inhalt der Rede ausmachen. — Wenn man weiter die Redeweise Jesu bei den Synoptikern anknüpfend, vermittelnd, pädagogisch, bei Johan- nes hingegen unvermittelt, abstoBend, unpädagogisch gefunden hat, so ist auch dieser Unterschied nnr ein relativer, da auch bei jenen schroff lautende Worte, wie das Wort Jesu über seine Mutter und Brüder Mtth. 12, 14 f. vorkommen und die Reden gegen Ende hin immer schroffer werden, vgl. Matth. 21, 42. 23, 13 ff.; und bei Johannes fehlen uch weder Anknüpfungen, wie im Gespräche mit Nikodemns, wo Jesus im Anüang an die Johannestaufe anknüpft, zum Schlüsse an das Ge- wissen appellirt, oder im Gespräche mit der Samariterin, wo die Bitte un einen Trunk Wasser den Ausgangspunkt bildet, noch liebevoli zu dem schwachen Glauben und geringen Verständnisse sich herablassende B8 länleitimg. §.5. Reden, 2. B. c. 13ff., noch harte Beden (6,60), nnd scharfe, ab- stoßende Entgegnungen in den Streitverbandlnngen z. B. c. 8. — Wenn man endlich gegenüber der bunten Mannigfaltigkeit der synoptischen Reden Jesu und ihrer Angemessenheit zur gegebenen Situation die Reden im vierten Evangelium als sich immer gleich bleibend, nicht den individuellen Verhältnissen entsprechend bezeichnet und monoton ge- nant hat, so ist auch dieses Urteil nicht ganz unbegründet, aber stark übertrieben. Es fehlt auch den johanneischen Reden nicht an Mannig- faltigkeit der Tonfarbe und an Angemessenheit zur gegebenen Situation. Anders redet Jesus mit der Samariterin am Jakobsbrunnen als mit Nikodemus, ,dem Meister in Israel'; in anderem Tone spricht er in der Synagoge zu Capemaum c. 6, als in Jerusalem im Gonflict mit den Pharisäern nnd jüdischen Oberen c. 5 u. 8; anders in den Ansprachen an das Volk im Tempel (7, 14 ff. 37 ff.) als in der Rede vom guten Hirten c. 10 oder vollends in den Abschiedsreden an seine Jünger vor seinem Leiden. Aber bei alledem haben diese Reden nicht die Mannig- faltigkeit der Formen der synoptischen, sondern im ganzen eine große Aehnlichkeit des Ausdrucks und in dieser Hinsicht etwas Monotones. Dies hängt aber mit ihrem Inhalte zusammen. ^ Auch im InhaHe finden neben vielfachen Berührungen zwischen den johanneischen und den sjmoptischen Reden nicht unwesentliche Unterschiede statt. In den ersten Evangelien steht die Belehrung Aber das Reich Gottes, seine Gründung, Entwicklung und Vollendung, Aber die Stellung Jesu zum A. Testamente und seine Erfüllung im Vorder- gründe wie der Reden an die Volksscharen so auch der Unterweisung seiner Jünger, und Gesetzesfragen bilden den Anlaß zu den Streitver- handlungen mit den Schriftgelehrten und Pharisäern. Bei Johannes ist es die Person und das Selbstzeugnis Jesu von seiner Oottessohnschaft Zwar fehlt es nicht an Berührungen zwischen den synoptischen und den johauneischen Reden; wir finden ja im vierten Evangelium auch Worte und Aussprüche Christi, welche zeigen, daß dem Verfasser die Worte selbst in der bei den Synoptikern überlieferten Form bekant und gegenwärtig waren, vgl. die Zusammenstellung dieser Berührungen bei Luth. a. a. 0. S. 185 ff. Auch fehlt es nicht an inhaltlichen Zusammen- 1) ,Aber — so bemerkt darüber luth, (d. joh. Urepr. S. 183) feinsinnig — ,e8 ist nicht die Monotonie der Armut, sondern der Tiefe aes GredankenSi die Monotonie des Geistes der immer auf das Centrale blikt, die Monotonie der Ewigkeit. Die Synoptiker stellen in der Geschichte wie in der Lehre Jesn die concreto Erschemmi^ in der Zeit dar, Johannes die Ewigkeit die in der Zeit erschienen ist. Die Synoptiker leugnen nicht sondern lassen als hinreichend erkennen, daß der concreten Erscheinung ein unendlicher Gehalt einwohnt, aber sie nehmen ihren Standort auf der Seite der Erscheinung. Johannes leugnet es nicht sondern betont es ausdrücklich, daß „das ewige Leben" in Jesu in ff^chichtliche Wirklichkeit und sümenfaJlige Erscheinxmg getreten, daß „das Wort Fleisch geworden" ist; aber er nimt seinen Standort auf der Seite der Unendlichkeit, welche den Inhalt der Erschemung bildete. Die Itedieinung ist das MannigCaltige, „das ewige Leben", welches seinen Inhalt bildet, ist das Eine und selbe stete gleiche.' Daa SelbstMügniB des ETangeHumB. 69 hingen, indem Jeans im iderten Evangelinm wie in den ersten anf daa Thun des göttlichen Willens dringt (7, 17), das Thon der Warheit (3, 21) oder das Verhalten der Liebe fordert (13, 34. 15, 22). Wie in Job. c. 3 das Gespräch Jesa mit Nikodemns die Frage über die Be- dingnng fOr den Eingang in das Reich Gottes znm Inhalte hat, so bildet die Frage ttber Jean Person in Mtth. 21, 23 ff. den Ausgangspunkt und in Mtth. 22, 41 ff. den AbschlaB der Verhandlungen mit den Phari- siem. Und wie in Mtth. 12, 9 ff. Mrk. 3, 1 ff. Luk. 6, 6 ff. über eine am Sabbate verrichtete Krankenheilnng Jesu die Schriftgelehrten und Pharisäer dermaßen in Zorn gerathen, daß sie schon darflber Be- rathung pflegen, wie sie ihn umbringen könten, so sind es in Joh. c. 5 0.9 Krankenheilungen am Sabbate, welche die Opposition der jüdischen Oberen gegen ihn zu feindlichen Nachstellungen und Mordversuchen steigern. Aber alle diese Berührungen bestimmen nicht die Eigentüm- lichkeit des vierten Evangeliums, die darin besteht, daß die Beden Jesu mehr oder weniger immer auf das eine selbe Zeugnis Jesu von ach selbst, von der Notwendigkeit und Heilsamkeit des Glaubens an ihn, den Sohn Gottes, und von dem Gericht des Unglaubens hinaus- kommen. Jesus der im Fleisch erschienene Sohn Gottes ist das Leben ond das Licht der Menschen; er ist der Christ und der Inhalt der alt- testamentlichen Offenbarung, Hofihung und Schrift (5,39. 8,57); er ist der Weg, die Warheit und das Leben, ohne den niemand zum Vater kernt. Im Glauben an ihn ist das Heil der Menschen beschlossen. „So ihr nicht glaubet, daß ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden^^ (8, 24). Dies ist der Grundzug im ganzen Evangelium. Zwar bildet anch in den synopt Evangelien Jesus der Christ und Heiland der Men- schen den Mittelpunkt der Rede, in welchem alle Linien seiner Lehr- anterweisung zusammenlaufen. In der Bergpredigt stelt Jesus sein Ich [tim hk Xinffü o|iTv) sowol der pharisäischen Misdeutung als dem Wort- laute des alttestamentlichen Gesetzes gegenüber (Mtth. 5, 22. 28. 32 a.s.w.). Wer seine Worte hört und thut, der baut sein Hans auf einen Fels, welcher allen Stürmen dieses Lebens trozt (7, 24). In der lostmction der Apostel kündigt er denen, die seine Boten nicht auf- nehmen, schwereres Gericht an, als es Sodom und Gomorrha betroffen hat (Mtth. 10, 15). Um seinetwillen werden sie Verfolgung leiden, aber sie sollen sich des Beistandes des Geistes Gottes getrösten (v.20ff.). Wer ihn bekennet, den will er vor seinem himmlischen Vater beken- nen; wer ihn verleugnet, den will auch er verleugnen (v. 32 f. Luk. 12, 8 f.). In seinen Jüngern nimt man ihn und in seiner Person den Vater auf (Mtth. 10, 40 vgl. 18, 5. Luk. 9, 4. 10, 16). Und überaU in den Reden der synopt. Evangelien ist das Verhalten der Menschen zu ihm entscheidend für Zeit und Ewigkeit Er ist die Erquickung aller Mühseligen (Mtth. 10, 17 f.), er spricht das Wehe über die H&upter Israels (23, 13 iL) und das Gerichtswort (v. 34 f.) über das ganze Volk and die Stadt Jerusalem (v. 37 ff.) aus und er wird kommen in der Herrlichkeit des Vaters zum Gericht über Jerusalem und das schlieB- liche Gericht über aUe Völker halten (Mtth. 24 n. 26. Mrk. 13 u. Luk. et Sndaiimir. |.5. 21). Denmadi skelt Jesus seme Penon in den Mitftdponkt seiner Ter- kfindignng bei den Synoptikeni so gut als bei Jobaones, aber docb in anderer Weise, nimlidi in mannigfaltiger Wendung nnd Beziebnng seines Yeriiaitniases znr alttestamentlichen Zeh, Gemeinde nnd Scbrift Er ist die Sebnsncbt der Frommen Israels nnd die ErfUlnng dieser Sebnsncbt (Mttb. 13, 16 1 Lok. 10, 23 fl); er ist Davids Sobn nnd zu- gleicb DaTids Herr (Mttlu 22, 41 S,)\ er ist mebr als Jona nnd Salomo (12, 41. 42), mebr als der Tempel nnd mebr als der Sabbat (12, 6. 8). Er ist der Brftnügam, der Herr der Gemeinde (9, 15. 22, 2 ff.); er ist die Erfüllung des A. Testaments und bringt die alttestamentlicbe Scbrift znr ErfUlnng (Mttb. 5, 17). Diese für Leben nnd Seligkeit, Gericht und Verdammnis der Men- schen entscheidende Bedeutung, die Jesus sich zuschreibt, beruht auf seinem absoluten YerhAltnisse zu Gott, nftmlich darauf, daB ihm alle Dinge Ton seinem Vater ttbeigeben sind, und nur er und der Vater einander knnd, aber der Welt beide yerboi^en sind (Mtth. 11,27. Luk. 10, 22). Dieser verborgene Hintergrund seines Wesens und seines Verhältnisses zu Gott, woraus sein absolutes Verhältnis znr Welt sich ergibt, bildet im vierten Evangelium den Vordeigrund seines Selbst- Zeugnisses, während die Synoptiker sein Veibältnis zur Welt in den Vordergrund seiner messianischen Bezeugung gestelt haben, und jenen verborgenen Hintergrund nur andeuten, aber nicht ausführen. Es sind demnach zwei Seiten der Selbstoffenbarung Jesu als Christus und Sohn Gottes, die in seiner gottmenschlichen Person vereinigt waren. Von diesen tritt die eine in den synoptischen Evangelien, die andere im vierten Evangelium besonders hervor. Diese zwei Seiten schließen sich nicht aus, sondern fordern sich gegenseitig. ,Denn Jesus würde nicht das absolute Verhältnis zur Welt einnehmen, wie es die Synoptiker schildern und bezeugen, wean er nicht in dem Verhältnisse zu Gott stände, welches uns Johannes erkennen läBt^ {Luth. S. 193). Nnr wer die wirkliche Gottheit Jesu, seine Wesenscinheit mit dem Vater a priori leugnet und Jesum nur fBr ein Menschheitsideal oder einen Ideal- christus oder einen sein Zeitalter überragenden Lehrer der Religion und Moral hält, der kann das johanneische Zeugnis von dem eingebo- renen Sohne Gottes in Abrede stellen und die Verschiedenheit der Johanneischen Reden Jesu von den synoptischen als Argument gegen ihre treue Wiedergabe im vierten Evangelium geltend machen. Wer hingegen mit Simon Petrus Jesum als den Xpioxoc, den Sohn des lebendigen Gottes (Mtth. 16, 16) gläubig bekennen nnd von Herzen ans innerer Erfahrung sprechen kann: „Herr, wohin soUen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens^^ (Job. 6, 68), dem wird auch der apostolische Ursprung des vierten Evangeliums nicht mehr firagüch er- scheinen. Denn der Verfasser desselben gibt sich nicht nur als Angen- und Ohrenzeugen dessen was er von Jesu Leben und Wirken berichtet zu erkennen, sondern auch 4. als Apostel und zwar als der Jünger, welchen Jesus lieb hatte, d. i. Johannes. Als Apostel beweist er sich schon dadurch, daB er die Das SelbstzeagniB des Erangeliiims. €1 efangelischen Thatsachen abweichend von der überlieferten, durch die synoptischen Evangelien fixirten Sachordnnng oder Einteilung nach der öffentlichen Wirksamkeit Jesu in Galiläa und in Jerusalem, selbständig mehr chronologisch nach den Festreisen Jesu gliederte. So von aller Tradition abweichen und dadurch seinem Werke die Aufnahme er- schweren, das konte kein Schriftsteller der zweiten und dritten Gene- ration, aneh kein Schüler oder Gehilfe der Apostel, der doch zugleich Mr einen Augen- und Ohrenzeugen der Thaten und Reden Jesu gelten wolle, sondern nur ein Mann, ,der seines Gegenstandes sowol in ge- schichtlicher als in erkentnismäßiger Weise vollkommen Herr^ war. ,Mit dem Mut eines guten Gewissens, ohne Entschuldigung, ohne Recht- fertigung schreitet der Verfasser ebenso über Zeit- und Ortsrahmen der Synoptiker weit hinaus, wie er neue Persönlichkeiten auftreten, wie er endlich unbesorgt Jesum in seiner, des Verfassers, von den Synoptikern so fem abliegenden Redeweise reden läßt^ {Grau, Entwicklungsgesch.n S.436). Eine Geschichte Jesu, die nicht nur eine Reihe von unbekant.en Thatsachen enthält, welche vielfach bis zum Schein des Widerspruchs von den synoptischen Erzählungen abweichen, sondern auch Reden Jesu fremden Inhalts und gänzlich verschiedenen Ausdruckes, die konte nur ein Augenzeuge, ,ein Mann in apostolischer Autorität' schreiben. Dabei tritt nirgends die Absicht, die Begebenheiten genau chronologisch zu erzählen oder Ungenauigkeiten und Irrtümer der früheren Evangelien zurechtzustellen, sichtbar zu Tage, sondern die zeitliche Aufeinander- folge der Ereignisse ist nur so weit angegeben, als es fttr den S.41 1 entwickelten Zweck seines Evangeliums erforderlich war, so daB man sieht, wie sie diesem Zwecke untergeordnet ist, und für eine sachliche Znrechtstellung der älteren evangelischen Berichte fehlen deutliche Be- zugnahmen auf die synoptischen Evangelien. Ueberdies sezt der Ver- fasser die evangelische Ueberlieferung voraus und schreibt — das zeigt Anlage und Inhalt seines Evangeliums — für Leser, welche über die Heilsthatsachen durch mündliche oder schriftliche Verkündigung unter- richtet waren, um ihnen die Herrlichkeit de^^ Eingeborenen vom Vater voller Gnade und Warheit, die er geschaut hatte, zu schildern, damit sie im Glauben an den Sohn Gottes das ewige Leben empfangen. Ein solches Evangelium vermochte nur ein Apostel zu schreiben, welcher mit Jesu von seinem öffentlichen Auftreten an bis zu seinem Tode in inniger Gemeinschaft gelebt und in seinem Wirken und Leiden die durch die Hülle des Fleisches hindurchleuchtende göttliche tolcn Jesu Christi im Glauben erschaut und erkant hatte. Dazu war unter den Jesu am nächsten stehenden Aposteln, die nicht blos Augenzeugen seiner Wunderwerke waren sondern auch auf dem Berge der Verklä- rung seine Herrlichkeit gesehen hatten (Mtth. 17, 1 ff. Mrk. 9, 2 ff. Luk. 9, 28 ff. vgl. 2 Petr. 1, 16), allein Johannes nach seinem geschichtlich bezeugten innigen Verhältnisse zu Jesu wie nach seiner geistigen Indi- vidoalität befähigt. Nicht Jakobus, weil dieser schon wenige Jahre nach Christi Himmelfahrt den Zeugentod erlitt (Act 12,2); auch Petrus nicht mit seinem lebhaften, zum Reden und Handehi rasch entschloa* fiS Einleitaiig. §.5. Benen Temperamente, weil dieses Naturell nicht dem Charakter des vierten EvaDgelisten entspricht, sondern allem der Jünger, welchen Jesns lieh hatte und der nach Joh. 13, 23 heim lezten Mahle an Jesu Brost lag nnd nach 19, 26 unter dem Kreuze Jesa stand. Dieser Jflnger ist aher kein anderer als Johannes, der im vierten Evangelium nicht namentlich anfgefohrte, aher doch nicht ondentlich als Yer&sser bezeichnete SXXoc (laOTj-nQ^ (18, 15. 20,2. 3.4. 8), welcher anerkantermaBen mit dem Ungenanten, der als der erste mit Andreas sich Jesn anschloß (1,41), eine Person ist. Während n&ndich der vierte Evangelist die Jflnger Jesn, wenn er sie redend oder handelnd ein- führt, immer mit Namen nent, Andreas 4 mal, Philippns 2 mal, Na- thanael 5 mal, Thomas 5 mal, Jndas (Thaddäns) 1 mal, Judas Ischariot 8 mal, Simon Petrus 33 mal, nent er Jakobus und Johannes, die Söhne Zebedfti, die doch zu dem vertrautesten Jfingerkreise Jesu gehörten, niemals. Dazu komt, daB während das Evangelium die beiden Apostel, welche den Namen Judas führen, sorgfältig unterscheidet (14,22), den Apostel Thomas mit seinem griechischen Namen einführt (11, 16. 20, 24), endlich den Petrus nie Simon allein nent, sondern entweder Petrus oder Simon Petrus, doch der Täufer Johannes niemals mit sei- nem Prädicate 6 ßaimaryfc wie Mtth. 3, 1 , sondern nur mit seinem Namen Johannes bezeichnet wird (1, 15. 19. 26 n. s. f. 3, 22 ff. 4, 1. 5, 32). Jenes wie dieses wird nur erklärlich, wenn Johannes, des Zebedäus Sohn Verfasser des Evangeliums ist. Er nent sich nicht, weil er der Erzähler ist, und wie er sich nicht nent, so nent er Ja- kobus nicht, weil er sein Bruder ist, so nent er die Salome nicht, weil sie seine Mutter ist und bezeichnet auch den Täufer nur mit seinem Namen Johannes, weil er einen Jflnger dieses Namens nicht genant hat. Seinen Namen aber verschweigt Johannes nicht aus ,schflchtemer Verschwiegenheit^ {Mey.)^ oder ,um nicht durch eine directe Selbst- bezeichnung in der ersten Person die Objectivität der Darstellung zu stören' {Weiß). Denn ,wflrde seine Schrift so objectiven Charakter an sich tragen, wie etwa das erste Evangelium, so hätte er auch so in der dritten Person reden können, wie dort von Levi-Matthäus die Rede ist* {LuÜi.), Aber seine Schrift ist nicht so objectiv, sondern ein sub- jectiv gefärbtes Zeugnis von Jesu Christo, in welchem sein eigenes Ver- hältnis zu Jesu zur Sprache komt, daB ihm sich selbst zu nennen oder von sich in der ersten Person zu reden widerstrebte. Aus diesem Grunde verschweigt er seinen Namen und bezeichnet sich, da wo er von sich und seinem Verhältnisse neben den anderen Jflngem zu be- richten hatte, als den anderen Jflnger (18, 15) oder den Jflnger wel- chen Jesus liebhatte (13, 23. 19, 26. 21, 7. 20), woraus man sieht, daß der ungenante Andere eben der Jflnger ist, welchen Jesus lieb hatte, vgl. 20, 2. Da nun von allen Aposteln nur dieser Jflnger unter dem Kreuze Jesu gestanden ist, wo ihm Jesus als dem den er lieb hatte seine Mutter befahl (19, 26), und derselbe im Evangelio nachdrflcklich bezeugt, daß er gesehen, wie der Kriegsknechte einer mit einem Speere in die Seite Jesu stach, ans der dann Blut und Wasser floß (19, 34), so Das Selbstzengnifl des Evangeüniiis. 63 beseidmet er sich damit offenbar als den VerC&sser des Evangeliams, welcher die Zeichen, die Jesus vor seinen Jttngern geihan, in diesem Boche geschrieben hat, ,,anf daß ihr glaubet*' (20, 31). ^ — Etn wei- teres Zeugnis hiefOr würde in c. 21, 24 vorliegen, falls dieser im An- hange des Evang. stehende Vers von dem Verfasser des Evangeliums geschrieben wäre. Da dies aber zweifelhaft ist, so sehen wir hier daTon ab und werden erst bei der Auslegung von c. 21 darüber ent- scheiden. Dieses Resultat, welches die Andeutungen des Evangeliums über seinen Yer&sser ergeben, stimt nicht nur mit den in §. 2 zusammen- gestelten Zeugnissen der Kirchenväter über den Ursprung desselben überein und gereicht diesen Zeugnissen zur Bestätigung, sondern es steht auch mit den Andeutungen der Synoptiker über den Charakter des Apostels Johannes in Einklang. — Das nationaUfidische Bewufit^ sem und die griechische Sprache und Erzählungsweise des Evange- listen, die den Augen- und Ohrenzeugen bekundende Sachkentnis und die Selbständigkeit der Auffassung und Behandlung des evangelischen Geschichtsmaterials bestätigen die patristischeUeberlieferung, daß der Apostel Johannes nach längerem Aufenthalte in Ephesus, einem Mittel- punkte griechisch heidnischer Weisheit und Cultur und zugleich einem Gentrum der christlichen Gemeinden Eleinasiens , in hohem Alter das nach ihm benante Evangelium verfaßt und in demselben das in den synoptischen Evangelien gezeichnete Bild von Christo durch den ge- f(chichtlichen Nachweis der Offenbarung Jesu als des menschgewordenen Sohnes Gottes vervollständigt habe, um die christliche Gemeinde, f&r die er schrieb, in der Erkentnis des seligmachenden Glaubens an Chri- stom festzugrflnden. — Gemäß dieser Bestimmung seines Evangeliums 1) VeL über diese indirecte Selbstbezeichnuug des Apostels außer Grau n S.4371 IL Luth., d. joh. Urspr. S. 114 ff. auch Bleek, Beitrr. S. 176 und Ehnrd, wiss. Erit S. 1067 f. — Die Yergleiehung der im Texte angef. Stellen 2u, 2 mit 19, 26. 34 f. 20, 31 zeigt übrigens nicht nur die Bodenlosi^keit des EiafaDs von lützelberger S. 200 ff. in seiner o. a. Schrift, daß der Lieblines- jünger der Apostel Andreas sei, sondern auch die Nichtigkeit der Mei- nungen voikScholten (der Apost Job. S. 90 ff.} und Baur (krit. Unterss. S. 379). Jenor macht den Ideblingsjün^er zu einer idealen Figur, die weit über die vent&Ddnisnnfahigen Jünger hmausgehoben sei, und sieht in diesem ygeist- liehen Bruder Jesu' (S.95) einen Gegner des Johannes, dem er die Absicht zuschreibt: »das infolge der üeberlieferung von Johannes gepredigte jüdische Chrutentum mit Stumpf und Stiel auszurotten', j^mir hingegen meinte: der VflrfasMT des Ev. spreche von seiner Identität mit dem Apostel nur wie emer, dem es nicht um die Sache zu tiiun sei; er woUe mcht einmal den Namen des Apostels aussprechen, um ihn zu dem seinigen zu machen, son- dern nur die Leser darauf hinleiten, diese Combination zu machen, und den Hamen des Apostels Johannes mit einem in seinem Geiste geschriebenen Bvaagelinm in die engste und unmittelbarste Verbinduuff zu setzen. Da-* gege» hat schon Weiss (zu Meyers Comm. S. 28) mit Yollem Bechte ernge- wenget, daß diese Art indirecter Selbstbezeichnune in der pseudonymen ucbapostolischen Literatur ohne Beispiel ist, da aiese geraue die hohen Namen ihrer angeblichen Verfasser am wenigsten verschw^[t Die Schol- tottche Meinuig aber bedarf als Curiosum keiner ernsten mderlegnng. 64 Einleitung. §.5. für Leser, die mit den evangelischen Thatsachen und Heilswarheiten im allgemeinen bekant waren, beschränkte er sich auf eine Auswahl von den für die Erreichung seiner Absicht ihm besonders geeignet er- scheinenden Zügen aas dem Leben und Wirken Jesu Christi, wie er denn am Schiasse seiner Schrift 20,30 selbst aasdrflcklich bemerkt, daß viele aY)(i&Ta, welche Jesos gethan, in diesem Bache nicht geschrieben seien, so daß man sein Evangeliam, weil es viele Partien des Lebens Jesa übergeht, ein ,einseitiges Evangeliam' {HCeim 1, 122) nennen kann. Wenn aber dieser Kritiker /. c. aas der Einseitigkeit die üngeschicht- lichkeit folgert, so liegt erstlich dieser Folgerang die zwiefache irrtüm- liche Voraassetzang za Grande, daß der Evangelist einen allseitigen Bericht über Jesa Leben and Wirken habe liefern wollen and daß er seinen Stoff haaptsächlich aas den synoptischen Evangelien entnommen habe; sodann enthält aach die Folgerang selbst eine gewaltige lieber- treibang des wirklichen Sachverhaltes. Denn wie wir jene Yoraas- setzangen schon in §. 4 als anbegründet erkant haben, so haben wir aach S.58ff. in der Kürze nachgewiesen, daß die Johanneische Schilde- rang der gottmenschlichen Person Jesa Christi im Handeln and Reden mit der synoptischen Schilderang der messianischen Persönlichkeit and Wirksamkeit Jesa weder in Widersprach steht, aoch sie aasschließt, sondern sie darchweg so voraossezt, daß erst die Zasammenfassang beider ein vollständiges Bild von der gottmenschlichen Person Jesa and seinem Verhältnisse sowol za Gott seinem himmlischen Vater als za der von Sünde and Tod za erlösenden Menschheit ergibt, and hoffen dies bei der Aaslegang noch weiter im einzelnen za erhärten. Aber aach die in den synoptischen Evangelien überlieferten Cha- rakterzüge des Apostels Johannes stimmen mit dem überein, was sich aas dem vierten Evangeliam in der Aaswahl and Behandlang der Thaten and Reden Jesa über den Charakter seines Verfassers erkennen läßt, — Der Evangelist Markas erwähnt in dem Apostelverzeichnisse c. 3, 16 a. 17, daß Jesas dreien der Apostel Zanamen gegeben hat: dem Simon den Namen Petras and den Zebedäassöhnen, Jakobas and Johannes, die Namen Boanerges d. i. Donnerssöhne. Diese Drei sind diejenigen, welche anter den Zwölfen im engsten Verhältnisse za Jesa standen, wie aas Mrk.3,37. 9, 2. 14,33 aach 12, 3 za ersehen. Schon hieraas läßt sich schließen, d^ß in diesen Zanamen, obgleich sie von dem natürlichen Charakter dieser drei Jünger entnommen sind, eine Weißagnng über die Bewährang dieses Charakters in der Aosrichtang ihres apostolischen Berafes aasgesprochen ist, wie Jesas aach dem Simon seinen Namen Petras in Mtth. 16, 13 aasdrücklich deatet. Der Name „Donnerssöhne'' bezieht sich offenbar aaf den Feaergeist, wel- chen Jakobas and Johannes kandgaben, als sie aaf die Samariter, welche Jesa die Aa&ahme verweigerten, Feaer vom Himmel fallen lassen weiten, wie Elias gethan (Lak.9,54). Dieses Vorhaben verweist ihnen zwar Jesas mit den Worten: „wisset ihr nicht weß Geistes Sander ihr seid?'' aber tadelt doch den aus diesem Feaergeiste hervortreten- den Liebeseifer fdr ihn nicht. — Eifersüchtige Liebe, die keine Halbheit Das Selbstzetignia des Rvangelinms. (>5 dulden mag, spricht sich auch in dem Worte des Johannes aas: „Mei- ster, wir sahen Einen in deinem Namen Dämonen aastreiben nnd wehrten ihm, weil er ans nicht nachfolgt", woranf Jesus erwiderte: „Wehret nicht, denn wer nicht wider ans ist, der ist f&r ans" (Mrk. 9, 38 f. Luk. 9. 49 f.). Dieser Feaergeist, welchem Jesus damals steuerte, weil er nicht aus der rechten Erkentnis der in dem Sohne Gottes sich offenbarenden Gnade und Warheit kam, tritt uns, gereinigt von den Schlacken fleischlichen Eifers und von der Erkentnis, daß Gott die liebe ist, beseelt, iu den Schriften des Johannes entgegen; sowol in dem ersten Briefe z. B. in der scharfen Scheidung zwischen Kindern Gottes, die aas Gott geboren nicht Sünde thun, und Kindern des Teufels die Sünde thun, da der Teufel von Anfang sündigt (3, 7 ff.), zwischen jeglichem Geist der da bekennet, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist, und dem Geiste, der dies nicht bekennet, wel- cher ist der Geist des Antichrists, der kommen wird und jezt schon in der Welt ist (4, 2. 3) u, a. m.; als auch im Evangelium, hier teils in der starken Betonung, daß Jesus Christus der ins Fleisch gekommene Gottessohn ist und daß nur der Glaube an ihn das ewige Leben ge- währt, und wer nicht glaubet, schon gerichtet ist; teils in den Ge- brächen und Verhandlungen Jesu mit den ihm feindlich gesinnten Jaden, in welchen Jesus denen, die sich zur Rechtfertigung ihres Ver- haltens auf ihre Abstammung von Abraham berufen, offen heraus er- klärt, daß sie nicht Abrahams Kinder seien, sondern von dem Vater, dem Teufel, dem Mörder und Lügner und Vater der Lüge (8, 33 ff.); sowie überhaupt in der vorzugsweisen Mitteilung von Thatsachen, Reden und Gesprächen, in welchen durch das mächtige Wort- und Thatzeugnis Jesa von seinem himmlischen Ursprung und seiner Einheit mit dem Vater der Unglaube der Juden für das Gericht der Verstockung reif gemacht (vgl. 12, 37 ff.) und selbst der Halbglaube der Galiläer zur Entscheidung für oder wider Christum getrieben wird (vgl. 6, 60 ff.). Außerdem ist von den Zebedänssöhnen berichtet, daß sie oder ihre Matter für sie, Jesum baten, bei der Aufrichtung seines Reiches ihnen das Sitzen zu seiner Rechten und seiner Linken gewähren zu wollen (Mtth. 20, 20 ff. Mrk. 10, 35 ff.). Diese Bitte und mehr noch Jesu Er- widerung zeigen, daß die Bitte nicht aus Ueberhebung über ihre Mit- apostel oder aus ehrgeizigem Streben nach Teilnahme an der könig- lichen Herschaft Christi entsprang, sondern aus dem lebhaften Wun- sche, die Liebesgemeinschaft mit ihrem Meister und Herrn, der sie im persönlichen Umgange mit ihm sich erfreuten, auch nach seiner Er- höhung auf den Königsthron genießen zu dürfen. Denn obwol Jesus ihnen die Erfüllung ihres Wunsches nicht zusagte, so mißbilligte er doch ihre Bitte nicht, sondern berichtigte nur ihre irrige Vorstellung von der Natur seines Reiches durch die Erinnerung an den Leidens- kelch, den er trinken werde und den auch sie in seiner Nachfolge werden trinken müssen. Die innige Liebe zu Jesu aber, welche die beiden Jünger in dieser Bitte kundgaben, konte nur durch reichliche Erbhrong seiner liebe in ihren Herzen geweckt sein. Von Jakobus Kell, CoxBBMBt. nm Eruig. Job. 5 66 Einleitang. g. 5. freilich ist nns auBer der Nachricht, daß er mit Petras and Johannes za den vertraatesten Jüngern Jesu gehörte, nor in Act. 12,1 — 3 über- liefert, daß er als der erste anter den Aposteln seine Liebe zum Herrn mit dem Zeagentode besiegelte and daß seine Tödtang durch Herodes den Jaden angenehm war. Johannes hingegen erwähnt von seinem Ver- hältnisse za Jesu zwei Thatsachen, welche zeigen, wie Jesas ihm seine Liebe in besonderem Grade zagewandt hat, erstens beim lezten Mahle dadnrch, daß er ihm den Platz an seinem Basen einräamte (13, 23), zweitens dadarch, daß er vom Kreaze herab ihm seine Matter befahl (19, 26). Infolge dieser thatsächlichen Beweise der Liebe and des Ver- traaens Jesa za ihm konte Johannes sich als den Jünger, welchen Jesus liebte, bezeichnen (20, 2). Diese innige Liebe za Christo weht uns in seinem Evangeliam entgegen. Sie gibt sich wie in der ganzen Schilde- rang Jesa Christi als des eingeborenen Sohnes vom Vater voller Gnade and Warheit, so besonders in der Mitteilnng der lezten Reden Jesu (c. 13 — 17) za erkennen, die ans in das Herz Jesa blicken lassen und Zeugnis geben von der brünstigen Liebe, mit welcher der geliebte Jünger das Vermächtnis des^ aus dieser Welt zum Vater gehenden Sohnes Gottes seinem Herzen eingeprägt hatte und im Gedächtnisse so treu bewahrte, daß er sie im Greisenalter noch so frisch, lebendig und herzergreifend wiederzugeben im Stande war. — In solcher Weise wird durch die in den synoptischen Evangelien von Johannes über- lieferten Charakterzüge der apostolische Ursprung unseres Evangeliums bestätigt. Dagegen haben zwar Baur und seine Schüler, auch Keim ( I S. 158 ff.) u. A. behauptet, daG der in GaL 2 hervortretende antipaulinische JudaLsmus des Apostels Johannes mit dem idealen Universaüsmus, welcher das johan- neische Evangelium durchdringt (s. bes. 4, 24. 10, 16. 12, 20) , unvereinbar sei. Allein die judaistische Parteistellung, welcher Johannes gehuldigt haben soll, wird nach der richtigen Bemerkung von H'eiß (zu Meyers Gomm. S. 25) ,in GaL 2 erst hineingelesen und kann auch nicht ohne völlige Willkür aus den Bestreitungen des Judaismus in den späteren Paulasbriefen erschlossen wer- den/ Die geschichtlich bezeugte Stellung, welche Johannes zur Zeit des Apostelconvents mit Petrus und Jakobus einnahm, steht mit dem in seinem Evangelium vorliegenden Universalismus so wenig in Widerspruch, wie im ersten Evangelium das Gebot Jesu in der Instruction der Apostel: nicht auf der Straße der Heiden zu ziehen und nicht in eine Samariterstadt zu gehen (Mtth. 10, 5) mit dem Befehle Christi: „Gehet hin und machet alle Völker zu Jüngern" u. s. w. (Mtth. 28, 19 f.) und anderen Aussprüchen des doch zu- nächst für Judenchristen geschriebenen Matthäusevangeliums über die Auf- nahme der Heiden in das Beich Gottes (z. B. 8, 11 f. 21, 43. 24, 14) unver- einbar ist. Um den Universalismus im johauneischen Evangelium begreiflich zu finden, bedarf es daher auch nicht der Auskunft von H^eiß a. a. 0., daß die judenapostolische Bestimmung, die sich Johannes zur Zeit des Apostel- convents noch zueignete, allmählich zu dem Universalismus, wie er im Evan- gelium hervortritt, sich erweitert habe und ,dalS zu dieser Umwandlung ge- rade die völligere Einsicht in das Paulinische Wirken, welche ihm GaL 2 §. 6. Exegetische Literatur. 67 wnide, und der Bund der Gfemeinschaft, den er Gal. 2 mit Fanlus schloß, 80 vie sp&terhin das Eintreten in den pauünischen Wirkungskreis in Asien mächtig beitragen konte/ Denn dieser Universalismus schließt die Thatsache, dftD das Heil von den Juden ausgeht, in keiner Weise aus, wie schon aus dem von Johannes in sein Evangelium aufgenommenen Worte Christi zur Sama- riteiin 4, 22 ff. erhellt. — Auch die vom Apostel Johannes verfaßte Apoka- Irpae liefert keinen Beweis für einen Judaismus ihres Verfassers, der mit dem im ETangelinm ausgesprochenen Universalismus unvereinbar wäre, so daß etwa nur das Evangelium oder die Apokalypse von dem Apostel geschrieben sein könte. Dieses Dilemma negirt nicht nur die nicht zu leugnende Ver- wandtschaft, die zwischen beiden Schriften stattfindet, sondern beruht eben so gewiß anf einer einseitigen, weil den Charakter der prophetischen Bildrede Terkennenden , Auffassung und Deutung der Apokalypse in craß judaisti- 8chem Sinn, als auf einer nicht weniger einseitigen Spiritualisirung des Evan- gdinms , welche die alttestamentlichen Grundlagen und Bezüge seines Lehr- gehalts übersieht Eben so unrichtig ist die Behauptung, daß die philosophische (helleni- stJBche) Bildung, welche der Evangelist besonders in der Logoslehre zeige, mit dem galiläischen Fischer nicht zu reimen sei (Bretschn. Baur), und des- halb ein hochgebildeter Heidenchrist (wie auch Schenkel meint) als Verfasser anzunehmen sei, dessen , evangelische Geschichtschreibung von der bestehen- den christlichen Gemeinde, für welche es schon genug Evangelien gegeben babe, ganz absehe, um sich an das gebildete Bewußtsein der Heiden weit zu wenden' (fflgf, die Evangelien S. 349). Denn die Voraussetzung, daß der Verfasser seine Aussagen über den Logos aus Philonischen Studien oder asiatischer Gnosis sich angeeignet oder auch nur durch eigene christliche Speeulation (wie noch Met/er meiate) sich gebildet habe, hat sich bei gründ- licher Forschung nicht bewährt. §, 6. Exegetische Literatur. Von den Anslegnngen der Kirchenväter und katholischen Exegetcn des Mittelalters sind des Ortgenes in evanff. Joannis commentario- rum Tomi XXXII gedrukt in den Opp, ed. de la Rue, Vol. IFu, in Band 1. u. 2 der Ausg. von Lommaizsch, — Joh, Chrysostomi Ho^ fniliae 87 in ev. Joann. in Opp. ed. Monif. Vol. VIII. Die Fragmente von Theodor. Mops., Apollinaris, Ammonius u. Cyrill. Alex, sind ge- sammelt in der Catena Pairum in ev. Joann. ed. Corderius, Anitv. 1630. Aurel. Augustini in Joannis evang, tractatiis CXXIV in Opp. ed.Bened. T.III. P.2 u. ed.Migne T.IIL P.2p.n79—i976.— üeber die Commentare von Theophylact, Euihymius Zigabenus, Tho- mas AquinaSf Maldonatus n. Comel a Lapide über die Evangelien 8. die exeg. Idt. in m. Comm. zn Matth. S. 48 f. Ans der Reformationszeit: Martin Luther's Auslegungen, Erklä- nmgen vieler einzelner Capp. u. Sermonen über einzelne Verse in Wakh's Auag. seiner Werke Bd. 7 n. 8 ; in der Erlanger Ausg. finden 5* 68 §• 6. EzegeÜBche Idttratar. sich die Aiidegg* a* Erklärr. in Bd. 45. 47. 48 — 50, die Sennonen in Bd. 18 n. 19. (Die lateinische Erklftmng Ober Job. 6,37—40 ist noch nicbt erscbienen.) — Meianchthon, Enarrat in evang. Joann. in Opp, ed. Witeh, VoL IV. — Jo. Calvini Commeniarü in evang. sec. Johannem in Opp. ed. Amst Vol. VI and in dem von Tholuck veran- stalteten besonderem Abdrucke der cominentartX Berlin 1833 ff. 4.Aa8g. 1864. — Ueber die Commentare von Mari. Bucer n. Henr. Buüinger, die Annotaüanes majores m N. T. von Theod. Beza, die in den Critid sacri zusammengestelten kürzeren Annoiaiiones n. ObservaUones, über Wolf, Curae philol. et criL, Calovii BibUa iliustr. n. Bengel's Gnomen s. die n&heren Angaben zu Matthäus. Ein Werk gründlicher Gelehrsamkeit ist des Holländischen Theo- logen F. A. Lampe Commentar. exeget. anah/Ucus in ev. Johann. Amst. 1724—26, 3 Voü. 4^. Ans der neueren Zeit gehören C. Chr. TiUmann, Meleiemata sacra s. Comment. exeg. crit. hisi. in ev. Joh. Ups. 1818, Kuinoel Comment in Ev. Joh. edit. 3. 1826 und ff. Eb. G. Paulus philol. krit. u. histor. Comm. Th. IV (Ev. Joh. c. 1 — 11) einem längst überwundenen Stand- punkte der Schriftauslegung an. — Für die neuere söwol philologisch exacte als auch in den Olaubensinhalt der Evangelien einzudringen strebende Exegese wurden bahnbrechend: Fr. Lücke, Comment. üb. das Ev. des Johannes. 2 Thle. Bonn. 1820 u. 24 3. Aufl. 1840 u. 43. Aug. Tholuck, Comm. z. Ev. Johannes, Hamb. 1827. 7. Aufl. 1857, und Herrn. Olshausen, Bibl. Comm. z. N. Test Eönigsb. 1830 ff. Bd. 2 (Ev. Job., die Leidensgeschichte u. die Apostelgesch. umfassend) 3. verb. Aufl. 1838; 4. Aufl. umgearbeitet oder revidirt von Ebrard 1862. — Weiter förderten die Auslegung B. A. W. Meyer, kritisch -exeget. Comment. üb. d. N. Test Gott 1832 ff. 2. Abth. das Evang. des Johannes. 5. Aufl. 1869 (ausgezeich- net durch philologische Akribie und lichtvolle gedrängte Darlegung des exeget Materials). In 6. Aufl. völlig umgearbeitet von Bemh. Weiß. 1880. Diese Ausgabe ist eine neue Bearbeitung, in der nur die philologischen und antiquarischen Erläuterungen und die schätzenswerten Uebersichten über die ältere Geschichte der Exe- gese von Meyer in verkürzter Gestalt und bis auf die Gegenwart fortgeführt, sowie einzelne theologische Ausführungen Meyers beibe- halten sind, die Auslegung selbst aber nach Form und Inhalt von Weiß neugestaltet und in theologischer Beziehung der gläubigen Vermittlungstheologie angepaßt ist W. M. Lebr. de Wetie, kurzgef. exeg. Hdb. z. N. T. Leipz. 1837. Bd. 3. Evang. u. die Briefe des Johannes. 4. u. 5. Ausg. bearbeitet n. ver- bessert von Bruno Brückner 1852 u. 1863. (Gedrängte Zusammen- fassung der verschiedenen Auslegungen mit eigenem ziemlich sub- jecüven Urteile.) L. Fr. 0. Baumgarien* Crusius , Theol. Auslegung der Johann. Schrif- §. 6, EzegetiBche Literatnr. 69 ten (E?. n. Briefe) 2 Bde. Jena 1844. 45 (Belesenheit in der patri- Btiflclien literator bekundend nnd raüonaMrend). Chr, Ernst Luthardt, das johanneische Evang. nach seiner Eigenthflm- lichkeit geschildert a. erklflrt. 2 Thle. Nflmb. 1852 f. 2. erweit. a. mehrfach nmgearb. Aufl. 1875 f. ( Feinsinnige Charakterzeichnnng der im Evangelinm Yorkommenden Personen und vorzügliche Ent- inckelong der religiösen und ethischen Gedanken). Hmr. Ewald, die Johanneischen Schriften. 1. Bd. 1861 (mehr einsei- tiges Urteil über das Evangelium, als Auslegung desselben bietend). W, Fr. Z. Bäumlein, Comment. üb. d. Evang. des Johannes. Stuttg. 1863 (nicht bedeutend). E. W, Hengsienherg , d. Evangelium des heil. Johannes erläutert. 3 Bde. Berl. 1861 — 63 (reich an Auszügen erbaulichen Inhalts aus Luther u. alteren theol. Auslegungen). ¥, Godel, comment, sur T evang. de St, Jean. 1864. Von der deutsehen Uebersetz. dieses Werks: ,Commentar zu d. Evang. Johannes* ist die zweite, völlig umgearbeitete Ausg. bearb. von E. R, Wunderlich, 2 Thle. Hannov. 1878 erschienen (geistestiefe aus der Schrift ge- schöpfte theol. Auslegung in lebensvoller Darstellung). Äsüi, expHcation de T Evang. selon St, Jean, 1863. Neuere römisch kathoL Ausleger: B, Klee, Comment. über das Evang. nach Johannes. Mainz 1829. Adalb. Maier, Comment über d. Evangel. Johannes. 2 Bde. Freiburg 1843 u. 45. Visping, ezeget. Handb. zu den Evangg. u. der Ap.- Gesch. 4 Bde. 1864—66. Die Johanneische Theologie behandeln: K. Frommann, der johanneische LehrbegrifT. Leipz. 1839. K. R. KöstUn, der Lehrbegriff des Evang. u. der Briefe Johannis, Berl. 1843. Ad. Bilgen feld, das Evang. u. die Briefe Johannis nach ihrem Lehr- begriff dargestellt Halle 1849. Ed. Reufi, die johanneische Theologie, in den StraBburger Beitrügen zu d. theoL Wissenschaften 1841. Heft 1 und desselben histoire de la theologie chretienne au siede apostolique. Strasb. 1852. 3 edit. 1864. U p. 369— 600. Bernh. Weiß, der Johanneische Lehrbegriff in seinen Grundzügen untersucht Berl 1862 u. Lehrbuch der BibL Theologie des N. T. 3. AuiL Berl. 1880. S. 600—688. Die bedeutenderen Schriften über das Leben Jesu s. in m. Comm. zu Matth. S. 49 ff. AUSLEGUNG. Ueberschrift und Eingang des Oap. 1, 1—18. Die Ueberschrift lautet in den Hdschrr. k n. ^ einfach xaxa 'Ia>avv7)v, in ACEFGHKL und den meisten Uncialen euayyiXiov xaxd 'IcoavvTjv, in vielen Minuskeln xb xaxa 'IcoavvTjV ayiov euayYiXiov. In ihrer einfachsten Form stamt dieselbe wol ans der Zeit der Vereini- gung der vier Evangelien zu einem Corpus heiliger Schriften für den kirchlichen Gebrauch, wie schon im Comm. zu Mtth. S. 16 bemerkt worden. Cap.1, 1 — 18. Die Menschwerdung des Sohnes Gottes, Diese 18 Verse des ersten Cap. bilden den Eingang des Evan- geliums. Derselbe enthält drei Reihen von Aussagen über die Offen- barung des eingeborenen Sohnes Gottes in der Welt, die von grund- legender Bedeutung ftlr die folgende geschichtliche Darstellung des Le- bens und Wirkens Jesu Christi auf Erden sind: a. Der Logos, der am An&nge bei Gott und Gott war und durch den die Welt geschaffen worden, war das Leben und das Licht der Menschen, wurde aber von der Finsternis nicht ergriffen (v. 1 — 5); b. Johannes wurde von Gott gesandt, ihn als das warhafüge Licht zu bezeugen. Und als er in sein Eigentum kam, wurde er von den Seinen nicht aufgenommen; denen aber, die ihn im Glauben aufnahmen, verlieh er die Macht, Gottes Kinder zu werden (v. 6 — 13); o. der Logos wurde Fleisch in Jesu Christo und offenbarte die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater voll Gnade und Warheit, so daß wir aus seiner Fülle Gnade um Gnade empfangen. Durch ihn, der größer ist als Johannes und über Mose den Mittler des Gesetzes erhaben, ist uns die Gnade und Warheit des unsichtbaren Gottes verkündigt worden (v. 14 — 18). Dieser Eingang unseres Evangeliums enthält weder eine Geschichte des Logos d. h. der verschiedenen sich allmählich steigernden Offenba- rungsformen desselben (Olsh,)^ noch viel weniger eine speculative Ent- •^aj). 1, 1. 71 Wickelung der Idee des Logos (F, Ch, Baur). Der Grundgedanke ist in dem Satze y.14: „der Logos ward Fleisch u. s. w." ausgesprochen. Die Aussagen der ersten Strophe (v. 1 —5) über das vorweltliche Sein des Logos bei Gott und sein Wirken bei der Schöpfung und weiter als das Leben und Licht der Menschen, dienen nur zur Charakteristik der göttlichen Person, die in Jesu dem Christ Mensch geworden und uns die Gnade und Warheit des unsichtbaren Gottes geoffenbart hat. An diese in wenig Sätze von unerschöpflich tiefem Inhalte gefaßte Schilde- rung des Wesens und Wirkens des Logos vor seiner Menschwerdung ist in der zweiten Strophe (v. 6 — 13) sofort die Sendung Johannes des Täufers als Zeugen von dem Kommen des Logos zum Volke des Eigen- tums d. i. von seinem geschichtlichen Auftreten in Israel, und die Auf- nahme, welche er bei demselben fand, angereiht, und sodann in der dritten Strophe (v. 14— 18) seine Fleischwerdung berichtet und die Herrlichkeit seiner personlichen Erscheinung geschildert mit den Heils- gütern, welche er denen die an seinen Namen glauben gebracht hat. — So deutlich nun auch in dieser Schilderung der Offenbarung des Logos ein Fortschritt sich zeigt, so findet doch .keine geradlinig fortschrei- tende Entwickelung der verschiedenen Offenbarungsformen desselben statt, sondern schon gegen Ende der ersten Strophe ist das Verhalten der Menschheit zu dem von ihm ausgehenden Lichte angedeutet. Dieser Gedanke ist dann in der zweiten Strophe eingehender so entwickelt, da8 der Logos nicht nur von der Welt, die doch durch ihn geschaffen worden, nicht erkant, sondern auch bei seinem Auftreten in Israel un- geachtet des prophetischen Zeugnisses des Johannes von seinem Eigen- tnmsTolke nicht aufgenommen wurde, aber denen, die ihn im Glauben aafhahmen, das Heilsgut der Gotteskindschaft brachte. -Diese Andeu- tung über den Erfolg seines Auftretens unter seinem Volke ist in der dritten Strophe weiter entfaltet, indem erst hier die Art und Weise seines Kommens als Menschwerdung bezeichnet und sowol seine gött- liche Herrlichkeit als auch das Heil, welches er den an ihn Glauben- den gewährt, eingehend geschildert wird. — Wie demnach die zweite Strophe an den lezten Vers der ersten anknüpft, so die dritte Strophe an die lezten Verse (12 u. 13) der zweiten, so daß die Schilderung von dem uranfänglichen Sein des Logos bei Gott und von seinem Wirken bei der Schöpfung und in der Welt ausgeht und sich in drei ketten- artig verknüpften Strophen zu seiner vollen Offenbarung in der Mensch- werdung Jesu Christi fortbewegt. Von einer speculativen Entwickelung der Idee des Logos enthält aber dieser Eingang keine Spur. Selbst die Aussagen über sein Verhältnis zu Gott und sein schöpferisches Wirken (v.l — 3) enthalten nicht speculative Ideen, sondern Zeugnisse, die sich auf Aussprüche des in Jesu Christo erschienenen Sohnes Gottes gründen. Und wie der Inhalt dieses Eingangs in historischen That- sachen besteht, so ist auch die Darstellung derselben durchweg im historischen Stile der Berichterstattung gehalten. Zwar tritt der ge- schichtliche Name des fleischgewordenen Logos, Jesus Christus, erst gegen Ende des Eingangs hervor, indem erst in v. 17 die Offenbarung 72 Cap. I, 'L. der Gnade and Warheit, die laut v. 14 in dem fleiscbgewordenen Logos zu schauen war, Jesu Christo zugeschrieben und damit der in die Menschheit eingetretene eingeborene Sohn Gottes mit der Person Jesu Christi identificirt wird. Doch ist aus dieser von dem Evangelisten be- zeugten Identität nicht mit LuthdL zu folgern, daß der Evangelist, wenn er vom Logos redet, damit Jesum Christum meine, den er nur mit jenem Worte bezeichne. Jesus Chiistus ist der geschichtliche Name des menschgewordenen Logos, durch den als den Eingeborenen vom Vater uns die Gnade und Warheit zuteil geworden ist. Die Aussagen über den Logos zielen zwar auf Christum ab, handeln aber von dem vorweltlichen und vormenschlichen Sein und Wirken der göttlichen Persönlichkeit, die in Jesu dem Christ Mensch geworden und in menschlicher Natur auf Erden erschienen ist V. 1 — 5.^ Das richtige Verständnis nicht nur dieser Strophe, sondern des ganzen Eingangs hängt ab von der Erklärung des Wortes 0 Xo^oc d. h. von der richtigen Bestimmung des mit diesem Worte ver- bundenen Begriffes. Sprachlich bedeutet Xo^o^ sowol oratio, das Sagen, Sprechen, das Gesagte und Gesprochene, die Rede, das Wort nach seinem Inhalte, als auch ratio das Berechnen und Denken, Beachtung, Berücksichtigung, Betracht, Rücksicht, Rechenschaft und (bei Plato U.A.) auch das Vermögen zu denken oder die Vernunft. Die Bed. ratio kann aber hier schon deshalb nicht füglich in Betracht kommen, weil Xo^o^ in dieser Bedeutung im N. T. nur zur Bezeichnung eines Verhältnisses gebraucht ?drd, z. B. Luk. 16, 2 Xo^ov aTco&i&ovai Rech- nung ablegen, nirgends aber in der Bed. Vernunft, die nur dem Ad- jectiv Xo^^ixo'c Rom. 12, 1. 1 Petr. 2, 2 zu Grunde liegt. Im N. T. bed. 0 XoY^^ ^ d^^ Regel die Rede, das Wort, und wird sowol von einzel- nen göttlichen Aussprüchen und Geboten, als in collectivem Sinne von dem Worte Gottes als Inbegriff der göttlichen Offenbarung und Heils- verkündigung gebraucht. Von der sprachlich gesicherten Bedeutung das Wort ist hier auszugehen. Da nun die Schilderung des d Xo^oc in die Schilderung der Herrlichkeit Jesu Chsisti, des eingeborenen Sohnes Gottes übergeht, also 6 Xoyo^ eng mit Jesu dem Sohne Gottes zusam- menhängt, so entsteht die zwiefache Frage, in welchem Sinne der Evangelist o Xoyoc von Jesu Christo gebraucht, und woher er diesen Begriff genommen hat Was die erste Frage betrift, so sind die Erklärungen, daß o Xo^o; soviel sei als d XsYoprevoc im Sinne von promissus, der Verheißene {Beza, Emesti, Tittm,) oder fttr d Xiy^^ ^^^ Sprecher stehe {Storr, Justi n. A.), von vornherein als sprachlich unstatthaft abzuweisen. Ein sprachliches Bedenken steht dagegen der Erklärung, welche v, Hofm, im Schriftbew.I S.109f. versucht hat, daß ,6 Xd/oc das Wort des Evan- geliums' bezeichne, ,welches jezt gepredigt und geglaubt wurde, d. L 1) VgL Arm, Gust Hoelemann, De evangelH Joannei introitu introitus Geneseos augusUore effigie, Lps, 1855; und Fr. Ad. PhiUppi der Eingang des Johannesevangelimns (Cap. 1, 1—18), in Meditationen ausgelegt. Stnttg. 1866. c«i). I, L «r ChiJstos selbst persönlich ab das Wort gedacht, welches Gott in die Weit gesendet hat% nicht entgegen. Aber sie pafit nicht in den Zu- sammenhang. Denn dagegen hat schon Luth. erinnert, man könne nicht sagen, das Wort, welches die Apostel der Welt brachten, sei bei Gott nnd Gott gewesen u. 8. w., sondern dies könne nnr von dem gesagt werden, welchen ihr Wort der Welt verkündigte, o Xo^oc sei demnach von dem Worte zu erklären, ,welches Gott in Jesu Christo in die Welt hmeingesprochen hat, d. \l von diesem als der persönlichen Offenba- nmg Gottes*. Den Beweis hiefOr sollen Apok. 19, 13 n. 1 Joh. 1, 1 liefenL In Apok. 19, 11 ff. schaut Johannes im Gesichte Christum als Reiter auf weißem Rosse zum Siege und Gerichte über die Welt aus- ziehen. Von diesem Reiter, der viele Kronen auf seinem Haupte trug, ist T. 12 gesagt: er hatte einen Namen geschrieben (am Haupte oder an der Stirn), den niemand weiß denn er selbst, und v. 16: er hat einen Namen geschrieben an seinem Gewände und auf seiner Hflfte: König der Könige und Herr der Herren. Zwischen diesen beiden ge- schriebenen Namen ist in v. 13 bei Erwähnung des mit Blut beflekten Gewandes, das er anhatte, noch bemerkt: ,und sein Name wird genant 0 ^oyot; Tou Oboo/ Da nun jener Name den niemand kent sein unfaß- bares, unergründliches Wesen ausdrücke und der andere: König der Könige und Herr der Herren, sich auf die siegreiche Machtbethätigung in der Geschichte seines Reiches bezieht und von Christo ausgesagt vird, so könne — meint Luth, — die als ein feststehender Eigenname behandelte Bezeichnung o Xo^oc x. deou nicht sein innergöttliches Wesen und Wesensverhältnis zum Vater bezeichnen, nicht mit Ebr. als ,das Wort, in welchem der Vater sein Wesen in Ewigkeit vor sich selber ausgesprochen hatS gefaßt werden, weil dann für den ersten un- bekanten Namen nichts übrig bliebe. Eben so wenig könne er mit dem dritten identisch sein und Christum bezeichnen, sofern er das von Gott angedrohte schliefiliche Gericht vollzieht, sondern müsse , zwischen dem unsagbaren und unfaßbaren Wesen und der aller Welt kund- werdenden schließlichen Machtbethätigung Christi in der Mitte stehen; and dies könne nichts anderes sein, als daß Christus die Offenbarung Gottes ist, 6 Xöyo< t. deoo als die Einheit und Znsammenfassung aller A.0Y01 Tof> Öeoo, aller Worte Gottes, die je und je an die Welt er- gangen sind, die Offenbarung Gottes schlechthin.^ Bei dieser Argu- mentation hat Luth. aus den Worten xo ovop.a auxou xixXvjxai 6 Xoyoc t. ßeoui richtig geschlossen, daß im Unterschiede von den Namen an dem Haupte und am Gewände, „das Wort Gottes'^ mehr als ein fest- stehender Eigenname behandelt wird, während die Namen an den beiden anderen Stellen deutlich als appellativische kentlich gemacht sind.' Durch die Formel xixXiQxai xo ov. aoxou wird o Xoyo^ xoü Öeoo als der den Gläubigen, den Christen geläufige Eigenname bezeichnet, ^welchen der Herr als einen significanten Eigennamen empfangen hat und fortwährend trägtS Aber daraus, daß er diesen Namen schon von froher her führt, ,bei seiner Wiederkunft zum Gericht so gut wie er ihn vorher, nämlich bei seiner ersten Ankunft in der Welt geführt hat^ 74 Job. 1, 1—2. folgt nicht, daB dieser Name die Offenbarang Gottes schlechthin oder die einheitliche Zusammenfaesnng aller je nnd je an die Welt ergange- nen Worte Gottes ansdrakt, noch weniger, daß d Xo^oc too deoG mit dem Namen Christus so identisch sei, daß er promiscue dafftr ge- braucht wurde, und daß alles vom Logos Ausgesagte auch von Jesu Christo gelte. Es folgt daraus nichts weiter, als was wir Joh. 1, 14 lesen, daß der Xo^oc xoS Oeoo in Jesu Christo Mensch geworden ist und daß Christus als Gottmensch nach seiner Erhöhung zur Rechten Gottes in der Fflile der göttlichen Herrlichkeit, welche der Logos vor Anfang der Welt bei Gott besaß , zum Endgerichte über alle wider- göttlichen Mächte erscheinen und sich als der Xo^o;, der im Anfange bei Gott und Gott war, erweisen vdrd. — Auch aus 1 Joh. 1, 1 ff. er- gibt sich nichts weiter, als daß in Jesu Christo, den die Apostel ge- sehen und gehört, geschaut und betastet haben und den sie verkün- digen, der Logos der von Anfang an war erschienen und das ewige Leben, welches bei dem Vater war, geoffenbart worden ist. In beiden Stellen wird die Offenbarung des ewigen, gottgleichen Logos in Jesu Christo als eine der christlichen Gemeinde bekante Warheit erwähnt und Christus als o Xo^o^ xou deou und 6 Xoyo^ tt)^ Ccoi^c bezeichnet, ohne nähere Bestimmung dieser Benennungen und des Verhältnisses, in welchem der Logos zu Jesu dem Christ stand, weil dies als aus dem Evangelium des Johannes oder, falls die Apokalypse vor dem Evan- gelium verfaßt war, aus der mündlichen johanneischen Verkündigung des Evangeliums als bekant vorausgesezt wird. — Wir haben demnach zuvörderst die Aussagen des Evangeliums darüber in Betracht zu ziehen. V. 1 u. 2 enthalten drei Aussagen : „Im Anfang war das Wort nnd das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dasselbige war im Anfang bei Gott" 'Ev apxij weist so deutlich auf n^iöK'na iv apx'5 Gen. 1, 1 hin, daß fast alle Ausll. die Beziehung auf jene Stelle erkant und die Socinianische Deutung de principio evangelii nach Mrk. 1, 1 (Faust, Socin u. Sam. Crell) einhellig verworfen haben. apx>i ohne Be- schränkung des Begriffe durch einen Genitiv (Mrk. 1, 1) oder durch den Context, bezeichnet den Anfang aller Dinge, alles creatürlichen Seins; hier wie in Gen. 1, 1 den Anfang der Schöpfung der Welt. In Prov. 8, 23, wo die Weisheit von sich sagt: Gott habe sie irpo xoo alcüvo^ gegründet iv ap/^ itpo to5 ttjV y^v icoi-fjoat, ist es von dem Uranfange gebraucht. Demgemäß haben Olsh. , Mey, es hier im Sinne der Vorzeitlichkeit oder Ewigkeit gefaßt. Aber dieser Begriff liegt nicht in dem Worte iv apX'Q) sondern in der Verbindung desselben mit -^v o Xoy^ <^*^* üi der Aussage, daß der Logos im Anfange der Welt- schöpfong war, sein Dasein also der Schöpfung aller Dinge vorausgeht. Der Ton liegt auf dem Worte -^v, welches Prädicat ist, und das per- sönliche Sein oder Dasein ausdrükt, im Gegensatze zu h{b9vz^ in v. 14. ,Johannes steigt auf Veranlassung des anfänglichen Schöpferwortes 1 Mos. 1 von diesem zeitlichen, unpersönlichen Worte zu dem ewigen, persönlichen Worte auf (PhiL). Von diesem sagt er zweitens: -^v itpo^ Tov daov „es war in Beziehung zu Gotf irpo« tov dsov ist nicht JoL 1, 1—3. 16 gletchbedeatend mit irapa xt^ 9s(p (vgL icapa oot 17, 5), drflkt sieht blos die innige Gemeinschaft (Lücke, de W., Bg.-Cr., Hngsib,) oder die Zagehörigkeit des Beisammenseins (Brck,) ans, sondern die innere Bezogenheit, den lebendigen Gemeinschaftsverkehr, wie 1 Joh. 1,2 vgl. Mtth. 13, 56. Mrk. 6, 3 (Mey., Luih., v. Hofin.), — Die dritte Aus- sage lautet: „nnd Gott war das Wort.'' deoc ist Prädicat des Satzes, wie nicht blos das Fehlen des Artikels zeigt, sondern auch der Ge- dankenzosammenhang unbedingt fordert. Es ist mit Nachdruck voran- gestelt und besagt mehr als deioc; es sagt von dem Logos die dedir^c ans, die Gottheit, nicht im Sinne der Identität, sondern der Wesens- gleichheit Von den drei Sätzen dieses Y. sagt demnach der erste die Ewigkeit, der zweite die Persönlichkeit, der dritte die Gottheit des Logos ans. Diese drei Aussagen sind in v. 2 einheitlich zusammenge- faßt, indem ouxoc das Subject jener drei Sätze (o Xo^o^) mit nachdrück- licher Betonung wieder aufnimt: „der welcher debc — Xoyo(; Gott von Art war, der war im Anfange bei Grott'', um von der Beschreibung seines Wesens zu der in v. 3 anhebenden Schilderung seiner Wirksam- keit in der Welt überzuleiten. Y. 3. „Alles wurde durch ihn und ohne ihn wurde nicht eins, das geworden ist.^' Yiveo9at werden, drükt die Entstehung, Erschafiung aus; VgL xa itdvxa iC auxoS exTiarat Kol. 1, 16. Ildfvxa ohne Artikel: aUes Gewordene ohne Ausnahme; sachlich mit xa icavta das All, Weltall identisch, aber die Allheit stärker ausdrückend, und durch die folgende negative Wiederholung desselben Gedankens mit dem nach- drncksvollen oo8& sv ne unum quidem statt ouB^v noch mehr verstärkt. Einen Gedanken durch parallele Glieder affirmativ und negativ recht scharf auszudrücken liebt besonders Johannes, vgl. v. 20. 3, 16. 10, 5. 20, 27. 1 Joh. 1, 6. 2, 4. 27, doch komt diese Redeweise auch sonst im N. T. vor und auch bei Klassikern; vgl. Winer Gr. S. 567. o Y^pvev gehört offenbar zu ouSä Sv und schließt, obwol für den Sinn nicht un- bedingt erforderlich, doch sehr passend den Gedanken volltönig ab. ^ 1) Alt ist die Yerbindnng des o je-fovEv mit dem Folgenden. Sie findet sich schon bei Iren., Clem, AI,, Orig., auch bei Herakleon u. Ptolemaeus, und noch Ambrot. hat sie als iectionis sacrae consuetudmem der Lesart der Alexandriner und Aegyptier vorgezogen (s. die Stellen bei Tischend. N. T. ed. VIII in der krit. jNote). Die äl&sten Codd. K u. P haben keine Inter- punktion; Lachnu hat o ^s-fovsv nach AC*I)L al. zum Folgenden gezogen, Tisch. H hingep;en hat es nach C^EGHK al. plur. mit ouos sv verbimden. Diese Verbindnng wird von fast allen Ausll. als allein richtig verteidigt, da die Verknüpfung mit dem Folgenden keinen erträglichen Smn gibt. Denn der Gedanke: «Was geworden ist, in ihm war es Leben' d. h. es hatte seinen Lebensquell in ihm, ist mit dem Folgenden: ,und das Leben war das Licht der Menschen' unvereinbar. Denn da die C(»yJ> welche das Geschaffene im Logos hatte, nur das creatorliche Leben sein könte, so könte von ihr nicht gesagt werden, daß sie das Licht der Menschen war. Der Yersuch von äofm. (Weißag. u. Erfüll. II S. 8) aber: iv aü-ciJ von 3 (ey^vsv zu trennen und es mit Ergänzung von ppvsv als Prädicat zu fassen und mit Cu>7j is-tv einen neuen Säte zu beginnen: ,Was geworden ist, ist in ihm geworden' ergibt eine leere Tautologie, da zwischen BO auxoD i-j^evsTo und iv auTij) -ffijovev ein 76 Joh. t 3—5. Irrig ist aber die Meinimg von Lücke, Olsh., Fromm,, de W., daB dnrch diese Antithese die Annahme einer zeitlos vorhandenen Zkr[ aus- geschlossen werde. Hätte Johannes diese gnostische Yorstellnng ab- weisen wollen, so hätte er, da die oXt] im Sinne des heidnischen Alter- tums kein Ye^ovo; ist, sich deatlicher ansdrttcken, er hätte sagen müssen, daB überall nichts sei, was nicht dnrch den Logos geworden sei. Dies liegt zwar in dem itavxa hi auxoo h^hzxx^^ aber nnr wenn nach biblischer Anschannng alles außer Gott Vorhandene von Gott er- schaffen d. h. hervorgebracht ist. Diese in Gen. 1 deutlich ausge- sprochene Anschauung liegt den Worten des Evangelisten zu Grunde, und seine Worte enthalten nichts was Anlaß böte, ihm mit Schölten die Idee einer ewigen Materie unterzuschieben. Denn nicht darüber will er belehren, von wem (i£ ou) alles Gewordene herstamt, sondern nur durch wen (%i ou) es geworden ist. Bia bezeichnet das Werkzeug oder Mittel, wodurch etwas zu Stande komt, hier vor einem persön- lichen Subjecte also die vermittelnde Thätigkeit, durch welche alles ge- worden ist. Vgl. über den Unterschied von ii und Sia Rom. 11, 36, wo Gott als der gepriesen wird, von dem und durch den und zu dem (iE auxou X. hi auxoo x. eU auT(iv) das Weltall geschaffen ist, und 1 Kor. 8, 6, wo Gott der Vater als der 46 ou xa icavxa, und der Herr Jesus Christus als der hi ou xa icavxa, genant ist. In unserem Y. ist nur 8i auxoS icdfvxa bthzxo vom Logos ausgesagt, weil Johannes nicht von der Schöpfung als solcher, sondern nur vom Logos und seiner Be- teiligung am Werke der Schöpfung handelt, wobei er das Verhältnis Gottes des Vaters zur Weltschöpfang nicht erwähnt, sondern als aus der Genesis bekant voraussezt. Auch icavxa ist nicht näher bestimt; es umfaßt nach Gen. 1, 1 — 2, 3 Himmel und Erde mit allem ihren Heere, nicht allein die irdischen Geschöpfe, sondern auch die himmlischen Wesen und Engelordnungen, EoL 1, 16. V. 4 u. 5. Von dem Wirken des Logos bei der Weltschöpfung geht die Beschreibung über zur Schilderung seines Waltens in der geschaffe- nen Welt, und besonders in der Menschheit. V. 4. „In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.^' Wie alle Wesen durch den Logos geschaffen sind, so haben sie in ihm auch ihren Bestand, vgl. Eol. 1, 16 f. Hebr. 1, 3. Alle Creaturen im Himmel und auf Erden empfangen aus der Fülle seines Lebens die Eraft zur Erhaltung und Entfaltung ihres Lebens, iv auxip -^v correspondirt dem 8i' auxou i^i^ vftxo V. 3. Johannes schreibt nicht: der Logos war das Leben, wie der Sohn Gottes selbst sich das Leben nent 11,25. 14,6; sondern: „in ihm war Leben'S ^^^ ^^ ^^^ nicht weiter vom Wesen des Logos, sondern von seinem Walten in der Welt handelt, und das Leben des Logos als sachlicher Unterschied nicht zu erkennen ist, falls man nicht mit Hofm. das zu ergänzende fspvev sprachwidrig in: ,eB ist in ihm ein (Gewordenes* um- sezt. Außerdem würde mit Out) eotiv v. 4 ganz abrupt beginnen. — Eeiner Widerlegung bedarf die von Hlgf, erneuerte gnostische Deutung der CwyJ als Syzjgie des Xö|0(;; s. dagg. Mtyer, Joh. I| 4. 77 die Quelle des Lebens der Creatoren ins Auge gefaßt hat. Ctt lieB sich ihnen auch nach dem Falle nicht unbezeugt Mit der Ankündigung des Todes als Strafe filr die Uebertretung seines Grebotes eröffiiete er ihnen tach die Aussicht auf den endlichen Sieg über den Versucher zum Bösen. Diese Uroffenbarung Gottes ist unter dem Lichte, welches die Menschen ans der Co>iQ des Logos empfingen, mitbegriffen. Irrig 78 Joh. I, 4. schließen aber Mey. u. God, ans dem Imperf. iqv <, daß die Aassage nur von der normalen Urzeit gelte, da die Menschheit vom Logos noch angebrochen and angetrübt ihr Leben and Licht hatte. Das ^v ist in beiden Sätzen ähnlich dem in v. 1 u. 2 daraas za erklären, daß Jo- hannes von dem Standpankte der Erscheinang des Logos im Fleische aus auf die seiner Fleischwerdang vorhergehende Wirksamkeit des- selben znrückblikt. Diese Wirksamkeit dflrfen wir aber nicht aaf die normale Urzeit beschränken, weil die Aassage ganz allgemein laatet and eine solche Beschränknng sich mit der Aassage v. 5, daß die Fin- sternis das Licht nicht erfaßte, nicht vereinigen läßt, da der Gegensatz von Licht and Finsternis in der Menschheit erst aas der Sttnde ent^ standen ist. Eben so wenig begründet ist aber aach die aasschließüche Be- ziehang der Worte aaf das Leben and Licht im heilsgeschichtlichen Sinne, weil gegen den Gontext. Die Aassagen in v. 4 n. 5 bilden den Uebergang von dem Walten des Logos bei der Weltschöpfnng za dem heilsgeschichtlichen Wirken des in Jesa Ghristo fleischgewordenen Logos. Wenn diese Vv. aach aaf die Erscheinang des Logos im Flei- sche vorbereiten and man mit Luih, ,in gewissem Sinne' sagen kann, ,daß dem Evangelisten von Anfang an Ghristas als die persönliche Heilsoffenbanmg vor Aagen steht^, so ist doch hier noch nicht von Ghristo and dem von ihm aasgehenden heilsgeschichtlichen Leben und Lichte die Rede. Und selbst zugestanden, daß ,za der Schöpfung, von welcher v. 8 die Rede war, nicht das Gebiet des natürlichen Seins and Erkennens, sondern das Gebiet der heilsgeschichtlichen Offenbarang den Gegensatz bilde, welchen der Evangelist im Auge habe', so tritt doch das heilsgeschichtliche Moment nicht hier schon so hervor, daß die Beziehung auf das natürliche Leben and Erkennen ausgeschlossen würde. — Mit dem Wortlaute unvereinbar ist auch die Sinnbestimmnng des ganzen Verses bei Hngstb.^ ,daß der Logos von Anfang an virtuell Leben und Licht der Menschen war, so daß, ehe er im Fleische er- schien, die Menschen von Licht und Leben ausgeschlossen waren.' Das Imperf. iqv drükt nicht die ideale Möglichkeit aus, sondern ge- schichtliche Wirklichkeit; und für die Behauptung, daß an ein Elin- stralen des Lichtes in die intelligente Welt in der vorchristlichen Zeit nicht gedacht werden könne, hat Hngstb, keinen stichhaltigen Grand beigebracht. Die Behauptung, daß von solcher Lehre sich sonst bei Johannes keine Spur finde, würde, falls sie begründet wäre, zu viel beweisen, da auch die in v.3 ausgesprochene Lehre, daß alle Dinge durch den Logos geschaffen worden, sich bei Johannes sonst nicht 1) Statt ^v hat Tisch. 8 die Lesart der Codd. K u. 2> istiv, die schon Orig. kent, und die in einigen Codd. der Vnlg. n. a. Yens, sich findet, vor- Sezogen; aber sie ist ohne Zweifel nur ans der Erwägung hervorgegangen, aß es sich nm eine Wesensbestimmnng des Logos nandele, fflr die das Präsens passender erschien; sie ist auch viel zu schwach bezeugt und das ijv, welches alle übrigen Üncialen bieten, ist noch dazu durch das Imperf ect des folgenden Satzes geschüzt. Joh. 1, 4'~5. 79 weiter findet Aber Christus selbst spricht ja in 10, 16 von noch an- deren Schafen, die er aafierhalb Israel habe und herzuführen werde, und aach Johannes erklärt 11, 51 f., daß Jesus nicht fdr das Volk (Israel) allein sterben solte, sondern damit er auch die zerstreuten Kinder Gottes zusammenbrächte. Mögen auch in diesem Ausspruche die Kinder Gottes in der Heidenwelt nicht nach ihrem subjectiven Zu- Btsode, sondern nach der göttlichen Erwählung und Vorbestimmung ins Auge gefaßt sein, so wird doch die göttliche Erwählnng nur begreiflich, wenn die Heiden schon vor Christo von dem in der Welt scheinenden Lichte des Logos nicht ganz ausgeschlossen waren. Noch weniger läßt ach aus v. 17 und aus den messianischen WeiBagungen des A. T (mit Hngsih,) folgern, daß selbst bei den Juden, wenn auch bei ihnen eine Wirksamkeit des Logos stattfand, doch das Licht der Zukunft vorbe- lialten blieb. Denn wenn laut v. 17 die Gnade und Warheit dem Bondesvolke erst durch Christum geworden ist, so wird damit der vorchristlichen Zeit nicht überhaupt Licht und Leben abgesprochen, da die Begriffe: Gnade und Warheit nicht identisch sind mit dem Leben und Licht, welches vom Logos in die Welt ausging. Die messia- nischen Stellen aber, wie Jes. 9, 1. 42, 6. 49, 6. 60, 1—3, in welchen Christus als das Licht, welches dem in Finsternis wohnenden Volke aofgehen soll, verkündigt und als das Licht der Heiden bezeichnet wird, können schon aus dem Grunde nicht den Sinn haben, daß vor der Erscheinung des Logos im Fleische die Menschheit, und insonder- heit Israel des von ihm ausgehenden Lichtes und Lebens ganz ent- behrten, weil dieser Gedanke in Widerspruch mit den Stellen des A. T. stehen würde, in welchen die Frommen in Israel den Herrn als ihr Licht und Heü preisen, vgl. Ps. 27,1. 36,10 und besonders Mich. 7, 8, wo Israel sagt: „wenn ich in £instemiB sitze, so ist der Herr mein LichL'^ Der Herr (mn*^), der das Licht der Frommen in Israel war, dessen sie sich in der Finsternis getrösteten, ist nach dem Zeugnisse des ganzen N. Test, kein anderer als der Logos, durch welchen alle Gottesoffenbamng in Israel vermittelt ist; denn Gott hat niemals jemand gesehen (Joh. 1, 18). Die Herrlichkeit Jehova's, welche Jesiga schaute Qod von der er redete, war nach Joh. 12, 41 die Herrlichkeit Christi d. L des Xoifoc aoapxo^. Damit steht auch die Weißagung von der zu- künftigen Erscheinung des Lebens, in welchem Gott sich als das Licht der Menschen erweisen wird, die während der ganzen Zeit des A. B. in dem Worte der Propheten immer deutlicher hervortritt, nicht in Widerspruch. Denn die Offenbarung des Lichtes, dessen sich die Frommen erfreuten, und die Verheißung der zukünftigen Erscheinung des Lichtes mit der darauf gegründeten Hoffiiung, war ,nur eine Yor- stofe des wahren Lichtes, nur die im Dunkel der Menschheit der auf- gehenden Sonne vergleichbare Morgenröthe. Warhaftig und vollkom- men ist das Licht den Menschen erst angebrochen, als der Sohn Gottes Mensch ward und unter uns erschienen ist. Auf diese volle Offen- banmg des Lichts, welche die früheren Anbahnungen des Lichtes voraassezt und in sich schliefit, blikt der Apostel schon hier von vom- 80 Joh. I, 5. herein, wie die Wähl des Präsens (LXX) gemacht.'' Und wie Gott die Welt, in der er seine onendliche Liebe offenbaren weite, durch sein schaffendes Wort heryor- gebracht, so hat er auch den nach seinem Bilde geschaffenen Menschen seinen Willen und Liebesrath durch Worte kundgethan. Das schaffende Wort Gottes aber hypostatisch d. h. als persönliche Gottesoffenbarung zn fassen, darauf führte das Nachdenken über den geschichtlichen Gang der Gottesoffenbarungen im A. Testamente. — Mit den ersten Men- schen ging Gott um, wie ein Vater mit seinen Kindern, im Paradiese wandelnd. Noch mit Eain redete er in einer Weise, die eine sichtbare Gegenwart Gottes yoraussezt (Gen. 4, 6 ff.). Wie er aber zu Noah ge- brochen, das Gericht der Sintflut ihm angekündigt, den Bau der Arche Keil, Comment. zxun Erang. Joh. 6 n joIl 1, 1—5. befohlen und nach der Flut den Schftpfaiigasegeii Oun erneaert hat, kt in Gen. 6 — 9 nicht näher angedeotet Und anch ans der Angabe, daß nach dem Eingange Noahs mit den Seinigen in die Arche Jehova um ihn zoflchloB (Gen. 7, 16), läßt sich nicht erkennen, wie dies geschehen ist Erscheinungen Grottes werden erst nach der Bemfang Abrams er- wähnt, als Abram dem Worte des Herrn gefolgt, ans seinem Yat^- hmde aasgezogen und nach Canaan gekommen war (Gen. 12, 7). Diese Erscheinungen erfolgte teils in Cresichten (Visionen), so die behob der BnndschlieBnng mit Abram Gen. 15, oder in Trftnmen Gen. 28, 12 ff. 46, 7, teils in wachem Zustande als Engel in menschenähnlicher Ge- stalt (Gen. 18), hauptsächlich aber in der Offenbarung des Engels des Herrn oder Gottes (mm tjfitVn oder önnb» 'a). > Der Engel des Herrn, der zum ersten Male Gen. 16, 7, wo er der flttchtigen Hagar erscheint, erwähnt ist, identificirt sich mit Jehova und Elohim, indem er sich göttliche Attribute und Werke beilegt, zur Hagar Gen. 16, 10 spricht: „Ich will deinen Samen sehr mehren, daß er vor Menge nicht gezählt werden kann^', und 21, 18: „Ich will ihn zu einem grofien Volke machen^S S^^iz so wie Elohim 17, 20 in Betreff Ismaels, und Jehova 13, 16. 15, 4 fl zu Abraham geredet hat Femer zu Abraham Gen. 22, 12 sagt er: „Nun weiß ich, daß du gottesfllrchtig bist und mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten hat^'; endlich zu Mose Ex. 3, 6 f.: „/c^ bin der Grott deines Vaters, der Gott Abrahams . . .; ich habe gesehen das Elend meines Volkes in Aegypten — und bin herabgekommen, es ans der Hand Aegyptens zu erlösen.^* Er thut Wunder und nimt Opfer und göttliche Anbetung an. Er läßt das von Gideon ihm gebrachte Opfer durch Feuer vom Himmel verzehren und fährt in der Flamme des von Manoah ihm gebrachten Opfers gen Himmel (Rieht 6, 19 — 21. 13, 19f.). Demgemäß wird er nicht nur von denen, welchen er erschien, für Gott gehalten und als Grott ("^a'^) anger^et, vgl. Gen. 16,13. Ex. 3, 6. Richte, 22. 13,22, sondern auch von den heil. Schriftstellern und schon von den Patriarchen mit Gott identificirt, indem sie den erschienenen Maleach Jehova's ohne weiteres Jehova nennen, vgl Ex. 3 v. 2 mit v. 4; Rieht 6 v. 12 mit v. 14 u. 16, be- sonders Ex. 14, 19, wo der Maleach Jehova's vor dem Heere Israels herzieht, wie nach 13, 21 Jehova vor den Israeliten. So bezeichnet anch Jakob die Erscheinung Jehova's zu Bethel (Gen. 28, 13 ffl) in der Folge als Erscheinung des Maleach Haelohim, des Gottes von Bethel (31, 11). Vgl. außerdem den Segensfnmsch des Patriarchen über die Sölme Josephs 48, 15, in welchem er den Engel ('n<$^att hervorgegangene schöpferisch ordnende und wirkende Weltgedanke, der für Gott selbst objectiv ist' (Oehlerll S. 284). Ebenso ist die Weisheit in Hiob 28, 23 ff., wo vor ihr gesagt ist, daß nur Gott ihren Weg versteht und ihre Stätte kennet und, als er dem ViTinde Gewicht gab und das Grew^sser mit 1) Schon Theod. Beza, obwol er die häretische Richtung, den Johann. Logos aus neuplatonischen delinis zu erklären, statt aus Mose und den Propheten, verwirft, sagt doch: Joannes , . , in tradenda theologia ac prae- sertim in istis declarandis arcanis neque a verbis neque a locutionibus recessü, quae in verbo Dei et in Synagogis erani ita usitatae, ut ab ipso etiam vulgo, si non res ipsa, at certe vocabula intelligerentur, und weist auf die editio chaldaica hin, welche für Jehova Memra gebraucht, wonach es war- scheinlich sei, daß Job. das Wort 6 Xo-pc veluii e medio genommen habe. Joh. 1, 1— ö. 89 dem Maße abwog, dem Regen ein Gesetz gab und dem Donnerstrale einen Weg, sie sah nnd knndthat, als der ans Gott hervorgegangene Weltgedanke gefaßt, nnd kein Geschöpf wie die Dinge in der Welt; ,ihr Hervortreten ans Gott ist vielmehr die Yoranssetznng der Weltschöpfung' (Oehl.). In dieser Personification der Weisheit liegt unverkennbar ,ein Keim ontologischer Selbstonterscheidung Gottes', aber nicht mehr als ein Keim, da die Weisheit noch nicht als persönliche Hypostase erfaßt ist. Femer ist sie Prov. 9, 1. 8,15 als das ordnende Princip in der Menschenwelt auf Erden wohnend nnd als Herscherin in allen Lebensverhältnissen waltend geschildert, aber in den kanonischen Büchern des A. T. nicht in specielle Beziehung zur Theo- faatie gesezt Dies geschieht erst im Buche des Siraciden c. 24, wo sie redend eingefOhrt von sich sagt: sie sei im Uranfang der Dinge aus dem Hunde des Höchsten hervorgegangen und habe, bei allen Völkern Ruhe rachend, von dem Schöpfer in Jakob Wohnung und Besitzung angewiesen erhalten und habe im heiligen Zelte vor ihm gedient, auf Zion festen Sitz, in der geliebten Stadt Ruhe, in Jerusalem ihre Herschaft erlangt (v. 3. 7—11) und habe in dem gepriesenen Volke, dem Erbteile des Herrn Wurzel geschlagen, Blatter getrieben und Früchte getragen (v. 12 ff.). Diese Rede ist nicht mit Oehl. S. 287 so zu verstehen, daß hier an die Stelle der Sehe- China Jehova's im Heiligtume die Einwohnung der göttlichen Weisheit auf dem Zion trete. Diese Auffassung ist mit den Worten ev axr^ äy,q ivtuxiov «üToy iX,£iT0üp-(7j3a, xai oütwc iv 2io)v earrjpiy^v V. 10 unvereinbar; denn ).:(T0'j(>7stv (Ji'^) kann unmöglich von der Schechina pradicirt werden. Ge- meint ist der gesetzliche Gultus in der Stiftshütte (oxtjvt^ äila), welcher durch David mit der Bundeslade auf den Zion verlegt und durch Erbauung des Tempds unter Salomo dort befestigt wurde und zur Herschaft gelangte. Diesen Gottesdienst als Ausfluß göttlicher Weisheit schreibt sich vermöge der Personiflcation die Weisheit selber zu. In v. 22 bemerkt der Siracide aisdrficklich, daß alles, was die Weisheit von sich und ihren Früchten ge- redet, vom Bundesbuche Gottes, von dem Gesetze, welches Mose als Erbteil der Gemeinde Jakobs befohlen habe, gelte. In Israel wohnte die Weisheit in der Form des von Gott gegebenen Gesetzes, und in der Wirkung, welche der Gesetzescultus d. i. die in dem Cultus gepflegte Verehrung des wahren Gottes auf das Volksleben ausübte, trieb die Weisheit ihre Blüten und köst- liehen Früchte. Aber als ^ö^a tou &£ou erscheint sie weder in der Stiftshütte noch im Tempel. Dahor läßt sich auch nicht mit Zücke (S. 264) behaupten, daß hier unter der ao^pia tou ^sou alles mitbegriffen sei, was sonst im A. T. Ton dem zvsü^ia und dem Xgjo; tou &sou gesagt werde. In den Worten: ich bin vom Munde des Höchsten ausgegangen u. s. w. v. 3 ff. ist dies nicht gesagt, daß sie — wie Lücke meint — mit dem weltschaffenden Offenba- rungsworte vor der Zeit, von Anfang an (v. 9) aus Gott hervorgegangen sei. Sie sagt ja v. 9 ausdrücklich: Tiph xou aiuivoQ diz apy^c; Ixxios jic (hat mich 6ott geschaffen). Geschaffen hat aber Gott weder sein zvsu^xa noch den eehöpferischen Xöfo<;. Wenn denmach in dieser Schilderung der göttlichen Weisheit ein Fortschritt in der Erkentnis des göttlichen Wesens sich zeigt, 80 kann doch die alttestamentliche Weisheitslehre nicht als eine Vorstufe Ar die Entwickelung der Logosidee betrachtet werden, da die Weisheit in Joh. h 1—5. diesen poetiaoheii Sehildenmgen als bei der Weltschöpfimg und in der Natur und Menschenwelt wirkendes Prineip nicht schaffend, sondern nnr ordnend in die Weltgestaltong nnd Weltentwickelung eingreift, und weder zn dem schaffenden Worte Gottes noch zu dem Engel des Herrn in Beziehung gc- sezt ist^ Eine weitere Entwiokelung der in dem Verhältnisse des Engels Jeho- Ta*s zu Jehova augedeuteten Unterscheidung zwischen dem fiberweltlichen und für die Menschen unsichtbaren göttlichen Wesen und dem in der Mensch- heit sich offenbarenden und die Erlösung derselben vorbereitenden Gotte liegt in den chaldäischen Paraphrasen des A. T. Tor, indem die Targumisten in den FfiUen, wo eine Einwirkung Gottes auf die Welt oder seine Gegen- wart in derselben sichtbar oder sinnlich wamehmbar erzählt ist, anstatt des im Grundtexte genanten Elohim oder Jehova mn*n m^q^^q das Wort Jeho- va's setzen. So z. R lautet Gen. 3, 8: ,sie hörten die Stimme Jehova^s Got- tes', der im Garten wandelte', bei Onkel, : sie hörten ö'^fJ^J ^^Tl '^TT? ^ *^- IjknriD vocem verfn Javae Bei ambulantis. WS fWT *iaw 7, 16 paraphrasirt Onk.: "»rrft? fTi??'^? r T^] Jehova schirmte ihn durch sein Wort; "«««j iab i« ;•; 8, 21: n-^waa ;■; *tö«t Jehova sprach durch sein Wort Die gött- liche Zusage von dem Zeichen des Bundes, welchen ich (Jehova) zwischen mir und zmsehen euch setze 9, 12 lautet bei Onk, *fOl^T''?^ "'1^ T? zwisdien meinem Worte nnd zwischen euch. Elohim war mit dem Knaben ('tpsirr^K) 21, 20: «ja*?? »T^-iTDö yn «'jo'^a njrj] erat verbum Jovae in adjutorium pueri. In Ex. 19, 17: Mose führte das Volk heraus wlbwj T^'yiA übersezt Onk. 7JÜ «'J?'^ f»*»"??^ m occursum verbi Jovae. In Ex. 25, 22 lauten die Worte Jehova*s: &t^ 1^ "'tTT^^l ^^^ stelle mich dir (komme mit dir zusammen) dort (zwischen den Cherubim auf der Bundeslade) bei Onk. "ittt? T|^ *P^*^ 19^ ich stelle dir mein Wort daselbst; u. a. St mehr. Diese Umschreibung Je- hova's und auch Elohims z. B. Gen. 20, 3 u. Num. 22, 20 durch Memra Jowae laßt sich zwar in einzelnen Stellen als Personiflcation des Wortes Gtottes 1) Eine andeutende Vorstellung vom Logos als dem ersten Sohne Gottes, zu welcher später die palästinische Lehre vom ^^T} K*7^P in Alexandrien sich aufragte, scheint zwar in dem Bäthselspmche Agurs Prov. 30, 4: „Wer stieg hinauf gen Himmel und fuhr hernieder? Wer hat den Wind gefaßt in seine Fäuste? Wer eingebunden die Wasser in ein Tuch? Wer anf ge- richtet der Erde Enden alle? Wie heißt er und wie heißt sein Sohn, fiüls du es weißt?" enthalten zu sein, wenn die vierteilige Frage nicht von vorn- herein von Menschen gemeint ist, in dem Sinne: welcher Mensch hat das irgendwann vermocht? {Ahen Esr., Baschi u. A.), sondern auf die Antwort abzielt: Kein Mensch, sondern ein über aUe Creaturen erhabenes Wesen, wie mit den älteren Auslegern sie nicht nur Delitzscli sondern auch Ewald faBt. Allein auch bei dieser Auffassung des Spruches drücken die Fragen: „wie heißt er und wie heißt sein Sohn" doch nur den Gedanken aus, daß Gottes innerliches Wesen für die Menschen unerf erschlich und unerreichbar ist; und die Frage: wie heißt sein Sohn ist nicht so zu pressen, daß ,der Fragende Gott den Weltschöpfer und seinen Sohn den WeltbildungsmitÜer mrem Wesen nach kennen möchte', sondern nur populärer Ausdruck des Gedankens, daß kein Mensch von Gk>tt eine seinem Vv esen adäquate Erkentnis erlangen kann, wie von Menschen, deren Herkunft und Familienverhältnisse oe- kant sind. Joh. 1, 1—5. Sl fiuMD , aber in den meisten F&Ilen ist '^'] Knm Beseichnimg des sich den Mensehen offenbarenden Gbttes und als Hypostase der in die Erscheinung tntenden Gottheit gedacht; nicht blos ,eine Umschreibung för Jehoya selbst, hauptsächlich tun Anthropomorphismen von ihm ferne za halten' (Intht), Sehen vor Anthropomorphismen konte wol zur Deutung der Worte Ex. 24, 11: ,die Aeltestoi Israels schauten Gott (b'^hbKn «nrn) in: sie schauten M*^»*^ r^ ^ die Herrlichkeit Jehova's reranlassen, aber nicht zur Umschreibung der Worte: Elohim war mit dem Knaben (Ismael) Gen. 21,20 in: das Wort Je- hoTa's ward zur Stütze des Knaben. Schon bei Gen. 3, 8, wo wir bei Onk, zoent '^^ finxa^Q fSr nvr finden, ist an eine Personification des Wortes Gottes nicht zu denken. Denn hier ist ""^ k^q'^o, dessen Stimme Adam QBd Era hören, Jehova selbst, der im Paradiese wandelt und den Proto- plasten die Uebertretung seines Gebotes vorhält. Ein Zusammenhang aber des Mhnra Jehova^s mit dem Engel Jehova^s ist nicht ersichtlich. Nirgends ist in den Targumim n*tm Tl^bo durch mrm «'wn paraphrasirt, sondern überall T|kVö oder K3»Va gebraucht, und zwar so, daß der Gedanke an die Wesenseinheit des Engels Jehoya*s mit JehoTa zurücktritt gegenüber der Vorstellung eines geschaffenen Engels, des- sen sich Gott zur Offenbarung seines Willens bedient. Die Erklärung Gottes Über diesen Engel, mit welcher Exod. 23, 21 die Warnung vor Auflehnung gegen seine Stimme motivirt ist: „denn mein Name ist in ihm" lautet bei (hk,: trtyn -rüra «^^ „denn in meinem Namen ist (d. h. ergeht) sein Wort", woraus deutlich zu ersehen, daß der Engel als ein geschaffener Engel gedacht ist Und die Zusage Jehova's Ex. 33, 14: ^a^;^ "^Sfi „mein Angesiehi wird gehen" lautet bei Onk, : 'T'p?^ meine Schechma wird gehen, tmd die Worte Jes. 63, 8. 9: „Er (Jehova) ward ihnen zum Heiland — und der Engel seines Angesichts schaffte ihnen Heil" — sind im Targ. wieder- gegeben: ,Sein Wort (irn'üP'O) ward ihnen Erlöser und ein Engel von ihm Cmn^ 1^ "T^Va) erlöste de.' — Eben so wenig läßt sich ein Zusammenhang des Jf^mru-Begriffes mit der alttestamentlichen Weisheitslehre erweisen, selbst wenn man die poetischen Schilderungen der göttlichen Weisheit in Prov. ^22ff. u. Sir. c. 24 so auffaßt, ,daß in ihnen die Weisheit nicht blos als Weltidee gedacht ist, sondern als Hypostase, welche die Weltidee in sich hat und ihre natürliche und geistliche Verwirklichung vermittelt.' ^ Auch uu dem synonymen Gebrauche von Logos und Sophia, Wort und Weisheit im B. d. Weish. 9, 1 f. ergibt sich ein solcher Zusammenhang nicht, da die Sitze, daß Gott durch sein Wort alle Dinge geschaffen und durch seine Weisheit die Menschen bereitet habe, ein£ach aus der Erwähnung des Geistes Gottes neben dem schaffenden Worte in Gen. 1, 2 ff. gefolgert sind, und weder das Wort noch die Weisheit hypostatisch gedacht ist, ganz abgesehen dsTon, daß im R der Weish. die idttestamentliche Lehre von der Weisheit mit der platonischen Idee der Weltseele verschmolzen ist. Und wenn auch im Targ. Jeruteh. Gen. 1, 1 ri'Wia nicht: im Anfang, sondern KiroaVQ durch die Weisheit übersezt ist, als welche Anfang und Medium der Wege 1) So Frz. Delitzsch, System der christL Apologetik. 1869. S.483; auch Bngttb. Johannes-Ev. I S. 9 ff. 92 Joh. 1, 1—5. Gottes ist, und Weisheit und Wort z. B. auch in Pirke Aboth III, 18 ab Bezeichnung des vermittelnden Principes der Weltschöpfung wechseln (Del.), so ergibt sich daraus allerdings, daB allmählich die Idee der göttlichen Weisheit mit der Idee des schöpferischen Wortes Gottes zusammenfloß, aber durchaus nicht, daß der Begriff des mimra Jehova's in den älteren Targu- mim aus der Idee der bei der Weltschöpfung wirkenden göttlichen Weisheit entwickelt worden seL Selbst im Targ. Jerusch. ist es Gen. 1, 27 nicht die Weisheit, sondern das m^ mm Jehova's, welches den Menschen nach seinem Bilde oder nim m^ '^ t^W2 schuf. Eine ununterbrochene Fortentwicke- lung des Logosbegriffes von den Proverbien an bis in die Targumim herab* (Ehr.) ist also geschichtlich nicht zu constatiren. Warscheinlich haben die älteren Targumisten den Begriff des memra Jehoya's unmittelbar aus der göttlichen Offenbarung im A. T. abgeleitet, nämlich daraus daß Gott nicht nur die Welt durch sein allmächtiges Wort geschaffen hat und erhält, son- dern auch durch sein Wort seinen Heilsrath in Israel ausgeführt hat. Durch den Gebrauch der Targumim in den Synagogen wurde aber mimra Jehora'ä zur Bezeichnung des sich offenbarenden Gottes so yerbreitet, daß Johannes die griechische Uebersetzung dieses Begriffs 6 Xop; loD &sou als bekant und den Lesern seiner Schriften yerständlich voraussetzen konte. Denn mögen auch die uns erhaltenen Targume in der schriftlichen Bedaction, in welcher wir sie besitzen, frühestens aus dem zweiten oder dritten Jahrh. n. Chr. stam- men, so ist doch in dieser Bedaction nur eine alt überlieferte Auffassung und Erklärung des Gesetzes und der Propheten schriftlich fizirt und der Ur- sprung aramäischer Paraphrasen des A. T. bis in die ersten Zeiten des zweiten Tempels hinauf zu verfolgen imd das Vorhandensein von Targumen schon im Zeitalter der Makkabäer als sicher anzunehmen. Onkelos wird für einen Zeit- genossen des älteren Gamaliel gehalten und Jonathan, der Sohn UziSis, als ein Schüler Hilleis bezeichnet.* Doch darf man aus der Verbreitung des if^mra- Begriffes zur Zeit des Evangelisten nicht den Schluß ziehen, daß Johannes Namen und Begriff aus den Targumim entlehnt habe. Denn die von Aelteren, z. B. von Schöttgen (Jesus der wahre Messias S.8) anfgestelte und noch von Bertholdt, Christolog, Judaeorum p, 129 wiederholte Ansicht, daß die Targumim zuweilen den Messias mit dem n*im*i »na*^» identificiren, ist wenigstens in Bezug auf die älteren ganz unhaltbar. In 4 Mos. 23, 21, wo Onk. paraphrasirt: ,das Wort Jehova's ihres Gottes ist ihre Hilfe und die Schechina ihres Königs ist unter ihnen', ist der Messias nicht mit dem Worte Gottes zu identificiren und unter dem Könige nicht der Messias sondern Jehova zu verstehen; vgl. Oehler, Messias in fferzog'a Bealencycl. IX S. 437 u. ^eber L c. S. 174 ff. Mehr Beifall fand, seitdem Philo' b Schriften bekanter wurden, die An- sicht, daß Johannes den Logosbegriff aus dem Systeme dieses alexandri- nischen Philosophen aufgenommen habe, der etwa vom J. 25 v. Ohr. bis in die Mitte des ersten Jahrh. lebte und dessen Schriften zur Zeit, als der 1) VgL außer meinem Lehrb. d. EinL in d. A. T. S. 186—188 der 3. Aufl. noch Wilh, Bacher, Krit Untersuchungen zum Prophetentargum, in d. Ztschr. der DMG. XXVIU S. 56, und Ferd. IVeber, System der alte^nagogalen palä- stinischen Theologie. Lpz. 1880. S. XI ff. JolL 1, 1-5. 93 Enngelist schrieb, bereits in Aden bekaoifc nnd yerbreüet sein moehten.^ lo EphesuB hatte ja der Alexandriner ApoUoe gewirkt und dort lebte gleich- leitig mit Johannes der Gnostiker Kerinth, der von Aegypten dahin ge- k ^ Überall von dem Sohne zeugen säte (Ex. 5, 34), so mußte er wol darauf kommen, jenes lebendige Gotteswort f&r eine Bezeichnung dieses Gottessohnes zu nehmen.' Vgl. noch W, Bey schlag , z. Joh. Frage S. 150 ff. JoIl 1, 1—^. 95 begriffe des Philo die stoische Lehre von der GFotiheit als in der Welt wirkenden Vernunft. Dieser stoischen Lehre hat Philo durch die ünter- »hddung des Logos Ton der (xottheit ihr pantheistisches, durch seine Un* tescheidung von dem gebildeten Stoffe ihr materialistisches Gepräge abge- streift und so den Logos zu einem Mittelwegen zwischen Gott und der Welt gemaeht, das weder ungeschaffen ist wie Gott, noch geschaffen nach Art der Menschen, und zwischen persönlichem und unpersönlichem Sein unklar Id der Mitte schwebt, bald mehr stoisch als eine in der Welt wirkende UnSt od» Eigenschaft Gottes und als Organ der Weltbildung geschildert ist, bald mehr alttestamentlich als Hypostase, als Stellvertreter und Ge- sandter Gottes, als Engel oder Erzengel, welcher die Offenbarungen Gottes überbringt und umgekehrt die Beziehungen der Welt zu Grott als Hoher- piiester vermittelt. Mag nun Philo der erste gewesen sein, der aus dem Logos der Stoa durch Yerquickung mit den alttestamentlichen Ideen vom Geiste und Worte Gottes und der göttlichen Weisheit ein solches Mittelwesen gebildet hat, oder sohon sein Landsmann und Vorgänger Aristohul ähnliches gelehrt haben, so viel ergibt sich daraus evident, daß der Apostel Johannes weder seine Logoelehre noch auch nur den Logosnamen ffir die Bezeichnung des Sohnes Gottes in seinem vorgeschichtlichen Sein aus diesem alexandrinischen Pro- dukte entnommen hat Wenn also auch die Philonische Logosidee in der Umgebung des Apostels bekant und verbreitet war, so daß er derselben die christliche Warheit entgegensetzen wolte, so konte er doch zur Bezeichnung des vorgeschichtlichen Seins des Sohnes Gottes nicht von Philo den Namen Logos sich aneignen, weil Philo mit diesem Worte einen wesentlich anderen Begriff verbunden hatte. Solte bei dieser Verschiedenheit Johannes den Be- griff nicht selbständig aus den Aussprüche Jesu über sein vorweltliches Sein bei dem Vater in Verbindung mit der alttestamentlichen Lehre vom Worte Gottes gebildet haben, und solte er den Begriff in einem bestimten dogmenhistorischen Zusammenhange als bekant voraussetzen, so würden wir den Mangel einer Erklärung und Vermittelung dieses Begriffs aus der Be- kantschaft der Leser seines Evangeliums mit den targumischen Theologumen d€8 mimra Jehova's zu erklären haben. Aber notwendig erscheint auch diese Annahme nicht Denn da die johanneischen Aussagen über den Logos nicht ^esnltate aprioristischer Speculation eines christlichen Gnostikers über das göttliche Wesen, das im Anfange bei Gott war, sondern geschichtliche Aus- sagen sind, zu welchen die Prämissen in dem was Johannes in dem evan- gelischen Berichte als Worte und Thaten des geschichtlichen Jesus mitteüt, und in der Lehre des A. T. vom Worte Gottes vollständig gegeben sind: so konte er bei der deutlichen Bezugnahme auf das schöpferische Wort Gottes in v. 1 f. voraussetzen, dal^ der Leser den Zusammenhang des Logos- begriffes mit dem Worte Gottes, durch welches nach der Anschauung des A. T. alle Beziehungen des unachtbaren Gottes zu den Menschen vermittelt sind, erkennen und die Wahl des Wortes 6 Xöp«; für den Sohn Gottes in seinem vorgeschichtlichen Sein und Walten in der Welt verstehen würde. Solte aber diese Annahme zur Erklärung des Logos namens nicht aus- reichen, so läßt sich die Behauptung, daß die Art wie er den Logosnamen 96 Job. I, S'-S. als bekant Toranssetse, auf eine Entlehnung ans einer Zeitphilosophie hinweiae, mit der Bemerkung von B, Weiß (Lehrb. der bibL Theol. des N. T. S. 625 d. 3. Aufl.): ydiese Behauptung übersieht, daß diese Bezeichnungsweise den Lesern aus der Lehrwirksamkeit des Verfassers bekant sein konte', entkr&ften. y. 6 — 13. Die zweite Strophe: Johannes von Gott gesandt als Zenge von dem in die Welt kommenden Lichte und die Aafiiahme des warhaftigen Lichtes vonseiten der Menschen. — V. 6 — 8. „Es trat auf ein Mensch, gesandt von Gott, mit Namen Johannes; dieser kam zam Zeugnisse, damit er von dem Lichte zengete, auf daß alle durch ihn glaubeten. Nicht war derselbe das Licht, sondern daß er zengete von dem Lichte/' 'E^ivexo steht nicht für -^v, sondern wie Mrk. 1, 4. Luk. 1, 5 in der Bedeatnng; es trat aaf, ist also nicht mit aicsoroX- (isvoc za verbinden, oder Umschreibung für aicBOioXY) {Chrysost. n. v. A. bis auf Bngstb.). aitsotaXp» izapq. OeoS gesandt von Gott her, weist auf Mal. 3, 1 a. 23 hin und bezeichnet Johannes als den dort angekündigten Propheten und Herold Christi. Gemeint ist der Täufer, aber der Evan- gelist bezeichnet ihn nicht nfther dorch das Prädicat 6 ßaicxtotijc, me Mtth. 3,1 u. a.; doch nicht aus dem Grunde, weil er in seinem Evan- gelium keinen anderen Johannes erwähnt, sondern weil er den Tauf- beruf des Johannes als bekant voraussetzt und hier nur von der Be- deutung seines Zeugnisses handelt. Der Zweck seiner Sendung wird durch eU fiapxopiav zuerst allgemein angegeben, sodann durch iva (iapxop. xxX. näher bestirnt. Ilepl xou (pcoxoc d. i. von dem Logos , der laut V. 4 das Licht der Menschen war. Durch das Zeugnis, welches Johannes von Christo ablegte, selten alle zum Glauben an Christum gelangen. hC auxoil d. i. durch Johannes; nicht durch das Licht {GroL Lamp.) oder durch Christus (Efv,). Iliox&ueiv absolut gebraucht ist der Glaube an Christum, durch welchen wir das Leben haben 20, 31. Darin liegt die Bedeutung der Sendung des Täufers, daß er durch sein Zeugnis zu dem Lichte, welches Christus ist, führt. Dies wird in v. 8 noch deutlicher ausgesprochen. „Nicht war er das Licht'S wofür er bei seinem Auf- treten vom Volke gehalten wurde, s. zu v. 20 u. Luk. 3, 15. Der Nach- druck liegt nicht auf dem "^v iMey,\ sondern auf dem Suhjecte ixeivo^ (LuthdU, God.). Zu iXX' ist aus dem Vorhergehenden iqX&ev hinzu- zudenken (Mey.\ nicht "^v (Lücke, God.), das, wenn sprachlich nach- weisbar, hier nicht passen würde; s. Winer, Gr. §. 43. S. 297. V. 9 — 11. Das Zeugnis des Täufers solte allen ein Führer zum Glauben werden, dennoch fand das Licht bei seinem Kommen in die Welt keinen Glauben. V. 9. „Es war das warhaftige Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, in die Welt kommend.'' Dieser Vers wird ver- schieden construirt. Wir verbinden -^v mit ipxofievov, fassen es aber nicht als Umschreibung des Imperfects ,es kam', nur gewählt, um die Beziehung auf die Grundweißagung Mal. 3, 1 deutlicher hervorzuheben oder Christum als den ip^ofievoc zu bezeichnen {Hngsth). Denn solte durch ipxop.evov das Licht als der der Weißagung gemäß Kommende bezeichnet werden, so dürfte der Artikel nicht fehlen, da hierf&r o ipj^ojievoc der constanto Ausdruck ist. Auch ist -^v ipxop.evov nicht Joh. I, 9-11. »7 paiaphrastiflches Fntarnm: ercU venturum (Thol, Olsh., LthdtJ: das Licht als eins, das kommen solte, bezeichnend, sondern: es war kom- mod 8. V. a. es war im Kommen begriffen. Das Kommen ist als Zustand gedacht, in welchem das Licht sich befand. Als Johannes von Jesn zn zeagen begann, schikte sich Jesus an, als Heiland aufzutreten. Spxso&ai sk Tov xoo|iov ist nicht = geboren werden, auch in 18, 37 nicht, son- dern: in die Erscheinungswelt eintreten, in der Welt hervortreten. Das Auftreten Jesn begann mit seiner Taufe, bei welcher er dem Täufer als der Sohn Gottes bezeugt wurde, daS dieser fortan von ihm zeugen konte, y. 31 — 34. Abzuweisen ist demnach sowol die Auffiassung des i^v im Sinne von aderat: vorhanden war das wahre Licht {Mey.)^ als aoch die Ergänzung des Subjects, so daB xo 90K aX7]0. Prädicat wäre: Es (das Licht von dem Johannes zeugte) war das wahrhaftige Licht {Luther), Denn i]v gegenüber dem oox iqv v. 8 kann nicht die Bed. aderat haben, und aus dem vorhergehenden Y., in welchem Johannes Subject war, l&ßt sich nicht to (pcuc als Subject entnehmen. Unzulässig ist auch die Verbindung des ipxo|ievov mit Sv&pQ>itov, die nicht nur ein müßiger Beisatz wäre, sondern auch einen unrichtigen Gedanken er- gäbe, da ja alle Menschen in die Welt kommen, das Licht aber nicht jeden, der in die Welt komt, erleuchtet, sondern nur jeden der sich erleuchten l&Bt Diese Ergänzung ergibt sich bei dem nicht näher be- stimten icavxa ävOpcBicov von selbst aus dem Contexte, da das Präs. cpoTtCet nur ausdrOkt, was das Licht vermag, iravra avOp. jeden Men- schen ist stärker als alle Menschen. Das Prädicat aXY]Oivo(;, bei Jo- bumes häufig, bezeichnet nicht das Wahre im Gegensatz gegen das Falsche, sondern das Beale, seiner Idee Entsprechende im Gegensatz gegen die unvollkommenen Bealisirungen der Idee, oder das Urbild- liche im Gegensatz gegen die irdischen Abbilder. Auch Johannes war Xirf^ fa(v -^v den in v. 4^ a. 5^ angedeateten Gedanken wieder aaf , am das Widerstreben der Menschheit gegen das vom Logos aasgehende licht and Leben weiter darznlegen. Das auxov des lezten Satzes zeigt, daB der Begriff des Xo^oc infolge der Wiederanfhahme des Gedankens: die Welt ist Si auxou geworden wieder hervortritt, denn in diesem Satze kann auxoü nicht als Nentram gefaßt and anf xo (pa>< bezc^en, sondern nar wie in v. 3 als Mascnlinnm von 6 Xti^o; verstanden werden. Demgemäß wird aach za iv T(p x, -^v nicht to fco; sondern d Xo-jfoc als Snbject anznnehmen sein. Die Aassage: ,er war in der Welt^ bezieht sich anf die Zeit vor der Menschwerdang des Logos, nicht anf die Zeit, da Johannes von ihm zengte {Hngstb., Mey, a. A.), woraaf das sU xot %ia -^XOev geht. Dem Kommen eU xa i^ia ging das -^v iv x. xoo|M{> zeitlich voranf. Der Apostel wiederholt den Gedanken von v. 4 n. 5, ne quis iüud veniens in mundum (v. 9) ita accipiat, ac si lux aniea in mundo plane non fuissei (Beng,), and ftlgt erläatemd and begründend hinza: „die Welt ist darch ihn geworden'^; er war ihr also nicht fremd, am so eher hätte sie ihn erkennen können and sollen, dennoch erkiante sie ihn nicht. Die drei Sätze sind nar darch xai ver- banden, wodnrch der Contrast zwischen dem was sein solte and dem was war gehoben wird. xd9]i.oc ist in den beiden ersten Sätzen die snblanare Welt als Wohnstätte der Menschheit, im dritten die Mensch- heit in ihrem geschichtlichen Verhalten znm Logos, dem sie ihr Dasdn verdankt — V. 11. Nicht nar die Welt erkante den Logos nicht als den Qnell des Lichtes and Lebens, sondern aach das Volk Israel nahm ihn als er kam nicht aaf, obwol es aaf sein Erscheinen vorbereitet war. Ta tbia das Eigene, das Eigentam, im Unterschiede von o x^9|ioc, ver- stehen die meisten Ansl. von Israel als dem Eigentnme Jehova's anter allen Völkern (Ex. 19, 5. Dent 7, 6. Ps. 135, 4). Im allgemeinen rich- tig, aber sprachlich nicht genan, da das Abstractom xa tSia nicht pro concreto ol IKioi steht Genaner Beng.: propria Messiae erant quae- cunque Israelis erant, terra, urbs, templum, Td i^ia also das alt- testamentliche Gottesreich, nnd ol föioi die Israeliten als Bürger dieses Reichs, als die Glieder des Volks, welches Jehova sich znm Eigentam aas allen Völkern erwählt hat Der Jehova des A. Test ist ja der Logos vgl. 12,41; nnd i^XOs die Erscheinnng des Logos im Fleische, sein geschichtliches Anftreten in Israel, als der von den Propheten ge- weiBagte Messias nnd Heiland, auxov ou icap^Xaßov sie nahmen ihn nicht aaf, wie sie ihn als den Herrn, der za seinem Tempel kam (Mal 3, 1), hätten an&ehmen sollen. ,Es hätte — sagt God. — eine natio- nale, feierliche, officielle Anerkennong des ganzen Volks sein sollen, welches seinem Messias zageijaachzt, seinem G^tte gehnldigt hätte.^ Aber das Volk Israel, als Ganzes betrachtet, verwarf ihn. Doch nicht alle Einzelnen. Dies hebt der Apostel in v. 12 n. 13 JdiL 1, 12. 18. 99 l^or, mit Angabe des Heilsgates, weiches die Au&ahme denselben gewälirte. V. 12. „Wie viele aber ihn anfhahmen, denen gab er Macht Kinder Gottes zu werden, denen die an seinen Namen glauben." 6&x>oia bed. nicht Wflrde, Vorzug (Erasm. Beza n. A.), anch nicht die blose Möglichkeit oder Kraft {de W., Lücke) ^ sondern Macht, Ermäch- tigong, Tgl. 5, 27. 10, 18. 17, 2 {Mey., Lthdt,)^ wogegen der Einwand T(»i God.^ daß der Gläubige nicht sich selbst zu einem Kinde Gottes machen kann, nichts beweist. Denn darin, daß Christus die Macht dazu gibt, liegt ja deutlich, daß er dies ans eigener Kraft nicht vermag. Die Macht, Kinder Gottes zu werden, gab er denen, die an seinen Namen glauben, nicht die Kindschaft selbst, weil diese den Geist der Wiedergeburt zu ihrer Voraussetzung hat, dessen Mitteilung erst nach dem Stadium des irdischen Lebens Jesu folgte, hier aber der Evangelist nnr das irdische Leben Jesu und den Glauben während desselben im Auge hat (LthdL). moreuetv eU xo ovo(j.a auxou steht nicht fflr moT&ueiv 8tc aotov. Der Name ist die Offenbarung des Wesens. An den Namen Jesa glauben heißt also: an Jesum als den eingeborenen Sohn Gottes, wie er sich kundgegeben hat (v. 14), glauben. Totc moxeuouaiv nicht quippe gut credunt, begründend gedacht, indem sie als die Glaubenden die Bubjective Bedingung zur Kindschaft erfQlt haben (Mey,). Dieser Gedanke ist gegen den Context, in welchem die Gotteskindschaft als ix deoü ifevv7]ftijvat gefaßt ist. Noch irriger ist die Folgerung von Bg.'Cr,, daß das Gotteskindwerden von dem Wollen und Mitwirken des Menschen selbst abhängig gemacht sei. xoi^ mox. ist Apposition zu aoToic die Bestimmung nachbringend, daß die Aufiiahme Jesu mittelst des Glaubens an seinen Namen geschieht. — In v. 13: „welche nicht 808 dem Geblflte, auch nicht aus Willen des Fleisches, auch nicht aus Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind^', geht oi nicht aaf toti; irioTeoouoiv, sondern auf xixva &eou, da hier das Wesen der Gotteskindschaft beschrieben wird. Zuerst negativ so, daß jede Art natOrlicher Geburt und menschlicher Mitwirkung ausgeschlossen wird. Oux Vi atfjLohmv nicht aus menschlichem Geblüte, vgl. Act. 17,26. Das Blut ist als der materielle Grundstoff gedacht, aus welchem der mensch- liche Organismus hervorgeht, vgl. Delitzsch, Bibl. Psychol. S.246; und bei dem Plural ist der Stoff als Inbegriff verschiedener Bestandteile vorgestelt, ygL Kühner, Gr. II S. 14, 2; dabei also weder an beide Eltern {August\ noch an die Vielheit der Gotteskindor (Bg,'Cr,\ noch in die continuos propagaiionum ordines (Hoel.) zu denken. Die zwei folgenden Bestimmungen: ooSl k% Ö8Xy|)jl. oapxbc oufie Ix cei, sind nicht als dem k% alp.ar. subordinirte Teile zu fassen, was durch Oüte — outs hätte ansgedrükt werden müssen, sondern coordinirt, oder vielmehr 2wei parallele Bestimmungen, welche die natürliche, menschliche Er- zeogong verneinen, wie das vor beiden stehende deXTJfiaxo^ lehrt. Bei Mp5 ist aber nicht (mit August, Olsh, u. A.) an das Weib im Unter- schiede von dem Manne zu denken. Diese Bedeutung hat aapS nirgends. Es bed. den Menschen nach seiner natürlichen, ungeistlichen Seite, n&d avijp denselben nach der bei der Zeugung in Betracht kommenden 7* 100 Joh. 1, 18. 14. Persönlichkeit. Den Gegensatz zu allen drei Bestimmungen bildet kx deou ans Gott d.i. ans dem Geiste Gottes (3, 5) gezeugt. Was vom Fleische geboren ist, das ist Fleisch; die Gotteskindschaft ist geistlicher, göttlicher Natnr nnd kann nur vom Geiste Gottes gewirkt werden. — Der Begriff der Gotteskindschaft in diesem Sinne ist dem A. T. fremd. Die göttliche Vaterschaft Israels bezeichnet nur das Verhältnis der Liebe und der sittlichen Gemeinschaft, in welches Jehova Israel durch Erwählung zum Bundesvolke zu sich gesezt hat. So Exod. 4, 22 f., wo Jehova dem Pharao sagen läßt: ,mein erstgeborener Sohn ist Israel S Deut. 32, 11, wo Gott der Vater heißt, der Israel geschaffen und be- reitet hat, vgl. Jes. 43, 1. 15. 45, 11. 64, 7. Diese Vaterschaft hat sich bethätigt in der Erlösung Israels aus Aegypten Hos. 11, 1 und wird sich in der kflnftigen Erlösung und Fflhrung Israels erweisen, Jes. 63,16 vgl. Jer. 31, 9. 20. Mal. 1, 6. 2, 10. Wie Israel im Ganzen Sohn Gottes heifit, so ist diese Benennung auch auf die einzelnen Israeliten übertragen, dafi sie Söhne Jehova's heißen Deut. 14, 1, aber nur als Angehörige des Volks, sofern sie demselben einverleibt sind. Vgl Oehler, Theolog. des A. Test I S. 270 ff. V. 14—18. In der dritten Strophe wird das Kommen des Logos näher als Menschwerdung bestimt und die FtQle des Heils geschildert, welches er ab der Eingeborene vom Vater uns gebracht hat^ V. 14. 1) V. 16. Statt xoi' (Rec nach AC^ÜFG aL, Syr. Vlg,) bieten nBC^DUT, It fpler.J, Copt Arm, oti, welches nicht nur besser bezeugt ist, sondern auch als die schwierigere Lesart den Vorzug verdient. — In v. 18 ist die Bec 6 ^lovojevijc üiö«; durch AC^EFGHKMSÜVXTli^U, sämtL Minusk. außer 33, IL, Fig,, Syr, vet, HarcL u. Hierosol., Memph. bezeugt, wogegen üBC*£, 33. Syr, vuh,, Syr. Harcl, marg,, Armen, {iovojcvt^q ^eoq (ü* n. 33 6 p-ovoj. f^.) lesen. Diese Lesart, welche nach dem urteile der meisten Kritiker aus einer dogmatischen Glosse geflossen ist, hat jüngst einen umsichtigen Verteidiger genmdeu an F. J. A. Bort, Two dissertations. /..- On MovojevT]^ &e^c m serwture and Tradition . . , . Cambr. and London 1876, der durch eingehende Erörterung der j^atristischen Zeugnisse nachgewiesen, daß beide Lesitften bis in das dritte Drittel des 2. Jahr£*s zurückverfolgt werden können, und daS im Oriente die LA iiovojevT^c ^edc von Anfang an bis ins '4. Jahrh. die herschende war, dagegen 6 ^lovojsv, üiöc im vomicanischen Zeitalter nur am Vetus LaUnus einen einzigen selbständigen Zeugen hat, woraus sich ergebe, daß 6 {iovoj. uto; eine von den zahlreichen antinicänischen abendländischen Leearten sei, die in den eklektischen griechischen Bibeltext des 4. n. 5. Jahrh.*8 recipirt worden sind. Diese Ansicht hat H. sodann durch innere Gründe so probabel zu machen versucht, daß Ad. Hamack in der Anzeige seiner Schrift ui Schürer' s Theol. LZ. 1876. Nr. 21 u. B. Weiß in Meyers Comm. den Be- weis, .daß (iovo^evT]; &sd; in den Johanneisehen Text gehöre, für , unwider- leglich erbracht' halten. In den Text hat sie Tregelles aufgenommen, ^dLh- rend der berühmte Textkritiker E. Abbot f Bibliothek, Sacra Octob. 186t. ünitarian Review. Juni 1875) u. Prof. Lrummond f Theolog. Rev, Octob. 187 IJ für die recij^irte Lesart eingetreten sind, die auch Tischend, in der edii. VIII noch beibehalten hat. So viel steht fest und wird von Hort wie von Tischend, anerkant, daß die Variante nicht durch zufällige Vertauschung von TC und %C entstanden ist Aber dafür daS ^iovojevt)^ feöc ursprüngUcn, also echt lohanneisch sei, läßt sich aus dem Ptolemäusfragment bei Iren. I, 8, 5 kein historischer Be- weis entnehmen. Denn solte in diesem Fragment auch mit Eort (nach dem Joh. 1, 14 101 „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit wie eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade nnd Warheit^' Kai steht weder für fap denn, nämlich, Y.ll — 13 begründend {Chrysost. TheophyL, Lampe, God. U.A.), noch Befeiate von ffamack): 'lüJofvvTj; .... 'Apyijv xiva üicoxiÄsxai to xpcuTov jev- "»T^ht üico T. ^oü, 0 5rj xai Tiov xal Movojsv^ 0sov xsxXtixcv, iv iL xd icfvxa 0 Rarrip Tcpai^akz aicsp^iaxtxw^ zu lesen Bein, während der Text in der Irenaiuausg. von Stieren: Ucüqcwtjc . . . BouXoyievoQ eticeiv xy^v xojv ^üiv leveaiv, xdT hß xd xcrvxa icposßaXsv 6 IlaxTjp« apviQv xivo Ü7coxt^£xai, xo lupÄxov tev- nM'/ uxo xou bsou, ov ot] xat uiov Movoysvt) xat Usov xsxA.T2xsv, sv u) f«^. (oWe Erwähnung einer Variante) lautet, ao ergibt sich doch ans dem Gontext dieser Stelle ganz evident, daß Ptolemäus die angeführte Benennung d^ ersten apyjj: )iovo7sv7j ^söv nicht ans dem Evangelientezte Joh. 1, 18 genommen, sondern aus Joh. 1, 1 u. 14 gefolgert hat. In §. 5 der a. St. weist nämlich Iren, nach, wie Ptolemäus lehre, Johannes der Jünger des Herrn habe die ente Aeonen-Ogdoas in Joh. 1, 1 — 14 angezeigt; und zwar in v. 1 u. 2 die drei: Bsov xat dp^^jv xal Xöjov« wobei sie (die Yalentinianer^ ans xal ^eog i^v 0 Xo^oc schließen: xo -^ap sx Bsou -(svvtj^Iv 8eöc eoxiv. Weiter schliefien sie ans V. 3, daß der Logos rar alle folgenden Aeonen iiop?4< ^^'^ fmoeiüc aixioc geworden; aus v. 4 u. 5 leiten sie oie drei: Zmm xal ''Av&pwicov xar^f^xXr)- Ti'ovab, und aus Xojov adpxa fevdiievov, ob xtjv So^av i^saaafu^a — oia 9Jv i^ TOü Movofevouc^ ij üiro xoü Jlaxpoc ^oftetaa auxtü, i:A.Tijp7]Q yctpixoc xal dX.T)fr6ta^ (t. 14) die Aeonen Xapi<; xal^MovojsvTjc; xal ^Akij^sia, worauf das Fra^ent mit den Worten schließt:^' Ouxtu^ o 'ImdwTjQ icspt xfjc icpd)X7]c xal fiTjxpoq xwv o)jüv Aioivj(; (v. 18) wird regelrecht mit dem Artikel 6 einge- führt, weil Jesus Christus in v. 14 in&ect als eingeborener, nicht ^^so; sondern uioq (wie rccpa raxpö; lehrt), als eingeborener Sohn bezeichnet war. Grammatisch betrachtet verhält sich 6 jiovotevtJ; v. 18 zuu.üvoy£V7}c v. 14 ganz so, wie in V. 4 7^ C(o>5 ^^ ^^^ vorhergehenden OutJ. — Endlich wird für die Ursprünglichkeit der LA ^ovoy^vTjg &£oc angeführt, daß schon die ungemeine Häufigkeit der Phrase, so wie der Umstand, daß sie im 3. u. 4. Jamrh. von allen christologischen Parteien in gleicher Weise benuzt werde, sich schon in vielen alten Glaubensbekentnissen vom Ende des 3. Jabrh. an finde, nnd sich über dieselbe niemals ein Streit erhoben hat, es sehr warscheinlich machen, daß sie nicht ohne biblische Begründung sein kann. Aber aus allen diesen Umständen folet weiter nichts, äs daß diese Lesart nicht von einer häretischen Partei in aen Text eingeschwärzt worden ist, sondern ihre Ent- stehung einem dogmatischen Lehrsatze verdankt, welcher von allen christo- logischen Parteien, von den orthodoxen Kirchenlehrern wie von den Valen- tinianem, Arianern und Semiarianem als richtig anerkant wurde, nämlich dem Dogma, daß Christus als eingeborener Sohn Gottes &co; war, -(vr/rfizU ix Bsou. Diesen Lehrsatz hat schon der Gnostiker Ptolemäus aus 1, 1 n. 2 gezogen (s. oben) und die aetema Mi Dei generatio haben auch schon Clem. AI. u. Origenes gelehrt, bis sie in dem Nicänischen Bekentnisse in dem Satze YsvvTjÖ^ivta Ix tou TraTpoQ |iovoy2v^, toüt icjT[v ix in]::, ouat'aQ tou icarpoc, B^sou zY. [^£ou symbolisch iixirt wurde, woraus deutlich zu ersehen, daß nicht nur in dieser Formel, sondern auch schon in der Vorlage, in welcher der Satz T&ot £3Tiv — raxpo^ fehlte, ^lovoYsvrj &£ov nicht einheitlich verbunden war. Aus dem Ev. Joh. (1, 18) aber kann die Formel {iovojsvtjq ^eo; nicht genom- men sein, nicht nur deshalb nicht, weil sie in dem geschichtlichen Teile des Evangeliums und den Briefen des Johannes, wie in allen Schriften des N. T. unerhört ist, sondern auch aus dem Grunde, weil sie mit dem durch- weg auf dem historischen Grunde und Boden des evangelischen Zeugnisses sich haltenden Charakter des johanneischen Prologs in Widerspruch steht und ein Produkt dogmatischer Speculation ist über das innertrinitarische Verhältnis des Vaters imd Sohnes, über welches der Apostel Johannes nichts weiter ausgesagt hat, als im Prologe 1, 1 u. 14, daß der Xd^oc, der im An- fange bei üott und &£d; war. Fleisch geworden und die einem Eingeborenen vom Vater her eigene od^cc manifestirt hat, und in der Geschichtserzählung (3, 16 u. 18 u. 1 Joh. 4, 9), daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat. Wie hier der Apostel den Begriff 6 016; 6 |xovoYev7j<; ans dem Aussagen des Prologs (1, 1 u. 14) gefolgert hat, so hat er dies auch schon in V. 18 des Prologs gethan. Wenn also B, Weiß die Bemerkung, daß die LA iLovofEVTjc dsdc wider allen biblischen und johanneischen S^rachgebranoh sei, ,eine leere Behauptung' nent, so hat er den Char^cter des johanneischen Prologs gründlich verkant. JolL 1, 14. 108 Logos, der im Anfange bei Gott und Gott war, durch den alles ge- worden ist, der von jeher das Leben nnd das Licht der Menschen war md in sein Eigentoni kommend denen, die im Glauben ihn annahmen, das Heilsgnt der Gotteskindschaft brachte, der wurde Fleisch, adf^ bezeichnet die Menschheit nach ihrer Natnrseite (s. zu t.13), nicht blos die materielle Leiblichkeit des Menschen, sondern den ganzen Men- schen nach Leib, Seele nnd Geist (1 Thess. 5,23), wie z. B. in Ps. 65,3: da erhörest Gebet, dämm komt alles Fleisch zn dir, Ps.145,21: alles Fleisch lobe seinen heiligen Namen ewiglich n. 5., h&ofig aber die Menschheit oder die menschliche Natur mit dem Nebenbegriff der Schw&che, Hinfälligkeit und Sterblichkeit, wie sie nicht ursprfinglich ans Gottes Schöpferhand hervorgegangen, sondern durch Adams Fall geworden und gegenwärtig beschaffen ist; so z. B. Jes. 40, 6 (alles Fleisch ist wie Gras), 1 Petr. 1, 24. Jak. 1, 10, und öfter auch nach ihrer sfindlichen, durch die Sflnde verderbten Beschaffenheit; so schon Gen. 6, 12 (alles Fleisch verderbte seinen Wandel) und hat überall, wo es im Gegensatz zum Geiste steht Joh. 3, 6. Gal. ö, 16 £ u. ö. Der Nebenbegriff der sündlichen Verderbtheit komt hier nicht in Betracht, da nicht nur Jesus in unserem Evang. 8, 46 sich gegen seine Wider- sacher auf seine Sündlosigkeit beruft, sondern auch alle Apostel die- selbe bezeugen, vgl. 1 Joh. 3, 5. 2 Kor. 5, 31. Hebr. 4, 15. 7, 26. IPetr. 2,22; aber der Nebenbegriff der Schwachheit, Leidens&higkeit und Sterblichkeit ist festzuhalten. Nach Böm. 8, 3 ist der Sohn Gottes in der Aehnlichkeit des sündlichen Fleisches erschienen, und auch in un- serem Evangelium schauen wir ihn troz seiner göttlichen Herrlichkeit als den Menschensohn in Schwachheit, Leiden und Tod; und der Evan- gelist hat den Ausdruck: ,der Logos ward Fleisch^ statt: ward Mensch, gewfthlt, um die Schwachheit und Leidensfähigkeit seiner Natur anzu- deuten, um zu bezeugen, daß der Sohn Gottes in allem, die Sünde ansgenommen, uns Menschen gleich geworden ist. Das Verb, i-jf^vexo drflkt die Yerfinderung der Seinsweise, nicht die Verwandlung des S^ns aus. Dies zeigt der Zusatz, daß der oapS Gewordene die SoEa ok )iQvo76voS^ irapa iraxpo^ ausgestralt und die Fülle der göttlichen Gaben dargereicht habe. Demnach besagen die Worte nur: der Logos, welcher bei Gott war, ist in die Natur der schwachen, leidensf&higen Mensch- heit eingegangen. In dem odpi i^ivero ist übrigens der Act der Menschwerdung deutlicher ausgedrükt als in den Worten Iv oapxl iXi^udev 1 Joh. 4, 2. 2 Joh. 7, oder ifavepttes nicht anders als eine Selbstbeschränkung der Gottheit des Logos in der Person Jesu Christi denken. Dies liegt schon in der Anssvge, daG der Logos, der Gott war. Fleisch wurde d. h. in die Be- aefanaktheit des menschlichen Seins und Lebens eingegangen ist. Sodann spricht Jesus in dem hohepriesterlichen Qebete: Vater, yerklftre mich mit der y xöofiU), iv oyLouufiaTi oapxd^ vollkommen ausgeschlossen wird.' Und S.83': ,Die!Kenose, um die es sich handelt, hat nidits mit einem Acte ge- mein, kraft dessen der Loffos Proprietäten, die er gehabt, von seinem Sein und Wesen ausgeschieden oätte. Sondern vollzogen hat sich dieselbe Ter^ Job. 1,14. IM aebfliduig von xxfJatQ und xp^i^^^ ^ Eigenschaften der götÜichen Nfttoi Cfamti im Stande seiner Erniedrigung reicht nicht aus, um sowol die war- haft mfiDBchliehe Entwickdung Jesu Christi, als das Wirken und Walten, and das Leiden und Sterben des Gottmensehen zur Vollbringung des Werkes da Erlösung wissenschaftlich zu erklären. Daher haben nicht nur Theo- lo^, wie JDamer, Rothe u. A., die von philosophiscsen Principien aus, son- dern auch Dogmatiker, wie Sartarius, Thomasius, Stemmeyer, die auf Grund der Schrift und des kirchlichen Bekentnisses die Lehre von der göttlichen Nfttar des Erlösers zu reconstmiren Tcrsuchten, die Annahme einer Selbst- beiehiukung oder Kenose des Logos für notwendig erachtet, obgleich die biaheiigen Versuche, diese Lehre wissenschaftlich durchzufahren, nicht als gdongen gelten können. Das Geheimnis der Person des Erlösers besteht eben darin, da& in ihm Gottheit und Menschheit in Einem so Toreinigt and, daß beide Naturen in jedem Augenblicke seines Lebens zusammen und in einander wirken. Dieses dogmatische Problem ist noch nicht befriedi- gend gelöst. Und er (der fleischgewordene Logos) wohnte nnter ans. oxtjvouv ist der technische Ansdrack fOr das Wolmen (yäo) Gottes unter seinem Volke Israel in der Stiftshütte {oxr^v7\) und im TempeL Schon Exod. 25,8 haben Symm, n. TheodoHon das *^tn»d in der göttlichen Ver- keiBung: Ich werde in ihrer Mitte (in dem zu erbaaenden Heiligtame) wohnen durch oxy)V(ooo> flbersezt, und die LXX in der Wiederholung derselben £z. 43, 9 durch xaxaoxYiyfooco. Diese Verheißung worde im A. T. dorch eine die Gnadengegenwart des Herrn im Allerheiligsten der Stiftshütte nnd des Tempeb abschattende Wolke erfült and ihre ToUkomraene ErfEÜlong in der Zukunft von den Propheten geweißagt Joel 3, 22. Ez. 37, 27. 43, 9 u. a. ; und der Apostel deutet mit der Wahl des Wortes ioxTfvcDoev an, daß diese volle Erfüllung durch die Mensch- werdung des Logos in Jesu Christo eingetreten seL Die Idee eines vorabergehenden Aufenthaltes (God.) ist demnach mit ioxi^vcoosv nicht ni verbinden, i^fitv sind nicht die Menschen überhaupt, auch nicht die iBraehten (oi XZioi v. 10), sondern die Apostel und Jünger, welche Jesam mit Augen sahen und sein Wort hörten und gläubig aufiiahmen (Tgl 1 Job. 1, 1). Auf den persönlichen Umgang mit ihm weist auch der folgende Satz hin : „und wir schauten seine Herrlichkeit u. s. w.^' Die Deutung des ideaoa|ieda yon innerer Anschauung, deren alle GUubigen sich erfreuen {Baur, Keim)^ ist gegen den Zusammenhang, denn das Object der Anschauung ist der fleischgewordene Logos, die menschlich sichtbare Person Jesu Christi; aber öeaodai statt opav ge^ wäblt, weil zum Erkennen der So^a des fleischgewordenen Logos das nnnliche Auge nicht ausreicht, sondern ein in das Wesen der Person möge seiner Hineabe in die menschliche Beschranktheit unmittelbar von wtrat; sie war die Consequenz des materiellen Leibes, die Gonsequenz der irdischen Existenzweisey in welche er eingetreten ist Da treten di^'enigen OnaUtäten natärlieh und notwendig in die Latenz , welche der absoluten Person (^ solcher eigen sind,' — Wie mit dieser Ansicht auch die Wunder Jesu sieh Tenmigen lassen» weiden wir sp&ter zeigen. IM J(^ I, li. eindringendes Anschauen erforderlich war. So^av aikou die Herrlich- keit des menschgewordenen Logos, welche in Jesu durch die HflUe des Fleisches dnrchstralte. So^a entspricht dem hebr. *rä3, von Gott prä- dicirt (mm nina) bezeichnet es die Offenbamngsseite des göttlichen We- sens d. h. die Offenbanmg seines ttberweltlichen, für Menschen oner- faBbaren göttlichen Wesens in einer seine persönliche Gegenwart mani- festxrenden, dem irdischen Auge sichtbaren Hfllle, vgl. Ex. 33, 18 ff. n. Oehler, Theol. d. A. T. I S.189 a. 194. Beha& der Gründung seines Reiches in Israel erschien Gott anf dem Sinai in der Holle einer dunklen, von Feuer durchleuchteten Wolke, welche den Lichtglanz seines Wesens abschattete, als Wolken- und Feuersäule den Zug der Israeliten durch die Wüste geleitete und in der Stiftshütte und im Tempel die Gegenwart Gottes andeutete, s. m. Comm. zu Exod. 13, 21 u. 40, 34. Diese göttliche hiia war in Jesu Christo als dem fleischge- wordenen Logos zu schauen, sofern der Logos seiner Natur nach (v. 1) an der Fülle des göttlichen Wesens teilhatte, der Sohn Abglanz der Herrlichkeit Gottes und Ebenbild seines Wesens (Hebr. 1, 3) ist Der Apostel beschreibt sie näher als So^av ok (JtovoYevou; icapa iraxpoc Herrlichkeit wie die eines Eingeborenen vom Vater, ok ist verglei- chend: eine 8oEa wie sie einem Eingeborenen vom Vater her eigen ist, dem Wesen eines Eingeborenen entspricht (Chrys,, Afey,, Lthdt.). Aus dieser Vergleichung erklärt sich das Fehlen des Artikels vor (j.ovcr]fe- voSc und itaxpoc. Der Apostel braucht diese Wendung, weil er den fleischgewordenen Logos noch nicht als den Sohn Gottes bezeichnet hat, um seine Sd^a significanter auszusprechen, als weim er tou (lovo-jf. uapa Toü Tcaxpoc des Eingeborenen von dem Vater gesagt hätte. Denn daß durch diesen vergleichenden Ausdruck die wesentliche Gleichheit der &oEa des Sohnes Gottes mit der SdE« des Vaters implicite ausgesagt wird^, ergibt sich unzweifelhaft daraus, daß Johannes auf Grund dieser Aussage in v.l8 (vgl. 3, 16. 18) Jesum Christum d (jiovoysvt); oldc nent (AovofaviQC bezeichnet das einzige Kind (Sohn oder Tochter) eines £he- 1) Dies hat auch B, Weiß anerkant in Meyer'a Comm. zu v. 18, wo er, um die Lesart {lovo^ev^jq ^sqq zu rechtfertigen, iiovojsvtJq v. 14 von einem Ein- geborenen versteht, in welchem Gott die ganze Fülle seiner Herrlichkeit aus- geschüttet hat, obgleich er bei Erklärung des 14. V. Meyer'% Ansicht, daß ^ovo^eW^c hier den eigenen Begriff des Apostels von der einzigartigen Gottes- sohuschaft Christi ausspreche, bestreitet, weil sie das Fehlen des Artikels vor ^ovojsvouQ ignorire, wänrend der Logos dadurch, daß er unter die Kategorie eines einzi|^en Sohnes gestelt sei, außer welchem der Vater keinen hat, nicht in ir^endemem einzigfuügen Sinn 6 ^ovoysvtJq genant, sondern von seiner Heirbchkeit etwas ausgesagt werde, wodurch er der Herrlichkeit eines jeden (iovofEVTjQ gleichartig sei. Damit sollen fUr v. 14 die Fragen fortfallen, ob mit {Lovo^svriQ das metaphysische VerhalüiiB seines Ursprones aus Gott {Mey.f God. u. die meisten nach Orig,) oder das einzigartige \^rhaltnis der Wesensgleichheit mit Gk>tt {Olsh.) oder ein besonderes GemeinschaftsYtf- haltnis zu Gk>tt ffir die Heilsoffenbarung {LthdL) bezeichnet sei, ob der Aus- druck sich auf die geschichtliche Person Jesu beziehe {Beyschl,) und auf die Thatsaohe seiner Menschwerdung^ hinweise (v. Bofm,), ob er mit dem Pauli- nischen 7cptt ftr die Heilsoffenbarung begründetes Gemeinschaftsverhältnis zu GrottS sondern das uran&ngliche Verhältnis der Wesenseinheit des ewigen Sohnes Gottes, der in Christo Mensch geworden, zu Gott dem Vater, welches die Kirchenlehrer die aetema fitü Dei generatio nennen. Diese Bedeutung ist festzuhalten, da Johannes selbst die Wiedergeburt der Gläubigen als -^vmfirfiai ix Ssou faßt v. 12 vgl 3, 3. 5 f. Richtig ist an dem erwähnten Einwände nur so viel, daB der Apostel mit der Aossage über die htfyi des Eingeborenen, die an Christo zu schauen war, keinen speculativen Aufschluß über den innergöttlichen trinita- nschen Prozeß geben will, sondern nur das einzigartige Verhältnis des Sohnes Gottes zum Vater im Himmel andeutet, und den Ausdruck )iovQYevv{c auf Grund der Aussagen Jesu Ober sein Verhältnis zu Gott gebildet hat, wie denn Jesus außer in dem für die Jünger bestimten Gebete des Vaterunsers in den Beden zum Volke und den Gesprächen mit den Jüngern niemals ,unser Vater^ sondern constant ,mein Vater nnd euer Vater, mein Gott und euer Gott* sagt, vgl Joh. 20, 17. Mtth. 18, 10 n. 19 mit v. 14 u. a. — üapot Tcatpoc ist nicht mit |m>voy. ZQ verbinden, das Gezeugtsein vom Vater ausdrückend (Lücke)^ oder die Herkunft vom Vater aussagend (Bngstb., Lthdt., God.), Die Zeu- gimg würde durch den Genitiv oder die Präposition ix ausgedrflkt sein; die Andeutung der Herkunft, des Gekommenseins des Eingeborenen vom Vater wäre eine im Zusammenhange überflüssige Angabe. Es ge- hört zu io^av, welches hinter «c hinzuzudenken ist (v. Hofln, Schrift- bew. 1, 119 1, Weiß), Denn mit itapa «axp^ soll Ja nicht etwas über nO Job. 1, 14. das Wesen des Logos ausgesagt werden, sondern daß die Henlichkeit, die an ihm geschaut wurde, eine solche war, wie sie ein Eingeborener vom Vater her hat, weil eben der Vater dem einzigen Sohne alles mitteilt was er hat* {Weiß). Die Ausdrucksweise ist von menschlichen Verhaltnissen auf das Verhältnis Christi zu Grott übertragen. Trozdem aber liegt in (ftovoYsvYjc ulo^ keine Beziehung darauf daß Gott viele Söhne und Kinder hat, aber nur einen, der eingeboren ist, den er von Ewig- keit gezeuget hat, während die anderen Menschen, die an seinen Namen glauben, durch ihn Kinder Gottes werden {Luther n. v. A.). Denn Jo- hannes nent die|durch den Glauben an Christum Kinder Gottes gewordenen Menschen nicht olol deou, sondern xixva &soo (v. 12 u. 11, 52. 1 Job. 3, 1. 2. 10. 5, 2) ; und auch Paulus nent dieselben nur in GaL 3, 26. 4, 6 utol deou, sonst auch xixva deoo Rom. 8, 16. 17. 21. 9, 7. 8. PhiL 2, 15. Der Apostel schildert weiter die dem Eingeborenen vom Vater her eigene Herrlichkeit, die am fleischgewordenen Logos zu schauen war, als icXifpT)^ x^P^*^^ ^^ dX-y)detac voller Gnade und Warheit Wegen des Nominativs tcXYjpTjc verbinden die meisten AusU. diesen Beisatz m't 6 Xo^oc, so daß der Satz xod ideaoafieda cet eine Parenthese bildete oder eine Unterbrechung der objectiven Schilderung durch eine die Wonne der Erinnerung ausdrückende GefAhlserregung enthielte (GodX Allein der Satz xal &dsaoa(jL8&a bringt die unmittelbare Fortsetzimg der Thatsache der Fleischwerdung des Logos. Aus dem Schauen seiner Herrlichkeit erkanten die Jflnger, daß in dem Fleischgewordenen der Logos erschienen war. Der Nomin. Tkrfit^q ist fQr die Verbindung mit h Xo-jfoc nicht entscheidend, sondern ist abweichend von dem Casus des logischen Subjects gewählt, um die Aussage nachdrflcklich Muzustellen; Winer Gr. §. 62, 3. Fraglich ist nur, ob icXYJp. zu Bo£av aüxoü oder blos zu atitoS gehöre. Jene Verbindung liegt der Variante itXtfpi) zu Grande, diese der üebersetzung pkm bei Atigitst., welche von Bg.-Cr., Mey., Brückn., JUhdUj Hngsib., Weiß vorgezogen wird : ,die Herrlichkeit dessen, der voll Gnade undWarheit warS Wir geben der ersteren: eineHerrüch- keit voll Gnade und Warheit, als der einfacheren und contextgemftßeren den Vorzug, da in dem Satze xal ideaoafisda cet, nicht von der Person des fleischgewordenen Logos, sondern von seiner SoE« die Rede ist und in der hiia das Wesen seiner Erscheinung sich manifestirte, womit auch V. 17 im Einklänge steht. — Nahe liegt bei diesem Beisätze die An- nahme einer Beziehung auf Exod. 34, 6, wo Jehova auf die Bitte Mose's, seine Herrlichkeit ihn sehen zu lassen, in der Wolke an ihm vorOber ging und ausrief: Jehova, Jehova, Gott barmherzig und gatigund lang- mfltig und raM) ^ton nn reich an Gnade und Warheit Aber da die LXX icoXuiXeoc xai dXTjdiv^c übersetzen und ^lün auch sonst durch eXeoc wiedergeben, so läßt sich die Beziehnung jedenfalls nicht so eng fassen, daß man voiiHngstb. sagen könte: ,Hier wird ohne weiteres auf Christum übertragen, was im A. T. von Jehova ausgesagt wird.^ Xapic ist ein weiterer Begriff als SXso« iy^^ nicht nur die Liebe, welche die Schuld vergibt {Brckn\ sondern ,die göttliche Liebe, welche sich als Herab- lassung und Leutseligkeit gegen die Freunde, als Barmherzigkeit gegen Joh. 1, 14. Ul die Elenden, als Yergebang gegen die Schuldigen offenbart* {God.\ ailiffteta als der Gegensatz von allem Scheinwesen, ist hier die Warheit des göttlichen Wesens und Waltens in der Menschheit. Die Gnade nnd die Wariieit Gottes sind die Heilsgflter, welche dnrch Christum geoffen- bsrt worden (v. 17), verhalten sich aber nicht so za einander, daß iXrjdeia das eigentliche Heilsgnt sei, welches der Logos als solcher aas seiner FflUe mitteilen konte, und X^P^ dasselbe nur nach seiner segens- reichen Bedeutung ausdrücke {Weiß)\ sondern das eigentliche Heilsgut ist laut T. 16 die X^P^ ^^^ üi diesem Gute wird uns Gott nach seinem wahren Wesen, welches die liebe ist (1 Joh. 4, 16), enthüllt Wie konten aber die Jünger an dem fleischgewordenen Logos d. i. an Jesu Christo die Herrlichkeit des Eingeborenen schauen, da er bei der Fleischwerdung sich des gottgleichen Seins entäußert hatte (s. oben S. 105), und Jesus in 17, 5 den Vater bittet, ihn zu verherrlichen mit der Sola, die er hatte, ehe die Welt war, also während seines Erden- lebens nicht besaß? Diese scheinbare Differenz läßt sich dadurch nicht ausgleichen, daß man das in unserem Y. ausgesagte Schauen der So^a anf die Verklärung Jesu auf dem Berge bezieht {Weist. ^ T%itm.\ oder ooca von dem höchsten Grade geistiger Würde \de W.) oder von der FttUe der Gnade und Warheit (Okh.) deutet. Den Schlüssel zur Lösung der Schwierigkdt bietet der Evangelist mit der Bemerkung über die ersten Wunderwerke Jesu, indem er dieselben 0Y)|ieia nent, in welchen Jesos seine &oEa offenbarte, daß die Jünger an ihn glaubten (2, 11. 4, 46. 54). Nur dürfen wir die Offenbarung seiner h6\a nicht auf die Wunderwerke beschränken. Jesus offenbarte dieselbe nicht weniger darin, daß er als Herzenskündiger das Denken und Thun der Menschen unmittelbar weiß (2, 24 f. 4, 17 f. 39), und in seinen Reden, in welchen er Beine Herabkunft vom Himmel, sein vorweltliches Dasein, seine Ein- heit mit dem Vater bezeugt, sein Wirken nicht nur ein Vollbringen der Werke seines Vaters nent, der ihm die Macht gegeben, die Todten auf- nerwecken und das Gericht zu halten (5, 25 ff.), sondern dasselbe auch dem Wirken des Vaters gleichstelt (5, 19 ff.), wenn er femer um seiner Worte und seiner Werke willen Glauben fordert, daß der Vater in ihm ond er im Vater ist (10, 39) und von diesem Glauben den EmpfBuag des ewigen Lebens abhängig macht u. desgl. .Im Evangelium — sagt daher B. WHß — wird wesentlich an den Allmachtsworten und den AUwissen- heitswnndem Christi, die ihm der Vater zu thun und zu reden gibt, nachgewiesen, wie dJie göttliche &oEa des Logos an dem Fleischgewor- denen zur Erscheinung gekommen^ Aber richtiger bemerkt hierüber Stemm, a. a. 0. S. 86 : ,Wenn der Herr Kranke geheilt oder dem Winde oder dem Meere geboten hat: ein Walten der Allmacht war das nicht. Wenn er die Gedanken der Herzen erkundete oder die Lebensgeschichte der Samaiiterin erkant oder wenn er gewußt hat, was zwischen Simon Petro und den Steuererhebem vorgegangen war: Erweisungen des All- wiasenden waren dies nicht. Wenn er inmitten des See's an dem Schiffe to Jünger erscheint, da er doch unmittelbar vorher auf der Höhe des Betges gestanden hatte: von seiner Allgegenwart kann darum doch nicht 118 Joh. 1, 14. 15. die Rede sein. — Ganz gewiß sind jene Manifestatibnen des Heim flberflihrende Zeugnisse davon , daB er kein ^'^oc avAponcoc, sondern der Sohn des lebendigen Gottes war; denn nnr Er konte diese oi)|Aeux thun; aber dorch allen Glanz derselben wird der Mensch unserem Auge nicht entrflkt, und ungeachtet dieser Erweisungen waren die göttlichen Qualitäten der Allmacht, der Allwissenheit, der Allgegenwart in der- jenigen Latenz nnd Qniescenz, die der Begriff des Menschgewordenen postnlirt/ Die So^a, die an dem Menschgewordenen als die einem Ein- geborenen vom Vater her eigene zu schauen war, ist von der nranftng- liehen, vorweltlichen So^a des Logos, die sich Jesus nach Yollbringung seines Werkes auf Erden vom Vater wieder erbittet (17, 5), zu unter- scheiden (gegen Weiß). Bei der Menschwerdung hat er sich derselben entäußert, des iba deq> elvai sich begeben. Erst als er nach Voll- bringung des vom Vater ihm aufgetragenen Werkes mit der Auf- erstehung aus dem Grabe und seiner Erhöhung zur Rechten des Vaters alle Gewalt im Himmel und auf Erden empfangen hat (Mtth. 28, 1 8. Ephes. 1, 20 ff.), ist er wieder in den Stand des gottgleichen Seins ein- getreten, und zwar als Gottmensch, daß alle Greaturen im Himmel, auf Erden und unter der Erde im Namen Jesu die Knie beugen und Jesum Christum als Herrn bekennen sollen (Phil. 2, 10 f.). V. 15. Von dem Erschienensein des fleischgewordenen Logos, dessen Herrlichkeit voll Gnade und Warheit die Jflnger geschaut haben, hat Johannes (der Täufer) gezeugt. Dieses Zeugnis erwähnt der Apostel hier als ein fort und fort gültiges, daher das Präs. (laptupei und das in Präsenzbedeutung stehende xixpa^ev ,ruft laut^-, das laute Rufen ist Ausdruck zuversichtlicher Gewißheit und Wichtigkeit der Sache, also hier des Zeugnisses. Schon in v. 6 hat der Apostel gesagt, daß Johannes von Gott gesandt worden, um von dem in die Welt kommenden Lichte zu zeugen, hier f&hrt er den Inhalt des Zeugnisses an: „Dieser war es, von dem ich sagte: der nach mir Kommende ist vor mir gekommen, denn eher als ich war er^S Dieses Zeugnis erwähnt der Apostel noch- mals in V. 30 als vom Täufer an dem folgenden Tage, nachdem er vor den Abgesandten des Synedriums sich als Vorgänger und Herold des Messias bezeichnet hatte, zu seiner Umgebung gesprochen, als er Jesum zu sich kommen sah, in der Form ooxoc iotiv dieser ist es von dem ich sagte; während er im Prolog schreibt: outoc iqv dieser war es o. s. w^ weil er da auf die irdische Erscheinung Christi als der Vergangenheit angehörend reflectirte. — Das Zeugnis: 6 oicba> cet, wird verschied«! gedeutet. Luther in der Uebersetzung: ,nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist, denn er war eher denn ich', hat, wie schon Ori- genes, alle drei Sätze zeitlich verstanden. So auch noch Mey., Brck,, Hngsib,, God., Weiß, nur daß Mey. das in den beiden ersten Sätzen liegende Oxymoron genauer ausdrflkt: ,Der nach mir Kommende ist mir vorangekommen, (nicht: ist vor mir gewesen, da f ipvev nicht gleich i^v gebraucht wird). ip^ojAevoc geht nicht auf die Geburt Jesu, sondern auch sein messianisches Auftreten, wie Mtth. 3, 11. oit(oa> und %jkicpo- odev haben Ortliche Bedeutung, werden aber auch auf das zeitliche Joh. 1, 16. 113 Yerhftltiiis flbertragen. Nach (d. h. später als) Johannes ist Jesns ge- kommen, sofern er erst, nachdem er sich von Johannes hatte taufen laasen, ds Heiland hervorgetreten ist. Dennoch ist er SfiTcpoodev vor ihm ^iyovev geworden d. h. gekommen, 'yiveoftai mit einem Adverb, des Orts im Sinne des Kommens, wie 6, 25 und im Griechischen, %.Passow'^ Lex. s, v,\ hier wie in v. 6 vom Hervortreten, in Action treten. Zeitlich gefaßt Iftßt sich ijiirpoadlv (jlou li-^o^vi nur von dem Wirken des Logos vor seiner Menschwerdung im A. Test, verstehen, Qod statt des Aor. ^iveTo, der das Auftreten in einen bestimten Zeit- ptmkt setzen wOrde, was durch v. 1 — 3 ausgeschlossen ist, ist das perf, ^eyovev gewählt, um das seit Erschaffung aller Dinge (v. 3) fortdauernde Wirken Christi in der Menschheit und speciell in Israel auszudrtlckcn. Diese Aussage wird durch den dritten Satz 7cpu>Toc [xou -^v „erster im Vergleich mit mir war er'' begrtlndet. icpcoro; (lou steht nicht ohne weiteres für irpoxepoc |iou eher denn ich, sondern hebt die Priorität stärker hervor (vgl. Winer Gr. §. 35, 4 Anm. 1), deutet hier also die Pr&exiBtenz an. Dagegen ist eingewandt worden, der Täufer könne die Präexistenz Christi nicht ausgesprochen haben, da er nach neutesta- menüicher Darstellung zwar die prophetisch gewirkte Erkentnis der Measianität Jesu hatte, aber das Geheimnis seiner Präexistenz erst darch das Selbstzeugnis Jesu allmählich enthtillt wurde (Lthdt. u. A.). Ans diesem Grunde meint Weiß, der Evangelist habe in einen Aus- spruch des Täufers, der die ihn weit überragende Würdestellung Christi üf dessen höheren Beruf (als Messias) zurückführte, seine tiefere Er- kentnis Christi hineingelegt, während Strauß, Weiße, de W. u. A. ohne weiteres behaupteten, der Evangelist habe dem Täufer dieses Wort in den Mund gelegt. Aber gegen diese Verdächtigung des geschichtlichen Charakters des Ausspruchs haben LthdL^ God. u. A. mit Recht die feste Form dieses Zeugnisses geltend gemacht, und Hngsth, u. God, meinen, der Täufer habe diese Erkentnis aus Mal. 3, 1 geschöpft, wo auf der einen Seite der Bote, also Johannes, als Vorläufer des Messias er- scheint, auf der anderen Seite aber auch wieder der Messias als Vor- ginger des Boten, da er es ist, der ihn sendet und sich durch ihn den Weg bereiten läßt. Bei tieferem Nachsinnen über diese Woißagung maßte der Täufer erkennen, daß der Sondende vor dem Gesendeten präexistirt habe. Wenn aber auch das Zeugnis des Täufers über Chri- stom mehr enthält als die alttestamentliche Erkentnisstufe und mehr als die damalige jüdische Theologie, so ist ihm die Erkentnis der Präexistenz Christi nicht abzusprechen, da er als Prophet unter dem Einflüsse göttlicher Erleuchtung stand und ihm, wie er v. 31 selbst erzfthlt, die ^kentnis Jesu als des Sohnes Gottes durch übernatür- liche Erleuchtung vermittelt wurde; wogegen der Einwand von Weißi ,der Ausspruch redet von der Präexistenz als von einer bekanten Sache und war wenigstens nur unter dieser Voraussetzung den Jtlngem des Täufers verständlich^ gar nichts verschlägt, da der erBte Satz desselben in die Worte eingetragen ist, und dem zweiten die irrige Meinung zu Grunde liegt, daß die Propheten nur War- Keil, GonuBent. nun Erang. Joh. % 114 Joh. 1 15—16. heilen haben verkflndigen können, welche den Hörern Bohon bokant waren. Viel gewichtigeren Bedenken unterliegt die Erkl&mng des Ana- spraches von der höheren Wflrde Christi, gleichviel ob man mit Lücke, ThoL, Oish., de W, nur den zweiten Satz, oder mit Chrys,, Cab)., GroL nur den dritten, oder mit v, Hofm, (Schriftbew. II, 1 S. 10 ff.) n. LihdL beide Sätze vom Range versteht. Da oicioco |jloo anerkanter- maßen zeitlich gemeint ist, so kann das ihm correspondirende S(j.icpo« o&iv fiou auch nur zeitlich verstanden werden und die zeitliche Fas- sang nicht bildlicher Ausdruck für den Rang sein. Diesen üebergang sucht zwar LthdL durch den Gedanken zu vermitteln: Jesus kernt hinter dem Täufer drein, sofeni er nach ihm aufgetreten ist; so scheint der Täufer der gröfiere, Jesus der von ihm abhängige, im Schfüer- verhältnis zu ihm stehende zu sein. So liege in dem Nachher zugleich scheinbar die Unterordnung; aber Johannes sage: er ist mir voran- gekommen. Im Gegensatz zu Johannes, der nur mit Wasser tauft, ist er der geworden, der mit heiligem Geiste tauft. Das Factum, welches der Täufer meine, sei die Taufe Jesu, mit welcher dieser in seinen Beruf eingetreten ist, der ihn hoch ttber den Täufer erhebt Allein in dem Hinterdreinkommen liegt durchaus nicht die YorsteUnng des Schttlerverhältnisses. Der später Auftretende ist als solcher nicht Scha- ler des Yorhergekommenen, der geringere Wflrde hat. Aufierdem ist die Beziehung des S|iirpoo&iv )&oo fiYovev auf die Taufe Jesu, oder darauf, daß Johannes nur mit Wasser taufte, Jesus der geworden sei, der mit dem Geiste tauft, nicht zu rechtfertigen. In v. 29, wo dieser Ausspruch des Täufers in seinem geschichtlichen Zusammenhange Aber- liefert ist, ftlhrt ihn der Täufer an zur Bestätigung seiner Aussage, daß Jesus das Lamm Gottes ist, welches die Sflnde der Welt trSgt Endlich steht der Beziehung des icpo>T(!c |jlou -^v auf den Rang auch das Präter. -^v entgegen, wofAr iotl zu erwarten wäre. Dieser Grund IftBt sich durch die Entgegnung, daß das Yorangekommensein in Betreff der Berufsstellung durch die an sich höhere Wflrde seiner Person als der Gottessohn begrflndet war, nicht entkräften. Denn der Täufer konte, als er v. 29 Jesum zu sich kommen sah, zu seinen Schfllem nicht sagen: dieser ist mir durch seinen Beruf vorangekommen, weil er der Sohn Gottes it^ar, sondern nur: weil er seiner Person nach der Höhere im Yergleich mit mir isU Die Gottessohnschaft Jesu ist nicht ein Ver- gangenes. Das Präter. -^v fordert demnach, icpmxoc zeitlich d. h. von dem frflheren Dasein Christi zu verstehen. Y. 16. Mit den Worten: „denn aus seiner Ftdle nahmen wir alle, und zwar Gnade um Gnade", begrflndet der Apostel den v. 14 ausge- sprochenen Gedanken, daß in dem fleischgewordenen Logos eine Herr- lichkeit voller Gnade zu schauen war, mit dem Hinweise auf die Er- fahrungsthatsache, daß alle Gläubigen aus der Ffllle Christi Gnade Aber Gnade schöpfen. Dabei ist jedoch v. 15 nicht als parenthetisch eingeschoben zu betrachten, sondern die Begrflndung ist in der Form ttner Bestätigung des Johanneszeugnisses (v. 15) gegeben {Lücke^ Bff,^ Joh. 1, 16—17. 115 Cr,, Lthdi., Weiß)\ uftd zwar des Inhalts dieses Zengaisses, nicht blos des |iapxupet xal xcxpafe, wie Weiß Form and Inhalt wunderlicher- weise scheiden will. Der Gedankengang ist folgender: Johannes be- lengt, daß in Jesu Christo der ewige Logos erschienen nnd seine Herrlichkeit zn schauen war; dieses Zeugnis wird uns durch die Er- fahrung bestätigt, denn aus der Fülle seiner So^a nahmen wir alle Gnade. icX7|po>(ia weist auf tcXijpT)^ ^apiToc v. 14 zurflck, ist also die Falle der Gnade, die in Christo zu schauen war. iQfieii; itavtec im Un- terschiede Yon i^fftiv V. 14 sind alle Gläubigen, nicht blos die unmittel- baren Jflnger Jesn, die ihn während seines Erdenlebens gesehen haben, auf welche ^Qf^iv sich bezieht, sondern auch die, welche durch die Predigt der Apostel nach Christi Himmelfahrt zum Glauben gekommen waren. Eine Andeutung der Unerschöpflichkeit des icX>ijpa>(ia (Mey., LthdL) ist in icavxe< nicht zu suchen; noch weniger ist in itotvxec der Täufer mit einzuschließen, ,der nur dann aus eigener Erfahrung zeugen konte' (Weiß)\ denn der Täufer hat nicht aus eigener Erfahrung ge- zeugt, sondern vermöge göttlicher Erleuchtung, wie er v. 31 ausdrflck- lich erklärt, xal x^P**^ ^^'^ ^^^ Gnade, xod epexegetisch, um das Object stärker hervorzuheben. x^P^^ ^^ X^P* ^i^&de um Gnade d. h. dne Gnadenerweisung mit der andern abwechselnd — proximam quamque graüam saus quidem magnam gratia subsequens cumulo et plemtudme sua quasi obruit (Beng.) — nicht: alt- und neutestament- liehe Gnade {Chrys,, Beza u. A.), da in v. 17 der x^P^^ ^^^ vojio^ MotK. entgegengesezt ist, sondern die FttUe der Gnadenerfahrungen, Rechtfertigung, Friede mit Gott, Hoffnung u. s. w., vgl Rom. 5, 1 £ iMey.\ selbst die Fälle der besonderen Charismen eingeschlossen {Ew,)\ nicht blos die Gnadengabe der akrfitML v. 14 — 17, ,die nach johan^ neischer Anschauung in stufenweisem Fortschritte immer reicher ge- geben und immer voller angeeignet werde* ( Weiß), y. 17. Diese Warheit wird mit dem Satze begrflndet, daß nicht durch das mosaische Gesetz, sondern durch Jesum Christum die Gnade ond die Warheit geoffenbaret worden. Der Nachdruck liegt nicht auf der Gegenttberstellung von Mose und Christus {Lücke\ sondern auf 0 vo|io( und IQ X^P^^ ^ aX-y[d. Moses ist nur der Mittler, durch welchen dss Gesetz gegeben wurde, Jesus Christus der, durch welchen die Gnade .... geworden (i^^^'^o d. h. erschienen, kundgeworden); nicht: den Gläubigen zuteil geworden {Weiß\ da zu dieser Beschränkung des ilfivtxo kein Grund vorliegt Das Gresetz gebietet und fordert, kann das Heil nicht geben, weil die Menschen als Sander seine Gebote nicht zu erfftllen vermögen. Damit wird die Gesetzesreligion des A. T. nicht als nicht göttlichen Ursprungs dargestelt, sondern nur als das Heilsbedttrf- nis nicht befriedigend bezeichnet. Die Befriedigung dieses Bedtlrfnisses war auch nicht der Zweck, zu welchem Gott das Gesetz durch Mosen gab, Bondem zur rechten Erkentnis der Sttnde solte es fähren und da- durch das Verlangen nach Erlösung wecken und so das Erscheinen der Gnade in Christo vorbereiten. Davon daß Gott auch unter der Oeko- oomie des Gesetzes sich denen, die ihre Sttnde Gott bekanten und Yer- 8* 116 Joh. 1, 17— la gebang derselben sachten, Gnade erzeigte, ist hier, wo es galt den ünter^ schied von Gesetz ond Gnade zn zeigen, abgesehen. Neben der x^V*^ ist hier wie in v. 14 die äXiQ&eta genant, sofern erst darch die Gnade, die wir empfangen, das wahre Wesen Gottes offenbar geworden; s. zu V. 14. — Dies wird dnrch y. 18 weiter begrOndet. „Gott hat Niemand jemals gesehen, der eingeborene Sohn, der in des Vaters SchoB ist, der hat die Eande gebracht." Ueber das wahre Wesen Gottes kann kein Mensch, sondern allein der eingeborene Sohn Gottes AnfiBchloß geben. Dies besagt v. 18; nicht: waram die Gnade in Christo erschienen ist (^Lthdi.). Denn dedc bezeichnet nicht ,den wesentlichen Inhalt Gottes, sofern er fElr ans ist, also Gnade and Warheit^ and von ,Jesa Wort, welches nicht nnr belehrt, sondern seinen Inhalt mitteilt, in Gemein- schaft Gottes and Jesa selbst, also des Lebens nicht minder wie des Lichtes yersezt', ist weder in diesem Verse noch im ganzen Prologe die Rede, sondern von der Offenbarang des Logos in der Welt Ton der Schöpfung an and von seiner Menschwerdnng in Jesa Christo, dnrch welche ans die Gnade and die Warheit geoffenbaret worden, da nnr der eingeborene Sohn das Wesen des nnsichtbaren Gottes kandthnn konte. Unrichtig ist anch sowol die Annahme, dafi in v. 16 die X^P^ ^^^ wickelt sei ond in v. 18 die Entwickelang der dlXt)&eia folge {Mey., God.\ als anch die Meinnng Bngstb/s , daß wie keine Partikelverbin- dnng so anch kein näherer Znsammenhang zwischen v. 17 nnd 18 statt- finde, sondern in v. 18 eine andere Seite der Gabe Christi uns vor- geführt werde. Denn X^P^^ ^^^ akrfitia sind nicht von einander zn trennen, sondern gehören zasammen, nnr nicht so, daß die akrlBeia den Inhalt der x^P^^ ^^de {Weiß\ sondern so, daß mit nnd in der x^P^^ die wir ans der Ffllle Christi nehmen, ans die akrfitia das wahre Wesen Gottes, welches die Liebe ist (1 Joh. 4, 16), erschlossen wird. ooSeU kein Mensch, anch Mose nicht, vgl. Mtth. 11, 27. Der Satz: „Gott hat kein Mensch jemals je gesehen^^, wird mit den Stellen des A. T., in welchen sichtbare Erscheinnngen Gottes be- richtet sind, wie Gen. 16, 13. 32, 31. Exod. 24, 10 (wo die Aeltesten des Volks den Gott Israels schaaen) nnd Nnm. 12, 8 (wonach Mose die Gestalt Gottes sah), von den meisten AnsU. darch den Hinweis auf Exod. 33, 20, daß kein Mensch das Angesicht Gottes sehen nnd leben könne, so vereinigt, daß sie icupaxev anf den unmittelbaren Anblick der wesentlichen göttlichen Herrlichkeit, welchen kein Mensch haben könne, beziehen. Dagegen hat Hngsih. mit Grand eingewandt, daß dort (in Ex. 33) nicht wie hier (in nnserem V.) die absolnte Unsichtbarkeit Gottes behauptet werde, sondern nnr, daß den vollen Glanz der gött- lichen Herrlichkeit niemand ertragen könne, da die Bitte Mose*s: laß mich deine Herrlichkeit sehen, ja in beschränkter Weise Erhörnng finde. Die Ansgleichang liege vielmehr darin, daß dnrch den Gegensatz g^en den Sohn in nnserem V. wie in 6, 46. 14, 16. Mtth. 11, 27 Gott nfther bestirnt werde als Grott der Vater, den man nnr darch den Sohn er- kennen oder sehen könne, während jene alttestamentlichen Stellen sich nicht aof Gott den Vater beziehen, sondern, wie ans der Lehre vom Joh. I, IS. 117 Engel des Herrn sich ergebe, auf den Logos als den Vermittler des un- sichtbaren Gottes, der in Christo Mensch geworden. Dies ist in der Hauptsache zwar richtig, aber doch nicht ganz zutreffend, weil die Unterscheidang zwischen Gott dem Vater nnd dem Sohne Gottes weder Ulf Stellen, wie Rom. 1, 20. 1 Tim. 1, 17. 1 Joh. 4, 12 paßt, wo die Un- sichtbarkeit Gottes überhaupt, ohne Beziehung auf den Sohn Gottes ge- lehrt ist, noch der Stufe der alttestamentlichen Gottesoffenbarung und Gotteserkentnis entspricht, auf welcher die Unterscheidung zwischen Gott dem Vater und Gott dem Sohne noch nicht erschlossen war. Alle Gottesoffenbarungen des A. T. sind theophaner oder visionärer Art d. h. Versichtbaningen des göttlichen Wesens in creatörlicher (Engel- oder Menschen-) Gestalt oder anderer irdischer Hülle (Wolke, Feuer). Diese Gotteserscheinungen gehören zur oxia des A. Bundes, sind nur Ab- schaltungen der für das menschliche Auge unsichtbaren Herrlichkeit Gottes, um den Glauben an das Sein und Walten eines über der Welt Qoendlich erhabenen Gottes zu begründen und zu beleben. Neben diesen Manifestationen des göttlichen Wesens zieht sich durch das ganze A. T. der Glaube und die Lehre, daß kein sterblicher Mensch Gottes Angesicht d. i. das überweltliche Wesen Gottes unverhüllt sehen könne. Diese beiden Vorstellungen von Gott sind durch die Mensch- werdung des Sohnes Gottes im N. T. dahin vertieft worden, daß Gott seinem Wesen nach unsichtbar nur in dem eingeborenen Sohne erkant and gesehen werden kann. „Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist^^ o äv kann nicht auf den vormenschlichen Zustand des Logos bezogen werden*, dies würde durch Sc i^v ausgedrükt sein; ebenso wenig auf die Rükkehr des Sohnes zum Vater nach der Himmelfahrt Christi, in dem Sinne: der jezt oder wieder in den Schoß des Vaters zurückgekehrt ist {ffofin, Schriftbew. 1, 120. Mey., LtML, Weiß). Die meisten AusU. fassen das Particip zeitlos von dem ewigen, uranfänglichen, auch durch die Mensch- werdung nicht unterbrochenen Gemeinschaftsverhältnisse zum Vater. Dagegen hat Mey. eingewandt, daß bei Christo während seiner irdi- schen Lebenszeit das elvai sie tov xoXit. x. icaxpo^ nicht stattfand. Die Gemeinschaft des Menschgewordenen mit Gott sei geblieben. Er in Gott und Gott in ihm, aber nicht in derselben metaphysischen Weise, wie vor der Menschwerdung und nach der Erhöhung. Aber zur Ent- kräftung dieses Einwandes reicht schon 3, 13 hin, wo der vom Himmel Herabgekommene (xaxaßdfc) im Himmel ist. Noch weniger zu bedeuten haben die von Lihdt, erhobenen Bedenken: daß das Particip, da es in historischer Umgebung steht, im eigentlichen Sinne präsentisch gemeint sein müsse. Aber schließt denn das ewige Sein des Sohnes bei dem Vater die Gegenwart etwa aus, und nicht vielmehr ein? Auch in 3, 13 steht 6 cov in historischer Umgebung und kann doch nicht von der Zeit der Rükkehr des Sohnes zum Vater verstanden werden. Auch läßt sich ücht sagen, ,dafi bei der zeitlosen Fassung sU tov xoXirov seiner vollen Bestimtheit entkleidet und zu einem unbestimten Sinn verallge- meinert würde.' Denn der Ausdruck bezeichnet nicht nur die Gottes- 118 Joh. 1, 18. gemeinschaft überhaupt, eU xov xdXirov ist nicht gleichbedeutend mit iv T({> xohztf (de W., ßngsib,\ sondern die Liebesgemeinschaft, welche zwischen dem Sohne und dem Vater stattfindet. Der Ausdruck ist bild- lich und das Bild nicht von der Tischgemeinschaft hergenommen, was hier ganz unpassend wäre, sondern von der Haltung des Sohnes, der im SchoBe seines Vaters sitzend sich an seine Brust gelehnt hat {God.\ nicht aber von der Liebesumarmung des in den SchoB des Vaters zn- rflckgekehrten Sohnes {Mey, u. A.). Und dieser Zusatz weist nicht darauf hin, daß sein Hingang zum Vater Bestätigung seiner Aussage ist (v. Hofm, a. a. 0.), sondern soll erkl&ren, wodurch er im Stande ist, den unsichtbaren Gott zu offenbaren, wie aus dem folgenden nachdrück- lichen ixeivoc ehen dieser erhellt. Für diese Erklärung paBt aber nicht der Hinweis darauf, daß der eingeborene Sohn zum Vater zurückge- kehrt ist. Denn um den unsichtbaren Gott während seines £rden- wandeis, worauf das iiyf[rpaxo bezogen werden muB, kundzumachen, dazu befähigte ihn nicht seine Rükkehr zum Vater, sondern nur ent- weder sein Gekommensein vom Vater oder sein ewiges Sein in der Ge- meinschaft des Vaters. — Zu iS-yj'jfijaaTo ist das Object aus dem ersten Satze zu entnehmen: den unsichtbaren Gott; nicht ,den Inhalt seines Gottgeschauthabens' (Mey, nach 8, 38), wodurch das i£T)pjoaTo auf die Lehre Christi beschränkt würde, während nach dem Gontexte von der Kundmachung des göttlichen Wesens die Rede ist. Dies kann nur der Sohn, der — wie Luther sagt — ,dem Vater in seinem Schoß und Armen liegt und ihm so nahe ist, daß er gewiß weiß was der Vater in seinem Herzen beschlossen hat/ itfit&Xo&ax bei den Griechen vom Er- klären, Dolmetschen göttlicher Dinge; im N. Test, nur hier bd Joh., in der LXX Lev. 14, 57. — In der Offenbarung des Vaters durch den eingeborenen Sohn ist das Heil der Menschheit beschlossen. Das o äv üq xov xoXitov t. icaxpoc weist auf das iqv irpoc xbv &eo v v. 1 zurück. Der Logos, der im Anfange bei Gott war, ist Fleisch geworden und hat in der ihm als dem Eingeborenen vom Vater her eigenen BoiG^ welche seine Jtlnger schauten, die Gnade und Warheit des unsichtbaren Gottes kundgethan. In diesem Gedankei^ ist der Inhalt des ganzen Prologs erschöpfend zusammengefaßt. — Wie nun Jesus Christus als der eingeborene Sohn den Vater kundgethan hat, dies darzulegen ist die Aufgabe der Geschichtserzählung, zu welcher der Apostel von V. 19 an übergeht. Joh. 1, 19. 119 Erste Hälfte. Die öffentliche Bezeugung Jesu Christi als des Sohnes Grottes. Gap. 1, 19— XU, 50. 1. Die Emführung Jesu in die Welt Oap. 1, 19— n, 12. Der geschichtliche Bericht begint mit der Yorführaog einer den Zeitranm von acht Tagen aasfttUenden Reihe von Begebenheiten, welche das öffenliche Auftreten Jesa anbahnen. An der Spitze steht ein drei- faches Zengnis Johannes des Täufers über die Ankunft des Messias, wodurch einige seiner Jflnger bewogen werden, Jesu nachzugehen (V. 19 — 37). Diesen bezeugt sich Jesus so, daß sie in ihm den Messias erkennen, ihre Brüder auf ihn hinweisen und mit denselben in seine Nachfolge eintreten (v. 38—43). Gleicherweise veranlaßt Jesus noch zwei andere Jflnger ihm nachzufolgen (v. 44 — 52) und offenbart dann Tor ihnen in engerem Familienkreise zu Kana durch ein Wunder seine Herrlichkeit (2, 1 — 11). Der innere Zusammenhang dieser Begeben- heiten ist durch die Zeitangaben v. 29. 35. 44 u. 2, 1 angedeutet. Auf ihren Inhalt gesehen bilden sie zwei auf drei und vier Tage verteilte Gruppen. In der ersten (v.l9— 40) wird das Zeugnis dargelegt, durch welches der Täufer Jesum in die Welt einführt, in der zweiten (v.41 — 2, 11) sehen wir Jesum sich selbst in die Welt einführen durch Ge- winnung eines Kreises von Jüngern, welche den Grundstock seiner Gemeinde zu bilden bestimt waren. Gap. 1,19 — 40. Das Zeugnis des Täufers von Christo. Alle vier Evangelisten beginnen die Darstellung der messianischen Wirksamkeit Jesu mit einem Berichte über das Auftreten und Wirken Johannes des Täufers, als des von den Propheten geweißagten Weg- hereiters für die Offenbarung des Herrn zur Vollendung seines Reiches. Die drei älteren schildern in allgemeinen Zügen die Predigt und Taufe zur Buße, durch welche derselbe die Nähe des Himmelreichs ankün- digte und das jüdische Volk auf die Erscheinung des verheißenen Mes- fiss hinwies, der Evangelist Johannes berichtet nur das Zeugnis des Täufers von Jesu als dem Sohne Gottes, dessen hohe Bedeutung für die Weckung des Glaubens an Christum er schon im Prologe v. 6 — 8 u. 15 angedeutet hat Dieses Zeugnis wird von v. 19 an dargelegt, wie er es an drei auf einander folgenden Tagen ausgesprochen hat: a) vor den Abgesandten des Synedriums, b) vor seinen Jüngern und c) noch- mals vor zwei Jüngern, die Jesu dann nachgehen. — Die Genauigkeit imd Umständlichkeit der Mitteilung dieses Zeugnisses beweist, welch entscheidenden Einfluß dasselbe nicht nur auf das eigene Glaubensleben des Apostels, sondern auch ftlr die ersten Jünger Jesu und für die 180 Joh. 1, 19. ganze Menschheit hatte. ,I>ie drei hier von dem Evangelisten ge- schilderten Tage waren diejenigen, an welchen nicht nnr sein nnd der Apostel Glaube, sondern der Glaube flberhanpt in der Menschheit an- gebrochen war' (God.). V. 19 — 28. Das Zeugnis des Täufers vor den Juden. ^ — y. 19. „Und dies ist das Zeugnis des Johannes." Kai weist auf v. 15 zurück und deutet an, daß das dort erwähnte^Zengnis nun berichtet werden soll. Dieses Zeugnis, welches der Täufer ablegte, „als die Juden aus Jerusalem Priester und Leviten sandten, ihn zu fragen wer er sei", soll nach Hngstb, nicht mit dem in v. 15 sondern mit dem in V. 30 folgenden identisch, das in 20 — 28 also vor der Taufe Jesu ab- gelegt sein. Im Wortlaute stimt allerdings das in v. 30 mit dem in V. 15 genau [überein-, aber in v. 30 erinnert der Täufer nur an einen früher gethanen Ausspruch über Jesum, welchen der Evangelist in V. 15 mitgeteilt hat; aber weder dort noch sonst irgendwo ist ange- geben, an welchem Tage oder bei welchem Anlasse der Täufer sich so ausgesprochen hat (s. zu v. 30). Wann dies geschehen, läßt sich gar nicht ermitteln; da dieser Ausspruch im Prologe nur als der wesentliche Inhalt des gesamten Johanneszeugnisses angeführt ist. ot 'louSatoi ursprünglich Bezeichnung der Angehörigen des Stammes Juda, wurde nach dem Exil, da aus Babel hauptsächlich nur Geschlechter des Rei- ches und Stammes Juda zurückgekehrt waren, Benennung der ganzen Nation, und der Name Israel zur Bezeichnung der religiösen Eigen- tümlichkeit derselben verwendet. In dieser allgemeinen Bedeutung ge- braucht Johannes 'looSatot z. B. 2, 6. 13. 3, 1, in 6, 52 auch von den 1) In V. 19 hat Lachm, nach BC*, Minusk. u. Veras, icpoc auxov hinter dx^oreiXav aufgenommen, welches in ^^u. Veras, hinter Aeuixac steht. Da es in kC^ZPAAII fehlt, so hat Mey, es für Zusatz erklärt und Tisch. 8 ge- tilgt, wogegen iVeiß seine Echtheit verteidigt. Notwendig ist es nicht. — In V. 20 ist der Bec. oüx ci)jLt i^u) mit Griesh., Tisch, u. A. die Wortstellung tfu> OÜX zi^l in i^ABLX al vorzuziehen. — V. 21. Nach kZ hat Tisch, 8 die Lesart Tt ouv; 'II>.iaQ v. vorgezogen; dagegen halt Wei& die Leeart ou ouv Tt; 'HXta; £ t in ^ für urspünglich und vermutet in der Reo. xi ouv; 'IIX. el ou (^^TTAAII) eine Umstellung des aü, das in kZ weggelassen worden* sei, wor- nach dann ouv umgestelt werden mußte. — V. 24. Das Fehlen des oi vor dr«- aTaXji. in ii*A*BC*L ist wol nur ein durch das vorhergehende xat entstanden« Schreibfehler, und o* nicht mit Tisch. S zu streichen. — V. 25. Fflr outs— GUTS der Rec. in FAAII al. ist oü^s — ouU in hABCL al. unbedingt vorzu- ziehen. — Y. 26. Das oe hinter y^ioo^ der Bec. ist nach iiBC*L u. Heracl. bei Orig. zu tilgen. Statt eotyjxev hat Tisch. 8 otiJxei in BL vorgezogen, ionjxet in M^, da dies nur Plnsqprf. von \tyrf^\ sein könte, w&hrend oty^xsi in der späteren Gräcität eine von lavrmi gebildete Prasensform ist, von ott^xq) ich stehe, vgl. Mrk. 11, 25 u. a. — Y. 27. Sowol autöq iaxiv vor 6 oxtsu) all auch o; ItiTTpos&iv {Lou'7E7ovsv der Rec. fehlen in hBC*£2^ al., und sind von Lachm. eingeklammert, von Tisch. 8 als erläuternde Glossen gestrichen» leztere aus v. 15 oder 30 eingekommen, werden aber von Hngstb. u. God. als echt verteidigt. — V. 28. Das BT^&aßapf der Bec. in C^KT^ÜIJI, Minusk. u. Veras, ist gegen entscheidende Zeugnisse (li*ÄBC*EFGff cet.. It., Vulg. u. A.^ von Origenes aus geoeraphischen Grflnaen vorgezogen worden, da er von Ev BTj&avta selbst gesteht, daß es oyciov iv raot tote dvTtfpdvoic stdie. Mehr s. bei Erkl. von v. 28. Joh. 1, 19—21. 121 Gaülfieni, meistens aber im Gegensatz znr christlichen Gemeinde von den Repräsentanten des Unglaubens, da zur Zeit der Abfassung des Evangeliums das jüdische Volk im großen und ganzen Christum ver- worfen hatte (vgl. V. 11). Die nähere Bestimmung des Begri£b ergibt sich ans dem jedesmaligen Zusammenhange. Hier in diesem Y. sind « 'louSaibi die jüdischen Oberen, der aus ap^iepetic, Ypafxp^xelc und icpeoßuTspot bestehende Hoherath [Sanhedrin, Synedrium vgl. m. Bibl. iicliftoL §. 151). i$ 'lepoooX. gehört zu diteoxeiXav, da dort das Syne- driom seinen Sitz hatte und Priester und Leviten zur Hand waren. „Priester und Leviten^^ steht nicht fOr levitische Priester, sondern Le- viten wurden mit den Priestern gesandt, als Gehülfen (nicht blos Diener) der Priester, um der Gesandtschaft einen officiellen Charakter m geben; wie schon der König Josaphat eine Deputation von Priestern ond Leviten mit dem Gesetzbuche in die Städte Juda's gesandt hat, um das Volk im Gesetze zu unterweisen (2 Chr. 17, 7 — 9), da der Un- terricht des Volks im Gesetze nach Deut. 33, 10 nicht blos den Prie- stern, sondern auch den Leviten oblag; vgl. 2 Chr. 35, 3. Neh. 8, 7. — Die Frage: „wer bist du?'' bezieht sich nicht sowol auf die Person als auf den Beruf des Täufers. Da er mit Hinweisung auf das messianische Beich taufte (v. 26), so konte sein Auftreten den Glauben, daß er der Messias sei, wecken. Diese Meinung liegt der an ihn gerichteten Frage zu Grunde, wie seine Antwort zeigt Sich darüber Gewißheit zu ver- schaffen, dazu war die höchste geistliche Behörde berechtigt, da ihr nach Deut 18, 31 f. die Prüfung der auftretenden Propheten zustand. Die Frage verräth also weder bösliche Absicht {Chrys. U.A.), noch inquisitorischen Sinn {de W,). Y. 20. Johannes bekante daher unum- wunden und feierlich (dies liegt in dem cojioXoYYioev x. oox i^pyi^oaxo x. a>|toX.): „Ich bin nicht o Xpioxoc der Gesalbte d. i. der erwartete tfesaias. Das nachdrückliche i^m entspricht dem mit Nachdruck voran- gestelten ou der Frage. — V. 21. Sie fragten weiter: t( ouv „was abo?^' bist du denn weim nicht der Messias. „Bist du Ellas? ^* Aus dem Taufberufe des Johannes schlössen sie, daß er in naher Beziehung zum Messias stehen müsse, wenn nicht der Messias, so doch wol der YorUnfer desselben, der nach Mal. 3, 23 ihm den Weg bereiten solte, sein möchte. Die Antwort: „ich bin es nicht'' konte der Täufer geben, ohne seiner Luk. 1, 17 angekündigten Bestimmung und der Erklärung Christi Mtth.11,14. 17,11 zu widersprechen. Denn seine Antwort galt der Frage, wie die Abgesandten sie meinten, daß vor der Ankunft des Messias der Prophet Elias persönlich wieder erscheinen werde. Der persönlich wiedergekommene Elias war der Täufer nicht — Weiter fragen sie: „Bist du der Prophet?'' h icpof-ijxtjc nicht ein Prophet {Luther)^ sondern der Prophet, dessen Kommen verheißen war. Nicht Jeremias, wie GroL, Olsh.j Lange u. A. aus Mtth. IB, 14 geschlossen haben; denn die unter dem Volke verbreitete Meinung, daß Jeremias Tor dem Messias wieder erscheinen werde, gründete sich auf kein Schiiftwort, sondern nur auf die apokryphische Legende von der Yer- bergong der Bundeslade vor der chaidäischen Zerstörung des Tempels, 122 JolL I, 21-26. deren Ort Jeremias bei der Ankanft des Measias anzeigen werde, 2 Makk. 2, 4 ff.; a. m. Commeat. z. d. St. Auch nicht der Prophet, in welchem nach dem zweiten Teile des Jesai^L alle prophetische Thätig- keit des A. B. ihren SchlaB und ihre Erfüllung finden solte {ffo/m. Weiß. u. Erf. II, 69), weil dort von dem Knechte Oottes, nicht von einem Propheten cUe Rede ist, sondern der Dent 18, 15 angekün- digte Prophet, der zwar Act. 3, 22. 7, 37 von den Aposteln nnd lant Joh. 1, 46 n. 6, 14 auch von Anderen f&r den Messias gehalten, von den Gesandten des Synedriams aber nnr in nahe Beziehung zur Er- scheinnng des Messias gesezt wurde. Da nun der Täufer auch diese Frage mit oS kurz verneinte, so fordern sie ihn v. 22 zu einer positiven Erklärung auf: tU sT „wer bist du?^^ Ti Xf^eic nepl oauiou „was sagst du über dich selbst?^* Diese Erklärung gibt er v. 23 so, daß er die Weißagung Jes. 40, 3 auf sich bezieht und sich damit als den Wegbereiter fftr die Offenbarung des Herrn zur Vollendung seines Reiches d. i. als den geweißagten Vor- läufer des Messias bezeichnet. Dieser Prophetenspruch wird Mtth. 3, 3. Mrk. 1, 3. Luk. 3, 4 auf den Täufer bezogen, um sein Auftreten und seine Stellung zum Messias zu charakterisiren, s. die Erkl. zu Mtth. 3, 3. Aus dieser Beziehung ergibt sich zwar nicht, daß der Täufer selbst den Ausspruch von seinem Berufe gebraucht habe, aber auch durchaas kein Grund zur Verdächtigung der Aussage des Täufers in unserem Verse und für die Behauptung von Bigf. , daß der Apostel Johannes die von den Synoptikern dtirte Schriftstelle dem Täufer nur in den Mund ge- legt habe. In der Beziehung dieses Schriftwortes auf sich liegt zwar zunächst dies, daß der Täufer allen Nachdruck auf seinen Beruf legt und seine Person ganz zurücktreten läßt (Lthdt, Brckn,)^ darin aber zugleich die Absicht, den Abgeordneten des Synedriums die Notwendig- keit der Sinnesänderung als die unerläßliche Bedingung für die Theil- nahme an dem im Anbruche begriffenen messianisc^en Heile ans Herz zu legen. Darauf deutet die Bemerkung v. 24 hin, daß die Abgesandten aus den Pharisäern waren, dieser Partei angehörten, da diese Notiz erst hier nachgebracht ist, um die v. 25 folgende Frage nach der Be- rechtigung des Johannes zum Taufen zu motiviren, welche die Fragen- den als unempfänglich für die vom Täufer geforderte (iexavota er- scheinen läßt. Als eifrige Wächter des Gesetzes und der Giiltas- satzungen hielten sie Johannes nicht für befugt zum Taufen, wenn er weder der Messias, noch Elias, noch der Prophet war. Auf Grund von Stellen, wie Ezech. 36, 24 ff. 37, 23 ff. erwartete man wol in der messia- nischen Zeit eine allgemeine Lustration des Volks, wie sie durch eine Taufe nach Art der Johanneischen vollzogen werden konte, aber nnr vom Messias oder einem seiner traditionell erwarteten Vorläufer ( ff^eifi). Hätten die Gesandten nun geistliches Verständnis für das vom Täufer auf sich bezogene Wort des Jes%ja gehabt, so hätten sie ein- sehen müssen, daß er dieser Vorläufer sei. Aber dieses Verständnis ging ihnen ab, daher fragen sie: „warum taufest du denn, wenn . . . .?^^ Darauf antwortet v. 26 f. der Täufer so, daß er nicht nur sein Tanfen Job. I, 26—27. 123 in bestimte Beziehung zar Ankunft des Messias sezt, sondern aach die Ankimft desselben als bereits erfolgt andeutet. Den Aussprach: ,4<^h taufe mit Wasser u. s. w/^ haben auch Matth. c. 3. 11 (Mrk. 1, 7) u. Lok. 3, 16, nur ohne die Worte: „mitten unter euch steht den ihr nicht kennet*^, anstatt dessen aber den in i^o) ßairciCco iv S&ati liegen- den Gegensatz der Geistestaufe des Messias mitgeteilt, welcher hier nicht ausgesprochen ist. Diese Verschiedenheit erklärt sich ans der Verschiedenheit des Anlasses zur Mitteilung der Worte des T&ufers. Die Synoptiker berichten das Wort, welches der Täufer zum Volke sprach, der Evangelist Johannes, was derselbe den Abgesandten des Sjnedrioms gesagt hat. Fflr das Volk war die Erwähnung der Geistes- Uafe des kommenden Messias wichtig, um demselben die Bedeutung seiner Bußtanfe klar zu machen (Matth. hat daher sU (Jksxavoiav zuge- sezt). Zur Rechtfertigung seines Tauf berufes vor den Abgeordneten des Synedriums war die Andeutung, daß der nach ihm kommende Stärkere bereits da sei, nur noch unerkant, viel wichtiger als eine Belehrung aber seine Wassertaufe, um den geistlichen Leitern des Volks das fflessianische Auftreten Jesu anzukündigen. Dem Ich (ir{&) stelt der Täufer den nach ihm kommenden Größeren gegenüber. Zu 2v SSati ist nicht iv TcveufiAxt als Gegensatz zu ergänzen. Denn nicht seine Wassertaufe will Johannes hier der Geistestaufe des Messias gegenüber- stellen und unterordnen, sondern nur seinen Beruf rechtfertigen, indem er sein Taufen in bestimte Beziehung zur Erscheinung des Messias sezt, und sofern es ein Taufen mit Wasser ist, als eine Vorbereitung des Volks auf dessen Kommen bezeichnet Die Bedeutung des Zeug- nisses, welches der Täufer vor den Gesandten der obersten geistlichen Behörde der Juden ablegt, liegt in dem Satze: pioo; ufioiv onjxei ceU „mitten unter euch steht, den ihr nicht kennet, der nach mir Eom- mende^S 6 oinao [lou ip^. gehört als nachgebrachtes Subject zu oxijxei, da aütoc ioTtv des iexU rec. erläuternd eingeschoben ist Der Messias ist schon da, nur ihr kennet ihn nicht ufieii; hat den Ton: ihr Phari- Bfter (v. 14) oder: Lente wie ihr seid (LthdL). Hätten die Pharisäer anf den Bußruf des Täufers geachtet, so würden sie nicht nur ihn als den von den Propheten angekündigten Vorläufer des Messias erkant haben, sondern sich auch durch sein Zeugnis auf die Erscheinung des Messias haben bereiten lassen, um Jesum bei seinem öffentlichen Auf? treten als den verheißenen Messias zu erkennen. Jesus war zwar da- flttls noch nicht öffentlich als Messias aufgetreten, aber von Johannes b^eits getauft und im Auftreten begriffen. Da nämlich der Täufer in V. 32 f. sagt, daß er Jesum erst bei der Taufe infolge göttlicher Offen- banmg als den mit heiligem Geiste taufenden kennen gelernt habe, 10 läßt sich die Eentnis, welche er hier von Jesu, als dem Herrn, dem er nicht würdig sei die Schuhriemen aufzulösen (s. die Erkl. zu Mtth. 3, 11) , ausspricht, nicht mit Hngstb, ans der Gevrißheit von seiner * ei^en Mission auf Grund der Weißagung Mal. 3, 1 herleiten und als eine vorläufige Erkentnis betrachten, vrie er sie nach Mtth. 8, 14 schon vor der Taufe, von der persönlichen Bekantschaft mit Jesu von früherher 124 Joh. I, 28. 29. hatte. — lieber SEioc mit folgendem tva statt des Infinitivs s. Winerj Gr. §. 44, 8«. y. 28. Um der Wichtigkeit dieses Zeugnisses willen erwähnt der Evangelist noch den Ort, ,wo die Sache sich begeben hat, woraus man sieht, wie genau er darüber unterrichtet war. „Dies geschah zu Be- thania jenseits des Jordans, wo Johannes taufte.^' "^v ßaicxtCcov mit Taufen beschäftigt war. Die Ortsangabe iv B7)ftav(qL ist durch die Hdschrr. und das Zeugnis des Origenes (s. die krit. Note) so vollständig kritisch gesichert, daß dagegen die durch Elzevire in den Text ge- kommene: iv B7)0aßap^ nicht für ursprünglich gehalten werden kann. Die Gründe, welche Origenes bestimten iv Bi^Saßapf für richtig zu halten, weil nämlich zu seiner Zeit ein Bethania jenseits des Jordan nicht aufzufinden war, und Bt)Oav{a nach 11, 18 diesseits des Jordan 10 Stadien von Jerusalem liege, jenseits des Jordans aber BT^&apa oder B7)&apaßa als Taufort des Johannes gezeigt werde — diese Gründe sind nicht durchschlagend, da im Laufe zweier Jahrhunderte, wo das Land wiederholt durch Kriege verwüstet wurde, ein kleiner Ort leicht verschwunden sein konte. Vielleicht aber hat sich, worauf Deliizsch, Horae hebr. ei talmud, IV in der Luther. Ztschr. 1876 S. 602 auf- merksam gemacht, von dem trancgordanischen B7)&avia eine Spur er- halten in dem haisn südlich von Ramot-Gilead, wo nach Beresch. rabba c. 47 einer der drei besuchtesten palästinischen Jahrmärkte war {Neu- bauer, Geographie du Talmud p, 262), da es kaum einen link^orda- nischen Ort mit anklingenderem Namen als diesen gibt. ^ y.29 — 34. Das Zeugnis des Täufers vor seinen Jüngern. ^ — y. 29. Am folgenden Tage sieht der Täufer Jesum zu sich kommen und sagt zu seiner Umgebung: „Siehe das Lamm Gottes, welches die 1^ Seite aber diese Vermutung nicht be£[ründet sein und keine Spur von emem transjordanischen Bethania mehr existiren, so wäre doch deshalb dem Evswffelisten kein geographischer Irrtum beizumessen , und könte nur maDlose Hyperkritik daraus ein Argument gegen die apostolische Abfassung des Evangeüums entnehmen wollen. — Die beiden Namen BijO^avi« und Br^ daBapd nur für verschiedene Benennungen eines und desselben Ortes zu halten (mit Possin, SpiciL evang.p, 32 m der Catena in Marc, p, 382 f,), da rnn9 n*i3 domus transUus, Furthausen dasselbe bedeute wie ^^SM n*'^ domus navis, Schiffhausen — ist deshalb unthunlich, weil diese Deutimg von Bt;- davta nicht auf das Bethanien am Oelberge paßt, üeberhaupt sind die yer- schiedenen Deutungen dieses Namens, wie *^3'^rm*^ä Dattelhausen {Ligktf.) ms n'^a locus depressionis (Simonis) oder »J3? r'*3 domus nUseri höchst zweifelhaft. — Auch Über die Lage von Bethahara laßt sich nichts weiter sagen, als daß der Ort an einer der Jordanfurten lag. Die Identificirung mit nn3~n*^n (Eicht. 7, 24) ist fraglich und für die Bestimmung der Lage nichts austragend, weil auch die Lage dieses Ortes unsicher ist; s. m. Conmi. zu Bicht. 7, 24. 2) V. 29. Das Subject 6 'Lücewt^c in der Rec. nach EFGBT^ al. fehlt in t^ in tkABCEFG cet, dem wss* der Rec, welches sich eist in KMPal, findet JolL J, 29. 125 SOnde der Welt aof sich nimt*^ t{ iicatSptov ist der auf den Yoigang T. 19— ^27 folgende Tag; nicht onbestimt einer der folgenden Tage, if^^dfievov irpo^ auxov zu sich kommend. Zn welchem Zwecke, ist nicht angegeben, aber sicher nicht, am sich von ihm taufen zn lassen (wogegen t. 32 f.), noch auch um von dem Täufer sich vor der Ver- suchung zu verabschieden (wogegen v. 35); vielleicht um sich im Kreise des Tftnfers Jünger zu suchen {God.)^ was sich mit v. 36 unschwer ver- einigen liefie. Mit iSe weist der Täufer seine Umgebung auf den zu OuD Kommenden hin und bezeichnet ihn als o a(i.vbc tou öeou das (be- stirnte) Gotteslamm, welches in der Person des Messias laut prophe- tischer Yerkfindigung als der Träger und Tilger der Sünden des Volks erwartet wurde. Streitig ist unter den AusU., welche Stelle des A. T. dieser Bezeichnung zu Grunde liege, ob Jes. 53, 7, wie schon die griech. Kchw. und die meisten Ausll. älterer und neuerer Zeit an- nehmen, oder die Idee des Paschalammes, wofür Grot, Lampe, ffofin. Schriftbew. II, 1 S.295) u. Lthdt. sich erklärt haben. Für diese Ansicht and gegen die Beziehung auf Jes. 53, 7. u. 12 macht Jffofin. geltend, daß dort das Lamm nur als Bild der Hingebung dient, mit welcher der Knecht Gottes sich mißhandeln läßt, während der Täufer sagen wolle, was die Welt an Jesu habe, was er ihr von Gottes wegen sei und leiste, nämlich das, was Israel, als es aus Aegypten erlöset wurde, an dem Pttchalamm hatte. Allein dieses Argument erschiene doch nur dann beweiskräftig, wenn die Beziehung auf Jes. 53, 7 blos auf die Worte ,wie ein Lamm* zu beschränken und von dem Zusammenhange ganz abzuseheji wäre. Erwägt man aber, daß dort der Knecht Gottes dar- gestelt wird als der, welcher unser aller Stlnde trägt und zur Schlach- tnng geführt seinen Mund nicht aufthut und wie ein Lamm vor seinen Scheerem verstummt, und daß er seine Seele zum Schuldopfer gibt, so läßt sich gar nicht verkennen, daß der Täufer aus dieser Weißagung das Bild von dem Lamme Gottes, welches der Welt Sünde trägt, ent- nommen hat. Dagegen würde der Einwand, daß es in diesem Falle naher gelegen hätte, Jesnm statt nach jener Vergleichung mit einem Lamme vielmehr als den zum Sündenträger bestelten Knecht Gottes m bezeichnen, doch nur in dem Falle in Betracht kommen können, wenn nicht nur der zur näheren Bestimmung des Lammes hinzugefügte Satz: 6 aipa>v nr^v afiapr. t. xoo(i.ou mit Gabi. u. A. in die unbestimte Vorstellung des geduldigen Ertragens der durch menschliche Verkehrt- heit und Bosheit zugefügten Leiden abgeschwächt und das Bild des Ijunmes auf den Begriff der Sanftmut und geduldigen Hingebung be- schränkt, sondern auch jede Beziehung auf den Opferbegriff sowol in der Weißagung Jes. 53 als in dem Ausspruche des Täufers in Abrede gestelt wird; wie dies B. Weiß gethan hat, der gegen [die Verbindung des Opferbegrilfo mit der Beziehung auf Jes. 53, 7 einwendet, daß dieser Begriff wol Jes. 53, 10 vorkomme, aber mit dem Bilde des Lammes nichts zn thun habe, und daß auch dem Täufer nur das Bild des gott- geweihten unschuldigen und stillen Dulders vorschwebe. Aber diese Beschränkung des Bildes des Lammes ist gleich unvereinbar mit der 126 Joh. I, 29. WeiBagong des Propheten wie mit der Erklärnng des Tftafers Aber das Lamm Oottes. — Femer meint man: die Bestimtheit des Aasdmckes: das Lamm Gottes fordere, mit Lampe an ein geschichtliches Lamm zn denken, also an das Paschalamm, wozu anch der Genitiv xou &eou am besten passe, möge man ihn als Genitiv des Eigentams: das Gott ge- hörige {Mey.) oder im Sinne: von Gott gegeben {v. Hofm.) fassen (LthdL). Allein die in dem Artikel 6 liegende Bestimtheit weist nicht auf ein wirkliches oder geschichtliches Lamm hin', sondern erklärt sich vollständig daraus, daß der Täafer die messianische Erklärung von Jes. 53 als anerkant voraussezt. Dies konte er aber voraussetzen, da diese Erklärung traditionell war, und Abravanei ausdrücklich bezeugt, daß Jonathan ben Uziel diese Weißagung auf den künftigen Messias deute und dies auch die Ansicht der Alten in vielen Midraschim sei. Auch der Earäer Jefet bezieht Jes. 53 auf den Messias und seine Ge- schichte von der Geburt bis zum Throne und beruft sich dafür auf den Vorgang seines Gonfessionsgenossen Benjamin ha-Nahäwendi, Erst die Polemik der Christen nötigte die jüdischen Ausleger diese traditionelle Erklärung aufzugeben. S. Delitzsch, Jes^j. S. 533f. den 3. A« und Hngstb. Christel. II S.349 ff. — Endlich meint Hofm.x In der Apoka- lypse 5, 9 verbinde sich mit der Hinweisung auf die Schlachtung des Lammes die Beziehung auf Israels Erlösung aus Aegypten so anmittel- bar, daß man nicht zweifeln könne, es sei bei dem Lamme an das Pascha gedacht. Allein die Beziehung auf Israels Erlösung aus Aegypten tritt da keineswegs so hervor, daß dadurch bei xb apvtov xb iof a-fjjLivov eine Hinweisung auf das Paschalamm warscheinlich gemacht wird. Die Darstellung Christi als des Lammes, welches geschlachtet worden, in der Apokalypse ruht auf Jes. 53, 7 in Verbindung mit Joh. 1, 29 n. 1 Petr. 1, 19 und sezt den Opfertod Christi voraus, welcher in Jes. 53, 10 geweißagt ist. Wenn sonach für die Herleitung der Bezeichnung Christi b a^ivo; xou deou vom Paschalamme beweiskräftige Indicien fehlen und der Bei- satz 0 aipcov ceU unleugbar auf Jes. 53 hinweist, so erklärt sich diese Bezeichnung doch vollständig nur aus dem Gebrauche des Lammes als Sflhnopfer. Zwar schreibt das Gesetz für die Sühnung der ganzen (re- meinde und des Hohenpriesters junge Stiere, und des Fürsten einen Ziegenbock als Sühnopfer vor (Lev. 4, 3. 14 u. 23), aber behu& der Sühnung von Unterlassungs- und Uebereilungssünden einzelner Glieder des Volkes weibliche Lämmer (Lev. 4, 32 u. 5, 6), und was für unsere Stelle besonders in Betracht komt, behufs der Wiederau&ahme des ge- heilten Aussätzigen in die theokratische Gemeinschaft und für den Nasiräer, der sich verunreinigt hatte, in den geweihten Stand des Nasi- räats war ein Lamm und ein jähriges Lamm als Schuldopfer zu bringen (Lev. 14, 12 u. Nun. 6, 12), womit der Ausspruch des Propheten, daß der Knecht Gottes, der die Sünden des Volks trägt, seine Seele zum Schuldopfer gibt Jes. 53, 10, in vollem Einklänge steht — Zweifelhaft erscheint auch die von Bengel in den Worten: etiam sub typo agm paschaHs angedeutete Nebenbeziehung auf das Paschalanäm, die Job. 1, 20. 127 Hn§iib. weiter za begrflnden versacht hat und auch God, far war- Bcbemlich erachtet, da weder die Bemerknng, daß das Paschalamm das eigentliche Bondesopfer and die Gmndlage des ganzen übrigen Opfer- wesens war and die übrigen Sündopfer nar in Yerbindang mit ihm Wert and Bedeatang hatten, noch die Stellen 19, 36, wo Christas als das G^enbild des Pascha's erscheint, and IKor. 5, 7: xo irao^a i^(irechen nicht berechtigt sind. Auch die Behanptong, daG xeSajLo^ in dem hier gebrauchten Sinne erst der späteren apostolischen Lehrsprache angehöre, ist nnerweislich. Wenn dttistos schon in der Bergpredigt seine Jttnger t6 tpdii; -cou x^ojlou nent (Mtth. 5, 14), so bezeichnet er damit zugleich die Menschheit als in Finster- nis lebend und des Heils ermangelnd. Und wenn der Täufer den Knecht Gottes, dessen sühnendes Todesleiden in Jes. 53 geweißagt war, in Jes. 42,6. 49, 6 als das licht der Heiden, damit das Heil Gottes bis zum Ende der Erde komme, dargestelt fand, so konte er von dem Lamme Gottes auch das Anf- sichnehmen der Sünde der Welt aussprechen, so daß nicht erst der Eran- gelist die Beziehong der Heilsbedeutung des Messias auf den xöoyioc in die Worte des Täufers anzutragen brauchte. — Was endlich den vermeintlichen Widerspruch des vorliegenden Zeugnisses des Täufers von Jesu mit dem Vorgänge in Mtth. 11, 3 betrift, so haben wir schon im Comm. zu Matth. S. 270 f. beoMrkt, daß die in der lezteren Stelle erwähnte Frage des im Ge- jßngnisse sitzenden Täufers an Jesum, ob er der Kommende sei, nicht aus der volkstümlichen Gestalt seiner messianischen Beichserwartung entsprun- gen, sondern psychologisch aus einer inneren Anfechtung, die seine Er- kentnis momentan trübte, zu erklären sei. y. 30 — 34. Nach dem Hinweise auf Jesam als das Lamm Gottes erklärt der Täufer seinen Zuhörern: „Dieser (der zu ihm kommende Jesus) ist der, von welchem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der mir vorangekommen ist^* n. s. w. oirip ou von dem Ctogenstande, ttber welchen gesprochen wird, wie Rom. 9, 27; vgL fViner Gr. §. 47. 1 3 (8. 358). elicov wird von de W., Ew., Hngstb., God. n. fFeiJf auf die Andeutung bezogen, weiche der Täufer Tags zuvor den Gesandten des Synedriums über das Kommen des Messias gab (v. 26 f.). Diese Aof- fassnng liegt schon der Lesart aux^c ionv o oic. |i. ip^M o<; l|iicpooMv |ioo /(iyovav des text rec, zu Grunde, den Hngsib, u. God, hr ur- sprünglich halten, während Weifi^ ohne die Richtigkeit dieser Lesart SU vertreten, diese Beziehung durch die Annahme zu rechtfertigen sucht, dafi das Hauptmoment der Rflckweisung auf dem 6 6icioTO( ioxtv v. 30 statt ovtoc '^v V. 15 und Ipxexai avi]p oc statt o ip^opievoc erklären sich daraus, daB der Evangelist hier (v. 30) die Worte des Täufers in ihrer nnprftnglichon geschichtlichen Form anfährt. — In v. 31 ff. gibt der Tftofer an, wie er die für dieses Zeugnis von Jesa erforderliche Ge- wißheit erlangt hat xa^m und ich, wie v. 33 n. 34 die Rede weiter- fahrend; nicht: auch ich, wie alle anderen (God, LthdL)\ denn die drei auf einander folgenden xa^m können nicht in verschiedenem Sinne ge- faßt werden, ifco nachdrücklich: ich meinerseits — im Gegensatz zor göttlichen Offenbarung. — Der Gedankenznsammenhang in v. 31 — 33 ist folgender: Ich kante ihn nicht als Sohn Gottes, war aber angetreten mit Wasser taufend, um ihn Israel offenbar zu machen, und bei Aus- richtung dieses Berufe sah ich den Geist vom Himmel auf ihn herab- kommen und erkante daran, daß Jesus der Sohn Gottes ist, da mir Gott zuvor verkündet hatte, daß der, auf welchen ich den Geist Gottes horabkommen sehen werde, der ist, welcher mit heiligem Geiste tauft. Der Apostel hat in seiner parataktischen Erzfthlungsweise die einzelnen Ponkte dieser Erklärung des Täufers einfach durch aXXa und xai an emaader gereiht, und zwar so, daß er erst die Hauptsache, das Schauen des Herabkommens des Geistes auf Jesum erwähnt und dann erst den ümatand nachholt, durch den er in den Stand gesezt wurde, an diesem Zeichen Jesum als Sohn Gottes zu erkennen. Den Vorgang, bei dem dies geschah, sezt er als in der christlichen Gemeinde bekant voraus, 80 daß er unerwähnt läßt, daß es bei der Taufe Jesu geschehen. Daraus mit Baur u. Eeim zu schließen, daß der vierte Evangelist von einer Taufe Jesu nichts vrisse, ja daß er von seiner Gesamtanschauung ans nichts davon wissen könne und dürfe, ist hTperkritische Willkür, wie Beyschlaff, Zur Johann. Frage S. 31 schlagend gezeigt hat.^ Mit den Worten: iXX' ?va (pavspooS^ cet, deutet der Täufer an, daß, obgleich er Jesum nicht kante, doch sein Auftreten mit der Wassertaufe in innerem Zusammenhang mit der Erscheinung des Mes- aas stand, dazu dienen soite, denselben dem Volke Israel offenbar zu machen, tva favepeftd^ cet ist voranfgestelt als die Hauptbestimmung fiir die göttliche Anordnung seiues Auftretens als Täufer. ^Xdov ich kam d. h. trat auf, nicht ans eigenem Entschluß sondern von Gott ge- sandt (laut V. 33). Diese Aussage über den Zweck seiner Sendung tthließt die in v. 23 erwähnte Bestimmung seines Berufes, dem Kom- men des Herrn den Weg zu bahnen, nicht aus sondern ein. Denn der Messias konte Israel nicht eher offenbart werden, als bis ihm der Weg bereitet war {Hngstb.). — In v. 32 f. gibt der Täufer an, wie er zu der Erkentnis Jesu, die er bei seinem Auftreten noch nicht hatte, gelangte, Dimlich dadurdi, daß er den Geist anf Jesum herabkommen und auf Oua bleiben sah. Da der Evangelist aber das Zeugnis des Täufers von 1) Auch Weiß bemerkt treffend: ',Es ist «uus undenkbar, daßderEvan- gaüit durch sein bloies Schweigen von dem Tauüacte gemeint haben solte, ein« in d«r Gemeinde überall angenommene Thatsache wegzuleugnen/ 9» 132 Joh. I, 32-34 Jesa berichten will, so fhhrt er die Erklärnng des Tänfen über die ihm gewordene Anschaanng mit: (xal) i(iapTupt)oev 'loawrjc Xiya>v ein. Logisch betrachtet sind diese Worte mit Bmg, n. LUcke parenthetisch zu fassen, aber von dem Evangelisten eingeflochten, um ,das eigentliche punctum saliens in der Rede des Täufers^, da^enige weshalb diese Rede mitgeteilt wird, hervorzuheben (Hngstb.\ dafi nämlich das Zeug- nis des Tanfers auf einer Thatsacho beruht, die er erlebt hat. oti ist recitativ. teftiaiJAi geschaut habe ich — das Perfect wie in v. 34 von einem abgeschlossenen und für die Gegenwart feststehenden Factum, vgl. Winer §. 40, 4 S. 256. — Das Nähere über die Sache s. im Gomm. zu Matth. 3, 16. Durch den üebergang vom Participe zum Yerbum fin. S(ieivev wird die Wichtigkeit dieses Punktes hervorgehoben, iic auxov steht nicht für iic' auiou, sondern: er blieb auf ihn herabgekommen, nicht: ,auf ihn hingerichtet^ i^eifi)^ womach der Geist nicht als etwas gedacht wäre, das sich mit Jesu vereinigte, sondern nur, daB Jesus unter dessen dauernder Einwirkung von der Taufe an blieb. — Y. 33. Was Johannes schaute, erhielt die beabsichtigte Bedeutung fär ihn da- durch, daß Gott, der ihn gesandt hat, ihm das zu Schauende als das Phänomen bezeichnet hatte, an dem er Jesum als den mit heiligem Geiste taufenden erkennen solte. DaB aber dieses Schauen bei Jesu Taufe stattämd, ergibt sich sowol daraus, daB Johannes zum Taufen gesandt war und beim Vollzüge dieses Berufe die verheißene Kund- gebung erwarten solte (Mey.)^ als auch aus der Bezeichnung Jesu 0 ßaimCcov iv icveu|JAXi ayicp. Mit heiligem Geiste taufen kann nur der, welcher durch den Empfang dieses Geistes dazu ausgerüstet ist, — In v. 34 schließt der Täufer seinen Bericht über diesen Vorgang mit nachdrücklicher Bezeugung des Erlebten. „Und ich habe gesehen und habe bezeugt, daß dieser ist der Sohn Gottes.*^ In dieser Erklärung klingt offenbar die Stimme vom Himmel: dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wolgefalleu habe (Mtth. 3, 17), nach {ffngstb.). Daß 6 uloc T. OeoS nicht einfache Bezeichnung des Messias im Sinne der damaligen jüdischen (und der neuprotestantischen) Theologie ist, sondern den Begriff der göttlichen Natur Christi in sich schließt, erbellt aus der in v. 30 u. 27 ausgesprochenen tiefen Unterordnung des Taufen unter Jesum. Wenn aber der Täufer Jesum an dem Herabkommen des Geistes auf ihn zufolge göttlicher Offenbarung als den mit heiligem Ctoiste Taufenden erkennen solte, und an dem Schauen dieses Phäno- mens ihn als den Sohn €k>ttes erkant hat, daß er vor den Abgesandten des Synedriums und vor seinen Jüngern von ihm zeugen konte, so muB er notwendig den Vorgang bei der Taufe als eine reale Geistesmittei- lung an Jesum aa%e£aBt haben. Mit vollem Rechte bemerkt daher auch Weifi: ,Die Annahme, daß es sich hier nur um ein göttliches oi)|ieibv ftr den Täufer handelt, dem keinerlei inneres Erlebnis Jesu entsprochen habe, durch das vielmehr nur dem Täufer das Erfliltsein des Messias mit dem (leiste kundgethan sei {Mey. und wol auch Brckru nach Schieierm, L. J. S. 150, yglBaur, neutestl.Theol. S.367), wider- spricht ebenso der Johanneischen wie der synoptischen Vorstellung, Joh. 1, 34. 133 ttfld scheitert schon daran, dafi dies oijjjkstov das gerade Gegenteil von dem dargestelt hätte, was es andeuten solte*; obgleich Weiß nach seiner oben erwähnten Deatnng des Ifisivsv iii^ autov dieses innere £r- Jebnis darauf redncirt, ,daB der Geist nur herabkomt, nm auf ihn ge* richtet zu bleiben d. h. ihm danemd seine Anregungen und Eraft- mitteilongen zuteil werden zu lassen/ Ans y. 33 erhellt klar, daß der Täufer das y. 29 n. 30 berichtete Zeugnis Ton Christo erst nach der Taufe Jesu abgelegt hat Da aber dies am näch- sten Tage nach der Verhandlung der Deputation des Synedriums mit ihm gesehah, so könte die Taufe Jesu, falls sie nach der Befragung des Täufers ober seinen Beruf vonseiten des Synedriums zu setzen wäre, nur an einem dieBer beiden Tage zwischen v. 31 u. 32 (Ew.) zu setzen sein, entweder gleich Dsch dem Weggange der Gesandten (Bg.-Cr,, Brckn.) oder am Tage des zweiten Zeugnisses d. L kurz vor Ablegung desselben {Hngsth.). Fttr diese Annahme hat Hngstb, teils die Unbestimtheit des Täuferzeugnisses über die Person Christi (v. 19—28), teils die Verwandtschaft der Erklärung des Täu- fers in V. 19—28 mit der in MttL 3, 11. LuL 3, 16, endlich das Kommen Jen zu Johannes v. 29 geltend gemacht. In v. 19—28 enthalte sich Jo- hannes jeder näheren Bezeichnung der Person ChristL Dies ist allerdings richtig, aber die Gesandten des Synedriums hatten ihn auch nicht über die Penon Christi, sondern nur über seine Person und sein Taufen befiragt. Dennoch erklärt er denselben sein Verhältnis zu Christo mit den Worten: Er steht mitten unter euch, den ihr nicht kennet (v. 26), welche zeigen, ds£ er von dem messianischen Auftreten Jesu schon Kentnis hatte. — Die Verwandtschaft aber der Erklärung des Täufers in v. 26 u. 27 mit der bd Matth. u. Luk. a. a. 0., die sich namentlich darin kundgebe, daß hier wie dort die Wirksamkeit des Messias als eine rein zukünftige erscheine, wie denn auch jene AeuBerung des Täufers bei Mtth. u. Luk. in die Zeit vor der Taufe Jesu gesezt sei, liefert kein Argument für die nähere Bestimmung der Zeit der Taufe Jesu, weil das 6 oxiou) (lou IpyofLevo; (bei Mtth. u. Johannes) niehts weiter besagt, als daß Jesus später als der Täufer öffentlich aufge- treten ist, und nach Mtth. u. Luk. zwischen der Taufe Jesu und seinem öffentlichen Auftreten die 40tägige Versuchung liegt, femer Matth. u. Luk. ohne nähere chronologische Angaben nur zuerst die Wirksamkeit des Täufers ftbenichtlich schildern, sodann die Taufe Jesu als den Höhepunkt derselben erwähnen, mit der sie ihre Berichte über das Wirken des Täufers schließen, Lok. sogar gleich seine Gefangensetzung unmittelbar anreiht. — Noch we- niger läßt sich endlich aus dem Kommen Jesu zum Täufer v. 29 schließen, daß es kein anderes als das Kommen zur Taufe sei, von welchem die anderen Erangelisten, besonders Matth. in 3, 13 reden, weil sonst fOr dieses Kom- men Zweck und Ziel fehle. Denn obgleich der Zweck und die Absicht des- selben nicht überliefert ist, so gründet sich doch die Annahme, ,daß nach aUen Spuren ein näherer persoiüicher Verkehr zwischen Jesu und Johannes lieht statt&nd, vielmehr absichtlich vermieden wurde', auf Mose Vermutung die a]s argumentum e silentio nichts beweisen kann. Dagegen wird die An- ashme, daß Jesu Taufe zwischen v. 31 u. 35 unseres Cap. falle, schon durch die genaue Zeitangabe v. 29 ausgeschlossen, weil dann, da die beiden in 134 Joh. 1, 34-36. ▼. 19—28 nnd y. 29—34 berichteten Vorginge nni einen Tag Ton euumder getrent sind, fOr die 40 Tage der Yersnchnng Christi, welehe die anderen Evangelisten onmittelbar nach der Taufe stellen, kein Banm übrig bleibt Dieses Factum läßt sich durch die Anskxmft, ,daß die Yersnchnng Christi eine sehr passende Stelle in der Zeit finde, da Jesus sich mit seinen Jüngern in dem jüdischen Lande aufhielt 3, 22, und um yieles begreiflicher werde, wenn Jesus mit seinen Zeichen und mit der Oflfenbamng seiner Herrlichkeit bereits den Anfang gemacht hatte' {Engstb,), nicht beseitigen, wird yielmehr sowol durch das tuH<^ Mrk. 1, 12 aJs auch durch die Angabe, daB Jesns yon dem Geiste, der bei der Taufe auf ihn herabgekommen war, in die Wüste geführt wurde, um vom Teufel 40 Tage versucht zu werden (Mtth. 4. 1. Lnk. 4, 1), als unstatthaft zurückgewiesen. Wir müssen demnach mit Lücke, ThoL, Olsh., de W,, Wiesel., Ebr„ Likdt., God. u. vielen älteren die Taufe Jesn vor der Ankunft der vom Synedrium an Johannes abgesandten Priester setzen, und zwar nicht unmittelbar vor dieser, sondern so weit vorher, daB denellMsi auch die 40tägige Versuchung Jesu in der Wüste voraufgegangen ist, was Mey. aus dem ganz nichtigen Grunde bezweifelt, weil die Versuchung als wirklich äußerlicher Vorgang für den Zweck des vierten Evangeliums so be- deutsam gewesen wäre, daB der Apostel sie hätte nicht unerwähnt lassen können. V. 35 — 40. Nochmaliges Zeugnis des Tftufers vor sweien seiner Jünger. ^ — V. 35 f. Am nächsten Tage wiederum, als Johan- nes mit zweien seiner Jünger dastand und auf Jesnm, der einher wan- delte, seinen Blick richtete, sprach er: „Siehe das Lamm Gottes.*^ T-g iiraoptov itaXiv weist auf v.29 zurück, itdlXiv aber gehört nicht zu 8iotr|- xei vor dem es steht, sondern sachlich zu Xi^ei* t&s ceL Denn nicht das will der Evangelist betonen, daB Johannes wie am Tage zuvor da- stand mit zwei Jüngern und Jesum einherwandeln sieht, sondern dies, daB er Jesum, als sein Blick auf ihn sich richtete, wiederum ab das Lamm Gottes bezeugt. Das Dastehen des Johannes ist in v. 29 nicht einmal erwähnt und kann, wenn es sich auch von selbst verstand, als ein fDr das Zeugnis untergeordnetes Moment nicht durch icaXiv hervor- gehoben sein. Hier ist es nur erwähnt, um die Anwesenheit der beiden JOnger bei dem Täufer daran zu knttpfen, und eion^xet parataktisch dem folgenden xat Xi^st coordinirt, logisch aber dem \t\WL unterzuordnen. Damit wird die Deutung: er stand da ,in Erwartung Jesu^ (HngsA.) hinftllig. ifißXitJ/ac den Blick auf Jesum, als er einher wandelte, ge- richtet habend. Das Zeugnis: „siehe das Lamm Gottes^^ ist eine ab- gekürzte Wiederholung des Tags zuvor ausgesprochenen (v. 29), inhalt- 1) In V. 37 hat Tisch, 8 xai vor inxousav nur auf Grund von K* getilgt, gegen Überwiegende Zeugen; und autobmlt tKB hinter )JLabr^'zal gestelt, was schwerlich mit Mey, für Confoimation nach v. 35 betrachtet n^en kann. In AA ist auTou unmittelbar mit i^xoooav als (Genetiv des Objects verbun- den. — In V. 40 ist mit Griesb.XL Tisch, nach BC*LT^ aL xat l^^^t su lesen statt x. T^sts, das nach v. 36 u. 47 conformirt erscheint Hinter 9JX^v ist nach vtÄBCL eet. ouv aufzunehmen, das in der Bec fehlt, und hinter &pa nach den ältesten Zeugen {vtABCLP cei.) U der Bec. zu streichen. lieh jraem gleich, aber nach Absicht and Erfolg verschieden nnd des- lialb Tom EyangeHsten mitgeteilt Tags snvor komt Jesos auf den Tftnfer zo, wie einer der sich ihm anschlieBen will; da spricht Johannes nur, daB der wacher sein Jflnger zn sein scheine, sein Meister sei (v. 30). Das selten seine Jünger wissen. Tags darauf, als er Jesum wandeln flieht^ wiederholt er vor den bei ihm stehenden zwei Jüngern das Zeng- njs: dieser ist das Lamm Gottes, nm sie zu veranlassen oder indirect aufnifordem Jesu nachzufolgen {Baur, LtML, God,, Hngsib), Denn daB dieses Wort an die beiden gerichtet ist, was Weiß bestreitet, das wird schon dadurch auBer Zweifel gesezt, daB ihre Anwesenheit aus- drücklich angegeben ist. Richtig bemerkt übrigens W,, daB i%e 6 2p.vo; T. ft., da der erlftutemde Zusatz v. 29 fehlt, offenbar rückweisenden Charakter habe und also voraussetze, daB die beiden Jünger am vorigen Tage auch zugegen gewesen waren (gegen de W. u. Ew.). DaB aber Johannes die beiden Jünger nicht direct zum Anschlüsse an Jesum auf- fordert, sondern es indirect in der Form einer Aussage über Jesum thut, das wird nach der treffenden Bemerkung von Lthdt seinen Grund darin haben, ,daß die AnschlieBung an Jesum eine freie That sein solte imd nicht eine That des Gehorsams der Schüler gegen ihren Meister, welchem zn gehorchen sie gewohnt waren, vielmehr eine Folge des per- sönlichen Eindrucks Jesu und nicht ohne Kundgebung seines eigenen Willens (vgl. v. 40)S Der eine dieser Jünger wird v. 41 Andreas ge- nant, der Käme des anderen ist nicht erw&hnt, wird aber von den meisten AusU. älr Johannee gehalten, der sich ja in seinem Evangelium nirgends ausdrücklich nent, da er sichtlich aus genauer Erinnerung er- lAUt und die Genauigkeit der ganzen Erzählung den Augenzeugen zu erkennen gibt, auf dessen Inneres dieser Vorgang einen bleibenden Ein- dmck gemacht hat — Y. 38 ff. Jesus wandte sich um; er hatte die Tritte der Nachfolgenden gehört oder im Geiste sie sich folgen gesehen. Sich umwendend fragt er sie: xi CiQtsixe, was suchet ihr? Sie antwor- teten: „Rabbi, wo weilest du? d. h. wo herbergest du — [livsti; correlat dem icepiiraxouvtt v. 36. Die Anrede gibt der Evangelist in ihrer ur- ^rflngiichen Form j^ßßi (*ian «» mein Herr, von nn Großer), verdol- metscht sie aber für die griechischen Leser des Evangeliums durch SiBdfoxaXe. Ueber den Titel Rabbi als übliche Bezeichnung der jüdi- schen Gesetzeslehrer s. die Erkl. Matth. 10, 51. Aus der Anrede Rabbi l&Bt sich ebenso wenig als aus der Frage nou |jiveic schließen, daß sie Jesam nur für einen jüdischen Lehrer oder reisenden Rabbi hielten, der dort in der N&he bei einem Gastfreunde seine Herberge hatte (Mey,). Denn Rabbi war wie das franz. mansieur eine sehr respectvoUe Anrede, gleichbedeutend mit xupie, so daß die Jünger sie neben dem allerdings bAii%eren xopte bis in die lezten Zeiten des Erdenlebens Jesu hin ge- brauchen; so nach Mrk. 9, 5 noch bei der Terklärung Jesu und 11, 21 noch bei der Verfluchung des Feigenbaumes zu Anfang der Leidens- woche, und bei Johannes nicht nur 4, 31. 9, 2, sondern auch noch 11,8 bei der Auf erweckung des Lazarus, wie denn auch Jesus noch in den lezten Reden vor seinem Leiden 13, 13 beide Benennungen (o hiiio- 136 ^toh. 1, 40. 41. xaXoc und 6 xupi(K) gut heifit. — Jesas antwortet v. 40: ^yKommet so werdet ihr sehen'S Sie hatten «ur den Herhergsort wissen wollen, am ihn hernach dort aofzosnchen, Jesus aher ladet sie ein gleich mitzukom- men. So kamen sie denn mit ihm and sahen, wo er herbergete (icou ]i.iv8i nach bekanter Einflechtung der directen Rede in abhängigen Sätzen, 8. fFiner §. 40, 2. c), and blieben bei ihm jenen Tag. Die erste Zosammenkonft mit Jesu ist dem Johannes so wichtig, daB er noch im späten Alter die Stande angeben kann. „Es war am die zehnte Stande'^ etc. als sie zn Jesu kamen. Ob diese Angabe nach der römi- schen Standenzählang von Mitternacht an, oder nach der jfldischen von Sonnenaafgang an gerechnet, also gegen 10 Uhr yormittags oder um 4 Uhr nachmittags war, läßt sich nicht sicher bestimmen, warscheinlich ist die zehnte Stande des Vormittags gemeint, da die Bemerkung: sie blieben jenen Tag, dazu besser paßt, als für die Zeit um 4 Uhr nach- mittags, wo nur 2 Standen von dem Tage übrig waren. ^ Ueber den Inhalt des Gesprächs ist nichts mitgeteilt, nur ersehen wir aas dem Fol- genden, dafi sie daraus Jesum als den Messias erkant haben. Cap. I, 41— 11^ 12. Die erste Selbstbezeugung Jesu als Sohn Gottes. Von V. 41 an wird erzählt, wie sich Jesus selbst durch Wort (v. 41 — 52) und That (2, 1 — 12) vor seinen ersten Jüngern and im Fanülien- kreise als Messias and Sohn Gottes bezeugt hat y. 41—52. Die ersten Jünger Jesu.^ — Y. 41. Die Notiz, daB der eine der beiden Jflnger, welche Jesu nachgegangen und auf seine 1) Die Bestimmung der Tagesstunden nach der römischen Stunden- zahlung im Evang. des Joh. ist durch die Angabe 19, 14 TgL mit Mrk. 15, 25 außer Zweifel gesezt, wofür wir diegeschichtlichen Belege zu Matth. 27, 45. S. 585. Note beigebracht haben. Wenn aber nicht nur Mey, mit Anderen, sondern auch noch Weiß zu Mey.^a Conun. diese Annahme als ,in harmo- nistischer Absicht' herbeigezogen verdächtigt, so beweist fV, damit nur Un- kentnis der geschichtlichen Zeugnisse, wache Wieseler, BeitrtoB S. 252 ff« dafür, dafi gegen Ende des ersten Jalurh. die römische Stundenzämunff schon in Kleinasien oekant und üblich war, zusammengestelt hat. YgL no für ursprünglich zu halten. — Y. 46. Mit V(B 33 u. Orig. liest Tisch. 8 uiov xou 'Iwa., da der Artikel xdv vor utdv in der Bec. (ALJ[ alj wol nur wegen des folgenden xdv dico NaC zueesezt ist. — In V. 50 haben EL nur dicsxmftn) aiix^ Na^.: die Bec direxpiOr No^. xal Xejei aOxuj ist conformirende Erweiterung nacn v. 51. — Y. 51. iJas ^xi toi Joh. 1, 41. 42. 1S7 Einladaiig hin jenen Tag bei ihm geblieben waren, Andreas hieB, wird hier nachgebracht in Bflckaicht darauf, daß dieser zaerst seinen Bmder Simon trift nnd Jesa znfQhrt (v. 42). supioxei findet, trift, sezt zwar nicht notwendig ein absichtliches Suchen voraus, schließt dasselbe aber such nicht aus. Die Freude, die sich in dem s6pi]xa|uv x. Msootav (?.4d) ausspricht, macht es höchst warscheinlich, daß er nach dem Weggange von Jesu sobald ab möglich seinen Bruder aufgesucht und die selige Erfahrung ihm mitgeteilt haben wird. Zu Bupi]xa|iisv merkt Beug, treffend an : magnum et iaetum eSpTnno, 40 propemodtm saecuhs a mundo exspectatum. Ex Johanne äidicerunt in proximo esse. Frei- lich l&St sich daraus .nicht schließen, daß Andreas noch an demselben Abend seinen Bruder nicht nur getroffen, sondern auch zu Jesu gefbhrt habe. Das ieztere anzunehmen verbietet die Angabe v. 40, daß sie jenen Tag bei Jesu blieben, also jedenfalls bis zum Abend, so daß nach dem W^gange nicht mehr Zeit war, noch an dem nämlichen Tage Simon in Jesu zu führen. Mit Becht erklärt sich daher Weifi gegen die An- nahme von Mey., God., Hngsib., Brückn. u. A., daß die Scene v. 42 f. noch an dem v. 35 genanten Tage spiele. Die Zählung der Tage v. 29. 35. 44 u. 2, 1 reicht zur Begrttndung dieser Annahme nicht aus, nnd mit^oif^u. A. hinzuzudenken, daß die beiden Jflnger Jesum einen Augenblick verließen und daß Petrus von Andreas eingefdhrt noch vor der Nacht zu Jesu kommen konte, ist nicht nur unberechtigt, sondern anch mit dem supioxsi icpäxoc unvereinbar. Nur geht W. darin zu weit, daß er ans dem Fehlen einer Zeitbestimmung schließt, die Ereignisse V. 42 f hätten nicht einmal notwendig am nächsten Tage stattgefhnden. Biese Notwendigkeit ergibt sich aus der Natur der Sache, da wir uns den Simon nicht so entfernt zu denken haben, daß Andreas ihn wenn nichtschon am Abende,so doch gewiß am nächsten Tage finden konte. Inder Angabe, daß dieser (Andreas) zuerst seinen Bruder fand, liegt mehr, als daß dies der erste Fall eines solchen Treffens war, wie es sich v.44u.46 wiederholte, denn in v. 44 trift nicht einer der Jflnger, sondern Jesus den Philippus nnd fordert ihn auf, ihm zu folgen. Auch folgt aus dem euptoxci irpaixo^ nicht, daß beide (Andreas und der üngenante) zu- sammen ausgingen, den Simon zu suchen (ßeng., Thol, de W., Hngs1b,\ wol aber, was Weiß bestreitet, daß beide ihre Brflder suchten und jeder den seinigen fand, tov ii&iov ä&eXf 6v ist nicht blose Umschreibung des Ponessivs (Lcke., ThoL, de W. u. A.), doch weist es auch nicht darauf hin, daß auch der andere Jflnger (Jobannes) im weiteren Sinne Bmder des Petrus war, ,gleichsam die Privatbrflderschaft, die leibliche im Gegensatz gegen die geistige und geistliche Brflderschaft bezeichnend (Hngstb.\ sondern hebt einfach hervor, daß es sein eigener Bruder in läblicher und geistiger Hinsicht war, den zu Jesu zu führen ihm am nftchsten liegen mußte. Eine Andeutung, daß auch der andere Jflnger et^ fehlt in der Bec gegen vUBL al„ nach welchen Tisch, 8 ee aufgenom- men hat — In v. 52 hat Tisch. 8 aicdpxi der Bec., weil in kBL a, b. c, /*. al. fehlend, getilgt, da kein Grand es wegznlaasen, abzusehen ist, dagegen die Hinzoftgiing auch abgesehen von MttL 26, 64 sehr nahe lag. 1S8 JoL 1, 42. 41 seinen Bruder suchte nnd traf, ist darin schwerlich zn Sachen; diese liegt viel eher in dem icpcoto^ Denn ,war Andreas der erste, der seinen Brader findet, so wird aach Johannes seinen Bmder Jakohns gefiinden haben, nur eben spater; denn sonst wäre Andreas nicht der erste, son- der einzige gewesen^ (Lthdt). Wie der Evangelist nnr Andreas nent nnd von sich schweigt, so schweigt er aach von dem Suchen nnd Finden seines Brnders. Darin hat man von altersher mit Recht eine Spur des Verfassers gefanden. Aach xov Meootav, hier und 4, 25 darch Xptorov verdolmetscht, ist ein Zeichen treoer Scfailderang des Erlebten, während in dem Berichte von dem Zeugnisse des Tftofers v. 20 n. 25 gleich die griechische Uebersetzang steht — Y. 43. Sobald Jesns seinen Blick anf Simon gerichtet hat, spricht er: „Da bist Simon, des Johannes Sohn, da solst Eephas heißen, d. i. verdolmetscht Petras.*^ ou el 2((i. ist nicht mit £w, fragend za fassen, aber aach nicht mit den Echvv., Benff. n. v. A. als fibematflrlich gewnBt za denken; denn Andreas konte seinen Brader nicht ohne seinen Namen za nennen, bei Jesn einführen. MH Recht wird aber die Namengebnng als Beweis, daB Jesas sofort das Herz Simons darchschaate and sich beiden JOngem als Herzenskandiger (2, 25) offenbarte, betrachtet, darans jedoch von Weifi die irrige Folge- rang gezogen, daß die Namengebnng nicht anf sdnen künftigen Bemf, der Fels der Gemeinde za sein, sich beziehe, sondern nar aaf den Cha- rakter des Simon, dessen rasches, darch jeden Eindrack leicht bestimm- bares Wesen dem oberflächlichen Anschaaen leicht das gerade Gegenteil einer Felsennatar zeigte, während der Tief blick Jesn, der den innersten Kern derselben erfaßte, sich troz alledem schließlich bewährt hat. Aber läßt sich denn Charakter nnd Bewährang desselben im Bernf so abstract trennen? oder solte Jesas als Herzenskandiger in der Kemnatar des Simon nicht anch sofort den Jünger erschant haben, der sich als Fels seiner za grflndenden Gemeinde bewähren werde? Und liegt denn nicht in dem iiXy)9ijo^ die Bewährang des inneren Keras der Natnr aasgesprochen? Denn daß xaXeio9ai mehr als blose Namengebnng aas- sagt and daß der Name, welchen Gott oder Christas einer Person er- teilt, Natnr nnd Wesen derselben ansdrflkt, das solte doch keines Be- weises mehr bedflrfen, wenn nicht noch Mey, xXtjÖi^oiq so abgeschwächt hätte, daß Jesas damit nar sage, wie er künftig heißen soll. Zwar liegt in xkrfirfliQ auch dies, daß Simon kflnftig den Namen Petras führen werde, aber nnr, weil er sich als Fels der Gemeinde Christi bewährt, weil er, wie Jesas Mtth. 16, 18 ihm sagt, Petras ist Denn daß dort Jesns nicht erst diesen Namen ihm beilegt, haben wir schon bei Erkl. jener Stelle bemerkt. Warscheinlich hat Simon diesen Namen erst nach jener Bewährang desselben darch das Bekentnis Jesn als des Sohnes Gottes im Kreise der Apostel erhalten (vgl. Gal. 1, 18. 2, 9. 11. 1 Kor. 1, 12. 9, 5. 15, 5), obwol er in den nach seiner Bewährang als Fels der Gemeinde (Act. 2, 14 ff. 36. 3, 1 ff. 12 ff. 4, 8. 13. 5, 3 n. s. f.) ver- CäBten Evangelien schon früher so genant wird, nnd Mark, in seinem compendiarischen Berichte der evangelischen Geschichte schon bei Mit- teilnng des Apostelverzeichnisses 3, 16 bemerkt, daß Jesns dem Simon Job. U44-46. IM den Nftmen Petnu gegeben habe, lieber die Namen Kephas a. Petros a.zBMattii.16, 18.1 y.44f. Am folgenden Tage, als Jesus vom Jordan, wo er in der Nähe des T&ofen gewesen (v. 29 o. 35), nach Oalilfta hinausgehen wolte, trift er Philippns und fordert ihn auf, ihm zu folgen. t{ iicau- piov ist nicht von v. 35 sondern von dem y. 42 ff. erzählten Vorgänge an zn zählen, also nicht der dritte sondern der vierte Tag von v. 19 angerechnet (B.za v.42). Ans iq&^tjosv i^eXfoiv ergibt sich, daß Jesus den Phüippos beim Antritt der Reise in die Heimat traf, nicht nnter- wega auf der Reise (Lcke., ThoL). axoXou9ei (noi ist nicht als Be- rnfimg znr apostolischen Nachfolge zu fassen, sondern zunächst nnr Aufforderung, sich ihm anzuschliefien. Darauf deutet die Notiz v. 45 hm, daß Philippus von Bethsaida her war, welches am See Genezaret (s. zu Mtth. 11, 21) , also in Galiläa lag, wohin Jesus gehen wolte. Aber der Zosatz: „aus der Stadt des Andreas und Petrus'^ zeigt, daß der Ruf mit dem Anschlüsse dieser beiden zusammenhing. Denn obgleich von diesen in v. 42 u. 43 nicht ansdrficklich berichtet ist, daß sie Jesu nachfolgten, so läßt sich dies doch schon aus der Freude schließen, fldt welcher Andreas seinem Bruder Simon verkündet, daß sie den Messias gefimden haben, und denselben Jesu zufährt. Auch von Phi- lippos und Nathanael ist in v. 44 — 52 nicht ansdrficklich angegeben, daß ne Jesu nachfolgten und doch hat Jesus drei Tage später Jflnger, die mit ihm zur Hochzeit in Eana Galiläa's geladen werden (2, 1 f.). Dirans ergibt sich unleugbar, daß alle die v. 41 — 46 als zu Jesu ge- kommen Genanten sich mit ihm, in seinem Gefolge nach Galiläa be- geben hatten. Warscheinlich war auch Philippus wie Andreas zeit- weilig bei dem Täufer jenseits des Jordan gewesen, wenn er auch nicht sein Schaler geworden war. — T. 46. Philippus trift den Nathanael, 1) In Matth. 16, 17 heißt Simon Bapiwvd Sohn Jona*8, in sfimiliehen Hdsehr. ohne eine Variante, hier dagegen in v. 43 und in 21, 15. 16. 17 hat der text rec. nach AiB^ tlCK «)XrAAII aL, und in 21, 16 AT, auch D, gleich- &l]s 'loiva, aber die Cfodd. K^2. 33 a, b, /*. al, bieten luidvou (B) oder 'luidwou, wdehe Lesart Lehm. n. Tisch, vorgezosen haben. Einen Widerspruch würde der Name 'Imcewou im 4. Evang. mit dem ^Iwva bei Matth. nur in dem Falle lulden, wenn — wie von den meisten AuslL und auch in unseim Comm. zu Uatth. angenommen wird — der Name "Icuvä mit dem des Propheten Jana identisch und von t^yin Taube abzuleiten wäre. Allein dieser Name kann aaeh eine der mancherlei Abkürzungen der griechischen Namensform des hebr. Win*| oder läTTi*« sein, da dieser Name in 2 Chr. 28, 12 von den LXX dmth IcoovTjc wiedergegeben ist und in 2 K5n. 25, 23 sich selbst das 'Icuvct dafür findet. »Hiernach wird man in Matth. 16 den Accent ändern und an- nehmen müssen, daß der Name von Simons Vater mit dem des Propheten Jonsg nichts zu thun hat', ,0b bei Johannes der Name auch ^Ituvd geschrie- ben war wie bei Mattit, oder ob Johannes die der ursprünelichen Form des Sigennamens näher kommende Form 'Itodvou eebraucnt, kann man dahin- gesteh sein lassen' (Hngttb,), Wir halten die leztere.Annahme für die war- Kheödichere, weil sich, wenn Johannes gleichfaUs "IcuvoT geschrieben hatte, die Entstehung der Variante 'Loavou flcudwou) schwer begreifen läßt, da rieh den sp&tmn Abschieibeni kaum oie Kentnis der richtigen Bedeutniig des Hamens Ucovct als Abkürzung von Imdwi^c amtranen läßt. 140 Jok I, i6. nicht am Jordan oder unterwegs anf der Reise nach der Heimat (Mey,, Hngstb.\ sondern wie ans y.49 erheilt, nach der Anknnft in Bethsaida, nicht in Eana, woher Nathanael nach 21,2 war {£w,)^ denn seine erste Zusammenkunft mit Jesu ist, wenn nicht an dem v. 46 genanten Tage, so doch jedenfalls vor dem 2, 1 erwähnten dritten Tage anzu- nehmen. NaOavai^X (bKara d. i. Gottesgabe, Theodor, s. Num. 1, B. 1 Chr. 2, 14), ist nach der Auferstehung Christi unter den Aposteln ge- nant (21,2), findet sich aber unter diesem Namen in keinem der Apostelverzeichnisse und ist nach fast allgemeiner und kaum zweifel- hafter Annahme eine Person mit dem in jenen Verzeichnissen neben Philippus genanten Bartholomaeus , da dieser Name nur ein Patrony- micum ist, s. zu Mtth. 10, 3.^ Treffend bemerkt God,i ,Die umständ- liche Beschreibung der Berufung Nathanaels ftthrt von selbst auf die Voraussetzung, daß er später einer der Zwölfe wurde, wie alle in diesem Berichte hier erwähnten Jünger/ Philippus weist ihn auf Jesam als den Messias hin mit den Worten: „Den von welchem Mose im Ge- setze und die Propheten geschrieben (d. h. den in der Schrift ge^ weiBagten Messias) haben wir gefunden, Jesum Josephs Sohn von Na- zaret/* Dafär galt Jesus unter den Leuten, sofern er in Nazaret seinen Eltern unterthan angewachsen war. Seine flbematflrliche Empfängnis war Geheimnis der Familie geblieben und seine bei einem voraber- gehenden Aufenthalte der Eltern in Bethlehem erfolgte Geburt war nach 30 Jahren bei den Femerstehenden längst in Vergessenheit gekom- men. Dieser volkstümlichen Bezeichnung Jesu soll sich Philippus (nach Hng$ib,) nur bedient haben, um Nathanael zunächst nur über die Per- son des Messias, den sie gefunden, zu orientiren, selbst aber schwerlich Jesum als blosen Sohn Josephs gedacht und Nazaret fGür seinen Ge- burtsort gehalten haben. Dies soll schon daraus erhellen, daS Phi- lippus ohne Zweifel zu dem Kreise der Jünger des Täufers gehörte, welcher das übermenschliche Wesen des Messias so nachdrücklich betonte, auch soeben die Unterweisung des Andreas und Johannes empfangen hatte, welche Christus schon mit den Worten Ifjtobt xal ilKtTB auf seine göttliche Natur hingewiesen; noch weiter daraus, daß 1) Obgleich Chrys., Gregor Nyss., Äug, u. Gregor d. Gr. seine Apostel- Schaft in Abrede steUen und Epiphan. ihn f&r einen der beiden Emmahus- jünger halten will, so wird er doch schon in der apokryphischen Schrift Jhtae viae za den Aposteln gerechnet und selbst von Aeim (Gesch. II, 222. 311 f.) und von Boekstra in der Theologisch Tifdschnft 1867 S.413f. mit Bartholomäus identifizirt. Dagegen hat Bigf früher (d. Evang. Joh. 1849 S.271, die Evangg. nach ihrer Entstehung 1854 S. 244) ihn mit Matthäus, hauptsächlich wegen der gleichen Bedeutung der Namen, später (in Aov. Test extra canon. i866 IV, 105 u. Ztschr. f. wies. TheoL 1868; mit Matthias combinirt, und N, Späth in ders. Ztschr. 1862 H. 2 u. 1880 H. 1 ihn mit dem Liebling^jttnffer Johannes zu identifiziren raucht und Joh. c. 21, wo er neben den Söhnen oes Zebedäus aufgeführt ist, lür unecht erklärt. Schleiermaeher L. J. S. 368 läßt es zweifelhaft, ob Nathanael überhaupt zu den Zwölfen ge- hört habe. Endlich Holtzmann im Bibellex. IV S. 296 f. meint, die Natha- naelsoene lasse sich am besten erklären, wenn Nathanael sich schließlich als sin Symbol des Paulinismus enthüllen solte. Job. I, 46. 47. 141 Plii]q>piis, da er sich ansdiUcklich auf die Propheten beruft, die so b€stiint und dentUch die Greburt des Messias in BeUüehem verkflndigt htben, daß die damalige jüdische Theologie darüber ganz im Klaren war, vgl. Mtth. 2, 4 f., nnmOglich die Ueberzengnng aussprechen konte, in Jesu den Messias gefanden zn haben, MU er Nazaret für seinen Geburtsort, nicht blos fttr seinen Wohnort hielt. Allein dieser Argu- mentation liegen verschiedene unhaltbare Voraussetzungen zu Grunde. ZuTörderst schon die abstracto, durch die Erfahrung nicht bestätigte Yontellung, daß verstandesmftBige Erkentnis der Gottheit Christi un- bedingt erforderlich sei, um zum Glauben an Jesum ab Heiland und Erlöser zu gelangen, und daß die Erkentnis der Natur und Person Christi, wenn sie dem Glauben nicht vorausgehe, so doch gleichen Schritt mit ihm halten müsse. Wäre diese Vorstellung richtig und allgemeine Regel für die Entwickelung des Glaubenslebens, so würde kein ungebildeter Laie zu lebendigem, rechtfertigendem und beseligen- dem Glauben gelangen können. Femer folgert ffngstb. teils aus der Bezeichnung des Messias: ov e^pa^j/ev Mcoöoi]« cet.^ daß Philippus ein theologisch wissenschaftliches Verständnis des A. T. gehabt habe, wie es kaum die Schriftgelehrten jener Zeit haben mochten, während diese Bezeichnung doch nur den Glauben, daß Jesus der im A. T. verheißene Messias sei, ausdrükt; teils aus dem Zeugnisse von dem übermensch- lichen Wesen des Messias, daß alle Schüler und Zuhörer des Taufers zur vollen Erkentnis der Gottheit Christi geführt worden seien, und aus dem Gespräche Jesu mit Andreas und Petrus, daß dasselbe in theoretischer Belehrung über seine göttliche Natur bestanden habe. ^ V. 47. Nathanael entgegnet: „Aus Nazaret kann etwas Gutes sein?*^ Frage des Befremdens darüber, daß Jesus von Nazaret der Messias sein solle. Nicht etwa, weil Nazaret in dem von den Pharisäern und Obersten der Juden verachteten Galiläa (7, 52) lag (Kchv., Luther u. A.), oder das Städtchen wenigstens im engeren Kreise (denn Nathanael war aus Eana) in üblem Rufe stand {Weiß), Denn daß der aus dem galiläischen Bethsaida gebürtige und dort wohnende Philippus die pharisäische Verachtung Galiläa*s geteilt haben solte, ist doch kaum denkbar, und von dem üblen Rufe Nazarets ist gar nichts bekant und aus Mrk. 6, 6. Ltik.4, 15 durchaus nicht mit Mey. auf sittliche Verkommenheit zu schließen. Auch nicht wegen seiner Kleinheit und ünbedeutendheit [Lcke,, de W,, Brckn., Ew. u. A.) , denn tl dyadov hat nicht die Be- deutung von etwas Großem, sondern weil Nazaret mit der Hoffiiung Israels in keinem Zusammenhange stand, im A. T. nicht einmal erwähnt 1) G«nz thöricht ist es freilich, wenn Strauß, de W. n. andere moderne Kritiker aas der Bezeichnung Jesu: ,Sohn Josephs von Nazaret' vonseiten dtt Philippus folgern, daß der vierte Evangelist von der wunderbaren Empflmgnis und von der Gebnrt Jesu in Bethlehem nichts wußte oder wis- sen wol&, als ob der Evangelist bei Mitteilung der Worte des Philippus n^ diese populäre Bezeichnung Jesu hätte Verwahrung einlegen oder uem PhüippuB seme tiefere Erkentnis hätte in den Mund legen sollen — um der HAtoialistischen Kritik einen begründeten Anlaß zur Bestreitung der evan- gelisehen Geschichte zu bieten. 142 JoL 1, 47--«). iBt lGod.j Hngsib., Lthdi.). ti iifa&ov etwas Gntes im höheren Siime, geschweige denn den Messias. ,I>ie Worte sprechen das Vonirteil der natürlichen Menschen ans, daß das 6nte eine natürliche Grundlage haben mtlsse' (Hngsth.). Phüippns gibt die beste Antwort anf solches Urteil: „Komm nnd siehe !^^ Optimum remedhtm contra opiniones praeconceptas. Beng. Wie er ans der persönlichen Zusammenkunft mit Jesu die Ueberzengnng, daß er der Messias sei, gewonnen hatte, so hoft er, daß Jesu Person und Erscheinung auch auf Nathanael den- selben Eindruck machen werde. Und diese Hoffnung geht in Er- füllung. — V. 48. Als Jesus den Nathanael zu sich kommen sieht, spricht er icapl auxoo von ihm, zu seiner Umgebung, aber nach y. 49 so laut, daß Nathanael sein Wort hörte: „Siehe warhaftig ein Israelit, in dem kein Falsch ist.'^ oXYjdcbc ist nicht mit ^lopar^lvr^ za ver- binden in dem Sinne: ein wirklicher Israelit oder ein Israelit, welcher der Idee entspricht {Lcke., de W.)^ mag man dies auf das israelitische Volksideal beziehen {Lcke,\ oder auf das Bild des Stammvaters im Hin- blick auf Gen. 25, 27, wo Jakob als Din «r^tt LXX aicXaoxoct Aq. aicXouc, Symm, i|MD|i.oc bezeichnet ist {Mey.)^ oder mit God. unter Berücksich- tigung des Namens 'lopaTjXC'TQc darauf, daß Jakob, der mit List und Schlauheit nach der Erstgeburt getrachtet, erst infolge des Kampfes mit Gott mit den rechten Waffen der Demut und des Gebets (Hos. 12, 4) ausgerüstet wurde. Denn ikifi^^ entspricht weder in der Be- deutung noch nach seiner Stellung vor *Iapat)XixT2c dem Begriffe des aXY)9ivo^ Auch galt Geradheit und Aufrichtigkeit nicht als israelitische Nationaltugend; vielmehr sind nach Böm. 9, 6 nicht alle die von Israel, auch Israel, und schon im A. T. werden die wahren Israeliten von der Masse des Volks, das nur den Namen Israels hatte, unterschieden, vgl Ps. 24, 3— 6; und in Ps. 32, 1 wird der selig gepriesen, dem die Sünde von Gott nicht zugerechnet, sondern vergeben wird und in dessen Geiste kein Falsch ist (ouSi ionv iv Tq> icvso|iaxt ou^xou SoXoc). Hiemach dient der Relativsatz nicht zur Bestimmung des Begriffes eines echten Israeliten, sondern nur zur Erklärung, in welcher Hinsicht Nathanael ein rechter Israelit ist, und akifim^ dient zur Bekräftigung der Warheit des Ausspruches über Nathanael. V. 49. Die Frage Nathanaels: „woher keost du mich?^' zeigt, daß Jesu Urteil über seinen Charakter Eindruck anf ihn gemacht hat, daß er merkt, Jesus habe sein Inneres durchschaut Auf diese Frage ant- wortet Jesus so, daß Nathanael erkennen mußte, Jesu Urteil über ihn sei nicht ans menschlichem Scharfblicke geflossen, sondern Beweis übernatürlichen Geistesblickes. „Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum wärest, sfdi ich dich.'' 8vxa uicd t. ooxtjv ge- hört nicht zu (pcov^oai (ffngstb.)^ sondern zu alSov oe, wie v. 50 zeigt Das gegen diese Verbindung erhobene Bedenken, daß dann die Zeit, die Nathanael unter dem Fdgenbaume war, gar nicht n&her bestirnt wäre nnd doch diese Bestimmung notwendig zur Sache gehörte, ist nicht begründet Wenn Jesus ihn unter dem Feigenbaume sitzen sah, bevor Philippus ihn rief, so hat er ihn ja eher gesehen als er durch Jok 1, 50—52. 148 Plul^piiB Kunde von Jesu bekam. Der Artikel tiqv vor oox^v weist auf den ihm bewoSten Feigenbaum hin, ohne daS sich daraus erkennen U0t, ob der Banm am Wege (Mtth. 21, 19) oder vor seinem Hanse (Mich 4, 4) stand. bT&ov bezeichnet nicht ein iimerliches Erkennen oder ins Herz sehen, sondern znnflchst nnr ein Sehen in der Feme, wie es dem natflrüchen Menschenauge nicht möglich ist. Ans dem mfichtigen Eindrocke, welchen laut v. 50 dieses Wort auf Nathanael machte, hat man geschlossen, daB er von dem Herrn gerade in einem Momente gesehen worden, wo er betend oder meditirend mit der Ho&nng Israels oder mit ernster Selbstprflfimg beschäftigt war {Olsh., ThoL U.A.), Jesos ihn also von ferne schon innerlich eikant habe (Lcke., Lthdt), Aber dies ist weder in dem sl&ov oe angedeutet, noch zur Erklärung des Eindrucks v. 50 erforderlich. Hatte Jesus ihn auf übematOrliche Weise in der Feme gesehen, so konte er ihm auch ins Herz schauen. Nor so viel ist festzuhalten, daB Jesus das Sehen des in der Feme Befindlichen nicht als ein beliebiges oTHietov seines flbematflrlichen Wissens nent, sondern damit die Frage des Nathanael beantwortet, so daß dieser daraus erkennen muBte, daB der, welcher ihn auf über- natflrliche Weise in der Feme sehen konte, auch das Vermögen besitze, in die Tiefe des menschlichen Herzens zu blicken, Jesus also wirklich der Messias sei, wie Philippus ihm gesagt hatte. Diese Ueberzeugung spricht NatL in v. 50 aus: „Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du der König Israels.^' ßaoiXeuc x. 'lop. ist gleichbedeutend mit Messias, dem von den Propheten verkOndigten Herscher in Israel, der von Jesu ge- braochten Bezeichnung Nathanaels als echten Israeliten entsprechend; and „Sohn Oottes^^ Ausdmck der Ueberzeugung von der göttlichen Nator Christi, soweit Nathanael dieselbe unmittelbar im Herzen erfaBt hatte, nicht in der Bestimtheit der Johanneischen Lehre vom Sohne Gottes. In der Wiederholung des ou du bist — du — zeigt sich die Erregtheit des Herzens ob der Freude, den Erlöser gefunden zu haben, y. 51 f. Auf dieses Bekentnis Nathanaels antwortet Jesus mit der feierlichen Yersicheniag, daB seine Jünger größere Offenbarungen seiBer Herrlichkeit sehen werden. Der Satz: „weil ich dir sagte, daB ich dich unter dem Feigenbaum gesehen, glaubest du*^ wird seit Chrysoit von den Meisten fragend, doch von Hngtib, u. Goä. affir- mativ gefaßt. Aber daB bei der affirmativen Fassung die Antwort Jesu viel würdiger sei (Goä,)^ würde doch nur begründet erscheinen, wenn die Frage entweder einen Tadel enthielte (TheophyL: er habe noch oicbt richtig an die Gottheit Christi geglaubt) oder Ausdmck der MiB- büligong des noch unzureichenden Glanbensgrundes wilre {de W,, Ew.), Aber weder dies noch jenes liegt in der Frage; auch nicht einmal Yer- wnnderong, wodurch Jesus den Glauben Nathanaels als einen kaum schon erwarteten freudig anerkenne (Mey^^ sondern Aufforderung zur eigenen Beantwortung derselben, um ihm den Grund seines jetzigen Glanbens d. h. seiner aus der eben gemachten Erfahrung gewonnenen Ueberzeugung von Jesu Messianität ins Bewußtsein zu rufen und daran die Verheißung noch höherer Bestätigung zu knüpfen (Weiß), „Grö- 144 Joh. 1, 52. fieres als dieses/^ xooxcov was du eben gesehen hast and was dir Grand des Glaubens geworden. Das folgende xai X^y^i leitet die Angabe des Größeren als ein sehr zu beachtendes Wort besonders ein, dessen Wichtigkeit durch die feierliche Versicherung: dui^v ä|iii^v cet ,, war- lich, warlich ich sage euch'^ noch erhöht wird.^ Ufitv geht 'anf Natha- nael, Philippns und die anderen Jflnger, welche Jesus v. 40—43 um sich gesammelt hatte. „Ihr werdet den Himmel geöffiiet sehen nnd die Engel Gottes anf- und herabfahren auf des Menschen Sohn.^' Diese Worte sind Bild der ununterbrochenen Gemeinschaft zwischen Gott und Christo dem Menschensohn. Das Geöfihetsein (beachte das partic, per f.) des Himmels weist zurttck auf den Mtth. 3, 16 u. Parall. er- wähnten Vorgang bei Jesu Taufe. Da öffnete sich der Himmel und der Geist Gottes kam auf Jesum herab, um ihn mit der Kraft Gottes fbr sein amtliches Wirken auszurasten. Von dieser Zeit an ist der Himmel geöffnet, die Verbindung zwischen Himmel und Erde in dem Menschen- söhne wieder hei^estelt und das von dem Propheten Jes. 64, 1 im Namen der Gemeinde an Gott gerichtete Flehen erhört. Der Herr hat den Himmel zerrissen (vgl. ox^Cofxivooc xouc oupavouc Mrk. 1, 10 mit Jes. 64, 1) und ist herabgekommen, um in Christo seinen Namen den Völkern kundzuthun. Mit der Oeffnung des Himmels ist hier das Auf- und Absteigen der Engel auf den Menschensohn verbunden. Dies erinnert an das Gesicht von der Himmelsleiter, welche Jakob zu Bethel im Traume sah Gen. 28, 12. Wie dort so ist auch hier das divaßaiveiv vor dem xaxaßatvetv erwähnt. Das Bild der Himmelsleiter mit den auf- und absteigenden Engeln zeigt und verheißt dem Stammvater Israels die schlitzende und bewahrende Fflrsorge Gottes auf allen seinen Wegen. Die Engel als die Vermittler zwischen Gott und der Welt bringen die Anliegen und Gebete der Menschen zu Gott hinauf und dann die Erhörung und Hilfe herab. Wenn nun die Jflnger Jesu das Gleiche, was dort Jakob in Bezug anf sich geschaut hat, hier an Jesa in Wirklichkeit schauen werden, so besagt dies allerdings, daß in Jesu die Geschichte Israels erftllt sei {Lthdt\ aber noch mehr als dies. Die Engel kommen herab nicht blos zu dem Menschensohne, um ihm za 1) Der Gebrauch des d(LT}v =: "JCK im Sinne von dX^^dcoc am Anfimge tos Anssprflehen des Herrn ist ein Idiotumns der Evangelien, der seinesguichea weder im A. T. noch in der talmudisohen Literatur hat, da 1^ im A T. (LXX rivoiTo) nur als Antwort, wodurch sich jemand zur Annahme ein« ihm eröffneten Beschlusses oder Befehls verpflichtet, vorkomt (Nnm. 5, 22. Dent 27, 26. 1 Eon. 1, 36), wie dji>iv 1 Kor. 14, 16 nnd das liturgische Amen, mit welchem die Gemeinde sich das Vor^ebetete aneignet und besiegelt. Ab Eröffnung einer Aussage komt es nur im Munde des Herrn vor, und zwar bei MattL 30 mal: a^m XsYto, bei Job. 25 mal oult^v dfiY^v X^yo). Diese Ver- doppelung des djitiv erklärt Delitzsch, Talmud. Studien IX in der Luther. Ztsehr. 1856. 3 S. 422 f. als griechische üebertrsgung des Kp»» l^K, in wel- chem tamot^ eine in tahnudischen Tractaten häufige Verkürzung von njK ^K ist, die der Apostel Matth. in treuer IJeberlieferung der Worte des Hern durch diLTjv X^jQ) wiedergegeben, Johannes aber durch das an M3^aM yo» an- klingende d)i^ d)i>{v ausgedrflkt habe. Joh. I, 52. 146 dienen (vgl. Mtth. 4, 11. 26, 53. Lnk. 22, 43), sondern auf ihn (iid xov ocov), wie der Geist Gottes bei der Taofe auf ihn herabkam, am ihm die Kraft ans der Höhe znr Ansrichtong seines Werkes mitznteilen. Daraus folgt aber dorehans nicht, daß die Engel nnr als die persön- lichen Kräfte des mannigfaltig wirkenden Gottesgeistes (Lthdt, nach Hofm,) oder als die personificirten göttlichen Kräfte (Olsh., de W. n. A.) gedacht oder nnr symbolische Darstellung des beständigen lebendigen Wechselverkehrs zwischen dem Messias und Gott sind (Mey,), Die £Dgel sind dienstbare Geister, welche die göttliche Wnnderhilfe ver- mitteln, die Jesu dem Menschensohne bei allem seinen messianischen Wirken vom Himmel herab d. i. von seinem Vater im Himmel zufließt {Weiß), In dem Aussprache Christi sind die wirklichen Engelerschei- nnngen der evangelischen Geschichte mit begriffen, nur ist derselbe nicht mit den Kchvv. darauf zu beschränken. Sehr passend gebraucht Jesos hier zum ersten Male von sich die nach Daniel 7, 13 gebildete Bezeichnung d ulb< tou ävSpcGicoo, mit der er sich nicht als das Urbild der Menschheit oder als zweiten Adam, sondern als den auf Erden wandelnden Gottessohn zu erkennen gibt. S. die Erörterung des Be- griffe d uloc T. avBp. im Gomm. zu Mtth. 8, 20. Die Jfinger, deren Kommen zu Jesu v. 40—52 erzählt ist, finden wir 2,2.12. 17 im Gefolge Jesn, woraus wir ersehen, daB sie seinen Ruf, ihm zu folgen, angenommen haben. Dieser johanneische Bericht soll nach den Satrongen der neueren Evangelienkritik mit dem synoptischen von der Be- rafang der zwei Brüderpaare Mtth. 4, 18 ff. u. ParalL nach Ort, Zeit nnd Umständen durchaus unvereinbar sein. Nach Baur (die kanon. Evangg. S. 111 ff.) will der vierte Evangelist in der Weise, wie er von der Begrün- dimg der ersten Jüngerschaft redet, über die Berufung der Apostel alles znaumnenfassen, was in Ansehung derselben aus der evangelischen Tradition .«> in seine Darstellung aufzunehmen für ihn von Interesse sein konte, und weder die eigentliche, noch auch nur eine vorläufige Berofong der Apostel historisch erzählen; vielmehr hat er, was die Synoptiker historisch berichten, in seiner ideellen Bedeutung aufgefaßt als das erste Moment der sich mani- festirenden oi^a der göttlichen Natur Jesu als des Messias, wie dies zur Oeconomie seines Evangeliums gehörte. Dagegen aber haben Lücke, Lihdi. IL A. eingewandt, daß von einer Apostelberufong d. L einer Bemfong zum Zengnis und zur Verkündigung hier gar nicht die Bede sei, sondern von einer Sammlung von Jüngern, die nur als die ersten Gläubigen, als der Anfang der Gemeinde in Betracht kommen; und der johanneische Bericht sehließe die synoptische Erzählung von der Berufimg der Apostel als Boten Jesn an die Welt so wenig aus, daß er diese vielmehr fordere. Diese IJnter- Bcheidung woUen zwar nicht nur Baur, de W., Hlgf., sondern auch Mey. IL A nicht gelten lassen , weil die pia&TjTai 2, 2 bei Jesu sind und bleiben, Aber sie ist dennoch wol begründet Denn aus 2, 2 u« 12 ergibt sich nur so viel klar, daß die Jünger ein paar Tage nach ihrem Anschlüsse an Jesum ndi ihm auf der Hochzeit zu Kana waren und von dort mit Jesu und seiner Mutter nnd seinen Brüdern nach Gapemaum hinabzogen. Aber dies schließt, seihet wenn sie mit Jesu nach Jerusalem gezogen waren (2, 17. 22), zeit- Kell, ComiBmit. sum Erang. Joh. 10 14« Joh. U, 1. weilige Trennmigeii tob ihm und Bükkehi zu ihrem Gewerbe nicht au, so daß Jesus sie erst später zu seinen ständigen Begleitern berufen und zu Aposteln d. L zu Sendboten an die Welt erwählen konte. Vgl. die Eröit hierüber im Comm. zu Matth. 4, 19. — Die Berufung sowol der beiden Bifii- derpaare MttL 4, 18 ff. als der übrigen Apostel sezt Johonnes als in der Ge- meinde aus der Ueberlieferung her bekant voraus, vgl. die gelegentliche Er- wähnung derselben 6, 67, wo Jesus xouc; Bw^exo fragt, ob auch sie wie viele Tu>v yLa&TjTwv auxou weggehen weiten, hält es aber nicht für nötig ihre Be- rufung zu erzählen, weil dieselbe für den Plan seines Evangeliums, Jesum als den Sohn Gottes für den Glauben darzustellen, von keinem Belange war. Cap. II, 1 — 12. Die Hochzeit zu Eana.^ Nachdem Jesus in der Nähe des Tänfers durch den mächtigen Eindrnck seiner Persönlichkeit und seines flbematflrlichen Geistesblickes einige Jünger gewonnen hatte, zog er mit denselben nach Galiläa, wo er nach seiner Ankunft zn einer Hochzeit geladen wurde. Auf derselben offenbarte er durch ein Wun- der seine göttliche Herrlichkeit, um durch diese Knndgebong seiner Wnndermacht seine Jünger im Glanben zu stärken. — V. 1. Am dritten Tage fand eine Hochzeit statt zu Eana in Galiläa. Der dritte Tag ist mit Orig, c. Cels. 6, 30 von dem tq iicaupiov 1, 44 an zu rechnen, also nicht der sechste, sondern der siebente Tag von 1, 19 an gezählt Die Ansicht von God.^ daß der 1, 44 als Tag der Abreise bezeichnete Tag als der erste der Beise zu berechnen sei, können wir nicht fär die ^natürliche Auslegung des Textes' halten, da -rfiihrfl&v iEsXfteiv nicht besagt, daß Jesus an dem bezeichneten Tage die Reise auch angetreten hat Kava x^c FaX. wird von der klösterlichen Ueberliefemng seit dem 16. Jahrh. mit I^efr Kenna, einem kleinen Dorfe 1% St NO. von Nazaret anf dem Wege nach Tiberias identificirt, ist aber, wie Rohm. Pal. III S. 443 ff. überzeugend dargethan, in der Eoinenst&tte Käna el DscheHl, gegen 3 St nordöstlich von Nazaret zn suchen. Entscheidend hiefür ist der Beisatz vf^ FaXiXaia^, durch den Kana nicht blos hier V. 11 u. 4,46, sondern auch 21,2 von einem anderen Eana im Stamme Ascher an der Grenze von Sidon (Jos. 19, 28, s. m. Comm. z.d. St) unterschieden wird, während die von Hngstb. u. God, für Ke& Kenna geltend gemachten Gründe nicht durchschlagend sind. „Und die Mutter Jesu war dort (auf der Hochzeit).^^ Dies wird bemerkt, um die Einr 1) Statt der Eec xat üorepTjoavxoQ oTvoü, Xi-^zi cet nach ütt^ABUTTWli ai., Copt, Syr, Armen, hat Tisch, 8 aus M und einigen Godd. der It die Lesart xal oTvov oüx el^^^f ^'^^ ouvsTsXeory) 6 oIvoq tou i(dy.oo ' sixa Xejsi aufgenomme&i die aber offenbar nur erklärende Glosse ist. Auch olvo; oux loriv in K* ist wol nur Aenderung der Bec. oTvov oüx Ix^ooiv. — In v. 6 hat Tisch. S die Wortstellung Xi^vat uBptai und xaid t. xa&ap, x. 'louiaiojv xsijievot in ^BLX ai, der Bec. hlpiai Xibwai — xeiytevai xaxa: xov xafr. cet in APAAlI vorge- zogen. — In V. 10 hat die Bec. xöxe xov iXotootu, während xöxe in v^BLTül fehlt und von Tisch, 8 gestrichen worden ist. Daß es vor xov durch Ver- sehen ausgefallen sein solte, ist nicht warscheinlich; eher mag es wegen des voraufgegangenen rowxov zugesezt sein. — V. 12. Die LesartKacpaovaoati ist auch hei Johannes durch hBTJC ai, (in anderen Stdlen noch durea CpBi) mehr beglaubigt als die Bec, Kaicepvaoüii. M. II, 2. 3: 147 lidong Jesa mit seineii Jflngem (y. 2) tu moüviren. Warscheiiilich war die Famifie des Brautpaares mit der Matter Jesa befreandet oder ver- wandt, dies läßt sich aas ihrem Auftreten v. 3 schließen. IxXY^dir) steht nieht filr das Plasqpf., daß mit Schieierm. anzunehmen wäre, Jesus sei schon früher geladen worden und der Hochzeit wegen vom Jordan auf- gebrochen, oder habe bei seiner Ankunft in Galiläa die Einladung schon vorgefunden. Auch die Annahme von Ew. u. fFeif^ daß Maria mit ihrer Familie damals in Eana wohnte, wird weder durch die Nicht- enrftfanung, daß Jesus mit den Jüngern von Nazaret herflbergekommen sei, noch durch die Anwesenheit der BrQder Jesu in Kana (v. 12) zur Warscheinlichkeit erhoben. Denn aus v. 12 läßt sich eben so wenig scbhefien, daß die a&eX^t Jesu in Kana wohnten oder auf der Hoch* seit waren, als aus Mrk. 6, 3, daß damals nur noch die Schwestern Jesu in Nazaret wohnten. Diese Annahmen gründen sich auf die irrige Voraussetzung, daß der Evangelist einen vollständigen Bericht nicht nnr über die Hochzeitfeier, sondern auch über Jesu Wanderungen ge- geben oder zu geben beabsichtigt habe, während er nur die für die Offenbarung der Herrlichkeit Christi wichtigen Momente berichtet. Am nlchsten liegt die Annahme, daß Jesus sich mit den am Jordan ge- wonnenen Jflngem nach seiner Vaterstadt Nazaret begab und von da weiter nach Eana, von wo Nathanael gebürtig war, und entweder in Nazaret oder in Kana die Einladung erhielt, nach der Hochzeit aber mit seinen Jüngern wieder nach Nazaret zurttkkehrte und von da laut V. 12 mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern zu einem Besuche nach Kapemaum am galiläischen Meere hinabging. — Y. 3. Da es der die Hochzeit ausrichtenden Familie an Wein mangelte, so sprach die Mutter Jesu zu ihm: „sie haben nicht Wein". Wann der Wdnmangel eintrat, bleibt unbestimt. Die gewöhnliche Meinung, daß die Hochzeit nach jüdischer Sitte sieben Tage gedauert habe (Gen. 29, 27. Jud.14,14. Tob. 9, 12. 10,1), läßt sich nicht ohne weiteres voraus- setzen und für die Bestimmung der Zeit des eintretenden Mangels an Wein verwerten. Vermutlich wurde der nicht bedeutende Vorrat da- durch, daß Jesus 5 oder 6 Jünger mitbrachte, bald erschöpft. In dem Worte der Maria liegt eine indirecte Aufforderung — nicht zum Weg- gehen (Beng., Ehr,), sondern zur Abhilfe des Mangels, offenbar aus zarter Bücksicht gegen das hochzeitliche Haus. So hat Jesus v. 4 ihr Wort verstanden. Die meisten Ausll. nehmen an, daß sie ein Wunder erwartet habe. Dagegen haben Mey. u. JFeiJf eingewandt, daß die hiezu nötigen Voraussetzungen bei Maria fehlen, ,da an eine frühere Wnnderthfttigkeit Jesu schon nach v. 11 nicht gedacht werden könne, da die außerordentlichen Ereignisse bei seiner Geburt doch immer nur Inf die Messianität, aber nicht auf eine unbegrenzte Wundermacht Jesu binwiesen, da auch die Kunde von den Zeugnissen des Täufers und von der Taufe Jesu höchstens eine Kundgebung als Messias in Aussicht itelte, die man sicher nicht in solchen Wundem erwartete, und eine MitteUnng des Ausspruchs c. 1, 52 doch nirgends angedeutet seL^ Die Matter habe daher nur ,an natürliche Abhilfe (durch Herbeischafiung 10* 148 Job. II, 8. 4 von Wein [if^.]) gedacht, f&r die der Sohn am so eher Mittel und Wege finden konte, als er von seinen Freunden umgeben war, denen es hier in Kana nicht einmal an Verbindungen fehlte/ Allein wenn auch Jesus noch kein Wunder verrichtet und auch Maria den Aas- spruch 1, 52 noch nicht yemommen hatte, wenn wir selbst den sehr unwarscheinlichen Fall setzen, daB die außerordentlichen Ereignisse bei seiner Geburt und der Darstellung des Jesuskindes im Tempel und das Wort des zwölfjährigen Knaben Luk. 2, 49, wovon es dort v. 51 heiBt, daS sie alle diese ^ifiMcxa in ihrem Herzen bewahrte, ihrem Gredächt- nisse entschwunden waren, so konte doch schon das Heraustreten Jesu aus dem elterlichen Hause, um von Johannes sich taufen zu lassen, den Gedanken an seine messianische Bestimmung in ihrer Seele wieder wach rufen und die Rükkehr Jesu nach Nazaret oder Kana mit fünf oder sechs Jflngem sie in der Ueberzeugung bestärken, daB er der Messias sei und nun sein messianisches Wirken beginnen werde. Vom Messias aber erwartete man Wunder. Diese Erwartung der Maria ab- zusprechen haben wir eben so wenig Grund, als ihrem Worte v. 5 den Sinn ,unbegrenzter Wundermacht' unterzulegen. — V. 4. Die Antwort Jesu: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Weib? meine Stunde ist noch nicht gekommen'', zeigt, daB Maria von ihm wunderbare Abhilfe des Mangels begehrte; und troz der abweisenden Worte Ti i|ioi x. aol benimt er ihr die Gewährung ihres Wunsches nicht ganz, sondern nur die Bestimmung der Zeit für sein hilfreiches Wirken, xt i\ioi xal oot = "r]^; '^^tm ist Abweisung der Gemeinschaft, vgl Jos. 22, 24. Jud. 11, 12 n. d. Mtth. 8, 29. Luk. 8, 28. Mrk. 1, 24. 5, 7. Die Anrede ifuvai ist nicht unfreundlich, wie 19, 26 zeigt; aber die Antwort doch der Art, daB Maria lernen soll, sich nicht femer als seine Mutter zu ihm zu stellen, und daB er in seinem Berufe sich nicht nach ihren Wflnschen richten könne. Treffend sagt Luther: ,Wiewol keine gröBere Gewalt auf Erden ist, denn Vater und Mutter Crewalt, so ist sie doch ans, wenn Gottes Wort und Werk angehen.' r^ Sopa (loo ist nicht in ,Zeitpunkt, in welchem ich wirken soll' {Mey.)^ abzu- schwächen, oder ,die Stunde, da es fOr mich angemessen ist, der vor- liegenden Not abzuhelfen' (Hnffstb.)^ wobei der prägnante Sinn, m welchem Johannes den ihm eigentümlichen Ausdruck, ,meine, seine Stunde' gebraucht, nicht zu seinem Bechte komt. Doch auch nicht die Todesstunde {Schweizer, Ebr, u. A. unter Verweisung auf 7, 30. 8, 20, wo „seine Stunde" die Stunde der Gefangonnehmung sein soll), oder die Stunde des Weggangs ans der Welt zum Vater nach 13, 1 oder der Verherrlichung nach 12, 23 u. 17, 1 {Lcke.: die Todes- und Verklä- rungsstunde). In allen diesen Stellen ist i^ oipa die von Gott bestirnte Zeit der Offenbarung seines Wesens (Lthdt.) oder seiner Herrlichkeit Diese ging durch den Tod zur Verklärung, woraus sich die ange£ Stellen 7, 30. 8, 20. 12, 23 u. a. erklären. Hier in unserem V. liegt aber der Gedanke an Tod und Verklärung ganz fem. Auch den Zeit- punkt der Offenbarung seiner Herrlichkeit scheint er mit oSic» ^xei noch nicht als gekommen zu erachten, und doch hilft er alsbald dem Job. n» 4—10. 149 Mngel ab dnrch ein Wunder, in welcbem er seine Herrlicbkeit offen- bart (?. 11). Diesen scheinbaren Widersprach sucht Lthdt durch die Erklirong zu heben: ,mcht hier auf dieser Hochzeit und in diesem Pri^athaose ist die rechte Stunde seiner Manifestation; aber ein Abbild and Vorbild der Offenbarung seiner Herrlichkeit kann er doch geben imd gibt er auch/ Allein diese Ausgleichung läßt sich weder mit dem Wortlaute oSico ^xet noch mit der Bemerkung des Evangelisten v. 11 Tereinigen, daß das Wunder, welches er alsbald auf der Hochzeit ver- richtete, der Anfang der Zeichen genant wird, in welchen er seine Herriichkeit offenbarte, und dem dann in 4, 54 die wunderbare Hei- long des Sohnes des ßaoiXixoc zu Gapemaum als zweites oy)|uTov zur Seite gestelt wird. Der Widerspruch zwischen der Antwort Jesu und der bald darauf gewährten Abhilfe läßt sich nur durch die Annahme toflgleichen, daß Jesus nicht sowol das an ihn gestelte Verlangen, ab Tiehnehr die Gesinnung, aus der dasselbe floß, abweisen weite. Maria meinte, ihr Sohn werde sofort ihren Wunsch erfüllen, darauf erwidert Jesos: die Zeit der Manifestation seiner Messianität sei von Grott be- stirnt, worüber er nicht beliebig verfflgen könne. Mit dieser Antwort iries er das Ungeziemende ihres Verlangens zurflck und versagt doch nicht ausdrftcklich die Erfüllung ihres Wunsches. Daher hofft sie von der Liebe ihres Sohnes und seiner göttlichen Bestimmung zum Hei- lande, daß er zur rechten Zeit noch helfen werde. In dieser Hoffnung spricht sie v. 5 zu den Dienern: „was er euch sagen mag, das thuet^\ wobei sie, ohne zu ahnen, wie er dem ihm kund gewordenen Mangel abhelfen werde, voraussezt, daß er deren Dienst dabei in Anspruch nehmen möchte. V. 6 u. 7 berichten, wie er half. Dort (ixet im Hause, nicht im Speisesaale, wegen v.9, sondern am Eingange) standen sechs steinerne WasserkrOge behu& der Reinigung der H&nde und Gefäße vor und nach der Mahlzeit gemäß jadischer Sitte (vgl. Mrk. 7, 1 — 4); jeder 2 oder 3 Maß fassend (iva distributiv, s. Winer 6r. §. 49^); (uxpiQTvic ist warscheinlich der attische Metretes, welcher 12 x^^^ ^^^^ 1^^ xoTuXot, 1% röm. Amphoren d. i. etwa 38 Liter faßte, womach der einzehie Krug gegen 76 oder 114 Liter, das Ganze zwischen 4% oder 6^ Hektoliter betrug. Diese Krtlge befahl Jesus den Dienern mit Wasser zu fallen und als dies geschehen war, daraus zu schöpfen und dem Speisemeister zu bringen, was sie auch thaten. Als dieser nun das Wem gewordene Wasser kostete, ohne zu wissen, woher der Wein komme, rief er, überrascht von der Gflte des noch rflkstftndigen Weines, den Bräutigam und sagte zu ihm: „Jederman reicht zuerst den gnten Wein, und Wenn die Gftste trunken worden sind, den geringeren. Da bast den guten Wein bis jezt behalten.^^ dpxtxpCxXtvoc Tafelmeister, bei Peiran. 27. Triclmarches, ist der oberste Tischdiener, welcher die Einrichtung und Anordnung des Mahles zu besorgen und Speisen und (Tetrftnke vorzukosten hatte, to SSoop oTvov ^ST®^* ^^ durch Weg- basong des Artikels vor oTvov iü einen Begriff zusammengefaßt. In diesen Worten ist das Wunder angedeutet. Durch die folgende Be- 150 JolL II, 11. merkimg: der Speisem^ter wnBte nicht icoOiv ioxiv woher ob (das Wein gewordene Wasser oder das von den Bienem Geschöpfte) sei (über das Prftsens ioxtv s. za 1, 40), die Diener aber wußten* s, die das Wasser geschöpft hatten , wird die ihm durch die wanderbare Was8e^ yerwandlnng bereitete Ueberraschnng über die Gflte des Weins henror- gehoben. Was er v. 10 dem Bräutigam sagt, redet er ans seiner ge- wöhnlichen Erfahrung, woraus man nicht schlieSen darf, daß auf dieser Hochzeit die Gäste schon so reichlich getrunken hatten, daß sie nicht mehr im Stande waren, die Gute des Weins zu würdigen. Das Wander der Verwandlung des Wassers in Wein läßt sich — das liegt im Begriffe des Wunders — nicht begreifen. Der £?aageli8t nent es v. 11 ein oy^ij^Tov, welches Jesus that als Anfang der Zeichen (als erstes Zeichen), und offenbarte seine Herrlichkeit, und es glaubten an ihn seine Jünger. o7)|ieiov sofern es die Herrlichkeit des eingebore- nen Sohnes Gottes offenbarte (So^av aoToS weist auf 1, 14 zurück). Darin liegt der Begriff des Wunderzeichens, den das Wort oT^patov an sich nicht hat und nur als Manifestation übernatürlicher, göttlicher Macht erhält. In diesem Süme sind 4, 48 Zeichen und Wunder (otj- ^Xa xal xipaxa) mit einander verbunden. Alle Wunder der Schrift sind Zeichen, aber nicht alle Zeichen sind Wunder, da zuweilen auch natürliche Dinge i>nd Ereignisse als Zeichen verwendet werden. Der Zweck dieses Wunders war, daß Jesu Jünger an ihn glaubten, matsueiv bezeichnet den Glauben in seinen verschiedenen Entwickelungsstufen, sowol das erste Erwachen des Glaubens als die weitere Entwickelang und tiefere Begründung desselben. Schon der Eindruck der Persön- lichkeit Jesu und seines übernatürlichen Geistesblickes, mit dem er das Innere der Herzen durchschaute, hatte in den Jüngern den Glauben gewekt, daß er der Messias, der Sohn Gottes sei (1, 42 — 50). Um sie in diesem Glauben zu bestärken, hatte er ihnen größere Beweise seiner göttlichen Natur in Aussicht gestelt (1, 52). Einen Anfang dieser Zei- chen bildet das Wunder auf der Hochzeit zu Eana, das zwar äußerlich betrachtet durch die Teilnahme Jesu an einem Familienfeste veranlaBt war, aber in engster Beziehung zu seinem Kommen in die Welt steht. Schon der Umstand, daß bei dieser Hochzeit Mangel an Wein eintrat, die Familie des Bräutigams abo nicht reich an irdischen Gütern war, ist bedeutsam als Motiv für Jesum, sich als den zu erweisen, der ans seiner Gottesfiüle dem Mangel an Gütern dieses Lebens abzuhelfen vermag. Sodann ist in diesem Wunder die Kraft des neuen Lebens^ geistes, welchen Christus der Menschheit bringen will, abgeschattet Johannes der Täufer trat in der Wüste auf, predigte Buße und taufte mit Wasser zur Reinigung von Sünden; Jesus tritt in das Familienleben mit seinen Freuden und Sorgen ein und verwandelt das in die zur Reinigung der Juden dienenden Gefäße gefülte Wasser in köstlichen Wein, der die Lebenskräfte erfrischt und erneut. Daß der Evangelist ein Wxmder erzählen will, läßt sich nach v. 9 n. U nicht in Zweifel ziehen. In dem Begriffe des Wunders liegt aber die phy- sikalische Unb^eiflichkeit des Vorgangs. Schon deshalb sind alle Ver- Job. n. 11. 12. 161 inehe« et ätm Tenfamde naher zn bringen, als Abechw&efamngen des Wan- den abiaweiMn, nicht nnr die rationalütisehe ümdentong des Factnms in ttDe duch heimliche Herbeischaffong von Wein dem Bräutigam und seinen GiflteB bereitete üeberraschnng {PauL, Gfroer,), oder in ein seltsames StimmnngBwonder, welches Jesus durch seinen Geist und seine Liebe be- wirkte, in eine Emporhebnng der Gesellschaft in eine höhere Stimmung, ihnlieh der der drei Jünger auf dem Verklämngsberge, wodurch Christus eiiMD Kreis frommer und ergebener Menschen in den Himmel versezt und US dem geheimnisvollen Borne seiner höchsten Lebenskraft getränkt habe (/. P. lange, L. J. II S. 478 1), sondern auch die Auffassung des Wein ge- wordenen Wassers ab ein Wasser, welches ohne Substaazrerwandlung Fvbe, Geschmack und Wirkung von Wein empfangen hat {Neand,, Beysehl., Weiß), und selbst der Versuch, das Wunder als beschleunigten Natur- procees zu erklaren {Olsh,\ Ganz unbegründet sind auch die Versuche von Baur, Strauß, Keim u. A., die Erzählung Yon der Voraussetzung der Unmög- lichkeit eines solchen ,göttlichen Allmachtswunders' aus für einen Mythus oder eine Parabel oder freie Lehrdichtung zu erklären. Denn das Schweigen der Synoptiker über dieses Wunder liefert keinen Grund zur Verdächtigung Bauer Geschichtlichkeit, sondern erklärt sich einfach daraus, daß die Synop- tiker außer der Taufe und Versuchung über die Anfänge des messianischen Auftretens Jesu überhaupt nichts erzählen. Sodann haben alle Versuche, durch sinnreiche Combination und Herbeiziehung femliegender, ganz anders gearteter alttestamentllcher Analogien eine das Ganze beherschende Idee, ins der sich eine solche Sage oder Dichtung bilden konte, zu gewinnen, nur ein schillerndes Spiel so mannigfacher Moütc zu Tage gefördert, aus dem sich eine so schlichte, durchsichtige, in sich harmonische Erzählung durchaus nicht erklären läßt {Weiß in Mey/s Comm.). Diese unlösbaren Schwierigkeiten, welche der Verwandlung der geschichtlichen Erzählung in Mythus oder Dichtung entgegentreten, lassen sich durch Leugnung des johan- ndschen Ursprungs des Evangeliums nicht beseitigen. V. 12. Damach ging Jesus hinab nach Capemaam, er and seine Mutter and seine Brüder und seine Jünger, blieben aber dort nicht lange, yj&'za xoSro xaxißT) besagt nicht, daß Jesus von der Hochzeit za Kana direct nach Gapem. gezogen sei, and schließt die Annahme nicht aus, daß er von Kana mit der Matter, den Brüdern and Jüngern nach Nazaret zarftkkehrte, sodann nach Capemaam sich begab and nach faurzem Aafenthalte daselbst mit seinen Jüngern zum Osterfeste nach Jerusalem reiste. Mit Unrecht nent Weig diese gangbare Annahme eine Eintragung and folgert daraus, daß die Anwesenheit der Brüder in Kana ohne weiteres voraosgesezt werde, ohne Grand (mit Ew.)^ daß die Familie damals in Kana gewohnt habe. Konten denn die di&aXf ol nicht mit der Matter auf der Hochzeit gewesen sein? Daß sie bei der- selben nicht aosdrflcklich erwähnt sind, erklärt sich einfach daraas, daß sie dort keine Bolle gespielt haben. Ziehen wir aber in Betracht, ^ die Notiz dieses Y. zur Ueberleitung za dem folgenden Auftreten Jeea m Jerusalem dient, so steht auch der Annahme nichts im Wege, ds8 erst von Nazaret aus die Brüder mit Maria, Jesa and seinen 152 Joh. II, 12. 13. Jflngem nach Gapernaum am See Tiberias sich begaben, vielleicht zam Besuche einer bekanten Familie, etwa des Hauses des Zebedäns, wie Hngsih, vermutet, um von dort mit anderen Festpilgem zum Osterfeste nach Jerusalem zu ziehen, da die Jesum begleitenden Jünger ohnehin am See von Tiberias zu Hause waren. — Unstatthaft ist nur die Iden- tificimng des xax^ßT) eU Katpapv. mit der Mtth.4, 13 erwähnten lieber- Siedlung Jesu nach Capemaum. Diese erfolgte erst bei Jesu Rükkehr vom Paschafeste nach Galiläa c. 4, 43 und ist in unserem Evangelium übergangen. — Ueber die d&eXfoi Jesu, nicht Halb- oder Stiefbrüder, sondern Vettern Jesu s. die Erört. zu Mtth. 12, 46. ou noXXac iqfjipac weil das Osterfest nahe war, zu welchem Jesus nach Jerusalem hinauf- zog (v. 13). 2. Die glaubenweokende Selbstbezeugung Jesu als Messias in Jerusalem und Judäa, Samaria und Cap. n, 13 — ^IV, 54. Nach der ersten Offenbarung seiner Herrlichkeit im Familienkreise begab sich Jesus mit den zum Glauben an ihn gekommenen Jüngern nach Jerusalem, um in der Hauptstadt des Beichs und dem Mittel- punkte des geistigen und religiösen Volkslebens seine öffentliche Wirk- samkeit zu beginnen, und sich zuerst dort durch den Act der Tempel- reinigung und andere Zeichen (2, 13 — 25), sowie durch die Belehrung des Nikodemus ttber die Wiedergeburt als Bedingung für die Teil- nsdime am Beiche Gottes (3, 1 — 21), sodann in Jndäa durch Taufen in der Nähe des Täufers (3,22—36), weiter auf der Bückreise in Samaria (4, 1 — 42) und nach der Bükkehr in Galiläa durch die Hei- lung des todtkronken Sohnes des ßaoiXtxoc zu Capemaum (4, 43 — 54) als Messias und Sohn Gottes zu offenbaren. — Diese einzelnen Facta erzählt der Evangelist als Belege zur Charakterisirung der Art und Weise, wie Jesus sich in den drei Landesteilen als Messias bezeugte, um den Glauben an seine göttliche Sendung zu wecken. Cap. II, 13 — 25. Die Tempelreinigung. y. 13 — 22.^ — In Jerusalem angekommen ging Jesus in den Tem- pel und steuerte durch Austreibung der Verkäufer von Opferthieren 1) y. 15. Der Plural -za xipjiata in BLT^X\At warscheinlich nur Aende- roDg des ungewöhnlichen Sing, to tip^a in n^AP TAAII al. — In v. 17 hat die Rec. nach ijivT^&Tjaav ein U zur Verbindung , das in K^Z al. fehlt, und xax- i^aifs.v nach LaX statt xaza^d-^s.'zai in aUen Majuskeln. — V. 22. Das aurot; der Bec. nach ^s^sv fehlt im v^ABLPal und ist Einschiebsel, und w " Correctur des 8v skev in Vt.BLT^, wie 4, 50. etrsv Joh. n, 13—17. IM und der Geldwechsler ans demselben der Entweihmig des Hauses seines Vaters (?.13 — 16). To lepov ist der Tempel mit seinen Yorhöfen. Der Markt fand im äußeren Yorhofe, dem Yorhofe der Heiden statt, touc ispiianoxac die Geldwechsler, von xip|ia kleinere Münze; im Griech. gewöhnlich im Flur, xä xsp^iaxa, hier in v. 15 im Sing, in collectiver Bedentong. Mit einer Peitsche, die er sich ans Stricken gemacht, trieb er alle hinaas, sowol die Schafe als auch die Rinder, icavta; ist nicht Ulf die Yerk&nfer zu beziehen, sondern wird durch die mit xi und xai angeschlossenen Worte n&her bestimt. Ygl. über diesen Gebrauch von xs--xat zur Ergänzung, Erklärung, weiteren Ausführung des vorher- gehenden Satzes Kühner Gr. II §. 522, 2 mit §. 520, 1 u. 519, 3 und Winer, Gr. §. 53, 2 u. 4. Durch diese sprachlich richtige Auffassung, nach welcher ti weder durch samt {Luther) noch durch dazu (Hngstb.) flbersezt werden darf, erledigt sich die Frage, ob Jesus die Geißel auch zum Schlagen angewendet oder nur als Symbol des göttlichen Zorns in die Hand genommen habe. Das Yerschütten der Münzen der Wechsler ist nicht als Folge des Umstoßens der Tische zu fassen — g^en die WortsteUung, sondern das Umstürzen als steigender Affect des Zorns hinzugefügt {Mey.). Und die Behandlung der Taubenver- käufer, daß er diesen sagt: „schaffet dies fort von hier^^ ist nicht als Act der Milde zu betrachten, die dadurch motivirt sein soll, daß die Tauben von den Armen zu Opferthieren gekauft wurden {Lcke., de W.\ sondern hat ihren einfachen Grund darin, daß er die Tauben nicht aus- treiben konte wie Schafe und Binder und die Yerkäufer nicht ihres fägentums (durch Fortfliegenlassen) berauben wolte. — Das Wort: „machet nicht das Haus meines Yaters zu einem Eaufhause'^ (oixoc i|iiropiou Haus, Stätte eines Handelsplatzes) gilt nicht blos den Tauben- händlem, sondern allen Yerkäufem samt den Wechslern. Mit der Be- zeichnung des Tempels: „Haus meines Yaters'^ stelt sich Jesus als Sohn Gottes dar und ,übt als Sohn des Yaters Hausrecht gegen den Unfug der Entweihung des Heiligtums' {Lthdt.). Es handelt sich demnach ucht, wie fVeifi meint, um ,ein reformatorisches Auftreten, in welchem Jesus das Eingreifen in die Angelegenheiten des theokratischen Yolks- lebens als sein heiligstes persönliches Interesse erklärt und sich damit zonäcbst einen prophetischen Beruf vor allem Yolke vindicirt, mit dessen Ausübung er nicht mehr wie Johannes bei dem Bußruf an die Einzehien stehen bleiben wolte'; sondern sein Auftreten war ein mes- sianisches, in welchem er sich nach Mal. 3, 1 als den Herrn und Bun- deeengel manifestirte, der zu seinem Tempel komt, um sein Yolk zu Iftatem. — Daß die Händler keinen Widerstand leisteten, wird nicht ausdrücklich bemerkt, ergibt sich aber aus dem Contexte, namentlich ans V. 18; und dafi sie nicht aus Furcht vor der Peitsche wichen, sondern ihr schuldbeladenes Gewissen sich vor dem Eindrucke von Jesu göttlicher Persönlichkeit beugte, bedarf wol kaum der Erinnerung. Y. 17. Ueber den Eindruck, welchen dieses Auftreten Jesu auf seme Jünger machte, bemerkt der Evangelist: „Sie erinnerten sich des Scbriftwortes: der Eifer um dein Haus wird mich verzehren.*^ Diese 164 Job. n, 17. Erinnerang drftngte sich ihnen nicht erst spftter, nach der Anfentehong Christi (Olsh.) aaf — dies wflrde wie bei v. 22 bemerkt sein — son- dern sogleich nach dem Ereignisse. Das angefahrte Schriftwort steht in Ps. 69, 10, einem typisch prophetischen Psalme Davids, der vielfach aof Christi Leiden bezogen wird (vgl. 15,25. 19, 28. Rom. 15,3 a. 11, 9. Act. 1, 20), insofern er Aussage einer von Gott zur ThatweiSa- gnng anf Jesns den Christ gestalteten Lebens- nnd Leidensgeschichte, sei es eines Königs oder eines Propheten ist nnd insofern der Geeist der WeiBagnng auch die Aassage selbst znm Worte der WeiBagang auf den Eflnftigen gestaltet hat {Delitzsch Einl. z. d. Ps.). In der Anwen- dung aof Jesnm ist das xati^ife der LXX in das hellenistische xota- (paYstai mit Futorbedentung nmgesezt. — Der Sprach ist übrigens nicht auf den Tod Jesu zu beziehen {ßeng., Olsh., Hofm. Weiß. n. ErL II, 111), woran die Jünger damals noch nicht denken konten nnd was aach dem Psalme nicht gemftB wäre, sondern von der aafreibenden Kraft des Eifers am das Haas Gottes za verstehen (Hngstb., LihdL, God,), — Um des Wortes C^Xoc willen hat man das Thnn Jean als einen Act altisraelitischen Eifers betrachtet (ßg.-Cr.) nnd ans dem sogenanten Zelotenrechte erklären wollen. Aber ein Zeloten recht gab es nicht and von dem Eifern eines Pinehas oder Elias zeigt das Anf- treten Jesa keine Spar; vgl dagg. Lak. 9, 55 a. 56. Die Tempelreinigang, welche Jesus bei seinem ersten Auftreten in J^ rusalem vornahm, wiederholte er laut Mtth. 21, 12 f. Mrk. 11, 15—17. LuL 19, 45 f. nach seinem messianischen Einzüge am lezten Pascha vor seinem Tode. Eine solche Wiederholung hat die neuere Kritik in Abrede gesteh und entweder den synoptischen oder den johanneischen Bericht als unge- schichtlich preisgegeben (s. m. Gomm. z. Mtth. S. 418). Aber stichhaltige Gründe för die eine oder die andere dieser Annahmen sind nicht beigebracht worden. Weiß (in Mey.*s Comm.) beschrankt sich darauf, die geschichtliche Warscheinlichkeit der johanneischen Darstellung gegenüber der synoptischen üeberliefenmg zu rechtfertigen. Und Bey sehlag (z. JoLFr. S.83) bringt nichts weiter vor als ,man kann es nicht verstehen, daß Jesus am Schlosse seiner Laufbahn, der Todesgedanken voll, durchdrungen von der schmerz- lichen Ueberzeugung, daß dieser Tempel seiner künftigen Gemeinde nicht zur Heimat dienen, sondern demnächst untergehen werde, für die Vindication der Heiligkeit desselben seine Person eingesezt haben solte. In demjenigen Momente seines Lebens, in welchem die Synoptiker die Sache vorgehen lassen, wäre sie nichts weiter gewesen als eine nutz- und sinnlose Provo- cation der ohnedies zum äußersten entschlossenen und nur um den fiechts- titel verlegenen hierarchischen Gewalt Dagegen im Anbeginn seiner Lauf- bahn, bei dem ersten mit messianischen Bewußtsein gethanen Schritt in die Oeffentlichkeit ist sie ein prophetisch -reformatorisches Programm, welches dem religiösen Gemeinwesen Israels Erhaltung durch Erneuerung anbietet: läßt der Tempel sich reinigen, das Kaufhaus sich wiederherstellen zum Bet- haus, dann wird die Gk>ttesgegenwart sich von Israel nicht zurückziehen (vgL Mtth. 23, 38), sondern diesen Tempel zum Mittelpunkt der neutesta- mentlichen Gemeinde, dies national-xeligidse Gemeinwesen zum Gefäße il ' Joh. ir, 17. lU Heflwwkes fOr ftlle Völker maohdn.' — Zar Widerle^img dieeer Vorstellimg Ton Jesu Absicht bei der Tempelreinigong genfigt es auf den Aiu0pmch zu Terweifien, welchen Jesus höchstens ein paar Wochen nach der von Jo- luumes berichteten Tempelreinigung gegen das samaritische Weib am Jakobs- bnumen that: „Es komt die Stunde, da man weder auf diesem Berge (dem Gaiizim) noch in Jerusalem den Vater anbeten wird; es komt die Stunde iud ist schon jezi, daß die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wttheit anbeten werden' (4, 21. 23). Dieser Ausspruch zeigt so klar als möglich, daß Jesus nicht entfernt daran gedacht hat» durch Beseitigung der du Bethaus entweihenden Mißbrauche den Tempel zum Mittelpunkte der neutestamentlichen Gremeinde, zu einem Bethause für alle Völker zu machen. Eine solche Absicht kann man wol dem Menschensohu der neuprotestan- tischen Theologie zutrauen, aber nicht dem Sohne Gottes, von dem die Schzift zeugt und der von sich sagt: meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen der mich gesandt hat (7, 16) und: von mir selber thue ich nichts, sondern wie mich der Vater gelehrt hat, das rede ich (8, 28). Aber auch abgesehen von dieser schriffcwidrigen Vorstellung von der Person Jesu und feinem reformatorischen Wirken, welche der Nichtanerkennung einer Wieder- holnng der Tempelreinigung zu Grunde liegt, zeigt sich die Schwäche der Verteidigung der johanneischen Belation auf Kosten der Greschichtlichkeit des synoptischen Berichts schon daran, daß dabei die Aussage, welche bei dem Verhöre Jesru vor dem Sjmedrium die falschen Zeugen vorbrachten: Jesus habe gesagt, er werde den Tempel abbrechen und in drei Tagen wieder ufbauen (Mtth. 26, 60 £ MrL 14, 58 f.), gar nicht in Betracht gezogen ist. Diese Zeugenaussage gereicht nicht blos zur Bestätigung des johanneischen Berichts, nach welchem Jesus bei der ersten Tempelreinigung ein derartiges Wort gesprochen hat, sondern bestätigt indirect auch den geschichtlichen Charakter der synoptischen üeberlieferung von der zweiten Tempelreinigung. Wäre diese nämlich nur aus der Sage über die von Johannes berichtete ge- flossen, so wfirden Matthäus oder Lukas sicher jenen Ausspruch Jesu mit erwähnt haben, da er ihnen nicht unbekant geblieben sein konte, weil sie sonst jene Zeugenaussage nicht würden als eine falsche bezeichnet haben, zumal sie auch von einer Frage der jüdischen Oberen über Jesu Vollmacht za seinem Thun berichten und die Abweisung dieser Frage durch eine Gegen- frage Jesu mitteilen (Mtth. 21, 23 ff. Mrk. 11, 27 ff. Luk. 20, 1 ff.). Hierzu bmt noch die Verschiedenheit der Motivirung der Sache. Während Jesus nach Joh. sagt: Ihr solt das Haus meines Vaters nicht zu einem Eaufhause machen, sagt er nach den Synoptikern: Ihr habt das Haus, das zum Bet- haose für alle Völker bestimt ist, zu einer Räuberhöle gemacht (Mtth. 21, 13 n. ParalL). In diesem Worte ist das Gericht Über den Tempel ausgesprochen; denn als Bäuberhöle kann Gott seinen Tempel nicht fortbestehen lassen. Dieee Androhung des Gerichts paßt für das lezte Auftreten Jesu im Tempel, nicht für das erste messianische Zeugnis Jesu gegen die Entheiligung des Hanses seines Vaters. Denn dies ist der Zweck dieser ersten Tempelreini- gong, nicht die Abstellung eines der Bestimmung des Heiligtums nicht entsprechenden Mißbrauchs, der nach Jesu Abreise von Jerusalem doch bald wieder einriß. 15S Job. U, 18—20. y. 18 ff. Die Juden, d.h. die jfldiBchen Oberen wie 1,19, ant- worteten — nicht auf das zu den Händlern and Wechslern gesprochene Wort (V. 16) — sondern auf die That Jesu, anf sein Einschreiten gegen das nnheilige Treiben im Heiligtume Gottes , worin sie eine Realerklft- ning seines prophetischen oder messianischen Auftretens erblikten. Sie sprechen ihm nicht die Berechtigung dazu ab, sondern verlangen nur, daß er durch ein oY)|Aetov ein Wunderzeichen als von Gott dazu er- mächtigt sich ausweise. Jesus antwortet v. 19: „Brechet diesen Tempel ab und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten." Dieser Ausspruch, auf den Tempel im nächsten Wortsinn bezogen, würde ein monströses, ja zauberhaftes Wunder ankündigen. Dies hfliten die Juden für un- möglich und erwidern: „46 Jsdire ist dieser Tempel gebaut und du wirst ihn in 3 Tagen auflichten?'' Dazu bemerkt der Evangelist v. 21: Jesus redete vom Tempel seines Leibes. Demnach hätten die Juden Jesu Wort gänzlich mißverstanden, indem sie überssdien, daB Jesus dabei auf seinen Leib hingewiesen hatte (ßeng.). Diese Annahme — meint noch fVeifi — sei bei der Johanneischen Fassung und Deutung der Worte nicht zu umgehen, während LthdU, Hngstb., Goä.^ auch Mey, noch in der 5. Aufl., eine Hinweisung Jesu auf seinen Leib ent- schieden ablehnen. Hätte nämlich Jesus nur von der Auflösung und Aufrichtung seines Leibes d. h. von seinem Tode und seiner Aufer- stehung gesprochen, so würde das Zeichen in keinem inneren Nexus mit dem Vorgänge stehen, den es legitimiren solte. ,In Bezug anf den äußeren Tempel hatte sich Christus Vollmacht genommen; so kann er sich nur auf eine Thatsache der Zukunft berufen, welche seine Voll- macht über den äußeren Tempel documentiren wird' {Hngstb.). — Eben so wenig darf man aber das Wort Jesu nur anf den äußeren Tempel beschränken und die Deutung des Evangelisten für irrttlmlich erklären wollen, weil dann Jesus eine Ungereimtheit ausgesagt haben würde. Die richtige Lösung des Räthselwortes ergibt sich aus der £r- kentnis der typischen Bedeutung des Tempels, als Sinnbild und irdisches Abbild der Wohnung Gottes unter seinem Volke. Diese typische Be- deutung des Tempels wurde durch die Erscheinung Christi, in welcher der Logos, welcher Gott war, unter den Menschen Wohnung genom- men hat (1, 14), zur Warheit und Wesenheit der im alttestament- lichen Heiligtume abgeschatteten Gemeinschaft Gottes mit denen die an seinen Namen glauben erhoben. Vgl. die Erörterung über die ty- pische Bedeutung der Stiftshütte in m. Bibl. Archäol. §. 21 u. im Gom- ment. zu Ezod. 25, 22. — ,Diese antitypische Beziehung läßt Jesus in seinem änigmatischen Worte sofort an die Stelle des äuÜBeren Tempels in Gedanken treten' (Lthdt,). Die Juden aber, denen bei ihren fleisch- lichen Erwartungen das Verständnis für die vorbildliche Bedeutung des Tempels abging, bezogen Jesu Wort nur auf den steinernen Tempel, während der Evangelist den tieferen Sinn dieses Wortes heraushebt Der Imperat. Xuoaxe ist weder conditional (wenn ihr löset, Lcke., de W,, Bg.'Cr.), oder permissive, noch auch herausforderd {Weiß) zu fassen, sondern einfach Imperativisch: löset immerhin sc. was ihr nicht Joh. U, 20. 21. 157 laflBffl könnet oder eorer Oesinnnng naeh gewiß Uran werdet, ähnlich dem: ,was da thuest, das thne bald' (13, 27) und dem 7cXt)pc0oaxe MttL 23, 32. — Jesus, da er wußte, was in jedes Menschen Herz war (r. 25), sieht in dem Widerstände, den er schon jezt bei seinem Auf- treten bei den jüdischen Oberen fand, voraus, daß ihr Widerstreben gegen sein Zeugnis sich bis zur Verwerfung seiner Person und seiner Tödtong steigern werde. Mit seiner Verwerfung aber brechen sie den Tempel ab, nicht blos in dem Sinne, daß derselbe damit aufhört die Wobnstätte Gottes zu sein (Lthdt.)^ sondern so, daß sie dadurch die KiUastropbe seiner Zerstörung herbeiführen. Wenn Israel von Jesu seinem Heilande sich nicht sammeln läßt, sondern ihn wie die Pro- pheten tödtet, so soll ihnen ihr Haus d. i. Jerusalem mit dem Tempel, wflste gemacht werden. Gott der Herr entzieht dem Volke seine Gna- dengegenwart, und Stadt und Tempel werden zum Aase, Aber welchen sich die Adler des göttlichen Gerichts sammeln. Jesus aber wird, wenn sie ihn getödtet haben, in drei Tagen wieder auferstehen und damit doi wahren Tempel Gottes aufirichten. ,Die Art der Wiederaufbauung maß der Art der Zerstörung entsprechen. Wird also der Tempel in der Person des Messias abgebrochen, so muß er auch in seiner Person wieder angerichtet werden^ {God.). Aber nicht der äußere Tempel, das Schattenbild der Wohnung Gottes unter seinem Volke, sondern das Wesen dieser oxta, der verklärte Leib Christi, in welchem Gott wohnt, oder richtiger gesagt, Christus als der Verklärte, in welchem die FüUe der Gottheit leibhaftig wohnt (Eol. 2, 9) und der das Haupt ist der Gemeinde (Kol. 1,18), der Kinder Gottes, die an seinen Namen glauben ond bei denen er bis an der Welt Ende bleibt — In diesem Sinne bsot Christus den Tempel des Herrn, wie schon der Prophet Zach. 6, 12 geweißagt hat. Die Juden verstehen natürlich dieses Räthselwort nicht ,Sie selten 68 auch nicht verstehen' (LihäU). Es solte ihnen ein Jonaszeichen sein (Matth. 12, 39 f.), das nur der Glaube erfassen und verstehen kann. Die 46 Jahre des Tempelbau's, die sie dagegen einwenden, beziehen sich auf den damals noch nicht einmal ganz vollendeten umbau des Tempels, der ein großartiger Neubau des alten Serubabelschen Tempels war. Diesen Bau hatte Herodes I. im 18. Jahre seiner Regierung be- gonnen, welches von Nisan 734 bis Nisan 735 a, u. c. reicht Hiemach wttrde das 46. Jahr mit Nisan 780 zu Ende gehen und das Pascha dieser Tempehreinigung in das J. 780 a. u. c. fallen. Da aber der Bau | nach Jos. AntU XV, IJ, 1 erst im Herbste des 18. Jahres seinen Anfang \ nahm, so wfirden die 46 Jahre im Herbst 780 voll geworden sein, und wQrde mit God, an das Pascha 781 zu denken sein, falls die 46 Jahre als abgelaufen zu berechnen sein selten, was sich aus deiw Worten nicht ermitteb läßt Daher läßt sich auch kein sicheres chronologiBches Datam fllr die Zeit des Auftretens Jesu Christi und seiner Geburt daraus ableiten; vgl Wieseler Beiträge S. 156 ff. Vollendet wurde der Bau ent unter Agrippa n. und dem Procurator Albinus im J. 64 n. Chr. S. das Nähere Aber den Bau in m. Bibl. Archäol. §. 28. 168 Joh. U, 22. y. 22. Auch die Jflnger ventanden damab das Wort Jesa nicht DaB er von dem Tempel seines Leibes geredet, wnrde ihnen erst nach seiner Auferstehung von den Todten klar. Da erinnerten sie sich des- selben, das sie also im Herzen bewahrt hatten, nnd „glaubten der Schrift und dem Worte, welches Jesus gesagt hatte." Die Nennung der Schrift d. i. des A. Test, vor dem Worte Jesu zeigt, daß ihnen ent durch die Schrift d. h. durch die Erkentnis, daB im A. T. der Tod nnd die Auferstehung Christi geweiBagt sind, das richtige Verständnis dieses Wortes Jesu erschlossen wurde. Dies stimt mit c 20, 9 , wo die E^ Zahlung, daB die Apostel Petrus und Johannes erst glaubten, als sie das Grab leer und darin Schweistuch und Binden geordnet liegen sahen, mit der Bemerkung motivirt wird, „denn sie wußten die Schrift nicht, daß er von den Todten auferstehen solte." Hatten sie nämlich die Weißagung der Schrift verstanden, so würden sie Jesum nicht in dem leeren Grabe gesucht, sondern sofort nach der Mitteilung der Maria, daß das Grab geöffiiet sei, an Christi Auferstehung geglaubt haben. Auch in Luk. 24, 25 schilt Christus den Unglauben der Jünger, daß sie nicht glauben allem was die Propheten geredet haben, und eröffiiet V. 44 ff. ihnen das Verständnis der Schrift, daß Christus gem&ß der- selben leiden und am dritten Tage von den Todten auferstehen müsse, und daß alles, was im Gesetze Mose's, in den Propheten und Psalmen von ihm geschrieben stehe, durch seinen Tod und seine Auferstehung habe erfült werden müssen. Das iic(otet>aav x^ TP^?f ^ daher nicht auf die Errichtung des neuen Tempels (Zach. 6, 12), sondern auf sämt- liche Weißagungen des A. T. nicht blos von der Auferstehung, sondern vom Tode und der Auferstehung Christi zu beziehen. Aus der Weißa- gung von Christi Tod und Auferstehung empfängt erst der Glaube an das Wort Jesu sein volles licht und eine feste Grundlage für seine Be- währung. Denn aus diesem Schriftzeugnisse ergibt sich die Gewißheit, daß Christi Tod und Auferstehung nicht zuftUlige, durch äußerliche Umstände herbeigeführte Ereignisse sind, sondern mit dem Werke der Erlösung tief innerlich zusammenhängen und im göttlichen Heilsrath- schlusse vorher versehen sind. Die Bichtigkeit der von dem Evangelisten gegebenen Deutong des nthselhaften Ansspmchs Jesn haben nach dem Vorgange Herders nicht nnr Senke, Eckermann, Paulus, sondern auch noch Zücke, Schweizer, BL, Bg.- Cr., de W., Em, u. A in Zweifel gezogen nnd ,nach den Gesetzen der philo- logischen Wissenschaft' {Icke.) die Abbrechong des Tempels von dem Ver- falle der alten Tempelreligion nnd die Anfrichtong in drei Tagen von dem bald zn errichtenden nenen geistigen Gottesreiche erklärt, wonach fr. (Gesch. Christus* S. 263 vgl S. 337 der 3. Ansg.) den Sinn so paraphrasirt hat: »Eure ganze Religion, die auf diesem Tempel ruht, ist entstelt nnd verkehrt, aber Er ist schon da, der sie, wenn sie ihren verdienten Untergang ge- fanden hat, in einer herrlicheren Gestalt wiederherstellen nnd so nicht ein Wunder Im gewöhnlichen Sinn, wie ihr es verlangt, aber das größte aller Wunder veirichten wird.' Aber schon Brückn, hat die in de W/b Comment Joh. n, 22. 159 Ar diflM Deotnng zoflunmangefaDten Grfinde ak nicht dnrduiofalAgend ab- gelehnt, und auch H^eiß bemerkt gegen dieselbe, daß es sich in den beiden Teilen des Spraohs um dasselbe, durch Einweisung darauf (toütov) kentlich gemachte Object handelt, was die Begehung derselben auf zwei ganz Ter- sehiedenartige Verwirklichungen desselben Begriffs ausschließt, sowie daß ein lein geistiger Proceß, wie die Begründung der wahren Theokratie, der den Gegnern in seiner Bedeutung jedenfalls ganz unveratandlich war, nicht ab ein 3y;)16?ov d. h. als eine sinnenf&llige Legitimation fBr seinen Beruf als Tempelzefonnator, den er durch seine kühne That yiel augenfälliger be- niesen hatte, hingestelt werden konte.' Dagegen sucht IFeiß darzuthun, daß Johaones das Wort Jesu nicht geschichtlich genau wiedergegeben habe. Zwar sei durch MrL 14, 58. 15, 29 (vgL auch Act 6, 13) sicher ges<, daß Jesus ein derartiges Wort gesprochen habe, allein schon die Deutung, die Hzk. 14, 53 Tgl. mit 15, 29 in die Wiedergabe des Worts verflicht, zeige, daß es auch eine andere Fassung des Wortes im J&ngerkreise gab, worin Jesus Ton dem Gottestempel des von ihm zu errichtenden Gottesreichs redete, in welchem an Stelle der nur Torbildlichen Verwirklichung des Wohnens Gottes unter seinem Volke im steinernen Tempel Gott in Tollkommener Weise unter den Beichsgenossen wohnen werde. Dieser ältesten Auffassung mdae die ursprüngliche Form des Worts entsprochen haben, da es geschicht- lich sehr unwarscheinlich sei, da6 Jesus schon jezt Ton| seinem Tode und Miner Auferstehung solte gesprochen haben. Nach der ursprünglichen Fas- nng und Deutung könne fireilich das Wort nicht als Antwort auf eine Zeicbenforderung gesprochen sein , da es kein sinnenfälliges Zeichen Torheißt, Boadem nur als Antwort auf die Frage nach seiner Vollmacht» die auch in der synopt. üeberliefemng Mrk. 11, 27 f. nach der Tempelreinigung an ihn gerichtet wird. Für eine Zeichenforderung sei ohnehin ein eigentliches MotiT hier nicht ersichtlich, da die Vollmacht zu einer reformatorischen That, wie es die Tempelreinigung war, eines besonderen oi](utov nicht bedurfte. — Allein Mrk. 14, 58 TgL mit 15, 29 liefert keinen haltbaren Beweis dafür, daB « im Jüngerkreise noch eine andere Auffassung des Wortes Jesu außer der Ton Johannes überlieferten gab (s. m. Comm. zu MrL 14, 58). Sodann aber fragen wir billig, woher IVeiß die Kunde hat, daß die jüdischen Oberen für eine refonnatorJsche That, wie die Tempelreinigung, kein oT^tLsTov gefordert haben werden. Mrk. 11, 27 f. liefert dafür keinen zureichenden Grund. Dazu komt, daS Jesus nicht als bloßer Reformator die Tempelreinigung Tomahm, son- dern sich damit, daß er den Tempel das Haus seines Vaters nante, zugleich als Sohn Gottes oder Messias kundgab. Solten die jüdischen Oberen diesen Anspruch ohne eine Legitimation durch ein Wunder anerkant haben? — Der eigentliche Grund, aus welchem die neuere Theologie (Tgl. beispielsweise Beysehi. z. Joh. Fr. S. 199) die Richtigkeit der johanneischen Üeberliefemng Bowol des Wortes Jesu als seiner Deutung in Zweifel zieht, tritt in der Be- merkung, daß Jesus nicht schon damals Ton seinem Tode und seiner Auf- erstehung reden konte, deutlich zu Tage. Jesus konte dies nicht, weil er nicht Gottes eingeborener Sohn war. Die Christologie unsers ETangeliums iit erst Ton Johannes ausgebildet, denn sie stimt nicht mit der neuprote- Btantischen Vorstellung Ton dem Mensc^ensohne Jesus. ISO Joh. n, 23—25. y. 23 — ^25. Obschon Jesus den jfldischen Oberen ein ov)|i8cbv, me sie es verlangten, nicht gab, so hat er doch an jenem Paschafeste in Jerusalem 0Y)(i8ia verrichtet, durch welche Viele, welche dieselben sahen, zum Glauben an seinen Namen gelangten. Von diesen (n||ieui hat der Evangelist keins mitgeteilt, weil eine vollständige Erz&hlong der Thaten Jesu nicht im Plane seiner Schrift lag. Die Yv. 23—25 enthalten nur eine zum Folgenden überleitende summarische Bemer- kung Aber den Erfolg des ersten messianischen Auftretens Jesu in Jera- salem. — Zu iv xt^ma^fo, ist iv xf topvQ zur Festzeit als nähere Be- stimmung hinzugesezt, weil das Paschamahl am 14.Nisan Abends gehal- ten wurde, die Festfeier aber sieben Tage dauerte, um anzudeuten, daB Jesus sich nicht blos zu Anfang des Festes durch die Tempelreinigang, sondern auch an den folgenden Tagen durch Lehren und Wunderthnn als Messias bezeugte. Ueber moteoetv eU to Svo^ia auxoo s. die Erkl. zu 1, 12. Obgleich dieses moteoetv durch das Schauen der Wunder, welche Jesus that, bewirkt war, wie Nikodemus 3, 2 ausspricht, und Jesus diesen Glauben 4, 48 als einen oberflächlichen tadelt, so ist er doch nicht allgemein als Halbglaube oder als ,ünglanbe in der Form des Glaubens' {ßaur) zu bezeichnen, sondern als ein Anfang des Glau- bens zu betrachten, der wie z. B. bei Nikodemus sich allmählich za vollem, lebenskräftigem Glauben entwickeln konte. — Y. 24. „Er aber, Jesus, vertraute sich ihnen nicht an, weil er alle kante*'' Das oux in- oreooev auxov auxotc bildet einen scharf betonten Gegensatz zu dem iictoxeooav eU t. ovo|Aa auxou. Viele glaubten an Jesum, aber ergab sich ihrem Glauben nicht hin. Glauben an den Namen Jesu besteht in dem Vertrauen, daB er der Heiland ist. Wäre dieser Glaube der icoXXoi der rechte, lebendige gewesen, so würde auch Jesus Ver- trauen zu ihnen gefaßt haben. Aber da er alle kante, ihr Innere durchschaute, so vertraute er sich d. h. seine Person ihnen nicht, d. h. so trat er zu ihnen nicht in ein inniges Gemeinschaftsverhältnis, wie zu seinen gläubigen Jttngem (1, 40 — 52). Wie er dies im Verkehre mit ihnen äußerlich zeigte, läßt sich nicht näher bestimmen, soviel aber als gewiß annehmen, daß er durch eine gewisse Zurflckhaltang ihnen zu verstehen gab, daß ihr Glaube noch keinen festen Grund habe. Das adxdv yivcDoxeiv icavxac wird v. 25 näher bestimt: „Er bedurfte nicht daß jemand von dem Menschen (too av&pcfmou dem M., der sich ihm nahte) ihm Zeugnis gäbe; denn er erkante von selbst (aot^ 671- veooxev) was in dem Menschen sei," d. h. wie sein Herz und Gemflt, Gesinnung und Wille beschaffen war. — Einen thatsächUchen Beleg fllr das Verhalten Jesu zu denen, die um seiner Wunder willen ihn als einen von Gott gesandten Lehrer oder Propheten aufsuchten, liefert c. 3, 1—21. joL m, 1. 2. m Cap. III. Gespräch mit Nikodemus. Wirken Jesu in Judäa und leztes Zeugnis des Täufers. y. 1 - 21. Bas Gtespräch mit Nikodemus. ^ — Daß dieses Ge- spräch Jesa nm seines Zusammenhanges mit der Bemerkung 2, 23 willen vom Evangelisten mitgeteilt worden, wird fast allgemein aner- kant; aber dieser Zusammenhang verschieden bestimt. Lücke meinte, das Gespräch sei als ein einzelnes Beispiel jenes vollkommenen Wissens (2, 25) oder der ,vollkommenen Weisheit' zu fassen. Dies entspricht aber nicht dem Inhalte desselben, ßaur faRt Nikodemus als Repräsen- tanten des glaubenden Judentums, dessen Glaube nur die Hfllle und Form des Unglaubens sei. Dagegen spricht aber die Thatsache, daß Nikodemus später und zwar nicht ohne Wirkung dieses Gesprächs gläubig geworden ist (7, 50 ff. 19, 39). Der Warheit näher komt die Ansicht derjenigen, welche wie Thol.j de W,, Hngslh, u. Lihdt. Niko- demus als Beispiel jenes Anfongerglaubens betrachten, der durch Jesum znm rechten Glauben geführt wird. Nur darf man nicht mit Lihdt. darauf Gewicht legen, daß die Sache am Ende in der Schwebe bleibt, and daraus die Nebenabsicht, zu zeigen wie schwer es in Judäa zum Glauben gekommen sei, folgern. Denn daß kein Erfolg des Gesprächs mitgeteilt wird, hat seinen Grund darin, daß zunächst noch keiner siebtbar wurde [Weiß), Die Hauptabsicht bei Mitteilung dieses Gre- sprächs haben God. u. Weiß richtig dahin bestimt, zu zeigen, wie Jesus jenen mangelhaften Glauben, den er in Jerusalem vorfand, wo sich ihm Gelegenheit dazu bot, durch das Selbstzeugnis im Worte weiterzufahren gesucht hat. Y. 1 u. 2. In der Einführung des Nikodemus mit den Worten: ^v Se Sv&pa>iro^ ist $v&po>ico^ statt xtc nicht mit Stier, God. u. A. als Wiederaufoahme von avBpmico; 2,25: , einer von jener Menschen- Gattung, die Jesus genau kante', zu fassen, sondern analog dem i^ivsto lyftpcmToc 1, 6 gewählt, um die weitere Bezeichnung ix to>v Oapiaaiwv daran zu knüpfen. Durch die Angabe, daß er aus den Pharisäern war, Tor Nennung des Namens, wird die Zugehörigkeit zu den Pharisäern betont, um zu zeigen, welch mächtigen Eindruck Jesu Auftreten nicht bios auf das ungebildete, wundersüchtige Volk, sondern auch auf die geistlichen Führer des Volks troz ihres Vertrauens auf gesezlicho Ge- rechtigkeit und Heiligkeit machte. Der griech. Name Nixo&7)|aoc war auch bei den Juden späterer Zeit gangbar. Im Talmud wird ein fns'npa ffakdimon als ein sehr reicher und frommer Mann in Jerusalem um 1) In V. 2 ist ::po; otüxov (in iiABKL al.) der Rec. irpo; xov ^Irjaouv (in EFGEal.)j die offenW nur Verdeutlichung ist, vorzuziehen. In v. 5 ist ^asiXetov Tou btoh durch v^^ABlT^^\\ al. besser bezeugt als ßas. tujv oupa- 'tuv, welches Tisch. S nach K* u. Citaten der Echw. aufgenommen hat, da die Kchw. den Spruch mit Mtth. 18, 3 vermengt haben. In v. 15 hat Tisch. iv auTo) nach BT^cgl aufgenommen statt des etc oder sic^ auTov der Rec. S. die )BrkL zu v. 15. K«U, CoiDiii«nt. Barn Eranf. Joh. 11 162 Joh. III, 2. 8. die Zeit der Zerstörang Jerasalems erwähnt, der vielleicht eine Person mit anserem Nikodemos ist. S. die talmud. Angaben über ihn bei Delitzsch, Talmod. Stadien in Ztechr. f. lath. TbeoL 1854 S. 643 ff. — Weiter wird er charakterisirt als ipx&ev ffivvTj&^vai, ohne welches niemand ins Reich Gottes kommen kann, ist nicht ein Thun des Men- schen, sondern eine Wirkung des Geistes Gottes, die der Mensch nur erfahren, erleben kann. Zwar ist die Wiedergeburt ohne (ASTavoia von- seiten des Menschen d. h. ohne Erkentnis der Sünde, herzliches Ver- langen nach Vergebung derselben und gläubiges Vertrauen auf die göttliche Gnade nicht möglich, aber sie besteht nicht in der fiexavoia, sondern ist Erzeugung eines neuen Leb^s durch den Geist Gottes. < — avoftsv bed. sowol örtlich: von oben her, als zeitlich: von vorne an, ^on neuem. Hiemach wird avo>dev YEvvi)d'^ seit alter Zeit verschieden gefaßt Für die erstere Fassung: von oben her d. i. von Gott geboren werden, haben sich nach dem Vorgange von Otig., Cyr,, TheophyL Erasm., Bengel unter den Neueren Lücke, Bg.-Cr,, de W,, Mey., Baur, Lange, Hilgf, entschieden und dafür geltend gemacht, daß Jo- hannes in den übrigen Stellen (3, 31. 19, 11. 23) Svoftev in dieser Bed. gebrauche und ^ewaoftai ix 6soi> ein ihm geläufiger Begriff und Aus- druck sei. Aber entscheidend sind 4iese Gründe nicht. Nikodemus hat es, wie seine Entgegnung v. 4 zeigt, anders, nämlich von einer seien Geburt verstanden, sonst hätte er nicht die Unmöglichkeit eines oeutspov -yewT^öiQvai dagegen anführen können. Der Gontext fordert also die Fassung einer neuen Geburt, welch» Syr,, August, Vulg., Luther, Cah)., Beza, Thol, Olsh., Hngsth., LihdL, God,, Weiß u. A. vorgezogen haben. Dieser Auffassung steht auch kein spradüiches Be- denken entgegen, da avco&ev in Luk. 1, 3. Act. 26, 5. Gal^4, 9, auch bei Joseph, u. Artemidor, in der Bed. ,von neuem' vorkomt. Nur die Bed. Herum, denuo, wiederum ist nicht begründet, also ofvwOev ^ev- vob&oi nicht gleich icoXifYeveaia Tit. 3, 5 und dvaYevvao&ai 1 Petr.' 1, 3. 23, obwol der Sache nach die neue Geburt von der Wiedergeburt mckt wesentlich verschieden ist und beide Begriffe sich nur so unter- sdieiden, dafi in ,Neugeburt' die Setzung eines neuen Lebensanfanges, m ,Viedergeburt' die Idee der ümwandelung des vorhergehenden Le- bens «HBgedrükt ist Hier will aber Jesus betonen, daß für den Ein- 11* IM JoL m, 5. 4. gaBg in das Reich Gottes nicht (lexavoia Sinnesänderang, Frömmigkeit and gnte Werke genügen, sondern ein neuer Lehensanfang erforder- lich ist. ,Mit der Anerkennung dieser Warheit stflrzt das ganze Ge- häude erträumter Vortrefflichkeit zusammen; alles verliert seine Be- deutung, was man in einem langen rechtschaffenen Lehen erarbeitet za hahen glauht. — Sehen wir speciell auf Nikodemus, so war dieser Moment fdr ihn ein warhaft tragischer; es hlieb nichts von ihm flbrig. Der Jude, der als solcher schon meinte, einen Anteil am Reiche Gottes zu haben; der Pharisäer, dessen Wesen darin lag, sich fQr besser za halten als andere Leute; das Mitglied des hohen Raths, der Ruf eines besonders tugendhaften Mannes, das eifrige Streben ein solcher zu sein, alles schien plötzlich zu einem Häuflein Asche zu verbrennen^ {HngstbX Und diese Warheit spricht Jesus mit der feierlichen Yersichernng: „warlich, warlich, ich sage dir^' aus. Doch liegt darin, daß er dieselbe in der Form eines allgemeinen Satzes aufstelt, nicht geradezu sagt: Du mußt von neuem geboren werden, eine gewisse Schonung; erst in V. 7 wendet er sich direct an die Personen. y. 4. „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt (y^pav ein Greis) ist? Kann er wol in den Leib seiner Mutter zum zweiten Mal eingehen und geboren werden?*' In dieser Erwiderung des Niko- demus erblicken die meisten AusU. ein grobes Mißverständnis, indem er die Worte Jesu von einer zweiten natürlichen oder leibliclien Ge- burt verstanden habe, und sprechen ihm ohne weiteres den gesunden Menschenverstand ab (Reuß, hist. de la theol II, 413 J^ oder erklären die Ungereimtheit seiner Fragen teils aus der natürlichen Beschränkt- heit des Mannes, teils aus der Verwirrung des Augenblicks {Mey.\ teils aus der Gereiztheit momentaner Stimmung, in die ihn Jesu wun- derliche Antwort versezte (Beng., Stier)^ oder fär einen Fechterstreich rabbinischer Disputirkunst {Lange L. J. II, 495), wie schon Luther sagte: Nikod. habe Jesus in seinem Worte fahen wollen. Aber alle diese Annahmen scheitern schon an dem Fortgange des Gesprächs. Jesus würde sich weder mit einer Stupidität tiefer in die Sache einge- lassen, noch einem Manne in gereizter Stimmung oder gar einem Ver- suche rabbinischer Disputirkunst eine Antwort gegeben haben, die ihm das Verständnis seiner Rede deutlich machen solte. AufflUlig erscheint es allerdings, daß einem namhaften Si&aoxaXoc xou 'IopaT)X, dem doch die Verheißung eines neuen Herzens und neuen Geistes (Ezech. ll,19f. 36, 26 f. Ps. 51, 12) nicht unbekant sein konte, die Forderung Jesu so ganz unbegreiflich vorkam. Weiß will daher den Grund davon, daß Nikod. nicht an die Möglichkeit einer bildlichen Fassung des Wortes zu denken scheint, nicht in Mangel an Verständnisfilhigkeit suchen, sondern in dem ,Sich abschließen gegen den von Jesu gemeinten Sinn.' Daß Jesus von jedem Menschen , also auch von dem gesetzesstrengen Pharisäer eine radicale Umwandelung verlange und von einer solchen Forderung für jeden, also auch fär den orthodoxen Theokraten die Teilnahme am Messiasreich abhängig mache (vgl. v. 7), sei ihm ein bo widersinniger Gedanke, daß er bei dem Wortsinne stehen bleibe nnd joL m, 4. 5. 1S5 mit dem Hinweise aof die Absardität desselben jedes weitere Eingehen ablehne. Allein würde dann nicht anch Jesns jeden Versnch einer weiteren Belehrung abgebrochen haben? Auch irrt Weiß sehr, wenn ur das icQ»c &uv. Yevvrjftijvai lediglich auf die Möglichkeit des fewaoftai, die durch die Hinweisung auf sein hohes Alter als eine augenscheinlich uoch undenkbarere hingestelt werde, beschränken und das Seutepov nor auf etoeXAeiv nicht zugleich auch auf xai YevvT)6YJvai beziehen will. Invoirirt denn das SeuTepov eloeXOeiv eines Menschen elc tqv xoiX(av r^; )ir|Tpoc adxou nicht ein zweites Geborenwerden, welches Jesus mit •{imfi^ &vtt>dev gefordert zu haben schien? — Die Schwierigkeit des Yeretandnisses der fOr die Teilnahme am Reiche Gottes von Jesu ge- stelten Forderung lag fflr Kikod. in dem YswYjd^vat £vo>&ev, dem von nenem Geborenwerden. Darüber half ihm auch die Kentnis der ange- ffthrten Stellen des A. T. nicht hinweg, weil dieselben wol eine von Gott ausgehende Erneuerung oder Umwandelung des Herzens durch Mitteilung reinigender und heiligender göttlicher Kräfte verheiBen, aber keine Neugeburt oder Wiedergeburt lehren. Dieser Begriff ist dem A. T. fremd. ,Es komt, wie Rougemont (Christus u. seine Zeugen S. 19) es treffend ausdrükt, im A. T. zur Bekehrung als sittlicher Ver- änderung, aber nicht zur Wiedergeburt als neuer Schöpfung' (vgl. Oeh-- kr, TheoL d. A. T. II S. 160 f. 168). Nikodemus versteht nicht das Y6wr|&-^vai avo&sv von einer zweiten leiblichen Geburt, die er für un- möglich hält, sondern von einem neuen Anfang persönlichen Lebens, and sagt auch nicht — wie Lücke seine Entgignung deutet — : ,wenn doch eine Wiederholung der leiblichen Geburt etwas schlechthin Un- mögliches ist, wie soll ich das avco&ev 76vvt)&. verstehen?' sondern: wie kann dieses stattfinden ohne mit einer zweiten leiblichen Geburt? (LthdL) weil er von seinem alttestamentl. Standpunkte aus eine Neuge- bort ohne eine Wiederholung der leiblichen Geburt sich nicht denken kann. Die Neugeburt hat die Thatsache der Geburt Christi des mensch- gewordenen Sohnes Gottes zur Voraussetzung, welcher denen die an seinen Namen glauben Macht gibt, Gottes Kinder zu werden, die nicht aas menschlichem Geblüte, sondern aus Gott geboren sind (1, 13). Da Nikod. in Jesu nur einen von Gott gesandten und mit göttlichen Kräf- ten ausgerüsteten Lehrer sieht, so kann er auch das Wort von der neuen Geburt nicht verstehen. Da er aber ernstlich nach Erkentnia der Warheit trachtet, so sucht Jesus in v. 5 ff. ihn zur Erkentnis zu flUiren. Y. 5. Mit dem feierlich versichernden aji-^v ajiiQv X^y«» ooi wieder- holt er seinen Ausspruch, aber so, daß er YevvT)&'^ ivco&ev (v. 3) durch 7£w. a uSaxo^ xal icveu|Aaxoc erklärt und ISetv triv ßao. durch eioaX- (^&Iv elo tr|V ßao. verdeutlicht, also Wasser und Geist als die beiden Elemente bezeichnet, aus welchen die neue Geburt hervorgeht, durch die sie gewirkt wird, ü bezeichnet das ursächliche Ausgehen des Ge- borenwerdens. Das Fehlen des Artikels bei S&axoc und icveufiaxoc zeigt allerdings, daB Wasser und Geist nur als die neue Geburt be- gründende Factoren genant sind, ohne directe Beziehung auf die johan- 166 Joh. Iir, 5. 6. neische oder ehristliche Taafe. Doch läfit such daraas nicht mit Weiß folgern, dafi sie ganz nnbestimt, nämlich das Wasser seinem Wesen nach als reinigender Factor und der Geist als wirkongskräfdges Prindp eines neuen Lebens gedacht seien in dem Sinne, ,daB ohne Abthnn d^ alten sündigen Wesens nnd ohne Erzeugung eines ganz neuen ans einem wirkungskrältigen Princip heraus die y. 3 gemeinte Geburt nicht zu Stande komt/ Durch so abstracto, unbestimte Begriffe, bei denen Nik. sich nichts Concretes denken konte, wflrde ihm Jesns das Vorher- gesagte nicht verständlicher gemacht haben. Jesus hatte dabei ohne Zweifel die Wasser- und Geistestaufe im Auge als Thatsachea, die dem Nikodemus nicht ganz unbekant geblieben sein konten. Aus der Wirksamkeit des Täufers, der mit Wasser taufte und den Abgesandten des Sjnedriums sich als den Wegbereiter des nach ihm kommenden Stärkeren, und seinen Jüngern Jesum als den, der mit heiligem Geiste taufen werde, bezeichnet hatte (1, 27 u. 34), konte Nikod. erschließen, daß Jesus eine Taufe mit Wasser und Geist als Bedingung für den Eingang in das Reich Gottes fordere, wenn ihm damit auch noch nicht klar wurde, wie Wasser und Geist in der christlichen Taufe zum Xou- Tpöv itaXiYYSveaia; geeinigt sind. In V. 6: „Was aus dem Fleische geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geiste geboren ist, ist Geistes beweist Jesus die Notwendigkeit der neuen Geburt. Der Beweis ruht auf dem aus dem Begriff der ßaoiXeia xoS deou sich ergebenden Gedanken, daß das Gottesreich geistiger Natur ist. Dagegen hat freilich fVeifi eingewandt, daß Jesns bei dem Pharisäer jene Prämisse durchaus nicht voraussetzen konte, also bei Entgegensetzung der leiblichen Geburt mit ihrer Wirkung nnr die Absicht hatte zu zeigen, daß die Geburt aus dem Geiste eine Wirkung habe, die mit jener schlechterdings noch nicht gegeben sei, und darum ebenso unbedingt und allgemein notwendig sei. Allein wenn auch Jesus nur die Verschiedenheit der Wirkung beider Geburten hervorhob, um dem Nikod. die Notwendigkeit der neuen Geburt aus dem Geiste fQr das Eingehen in das Reich Gottes deutlich zu machen, so hat er dabei doch jene Prämisse vorausgesezt. Und dies konte er auch bei einem Scbriftgelehrten voraussetzen, da nicht nur die Pro- pheten die Erneuerung Israels durch den Geist Gottes in der measia- nischen Zeit gelehrt hatten (Ez. 11, 19. 36, 26 f.), sondern auch der Gegensatz von Fleisch und Geist Gottes schon in Gen. 6, 3 deutlich ausgesprochen war. — Das Neutrum to YeYevv7]ji£vov gibt, wo Per- sonen gemeint sind wie hier, dem Ausspruche die Bedeutung einer generellen Warheit; vgl. Winer Gr. §, 27, 5. 4x x^; oapxoc ist nicht mit ff'eijf nach 1, 13 nur von der sinnlichen Seite der menschlichen Natur zu verstehen, und die Beziehung auf die sündliche Beschaffenheit derselben als ans paulinischen Stellen eingetragen abzuweisen, sondern sowol nach dem alttestamentlichen Vorstellungskreis, den Nikod. mit* brachte, als auch nach dem Zusammenhange, in dem es hier steht, von der natürlichen Beschaffenheit der sündigen Menschen zu verstehen. Ganz irrig wendet dagegen ^'eijf ein, daß wenn auch im A. T. bereits joh. m, 6— a 167 der Aüsdniek oapS oft die meDSchliche Natur bezeichnet, wo im Gegen- fiatz zvT göttlichen an ihre Schwachheit, Irrtnms- und Sündenfähigkeit gedacht werden kann , doch die ansgeprägte Vorstellang von der odfp^ als Sitz der Sünde ausschließlich dem Fanlinismns eigen sei. Denn erstlich lehrt Paulns nicht, daß die odpi als nnr sinnliche Seite der Menschennatar Sitz der Sünde sei. Die Sünde hat nach der Schrift- lehre A. TL N. Testaments ihren Ursprung nicht im Fleisch, sondern im Geist des Menschen. Dies lehrt anch Paulus, wenn er Eph. 4, 23 eine EneBening tou icveu|jiaToc xou voo^ fordert, indem er damit zu ver- stehen gibt, daß die Sünde vom icveu)ia xou vooc ihren Ursprung ge- nommen hat und da ihre eigentliche Quelle liegt. Sodann bezeichnet im A. T. oapS die menschliche Natur im Gegensatz zur göttlichen auch nicht nur nach ihrer Schwachheit, Irrtums- und Sündenfähigkeit, son- dern auch nach ihrer sündlichen Beschafifenheit und Yerderbtheit, sowol in Gen. 6, 3 als in Ps. 51, 7 (in Missethat bin ich geboren u. s. w.). Hieb 14, 4 (wie kann ein Beiner von einem Unreinen kommen? Nicht eiaer); vgl. Oehler I S. 245 ff. Wenn also — bemerkt hier Lthdl. treffend — ,nach dem Zusammenhang unserer Stelle die Notwendigkeit der neuen Geburt mit der oötpS des Menschen begründet wird, so kann damit offenbar nicht blos die Leiblichkeit, sondern muß die sittliche Beschaffenheit seiner Menschennatur, welche vom Reiche Gottes aus- sehließt, gemeint sdu; denn nur diese kann jene Gotteswirkung in ihm notwendig machen. Denn es handelt sich nicht blos um einen Unter- schied zwischen niederer und höherer Stufe (s. /. Müller, Lehre v. d. Stade II, 367), sondern um einen Gegensatz (vgl. Hofm. Schriftbew. I, 512 f., Mey, u. A.).* — Die Substantive oapS und icveu{i.a sind nach- dracksvoUer als die Adjective oapxixoc und icveü{i.atixoc. Y. 7 u. 8. Wenn also Fleisch nur Fleisch nicht Geist erzeugen kann, 60 soll Nikod. sich über die Notwendigkeit einer Neugeburt für das Eingehen in das Reich Gottes nicht wundem, {jlyj Oau)iq[aiQ( bezieht sich nicht auf eine Verwunderung, die Nikod. erst jezt kundgab, son- dern auf die in seiner Rede v. 4 liegende. Mit Bei u|j.ac richtet Jesus Beine Forderung direct an Nikodemus und Seinesgleichen und sucht ihm durch ein Gleichnis aus der Natur das Verständnis näher zu bringen. ),Der Wind wehet wo er will, und du hörst sein Sausen, aber weißt nicht, woher er komt und wohin er geht. Also ist jeder der aus dem Geiste geboren worden.** to icveu(&a ist, wie icvei zeigt, nicht vom (leiste sondern vom Winde zu verstehen. Der durch die doppelte Be- deutung des Wortes icv6U(jLa Wind und Geist nahe gelegte Vergleich ist sehr passend gewählt, weil das Wehen des Windes darin dem Wirken des Geistes gleicht, daß das Eine wie das Andere nach seinem Ur- sprange und Ziele unbegreiflich, nur in seiner Wirkung fühlbar und erkennbar ist. icoOev If-ftiai x. icou oitafei drükt nicht die Richtung des Windes ans, ob er vom Morgen oder vom Abend komt und wohin er dann geht, sondern den Ort, wo er seinen Ursprung hat, woher er komt und entsteht und wo er bleibt icoo mit dem Verbum der Be- wegung antidpirt die Vorstellung der auf die Bewegung folgenden leS Job. III, 8—11. Rohe; im N. T. oft bei Job. 7, 35. 8, 14. 12, 35. oSto>c iortv icac so verbält es sieb mit jedem. Die Nengebort ist eine Tbatsacbe, die sich nicbt verstandesmäBig begreifen läßt, aber jedem, der sie erlebt hat, durch Erüahnmg gewiß wird und im Glaaben an den Sohn Gottes er- faßt werden soll Dieser Gedanke wird von v. 9 — 21 so ausgefohrt, daß Jesus dem Nikod. auf die weitere Frage, wie dies geschehen kdnne, in V. 10 — 16 seinen Unglauben aufdekt und ihn auf den Glauben an den Sohn Gottes als die Bedingung far den Empfang derselben vor- weist; sodann in v. 17 — 21 ihm die Folgen des Glaubens und des Un- glaubens vorhält. y. 9 u. 10. Die Frage des Nikod.: „wie kann dies geschehen?'^ ist keine Wiederholung der in v. 4 nach der Notwendigkeit und Mög- lichkeit der neuen Geburt {Lücke), Die Thatsächlichkeit derselben, wie viel oder wenig er auch davon versteht^ läßt er gelten, und fragt nur, wie das was Jesus darüber gesagt hat (Taota) geschehen, wie also die Wiedergeburt sich vollziehen könne {Lthdt., Weiß u. A.). Diese Frage zeigt nicht nur, daß er von dem Wirken des Geistes an seinem Herzen noch nichts erfahren hat, sondern auch, daß er selbst das was die Schrift ttber das Wirken des göttlichen Geistes zur Erneuerung des Lebens lehrt nicht begriffen hat. Darfiber äußert Jesus seine Ver- wunderung mit der Frage: „Du bist der (bekante, anerkante) Lehrer Israels und dieses erkennest du nicht?'' Der Artikel 6 vor SiS. drflkt aus, daß Nikodemus ein namhafter, anerkanter Lehrer war. tou *Iopat)X nicht = der Juden, sondern des Volks, dem Gott seinen Heils- rath geoffenbart hat, d. h. der als ein Lehrer galt, welcher sein Volk im Worte Gottes zu unterweisen verstehe, während seine Frage zeigte, daß er die Elemente der Heilserkentnis noch nicht erfaßt hat. Das xauta, über dessen Nichterkennen Jesus seine Verwunderung äußert, kann nichts wesentlich anderes bedeuten als xaGia in der Frage des Nikod.: wie kann dieses geschehen? d. i. der Vorgang der Neugebart Demnach kann tauta ou yivcuoxsic; nicht mit Lthdi., dem Weiß folgt, auf das Wissen aus dem A. T. und der Heilsgeschichte bezogen werden, ,daß aller Weg zur Heilsgemeinschaft von Anfang an der des Glan- bensgehorsams gegen Gottes Wort und Gesandte gewesen ist' Diese Deutung des tauta wird auch von dem Contexte, d. h. von v. 11 f., wo Jesus ihm seinen Unglauben als die Quelle seiner Unwissenheit aufdekt und rügt, nicht gefordert. War Jesus ein Lehrer von Gott gekoounen, mit dem Gott ist, wie Nikod. in v. 2 ihn begrüßt hatte, so solte er aach seinem Worte als göttlicher Offenbarung Glauben schenken und in Sachen des Glaubens nicht seinen Verstand zur Norm und Richtschnor machen, sondern sich von ihm belehren lassen. Dies gibt ihm Jesus in V. 11 und in der weiteren, durch keinen Einwand mehr unter- brochenen Rede zur Erwägung anheim. y. 11 f. Feierlich versichernd erklärt ihm Jesus: „Was wir wissen reden wir, und was wir gesehen haben bezeugen wir, und unser Zeugnis nehmet ihr nicht an. Wenn ich euch das Irdische sagte und ihr nicbt glaubet, wie werdet ihr, wenn ich euch das Himmlische sage, glao- Joh. III, 11—13. 169 boi?" Damit gibt Jesus nicht den Versuch auf, den Nikod. zum Yer- s^dnis zu bringen (Lcke., de W,)^ sondern verweist ihn anf den Glaoben als den Weg, wie er zur Erfahrung und damit zum Verständnis der Neogeburt gelangen kann. oi&a(iev wir wissen, ist nicht rheto- rischer Plural (Lcke., de ^\), sondern Plural der Kategorie: solche Lehrer wie ich {Afey.). Natürlich ist auch nicht Gott {Chrys., Euthym, Zig,, AugusL, Calv.) oder der heilige Geist (Beng.) mit gemeint, ebenso wenig an die alttestamentlichen Propheten (ThoL) zu denken, denn diese liegen zu ferne, oder an die Jünger Jesu (Hngstb.)^ denn diese reden und zeugen noch nicht, sondern an Johannes den Täufer [l^napp, Hofm., Lihdt., Weiß)^ der durch seine Verktlndigung von der Waiaertaufe und Geistestaufe auf Jesum als den Messias und auf die Notwendigkeit einer Neugeburt hingewiesen hatte, und von dem auch das oi^|uv und ewpaxev gilt, indem er bei Jesu Taufe den Geist anf iim hatte herabkommen sehen (1,34), und dessen Zeugnis auch in dem Gesichtskreise des Nikod. lag, so daß er Jesu Wort verstehen konte. Wie die Pharisäer so glaubte auch Nikod. weder dem Täufer noch Jesu, obgleich er durch sein Kommen zu Jesu zeigte , daß er £r- kentnis des Heils suchte. Das icopaxajiev ist daher nicht mit Mey, auf das einzigartige Schauen Jesu in seinem himmlischen Sein zu beziehen, sondern auf das was beide (Jesus und der Täufer) geschaut haben (vgl. 1, 34). Daß aber Jesus nicht im Plural von sich redet, ergibt sich deutlich aus den Singularen eTicov u. eiTcco v. 12, wo Jesus von dem redet, was er gesagt hat. Td irnyaia, das sich auf £rden befindet, aof der Erde vorgeht, ist die Wiedergeburt aus Wasser und Geist, von der Jesus zu Nikod. geredet hat, nicht überhaupt sein Zeugnis vom Reiche Gottes, oder ,die der Erde angehörige Gestalt und Ver- wirklichung des Reichs Gottes^ {LihdU)^ demnach auch xä iiroopavta nicht ,die himmlische Wirklichkeit, welche das Reich Gottes in seinem Verhältnis zum Vater hat, also der christologische Inhalt seiner Ver- kündigung im Unterschiede von jenem anthropologischen oder mora- lischen^ {Lihdt.) , sondern was im Himmel zur Verwirklichung des Rei- ches Gottes geschehen ist und geschieht, also der Sache nach der gött- liche Rathschlnß zur Erlösung und Beseligung der Menschen iJ^ey,, Ood. u. A.), aber nicht blos in Bezug auf seine Vollendung in der Zu- konft, sondern zugleich hinsichtlich dessen, was bereits geschehen ist, also in Bezug auf die Sendung des Sohnes Gottes auf Erden und deren Vorbereitung im A. Bunde nach dem von Ewigkeit her im Rathe des Vaters und des Sohnes gefaßten Beschlüsse. Zu abstract hat es Hngstb. aof die Gottheit Christi bezogen. — Ueber diese iicoopotvia gibt Jesus in V. 13 ff. Andeutungen. V. 13 fiL Kai odSeU dvaßeß. schließt sich nicht adversativ an: ,Und doch ist niemand in den Himmel aufgestiegen außer der vom Himmel herabgekommen ist\ wonach dieser V. besagte: Und doch kann kein anderer als ich euch die himmlischen Dinge offenbaren, also nur eine ernste Aufforderung zum Glauben an Jesu Wort enthielte. Dazu stimt die Fortsetzung der Rede in v. 14 weder nach ihrer Anknüpfung durch 17« Joh. m, 13. 14 xa( nodi nach ihrem Inhalte, falls man nicht etwa erst v. 14 als Mit- teilung der iiroupccvia faßt {ThoL, de W. n. A.), oder einen Uebei^aiig vom Worte (v. 13) zur Person Christi (Bg.-Cr,) oder von der X}ottheit Christi zum Werke der Versöhnung {Hnggib.) oder vom Grunde an Jesnm zu glauben zur Seligkeit des Glaubens {Mey.) annimt, was alles willkürlich ist. Anders Lihdt.^ welcher den üebergang von v. 12 za V. 13 so faBt: ,und doch (xa() müssen sie ihm glauben, dran nur er kann davon Zeugnis ablegen*, und God.y der als vermittelnde Idee er- gänzt: ,ohne den Glauben an mein Zeugnis gibt es kdnen Zugang m den himmlischen Dingen, welche du zu wissen wünschest* Richtig haben beide erkant, daß in v. 13 die Notwendigkeit des Glaubens f&r den Eingang ins Reich Gottes, oder wie es v. 14 heißt, um das ewige Leben zu erlangen, begründet werden soll. Nur fragt sich, wie dieselbe begründet wird, und dies h&ngt von der Erklärung von v. 13 ab, die sehr streitig ist. Die Worte: „Niemand ist in den Himmel hinauf ge- stiegen außer der vom Himmel herabgestiegen ist, der Menschensohn**, werden von den meisten AuslL so verstanden, daß man nicht blos das xaiaßac von Christo d. i. von seiner Menschwerdung versteht, sondern auch das avaßißTjxev mit auf Christum bezieht und dann mit Calov, ff^olf, Beng. von der Himmelfahrt Christi versteht, was mit dem Per- fectum unvereinbar ist, oder am Ende des V.: ,der wird gen Himmel auffahren* ergänzt (Hngstb.)^ wonach gerade der Hauptgedanke zn ergänzen wäre, während die Socinianer auf das avaßißiQxav ihre Lehre von dem raptus in coelum, eine Entrückung Jesu in den Himmel vor seinem öffentlichen Auftreten, gründen. Die Meisten {Lacke ^ Ohh,, Bg.'Cr., de W,, God., BeyschL) fassen nach dem Vorgänge von £ram.j Beza, Grat u. A. die Worte tropisch von der unmittelbaren Erkentnis der göttlichen Dinge, welche Jesus gleichsam ans dem Himmel herab- geholt habe, oder wie Lange sich ansdrükt, ,vom HimmelaufischwaDg in der Erkentnis.* Diese Erklärung nent aber Mey. mit Grund un- richtig, weil Christus seine Erkentnis des Göttlichen aus dem Znstande seiner Präezistenz mitgebracht hat (v. 11. 1, 18. 8, 26 aL) und in fort- währender Gemeinschaft mit dem Vater hat; und bestimt die wortge- treue Erklärung nach dem Vorgange von Jansen so: ,niemaad ist in dem Himmel gewesen außer . . .*, so daß ivapißvjxev auf den Begriff des Gewesenseins im Himmel gehe, der in dem Perfectum liege und bei dem xaxapa^ ix x. oup. die selbstverständliche Voraussetzung sei. Ob aber die Umdentung des ,aufgestiegensein* in ,gewesensein* wort- getreu zu nennen, das möchte doch sehr zu bezweifeln sein. Die eigentliche Auffassung des dvaßiß7)xev wird schon durch den Gegmisatz zn xaxaßac gefordert und dadurch die tropische Deutung ausgeschlos- sen. Wir halten daher mit Lthdi. die eigentliche Au&ssong fest, ver- stehen aber das oo&eic ivaßiß. von den Menschen insgemein mit Aus- schluß des vom Himmel herabgekommenen Menschensohnes. Die Worte: „niemand ist in den Himmel hinauj^estiegen** sind gebfldet nach Deut. 30, 11 ; ,das Gebot — ist nicht unbegreiflich für dich, noch ist es ferne; nicht im Himmel ist es, daß du sagen müßtest: wer steigt Joh. III, 14. 15. Itl ftr BUS in den Himmel hinaof and holt es nns nnd verkflndiget es ODS?* and Prov. 30, 4: ,wer steigt zam Himmel hinauf and herab' d. h. wer hat das geheimnisvolle Walten Gottes in der Welt ergründet? Hier in nnserem V. ist der an jene Stellen erinnernde Aasdrack durch den Gedanken der Herabknnft "vom Himmel herbeigef&hrt and drflkt den jenen Grandstellen analogen Gedanken aas: Kein Mensch ist im Stande, Ao&ehhiB Aber die göttlichen Bathschlüsse za geben. Die Er- kentnis dessen, was Gott znm Heile der Menschen, am ihnen das ewige Leben za geben, beschlossen hat nnd ansführt, kann nor darch den Glsaben an den vom Himmel herabgekomm^ien Mensehensohn erlangt werden. Der Zosatz: o «uv (iv t. oop.) ist hier ebenso w^iig als in 1,18 in o( 7)v aafzalösen: ,der im Himmel war' (Beng., Hofm., Lihdt, Weifi n. A.). So gefaßt würde dieser Zasatz eine reine Taatologie bilden, da das Gewesensein im Himmel in dem xataßa^ ix x. oup. deat- lieh genag liegt Aach gehört, wie Mey. richtig bemerkt ,das artica- ' lirte 0 «UV grammatisch nicht zu xaxaßa<; sondern za o uioc x. dv6p., die nähere Bestimmang nachbringend, inwiefern derselbe den im Him- mel gefaßten Heilsrath kandthan kann, weil er nämlich in beständigem Verkehr mit dem Himmel, in innigster Gemeinschaft mit Gott dem Vater im Himmel ist. Mit dieser Aussage über den Menschensohn als den vollkommenen Offenbarer des göttlichen Heilsrathsehlasses weist Jesus den Nikod. auf ein iicoopdcviov hin, das geglaubt werden muß. Ein zweites erwähnt er in Y. 14 f. „Wie Moses die Schlange in der Wüste erhöhte, also muß der Menschensohn erhöhet werden, damit jeder der an ihn glaubt in ihm ewiges Leben habe.^^ Die Begebenheit, welche Jesas als Vorbild semer Erhöhung erwähnt, ist in Num. 28, 8. 9 erzählt, wo ich sie schon nach ihrer geschichtlichen und typischen Bedeutung erläutert habe. Um das wider Gott murrende Volk zu züchtigen, sandte Gott giftige Schlangen, durch deren Biß viele getödtet wurden. Als dasselbe nun durch diese Plage zur Besinnung gebracht, seine Versündigung erkante und Moses auf des Volkes Bitten den Herrn um Befreiung von dieser Plage anflehte, befahl Gott ihm eine eherne Schlange als Panier auf- zurichten d. h. an einer zum Panier dienenden Stange aufzuhängen, mit der Verheißung, daß wer von den giftigen Schlangen gebissen, seinen Blick auf die eherne Schlange richte, von seiner Plage werde geheilt werden. Diese eherne Schlange wird daher schon Sapient.16,6 ein at>(ißoXov oo>xy)p(ac — oo Sia x& decopouiisvov, aXka Sia xov icav- t(ov o«Bx^[pa genant, war also ein Bild der durch Gottes Gnade un- schädlich gemachten Giftschlange. Der Vergleichnngspunkt zwischen dieser Schlange und dem Menschensohne ist in dem xaftwg S^cDoev und oStoK o^&^vai Set hervorgehoben. u<]^o)^vai bed. aber hier nicht die Erhöhung zur Verherrlichung, so daß es gleich 8o(aa97)vat wäre {Bleek, Beitrr. S. 231 f.), sondern u^ouv bed. emporheben, aufrichten am Kreuz, dem aram. r.^j kreuzigen entsprechend, und wird in diesem Sinne auch 8, 28. 12, 32 Von Christo gebraucht und 12, 33 vom Evan- gelisten ausdrOcklich aaf seinen Kreuzestod bezogen, so daß man nicht 178 Joh. III, 15. einmal mit Lücke q. ^o^. hier einen Doppelsinn annehmen and den Kreuzestod als die VoiBtofe der Verherrlichnng fassen darf. Sei drOkt die Notwendigkeit nach göttlichem Bathschiosse ans, wie Mtth. 16, 21. Lak.24,26 u. ö., und geht zwar nur auf den Antitypns, weist aber doch auf einen inneren Nexus zwischen der Erhöhung Christi und der Er- höhung der ehernen Schlange hin, folglich auch auf eine typische Be- ziehung zwischen Jesu und der Schlange. Die Schlange komt hiebei aber nicht ,als Symbol der göttlichen Heilkraft^ in Betracht. Diese heidnische Vorstellung von der Schlange ist der heil. Schrift fremd. Von 1 Mos. 3 an gilt die Schlange im A. u. N. Test, als Sinnbild einer den Menschen schädigenden und ihm feindlichen geistigen Macht Moses solte aber nicht eine wirkliche, nur getödtete Schlange auf- hängen, sondern eine eherne Schlange; er solte also ein Symbol der Heilung aufrichten, welches die Gestalt einer wirklichen Schlange hatte, aber — wie Luther (Predigt üb. Job. 3, 1 — 15, Erlanger Aa«g. s. Werke IV S.173) sagt — ,doch ohne Gift und aller Dinge unschäd- lich ist/ So hat auch Gott seinen Sohn gesandt in der Gestalt des sündlichen Fleisches und doch ohne Sünde, um die Sünde am Fleische durch Sünde zu verdammen, und hat ihn in den Tod dahingegeben, damit er an seinem Leibe auf dem Holze unsere Sünden opfere (Rom. 8, 3. 2 Kor. 5, 21. 1 Pctr. 2, 22—24). Wie ferner nicht die eherne Schlange an sich, sondern der Blick auf diese Schlange gemäß gött- licher Verheißung, also der im Glauben an Gottes Wort und Ver- heißung auf das Schlangcnbild gerichtete Blick den Israeliten Heilung, Genesung von dem Gifte der feurigen Schlangen gewährte, so gewährt auch nur das gläubige Hinschauen auf den für uns zur Heilung von der Sünde und dem Tode gekreuzigten Christus uns ewiges Leben. In dem Zwecksatze iva icac cet. ist dv oder iic' outij), das schon als die schwie- rigere Lesart der Bec. eU oder iic' aüxov vorzuziehen, nicht zu ictoieuuiv sondern zu SxX) C<» V, dem es mit Nachdruck voraufgestelt ist, zu ziehen. Diese Verbindung entspricht auch allein dem Zusammenhange mit v. 12. Denn Jesus erwähnt seinen durch das Symbol der ehernen Schlange vorgebildeten Kreuzestod, um die Notwendigkeit des Glaubens zur £Ir- fassung des göttlichen Heilsrathes zu erweisen. ,Jeder Glaubende soll in ihm (d. L als in ihm, dem Gekreuzigten ursächlich beruhend) das ewige Leben haben, vgl. ö, 39. 20, 31 {Meyer-Weiß), — Die Anwen- dung dieser Worte auf Nikodemus, daß er nur durch den Glauben an Jesum als den Sohn Gottes das ewige Leben erlangen könne, ergab sich daraus von selbst, ohne daß sie besonders ausgesprochen wurde. I^CO ist Präsens. Der Glaubende erlangt ewiges Leben unmittelbar im Glauben schon im Diesseits, indem er durch den Glauben dem Zorne Gottes und dem Gericht entnommen ist und Christus ihn am jüngsten Tage auferwecken wird, vgl. v. 36. 5, 24. 6, 40 u« a. ^ 1) Die Hindeutnn^ Jesu auf seinen Kreuzestod soll nach Weiß n. A. ganz unwaracheinlich sein und die typologische Deutung der ehernen Schlange etwas UDnatÜrliches haben, da die Schlange sieher nicht das Heilmittel war, sondern das gläubige Aufschauen zu ihr, und die Erhöhung der Sclüauge Joh. ni, 16. 178 In V. 16 ff. wird der Gedanke, daß wir nur im Glauben an den er- höhten Menschensobn das ewige Leben erhalten, begründet durch den ffinweis anf die Liebe Gottes zur Welt als den ürgmnd unserer Er- rettung vom ewigen Verderben. „Also (so sehr) liebte Gott die Welt" d. i. die ganze Menschheit, „daS er seinen eingeborenen Sohn gab." föoxev er gab ihn sc. der Welt, nicht eU Odtvaxov (Olsh ), obwol die in dem Geben des Sohnes sich offenbarende Liebe Gottes in seiner Hin- gabe in den Tod ihren Gipfelpunkt erreicht. Dieser Act der göttlichen Liebe ist das eigentlichste liroupaviov, das himmlische Geheimnis {God,\ das nur der vom Himmel gekommene Sohn enthüllen kann. In dem Zwecksatze iva irS; cet, ist der Schlußgedanke von v. 15 in erweiterter Form wiederholt. „Auf daß jeder der an ihn (den eingeborenen Sohn) glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." Dem p.-^ aToXTjTat liegt der Gedanke zu Grunde, daß ohne den Glauben an Christum jeder Mensch verloren geht. In diesem Ausspruche nent sich Jesus nicht den Menschensohn, wie v. 10, sondern den eingeborenen Sohn (Gottes), um die Größe der göttlichen Liebesthat hervorzuheben. Ueber jiovofev^c s. die Erkl. zu 1, 14. — Aus dieser im Munde Jesu nur hier und v.l8 vorkommenden Bezeichnung des von Gott gesandten Heilands haben nach dem Vorgänge von Erasm, neuere Ausll. (Olsh,, Neand., ThoL) gefolgert, daß das Gespräch Jesu mit Nikodemus mit T. 15 zu Ende sei, und von v. 16 an der Evangelist die Gedanken des- selben weiter ausfilhre. Ohne zureichende Gründe. Denn [AovoifevT]? ist ganz sachgemäß gebraucht und auch das Aufhören der Einrede des Nikod. erklärt sich einfach daraus, daß die Worte Christi sein Herz getroffen und die Zweifel seines Verstandes überwunden haben. Da- gegen zeigt schon der Anschluß des 16. V. mit Y^p an v. 15, daß die Rede Jesu mit jenem Verse nicht geschlossen haben kann (vgl. God.). Zu beachten ist in dem Zwecksatze (v. 16) noch der Wechsel des Aorist coqjunct. ditoXtjxai mit dem Präsens coi^unct. ix^Q- Der Ge- hrauch des Conjnnctivs statt des Optativs im Griechischen gehört der Umgangssprache an und findet sich im Hellenistischen sehr häufig. nm das Mittel, dies zu ennöfflichen. Der natürliche und darum sicher ur- sprüngliche VergleichtmgspunEt sei nur der, daß Jesus, damit es zum Glau- ben an ihn komme, vor aller Augen erhöht werden müsse. Wie Gott ihn in Bdner wahren Bedeutung erweisen werde, ob durch das nahe Kommen seines Bdchs oder wie sonst, erhelle nicht; sicher sei nur, daG nicht an eine Erhöhung zum Himmel gedacht sei, sondern an eine ihm in seiner irdischeu Laufbahn bevorstehende, ihn verherrlichende Erhöhung, durch die er noch das jezt ungläubige Volk zum Glauben zu gewinnen hoffe. Aber dieser Ge- danke sei nicht dem Evangelisten aufzudrängen, sondern dessen Auslegung Ton dem ursprünglichen Worte Jesu zu uirterscheiden. Dies heißt aocn gtnau genonmien nichts anderes als der Evangelist hat dem Worte Jesu eine Deutung gegeben , die es im Munde Jesu nicht hatte. Aber der Anstoß, den die neuere Theologie an diesem Ausspruche Jesu nimt,* liegt nicht in der ünnatürlichkeit der vom Evangelisten gegebenen typologischen Deutung der ehernen Schlanee, sondern wie wir schon bei der ffei^^schen Deutung ▼on 2,19 bemerkt nahen, in der schiiftwidri^en Vorstellung der modernen Theologie von der göttlichen Natur Christi, 174 Joh. ni, 17—19. vgl. fFiner Gr. §.41,1. aJJ); und der Wechsel der Tempora zeigt, daß das Verlorengehen als zeitlicher Act, der Besitz des ewigen Lebens als dauernder Zustand gedacht ist. y. 17 f. Der Beweis dafür, daß die Sendung des Sohnes ein Ausfluß der göttlichen Liebe ist, liegt darin, daß nicht das Gericht über die Welt sondern die Bettung derselben der Zweck dieser Sendung war. Die Pharisäer erachteten die Vollziehung des Gerichts ttber die der Auf- nahme in das Reich Gottes nicht würdig befundenen Heiden als den Hauptzweck der Ankunft des Messias. Diesem Irrtum tritt Jesus ent- gegen mit nachdrucksvoller Voranstellung des: „Nicht sandte Gott seinen Sohn in die Welt, um die Welt zu richten'^, welchem die positive Angabe: „sondern dazu daß die Welt durch ihn gerettet werde'', erst nachfolgt Diese Aussage über den Zweck der Sendung des Sohnes Gottes ist nicht so zu deuten, daß das messianische Gericht bis auf den Abschluß der Eeichsentwickelung vertagt bleibe (ff'^eiß), daß also Christus erst bei seiner Wiederkunft am Ende der Tage und nicht auch schon bei seiner ersten Ankunft ein Gericht über die Welt voll- zieht; sondern nur dies besagen die Worte, daß die Rettung der Welt und nicht das Gericht über dieselbe der Zweck der Sendung des Sohnes Gottes ist. Beachtung verdient das dreimalige o xoap.o;, durch weiches der jüdische Particularismus gerichtet wird. Die Sendung des Solmes Gottes gilt nicht nur der ganzen Welt, sondern hat auch die Rettung der ganzen Welt d. h. der gesamten Menschheit zur Absicht. Demnach bedarf die ganze Menschheit, nicht nur ein Teil derselben, die Heiden, als die Gott ihre Wege gehen ließ, sondern auch das jüdische Volk, welchem Gott seinen Willen durch das Gesetz Mosers geoffenbart hat, der Errettung von dem Verderben der Sünde und kann das ewige Leben nur durch den Glauben an den Sohn Gottes und seine Ereuzeserhöhung erlangen, xpiveiv ist nicht = xaxaxpiveiv verurteilen, verdammen {Mey\ bezeichnet auch nicht blos die richterliche Entscheidung, durch welche bestlmt wird, wer des Heiles würdig sei oder nicht, sondern be- steht in der ethischen Bedeutung des sittlichen Gerichts, welches nach göttlicher Weltordnung über den Menschen infolge seines Verhaltens zu Christo, durch Glauben oder Unglauben, ergeht Dies erhellt aus der weiteren Ausführung des Gedankens in v. 18 ff. „Wer an ihn (den Sohn) glaubt wird nicht gerichtet, wer nicht glaubt ist schon gerichtet/' Auch hier ist xpiv&adai nicht im Sinne von xataxp(veaOai zu fassen oder von der richterlichen Entscheidung zu verstehen. Dies zeigt der Be- gründungssatz: „Denn er hat nicht geglaubt" d.h. sich nicht für den Glauben entschieden (beachte die subjective Verneinungspartikel ^i^ sich durch Unglauben von dem ewigen Leben, welches der eingeborene Sohn Gottes der Welt bringt, ausgeschlossen. Ueber moreusiv eU 'ro Svo{Mc 8. zu 1, 1 2. Diese Worte enthalten eine ernste Warnung vor Unglaaben. In V. 19 n. 20 wird das Gericht, welchem der Unglaube verfiüt^ seinem Wesen nach beschrieben. aStr) hi ivnv iq xp(o. „Darin aber be- steht das Gericht, daß das Licht in die Welt gekonunen ist und die Joh. Ul 19. 20. 17» Menachea vielmehr die Finsternis als das Licht liebten, weil ihre Werke bdse waren^S Um den Contrast, der zwischen dem Kommen Christi und dem Verhalten der Welt zu demselben eingetreten ist, nachdrflcklich danostellen, sind die beiden Sätze coordinirt, statt den ersten dem zweiten logisch unterzuordnen: ,daß als das Licht kam, die Menschen . . . üebtenS Mit Unrecht bestreitet Wei/f diese Anffassong von de W,^ Mey.^ lihdU mit dem Gegengmnde, daß ,eben gezeigt werden soll, wiefern sich mit dem Kommen Christi notwendig ein von ihm selbst nicht be- absichtigtes Gericht vollziehen konte'; denn die Vorstellong eines von Christo mit seinem Kommen nicht beabsichtigten Gerichts ist textwidrig eingetragen. Das Kommen Christi in die Welt ist als Erscheinen des Lichts dargestelt, entsprechend der Darstellung in 1, 4, wo das vom Logos aasgehende Leben das Licht der Menschen genant ist; weil Jesus hier ani das sittliche Gebiet übergeht, um die Entscheidung für oder wider ihn als eine sittliche That zu bezeichnen. Gekommen ist das Licht in die Welt durch die Menschwerdung und das messianische Auftreten Jesu. „Und die Menschen liebten die Finsternis viel mehr als das Licht'* lioXXov pothis, nicht magis, (vgl. 12, 43), gehört nicht zu iQfaTCYjoav, tandem zu to oxoxog i^ xb f »^ Ueber den Gegensatz von oxoxo« und f«B< 8. zu 1, 4 u. 5. Hier ist xo oxoxo^ ,da8 ungöttliche sflndige Welt- wesen, dem sie von Haus aus angehören* [LihdU), Der Sinn ist: sie zogen die Finsternis dem Lichte vor, womit also nicht die Schuld der ÜQgUtaibigen gemildert und nicht gelehrt wird, daB auch in den Bösen Boch ein Minimum von Liebe zum Lichte vorhanden ist {Stier, Brckn.\ in Widerspruch mit (iioei xo (p Gott als das Element gedacht, in welchem das ipYaCe- a9ai sich bewegt hat; nicht ohne und auBor Gott, sondern in ihm lebend und webend (vgl. Act. 17, 28) hat der Gute gehandelt (MeyX Dagegen begründet das Fehlen des Artikels vor &Bq>, welches Weiß gegen die Joh. III, 21. 22. 177 &kI&niDg von persönlicher Lebenflgemeinachaft mit Gott geltend macht, keinen triftigen Einwand, da to /vcooxov xoü Oeou nach Rom. 1, 19 allen Menschen offenbar ist, also aach ein außerhalb der Heilsoffen- bamng stehender Heide bei seinem sittlichen Streben sein Oemüt auf Gott richten konte nnd noch vielmehr Glieder des alttestamentlichen Bondesvolks Werke in Gott nnd Gotteskraft thun konten, durch welche sie zn Christo, dem Lichte der Welt geführt wurden, daß sie das Heil ergriffen und durch den Glauben das ewige Leben erlangten. — Mit Eröffiiung dieser Aussicht auf die Frucht des Thuns der Warheit schließt das Gespräch Jesu mit Nikodemus; und daß er durch dasselbe zum Lichte gekommen ist, ersehen wir aus seinem Auftreten im Hohenrathe c. 7, 50 ff. und seinem furchtlosen Bekentnisse zu Christo bei der Be* stattung Jesu 19, 39. Y. 22 — 36. Jesu Wirken in Judäa und leztes Zeugnis des Tftufers. ^ — Y. 22. Danach ging Jesus mit seinen Jüngern in das jttdttche Land und hielt sich dort mit ihnen auf und taufte, (xeta xauta bezieht sich nicht blos auf das Gespräch mit Nikodemus, in welchem Falle {ista xoSto stehen wflrde wie 2, 12. 11, 7, sondern auf alles von sdnem Aufenthalte in Jerusalem Berichtete (2, 13 — 3, 21), vgl. 5, 1. 6, 1. 7, 4. TTjv 'louSaiav y^v ist die Landschaft Judäa im Unterschiede von der Hauptstadt Jerusalem, wie Mrk. 1, 5 u. ö. Die Imperl &iiTpißev nnd ißaimCev zeigen, daß Jesus sich dort längere Zeit aufhielt, wol mehrere Monate, wie Hngsth. aus 4, 35 folgert. Das Taufen Jesu, ob- wol er nach der gelegentlichen Bemerkung 4, 2 nicht selbst taufte, son- dern durch seine Jfknger taufen ließ, wird hier erwähnt als die Yer- anlassong zu dem folgenden Zeugnisse des Täufers, ist aber auch für sich betrachtet, wichtig ftlr die richtige Beurteilung seiner mesüanischen Wirksamkeit, namentlich im Yergleiche mit der Angabe, daß auch Jo- hannes noch taufte, also seinem Berufe noch oblag. Das Nebeneinander- gehen beider Taufen hält God, für eine Art Eingreifen des einen Amtes in das andere und erklärt Jesu Taufen daraus, daß er, nachdem er sich bei seinem Aufenthalte in Jerusalem überzeugt hatte, daß das Yolk ftlr seine eigentliche messianische Wirksamkeit noch nicht reif war, sich entschloß, zur Thätigkeit der prophetischen Yorbereitung zurück- zugehen und so gewissermaßen sein eigener Yorläufer zu werden. Dafür läßt sich noch anführen, daß Jesus nach seiner Rükkehr nach Galiläa auf das Taufen verzichtete und einfach darauf hinarbeitete, den Glanben zu wecken. Die anderen Evangelien erwähnen das Taufen Jesu 1) Y. 25. Das 'louBauüv der Bec, welches nur K^ n. Yens, haben, ist entschieden unrichtig und nach ABLY^ aL 'louoaiou zu lesen. — In v. 31 fehlt nach dem zweiten lpi6)itvo(;, in K*i> Minnsk. n. meiireren Yerss. irdvto ::ävT(ttv soTiv der Eec. nach ^^ABZT^^Ml aL und ist daher von Tisch. 5 ge- tilgt worden, da in v^AßDLT^ auch v. 32 ohne xai angeschlossen ist. Mey. Q. Weiß verteidigen die Echtheit auf Grund der überwiegenden Zeugen. Doch nad die Worte sicherlich nicht infolge des fehlenden xai (v. 32) ausgefalleu (^^eifi, sondern als überflüssig oder tantolodsch weggelassen worden. — In ▼. 34 hat die Bec. nach Si$(uatv das Subject 6^eö<; {äS^, aL) ergänzt, welches, vefl m }kB€*LT^ aL fehlend, Lehm, eingeklammert, Tisch, 8 getilgt hat Keil, U^inuent. lum Ev«ng. Joh. 12 178 Job. III, 22. gar nicht, so dafi es später, wenn nicht ganz aufgegeben, jedenfalls nur sporadisch vorkam, worans Hngsth. schließt, daß die Taafe w&hrend des Erdenlebens Jesn nnr eine untergeordnete Stellung einnahm, mebr weifiagende als gewährende d. h. den heiligen Geist gebende Bedentong hatte. Jedenfalls dürfen wir die Taofe, welche Jesus während seines Erdenwandels durch seine Jünger vollziehen ließ, nicht mit der christ- lichen Taufe, die er nach seiner Auferstehung einsezte (Mtth. 28, 19), identificiren, weil er noch nicht verklärt, der Geist noch nicht da war (7, 39). Deshalb dürfen Wir sie auch nnr für einen den Glauben an ihn als Heiland vorbereitenden Act halten, der sich von der Johannistaufe nur dadurch unterschied, daß Johannes auf den .Gottessohn, welcher kommen solte, Jesus auf sich als den gekommenen hinwies. In dieser Hinsicht entsprach das Taufen Jesu durch seine Jünger der Predigt: Thnet Buße (p-exavoeixe), denn das Himmelreich ist nahe herbeigekom- men, mit welcher er laut Mtth. 4, 17. Mrk. 1, 15 in Galiläa auftrat. Fragt man aber, warum Jesus später das Taufen nicht fortsetzen ließ, so haben wir den Grund hiefür weder darin zu suchen, daß er sich nicht femer mit dem Täufer auf gleiche Linie und als Nebenbuhler stellen, oder auch die Apostel nicht mit dieser Hantierung zerstreuen wolte {Hase, Gesch Jesu S. 372); denn durch so äußerliche Rflcksichteii ließ sich Jesus in seinem Thun nicht bestimmen; noch auch darin, dafi der bestimte Glaube an ihn als den Christ , wie ihn die Taufe in sich schloß, zu Lebzeiten Jesu seltener hervortrat {Lücke.)\ denn einen so bestirnten Glauben wird er damals in Judäa schwerlich gefunden und überhaupt bei den zu Taufenden nicht vorausgesezt haben. — Luihardi meint, daß Jesus durch das Taufen die Grundlegung des Reiches €rotte6 in der Form des Täufers begann, um aus den Einzelnen Judäa's die Ge- meinde des sich offenbarenden Gottesreiches zu sammeln, hernach aber ,einen anderen Weg einschlug und darauf verzichtete in so bestimter Weise bereits in den Tagen seines Fleisches seine Gemeinde um sich zu sammeln'. Allein dies stimt doch schwerlich mit der Aussage des Johanni^üngers v. 26, daß alle zu Jesu kommen, die der Täufer, wenn er V. 30 sagt: „er muß wachsen, ich aber abnehmen '^ als richtig an- erkent. Kam das Volk in Menge zu Jesu sich taufen zu lassen, so konte auch das Wort des Täufers: „sein Zeugnis nimt niemand an'' (v. 32), ftr Jesum kein Motiv zum Aufgeben des Versuches sein, mittelst der Taufe Israel flir den bußfertigen Glauben an seine Person zu gewinnen, da er als Herzenskündiger von Anfang an wissen konte, daß dieser Yersach nicht zum Ziele führen würde. Die Annahme einer Aenderung des zuerst eingeschlagenen Wegs ist mit der übernatürlichen Eentnis der Herzen der Menschen, die in 2, 24 Jesu zugeschrieben wird, unvereinbar. Dem- nach müssen wir auch für das Taufen Jesu und das spätere Verzichten darauf andere Motive als die genanten suchen. Wenn, wie oben an- gedeutet, das Taufen dem Bußrufe ({j.etavoetTs bei Mtth. u. Mrk.) ent- sprach, so war es eine thatsächliche Anerkennung der göttlichen Sen- dung des Täufers und em Zeugnis für die Notwendigkeit der Buße üOr den Eintritt in das Reich Gottes. Indem sich Jesus in dieser Weise zur Job. III, 22-24. 17» Wirksamkeit des Taufen bekante, bestätigte er damit zugleich dessen prophetisches Zeugnis, dafi er (Jesus) der Erwartete sei, welcher die im Glüiben zu ihm Kommenden mit heiligem Geiste taufen werde. In dieser Hinsicht war das Taufen Jesu mit Wasser eine Vorbereitung auf seine Offenbarung als Erlöser Israels, die er später, als er durch die Predigt vom Reiche Gottes sich als den Gekommenen zu bezeugen be- gsnn, au^ben konte. Wenn aber dies Jesu Absicht bei seinem Taufen war, so hatte auch der Täufer keinen Grund, sein von Gott ihm auf- getragenes Amt aufzugeben, so lange es Gott gefiel ihn wirken zu lassen. Da er nicht nach eigenem Ermessen als Bußprediger mit der Wasser- taofe aufgetreten, sondern von Gott dazu berufen war, so durfte er auch nicht eigenwillig von diesem seinen Berufe zurücktreten. Y. 23. Der Ort, wo Johannes damals mit Taufen beschäftigt war, hieß Amon nahe bei SdHm, den er gewählt hatte, weil dort viel Wasser war. Die Lage sowol von Ainon als von Salini ist unbekant Euseb. ond üieron. im OnomasL setzen Salim 8 röm. Meilen südlich von Skythopoüs (das alttestamentliche Betschean, ßeison)^ und in diese Gegend auch Aenon; aber Rohins. konte in jener Gegend keine Spur davon entdecken (Nene bibl. Forsch. S. 437 f.). ^ — Mit der Bemerkung V. 24, daß Johannes noch nicht ins Gefängnis geworfen war, will der Evangelist nicht die sjmoptische Ueberlieferung berichtigen, sofern es uieh Mtth. 4, 12 — 17 scheinen konte, als sei Jesus erst nach der Gto- fangennahme des Täufers aufgetreten. Denn diese Berichtigung, wenn sie überhaupt nötig erschien, lag ja schon in der Angabe, daß Johannes ZQ der Zeit, da Jesus in Jndäa zu taufen begann, seine Tanfwirksam- keitnoch fortsezte. Die Bemerkung kann also nur andeuten, daß der Ttafer nicht gleich nach Jesu öffentlichem Auftreten seine Thätigkeit einstelte, sondern bis zu seiner Gefangensetznng zu wirken fortftihr. 1) Der Name Afvtov ist offenbar das aram. 13p2? Quellen und nicht mit Fk. (Gesch. Chr. S. 262) nach der Peschitto f^ T^ TauhenqucH zu deuten. Man hat, so noch Presset in Herzogs Bealenc. XIII, 326, an Salim, ein Dorf nordösilieh von Nablus (Sichern) gedacht und Endn in der Ruine Ainün ge- raekt, die bei dem Dorfs Tubus i^Thebez Kicht. 9, 50), nur eine Viertelstunde davon südöstlich auf einem klemen Teil lie^t {Robins, S.400). Aber diese Oertlichkeiten können schon deshalb nicht m Betracht konmien, weil sie mitten in Samarien lagen, nach v. 22 aber Jesus in Jndäa taufte, und auch Jidiannes der Täufer seine Wirksamkeit gewil^ nicht nach Samaria verlegt kaben wird. Andere, wie Wieseler Uhtonol. Synopse S. 247 ff.), Ew. a. a. 0., ffnfstb, u. auch Mühlau in Biehms Hdwörterb. der oibl. Altertumsk. S. 33 com- biuren deshalb Salim und Aindn mit den Jos. 15, 32 genanten Ortschaften 1771 crnVd (LXX laXssiu. xa\ 'Ai'v) an der Südgrenze des Stammlandes Juda, olm'e zu erwägen, ob die Landschaft Jndäa zu Christi Zeiten bis in jene entfamte S&dgegend reichte und ob, wenn dies auch feststünde, dieser aolkrate Winl^ des jüdischen Landes ein passender Ort sein konte, sowol für den Täufer, wo ihn viele aufgesucht haben würden, um sich taufen zu bnen, als auch für Jesum, dortmn zu ziehen, um sich durch Taufen eine Gemeinde oder Anhänger zu verschaffen. — Ganz unsicher ist der aus der Notiz, daß dort viel Wasser war, gezogene Schluß, daß die Tanfstelle nicht MB Jordan oder im Jordanthale zu 8u<äen sei 12* 180 Job. ni, 25-28. y. 25 — 28. Es entstand nun eine Streitfrage von den Jüngern des Johannes ausgehend mit einem Juden über Reinigung, ouv infolge des Taufens Jesu in der Nahe des Täufers, ix das ursächliche Ausgehen bezeichnend, irepi xa&apio)iou nicht überhaupt über die gesetzlichen jüdischen Beinigungen, sondern, nach v. 26 zu urteilen, über Reinigung im Zusammenhange mit dem Taufen Johannes und Jesu, vermutlich aaf Grund der prophetischen Weißagnng von einer mit dem Anbruche des messianischen Reichs verbundenen Reinigung, Ezech.36,25. Zach.13,1 (vgl. Hofm. Weiß. u. Erf. II S. 87). Die Johanne^ünger bringen die Sache vor ihren Meister, damit er die Frage entscheide. Sie sagen V. 26: „Rabbi, der welcher bei dir jenseits des Jordan war, dem da Zeugnis gegeben hast, siehe dieser tauft und alle kommen zu ihm.'^ Sowol der Umstand, daß sie Jesum nicht mit Namen nennen, sondern als den bezeichnen, der bei Johannes war und von ihm Zeugnis er- halten hatte, also sein Ansehen ihrem Meister verdanke, als Auch das die Sache übertreibende icavte^ Ip^cvtai itpo^ auxov lassen Unmut und Gereiztheit darüber erkennen, daß Jesus durch sein Taufen nach ihrer Meinung die Ehre und die Wirksamkeit ihres Meisters beeinträchtige. Der 'looSaioc hatte also im Wortwechsel jedenfalls der Taufe Jesu den Vorzug vor der Johannestaufe gegeben. Ob derselbe aber ein feind- seliger Pharisäer {Hofm.) oder ein von den Jüngern Jesu Getaufter (Chrysost. n.v. A., auch Ew.) war, steht dahin. Warscheinlich ist weder die eine noch die andere Vermutung. Vielleicht hat nur eine Aufforde- rung der Johannesjünger, sich taufen zu lassen, ihm Anlaß gegeben, über die Wirksamkeit Jesu zu erzählen und daraus gegen die Taofe des Johannes zu argumentiren (JLthdt.). — In dem Bescheide, welchen der Täufer seinen Jüngern gibt, weist er zuerst auf die von Gott ge- ordnete höhere Bestimmung Jesu und auf seine demselben untergeord- nete Stellung hin (v. 27 — 30), sodann fährt er die höhere Bedentang Jesu auf seinen himmlischen Ursprung zurück, vermöge dessen er Worte Gottes redet, der Welt den Vater offenbart und ihr ewiges Le- ben bringt (v. 31 — 36). — V. 27. Der allgemeine Satz: „Nicht kann ein Mensch etwas nehmen, wenn es ihm nicht aus dem Himmel ge- geben ist", ist in der Anwendung weder auf Johannes allein {CyrilL, Beza, Beng., Lcke., Hngsib.)^ noch allein auf Jesum (Oish,, de W,, Bg.-Cr,, Mey,, God. u. Weiß)^ sondern auf beide .zu beziehen, da die Jünger über beide, sowol den Täufer als Jesum, verständigt werden mußten. Der Täufer muBte ebenso Jesu Thun und Erfolg als sein Ver- halten rechtfertigen {Thol,, Brckn., Ew., LthdL), Xap.ßav£tv steht nicht für iaurcp Xa(&ß. (Hebr. 5, 4) sich herausnehmen, sondern ganz allgemein: nehmen im Gegensatz zu geben. Die Wirksamkeit entspricht der empfangenen Gabe. — In v. 28 erinnert Joh. an sein früheres Zeugnis, das seine Jünger für ihn und gegen Jesum angeführt hatten: „Ihr selbst seid mir Zeugen, daß ich gesagt habe: Ich bin nicht der Christ, sondern vor ihm her gesandt," vgl. 1,20. 26 f. 30 f. Seine Jünger hatten die Thatsache dieses Zeugnisses betont; er verweist sie auf den Inhalt desselben. Das Sti ist vor dic80TaX)j.ivoc eingeschoben, Joh. in, 28. 29. 181 nm den Uebergang in die abhängige Rede anzudeuten; vgl. Winer Or. §. 63. II, 2. ixeivoa geht nicht auf das appellatiye 6 Xpiotdc, sondern auf Jesum als den Xptoroc, den er 1, 27 als den omoto ipj^opievov be- zddmet nnd v. 30 in der Person Jesu erkennen gelehrt hatte. Y. 29 f. Jesus ist der Bräutigam , der Täufer nur der Freund des- selben; die Braut ist die messianische Gemeinde. Mit diesem aus dem A. T. genommenen, also seinen Jflngem verständlichen Bilde bezeichnet der Täufer seine Christo untergeordnete Stellung. „Wer die Braut hat ist der Bräutigam, der Freund aber des Bräutigams, der dasteht und ihn hört, freut sich sehr wegen der Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude nun ist erfüllet.'* Das Bild des Bräutigams und der BraQtist nicht nach Jes. 54, 5 u. Hos. 2, 18 f. gebildet, wo^Jehova der Gemahl des sich dereinst bekehrenden Israel genant ist, sondern aus dem Hohenliede genommen, welches seit seiner Aufnahme in den Kanon messiaDisch gedeutet wurde. Als den Bräutigam bezeichnet Jesus sich selber Mtth. 9, 15, und sein Kommen zur Vollendung seines Reichs in Herrlichkeit als Hochzeit in der Parabel Mtth. 25, 1 ff., worauf die Schilderung in Apok. 19, 7. 21, 2. 9. 22, '20 sich grtlndet Als d Xpi- nd^ hat Jesus die Braut und ist auf dem Wege sie heimzuführen. Der Freond des Bräutigams, der icapavu|j.fio?, welcher auch Sanhedr. f. 27, 2 arriM Freund heißt, gewöhnlich aber iffs^ s. BuxL Lex. tahn, s. V., der die Braut für den Bräutigam wirbt, steht da und hört auf ihn und freut sich sehr wegen der Stimme des Bräutigams. Die Worte 0 bTr|Xo>c xai c€t sind nicht auf das Geschäft oder den Dienst bei der Hochzeit zu deuten. Dabei ist also weder an das Haltmachen auf dem Bnmtzuge {Ew.) zu denken, noch an die Erwartung des Bräutigams im Braathause {Bg.-Cr., Lthdt,)^ da der irapavü(&(ptoc ja den Bräutigam Inf dem Brautzuge begleitete; noch weniger an das Warten auf seine Befehle bei der Hochzeit (ßeng., Mey,, de W,) oder gar an das Stehen vor der Thilr des Brantgemachs {Kuin,, Paulus), Gegen alle diese Deatungen entscheidet schon der Umstand, daß im Gegenbilde die Hochzeit noch nicht begonnen und der Täufer sein Geschäft, die Braut ZQ werben oder Jesu zuzuführen, noch nicht beendigt hat. Die Worte dienen im Zusammenhange mit der Darstellung Jesu als des Bräutigams nnr dazu, die SteUung des Täufers zu Jesu deutlich zu machen. Der Taofer nimt zu Christo dem Bräutigam nur die Stelle eines dienenden Freuides ein, dastehend der Befehle desselben gewärtig und sich innig ^end, wenn er die Stimme des Bräutigams hört. Der Dativ x^P? dient zur Verstärkung des Yerbalbegriffs, statt des hebr. Infinitiv absol; oft in LXX u. im N. Test., z. B. Mtth. 13, 14. Luk. 22, 15; zu- weilen auch im Griechischen, s. Winer Gr. §. 54, 3. h\,a wegen statt ^j iv oder des Dativs, wie 1 Thess. 3, 9. Auch diese Worte sind nicht von Vorkommnissen bei der Hochzeit zu deuten, f o>viq tou vop.cp. ist weder auf Befehle des Bräutigams, noch auf den Jubel des Hochzeits- tags {Mey.'Weiß)^ noch auch auf die Unterhaltung oder das Kosen des Bräutigams mit der Braut {Grot, Olsh.^ Thol u. A.) oder auf den Huf des ankommenden Bräutigams nach der Braut (^Bg.-Cr.) zu be* Ig2 Joh. UI, 29—81. ziehen. Durch die Worte: diese meine Freude n. s. w. atelt sich der Täufer za Christo in das Verhältnis des Freundes zu Jesu, dem Bräu- tigam der Gemeinde, der statt neidisch über das Glflck desselben za sein, vielmehr an seiner Freude den herzlichsten Anteil nimt. rmkr^ pcotai ist erfüllet d. h. vollständig geworden (vgl. 15, 11. 16, 21 n. a.), sofern er in dem Kommen Vieler zu Jesu Taufe den Anüang der Grün- dung des Reiches Christi erblikt Daraus ergibt sich die directe Ant- wort auf die Kli^e seiner Jflnger über den Zulauf der Menge zu Jesu v. 30: „Er (Jesus) mufi wachsen (an Geltung), ich mufi geringer wer- den/' ,Seines Heilands Ehre gilt ihm höher als die seinige^ (ffngstb.). V. 31. Das ati^avstv Jesu folgt aus seiner Abkunft vom Himmel, der zufolge er den göttlichen Heilsrath den Menschen verkündigt, so daß sein Zeugnis die höchste Beachtung verdient, weil von der Auf- nahme desselben das ewige Leben abhängt — Nach dem Vorgange von Wetstem u. Beng, halten Olsh., Thol, Ew. u. v. A. die Vv. 31—36 nicht mehr fiär Rede des Täufers, sondern fttr eine Betrachtung des Evangelisten über die Stellung Jesu zur Welt, während Lücke, de W. u. A. nur eine stärkere Vermischung der Rede des Täufers mit der teils erklärenden teils erweiternden Reflexion des Evangelisten an- nehmen, weil jede Andeutung eines Ueberganges von der Rede des Täufers zur Reflexion des Evangelisten fehle. Dieser Grund ist ent- scheidend, und der Inhalt der folgenden Vv. ist auch der Annahme einer Vermischung nicht günstig. Die Anklänge in v. 31. 32 u. 34 an die Unterredung mit Nikodemus in v. 11. 12 u. 13 sind viel zu allge- mein, und auch v. 35 u. 36 enthalten nichts, was nicht auch der Täufer geredet haben konte, sobald man nur erwägt, daB der Evangelist nicht den vollständigen Wortlaut, sondern nur den Inhalt der Rede des Täufers wiedergibt. In einer Reflexion über die Rede des Taufen würde der Evangelist, wie schon Lücke bemerkt hat, nicht von Qiristo wie hier namentlich v. 32. 34. 35 geschieht, im Ihräsens gesprochen haben. — V. 31. „Der von oben Kommende ist über allen; der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde her.^' Dieser V. enthält zwei Sätze von allgemeiner Giltigkeit, deren Beziehung oder Anwendung auf Jesum und Johannes aber durch den Context gegebai ist. avoiftsv im Gegensatz zu ix rijc y^c ist: vom Himmel her, wie es gleich im folgenden Satze wiedergegeben ist Gemdnt ist Jesus, der vom Himmel gekommen ist als der menschgewordene Sohn Gottes. Als dieser ist er iirava» iroivtov steht er über allen sc. Menschen, nicht blos über den Dolmetschern Gottes {Mey., fVeiß)^ obgleich der Täufer sich unter navtcov mitbegreift. Der Gedanke ist der: Vermöge seines himmlischen Ursprungs ist Jesus Herr im Reiche Gottes und hat An- spruch darauf, daß alle ihm dienen. In dem Satze o a»v ix tijc pj^ cet. stelt Johannes sich in die Kategorie der Menschen, sofern er, wenn auch von Gott zum Taufen berufen, doch wie aUe Menschen irdischen Ursprung hat. Das folgende ix rffi y^c ioxiv drükt die Zugehörigkeit zur Erde und die daraus sich ergebende Beschaffenheit aus (vgl. zu ix in dieser Bed. 1, 24), ist also nicht tautologisch. Und wie seine Be- Joh. m, S1--34. 18S sebaffiBiiheit so ist auch was er redet von der Erde, d. h. was von der Erde herkomt und auf ihr sich begibt, nar iti^tia nicht iiroopavia (t.12) d. i wie ans dem Gegensatz v. 32 sich ergibt: was er im Himmel gesehen und gehört hat. Die Beziehung dieser Sätze auf den Täufer halten Bo/m, n. Lihät für anvereinbar mit dem prophetischen Cha- rakter des Tänfers, denn als Prophet rede er nicht aus der Erde, scmdem ans göttlicher Offenbarung heraus. Aber ix xtfi 7^^ drttkt in diesen Sätzen nicht den Ursprung, sondern die Zugehörigkeit ans. — y. 32. Mit Nachdruck wiederholt der Täufer den Ausdruck: „Der vom Himmel Kommende'^ und knflpft daran die Aussage: „was er gesehen ond gehört hat (im Himmel) bezeugt er.'' Diese Worte erinnern zwar dem Inhalte nach an das Wort Jesu v. 1 1 , in der Form aber an den Ausspruch des Täufers 1, 34. „Und sein Zeugnis nimt niemand auf.'' Dies sezt der Täufer hinzu in schmerzlichem Blicke auf das Verhältnis nidit nur der Welt zu Jesu, sondern auch im Hinblick auf seine eigenen, Aber das steigende Ansehen Jesu neidischen Jünger. Auch dieser Ausspruch des Täufers erinnert nicht nur an das Wort Jesu T. 11, sondern auch an das Wort des Evangelisten 1, 11, wonach die Form desselben lezterem anzugehören scheint. V. 33. „Wer sein Zeugnis angenommen, hat besiegelt, daß Oott warhaftig ist" ioli.III,$6. IV, 1. dnroh seine GefangennaJime fieinem Wirken ein Snde gemneht wurde. 8m späteres Irrewerden an Jesu messianiBcher Wirksamkeit aber (Etth. 11, 2 ff.), soweit es wirklich stattfand, entsprang aus einer momentanen AnfeohtoBg im Drmkel seines Kerkers, die sich psychologisch begreifen laßt, ohne am früheres Zeugnis von Jesu als dem Messias zweifelhaft zu machen. S. die Erört zu Mtth. 11, 6. — üeber den anderen Punkt, die Frage wie der Etsd- gelist Kentnis von diesem Gespräche des Täufers mit seinen Sch&lem er- halten habe, lassen sich zwar nur Vermutungen aufstellen, die aber tta Widerlegung der darauf basirten Zweifel an der Authentie seines Beriebts vollständig ausreichen. Bngstb. u. God, schliel^n aus dem 6 esttjxujc %• ozoW auTou (v. 29), da& der Täufer die Kunde von Christi Worten und Thaten be- gierig aufgenommen: und wenn er auch, um seine abgesonderte Stellung ab Vorläufer zu wahren, in keinen näheren persönlichen Verkehr mit Christo trat, doch die Gemeinschaft mit ihm durch Mittelspersonen unterhalten habe, wobei vor allen an den Apostel Johannes zu denken sei, der durch ihn m Christo hingewiesen war und gewiß das VerhältDis zu seinem frflheren Meister nicht ganz abgebrochen, sondern bei der Nähe des Schauplatzes der beiderseitigen Wirksamkeit mit ihm verkehrt haben werde. Gegen diese An- nahme läßt sich nichts Begründetes einwenden, wenn auch die Worte 6 sjtt,- -/oK X. dx. au-:, keinen stricten Beweis dafür liefern , und noch weniger die Anklänge an das Grespräch mit Nikodemus zur Unterstützung deraelbeo brauchbar erscheinen. Das Verharren in abgesonderter Stellung von Jen dürfen wir uns durchaus nicht als absichtliches Meiden jeder näheren Be- ziehung zu ihm vorstellen. Uebrigens wird die Annahme einer freien Com- Position dieser Täuferrede durch den Evangelisten schon dadurch ausge- schlossen, daß dieselbe, wie auch IFeizs. Unteres. S. 268 anerkent, ,in ihrer Ausführung Elemente enthält, welche den eigentümlichen Standpunkt des Täufers deutlich bezeichnen.' Dahin gehOre ,schon dei Eingang v. 27 mit der doch zunächst seine beobachtende Stellung ausdrückenden Erklarosg: daß ein Mensch nichts nehmen kann, wenn es ihm nicht vom Himmel her gegeben werde; noch mehr aber die nur ihm eigene Vontellung von der Person Jesu als der mit dem höchsten Geistesbesitz ausgestatteten v. 34 f. und die schließliche Hervorhebung des Gerichtszomes Gbttee v. 36.' Gap. IV. Jesu Auftreten in Samaria und Galiläa. V. 1— -42. Jesu« in Samaria. — V. 1 — 8. ^ Als nnn der Herr erfiahr, daß die Pharisäer gehört hatten, er mache und taufe mehr Jdnger als Johannes, obwol Jesus nicht selbst tanfte sondern seine 1) V. 1. Statt der Bec 6 Kupto; hat Tisch, 8 nach rKD^ u. Y&na. 6 lii^o'^; aufgenommen; aber die Bec. ist durch ABCZT al. ^esohflzt und eineAendfr- rang wegen des gleich darauf folgenden 'iTjaoOc nicht warscheinlicbi da io diesem Falle 'l7)aou; eher in 6 Kupioc geändert worden wäre. V. 3. IId)'>v hinter (iicf;X&Ev hat Tisch, 8 nach üB*CDlM ai, wiederhergestelt, da es onr in K^FAAII fehlt und die Annahme einer Zusetzung im Rfickblicke ani 1, 44 ziemlich ferne liegt Job. IV, 1—3: 18T Jflnger, verlieS er Judäa und zog wieder nach Galilfta. Das ouv ver- Uodet das Folgende mit der vorhergehenden E4rzäblnng von dem er- folgrdcfaen Wirken Jesn in Jndäa. l-pm bezeichnet nicht nnmittel- btres, abematarliches, sondern dnrch Mitteilung Anderer gewonnenes Erkennen; hier also erfahren, wie v. 53. 5, 6. 11, 57 a.ö. 6 Kupto;, warscheinlich die ursprüngliche Lesart, gebraucht der Evangelist hier iD der Erzählnng von Jesn, wie hie nnd da auch Lukas, mit Bedacht, um anzudeuten, daß Jesus seine Wirksamkeit in Jndfta im Bewußtsein semes höheren, göttlichen Berufs aui^egeben und sich nach Galilfta znrflckgezogen hat. Der Umstand, daß die Zahl seiner Jflnger sehr nuiahm, obwol Jesus selbst nicht taufte, war fftr die Pharisäer ein Motiv mehr, von dem wachsenden Ansehen Jesu bei dem Volke eine Beeinträchtigung ihres Einflusses auf das Volk zu befürchten und ihre Opposition gegen Jesum zu schftrfen. Die Kunde, daß die Pharisfter von dem großen Erfolge seiner Wirksamkeit gehört hatten, konte für Jesum nur in dem Falle ein Motiv zum Verlassen des Schauplatzes seines erfolgreichen Wirkens werden, wenn die Worte mehr bedeuten als sie aussagen. An ge&hrliche, sein Leben bedrohende Verfolgungen (de W,, Lcke., Hngstb., Mey,) zu denken, ist aber weder durch den Wortlaut noch durch den Contezt angedeutet. Die Stelle 7, 1 ist hierfOr nicht beweisend, weil sie sich auf spätere Zeiten bezieht. Und die An- oshme, daß der Täufer bereits gefemgen gesezt und von den Phari- Biern dem Herodes ausgeliefert war (Hngstb,, God,) und Jesus ein gleiches Geschick befOrchtete {Ehr.)^ ist ohne Grund aus Mtth. 4, 12 erBchloesen. Wol aber konte Jesus nach dem Anstoße, welchen die Joden an der Tempelreinigung genommen hatten (2, 18 ff.), Ursache hibea, feindselige Gesinnung bei den Pharisäern, diesen eifrigen Ver- tretern des Judentums vorauszusetzen, so wenig auch die Annahme von Hofm. (Schriftbew. II, 1, 168 f.) u. lAhdL^ daß sie den Erfolg von Jesu Wirken benutzen konten, das gemeinsame Werk beider (nicht blos seine aondem auch des Täufers Wirksamkeit) zu hindern, in 2, 25, wo der 'lootauK ein Pharisäer sein soll, oder in v. 2 unseres Gap. einen sicheren Anhalt hat Sicher ist nur so viel, daß Jesus Confücten mit den Phari- aäem ausweichen wolte, die seine jezt noch in den ersten Anfingen be- S^iffene Wirksamkeit in Judäa, wo diese Partei den größten Einfluß aof das Volk flbte, schädigen konten {Weig), Die Bemerkung v. 2, daß Jesus selbst nicht taufte, sondern durch Vermittelung seiner Jttnger, soll nicht einem Mißverständnisse, sei es der Pharisäer (Mey,) oder der Leser (Bngstb.) vorbeugen, sondern steht im Zusammenhange mit der den Pharisäern zugekommenen Nachricht, daß Jesus mehr Jünger mache ab Johannes der Täufer. Warum aber Jesus selbst nicht taufte, diese Frage wird sehr verschieden beantwortet Sicher nicht, um nur dem wichtigeren Lehrgeschäfte obzuliegen, wie Paulus iKor. 1, 17 ide W,, Thol) , oder weil das Taufen sich mehr für die Diener und Jttnger als fhr den Herrn des messianischen Reiches schikte {Beng,, Uke,ik.k,\ oder weil er auch sich selbst hätte taufen mflssen {Ter1ulL\ oder zur Klarstellung der Warheit, daß er es ist welcher alle bis auf 188 Joh. IV, 3—5. den heutigen Tag tauft {Hngsib,) — ein ganz fern liegender Gedanke — oder um nicht den Schein zu erwecken, als verzichte er darauf, der zu sein, auf welchen Johannes als den mit dem Geiste taufenden hin- gewiesen hatte {Weiß\ sondern weil er seihst die messianische Geistes- taufe zu bringen hatte, welche erst eine Thatsache der Zukunft war {Lihdt). V. 4 — 26. Jesus und das SamariUsche Weib am Jakobsbrun- nen. ^ — Y. 4. Um von Judäa nach Galilfta zu kommen, mußte Jesns durch Samaria reisen. I&ei er mußte, weil der gewöhnliche Pilgerweg der Galiläer nach Judfta oder Jerusalem durch Samaria ging (Joseph. Anit. XX ^ 6, /), obwol strenge Juden in ihrem Hasse gegen die Sama- riter den Umweg durch Peräa vorzogen. Der Evangelist hebt mit Be- dacht hervor, daß dies der natürliche Weg fflr Jesum war, um anzu- deuten, daß er nicht absichtlich Samaria aü^uchte, um dort zu wirken {LthdU gegen Lücke) ^ sondern die dort gefundene Wirksamkeit von Gott ihm gegeben war, die er, als sie sich ihm ungesucht darbot, bo- nuzte, ,um durch die That den Aposteln und überhaupt der Ejrche ein Vorbild fÄr ihr späteres Thun zu geben' {Hngstb), — V. 5. Er kam nun (oov) auf diesem Wege zu einer Stadt Samariens, Namens Sychar, nahe bei dem Grundstücke, welches Jakob seinem Sohne Joseph ge- geben hatte. eU icoXiv nicht in die Stadt hinein, wie aus dem Folgen- den (vgl. V. 8) sich ergibt, sondern: zur Stadt hin. Sio^ap wird von den meisten Ausll. für eine Umlautung oder Umbiegung des Namens Sichern, hehr, qdid Sux^K' (^^^' '^t ^^ ^- LXX neben 2!(xi(i.a), dem heu- tigen Nablus (aus Flavia Neapolis corrumpirt) gehalten, einer Stadt zwischen den Bergen Ebal und Garizim, in deren Nähe der Patriarch Jakob ein Stück Feld von den Söhnen des Heviterfürsten Hemor kaafte (Gen. 33, 18 ff.)) ^^ ^^ kirchliche Tradition in der an der südöst- lichen Mündung des Thaies von Sichem sich ausbreitenden Ebene noch jezt den Jakobsbrunnen zeigt, s. m. Gomm. zu Gen. 33, 18 u. r. Ran- mer's Paläst. unter Sichem. Sychar hielt Hieron, für eine falsche 1) V. 5. Die Form Zvfdp (Bec.) statt Xoyap in sämtlichen Majuskeln üt entschieden zu verwerfen. ISoenso ou (Bec, Mey, nach CDL) nur Verfeinenmg des 0, welches \ vor dem zweiten oo)9i> (bei Tisch. 8 nach »DM al.) ist offenbar Conformaiion und nach ABLV^\W^ zu tilgen. — In v. 15 ist nach v^*B B'ipvomat mit Tisch. 8 der Bec. Ipy«>f ^t vorzuziehen. — In v. 16 ist das Subject o Ttjsou;, das in BC* fehlt, firgao- zung. — In V. 21 ist ztorsuE uioi, pvat mit tiBC*L al. der Bee. ^uvat, rtT:€> oov {101 vorzuziehen. — In v. 24 hat Tisch. 8 auiou hinter irpooxuvouvta; ddt nach k2>, wo es fehlt, gestrichen, u. icpooxuveTv lii der durch tk^ABCL ge- sicherten Stellung $Et irpoox'jvstv vorgezogen. Joh. IV, 5. 6. 189 Lesart Ar Sichnm, Reland fttr eisen Spottnamen in Anspielung auf *^ Ltkge (so noch Hngsth.)^ Lightf. fllr eine Anspielung auf *w Jes. 28, 1 , s. y. a. Lflgenstadt oder Sau&tadt. Aber gegen diese Deutungen ist mit Recht geltend gemacht worden , daß sie bei der Einfachheit der Erzfthlong unberechtigt sind. Nach dem Vorgänge von Hug haben daher Lthdt., Lichtensiein u. A. Sychar von Sichern unterschieden und f&r ein Stftdtchen nicht ferne von Sichem erklärt ^ Die Notiz, daß Jakob das xo>»piov Grundstück, Stflck Feld, seinem Sohne Joseph ge- geben habe, ist traditionell jfldische Auffassung oder Deutung von Gen. 48,22, wo schon die LXX die Verheißung, welche der Patriarch sei- nem Sohne Joseph bei der Segnung von dessen Söhnen erteilte: „ich gebe dir inK cao d. h. einen Landrücken Aber deine Brflder hiuaus^^ (d.h. mehr als deine Brflder empfangen werden), mit dem von Jakob nach Gen. 33, 19 gekauften Stflck Feld combinirt und danach i^o) Si- Sofii 001 Ztxt|&a i(a(petov uitip toik aSeXfotk ooo flbersezt haben, 8. m. Gomm. zu Gen. 48, 22. Dort auf diesem Felde wurden laut Jos. 24,32 die Gebeine Josephs begraben, welche die Israeliten aus Aegjrp- ten mit heraufgebracht hatten. V. 6. „Dort war aber der Quellbrunnen Jakobs** d. h. dessen Herrichtung die Tradition dem Patriarchen zu- achrieb, und der noch jezt bei Juden und Samaritern, Christen und Mahammedanem dafflr gilt Dieser % Stunde vom heutigen Nablus entfernte Brunnen ist nach Maundreifs Beschreibung in einem festen Felsen gegraben, hat etwa 9 Fuß im Durchmesser und 105 Fuß Tiefe and ist mit einem alten steinernen Gewölbe bedekt. Maundr, fand im März das Wasser in dem Brunnen 15 Fuß tief; spätere Reisende &aden ilm trocken {s.Robms, Pal.ni S.330f.).^ — „Jesus nun ermfldet 1) Schon viel früher hat lightf, Sychar in dem talmndischen ^'^ ver- mutet und dann Berggren (Beisen II, 267) die Ebene SaheUel Asgar % Stande lüdöstlich von Sichem für das Feld Jakobs, und die dort befindliche Quelle Jm-W Asgar f&r den sogenanten Jakobsbrannen (xiott) toD 'laxuiS) erklärt Endlich hat Delitzsch, talmnd. Stadien in der Lather. Ztschr. 1856 S. 240 ff. die Identität des talmadischen Namens ^^ mit dem arabischen 'Ascar über- zeogend dargethan. YgL aach £tvald, Bibl. Jahrb. VIII S. 255 ff. 2) Die üeberliefenmg von der Identität dieses Bronnens mit dem Ja- kobsbrannen läßt sich zwar historisch nur bis auf JFtiJ^^tuf zarflckverfolgen ; iber mit Recht bemerkt Bobins. (Pal. III, 332), daß die Beschaffenheit der Localitat nicht nur der Yoraossetsxmfi^ entspricht, daß es der Bronnen ist, an welchem der Erlöser jene Unterredong mit der Samariterin hatte, son- dern auch der Aossage derselben, daß es der wirkliche Bronnen des Pa- triarchen sei, ond daß er ihn infolge der Besitzmütme des von den Söhnen Hemors gekauften Feldes gegraben habe. Denn da in der anmittelbaren Nahe so viele natflrliche Qoellen sich finden, die noch heotiges Tages in ^hen abfließendes Wasser liefern, so lasse sich das Graben eines so tiefen Bnmnens in dieser Gegend nor erklären ans der Absicht des Eijfentflmers, luiuichtlich des Wassers nicht von Qoellen abhängig zu. sein, die oben im Thsle larai ond nicht sein eigen waren (S. 334). — Noch treffender Hngsib.i ^of die Trage, wie man dazo kam, in einer wasserreichen Gegend ein mit w großer Mflhe ond Schwierigkeit verbondenes Werk, wie das Graben eines ober 100 Paß tiefen Bronnens in einem Felsen, zu onternehmen, wird es wol kaum eine andere Antwort geben als die, daß der Bronnen von einem 29Q Job. IV, 6. 7. von der Reise sezte sich ohne weiteres am Bnmnen*" oStc»^ erklArt schon ChrysasU aicXwc ok Stoxsi und GroL ut locus se obtuieral. Diese sprachlich ganz gesicherte Bed. wird von Mey,, LthdL and Wäß der anderen: so ermfldet wie er war (Erasm., Beza, Hngsib, jx, A.\ vorgezogen, weil bei dieser Bedeatong outcdc vor dem Verbom stehen würde, wie Act. 27, 17 n. 20, 11. im x{ iry)Y'g am Bnmnen; im, eig. Aber, sofern der Rand der Qnelle höher liegt als die Qaelle selbst (s. Winer 6r. fi. 48, c). — „Es war um die sechste Stande." Das ist nach der natürlichen Tagesrechnang die Mittagsstande; falls aber die römische Stundenzählang gemeint w&re, die Zeit gegen 6 Uhr morgens (Rettig, Ebr.) oder abends (Ew., Isenberg), Die meisten Aosll. halten die erstere Ansicht für die richtige. An die Stande am 6 Uhr morgens ist keinesfalls za denken, da für die Annahme einer Nachtreise Jesn, bei der er am Morgen früh müde and hangrig war, gar kein Gnind vorliegt, aaBer der irrigen Yoraussetzang, daß die Reise in der heißen Sommerzeit stattgefanden habe, vgl dagegen v. 35. Schwierig ist es aber, eine Entscheidnng zwischen den beiden anderen Annahmen zu treffen, da in anserem Evangeünm die beiden Standenzählangen, die nach dem natürlichen Tage vom Morgen bis zam Abend in 11, 9 and die römische in 19, li, vorkommen.^ y. 7 ff. Ein Weib aus Samaria d. h. eine Samariterin (denn Dapapta ist hier in c.4 Landesname, nicht Name der Stadt Samaria d. i. Sebaste) komt Wasser za schöpfen. Diese bittet Jesas: gib nar za trinken; denn solchen gegraben ist, der von den Landeseinwohnera getränt, eigenes Was- ser haben nnd zugleich durch das Graben des Brunnens sein üesitzreefat documentiren, in dem Brunnen ein Monument desselben stiften wolte/ 1) Die Juden hatten zwei Hauptmahlzeiten, die eine um Mittag, nicht blos nir die Arbeiter (But 2, 14) , sondern auch für Gkistmihler, in Luk. 11, 37. 14, 12 vgL Mtth. 22, 4 ofpiaTov genant, obwol 6ip\^S\y auch von einem ein- fachen Frühmahle nach nächtlicher Arbeit vorkomt Joh. 21, 12; die andere geeen Abend, osTxvov LuL 14, 12 vgl. Rut 3, 7. Auf Reisen pflegte man wol außer dem Frühmahle vor dem Aufbruch erst gegen Abend bei Ankunft un Lagerplatze wieder eine eigentliche Mahlzeit zu iialten, aber bei FnDreiseii am Mittage sicher eine Buhestunde zu halten und dabei etwas, was man in der Beisetasche mitgenonomen hatte, zu essen, aber schwerlich eine Mahl- zeit zu halten, zu welcher das Erforderliche erst eingekauft werden mußte. Der Ganjgf der Jünger in die Stadt, tvc Tpof a; dYopdaoaiv (v. 8), spricht mehr gegen als für die Mittagszeit. Eben so das Kommen des samaritiBohen Wei- bes zum Brunnen, um Wasser zu holen, da das Wasserholen eewdhnlich ffCffen Abend geschieht, wogegen der Einwand, daß nicht mehr Wasser- holende kamen, car nichts verschlagt. Ebenso wenig läßt sich mit Grand behaupten, daß die Abendzeit (etwa 5--6 Uhr) för a&es Folgende zu kuz wäre, da weder die Unterredung Jesu mit dem Weibe, noch der G^g der- selben in die Stadt und das Herausholen der Leute zu Jesu und deren^tte, daß Jesus bei ihnen bleiben möchte (v. 36 u. 40), bei der Nähe des Brunnens von der Stadt mehr als eine oder anderthalb Stunden erforderte; auch die Teztangabe, daß Jesus auf Bitten der Samariter zwei Tage bei ihnen blieb, ganz den Eindruck macht, daß er ost gegen Abend mit ihnen zusammen- getroffen war. — Hierdurch erledigen sich die Bedenken, welche G. Jägern Beitrr. I S. 31 gegen die Erklärung dieser Zdtangabe nach römischer Stua- denzählung erhoben hat. Job. iV, 7—10. Ml Beine Jfloger waren in die Stadt gegangen Speise za kaufen. Der Gang der Jftnger in die Stadt ist erwähnt als Grund, weshalb Jesns das Weib am einen Tronk Wassers bat, nicht am das Alleinsein Jesa mit dem Weibe ab AnlaB zur Unterredung mit derselben hervorzuheben. Ob aber Jesos bei seiner Bitte blos die Stillung leiblichen Durstes im Auge hatte oder in dem scheinbar zufälligen Zusammentreffen mit der Sa- mariterm einen ihm sich darbietenden AnlaB zu religiöser Einwirkung ftof dieselbe erkante und mit der Bitte um einen Trunk Wassers nur das Gespräch mit ihr einleiten wolte, das läfit sich ans den Worten oieht entscheiden, daher auch diese höhere Absicht nicht ohne weiteres abzuweisen ist — Y. 9. Die Samariterin erkent den Juden warschein- M an seiner Sprache und spricht verwundert: icok o(> cet „wie komt es, daß du, der du ein Jude bist, von mir zu trinken verlangst, die ich eine Samariterin bin?" Zur Erläuterung dieser Antwort sezt der Evangelist fittr die griechischen oder christlichen Leser hinzu: „denn Juden pflegen mit Samaritern nicht Gemeinschaft." QOfXP^'o^^^ Um- gang, Gemeinschaft mit jem. haben, ist von freundschaftlichem Ver- kehre zn verstehen. Denn daß nicht jeder Verkehr, namentlich Han- delsverkehr nkht, darunter begriffen ist, zeigt schon v. 8. Zwischen den Juden und den Samaritern bestand religiös -nationale Abneigung oad Feindschaft seit den Tagen Serubabels, da die Juden den Sama- ritern die Teilnahme am Tempelban abschlugen, weil sie ein Misch- Tolk aus den vom assyrischen Könige in dem entvölkerten Zehnstämme- rdch angesiedelten Heiden und dem im Lande zurflckgebliebenen Reste der zehn Stämme waren und anüangs heidnische Götzen verehrten, später jedoch den groben Götzendienst aufgaben und mit der Annahme des mosaischen Gesetzbuches sich zum Monotheismus bekehrten (s. m. Comm. zu 2 Kg. 17, 24 — il), aber auch dann noch um irdischer Vor- teile willen bald ihre Zugehörigkeit zu den Juden, bald ihre Verschie- denheit von denselben geltend zu machen suchten. ^ In dieser Antwort des samaritischen Weibes spricht sich weder Feindschaft noch Haß gegen die Juden aus, sondern nur eine naive Betonung der zwischen beiden Völkerschaften bestehenden bflrgerlichen Trennung. — V. 10. In der Art, wie das Weib auf seine Bitte hin ein GFespräeh mit ihm anknftpft, erkent Jesus ein fär religiöse Warheit empfängliches Gemflt tmd gibt dem Gespräche die Richtung auf seinen Beruf. Er antwortet: „Wenn du wflßtest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagte: gib mir zu trinken, du hättest ihn gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.^* xiqv Scopsav xou dsoo ist nicht die Person Jesu (so die gnech. Echvv., Erasm,, Beza, Catv, u. noch Hngsib.)^ da diese erst im folgenden Satzgliede hervortritt und dieses nicht quasi mter- pretaUo prioris {Calv.) ist, auch nicht blos die Wolthat, daß Gott de mit Jesu znsammengefthrt hat (Lcke., Olsh., de fF., Mey.\ sondern die 1) Das hier angedeutete Verhältnis dauert bis auf den heutigen Tag fort JMe Samaritaner — bemerkt Bohins. (FaL III, 328) — essen und trin- ken nicht, heiraten und verkehren nicht mit den Juden, außer in Handels- gesebiften.' •< m Joh. IV, 10-14. Gottesgabe xat ^oxrjv, die /Jesus ihr verleihen kann, dasselbe wä8 Jesus nachher im Bude u&v nent (Lthdt). uScop Co^v =^ a^n 07^ (Gen. 26, 19. Lev. 14, 5. Jer. 2, 13) bed. eigentlich QaeÜwasser im Un- terschiede von Gisternenwasser. Jesns aber faßt Ca>v im höheren Sinne des wahren Lebens und meint mit uSmp Co^v Wasser, welches Leben, das wahre Leben gibt (v. 14), gleich uSmp W^ Apok.21, 6. 22,1. 7, 17, d.L den Geist des neuen Lebens, welchen er dem Nikodemos verkündigt hat 3, 5 (Calov, Bg.-Cr., LthdU\ nicht den Glauben {Lcke,\ der die Gabe nur annimt; auch nicht toia renovcUianis gratia oder die Gnade und Warheit nach 1, 14 {Mey, nach Calv,\ oder sein erquicken- dos, belebendes Wort (Weiß)^ was dem Bilde zu wenig entspricht — y. 11 f. Dem Weibe geht aus dem Worte Jesu die Ahnung auf, daB der Mann kein gewöhnlicher Jude sein könne; sie redet ihn daher respectvoll Kopie an und fragt ihn, woher er das lebendige Wasser habe, da er keinen Schöpfer habe und der Brunnen zu tief sei, um aus demselben schöpfen zu können; ob er denn ein Größerer sei ah der Erzvater Jakob, der ihnen den Brunnen gegeben und selbst mit seinen Söhnen und seinem Vieh daraus getrunken habe. Ein gewisses Gefthl nationaler Empfindlichkeit {LihdD ist in diesem Lobe der Yorzflglich- keit des Brunnens und seines Wassers nicht warzunehmen. Da de keine Ahnung von dem geistigen Sinne des u5v hat und nur au gutes, Leben erfrischendes Quellwasser denkt, so meint sie, daß wer ein besseres Wasser geben könne größer sein müsse als der Erzvater Jakob. DaB sie Jakob ,unseren Yater^ nent und damit ihre Abstam- mung auf Jakob zurfickführt, verräth nicht Empfindlichkeit gegen die Juden, welche diese Abstammung nicht anerkennen weiten, sondern war traditioneller Glaube ihres Volks, auf dem auch die Ueberlieferong, daß der Brunnen von Jakob herrühre, beruht V. 13 f. Um dem Weibe das Verständnis seiner Worte näher za bringen und ihre Gedanken auf ein höheres geistiges Gut, welches er geben könne, hinzuleiten, antwortet Jesus: „Jeder der von diesem Wasser trinkt, den wird wiederum dürsten. Wer aber trinkt von dem Wasser, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm ein Qnell sprudelnden Wassers werden zu ewigem Leben.^^ Das Wasser dieses Brunnens — sagt der Herr — stillt den leiblichen Durst, gewährt aber keine dauernde Befriedigung des Bedürfiüsses des Menschen. Diese gibt nur das Wasser, das ich zu trinken gebe; denn dieses wird im Men- schen zu einer Quelle sprudelnden Wassers. Die richtige AuflOassnng die- ses Bildes hängt ab von der Frage, ob elc Cco^v alcov. mit aXX^vou oder mit ^Y^ u^axoc zu verbinden sei. Die erste, gewöhnliche Verbindung, die sich darauf gründet, daß SXXeo&ai mit eU verbunden: in etwas hineinspringen, bei Glassikem öfter vorkomt, freilich nicht vom Wasser, ergibt keine sachgemäße Vorstellung, da Jesus offenbar nicht sagen will, daß der Geist oder das Gnadengut, welches er gibt, ins ewige Leben hineinsprudelt oder fließt, sondern vielmehr, dafi das Wasser, welches er zu trinken gibt, in dem Innern des Menschen eine Quelle lebendigen f Jolt IV, 14--19. 193 WaaseiB wird, welche za ewigem Leben gereicht, wie er 6, 37 von dem ipvK Cwv sagt. Wir ziehen daher mit Lthdt die Verbindung des eU C(Bi}v alov. mit «Tjp) vor: Das Lebenswasser wird im Menschen zn einem sprudelnden QneU^ welcher in das ewige Leben hineinreicht oder far das ewige Leben aasreicht, das Verlangen der Seele nicht blos zeit- lich vorübergehend, sondern fQr das ewige Leben befriedigt — V. lö. Die Frao, ohne Verständnis &tr das ewige Leben, dasselbe sich nur als ein potenzirtes irdisches Leben vorstellend, bittet trenherzig (nicht iro- nisch, wie Lcke, n. ThoL meinen): „Herr gib mir dieses Wasser, damit ich nicht dttrste ond noch hierher komme zu schöpfen", in der Meinung, daß das Wasser, welches Jesus ihr bietet, besser und heilskräftiger als das Wasser des Jakobsbrunnens sein werde. V. 16 — 26. Jesu SeWsioffenharung. V. 16ft Da die Frau troz ihres Verlangens nach der von Jesu ihr angebotenen Gabe doch kein Yentändnis fttr geistliche Belehrung zeigt, so gibt Jesus dem Gespräche dne andere Wendung, um tieferen Eindruck auf ihr Herz zu machen. Er sagt ihr: „Gehe, rufe deinen Mann und komm hierher". Sie ant-* wortet V. 17: „Einen Mann habe ich nicht." Jesus antwortet; „Du hast recht gesagt: einen Mann habe ich nicht; denn fünf Männer hast du gehabt und den du jezt hast, der ist nicht dein Mann. Dies hast du wahr geredet" (äXiQ&ic als wahres). Ueber die Absicht, in der Jesus das Weib aufforderte ihren Mann zu rufen, sind die AusU. verschiedener Meinung. Gewiß war es nicht die Absicht, auch ihrem Manne zugleich mit ihr die Gabe Gottes zuzuwenden {Chr.^ Lücke, God,\ da Jesus von vornherein die Verhältnisse des Weibes vermöge übernatürlichen Wis- sens kante und nicht erst durch ihre Antwort seine prophetische Gabe gewekt wurde. Auch nicht zunächst oder allein die Absicht, das Weib an ihrer wunden Stelle zu treffen und das Gefühl der Schuld zu wecken [Ebr., ßrckn., LihdU^ Ew., lVeiß\ sondern zunächst sein Übermensch* Uches Wissen ihr kundzugeben und dann zugleich ihr Gewissen zu wecken {Mey., Bngstb.). Dies ergibt sich daraus, daß Jesus auf ihre Antwort, daß sie keinen Mann habe, ihr eheliches Verhältnis von An- fang an ihr anfdekt, so daß sie ihn als einen Propheten d. i. als einen Mann, den Gott mit höherem Wissen ausgestattet habe (vgl. 1 Sam. 9, 8 f.), erkent (v. 19) und ihn den Leuten der Stadt als einen Mann be- zeichnet, der ihr alles was sie gethan gesagt habe (v. 29). Auch ihre Antwort avSpa oux Sx<» ist nicht mit Mey. Weiß als halbwahr, womit sie dem offenen Schuldbekentnisse ausweichen weite, zu betrachten. Denn eine halbwahre Rede würde Jesus nicht als xaXoK und i\ffii^ be- zeichnet haben. Sie nahm vielmehr das von Jesu gebrauchte Wort Sv5pa in seiner eigentlichen Bedeutung und antwortete, daß sie keinen Mann habe; denn einen Ehemann hatte sie wirklich nicht, sondern nur einen Buhlen. Nicht erst Jesus betont das SvSpa, sondern schon das Weib, in deren Antwort tvSpa bereits an der Spitze steht Aber Jesus erkent nicht blos die Richtigkeit ihrer Antwort an, sondern dekt ihr auch ihr jetziges und firüheres eheliches Verhältnis auf. Unter den ftlnf Männern, die sie gehabt, sind Ehemänner zu verstehen, die sie nach einander ge- Keil, CMunMit. xum Etads:. Job. 13 194 Job. lY, 19. 20. habt hatte and Yon denen sie teils durch den Tod teUs dnrch Scheidong getrent worden war. Danmter sind nicht Buhlen mitbegriffen oder gar alle fllnf fttr scortatores zn halten {Chrys., Ebr, n. A.), da der jetsige als nicht ihr Ehemann jenen fllnf entgegengesezt wird.^ So viel ist jedoch klar, daß ihr eheliches Leben nicht keosch and züchtig war, and daß das Weib dnrch Aufdeckang desselben sich im Gewissen getroffen fiahlte. — In ihrer Antwort v. 19 spricht sich aber nicht Erkentnis ihrer Sflnde ans, sondern nar die Anerkennung, daß Jesus, der vermöge Aber- natflrlichen Wissens ihren ganzen Lebenswandel aofgedekt hat, ein Pro- phetsei, worin durchaus nicht ein entschiedenes, ernstliches Sündenbekent- nis (Stier) liegt, sondern nur Eingeständnis der Warheit dessen was Jesus Aber ihre Vergangenheit und Gegenwart gesagt hat, womit sie freilich die Sündhaftigkeit ihres gegenwärtigen Lebenswandels eingesteht Wenn sie dann (v. 20) Jesu die nationale Streitfrage vorlegt, ob dieser Berg (d. i. der vor Augen liegende Grarizim) oder Jerusalem die rechte Stätte der Gottesverehrung sei, so will sie damit nicht ,nach Weiberlist* {de W.) der weiteren unangenehmen Erörterung ihrer Verhältnisse ans- weichen {Ehr., Mey.\ sondern sich von dem Propheten, für den sie Jesum hielt, Gewißheit über den rechten Ort der Anbetung Gottes geben lassen, damit sie Grott in der ihm wolgefälligen Weise verehren könne, um Gnade und Vergebung ihrer Sünden und AnteU an dem mesaiani- schen Heile (vgl. v. 25) zu erlangen. Die religiös nationale Frage hat für sie nicht nur ,rein theoretisches* {Mey,, Weiß\ sondern wesentlich praktisches Interesse. — Die Frage selbst anlangend, so hatten die Samaritaner, nachdem ihnen die Beteiligung am Tempelbau Serubabels abgeschlagen war und später Nehemia einen Enkel des Hohenpriesters Jojada, der eine Tochter des Horoniters SanbaUat geheiratet, aas Jeru- salem vertrieben hatte (Neh. 13, 28), einen eigenen Gottesdienst auf dem Berge Garizim errichtet, indem der vertriebene Enkel Jojada's mit 1) Das Verhältnis dieser Frau zu den f&nf Männern aUM^orisch (Oriq) oder fivmbolisch vom Götzeadienste der fünf Völkerachaften Samaxiens» oie dann den Jehovadienst aDgenonmien (2 Eon. 17, 24 ff. Joseph» Äntt, IX, 14, 3), zu deuten, entweder mit Feethaltuuff des historischen Sinnes [ffngstb,, Weizs.), oder im Interesse der mythischen Erklärung (Strauß), oder als ungeschicht- liche Svmbolisirung des Evangelisten (Keim), entspricht weder dem gesehicht- liohen Charakter des Evangeliums und dieser Erzählung, noch ist es sachlich zutreffend. Zwar nicht insofern als dann das samaritanische Heidentom als Ehe und der Jehovadienst als Bohlerei dargestelt wäre, was nicht denkbar sei; denn ffnfstb, faßt die Sache so, daß das Volk früher in fünffacher geist- licher Ehe mit seinen Götzen gelebt, dann aber sich um die Ehe mit Jehova beworben habe, die ihm versagt wurde; wol aber aus dem Grunde, weil in 2 Eon. 17,20 fL nicht fUnf, sondern sieben (jötzen der aus fänf Gegenden Babv- loniens nach Samaria vapflanzten Heiden genant sind und v. 32 ausdrück- lich bemerkt ist, daß sie daneben auch Jenova in abgöttischer Wdse ver- ehrten. Sodann fehlt jede Andeutung ffir die Auffassung des samaritischen Weibes als Beprasentantin ihres Volkes, vielmehr wird sie in v. 22 deutlich als einzelnes Glied des Volks betrachtet, und die derzeitij^ Gotteeverehning der Samariter nicht als Götzendienst oder geistige Buhlerei, sondern nur als ein der Warheit der €h>ttesoffenbarang mcht entsprechender Gottesdienst dem Gottesdienste der Juden gegenäbergestelt Job. IV, 20. 21. IM Hüfeadnes Sch^egervaten dort einen Tempel erbaute nnd das erbliche Hohepriestertam in der samaritischen Gemeinde erhielt Vgl. Joseph, Antt. Xf, 8, 2 f., wo diese Grflndang irrtflmlich in die Zeit des Hohen- priesters Jaddna nnd in die lezten Jahre des Darins Godomannns nnd die ersten Jahre Alexanders d. Gr. verlegt ist. Dieser Tempel wnrde von Johannes Hyrkan im J. 129 v. Chr. zerstört nnd nicht wieder anf- gebaat; aber die Stätte selbst blieb den Samaritern heilig, so daß sie Docb hentiges Tages anf der Spitze des Berges Garizim dreimal im Jtbre (am Pascha- Wochen- nnd Lanbhflttenfeste) Gottesdienst halten nnd als Paschaopfer 7 Lämmer fttr die Gemeinde darbringen. Vgl. RoHns. Paläst. III 8. 319 n. Peiermann in Herzog's Realencykl. XIII S. 365 ff. y. 21. Die Antwort Jesn weist das Weib anf die wahre Anbetung Gottes hin, mit deren Eintreten die Streitfrage über die irdische Stätte derselben wegfallen werde. „Glaube mir, Weib, es komt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet Das icioteoi (ioi knflpft an das: ,du bist ein Prophet^ an. Hält sie Jesum fllr einen Propheten, so kann er auch Glauben fär das was er ihr Aber die Anbetung Gottes zu sagen hat, in Anspruch nehmen. Mit dem Worte: es komt die Stunde u. s.w. weist er auf die messianische Zeit bin, in welcher die bisherigen Beschränkangen fär den Gottesdienst fallen werden. icpo^ovi)oete kann, zu dem Weibe gesprochen, nur auf die Samariter gehen, nicht anf die Menschen überhaupt (God.\ oder auf die Samariter (Heiden) und die Juden {Hngstb,, Hlgf.), Von den Juden oder den Menschen überhaupt ist erst in v. 22 ff. die Rede und damit das gegen die richtige Beziehung des irpocxuvr^oete erhobene Bedenken beseitigt, daß über die künftige Gottesverehrung der Juden nichts ge- sagt wäre und der Schein, dafi iQr sie die locale Gebundenheit des GiütQs noch fortdauern werde, entstehen könte. icp tcatp( sagt Jesus, nicht tSf 9ea}, indem mit der vollen Offenbarung Gottes in Christo die Gltabigen in das Verhältnis der Gotteskindschaft gesezt werden. Y. 22. .,Ibr betet an was ihr nicht wisset; wir beten an was wir wissen." r^'^J&i wir Jaden, indem Jesus nicht blos weil ihn das Weib als'IouSaioc an- geredet hatte, sondern auch nach seiner irdischen Zugehörigkeit zum Volke Israel (Gal. 4, 4) sich mit in die Juden einschließt; jedoch nicht, weil er hier Partei ist (de W,\ oder um dem Rechte seines messiani- Khen Patriotismus, wie selbiges in der Geschichte und der Ordnung Gottes begründet war, nichts zu vergeben {Mey,\ oder ,um das Weib von der Unwarheit ihrer Nationalität loszulösen und zur Anerkennung der wesentlichen Warheit Israels zu bringen^ {LthdL)\ denn Jesus lieB sich bei seinem Reden und Handeln weder von Patriotismus leiten, noch fordert er für den Glauben an ihn als Erlöser Aufgeben der Nationalität ; sondern einfach, weil sein irdischer Zusammenhang mit den Juden nach Gebnrt und Stellung unter das Gesetz in der göttlichen Heilsordnung begründet nnd durch die Gottesoffenbarung in Israel vorbereitet war. 0 o&x ot^Ts ist Objectsaccusativ, da icpo^ovatv sowol mit dem Accus, ah mit dem Dativ constmirt wird. Gemeint ist Gott, aber nicht per- 13* 196 Job. IV, 21—28. Bönlich, sondern als der Angebetete nach seinem Wesen, ab das was man an Gott hat, bezeichnet. LihdL o. Brckn. beziehen diesen Aosspnich darauf, daß die Samariter Gott als den Gott des Heils nnd der Erlösung nicht kennen; Hngsib, n. God. darauf, daß Gott sich ihnen nicht kund- gegeben hat. Beides hftngt damit zusammen, daß sie nur den Penta- teuch annahmen, die in den Schriften der Propheten enthaltene ge- schichtliche Entwickelung der Gottesoffenbarung verwarfen. Dadurch wurde ihre aus dem Pentateuch geschöpfte Gotteserkentnis zur Nicht- kentnis, denn die wahre Gotteserkentnis besteht nicht in einer belie- bigen Auswahl aus dem was Gott in seinem Worte geoffenbart bat, sondern in der Annahme der ganzen geschichtlichen Offenbarung Crottes nach ihrem jedesmaligen Standpunkte. Sofern nun die Juden die ganze Offenbarung des A. Bundes besaßen und anerkanten, beten sie an was sie wissen oder kennen. Dies gilt natürlich von dem Volke als Ganzem, nicht von allen einzelnen, da es im Volke auch viele Verächter des Wortes Gottes und viel religiöse Unwissenheit gab. — Mit der alttesta- mentlichen Gottesoffenbarung war aber die Offenbarung Gottes nicht abgeschlossen, sondern schon Moses hatte, und noch deutlicher hatten die Propheten die volle Offenbarung des Herrn in der Zukunft, in der Erscheinung des Messias verheißen. Mit der Verwerfung Jesu, der sich durch Wort und That als der verheißene Erlöser Israels bezeugt hat, sind die Juden in Bezug auf ihre Gottesverehrung den Samaritern gleich geworden, daß auch sie nur anbeten was sie nicht wissen, weder Gott warhaft erkennen noch ihn seinem Wesen entsprechend anbe- ten. — Zur Begründung des Urteils über die Anbetung der Samariter und der Juden fügt der Herr hinzu: „denn das Heil komt von den Juden." Es geht von ihnen ans (ix), sofern Gott dem Patriarchen Abraham, dem Stammvater der Juden, bei seiner Berufting nicht blos die Mehrung seines Samens zu einem großen Volke, sondern zugleich die Verheißung, daß in seinem Samen alle (Geschlechter der Erde ge- segnet werden sollen, erteilt hat (Gen. 12, 1 ff.) und kraft dieser Ver- heißung die Nachkommenschaft Jakobs zu seinem Eigentums volke, ans welchem Christus der ocDTiqp nach dem Fleische hervorgehen solte (vgl. Rom. 9, 5), angenommen hat — Mit diesem Ausspruche hat Jesns der Samariterin nicht nur die Frage nach der wahren Stätte der An- betung Gottes beantwortet, sondern zugleich gesagt, daß die Samariter sich nicht im Besitze der richtigen, zum Heile fahrenden Grottes- erkentnis und Gottesverehrung befinden. iq ocoTripia ist die Rettung vom Verderben der Sünde mit Einschluß der aus der Versöhnung mit Gott fließenden Fülle des in dem Begriffe der ^voü^ alwvioc zusammen- gefaßten Heils. V. 23. „Aber es komt die Stunde und ist schon jezt, daß die wahren Anbeter den Vater in Geist und Warheit anbeten werden; denn der Vater sucht die ihn als solche anbeten.'^ Mit aXXa, im Gegen- satz gegen das über die Anbetung der Juden und Samariter gesagte erklärt nun Jesus, wie die warhafte Anbetung beschaffen sein soll. Mit Ipxexai &pa wird der Gedanke v. 21 wieder aufgenonunen, um zu Job. IV, 2a. 24. 197 der negatiyen Bestimnmng: weder auf diesem Berge noch in Jemsalem, die positive Erklftmng Aber die wahre Anbetung Gottes nachzubringen« sp^etat S>pa weist aof die Znknnft hin; diese Zukunft; ist aber schon im Anbrach xal vuv Icrriv und jezt schon da. ol dX7)&ivol icpooxuvTjxat die welche Gott in der seinem Wesen entsprechenden Weise anbeten, iv icveü|Aan xal äkifieicf, bezeichnet das Element, in welchem die An* betuDg sich bewegt: im Geiste, da Gott Geist ist (v. 24), und in akr^btitf, i h. nicht: mit Aufrichtigkeit und Bedlichkeit, sondern in Warheit d. i. dem Wesen Gottes entsprechend, nicht mehr h oapxl xal oxi^, worin die Anbetung nicht nur der Samariter sondern auch der Juden sich be- wegte. icveu(iaTi ist nicht Bezeichnung des objectiven göttlichen Geistes {Stier, Brckn,)j sondern die vom göttlichen Geiste erleuchtete und be- lebte geistige Natur des Menschen. Die Anbetung Gottes in Geist und Warheit sezt ,die volle Erkentnis der Warheit, welche das Wesen Gottes offenbart' voraus {Weiß)^ aber darum ist der Gegensatz hiervon nicht blos ,die immer erst relative (wenn auch dem Standpunkte der vorbereitenden Gottesoffenbarung entsprechende) Gotteserkentnis des Jadentums', sondern auch die Gotteserkentnis der Samariter, ohne Rücksicht auf den v. 22 erwähnten unterschied beider. Denn beide haben nicht die volle erst durch Christum offenbar gewordene Warheit; daher ist auch die Gottesverehrung beider an Aeußerlichkeiten ge- bunden, durch bestimte Opferstätten und sarkische Opfer, die nicht dem geistigen Wesen Gottes des Vaters entsprechen, vermittelt. Ob- gleich nämlich das Heil von den Juden ausgeht und die Stunde der Offenbarung desselben schon gekommen ist, so ist die wahre Gottes- aabetnng doch erst im Anbruche begriffen, nur erst im Kreise Jesu und seiner Jflnger beginnend, nicht schon in die Welt eingeführt und der Opferdienst im Tempel zu Jerusalem noch nicht aufgehoben. — Im folgenden Satze: denn auch der Vater sucht u. s. w. wird durch xai vor 0 iiatifp betont, daß solche Anbeter auch vonseiten des Vaters verlangt werden {Mey.). CiQxet sucht d. h. verlangt danach, xoiouxooc steht voran: solche begehrt er als Anbeter. — In v. 24 wird die Anbetung Gottes im Geiste aus dem geistigen Wesen Gottes begrfindet. irveufia als Prftdicat ist mit Nachdruck voraufgestelt vnie deo^ im dritten Satz- güede von 1, 1. Dabei sezt Jesus voraus, daß das samaritische Weib die Erkentnis, daß Gott Geist ist, besitze. Dies konte er auch, da diese Erkentnis, obschon sie weder im Pentateuche noch irgendwo im A.T. (auch in Jes. 31,3 nicht) direct gelehrt wird, sich aus der Schrift- lehre von der Einheit und Einzigkeit Gottes und dem strengen Verbote jeder Abbildung des göttlichen Wesens mit der Motivirung, daß am Sinai keine Gestalt Gottes zu sehen war, als Jehova aus dem Feuer heraas zu Israel redete (Deut. 4, 15 ff.), folgerichtig ergab, Jesus also damit keine neue Lehre vortrug. Neu ist nur die aus der anerkanten Warheit gezogene Folgerung, daß die wahre Gottesanbetnng auch dem geistigen Wesen Gottes adäquat sein müsse. ^ 1) Ü8 liegt demnach kein Gmnd dafür vor, zur Bechtfeitigang dieses 198 Job. lY, 24. 25. Absolut genommen and von dem gescbicbtlicb yorliegenden Gegen- satz abgesehen scheint dieser Aussprach Christi auch alle Emschrbi- kung des christlichen Gottesdienstes durch Ort- und Zeitverhältnisse auszuschließen. Hngsih. hält dagegen die Bemerkung kaum für nötig, daß dieser Ausspruch gegen das AeuBerliche im Cnltus nur insofern gerichtet ist, als dasselbe auf selbständige Bedeutung Anspruch mache, während God. bemerkt, daß der christliche Gottesdienst eben kraft seiner Freiheit sich selbst solchen Formen unterwerfen könne, aber die äußere Anbetung dann, wie Madame Guyon sich ausdrücke, nur ein Widerschein (rejaiUissemeni) der Anbetung im Geiste sei. Diese Be- merkungen enthalten wahre Momente, reichen aber zur Hebung des Bedenkens nicht aus. Auch der mosaische Cnltus legte den Aenßer- lichkeiten — dem Besuche des Tempels, der Därbringung von Thier- opfem, den gesetzlichen Reinigungen u. dgl. — nicht selbständige Be- deutung bei. Die Propheten von Samuel an rügen mit den stärksten Worten das Wertlegen auf das opus operatum des äußerlichen seelen- losen Gottesdienstes. Dennoch stand es dem gottesfOrchtigen Israeliten nicht frei, sich über die gesetzlichen Cultusformen beliebig hinwegza- setzen und Gott nach eigenen Gedanken ztf verehren. Auch der christ- liche Gottesdienst ist nicht blos Widerschein der Anbetung Gottes im Geiste. Die Grundlage desselben, die Predigt samt den Sacramenten, ist von Christo angeordnet. Diese Anordnung darf weder die christ- liche Gemeinde aufgeben, noch darf der einzelne Christ sich ihr ent- ziehen wollen. Denn ,der Mensch als geistleibliches Wesen bedarf des Aeußeren, um zum Geistlichen geführt zu werden, und das geistliche Leben muß verkümmern, wenn ihm diese Stütze entzogen wird* (Hngstb,), Demnach besteht die Anbetung Gottes in (reist und Warhät nicht in abstracter Loslösung der gemeinschaftlichen Gottesverehrong an bestimtem Orte und zu bestimter Zeit von der geschichtlich gegebe- nen und fär die zeitliche Entwickelung des geistlichen Lebens unent- behrlichen Norm, sondern in der der uns durch Christum erworbenen Versöhnung mit Gott unserem himmlischen Vater entsprechenden und unser Leben in dem Gnadenstande der Gotteskindschaft fördernden Weise der Gottesverehrung. V. 26 f. Das Weib ahnt, daß Jesus von einer Neugestaltung der Anbetung Gottes in der Zukunft, welche das religiöse Bedflrfiiis be- friedigen werde, rede und antwortet: „Ich weiß, daß Meestas komt, Christus genant-, wenn derselbe komt wird er uns alles verkündigen.*' Meoo(ac ohne Artikel ist als Eigenname gebraucht, welchen die Sama- Ausspmchs dem Weibe gegenüber mit Lücke darauf hinzuweisen, daß der mosaische Monotheismus damals auch in der samaritanischen Beligion darauf gerichtet war, das Anthropopathische und Anthropomorphische ans den Yor- stdlnngen von Gott zu entfernen. Dieses Bestreben, wie es nicht nur im aamarimiischen Pentateuche sondern auch in den Targums und zum Teil schon in der LXX vorliegt, hängt vielmehr mit der im späteren JudeDtum immer stärker zu Tase tretenden Verknöchemng der lebendigen Gotteser- kentnis in abstraoten Deismus zusammen, welcher im schrofbten Gej;ensatie zu der von Christo gelehrten Anbetung Gottes in Geist und Warhmt steht Joh. IV, 25-27. IM liter wol von den Jnden Ternommen hatten, nnd o X8-)fO|Mvv (Beo. mit J^PAAII al.) ist nach sämtlichen M%jusk. außer II TsTpd- ji7;vo(; zu lesen. — V. 36. Das xai vor 6 frspiC (Rec. mit AC*V1\\{ al.) fehlt iniiiBC*PLT^ al. und ist nicht ursprünghch, sondern nur zur Verbindung eingeschoben, nachdem man %otj zum Vorhergehenden gezogen hatte; daeegen das Tai nach !va, obwol es in BCL fehlt, doch warsobeinlich echt, und nur als Hbezflflssig scheinend weggeLwsen worden. — V. 37. Der Artikel 6 vor SM Joh. IV, 27--S4. wunderten sich, daß Jesus mit einem Weibe redete (denn die rabbi- nische Bitte verbot Gespräche mit Fraaen an öffentlichen Orten, na- mentlich über Gesetzesfragen), and dazu noch mit einem samaritischen Weibe; aber ans Ehrfurcht vor ihrem Meister wagte keiner zu fragen, was er suche d. h. begehre oder was er mit ihr rede, Y. 28 f. Das Weib aber eilte nun (o3v infolge der Unterbrechung des Gesprächs durch die Rflkkehr der Jünger), ihren Wasserkrug zurQcklassend, in die Stadt und sagte den Leuten: „Komt, sehet einen Menschen, der mir alles ge- sagt was ich gethan habe, ob dieser etwa Christus sei'S In dem Soa iirot7)oa klingt das Geftthl gethanen Unrechts durch. (iT^xi ootoc ionv i Xp. nicht: ob nicht dieser der Christus ist — gegen den constanten Gebranch des (it^ti, welches immer eine verneinende Antwort vöranssezt, sondern: ,doch nicht etwa dieser . .?' Doch ist diese Frage nicht als Ausdruck des Zweifels zu fassen, sondern Ausdruck der Bescheidenheit oder der Schflchtemheit, Männern gegenüber ein entscheidendes Urteil zu fUlen über einen Mann der solchen Eindruck auf sie gemacht hatte. — y. 30. Auf diese Mitteilung hin kamen die Leute aus der Stadt zu Jesu. Y. 31 ff. Inzwischen (iv x(j) ]uxal6 zwischen dem Fort- gange des Weibes und der Ankunft der Leute aus der Stadt) nahm Jesus von der Bitte der Jünger, daß er essen möge, Anlaß zu einer be- deutungsvollen Erklärung über seinen Beruf. „Ich habe — sagt er ihnen — eine Speise zu essen, die ihr nicht kennet'^ ßpwoic bed. zu- nächst nicht die Speise (= xo ßp&fioi), sondern die Handlung des Essena, aber mit Inbegriff der dazu erforderlichen Nahrungsmittel, so daß ßp&atv i/m cpafeTv nur besagt: für mich gibt es ein Essen, das ihr nicht kennet ( H^eiß). Die Jünger denken dabei aber an Nahrungsmittel und sagen zu einander v. 33 : „es hat ihm doch nicht jemand zu essen ge- bracht?^' worauf Jesus v. 34 ihnen erklärt, worin seine Speise besteht Daß die Jünger Jesu Wort nicht verstehen, kann nicht auiÜEdlen, da der sinnbildliche Gebrauch der Worte: Essen und Speise, in welchem Jeaus dieselben faßt, weder nahe lag noch im A. T. irgendwo vorkomt „Meine Speise ist (d. h. besteht darin) daß ich thue den Willen deß der mich gesandt hat und sein Werk vollbringe." Die telische Bed. des tva läßt sich hier nicht anwenden. Die Erklärung: ^ch verfolge die Bestimmung oder das Bestreben zu thun' (Mey., God.) verschiebt nur den Gedanken {Weiß), Denn das Bestreben, den Willen Gottes zu thun, hat Jesus immer, hier aber spricht er von dem was ihm jezt Sättigung gewährt Das Präs. icoio» drükt das fortwährende Thun aus, der Aor. teX^auDoo den Yollendnngsact, die künftige Spitze des icoio» {Mey.)^ vgl. 17,4. Der Yergleichungspunkt zwischen dem Essen der Speise und dem Thun des göttlichen Willens liegt in dem Begriffe der vollen Befriedigung, welche der Lebensberuf gewährt. Das Yollbringen des Berufe konte jedoch nur der Sohn Gottes als seine Speise bezeichnen, der sich bewußt dXyj&ivtS; {AC^DVKYi o/.) fehlt in vt^BC^KL al und ist wol was zuMezt, weil man «tXijft. mit Xojo; verband. — V. 38. Das Perl dxiotaXxa, welches Theh. 8 nur nach kD aufgenommen, ist noi Gonfonnation nach den folgenden Per- fecten und clxicrrciXa in ABC LT ftkr unprünglich an halten. Job. IV, 84. 36. 201 war, nicht nur daB sein Leben ganz in der £rfllllnng des Willens seines YateTB anfing, sondern der anch die Kraft der Lebenserhaitang in der Gemeinschaft mit seinem Vater besaB ; vgl. das Wort, mit welchem Jesus MattL4,4 die Versnchnng des Satans znrflckgewiesen hat — V. 35. In dem Gotteswerke, das er an der Samaritanerin gethan, seine höchste Behiedigang zn finden, davon sind die eben jezt aof den Rnf des Weibes herbeikommenden Stadtbewohner (v. 30) ein Beweis. So hat Weiß richtig den Znsammenhang von v. 35 ff. mit y. 34 vermittelt „Saget ihr nicht, noch vier Monate sind und (= danert es bis) die Ernte komt? Siehe ich sage euch, hebet eure Augen auf und schauet die Felder, daB sie wdB sind zur Emte^S Die Worte exi Texpa|i7)v. bis Ifrfzxtn, sind keine sprichwörtliche Redensart in dem Sinne: Vier Monate von der inssaat an gerechnet pflegt die Ernte zu kommen {Ughtf,, Grot, auch Lücke, ThoL, de W,, Ehr., BeyschL, z. Job. Fr. S. 64). Denn abgesehen davon, daB von einem solchen Sprichworte sonst keine Spur zu finden nnd daB es f&r Palästina gar nicht richtig wäre , da dort die Aussaat Ende October und die Ernte Mitte April begint, also gegen 6 Monate nrischen Aussaat und Ernte liegen (vgl. m. bibl. ArchäoL §. 118), hiervon abgesehen, spricht gegen die sprichwörtliche Auffassung schon das Iti ond die Nichterwähnung der Saatzeit. Beides zeigt, daß die Worte jezt ii. in der Zeit, wo noch 4 Monate bis zur Ernte waren, gesprochen sind, nämlich in der Zeit der eben sprossenden jungen Saaten, d. i. im December, woraus sich ergibt, daB Jesus im December durch Samaria reiste, sich also vom Paschafeste ab gerechnet in Judäa gegen 7—8 Mo- nate aufgehalten hatte. Das ufjiic X^fexe erfordert übrigens nicht die Annahme, ,daB die Jünger vorher auf der Wanderung solche Bemerkung gemacht hatten, nicht als Oekonomen sondern als Theologen, um darauf hinzuweisen, wie sehr der Mensch auf das Harren und Hoffen hinge- wiesen ist, wie sehr es für ihn gilt seine Seele in Geduld zu fassen, in dem Sinne von Jak. 5, V (ffngstb.). Dieser Annahme steht nicht nur das Präsens Xi^ete entgegen, sondern anch die Nichterwähnung des An- lasses für ein solches Wort der Jünger im vorliegenden Zusammenhange, nod noch mehr ihr Nichtverstehcn des Wortes Jesu von der Speise, die er zn essen habe, wobei die Jünger sich nicht eben als Theologen er- weisen. u\mU Xir(exe erklärt sich vollständig, wenn Jesus unter Hinweis aof die vor Augen liegenden Saatfelder sagt: Im Blicke auf diese Fluren sagt ihr gewiB, daB noch vier Monate bis zur Ernte vergehen, schaut aber auf die meinem Berufe sich darbietenden Saatfelder, wie sie schon weifi d. h. reif zur Ernte sind. Die Saatfelder, auf die zu schauen der Hen seine Jünger auffordert, sind nämlich die aus der Stadt kommen- den glanbensbereiten Samaritaner. Die Betonung des oiAet;, dem kein h® entspricht, erklärt Weifi daraus, daß der Gegensatz der Personen gegen den ihrer und seiner Anschauung zurücktritt. Streitig ist die Verbindung des -^(i), ob es zum Vorhergehenden zu ziehen ist, oder am Nachfolgenden (v. 36). Die ältesten Godd. K^^ifll al. geben, weil ae keine Interpuncüon haben, darüber keinen Au&chluB. Die Becepta (nach CßGBES cel.) verbindet es mit dem Vorhergehenden: weiB sind BIS Jeku lY, 85-**«7. die Felder zur Ernte schon jezt So aach Mey., Weiß, Lu(hdU\ vgl. fltar die Stellung am Ende des Satzes 1 Joh. 4, 3. Aber der Grund: weil es gegensätzlich dem ixi entspreche, ist nicht durchschlagend, da auch bei der Verbindung mit dem Folgenden (Tisch, God. Ehr. Ew.) i^y^ einen Gegensatz zu Sti bildet. Auch die Behauptung von Weiß, daß da- durch die Gorrelation mit Sti au%ehoben wird, ist ohne Beweiskraft. Fflr die Verbindung mit dem Folgenden spricht vielmehr der Umstand, daS xa( vor deptCa>v in den ältesten Godd. (titBC*DL) fehlt und den Sätzen v. 36 die Verbindung mit v. 35 fehlt, die in dem mit Nachdruck vorangestelten t^St) gegeben ist. V. 36. „Schon empfingt der Erntende Lohn und sammelt Fracht zu ewigem Leben, damit sowol der Säende zugleich sich freue als auch der Erntende." Der Lohn besteht darin, daß er Frucht sammelt (Lücke, Mey., God. Hngstb., Weiß)^ indem xa( explicativ zu fassen: und zwar dadurch daß er. eU fassen de W., Mey., Hngsth. örtlich, das ewige Leben als Scheuer gedacht, in welcher er die Frucht einsammelt; aber dann dürfte wol der Artikel vor Ccotjv nicht fehlen. ?va geht auf die göttliche Ordnung {Lücke, Mey.)^ nicht von der Absicht des Säemaons {Weiß)\ denn wenn auch dieser die Absicht haben mag, daß mit ihm zugleich der in seinem Dienste stehende Schnitter sich freue, so wird die Freude, die beide haben sollen, nach dem Gontexte ihnen nicht durch das Werk des Säens, sondern dadurch bereitet, daß die Fluren, wo nach menschlicher Aussicht die Erntezeit noch ferne liegt, schon zum Ernten reif sind. Durch die Verbindung des ^St) mit v. 36 wird übrigens nicht die Ernte schon in die Gegenwart verlegt, während sie doch nach der weiteren Erklärung der Zukunft, nämlich der Zeit der apostolischen Arbeit angehöre {LthdL\ sondern die Ernte nur als unmittelbar bevor^ stehend dargestelt. Dies ergibt sich aus dem o(jloo x^X)» i>^dem o(mu nicht blos die gemeinsame sondern auch die gleichzeitige Freude an- deutet, nämlich die Emtefreude, die nicht blos der Schnitter sondern auch der Säemann zur Zeit der Ernte über den Segen seiner Säearbeit haben soll. Der oice(po>v ist in diesem allgemeinen Ausspruche Christas und depiCcov geht auf die Jünger (v. 38), wobei der Singul. &ep(Ca>v ans der allgemeinen Fassung dieser Sentenz zu erklären. Der Aussprach enthält nur den allgemeinen Gedanken, welchen Lohn und Segen das Ernten auf dem geistlichen Gebiete bringt, zur Ermunterung der Jünger. Daraus ist also nicht zu schließen, daß die Jünger sich sofort an das Werk der Ernte machen sollen (God.). Eben so wenig weist aber die Unterscheidung zwischen dem Säenden und dem Erntenden darauf hin, daß die Ernte erst nach Christi Tod beginnen wird (Hngsib.). lieber die Zeit der Ernte enthält v. 35 gar keine Bestimmung. Das Kommen der Samariter ans der Stadt betrachtet Jesus als einen Beweis ihrer Empfänglichkeit für die Aufnahme seines Wortes und in dieser Kund- gebung ihrer Empf&nglichkeit erblikt er im Geiste das Reifiiein de^ selben für die Ernte und ein Zeichen, daß die Ernte beginnen könne, ohne damit die Emtearbeit in die Gegenwart zu verlegen. Erst in v. 37 spricht er deutlich ans, daß der Säemann ein anderer ist als der Erntende, Joh. lY, 87. S8. and swar auch noch in der Fonn einer allgemeinen Sentenz, die er erst in V. 38 besümt auf sich und seine Jünger anwendet „Denn (v. 37) in diesem Falle bewährt sich der Sprach, daß der Säemann ein anderer ist als der Erntende", fap zeigt, daß mit dem angefahrten X070C der Satz : daß der Säende zugleich mit dem Erntenden sich frent, begründet werden soll und die im Vorigen angedeutete Unterscheidung zwischen beiden klarer und schärfer hingestelt wird, iv Tou-np hierin, nämlich bei der Ernte von der ich rede (v. 35). 0 Xo^oc = xb X8YO|j.evov der Spruch des gewöhnlichen Lebens. oXTjdivoc ist, auch wenn der Artikel 0 echt sein solte, Prädicat und nicht mit oXtiOiq^ gleichbedeutend, sondern be- zeichnet den Spruch als ein dem Wesen der Sache entsprechendes Wort, Sinn: hierin erhält der Spruch seine volle Geltung. — V. 38. „Ich habe euch gesandt zu ernten was ihr nicht gearbeitet habt; andere haben ge- arbeitet und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten." Diese Worte spricht der Herr in prophetischer Vergegenwärtigung der Zukunft. In der zu ihm kommenden Schar der Samariter schaut er im Oeiste die Erstlinge der fllr den Eintritt in das Beich Gk)ttes reifen Menschheit, welche die zu Aposteln ausgerüsteten Jünger aufiiehmen werden. Von dieser Zu- kunft aus sagt er: miaxzika »(lac depiC.» sofern dem Eintreten der Jttnger in die Arbeit Anderer, um zu ernten, was sie nicht gearbeitet haben, ihre Aussendung voranfgegangen sein wird. Implicite war ja in ihrer Annahme zu seinen Jüngern schon ihre Sendung beschlossen {Lcke., ßff.'Cr., Mey,, Hngsth., LihdL). Daß unter den SXXot, die gearbeitet haben, Jesus selbst mit begriffen ist, wird von allen Ausll., aosgenommen Olsh,^ anerkant. Doch ist der Plural nicht mit ThoL, Lcke, Siier, Afey., Hngstb. auf Jesum allein zu beziehen und als Plural der Kategorie zu fiissen. Zunächst ist neben Jesu an den Täufer, und in weiterem Sinn an die Propheten mit Einschluß Moses zu denken, durch deren Arbeit das Kommen des Reiches Gottes vorbereitet worden. Diese faßt Jesus in der Beziehung mit sich zusammen, als auch er in den Tagen seines Fleisches noch keine Gemeinde gesammelt, sondern die Sammlung derselben nur vorbereitet haL Neben der Beziehung des SXXoi auf den Täufer als Vorläufer, die in der Anwendung auf das ganze i^K>stolische Werk anzuerkennen sei, will God. in der Anspielung anf den g^enwärtigen Fall bei aXXoi an Jesum und die Samariterin, seine eilfertige Sendbotin denken. Allein diese gehört weder zu den Säenden noch zu den Erntenden, sondern zu der einzuerntenden Frucht xomSv bezeichnet die schwere, mühevolle Arbeit des Säens im Vergleich mit der unmittelbar lohnenden, also leichteren Ernte- arbeit; aber der Gegensatz der Thränensaat und Freudenemte in Ps. 126, 5 (ffngsib., God.) ist weder hier noch in v. 36 indicirt ^ 1) Die piophetische Auffassung dieses V. meint Weiß, besonden rfick- nehtlich des stssXTjXufraTs nur durch die Annahme lechtfertiffeB zu kdnnen, ^ der Ausspruch in dieser Form vom Standpunkte einer spateren Zeit aus gebildet sei, wobei die Bede selbst, die sich im Kreise einer aus den Synop* tikaii wolbekanten Büderrede bewege, in ihrer wesentlichen Echtheit nicht ber&hxt werde, da der Spruch (v. SiB) eigentlich nur die nach v. 87 nicht SM Joh. IV, 89-42. y. 39' — 42. Jesus und die Samariter, ^ — Die Oeschichtserzfthlimg wieder anfiiehmend, berichtet der Evangelist v. 39 znerst über den Erfolg des Kommens der Samariter zu Jesu: Viele ans jener Stadt Samariens glaubten an Jesum wegen der Rede des Weibes (v. 29); so- dann Y. 40 die Bitte derselben, daß er bei ihnen bleiben möchte, infolge welcher Jesos zwei Tage bei ihnen blieb und dnrch sein Wort sich ihnen so bezeugte, daß eine noch viel größere Zahl zum Glauben an ihn als den Heiland der Welt gelangte (v. 41. 42). In welcher Weise Jesus sich ihnen als Heiland bezeugte, ist nicht näher angegeben, doch aus dem &ta xov Xofov aoxou so viel zu erkennen, daß es nicht durch Wunderwerke, sondern durch die Macht seines Wortes geschah. Der Ausdruck o ocoTiQp tou xoo(iou ist nach 1 Joh. 4, 14 zu urteilen echt johanneisch, aber im Sinne der Samariter, falls diese ihn auch nicht selbst gebraucht hatten. Denn bei ihrer Stellung zu den Juden und der Stellung der streng pharisäischen Juden zu ihnen, konten sie Jesum, wenn er sich ihnen, nach seinem Gespräche mit dem Weibe V. 21 u. 24 zu urteilen, als den Bringer der wahren, über die Schran- ken nationaler Yolkstttmlichkeiten erhabenen geistigen Gottesverehmng bezeugte, nicht fEtr den Heiland blos Israels, sondern nur fflr den Heiland der Menschheit oder der Welt halten, durch den laut Gen. 12, 3 alle Geschlechter der Erde gesegnet werden selten. Die hier berichtete Wirksamkeit Jesu in Samarien steht weder mit dem Mtth. 15, 24 ausgesprochenen Gnmdsatze Jesu noch mit der Weisung an die Jtknger Mtth. 10, 5, noch auch mit der Feindseligkeit, welche Jesus auf der Wanderung nach Jerusalem Luk. 9, 53 in einer samaritischeD Stadt erfuhr, in Widerspruch, daß darin ein Grund vorläge, sie mit Baur (krit. Untersuch, flb. d. kanon. Evangg. S. 145 ff.) nur fOr einen Typus des für den Glauben an Jesum empfänglichen Heidentums oder fOr eine ergreifend grolSe Zeich- nung des Weltsieges des Christentums, ohne geschichtliche Grundlage, aus- zugeben. Denn die ungastliche Abweisung Jesu in einer samaritischen Ort- schaft schliel^t die gläubige Aufnahme desselben in Sjchar so wenig ans, als das Luk. 4, 16 ff. u. Mtth. 13, 52 ff. berichtete feindselige Benehmen der mehr notwendige Deutung hinzufüge. Allein f&r die Annahme, daß v. 38 eine vom Evangelisten von seinem Standpunkte aus hinzueef>e Deutung der Bildrede Jesu (v. 35 — 37) sei, dafür fehlt nicht nur jeoe Andeutung im Texte, sondern diese Annahme ist auch mit dem Wortlaute des Verses und dem geschichtlichen Charakter des Evangeliums unvereinbar. Denn wenn der Apostel auch die Keden Jesu nicht durchweg wortgetreu, sondern in der seiner Individualität entsprechenden Ausdrucksweise kraft höherer £r- leuchtuufi; warheitsgetreu wiedergibt, so hat er doch im Evangelium nirgends Jesu Beoen nach Dürer späteren Erfüllung umgebildet, um Jesum vaticmia ex eventu aussprechen zu lassen. — Diese Annahme führt consequent verfolgt zur Verwerfung der Echtheit und Geschichtlichtkeit des Evangeliums, von der aus Baur v. 38 auf Petrus und Johannes deutet, welche nach Act. 8, 14 in die Arbeit des Philippus eintraten. 1) V. 39. Statt Eoa ix. der Bec. mit AC^DT^KW al. ist warscheinlich wie in V. 29 ä It. nach Vi^BCL u. Verss. zu lesen. — In v. 42 ist 6 Xpiercöc, welches die Beo. mit ÄC^DLT aL nach xöo}iou hat» warscheinlich exegetischer Znsats, der in ikBC*!^ ai. fehlt Job. lY, 48. i4. SM Nuaretener gegen ihn den Glauben vieler Gkdilaer an ihn als den Messiaa aiuschlieftl Die den Jüngern Mtth. 10, 5 f. erteilte Weirong aber galt nur for ihre erste Aossendung (s. den Conun. z. d. St.), und der in Mtth. 15,24 gegen das cananäische Weib ausgesprochene Grundsatz enthalt volle War- heit, die mit unserer Erzählung von Jesu Wirken in Sychar im schönsten Einklänge steht Nach unserem Berichte begab Jesus sich von Judaa nicht DAch Sunaria, um dort sich als Messias zu oflfenbaren, sondern laut v. 3 U.43 nach Galiläa. Samaria berührte er nur auf der Durchreise und am Jakobsbrunnen bietet nur das Weib, das dorthin kam Wasser zu holen, ihm eine von Gott gefügte Gelegenheit, ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen, und nai der Umstand, dal^ sein Wort auf gläubigen Boden fiel und dal^ die durch das Weib auf ihn aufinerksam gemachten Stadtbewohner ihn baten bei ihnen zu bleiben, bewog ihn dort zwei Tage zu verweilen, bis er den Weg nach Galiläa, dem Ziele seiner Beise fortsezte. Das Verhalten Jesu zu diesen Samaritern ist ganz gleich seinem Verhalten zu dem cananäischen Weibe, dem er troz des ausgesprochenen Grundsatzes, daß er nur zu den Terlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt sei, die erbetene Heilung ihrer Tochter gewährte. In beiden Fällen hat das Verhalten Jesu weiiSagende Bedeutung für die Zukunft, indem es zeigt, dal^ das von ihm ausgehende Heil nicht blos für die Juden bestimt sei, sondern für die Gläubigen aller Völker. Aber diese Bedeutung liegt in der Bealität dessen was Jesus ge- thsn hat, nicht in der Beschaffenheit des Berichts, der keine Spur von Tendenzdichtung zeigt. V. 43—54. Jesu Auftreten in Galiläa. ^ — V. 43 f. Nach den zwei Tagen des Aofenthalts in Samarien ging Jesus hinaas nach Galiläa, „denn er selbst bezeugte, daB ein Prophet in seinem Vaterlande keine Ehre hat'^ Dieses von dem Evangelisten angegebene Motiv zum Fort- geben Jesu nach Galiläa wird von den Ansll. sehr verschieden gedeutet Von der Voraossetznng aasgehend, daß Galiläa die icaxpic Jesa sei, weil nach der evangelischen, auch johanneischer Betrachtungsweise Gar 1) V. 43. Das xal aicfiX&ev (Bec. mit AT^.SIl al,) fehlt in tiBCBT^ ai. and ist ergänzender Zusatz nach v. 3. — V. 45. Das w; (ouv ^X&sv) Tisch, S sftch K**/) Chrys. statt Jte (o 17.) ist Gonformation nach v. 40; ebenso das a {rueh. nach MDJb^ al. Verss.) statt ooa {v^^ABCl al.) Gonformation nach r. 29. 39. — In v. 46 ist das Subject 6 "iTiaoü; (Bec) spätere Einschaltung, iri« 3, 34 u. ö. Statt xa\ h, in ABCT\ al. (Bec) hat Tisch, 8 ^v U nach ^DLP> aufgenommen. — v. 47. Das Object qütov bei iipoiza (Bec. mit ^FA al.) fehlt in v^BCDL al. und ist mit Tisch. 8 als Einschaltung zu streichen. — ?. 50. Das xai vor eictoiEuosv fehlt in ntBJ) und ist wol spater zugesezt, sowie die Attiaetion w (in ^rAAIT al.) für ov Emendation. — V. 51. Das auxoD uch ^uXoi, welches Tisch. S nach titDL It. Vlg. gestrichen hat, ist durch K^tTAAÜ al. ausreichend bezeugt. Statt der Bec. dwfiyrrioav in ^FAAII ^T76iXov, welches die Bec. durch om^TTeiXav ersezt und vor \i-^o\ . itdt hat Für 6 «atc oou (Bec. in BLT^All a/. Veras.) ist nach titABClit. Vlg. ö r. aüxou vorzuziehen. — V. 52. Statt ^uap' autujv steht in B Ixetvifjv, difl wol nur Aenderung ist. — V. 53. Vor ixstv^« fehlt in VtBC das iv, das die Bec wol nur nach dem folgenden ev r^ ergänzt hat Das oxi vor 0 9to<; 3. (Bec) fehlt in nABC al. und ist aus v. 51 ergänzt Job. IT, 44 lilfia die Heimat Jeen war (1, 46. 2, 1. 7, 3. 41. 52), hat man entweder icaxpic von Obergaliläa im Gegensätze zn üntergaliläa, wo Nazaret lag {Lange), oder Ton der Vaterstadt Nazaret im unterschiede von Galiläa verstehen wollen (Hngsth.\ Aber das Eine so willkflrlich wie das Andere. Denn für die Unterscheidung sowol zwischen Ober- and ünter- galilfta als anch zfdschen Nazaret und Galiläa fehlt jede Andentong im Texte. Die Unterscheidang zwischen Jemsalem und Jadäa d. i. zwi- schen der Hanptstadt and der Landschaft, welche Hngstb, hierfür geltend macht, liefert keinen Beweis für eine Unterscheidung GalilAa's von dem kleinen Städtchen Nazaret. Aach kann itatpU hier, wo ntir von der Landschaft Galiläa, nicht von Nazaret die Rede ist, nicht die Vaterstadt, sondern nur Vaterland bedeuten. Bei der Deatang aber, daB Jesns nach Galiläa, nicht nach Nazaret (Chrys., Euth, Zig), oder nicht nach Capernanm (Cyrill, Erasm., Beza, Calv., Beng., Ohh, n. A.' gegangen sei, wird die Hauptsache (nicht nach Naz. oder Gapem.) will- kürlich eingetragen. Nicht minder willkflrlich sind die verschiedenen Versuche, die Schwierigkeit, daß mit v. 44 begründet werden soll, warum Jesus nach seiner galiläischen Heimat ging, durch gekünstelte Deutungen der Vv. 44 u. 45 zu beseitigen. Entweder so, daß man yap in der Bed. nämlich, als erklärend nicht auf das Vorhergehende son- dern auf das Folgende bezieht {Lcke., ähnlich Thal, Olsh. u. de W.) in dem Sinne, daß die Galiläer Jesum diesmal zwar gut empfingen, aber nur wegen der in Jerusalem geschauten Zeichen (de W.V, da dieser Gebrauch des ^ap, wenn auch im Griechischen, zumal in Parenthesen vorhanden, so doch im N. Test, beispiellos ist und das zwar — aber nur textwidrig eingetragen wird. Oder so, daß man mit Mey, aus v.45 zu föiSavxo autov den Gedanken ergänzt: weil er jezt die Ehre, die der Prophet im eigenen Vaterlande nicht hat, aus Jerusalem mitbrachte (konte er nach Galiläa zurflkkehren), oder mit Brckn,: er ging des- halb nach Galiläa, weil er angenommen dort keinen Glauben zu finden, in der Absicht, den Kampf aufzunehmen, oder wie Weijf sich aos- drflkt: um die Ehre, die er in Samaria hatte, in seiner Heimat, wo er vermeintlich noch keine hatte, sich dieselbe durch seine Wirksamkeit zu verschaffen. Diese Deutungsversuche werden schon dadurch ver- werflich, daß sie dem fip die Bed. obgleich unterschieben, indem sie auf den Gedanken hinauslaufen: obgleich Jesus in Galiläa keine Ehre erwarten zu können meinte, ging er doch in der Absicht dorthin, sei es durch Kampf sie sich zu erwerben oder im Vertrauen auf das in Jerusalem oder in Samaria gewonnene Ansehen sie zu erlangen. Den Ifap läßt nur Lthdt. sein Recht, indem er den Sinn so bestimt: Jesos ging, obgleich er in Samaria ein solch hoffiiungsreiches Feld der Wirk- samkeit gefunden, nach Galiläa, weil er dort nicht auf Ehre rechnen, also dort hoffen durfte, nicht beachtet zu werden, sondern in Rnhe und Stille bleiben zu können (vgl. Jffofin. Weiß. u. Erf. U, 86 f. Q. Schriftbew. II, 1 S. 171 f.). Aber dieser Deutung liegt die Voraus- setzung zu Grunde, daß Jesns sich fbr einige Zeit vom Schauplätze der öffentlichen Wirksamkeit zurflckziehen weite. Diese Voraussetzung läBt J<^ IV , 44. 107 wedw ans 4, 1 — 3 folgern, noch sümt sie mit t. 45 — 54 ttberem. Zwar meint lAhdt,^ ,bier sei von einer Wirksamkeit in Galiläa nicht die Rede; nnr ein Wunder thne er nnd nur gezwungen/ Allein, daß er den todtkranken Sohn des ßaoiXixoc nnr gezwungen durch ein Wonder gesund gemacht habe, läßt sich ans dem Worte: ,wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet so glaubet ihr nicht' durchaus nicht folgern. Und daß weitere Thaten Jesu nicht erwähnt sind, hängt mit dem summarischen Charakter des Berichts zusammen, der nicht aus Mangel an Ereignissen berrOhrt, sondern in der Anlage des Evange- liuns und dem Plane des Apostels, nur eine Auswahl wichtiger Thaten Jesu mitzuteilen, seinen Grund hat. Auch aus dem ersten Aufenthalte Jesu in Jerusalem am Paschafeste ist auBer der Tempelreinigung und dem Nachtgespräche mit Nikodemus (2,13 — 3,21) nichts erzählt, und doch glaubten viele an ihn, weil sie die 07)|ieia die er dort getban gesehoi haben (v. 45 vgl. mit 2, 23). Der Annahme, daß Jesus nach Galiläa in der Absicht zurQckgekebrt sei, sich in Die inneren Gründe sprechen mehr gegen als fbr die Echtheit. iq iopxij das Fest der Jaden könte nur ein Fest sein, welches- bei den Juden schlechthin als Fest galt; denn als Rückweisung auf das 2, 13 oder 4, 45 erwähnte Fest IftBt sich der Artikel nicht erklären. Daß aber die Juden im Jahre nur ein 1) Der Artikel fehlt in der Reo. nach ÄBDGKSVW\ al, and steht nur in i^CEFEILMMi aL, woraus ihn Tuch, 8 aufgenommen hat. Joh. V, 1. 213 Fest feierten, zu welchem man ans der Provinz nach Jemsalem pilgerte, ist ganz anerweislich. Das mosaische Gesetz schreibt fELr drei Jahres- feste (Pascha, Pfingsten nnd Laubhütten) den Besuch des Heiligtums vor fExod. 23, 14-17. 34,22.23. Deut.16,16); und wenngleich fromme Juden dieser Pflicht nur so nachkamen, daB sie ^mal im Jahre beim Heiligtume erschienen, ihre Opfer darzubringen (1 Sam. 1, 3) und dazu dts Pascha wählten (Luk. 2, 41) als das eigentliche Grundfest der Nation (Hngsth,)^ so ersehen wir doch schon aus Joh. 7, 1 ff., dafi aach am Laubhfittenfeste die Wallfahrt nach Jerusalem nicht weniger fiblich war. Da der Artikel keine Entseheidong an die Hand gibt, so hat man das Fest aus dem Zusammenhange und der Anlage des Erangelioms zn bestim- men gesucht. Hiemach bat sich schon Iren, adv. haer. II, 39 fftr das Pascha entschieden. So auch Euseb, im Chronic, Luther, Calov, Grot, ScaUger, C. a Lap, n. viele Neuere bis auf Hngstb. herab. Dagegen dachten Cyrül, Chrysott, Theophyl., Euth. Zigah,, Erasm., Melancht, Beza, Calv., Beng. an du Pfingstfest; CocceJ., Ehr., Ew,, Hlgf., lichtenst, Kraffi, Biggenbach an das Laubhüttenfest, endlich nach dem Vorgange von Keppler, der übrigens aach fBr das Tempelweihfest die Möglichkeit offen läßt, nnd d' Outrein haben namentlich Hug, Olsh,, Wieseler, Krabbe, Anger, Lange, Maier, BäumL, God,, Mey. IL Weiß sich für das Purimfest erklart Für das Purim hat man sich a) auf 4, 35 Tgl. mit 6, 4 berufen« Das Wort 4, 35 sprach Jesus im December, aus 6, 4 aber erhellt, daC das Pascha nahe bevorstand. Hiemach liege es am nächsten, an ein in die Zeit vom December bis zum Pascha einfallendes Fest zu denken; dies sei kein anderes als das Purimfest (Esth. 9, 24 ff.), welches am 14. u. 15. Adar, also im März zum Andenken an die Bettung der Nation vor dem Mordplane Hamans ge- feiert wurde. Allein der Umstand, daß aus dem Aufenthalte Jesu in Galiläa nnr das eine Wunder der Heilung des Sohnes des ^ao^XivM erwähnt ist, be- rechtigt ebenso wenig zu der Annahme, daß Jesus damals nicht länger als 2 bis 2% Monate dort gewirkt habe, als die Angaben 6,4ff. u« 7, 2, daß Jetois am folgenden Pascha in Galiläa blieb und erst am darauf folgenden Lanbhfittenfeste wieder nach Jerusalem ging, einen triftigen Beweis dafür liefen, daß er die in c 5 erzählte Festreise Tor dem Pascha 6, 4 ausgeführt babe. Zwischen dem December 4, 35 tmd dem Laubhüttenfeste 7, 2 lag auCer dem Purim und dem Pascha 6, 4, an welchem er in Galiläa blieb, auch noch das Pfingstfest, an welchem Jesus hätte nach Jerusalem gehen können. — Für das Purim soü b) sprechen, daß, da dasselbe kein großes Fest, sondern föi die hellenischen Leser gleichgiltiger und tmbekanter war, für dasselbe die onbestimte Bezeichnung TöUig angemessen erscheint, während Johannes die größeren und bekanteren Feste nent, nicht blos das Pascha und Laub- hntten (7, 2), sondern auch die i^xaivi« 10, 22 {Meg, Weiß), Allein wer wird ■ich wol einreden lassen, daß der Apostel Johannes ein Fest der Juden, welches Jesus für wichtig genug hielt, nach Jerusalem zu wandern und dort ein Wunder zu yerrichten und ein Zeugnis tou seiner Gottessohnschaft abzu- legen, welches ihm den tödtlichen Haß der Volksoberen zuzog, für so gering- Agig erachtet haben solte, es den hellenischen Lesern seines Evangeliums 814 JolL y, 1. nicht eminiil mit Namen zu nennen? Und war denn das Kn^tnienfeet dar Juden den Hellenen bekanter als das Porimfeet, welches die Juden all«* orten in den Synagogen feierten? — Dagegen spricht schon der ümstandi daß Jesus zu dem in Frage stehenden Feste nach Jerusalem reiste, ent- schieden gegen das Purimfest. Denn das Purim stand in gar keiner Be- ziehung zum Tempel und war mit keiner gottesdienstlichen Feier Terbnaden. Die ganze Feier beschränkte sich auf das Lesen des Buches Esther in den Synagogen, auf Nichtsthun und auf Essen und Trinken bis zur Trunkenheii Wenn man aber darauf erwidert hat, daß Jesus durch den Besuch dieses Festes dem Buche Esther oder der in ihm beschriebenen Begebenheit seine Achtung erweisen ( Hug) oder seine Billigung der Festfreude aussprechen wolte {fi'eiß), oder daß er andere Gründe, als die welche ihn zum Besuche der Hauptfeste bewogen, hatte, gerade zu diesem Feste nach Jerosalem hinaufzuziehen, so sind dies Erzeugnisse rathloser Verlegenheit, die keiner Widerlegung bedürfen. YgL Bngstb. Christol. III, 1 S. 187 t und Lücke, de W., Brückner zu u. St. Aber auch für das Pascha lassen sich durchschlagende Gründe nicht auffinden, da — wie schon bemerkt — weder der Artikel ij Tor eop-n^ noch die Beise Jesu zu diesem Feste hierfür entscheidende Instanzen liefern. Auch das lange Fembleiben Jesu von Jerusalem und dem Tempel, welches man annehmen müßte, falls die eopT?) 5, 1 nicht das Pascha wSre, l&ßt sich ohne Schwierigkeit aus der Bemerkung 7, 1 erkl&ren, daß er nicht mehr in Jndäa wandeln wolte, weil die Juden ihn infolge seiner Bede c. 5 zu tödten trach- teten. Denn wenngleich dieser tödtliche Haß erst durch die in unserem Cap. mitgeteilte Bede erregt wurde, so hatte sich doch schon bei dem ersten Pascha Widerspruch erhoben, der Jesum veranlassen konte, nicht alsbald nach seiner Bükkehr nach Galiläa wieder in Jerosalem aufzutreten. Uebri- gens würde er, wenn er nicht am Pascha, sondern am nächstfolgendeD Pfingst- oder Laubhüttenfeste dort wieder erschienen wäre, auch nicht allzu- lange Yom Tempel fem geblieben sein. Als gewiß ergibt sich nur so viel, daß das Fest unsere V. innerhalb des Zeitraums von dem 2, 13 genanten Pascha, an welchem Jesus die Tempelreinigung vornahm, und dem 6, 4 er- wähnten Pascha, an welchem er in Galiläa blieb, HUt und, da das Pnxim nicht in Betracht kommen kann, eins der WaUfahrtsfeste jenes Jahrw (Pascha, Pfingsten oder Laubhütten) sein muß, und daß dann das Pascha 6, 4 dem folgenden Jahre angehört. Mehr läßt sich bei dem Mangel jeder näheren Andeutung darüber im Texte nicht bestimmen, weil der Evangelist eine nähere Bestimmung desselben, als weder für das Wunder noch für die Bede Jesu in unserem Cap. von Belange unterlassen hat. ^ 1) Zwar meint Hngsih. a. a. 0. die Meinung, daß Johannes selbst kein bestirntes Fest bezeichne, von vornherein zurückweisen zu müssen. Hierfßr läge allerding[8 ein Grund vor, wenn die Nichtnennung des Festes sich nicht anders als mit Schweizer daraus erkl&ren ließe, daß Johannes selbst sich nicht mehr erinnert hätte, welches Fest es gewesen sei, da diese Annahme allerdings mit seinen sonstigen genauen ^nnerunffen unvereinbar wäre. Aber den Gründen, welche Engsib, für die Ansicht, daß Johannes das Fest nicht habe bestimmen wollen, vorgebracht hat: .daß nämlich alle anderea Feste bei Johannes bestimt sind, daß die Feste bei ihm die Gruppimng be- Job. V, 2. 216 y. 2 — 9. Die Heilung de« Kranken am Teiche Bethesda.^ — T. 2. ,,E8 ist aber in Jenualem am Scbafthore ein Teich, auf hebräisch zobenaat Bethesda, fünf Hallen habend". ^Eoxiv erklftrt sich ans der Veigogenwftrtigiing der Scene, ohne Rttckdcht darauf, ob zar Zeit der henchen, wie Damentlich du Fest hier den Anfang der dritten Gmppe be- zeichnet, daß die Krwähnungder Feste bei Johannes chronologische Bedeu- tong habe, weshalb er das Pascha auch da erwähnt, wo Chnstns es nicht besa^f — diesen Gründen können wir keine entscheidende fiedeatnng bei- legen, weil wir die chronologische Bedentang, welche die Erwahnnag der Ferte bei Johannes hat, nicht in dem Sinne imr be^^^det halten, dal^ Jo- hannes durch die Nennung der einzelnen Feste die Dauer des öffentlichen Wirkens Jesu habe chronologisch ^enau fixiren wollen, so daß darin das Motiv zur Bestimmung aller in seinem Bvangelimn erwähnten Feste läge. Außer dem ersten Pascha (2, 13) und dem Todespascha (12, 1. 18, 1), die allerdings den Anfang und das Ende der messianischen Thäti^keit Jesu be- Czen, ist keins der anderen Feste behuüs der Fixirung der c&onolonschen er des Lehramtes Jesu erwälmt, sondern das Pascha 6,4, um das Zu- strömen der Menge des Volks zu Jesu zu erklaren (v. 5), das LaubhOttenfest 7, 2, um das Erscheinen Jesu in Jerusalem erst in der Mitte des Festes tT, 14) und die Erwähnung der 60)^aTy; i^uspa -q jifiicfXjj xij; eopiTjc (t. 37) mit der an die Festsitte dieses Tages anknüpfenden iCede Jesu deutlich zu machen, und das Tempelweihfest 10,22, um das Beden Jesu in der Halle Salomo^s, wo die Juden ihn umringten, zu erläutern. Eine solche Erläu- tenme der Situation war in unserem Gap. weder für das von Jesu Terrichtete Wunder noch f&r seine Bede erforderlich. Daher konte der Erangelist die nähere Bestimmung des Festes unterlassen, zumal dieselbe, da das Purim nicht in Betracht kommen konte, auch für die Dauer der Lehrthätigkeit irre- leTant war. Denn mag diese eop-n) ein Pascha- oder Pfingst- (äer Lanb- höttenfest gewesen sein, so hegt bei jeder dieser Annahmen zwischen dem Pascha 2, 13 und dem in 6, 4 ein Zeitraum von zwei Jahren, der nur in dem Falle auf ein Jahr reducirt würde, wenn das Fest 5, 1 d!as Purimfest ^wesen wäre. 1) In ▼. 2 fehlt ext t^ in M*, wonach icpoßaxixT; xoXu|Lß7}&|9a zu verbinden wire, aber diese Weglassung ist durch den einen Godex zu schwach bezeugt. Zwar erklären Orig. u. Hieron. im Onamast ed, Lars, et Parthey p, 112 Bt;- ftcso« Ton einer zoXü|jiß>5frpo i^tk; ioriv (quae vocaturj r. xpoßotix^ (offienbar nach Nehemia), und auch Theod. Mops. u. Ammonhts reaen Ton einem Schaf- teiche, dessen Namen sie daraus erklären, daß darin die Gpferschafe ge- waschen wurden. Aber daraus läßt sich nicht schließen, daß sie in unserem V. z(j*i^a-:*xYi xoXu^ßijB^pa gelesen haben. Tischend. 8 hat daher troz K* die Iiesart k-ni Tf^ sfioBgt-vtx^ xoXujißTjB'pa in BCIT d^XJl cet. recipirt, dagegen aber der von K^ABCIlTäMl geschüzten Bec. r^ exiXsfoiisvTj 'Eßp. Br.bzd^'i die Lesart des Cod. K* To Xsjoilsvov 'Eßp. BrKabd vorgezogen, obgleicn nur noch Z und die meisten Codd. aes Onomast, aen Namen B7]dCa&a bieten. Aber to Xqc- {ir/ov paßt weder zu dem voraufgehenden xoXufißTj&pa noch zu dem nach- folgenden lyo'jocL, und ist, trozdem daß JDFal. XE|0|i£y7] haben, doch off'enbar Aendenmg des r^ iiciXsptievT] , herrührend von Lesern oder Abschreibern, welche Izikz-joy^ivii zubenani unpassend fanden, weil dann der gewöhnliche oder eigentliche Name der xoXui&ß. nicht genant war. B7;^a&« in mZ aber ond hrfhsQiM in ^ u. Veras, sind nur Verwechslungen mit sonst bekanten Namen. V^rfi^aM oder Bezetha ist der Name des Hfigels nördlich vom Tempelberge, auf welchem die Neustadt lag, bei Joseph. BsCeft« und heü, juä. V, 4, 2 Kaiv(ii:oXic d. i. wnh T\n Neustadt gedeutet, warscheinlloh aber Ohvenort (KTiM n*«a), da aoch heute anf den Plateau aöcdikk iK>n Jemsalem zahlreiche Gruppen von Olivenbäumen stehen {Muehlau in Biehm's Hdwb, 216 Job. V, 2-4. AbfassQDg des Evangeliams d. i. nach der ZentOrang Jerusalems der Teich mit seinen Badehallen noch vorhanden war oder nicht. Zu im rq icpoßaTix'^ wird meist icukq ergftnzt nnd diese Angabe mit r^ icuXi) ij irpoßaxtxiQ Neh. 3, 1. 32. 12, 39 identificirt, wogegen der Umstand, diaB diese Ergänzung im Sprachgebrauche nicht nachweisbar sei, keinen triftigen Einwand abgeben kann, da das Schafthor im B. Nehem. in dem Berichte vom Bau der Stadtthore vorkomt und im Monde des Volks dieses Thor kurzweg iq icpoßaxixTJ genant werden konte. Das Bedanken aber, daß die Ergänzung von ituXt) ftkr die heidenchristlichen, mit den OertUchkeiten nicht genau bekanten Leser nicht selbstverständlich sein konte (,Mey.)y erledigt sich bei der Erwägung, daß Johannes nicht als Geograph die Leser seines Evangeliums fiber die OertUchkeiten Jeru- salems unterrichten, sondern nur den mit der Oertlichkeit Bekanten die Lage des Teichs angeben wolte. Das Schafthor lag im Nordosten der Stadt, wenig nördlich vom Tempelplatz, in der Gegend des heutigen Stephansthores, durch welches der Weg über den Oelberg nnd Bethanien nach Jericho und den Jordanfturten in der Nähe geht, und hatte seinen Namen wol daher, daß die von den Landbewohnern zum Verkauf in die Stadt gebrachton Schafe durch dieses Thor getrieben wurden, wie es noch heutigen Tags von den Beduinen durch das Stephansthor geschieht, vgl. m. Comm. zu Neh. 3, 1 n. Muehlau in Riehm's Hdwb. S. 688. — BYjdsaSa hebr. teion n'^3 Haus der Barmherzigkeit oder Gnadenstätte, so nach der Bestimmung des Teichs fär arme Kranke zubenant (iiciXe- yopivi)), während der eigentliche oder ursprüngliche Name nicht über- liefert ist. 1 S.690). Es liegt demnach kein Grund vor, mit IVetst die Lesart xoXufLßiJftpa in ed. Steph. vom J. 1633 dem text. rec. xoXu)iß7}&pa in edü. Steph, 1624 u. 1656 vorzuziehen, den nicht nur Griesb. n. Scholz, sondern auch Tisch, beibehalten haben, wobei xoXupißTJ&ioa ans dem vorhergehenden xoXo^^rfiotf ergänzt werden müLte (am Schafteich, ein Teich zubenant). — In v. 3 ist xoXu der Rec., weil in V^ßCDL fehlend, zu streichen. Der Schlußsatz: ex$eyou.evmy — xtvrjoiv fehlt in iiA*BC*L u. Veras., steht aber in JD. Der ganze 4. Y. fehlt in titBC*J> u. ist in andern Codd. mit Asterisken oder Obelus veraehen. Dieser V. mit dem Schlußsätze von v. 3 ist daher von Tisch, ^ u. A. als unecht fi[etilgt, dagegen von Lachm. auf Grund von A beibehalten worden, und wii3 auch von Ba,-Crus., Hahn (TheoL des N. T.), lange, Jieuß, Hngsth., Hlgf, u. Strauß, freilich aus sehr verschiedenartigen Gründen, verteidig, w&hrend Ew. u. God. nur den Schlußsatz von v. 3 als echt verteidigen, weil seine Echtheit in v. 7 voransgesezt werde, dagegen v. 4 als unecht verwerfen. — In v. 5 fehlt «utoD hinter aaB^svst^ in K^/riAII aL, ist aber wol nur durch Versehen wegen des folgenden toutov in Wegfall ^ekonunen. — In v. 7 ist statt der Bec ßaXX^ nach RABC^Dl cet ßaX^ und in v. 8 statt Ijeipai nach denselben Codd. IjetpE zu lesen. In v. 9 reicht das Fehlen des cu&iox; in M/> nicht hin, um es mit Tisch. 8 zu tilgen. 1) Die von Delitzsch (Talmud. Studien in d. Luth. Ztschr. 1856 S. 622 ff.) erhobenen Bedenken gegen obige Erklärung sind nicht durchschlagend, und der daf&r in Vorschlag gebrachten Deutung des ^r^bzold aus dem rabbm. l'THD« n'»a Säulenhallenhaus, wonach die Worte icevie OToa(; evouaa Ueber- setzung und Erkl&nmg des Nsmens wären, ist die Sehreibung prfizabd nicht günstig. Joh. V, 2-6* 217 Die Lage desBelben ergibt sich im allgemeinen ans der Lage des Schafthores. Die kirchliche Ueberlieferang idenüficirt ihn mit dem Birket Isram (Teich Israels). So nennen die Eingeborenen den 80 Fnß tiefen Graben, der sich in einer Breite von 130 und einer Länge von 300 engl. Fnß sfidwestlich vom heutigen Stephansthore anBen vor der Nordmaaer der Haramflfiche hinzieht nnd sich früher warscheinlich in geiiAgerer Breite weiter nach Westen erstrekt hat, da an der Südwest- ecke des Grabens noch zwei hohe Gewölbe sich mehr als 100 F. weit onter den Hänsem hinziehen. Aber dieser Graben, wenn er auch vor- mals als Wasserreservoir bennzt worden, kann seinem ganzen Charakter nach nicht der Teich Bethesda sei. Annehmbarer erscheint die Ansicht fVarren'Bz Bethesda sei der Doppelteich nnter dem Kloster der Zions- Schwestern, nnfem der Nordwestecke der heutigen Haramfläche, der me 165 F. lang und 53 F. breit, der andere 127 F. lang und 20—26 F. breit, wofür sich die Notiz in Euseb, Onom. n. im Itiner. Burdigal. von zwei zusammenhängenden Teichen anführen läßt. — Mit Sicherheit ist also der Bethesda- Teich noch nicht nachzuweisen, und die lieber- liefenmg über ihn (s. Tohler Denklätter S. 58 ff.) ist ziemlich unklar nnd verworren. Vgl. Riehm Hdwb. S. 178 f. y. 3. „In den Hallen lag eine Menge Kranker, Blinder, Lahmer, Dflrrer (Ev)pu>v Leute mit abgemagerten Gliedmaßen, vgl. Mrk. 3, 1), wartend auf die Bewegung des Wassers.^' Die Worte ixSs^ofiivcov ry)v 100 otaxo^ xiv7)otv sind, weil in den bedeutendsten Hdschr. fehlend, in kritischer Hinsicht sehr verdächtig und können eine aus v. 7 geflossene, sachlich richtige Glosse sein. Noch größeren Bedenken unterliegt die £chtheit von v. 4: „denn ein Engel kam von Zeit zu Zeit herab in den Teich und bewegte das Wasser; wer nun der erste war, der hineinstieg nach der Bewegung des Wassers, wurde gesund, mit welcherlei Krank- heit er behaftet war^\ Sein Inhalt gehört dem Volksglauben an, der ftber die Anschauung der Schrift von der Wirksamkeit der Engel hinaus- geht, nach welcher zwar Geister auch im Naturleben walten und den teleologischen Zusammenhang des Naturlebens mit dem Reiche Gottes vennitteln , aber nirgends gewöhnliche und stetige Naturerscheinungen durch Engelwirksamkeit hervorgebracht werden. Auch würde bei dem Wunderglauben der alten Kirche niemand an dem Verse, wenn er nrsprünglich war, Anstoß genommen und ihn aus dem Texte beseitigt haben; viel eher konte man, um die Aussage des Kranken von der heil- kräftigen Wirkung der Bewegung des Wassers zu erklären, die Be- wegung aus der Einwirkung eines Engels auf dasselbe ableiten und di^e Erklärung an den Rand einer Hdschr. schreiben, von wo sie her- nach in den Text aufgenommen wurde. V. 5. „Es war aber ein Mensch daselbst, 38 Jahre in seiner Krank* heit habend^* d. h. der 38 J. lang krank war, womit aber nicht gesagt ist, daß derselbe 38 J. krank an jenem Teiche gelegen hat, da lxv nicht mit i^v zu verbinden ist. Die lange Dauer seiner Krajikheit ist erwähnt als ein Motiv für Jesum ihn wunderbar zu heilen. — V. 6. Als ihn Jesus dort liegen sah und erfuhr, daß er schon so lange Zeit krank lag 818 Joh. V, 6—9. (zi i/u ist iv x{ dodevsif auxoS aq» v. 5 za Bappliren), sagte er ihm: wibt du gesund werden? um die Anfinerksamkeit des Kranken auf seine Person zn richten und den Glanben, daß er ihn gesond machen könne, zn erwecken. ^Gerade das Selbstverständliche dieses Wollens machte die Frage geeignet, die Anfinerksamkeit und Erwartung des Kranken aufzuregen, was Jesus zar Anknüpfung seiner wunderbaren Einwirkung wolte^ {Mey.}. Bei keiner anderen Heilung Jesu liegt die Absicht, sich durch ein Wunder als Heiland zu offenbaren, im Hinter- grande, wie bei dem Blingeborenen c. 9, den Jesus unau%efordert heilte. — Y. 7. Der Kranke antwortete: „Herr, ich habe niemand, der, wenn das Wasser bewegt wird, mich in den Teich hineinschaffe; wäh- rend ich aber hineingehe, steigt ein anderer vor mir hinein/^ Die Anrede: Herr ist durch die Frage motivirt, welche die Erwartung, daß Jesus ihn Hilfe schaffen oder bringen könne, rege machte. Aus der Antwort ersieht man, daB das Wasser des Teichs durch eine inter- mittirende Quelle in Bewegung gesezt wurde, die auf die Kranken, welche rasch in das aufwallende Wasser hineinkamen, heilkräftige Wirkung ausübte. Das Aufwallen des Wassers ist an einem bestirnten sprudelnden Punkte des Teiches und rasch vorübergehend zu denken, so daß nur Einer dasselbe benutzen konte, indem beim Nachlassen des Spmdelns das Quellwasser sich mit dem übrigen Wasser des Teiches vermischte und die voUe Heilkraft verlor. Der von Jesu angeredete Kranke hatte aber niemand, der ihn beim Aufwallen des Wassers rasch hineinschafte (ßaX^) und war zu unbehilflich, um selbst rssch hineinzukommen. Er litt warscheinlich an einer Paralyse der FüBe. Die lange Dauer seiner Krankheit und seine Hilflosigkeit erwekten Jesu hilfreiches Mitleid. — Y. 8. Jesus spricht zu ihm: „Stehe aoi^ nimm dein Bett und wandle", ähnlich wie zu dem Paralytischen Mtth. 9, 6. icepiitaxsi gehe umher, während er bii dahin lag. Diese Wei- sung Jesu enthält mehr als eine Aufforderung des durch langes ver- gebliches Warten in dumpfe Mutlosigkeit versunkenen Menschen sn kräftiger Willensthätigkeit, sie nimt den Glauben des Kranken an die Macht des Herrn, ihn zu heilen, in Anspruch; und diesem Glauben wird die Hilfe zuteil. — y.9. Der Mensch wurde gesund, hob sein Bett auf und wandelte. „Es war aber Sabbat an jenem Tage." Dies sezt der Evangelist hinzu, um auf die weitere Entwickelung der Geschichte vorzubereiten. ^ 1) Um der Aehnlicbkeit der Worte: E^Eips apov to x{>et^rcov ooü xa't ztfjVKd-c&i V. 8 mit Mrk. 2, 9 willen haben Strauß , Baur, Hlgf, in unserer 6e- scnichte nur eine Neugestaltung der synoptischen Lahmenheilung (Mrk. 2, 3 ff. Mtth. 9, 2 ff. LuL 5, 18 ff.) finden woüen, wobei alle Unterschiede zwischen dieien beiden Heilungswundem ignorirt und die 38 Jahre der Krankhaitsdaaer für eine Steigerung des Wunders ausgegeben werden. Dagegen haben Mey. u. Weiß mit Becht geltend gemacht, dab die genaue Zeichnung der SitoatioD und der Verh<nisse des Sjnnken ohne Zweifel auf sichere Kunde hindenten. Troadem aber meint Weiß darin, daD, von diesen Details abgesehen, der Hergang in der Weise, wie ähnliche Heilungen in der sjpoptiraien Üeber- lieferung erzahlt werde, eine Spur warzunehmen, daß der johanneischen Dar- Job. Y, 10-14. 819 Y. 10—18. Der JVider^pmch.^ — Y. 10. Wegea des Fortlrageiis des Betten am Sabbate stellen die Jaden, d. b. die jtdiscben Oberen (8. IQ 1, 19) den Gebeilten znr Rede. In Jer. 17, 21 ff. rttgt der Pro- pbet das Lastentragen dnrcb die Tbore als Entweibnng des Sabbattags auf Grund des Gesetzes. Daraus folgt aber nicbt, daB die Juden diese Pirophetenstelle im Auge batten. Die pbarisäiscben Scbriftgelebrten iflUten in ibrer Gasuistik nicbt weniger als 30 Arbeiten auf, welcbe in dem Gebote der Sabbatrabe verboten seien. Y. 11 f. Der Gebeilte rechtfertigte sein Tbnn mit der Antorit&t dessen, der ihn gesund ge- mscht habe, worauf die Jaden fragen, wer dieser Mensch sei, ohne Zweifel in der Absicht, denselben einer Sabbatsübertretung zu be- schuldigen. Der Geheilte wuBte aber nicht, wer derselbe gewesen, da Jesus, weil viel Yolk am Orte war, ausgewichen war (i^ivsooev) d. h. unter der Yolksmenge sieb entfernt hatte. , Jesus wolte einer erregten Scene aus dem YTege gehen, vgl. 6, 15. Mtth. 16, 16. 20' {Hngsib ), zugleich aber dem Geheilten Zeit zu ruhiger Erwägung der ihm wider^ fikffenen Gnade Gottes lassen. Dies letztere erbellt daraus, daß er Jesam nachher im Tempel trifit, also in den Tempel gegangen war, Gott ftr seine Heilung zu danken. sop(oxei sezt kein Aufsuchen voraus. Tgl. 1,44. — Y.14. Im Tempel sagte ihm Jesus: „Siehe du bist gesund geworden, sQndige hinfort nicht, damit dir nicht Schlimmeres wider- stftiluig keine Aogenzen^enschaft zu Grande liege. Diese der negativen Kritik gemachte (^ncession will er mit dem argumentum e silenUo , daß bei der Festreise keine Jüngerbegleitong erzählt nnd nirgends in c. 5 der Jünger gedacht werde, rechtfntigen. Abor ist denn bei den Festmisen 2, 13 und 7, 10 der Jüngerbegleitong ausdrücklich gedacht? und wenn die Jünger in ^17 erwähnt werden > so geschieht es nur, um ihre Bemerkonff über Jesu Eifer für die Ehre des Hauses Gottes zu berichten. In den Beaen c. 7 u. 8 geschieht ihrer ebensowenig Erw&hnung als in der Rede unseres Capitels. 1) In Y. 10 hat Tisch. 8 vor oux nach vtABCDEF al. xai aufgenommen, welches in der Bec. mit C^AAII ai. als überflüssig oder unpassend (als Yer- bisduBg sweier ungleichartiger Sätze) weggelassen worden. — In t. 11 liest Lehm, mit JB o<; U (dicexp.), wofür tiC*GK al 6 U bieten. Dagegen haben DEFHMS al nnd Bec. Mos d:cexpi^, welches Tisch, 8 vorgezogen hat. Weiß aber für Gonformation hält, wen t. 10 n. 12 asyndetisch mit dem Yerbnm bch pnnea. Aber in t. 10 folrt das Subject nach, das in t. U fehlt; demnach ist oc U oder 6 U wol echt, und dann das bei Johannes sonst nicht Tor- kommende oc U dem gangbaren 6 U wol vorzuziehen. >- Y. 12. ouv der Rec. mit JClT^ÄTi al. ist warscheinlich nur zur Yerbindnng zu^esezt. Es fehlt in BtffD u. Codd. der It. und ist von Tisch, 8 getilgt woraen. Ebenso tov xpdßßaTov 000, weil es in »BCZ fehlt und leicht aus v. 8 u. 11 heremgekom- men sein kann. ~> Y. 13. Statt der Bec. ladsic in llUB€lT^ ai. u. Yerss. hat Tisch. 8 nur nach D tl b l dab&vmv vorgezogen; mit Unrecht, da dab. in J) offenbar mit xt; ^^v statt tii; icrnv zusammenhängt. — In v. 14 hat die Bec. mit Bt2>Z/rn Ti ooL, um xi mit vetpov zu verbinden, statt ooi xi in ABCLT^S^ wdohes Tisch. 8 aufgenommen bat. — Y. 15. Statt awj-pfsiXsv (Bee. mit AB PAIl ai.) hat Tisch. 8 sksv in ViCL u. Yerss. vorgezogen, obwol dies Erleich« terang zu sein scheint, da avTjjT. Miffiel nnd m DKU al. in drT^YjsiXev ge- indeit ist — In v. 16 ist der in inCBDLU fehlende Satz xat eCi^touv cütov mrcecvai (Bec. nach AFAII) wol nur wegen des diee to&:o ouv (tdXXov U^z. eel. ansezt» nnd von Lehm, eiugeklammert, von Tisch. 8 getilgl Dann ist aber wol auch in v. 18 das zuTÜolweisende ouv mit Tisch, nach KJD wegzulassen. 220 Joh. V, 14-17. fahre/^ Der Wamong (AT^xixi a(jLapTav8 liegt offenbar mehr als der allgemeine Gedanke des Zosammenhangs der Uebel nnd Krankheiten mit der Sflnde zn Grande, freilich aach nicht die Vorstellang, daß jede einzelne Krankheit oder Lähmung Strafe einer bestirnten Sünde sei, wol aber hier nnd in dem ähnlichen Falle Mtth. 9, 2, wo Jesns dem Paralytischen Vergebung seiner Sflnden zusagt, die Anschauung, daß diese Kranken durch sündigen Lebenswandel ihre Leiden sich zuge- zogen hatten. Daß nun Jesus in diesen Fällen einen Beweis seiner Allwissenheit gegeben habe {Hngsib.)^ braucht man deshalb nicht an- zunehmen, sondern nur eine übernatürliche Erkentnis des Lebens- wandels dieser Kranken, wie bei der Samariterin 4, 17 f. Die Wamimg solte übrigens bei dem Geheilten nicht erst Erkentnis der Sflnde wecken, denn sein Gang in den Tempel sezt schon dankbare und wol auch bußfertige Stimmung voraus, sondern solte ihn tiefer zur Erkent- nis führen. Das Schlimmere {fj^^"^ '^) üt nicht blos von der Ver- damnmis zu verstehen (God.). Es gibt auch schlimmere irdische Leiden als 38jährige Krankheit, doch ist der Verlust des ewigen Heils nicht auszuschließen. — V. 15. Die Mitteilung, welche der Geheilte nun den jüdischen Oberen machte, darf man nicht mit Schleiermacher als eine böswilligo Anzeige fassen. Dagegen spricht nicht nur die Heilung — ,einen Bösewicht würde Christus nicht geheilt haben' {Hngstb.) — son- dern auch das Gehen des Mannes in den Tempel und die Mahnung Jesu, nicht mehr zu sündigen, die nicht Verstocktheit, sondern Willig- keit der Sinnesänderung voraussezt. Auch nicht Dankbarkeit gegen Jesum verbunden mit der Absicht, seinen Oberen durch Hinweisung aof den Heiland einen Dienst zu thun {Hngsih. nach Cyrill, Chrysost, Theophyl u. A.), oder Troz, Jesu Autorität als die höhere geltend m machen {Afey.)^ bewog ihn zu der Anzeige, sondern das Bedürfnis, sich vor den Oberen des Volks zu rechtfertigen und der weiteren Verantwortung zu entziehen (Beng., de W., LthdU, Weiß), V. 16. Und deshalb verfolgten die Juden Jesum, weil er nämlich dieses am Sabbat that. iicoUi nicht = Aorist iiroit^as, sondern das Thun als Gewohnheit ausdrückend. ^Sicoxov hier nicht gerichtliche Verfolgung. Davon ist im Folgenden noch nicht die Rede, und der Zusatz xai iC'^TOuv auxov äiroxTsIvai des iext, rec. ist kritisch nicht gesichert, sondern warscheinlich nur eine aus dem (iSXXov Ktfc. — ditoxieivai v. 18 erschlossene Glosse. Sitoxeiv schließt zwar das Tod- tenwoUen in sich; aber soweit war die Sache damals noch nicht ge- diehen, daß sie schon Schritte zur Ausführung dieser Absicht thaten. iSicDxov drükt nur die Stimmung tödtlichen Hasses aus, der sich za- nächst blos in Worten Luft machte und durch Jesu Antwort v. 17 ge- steigert wurde, xauxa (Plur.) deutet vielleicht eine zwiefache Sabbat- übertretung an: die Heilung und das Tragen des Bettes. — V. 17. Jesus antwortete ihnen, nämlich auf die in l&Coixov angedeuteten Vor- haltungen, die sie ihm gemacht hatten: „Mein Vater wirket bis jezt nnd ich wirke auch/' Logisch sind diese beiden Sätze so zu verbinden: da (weil) mein Vater bis jezt wirkt, so wirke ich auch. Streifig ist JoL V, 17. 18. 221 unter den Ausll., ob Jesus der hergebenden Vorstellung von der Sabbat- mhe Gottes (daß er seit der Schöpfung mhe) und der dieser Yor- stellnng entsprechenden Auffassung des Sabbatgebotes die Idee der fortgehenden schöpferischen oder erhaltenden Thätigkeit Gottes ent- gegensetze (de W. u. A.)) oder, wie Hngsib, meint, von dem Satze, daß Gott unablässig wirkt, am Sabbat nicht minder wie an den übrigen Tagen, der den Juden mit ihm gemeinsam war, ausgehend die Ruhe am 7. Tage in Gen. 2, 3 nur auf das Schöpfungswerk beziehe und den Jnden sagen wolle, die Sabbatruhe ist woi für den Menschen not- wendig, der durch die unablässige Arbeit stumpf und dumpf wird und des regelmäßig wiederkehrenden Ruhetags als Gorrectiv fQr die Schä- den, welche die Woche angerichtet, bedarf, doch nicht fQr Gott vor- handen, dessen späteres Wirken keinen Unterschied der Tage kennt Aber eine Belehrung der Juden Ober den Sinn der Sabbatruhe und den Zweck des Sabbatgebotes ist in keiner Weise indicirt und paßt Dicht zu dem Eok opti, welches nicht die Bedeutung beständig oder fortwährend hat. Daß Gott auch nach Vollendung des Schöpfungs- werkes in der Welt unablässig wirke, leugneten die Juden gewiß nicht; aber ans dem unablässigan Wirken Gottes läßt sich nicht das Recht ableiten, das f&r die Menschen gegebene göttliche Gebot der Sabbat- nihe zu brechen. Auch die Unterscheidung zwischen der schöpferischen imd der erhaltenden Wirksamkeit Gottes oder zwischen dem weit- schaffenden und dem heilbringenden, auf die Erlösung der Menschen abzielenden Wirken Gottes, dem das Wirken Jesu entspreche {Mey», v.Hofm,, Lthdt.)^ ist nicht indicirt und aus dem So>c ipv, nicht zu folgern, da diese Zeitbestimmung sich nur auf den Moment der Heilung des Kranken bezieht, die Jesus als Beweis der fortwährenden Wirk- samkeit Gottes betrachtet. Einen Gegensatz zu einer Zukunft, wo das erlösende Wirken Gottes aufhören, oder zu einem diese Thätigkeit abschließenden Sabbat, der nach Lthdt. mit dem Tage der Verklärung Christi in seiner Auferstehung kommen soll, involvirt Sok apxi nicht. Ein solcher Gegensatz mflßte im Contexte angedeutet sein, wie 16, 24. üeberhaupt aber ist diese Vorstellung der Schrift fremd. Die Schrift bezeugt zwar ein Ruhen Gottes nach vollendetem Schöpfungswerke und auch eine Vollendung des Erlösungswerkes nach Unterwerfung aller Feinde und Vernichtung des Todes (1 Kor. 15, 24 — 28), nirgends aber em Aufhören des Wirkens Gottes oder eine Sabbatruhe, die in der Zukunft fär Gott eintreten werde, sondern nur eine xaiairaüotc und einen aaßßaTto^jioc, der für das Volk Gottes noch vorbanden ist (Hebr. 4, 1—10). — Zu Kayu) ipi;il^o\Mi darf man nicht So)? ipxi ergänzen. Ben Gedanken hat Weijf richtig so bestimt: ,Gibt es fQr Gott (genauer: memen Vater) ein durch die Sabbatruhe nicht aufgehobenes Wirken, so gibt es auch fflr mich ein Wirken, das mit der Sabbatruhe wol verträglich ist.* Die Berechtigung aber zu seinem gottgleichen d. h. auch am Sabbat fortgehenden Wirken leitet Jesus nicht von dem ,un- bedingten, ungesäumten und unveränderlichen Gehorsam* ab, mit wel- chem das Wirken des Sohnes sich in jedem Augenblick an das des 222 Jöh. V, la 19. Yaten anichlieBt (6od.)\ denn die Idee de« Oehonams tritt in v. 19 f., wo Jesus das Verhältnis des Wiilcens des Sohnes za dem des Yaten erl&ntert, nicht hervor, sondern ans seinem einzigartigen Sohnesrer- hältnisse, das man freilich nicht mit ff^eijf zn einer NachMldiing des v&terlichen Thnns in seinem Wirken ahschwächen darf^, sondern als Wesensverhaltnis zn fassen hat, wie anch die Jnden das Wort Jesu richtig geüaBt hahen, indem sie lant v. 18 deshalb mehr sachten ihn zn tödten, „weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern anch Gott seinen eigenen Vater nante, sich Grott gleich machend/^ &id touto d. h. wegen seines Wortes v. 17. (jLotAAov gehört seiner Stellang nach zn iCiJ^oüv nnd bed. magis, nicht pdiius oder ampHus: ,sie waren noch mehr bestrebt, ihn za tödten*; noch mehr sofern das Strebe ihn za tödten schon in dem ttimxov eingeschlossen lag. iXoev (Imperf.) er brach den Sabbat grandsätzlich, indem er die Uebertretnng der Sabbat- rahe noch rechtfertigte. Xtisiv auflösen die Giltigkeit eines (Gebotes. Aach iXsYSv steht nicht für den Aorist, sondern drflkt aus, daB die Oleichstelinng mit dem Vater Orandsatz Jesn war. icaxipa %iov pa- trem proprium, seinen ihm eigentümlich zugehörigen Vater. In dieser Bezeichnung Gottes finden die Juden eine Gleichstellung mit Gott. Irrig findet Weifi in dem Satze lisov — xcp &eqji eine neue Seite des Frevels hervorgehoben, indem er aus eigenen Mitteln ,zuffieich' ein- schiebt. V.19 — 30. Jesu Aussage über sein gottgleiohes WirkmL^ — Der AnstoB, welchen die Juden an der Erklärung Jesu, daB er gleich dem Vater wirke, nahmen, veranlaßte ihn, das Verhältnis seines Wirkens zu dem des Vaters näher darzulegen. V. 19. Airexp(vato er antwor- tete sc. auf die AeuBerungen der Juden, in welchen sie ihre feindselige Stimmung gegen Jesum kundgegeben hatten: „Warlich, warlich, ich sage euch, nicht kann der Sohn von sich selbst etwas thun, anfier was er den Vater thun sieht; denn was jener thut, das thut auch der Sohn desgleichen^^ Der Sohn ist in seinem Thun nicht nur von dem Vater abhängig, sondern auch in vollkommener Gemeinschaft mit demselben. 1) Diese Absohwaobong des Gedankens verurteilt zwar Weiß in einer An- merkimff selbst durch die ämerkung, ,daß das väterliche Thnn nachtubildeo, die Auigabe aller Gotteskinder ist (Mtth. 5, 45) und nicht eine Prärogative Losspruch Jesu hier in seinem ursprüngliche ttberliefert seL' 2) In V. 19 ist mit VtBl IXstsv statt ekev (Bec mit ADTA oL) m lesen. -- V. 20. Das &au|L knflpft an das iautov v. 18 an. Der Sohn kann &icM sellwtändig von sich ans wirken, folglich anch nicht irgend ein Werk in der Absicht thun, sich Gott gleich zu machen. ßXiicsiv bezeichnet nicht ein Sehen nach einem Vorbilde, sondern die unmittelbare innere An- sduuiong, die ans der Gemeinschaft des Lebens und Wesens sich ergibt. Dies zeigt die folgende Begrftndnng: denn was jener (der Vater) thnt« dss thnt auch der Sohn gleicherweise (o^ioiaK zur Verdeutlichung und Verstärkung des xaSta zugesezt). Das heißt aber nicht: in kindlicher Nachahmung oder Nachbüdnng dessen, was er den Vater thun sieht, ,so daS er — wie fFeifi den Sinn faßt — durch die Nachbildung des- selben nur die vom Sohnesverhältnisse geforderte Aehnlichkeit mit dem Vater (Mtth. 5, 45) verwirklichtS Diese Auffassung wird schon dadurch als anrichtig erwiesen, daß es nicht heißt: was irgend er ihn thun sieht, sondern: was jener irgend thut. Diese positive Aussage geht nicht über die negative Aussage oder den bloßen Gegensatz hinaus, sondern er- klärt und begründet den negativen Satz, daß der Sohn von sich ans Dichts, sondern nur was er den Vater thun sieht, wirken kann. Denn diese Worte als populäre, aus dem Rechthaben der Kinder auf das Thun des Vaters entlehnte Darstellung zu fassen, verbietet schon o oloc der Sohn. Der bestirnte Artikel kann in diesem Zusammenhange nicht im Sinne der Kategorie gefaßt werden, sondern Jesus meint damit nur sich selbst, sagt aber nicht ich , um sein Verhältnis zum Vater objectiv nach seinem Wesensbestande zu charakterisiren. Bei o utoc ist weder ein- seitig an seine menschliche Erscheinung {Lcke.) oder das Menschliche in Christo {de W.) zu denken, noch redet Jesus hier aus seinem ,echt menschlichen Bewußtsein, von dem aus der Sohn sich in dieser unbe- dingten Abhängigkeit vom Vater fählt' ( Weiß). — V. 20. Die Gemein- schaft des Wirkens des Sohnes mit dem Vater hat ihren Grund darin, daß „der Vater den Sohn liebt und ihm alles zeigt, was er selbst thut*S Zq ftXei bemerkt Beng, treffend: qui amat nil celat. Die Liebe des Vaters zum Sohne ist das Motiv fQr ihn, dem Sohne alles zu zeigen, vgl. 3, 35, wo zwar aYaica steht, hier oicoiei verhalten sich so zu einander, daß das Erwecken dem Beleben vorani^eht, das ColOlcoieiv die Wirkung und Frucht des iYstpeiv ist, die daher im zweiten Satze von den Sohne allein ausgesagt wird. Das Snbject zu o8c OiXei ist natürlich der Sohn, nicht der Vater {Ew.), Der Wille des Sohnes beruht aber nicht auf einem absoluten Decrete {CcUv., Reuß)^ sondern ist sittlich bedingt, wie schon aus v. 22 und noch deutlicher aus v. 27 — 29 erhellt. Das ouc O^ei soll auch nicht dem jfldischen Particoli- jismus entgegentreten, die Unabhängigkeit von der Abstammung Abra- hams ausdrttcken (Lcke.)^ an die in diesem Gontexte nicht zu denken ist Es hebt vielmehr die Machtvollkommenheit, das Leben zu verleihen hervor, welche dem Sohne ebenso eignet wie dem Vater. Das ouSi ^op cet. V. 22 soll nicht das vorhergehende oS< OiXei begrOnden, sofern nftmlich darin liege, daß die anderen, welche der Sohn nicht lebendig machen will, das Verwerfongsgericht an sich erfahren {Mey.)y oder so- fern nach seiner richterlichen Entscheidung sich bestimt, wem er das Joh. V, 22. 225 LebeD geben will (Lcke,, de W., Weiß), Denn nicht oSc diXei, sondern Cooffoist bildet den Hanptgedanken des 21. Y., der darch ^ap v. 22 be- grflndet wird. Der Sohn hat die Machtvollkommenheit, das Leben zu geben, weil der Vater ihm das Gericht insgesamt verliehen und damit die Entscheidung Aber Leben nnd Tod, Seligkeit und Verdammnis in seine Hand gegeben hat In der Macht zu richten ist die Macht, das LebeD zn geben, inbegriffen {Hngsth,, LihdU, God,). In x-qv xpioiv cooav das Gericht ganz, insgesamt ist das gegenwärtige und zukünftige, das geistlich sittliche nnd das schließlich über Seligkeit und Verdammnis entscheidende Gericht zusammengefaßt Ans dieser Begründung des 21. V. ergibt sich auch die richtige Ant- wort anf die Frage, wie das von dem Sohne ausgesagte Coicoisiv zu dem iYstpeiv und Coicoie?v des Vaters sich verhalte. Die Erklärung von Reuß daß dem Vater die leibliche Auferweckung, dem Sohne die geist- liche Erweckung, das Heil zugeschrieben werde, hat God. mit Recht als willkürlich und unhaltbar verworfen. ,Wie könten v. 28 u. 29, welche die Krönung des Werkes des Sohnes schildern, auf die geistliche Erweckung bezogen werden?^ Vgl. auch 6, 40. 44 f., wo Jesus ausdrück- lich durch das mehrmals wiederholte i^cu sich die Auferweckung der Leiber zuschreibt Aber auch gegen die gewöhnliche Erklärung, daß das Werk dem Vater zukomme sofern es von ihm ausgeht, dem Sohne sofern es von ihm ausgefELhrt wird, oder daß der Sohn das Organ, durch welches der Vater wirkt, oder der Träger und Vermittler der Thätig- keit des Vaters sei {Bäuml., Geß, Lihdt,\ macht God. geltend, daß sie ZQ dem Ausdruck ,gleichwie' nicht passe. Jesus scheine vielmehr an ein reales Thun zu denken, welches der Vater ins Werk sezt und welches dem seinigen zum Vorbilde dient. Er rede von der allgemeinen sowol schöpferischen als erneuernden Thätigkeit, welche Gott vom Anfang der Dinge an in dem Gebiete der Natur und in dem der Theokratie übt, vgl. Deut 32, 39. 1 Sam. 2, 6. Jes. 26, 19. ,Dieses Werk der geist- lichen und leiblichen Erneuerung, welches bis dahin von Gott vollzogen wurde, geht von nun an in Jesu Hände über, aber stufenweise, nach dem Maße seiner zunehmenden Befähigung. Bis zur Taufe hat er nur mensch- liche Werke gethan. Von da an fkngt er an, einzelne Wunder leiblicher nnd geistiger Auferweckung zu thun , als Proben seines großen zukünf- tigen Werkes. Nach seiner Erhöhung zur Herrlichkeit bewirkt er durch die Pfingstausgießnng die geistige Auferstehung der Menschheit, und endlich durch seine Wiederkunft am Tage seiner Herschaft und durch den darauf folgenden Sieg über den letzten Feind, den Tod (1 Kor. 15,26), wird er im leiblichen Gebiete die allgemeine Auferstehung schaffen. Dann wird das Werk des Vaters vollständig in seine Hände flbei^egangen sein. Die Auferstehung, welche der Sohn bewirkt, ist also nicht verschieden von der, welche der Vater herbeifllhrt. Nur wird der menschgewordene Sohn erst stufenweise das Werkzeug derselben' (S. 217). Allein so richtig der Schluss ist, daß die Auferstehung, welche der Sohn bewirkt, nicht verschieden von der ist, welche der Vater her- heifthrt, und so ansprechend die Darlegung, wie der Sohn stufenweise K«il, Comment. biud Braiig. Joh. 15 226 Joh. V, 22. 23. das vom Vater ihm übertragene Werk der geistigen und leiblichen £^ neneruDg der Welt ansführt, erscheinen mag, so ist doch in v. 21 darüber, daß der Vater dem Sohne das Werk der Erneuerung und Be- lebung übergeben hat und der menschgewordene Sohn stufenweise das Werkzeug derselben wird, nichts ausgesagt. So gilt denn von dieser ganzen Ausführung, was God, gegen die herkömmliche Auffassung ein- gewandt hat, daß sie dem äcirep — oStcü; nicht entspricht und in dem Wortlaute des Verses weder ausgesprochen noch irgendwie angedeutet ist Außerdem entspricht die Vorstellung, daß der Vater vom Anüang der Dinge an die schöpferische und erneuernde Thätigkeit in der Theo- kratie geübt und sie hernach in die Hand des Sohnes gegeben hat, weder dem Prologe noch der Anschauung unsers Evangeliums und der apostolischen Lehre des N. Test, überhaupt, nach welcher schon die Welt durch den Sohn geschaffen worden und der Logos von Anbeginn der Welt das Licht und Leben der Menschen war. Nach dieser An- schauung wirkt der Vater vom Anfang der Dinge an durch den Sohn und der Sohn ist vom Anfang der Welt an der Vermittler der Thätig- keit des Vaters. Demgemäß ist auch das i'^tlftiy und Coioitoietv des Vaters als durch den Sohn vermittelt zu denken. Von dieser Vermitt- lung aber ist hier abgesehen und das Erwecken und Beleben der Todten auf Grund des A. Test, als Geschäft des Vaters genant, als eine nnbe- zweifelbare Warheit, von der aus Jesus seinen Gegnern beweist, daß er das Recht besitze, Gott seinen eigentlichen Vater zu nennen. Dieses Recht werden die Werke der Neubelebung der Todten und des Ge- richts, welche der Vater ihm zu vollziehen übergeben hat, so erweisen, daß sie staunend d. h. willig oder widerwillig ihn als den Sohn Gottes werden anerkennen müssen. Dieser Gedankengang ergibt sich deutlich aus dem Zwecksatze v. 23: „damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren", d. h. dem Sohne gottgleiche Ehre erweisen. Diese Ab- sicht, in welcher der Vater dem Sohne die Macht das Gericht zu halten verliehen hat, zeigt klar, was Jesus durch den Hinweis auf die größeren Werke, welche der Vater ihn ausführen lassen werde, seinen Gegnern zu Gemüte führen weite. Das xa8u>{ drükt die Gleichheit des tif^av aus, nicht blos daß sie den Sohn ebensowol wie den Vater ehren sollen (BeyschL). Warnend fügt Jesus hinzu: „Wer den Sohn nicht ehret, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat." Weil der Vater den Sohn gesandt hat, so ist die Verunehrung des Sohnes eine Verunehrung des Vaters. Daraus folgt, daß in der Ehre, die dem Sohne erwiesen wird, der Vater geehrt wird. Der scheinbare Eifer für die Ehre Gottes, welchen die Juden in der Verfolgung Jesu, den Gott gesandt hat, als vermeintlichen Gotteslästerers an den Tag legen, ist also in Warheit Hiß- achtung und Lästerung Gottes des Vaters. Nachdem aber Jesus in v. 1 9—23 im allgemeinen die Anklage seiner Widersacher zurückgewiesen und auf die schwere Verantwortung, deren sie sich damit schuldig machen, hingedeutet hat, spricht er sich im Folgenden näher über das Werk der Todtenerweckung und des Grerichts ans, welches der Vater ihm übergeben hat, und zwar v. 24 — 27 über Joh. V, 23—25. 227 das sittliche Gericht und die geistige Erweckong der Menschheit, so* dami V. 28 n. 29 ttber die leibliche Anferweckang der Todten zum ewigen Leben und znm Gericht In dieser näheren Darlegung der dem Sohne vom Vater übergebenen Werke bezeichnet sich Jesas direct als den Sohn, welchen der Vater gesandt hat (vgl. t({> 7:i\L^aLYZi (xe v. 24 mit tov iri{jL({»avTQc aüxov v. 23) nnd leitet das za Sagende als eine hoch- wichtige, der sorgfältigsten Beherzigang werte Warheit mit der feier- lichen Versichernng ajitjv ajxijv Xä^o) ein (v. 24 n. 25 wie v. 19). — In T. 24 sind die C«»i^ und die xpio:c nach ihrem inneren Verhältnisse zu- sammengefaBt: „Wer mein Wort höret und glaubet dem der mich ge- sandt hat, hat ewiges Leben nnd komt nicht ins Gericht, sondern ist aas dem Tode ins Leben hintlbergegangen.^' Töv Xoyov (loo ist nicht speciell das Wort, das Jesus eben geredet hat oder nun reden will, son- dern ganz allgemein das Wort der Warheit, welches er verktlndigt und durch welches er sich als den eingeborenen Sohn des Vaters bezeugt. axoiHov ist nicht das einfache Hören, das erst durch das folgende moTsuwv seine bestirnte Beziehung erhält (Mey,, Weiß)^ denn moteucDV hat ein anderes Object dxouetv ist hier das geistliche Vernehmen {Lcke., Brckn., Bngsib,, God.) und moreueiv die aus dem Aufnehmen des Worts erwachsende Frucht, die Ueberzeugung von der Warheit des Worts, daB nämlich Gott ihn gesandt hat, um der Menschheit Heil und Leben zu bringen. Dieser Glaube wirkt ewiges Leben, so daß wer den Glauben hat, damit zugleich ewiges Leben hat, wie von dem Glauben an den Sohn bereits 3, 15 u. 36 gesagt ist. „Und komt nicht ins Ge- richt^^ xpioi; ist troz des fehlenden Artikels nicht ein verurteilendes Gericht {Mey,\ sondern das Gericht, das tlber Tod und Leben entschei- det; doch nicht die Verdammnis, sondern das Gericht der Scheidung, weiches mit der Verkflndignng des Evangeliums anhebt, zur Entschei- dung fOr oder wider Christum treibt und den, welcher das Wort im Gliaben aufnimt, aus dem Tode ins Leben versezt, den Widerstreben- den aber vom ewigen Leben ausschließt. Das ewige Leben aber begint nicht erst mit dem zeitlichen Tode oder nach dem allgemeinen Welt- gerichte, sondern schon im diesseitigen Leben mit dem Ergreifen der Gnade und der Wiedergeburt, welche den Moment des Uebergangs aus dem Tode in das Leben bildet, sezt sich fort in der Entwicklung des nenen Lebens im Glauben und der Heiligung, wird aber erst nach Ab- legnng des sflndlichen Leibes in der Ewigkeit zur vollen Offenbarung in der Herrlichkeit sich entfalten. In dieser umfassenden Bedeutung ist auch der Begriff o Oavatoc zu verstehen. Wie durch den Glauben das Leben schon hienieden erlangt wird, so zieht auch die Sünde sofort den Tod als Frucht und ihren Sold nach sich. Wer die erlösende Gnade verschmäht, der bleibt im Tode nnd verftlt dem Gericht des ewigen Todes. Mit wiederholter feierlicher Versicherung erklärt Jesus v. 25 näher, wie er die Todten zum Leben erwekt. „Warlich, warlich ich sage euch : es komt die Stunde und ist schon jezt, daB die Todten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören, werden leben." Aus 15* 228 Job. V, 26. 26. der Wiederholong der Betenerung schließen die Ausll. mit Recht, d&B die Yv. 24 u. 25 sich auf dieselbe Thatsache beziehen, weichen aber in der näheren Bestimmang sowol dieser Thatsache als der Gredankenver- bindang von einander ab. Nach Olsh,, Hngsth. a. A. sind die Todten (v. 25) die entschlafenen Gerechten nnd in v. 24 ist ebenso wie in v.28 von der zukünftigen Aoferwecknng der Todten die Rede; nach den meisten Anderen von der geistigen Lebendigmachnng der Gl&abigen (Lcke,, Mey,, God.^ LthdL, Weiß). Dagegen hat Hngstb. eingewandt, daß hier von der Stimme die Rede ist und nicht vom Worte, vom blosen Hören und nicht vom Hören im Glauben. Dieser Unterschied ist aller- dings zu beachten. cpcuvT] ist nicht die lebenschaffende Predigt Jesn {Weiß) oder der Weckruf des Wortes Christi aus dem Tode zum Le- ben {Lthdi.)^ sondern wie v. 28 der Auferweckungsruf, den alle hören. Wäre also hier nur von der geistlichen Erweckung zum Leben die Rede, so müßte man mit God. annehmen, daß Jesus die Bilder, mit welchen er das geistliche Werk schildere, der Anschaulichkeit wogen von der leiblichen Auferstehung, welche dasselbe vorbereiten soll, ent- lehnt habe. Aber die gleichen Worte hier (v. 25) bildlich und in v. 28 eigentlich zu nehmen, ist sehr unwarscheinlich und wäre nur in dem Falle zulässig, wenn v. 24 und schon v. 21 nur von der geistlichen Er- weckung zu verstehen wären, was wie wir dort gezeigt haben nicht der Fall ist. Wir müssen daher auch v. 25 von dem lebenschaffenden Wirken Christi verstehen, wie dasselbe sich sowol in der Erweckong der geistlich Todten als in der Auferweckung der Verstorbenen knnd- gibt. Jesus wiederholt aber in v. 25 nicht blos den lezten Gedanken des vorigen Verses, sondern führt denselben weiter aus. Zu ep^etoi 8>pa X* vuv iorCv vgl. 4, 23. Die Stunde begint mit der lebenschaffenden Predigt des Evangeliums. Diese ergeht schon jezt als Weckruf nicht nur an die geistlich Todten, sondern auch an die Verstorbenen, nnd wird dereinst alle Todten aus ihren Gräbern auferwecken. Die Worte: sie werden hören die Stimme u. s. w. sind zwar nicht auf die Todten- erweckungen der Tochter des Jairus, des Jünglings zu Nain und des Lazarus zu beschränken, aber diese Thatsachen sind als Zeichen der Macht Jesu, die Todten zu erwecken, auch nicht auszuschließen. Ol dxouoavxec läßt sich nicht in gleichem Sinne wie axouoouoiv v. 38 fassen; dort ist es von allen Todten ausgesagt, hier sind nur die ge- meint, welche der Stimme Gehör geben. Trozdem scheitert die Be- ziehung unsers V. auf die leibliche Auferweckung nicht an dem Artikel Ol vor ax. (wie Weiß meint), da ja auch von den Gestorbenen manche zum Leben auferstehen werden, die hier mit den aus dem geistlichen Tode Erwekten zusammengefaßt sind. — V. 26. Das Erwachen der Todten zum Leben wird den Beweis liefern, daB der Vater, wie er in sich Loben hat, so auch dem Sohne gegeben hat Leben in sich zn haben. Der Nachdruck in beiden Sätzen liegt auf iv iauxtp. Das Le- ben in sich haben als eine Quelle aus welcher die Menschen Leben empfangen, darin ist der Sohn dem Vater gleich und kann daher auch die Todten lebendig machen wie der Vater (v. 21). Job. V, 27. 229 ]iGt T. 27 schreitet die Bede fort zur Dftrlegang, wie Jesas als der Sohn Gottes die Macht empfaDgen hat, Gericht zu halten. Diese Macht hat der Yater ihm gegeben, weil er uloc avdpcoirou Menschensohn ist xpiotv icoietv vom Gericht üben im schlimmen Sinne (Ew.) d. h. von dem Yerdammangsgerichte zn verstehen, verbieten v. 28 n. 29, welche zeigen, daß hier von dem allgemeinen Weltgerichte, welches tlber Le- ben nnd Tod in Ewigkeit entscheidet, die Rede ist. Das richtige Yer- sUndnifl des Y. hängt ab von der Erklämng des ort uioc dv&pcoicou istiv. Die Mehrzahl der neaeren AnsU. schließt ans dem Fehlen des Artikels bei oio< av&p., daß dieser Ansdmck hier nichts weiter bedente als Menschenkind oder Mensch and zn nnterscheiden sei von h uloc tou ov&p., womit Jesns sich als den in Dan. 7, 13 angekündigten Men- schensohn (Messias) bezeichne. Aber dabei hat man übersehen, daß der Hebraismns oloc avdpcoirou = üy< ia für Mensch dem nentesta- mentlichen Sprachgebranche fremd ist. Er komt im N. T. nnr in dem wörtlich ans Ps. 8, 5 genommenen Citate Hebr. 2, 6 nnd dem ans Dan. 7,13 entlehnten o^ioiov olcp av&panroo Apok. 1, 13 n. 14, 14 vor, sonst nirgends weiter, nnd selbst der Plnral tote uloi^ xcov aYOpcoircov nnr em Mal (Mrk. 3,28). In Hebr. 2, 6 aber ist die angeführte Psalmstelle messianisch gefaßt nnd anch in den beiden Stellen der Apok. ist die Erscheinung des zur Herrlichkeit erhöhten Christus nach Dan. 7, 13 als Si&oiov uicp av&p. geschildert Nach diesem constanten neutesta- mentUchen Sprachgebrauche dürfen wir oto<; av&pcoirou nicht mit av&po)* in>; identificiren und von dem nach Dan. 7, 13 gebildeten o ulo^ too avdpQ>icou ablösen, sondern haben das Fehlen des Artikels aus dem Gebrauche des Wortes als Prädicat zu erklären, wobei der Artikel nicht notwendig war. Dazu komt, daß das Subject, von dem ulo<; dvftp. prftdicirt ist, nicht der Mensch Jesus, sondern der Sohn ist, welcher dem Yater gleich das Leben in sich selber hat Daß in dem Ausdrucke eine Anspielung auf Dan. 7, 13 d. h. auf den Messias, der wie ein Men- schensohn in den Wolken des Himmels komt, beabsichtigt sei (Hngstb.\ h< auch ff^eifi bei seiner Erklämng des uioc av&p. von einem Men- schenkinde nicht für ausgeschlossen, sofern es eine specifisch-messia- nische Qualität sei, die Jesus sich hier beilege. Doch nicht weil der Gottessohn Mensch geworden ist, sondern weil er als Gottessohn auch Menschensohn ist, hat der Yater ihm die Macht gegeben, das Gericht zn halten, und zwar nicht als Lohn fär seine Menschwerdung, wie Bngstb. aus der einem ganz anderen Gedankenkreise angehörenden Stelle Phil. 2, 6—11 schließt, oder weil Gott durch einen Menschen den Erdkreis richten lassen wolte Act 17, 31 (ffofin., Lthdt)^ womit gar nicht erklärt ist, warum Gott dies beschlossen hat; noch weniger weil der Yater als der verborgene Gott nicht richten könne (de W,, ßrckn., Rev0)^ was wol von dem Gotte des Philo gesagt werden kann, sber nicht von dem Gotte des A. u. N. Testaments; oder weil der ideale Mensch der persönliche Maßstab des göttlichen Gerichts ist ißeyschi. Christel. S. 29), sondern weil das Gericht wesentlich zum Werke der Erlösung gehört, die Erlösung aber als Yersöhnung der 330 Joh. V, 27—29. Bflndigen Welt mit Oott, ab Wiederherstellang der LebensgemeiiiichBft der Menschen mit Gott, worin Leben nnd Seligkeit beschlossen ist, nur dnrch den Gottes- nnd Menschensohn als Mittler zwischen Gott and Menschen vollbracht werden kann. y. 28 f. Der Ansspmch Jesn, daB ihm die Macht, das Gericht m halten, vom Vater gegeben sei, konte nicht nnr, muBte vielmehr die Juden, welche ihn fQr einen blosen Menschen hielten, in staunende Yerwandemng setzen; daher fährt Jesus fort: „Staunet nicht darttber, denn es komt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören und hervorgehen die da Gutes gethan zur Auferstehung des Lebens, die das Böse flbten, zur Auferstehung des Gerichts.^^ Dem ungläubigen Staunen sezt der Herr diese Thatsache entgegen, die sie freilich auch im Glauben hinnehmen mufiten, die sie aber doch nicht leugnen konten, wenn sie die Schrift als Grotteswort gelten lassen weiten, da die Schrift nicht nur den Vollzug des Gerichts durch den Messias, sondern auch die Auferstehung der Todten zum ewigen Leben wie auch zu ewigem Abscheu lehrte (Dan. 12, 2. 13 a. Jes. 66, 24). Das Fehlen des xal vuv iorCv bei ipx- «»pa im Vergleiche mit V. 25 und die Wahl des icavtec ot iv xot<; (iVT)(i8ioic statt ol vexpoi (v. 25) zeigen deutlich, daB die Auferstehung der Todten am Ende der Tage gemeint ist. Darauf weist auch die Aussage v. 29 klar hin. ixicopsooovxai aus den Gräbern. Zu ol ta i^^bi noii^oavTec und ol ta fffüikoi irpaEavrec vgl. 3, 20. Hier haben ac^abi. und ^aoXa den Artikel, der dort fehlt, weil hier das gesamte gute und schlechte Verhalten ab das Resultat des irdischen Lebens aufgefaBt ist Dieses Verhalten aber ist genant als die Frucht des Glaubens und des Unglaubens, wie in Mtth. 25, 35 ff. Dies ergibt sich schon daraus, daB nach v. 24 der Glaube an den Sohn Gottes den Besitz des ewigen Lebens gibt und der Unglaube das Gericht nach sich zieht. ävaoraoK; Cco'nc wird meist to dem Sinne: Auferstehung die zum Leben Ahrt, gefaBt nnd demgemäß avaoTaoic xploemc Auferstehung zum Gericht {de W,, Lcke., Bg,'Cr,, Mey, u. A., auch Wmer Gr. S.177 der 7. Aufl.). Dagegen meint Z(AJ(., der Genetiv bezeichne, was der Auferstehung dort oder hier eignet, ahnlich wie ocofia davotTou nicht ein Leib ist, der zum Tode f&brt, son- dern dem der Tod eignet. Allein weder o&^ia davaxoo, noch oe»(Mi t^ dlfjiaptiac Rom. 6, 6 oder oSfia ttJc oapx^c Kol. 1, 6 können als mafi- gebend für die Erklärung von dvaot. C^o'^c und xp(o80K gelten, da der Genetiv verschiedene innere Beziehungen ausdrtlkt. Auch der sachlicbe Grund, daß beides beiden nicht erst durch einen declarativen Act bei der Auferstehung zugesprochen werde, sondern gleich bei der Aufer- stehung ihr Teil ist, da sie durch Glauben oder Unglauben bereits das eine oder das andere hatten, ist nicht durchschlagend, weil das xpiotv icoietv nicht beachtend, welches einen mit der Auferstehung verbünde* nen gerichtlichen, tlber C(i>tj und xpioi; der Auferstandenen entschei- denden Act involvirt. Hiernach ist C(t>v) nicht das Leben, welches der Gläubige bereits besizt, sondern welches ihm bei der Auferstehung zu- erkant wird, und xp(oic zwar nicht gleich xaxctxpioic» aber das Ent- Joh. V, 30—82. 281 wbeidimgagericht, darch welches die Bösen von der Co>iQ ausgeschlossen werden, thatsächlich also die Yerarteilnng. — Y. 30. Nach dieser Dar- legung der ii«(Cova Ipya, deren Ausführang der Vater dem Sohne über- geben hat, komt Jesas anf den Ausgangspunkt seiner Rede znrflck, daß er nichts von sich selbst thne (vgl. v. 19), was er hier anf das zn- lezt erwähnte Richten anwendet. „Wie ich hOre (nämlich vom Vater) 80 richte ich, und mein Richten ist gerecht, weil ich nicht meinen Willen suche, sondern den Willen dessen der mich gesandt hat'^ dxooeiv ist wie ßXitreiv v. 19 Ausdruck fttr den inneren Gemeinschafts- Terkehr zwischen Vater und Sohn im Geiste (Lthdt,). Wenn er aber nicht anders richtet als er vom Vater vemimt, so ist sein Richten ein göttliches und als solches gerecht, da er dabei nicht seinen, sondern nor des Vaters Willen sucht d. h. auszuführen strebt V. 31 — 47. Das Zeugnis des Vaters für den 8ohn.i — Gegen das, was Jesus bisher über sein gottgleiches lebenschaffendes und rich- tendes Wirken gesagt hatte, konten die Juden, die ihn nicht für den Sohn Gottes hielten, einwenden, daß er von sich zeuge und das Zeugnis in eigner Sache keine Giitigkeit habe. Diesen möglichen Einwand schneidet er nun ab durch Darlegung des Zeugnisses, welches Gott fttr ihn ablege, und begründet damit das was er bisher über sein Verhältnis znm Vater ausgesagt hat. — V. 31. „Wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr.^^ Da die Partikel idv mit dem Con- jnnctiv einen Fall als objectiv möglich sezt, wo dann die Erfahrung entscheiden wird, ob er eintritt oder nicht (s. fFiner Gr. §. 41, 2. b), so sezt Jesus mit diesen Worten nicht einen von den Juden entweder bereits erhobenen oder anticipirten Einwurf, wie sie ihn 8, 13 wirklich erheben, voraus, sondern bespricht diesen Fall nur als einen bei seiner Msherigen Aussage über sein gottgleiches Wirken in Betracht kommen- den {Lthdi., Weiß), Auf den Standpunkt der Juden, die seine Gottheit nicht erkanten, sich versetzend sagt er: wenn ich als Mensch von mir zenge, so hat dieses Zeugnis keine Giitigkeit (aXrj&T^c wahr nach dem formalen Rechte). — V. 32. Aber ich zeuge auch nicht in eigener Sache. „Ein anderer ist es der von mir zeuget und ich weiß, daß wahr ist das Zeugnis, das er von mir ablegt.^^ Dieser äXXoc ist nicht Johannes der Täufer (Chrys., TheophyL, Euthym, Zig,, Er asm., Grot, Bg.-Cr,, de W. u. A.), denn dessen Zeugnis will Jesus laut v. 34 nicht für sich geltend machen, sondern £XXoc ist Gott, wie schon Cyriilu. August nnd fast alle neueren AuslL eingesehen haben. Der Zusatz: ich weiß, 1) V. 32. Statt olla (Bec. mit V^^^ABL xl den meisten Majsk.) hat Tiseh, 8 nach K*i> und etlichen Codd. der It, Syr, u. Arm, oi^ots anfgenommen, welches aber nur ans falscher Beziehung des Verses auf den Taufer ent- standen ist. — V. 35. Die Form djaXXia^vai (Tisch. 8 nach «Ji^rAAII «/.) ist wol nur durch zufälliges Ausfallen des C vor 9 iBL Bec ) entstanden, vgl Lcke., Weiß). — V. 36. jisi'Cojv (Lehm, nach ABEGM al.) ist Schreibfehler m ^etCtt> in ViHKL al.; der Aorist IBcuxsv (Bec. nach ADX al.) wol nur Aende- ning der Perf. BeSwxsv in vtBLT al. , und iju) vor icoidi (Bec nach T AAII al,) waiBcheinlich ans 10, 25. 14, 12 hereingekommen. — V. 37. Dem auiöc der Rec.mit Ar A All al.) hat Tisch. 8 ixsTvoc in V(Bl al vorgezogen. 282 Joh. V, 32— a4. daß sein Zeugnis o. s. w. ist nicht eine „matte^' Yersicherang von Grottes Warhaftigkeit {de W,)^ sondern als Ausdruck des Selbstbewußtseins Jesu bedeutungsvoll {LthdL)j da Jesus dies nur von dem Bewußtsein seiner Wesenseinbeit mit Gott aus sagen kann. Auf Gott als den Zeug- nis gebenden, und nicht auf Johannes fahrt auch das Prfts. |jLaptapsi hin, wonach das Zeugnis der Gegenwart angehört, im Vergleich mit dem Perf. iiefiapxupT^xev (v. 33), womit das Zeugnis des Johannes ab in der Vergangenheit abgelegt bezeichnet ist. Wenn nun Jesus doch in y. 33 £ zunächst das Zeugnis des Täufers erwähnt, so stelt er das- selbe nicht unter den Gesichtspunkt des ersten Zeugnisses, welches Gott durch den Mund des Johannes für ihn abgelegt hfit {ffngslb,)j denn er sagt ja von demselben ausdrücklich (v. 34), daß er von einem Men- schen nicht Zeugnis annehme, und fährt dasselbe, wie das mit Nach- druck vorangestelte u|ieic v. 35 zeigt, nur an, weil die Juden vom Täufer Zeugnis verlangt hatten, also auch bei dem äXXoCi von dessen Zeugnis Jesus redete, zunächst nicht an Johannes den Täufer denken konten. Doch ist dies nicht der einzige Grund zur Erwähnung des Täuferzeugnisses und des Verhaltens der Juden zu demselben. Den Hauptgrund erkennen wir aus dem, was Jesus in v. 33 u. 35 darüber sagt: „Ihr habt zu Johannes gesandt.'^ Dies weist auf das 1, 19 — 28 erzählte Factum zurück. „Und er hat für die Warheit gezeugt^^ t{ dXif)9e(v gehören zusammen, wie das Fehlen des JLrtikels vor cpaivcov zeigt, sind also nicht von zwei verschiedenen Eägenschaften (Feuereifer und Erleuchtung) zu deuten, wie man nach Sir. 48, 1 hat erklären wollen. Nur wenn die Leuchte brent (Luk. 12, 38. Apok.4,5), nicht erloschen ist, und wenn sie scheint, nicht verdekt ist (MttL 5, 15), leuchtet sie und erfQlt ihren Zweck (Mey. Weiß). „Ihr aber weitet euch eine Zeitlang an seinem Lichte ergötzen." Statt diese Leuchte als Ftthrer zum Lichte zu benutzen, wolten sie sich nur an dem Schein derselben eine Weile ergötzen, d. h. nicht: in dem von ihm ausgehenden Lichtscheine ihre Lust haben, gleich Kindern, die in hellem Lichtscheine firöhlich spielen {Weiß)^ denn Mtth. 11,16 f. gehört nicht hierher. Auch ist nicht blos Lust der Neugierde und Unterhaltung gemeint, was Christus Mtth. 11, 7 f. hervorhebt, oder gar die Freude des Nationalstolzes an dem großen Propheten {Erv,, God.), Der Licht- schein, der von ihm ausging, kann nur das geistliche Licht sein, das Ton ihm ausging {Hngsth,) d. h. seine Verkündigung von dem Anbruche des Reiches Gottes, der sie eine Zeitlang lauschten, bald aber an dem Ernste seiner Büßpredigt Anstoß nahmen und auf seine Stimme nicht weiter achteten. Uebrigens ergibt sich aus dem ^v und dem i&eXijoaTe, daß die Leuchte des Täufers bereits der Vergangenheit angehört d. h. seine prophetische Wirksamkeit schon zu Ende, er schon gefangen ge* sezt oder auch bereits todt war. In V. 36 — 39 nent Jesus das Zeugnis, welches der Vater Aber ihn ablegt, und zwar zwiefach, in seinen Werken und in der Schrift. — V. 36. „Ich aber habe das Zeugnis, welches größer ist als das des Johannes. Denn die Werke, welche mir der Vater gegeben hat, daß ich sie vollbringe, eben die Werke, welche ich thue, zeugen von mir, daß der Vater mich gesandt hat'' Der Artikel xiilv vor (lapi. steht in demselben Sinne wie v. 34. (jie(Co> ohne Artikel ist nicht mit 'rijv {jiapT. za verbinden: das größere Zeugnis, sondern: das Zeugnis, nämlich eins, welches größer ist (vgl. Kühner Gr. II §. 464, 8. Anm. 4). tou 'Ia>avv. abgekürzte Veigleichung fOr vifi xoo 'Icoaw. (vgl. Winer 6r. §. 35, 5). IMiCo größer d. h. von stärkerer Beweiskraft. Die Spya, welche der Täter ihm zu vollbringen gegeben hat, sind nicht blos die Wunder im engeren Sinne, sondern alle einzelnen Thaten, welche zur Vollbringung des vom Vater ihm aufgetragenen Werkes der Erlösung, des ipifov, von dessen Vollendung er 4, 34 u. 17, 11 spricht, gehören. ,Was Jesus nnter den Werken versteht, das erkennen wir am besten aus Mtth. 11,4.5^ {Bngstb,)^ wonach auch ina>xol euainfeXlCovTai dazu gehört. 884 JoL y, 36. 37. Hier aber kommen nach dem Contexte yorzagswäse die Wimder in Betracht, da die ganze Bede sich am den AnstoB der Jaden an der wanderbaren Heilang des Kranken za Bethesda dreht, nicht aber ,an- zweifelhaft insbesondere die v. 20 — 27 besprochenen Werke* (Ehr.), worans dann fVeiJf die irrige Folgerang gezogen hat, ,daB hierin nicht das y.32 in Aassicht gestelte Zeagnis liegen kann, flberhaapt nicht das, aaf welches die nene Wendnng der Rede von t. 31 an hinaaswilL' In a Uimidy (ioi — ?va xeX. auxä liegt nicht blos der Aaftrag, sondern aach die Eraftverleihang zam Vollbringen der Werke, obwol Jesos selber sie thnt Denn alles was er thnt, that er nicht anabh&ngig vom Vater, sondern in abhängiger Gemeinschaft mit demselben (v. 19). Damm sind aach seine Werke Zeagnisso des Vaters for ihn, daß nämlich der Vater ihn gesandt hat, and so zagleich Zeagnisse seiner Oottessohnschaft. — In v. 37 — 39 folgt das andere Zeagnis des Vaters. Das copnlative xa( mit dem betont voranstehenden Sabjecte sowie das Perf. (i6|j.apxup7)xsv im Unterschiede von (lapTopei v. 36 zeigen, daß hier nicht mehr von dem Zeagnisse darch die Werke die Rede ist (gegen AugtuU, Orot, Olsh.^ Baur n. A.), sondern von dem Zeagnisie in der Schrift oder der WeiBagang des A. Test/s (Cyrill, Theophyl, Calv., Lcke., Mey., LthdU a. A.); nicht von der Stimme Gottes bei der Taofe Jesa (Chrys,, Beng., God.)^ oder von dem ,anmittelbaren gött- lichen Zeagnisse im Innern der Gläabigen, mittelst dessen das mittel- bare der Werke erst begriffen werde* {de IV., Bg.-Cr., ThoL), Gegen diese beiden Beziehangen spricht entscheidend schon das Perf. (iS}iap- TupT)xev, welches ansdrttkt, daß das Zeagnis bereits abgelegt ist, aber noch fortdaaert. Das paßt weder aaf das Zeagnis bei der Taofe Jesn, welches ein einzelnes Factam war, noch aach aaf das Zeagnis im Inneren, welches nicht als vollendete Thatsache betrachtet werden kann. Aach die folgende Aassage stimt za keiner dieser Erklarangen, sondern nar za dem Zeagnisse des Vaters im Worte der Schrift V. 37. „Weder eine Stimme desselben habt ihr jemals gehört, noch eine Gestalt desselben gesehen." DaB mit diesen Worten die Offen- barnng Gottes im A. Bande gemeint ist, daraber sind die meisten Aosll. einverstanden, aber in der Anffassang der Worte gehen sie weit aus- einander. Die Stimme Gottes ist nicht aaf das darch die Propheten geredete Wort za beechrftnken, sondern geht aaf die gesamte Wort- offenbarang im Gesetze and in den Propheten, and äSo; aaf die £r- scheinangen Gottes nicht blos in den Visionen eines Ezechiel and Daniel, sondern zagleich aach die (Jotteserscheinnngen (Theophanien), welche den Patriarchen and anderen Frommen des A. Bandes zateil warden, so daB foivi] and Alo^ die beiden Formen der Gottesoffen- barnng im A. Test, bezeichnen. Da nnn Gott in diesen beiden Formen sich vielfach im A. T. den Joden offenbart hatte, so bestirnt ängsA. den Sinn der Worte Jesa v. 37 dahin, daß die Jaden nie in einer directen Beziehnng zam Vater gestanden haben, indem die alttesta- mentlichen Stellen, wo vom Hören and Seh^ Gottes die Rede ist, sich nicht aaf den Vater, den verborgenen Gott beziehen, sondern aaf sei- Joh. V, 37. 38. 2S6 Ben Offenbarer, der in Christo im Fleische erschienen ist, and &Bt T.37 als einen gleichsam parenthetischen Hinweis darauf, was die Jaden verlieren, wenn sie das Zeugnis nicht annehmen, welches der Täter von dem Sohne ablegt, daB mit dem Sohne ihnen auch der Yater entschwinde. Demgem&B soll dann v. 38 sagen , daß sie mit der Yer- werfnng Christi auch Gottes Wort nicht bleibend in ihnen haben. Allem weder die Worte (v. 37) haben die Form einer Parenthese, noch ist die Unterscheidung zwischen dem verborgenen Gott and seinem Offenbarer hier irgendwie angedeutet, sondern rein eingetragen. Da* gegen meint Weiß (BibLTheol. S. 660), daß Jesus dem Volke seiner Zeit die beiden Formen der prophetischen Offenbarung abspreche, weil seit Jahrhunderten die Prophetie verstumt war, um zu constatiren, daß seine Zeitgenossen das Wort Gottes nur noch in den schriftlichen AufiKeichnungen Jener firOheren Offenbarungen besaßen, nicht um ihnen damit eine Concession zu machen {Euthym., Paulus, Kuin.) oder gar eine ironische Entschuldigung (ßbr,)^ sondern um zu erläutern, was er mit jenem directen Gotteszeugnisse meine. Allein daß die Juden damals in einer offenbarungslosen Zeit lebten, das brauchte ihnen Jesus eben- sowenig zu sagen, als daß das Zeugnis Gottes vom Messias in der Schrift enthalten sei. Richtig ist nur so viel, daß Jesus nicht vom jfldischen Volke aller Zeiten, sondern zu den ungläubigen Juden seiner Zeit redet Diesen sagt er: Ihr habt weder eine Stimme des Vaters, der mich gesandt hat, geh&rt u. s. w., und rügt damit ihre Unempftng- lichkeit ftr das Zeugnis Gottes in der Schrift {Mey,, LthdL)^ wogegen das Fehlen einer Adversativpartikel und des Artikels vor cpoyijv keinen giltigen Einwand begrflnden kann. Eine Adversativpartikel war in lebendiger Bede nicht notwendig, da der Gegensatz in dem sachlichen Inhalte klar vorliegt, und der rflckweisende Artikel fehlt, weil vorher das Object, auf welches zurflckgewiesen werden konte, nämlich das Zengnis des Vaters noch nicht näher bestirnt war. Wie der Vater Zengnis von Jesu gegeben, das wird erst aus dem Folgenden klar. — Die Stimme und die Gestalt Gottes als die beiden Medien seiner Offen- barung, d. h. der Kundgebung seines Willens und seiner Rathschlüsse, sind auch die beiden Weisen seines Zeugnisses. Keine dieser Arten haben die ungläubigen Juden vernommen, nicht weil Gk>tt sich damals nicht mehr in dieser Form offenbarte, sondern weil sie, wie Mey. richtig bemerkt, geistig taub und geistig blind gegen die in der Schrift vorliegende gOttUche Offenbarung waren. So diese Worte zu verstehen fordert die Fortsetzung der Rede: „und sein Wort habt ihr nicht in each bleibend.^' tov Xo^ov aotou ist der Inhalt der göttlichen Offen- barung oder des Zeugnisses des Vaters von der Sendung seines Sohnes. Das Wort der Schrift ist nicht ihr geistiges Eigentum, hat keine blei- bende Stätte in ihrem Inneren gewonnen. „Denn dem, welchen er ge- Bindt hat, diesem glaubet ihr nicht^ Ihr Verhalten zu Jesu, daß sie ihm, den der Vater gesandt hat, nicht glauben, liefert den thatsächUchen Beweis, daß sie sein Wort nicht bleibend in sich haben. Dieser Vor- wurf zeigt deutlich, daß Jesus die Unempftnglichkeit seiner Gegner rflgt 236 Job. V, 39. Daran schlieBt sich v. 39 die Aaffordenuig: „Forschet in den Schriften y denn ihr meinet in denselben ewiges Leben zn haben, nnd sie sind es die von mir zeugen^', natürlich an. xdc Ypacpac im Plor., sofern das A. Testament ans einer Mehrzahl von Schriften besteht. Enthalten diese Schriften Zengnis von Christo, so komt es nnr darauf an, daß man in ihnen forsche, das Zeugnis des Vaters von seinem Sohne darin snche. Dies um so mehr, als sie in denselben ewiges Leben zu haben meinen. Wir fassen ipsuvaxs mit Chrys., August, Luther, Calvin, auch ThoL, Hofm., Bäuml. u. Hngsib. als Imperativ, wogegen die Mehrzahl der neueren Ausll. nach dem Vorgänge von Cyrill, Er asm., Beza u. Beng, es für Indicativ halten, in dorn Sinne: ihr forschet wol in der Schrift, aber nicht im rechten Sinn und Gebt Allein die Gründe, welche für diese und gegen jene Auffassung ange- fahrt werden, sind nicht durchschlagend. Abgesehen von der Frage, ob ein solches Zugeständnis mit dem Vorwurfe v. 38, daB sie das Wort Gottes nicht bleibend in sich haben, in Einklang stehe, hätte Jesus, wenn er seinen Gegnern das Forschen in der Schrift zugestand, ihnen ausdrücklich sagen müssen, daß ihr Forschen nibht das rechte sei. Die Ergänzung: ,nicht in der rechten Weise' zu ipeuvais ist willkürlich und überhaupt sehr fraglich, ob Jesus die rabbinische Beschäftigung mit dem Buchstaben der Schrift Ipeuvav genant haben würde; die Ver- weisung auf 7, 52 ist hierfür nicht beweisend, ipeuvav bezeichnet überall ein gründliches, in den Inhalt und Geist der Schrift eindringendes Forschen, nicht nur 1 Petr. 1, 11 u. Jes. 34, 16, sondern auch in Joh. 7, 52, wo die pharisäischen Zeloten dem Nikodemus das Forschen in der Schrift empfehlen. Der Hauptgrund für die indicativische Fassung des ipeuvaxs wird aus dem oti ufxet; SoxeiTS ceU entnommen. ,Solte dies — bemerkt Weiß — die Aufforderung zum Forschen in der Schrift begründen, so müBte entweder der wirkliche Thatbestand her- vorgehoben oder mit u^&eic auTot angedeutet sein, daß sie selbst den- selben anerkennen.* Aber daß das betonte äjieic ohne auTo( notwendig einen Gegensatz zu seinem Meinen involvire und dasselbe als ein un- richtiges charakterisire, läBt sich nicht mit Grund behaupten. Soxsixe ist , einfacher Ausdruck einer Thatsache, somit weder ohne weiteres Anerkennung noch auch Tadel' (Lthdi,)^ und ufisic involvirt nicht not- wendig einen Gegensatz zu dem Meinen Jesu. Jesus konte in keinem Falle behaupten, daß diese ihre Meinung von der Schrift irrig sei, mit seiner Anschauung von der Schrift in Widerspruch stehe. Um seine Behauptung zu rechtfertigen muß daher Weijf die Worte iv autatc über Gebür pressen und den Gedanken in sie eintragen, daß die Juden schon in den Schriften an sich, in ihrem Besitze, ihrem Studium, ihrer Verehrung das ewige Leben d. h. die sichere Anwartschaft auf dasselbe zu haben meinen. Mit solcher Eisegese läßt sich alles beweisen. ,In der Schrift das ewige Leben haben' kann nach einfachen Wortver- stande nichts anderes aussagen als daß in dem Inhalte der Schrift das ewige Leben gegeben und daraus zu schöpfen ist, indem Gott in der Schrift als seinem Worte seinen Willen und Gnadenrath zur Beseligung JoL V, 39—43. 287 der Menscheii geoffenbart hat. Dies besagen die Worte: xal ixeivai cet, und dieselben sind es die von mir zeugen, in welche ff^eijf wiedenim den Sinn eintrftgt: ,und jene an sich sind es nicht, in denen man das Leben hat, sondern sie weisen hin anf den, darch welchen das Heil komt^ womit Jesns die unrichtige Meinung der Juden corri- gireu soll (!). y. 40. Obwol ihr meinet, in den Schriften ewiges Leben zu haben und die Schriften von mir zeugen, so wolt ihr doch nicht zu mir kommen, damit ihr das Leben empfanget. Kai ou diXets cet. schlieBt sich nach Inhalt und Form an &|i6ic Soxeixe an. xal ist zwar nur ein betontes und^ aber desto nachdrflcklicher den Gegensatz des folgenden 00 ftiXeis einführend. Mit dieser Ansicht von der Schrift steht ihr Wollen im stärksten Contraste. Um so mehr hatte Jesus Ursache, sie zum Forschen in der Schrift aufsufordem. iX&etv irpo< |j.e vom gl&abigen Sichanschließen; vgl. 6,35. — Dieses Nichtwollen wird in V. 41—47 ausgeftüirt, und zwar zuerst, woher es komt (v. 41-^44), sodann welche Folgen es nach sich zieht (v. 45 — 47). Diese Ausftlh- nmg bildet den SchluB der Rede. — Y. 41 f. „Ehre von Menschen nehme ich nicht, aber ich habe euch erkant, daß ihr nicht die Liebe Gottes in euch habt.^' Um seinen Gegnern den Grund ihres Nicht- woUens aufzudecken, schikt Jesus der Angabe desselben den Satz voraus: „Ehre von Menschen nehme ich nicht", womit er ihnen den möglichen Einwand, daß er ehrgeizige Absichten verfolge, abschneidet. Dami erst erklärt er ihnen, daß der Grund ihrer Opposition gegen sein Wirken in ihrem eigenen Herzen liege, daß es ihnen an der Liebe €u Gott fehlt EfvcDxa ufjiac cognitos vos habeo, ich habe euch durch- schaut und weiß, daß ihr iv iaoToii; in euch selbst, in eurem eigenen Herzen die Liebe Gottes nicht habt, r^jv (i/aic7)v xou OeoS ist nicht ,der Zug zu Gott, das Streben nach dem Göttlichen^ (Bg.^Cr.)^ weil dami 6eou nicht durch den Artikel bestimt sein würde: auch nicht die Uebesoifenbarung Gottes (Stier) , was keinen passenden Sinn gibt, son- dern die Liebe zu Gott, die Liebe die ihr Gott schuldig seid, nicht: ,die das Gesetz in seinem Hauptteile fordert^ {fVeifi)-^ diese spedelle Beziehung müßte näher angegeben sein. Die Liebe zu Gott im Herzen fehlte ihnen, weil sie das Wort der Schrift nicht in sich aufgenommen hatten (v. 38), nicht ,wegen ihrer falschen Stellung zur Schrift, daß sie sich mit dem Besitze derselben begnügten' {Weiß). — Y. 43. „Ich bin im Namen meines Vaters gekommen und ihr nehmet mich nicht auf'' sctV. als den welchen euer Gott gesandt hat. Wäre die Gott schuldige liebe in euren Herzen, so würdet ihr mich aufnehmen. „Wenn ein anderer kommen solte in seinem eigenen Namen, diesen werdet ihr ao&iehmen." Wer in seinem eigenen Nameu, ohne göttlichen Auftrag md Beruf auftritt, selbstverständlich mit dem Vorgeben, von Gott ge- sandt zu sein, der wird Au&ahme finden, weil er der Eigenliebe, dem Gegenteil der Gottesliebe, den Wünschen des gottentfremdeten Her- zens, der nationalen EiteUieit und Weltliebe schmeicheUi wird. Bei diesen Worten hat Jesus das Auftreten falscher Messiasse im Auge, J88 Joh. V, 43— 4Ö. nicht bloe falscher Propheten, wegen des 2XXoc» welches eine gewiase formale Aehnlicbkeit dessen, dem sie anhangen, und Jesu, den sie ver- werfen, andeutet {Lthdt)^ sezt aber — dies zeigt die Gonstmction des iav mit dem Ck)i\janctiv Aoristi — das Auftreten nur als objectiv mög- lich, ohne es als gewifi erfolgend auszusprechen (vgl Wmer Gr. %, 41, 2.b). Eine bestirnte Vorhersagung des Auftretens eines Barcochba oder anderer falscher Messiasse, wie in der Parusierede Mtth. 24, 24, liegt also hier nicht vor. Die Geschichte hat aber dieses Wort Christi mehr als einmal bestätigt ^ y. 44. Aus diesem Grunde k&nnen sie nicht anders als ihn ver- werfen. „Wie könnet ihr glauben, da ihr Ehre von einander nehmet und die Ehre von dem alleinigen (einzigen) Gott nicht suchet?^* Der Grund der Unmöglichkeit ist ein sittlicher und selbst verschuldeter. Sie nehmen Ehre von Menschen, statt sie von Gott zu suchen, icopa Tou (J.OVOO deou nicht: von Gott allein (GroU, de W,, God.)^ was gegen die Wortstellung ist, sondern nach 17,3: von dem alleinigen d.h. einzigen Gott. Das Ehre von einander nehmen ist nicht mit Ebr. u. Weifi auf die Hierarchen zu beschränken, ,welche ihre höchste Be- Me^gung in der Ehre suchen, die sie in ihrer Stellung als Leiter der Tbeokratie finden', weil dabei aXXi{Xo>v nicht beachtet ist Zwar ist die Rede an die Hierarchen gerichtet, aber doch nur als die Beprisen- tanten des Tolksgeistes, und deshalb auch nicht mit Ew. an das Rab- binentum, das sich seiner Schriftgelehrsamkeit rühmte, zu denken. Richtig schon GroL: plebs a primoribus, primores a plebe honorem venemini. Jesus bezeichnet damit die wesentliche Untugend und Sflnde des Israel seiner Zeit, die Eitelkeit auf die äuBere Israeliten-Herriich- keit, jene jüdische Nationaleitelkeit, kraft deren sich die Einzelnen rflhmend die Vorzüge der Juden vorhielten, statt sich die rechte Israels- herrlichkeit durch Jesum von Gott schenken zu lassen (LihdL\ worüber sie des Heils verlustig gingen. V. 45—47. Das Wort, daß sie nicht die Ehre des wahrai Gottes suchen, enthielt eine schwere Anklage. Diese Anklage braucht aber nicht Jesus wider sie bei Gott anzubringen. Mit dieser Wendung leitet Jesus den Hinweis auf die Gefahr ein, der sie durch ihren Unglauben sich aussetzen. V. 45. „Meinet nicht, daß ich euch bei dem Vater an- klagen werde.'* Dies konten sie leicht ans seiner offenen Aufdeckung ihres Unglaubens folgern, um damit ihre Opposition gegen Jesum za rechtfertigen. xavrf(Of/flm ist die Anklage bei dem allgemeinen Ge- richte über alle Menschen, dem jüngsten Gerichte, nicht eine Anklage, 1) Schein Bengel fßhrt im Gnotnon ad h, v. aus Joh. Jac, Schudt, Jü- dische Merkwürdiekeiten. Frkf. n. Lpz. 1714. B. VI c. 27 §. 30 die Notiz an, daß Yon Christi &a warhaftif^en Messia Ankunft bis zu jener Zeit die Juden durch 64 falsche Messiasse hinter das Licht geführt worden, deren Historie Joh, Chrstph, Müller, Rector im Auhaltiscben, in dem 1702 gedruckten Pantheo AnabapUstico et Enthusiastico unter dem Titel: Greuel der falschen Messien wie auch Schatzkanmier des wahren Messiä Jesu Christi n. s. w. beschrieben habe. Joh. V, 45-47. 289 die JesDS jezt schon wegen ihres Verhaltens gegen ihn erheben könte, weil — wie Weiß gegen jene Erklftrang einwendet — beim jüngsten Gerichte Christas Richter ist, also nicht Kläger sein könne. Dieser Grand ist schon deshalb ohne Bedentang, weil die Jaden, denen Jesas dies sagte, ihn (Jesnm) nicht fQr den Messias, also aach nicht Ölr den Weitrichter hielten. „Vorhanden ist der each anklagt, Moses, aaf den ihr eore Hofihnng gesezt habt.'^ iorCv an der Spitze des Satzes hebt den Gegensatz in voller Schärfe hervor. Das Particip Präs. xax7)Yopd>v steht nicht im Sinne des Fatars, sondern snbstantivisch. Der Grand, waram gerade Moses als Verkläger genant wird, ist in dem eU ov 6(ji. r^ictxaxs angedeutet. Ihrem feindseligen Auftreten gegen Jesnm lag vermeintlicher Eifer tHx das Gesetz Moses za Grande, dessen Antorität sie gegen Jesnm vertreten za sollen sich einredeten. Diese Larve ihres ünglaabens entzieht ihnen Jesus mit dem Worte: euer Ankläger ist Moses. Das Perfect. ^Xmxate besagt nicht, daß diese Hoffnung von altersher im Volke bestand {Lcke., Bhgstb.), sondern bezeichnet die Ho&ong als eine vollendete oder ausgemachte Thatsache von fortbe- stehender Giltigkeit. — V.46. Beweis, daB Moses sie verklagt „Denn wenn ihr Mose glaubtet, so würdet ihr mir glauben; denn von mir hat jener geschrieben/' Ihr sezt wol eure Hoffnung auf Moses d. h. aof die Thora, die euch Gottes Willen offenbart, aber ihr glaubt ihm d. h. dem Inhalt seiner Schrift nicht. Denn wäre dies der Fall, so wflrdet ihr auch mir glauben, da Moses von mir geschrieben hat icipl i^ou S^patj/ev ist nicht ausschlieBlich oder hauptsächlich auf Deut. 18, 15 zu beziehen {Hngsib.)^ sondern auf alle messianischen WeiBsr gangen und Typei^ des Pentateuchs, vom Protevangelium Gen. 3 an bis Dent 33, oder auf den ganzen messianischen Gehalt der Btlcher Moses, Tgl. Luk. 24, 44. DaB die Thora Moses messianische WeiBagungen enthalte, leugneten die Juden zwar nicht; sie weiten nur Jesnm nicht als Messias anerkennen. DaB Mose Mchtglauben, welches Jesus ihnen Torbält, hatte seinen Grund in ihrer Unempfänglichkeit fflr das geist- liche Verständnis der Thora Moses, welche darin wurzelte, daB ihnen die fär das wahre Schriftverständnis erforderliche Liebe zu Gott fehlte ond die Ehre von Menschen mehr am Herzen lag als die Ehre von Gott (v. 42 u. 44). In dieser Beziehung erklärt ihnen Jesus schlieBlich T.47: „Wenn ihr aber jenes Schriften nicht glaubet, wie werdet ihr memen Worten glauben?'^ Der Ton liegt nicht auf '^fd^^aic^ und ^ijfiaoiv, denn diese Verschiedenheit lag in der Natur der Sache, darin daB Moses Worte in seinen Schriften vorlagen, Jesus aber mündlich za ihnen redet, sondern auf ixeivou und ip^ti;. Der Gegensatz ist der ,der alten festbegrflndeten und der erst in der Bildung begriffenen Autorität^ (ffngstb.), richtiger: der von den Juden anerkanten und ge- feierten und der von Jesu in Anspruch genommenen Autorität So schliefit diese Rede Jesu ,mit einer Frage der Hoffhungslosig- kdt' {Mey.)^ in welcher eine schsrfe Verurteilung des UngUubens sei- ner Gegner liegt ,Ihr wollet nicht, darum könnet ihr auch nicht^ — Welchen Eindruck diese Bede auf die jüdischen Obern machte, MO Joh. y, 47. ftgt der Evangelist nicht binzn. Er liegt in der Frage, mit der äe BchlieBt üeber diese Bede urteilt Strauß, daß sich darin nichts finde, was Jesus selbst nicht hatte sagen können, da der EvangeUst in Tollkommenem Zn- sanunenhang Behauptungen berichtet, welche Jesus auch in den Synoptikern von sich ausgesprochen hat; nur meint er wegen der Aehnlichkeit des Stiles derselben mit der Bede des Täufers (3, 30 ff.) und einigen Stellen im ersten Briefe des Johannes die Form derselben dem Evangelisten zuschreiben n müssen, während der wesentliche Inhalt derselben Jesu angehören könne. Dieses Bedenken findet aber Mey. ,um so leichter wiegend, je weniger man berechtigt ist, die Johanneische Eigentttmlicbkeit anders als unter dem Ein- fiusse der mächtigen Erinnerung an den Herrn und unter der Ffihrung semes diese Erinnerung erhaltenden und verklärenden Greistes entwickelt und aus- geprägt zu denken.' — Anders urteilt dagegen Weiß zu Meyers Gommentar. Er findet zwar (S. 224. Anm.) auch, dafi Jesus in v. 17 gerade wie bei den Synoptikern nachweise, daß seine Erfüllung des Sabbatgebotes mit dem, was sonst die Schrift lehrt, wol übereinstimme. Weil er aber davon nicht die Anwendung auf die rechte Erfüllung des Sabbatgebotes überhaupt mache, sondern nur auf sein einzigartiges Verhältms zu Gott, so entstehe gerade darum der Zweifel, ob dies der ursprüngliche Sinn des Ausspruchs gewesen sei, weil das väterliche Thun nachzubilden Aufgabe aller Gotteskinder sei, nicht aber eine Prärogative des Sohnes Gottes xax e^o^ijv. Aber dieser Grund zu solchem Zweifel beruht, wie wir schon bei der Auslegung bemerkt haben, nur auf Mißdeutung der Worte Jesu (v. 17). Eben so wenig U&i sich ein Becht zu ,bezweifeln, ob der Ausspruch gerade bei dieser Gelegen- heit gethan sei' (Weiß), darauf gründen, daß hier der Anstoß weniger in einem Thun (Jesus hatte ja nur ein Wort gesprochen), als in der Art lag, wie er einen Anderen zu einem am Sabbat verpönten Thun veranlaßt hatte. Denn die Anleitung eines Anderen zu gesetzwidrigem Thun wird schwerlich ein Bechtskundiger für ein leichteres Vergehen als das eigene Thun halten. — Weiter erklärt Weiß (S.236f. Auul): ,Für die geschichtliche Betnehtnng bedarf es keines Nachweises, daß Jesus in seinem irdischen Leben nicht die ihm in seiner Erhöhung gewordene gottgleiche Ehre reclamirt (v. 23) nnd wenigstens gewiß nicht außerhalb des Zusammenhanges mit den eschatolo- gischen Beden schon jezt sich die allgemeine Todtenerweckung zugeschrieben hat' (v. 29), und ,daß er nicht in specifisch Johanneischer Lehrform über die Gegenwart des ewigen Lebens in den Gläubigen (v. 24) geredet und über die Gleichheit des Lebens im Vater und im Sohne specullrt hat' Aber dieser Nachweis wäre gegenüber den Aussprüchen Jesu in Mtth. 11, 26—30 durohaos notwendig, wenn die Berufung auf die , geschichtliche Betrachtung' mehr als ein Fechterstreich sein soll, mit dem man sich der Schriftzeugnisse über die Gottessohuschaft Jesu, welche der neueren Theologie anstößig erscheint, leichtfertig zu entschlagen sucht. Die Gründe • aber, welche W, hier und da, auch S. 25L dafür geltend gemacht hat, daß dem Evangelisten die ge- schichtliche Beziehung der von Jesu gehaltenen Bede „verblaßt" war, haben wir schon bei der Auslegung berücksichtigt und teils direct teils indirect durch Darlegung des Gedankenganges der Bede als unbeweisend und iiiig zurückgewiesen. Job. VI, 1. 241 Cap.VI. Die Bezeugung Jesu als das Brot des Lebens. T. 1. Ohne die RBkkehr Jesu von Jerusalem nach Galiläa zu er- wfthnen, wird mit den Worten: „Danach zog Jeans hinweg jenseits des galilftischen Meeres von Tiherias'S die in diesem Cap. erzählte wimderhare Speisnng der Volksmenge, welche Jesu nachgefolgt war, berichtet, ^xa xaüxa knüpft das Folgende nur ganz allgemein als einen späteren Vorgang an das Vorhergehende an, wie 5, 1. diri)X6sv icipav er ging (zog) weg jenseits . . läßt sich nicht so erklären, daß Jeans von Jerusalem her Aber das galiläische Meer gefahren sei {Bff.- Cr., Mey.). Das galiläische Meer stand in keinem unmittelbaren Ver- hftltnis zn Jerusalem, daß man von da tlber dasselbe fahren konte. iclpav T^c AaX. sezt den Aufenthalt Jesu in Galiläa voraus, von wo er nach 5, 1 zum Feste nach Jerusalem gereist war, und daß er von dort wieder nach Graliläa zurflckgekehrt war. Ob bald nach dem Feste oder erst später, bleibt dabei unentscheiden. Aus dem Fehlen der den Zu* sammenhang vermittelnden Angabe tlber diese Bflkkehr ergibt sich demnach, daß der Evangelist die folgenden Begebenheiten in Galiläa nicht nach ihrer chronologischen Akoluthie sondern aus einem sach- lichen Grunde mit dem in c. 5 berichteten Wirken Jesu in Jerusalem verbunden hat. — Das vorliegende Cap. enthält den Bericht von der wunderbaren Speisung der Ftlnftausend, welche Jesu zu Lande in die jenseitige Gegend nachgefolgt waren (v. 2 — 13), wodurch diese Volks- menge so für Jesum begeistert wurde, daß sie ihn zum Könige machen weiten (v. 14. 15). Diesem Vorhaben entzog sich Jesus dadurch, daß er seine Jünger wieder nach Capemaum hinüberfahren hieß, dann das Volk entließ und sich allein auf den Berg zurückzog, in der Nacht aber über den See wandelnd seinen Jüngern nachfolgte (v. 16 — 21). Als hierauf am folgenden Tage das Volk ihn in Capemaum fand und fragte, wie er dahin gekommen sei, ermahnte er dasselbe, nicht ver- gängliche, sondern für das ewige Leben bleibende Speise zu wirken, indem er sich ihm als das wahre Himmelsbrot, welches der Welt das Leben gibt, bezeugte und das Essen und Trinken seines Fleisches und Blates als die unerläßliche Bedingung für das ewige Leben forderte (V. 22 — 59). An dieser Rede nahmen Viele solchen Anstoß, daß sie sich von ihm zurückzogen; die Zwölfe aber antworteten auf die Frage, ob sie ihn auch verlassen weiten, durch den Mund des Petrus, daß sie ihn nicht verlassen könten, da sie ihn als den Heiligen Gottes er- kant haben (v. 60—71). Die beiden Wnnderzeichen (die Volksspeisung und das Wandeln Jesu auf dem Meere) haben auch Matth. c. 14, 13 - 34 und Mark. 6, 30 — 53 überliefert, und die Speisung allein auch Luk. c. 9, 10 — 27, wo diese oTjfietoc den Höhepunkt der messianischen Wirksamkeit Jesu in Galiläa bilden. Aus der Vcrgleichnng dieser Berichte mit dem johan- Keil, Comment. xam Erang. Job. 16 242 Job. VI, 1. 2. neischen ergibt sich, daß zwischen dem Feste c. 5 und der hier in v. 1 erwähnten Fahrt Aber das galiläische Meer ein Zeitraam von mehre- ren Monaten, wenn nicht ein ganzes Jahr liegt (je nachdem das in 5, 1 erwähnte, nicht näher bezeichnete Fest bestimt wird — s. zu 5, 1) in welchem Jesns größtenteils in Galiläa wirkte. Aus Matth. n. Mark, wissen wir, daß Jesns Capemanm zu seiner Wohnstadt erwählt hatte, von der ans er die Umgegend des galiläischen Meeres nach verschie- denen Richtungen durchzog, und daß er bereits seine Apostel zu einer Probemission ausgesandt hatte. Bei der Rükkehr derselben zu ihm erhielt er die Nachricht von der Enthauptung des Täufers, die ihn so bewegte, daß er sich mit den Jüngern allein in die Wüste auf der Nord- ostseite des galiläischen Meeres zurückzog (Mtth. 14,13. Mrk.6, 31f.). Das Meer Galiläa's (s. zu Mtth. 4, 18. 15, 29. Mrk. 7, 31), in Luk. 5, 1 See Genezaret genant, ist hier bei Job. durch den Zusatz tt^^ TißeptaSo; für die griechischen Leser näher bestimt, nach der am Westufer des See's von Antipas zu seiner Residenz erbauten und nach dem Kaiser TiberiuB benanten Stadt; hiernach in c. 21, 1 einfach: Meer von Tibe- rias, bei Pausan, V, 7, 3 Xfji.vif) TißepU. — Weiter ersehen wir aas Matth. U.Mark., daß diese Begebenheiten einen Wendepunkt in der galiläischen Wirksamkeit Jesu bilden. Schon vor der Fahrt über das galiläische Meer, mit der unser Cap. anhebt, waren die Pharisäer über Jesu Wirken, infolge seiner Hinwegsetzung über ihre Satzungen bezüg- lich des Sabbatgebotes so ergrimt, daß sie bereits rathschlagten, wie sie ihn umbrächten (Mtth. 12, 14), wodurch Jesus bewogen wurde sich zu entfernen und seine Wirksamkeit in geräuschloser, minder provo- cirender Weise fortzusetzen (12, 15 ff). Als sie sodann nach der Volks- Speisung bei seiner Rükkehr ins Land Genezaret ihm wieder feindlich entgegentraten (Mtth. 15, 1 ff.), zog er sich mit seinen Jüngern in das Grenzgebiet von Tyrus und Sidon zurück, von wo er dann wieder in das ostjordanische Land zurükkehrte, an den See von Galiläa mitten im Gebiete der Dekapolis (Mrk. 7, 31). In jener Gegend fand später die Verklärung Jesu, das Bekentnis des Petrus und die Leidensverkfln- digung statt, womit seine Wirksamkeit in Galiläa ihren Abschluß er- reichte. Diese aus den Synoptikern zu erschließende Bedeutung der Volksspeisung mit ihren Folgen als Höhepunkt und Wende für die messianische Bezeugung Jesu in Galiläa, bestimte den Evangelisten Jo- hannes, aus der gesamten galiläischen Wirksamkeit Jesu den vorliegen- den Abschnitt herauszuheben und durch Mitteilung der mit der Volks- speisung zusammenhängenden Rede Jesu in der Synagoge zu Caper naum zu vervollständigen, um zu zeigen, wie die Bezeugung Jesu als das vom Himmel gekommene Brot des Lebens verbunden mit der ernsten Forderung, ihn im Glauben aufzunehmen, in Galiläa eine Sich- tung anter seinen Anhängern herbeiführte, ähnlich der Erisis, welche seine entschiedene Bezeugung als der eingeborene Sohn Gottes in Je- rusalem nach sich ziehen mußte. Vgl. hierzu Luthardt, die Erisis in der galiläischen Wirksamkeit Jesu, in dessen Ztschr.f.kirchLWissensch. u. kirchl. Leben. Leipzig 1880. H. 6 S. 307 ff. Joh, VI, 2-4. 243 y. 2—15. Die Speisimg der Fünftaiisend. ^ Vgl hierzu die £r- klining dieses Vorgangs za Matth. 14, 13—21. — V. 2. Mit der Fahrt Aber das galüftische Meer hatte sich Jesus mit seinen Jflngem in die Einsamkeit zurückziehen wollen; aber „es folgte ihm viel Volks nach (zu Faß am Ufer des See's Mtth. 14, 13. Mrk. 6, 33), weil sie die Zeichen sahen, die er bei den Kranken that^* d. h. die Wunder, die er bei Heilung der Kranken verrichtete, icopcov nicht: gesehen hatten, sosdern: sahen — das Wirken Jesu schildernd. Die Imperf. iqxoXoo&si and iicoiet dem entsprechend. V. 3. Deshalb zog er sich mit den Jün- gern auf den Berg zurück, to 2poc der Berg oder Höhenzug in der Nähe des Ufers, wo sie gelandet waren; nach Luk. 9, 10 in der GFegend ron Bethsaida Julias am nordöstlichen Ende des See's. — V.4. Mit der Bemerkung: „es war aber nahe das Pascha, das Fest der Juden", will der Evangelist nicht die erwähnte Ansammlung der Volkshaufen daraus erklären, daß sie im Begriff waren, zum Feste nach Jerusalem za ziehen, wie noch Weiß annimt, im Widerspruch mit der Angabe V. 2, daB die Volksmenge Jesu nachzog und zwar an einen Ort, der weder auf dem Wege nach Jerusalem lag, noch für einen Sammelplatz der Festkarawane geeignet war. Aber auch eine blos chronologische Notiz kann diese Angabe nicht enthalten; dies würde nicht der Weise des Johannes entsprechen (LthdL) und hier auch gar keinen Zweck haben, da Jesus, wie wir aus 7, 1 erfahren, damals gar nicht die Ab- 1) V. 2. Statt der Bec xal tjxoXou^. mit AFAAII al. hat TUch. 8 nach v^BDL 7ptoKoi)Hi U aufgenommen, da xctt Aenderong wegen des feienden U ZQ sein scheint Weniger gesichert ist die Bec. iuypwv aorch MFAiVII al., da BDI ifkdipouv haben. — V. 3. Zn schwach bezeugt ist ixa^i'Cexo {Tisch, nach }!U>), and nach H^eiß aus 4, 6 stammend, während sxoffih^xo der Bec. durch AB LT! al. geschüzt ist. — In v. 5 ist die Bec. djopd9o{L£v durch KÜF nn- genflgend beengt und mit Griesb. u. Tisch. dppdo aufgenommene dxoxptvExai ist Oonformation nach v. 5 und die Bec. dicsxpi&ir; in H.^ABL cet. für ursprong- lieh za halten. Dagegen ist auioiv nach gxaaxoc (Bec mit i)FAA) als Zusatz oAdi kABL u. Veras, mit Tisch, zu streichen. — V. 9. Hinter Tcai^ptov fehlt h in vkBDL u. Verss. und ist von Tisch. 8 weggelassen worden; aber es kann leicht hinter der Endung ov (von rai^dpiov) ausgefallen sein, da es sich in AFIV, Tiden üncial., It., Vlg. u. a. verss. findet und die Zusetzun^ nicht sehr warscheinlich ist. Alsdann ist aber auch das o der Bec. in üJ^EFBK L cet. statt oc in ABD*GU al. u. Tisch, beizubehalten. — In y. 10 ist U (Bec) wol nur znr Verbindung zugesezt; und in v. 11 ouv in n^ABBL al. in U (Bec mit K^FAA) verwanddt, weil ouv in y. 10^ unmittelbar vorherging. Dem su^aptoxr^^'ac ^UBojxsv (Bec. mit ^^ZAAII al.) hat Tisch. 8 nur nach nB i^yu^iTcrpsv xa\ i^xev vorgezogen. Daeegen ist die Bec xoT^ ua^tatc* o\ in T. 15 das Object autöv hinter xoiT^ocuaiv nur Verdeutlichung und weil in MS al. weggelassen worden y aber cpeu^si durch K* u. Godd. der It. u. Vl^. zu sehwfteh bezeugt, um es mit Tisch. 8 statt dvEyiupTjssv in ü) ungenügend bezeugt und der Rec. 7.Q{'f^ axoTia f^ri l-^i-^o^^zi in ABLT^X al, nicht vorzuziehen, sondern nur ver- meintliche Besserung, um das üeberraschende des Eintretens der Dunkelheit starker anzudeuten. Aber statt oux (eXtJXu&s) Rec. mit AFAA al ist ouro) BMh yt^BDL aL zu lesen. — In v. 19 nat Tisch. 8 das gewöhnlichere cnaSia nach tn^B der Rec. oTaotouc; in ü^ABL cet und in v. 21 l-zX zm ytjv in K* u. Minuak. der Rec. ixl ttj; rfjc vorgezogen; ohne zureichende Grunde, da beide Lesarten offenbare CorrecWen sind. 248 Job. VI, 21. alsbald ans Land, wohin sie fahren, d. i. Gapernaom nach t. 17. Nach Matth. n. Mark, nahmen sie Jesnm ins Schiff aof, woraaf der Wind sich legte. Diese Differenz ist dadurch entstanden, daß alle drei Be- richterstatter mehr den religiösen Kern der Thatsache, das wunder- bare hilfreiche Nahen Jesu, als den äußeren Hergang beschrieben haben. Matth. u. Mark, berichten nicht einmal die Ankunft, sondern nur, daß nachdom sie ins Land Genezaret hinflbergefahren waren, die Leute Jesu Ankunft in der ganzen Umgegend meldeten. Johannes stelt die Ankunft unter den Gesichtspunkt des Wunders und bemerkt hiemach nur, daß sie Jesum ins Schiff aufiiehmen weiten und das Schiflf sofort ans Land kam^ wohin sie fuhren, indem er es fOr selbstverständ- lich hielt, daß die Jünger es nicht blos beim Aufhehmenwollen be- wenden ließen. Ueber die Bedeutung dieses Wunders haben wir schon zu Mtth. 14, 32 f. bemerkt, daß dasselbe den JQngem einen Beweis von der Macht Christi, den Seinigen in den Stürmen des irdischen Lebens hilf- reich beizustehen, liefern solte, um ihren Glauben an seine hilfreiche N&he bei Ausrichtung ihres Berufes nach seiner Himmelfahrt zu stärken. Dabei haben wir jedoch den zwiefachen Umstand nicht in Betracht ge- zogen, daß Johannes von Jesu öffentlichem Wirken in Galiläa auBer der Krankenheilung in c. 4, 46 ff. nur diese beiden Wunder (die Yolks- speisung und das Wandeln auf dem Meere) in sein Evangelium aufge- nommen hat und daß er von anderen Eigentümlichkeiten seines Be- richts abgesehen von dem Eindrucke, welchen nach Matth. das Wan- deln Jesu über das MBer auf seine Jünger machte, schweigt, während er über die Wirkung des Speisungswunders auf die Volksmenge be- richtet. Diese Punkte sind hier noch zu erwägen. — Die Erwähnung der Begeisterung des Volks für Jesum als den erwarteten Propheten dient offenbar zur Vermittelung des sachlichen Zusammenhangs zwi- schen dem Wunder der Speisung und der v. 26 — 59 folgenden Rede Jesu. Dagegen scheint zwischen dem Wandeln Jesu auf dem Meere und dieser Rede ein innerer Zusammenhang nicht stattzu^den, so dafi sich die Frage aufdrängt, in welcher Absicht Johannes, der sonst die Wunder in der Regel nur als Anlässe zu den folgenden Reden Jesu mitteilt, den Vorgang von Jesu Wandeki auf dem Meere berichtet hat. Dieses Wunder lehrt ein Zwiefaches. Einmal zeigt es die seinen Jün- gern hilfreiche Nähe Jesu in der Nacht der Trübsale und Stürme dieser Welt, auch wo sie ihn ferne glauben; zweitens zeigt es die Macht des Herrn über die Kräfte der Natur und die Erhabenheit des Geistes über die Leiblichkeit. Dem Gesetze der irdischen Schwere und räumlichen Beschränktheit entnommen schreitet Jesus über das aufgeregte Meer und als er dem Schiffe naht legt sich das Wehen des Windes. Hierin unterscheidet sich dieses Wunder von dem ähnlichen Mtth. 8, 23 ff., wo Jesus sich mit den Jüngern auf dem Schiffe befindet und durch ein Machtwort den Meeressturm beschwichtigt Das in on- serem Gap. erzählte Wunder machte nach Mtth. 14, 33 auf die im Schiffe Befindlichen so mächtigen Eindruck, daß sie Jesum ftr Gottes Joh. VI, 21—23. 249 Sohn hielten. Johannes erwähnt diesen Umstand nicht; aber ans v.24 f. ersehen wir, daß das Volk, als es Jesnm am nächsten Tage in Caper- oanm traf und waBte, daß er nicht zu Schiffe dahin gekommen war, stamiend firagt, wann bist dn hergekommen? weil seine Rflkkehr ihnen unbegreiflich erschien. Jedenfalls aber selten und konten seine Jflnger, wenn sie aach die Bedeutung dieses Vorgangs erst in der Folge er- kanten, ,Yon dieser Erscheinung Jesu einen Eindruck bekommen von der möglichen Freiheit und Geistigkeit des Fleischgewordenen, welcher Eindruck sie dann Ober den Anstoß der folgenden Rede leichter hinflberzuheben vermochte^ {LthdL), Schon dieses Moment konte für Jobannes ein Motiv sein, dieses Wunder nicht zu übergehen und es von dem Wunder der Volksspeisung, mit dem es geschichtlich zusammen- hing, nicht loszulösen. V. 22 — 59. Die Bede in der Synagoge zu Capematun. Diese Rede z^ält in drei Abschnitte: v. 25—40; v. 41—51 und v. 52 — 59. Den Anlaß zu derselben gab der Umstand, daß die Volksmenge Jesum am Tage nach der wunderbaren Speisung in Capemaum aufsuchte (r. 22 — 24). Diese geschichtliche Einleitung hat der Evangelist in eme durch mehrere Zwischensätze erweiterte Satzperiode zusammen- ge&6t, die durch die eigentümliche Schreibweise, die einzelnen Mo- mente einfach an einander zu reihen, statt sie logisch einander unter- zaordnen, anakoluthisch und schwerfällig geworden ist.^ Sie enthält 3 Angaben: a. das Volk sah am anderen Tage, daß Jesus nicht mehr da war, obwol außer dem einen Schiffe, in welchem die Jünger ohne Jesmn abgefahren waren, keins dort gewesen; b, andere Schiffe waren erst hernach von Tiberias gekommen in die Nähe des Orts, wo die Speisung stattgefunden hatte; c, da nun weder Jesus noch seine Jünger dort waren, so bestiegen die Volksscharen die angekommenen Schiffe und fuhren hinüber nach Capemaum, Jesum aufzusuchen. Um diese Periode deutsch wiedergeben zu können, muß man den Aorist eToov ins Participium IScuv umsetzen: ,Am anderen Tage das Volk, welches jenseits des Meeres stand, als es gesehen (d.h. wargenommen), daß kein anderes Fahrzeug dort war außer einem und daß nicht mit seinen Jüngern zugleich Jesus in das Fahrzeug eingestiegen war, sondern seine 1) V. 22. Der Reo. tBuiv in FA a. jungem Majusk. haben Lehm. n. Tisch. 8 vZo), nach ABL ad flq, Sahid., Copt., Syr.» welche viderunt übersetzen, vor- gezogen, da auch nb al. sl^ev lesen; locuv scheint nur Erleichterung der Stroctor zu sein, wogegen Mey. das Tempus fin. für Erleichtenmg hält; aber ctBov ist offenbar die schwierigere Lesart, die nur im Hinblick tm v. 24 in slSsv geändert wurde, und hat als die älter bezeugte die Präsumtion der Urapr&nglichkeit für dch. Statt der Bec si {itj exsTvo, tk o evcßTjoav oi ^la- frT;T«t oüTOü (in K*rAA «/.) ist nach va^ABL h cfal. u, Veras, si ^ir; sv mit Tisch, 5 u. A. zu lesen, da die Bec. sich als sachbche Verdeutlichung verrätb. Anch statt zla to rX.otcfpiov Rec nach FAA ist 6?c t6 rXoTov mit y^ABDKL aL zu lesen, da das zweite zXotctptov nach dem ersten conformirt ist. — In v. 23 ist li der Bec hinter dXXd zu tilgen und ^X&ev in ^^AA dem f^X&ov in KLMV vorzuziehen. In v. 24 ist das xat vor oOtoi (in VT Bec.) nach v^BD CFG al. zu tilgen. 250 Job. VI, 24. 26. Jünger allein abgefahren waren ^ — dann der Zwischensatz y. 23, nnd nach demselben in v. 24 der nnterbrochene Satz mit oxe ouv el&ev ,al8 das Volk nun sah, daß Jesns nicht dort sei — stiegen anch sie in die Fahrzeuge n. s. w/ o ioTTjxcu^ heißt nicht: das stehen geblieben war {God,, Bnffsib.)y wenn es auch an sich warscheinlich ist, daß von den Fünftausend, die gegessen hatten, am folgenden Tage noch ein Teil am Ufer stand nnd Jesnm suchte, o ioxrjxcuc zielt schon auf den SchlaS des Satzes ab, daß das dastehende Volk, ab es Jesum dort nicht mehr fand, nach Tiberias hinüber fahr. elSov sie sahen ist nicht im Sinn des Plosqnamperfects gedacht, sondern aoristisch ausdrückend, was das Volk sah, obwol wir es, auf die Zeitfolge achtend, deutsch plusqaam- perfectisch geben müssen, da das Volk nicht t§ iicaupiov, sondern schon am Abende, als die Jünger allein abfuhren, sah oder wamahm, daß Jesus nicht mit seinen Jüngern in das eine Schiff gestiegen, und daß außer diesem kein anderes da war, auf welchem er nachher noch hätte folgen können. V. 23 ist ein Zwischensatz, welcher motivirt, wie das Volk, als es Jesum nicht mehr dort fand, nach Capemaum hinüber kommen konte, obwol bei der Abfahrt der Jünger andere Schiffe nicht vorhanden waren. Mit oxe ouv elEev v. 24 wird das elEov wieder aof- genommen, um das was die Volksmenge nun ausfahrte anzureihen, und zwar anakoluthisch so, als wenn im Vordersatze das Particip föoiv ge- standen, welches hier in oxe elSev aufgelöst wäre, auxoi sie ihrerseits im Gegensatz zu Jesus, der auf einem dieser Schiffe mit hätte hinüber- fahren können, aber nicht mehr da war. Nach Capemaum aber fuhren sie, weil sie dort Jesum zu treffen heften, da er diese Stadt zum Mittel- punkte seiner messianischen Thätigkeit gemacht hatte. V. 25 — 40. Das Zusammentreffen des Volks mit Jesu und die Zeichenforderung. ^ — V. 25. Als sie Jesum jenseits des Meeres fan- 1) In y. 27 ifit die Lesart ^u>asi Bec. durch ABLVtiK n. 9 ündal. starker bezeugt als die yon Tisch, 8 nach m2> recipirte 5tB(t>3tv, leztere aber nicht ^offenbare Conjectnr, da ja der Menschensoon diese Speise schon zn geben scbienS wie Weiß meint. — V. 28. Tcoioüjisy nur in Minusk., dagegen xouua^v durch v^ABLT aL beglaubigt. — V. 29. TriaTstirjTs in v^ABLT ist der Bec xiOTsu97]tg in />rAA Yorzuziehen, da diese nur Aenderung nach dem folgen- den riaT£u9u)|i£v zu sein scheint. — V. 32. Das l^iuxsv (Lehm, nach BDI) scheint nach IB die richtige L«- art — V. 33. Das 6 yor xou &£ou, welches Tisch, 8 aus Ki> aufgenommen, ist schwerlich ursprfinfflich, sondern warscheinlich zugesezt, um xoudsoDzQ betonen. — In y. 35 hat Tisch, nach bIiczv die Gopula ouv aus kDF aL Lehm, dagegen ti nach AAA aufgenommen, während BTL xl Bec kei&e Co- pnla haben, wonach sowol ouv als li nur zur Verbindung der Satze zugesezt erscheint. Femer bat Tisch. 8 Tceivaaif] und Bi'{/7)ost nach \HABL al. dem rr- vofasi in J>BT und ^Moxi in ^TA mit Recht Yorgezogen. In y. 36 iaX derselbe iLs (hinter sfop.) gestrichen, weil es in v^Aabeq al. fehlt, obwol ee in BDLV al. steht, aber eher zugesezt als ausgefallen sein maff. — V. 38» Die Bec sx (x. oup.) in v^DYK al. ist aus y. 33 eingekommen und ozo nach AB LT mit Tisch. 8 Yorzuziehen. — V. 39. Das ^raxpö; der Rec. in FAA ist nach Vf.BC DL al. als Zusatz zu streichen. ~ In y. 40 ist statt Be der Bec. jdp BMh ^ABCDKL al. zu lesen, und xou iraxpd; {lou in tKBCDLTÜ mit Tisch. S der Bec. xou zi^^a'r:6<^ |i8 in AEGH al. Yorzuziehen. Job. VI, 26. 26. 251 den, d. L vom Stasdpnnkte der Abfahrt ans bezeichnet, auf der West- seite, und zwar, wie v. 59 nachträglich angegeben ist, in der Synagoge zuGapemaiini, sprachen sie: „Rabbi, wann bistdn hierher gekommen ?^^ Die 80 zeitige Rttkkehr Jesu ist ihnen unerklärlich, da er, weil auf keinem Schiffe hinfibergefahren, wie sie wußten, nur den Landweg hätte einschlagen, auf diesem aber noch nicht hätte da sein können. Das Wann schließt also das Wie? in sich (^Beng,, Mey., Lthdt,, Hngsib.). Dagegen bildet der Einwand : ,hätten sie es nicht fQr möglich gehalten, d&B er schon hier sei, so würden sie ihn ja nicht am Westufer auf- gesucht haben' {,^^iß)<, keinen triftigen Gegengrund. Ihn dort zu sQchen, da er auf der Ostseite nicht mehr war, war ihnen schon durch den Umstand nahe gelegt, daß sie seine Jflnger dorthin hatten ab- fahren sehen, was sicher nicht geschehen wäre, wenn Jesus nicht hätte nachkommen wollen. Die Absicht, ,daß sie sein Wiedererscheinen am Ostufer gespannt erwartet haben, und ihnen nun doch entgangen sei, wann er den Rückweg angetreten' {^eiß)^ liegt weder in der Frage, noch in der Antwort Jesu v. 26, die nur darauf Bezug nimt, daß sie ihn Oberhaupt suchen, nicht daß sie ihn irgendwo gesucht haben. Meyer wird also Recht behalten mit der Bemerkung, daß sie in der ihnen unerklärlichen Ankunft Jesu in Capemaum irgend etwas Wunder- bares ahnen und mit ihrer Frage darüber etwas zu erfahren hoffen. Ob aber aus bloßer Neugier, von einem neuen Wunder zu hören {Lthdt.), oder weil sie hofften, daß die darin sich kundgebende Wun- derkraft sich für ihr irdisches Wolergehen förderlich erweisen solle (ffngstb,\ das läßt sich nicht bestimmen. Y. 26 f. Auf Beantwortung ihrer Frage läßt sich Jesus nicht ein, sondern dckt als der, welcher die Herzen der Menschen durchschaut, ihnen die verkehrte Herzensrichtung auf, aus der ihre Frage hervor- gegangen war.i „Warlich, warlich ich sage euch, ihr suchet mich nicht darum daß ihr Zeichen gesehen habt, sondern daß ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid.'' Jesus tadelt, daß sie ihn nicht, weil sie in den Wundem Zeichen sahen, sondern um der Wunderbaren Sättigung willen aufsuchen. Die Wunder, die sie sahen, sotten ihnen oirj^tEia werden, d. h. Beweise, daß er der Sohn Gottes sei, vom Vater gesandt, um ihnen das Heilsgut der Erlösung von Sünde nnd Tod und des ewigen Lebens zu bringen. Diese Bedeutung seiner Wander erkennen sie nicht, sondern halten die Wunder nur für Mittel znr Befriedigung ihrer fleischlichen Messiaserwartungen. cnjfxeTa ist nicht Plural der Kategorie und allein auf das Speisungswunder zu be- ziehen (Mey,, Lthdt,), sondern geht auf alle Wunder die sie gesehen haben (v. 2), mit Einschluß des Speisungswunders, welches durch den 1) VgL zu dieser Rede Jesu außer den Monographien über die Lehre vom heiL Abendmahle von D. Schulz, lindner, Kahnis, Mckeii und Ebrard, noeh Kahnis über Johannes 6 im Sachs. Kirchen- u. Schulblatt 1856. Nr. 45 f. ^51 f.; Ad, V, Harte f kurze Erklärung der Bede, in der Abhdl|^. über die Bedeutung des heiL Abendmahls in d. Ztschr. t luth. Theol. u. Kirche 1867. S. 115 ff. u. PhiUppi Khrchl. Glaubenslehre V, 2 S. 501 ff. 262 Job. VI, 26—29. irdischen OeniiB, den es. ihnen gewährte, sie so begeistert hatte, daB sie ihn als Messias nach ihres Herzens Wünschen zum Könige machen weiten (Beng,, Lcke,^ Hngsth,, God., Weiß). — Was sie in seinen Wnndem sehen nnd bei ihm länchen sollen, das sagt er v. 27 : „Wirket ench nicht die Speise, die vergänglich ist, sondern die Speise, welche bleibet in das ewige Leben, die der Menschensohn ench gibt; denn diesen hat der Vater, Gott, besiegelt'^ Speise wirken heißt: durch Thätigkeit sich erwerben, was zur Erhaltung des Lebens erforderlich ist. Die Brote, die sie gegessen hatten, waren Speise, die selbst ver* gänglich (Mtth. 15, 17) auch nur das irdische Leben nährt, kein un- vergängliches Heil gewährt. Statt dieser sollen sie sich Speise schaffen, welche nicht vergänglich ist, sondern in das ewige Leben bleibt, deren Nährkraft zu ewigem Leben gereicht Jesus meint dasselbe, was er dem Samariüschen Weibe als das lebendige Wasser bezeichnete, welches in das ewige Leben hinüberqnillt (4, 14), meint aber damit nicht das Wort Gottes oder die göttliche Gnade und Warheit, die der Messias bringt {Mey,, Weiß)y sondern sich selbst als den vom Vater gesandten Heilsträger; vgl. v. 35, wo er sich deutlich das Brot des Lebens nent, obwol er hier die Speise nur als eine solche bezeichnet, ,wolche der Menschensohn euch gibt' (nach der Lesart 8(^aiv) oder geben wird (nach der Lesart Swoei, welche dem i^o) 8o>ou> 4, 14 entspricht), nämlich dem, der nach dieser Speise Verlangen hat Diese Speise des ewigen Lebens kann der Menschensohn geben, denn ihn hat der Vater besiegeLt d.h. beglaubigt (s. zu 3, 33), nämlich als den Bringer oder Geber der unvergänglichen Lebensspeise. Besiegelt als solchen hat Gott Jesum durch das Zeugnis der Werke (5, 36 ff.) überhaupt, und insonderheit des Wunders der Speisung, die sie Tags zuvor erlebt haben, o deoc ist mit besonderem Nachdruck an das Ende gestelt, -als die höchste Autorität in göttlichen Dingen. V. 28 f. Das ewige Leben, welches Jesus als den Preis des Wirkens unvergänglicher Speise nante, erscheint den Leuten als ein erstrebens- wertes Gut, so daß sie fragen: „was sollen wir thun, damit wir die Werke Gottes wirken?'^ xa Ip^a too deou sind nicht Werke, die Gott thut, sondern die ihm wolgefisilig sind und die er fordert Von ihrem gesetzlichen Standpunkte aus denken sie bei dem Wirken der Speise, um das ewige Leben durch den Messias von Gott zu erlangen, an be- sondere von Gott gewolte Werke, die sie zu verrichten willig sind. Darauf antwortet Jesus v. 29: „Dies ist (d. h. darin besteht) das Werk Gottes, daß ihr glaubet an den, welchen er (Gott) gesandt hat^^ Der Vielheit oder Mannigfaltigkeit der Werke sezt Jesus das eine Werk Gottes entgegen, welches darin besteht, daß sie an seine Person als den von Gott gesandten Heilsbringer glauben. Durch touto iouv iva mit dem Gonjunct Aoristi (nicht 8xi) wird das moteuetv zwar als eine For- derung bezeichnet (vgl. zu 4, 34), aber nicht im Sinne eines Werkes, dessen Verrichtung den Glauben hervorbringt, sondern so, daß er das Glauben selbst als ein sittliches Thun darstelt, nicht als den Quell alles sittlichen Thuns, was der Glaube allerdings ist, aber hier zunächst nicht Joh. VI, 29. 30. 253 in Betracht komt, sondeni als die völlige Hingabe des Herzens an Christam als den vom Vater gekommenen nnd der Welt geschenkten Heiland. Diese Hingabe des Herzens an Christum ist insofern ein Thnn des Menschen, als der natürliche Mensch damit seinen Eigenwillen samt den sQndlichen Lüsten nnd Begierden verleugnen nnd dem ge- offenbarten Willen Gottes ganz unterordnen muB. ,Zu dieser Forde- nmg des Glaubens im Gegensatz zu der Juden Nichtglauben kehrt die Rede in ihren verschiedenen Wendungen immer wieder zurück (v. 35. 36. 40. 47 vgl. 64 f.). Alles was Christus über sich, über das was er ist nnd was er geben wird und will, noch weiter aussagt, ist er und gibt er in Erfüllung seines Wortes nur denen, die da glauben. Die ganze Rede ist wie Ermahnung und Ermunterung zum Glauben, so eine Probe und Versuchung, ob seine Hörer aus dem, woran sie mit ihren sinnlichen Augen haften, herauskommen und auf Grund der Worte Christi sich ftir oder wider die Forderung des Glaubens entscheiden^ ( ÄTar/. a. a. 0. S. 117). V. 30f. Aber zum Glauben vermögen sie sich nicht zu erheben; sie bleiben bei dem Sinnenfälligen des Wunders stehen und erwidern: „Was nun thust du für ein Zeichen, daß wir sehen und glauben dir? was wirkest du?*^ Dabei verweisen sie auf das Manna als Brot vom Himmel, welches ihre Väter gegessen haben. DaB Jesus mit dem 8v dic^eiXev Ixeivoc (v. 29) sich selbst meinte, also Glauben an seine Person als den gottgesandten Messias forderte, das hatten die Juden richtig verstanden; aber um an ihn als solchen zu glauben, dazu hielten sie seine bisherigen Wunder, auch das Wunder der Speisung für keine ausreichende Legitimation seines Anspruchs, der von Gott gesandte Messias zu sein. Daher verlangen sie, daß er durch ein sinnenfälliges Wander sich als solcher erweisen solle. Das ouv weist auf die v. 27 aasgesprochene Forderung Jesu zurück. Durch das betonte a'j und die Stellang des aoi hinter dem Verbum wird die Person Jesu hervorge- hoben. Du gegenüber anderen Gottesgesandten, namentlich gegenüber Mose, den sie laut v. 31 u. 32 dabei im Auge haben, iva tlßa>(j.ev x. moTE09a)}Uv 001 damit wir es (das o7)p.eTov) sehen und dann dir glau- ben. Aus diesen Worten darf man nicht schließen, daß die so Spre- chenden das Speisungswunder nicht mit angesehen hatten (GroL)^ noch weniger darf man daraus Folgerungen gegen die Geschichtlichkeit ent- weder der Zeichenforderung oder des Speisungswunders ziehen wollen.^ Aach läßt sich nicht mit IFeifi sagen, daß die Speisung kein sinnen- nilliges Wunder war, da der Hergang der Brotvormehrung sich unter allen Umständen ihren Augen entzog; denn das Wunder machte ja einen so gewaltigen Eindruck auf die Volksscharen, daß sie Jesum als 1) So Kern, Br. Bauer mid Weisse, welche die Zeichenfordemng für un- geschichtlich ausgeben, weil sie dem Speisnngswnnder widersprecne; auch Schweizer jm^ Schenkel, von welchen der erste den nichthohanneischen ür- aprongy der andere den nicht wunderbaren Hergang der Speis angsgeschiohte waos folgerte, wo^e^cn de W, meinte, daß das ganze Gespräch sich wenigstens nrsprünglicn nicht auf die Speisung bezogen habe. 254 JoIl vi, 30-32. Mesaias proclamiren wolten. Noch weniger IftBt sich die Fordenrag eines O72(isiov ans dem Verlangen nach imiQer größeren Wandern {Lcke,, Mey., Brckn.) erklären, oder darans, daß Jesus selbst v. 29 über das Speisongswunder hinaus auf eine noch wunderbarere Speise hingewiesen hatte {Ehr,, vgl. auch God,)^ noch auch daraus, daß siü ein dem Himmelsmanna analoges oY^fxeiov begehrten, weil sie Mosen als Typus des Messias ansahen {Weiß)^ wofür auf ein von Schötigen aus dem Midrasch Koheleth angeführtes Dictum verwiesen wird. Alle diese Annahmen erklären ihre Forderung nicht. Die Wunder, welche Jesus bisher gethan hatte, auch die wunderbare Speisung, genügte ihnen nicht, weil er nicht that, was ihn in ihren Augen zum Messias machte. Sie erwarteten vom Messias Befriedigung ihrer irdischen Wünsche, Erhebung zu irdischer Macht und Herschaft, und waren durch die wunderbare Speisung für ihn so begeistert worden, weil er sich ihnen durch dieselbe als den Bringer irdischen Genusses kund gc* geben hatte. Aber Jesus hatte sich der Ausführung ihres Vorhabens, ihn zum Messias zu erheben, entzogen und verlangte nun doch, daß sie an ihn als den Spender unvergänglichen Lebens glauben sollen. Sie hatten nur die Wunder als solche im Auge und übersahen, daB die Wunder, die er that, nur (rr^yjem waren, die auf seine göttliche Sen- dung und sein Herabgekommensein vom Himmel, um der Welt das durch die Sünde verlorene Leben zu bringen, hinweisen selten. FaSt man die Wunder Jesu nur nach ihrer ainnenfälligen Beschaffenheit und Wirkung ins Auge, so waren sie keine ausreichenden Beweise für den Anspruch, an ihn als den vom Himmel Gekommenen, welchen der Vator als den Bringer ewigen Lebens besiegelt habe, zu glauben. DaS die Sprechenden eine hierfür ausreichende sinnenfUlige Beglaubigung im Auge hatten, ersehen wir aus dem Hinweise auf das Manna v. 31: „Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie geschrie- ben steht: Brot vom Himmel gab er ihnen zu esser." iptov ix xoo oupavoo aus dem Himmel gekommenes Brot nennen sie das Manna auf Grund der Schrift. Die citirten Worte sind freie Anführung ans Ex. 16, 4, wo Gott zu Mose spricht: Siehe ich lasse euch regnen Brot vom Himmel, vgl. mit Ex. 16, 15: dies ist das Brot, welches der Herr euch gibt zu essen, und Ps. 78, 24. 105, 40. Das Subject zu SSottxev ist nicht Moses, sondern Gott, unter der als bekant vorausgesezten Ver- mittlung Mosis. Y. 32 ff. Dagegen erklärt Jesus mit feierlicher Versicherung: „Warlich, warlich ich sage euch, nicht Moses hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das warhaftige Brot vom Himmel^' Mit dem ersten Satze: nicht Moses u. s. w. will Jesofi weder den wunderbaren, himmlischen Ursprung des Manna in Abrode stellen (Paul\ noch die irrige Meinung der Juden, als ob Moses (nicht Gott) das Himmelsbrot gegeben habe, verbessern (Ew.) oder gegen das alt testamentliche Manna polemisiren. Der Accent liegt nicht auf Moü- 01QC und 6 itaxTjp (loo, sondern auf der Aussage über das Himmelsbrot, wie schon der Artikel tov vor äpxov in beiden Sätzen zeigt Der Sinn Joh. VI, 32—36. 255 ist folgender: Das Manna, welches eacb Moses d. h. durch Mosen Gott gegeben hat, ist nicht das Himmelsbrot, sondern das warhafte (aXTj&i- vov das seiner Idee entsprechende) Himmelsbrot gibt euch mein Vater. In dem Perf. SiScDxev liegt nicht, daß das wahre Himmelsbrot den Joden schon gegeben ist, wie Brckn, n. God, meinen, sondern das Perfect. steht, weil die Mannaspendung ein in der Vergangenheit voll- endetes Factum war. Im Gegensatz gegen Moses ist nicht &eoc genant, sondern o tcaxiQp |iou, nicht um die Mißdeutung, als sei Moses der Spender des Manna gewesen, auszuschließen, sondern um durch die Bezeichnung Gottes 6 icaxiQp (iou anzudeuten, daß Gott das wirkliche Himmelsbrot nur durch Jesum den Sohn Gottes gibt. Die Stellung des h Tou oupavou zwischen dem Nomen und seinem Attribute zeigt, daß tu T. oip. in beiden Sätzen nicht zum Verbum, sondern zu xov Spxov gehört. — Die in v. 32 ausgesprochene Warheit wird in v. 33 be- gründet. „Denn das Brot Gottes ist das, welches vom Himmel komt und Leben gibt der Welt.^^ t({> xoop.(p der ganzen Menschheit, nicht blos dem jüdischen Volke, dem Gott in der Wüste Manna zu essen gab. Das Subject in diesem Satze ist nicht 6 xaraßalvcDV, wonach ab effectu ad causam geschlossen und der Sinn der wäre: ,denn kein anderes als das von Gott verliehene Brot ist es, welches aus dem Himmel herab- steigt und der Welt Leben gibt^ {Mey,)^ sondern Subject ist o aptoc nnd der Sinn dieser: Das Brot Gottes (welches Gott gibt) ist einzig das Brot, welches aus dem Himmel herabkomt u. s. w. Diesen Gedanken fordert der Zusammenhang, nach welchem Jesus durch genauere Er- klärung der Beschaffenheit des Himmelsbrotes den Satz, daß der Vater dieses Brot gibt, begründen will. 6 apxo^ 6 tou Oeoü ist die der beab- sichtigten Erklärung entsprechende, jede Zweideutigkeit ausschließende Bezeichnung des Himmelsbrotes, o xaxaßaivwv ist nicht auf Jesum zu beziehen und zu übersetzen: ,der, welcher vom Himmel herabkomt' ^Grot„ Olsh,^ God, u. A.), obgleich Jesus im Folgenden sich als o Spro^ 0 ix tou oupavou darstelt (v. 50) und schon in v. 35 sich das Brot des Lebens nent und in v. 38 von seiner Herabkunft vom Himmel so redet, daß die Juden diese Worte in v. 41 von seiner Person verstehen. Hier dagegen finden sie in seinen Worten nur eine Erklärung über die Be- sehaffenheit und Wirkung des Gottesbrotes und sprechen daher v. 34: „Herr, allewege gib uns dieses Brot.'' Die Bitte ist ähnlich der des Samaritischen Weibes 4, 15 und nicht ironisch spottend gemeint (gegen Cah,, Ben ff., Lampe) ^ sondern ernstlich, wie schon die Anrede xupis zeigt, und nicht ohne eine dunkle Ahnung einer höheren Gabe, die ewiges Leben gewähre, obwol sie diese Gabe sich noch recht sinnlich oder irdisch vorstellen mochten, xoüxov dieses Brot, welchem du als dem eigentlichen Gottesbrote solche Lebenskraft beilegst V. 35 f. Hierauf sagt ihnen Jesus geradezu heraus: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir komt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten." o ip)^o(jievo^ icpoc ifii sagt dasselbe wie o rnoxsucov el< ip.1. Zu Jesu kommen kann man nur durch Glauben an ihn. Als das Lebensbrot stillt er Hunger und Durst 266 Joh. VI, 36. 37. für immer d. h. er gewährt volle Befriedigung der geistlichen Bedttrf- nisse des ganzen Menschen. „Aber — sezt er y. 36 mahnend hinzn — ich sagte euch (schon), daB ihr sowol gesehen habt als anch nicht glaubet*^ xal — xai sowol — als anch. Die formale Coordination macht den Contrast recht fühlbar. Das äitov weist auf den Inhalt des Wortes y. 26 zurück. ^ Gesehen haben sie ihn in dem Wunder des vorigen Tages; und daB sie durch dieses Wunder nicht zum Glauben an ihn gekommen, sagte er ihnen schon in dem Vorhalte v. 26, daB sie ihn nicht um der Zeichen willen, die sie gesehen, sondern um der Sättigung mit den Broten willen aufsuchten. Wenn er aber hier das Sehen als die Vorbedingung zum Glauben nent, so nimt er damit nur Rücksicht auf die Forderung der Leute, ein Zeichen zu thun, damit sie es sehen und ihm glauben (v. 30). Dagegen sagt er: ihr habt ge- sehen und glaubet doch nicht. Man darf daher zu icopaxate nicht ohne weiteres i{J.i ergänzen: ihr habt mich gesehen, wobei man i(U durch ,in meiner Selbstdarstellung als den, der ich bin', näher bestimmen oder opQcv von einem Sehen in der Ausübung seines Bemfes, in der vollen Ausstralung seines Wesens, wie sie am vorigen Tage bei der Speisung erfolgt war (Hngsth.)^ erklären muß. Das Object des Sehens ist mit Bedacht nicht ausdrücklich genant und so zu bestimmen: ihr habt gesehen, was ihr zu sehen verlangt, wenn ihr nur Augen hättet, um in den Wundern, die ich thue, die Offenbarung meiner Person and göttlichen Sendung zu erkennen. V. 37—40. Ihr Unglaube zeigt, daB sie nicht zu denen gehören, die der Vater ihm gibt. Dies gibt Jesus weiter seinen Hörern zu be- denken. V. 37. „Alles was mein Vater mir gibt, wird zu mir kommen und den zu mir Kommenden werde ich nicht hinausstoBen.'^ Auflbllend ist das Asyndeton. Um es zu erklären, hat de W. ,einen Stillstand der BedeS God. , einen Augenblick ernster Sammlung^ angenommen, wo- gegen von Andern geltend gemacht wird, daB das Folgende enge mit dem Vorhergehenden zusammenhängt Aber mit dem Hinweise «if den Gedankenzusammenhang ist das Asyndeton nicht erklärt. Wir haben jedenfalls eine kurze Pause anzunehmen, das Folgende aber nicht ,gegenüber der Klage über ihre Unempfänglichkeit als Ausdruck der Zuversicht, daß es ihm troz derselben am Erfolge seiner Wirksamkeit nicht fehlen werde' i^^Jf), zu fassen, um seinen eigenen Glauben zn stärken und dem Glauben seiner Jünger fQr alle Zeiten und besonders für die Zeiten allgemeinen Abfalls eine unerschütterliche Grundlage zu geben (God,). Denn so gewiB auch der Ausspruch, daB alles, was der Vater dem Sohn gibt, zu ihm komt, eine kräftige Glaubensstärknng 1) Es bedarf hiemach weder der Erklänmj;: »aber ^esa^ft will ich euch haben I daß ...' {Mey.), nach einem zwar bei den gnechischen Tragäern vorkommenden aber im N. T. nicht nachweisbaren Sprachgebrauehe, noch der Annahmen, daß Jesus auf einen ungeschriebenen Aussprach (Euthym, Zig^ oder auf ein in Jerusalem 5, 37>-40 gesprochenes Wort (Lcke., de i^'.\ oder auf ein Wort aus einem vor o. 6 verloren gegangenen Stücke (A'ir.) Bezug genommen habe, die nur Auskunftsmittel der Verlegenheit sind. Joh. VI, 37—40. 257 enthält, so ist doch bei dieser Auffassung der Inhalt der Yv. 38 — 40 ZQ wenig in Betracht gezogen, wo Jesas sein Wirkeb nicht nnr als Aosfllhning des Willens des Vaters darstelt, sondern auch den Segen, welchen das Kommen zn ihm bringt, schildert. Damit will er offenbar seinen Hörern zn Gemüte führen, daß ihr Nichtglanben ans ihrer falschen Stellung zn Gott dem Vater entspringe nnd daß sie sich da- durch den Verlust des ewigen Heils zuziehen. Ilav o, wodurch das einzelne in eine Gesamtheit zusammengefaßt wird, ist nachdrucksvoUer als icavtec ou<; Tgl. 3, 6. 17, 2. o 5(&a>oiv ist nicht im Sinne der abso- loten göttlichen Gnadenwahl {August, Beza u. A.) gemeint. Dies läßt sich zwar nicht aus dem Präsens StSoiotv mit God. schließen, aber ganz dentlich aus v. 44, wo Jesus dafür den Ausdruck iXxuoiQ braucht, der die Möglichkeit des Widerstrebens voraussezt. Der Zug des Vaters zum Sohne ist weder auf die göttliche Anordnung der Umstände (Schieierm. L. Jesu S. 302 ff.) zu beschränken, noch auf das natürliche pietaiis Studium {GroL) zu reduciren. Er besteht vielmehr in einer Einwirkung der göttlichen Gnade auf die Seele, welche, ohne die Willensfreiheit aufzuheben, das Widerstreben überwindet. Im Blicke anf den Erfolg dieser Wirkung der gratia praeparans sagt Jesus hier: alles was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen. Um aber dem naheliegenden Vorwurfe, als ob er durch die Verweigerung des ge- forderten Zeichens das zu ihm kommende Volk zurückstoße {Weiß, God,)^ zu begegnen, sezt er hinzu: ,den zu mir Kommenden werde ich gewiß nicht (ou (j.iq) hinausstoßen^ — aus der Gemeinschaft meiner Jttnger; der Sache nach aus dem Reiche Gottes, welches ich gründe. Die Beziehung anf das Reich Gottes liegt in dem ixßaXa> (hinauswerfen ans dem Hause) so deutlich vor, daß man sie nicht mit Weiß ablehnen darf. Nnr ist dabei die jüdische Vorstellung von der messianischen Reichserrichtung ferne zu halten und die Anführung von Mtth. 8, 12. 22, 13 als Sachparallelen (bei Mey.) abzuweisen. Die Annahme einer Litotes: non ej'iciam, sed omni modo iuehor {Beng. u. A.) ist im Con- texte nicht indicirt. — V. 38. Ich kann niemand, der zu mir komt, abweisen, „denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht um meinen Willen, sondern um den Willen des Vaters, der mich gesandt hat, zu vollziehen, vgl. 5, 30. — V. 39. Der göttliche Wille aber besteht darin, daß ich von allem, was der Vater mir gegeben, nichts verliere, son- dern es am jüngsten Tage anf erwecke, irav o 5i8o)x£v (loi (auf v. 37 zurückgehend) ist absolut voraufgestelt und durch ii auxou in den Satz eingegliedert. Verlieren ist sachlich s. v. a. dem ewigen Tode anheim- fallen lassen, im Gegensatz znr Auferweckung am jüngsten Tage d.i. znr Seligkeit des ewigen Lebens. Das Futur. avaamfacD weist auf die schlieBliche Vollendung des Erlösungswerkes hin, vgl. 5,29. 11,24. Diese Aussage wird v. 40 durch nähere Bestimmung des göttlichen Heüawülens weiter begründet. Der Vater will nicht nur, daß der Sohn kernen von denen, welche er ihm gegeben, verliere, sondern er will anch, daß jeder durch den Glauben an den Sohn das ewige Leben er- lange. Bei der Wiederaufnahme des ersten Satzes von v. 39 in v. 40 Kell, Comment. lum Ermng. Joh. 17 268 Joh. VI, 40-42. beachte die Wahl von xor icaxpoc (loo statt toS iciij^avtoc (&e, wodurch Jesus sich nachdrücklich als dien Sohn zu erkennen gibt, den Grott zum Vermittler des Heils gesandt hat, so daB von dem Glaaben an den Sohn die Erlangung des Heils abh&ngt. Dem icav o SiSoxiv (loi (y. 37) ist hier icac 6 fteo>p(bv tov ulov x. moxeocov aU aotov — das sabjecttve Moment der Heilserlangung subsütuirt. Der Vater gibt dem Sohne, zieht zum Sohne; der Mensch muß den Sohn schanen und an ihn glauben, ftewpeiv mehr als opdv bezeichnet das Schanen mit den Augen der Seele (Eüih. Zig.)^ welches das Wesen der Person erkent und den Glauben zur Folge hat. Gesehen haben auch die Juden Jesum, aber in ihm nicht den Sohn Gottes geschaut. Nur das An- schauen und Glauben gewährt ewiges Leben und verbürgt die Anfer- weckung am jüngsten Tage. Zu ivaoti)oo> ist ifco hinzugesezt: ich und kein anderer. V. 41 — 51. Der Zug des Vaters zum Sohne. • — Jesus ist das Brot des Lebens. Dies hatten die Hörer aus der bisherigen Bede ent- nommen. An diesem Ausspruche stoßen sich die Juden und machen gegen die Forderung des Glaubens an ihn, seine — wie sie meinen — ihnen wolbekante irdische Herkunft geltend (v. 41 — 42). Darauf er- widert Jesus, daß nur die welche der Vater ziehe zu ihm kommen und das ewige Leben empfangen, welches nur er als der vom Himmel Ge- kommene geben könne (v. 43 — 50); und deutet dann in v. 51 noch an, wie und worin er ihnen Leben und Auferstehung wirkendes Brot geben könne. — V. 41 f. Die Worte Jesu, daß er das Brot des Lebens sei und vom Himmel herabgekommen (v. SOu. 38), erregten unzuMedenes Murmeln unter den Hörern. Yo^^uCatv bed. 7, 32 murmeln, hier ab halblaute Aeußerung der Unzufriedenheit: murren, wie v. 61, Mtth. 20, 1 1. Luk. 5, 30. 1 Kor. 10, 10 u. ö. im N. T. Ol 'louSaiot sind nicht von den bisherigen Hörern verschiedene Personen, etwa jüdische Oppo- sitionsleute unter dem o^Xoc (Mey., Ehr,\ sondern dieselben, zu denen Jesus bisher gesprochen hatte; denn sie murren ja über das, was Jeeos im Vorhergehenden von sich ausgesagt hat Der Evangelist nent sie 1) In V. 42 hat Tisch. 8 nach BCT u. Veras, vov statt des gewöhnlieheB ouy und zugleich das in diesen Oodd. fehlende outo<; ans kAPaaII Bnig^ nommeni das bei vuv überflüssig erscheint. ~ V. 45. axoüuiv, welches Griesb. XL Scholz aus 2>rAA al aufgenommeui ist schwächer beelaabigt a}a erxousa; in v^ABCKLT al, und lezteres schwerlich nach dem folgenden uLaOtov «on- formirt (Hey. u. A.), sondern mit Tisch, 8 vorzuziehen. In v. 46^ ist tov leov durch t^D ab e zu schwach bezeugt , um es mit Tisch. 8 u. H^eift dem tov zaxspa in w^ ABC LT al. vorzuziehen, da die Aenderong nach dem Vorher- gehenden icapd Tou &eou näher la^ als die Gonformation nach tov :caTepa des eisten Satzes. — V. 47. et(; l^i See ist zwar durch ÄCDTtkSR dl. geschfixt, fehlt aber in nBLT jl Versa, und ist wol nur Zusatz aus ▼. 35. — In v.51 ist die von Tisch. 8 aus V(a c Euseh. Cypr. recipirte Lesart ix tou syioü dfpT»u statt ix TouTO'j TOU dfpTou in BCZTäAR al. nichts weiter als eine ungeschickte Glosse, die auf das Folgende vorbereiten soU. — Die Worte IJv rftu ^i?«) (Bec. nach TA All) fehlen in liBCDlTabce, Syr. Aeth. Sahid. Orig. nnd sind mit Lehm. u. Tisch. 8, Ew., Hngsth., Lthdt. gegen Meyer vu God. unbe- dingt zu streichen. Joh. VI, 42-45. 259 aber erst hier ol'IooSaioi, weil sie sich durch ihr Murren als Jesu feindliche Juden kundgahen, oder um damit anzudeuten, wie in dieser Aeoßerung der bisherige sinnliche Halbglaube der Galiläer bereits in den specifisch , Jfldiachen Unglauben umzuschlagen begint' {Weiß), oxt 8i«8y daß (= weil) er gesagt hatte; nicht: in Bezug darauf daß . . [Mey.). Sie sprechen v. 42: „Ist dieser nicht Jesus, der Sohn Josephs, dessen Vater und dessen Mutter wir kennen? Wie sagt nun dieser: ich bin vom Himmel herabgekommen?" outo< beide Male gering- schätzig. Ob Joseph damals noch lebte oder schon gestorben war, läßt dch ans diesen Worten nicht erkennen. Daraus aber, daß die Sprechen- den Jesu Eltern kennen, folgt natürlich nichts über den wirklichen Vorgang bei der Erzeugung Jesu und gegen sein Herabgekommensein vom Himmel, noch auch daß der Evangelist Jesum für einen Sohn Josephs gehalten habe. Vgl. die Bemerkk. hierüber zu 1,46. — V.43f. Jesos antwortet: „Murret nicht unter einander. Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe, und ich werde ihn am jüngsten Tage auferwecken." Auf eine Widerlegung ihrer Meinung über seine irdische Herkunft läßt sich Jesus nicht ein, un nicht das heiligste Familiengeheimnis unzeitigem und zwecklosem Gerede preiszugeben, da die wunderbare Erzeugung Jesu kein Mittel ist, den Glauben an seinen göttlichen Ursprung zu erzeugen, sondern selbst nur von einem schon gläubig gewordenen Herzen erfaßt werden kann {Cod.). Er verweist ihnen daher das Murren und dekt ihnen den wahren Grund ihrer Unempftnglichkeit auf. Dieser Grund liegt in ihrer falschen Stellung zu Gott, seinem Vater. Wen nicht der Vater zieht, der kann nicht zu Christo kommen. Der Vater zieht aber durch innerliche Belehrung, die gehört und aufgenommen sein will. Der Aus- sprach: Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater ihn zieht, besagt zwar, daß das Kommen zu Christo nicht in Menschen- macht steht, sondern nur durch eine Gnadenwirkung dessen zu Stande komt, der ihn gesandt hat; aber nicht auch was Weiß hineinlegt, daß Gott ,damm auch macht, daß die Menschen sich seinem Einfluß hin- geben', so daß Jesus ,blo8 auf den Mangel der objectiven Gnaden- wirkung^, nicht auch ,auf die subjective Ursache eingehen würde.' Das uxueiv ist weder ein verstärktes SiSovat v. 37. 39 {Lcke.)^ noch stelt 68 das BtSovai ,der Vorstellung des iXdeiv entsprechend nur von der Seite dar, wonach es dies Kommen bewirkt' (Weiß)^ sondern es drükt nur die Modalität desselben aus (Mey,)j die in v. 45 durch ein Schrift- wort erläutert wird (God„ LthdL). In der ersten Hälfte des 44. V. antwortet Jesus auf das Murren der Juden: ,6ie würden das Murron lassen, wenn sie bedächten, daß niemand zu ihm kommen könne, so ihn nicht der Vater, der ihn gesandt hat, ziehe'; in der zweiten ,?de- derholt er die von ihnen überhörte und unbeachtet gebliebene Ver- heißung der dereinst von ihm zu erwartenden Auferweckung zu Seele and Leib umfassendem Leben' (Harl), Um übrigens das iXxueiv richtig za verstehen, ist zu beachten, daß Jesus hier wie bei S(So)otv v. 37 nicht Gott als Subject nent, sondern den Vater, der ihn gesandt hat. 17* 260 Joh. VI, 45-*47. Das iXxueiv besteht also nicht in einer Wirknng der göttlichen Gnade, die dnrch die Stimme Gottes im Gewissen dem Menschen das üngenflge seiner Stellung zu Gott znm Bewnfitsein bringt, sondern ist ein darch Heilsthatsachen bewirktes innerliches Hinziehen und Hinleiten der Seele zu Christo, dem Sohne Gottes, welchen der Vater sendet, am der Welt das Leben zu geben. Davon ist in dem v. 45 znr Erlänternng angefahrten Schriftworte die Rede. „Geschrieben steht in den Propheten (d. h. in den prophe- tischen Schriften, vgl. Act 13, 40): Und sie werden alle von Gott ge- lehrt sein." Diese Worte sind gedächtnismftBig freie AnfQhmng der Stelle Je6.54, 13, der auch das xa( angehört; ohne Bezugnahme darauf^ daß der Gedanke anch in Jor. 31, 33 ff. (n. Joel 3, 1 ff.) implicite ent- halten ist. Diese Worte, mit welchen Jesaja die geistliche Herrlichkeit der verklärten Gemeinde im vollendeten Reiche Gottes schildert, führt Jesus an, um den Juden die geistliche Beschaffenheit der wahren Jünger Christi deutlich zu machen. Der Ton liegt nicht auf dem itaviec sondern auf dem SiSaxxol xou Oeou von Gott selbst gelehrt Das Ge- lehrtsein von Gott aber, welches die Propheten von den Gliedern der wahren Gottesgemeinde aussagen, ist dadurch bedingt, daß man von Gott hört und lernt. Demgemäß zieht Jesus ans dem Prophetensprache die Folgerung: „Jeder der vom Vater aus gehört und gelernt hat, der komt zu mir'', um den Juden zu Gemflte zu fahren, daß sie nicht vom Vater gehört und gelernt haben. In dem Gelehrtwerden von Gott be- steht der Zug des Vaters zum Sohne, nicht blos die erleuchtende Seite des iXxueiv {Mey,)\ denn das Prophetenwort fQhrt Jesus an, um den Juden aus der Schrift, als der auch von ihnen anerkanten göttlichen Autorität, zu beweisen, weshalb sie nicht zu ihm kommen. — V. 46. Vom Vater hören und lernen kann man aber nur durch Vermittlong des Sohnes, der Gott gesehen hat. „Nicht daß den Vater jemand ge- sehen hat, außer der von Gott her ist, der hat den Vater gesehen" oux ^ti für oux ipo) oxi, ygh ßuitmann, neutestl. Gramm. S.318 f. Kit diesen Worten beugt Jesus der Mißdeutung vor, daß die göttliche Be- lehrung sich auf unmittelbare Gottesoffenbarung beziehe» zu der man ohne seine Vermittlung gelangen könne, so daß man auch ohne den Glauben an ihn von Gott gelehrt und des ewigen Lebens teilhaftig werden könte. Auch der Zug des Vaters zum Sohne ist durch Christnm vermittelt, o äv icapa tou freou sezt die Präexistenz Christi bei Oott voraus, bei welcher er den Vater gesehen hat, von dem er ausge- gangen und in die Welt gekommen ist (16, 27 f.). V. 47 — 50. Nachdem Jesus so den Juden gezeigt hat, daß sie keinen Grund haben darüber zu murren, daß er Glauben an seine göttliche Sendung fordere, nimt er das Wort, daß nur der Glaube an ihn ewiges Leben gebe, wieder auf, um es mit feierlicher Betenemng als die unerläßliche Bedingung des Heils darzustellen. V. 47. „Wa^ lieh, warlich, ich sage euch, wer glaubet hat ewiges Leben.^* kiotsmdv ohne den Zusatz eU ifti sagt er, um das Glauben als die Hauptsache zu betonen. Das ewige Leben aber ist in seiner Person gegeben. Dies Job. VI, 48-61. 261 sagt er mit der Wiederholang des Satzes: „Ich bin das Brot des Le- benfl^' (y. 48), mit dem er sich y. 35 aof ihre Bitte, ihnen allezeit das Brot Gottes zn geben, als das Brot, welches der Welt das Leben gibt, bezeugt hat. Dies müssen sie glauben, ihn im Glauben als das Brot des Lebens aufnehmen. Denn (y. 49) das Manna, welches die Väter in der Wfkste gegessen, gibt keine Kraft ewigen Lebens. Die Väter sind g^torben. — V. 50. Dies ist das Brot, welches yom Himmel herab- komt, daß wer yon demselben ißt nicht stirbt ouxo; mit folgendem iva wie y. 29 : yon dieser Beschaffenheit ist das Brot, daß der yon dem- selben Essende nicht stirbt Dagegen bezieht H^eijf ouxo^ auf 6 £pToc T. C(D% y. 48 znrflck nnd läßt iva yon xaxaßaivoiv abhängen: ,das Le- bensbrot yon dem ich gesagt habe, daß ich es sei, ist da^enige welches vom Himmel herabsteigt, damit man yon ihm esse and dann lebe.' Allein 6 ix xoS oupavou xaxaßaCvcov läßt sich nicht so yon 6 ipxoc treonen, daß man xaxaß. zam Prädicate erheben and das Participiam ins Präsens xaxaßaivei oder Perfect xaxaßißtjxe umsetzen kann: dies Brot ist yom Himmel herabkommend oder herabgekommen, damit der davon Essende nicht stirbt. |aiq diro&ay|Q als Gegensatz des aiciftavov V.49 negirt nicht Mos ein Sterben, wie es die Väter getroffen hat {f^eifi) d. h. den leiblichen Tod, sondern ein Sterben, dem keine Aaf- erstehong zu ewigem Leben folgt (y. 39). Denn daß Jesus nicht, wie God. meint, hier u. 8, 51 fftr die Gläubigen den leiblichen Tod in Abrede stelt, zeigt schon y. 40, wo er yon dem an ihn Glaubenden sagt, daß er ewiges Leben hat (schon gegenwärtig im Glauben) und doch hinzusezt: ich werde ihn am jüngsten Tage auferwecken, also den leiblichen Tod der Gläubigen yoraussezt. In y. 51 wird durch Zusammenfassung der beiden Aussagen y. 48 und 50 die bisherige Erörterung abgeschlossen und daran im dritten Satz eine nene Aussage über das Essen des Brotes angefügt „Ich bin das lebendige Brot, das yom Himmel herabgekommen; wenn jemand ?on diesem Brote isset, wird er in Ewigkeit leben.^' o Ccuv d. h. das Leben in sich habende und die Kraft es den Gläubigen mitzuteilen besitzende Brot, xaxaßa; im Unterschiede yon xaxaßaivoiv y. 50, weil bier von seiner Person, die yom Himmel herabgekommen ist, dort yon der Eigenschaft des Lebensbrotes die Rede ist Ct)oet eU xov aloo> Fntnr). Hiernach ist r^ oapE (iou Prädicat nnd d Spioc Sabjeet, nicht umgekehrt ij aapS |jl. Snbject n. d apxoc Prädicat, wie Lthdt. meint. Denn nicht von seinem Fleische will Jesus aassagen, daß es das Brot ist, welches er geben wird, sondern von dem Brote, von dem er bisher geredet und an dessen KieBnng er das ewige Leben geknflpft hat (v.51^), sagt er nun aus, daß es sein Fleisch ist, in seinem Fleische besteht. Dagegen behauptet Wei^ nach dem Vorgänge von ICäng (Stu- dien u. Krit. 1836. S. 142 f.): t) oapE (lou könne nur Apposition zn d £pxoc cet, sein, weil uirip x^< to5 xda^iou Cco^ic wegen des dazwischen stehenden ^axiv unmöglich noch mit iq oapS (aou verbunden werden könne. Allein man sieht gar nicht ab, weshalb das iorCv die begrifllichc Verbindung des uiräp x^^ — Cco-^c mit iq oap6 |iOi> unmöglich machen solto, da man leicht ans dem vorhergehenden ov i^m Scoam das Binde- glied 7]v ifii Scooci), welches als erläuternde Glosse in viele Hdschrr. gekommen ist, ergänzen kann. iq aapE (lou kann schon aus dem Onmde nicht Apposition zu d apxo(; sein , weil es eine so wichtige Bestimmung enthält, die nicht in der Form eines blosen Anhängsels eingefthrt sein würde. Der Ausspruch Jesu, daß er sein Fleisch als Brot des Lebens der Welt zu gute gibt, wird von vielen Ausll. von der Hingabe seines Le- bens in den Tod verstanden. ^ Noch Weifi erklärt: ,wenn Jesus sein Fleisch d. h. die materielle Substanz seiner Leiblichkeit oder sein leib- lich sinnliches Leben als das Brot bezeichnet, welches er geben werde, so kann dabei nur an die Hingabe in den Tod gedacht sein, da jenes insofern der Welt zum Besten gereicht, als die Hingabe seines Lebens in den Tod die Welt mit Gott versöhnt (1 Joh. 4, 10) und so vom Tode errettet. Eben darum könne auch sein in den Tod gegebenes Fleisch als das Brot, das er geben werde, bezeichnet werden, d. h. als ein so unbedingt wie das Nahrungsmittel des Brotes zum Leben erforderliches Mittel, ein Lebensmittel freilich in anderem Sinne als es das tägliche Brot ist.' Allein diese Erklärung hat weder im Contexte einen Halt, steht vielmehr, wie mit der bisherigen Darstellung Jesu als des vom Himmel gekommenen lebendigen Brotes so auch mit den folgenden Aussagen über das Essen seines Fleisches in Widerspruch, noch ist sie in den Worten: das Brot das ich geben werde ist mein Fleisch, irgend- wie angedeutet. Vom Brote des Lebens, dessen die Gläubigen tdl- haftig werden sollen, ist die Rede; das Fleisch komt als Gabe, die der Gläubige genießt, in Betracht, nicht als eine Thatsache des Lebens Jesu, als ein Thun oder Leiden. Von seinem Tode spricht Jesus weder hier noch in der Antwort auf die Gegenrede der Juden v. 53 ff. Wss er als Brot des Lebens geben wird, ist sein Fleisch, in welchem er sich selbst zu essen gibt, nicht seines Fleisches Hingabe in den Tod. 1) Von Augustin, de doctr, Christ. III, 16: Berengar, de sacra coena ed. Fischer p, 165 ; Melanchtkon, Calvin, Grotms, Calov, Lampe, Flaä, Kuinoel Lücke (1. u. 3. Aufl. des Comm.), Tholuck, Jfeander, Meyer, de JVetU, MüiUr (diss, 1S39J, Tischendorf, fde Christo pane vitae. Lips. 1839 J, Ehrard {Wixt vom Abendmalil I S. 78), Lange, Godet n. A. JoL 71, 51. 52. 268 ov ir{m hmom vom Brote aasgesagt läßt sich nur vom Sarbieten der Speise verstehen. Hiemach kann die Aassage über i^ oap( {loo nicht Ton der Opferang im Tode gefaßt werden, da im Folgenden nicht von dieser, sondern nar vom Essen des Fleisches die Rede ist; vgl. ffcu^L a. a. 0. S. 122 f. n. v. Bofin. Schriftbew. II, 2 S. 247 ff., LthdL, Brckn., Hngstb. ^ Das Fatar %mo«^ weist aach nicht aaf den Tod Christi hin, sondern sezt wie 5<ü08i v. 27 das Essen als zakflnfUg, sofern es vom GUnben abhftngt and nar die, welche zu Jesn kommen, sein Fleisch n essen empfangen, i^ oap( (loo ist nicht die materielle Snbstanz der Leiblichkeit Jesu oder sein leiblich sinnliches Leben, wie die Gaper- naiten es verstanden, sondern die Menschheit Christi nach 1, 14. 17, 2. lJoh.4,2, die sinnenfällige Menschennatar Christi, wie daraas erhellt, daß Jesas für den Aasdnxck: mein Fleisch essen and mein Blnt trinken, in y. 57 den Aasdrack: mich essen braucht. Wie i^ die Person Christi d. i. den fleischgewordenen Logos bezeichnet, so kann das Fleisch Christi nicht blo» seine Leiblichkeit, oder das leiblich sinnliche Leben Jeso, oder seine menschliche Natur gesondert von der göttlichen be- zeichnen. Nur Christus der Gottmensch ist unser Heiland. ,Man isset und trinket die Gottheit in der menschlichen Natur' — sagt richtig Luther (Erl. Ausg. d. W. Bd. 47 S. 387). Der Anschluß des 6icip r^ Tou xoo{ioo ^wfi an iq aapS (jlou fordert nicht die Ergänzung von ir)v iY» (moo>, sondern erklärt sich aus einer Prägnanz des Ausdrucks, nnd uicip — C(o% gibt den Grund und Zweck an, warum es sein Fleisch ist, welches er zur Speise geben wird. ,Er hat Fleisch werden mflssen, als er vom Himmel kam, hat unsere Natur annehmen müssen, in welcher nun seine Herkunft vom Himmel verborgen ist. So muß er nnn auch diese unsere Natur, wie sie zu seiner Natur geworden, uns zur Speise geben, wenn wir sflndigen Menschen das Leben gewinnen sollen' {v. Hofm. S. 249). y. 52 — 59. Das Fleisch und BhU des Menschensohnes ist das Brot des Lebens.^ — Der Ausspruch, daß das Brot des Lebens, welches 1) Auch Kahnis (die Lehre v. Abendmahl S. 111 f. u. im Sachs. Kirchen- Q. Schulblatt 1856. N. 46. S. 374) hat sich entschieden gegen die Beziehung der Worte auf den Tod oder Opfertod Christi erklärt , Zuerst — sagt er — rdn formal angesehen, will es doch nicht einleuchten, wie Christns, nachdem er Toiher seine Person das Brot genant hat, nun einen Act seiner Person du Brot nennen kann. Es ist ebenso wie wenn er, nachdem er vom Brote getproehen hat, nun das Brechen desselben im Sinne von Speise brauchen weite. — Zweitens l&ßt sich durchaus nicht bereifen, wie Christus den Ju- den, die an der harten Bede vom Essen des Fleisches solchen Anstoß neh- men, nicht nur nicht sagen kann, daß nicht von seinem Fleisch und Blut imd vom wirklichen Essen und Trinken die Bede sei, sondern in verstärkten Anadrftcken versichern, daß sein Fleisch nnd Blut wirkliche Speise sei. — Drittens fordert der BemfT der Speise, nachdem ihn Christus auf seine Penon angewandt hat, durchaus ein reales, lebenhaltiges Object. Nun wird der Tod Christi zwar als die Bedinraig des neuen Lebens im N. T. be- seiehnet, aber nicht ahi das Leben sdbst. — Viertens ruht diese Auslegung anf einer mindestens sehr unsicheren Lesart' (t^v eru) Buiocu). 2) y. 52. Zu -djv odpxa hat Lehm, MB BTxl Yerss. auioü zugesezt, das in ruCDl aL fehlt und wol nur verdeutlichende Glosse ist — V. 55. Statt der 1 264 Joh. VI, 52. 63. Jesus geben wird, sein Fleisch sei, war den Jaden so anstößig, daß sie darüber mit einander stritten, wie es möglich sei, daß er sein Fleisch zn essen gebe, weil sie den Ausdruck craß sinnlich verstanden. Sie fdgen aber nicht, wie Weiß behauptet, f ayetv hinzu, sondern ergänzen es richtig aus dem Worte Jesu: wenn jemand von diesem Brote ißt (v. 51). Sie stoßen sich daran, weil sie in Jesu blos den Sohn Josephs und der Maria sehen, von seiner Gottheit nichts wissen wollen. Der Streit dreht sich nicht darum, wie das von Jesu Gesagte denkbar sei, was sie sich in verschiedener Weise zurechtzulegen suchen, sondern darum, daß ouxo^ dieser, der vor ihnen stehende Mensch, sein Fleisch zu essen geben wolle. Ob das Pronomen aotou nach x^v oapxa echt ist oder unecht, macht keinen Unterschied, da nach dem Zusammen- hange Jesu Fleisch gemeint ist. — Weil aber ihr Anstoß an seiner Person lag d. h. daran daß sie ihn nicht als den vom Vater gesandten Heiland anerkennen, so läßt sich Jesus auch nicht auf eine Erklärung des iTttx; Suvaxai, worüber sie stritten, ein, sondern wiederholt v. 53 sein Wort mit der feierlichen Versicherung: „warlich, warlich ich sage euch, wenn ihr nicht esset das Fleisch des Menschensohnes und trinket sein Blut, so habt ihr nicht Leben in ench.'^ Um ihnen aber über den Anstoß an seiner menschlichen Person hinwegzuhelfen, wählt er fOr mein Fleisch den Ausdruck: das Fleisch des Menschensohnes, die pro- phetisch messianische Selbstbezeichnung seiner Person, und fügt das Trinken seines Blutes hinzu, woraus sie erkennen selten, daß er.nicht seine materiell leibliche Substanz meine. Der bildliche (metaphorische) Gebrauch des £ssens und Trinkens konte den Zuhörern aus dem A. T. bekant sein, da schon in Prov. 9, 5 die Weisheit spricht: ,Kommet und esset mein Brot und trinket den Wein, den ich mische.' Femer konte die Nennung von Fleisch und Blut ihnen deutlich machen, daß er nicht sein materielles Fleisch meine, sondern sein menachüches Wesen. Denn oap£ xoi al}xa ist Bezeichnung des Menschen nach der sinnlichen Seite seines Wesens, in Sir. 14, 18 ifsvea aapxoc xal atjAaxoc Umschreibung des menschlichen Geschlechts (vgl. Mtth. 16, 17 u. die Erkl. j. St. 1 Kor. 15, 50. Gal. 1, 16. Eph. 6, 12 u. Hehr. 2, 14), und im Rabbinischen häufig verstärkter Ausdruck für das alttest. "nc^, hervorgegangen aus der Vorstellung, daß das Blut das eigentliche Le- ben (die Seele) des Fleisches ist. Gen. 9, 4 f. Lov. 17, 11. Demnach ist „Fleisch und Blut des Menschensohnes'' Umschreibung der Person des Messias nach seiner irdischen Natur. Dagegen hat man eingewandt, daß dies nur von der Zusammensetzung beider Worte gelten könne, die Trennung von beiden aber bei aifxa notwendig auf den Tod und zwar den gewaltsamen Tod hinweise (Lcke,, Weiß), Aber mit Unrecht. Die Verteilung der beiden Worte in parallelen Satzgliedern ist keine ßec. aXr^^JC nach K*2'rAA al haben Griesh. u. Tisch, 8 nach ^^BCKlTai,, Sahid,, Copt, Armen., Clem,, Oriq, al, beide Male aXyjftiJc als die schwierigere Lesart aufgenommen. In v. 58 fehlt upiwv to iiawa der Reo. (nach rAAIl «/. n. Veras.) in kBCDLT und ist von Tisch, 8 als Glosse aus v. 49 gestrichen worden. Job. VI, 53—67. 265 Trennong, welche die Bedeatnng des Begrifi alterirt. Wie z. B. in ProY. 9, 5 durch die in parallele Glieder verteilten Worte Brot und Wein der Begriff der Nahrang nnd durch essen and trinken der Be- griff des Genießens umschriehen ist, so hier durch Essen des Fleisches und Trinken des Blates die NieBung der menschlichen Nator Christi, und bei Blut ebensowenig an vergossenes Blut als bei Fleisch an ge- schlachtetes oder in den Tod gegebenes Fleisch zu denken. Noch weniger läßt sich mit Lcke. das Fleisch auf das heilige Leben Jesu und das Blut auf seinen Tod beziehen. — Vom Essen und Trinken seines Fleisches und Blutes macht der Herr in den Worten oux sj^exe Ca)>)V iv iautoii; den Besitz des Lebens, nämlich des ewigen Lebens (v. 54) abhängig, nicht vom Glauben, ,sofem der Glaube (mit dem das ewige Leben gegeben ist) sich erst in der Ueberzeugung von der Heüsbe- deutung des Todes Jesu vollendet', wie Weiß conteztwidrig aus falscher Deutung des 51. V. einträgt. Die Nießung des Fleisches und Blutes Christi hat zwar den Glauben zur Voraussetzung, ist aber nicht eins und dasselbe mit dem Glauben an den Herrn. In V. 54 wird dieser Gedanke in positiver Form wiederholt und dabei ^'jfsiv mit dem sinnlicheren Ausdruck xpcoYsiv vertauscht, um das Essen noch stärker als ein wirkliches zu betonen. Dem Essen und Trinken des Fleisches und Blutes Jesu wird hier dieselbe Wirkung zu- geschrieben, welche in v. 40 an den Glauben geknüpft ist, der Empfang des ewigen Lebens und die Auferweckung am jüngsten Tage. Daraus folgt aber nicht daß Glauben und Essen einerlei sei {ThoL)j oder daß das Essen und Trinken der Sache nach die Vollendung des Glaubens ist ( Weijf), In v. 40 ist der Glaube als die Bedingung für das ewige Leben genant, insofern als der Sohn nur dem, der an ihn glaubt, sein Fleisch und Blut zu essen und zu trinken, als Speise und Trank für ewiges Leben gibt. — In v. 55 sezt Jesus begründend hinzu: „denn mein Fleisch ist wahre Speise und mein Blut ist wahrer Trank.'' aX7)&i}c wahr im Gegensatz zu irdischer Speise, wie das Manna war (v. 58), die nur das leibliche und zeitliche, nicht das währe d. i. geist- liche und ewige Leben nährt — V. 56. Dies ist aber sein Fleisch und Blut, weil es als Mitteilung seiner gottmenschlichen Person in bleibende Lebensgemeinschaft mit ihm sezt. „Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, bleibt in mir und ich in ihm." Das Bleiben in Christo und Christi in denen, die sein Fleisch und Blut genießen, ist die reale Lebensgemeinschaft, welche die Dogmatiker unio mystica cum fideH komme nennen, darin bestehend, daß der Mensch sein natürliches Wesen aufgibt und Christi Wesen in sich aufnimt; der Sache nach das- selbe, was Paulus das Leben Christi in den Gläubigen nent Gal. 2, 20; nur ist das Bleiben in Christo ein specifisch Johanneischer Ausdruck, der in 15, 4 ^ 17, 23 vgl. 1 Job. 2, 24. 3, 6 u. 24 weiter ausgeführt ist — V. 57. Diese Wirkung beruht ihrem innersten Grunde nach in dem Lebenszusammenhange des in die Welt gekommenen Menschen- sohnes mit dem lebendigen Vater. „Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird wer mich isset, 26( JoL VI, 67—60. auch der leben um meinetwillen/^ o Ctt>v icaxrip der Vater, der ihs Leben in sich hat, vgl. 5, 26. Sia tov icat^pa nicht: dnrch den Vater {Beza, de W, n. A.), sondern: wegen des Vaters, d. h. aber nicht: weil der Vater lebt, sondern weil er den Lebendigen zum Vater hat (v. Hofm. Schriftbew. II, 2 S. 251), den, der das Leben in sich trflgt, von dem also der Sohn, den er gesandt hat, das Leben empfängt, daß er es in sich habe (5, 26) nnd anderen mitteilen könne. Anf Grand dieses Verhältnisses Qiristi zum Vater, vermöge dessen er am Leben des Vaters teilhat, kann er denen, die ihn als Lebensspeise in sich aof- nehmen, Leben nutteilen, daß sie leben, hi i|U weil sie mich zar Speise haben. Mit y. 58 kehrt die Rede zn ihrem Anfange znrfick nnd rundet sich so passend ab. outoc iottv h Spt. dies d.h. von solcher Beschaffen- heit ist das Brot, outoc weist anf das znrfick, was Jesns von sich als Lebensbrot nnd von seinem Fleische und Blnte als lebengebender Speise gesagt hat; nicht blos anf v. 57, wo die Rede zn v. 51^ zurfickgekehrt ist {iVeiß)^ wie schon daraas zn ersehen, daB auch das v. 49 vom Manna Gesagte wiederholt wird. Mit o xpfo-jfov cet wird die Wirkung dieses Brotes nochmals, wie v. 51^ angegeben, um die Re(fe abzu- schließen. — In V. 59 bemerkt der Evangelist nachträglich , daß Jesns diese Rede in der Synagoge zu Capemanm gehalten, offenbar in Hin- sicht anf die epochemachende Bedeutung, welche sie laut v. 60 ff. für die fernere Wirksamkeit Jesu in Galil&a hatte, tauxa geht anf alles von V. 26 an Gesagte, iv ouva^coY'^ ohne Artikel, weil die Orteangabe nachfolgt. V. 60— 66. Das Aergemis an der harten Bede.^ — V.60. Wie die Juden schon fiber das Wort Jesu, daß er das vom Himmel herabgekommene Brot des Lebens sei, murreten und darfiber stritten, wie er ihnen sein Fleisch zu essen geben könne (v. 41 u. 52), so nahmen auch viele seiner Jfinger an dem Ausspruche, daß wer lücht sein Fleisch esse und sein Blut trinke, nicht das ewige Leben empfange, Anstoß, so daß sie sprachen: „Hart ist diese Rede, wer kann sie hören ?'^ oxXvjpo« hart^ nicht schwer verständlich, dunkel (Chrys., Euthym., Grot, Olsh,\ sondern, als Gegensatz von (laXax^c suavis s.v.a. unangenehm, widrig, anstößig. Das Anstößige lag aber weder in dem Gedanken an seinen blutigen Tod {Lcke,, de W., Ehr., Bg.-Cr., Mey.\ von dem er gar nicht geredet hatte, noch in dem Widerspruche, in welchem seine Rede mit allen ihren Vorstellungen, Wünschen und Hoffiiungen stand {Weigf)^ noch in seiner wahren Gottheit^ daß er alles sein will und sie nichts sein sollen (Hngsth.)^ sondern darin, daß er das Heil, das ewige Leben von dem Genießen seines Fleisches und Blutes abhängig machte, und zwar nicht, weil sie dies buchstäblich und 1) In V. 63 hat die Bee. nach FAA u. anderen jfingeren Codd. XoXcu, wo- für tuBCDKLTüJi al. XsXdXTjxa bieten, welches Griesb., Scholz, Tisch, 8 mit Recht aufgenommen haben. V. 65. Das jioo bei Tcaxpo; der Bec. hat Tische nach tiBC*DZT aL gestrichen, und in v. 66 ouv nach toutou nur ans t^D u. Minusk. aufgenommen, während es in BCLT fehlt Job. VI, 61. 62. 2CT (leisclilich verstanden (August, Grotj Keim, Goä.)^ denn dies thaten nicht einmal alle Jaden (v. 52), sondern wegen der nachdrflcklichen Art, mit der er ihnen den Gennß seiner Leiblichkeit, bei der ihnen nnr seine sinnenftUige Natnr vor Angen stand, znmntete (Brckn., LthdL), Diese Rede — meinten sie — könne niemand ohne Aergemis anhören. (ia97)ta( sind flbrigens Anhänger Jesn im weiteren Sinne, von denen v. 67 die Zwölf unterschieden werden. — ¥.61. Diese Stim- mung, die sich in Murmeln Aber seine Rede (ifo^YoCeiv itepl toutoo) Luft machte, erkante Jesus iv 4aux({) bei sich selbst d. h. ohne Mit- teilung darflber, als Herzenskflndiger, und sagte ihnen: „Dies ftrgert euch^* (gereicht euch zum Anstoß des Glaubens an mich)? Y. 62. „Wenn ihr nun sehet den Menschensohn auffahren dahin, wo er früher war?^^ Diese Worte enthalten eine Aposiopese in bewegter Rede, wo- bei die Ergänzung des unausgesprochenen Nachsatzes den Hörern an- heimgegeben wird. Zu ergänzen ist im aUgemeinen t( ipeixe; {Nannus, Euihym.)y was werdet ihr dann sagen? Die nähere Bestimmung aber ist streitig, und hängt zum Teil von der verschiedenen Auffassung des avaßa(v6iv ab. Lcke», de W,, Bg,'Cf\, Mey, verstehen ivaß. vom Tode. 6^en den Sprachgebrauch, auch wenn man mit Mey. den Tod ,nach dem Wesen der sieghaften Vollendung aus dem Bewußtsein heraus*, oder mit Weiß als das definitive Scheiden von der Erde, welches jede Erfüllung der irdischen Hoffiiungen der Jflnger abschneide, verstehen wolte. avaßaiveiv gegenflber dem xataßaiveiv (v. 33. 38. 41 f. 52) be- zeichnet die Himmelfahrt, ?de der Zusatz oicou -^v to icpoxepov außer Zweifel sezt. So nach dem Vorgänge der Echw. Olsh., Kdhnis, Harleß, Ehr,, Bäuml., Hngsth,, God., Lthdt u. auch Ifigf. Dagegen begründet weder der Umstand, daß Johannes die sichtbare Himmel- fikhrt nicht erzählt {Mey.)^ noch die Thatsache, daß nach der Ueber- lieferung (Act. 1, 9) nur die Apostel Zeugen derselben waren, einen stichhaltigen Einwand. Johannes kent die Himmel&hrt nicht nur, son- dern deutet sie auch in dem Worte Jesu 20, 17 an; und daß er das Factum nicht erzählt, ist wie die Nichterwähnung der leiblichen Geburt und der Taufe Jesu aus dem Charakter seines Evangeliums zu erklären. Der Einwand aber, daß nur die Apostel, nicht alle galiläischen Jflnger Augenzeugen der Himmelfahrt Christi waren, wflrde nur dann von Be- deutung sein, wenn decop^xe mit Mey. vom Sehen mit leiblichen Augen verstanden werden mflBte; eine Annahme die schon durch 4, 19 wider- legt und auch von Weiß fflr unberechtigt erklärt wird. Sodann redet Jesus hier nicht blos ,zu der (nach v.66 später abfallenden) galiläischen JlkngerschaftS wie Weiß behauptet, sondern zu allen seinen Jflngem mit Einschluß der Apostel. Auch fielen nicht aiie galiläischen Jünger, sondern nur iroXXoC (v. 60 u. 66) von ihm ab; endlich haben nicht blos die Zwölfe, sondern nach 1 Kor. 15, 6 mehr als fünfhundert Jflnger in Galiläa den Herrn nach seiner Auferstehung gesehen, und zwar als den Verklärten, der nicht mehr der Erde angehörte, sondern bereits im Himmel war; und seine sichtbare Himmelfahrt solte den Zwölfen nicht sowol seine RUkkehr zum Vater beweisen, die sie doch nicht sehen 268 Joh. VI, 62. konten, als vielmehr nur den Abschluß der leiblich schanbaren Er- scheimmgen des Verklärten bezeugen, daß sie davon Zeugnis ablegen konten. Hierzu komt, daß der Ton nicht auf dem avaßalvovxa öe to- pfte Uegt, sondern auf dem Zusätze oicou -^v x^ icpoxepov. Wo aber Christus früher d. h. vor seiner Menschwerdung war, das hatte er deat- lieh genug gesagt, indem er sich nicht nur als das warhaftige Brot vom Himmel bezeichnet (v. 33. 50 u. 58), sondern auch unmißverständlich erklärt hatte: „Ich bin aus dem Himmel herabgekommen^^ (v. 38). Hiemach komt weniger der sichtbare Hergang der Himmelfahrt in Be- tracht, als vielmehr das Ziel derselben, die Rükkehr in den Himmel zum Vater in den Stand der Herrlichkeit, in welchem er als der Logos vor seiner Menschwerdung sich befunden hat. Wenn aber Jesus in Erwiderung auf das Aergemis, welches die Jünger an dem Ausspruche über die Notwendigkeit des Essens seines Fleisches und des Trinkens seines Blutes zur Erlangung des ewigen Lebens nahmen, auf seine Himmelfahrt und Rükkehr zum Vater in den Stand der Herrlichkeit oder der Verklärung seiner gottmenschlichen Nator als eine Thatsache der Zukunft hinweist, so kann er die Himmelfahrt nicht als ein Factum erwähnt haben, an welchem sie noch größeres Aergemis nehmen würden. Denn die Himmelfahrt konte keinem der sie sah Anlaß zum Irrewerden im Glauben an Jesu göttliche Herkunft geben, sondern die Augenzeugen derselben nur im Glauben an ihn, als den Sohn Gottes befestigen. Für die Behauptung aber, daß die Beziehung der Worte auf Jesu Himmelfahrt ,ezegetisch schlechterdings unhaltbar^ sei, hat Weiß einen stichhaltigen Grand nicht beigebracht. Der Hin- weis auf Winer, Gr. §.64 II u. Friizsche Conject. p.22. 31 kann hierfür nicht gelten, weil beide a. a. 0. nicht erwiesen haben, daß bei Apodo- pesen der zu ergänzende Satz immer eine Steigerung des ausgesproche- nen Gedankens enthalten müsse. Und die Bemerkung: ,daß die Er- gänzung: werdet ihr alsdann noch Aergemis nehmen? schlechthin un- möglich sei, da dies notwendig durch eine gegensätzliche Partikel (aXXöf statt ouv) angedeutet sein müßte', wäre nur in dem Falle beweis- kräftig, wenn Jesus den Gegensatz hätte bestimt hervorheben müssen, was sich nicht begründen läßt. Jesus will den Jungem gar nicht direct sagen, dann werdet ihr nicht mehr Anstoß an meiner Rede nehmen, sondern weist auf seine Himmelfahrt nur hin als auf eine Thatsache, die geeignet sein wird, das Verständnis seiner Worte zu ermöglichen. Da die ausgesprochenen Sätze Fragen enthalten, so kann auch der un- ausgesprochene nur Frageform haben: was werdet ihr dann sagen oder werdet ihr dann noch Aergemis nehmen? Die Andeutung, die in dieser nicht ausgesprochenen Frage liegt, soll nach der treffenden Bemerkung von Harl S. 128 den Jungem , zugleich Glaubensprobe bleiben. Die Frage heißt soviel als: denkt doch nicht an mein Fleisch und Blut in der Diesseitigkeit meines Niedrigkeitsstandes, denkt an beides in der Jenseitigkeit meines Herrlichkeitsstandes. Und ob sie nun das damals fassen mochten oder nicht, so war doch hiermit der Punkt der Ver- kehrtheit, das blose Verbleiben bei der Gegenwärtigkeit des vor ihren Joh. VI, 63. 269 Augen stehenden Menschensohncs aufgedekt, in welchem der Grund ihres Aergemisses lag/ Die Richtigkeit dieser Auffassung wird bestätigt durch v. 63: „Der Geist ist das lebendigmachende, das Fleisch nützet nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist and sind Leben.'^ Der erste Satz enthält einen Ausspruch von aUgomeiner Giltigkeit, von dem Jesus im zweiten Satze die Anwendung auf seine Rede macht. Der erste Satz wird aber sehr verschieden gedeutet. Jesus will damit seinen Anhän- gern nicht den Ungrund ihres Anstoßes aufdecken, wonach der Satz in lebhaftem Affecte asyndetisch angereiht und bei icveu(ia und oapS an den Geist und das Fleisch Christi zu denken wäre, sei es in dem Sinne, daß to icveufia das geistliche, iq adpi das ungeistliche oder sinnliche Ver- ständnis seiner Rede bezeichnete {Chrys., Euihym., Lampe, Klee u. A.), oder so daß mit to irveu|ia der geistige Genuß, mit \ aapS der mate- rielle, sog. capemaitische Genuß gemeint wäre {TerlulL, AuffusL^ Calv., GroL, Oish. n. A.). Diese beiden Deutungen sind schon deshalb als irrig abzuweisen, weil sie die Worte contextwidrig beschränken und die Be- ziehung auf das Abendmahl willkürlich eintragen. In der Anwendung der Worte auf die Person Christi kann auch to icveufia nicht die gött- liche and IQ aap^ nicht die menschliche Natur Christi bezeichnen, denn die menschliche Natur Christi steht zur göttlichen nicht in einem Ge- gensatze, daß von der oap( das oox a>f sXei ouS^v ausgesagt werden könte. Damit würde Jesus auch dem widersprechen, was er vorher mit feierlicher Beteuerung gesagt hat, daß sein Fleisch eine wahre Speise und sein Blut ein wahrer Trank sei, der das ewige Leben gebe (v. 55). So weit der Aussprach auf Christum anzuwenden ist, soll er die irrtümliche Vorstellung von Christo, die an der Aeußerlichkeit seiner irdischen Erscheinung haftend nur den Menschen von Fleisch und Blut in ihm sieht, abweisen und im Zusammenhange der Rede nur den Sinn haben: Denket bei dem, was ich über das Essen meines Fleisches und das Trinken meines Blutes gesagt habe, nicht an meine gegenwärtige irdische Erscheinung, sondern denkt an den Stand der Herrlichkeit, ans dem ich vom Himmel herabgekommen bin und in den ich bei meiner Aufihhrt wieder eingehen werde. Die Worte stehen im engsten Zosammenhange mit dem vorhergehenden Hinweise auf seine Rükkehr in den früheren Stand der Herrlichkeit und sollen in diesem Zusam- menhange den Anhängern Jesu die Möglichkeit des Verständnisses sei- ner Rede näher bringen. — Die Worte: ,das Fleisch nützet nichts^ sollen ihnen klar machen, daß bei dem, was er vom Essen und Trinken seines Fleisches und Blutes gesagt hatte, nicht an das Fleisch seiner irdisch-sinnlichen Natur, seiner materiellen Leiblichkeit zu denken sei, sondern daß er von dem Fleisch und Blute d. h. von der Leiblichkeit des vom Himmel herabgekommenen und wieder in den Himmel zurük- kehrenden Sohnes Gottes, welches von dem lebendigmachenden Geiste darchwaltet ist, geredet hat ,Das irveü|ia ist seine Innerlichkeit, die oap( seine Aeußerlichkeit als die gegenwärtige Weise seiner Menschen- natur^ (JLihdU). Der Geist, der Christo als dem fleischgewordenen 270 JoiL VI, 63. Logos einwohnt, ist to C(i>oicoiouv das Leben wirkende Prindp. Das sollen seine Jünger bedenken. Da er den Greist ohne Maß beaizt (3, 34), so sind anch seine Worte Geist, nnd da der Geist Leben wirkt, so sind sie anch Leben, xa ^i^piata a ifm XekakipLa sind znn&chst die Worte, die Jesus in der Synagoge zu Capemaum geredet hat Darauf weist das Perfectnm als die meist beglanbigte Lesart hin, obwol das von dieser Bede Gesagte von allen Worten Christi gilt i^A ist betont: Ich, der vom Himmel gekommene nnd in den Himmel an&hrende Menschensohn. Meine Worte haben Geist nnd Leben zum Inhalt und wirken anch Geist und Leben. Wer dieselben im Glauben erfaßt, der empfängt Christum, das Brot des Lebens, der sich ganz in seiner ver- klärten Leiblichkeit den Glftubigen zu eigen gibt, so daB sein Geist unseren Geist mit der Kraft zu ewigem Leben erflllt, daB wir ihm ähnlich werden, den Tod, der durch die Sttnde in unsere Natur einge- drungen ist, überwinden und am jüngsten Tage zu ewigem Leben aof- erwekt werden, indem Christus den irdisch sterblichen Leib onserer Niedrigkeit wandeln wird zur Gleichgestalt mit dem Leibe seiner Herr- lichkeit (Phü. 3, 21 vgl. mit 1 Kor. 15, 44. 49 u. 2 Kor. 3, 18). Um übrigens die bisherige Erklärung dieser Bede Jesu zu vervoll- ständigen und weiter zu begründen, haben wir noch die Frage zu er- örtem, wie sich das von v. 51 an über das Essen und Trinken seines Fleisches und Blutes Gesagte zur Stiftung des heil Abendmahls verhält Ueberblicken wir die Geschichte der Auslegung, so finden wir darüber drei Ansichten, indem viele AuslL die Beziehung der Vv. 51 — 58 auf das Abendmahl in Abrede stellen, andere die Worte vom Abendmahle verstehen, und noch andere beide Auffassungen so vereinigen, daß sie darin die dem Abendmahle zu Grunde liegende Idee ausgesprochen finden. 1. In der alten Kirche haben TeriuU,, Clem. Alex,, Orig., Euseb. u. Athanas, die Bede nicht vom Abendmahle erklart Tert, u. CUm, verstanden oefpS von dem fleischgewordenen Logos, Otig. xl Euseb. Fleisch und Blut von dem Worte Christi, Äthan, unter Fleisch die leibliche, unter Geist die gott» liehe Natur Christi. ^ Auch Augustin, will de doctr. Christ. HI, iß die Stelle V. 53 figürlich verstanden wissen, und erklart traci. in Joann,ÄXVI, 15 u« de civit. Dei XXI, 25, wo er diese Stelle mit dem Abendmahle in Verbindung sest und den Satz ausführt, dai^ Häretiker den Leib Christi nicht genießen, weil sie nicht Glieder am Leibe Christi sind, den Genuß des Leibes und Blutes Christi von der innigen Gemeinschaft der Glaubigen mit Christo f corpus Christi manducare et ejus sanguinem bibere: hoc est in Christo PMnert, ut m iUo maneat et Christus). — Darüber, daß Christus in unserem Cap. nicht vom Abendmahl handle, waren auch die deutschen und die schweiaer Beformatoren einverstanden. ZwingU erklärte den Genuß des Fleisches und Blutes Chrisü von der Aneignung des Todes Christi im Glauben, zog aber 1) TeriuU. sagt de resurr, c, 37: Quia Spiritus et vita sermo, eundem etiam camem suam dixit, quia et sermo caro erat factus, proinde in causam vitae appetendus et devorandus auditu et ruminandus inteüectu et fide dirigendus. Vgl. Clem. AI. Paedag. 1, 6. ; Origen. tom. in Joann. VI §.26. X §. 13 u. ffomii. in Lev. VII §.5.; Euscb. de theol. eeel II c. 12.; Athanas. ad Serap. IV, 19. Joh. VI, 63. 271 in aeiiier AbendmafaMehre ans den Worten: das Fleuch üt niohte nütze (V. 68) den Schluß, daS im Abendmahle von einer Niefiang des Leibes Christi nicht die Rede sein könne. * Luther erklarte, daß y. 63 gar nicht vom Flei- sche Christi handle, sondern vom Fleische flberhaupt. Fleisch und Blut Christi essen nnd trinken heiße an das Fleisch und Blnt Christi glauben.' Cahm stimt mit Zwingli, sofern er nicht das Abendmahl, wol aber Motive des Abendmahls in unserer Bede ausgesprochen findet, nähert sich aber Luther in der Deutung des Fleisches.' Die ConcordUn-YormA unterscheidet eine doppelte mtmdueaUo: eine sacramentaHs beim Genüsse des Abendmahls, und eine spirituaHs, davon Christus Joh. 6 fOmehmlich handelt, welches Essen nicht anders als mit dem G^t und Glauben, in der Predigt und Be- trachtung des Evangelii ebensowol als im Abendmahl geschieht {SoUd, deeiar, p. 660 der Ausg. t. Müüer vom J. 1869). Damit war die Auslegung unseres Cap. für die Dogmatiker des 16. u. 17. Jahrh« entschieden.* Diese bildliche EiUarung wurde auch, als die Exegese das Band mit dem kirchlichen Be- kentnisse löste, noch festgehalten nicht nur von solchen Auslegern, welche 1) So ftchon in seiner ersten Kundgebung über das Abendmahl in der Epistola ad Alberum: Opera ed. Schüler- Schumess III p, 593. Später: Cotn- meni. de vera et fcäaa relig. 1,1. p. 24f). 248. 250. Subs. de euch. p. 33i. JnUea exeg. III p. 435 m ev. Joh. t. FI p. 714. Eben so erklärte Oecolam- padhu in s. Annotat. in ev. Joh. 1533 p. 120. Beide erfahren indeß auf dem Bemer Gespräche den Widerspruch Buraauer's, Pfarrers zu St. Gallen, der hier eine VerheiBung des Abendmahls fand, unter Beistimmung des Schul- meisters Buchstab aus Zofingen und Huter'B, Pfarrers zu Appenzell {Zwingli' a Werke II. Abth. 1. S. 114 tQ. 2) Schon im J. 1520 sprach Luther in seiner Erklärung etlicher Artikel in seinem Sermon von dem heil. Sacrament: ,Daß die Böhmen sich stonen auf den Spruch Joh. 6, 53, schleußt nichts. Denn der Herr sagt nichts vom Sacrament an dem Ort, sondern von dem Glauben in (an) Gottis und des Menschenkind, das ist Christum' (Erl. A. XXVII, S. 73). Auf diesen Punkt kun er in den Abendmahlskämpfen mit den Schweizern öfter zurück, blieb sieh aber in der Grundauffassunff der Stelle immer gleich. S. seine im Text angef. Auffassung von t. 63 in aer Schrift: Daß diese Worte „das ist mein Lob u. s. yr." noch fest stehen 1527 ErL A. XXX S. 78 f. u. Großes Bekennt- niß Tom Abendmahl 1528 (a. a. 0. S. 229 ff.) und Predigten über JoL 6 von J. 1530—32 u. XLVU S. 390. Vgl. nach Luther*s Schreiben an den Land- grafen von Hessen (Briefe, de Wette III S. 510). 3) Cahin sagt imstä. IV c. 17 §. 8: Quibus verbit (Joh. 6, 48. 51) doeet, non modo se vitam esse, quatenus sermo est Bei aetemus, qui e coelo ad nos descendii, sed descendendo vim istam in camem quam induit diffudisse, ut inde ad nos vitae communicatio promanaret. und in ev. sec. Joann, zu v. 51 : Quo- Hes verbum edendi ponit, ad fidem nos hortatur, quae sola facit ut fruamur hoc pane in vitam. 4) Nur CaUxt wagte eine Beziehung auf das Abendmahl anzunehmen, wurde aber von Calov scharf zurechtgewiesen, welcher Biblia ill. zu v. 56 gegen die Pontificü, Calviniani et Novatores Calixtus et Breierus, welche V. 53—55 u. 56 von der S. Eucharistia deuteten, bemerkt: Quod vero hie non de tubstantia s. coenae vel perceptione sacramentali , sed de spirituaH corporis et sanguinis Christi fruiUone, quae ad finem et efficaciam s. coenae pertinet et extra coenam etiam fit, omnibus salvandis in V. et N. Test, necessaria credenda est, vi asseverationis Christi v.35. tum ex concione tota liquet, tum adversus Calixtum et Breierum probavimus, diseussis m eontrarium adductis veterum tetUmoniii in Harmonia Calixtino-Eaeretica p,762 sqq. 272 Job. VI, 63. keine reale Selbstmitteiloog Christi an die Gläubigen anerkennen und das Brot des Lebens oder das Fleisch und Blut Christi teils von der Lehre Christi allein {Kum,) oder von der Lehre Christi und seinem Tode als der Bestätigung der Lehre (Grot.\ oder auch von dem irdischen Dasein und auf- opfernden Wirken Christi für Menschenwohl (Paul), oder von der ganien lebendigen, dem Heile der Welt gewidmeten Erscheinung des Logos im Fleisch samt dem Tode als der Spitzo der heiligen Lebenswidmung {Dar. Schulz, de W„ Brckn., Lücke 2. Ausg.), teils von der lebendigen leiblichen Substanz Christi und deren Hingabe in den blutigen Tod als Versohnungs- opfer (Mey. Weiß u. A.) und das Essen und Trinken des Fleisches und Blutes Christi von der Aneignung der belebenden Kraft seines Todes [Lücke 3. Ä.) verstehen, sondern auch von Schriftforschem, welche im Einklänge mit den Bekentnissen unserer Kirche eine durch den Glauben vermittelte reale Mit- teilung Christi oder geistliche Niei^ung des verklärten Menschensohnes un- abhängig vom Abendmahle annehmen, wie Rodaz (Ztschr. f. luth. Theol. 1843. III S.68), Harleß (ebdst. 1867 S. 116 ff.), v, Hofmann (Schriftbew. U, 2 S.246ff. d. 2. A.) XL A. mehr. 2. Vom Abendmahl scheinen schon Ignatius (ad Ephes. c. 20J und Ire- naeus (adv. haer. IV, 28, 5. r,2,2) diese Rede Christi verstanden zu haben, da sie in der alten Kirche zuerst aussprachen, daß das Abendmahl die Kraft des ewigen Lebens und der Auferstehung in sich trage, was sie nur ans V. 53. 54. 57 u. 58 entnommen haben können. Bestimt hat aber zuerst Cy- prianus (de orat. dorn, ed. Feilp, 147) Job. 6 vom Abendmahle erklärt Diese Erklärung wurde seit Mitte des 4. Jahrb. fast allgemein, so daß CyriU von Jerusalem (or, myst IV, 3, 4J, Basäius d. Gr. (moral. reg, 21 ed. Garnier 11 p, 253), Chrysosiomus (homil 46. 47 ed, Montf. VIII p. 271 ffj, CyriU von Alexandrien (ed.Auheri t. IVp,353f,), Theodoret, Johannes Damasc, (defide orthod, IV, 14), Euthymius, Theophylactus in der griechischen Kirche, HUa' rius von Piciavium (de trinit, VIII, 13) , Atnhrosius u. A. in der abendlän- dischen Kirche ihr folgen. Im Mittelalter war sie, mit alleiniger Ausnahme von Berengar, traditioneU, und wird von den katholischen Auslegern Klee, Maier TL A. noch jezt verteidigt, obgleich das Tridentinnm (Sessio JJJ,lj juxta varias sanctorum patrum et doctorum interpretatUmes die Auslegong freigegeben hat Auch in der protestantischen Kirche haben nach dem Vor- gänge von Calixt in neuerer Zeit bekentnlstreue Lutheraner, wie Scheitel (das Abendmahl des Herrn S. 153), Osier (Ztschr. f. luth. Theol. 1847. IV S. 18 ff.), Kahnis (d. Lehre v. Abendm. S. 126 u. Sachs. Kirchen- u. Schulbl. 1856. Nr. 52 [anders in Luth. Dogmat. III S. 490 f.]) diese Bede vom Abendmahl erklärt und den Genuß des Fleisches Christi darauf be- schränkt. Sartorius (Meditationen üb. die Offenbarungen der Herrlichkeit Gottes in s. Kirche. 1855. S. 137 f.) findet in dem Speisungswunder und der darauf folgenden Bede ein bedeutungsvolles Vorzeichen des heil. Abend- mahls und deutet die Worte ,wie auf eine künffige Hingabe (Soism v. 51) seines Leibes und Blutes am Kreuze, so auch auf eine künftige Mitteüung desselben zur warhaftigen Speisung und Tränkung seiner Jünger (v. 53 ff.), die er ihnen als unausbleiblich und unerläßlich verheißt' Dieser Auffassung ist auch Godet beigetreten, welcher (Comm. zu v. 58) die Ansicht, daB Jena Joh. VI, 63. 273 in dieser Bede auf das heil. Abendmahl anspiele, abweist und darin genau dasselbe Geheimnis unserer völligen Gemeinschaft mit der Person Christi durch IVorte dargestelt findet, welches Jesus in der Einsetzung des h. Abend- mahls durch eine Handlung darstellen wolte. — In anderer Absicht haben Bretsehn,, Hase (s. Gesch. Jes. §.72), Strauß, Weisse, Baur u. s. Schule, Käuffer (bibl. Studien der Sachs. Geistl. Jahrg. IV S. 70 ff.) u. Rückert (das Abendm. S. 235 £f.) die Bede von v. 51^ an vom Abendmahl erklärt, nämlich zum Beweise, daß der Verf. des Evang. diese Beziehung in die Bede Jesu eingetragen habe.' 3. Beide Auffassungen, die geistliche und die sacramentale, combinirt Bengel im Gnom, mit der Erklärung: Jesus verha sua scienter ita formavit, ut siaUm ei semper illa quidem de spirituali fruiUone sui agereni proprie, sed posthac consequenter etiam in augustissimum coenae mysierium, quum id insii- tutum forei, convenireni, Aehnlich haben Boos (Lehre Jesu Christi S. 135), Siorr (Verf. des Communionbuchs) , Lindner (Lehre v. Abendm. S. 40. 241 ff.). Fr. V. Meyer (Blätter f. höhere Wahrheit III S. 185 u. ö), Delitzsch (Ztschr. f. Inth. Theol. 1845. II S. 1 ff.), Besser (Bibelstunden IV S. 397 ff. d. 4. A.), Hngstb., Kahnis (Luth. Dogmatik III. S.489), luthdt.\i.A. unsere Bede eigent- lich Ton dem Empfange und Genüsse der verklärten Leiblichkeit oder gott- menschlichen Persönlichkeit Christi aul^erhalb des Abendmahls verstanden und zugleich eine Beziehung auf das Abendmahl oder einen bestirnten An- schluß an dasselbe angenommen. In dieser Beziehung nent Del. (S. 29) diese Bede den Schlüssel zum Verständnis des Sacraments und die Vorbereitung auf seine Einsetzung, Lthdt. die Voraussetzung des Abendmahls, Kahn. a. a. 0. die allgemeine Grundlage zum wahren Verständnisse des Abendmahls; wäh- rend Hngstb. zu v. 51 (S. 395) die gläubige Aneignung der gottmenschlichen Persönlichkeit Christi für den nächsten Sinn des Essens seines Fleisches er- klärt, deshalb aber die beiden anderen Haupterklärungen, die von dem in den Tod zu gebenden und dadurch zur Lebenspeise zu bereitenden Fleische Christi und die von dem heil. Abendmahle, nicht ganz verwerfen will und sie nur insofern als sie sich der ersten entgegenstellen für falsch hält. — Bichtig ist an dieser Combination — und dies wird auch von v. Hofm.^ u* r. Harleß anerkant — daß Jesus bei dieser Bede, die er ein Jahr vor seinem Todesleiden hielt, schon im Geiste an die Stiftung des heil. Abendmahls ge- dacht hat. Unrichtig aber d. h. dem Wortlaute der Bede nicht entsprechend. 1) Auch nach B. Weiß (zu Mey.'s Comm. S. 294 f.) soll die Wendung des Bildes V. 51^, welche zu aen Ausführungen in v. 53—57 überleitet, nicht die geschichtlich richtige, sondern die Beziehung auf den Versöhnungstod Jesu von dem Evangelis&n eingelegt sein. 2) Hofmann sagt a. a. 0. S. 250: ,Das Essen und Trinken (6, 51 ff.) ist kein mündliches, es ist kein leiblich geschehender Voreans und also nicht eins und dassdbe mit dem Essen und Trinken des heil. Abendmahls. Man kann auch nicht sagen, dessen Wesen oder Idee sei damit bedeutet, wenn- gleich dem Herrn die künftige Stiftung desselben vor der Seele gestanden haben wird, als er davon redete. Es ist aber auch nicht eins und dasselbe mit dem Glauben an den Herrn, sondern ein Empfangen, welches den Glau- ben zu seiner Voraussetzung hat.' Und S. 254: ,Die Bede steht — zum heU. Abendmahle in keiner anderen Beziehung, als daß die Warheit, die darin ausgesprochen ist, die Voraussetzung des Abendmahls bildet/ Kell, Gomment. znm Erang. Joh. 18 274 Job. VI, 63. ist die Annahme, daß Jesus in y. 51^ n. 53—56 von der Idee und dem Wesen des Abendmahls gehandelt und man seine Worte wie eine Vorhersagmig der Stiftung des Abendmahls zu fassen habe. Diese Annahme h&ngt zum Teil mit der oben S. 262 besprochenen Dentung der Worte: „das Brot welches ich geben werde ist mein Fleisch fiir das Leben der Welt" (t. 51^), yon der Hingabe des Leibes Christi in den Tod zusammen. Das richtige Verhältnis der Rede Jesu Joh.6, bes. v. 51^ n. 53—57 zur Stiftang des heil. Abendmahls, wie es am klarsten v. HarL a. a. 0. S. 133 ff. dargelegt hat, ist folgendes: Jesus lehrt in Joh. 6, daB denen, welche seine Worte von ihm als dem Brote dos Lebens im Glanben ergreifen, das Fleisch nnd Blut des Menschensohnes als eine unver- gängliche Speise kraft seines YerheiBnngswortes darch Yermittdimg seines lebendigmachenden Geistes dargereicht nnd von ihnen geistlich mit dem Herzen gegessen wird. Dieselbe unvergängliche Speise wird im Abendmahle nach Christi Einsetzung mit dem Munde leiblich und mit dem Herzen geistlich gegessen. Daraus ergibt sich, daß was im Sacramente des Abendmahls gereicht wird, nämlich Fleisch und Blut des Herrn, nicht allein durch das Mittel des Sacraments, sondern auch unabhängig vom Sacramente durch das im Glauben aufgenommene Wort Christi empfangen und die an diesen Empfang geknüpfte Verheißung ewigen Lebens und der Auferweckung am jüngsten Tage nicht unbe- dingt an den Gebrauch des Sacraments gebunden ist. Konten Fleisch und Blut des Herrn nur im Abendmahl empfangen werden, so würde jeder, welcher des Abendmahls ohne sein Verschulden nicht teilhaftig wird, des ewigen Lebens verlustig gehen und im Tode bleiben. Aber das Wort: „warlich, warlich ich sage euch: werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohncs und trinken sein Blut, so habt ihr nicht Leben in euch" (Joh. 6, 53) wird weder von Christo noch von dem Apostel 1 Cor. 11, 23 — 29 auf das Abendmahl übertragen. Die Rede Christi in Joh. 6 handelt schon aus diesem Grunde nicht vom Abend- mahle, und bietet nur die Grundlage für das volle Verständnis des Sacraments, insofern sie lehrt, daß das Kommen zu Jesu verbunden mit der gläubigen Aufnahme seines Wortes in die Gemeinschaft des verklärten Christus versezt, welche ewiges Leben gibt und die Aufer- weckung am jüngsten Tage verbürgt. Im Sacramente wird zwar auch Leib und Blut des Herrn gespendet als geistliche Speise, welche ewiges Leben wirkt, aber in, mit und unter den irdischen Elementen des Brotes und Weins. Wie aber eine solche Verbindung himmlischer und göttlicher Gabe mit irdischen und mündlich zu empfangenden Elemen- ten möglich sei, ,wie man im Abendmahle Leib und Blut des Herrn zu fassen und als Gegenstand eines nicht fleischlichen, wenn auch mündlichen Empfanges zu denken habe, das würde man nicht anf Grund ausdrücklicher Erklärungen Christi verstehen können, wäre uns nicht seine Rede bei Johannes aufbehalten geblieben* {Harl S. 139). In dieser Hinsicht dient Joh. 6 zum vollen Verständnisse der Stiftung des Abendmahles. In der Darreichung dieser göttlichen Gabe mittelst der irdischen Joh. VI, 63. 275 Elemente des Brotes und Weins besteht aber der Hauptanterscbiod der in Joh. 6 gelehrten and als unerläßlich zur Gewinnung ewigen Lebens dargestelten Nießung des Fleisches und Blutes Christi von der im heil. Abendmahl gespendeten und empfangenen Gabe des Leibes und Blutes Christi. Aus der Yorbindung der himmlischen Gabe mit irdischen Elementen folgt, daß jeder, der das Abendmahl des Herrn genießt, der Gläubige wie der Ungläubige, Leib und Blut Christi empfängt, doch nur der Gläubige zum Segen, der Ungläubige dagegen zum Ge- richL Demnach hängt nicht der Empfang von Leib und Blut des Herrn, sondern nur der Segen dieses Empfanges vom Glauben ab. ^ — Ein weiterer, nicht gering zu achtender Unterschied liegt darin, daß im Abendmahle nach den Einsetzungsworten den Genießenden der für uns in den Tod gegebene Leib Christi und sein 'far uns vergossenes Blut gereicht wird zur Vergebung der Sünden, wogegen in der Rede Joh. 6 Christus die Hingabe seines Fleisches und Blutes in den Tod nicht erwähnt, sondern nur auf seine Himmelfahrt und damit auf die durch Tod und Auferstehung vermittelte Verklärung seiner mensch- lichen Natur hindeutet Durch die Hingabe seines Leibes in den Tod, durch die Vergießung seines Blutes am Kreuze hat der Herr uns Ver- gebung der Sünden erwirkt, ohne welche niemand zu Gott kommen und Leben und Seligkeit erlangen kann. ,Denn was nicht allein Grund- hige aller Heils- und Lebensgemeinschaft ist, sondern was einzig und allein hienieden wie jedem Einzelnen so der ganzen Gemeinde als gegenwärtiger Vollbesitz geschenkt und gereicht werden kann, das ist ausschließlich der Gnadenbesitz der Vergebung der Sünden in dem Empfange des für uns gegebenen Leibes, des für uns vergossenen Blutes* {ffarl. S. 140). Zwar wird uns Vergebung der Sünden auch durch das Wort des Herrn zuteil, wenn wir dasselbe in bußfertigem Glauben ergreifen. Aber da unser Glaube in diesem Leben des Kampfes mit der Sünde in und außer uns angefochten, das Gewissen geängstet und der Seele um Trost bange wird, so hat der Herr im Sacramente des Abendmahls eine Verbürgung unserer Gemeinschaft mit ihm ge- stiftet, in der wir in bioser Kraft seines Süftungs- und Verheißungs- wortes unter Brot und Wein seinen für uns dahingegebenen Leib und sein für uns vergossenes Blut zur Vergebung unserer Sünden empfangen und dessen so gewiß sein dürfen, als es gewiß ist, daß wir mit dem Monde das vom Wort des Herrn gesegnete Brot essen und den vom Wort 1) »Das allerwesentlichBte Untersoheidnngszeichen (der Bede Christi Joh. 6, 51^ u. 53—57 von der Stiftung des heiL Abendmahls) steht darin, d»& der Herr die Gegenwärtigkeit, das Darreichen und Empfangen seines Leibes und Blutes im Sacrament nicht vom Glauben des Empfangers an sein Verheißungs- wort, sondern von der Kraft seines über Brot und Wein, den irdischen Trä- gem seiner Gegenw&tigkeit, gesprochenen Stiftungswortes abhängig macht, und ohne alle andere und weitere Vermittlung seinen Leib und sein Blut in mündlicher Niefiung darreicht. Ob du glaubest oder nicht — in und mit dem Vollzug der sacramentlichen Handlung und in und mit dem Empfang von Brot und Wein reicht der Herr seinen Leib und sein Blut dar.' äarleß S. 141. 18 ♦ 276 Joh, VI, 63. 64. des Herrn gesegneten Wein trinken. Weil Christus unser Heiland die Schwäche unseres Glaubens kent nnd als barmherziger Hoherpriester Mitleid hat mit unseren Schwachheiten, so hat er in der Nacht, da er von seinen Jtlngem schied nnd die Seinen betrübt und zagend hinter sich ließ, sein heiliges Mahl gestiftet zum Tröste seiner Gemeinde und aller Seelen, deren angefochtener Glaube zagt, ob ihm gelinge, Chri- stum in seinem Worte zu ergreifen nnd sein Fleisch nnd Blut zu ge- nießen, als ein Siegel, welches ihnen die Yergebnng der Sünden ver- gewissem soll. Ein Mahl, bei dem wir in Lob, Dank nnd Anbetung den Tod des Herrn zur Sühnnng unserer Sündenschnld verkündigen sollen, bis daß er komt (1 Kor. 11, 26), bis zn jenem Tage, da er das- selbe im Reiche seines Vaters mit den Seinen in neuer Weise halten wird, um sie nach der Auferwecknng von den Todten in den Vollbesitz des gottgleichen ewigen Lebens einzusetzen, Mtth. 26, 22. Mrk. 14, 12 vgl. Apok. 19, 6— 9.1 V. 64. „Aber es sind unter euch etliche, die nicht glauben.*' Mit diesen wehmütigen Worten dekt Jesus schließlich seinen Jüngern den eigentlichen Grund ihres Anstoßes an seiner Rede auf. Die ganze Rede solte eine Glanbensprobe für die Hörer sein. Viele glaubten an ihn nur um seiner Wunder willen, die sie für Beweise hielten, daß er der Messias sei, der ihre irdischen Wünsche nnd Hoffnungen erflillen werde. Dieser an der irdischen Erscheinung haftende Glaube bestand die Probe nicht. Die Forderung, ihn als das vom Himmel gekommene wahre Brot des Lebens zu erfassen, als den Sohn Gottes, der sich in seiner vom Geiste durchwalteten Menschennatur dem Glauben zn eigen gibt, gereichte ihnen zum Anstoß. Ihr Glaube erwies sich als das was er im Grunde des Herzens war, als Unglaube. Etliche (xtvic) unter euch glauben nicht — sagt Jesus mit milder Schonung der Schwachen; denn laut v. 66 waren es viele seiner Jünger, die sich infolge dieser Rede von ihm zurückzogen. Der Evangelist fügt erläuternd hinzu: „denn Jesus wußte von Anfang an, welche die sind die nicht glauben, und wer es ist der ihn verrathen werde.'' iS ^PXTI^ nicht: von Urbe- ginn (Theophyl.)^ auch nicht vom Anfang der messianischen Wirksam- keit Jesu (Lcke., Mey.)^ denn es steht nicht dem Ausgang derselben gegenüber, oder ,vom Anfang ihres oo moteuetv, den Jesus bereits in dem Anstoße sah, den sie an seiner Rede nahmen, und mit dem er in Warhcit begann, während er doch erst in ihrem Abialle (v. 66) offen hervortrat' {Lange, Weiß), Aber war denn nicht schon das Murren über die harte Rede eine offenbare Aeußemng des Unglaubens? iE dpj^Yjc ist der Anfang des Anschlusses der Betreffenden an Jesnm (de W., Bg.' Cr,, ThoL, Hngsih., Lthdt, n. A.). Das ^5si ist nach 2, 24 f. zn verstehen. Die Bemerkung über den Verräther bereitet v. 70 vor, d. h. der Evangelist erwähnt hier bei diesem Anlasse schon, daß Jesus 1 ) Die weitere Entwickelnng dieser Bedeutung des heil. Abendmahls und der daraus sich ergebenden Wichtigkeit seiner Feier für die Gemeinde nnd die Einzelnen in dieser Zeitlichkeit von Christi Himmelfahrt an bis zu seiner Wiederkunft am Ende der Tage, s. bei Harleß a. a. 0. S. 133 ff. Joh. VI, 64. 277 seinen Yerräther von Anfang an kante, weil Jesas laut v. 70 schon da- mals seinen Jüngern sagte, daß einer von ihnen ein 8iGißoXoc sei. Diese Bemerkung über Jndas ist aber nicht mit Auguslin so zn fassen, daß Jesus den Jndas in der Absicht, daß er ihn vorrathe, nnter seine Jünger aufgenommen habe. Noch weniger ist die Bemerkung mit Mey. als ,ein Rückschluß des Evangelisten aus der Unbegreiflichkeit der gräfilichen That* zu denken und für ein ,Urteil^ zu erklären, ,welches insofern zu weit greift, als es statt der gefilhrlichen Disposition das Verbrechen selbst in das anfängliche Wissen legt* (ähnlich auch Lücke 3, Ulhnann Sündlosigkeit Jesu S. 136 ff. der 4. A., de W, u. A.). Daher Ist sie auch nicht mit Weiß dahin abzuschwächen, daß Jesus von An- fang an wußte, wo der Unglaube des Judas, der mit seinem Verratho endete, seinen Anfang nahm. Die Worte besagen einfach und unmiß- verständlich, daß Jesus ihn zum Jünger wählte mit dem Bewußtsein, daß dieser Jünger ihn verrathen werde. Daraus folgt aber weder ,der ungereimte und unerträgliche Gedanke Daub's^ daß er den Jndas iu der Absicht erw&hlte, damit derselbe ihn verriethe' (wie Afey, meint), noch die Berechtigung zu der Annahme, daß Jesus, obwol ihm als Herzenskündiger die Anlage und Neigung des Mannes zu unseliger Entwickelung bekant war, doch die Hoffnung der Ueborwindung dieser Richtung beim Vorhandensein sonstiger apostolischer Befähigung, viel- leicht ganz besonderer geistiger Begabung zur äußeren Vorwaltung (12, 6. 13, 28) nicht aufgegeben habe (i}fey., Weiß nach dem Vor- gange von Kern, Hanptthatsachen 1, 152 ff). Für diese Annahme fehlen nicht nur Schriftzeugnisse, sondern sie läßt sich auch ohne Beeinträch- tigung der Irrtumsfreiheit und fleckenlosen Heiligkeit der Person Chri- sti nur so durchführen, daß man zur Erklärung der allmählichen Ver- eitelung der anfiUiglichen Hoffaung Jesu ein tragisches Verhängnis zu Hilfe nimt, dessen Einzelheiten sich bei dem Mangel an hinreichen- den geschichtlichen Nachrichten über Judas vor seiner blutigen That zu sehr dem Urteile entziehen, als daß die dabei entstehenden Schwierig- keiten gegen die Ursprünglichkeit von v.70 {Weisse, Strauß, Br, Bauer) geltend zu machen wären. Schriftgemäß haben Hngstb. u. LthdL die Aufnahme des Jndas nnter die Apostel erklärt. Nicht in der Absicht, um ihn zum Verräther zu machen, sondern in der Voraussicht, daß er dies werden würde, daß er den durch die Aufnahme in den engeren Jüngorkreis ihm eröffneten Zugang zum Heil nicht suchen, sondern sich zum Verräther entwickeln werde, bat Jesus ihn zum Apostel erwählt Vonseiten Jesu war diese Wahl eine That des Gehorsams gegen den Willen des Vaters, nicht eigenen Beliebens, wie schon daraus zu erkennen, daß Jesus nach Lak. 6, 12 die Nacht vor der Apostelwahl in Gebet zugebracht hat, also auch hierbei der Sohn nur that, was der Vater ihm zeigte (5, 19 f.). Für Judas aber war die Aufiiahme in die Nähe Christi, wenn er sich bekehren wolte, die höchste aller Gnaden. Der Zugang zur Bekehrung stand ihm jeden Augenblick offen; hätte er ihn gesucht, so wäre er zum Heil gelangt. ,Die Meinung, Jesus habe das Verbrechen des Judas 278 Job. VI, 65—67. dadurch nicht befördern dürfen, daß er ihn in seine Geseliichaft auf- nahm, beruht aaf Yerkennnng der in Gott und Christo lebendigen moralischen Weltordnung, welche noch bis auf den heutigen Tag fort- während diejenigen, deren Herz nicht richtig ist, in Lagen verwickelt, in denen die Versuchung an sie herantritt, in denen ihr^ Sflnde ent- wickelt und gereift wird/ Auch ,daß dem Judas der Beutel an?ertraut wurde, woran man Anstoß nimt, falls Christus seinen Charakter durch- schaute, hat seine Neigung zum Geize zur Voraussetzung' {Htigstb,), Nicht ein Fatum waltete über dem untreuen Janger. Die Möglichkeit, das Heil zu erlangen, war ihm geboten. Daß er aber den Umgang mit Jesu nicht benuzte, um die sündliche Neigung 8eine3 iterzons zu flbcr- winden, sondern gegen die ihm erwiesene Gnade sein Herz verstokte, damit hat er es verschuldet, daß seine Wahl zum Apostel ihm zum Verderben gereichte. Nach dem unverbrüchlichen Gesetze der sitt- lichen Weltordnung zieht beharrliches Widerstreben gegen die gött- liche Gnade das Gericht der Verstockung nach sich, daß der Sünder vollends Knecht der Sünde wird und jode neue Gnadenerweisnng das Herz noch mehr verhärtet. So mußte auch die Rede Jesu, in der er Leben und Seligkeit an die gläubige Aufnahme seiner Person knüpfte, dazu dienen, bei Judas die innere Entfremdung zu befördern, weil ihm der Anschluß an Jesu Person nur Mittel für den Zweck der Teil- nahme an der irdischen Herrlichkeit des mcssianischen Reiches war. Diese Entwickelung und Ausgestaltung der Sünde des Verstokten nimt dann Gott in Dienst für den Vollzug seines Liebeswillens. Und dies gilt auch von Judas und seinem Verrathe. V. 65. Mit xal IXeysv wird der Schluß der Rede Jean an die Be- merkung des Evangelisten ({Sei ysp) angeknüpft „Darum (weil etliche von euch nicht glauben) habe ich euch gesagt, daß niemand zu mir kommen kann, wenn es ihm nicht von meinem Vater aus gegeben ist,'' nämlich durch den v. 37 u. 44 erwähnten Gnadenzug des Vaters (iX- xueiv), dem der Mensch sich willig hingeben soll, dem er aber auch in Unglauben widerstreben kann. — V. 66. „Deshalb nun gingen viele seiner Jünger weg zurück und wandelten nicht mehr mit ihm." in TooTou wird meist zeitlich verstanden: von dem an. Dagegen i^richt zwar nicht der Umstand, daß nicht ein Weggehen nach und nach be- schrieben wird {Weiß)^ wol aber die Partikel ouv, die eine Folgerung aus dem Vorhergehenden andeutet und die causale Bedeutung: deshalb fordert, wie 19, 12: Wegen des Anstoßes an der Rede Jesu, infolge dessen zogen sich viele zurück. eU xa oictoco zurück dahin, von wo sie zu Jesu gekommen waren. Der lezte Satz besagt, daß ihr Weggehen kein momentanes war. V. 67 — 71. Das Bekentnia des Petrus.^ — V. 67. Infolge (ouv) 1) Das oi^y der Reo. in v. 68 fehlt in ^BCGKIUAIL al, und ist in fF HM aL wol nnr nach v. 67 coufonnirt — V. 69. Die Bec 6 Xpoioc 6 olo; Toü &eoü in ^rAAIT mit dem Zusätze toü Cävto; in rAAlI aL ist offenbar aus Mtth. 16, 16 hier eingekommen. Die älteren Godd. t^BC*Dl, Iionnvs haben dafür 6 a^to; tou &eou, ebenso Sahid, Copt, nur daD da 6 Xpidio; vor JoL VI, 67--69. 27» des Weggehens vieler seiner bisherigen Anhänger, richtet Jesus an die Zw(ylfe die Frage: „doch nicht anch ihr wollet weggehen?'* Diese Form der Frage l&Bt eine verneinende Antwort erwarten. Als Herzens- kflndiger wcifi Jesus, daß die Zwölf ihn nicht verlassen vollen, aber er fragt sie und stelt mit 0£Xexe den Entschluss in ihre freie Wahl , um sie zum offenen Aussprechen ihres Entschlusses, bei ihm zu bleiben, zu veranlassen; nicht um seinet- sondern um ihretwillen. Denn, wie ßeng. treffend bemerkt, Jesus neminem cogii, atque hoc ipso arciius sihi suos jungit. Dies ist die Absicht seiner Frage, nicht die: in ihrer Ent- scheidung einen Trost zu haben. ,Die Knsis soll auch einen Fortschritt des Glaubens und der Gemeinschaft mit ihm zur Folge haben* [LihdL),^— Y. 68 f. Petrus als der Mund der Apostel antwortet in ihrem Namen: y^Herr, zu wem sollen wir weggehen? Du hast Worte des ewigen Lebens und wir haben geglaubt und erkant, daß du bist der Heilige Gottes.** Das Futur aiceXeu90[i.&da drttkt aus: werden wir jemals gehen? Die Frage hat verneinenden Sinn und der Grund liegt in Jesu und in ihrem Glauben an ihn. Worte ewigen Lebens hast du d. h. deine Worte enthalten und wenn sie gläubig aufgenommen werden wirken sie auch ewiges Leben. Petrus nimt dabei auf die Worte Jesu V. 63 Bezug, zu denen er sich aus innerer Erfahrung bekent. Mögen sie dieselben auch noch nicht in ihrer ganzen Tiefe erfaßt haben, so haben sie doch daraus Jesum als den Heiligen Gottes im Glauben er- kant. T|}jiei; und das ihm gegenüberstehende au haben den Ton: wir unsererseits — du nach deiner Person. Die Perfecta Tcemoxeuxa^i&v und lyvioxaixev bezeichnen den Glauben und die Erkentnis als schon vorhanden. Tremot. ist vor ly^tox. gestelt, während anderwärts (17, 8. 1 Job. 4, 16) ifivcooxeiv dem moxeuetv vorangeht, weil hier ^Y^toxaiAev die aus dem Glauben erwachsene tiefere Erkentnis der Person Christi und seines Heilswerkes ausdrükt, dagegen das dem Glauben voran- 0 otoc eingeschoben ist. Mit Recht haben daher lachm. xl Tisch, 8 6 aj. x. ^, aufgenommen. — In v. 70 hat Tisch, ed. VIII min. 6 'iTjaou; nach Tä\ al. ges&ichen, obgleich es durch v^BCDKL ceU ganz gesichert ist. — Y. 71. Die Lesart laxapiuixrv der £ec. gründet sich nur auf FAAIl u. jüngere Codd., wogegen ^^BCG\\} al. 'laxopionou bieten, bowoI hier als in 13, 26. Nuf in 12, 4 steht 'loy Ja; 6 'loxapiojTTjc nach einfacher Abkürzung, welche die andern Evangelien durchweg haben. 1) Aus der irrigen Deutung des dr^X&ov in v. 65 (s. oben) zieht Weiß nicht nur den nicht minder imgen Schluß, daß die Soene v. 67 — 70 jeden- falls viel später als die zulezt erzählten Verhandlungen falle, sondern auch die weitere ganz grundlose Folgerung, daß die Art, wie Jesus den Abfall der bisherigen Jüngerschaft hier zur Sprache bringe, dem Schriftsteller an- gehöre und nur die Deutung der Frage Mrk. 8, 29 nach ihrer tiefsten Be- deutung sei. Nicht damals zu Capemaum habe Jesus an die Zwölfe die Frage, ob sie ihn auch verlassen weiten, gerichtet; sondern nur später, nach Mrk. 8, 20 auf der Wanderung in der Umgegend von Cäsarea Philippi, sie um das Urteü des Volks und um ihr eigenes Urteil über seine Person be- fragt, wo daun Petrus das angeführte Bekentnis abgelegt habe. — In solcher Weise verwendet Weip die Urmarkushjpothese zur Verdächtigung der War- heit der Johanneischen Geschichtsdarstellung! 280 Job. VI, 69. 70. gehende Erkennen nur an der äusseren Erscheinung haftet. Die Lesart 0 Syio^ tou &80U ist abgesehen von ihrer Bezeugung (s. die krit. Note) auch schon aus dem inneren Grunde der Rec. o Xpioro^ o uloc tou Oeou vorzuziehen, daß diese sich deutlich als aus dem Bekentnisse des Petrus Mtth. 16, 16 von Lesern oder Abschreibern herübergenommen zu erkennen gibt, welche an dem o a^io^ x. 0. vermutlich aus dem Grunde Anstoß nahmen, daß in Mrk. 1, 24 u. Luk. 4, 34 der Dämo- nische Jesum so angeredet hat. Macht ja doch selbst Hngstb. zur Ver- teidigung der Rec. noch geltend: ,Es wäre seltsam, wenn Petrus mit den Besessenen in diesem Ausdrucke übereinstimte, der sich sonst im ganzen N. T. nicht findet^ o Sy. t. Oeou ist weder Messiasname von alten Zeiten her (Bg.'ßr.)j noch Bezeichnung der göttlichen Mission Jesu, also noch weniger als der Name Christus (ffngstb.). Auch bezeichnet es nicht blos Jesum als den ,vonGott durch die ihm verliehene Geistesfülle zum Messias Geweihten^ (^Veiß)y sondern gemäß der Grund- bedeutung von Syioc den, der durch Erzeugung vom heil. Geiste aus dem sündigen Menschengeschlechte ausgesondert und bei seiner Taufe mit dem heil. Geiste zur Ausrichtung seines Amtes gesalbt worden, der sich im Leben und Wandel als sündlos darstolt und als ayioc icai; xou &eou (Act. 4, 27) nicht nur der Folge der Stlnde, dem Tode entnommen ist, sondern auch die Macht über den Tod besizt (Apok. 3, 7). S. m, Erkl. zu Mrk. 1, 24. — Wenn aber Jesus selbst in 10, 36 von sich be- zeugt, daß der Vater ihn geheiligt und in die Welt gesandt hat, so er- sieht man schon aus der Stellung des iQY^aaev vor aiciaTeiXev, das diftaCeiv nicht die ihm verliehene GeistesÄllle ausdrükt, sondern auf seine göttliche Natur hinweist, vermöge welcher er als der Sohn von Gott seinem Vater von dem sündigen Menschengeschlecht abgesondert und der Gemeinschaft der menschlichen Sündhaftigkeit entnommen ist Als solcher kann er Worte ewigen Lebens reden. Seinem Inhalte nach ist also dieses Bekentnis des Petrus dem in Mtth. 16, 16. Mrk. 8, 29 gleich — der Heilige Gottes ist nach 10, 36 u. 1 Joh. 2, 20 einzig und allein der Sohn Gottes — aber nach Zeit, Ort und Veranlassung ist es von jenem zu unterscheiden. V. 70. Jesus antwortet: „Habe ich nicht euch Zwölfe erwählt? und von euch ist einer ein Teufel*'. Nicht um die Frage v. 67 zu recht- fertigen {de ^.), noch ,mit Bezug auf die in den Worten des Petrus liegende Voraussetzung, daß alle wie er dächten* (f^€ij!)j sondern um sämtliche Apostel vor falscher Sicherheit zu warnen. Denn die Antwort gilt weder ausschließlich noch hauptsächlich dem Petrus, sondern den Zwölfen, in deren Namen Petrus das Bekentnis abgelegt hatte. li[w hat auch hier den Ton gegenüber dem ü ufioav, das mit Nachdruck dem tU voraufgestelt ist. oiaßoXoc ein (nicht der) Teufel; nicht Angeber (Theophyl.^ de ^'.), Widersacher, Verräther (Lücke, Bg.-Cr,, Ebr, u. A,), sondern ein Mensch von teuflischer Natur und Gednniing, analog der Bezeichnung des Petrus als Satan Mtth. 16, 23. Das Sub- stantiv ist stärker als das Adjectiv SiaßoXixoc sein würde und besagt mehr als uio; oder xixvov oiaßoXoo (dem Satan verfallen) 8, 44. 1 Joh. Joh. VI, 70. 71. VII-X. 281 3, 10. Es drükt aas: ,was der Teufel für Gott ist, das ist Jadas für Jesus^ {Lihdt.). — In v. 71 sezt der Evangelist erklärend hinza: „Er sagte aber von Jadas Simons des Ischariot^^ iXe^ev xdv wie 9, 19. Mrk. 14, 71. lieber den Namen 'Ioxapi(otY)c s. die Erkl. zu Mtth. 10, 4. Gewöhnlich wird Jadas selbst so genant. Nach der altbezeagten Lesart 'loxapiwTou hier a. 13, 26 hatte schon des Jadas Vater Simon diesen Beinamen, der meist nach dem hebr. ni^^i^ irr» Mann von Kariot, einer Stadt im Stamme Jnda (Jos. 15, 25) erklärt wird. Doch fehlen fflr diese Erklärung sichere Belege aas dem A. T., wo bei den mit o-*k zn- sammengesezten Namen das zweite Wort immer appellativo Bedentong hat. Demgemäß deutet Hngsib. den Namen nach Q'*"));td i2^k Mann der Lügen, wobei nur die Endung ni^ unerklärt bleibt. „Denn dieser solte ihn verrathen, der doch einer von den Zwölfen war*'. IfxeXXev itapa&t- Sovctt nicht: er wolte ihn verrathen, sondern iraditurus erat, er stand in Begriff ihn zu verrathen, nicht als ob er damals schon den Entschluß des Verrathes gefaßt hätte, sondern nach seiner Herzensstellung zu Jesu, die nach göttlicher Fügung unausbleiblich zum Verrathe fahren maßte. S. die Erkl. zu v. 64. — Mit dieser tragischen Bemerkung schließt der Evangelist den Bericht ttber die Erisis, welche Jesu Rede in der Synagoge zu Capernaum herbeiführte. Viele von den galiläischen Jüngern zogen sich infolge dieser Rede von Jesu zurück; die Zwölfe aber erklärten, ihn nicht verlassen zu wollen, da er W^orte ewigen Lebens habe; und doch war unter diesen einer, der ihn ver- rathen würde. 4. Die sieghafte Bezeugung Jesu als Sohn Gottes im Kampfe mit dem Unglauben der Juden. cap. vn— X. Dieser Abschnitt enthält in c. 7, 1 — 10, 21 den Bericht über die Wort- und Thatzeugnisse, welche Jesus von seiner Gottessohnschaft am Lanbhüttenfesto zu Jerusalem vor den Juden ablegte mit Bemerkungen über den mächtigen Eindruck, welchen diese Selbstzeugnisse auf die Volksmenge und auf die jüdischen Oberen machten, und in c. 10, 22 —39 den Bescheid, welchen Jesus am Enkänienfeste den ihn umringen- den Juden auf das Verlangen, ihnen offen herauszusagen, ob er der Messias sei, erteilte, worauf Jesus sich nach Peräa zurückzog (10, 40 —42). — Der Bericht wird eingeleitet mit Darlegung der Umstände, unter welchen Jesus nach längerer Wirksamkeit in Galiläa sich wieder nach Jerusalem begab, wo die Juden ihn wogen der in c. 5 erzählten Krankenheilung an emem Sabbate und der Rechtfertigung dieses Wer- kes nach dem Leben trachteten (7, 1 — 13). In der Mitte der Fest- woche im Tempel auftretend, sezte er durch seine Lehre dio Juden in Staunen und machte durch die nachdrucksvolle Bezeugung seiner gött- 282 JoL VU— X. liehen Sendung nnd darch die rOckhaltslose Rügo des feindseligen Auf- tretens seiner Widersacher gegen ihn, sowie dnrch den Aufruf an das Volk zum Glauben an ihn als den Spender- des Lebenswassers auf die Volksmenge solchen Eindruck, daB sie ihn fOr den Messias zn halten geneigt war. Darflber wurden die Pharisäer so angebracht, daß sie ihn zu greifen suchten und Gerichtsdiener zu seiner Verhaftung aussandten, vermochten aber mit dieser Maßregel nichts auszurichten (7, 14—51). — Weiter bezeugte Jesus sich als das Licht der Welt, wies den Einwand, daß sein Selbstzengnis nicht gelte, zurück und erklärte seinen Gegnern, daß sie weder ihn noch seinen Vater kenneten (8, 12 — 24). Dann kündigte er ihnen seinen Weggang an und daß sie, falls sie nicht an ihn glaubten, in ihren Sünden sterben (v. 25 — 30), wenn sie aber in seinem Worte blieben, die Warheit erkennen und frei werden würden. Als sie aber dagegen auf ihre Abstammung von Abraham sich beriefen, sagte er ihnen offen heraus, daß sie Knechte der Sünde seien und durch ihr Verhalten gegen ihn sich nicht als Kinder Abrahams, auch nicht als Kinder Gottes zu erkennen gäben, sondern als Kinder des Teufels, dessen Gelüste sie thun weiten, und schloß diese Rede mit dem Zeugnisse seiner Präezistenz vor Abraham, worauf die Juden Steine aufhoben, ihn als Gotteslästerer zu steinigen (c. 8). Jesus aber verließ verborgen vor ihnen den Tempel und bezeugte sich unterwegs durch die Heilung eines Blindgeborenen von seinem Leiden thatsächlich als den, welcher zum Gericht gekommen sei, auf daß die Nicht- sehenden sehend und die Sehenden blind würden, während die Phari- säer durch inquisitorisches Verhör des Geheilten diese Wunderthat ver- geblich zweifelhaft zu machen suchten (c. 9). Endlich stelte sich Jesus in einer Gleichnisrede als den guten Hirten dar, der sein Leben für die Rettung der Schafe hingebe und die Macht besitze, sein Leben hin- zugeben und wieder zu nehmen; worüber eine Zwietracht unter den Juden entstand, indem viele Jesum für besessen und wahnsinnig er- klärten, andere dagegen weder in seinen Worten die Rede eines Wahn- sinnigen, noch in der Oeffaung der Augen eines Blindgeborenen das Work eines Dämons fanden (10, 1 — 21). In diesen Capp. wird der Höhepunkt des Kampfes des Sohnes Gottes gegen den Unglauben des jüdischen Volks und seiner Oberen geschil- dert. Obgleich Jesus wußte, daß die Welt ihn hasse, weil er ihre bösen Werke strafte (7, 7), und daß die Juden ihm nach dem Leben trachteten, wich er doch dem Conflicte, welchen sein Wiedererscheinen am Sitze der jüdischen Hierarchie hervorrufen mußte, nicht ans, da er in die Welt gekommen war, um die Werke des Vaters, der ihn ge- sandt hatte zu wirken, so lange es Tag war (9, 4). — Von den Zeug- nissen, welche er am Laubhüttenfeste und in den nächstfolgenden Tagen vor dem Volke über seine göttliche Sendung und seinen Bemf, als das Licht der Welt zu wirken und als der gute Hirte sein Lcbon zur Rettung der Schafe hinzugeben, ablegte, hat Jobannes nur die Hauptgedanken der einzelnen längeren Reden (vgl. 7, 14 f. u. 37ff.) mitgeteilt und die Urteile des Volks über dieselben, die Einreden der Joh. VU— X. 283 Pharisäer und die Versuche der Hierarchen, Jesnm za verhaften and zu tödten, hinzugefügt, nm ein anschaaliches Bild sowol von der Klarheit und ergreifenden Macht des Zeugnisses Jesu von seiner Person und seinem Wirken , als auch von der Wankelmütigkcit der Volksscharen und der wachsenden Feindschaft der Hohenpriester und Pharisäer zu liefern. Während in c. 5 die Rede Jesu durch keinen Einwurf der Juden und in c. 6 nur mehr durch Murmeln als durch lauten Wider- sprach unterhrochen ist, tritt dagegen in c. 7 das teils zustimmende, teils widersprechende Urteil der Zuhörer offen hervor, und in c. 8 kann Jesus fast kein Wort mehr sprechen, ohne daß ihm die Juden sofort widersprechen. Der innere Zusammenhang dieser Reden liegt klar vor. Eben so evident ist der zeitliche Zusammenhang der Heilung des Blindgebore- nen mit dem Zeugnisse Jesu von sich als dem Lichte der Welt; und die Selbstbezeugung Jesu als der gute Hirte in c. 10, 1 — 21 ist ohne weiteres an den Ausspruch über die Blindheit der Pharisäer 9, 45 f. angereiht Dieser inhaltliche Zusammenhang von c. 7, 1 — 10, 21 be- rechtigt zu der Annahme, daß die in c. 8 — 10 ohne Zeitbestimmung berichteten Reden und Begebenheiten auch zeitlich nicht weit aus- einander liegen, sondern den nächsten Tagen nach dem am lezten Tage des Festes an das Volk gerichteten Rufe Jesu zu ihm zu kommen (7, 38 f.) angehören, und c. 8, 12 — 10, 21 nicht, wie Hngsib. mit vielen älteren und neueren AusU. annimt, ,was sich in der Zeit zwi- schen dem Laubhütten- und dem Enkänienfeste zutrug, beschreiben/ — Zwar wandelte Jesus am Enkänienfeste wieder im Tempel, in der Halle Salomo's, wo die Juden ihn umringten und eine offene Erklärung über seine Messianität verlangten und wegen des Zeugnisses von seinem Firowein mit dem Vater Steine gegen ihn aufhoben und ihn zu greifen suchten (10, 22—39). Aber dieser neue Ausbruch erbitterter Feind- schaft zeigt vielmehr, daß Jesus in den zwei Monaten zwischen beiden Festen nicht in Jerusalem und der Umgegend geblieben sein, und sei- nen ergrimten Feinden Gelegenheit, seiner Person sich zu bemäch- tigen, geboten haben wird. Die Nichterwähnung seiner Abreise von Jemaalem nach dem Laubhüttenfeste liefert keinen Beweis für die gegenteilige Annahme. Da Jesus laut c. 7, 1 ff. zum Laubhüttenfeste nach Jerusalem gegangen war, so verstand es sich von selbst, daß er nach dem Feste Jerusalem wieder verließ. So wenig am Schlüsse des 5. Gap. die Rükkehr Jesu nach Galiläa erwähnt ist und doch unfrag- lich ist, so wenig brauchte sie hier erwähnt zu werden {God,^ LthdL), Der Behauptung Lücke'B^ daß wenn er nach Galiläa oder Peräa ge- gangen wäre, der Evangelist dies ausgedrükt haben würde, läßt sich mit mehr Recht die Bemerkung entgegensetzen, daß wenn er in der Zwischenzeit zwischen den beiden Festen sich in Jerusalem und der Umgegend angehalten hätte, dies erwähnt sein würde, wie in 10,40 — 42, da Jesus nicht zwei Monate lang unthätig sein konte, so daß darüber nichts zu erzählen war. Der Grund des Schweigens des Jo- hannes über den Aufenthalt und das Wirkon Jesu in dieser Zwischen- 284 JoL Vn— X. zeit kann also nnr darin gesacht werden, daß ein Bericht darüber för die innere Oeconomie seines Eyangeliums Ton keinem Belange, fflr die weitere Entwickelnng und den schließlichen Ausgang des Conflictes zwischen Jesu und den jfldischen Oberen von keiner Bedeutung war. Dies wird aber nnr dann der Fall gewesen sein, wenn Jesus nach dem Laubhüttenfeste nach Galiläa zurückgekehrt war, um sein Wirken dort abzuschlieBen. — Den nötigen AufechluS darüber geben die syn- optischen Eyangelien. Als Jesus nach der wunderbaren Speisung der Fünftausend ins Land Oenezaret zurückgekehrt war (Mtth. 14, 34. Mrk. 6, 53 u. Job. 6, 21) und in der Synagoge zu Capemaum sich dem Volke als das Brot des Lebens bezeugte und durch die Rede vom Essen seines Fleisches und Trinken seines Blutes eine Scheidung unter dem ihm anhangenden Volke herbeigeführt hatte (Job. 6, 22~-66), wandelte er laut Job. 7, 1 in Galiläa umher, da er nicht nach Judäa gehen wolte, weil die Jnden ihn zu tödten suchten. In den Zeitraum dieser galiläischen Wandemng fallen die in Mtth. 15 u. Mrk. 7, 1 — 8, 10 überlieferten FacU: die Ab- weisung der Pharisäer, welche seine Jünger der Uebertretung der Satzungen der Aeltesten ziehen (Mtth. 15, 1 — 20), Jesu Wanderung durch Obergaliläa bis an die phönizische Grenze, wo er die Tochter des cananäischen Weibes heilte, die Rükkehr von dort in die nordöst- liche Gegend des galiläischen Meeres und die zweite Volksspeisnng, nach welcher Jesus mit seinen Jüngern über das Meer in das Gebiet von Magadan oder Dalmanuta im Lande Genezaret fuhr (Mtth. 15, 21 — 39. Mrk. 7, 24— 8, 10), wo dann Pharisäer und Sadducäer ein Zeichen vom Himmel von ihm begehrten (Mtth. 16, 1—4). In diese Zeit und zwar zwischen der Rükkehr ins Land Genezaret und der Zeichenforderung der Pharisäer und Sadducäer, ist aller Warschein- lichkeit nach die Reise Jesu zum Laubhüttenfesto nach Jerusalem zu setzen, von wo er nach dem Feste wieder in dieselbe Gegend oder nach Capemaum zurükkehrte und nach Abweisung der Zeichenforderer mit den Jüngern wiederum über den See hinüberfuhr und dann bei Bethsaida Julias Petrus das Bekentnis, daß er der Sohn des leben- digen Gottes sei, ablegte, worauf Jesus anfing, den Jüngern seinen in Jerusalem ihm bevorstehenden Tod und seine Auferstehung nach drei Tagen zu verkündigen, sechs Tage nachher die Verklärung stattfand, an welche sich die Heilung des mondsüchtigen Knaben anschloß, und weiter die in Mtth. 16 — 18 berichteten Begebenheiten und Belehrungen der Jünger über die Gesinnung und den Charakter der Kinder des Reichs folgten, nach welchen Jesus von Galiläa aufbrach, um dnrdi Peräa nach Jerusalem zur Vollendung seines Werkes durch Tod nnd Auferstehung zu ziehen (Mtth. 19, 1 f. Mrk. 10, 1 f. vgl. Luk. 9, 51). Auf dieser lezten Reise, auf der er in Peräa an verschiedenen Orten Kranke heilte und seine Jünger nnd die ihm nachfolgenden Volks- scharen über die Natur des Reiches Gottes belehrte, wie aus Mtth. 19,2 — 20,28. Mrk. 10, 2— 45 und mehreren der von Lukas in c 10— 18 überlieferten Facta zu ersehen, war er um die Zeit des Enkänien- Joh. VII, 1. 285 festes Jerasalem so nahe gekommen, daB er dieses Fest besachte, nach diesem Besacho aber sich in die Gegend jenseits des Jordans, wo Jo- hannes früher getauft hatte, zurückzog und dort, wo er gläubige Auf- nahme fand, so lange blieb, bis die Nachricht von der Erkrankung des Lazarus ihn bewog, nach Bethanien zu gehen und den Gestorbenen aas dem Grabe zu erwecken (Joh. 10, 40—42 u. 11, 1 ff.). Auf diese Weise lassen sich die vier evangelischen Berichte über JesQ Wirken von dem Zeitpunkte nach der ersten Volksspeisung bis zar Auferweckung dos Lazarus, nach welcher er sich in das Städtchen Ephräm nahe bei der Wüste (Joh. 11,54) zurückzog und erst sechs Tage vor Ostern wieder nach Bethanien kam, um von da über Jericho als Zions König in Jerusalem einzuziehen, ohne künstliche Harmonistik einfach mit einander vereinigen. ^ Cap.VII, 1 — 52, Jesu Reise zum Laubhütten feste und Lehren im Tempel. Nach längerem Wirken in Galiläa begab sich Jesus am Laubhütten- feste wiederum nach Jerusalem (v. 1 — 13) und trat im Tempel lehrend 1) Für diese Ausgleichung des johanneischen Berichtes mit den synop- tischen haben sich in der Hauptsache schon Stier, Besser f£v. Luk.) und lichtenstein (Lebensgesch. S. 26ff. 807 ff.), v. Hof mann u. Luthardt, auch Godet entschieden, aber Jesu Beise zum Laubhüttenfest nicht zwischen Mtth. 15| 39 und 16, 1 sondern zwischen Mtth. 16 v. 12 und v. 13 gesezt, wobei Stier noch angenommen hat, da(S Jesus vom Laubhütten- bis zum Tempelweihfeste in Jerusalem und Judäa geblieben sei und dort gewirkt habe. Dagegen hat aher Lichtenst, S. 307 t^I. mit S. 299 mit Becht geltend gemacht, daG nach den Erfahrungen, welche Jesus am Laubhüttenieste gemacht, die Zeit für läneere Wirksamkeit in Judäa für ihn noch nicht ^ekonmien war, überdies die Geuhr ihm drohte, dalS seine Gegner ihn heimlich oder tumultuarisch aus dem Wege zu räumen suchten , Jesus aber weder auf diese Weise enden solte noch Wunder der Selbsterrettung unnötigerweise häufen durfte. Aber auch zwischen Mtth. 16 t. 12 und 13 läl^t sich schwerlich die für eine Keise nach Jerusalem geeignete Zwischenzeit suchen, da Jesus nach Mtth. 16, 5 ff. mit den Jüngern wieder nach Peräa gefahren war und in die Gegend von Cäsarea Philipp! sich begeben hatte. Dorthin waren schwerlich seine Brüder ihm gefolgt, um ihn zum Besuche des Laubhüttenfestes aufzufordern und von dort aus selost nach Jerusalem zu gehen, wie Joh. 7, 3 ff. erzählt ist. Diese Er- zählung macht vielmehr den Eindruck, daß Jesus sich in Capemaum oder dessen x^ähe befand, als seine Brüder ihn zur Festreise aufforderten. Doch ist diese Differenz untergeordneter Art, während so yiel außer Zweifel steht, dau für die Annahme des Bleibens Jasu in Jerusalem und Judäa vom Laub- Aufbruche Jesu aus Galiläa zu seinem Todesleiden, wenn man den evange- lischen Berichten den Wert geschichtlicher Urkunden nicht ganz aberkennen will. Ganz haltlos ist auch der harmonistische Versuch tou Ehrard (wis- Beosch. Kritik S.491 f. u. 542 f.), die Reise Joh. 7 mit der Aussendung der 70 Jünger Luk. 10, 1 ff. und die Beise zum Tempelweihfeste Joh. 10, 22 mit Luk. 9, 51—56. Mtth. 19, 1 u. Mrk. 10, 1 zu identificiren. 286 Job. VII, 1. auf mit solcher Erweisung von Geist and Kraft, daB viele an ihn glaub- ten (T. 14 — 30). Darüber ergrimten die Pharisäer und Hohenpriester dermaßen, daß sie Diener aassandten ihn zu. verhaften, was Jesum be- weg, ihnen seinen Weggang anzukündigen (v. 30— 36). Am lezten Tage des Festes aber forderte er die nach Heil Verlangenden auf, za ihm za kommen, am Kräfte des lebenwirkenden Geistes za empfangen (v. 37 — 39). Darüber entstand eine Zwietracht anter dem Volk, ob er der Messias sei, der doch nach der Schrift aas dem Samen Davids and aas Bethlehem kommen solte (v. 40 — 44). Aach die von den Hohen- priestern aasgesandten Diener kehrten anverrichteter Sache zorflck erklärend, daß niemals jemand so geredet habe, and selbst Nikodemos erinnerte die erbitterten Gegner an das Gesetz, welches einen Men- schen ohne Verhör za richten verbiete (v. 45—52). V. 1 — 13. Sohüdening der Situation, i — V. 1. „Und danach zog Jesus in Galiläa umher; denn er weite nicht in Judäa umherziehen, weil ihn die Juden zu tödten suchten.'^ Durch xai ist die Aussage dieses V. enger an das Vorhergehende angeschlossen als durch das einfache (iexa Tauia in 5, 1. 6, 1, wobei jedoch den Evangelisten nicht der Ge- danke leitete, ,daß nach der entscheidenden Krisis in Galiläa kein Grund mehr für Jesum war, dort länger zu verweilen, und ihm eigent- lich nichts mehr übrig blieb als nach Judäa zu gehen und auch dort 1) In v. 1 hat Tisch. 8 das xai vor ilstq tsut« nur nach ü^C^J), li u. Vulg. gestrichen, während doch die Weglassnng desselben im Hinblicke auf 5, 1 n. 6, 1 sehr nahe lag, wenn man anDer Acht ließ, daß v. 1 sieh enge an das Vorhergehende anschlieCt, dagegen in 5, 1 u. 6, 1 ein en^tei Ao- schlofi fehlt. Die Stellung des |xstp>jooüaiv m \k^B*DLM^ al, (K ^£(i)pouoiv) hat Lehm. dsojpYjawoiv nach B^XVkn ah aufgenommen, Tisch, 8 aber mit Recht jene Form beibehalten. Das oou nach Ta Ipfs fehlt in K^/> GüaL, ist aber wol nur als überflüssig scheinend in Wegfall gekommen,— V. 4. Das auTo bei Lehm, nach BD ist lediglich Schreibfehler <äer vermeint- liche Besserung. — In v. 6 hat Tisch. 8 ouv nur nach K*/>, Minusk. a Vens. getilgt, während es nach der Zwischenbemerkung in v. 5 echt johanneisch und auch dujch k« BLÄV^ cet. geschüzt ist. — V. 8. Das TauTi^v nach dem ersten eopxi^v (Bec. mit k^FAA al. u. Versa) ist dem zweiten eonformirt und weil in BDKL al. fehlend von Schulz, Lehm. u. Tisch, getilgt. Statt oüxo) vor dvaß., das allerdings dem folgenden oux(u eonformirt sein könte, haben Mep. u. Tisch. 8 oüx in ^BKUU, It. u. a. Verss. als die schwierigere Lesart, die schon Porphyr, bei Hieron. c. Pelag. 2, 17 vorgefunden habe, aufgenommen, da ouru) trozdem daß es in BLTä al. steht, sich als Aenderung verr&th, durch die man der inconstantia Jesu vorbeugen wolte. — V. 9. Dem auiot; (Eec. mit BB^TTLK al.) hat Tisch. 8 aüT<5(; in ^D*KLÄTl al. vorgezogen, du aber nach dem «ütg; v. 10 eonformirt zu sein scheint. — V. 10. Dss von BLTX, den meisten Uncialen, It., VIg. Copt bezeugte uk; vor ev xpurco mit Tisch. 8 auf Grund von KZ>. Minusk. u. Codd. der It. zu streichen, liegt' kein triftiger Grund vor. — V. 12. Auch für die Aufnahme des iv xu) ^7^X

xoafxcp der Welt d. h. dem zum Feste in Jerusalem zusammenströmenden Volke offenbarte. ,För das jüdische Volk war Jerusalem das Welttheater' [Hngsib.). Nach dem favipcooov asauxov T(p xosp^cp ist der Gegensatz ev xpuirccp zu be- stimmen, und dabei nicht mit Weiß an Mrk. 7, 33. 36. 8, 23 n. 26 zn denken. Was Jesus in abgelegenen Winkeln Galiläa's that, geschah nach der Meinung seiner Brüder iv xpoictcp. — Kai autdc et ipse, h icapp7)oiG|: in Oeffentlichkeit. itappTjola bezeichnet zwar zunächst die Offenheit im Reden, welche nichts zurückhält, vgl. 18, 10. 10, 24, wird dann aber auf das Verhalten übertragen, bei dem man sich selbst nicht zurückhält, sondern frei heraustritt, vgl. 11,54. Weish. Sal. 5, 1 (Lthdt\ und bezeichnet hier nicht das freimütige Wesen im Gegensatz zum schüchternen {Mey.\ sondern die Oeffentlichkeit im Gegensatz zur Ver- borgenheit. V. 5. Der Evangelist bemerkt über diese Rede der Brüder: „denn auch nicht (nicht einmal) seine Brüder glaubten an ihn". In Betreff der afieXfot Jesu habe ich zu Mtth. 12, 46 nachgewiesen, daß sie nicht Stiefbrüder (nachgeborene Söhne der Maria und des Joseph) oder Halb- brüder (Söhne Josephs aus erster Ehe), sondern Vettern Jesu d. h. Söhne des Elopas und der Maria, einer Schwägerin der Mutter Jesu waren. Dagegen wird für die Ansicht, daß sie Stiefbrüder Jesu waren, haupt- sächlich die Bemerkung unseres V., daß diese dSeX^ot nicht an Jesnm Job. VII, 5. 6. 289 gümbten, geltend gemacht. Aber daraus folgt erstlich nicht, dafi sie dadurch von den Aposteln unterschieden worden, da Johannes moxsustv in sehr relativem Sinne gebraucht, bald vom ersten Anfange des Glau- bens, der nur an der äuBeren Erscheinung haftet, bald von dem auf fester Ueberzeugung von der Gottheit sich gründenden Glauben, und es hier offenbar in der lezteren Bedeutung verstanden wissen wül. Der Anfangsglaube liegt vom Unglauben nicht weit ab, und ganz ungläubig waren ja die aSeXcpoi nicht. Sie zweifelten nicht daran, daß Jesus Wunderwerke thue, also der Messias sei; sie wünschten nur, daß er dieselben in voller Oeffentlichkeit thue. Das el xaSxa {sc. la Ep^a oou) icoteii; ist nicht zweifelhaft gesprochen {Euihym,)^ so daß mit Thol, Lcke., de W,, Brckn, ,wie wir hören* zu suppliren wäre, sondern el ist wie öfter in dem Sinne gebraucht: wenn (wie sich es wirklich ver- hält) = da du solche Werke thuest, wie z. B. 1 Job. 4, 11. Act. 4, 9. Rom. 11, 21 u. ö., vgl. Winer Gr. S. 418. Die conditionale Wendung des Gedankens gibt der Sache größeren Nachdruck als die kategorische Aussage. — Sodann gehörten auch von den vier aSeXf oii; (Mrk. 6, 3) nur zwei, Jakobus und Judas, zu den Apostehi und diese haben in den ApoBtelverzeichnissen ihre Stelle in der dritten Gruppe der Zwölfe, d. h. deijenigen Apostel, die Jesu noch ziemlich ferne standen (s. m. Comm. zu Mtth. S. 250), ihm zwar als Messias nachfolgten, aber noch sehr irdische Vorstellungen von der Beschaffenheit seines Werkes und seinee Reiches haben mochten. Diese innere Stellung zu Jesu konte Jobannes wol mit oux imoteoov ausdrücken, welches die Möglichkeit der Jüngerschaft nicht schlechthin ausschließt (Lthdt,)^ da weder in Act. 1, 14 u. 1 Kor. 15, 7 noch sonstwo im N. T. geschrieben steht, daß die a8eXc aXX' a>c iv xpuicxcp reiste, daB mit den Brü- dern sämtliche Apostel zum Feste gereist waren und Jesus hernach ganz aülein reiste. Die zwölf Apostel waren als ständige Begleiter Jesu nicht 80 an ihn gebunden, daB nicht einer und der andere zeitweilig sich von ihm entfernen konte, und ou (pavepuk ceU schließt die Be- gleitung einiger Apostel auf der Reise nicht aus, sondern nur das Reisen mit den größeren Zügen der galiläischen Festpilger. Dies zeigt der Gegensatz ci»c iv xpoirc^ wie einer der incognito reist d. h. auf der Reise. und bei der Ankunft in Jerusalem öffentliches Aufsehen vermei- dend. DaB Jesus aber auf einem anderen Wege als die Festcarawancn einschlugen, nicht durch Peräa sondern durch Samaria gereist sei, wie Wiesekr und Hngsth. aus Luk. 9, 51 u. Mtth. 19, 1 folgern, ergibt sich ans dieser Bemerkung nicht, abgesehen davon, daB die von Luk. u. Mtth. erwähnte Reise Jesu nach dem Schlüsse seiner galiläischen Wirk- samkeit von der Reise zum Laubhüttenfeste verschieden ist, s. oben 8. 286. Anm. ,Denn wir haben keinen Grund anzunehmen, daß Jesus nicht von Jerusalem wieder nach Galiläa zurückgekehrt sei und dieses dann erst für immer verlassen habe, um den Winter über in Perfta zu- zubringen* {LthdL). — Uebrigens ging auch Jesus diesmal so heimlich nach Jerusalem, nicht um der religiösen Verpflichtung nachzukommen und ,möglichst den Conflict mit Israel zu vermeiden* (Lthdt.), Denn an jedem der drei im Gesetze vorgeschriebenen Walfahrtsfeste den Tempel za besuchen, dazu war nicht einmal jeder Israelite verpflichtet, wenig- stens wurde das bezügliche Gesetz damals nicht so verstanden; noch weniger war Jesus, wenn er auch länger als ein Jahr den Tempel nicht besucht hatte, als Sohn an diese Vorschrift gebunden, da sein längeres Fembleiben von Jerusalem durch die feindliche Stimmung der jüdischen Oberen gegen sein messianisches Zeugnis gerechtfertigt war. Sodann zeigt auch sein Auftreten im Tempel um die Mitte des Festes, daß er nicht gesonnen war, einen Conflict mit den Juden möglichst zu vermeiden. Nur der Erwartung des fleischlich gednten Volks, daß er mit der Aufrichtung eines irdischen Reiches umgehe, die ja selbst seine Brüder hegten, wolte er keine Nahrung geben. Demnach können wir auch in dem heimlichen Hinaufgehen und Ankommen in Jerusalem nicht ,ein Zeichen des Gerichts, dem Israel durch seinen Unglauben zu verfallen bereits angefangen hat* (Lthdt.), finden. Obgleich dieser Unglaube ihn, den König des Himmelreichs nötigte, heimlich zu kom- men, so that er dies doch nur, weil seine Zeit, als Zions König in Jerusalem öffentlich einzuziehen, noch nicht gekommen war. DaB unter diesen Umständen Jesus Grund hatte, nicht offenbarlich zum Feste hinaufzuziehen, das zeigen v. 11 — 13 deutlich. 19^ 292 Job. Vn, 11—14. V. 11. „Die Jaden nun (ouv weil er nicht mit den galilfiischen Fest- pilgern gekommen war) sachten ihn, sprechend: wo ist jener ?^^ ixetvoc der hewnBte, mit verächtlichem Tone, ,den sie schier nicht nennen mögen^ (Luther), oriou&aiot sind nicht das ganze Yolk (Hngsth.), son* dem die Jesa feindlichen Oheren. Sie erwarteten sein Kommen, weil er sonst die Feste za hesachen pflegte, in jenem Jahre aber schon am Pascha aasgeblieben war. — Y. 12. Erwartet hatten ihn alle. Sein Nichterscheinen gab AnlaB za MeinangsftaBernngen über ihn h xoii oj^Xotc anter den Yolkshanfen der Festpilger, nicht blos der galiltochen. Unter diesen entstand Gemnrmel über ihn. Die Einen erklärten ihn für aYa&oc gnt, brav d. h. für einen Mann, der es ehrlich meint, im Gegensatz zum YolksverfÜhrer (icXavoc Mtth. 27, 63), wofür ihn die Anderen hielten. Aber es war nnr ^07^00(10^ halblautes Reden. Denn (V. 14) keiner redete über ihn frei öffentlich (iv icapprpl^, s. zu y. 4) wegen der obwaltenden Furcht vor den Juden ('louSaCcDV wie t. 11). Diese Bemerkung wird von August, und vielen AuslL {Lcke,, de W., Ew.) nur auf die günstig urteilende Partei bezogen. Gegen den Gon- text und mit oufieU unvereinbar. Richtiger beziehen Bg.-Cr., Brckn,, Thol, Mey,, Bhgstb., Lthdi., God. u. Weifi sie auf beide Parteien. So lange die Oberen kein endgiltiges Urteil gef&Ut hatten, wagte niemand, nicht blos das fhr Jesum günstig gestimte Yolk, sondern auch die feindselig gegen ihn gesinte Partei, mit ihrer Meinung offen hervor- zutreten, da Jesus auch im Synedrium Anhänger hatte (v. 50). Dieser Stand der Dinge zeigt nicht nur die geistige Knechtschaft, in welcher die Pharisäer das Yolk hielten, sondern auch daB Israel dem Gerichte entgegenging {Lihdt.). Y. 14 — 36. Jesu Auftreten nnd Lehren im Tempel. Dieser Abschnitt, welcher den ersten Lehrvortrag Jesu im Tempel nach seiner Ankunft in Jerusalem enthält, ist durch Zwischenbemerkungen der Zu- hörer und des Evangelisten über das Yerhalten des Yolks zu demselben in drei Teile zerlegt. Im ersten rechtfertigt Jesus seine Lehre (v. 15— 24), im zweiten beweist er seine göttliche Abkunft (v. 25 — 30), im dritten kündigt er seinen Gegnern seinen baldigen Hingang zum Yater mit den fClr sie daraus entspringenden Folgen an. — Y. 14. In der Mitte des Festes trat er lehrend im Tempel auf. Tifi iopr^c \uao6ai^ als das Fest in der Mitte war, d. i. nach Euthym. am vierten Tage, da das Fest 7 Tage dauerte. Aber beim Laubhüttenfeste kam noch ein achter Tag als Schlußfeier mit Sabbatruhe und heiliger Festversamm- lung hinzu (Lev. 23, 39. Num. 29, 35 ff.), der ohne Zweifel mit rq ioxctT^) iqP'^pqL T{j (ie-jfaXiQ vtfi lopr. v. 37 gemeint ist, wodurch die Be- stimmung des mittleren Festtages unsicher wird, so daß [i&ao'jvrfi wol nur eine ungefähre Angabe ist DaB dieser Tag ein Sabbat im Feste war {Beng., Wiesel, Synopse S. 309 u. 329) ist nicht angedeutet und daraus, daß an den mitderen Festtagen bürgerliche Arbeit erlaubt war, nicht zu folgern. Die Festpilger fanden sich gewiß an jedem Tage der Festwoche zur Zeit der Darbringung der Festopfer im Tempel ein, daß Jesus vor der versammelten Yolksmenge lehrend auftreten konte. Job. VII, 15—17. 293 V. 15—24. Der göiiUcht Ursprung der Lehre JesuA — V. 15. Die Lehre Jesu sezte die Jaden in Staunen über seine Schriftkentnis, da er diese nicht gelernt habe d. h. in keiner Rabbinenschnle gebildet worden war. ']fpa(i{iaTa bezeichnet hier literas, wissenschaftliche Bildung. Da aber bei den Juden die Wissenschaft ganz oder doch hauptsächlich Schriftgelehrsamkeit war, so erhält 7pa(i(iaxa die Bed. der Schriftkent- nis, und |i8|Aa&Y2xa)c die vom Schulunterricht, den Jesus genossen, wie z. B. Paulus bei Gamaliel, vgl. Act. 26, 24. ,Die Verwunderung darüber konte nur dann stattfinden, wenn sie Jesum nicht als den erkanten, der er war. Sie hört auf, sobald in Christo der warhaftige Gottessohn erkant wird* {Hngsih). Dessen ungeachtet ist die Verwunderung nicht ein Zeichen der Verstockung oder als Bestreitung seiner Lehrberech- tigong (Brckn,, Ebr., Ew.) zu fassen. Es scheint ihnen nur unbegreif- lich, wie er ohne höhere Schulbildung zu solcher Schriftkentnis habe gelangen können, wie er sie in seinem Lehrvortrage gezeigt hatte {fVeiß). Diese Verwunderung konte bei Manchen auch ein Weg zum Glauben werden. Deshalb bietet ihnen Jesus den Schlüssel zur Er- klärung der auffallenden Thatsache (Hngstb.\ indem er v. 16 antwortet: „Meine Lehre ist nicht mein (mein Eigentum, von mir selbst erworben), sondern dessen der mich gesandt hat", d. h. von Gott kommend, ,nicht menschlichen sondern göttlichen Inhalts und Gepräges' (LthdL), Die Vv. 15 u. 16 sind wichtig gegen alte und neue Versuche, Jesu Weisheit aus menschlicher Bildungsschule herzuleiten (Mey.), — V. 17. Von dem göttlichen Ursprung meiner Lehre kann sich jedermann überzeugen. „Wenn jemand will seinen (Gottes) Willen thun , so wird er in Betreff meiner Lehre erkennen, ob sie von Gott ist oder ich von mir selber rede.*' Es liegt nur am Willen des Menschen. Damit schärft Jesus den Zuhörern das Gewissen. diX.Y2(ia auToQ ist der Wille Gottes, nicht die von Christo erhobene Forderung des Glaubens, nach dem Grundsatze: fides praecedit iniellectum {Aug,, Luther, Er asm., Lampe: lex fidei, u. A.); doch auch nicht der Wille Gottes des Schöpfers, der sich im Gewissen kundgibt (Grot.) oder dieser zugleich mit dem in der Schrift geoffenbarten göttlichen Willen {Mey,, Stier u. A.) ; daher auch nicht ,auf das Ganze des sittlichen Gebietes und namentlich auf die Grandforderungen der Liebe Gottes und des Nächsten* (Hngsib,) zu beschränken, da Gott dem Volke Israel seinen Gnadenwillen nicht blos im Gesetze, sondern auch durch die Propheten geoffenbart hat. Nicht zu flbersehen ist dabei das bih^ wer seinen Willen thun will, nicht: thnt, sondern ernstlich bestrebt ist ihn zu thun. Die ganze Offenbarung Gottes im A. T. zielt auf Christum und die Erlösung der Menschen von der Sünde und dem Tode ab, vgl. 5, 46. Darauf muß Gemüt und Wille gerichtet sein, um den Heilswillen Gottes zu erkennen und in Gesin- 1) In V. 15 ist statt xai i&au^aCov (Bec. mit FAAn al) i&au|iaCov ouv nach y^BDLTX al, zu lesen, und in v. 16 das in Bec. und BLJC fehlende oüv aus fc^^rrAII al. aufzunehmen. — V. 19. Statt S^Uxev (in «ZTTAA al.) hat lehnt. l^tuxEv aus BD HR aufgenommen, wie denn auch in v. 22 Dl £$ Ein Quidproquo , das willkflrüoh eingetiagea ist Joh. Vn, 19-21. 295 JenB nicht ein thatsächliches Beobachten nnd Befolgen des ganzen Oe* set^es oder einzehier Gebote desselben, sondern ihr gesamtes sitt- liches Verhalten zn dem im Gesetze geoffenbarten Gotteswillen in Ge* sinnnng, Wort und That, analog dem icoietv tf^v oXT^Osiav 3, 21. Zum Beweise dafür, daß ihr sittliches Verhalten zum göttlichen Willen nicht dem Gesetze Moses entspricht, erinnert er sie an die Nachstellungen gegen sein Leben, die 5, 16 n. 18 berichtet sind. Die Erinnerung an vor Iftnger als einem Jahre vorgekommene Ansbrflche pharisäischer Feindseligkeit kann nicht befremden, da dieselben Jesum bisher abge- halten halten nach Judfta zu kommen (v. 1). Auch bei dem Volke konte Jesus die Erinnerung daran voraussetzen, da sein damaliges Auftreten nnd Wirken in Jerusalem so großes Au&ehen erregt hatte, daß laut V. 11 £ das Volk auf sein Wiederkommen sehr gespannt war. Auch reden ja nach v. 25 etliche Einwohner Jerusalems davon als einer offen- kundigen Sache. — Wie konte aber Jesus seinen gegenwärtigen Zu- hörern vorhalten: Ihr sucht mich zu tödten? Die Volksmenge weist diesen Vorwurf entschieden zurflck. Sie antwortet v. 20: Saifiovtov e^aic „du bist besessen. Wer sucht dich zu tödten?" Saifioviov iy(u^ wie Mtth. 11, 18. Luk. 7, 33 von einem bösen Geiste beseelt sein, wird aber auch von leiblicher Besessenheit gebraucht Luk. 8, 27. Diese Ant- wort ist nicht blos Ausdruck des Befremdens darüber daß Jesus so etwas, was moralisch unmöglich erschien, denken könne; dies könne nur eine von einem Dämon ihm eingegebene fixe Idee sein (Mey,, Weig). Denn fär eine Aeußerung über etwas, das man für moralisch unmöglich hält, wäre der Ausdruck: du bist besessen, gleichbedeutend mit: du bist walmsinnig, zu stark. Es ist vielmehr Aeußerung des Unwillens darüber, daß Jesus sie eines solchen Vorhabens beschuldige, vgl. 8, 48. 52. 10, 20. Der o^Xoc ist zwar nicht ohne weiteres mit 'IooBa(oic zu identificiren, aber auch davon nicht so verschieden, daß er nur aus auswärtigen, mit den Absichten der Hierarchen unbekanten Festpilgern bestanden habe (Mey., Weiß), Richtig bemerkt schon ßeng. zu v. 20: ffierosolymis aüifuUse insidiatores , aiii id scisse, v. 25; et ii qui hie loquuntur ab üs fuisse remoiiores, nee tarnen intus meliores. Jesus ostendit, se profimdius eos nasse, et hoc radio eos penetrat. Viele unter dem ox^oc mögen von dem Mordanschlage der Pharisäer gegen Jesum nichts gewußt haben. Nur darf man daraus nicht folgern, daß blos diese sich entrüstet über Jesu Wort geäußert haben. Auch die, welchen die Sache bekant war, weiten davon nichts wissen, weil sie sich nicht activ daran beteiligt hatten. Jesus aber faßte nicht blos die thatsächliche Machi- nation seiner Widersacher ins Auge, sondern die Gesinnung und Herzensstimmung, nach welcher sie nicht besser als ihre pharisäischen Oberen waren. Dies ergibt sich aus seiner Antwort v. 21 ff., die, wie elicev aoTotc zeigt, nicht an den o^Xoc im Unterschiede oder Gegen- satze von 'louSalotc, sondern an dia gesamte Zuhörerschaft gerichtet ist. V. 21. „Ein Werk habe ich gethan und ihr wundert euch deshalb.^' Diese Antwort nimt scheinbar keine Bücksicht auf die Zwischenrede des Sx^ sondern erinn^t an die 5, 2 ff. erwähnte Heilung am Sabbate, 296 Job. Vn, 21. welche ihrer Aller Befremden hervorgemfen hat, ohne anf den Mord- plan der Oberen weiter einzngehen, beantwortet aber damit indirect die Einrede, indem er ihnen dnrch das icavxec daufiaCete die geheime Wurzel des Mordplanes aufzeigt, ohne einen der Zuhörer davon auszu- nehmen. öaufiaCste drUkt Befremden des Unwillens über eine au- stöBige Handlung aus, wie aus dem ifiol xoXaxe v. 23 erhellt Das eine Werk (iv Ep^ov) weist so deutlich auf die Heilung des Gelähmten hin, um deren willen die Juden ihn der Sabbatübertretung angeklagt hatten, daß man die Worte nicht mit ^eifi in ,seine Sabbatheilungen^ verall- gemeinem und noch andere solche anstößige Sabbatheilungen, welche der galiläische S^^oc gesehen haben mochte, willkürlich erg&nzen darf.— Die Verbindung des hia xoüxo ist streitig. Der Syrer, Godd. der Itala, u. Ooth., CyrilL, Chrys., Euthym., Luther, Erasm., Beng, U.V.A., unter den Neueren Mey , Goä. u. Lihdt haben es zum Folgenden ge- zogen: deshalb hat euch Moses die Beschneidung gegeben, und ent- weder mit Beng. erklärt: propterea, hoc mox declaratur per oox* oti nempe quia, wodurch ein im Gontexte völlig unmotivirter Nachdruck anf die jedenfalls nur nebensächliche Bestimmung über den Ursprung der Beschneidung fält {Weiß)\ oder man hat es elliptisch gefaßt: des- halb sage, meine ich {Winer 6r. §. 64, 6. S. 555), oder: darum wisset d. h. ich will euch euer Befremden heben {Winer §. 7, 3. S. 58), und dabei eine Rückbeziehung auf den vorhergehenden Gedanken angenom- men (Mey.)f oder das ou^ S*^ cet, für negative Angabe des Grundes gehalten, welcher die positive Begründung mit xai iv oaßßaxip cet. folge: deshalb hat euch Moses die Beschneidung gegeben, nicht weil ... und am Sabbat beschneidet ihr einen Menschen; deshalb steht die Be- schneidung höher als der Sabbat. ,Deshalb wird, wenn der achte Tag auf einen Sabbat fält, am Sabbat die Beschneidung vollzogen, damit das Gesetz Moses nicht gebrochen werde^ {Lthdt. in d. 2. Aufl.). Aber ,man fühlt, welche Gewalt diese Auslegung dem Texte anthutS So urtheilt God. mit Recht über diese Erklärung und proponirt folgende Sinnbestimmung: ,Eben deswegen, um euch zu zeigen, daß ihr über mein Thun euch nicht verwundem dürfet, hat Moses kein Bedenken getragen, in seinem Gesetze einen Conflict zwischen der Beschneidungs- verordnung und dem Sabbatgesetze stehen zu lassend Aber auch diese Auffassung entspricht dem Wortlaute so wenig, daß wir sie nur anneh- men dürften, wenn der Verbindung des hiä xoüxo mit dem Vorhergehen- den entscheidende syntactische Gründe entgegenständen. Aber der Grund, daß bei Johannes Sia xoüxo mit folgendem Sxi gewöhnlich auf das Folgende sich bezieht (5, 16. 18. 6, 65. 8, 47. 10, 17), während es bei der Verbindung mit dauiiaCete überflüssig nachschleppen würde (Mey., Lthdt.) ^ beweist nichts. Ueberflüssig und nächschleppend ist hiä xoüxo bei dieser Verbindung nicht, sondern mit Nachdruck an das Ende des Satzes gesteh, wogegen sich vonseiten des Sprachgebrauchs und der Syntax nichts einwenden läßt, da daufidiCaiv auch Mrk. 6, 6 u. bei AeHan, V. ff. 12, 6. 14, 36 mit fiia constmirt ist. Mit Recht haben daher schon Theophyl, Beza, Wolf, Milixi. A.j unter den Neueren Joh. TU» 22-24 297 Lcke., Thol, Obh.^ de W,, Bg.-Cr., Maier, Bäuml, Hngstb., Ew., Ehr. n. Weiß aach Lehm, im N. T. Sid touto zu dau|jiaCeT8 gezogen. In Y. 22 f. zeigt Jesus, wie anberechtigt ihr Anstoß an seiner Sab- batheilnng sei durch den Hinweis darauf, daB Moses durch Anordnung der Beschneidung am achten Tage nach der Geburt des Kindes ein Thon am Sabbat geboten habe, welches sie befolgen, ohne darin eine Sabbatverletzung zu finden. „Moses hat euch die Beschneidung ge- gebcn^^, vgl. Lev. 12, 3. Der Satz: „nicht daB (ou^' oti wie 6, 46) sie von Mose ist, sondern von den Yatem" (den Patriarchen, vgl. Gen. 17, 10 ff.), enthält eine nebensächliche Bemerkung Jesu; jedoch nicht blos eine historische Bemerkung Jesu (Thol. u. Aeltere) oder des Evange- listen (Lcke.)j sondern eine Andeutung des hohen Wertes derselben, nicht der höheren Dignität respectu sdbbaH {Beng.), Denn Jesus weite gewiß nicht das Sabbatgebot im Verhältnis zur Beschneidung herab- setzen, noch weniger der Beschneidung als traditioneller Einrichtung {Paul., Bg.'Cr., Ew.) eine geringere Heiligkeit als dem Sabbat bei- messen. Auch die beiden Oeconomien, die altpatriarchalische und die mosaiBche, stelt Jesus damit nicht einander gegenüber. Denn so richtig an sich der Gedanke ist, dafi die Beschneidung Zeichen des Yerhei- finngsbundes ist, welcher dem Zeichen des Sinaitischen Bundes, der Sabbatfeier, dem Zeichen der Heilsgemeinschaft mit Gott vorangeht {Besser, Burg er nach Lanipe\ weshalb die Beschneidung in das (besetz aofgenommen, dem Sabbat vorangehe {LthäL)^ so ist dies doch in den Worten: Moses hat euch die Beschn. gegeben (Si^xev) weder ausge- sprochen noch angedeutet. Mit der Bemerkung, daß die Beschneidung nicht von Mose, sondern von den Patriarchen herkomt, wolte Jesus nur den hohen Wert und die Wichtigkeit derselben andeuten, nicht gegen- flber dem Sabbatgebote, sondern in Bezug [auf seine Argumentation in V. 23, in welcher er ihren Wert gegenflber der von ihm am Sabbat verrichteten Heilung eines ganzen Menschen herabzusetzen schien. „Wenn Beschneidung jemand empfängt am Sabbat, damit das Gesetz Moses nicht gebrochen werde, zürnet ihr mir, daB ich einen ganzen Menschen gesund machte am Sabbat?^* i(iol fpkaxt ist Frage des Yor- wnrfii 8.V. a. habt ihr dann ein Recht, mir wegen der Heilung eines Menschen am Sabbat zu zürnen? Seine That stelt Jesus in eine Kate- gorie mit der Beschneidung und bezeichnet sie als Heilung eines ganzen Menschen^ im Gegensatz zur Heilung eines Gliedes, welche durch die Beschneidung vollzogen wurde. Damit kann er nicht die auf die Be- schneidung folgende Heilung gemeint haben, wodurch der Gegensatz verschoben und schief würde. Die Beschneidung selbst ist als Hellung des Menschen an diesem Gliede gedacht, selbstverständlich aber nicht in medicinischer Hinsicht — denn vom medicinischen Nutzen derselben welB die Schrift nichts — sondern in heilsgeschichtlicher Beziehung, als Reinigung des Leibesgliedes, welches behufs der Fortpflanzung des zur Anbahnung des Heils der Menschheit erwählten Geschlechtes dient und für diesen Zweck in den rechten Stand gesezt wurde. Ygl. über diese religiöse Bedeutung der Beschneidung m. bibl. Archäol. S. 338 ff. Da- 898 Joh. Vn, 24—27. gegen hat OhriBtns den ganzen Menschen, nämlich sein ganzes leben in den rechten Stand gesezt Die Beschneidang soUe zum Mittel für die Aneignung des Heils gereichen, weiches durch Christum der ganzen Menschheit gebracht wird. . Wenn nun die Beschneidung als ein die Heilsoffenbarung vorbereitender Act nach dem Gesetze am Sabbat verrichtet werden solte, so hat auch Christus , wenn er sich durch die Heilung eines Menschen als Heilsbringer bezeugt und dies am Sabbat gethan hat, das Gesetz nicht übertreten. Mit Fug und Becht konte er daher seine Bechtfertigung mit der Bflge v. 24 schließen: „Bichtet nicht nach dem Augenscheine, sondern richtet das (meinem Thun ent- sprechende) gerechte Gericht.^' Y. 25 — 30. Jesu Herkunft von GoUA Die freimütige, seine Gegner ihres Unrechts überführende Bechtfertigung seines Thuns machte Ein- druck auf die Zuhörer, so daß einige Einwohner Jerusalems sich darüber verwunderten, daß man ihn so frei offen reden lasse. Sie sagten v.25f : ^^Bt dieser nicht der, welchen sie zu tödten suchten? Und siehe er redet mit Freimütigkeit und nichts sagt man ihm. Doch nicht etwa in Warheit haben die Obersten erkant, daß er der Christ ist?'^ Die so Bedenden wissen von den Planen ihrer Oberen, ohne dabei beteiligt zu sein, sind also von dem Sx^^^» ^^^ ^^^ ^^^ Plänen der Oberen nicht bekant war, zu unterscheiden. Sie können nicht begreifen, wie man Jesum so freimütig reden lasse, ohne ihm zu widersprechen, und werfen die Frage auf, ob nicht etwa wirklich die Obersten d. h. die Mitglieder des Synedriums in Jesu den Messias erkant haben. Aber dies dünkt ihnen doch unmöglich und sie setzen daher gleich hinzu v. 27: „Aber von diesem wissen wir woher er ist, der Christ aber, wenn er komt, weifi niemand, woher er ist.^^ Ilodev ioxtv bezieht sich nicht auf den Ge- burtsort, der bei Jesu (v. 41} und bei dem Messias (v. 42) bekant war, sondern auf die nähere Herkunft, Vater, Mutter, Familie, vgl. Htth. 13, 55. Daß diese vom Messias niemand wisse, hängt zusanunen mit der jüdischen Vorstellung, daß der Messias plötzlich erscheinen oder aus der Verborgenheit hervortreten werde, die nUm warscheinlich aas den Weissagungen von seinem himmlischen Ursprünge, wie Mich. 5, 1. Mal. 3, 1 (plötzlich wird kommen), Dan. 7, 13 gefolgert hatte, und von der sich Spuren bei Justin, c. Tryph, c. 8 u. 110 finden, welche im Tal- mude dahin ausgebildet worden, daß er, wenn auch geboren, doch unbe- kant sein werde, bis der Elias kommen und ihn offenbar machen werde; vgl. OeMer in Berz.'s Bealencykl. IX S. 438 u. Schürer, NeutestL Zeit- geech. S.585. — ,Sie wußten — bemerkt hierzu Lihdt, treffend — von seiner Lehre nicht, wo er sie her habe, wenn sie sich auch einbildeten, daß er sie etwa selbst erfunden haben möge; so wußten sie anch von 1) V. 26. Das aXT)toc hinter iortv (Bec.) fehlt in liBDKL al, o. Yens, und ist als aus dem Hauptsätze oder aus v. 40 eingekommen zu streichea. — V. 29. Das OS hinter &7u> (Bec. mit v^DX) ist wol nur Verbindungszusatz und nach BlTaL mit Tisch. 3 u. A. wegzulassen, aber auch d::^aTa^xev {Tisch. S nach Ki>) wol nur grammatische Aendemng nach dem voraufgegangeaen Präsens und dTcsorstXev (Bee. mit BlTaL) f&r richtig zu halten. Job. YU, 27—29. seiner Person nicht/ wo sie her sei, wenn sie sich aach einbildeten es m wissen. Um jener Einbildong willen nahmen sie jene, um dieses yermeintlichen Wissens willen nahmen sie diese nicht an/ Dieses Urteil über seine Herkunft gab Jesu AnlaB, im Tempel seine Stimme laut zu erheben nnd ihnen v. 28 zu sagen: „Ja mich kennet ihr und wisset, woher ich bin? Und von mir selbst bin ich nicht ge- kommen, sondern es ist ein wirklicher, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennet/^ Die ersten beiden xai sind correlat: sowol — als auch; das dritte vor an ifiaotoo ist das betonte und^ mit welchem Johannes öfter einen Gegensatz einführt. Da Jesus im zweiten Hemistiche den über ihn Urteilenden die Eentnis seines Ursprungs, seine Herknnft von Gott abspricht, so würde er sich in einem Athem widersprochen haben, wenn er in den ersten Sätzen nur die Worte jener Leute wiederholt und ihnen die Kentnis sowol seiner Person als seiner Herkunft zuge- standen hatte, wie Mey. n. Weifi mit August, u. Bengel annehmen. Unrichtig ist auch der für diese Annahme angeführte Grund, dafi ,die gdttliche Sendung Jesu von seinem menschlichen Wesen und Ursprung unabhängig war.^ Die göttliche Sendung Jesu läfit sich nach der ScbnfUehre von seiner göttlichen Herkunft, seinem Herabgekommen- sein vom Himmel nicht abstract scheiden und seine gottmenschliche Person nicht ebionitisch zu einem mit göttlichen Gaben ausgerüsteten Menschen herabsetzen. Die Worte sind entweder als eine nur durch den Ton angedeutete Frage {GroL, Lampe, Storr, Lthdt., Ew.) zu fas- sen, oder für ironisch gesprochen zu halten (mit Luther, Caiv,, Beza, Lcke.f Thol, Olsh., Bg,-Cr. U.A.), wogegen Beng. eingewandt hat: IrcTüa nunquam usum. mvenies Dominum. Zur Ironie paBt auch nicht recht das ixpafsv iv.tcp Upq> SiSaoxcov, welches die Feierlichkeit der Rede andeutet Sxpa^sv drflkt das laute Aussprechen wichtiger, be- herzigenswerter Warheiten aus, vgl. 1, 15; und die Bemerkung, daB Jeans im Tempel lehrte, die nach dem Vorhergehenden entbehrlich erscheint, ,gehört auch zur Schilderung der Feierlichkeit des Moments* {Mey^, Aus diesen Gründen geben wir der Auffassung als effectvoUe Frage den Vorzug. Daran schließt sich sofort die entschiedene Ver- neinung der Meinung jener Leute, xat nnd doch bin ich nicht von mir selbst gekommen. iXtjXuOa bezeichnet nicht den Beruf, sondern die Herkunft Denn damit tritt Jesus dem irodsv ioctv, welches jene Leate zu wissen meinten, entgegen. lotiv aX7)&ivoc es ist ein wirklicher. dXTi&tvoc nicht gleich dXi)6^? {Cyr., Chrys. u. v. Echv., Bg.-Cr,, Stier), sondern nach constantem johanneischen Sprachgebrauche: wirklich, der Idee entsprechend. Es ist ein wirklicher Sender, der mich gesandt hat, kein blos vermeintlicher, eingebildeter, so daß meine Sendung, wie ihr meinet, blos in meiner Phantasie existirte (God.). Doch nicht in dem Sinne: ,es existirt ein solcher* {W^iß)t so ^aß der Nachdruck auf lönv Ifige; denn nicht die Existenz des Senders soll betont werden, sondern daß der, welcher ihn gesandt hat, mit vollem Rechte als Sender zu betrachten ist; nicht ,inwiefem in Gott die Idee des Senders sich verwirklichen soll*, was nach W^ nicht abzusehen sei, sondern SM JoL Vn» 29—31. BO, daB Gott mit Recht als Sender za nennen, und die Sendung Christi eine reale, der Idee einer Sendung entsprechende ist So gefaßt bilden die Worte den richtigen Gegensatz za dem ,nicht Ton mir selbst bin ich gekommen/ Aber Jesus beschränkt sich nicht darauf, der Meinang der Gegner die richtige Thesis entgegenzuhalten, sondern fügt hinzu: „den ihr nicht kennet'^ womit er auf den eigentlichen Grund ihrer Opposition gegen seine göttliche Herkunft hinweist Sie kennen den nicht, welcher Jesum gesandt hat, weil sie nicht in der rechten Ge« meinschaft mit Gott stehen. Dies liegt implidte in v. 29 : „Ich kenne ihn, denn ich bin von ihm her" (itap' aotou). Da tcapa c, geneiivo von dem steht, der aus dem Bereich einer Person komi {feiner §. 47. b. S. 342) , so bezeugt Jesus mit diesen Worten seine Herkunft aus der Gemeinschaft mit Gott, womit das: „und er (ixetvoc jener den ihr nicht kennet) hat mich gesandt" seine nähere Bestimmung erhält Weil er der von Gott her Seiende ist, so hat Gott ihn gesandt Der Sendung Christi in die Welt geht das Sein bei Gott dem Vater vorauf. Er ist im eigentlichsten Sinn der Sohn Gottes und kann auch allein über seine Herkunft Aufschluss geben ; nicht die Juden, die nur nach seiner mensch- lichen Erscheinung urteilen. y. 30. Diese Rede, in welcher Jesus den Beurteilem seiner Person und seines Berufes die Kentnis Gottes absprach und sich die Herkanft von Gott, die Weseusgemeinschaft mit Gott vindicirte, erbitterte die Gegner, die darin eine Gotteslästerung fanden, dermaßen, daß sie ihn zu greifen suchten. „Aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen". Iliaoai anfassen, greifen, verhaften. Ihn zu tödten, das ist fortan die Losung der Juden, vgl. v. 32. 44. 8, 20. 10, 39. 11, 57. lieber ^ a>pa auxoü s. zu 2, 4. Hier ist es die von Gott bestimte Zeit, da er durch Tod und Auferstehung verklärt werden solte. Je mehr die Juden durch das Zeugnis Jesu im Gevrissen Aber- führt wurden, um so mehr steigerte sich ihr Widerspruch und tödt- lieber Haß. Wie sich darin das Gericht der Yerstockung zeigt, dem de immer mehr verfallen, so zeigt sich auch das Walten der Hand Gottes darin, daß sie außer Stand sind, ihren Mordplan auszuftlhren. Dieses göttliche Walten ist aber nicht durch Gewissensregung vermittelt za denken (ffngsfb,, God.)^ sondern durch die Scheu vor dem Volke, welches Jesum um seiner Lehre und seiner Werke willen fOr einen Propheten oder für den Messias zu halten geneigt war (Mey», Lthdi. u. A.); vgl. 11, 47 f. Luk. 22, 3. Mtth. 26, 5. Mrk. 14, 2. V. 31 — 36. Jesu Hingang zu Goti,^ Den Anlaß zur Erwähnnng 1) In V. SL hat Tisch. 8 nach m2> die Wortstellang: icoUot $s crtsTEtmv 1% Toü ^yXou vorgezogen , während die Bec. mit ^AA iiciateusav hinter ex i. M.Q\i hat Dagegen halten Lehm,, Hey., Jf'eiß mit BKLTJU al, die Wort- folge: ix Tou oyXou Zz icoXXoi iicior. für die richtige, aus der sich alle Vari- anten erklären. " Das oti vor 6 XpioTÖ; fehlt in v^BPEKLTX und ist gewili unecht, obwol es Mey. für ausgefallen hält Statt jh^ti in ^BMSCFai (Bec) ist v^T^.nach vtBDEKlTJCaL mit Griesb. u. Tisch, zu lesen und touto» hinter oTjVLsta in EG EMS u. Bec. nach nBDKl TÄJl al, zu streichen; dagegen Joh. VlI, 31—88. 301 8611168 Hmganges zu Gott gab Jesn der Beschluß der jüdischen Oberen, ihn zu verhaften. Y. 31 f. Da viele ans der Volksmenge an Jesnm glaubten und sprachen: der Messias könne nicht mehr Zeichen thnn als Jesus gethan habe, und die Pharisäer diese Rede hörten, so sandten die Hohenpriester nnd Pharisäer Diener ans, ihn zu verhaften, tou Sj^Xoo ist nicht auf die galiläischen Festpilger zn beschränken. Gemeint ist Oberhaupt die Masse des Volks, die am Feste sich im Tempel einfand. mertetSeiv eU aux^v an Jesnm als Messias, nicht blos als Propheten oder Gottesgesandten glanben. Dies ergibt sich ans ihrer Rede, daß der Messias nicht mehr Wunder thun könne, als Jesus thue, woraus freilich auch erhellt, daß ihr Glaube noch sehr an der AeuBerlichkeit der Wunder haftete, uiv oütoc mehr als die, welche dieser (outoc auf Jesum als anwesend hinweisend) gethan habe, iirodqosv nicht blos in Galiläa (nach vielen Ausll.), sondern überhaupt, auch in Jerusalem, wenngleich nicht erst am Laubhüttenfeste. 6 Xpioxoc oTav SXOiq ist mit Nachdruck absolut voraufgestelt (j^t) — icoiiqoet ist Frage verneinenden Sinnes: doch nicht mehr Zeichen wird er thun? Also wird Jesus wol der Messias sein. V. 32. Dieses Murmeln , halblaute Urteilen über Jesum bewog die Pharisäer, einen Haftbefehl des Synedriums gegen Jesum zu erwirken. Als die Hörer des Gemurmels sind nur oi Oapioatoi genant (diese eifrigen Wächter des Gesetzes), dagegen als Aussender der Ge- richtsdiener die ip^iepsK und die Oapioaibi; dies sind die Glieder des Synedriums, des obersten Gerichtshöfe, der allein die Verhaftung zu verfügen und zu vollziehen berechtigt war. Wir haben demnach anzu- nehmen , daß die Pharisäer den Antrag stelten und das Synedrium die Verhaftung beschloß und die Ausführung des Beschlusses anordnete. Das Synedrium bestand zwar ans dp^tepeic, irpsoßutepoi und 7pa(i.(iax8T^; hier aber sind die irpeoßuTspoi übergangen und statt der Ypa(i(iateii; die Pharisäer als die berufemäßigon Gesetzeslehrer neben den ip-jfitptX^ genant, weil diese beiden Parteien die Sache betrieben. V. 33 u. 34. Infolge dieses Vorgangs (ouv) sprach Jesus zu den Juden: „Noch eine kleine Zeit bin ich bei euch und ich gehe hin zn dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und wo ich (dann) bin, könnet ihr nicht hinkommen^^ Aus dem oSv ergibt sich, daß Jesus von dem Vorhaben der jüdischen Oberen Kunde erhielt und dadurch veranlaßt wurde, ihnen seinen baldigen Hingang zu Gott anzukündigen. Dies sprach er ohne Zweifel im Tempel; ob aber durch die dort sich einfindenden Gerichtsdiener dazu veranlaßt {Mey., die Bec. iroiTjaev in tt^BlT tl vielen a. Mjsk. dem icoiet bei Tisch. 8 nach Mi> n. VersB. vorzuziehen. — V. 32. Die Stellung des oi Oai^ioaloi vor o\ dpyiepetc (Bec. mit EH MS VT ^\) ist eine durch das erste Hemistich herbeigeführte Aendenmg and mit Tisch. 8 nach tJa£Tc in BTÄ yis zngesezt, und von Tisch. 8 u. A. nach kDZFAAII al. getilgt — In v. 35 hat Tisch. 8 i^^jisT; vor eopijowjiEv weggelassen gegen BlT/^MI al., welche es hietoi und schwerlich nur der Concinnität wegen zugesezt haben. 802 Joh. YII, 33—36. Lthdt.)y bleibt fraglich. Seine Rede wendet sich an die ganze Yersamm- long (|Ae&' u(iäv), die daraas die Mahnung ziehen solte, die kurze Zeit, die er noch bei ihnen sein werde, zn ihrem Heile zu benatzen (Lcke., Hngsth., Lthdi., Gad,), Dies liegt in den Worten: Ihr werdet mich Sachen and nicht finden. Das C^xiqoete ist nicht ein feindliches Sachen {Orig,\ vgl. dagegen 1-3, 33, sondern ein Sachen znr Hilfe and Rettang (Chrys., TkeophyL, Euthym., Erasm., Calv,, ßrckn., Ew,, LihdL a. A.), and geht zunächst auf die Zeit des göttlichen Strafgerichts der Zerstö- rang Jerusalems (Luk. 19, 43. 20, 16 ff.), {xi mich d. i. aber nicht die Person J6sa als wnndermächtiger Helfer, der sie aus der anheilvollea Katastrophe retten könne {Mey,\ auch nicht der Messias, in dem allge- gemeinen Sinne: ,ihr werdet dann den Messias suchen, den ihr in meiner Person verworfen habt (Weiß mit Flac, Lampe, Neand., Ebr,)^ wobei die Worte nur die gänzliche Trennung oder den Gedanken der Vergel- tung ausdrücken würden. |ii ist Jesus als Heiland, der ihnen Heil and Leben anbietet. Ihn werden sie beim Hereinbrechen des Gerichts suchen und nicht finden; denn er ist nach seinem Hingange zu Gott in der Ge- meinschaft seines Vaters im Himmel, wohin sie nicht kommen können. Weil sie ihn, ihren Erlöser von Sflnde und Tod verschmäht haben, so 'werden sie in ihren Sünden sterben (8, 21), nicht blos von Christo son- dern auch von Gott getrent sein, nicht einmal den Trost haben, durch den Tod zu. Gott zu kommen {Hngstb., LihdL). — Diese ernste Ge- richtsankftndigung erffllt sich an dem in seiner Yerstockung gegen Jesum Christum verharrenden jüdischen Volke noch fort und fort, daB sie den Messiae suchen, aber nicht finden, so lange sie ihn nicht in Jesu Christo erkennen. V. 35 u. 36. Diesem ernsten Worte suchten die Juden durch bös- willige Misdentung seinen Stachel zu nehmen. Sie sprachen zu einander: „Wohin will dieser gehen, daß wir ihn nicht finden werden? Doch nicht in die Zerstreuung unter den Griechen will er gehen und die Griechen lehren?'' Da Jesus sein Gehen icpoc tov ici(i^avxa (jie ange- kündigt hat, so mußten sie wissen, daB er von seinem Hingange za Gott geredet hatte. Denn icpoc xov izi^^fmi {le mit Paul u. Mey, f&r nicht ursprünglich, sondern für einen johanneischen Zusatz zu halten, dafür fehlt jede Berechtigung. So willkürlich hat Johannes die Beden Jesu nicht geändert. Aber die Juden weiten Jesu Wort nicht verstehen. Siaoicopa x&v XXX. ist nicht die Zerstreuung der Griechen = dispersi Graeci, wie nach Chrys. u. A. noch Bngstb. aus Gen. 10, 8 u. 32 zu beweisen gesucht hat, sondern nach 1 Petr. 1, 1 u. Jak. 1, 1 die Zer- streuung der Juden in Heidenläi^dern; und xäv ^EX.X.y]vo>v Griechen sind nicht unter den Griechen wohnende und griechisch redende Juden, die im N. T. constant ^EXXtjvioxoi heißen. Doch braucht man dedialb ttaqicopa nicht wie Jak. 1, 1 von dem Orte oder Lande zu verstehen, sondern das Abstractum Siaoicopa ist die Zusammenfassung der Goncreta: die in der Zerstreuung lebenden Juden, und der Genetiv xäv ^EXXijvov die äoBerliche, räumliche Beziehung ausdrückend: die Zerstreuten oÄter den HeUenen; vgl. Winer f. 30. 2. b. a. S. 176. Sie meinten: Jesos Joh. YII, 36. 37. 303 wolle sich sni den unter den Griechen (Heiden) zerstrenten Juden he- geben und von da aas Lehrer der Heiden werden. Damit sprachen sie nnbewnBt eine Ahnnng ans, die dnrch die Yerkttndignng des Evan- geliams sich hewarheiten solte; eine unwillkürliche W^agnng ähnlich der des Ki^phas 12,60 {God.-, Mey., Hngstb., LihdL). — Die Ein- fUming der Frage mit (it) zeigt, daB dieser Ehifall ihnen selbst nicht waiBcheinlich vorkomt. Daher sagen sie v. 36 weiter: xtc ionv o Xoy. was ist dieses Wort, das er sagte: ihr werdet . . .? was will er damit sagen? Wir verstehen diese Rede nicht. — Da die Juden diese «pöt- tische Bemerkung nur gegen einander äußerten, so beachtete Jesus sie nicht weiter. Der Evangelist teilt daher im Folgenden zunächst einen Ausspruch Jesu im Tempel am lezten Festtage mit. Y. 37 — 39. Jesus der Born des Lebenswassers.^ — Y. 37. „Am lezten Tage aber, dem großen des Festes." Der lezte Tag -des Festes ist nicht der siebente {Theophyl, BuzL, Beng. u. A.), sondern, wie fast alle neueren Ausll. annehmen, der achte. Dies zeigt das Prädicat r^ ysTfokr^ welches Luther dem Sinne nach treffend erklärt: ,der am herr- lichsten war^, d. h. an dem die Festfreude ihren Höhepunkt erreichte. Im Gesetze ist zwar die Daner des Laubhttttenfestes auf 7 Tage be- sümt, Tgl. Lev. 23, 34. Nnm. 29, 12, daneben aber noch ein achter Tag des Festes erwähnt, der mit sabbatlicher Ruhe, heiliger Yersammlung und besonderen Festopfem gefeiert werden solte als m^ Schlußfeier der Festhälfte des Jahres (Lev. 23, 36. Nnm. 29, 35), wonach Joseph. AniU III, 10, 4' vom Laubhttttenfeste bemerkt, daß man es acht Tage feierte. Dagegen war der siebente Tag vor den anderen mittleren Fest- tagen durch nichts ausgezeichnet. und hinsichtlich der Festopfer ihnen nachstehend; vgl. m. bibl. Archäol. S. 432). ion^xei (da) stand Jesus und rief laut: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke^*. ioTT^xei und ixpa^ev deuten die Wichtigkeit des folgenden Ausspruchs an, vgl. V. 28« Die bildliche Form desselben wird von den meisten Ausll. aus einer Anspielung auf den Festritus der Wasserlibation erklärt Nach rabbinischer Ueberlieferung holte nämlich an jedem der sieben Festtage 1) Y. 37. Das ixpetgev der Bec. mit BlTÄT^Mi aL ist nicht mit TUch. 8 nach k2> IL Yens, in SxpaCev zu äDdern, da dieses dem vorher£[ehenden Plus^ quamperf. confonnirt erscheint. Auch zpoc )i£ ist nichti weil in k2) fehlend, wegzulassen^ da es durch v^^BLT jl die übrigen Mjsk. geechttzt ist und die WeglasBung durch Apok. 22, 17 veranlaßt sein kann. — Y. 39. Das ou %eX- Xov in V^BGELTaL statt o ^y., in BEKMS al ist als gnt griechische Attrac- tion warscheinlich sprachliche Besserung. Dem ot xioTcuovrec; hat Lehm, nach BLT Ol moTsusavTsc vorgezogen, das wol ursprünglich sein mag und als scheinbar unpassend in oi ziaisuovTs; {Tisch, 8 nacn ^BXT^Mi) geändert sein kann. — Bei Tc^tl^a hat die Bec. mit LäV^\ al, VIg., Copt den Zusatz ^lov, B: dsl^^evov. Welches Lehm, aufgenommen hat, B: liz «utou; {Atl B haben hier Lücken). Tiseh. 8 hat aUe diese Zusätze gestrichen. Aber «rtov ist doch ziemlich stark bezeugt und vielleicht nur weggelassen worden, nm die scheinbare Verneinung des ^heiligen Geistes als dritter Person der Gott- heit zu beseitige, und osBojiävov mit oder ohne h: aOxouc aus demselben Grande zugesezt, um den Satz auf die Ausgießung des heil. Geistes zu be- sehräakem. S04 Joh. TU, 37. 88. ein Priester zur Zeit des Morgenopfers in einem goldenen Krage Wasser ans der Quelle Siloah nnd goB dasselbe mit dem Wein des Trankopfers vermischt an der Westseite des Brandopferaltars in zwei dnrchlöcherte Schalen ans, unter Trompetenschall nnd dem Lobgesange: „Ihr schöpfet Wasser mit Fronden ans dem Bmnnen des Heils'' Jes. 12,3; vgl. Tract, Succa IV, 1 mit der Erklämng von Dachs p. 368 f. Nach R, Jehuda in der Gemara soll dieser Ritas anch noch am 8. Tage stattgefanden haben; vgl. Dachs /. c. p. 404. Falls derselbe aber auch nnr an den 7 Tagen vorkam, konte Jesas doch am achten noch darauf Bezog nehmen nnd dem Volke znrofen, zn ihm zu kommen, am wirkliches Lebenswasser zu trinken. Gegen die Anknüpfung an diesen Festritos liefert der Umstand, daß das Trinken das wesentliche Moment des Aus- spruches Jesu ist, in Jesaja aber und im Festritus nur das Schöpfen des Wassers, keine triftige Instanz (gegen fVei/f). Der Festritus war nicht blos dankbare Erinnerung an die Wasserspendung in der Wflste, aon- dem zugleich sinnbildlicher Ausdruck des Dankes für diese göttliche Gnadenerweisung und der Bitte um fernere Gewährung derselben. Im Blicke auf die Wasserspendung in der Wüste stelt Jesuja das messia- nische Heil unter dem Bilde des Waaserschöpfens aus Brunnen des Heils dar. Dieses Heil will Christus denen spenden, die an ihn glauben. Er ist der Born , aus dem Leben wirkendes Wasser hervorströmt &i^ ist Bild des geistlichen Bedflr&isses, und icivixQ) Bild der Befriedigong dieses Bedflr&isses, wie 4,14. 6,35 vgl. Mtth. 6, 6. Das Wasser, welches Jesus zu trinken gibt, ist sein Wort, welches jedes geistliche Bedflrfiiis befriedigt. y. 38. „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, Ströme leben- digen Wassers werden aus seinem Leibe fließen.^' ^0 motsooiv elc i|ii ist absolut voraufgestelt und im Nachsatze durch aotoo wieder ange- nommen, nach hebräischer Ausdrucksweise: Was den betrift, der an mich glaubt, so werden, wie die Schrift sagt, Ströme u. s. w. xa&oK elnev ^ yP* gehört nicht zu moreuov eU i}»^, den Glauben als schrift- gemftB bezeichnend (Chrys., TheophyL, Euihym,, Caiov. u. A.), sondern zum Folgenden als Einführung eines Schriftwortes, aber nicht in der Form eines wörtlichen Gitats, sondern laut xa9o>c elic. wie die Schrift sagt, als freie Wiedergabe einer Schriftwarheit. ESn gleichlautender Ausspruch findet sich auch im A.T. nicht, weshalb Semler, Paul., Bletk (Beitr. S. 234) u. Weizs. S. 518 an eine apokryphische oder eine ve^ loren gegangene kanonische Schrift dachten, Ew, an ein verloren ge- gangenes Stflck der Proverbien. Aber gegen die Analogie und die ge- schichtliche Warscheinlichkeit, da die Schriften des A. T. damals Ungst ein geschlossenes Ganzes bildeten, und apokryphische Dicta im N.T. nirgends als r[ YpacpiQ citirt worden. Zu Grunde liegt Jes. 58, 11 , wo der der rechten Gottesftircht sich befleißigenden Gemeinde als Segen des Herrn verbeißen ist, daß sie ein Wasserquell sein werde, der nie- mals versiegt (t;. Hofm, Schriftbew. II, 2 S. 13. LihdL, Ebr.)^ frei com- binirt mit fthnlichen Stellen, besonders Jes. 44, 3. 55, 1. auch Ezech. 47, 1. 12. Zach. 13, 1. 14, 8. Joel 3, 1. 23, und dem auszusprechenden Joh. yil, 38. 39. 305 Gedanken angepaßt. Damit erledigt sich aach das Bedenken, daB in allen angefahrten Stellen vom Ausströmen des Wassers nichts vorkomt. Für den Gedanken vgl. 4, 14. — Ganz ferne liegt dagegen die Be- ziehnng anf den Fels am Horeb (Exod. 17, 6. Num. 20, 11), ans dem der Herr seinem Volke Wasser gab {God)\ da abgesehen von dem Un- passenden der Yergleichnng der xoiX(a mit einem Felsen, nicht die xoiXta Christi, sondern die der Trinkenden d. i. der Glaubenden als Quell gedacht ist, aus welchem Ströme fließen.^ Das i% tVjc xoiXia^ ist durch den Gedanken nahe gelegt. Der Trinkende nimt das Wasser in seinen Leib auf, aus welchem das getrunkene Wasser in Strömen sich ergießt. xoiX(a entspricht dem Bilde des Wassertrinkens und bezeichnet im Bilde nicht das Herz, sondern den Bauch oder Leib, das Leibes- innere (Delitzsch, bibl. Psychol. S. 266). Erst in der Auflösung des Bildes in die Sache ist an die xapSCa zu denken. Wenn also Jesus den Ritus der Wasserlibation im Sinne von Jes. 12, 3 u. der angef. messia- nischen Stellen ausdeutete, so ergab sich daraus, daß in ihm jene Woißagungen erfült seien, ohne weiteres der Gedanke: wer zu mir kernt und trinkt, der wird nicht nur für seine Person gelabt und er- quikt werden, daß ihn nimmermehr dürstet (vgl. 4, 14), sondern von dem Wasser, das er getrunken hat, werden auch Ströme ausfließen, welche andere tränken. Die Verheißung ist eine doppelte: ,Wer glaubt soll nicht blos selbst Genüge finden (mviico) in dem Geiste, der ihn erfüllen wird, sondern auch dieses Heilsgut anderen vermitteln, v. 38' {LthdL), y. 39. „Dies sagte er aber von dem Geiste, welchen empfangen selten die an ihn Glaubenden, denn heiliger Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verkl&rt war'S (So nach dem berichtigten Texte bei Tischend, 8, s. die krit. Note). Mit dieser Bemerkung erklärt der Apostel aus eigener Erfahrung den Ausspruch des Herrn; doch nicht 80, daß er unter dem lebendigen Wasser selbst den heiligen Geist ver- standen wissen will, sondern so, daß er nur von dem ganzen Ausspruche bemerkt: Jesus habe dies vom heiligen Geiste gesagt, den die an Jesum Glaubenden empfangen selten, was mit der Ausgießung des heil. Geistes über die Apostel und Jünger Christi am ersten Pfingsttage Act. 2 in Er- ftlllung zu gehen begann. Weshalb nicht früher? sagen die Worte: „denn noch war heiliger Geist nicht da'S Der Sinn dieses Satzes ergibt sich aus der folgenden Begründung: „weil Jesus noch nicht verklärt 1) Das xoiXtac Gtuxou kann nicht auf den Leib Jesu bezogen werden, weder mit Beng, mittelat Verbindung des xafi^wc ekev -q 7pav vom heiligen Geiste und des peuoouoiv als Weifiagnng auf die AnsgieBung des heil. Geistes über die Gläabigon am Pfiogstfeste hier finden weite. V. 40—52. Der Erfolg dieser Worte JesuA Zunächst v. 40—44 der Eindrack, den sie auf die Volksmenge machten. Von dieser sagten einige (zu ix tou S](Xoo ist xivic zu ergänzen^ wie 16, 17 ; vgl. Buttmann, neutestl. Gramm. 8. 138): „Er ist warhaftig der Prophet^' (icpoicov den (im gegebenen Falle in Frage kommenden) Menschen. Subject zu axouaig und ^vo) ist das Ge- setz, nämlich in den Richtern, ti iroiaT wie sein Thun beschaffen ist. Nxkod. weist auf das Gesetz Ex. 23, 1 ,du solst nicht richten auf trüg- liches Gerücht', und Deut 1, 16 ff. hin, wo den Richtern eingeschärft wird, ,zu hören zwischen den Brüdern' d. h. beide Parteien anzuhören oder zu verhören, und gerecht zu richten ohne Ansehen der Person, also, niemanden ohne Verhör zu verurteilen. Der Satz: ,welcher des Nachts zu ihm (Jesu) gekommen war', weist auf 3, 2 zurück. Mit dem Zosatze: elc cov IS aüxcov hebt der Evangelist hervor, wie die Behaup- tong, daß keiner von den Archonten und Pharisäern an Jesum glaube, eine leidenschaftliche Uebertreibung des Sachverhaltes war, da nicht blos das unwissende Volk an ihn glaubte, sondern auch von den Archon- ten wenigstens einer den Mut hatte, sich für Jesum zu erklären und vor gesetzwidrigem Richten zu warnen. Gewöhnlich wird zwar die Art, wie Nikodemus hier für Jesum auftrat, daraus erklärt, daß er bei seiner natürlichen Furchtsamkeit noch nicht wagte, offen sich für Jesum zu erklären. Quod non defendii Hberius Christum, in eo nimiam timidi- tatem prodit. Caiv., ähnlich Grot. u. A. Aber schon ßeng. bemerkt Aber sein Auftreten hier: saepe ii qui timidi fuerani extra discrimen, in ipso discrimine veritaiis defensores evadunt. Noch bestimter er- klärt Hngsib.: ,daß Nikod. sich nicht noch offener zu Christo bekante, kann ebenso gut aus weiser Vorsicht abgeleitet werden als aus Furcht- samkeit Er wolte seinen GoUegen einen Schlag beibringen, dessen sie sich von ihren eigenen Voraussetzungen aus nicht erwehren konten'. Der Hinweis auf das Gesetz war nicht ,nur Vorwand'. Die Mitglieder 310 JoL Vn, 51—53. des hohen Rathes hatten verächtlich von dem Volke geredet, welches das Gesetz nicht kenne. Nikodemus weist darauf hin, daß sie seihst mit ihrem Verhalten gegen Jesnm das Gesetz übertreten. Ihre Erwiderong V. 52 zeigt anch, dafi sie geschlagen sind. Anstatt ihr Verhalten zn rechtfertigen, suchen sie in maßloser Leidenschaftlichkeit Nikodemus als einen Anhänger Jesu zu brandmarken: „Doch nicht auch du bist aus Galiläa?'^ daß du deinen Landsmann verteidigen zu müssen glaubst Ja sie lassen sich zu der Behauptung fortreißen: „Forsche und siehe, daß ein Prophet aus Galiläa nicht erwekt worden ist^^ (nach der Lesart iYi]YepTai). Damit sprachen sie einen geschichtlichen Irrtum aus; denn aus Galiläa war unzweifelhaft der Prophet Jonas nach 2Kön. 14,25; warscbeinlich auch Nahum aus Elkosch, d. i. nach ffieron. u. a. Kchvr. ein vicuhis in Galiläa, nicht in Assyrien, wohin die spätere kirchliche und muhammedanische Tradition Elkosch verlegt (vgl. m. EinL in d. A.T. S. 327); ebenso der im Zehnstämmereiche wirkende Prophet Hosea (vgl. m. Einl. S. 304). Solte aber die Lesart iTfetpexat troz des gegen, sie geltend gemachten Bedenkens, daß sie eine absichtliche Gorrectar zur Beseitigung des fast unbegreiflichen Irrtums der Synedristen sei, doch nach der Mehrzahl der Ck)dd. fQr ursprünglich zu halten sein, so würden die Synedristen nur sagen, daß ein Prophet aus Galiläa nicht aufsteht, folglich Jesus als Galiläer weder ein Prophet, geschweige denn der Messias sein könne, da von der Erweckung oder von dem Auftreten des Messias in Galiläa nichts zu lesen sei. Dabei aber bedenken sie in ihrem Eifer gegen Jesum und in ihrer Verachtung Galiläa's nicht, da£ laut der Weißagung Jes. 9, 1 das Licht des Heils von dem gering ge- achteten Galiläa der Heiden aus über Israel aufgehen solte. ,So muß ihre Feindseligkeit, die nicht glauben und gehorsam sein will, sich selbst verblenden wider das Verheißungswort der Schrift' {LihdL). Cap.VII,53 — Vra,ll. Die Geschichte von der Ehe- brecherin. Der Johanneische Urspnmg dieser Perikope unterliegt gewichtigen Zwei- feln. Sie fehlt in den ältesten Hdschrr. Vf.ABCLTX^, nnter welchen zwar An. C hier defect sind, aber A in den 2 fehlenden Blättern nicht Banm fflr dieselbe hat, und Z n. A einen leeren Raum lassen; femer in den älte- sten Codd. der Itala (dem Vercellcns, aiiB dem vierten und dem Brixian. ans dem sechfiten Jahrh.) und der Peschitto, auch der Nestoriana und des Syr. PalaesU, der Kopl, Arab., Sahid., Armen, u. Goth. Version. In anderen grieeh. Majsk. (EMSSW) ist sie durch Asterisken oder Obelus als verdächtig be- zeichnet, auch in mehreren Scholien dafOr erklärt. Die Minusk. 1. 19. 20 haben sie am Ende des Evang., andere (13. 69. 124. 346) hinter Luk. 21, 38. — Von den Kchw. schweigen TertulL (de pudic. 6) und Cyprian da, wo sie dieselbe gewüS erwähnt haben würden, wenn sie in den von ihnen gebiauch- ten Evangelien gestanden hätte, gänzlich Aber diese Perikope, ebenso Orig., Apollm., Theod, Mops,, Ct/r., Chtys,, Konnus, Theopkyl und die Catoncn. Job. VII, 63— VIII, 11. 311 Euthym, Zigab. erklSrt sie zwar, bemerkt aber ansdrttcklieh, daß sie xorpd tot; dxpißeaiv avTijpdcpoii; entweder nicht gefanden werde oder obelisirt seL Dagegen findet diese Perikope sich in DFGHKUT n. zahlreichen Minnsk., in Tiden Codd. der Itala n. den übrigen alten Verss. nnd in der Vulg., wo- nach Hieron, adv. Pelag. II, 17 bemerkt: in evang, Joh. in mulUs et graecis et iatinis codd, inveniiur locus de aduHera mutiere, quae accusata est apud Dominum, Die älteste Erwähnung derselben komt in den gegen Ende des 3. JahrlL zum Abschluß gelangten Constitutt, apost. II, 24, 4 Tor, welche ihre milde Disdplin lunsichtiich der poenitentes sowol auf mehrere alttestamenÜ. Beispiele von der göttlichen Milde gegen Bußfertige als auch auf die neu- testamentl. Erzählung Ton der Ehebrecherin gründen. Auch Amhros, fepist. 26, 2J und August, (de adulter, conjug, II, 7) kennen sie und meinen, sie sei um ihres Inhalts willen, welcher ungläubigen oder Schwachgläubigen An- stoß geben konte, ausgelassen worden.* Aber die Meinung oder richtiger gesagt, die Vermutung, daß man im 3. oder 4. Jahrh. die ganze Perikope um dieses sittlichen Anstoßes willen aus dem Texte der bibl. Handschriften entfernt haben solte, hat nicht die mindeste Warscheinlichkeit. Es fehlt daför an jeder Analogie. Auch in 3, 3 f. liegt keine Weglassung, sondern die Aufnahme einer Randglosse vor. Wenn auch dieselbe schon in älteren Hdschrr. stand, als die uns erhaltenen (Cod. ^B u. a. d. i. Sinait., Vatic. u. VercelLJ sind, welche sie nicht haben, und Hieron, (f 420) mit vollem Rechte sagen konte, daß sie in vielen sowol griechischen als auch latei- nischen Hdschrr. gefunden werde, so kann doch aus dem Fehlen derselben in den uns erhaltenen ältesten griechischen Hdschrr. nicht mit Ehrard (wiss. Krit. S. 502 f.) der Schluß gezogen werden, daB in der Konstantinischen Zeit, aus welcher diese Hdschrr. stammen, ein Proceß der Entfernung des Ab- schnitts aus dem Texte begonnen habe, der aber nicht ganz durchzudringen vermochte, weil dabei das gänzliche Schweigen der vorkonstantinischen Kchvv., eines Origenes, Tertullian und Cyprian unbegreiflich bleibt. Auch findet sich von der asketischen Furcht, daS die Milde Jesu gegen die Ehe- brecherin von Unverständigen gemißdeutet oder gemißbraucht werden konie, in der lateinischen Kirche vor Ambrosius und Augustin keine Spur, und in der morgenländischen Kirche zu keiner Zeit, auch in der späteren nicht, wo man diese Perikope sogar zur Lection am Feste der Pelagia und der ägyptischen Maria machte (Lücke), Wir können denmach nur mit Lcke. u. A. urteilen: ,die urkundliche Kritik hat hinreichenden Grund, den johan- neischen Ursprung der Perikope, wenn nicht entschieden zu leugfien, doch in hohem Grade zu bezweifeln.' Auch die inneren Gründe liefern kein günstigeres Resultat. Der Stil 1) Augustin, bemerkt /. c. darüber: Quis non intelUgat debere ignoscere marUum , quod videt ignovisse Dominum, — Sed hoc videUcet infideUum sensus exkorret, ita ut nonnulli modicae fidei vet potius inimici verae fidei, credo metuentes peccaH impunitatem dari muliebribus suis, illud quod de aduUerae indulgentia Dominus fecit, auferrent de codd. suis, quasi remissioncm peccandi tribuerit qui dixit: deinceps noli peccare. — Auch I^ikon (in Cotelerii, Patres apostol. Vol. I p. 238 J sagt von den Armeniern, sie hätten die Perikope aus miei Uebersetzung ausgestoßen, ßXaßepov sivai XiYovis; toTc 'oX.Xoi^ ttjv ToiajixTjv dxpoaaiv. 818 Joh. Vn, 63 — Vm, 11. hat nicht johanneisches Gepräge. Schon WetsL höh den sehr häufigen Qt- hrauch des os in diesem Ahschnitte nnd das Zur&cktreten des dem Johannes geläufigen ouv und xat hervor (Zi komt in den 12 Vt. 11 mal yor, ouv nur einmal t. 7 und xai ein paar mal). Nichtjohanneisch sind außerdem ^p&pou V. 2 (vgl. Luk. 24, 1. Act 5, 21), wofür Joh. T:pwt oder icpma hat 18, 2& 20, 1; zä^ 6 Xaog V. 2 von der Zuhörerschaft Jesu, wofCir Johannes sonst 6 SyXo^ Ol ^x^oi, ^xXo; xoXuQ sagt, und 6 Xaöc nur H, 50. 18, 14 in anderem Sinne braucht; und ot jpa{i|iaTsic xal oi OapiaaToi v. 3 (oft bei den Synoptikern), bei Joh. nur 7, 45 oi äpy^izpil^ xai OapioaToi, gewöhnlich ot ^^apioaioi allein, häufiger ol ^louSaToi von den Gegnern Jesu, niemals aber o\ fpa)i(LaTeIci Was man aul^rdem in sprachlicher Hinsicht als unjohanneisch angef&hrt hat, ist ohne Beweiskraft. So xa&iaa^ eSi^aoxev v. 2, sictjieveiv beharren v. 7, ovojidpTTiToc V. 7 (im N. Test, dica? Xe^.), xoxeXei^^ v. 9 (vgL Act 2, 31. 26, 14. 1 Thess. 3, 1) und xaxaxpivsiv v. 10 u.ll, weil diese Ausdrucke und Worte für den auszudrückenden Sinn allein passend waren, und durch andere dem Johannes geläufige Worte sich nicht ersetzen ließen. — Ueber den Inhalt der Erzählung bemerkt schon Calvin: .nihil apostolico spiritu indignum eon- Unet, und auch lüeke urteilt darüber S. 277: ,Bei aller Dunkelheit nnd archäologischen Schwierigkeit enthält sie so viel dem Charakter und den Verhältnissen Jesu entsprechendes, daß man geneigt wird, sie für ein Stück aus der vulgären, mündlichen Tradition zu halten, welchem ein wirklicher Vorfall im Leben Jesu zu Grunde gelegen.' Aber in den Zusammenhang von c 7 u. 8 paßt sie nicht, und dem Charakter der Composition des johan- neischen Evangeliums entspricht sie nicht In Betreff des Zusammenhangs bemerkt zwar Ebr. S. 503: ,sie hat hier ihre Stelle, weil in der geschicht- lichen Wirklichkeit die Begebenheit zwischen dem VorfaUe 7, 37—52 und dem Gespräche am folgenden Tage stattfand; und wenn auch keine Be- ziehung zu den Beden , so sei doch die größte factische Beziehung zwischen dem gescheiterten Versuche 7, 45 ff. und der neuen scheinbar so trefflichen Gelegenheit, Jesum entweder anzuklagen oder in MiBcredit zu bringen, vor- handen/ Aber die ganze Composition unseres Evangeliums zeigt, daS Jo- hannes nicht darauf ausging, alle Vorgänge in dem Kampfe Jesu mit den Pharisäern und Hierarchen mitzuteilen, sondern nur eine Auswahl der Ver- handlungen Jesu mit den jüdischen Oberen über seine Gottessohnschaft, die in dem Abschnitte c. 7—10 ihren Höhepunkt erreichen. In diesen Abschnitt, in welchem es sich durchweg um die Person Jesu und die Stellung der jüdischen* Oberen zu dem Zeugnisse Jesu von sich und seiner Einheit mit Gott handelt, paßt eine Frage des Gesetzes nicht hinein, selbst wenn die Schriftgelehrten damals Jesu eine solche Frage vorgelegt hätten. Als der Conflict so weit gekommen war, daß die Widersacher Jesu schon Gerichts- diener ausgesandt hatten, um ihn zu greifen, nnd diese von der Macht der Persönlichkeit Jesu Überwältigt unverrichteter Sache zurükkehrten, da konten sich die Pharisäer von dem Versuche, Jesum durch Vorlegung einer Gesetzes- frage in Mißcredit zu bringen oder in Anklagezustand zu versetzen, keinen Erfolg versprechen, sondern nur den Plan, ihn zu verhaften (8, 20) weiter verfolgen oder ihn tumultuarisch zu steinigen versuchen (8, 59). — Mit Recht haben daher nach dem Vorgange von Erasm,, Beza, Grot. u. A. die meisten JolLVn,63. vm,L 313 neueroi Ansll. die johanneische Abfassung dieses Abschnittes in Abrede ge- stelt und Lehm, und Tischend, ihn als unecht aus dem Texte verwiesen« ^ — Wir geben zunächst die Erklärung. YII, 53 — VIII, 1^. „ÜDd es ging ein Jeder in sein Hans, Jesus aber ging anf den Oelberg'S Sxaoxoc kann nach dem Contexte nicht (mit Grot., Lmp, n. A) auf die Synedristen bezogen werden, sondern, wie der Gegensatz 8, 1 zeigt, nur anf das im Tempel versammelte Volk {Mey,, de W,, LthdU), Der Abschnitt 7, 45 — 52 enthält eine Episode, welche die feindliche Gesinnung der Synedristen gegen Jesum veran- schaolicht, fOr die weitere Entwickelang des Gonflictes aber nur neben- sächliche Bedeutung hat. Demnach kann xal iicop. £xacrco( nur anf 7, 44 znrttckweisen. Dies wird durch 8, 1 , wo 'Ii]oou^ 6e iicop. dem X. iiropeudi) fxaoxoc gegenübergestelt ist, außer Zweifel gesezt. Da die Tivic ans dem o^Xoc, welche Jesum greifen wolten, ihr Vorhaben nicht auszaf&hren wagten (7, 44), so ging das im Tempel versammelte Volk nach Hause, jeder in seine Wohnung in Jerusalem, Jesus aber begab sich auf den Oelberg, um dort zu übernachten, wie er beim lezten Aufenthalte in Jerusalem zu thun pflegte (Luk. 21, 37) und wol auch schon am Laubhüttenfeste gethan hat, um so lange seine Stunde noch nicht gekommen war, sich den Händen seiner erbitterten Feinde zu entziehen. ,Mü8sig oder überflüssig (Weiß) kann man diese Bemerkung nicht nennen, wol aber die ,ümständlichkeit' derselben auffallend finden, ,da Johannes in dieser ganzen Gruppe sehr wortkarg ist und überall darauf gerichtet nur solches mitzuteilen, was geeignet ist, den großen Gonfiict zwischen Jesu und den Juden ins Licht zu stellen^ 1) Die johanneische Abfassung wurde verneint von Semler, Monis, Pau- lus, TiUmann, Knapp, Sey/farth, von Wegscheider, Credner u. Guericke in den £inl6itt, femer von Lücke, ThoL, Olsh., Bg.-Cr,, Krabbe, Geisse, Bleek (Beitrr.)i Beuß, de W., Brückner, Mey„ Bäuml, Em,, LthdL, Hngstb,, God., iVeiß u. A., wonach Lehm, u. Tisch, sie aus dem Texte verwiesen. — Ver- teidigt wurde die Echtheit von Mill, WhUby, Wolf, Lampe, Bengel, Michaelis, MaUhaei (Ev. Joann. gr. et laL Biga 1786 p. 759 ff.) , DeUmers fVmdidae 1793J, Siäudlin (in 2 disserU. Gott. 1806 J, Möller (Neue Ansichten S. 313 ff.), Scholz, Klee, Maier, Schultheß, der in Winer u. Engelh. krit. Joum. V, 3 sich f^ die Echtheit eines durch freie Variantenbenutzung geläuterten Textes er- klärt, von Stier und Home (Introduct. of the textual criticism of the N. Test, ed. Tregelles p. 465 f. , und von Ebr. (wissensch. Krit. S. 502 ff.); außerdem im Interesse ^r Unechtheit des Evangeliums von Bretschn., Strauß, Br. Bauer und Hilgenfeld (Evangelien S. 284 ff u. noch in der Einleit. ins N. Test. S. 797). 2) Der Text dieser Perikope ist reich an Varianten; namentlich weicht der Text in Cod. D vielfach von dem iext. rec. u. der übrigen Codices ab. Außer vielen kleineren sprachlichen Varianten hat D in v. 3 : ixl ä^apzzia Tjvalxa €iX.m|isv72v statt juvaTxa iv y.Qv^dcf xaxeiAifjpLiievTjv oder xaia^Tj^^eloav ; m V. 4 nach Xejouoiv auxu> den Zusatz ExxeipGfCovTsi; auxov o\ tcpst^ , tva lym<3iv TLOTTf^opiav auxou, der aus v, 6 des text. rec. fi^enommen ist; in v. 5: ixs- Xtooev — XifrdCeiv statt ivexetXaxo — Xi^oßoXgTwai. In v. 9 sind die Sätze ot ^ dxo6oavTiQ xoi tnco xfj^ ouvsiBi^oecü^ sXejydjisvoi und in v. 10 die Worte xat fiTji^va deetooffievoc xXt)v xfj^ jov fehlt und wol nur aus v. 18 herfibergenommen ist — In v. 17 ist js-f pairrat der Rec. durch BDL 7 u. die übrigen Majsk. so gesichert, daß der einzige Cod. M nicht ausreicht, um mit Tisch. 8 jqpa^iievov iottv in den Text aufzunehmen, zumal dieses gewiß nur nach den sonsticfen Citations- formeln des Johannes (2, 17. 6, 31. 45. 10, 34. 12, 14) confonnurt ist, indem man nicht beachtete, daß hier ein eigentliches Citat nicht vorliegt (vgL 20,31)« 320 Joh. Vm, 12—14. nisses Christi. auxoZi; sind dieselben, zn welchen Jesns in dieser Grappe von Reden gesprochen, die in den Tempel gekommen waren, ihn zu hören, Anhänger und Gegner Jesn. „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben". Sich als das Licht der Welt darzostellen, dazu wurde Jesos nicht dnrch das Anzünden der beiden großen Lenchter im Tempelvorhof am Laabhüttenfeste {Oish.) veranlaßt; denn dies fand nur am ersten Tage des Festes, jedenfalls nicht mehr am achten oder gar noch später statt; vgl. m, bibl. Archäol. §. 85 Anm. 11. Das Licht als Bild geistlicher Erlenchtnng komt so oft bei den Propheten vor (vgl. Jes. 9, 1. 49, 6. Mal. 3, 20, aach Mtth. 4, 15 f. Lnk. 2, 32), daß man eine änßere Yeranlassang zum Gebrauche desselben, wie etwa das Aufgehen der Sonne (^Stier) herbeizuziehen nicht nötig hat.^ ,Ich bin das Licht' besagt mehr als ,der Träger und Inhaber der göttlichen Heilswarheit' (Mey. , Weiß). Das Licht auf geistigem Gebiete ist Prin- cip der Erkentnis und Erleuchtung und vermöge seiner Kraft, das Leben zur vollen Entfaltung zu bringen, Bild des Heils (s. zu 1,4. S. 77). Christus ist vermöge seiner Wesenseinheit mit Gott der ürqueU alles Lichtes in der Welt, von dem nicht nur die wahre Erkentnis Crottes, sondern auch alles geistliche Leben in der Menschheit ausgeht, die ohne ihn in der Finsternis wandelt, i^ oxoxia ist die Gottesunkentnis nnd Heillosigkeit, in welche die Menschheit durch die Sftnde gefallen ist (s. zu 1, 5. S. 80). Die Bedingung aus diesem Zustande der ünseligkeit herauszukommen ist das Eintreten in die Nachfolge Jesu. Wer ihm nachfolgt in lebendigem Glauben, der wird gewiß nicht (oo pii]) in der Finsternis der Sttnde und des Todes, in der er sich von Natur befindet, wandeln, sondern das für das Leben, zur Erlangung des wahren nnd ewigen Lebens nötige Licht haben, zum Besitze erhalten; nicht blos von Jesu ,beständig Erleuchtung empfangen können' {Weiß)^ sondern das von Jesu ausgehende Licht zu eigen haben {Mey., LihdL). Die rechte Nachfolge Christi im Glauben versezt in Lebensgemeinschaft mit ihm. — y. 13. Dieses Zeugnis von sich suchten die Pharisäer nicht sachlich zn bestreiten, sondern mit dem formellen Einwände, daß ein Zeugnis in eigener Sache nicht gelte, zn entkräften, akr^brfi wahr nach dem for- malen Rechte, wie 5, 31. V. 14 ff. Darauf antwortet Jesus, 1) daß er wahrheitsgemäß von sich zeugen könne, weil er sich als den Sohn Gotjbes weiß, was seine Gegner nicht wissen, (v. 14 f.); 2) weil er in der Gemeinschaft mit seinem Vater von sich zeuge (v. 16); 3) weil ein zweifaches Zeugnis auch nach dem Gesetze rechtsgiltig sei (v. 17 f.). — V. 14. Käv iy© auch wenn, selbst in dem Falle wenn ich; nicht: wenn auch ich {Lcke,\ oder: wiewol ich 1) Das Svmbol des Lichts gehört selbst in den ethnischen ReligioDen des Orients zu den ältesten reli^ösen VorstelluDeen von der Gottheit. Die höchsten Götter der Arier, die Aditja*8, sind Lichtgötter, in welchen daa himmlische Licht als das Princip des Lebens, das die Schöpfung tr8|ft, verehrt wnrde. Vgl. Roth, die höchsten Götter der arischen Völker, in der Ztscbr. der deatsch-morgenland. Gesellsch. 1852 S. 68 ff. JoIlVIU, 14-17. 321 (Bg.'Cr.)^ da beides iav xai lauten würde {Mey,). „Wahr ist mein Zeugnis, weil ich weiß, woher ich gekommen bin nnd wohin ich gehe". i^XOov bezieht sich auf seinen göttlichen Ursprung, sein Gekommensein vom Vater, und uicaf a> auf die Rttkkehr dahin, wie 7, 33. Daraus folgt, daB er auch seinen Beruf, seine Bestimmung auf Erden, wozu er in diese Welt gekommen ist, kent und davon zeugen kann. Beides wissen die Pharisäer nicht Das Präs. Sp^ofiai statt i^XOov erklärt Lthdt. richtig daraus, daß er sein Kommen von dem geschichtlichen Acte loslöst und es zeitlos fllr sich betrachtet: Mein Kommen und mein Weggehen wisset ihr nicht. Mit beidem aber bezeichnet er sich als Sohn Gottes, worauf sich seine Bezeugung als das Licht der Welt gründet. — V.15. „Dir richtet nach dem Fleische'S xotta Tiqv odfpxa nicht = xata aapxa in fleischlicher Weise, sondern nach dem Aeußeren der sinn- lichen Erscheinung Jesu, ähnlich dem xat o^/iv 7, 24. — Ihr Wider- spruch gegen das Zeugnis Jesu war ein Richten nach dem Fleische. Richtig schon Lyser bei Hngsib. : cum enim secundum camem plus in me non cematts quam ^iXov SvOpcoicov: ideo judicatis me non posse mundi fumen esse, „Ich richte niemand''. Dazu ist nichts zu ergänzen, weder xatd tiqv oapxa (Lcke., Stier ti.A.\ was schon nach der richtigen Erklärung des x. t. oapxa nicht angeht und auch durch das folgende xal iav xptvo) ausgeschlossen wird; noch vuv (Aug., Chrys. u. A.) oder l&ovtKt wie noch God, ergänzt. Der Sinn ist: Nicht zum Richten bin ich gekommen, sondern zum Retten (Mey., Brckn,, Hngstb., Lthdt,, W'eißy, vgl. 3, 17. 12, 47: ,als das licht der Welt, der Blinden Augen zu Offiien und die Sttnder selig zu machen' {Hngsih,). — Y. 16. „Und wenn ich aber richte, so ist mein Gericht ein rechtes, denn allein bin ich nicht, sondern ich und der mich gesandt hat". Kai — &i wie 6, 51. Obgleich nicht zum Richten in die Welt gekommen, komt er doch in den Fall zu richten, sofern die Welt sein Zeugnis nicht au&imt, sondern ihm feindlich entgegentritt. In dieser Hinsicht sagt er v. 26 den Phari- säern: ,Ich habe viel von euch zu sagen und zu richten'. ,Schon unter den Worten — bemerkt die Berlenh. Bibel — liegt ein heimlich Gericht der Finsternis verborgen'. Dann aber ist sein Gericht iktfiwfi ein echtes, der Warheit der Sache entsprechendes Gericht, nicht ein solches, das nur den Nunen des Gerichts trägt, wie das Richten der Pharisäer. Denn allein bin ich nicht, sondern ich und der mich ge- sandt hat, sind es die da richten. Das Richten Jesu in Gemein- schaft mit Gott ist in seiner Wesenseinheit mit dem Vater begründet; vgl 5, 29. V. 17 ff. So ist auch sein Zeugnis von sich ein doppeltes, seins und seines Yaters Zeugnis, und entspricht der Forderung ihres Gesetzes, welches das Zeugnis zweier Menschen fllr wahr erklärt. Kai — hk wie in V. 16 noch einen zweiten Beweisgrund hinzufügend. „Und in eurem Gesetze aber ist geschrieben, daB das Zeugnis zweier Menschen wahr ist". Freie Anfälurung von Deut 17, 6 u. 19, 15. xcp vofiq> t^ u|istipcp das Gestz, auf welches ihr eure Opposition gegen mich grflndet. Diesen Ausdruck braucht Jesus, nicht der Evangelist von seinem Standpunkte Keil, Gomment. sum Evang. Job. 21 322 Joh. vm, 17-20. aas (Bg,'Cr,, de W,)^ und zwar weder in verwerfendem Sinne, worin Schweizer n. Baur ein Zeichen angeschichtlicher Barstellang finden weiten, noch im Sinne persönlicher Erhabenheit über das jüdische Ge- setz {God,\ sondern weil die Pharisäer ihr Recht gegen Jesam aas dam mos. Gesetze herzonehmen pflegten. Da in den angef. Gesetzesstellen nicht £v&pa>icoc steht, sondern von ^iapxupec die Rede ist, so hat man avftpcoicoc betont and darin einen Schlaß a minori ad mc^m angedeotet gefanden : duorum hommum, quanio magis Bei etfiUi Bei (Benff., Afey., Hngsth., God., Lthdt). Dagegen hat zwar Weiß eingewandt: ,eB s^ in keiner Weise betont, daB er mehr als das Gesetz biete, welches nor menschliche Zeagnisse verlaogt'. Allein die Wortstellang fioo av9p»- iccov \ (jiapT. ist doch mit Bedacht gewählt, am den Begriff äv^pcuirmv xn betonen. Und wenn Jesas in y. 18 sagt: Ich bins der von mir zengt, und es zeagt von mir der mich gesandt habende Vater, so ist wol aach niclit ohne Nachdrack icariQp nach o icifA^a^ (ts gesteh. Aach läßt sich darin, daB er nicht Gott, sondern den Vater der ihn gesandt hat als zweiten Zeagen nent, die Absicht, seine göttliche Natar oder seine Einheit mit dem Vater hervorzaheben, schwerlich verkennen. Der Vater zengt aber für Jesam in den Werken, welche dieser als Sohn Gottes vollbringt, am ihn als vom Vater gesandt vor der Welt za legiümiren, vgl. 5, 36. Um aber in diesen Werken seinen göttlichen Ursprang za erkennen, dasa ist ein für das Göttliche empfänglicher Sinn erforderlich. Dieser fehlte den Jaden. Sie erwidern v. 19: „Wo ist dein Vater?" Unmöglich konten sie seinen leiblichen Vater meinen, an welchen Äug,, BedajLA^ aach noch de W., Olsh., Brckn. denken. Denn so konten sie die Worte: der mich gesandt hat, nicht miBdenten oder verdrehen. Sie meinten Gott, aaf den als seinen Vater Jesas sich schon oft berofen hatte, and fragten, wo derselbe ist, nicht etwa in dem Sinne, daß ihn zam Verhöre stellen solte (Lcke.\ sondern nm ihm za verstehen geben, daß er das Zengnis seines Vaters bdbringen, sinnenfiUlig er- weisen solle. Darauf konte Jesas ihnen nnr antworten: „Weder mich kennet ihr noch meinen Vater. Wenn ihr mich kennetet, so wflxdet ihr aach meinen Vater kennen". Der Vater offenbart sich nor in dem Sohne, den er gesandt hat; s. za 1, 18 a. Mtth. 11, 27. Um ihn za er- kennen, maß man das Zeagnis, welches Christas darch seine persönliche Erscheinnng in Wort and Werk von sich and seinem Verhältnisse za Gott ablegt, mit glänbigem Herzen anfriehmen. Einen anderen Weg zar Erkentnis des wahren Gottes gibt es nicht. Vgl. 5, 37 f. 6, 46 a. a. V. 20. Diese Worte redete Jesus bei der Schatzkammer lehrend im Tempel, and niemand ergriff ihn. Ob to y^Cof uXaxiov den Opferstock bedente, in welche die Tempelbesacher milde Gaben einlegten, wie Mrk. 12, 41 (s. z. d. St.), oder die Schatzkammer des Tempels, wie 1 Makk. 14, 49. 2 Makk. 3, 6. 28 n. ö., so daß &v den Ort bezeicbnete, wo dieselbe sich befand, läßt sich nicht entscheiden. Warscheinlich daa erstere, als den Ort im Tempel, im Vorhofe der Weiber, wo viele Menschen ab- and zugingen. Denn diese Notiz soll nicht bloa den Ort, wo Jesas diese Rede hielt, bestimmea, sondern wie SiSaoxoiv iv t^ up^ JoIl VIU, 20-22. 323 zeigt, bemerklich machen, daB Jesns an einem von vielen Menschen be- sachten Orte so frei und ohne Sehen redete. Eo loco übt aliquis /'adle potiUsset capi; übi maocma erat hominum frequentia. Beng, u. v. A. — Zu odSeU imaosv ceU s. die Bem. za 7, 30. 44. Y. 21 — 29. Der Hingang Jesu mit seinen Folgen für die Juden. ^ — Mit v. 21 begint nicht ein neuer Redeanftritt, sondern nur ein neuer wichtiger Aussprach, welchen Jesus bei seinem Lehren im Tempel den Juden zur Erwägung anheimgegeben hat Denn icaXtv steht nicht an der Spitze wie v. 12 und statt iXaXijasv dort steht hier sTicsv wie 7, 33, worauf icaXiv zurückweist, autoic sind dieselben wie y. 12. Doch folgt daraus nicht sicher, daS er das Folgende noch an demselben Tage gesprochen hat, wie nach Orig. meist angenommen wird. Es kann auch an einem der folgenden Tage geschehen sein, da der Evan- gelist ohne Rücksicht auf die Zeit nur die Sache ins Auge gefaßt hat — „Ich gehe hin (zu meinem Vater, der mich gesandt hat, vgl. 7, 33) und ihr werdet mich suchen (wie 7, 34) und werdet in eurer Sünde sterben'^ In 7, 34 sagt er: Ihr werdet mich suchen und nicht finden; hier redet er schärfer, um ihnen die unseligen Folgen ihres Unglaubens zu Gemüte za führen, t^ a)jLapt^ ofji. ist nicht eine einzelne Sünde, etwa die des Unglaubens oder der Verwerfung des Messias, sondern coli, die Sflndenmasse, in der sie sich befinden und mit der sie sterben werden, wie der Plur. sv taii; dfiapriaic up. v. 24 lehrt. In dem Unglauben und dem Hasse gegen Jesum trat diese Sündenmasse nur zu Tage. äico&OF V8(b8e ist nicht auf das Umslebenkommen bei dem über Jerusalem und Judfta hereinbrechenden allgemeinen Unglücke zu beziehen {,Weiß\ sondern ein Sterben, welchem kein Erwachen zum Leben folgt, d. i. der ewige Tod, da sie nicht dahin kommen können, wohin Jesus geht (s. zu 7, 33 f.). Der zeitliche Tod wird ihnen keine Erlösung von der Sünde, sondern ewiges Verderben bringen. Die Worte enthalten eine An* drohung des gänzlichen Ausschlusses aus der Gemeinschaft mit Gott, worin laut v. 24 eine ernste Warnung vor dem Beharren im Unglauben gegen Jesu Zeugnis von seiner göttlichen Sendung lag. — V. 22. Das Wort: wohin ich gehe, dahin könnet ihr nicht kommen, verstanden die Juden wol; aber sie weiten es nicht verstehen und suchten sich dem Eindracke desselben dadurch zu entziehen, daß sie es gegen Jesum wandten und mit Hohn fragten: „Wird er sich etwa tödten, daB er sagt: wohin ich gehe u. s. w.?'^ Wo die Selbstmörder hinkommen, da- hin werden wir ihm nicht folgen (Lihdt, Weiß gegen Hhgstb.^ der die 1^ Das Subject 6 ''Ii^aoüc hier wie schon v. 20 in der Reo. und FAA aL fehlt m ViBDLT aL und ist ein behufs der kirchlichen Vorlesung der einzelnen Abschnitte gemachter Zusatz. — In v. 23 ist IXe^sv nach t^BDLTÄ der Bec 6(ic6v in FAA a/. vorzuziehen. — In v. 25 hat Tisch, 8 hinter Xa>.(ü einen Punkt gesezt statt des Fragezeichens, das er früher nach Lehm, aufgenom- men hatte. — In v. 26 ist statt Xe^cu (Bec. mit EFGHM8 aL) nach v^BDKL TÜJXakm zu lesen; tmd in v. 28 sind autoTc hinter elicsv ouv und |iou hinter zem^p^ und in ▼. 29 6 ica-njp hinter |i($vov in der Bec. verdeutiüehende Zusätze, die m BZTai, fehlen. 21* 324 Joh. Vm, 22—24. Frage als Ausdrack der Rathlodgkeit fassen wolte). Dies zeigt die Er- widenmg Jesn v. 23: „Ihr seid von unten, ich bin von oben; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt". Auf die Spottrede antwortet Jesus nicht, sondern hebt den Gegensatz zwischen ihnen and sich scharf hervor; nicht nm ihren Unglauben dadurch zu motiviren {de W,)^ auch wol nicht blos, um seine Drohung v. 21 weiter aosza- führen (Hngsib.)^ oder ,den Gegensatz des Ausgangs (d. h. daß sie nicht dahin kommen können, wohin er geht) auf den Gegensatz des ürspnmgs zurückzufahren' (Lihdt,)^ sondern um ihnen den tie&ten Grund ihrer Spottrede aufzudecken. Die beiden Vershälften sind parallel und be- sagen dasselbe, ix tSv xaxo) wird durch ix xou xoa{j.oo xouxoo und h xäv SvcD durch den negativen Ausdruck oux ix x. xoa^too xouxou Ter- deutlicht, xot xaxa> die unteren Regionen sind nicht die Unterwelt {Orig,, Nonnus, Lange\ was dem parallelen ix x. xoafjioo xooxoo nicht entspricht, sondern die Erdenwelt, vgl. Act 2, 19. Eph. 4, 9. Exod. 20, 4 u. a. — ix bezeichnet den Ursprung, nicht ,die Zugehörigkeit' {Weiß), Dem Ursprünge entspricht die Gesinnung, das Thun und Treiben, vgl. 3, 31. 6 xoo^toc ouxog ist nicht die gegenwärtige (vormessianische) Welt, wie alttiv oSxoc {Mey.\ sondern die Welt, die im Argen liegt (1 Job. 5, 19) d. i. die der Sünde unterworfene Menschheit. V. 24. „Ich sagte euch nun (ouv weil ihr von dieser Welt seid), daS ihr sterben werdet u. s. w.'', vgl. v. 21. Denn von Tod und Verderben kann euch nur der Glaube retten, „daB ich es bin". Zu Sxi iyo» ä^ ergänzen Lcke., de W,, Mey, als Attribut: der Messias, unter Ver- weisung auf 4, 26 , obgleich Mey, diese Stelle nicht für beweiskräftig hält, weil da diese Ergänzung im Contexte gegeben ist Weiß hingegen erachtet die Ergänzung: der von oben Kommende, der nicht dieser Welt angehört, fllr allein contextgemäß. Aber v. 23, woraus dies ge- schlossen ist, bildet nur einen Zwischengedanken der Rede, von welchem Jesus das Sterben in ihren Sünden (v. 21), das er v. 24 mit Nachdruck wiederholt, nicht abhängig gemacht hat. Das i'i& elfii muB mehr be- sagen. Es entspricht dem hehr, vtm *td» Deut. 32, 39 u. Jos. 43, 10, wo Jehova sich als den bezeichnet, neben dem nicht ein Gott existirt. Nor darf man daraus nicht ohne weiteres mit Hngsth. folgern, daB Jesu durch Bezugnahme auf jene Stellen sich die wahre und volle Gottheit beilege. Richtiger sagt Mey, mit Hofm,, Schriftbew. I. S. 63 f.: ,We Gott in Min "^sm die Summe des alttestamentlichen Glaubens zusammen- faßt, so Christus in dem Zu i^co &1)jli die des neutestamentlichen'. Dies bestimt Lthdt. näher dahin: ,Was er ist und als das man ihn gUnben soll, wird nichts anderes sein, denn das ganze volle Heil, welches den Inhalt aller Verheißung Gottes, die Hoffiiung und den Glauben Israels von Anfang an bildete. Er ist das Leben, das licht, der Weg, die War- heit u. s. w.; kurz er ist Ein und Alles schlechthin entscheidendS Aber so unzweifelhaft in Jesu das ganze volle Heil gegeben ist und nur der Glaube an ihn von dem Sterben in Sünden retten kann, so läßt sich dies doch nicht daraus, daB oxi i^co sl(jii dem K«in ^^^ ia in den ange£ Stellen entspricht, erschließen, weil dort die nähere Bestinunung des JolL YIU, 24. 25. 325 Kn **» im Zusammenhange ausgesprochen ist. Wie dort so mnß aach hier das zu ergänzende Attribut ans dem Contexte entnommen werden, und ist aach in der Antwort enthalten, welche Jesus v. 25 auf die Frage: ,wer bist du?' in o t: xal Xakw o|iTv gibt ,Ich bin das was ich zu euch rede, d. h. euch verkQndige/ Der Inhalt der Verkündigung Jesu laßt sich in den Satz zusammenfassen: Ich bin der welchen Gott der Vater gesandt hat, um die Welt von der Sflnde und dem Ver- derben zu erretten und denen die an mich glauben, das ewige Leben zu geben (vgl. 3, 17). Darin ist alles, was Jesus von seinem himm- lischen Ursprünge und dem Zwecke seines Kommens in die Welt im ganzen Evangelium redet, kurz zusammengefaßt. Der Ton liegt auf dem ir[io nicht auf dem el|iL Er (dieser Jesus) ist es, an den die Juden glauben mflssen, sonst werden sie sterben in ihren SQnden. Dies wiederholt Jesus mit besonderem Nachdruck, wobei im Vergleich mit V. 21 zu beachten, daß beide Male äico&aveib&e vorangestelt ist V. 25. Die Frage: „Du, wer bist du?'* ist nicht Ausdruck der Un- gewißheit über den Sinn des ir(& el(iiy als ob sie diese Aussage Jesu nicht verstanden hatten, sondern des ungläubigen Hohnes, ,da ou den Accent der Geringschätzung hat^ (Mey,, ffofin. u. A.). Jesus verweist sie daher auch nur auf das o xal XotXo) ufiTv und rügt dann v. 26 ff. ihren Unglauben. Die Antwort tiqv ap^V o cet. wird aber sehr ver- schieden gedeutet, tiqv ap^^iv hat adverbiale Bedeutung: zu Anfang, zuerst, von vornherein und überhaupt = oXo>(, omnino. Die Ded. zuerst, erstlich, paßt hier nicht, wo kein zweitens folgt, und ,anfäng- lich^ mit ffofin. (Schriftbew. I S. 64 f.) in ,fQr jezt' umzudeuten ist will- kürlich. Auch DQv dp^iQV mit ffngsth, u. Friizsche gleich aic apx% oder xax dipxötc Hebr. 1, 10 vom Anfang der geschaffenen Dinge oder der Weltschöpfung zu erklären, läßt sich sprachlich nicht rechtfertigen, abgesehen davon, daß ein Hinweis auf seine vorweltliche Existenz weder durch die Frage der Juden: wer bist du? noch überhaupt durch den Context nahe gelegt ist. Nach dem Vorgange von Chrys,, Theo- phyLTk. Euihym, haben Lcke,, Mey,, Weiß den Satz elliptisch, als Frage des Unwillens gefaßt, entweder: ,Ueberhaupt warum rede ich nnr noch zu euch?' (Lcke, 3. Aufl. u. Weiß), oder: ,was ich von vorn- herein auch rede zu euch? nämlich fragt ihr?' (Mey.). Aber bei der ersteren Fassung ist der Gedanke eine zu wunderliche und unpassende Reflexion im Munde Jesu (Lthdt), und gegen die zweite spricht, daß sie nicht nach dem was Jesus substituirt gefragt hatten, nicht danach, was er geredet, sondern was er ist Außerdem hat die Fassung der Worte als Frage im allgemeinen den Zusammenhang gegen sich. Dieser fordert eine Antwort, die auf die Frage: wer bist du? Bezug nimt Hiemach ist el|i( zu ergänzen: von vornherein bin ich was ich auch zu euch rede. Dabei steht ttjv ap^ifv weder im Sinne: überhaupt, den es nur in negativen Sätzen hat (Brckn,), noch steht hikm statt des Perf. XeXoXijxa oder für Xi^«»* Jesus verweist seine Gegner nicht auf das was er von Anfang seines Auftretens an zu ihnen geredet hat, oder was er jezt noch ihnen sagt, sondern auf sein Reden zu ihnen über: 826 Job. YIII, 25. 26. faaopt, und erklärt damit ihr Fragen nach dem was er ist ftr ganz anberechtigt, da von vornherein ans seinem Reden za erkennen sei was er ist. Mit dem dnrch seine Stellung betonten tiqv ap^7]v dentet er an, dafi darüber von vornherein kein Zweifel stattfinden ktane. Auch das xa( ist nicht flberfiüssig, sondern bezieht sich aof das zn ei^ gftnzende ich bin nnd sezt das Reden dem Sein gleich. Was er ist bezeugt er anch in seinem Reden. So in der Hauptsache schon Luther, nur TQV ipx^ nicht richtig fassend, nnd de W., ßrckn., LihdU Damit wies Jesu ihre Frage ab. ,Er will ihnen die Ehre nicht thnn, daß er sagte, wer 'er wäre {Luther). Y. 26. „Vieles habe ich über euch zu reden und zu richten; aber der mich gesandt hat, ist warhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich in die Welt.^' Der Abweisung ihrer Frage stelt Jesus nnn gegenüber, was er über sie zu reden hat Nicht zn reden hat er von dem was er ist, das können sie aus seinem Selbstzengnisse wissen, aber über sie d. h. über ihr Verhalten gegen ihn hat er viel zu reden. Gegen diese Fassung des Zusammenhanges läßt sich nicht mit Wdß einwenden, daß wenn v. 25 ein Hinweis auf sein beständiges Selbst- zeugnis ist, ein Gegensatz zu dem was er über sie zu sagen hat, nicbt indicirt sei. Denn v. 25 ist kein Hinweis auf sein Selbstzengnis, son- dern eine Abweisung ihrer Frage. Eine strafende Pause {Mey.) zwi- schen V. 25 und 26 anzunehmen ist nicht nötig, noch weniger das uoXXd iffü cet. mit Uebergehung von v. 25 an v. 24 anzuknüpfen. Der Anschluß an v. 25 ist zwar durch keine Partikel angedeutet, li^ aber deutlich in dem Gegensatze des icepi u^icov Xi/eiv zu dem XoXo ofuv V. 25. Das Viele, was er über sie zu sagen hat, wird durch xod xptveiv näher bestirnt. Nicht um sie über seine Person zu belehren hat er vieles zu sagen, sondern richtend hat er viel zu reden. Aber sc. ich unterlasse es vieles zu richten. Dies liegt in dem adversativen oXXo. Das Motiv, das ihn dazu bestimt, ist in 6 icifi^o« p« cet. angedeutet; kann aber nicht darin bestehen, daß, wenn er so richtend zu ihnen redet, nicht er es für sich ist der so richtet, sondern er aus der Ge- meinschaft seines Vaters heraus redet (Lthdt. mit Lücke, de W., ThoL, ffo/m.). Dies wäre nicht nur ein ,künstlich gebildeter Gegensatz^ {Mey.\ sondern geradezu eine Aufhebung des in aXXof angedeuteten Gegen- satzes. Denn die Berufung auf die Warhaftigkeit des Vaters, aus dessen Gemeinschaft heraus er redet, bildet keinen Gegensatz zu dem Reden und Richten, zu dem er sich ftir berechtigt hält. Auch kann das Motiv für das Unterlassen des vielen Redens und Richtens nicht in dem ver- schwiegenen, aber in v. 25 liegenden Hintergedanken, dafi sie die Warheit, die er nach dem Ursprung seines Redens sagt, nun einmal nicht hören wollen (Weijf)^ liegen, da dieser Hintergedanke irgendwie angedeutet sein müßte, aber weder der abweisenden Entgegnung v. 25 noch der Berufung auf die Warhaftigkeit des Vaters zu Grunde liegt Das Motiv, welches Jesum bestimt, das icoXXei, das er über die Juden zu reden und zu richten hat, nicht zu sagen, ist daraus zu entnehmen, daß er nur redet, was er vom Vater, dem Warhaftigen, vernommen Joh. Vm, 26. 27. 327 hat Dies bat nach Andentongen von Chrys. u. Euthym. anter den Neneren Meyer erkant, welcher den Oedankei^;ang so nmschreiht: ,6ar vieles habe ich von euch zn reden nnd insbesondere zu tadeln, aber ich enthalte mich dessen nnd beschränke mich anf meine war mittelbare Aufgabe, das der Welt zn sagen, was ich von Gott dem Warhaftigen, der mich gesandt hat, vernommen habe.^ Dagegen hat zwar fFeifi eingewandt, daß zur Mitteilong der göttlichen Warheit ja anch das XaX&iv x. xpivstv icspl adxttv gehören wflrde, hat aber dabei das itoKka ignorirt Nicht das Richten Oberhaupt will Jesus unterlassen, sondern das viele Sichten Aber seine Gegner, die sein Selbstzeugnis nicht verstehen wollen. Denn der Vater hat ihn nicht gesandt die Welt zu richten, sondern damit die Welt durch ihn ge- rettet werde (3, 17). Dazu stimt auch die Hervorhebung der Warhaf* tigkdt Gottes, womit Jesus nicht sagen will, daB sein richtendes Zeug- nis im Rechte ist {Brckn,, Lihäi., fVeiJf), sondern daß der Vater ihn gesandt hat, der Welt die Warheit Gottes zu verkündigen, d. h. das wahre Wesen Gottes, welches die liebe ist, die den Sünder retten will (s. zn 1, 17), zu offenbaren. XaXsiv &U tov x6q\io^ in die Welt reAem d. h. der Welt verkündigen. Für diese Gonstruction vgl. Mrk. 1, 39. V. 27. Was Jesus mit der Berufung auf die Warhaftigkeit des Vaters, dessen Worte er rede, seinen Gegnern sagen weite, das ver- standen diese nicht. Dies meint der Evangelist mit der Bemerkung: „Sie erkanten nicht, daß er vom Vater ihnen sagte." Nicht: sie hätten nicht verstanden, daß er mit 6 ici|A<]/a( (ts Gott meine (Ew., God.\ selbst wenn man mit Bg,-Cr. u. Mey. wegen v. 18 f. annehmen weite, daß in v. 21 andere Zuhörer gemeint seien. Denn das konten alle Juden verstehen. Anch kann odx ipooav nicht heißen: sie erkanten nicht an {Lcke,)^ oder: sie erkanten nicht infolge ihrer Verstoktheit oder Herzenshärtigkeit (Thol, Brckn,). Die Bemerkung: sie erkanten nicht, daß Jesus das v. 26^ (besagte ihnen vom Vater sagte, enthält anch nicht blos dies, daß sie Jesu Verhältnis zum Vater, in welchem Sinne Gott der Vater Jesu ist, daraus hätten erkennen können, aber nicht erkanten, sondern daß sie nicht erkanten, wie sein Beruf oder die göttliche Bestimmung seiner Sendung in die Welt darin bestehe, durch Verkündigung dessen was er vom Vater vernommen den Vater nach seinem Wesen und Walten in der Welt kundzuthun (ähnlich Wei0). — Da sie dies nicht verstanden, so sagt ihnen Jesus weiter V. 28: „Wenn ihr den Menschensohn erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und von mir selber nichts thue, sondern was mich der Vater gelehrt hat, dieses rede ich." Durch o5v wird dieser Ausspruch an die Bemerkung v. 27 angeknüpft. Da sie seine Sendung vom Vater aus seinem Worte nicht erkennen, so wird seine Kreuzigung sie zur Erkentnis führen. Cognosceiis ex re guod nunc ex verbo non creditis (Beng.). u<|^oSv erhöhen bezeichnet zunächst die Erhöhung ans Kreuz; denn diese allein konte Jesus mit u^foo7)Te ihr werdet erhöht haben, meinen, s. zu 3, 14. xbv uliv xoo divdp., nicht pi, sagt Jesus, anzudeuten, daß sie in seiner Person ihren Messias 328 Joh. VIU, 27—29. tödten werden. Auch den Juden konte es nicht zweifelhaft sein, daB Jesus seinen Tod meine, sie konten aber in diesem Worte Jesu nur den Gedanken finden, daB sie durch seine Tödtung ihm zu seiner Er- höhung in den Himmel verhelfen würden. Inwiefern sie aber alsdann erkennen wflrden, daß er der Sohn Gottes, in welchem das Heil der Welt beschlossen, sei (das on iy^ ^^H^)» ^ mußte ihnen ein Rftthsel sein, ähnlich dem Worte vom Abbrechen des Tempels 2, 10 und dem Jonaszeichen seiner Auferstehung Mtth. 12, 39 f. Erkennen werden sie es nämlich erst aus den Folgen seiner Kreuzigung, zunächst schon am Kreuze (ygl. Mtth. 27, 54. Luk. 23, 47), mehr noch aus seiner Aufer- stehung und deren Folgen, der Ausgießung des Geistes ttber die Apostel und der Gründung der Kirche durch die Predigt der Apostel und dem Gerichte über das jüdische Volk, teils willig, indem sie zur Erkentnis kommen und sich zu dem Gekreuzigten bekehren werden (Act 2,41 — 21, 20), teils widerwillig beim Hereinbrechen des Gerichts Aber ihi Land und Volk. — Der Satz xal aic i|iauxou bis xauxa XaXa> hängt noch von YV^uoeoAe ab. So richtig Afey., God,, Weiß gegen Hngsib,, LthdU U.A., welche denselben vom Vorhergehenden ablösen und als Rükkehr zu dem, was er vorher v. 26 von seiner Gemeinschaft mit dem Vater gesezt hat, fassen. Dagegen spricht nicht nur der Anschluß mit xai, sondern auch das Verhältnis des Satzes zu dem b(m el}it, ,indem hierin nach 5, 19 u. 30 das specifische Merkmal seines Sohnes- verhältnisses liegt^ {Weiß), — In dem Gegensatze solte man im zweiten Gliede ouxox; icoio) erwarten, statt dessen xaSta XaXcb folgt, weil auch das Reden in das Gebiet des Thnns gehört (Bngsib.) und bei dem Un- glauben der Juden gegenüber seiner Selbstbezengung hier besonders m Betracht kam (Weiß). Man hat daher nicht mit Beng. u. de W. eine Abkürzung der Rede anzunehmen und bei tcoiw das Reden, bei XaXo» das Thun hinzuzudenken. Statt ouxo>c ist xaoxa gesezt, aber nicht ans V. 26 wieder aufgenommen (Lthdt)^ so daß eine Incorrectheit statt- fände, sondern mit xauxa ist der Inhalt seines Redens, der den Juden so anstößig war, hervorgehoben. V. 29. Der erste Satz: „Und der mich gesandt hat ist mit mir^^ hängt nicht auch noch von Sxi v. 28 ab (gegen Mey. u. God.\ weil da- durch eine sehr schwerfällige Rede entsteht und die Bedeutung dieser neuen Aussage abgeschwächt wird. Dies gibt in verstekter Weise selbst Ew, zu, welcher den ganzen Vers noch von oxi v. 28 abhängen lassen will, obgleich dieser Ansicht die richtige Wamehmung zu Gründe liegt, daß beide Vershälften zusammengehören. Ganz passend schUeßt Jesus seine Rede mit dem Ausdrucke des vollen Bewußtseins seiner Gemein- schaft mit dem Vater. Dieses Schlußwort erhält sowol durch die Con- junction xai „und der mich gesandt hat, ist mit mir", durch die es an das Vorhergehende angefügt ist, als auch durch das Asyndeton des zweiten Satzes: „Er hat mich nicht allein gelassen, weil ich das ihm Wolgefällige thne allezeit", besonderen Kachdruck. Mögen seine Wider- sacher ihn auch tödten, sein Zeugnis von sich können sie nicht vernich- ten und seiner Gemeinschaft mit dem Vater keinen Abbruch thun. Der JoL Vm, 29—81. S29 Aorist d^p^ev bezieht sich nicht anf die Zeit der Sendung: der Vater lieB mich nicht allein, als er mich sandte {de W., Hngstb.)^ dazu paBt die folgende BegrOndong: weil ich — allezeit thne, nicht, sondern aof die in jedem Momente seiner Bemfiserflülong bis jezt gemachte Er- £shrang {Mey.\ wie sich aas dem icavxoxs ergibt Wie bi^ezt der Vater ihn ZQ keiner Zeit allein gelassen hat, so wird er ihn aach in der Zu- konft niemals verlassen. V. 30 — 59. Die wahre Freiheit und die Kneohtsohaft der Sünde. Dieser Glegensatz bildet den Omndgedanken des Streites Jesu mit den Jnden in diesem ganzen Abschnitte. Den AnlaB hierzn*gab der Eindrack, welchen die vorhergehende Rede Jesu anf die Jnden gemacht hatte. ,, Viele glaubten an ihn" (v. 30). Der Glaube dieser Vielen war ein Anfang des Glaubens, welchen Jesus zum vollen, lebenskräftigen Glauben führen weite durch die Mahnung zum Bleiben in seinem Worte, um die Warheit zu erkennen und durch die Warheit frei zu werden (v. 31). Diese Mahnung verlezte ihr NationalgeflUil, daß sie ihre Ab- Btammung von* Abraham geltend machten, worauf Jesus ihnen nachwies, daB sie Knechte der Sünde seien (v. 32 — 36) und durch ihr feindliches Verhalten gegen ihn sich nicht aJs Kinder Grottes zu erkennen gäben, sondern als Kinder des Teufels (v. 37 — 47). Dieses scharfe Wort, mit welchem er die Schmähung seiner Person zurückweist, rechtfertigt er dann durch das Zeugnis von der Tod überwindenden Kraft seines Wortes und von seiner Präexistenz vor Abraham (v. 48 — 58). V. 30—36. Das Bleiben im Worte Christi und die Knechtschaft der SündeA — Ob diese Verhandlung mit den Juden an demselben Tage mit der vorhergehenden Rede Jesu (Mey.) oder am folgenden Tage stattfand (God,), läßt sich aus der überleitenden Bemerkung des Evangelisten v. 30: „als er dieses redete, glaubten viele an ihn'*, nicht ermitteln, da nicht angegeben ist, wie sie ihren Glauben kundgaben. Ohne Zweifel geschah dies durch beiftllige Erklärung für Jesum, vgl 7, 31. Ihr Glaube gründete sich nicht anf die Wunder Jesu, wie 7, 31 n. 2, 23, sondern tmf sein Wort, nicht ein bestimtes Wort, etwa das V. 28, «welches sich viele als eine Hinweisung auf eine endliche messia- nische Schilderhebung deuteten' ( fVeifi\ sondern auf die Rede v. 20—29, wie Tauxa XaXoovroc zeigt. Ihr Glaube war also ein richtiger Anfang dee Glaubens, bei dem es nur darauf ankam, daß ihm auch der Fort- gang entsprach, daß sie sich ganz für Jesum entschieden. Darauf weist Jesus hin, indem er v. 31 zu ihnen sagt: „Wenn ihr bleibet in meinem Worte, seid' ihr in Warheit meine Jünger^'. Die icsmoxaux^xsc autcp 'loo&aibi, die Juden welche ihm d. h. seinem Worte, seinem Selbstzeug^ nisse geglaubt haben, sind ohne Zweifel die v. 30 erwähnten itoXXot, nicht jüdische Hierarchen unter diesen icoXXoi (Mey.) oder ,die|jenigen unter den itoXXo(, welche früher zu der feindseligen Opposition gegen 1) V. 33. Der Bec. au-af mit FAA al. hat Tisch, 8 icpo<; autov nach tiBJ> LTal. vorgezogen. — V. 34. Die Auslassong des TiJ<; äfLaptfac in />. 6. ist zu sehwach Mzeiu;t, nm in Betracht kommen zu können. Warscheinlich ist sie nur durch dos Folgende veranlaßt. 382 Jöh. Vm, 3a~36. Volk Gtottes keines Menschen Knecht, sondern nnr Knechte Gottes zu sein, das hatten sie anch nnter der Herschaft anderer Völker Ober sie niemals verloren. In dieser Beziehung haben sie niemals jemandem ge- dient. Die Warheit d. i. die wahre Erkentnis Gottes besitzen sie im Ge- setze und dienen Gott nach der Vorschrift des Gesetzes, worauf sie stolz waren. Wie sollen sie also erst durch Jesum zur Erkentnis der Warheit und dadurch zur Freiheit geführt werden? Das erscheint ihnen eine Verkennnng ihrer Judenehre. Dabei waren sie aber in einem doppelten Irrtum befaugen; 1) darin daß sie meinten, die Forderung, welche Grott an Israel stelte, ein heiliges Volk zu sein (Exod. 19,6) wirldich zu erflü- len, 2) in dem Wahne, daß die leibliche Abstammung von Abraham an sich schon den Besitz der dem Patriarchen verheißenen Heilsgflter ver- bürge. Diesen zwiefachen Irrtum dekt ihnen Jesus im Folgenden auf, indem er ihnen erstlich v. 34 — 36 nachweist, daß sie Knechte der Sünde seien, die nicht ewig im Hause Gottes bleiben, sodann in v. 37 — 47, daß sie troz ihrer Abstammung von Abraham nicht Kinder Abrahams und Gottes seien. V. 34 — 36. „Warlich, warlich ich sage euch: Jeder der die Sünde thut ist Knecht der Sünde. (V. 35) Der Knecht aber bleibt nicht im Hause für immer, der Sohn bleibt für immer*'. Diese beiden Vv. ent- halten Aussprüche allgemeiner Warheit. Da aber der erste von den Juden ganz verkant wurde, so führt ihn Jesus mit dem feierlichen War- lich, warlich ein. Im A. T. ist diese Warheit nicht direct ausgesprochen, obwol schon in der göttlichen Mahnung an Kain: du solst über die Sünde herschen, angedeutet ist, daß er in Ge&hr sei, von ihr beherscht oder ihr Knecht zu werden. Die übrigen Stellen, welche Hngsib. noch anführt, Ps. 19, 14. 1 Kön. 21, 20, 25. 2 Kön. 17, 17 lehren nnr, daß die Sünde, wenn sie erstarkt oder wenn ihr gefröhnt wird, den Menschen zum Sklaven macht. Das Wort Jesu faßt die Sünde tiefer. In dem Satze: Jeder der die Sünde thut' ist sowol das icac als der Artikel rr(* vor a|j^px(av zu beachten. Ilag enthält keinen Gegensatz gegen die Abrahamskinder, anzudeuten, daß auch diese von diesem Gesetze nicht eximirt seien, sondern schließt überhaupt jede Exemtion aus. Der Artik. die Sünde beugt der Beziehung des Wortes auf einzehie, leichtere oder schwerere Sünden vor. ,Die Sünde thnn' heißt: das was unter den Be- griff der Sünde fält zum Geschäfte seines Lebens machen, so daß sich darin die Gesinnung und Herzensbeschaffenheit kundgibt. Wer so lebt, der ist ein Knecht der Sünde. Der Knecht aber bleibt nicht im Hanse für immer, sondern nur der Sohn. Dies gilt im bürgerlichen Leben. Der Knecht wird entlassen, der Sklave verkauft, wenn man ihn nicht mehr braucht. Der Sohn aber hat seine bleibende Stelle im Vaterhanse. Er ist der Erbe des väterlichen Gutes. Die Anwendung dieser Sentenz auf ihre Stellung im Hause d. h. im Reiche Gottes zu machen, überläßt Jesus seinen Zuhörern. — In v. 36: „Wenn nun der Vater euch frei- machen wird, dann werdet ihr wirklich frei sein*' (Svtcdc wesentlich, dem Sein entsprechend), hebt er nur den einen Punkt heraus, daß sie als Knechte der Sünde nicht berechtigt sind, sich für frei zu erachten — J Joh. Vm, 36. 37. 383 folglich sich von dem Sohne zur Freiheit ftlhren lassen mflssen, wenn sie im Reiche Gottes hleihen woUen. Daß mit 6 ulog Jesus sich meine, das konten die Juden nicht verkennen, da er sich ihnen hisher schon deutlich genug als Sohn Gottes bezeugt hatte. — Wie aber die Freiheit, welche Jesus ihnen anbietet, das dauernde Bleiben im Reiche Gottes zuwege bnngt, darauf geht er hier nicht näher ein. Welten sie seine Mahnung, in seinem Worte zu bleiben und seine rechten Jünger zu werden, beherzigen und befolgen, so würde er ihnen, wie in den Ab- schiedsreden seinen Jüngern, darüber weitere Belehrung erteilt haben. Denen aber, die ihren Anspruch, Gottes Yolk zu sein und im Reiche Gottes immerdar zu bleiben, auf ihre Abstammung von Abraham grün* deten, mußte erst dieser Wahn zu nichte gemacht werden. Dies thut daher Jesus von v. 37 an. V. 37—47. Die Kindschaft Gottes und die TeufelskindschaftJ — y. 37. „Ich weiß daß ihr Same (Nachkommen) Abrahams seid: aber ihr sucht mich zu tödten, weil mein Wort in euch nicht durchdringt*^ Daß sie Same Abrahams sind, will Jesus gar nicht in Abrede stellen; aber mit ihrem feindseligen Verhalten gegen ihn erweisen sie sich nicht als Kinder ihres Stammvaters. Das Qr(zzixi \i,z äTcoxt&Tvai ist nicht so zu verstehen, daß sie jetzt eben ihn tödten weiten, sondern nur, daß sie Mordpläne gegen ihn hegen. Dies sagte Jesus aber nicht blos den Pharisäern, sondern allen gegenwärtigen Zuhörern, also auch den Juden, die Glauben an ihn gezeigt haben, aber an seiner Mahnung, in seinem Worte zu bleiben, Aergemis nahmen. Damit zeigten sie ja, daß ihr Herz kein fruchtbarer Boden für sein Wort war. x^P^^ ^^ verschie- den gefaßt, x^psiv bed. räumen, sowolRaum geben, Platz machen, weiehen, fortgehen, und sich Raum schaffen, eindringen, durchdringen, als auch Raum haben, in seinen Raum fassen oder au&ehmen (s. Passow, Lex. s. V,). Diese zweite Bedeutung kann hier, wo vom Verhalten der Menschen zum Worte die Rede ist, nicht in Betracht kommen. Sprach- widrig ist demnach die Erklärung: es findet keinen Raum in euch {Chrys., Theophyl, Vulg. \non capU], Erasm. u. v. A., auch Bg.-Cr. 1) V. 3a statt ^ in beiden Sätzen (Bec. mit rPAA o/.) \st ä'm V^*BCDX al. mit Tisch. 8 zu lesen, und statt eju) o bieten kBC & iju), dagegen DLÄal. £^o> ä, — Beim ersten ^eexpo; ist in der Bec. mit mDFAA |iou, beim zweiten in denselben Godd. und in C u^imv Zusatz, der in BLTJCxmd ersterer auch in C fehlt, und von Tisch. 8 getilgt worden ist. Femer hat Tisch, iptooaa-ze in Vt^BCKLÄmi Becht dem siupecxaTs der Bea in EFGHM al. vorgezogen, da lezteres offenbar dem icupaxa conformirt ist. — V. 39. Statt der Bec. ei — ^-2 — icoietTs dfv, wie CX^ u. 3 Majsk. lesen, bietet B zl — iots — icoisTxe, und das drv fehlt auch in Mi> u. 9 MajsL, und eote haben außerdem vtBLT. Deshalb haben Tuch., BuUmann (Theol. Stud. u. Krit. 1858 S. 474) und Hey. die Mischlesart et — ioxs — sxoieTts vorgezos^en, woj^egen Weiß der Lesart des B den Sinn gibt: »wenn ihr Abrahams £nder seid, so thuet die Werke Abrahams*, und diese f&r richtig zu halten geneigt ist. — In v. 41 hat die Bec. ouv nach skov und in v. 42 nach sksv, welches v. 41 in HB LT und v. 42 in BCEFGHKL cet. fehlt und von Tisch, getilgt worden ist. Statt der Bec ou f sjevvi{[i£&a hat Lehm, oux ijswiJ&Tiiiev nach BB aufgenommen. 334 Joh. Vm, 37—39. u.£w,). Anch die Erkl.: mein Wort findet keinen TOngAwg in ench (GroL, de W., Thol, LthdU)^ bei welcher iv 6|uv prflgnant, wie öfter bei Verben der Bewegung, gebraucht wäre, entspricht dem Gontexte nicht, da Jesos zn solchen redet, die geglaubt haben, aber den Glanbea bald wieder verleugneten, bei denen also sein Wort Eingang gewonnen, nur keinen Fortgang gehabt hatte. Hiemach ist die Bed. Fortgang haben, von statten gehen, sachgemäß, und der dagegen erhobene Em- wand, daß dies keine Motivirung der Mordgedanken wäre, weil da statt des mangelnden Fortgangs der Uebergang in die entgegengesezte innere Stimmung gegen Jesum genant sein müßte (LihdL)^ nicht zutreffend. Denn dieser Uebergang ist ja in der Aufdeckung ihrer Mordgedanken deutlich genug angezeigt Dazu komt, daß Jesus sie nicht der Wandel- barkeit ihrer Stimmung zeihen, sondern tiefer gehend ihnen den unbe- wußten Grund ihres Abfalls von seinem Worte zum Bewußtsein bringen will. Dies tritt aber in der üebersetzung: ,hat nicht Fortgang in euch' zu wenig hervor, weshalb ich die üebersetzung: ,es dringt nicht durch' fbr sachgemäßer halte, da das Wort offenbar als ein Samenkeim ge- dacht ist, der im Herzen Wurzeln schlägt und treibt, die immer tiefer eindringen und Geist, Gemüt und Willen durchdringen. YgL fftr den Gebranch des x^P^^v von Pflanzenkeimen, die durch das Erdreich dringen JCenoph. Oec. 19, 8, und von der Speise, die in den Banch ein- geht Mtth. 15, 17, und das Bild Mtth. }3, 6. — Y. 38. Um ihnen aber deutlich zu machen, weshalb sein Wort in ihren Herzen keine feste Wurzel gefaßt hat, dekt Jesus ihnen den inneren Gegensatz au^ in wel- chem sie zu ihm stehen. „Ich, was ich gesehen habe bei dem Vater rede ich; und ihr nun (wenn ihr um meines Wortes willen mich an- feindet) thut was ihr von dem Vater gehöret habt'^ In scharfem Gegen- satz stelt Jesus seinem Reden ihr Thun entgegen, icoieite ist nicht Imperativ (Bngstb.) sondern Indicativ. Der Gegensatz liegt aber nicht blos in dem XoXo) und dem itoietxe, sondern auch in icopaxa icapa x^ icaxpi und dem iQxoooate icapa xou icaxpoc. Das Wort welches Jesus verkündigt, hat er gesehen in seinem vorweltlichen himmlischen Sein bei Gott (Mey., Lthdt, Weiß\ nicht in der zeitlichen Gemeinschaft mit dem Vater {God., Beyschl.)^ die nicht durch opav icapa c. dat. ausge- drükt sein kann. Den Juden sagt er: ihr thut S i^xouoaxs icapa xoü icaxpo;, was ihr gehört habt vom Vater. So nach dem Cod. Vatic, da die Varianten icaxpi |iou und icopaxaxe icapd xoü icaxpo; u|ipaxaxe nach dem iwpaxa conformirt ist. Die Juden befolgen das was sie von ihrem Vater gehört haben, vgl. V. 44. V. 39 u. 40. Daß Jesus im lezten Satze einen anderen Vater als Abraham gemeint habe, verstanden die Juden und erklären noch be- stimter als in v. 33: „Unser Vater ist Abraham*^ Darauf erwiderte Jesus: „Wenn ihr Kinder Abrahams seid, so thätet ihr die Werke Abra- hams^^ Statt el -^xe ist offenbar et iaxt die ursprüngliche Lesart. Wenn ihr Kinder Abr. seid, wie ihr behauptet, so würdet ihr dieses eures Vaters Werke thun. Die Abrahamskindschaft wird angenommen, um Joli. Vm, 39-41. S85 dann ans ihrem Thnn negirt zu werden. Bei dem Nachsatee fehlt av, wodurch der Aussprach an Nachdruck gewint (Tgl. kühner 6r. 11 S. 195). Doch fehlt iv in der späteren Gräcität öfter, ohne daß damit immer der Nachdruck (die Entschiedenheit), welcher ursprünglich in der Weglaasung des Sv liegt, beabsichtigt wäre (Winer 6r. |. 42, 2. S. 286). — Die Werke sind genant als die AeuBemng der Gesinnung zur Bezeichnung des gesamten Thuns und Treibens. Man hat also bei sp^a Tou !^ßp. nicht an einen besonderen Vorgang im Lieben des Patriarchen, an die Aufiiahme der drei Engel Cren. 18 (mit Lampe u. Hngsih,) zu denken. — ¥.40. „Nun aber sucht ihr mich zu tödten, einen Menschen, der ich die Warheit euch geredet (verkflndigt) habe, die ich von Gott gehört habe. Dies hat Abraham nicht gethan". Euer Verhalten gegen mich zeigt das Gegenteil von Abrahams Thun und Wirken. Ich habe euch keinen AnlaB zu diesem feindseligen Verhalten gegen mich ge- geben, sondern nur die von Gott yemommene Warheit euch verkflndigt. Auf ivOpanrov ist kein Gewicht zu legen, um mit Beyschl, daraus dog- matische Folgerungen gegen Jesu göttliche Natur zu ziehen. In der n^ativen Wendung, das hat Abraham nicht gethan, liegt ,eine be- flchftmende Litotes' ( Weiß). — Die Eindschaft Abrahams spricht d«n- nach Jesus den Juden ab wegen ihrer Gesinnung gegen sein Wirken, indem er xixva von oicipita unterscheidet, wie der Apostel in Rom. 9, 8. oicip|ia bezeichnet nur die leibliche Abstammung, tixvov begreift die leibliche und geistige Wesens&hnlichkeit in sich. Darauf legt Jesus Ge- wicht, und macht die geistliche oder ethische Gemeinschaft zwischen dem Vater und seinen Kindern zum Kriterium fftr die wirkliche Kind- schaft. Das Kind muB die geistliche Natur seines Vaters bew&hren, wenn es auf die Heilsgflter seines Vaters Anspruch machen will. V. 41. „Ihr thut die Werke eures Vaters" — nicht Abrahams, den ihr euren Vater nent Dies sezt Jesus zur Verstärkung seines Beweises hinzu, sagt aber nicht sofort, wer ihr Vater sei, sondern widerlegt zu- nftchst in v.42 — 43 ihre Erwiderung in v.41^: „Wir, nicht ans Hurerei sind wir geboren; einen Vater haben wir, Gott'S DaB Jesus, wenn Abra- ham nicht ihr Vater sein solte, nicht von einem menschlichen Vater redete, merkten sie. In diesem Sinne entgegneten sie: ^^Jfik ix icopvsCoc od '\v\ern(\^ba. Da sie dem ix icopvstac Gezeugtsein entgegensetzen, daB sie Gt>tt zum Vater haben, so können sie mit ix icopve(ac nicht fleischliche Hurerei meinen, nicht ihre Geburt aus Hurerei der Sarah mit einem Anderen zurflckweisen, wie schon Erasm, und noch Mey., Ew., Weiß ihre Worte erklären. Diese Erklärung wird weder durch Sva icaxspa gefordert, noch durch die Bemerkung gerechtfertigt, daB im Gontexte von einem Vorwurfe der Abgötterei nichts enthalten seL Von Hurerei der Sarah weiß weder die Schrift etwas, noch läBt sich dieser Gedanke mit der Nennung Gottes als ihres einzigen Vaters zu- sammenreimen, und wird schon dadurch, daB Jesus ihre leibliche Ab- stammung von Abraham zugestanden hat (v. 37), ganzlich ausgeschlossen. Dagegen wird in der Schrift nicht nur der Götzendienst häufig als Hurerei bezeichnet, so schon Ezod.34,15. Lev.17,7. Ezech.20,30 u.a., 336 Job. VUI, 41—44. sondern anch in Jes. 57, 3 das abgöttische Volk Same des Ehebrechen und der Hure genant (vgl. noch Hos. 1, 2. 2, 4), wodurch der Gedanke an geistliche Horerei nahe gelegt war. Eva Tcatipa einen Vater, nicht mehrere, wie die Götzendiener (Heiden) oder die Samariter, die neben Gott auch Götzen znm geistlichen Vater hatten, xov 9e^v näm- lich den wahren Gott. Der richtige Sinn dieses Satzes wird durch die Erklärung: ,an8er Sohnesverhältnis (olo9eo(a Rom. 8, 5) zu Gott ist durch keine Abgötterei verunreinigt' (de W.\ contextwidrig generaliairt. Nicht ihre Gotteskindschaft machen sie geltend, sondern nur ihre Ab- stammung von Gott als einem geistlichen Vater. So richtig Grot, Lampe, Lcke,f ThoL, Hngstb., God. u. A. V. 42. Auch diesen Anspruch kann Jesus ihnen nicht zugeateb^i, weil ihre Stellung zu ihm, dem Sohne Gottes, denselben nicht rechtfer^ tigt „Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben; denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; denn anch nicht von mir selbst bin ich aufgetreten, sondern jener hat mich gesandtes Wären ae in Warheit, nach Gesmnung und Wandel Kinder (}ottes, so wtlrden sie den Sohn, den Gott in die Welt gesandt hat, lieben. i^TjXOov bezieht sich auf die Thatsache der Menschwerdung Christi und fym ist das Resultat des il'^XOov, ich bin gekommen, bin da; doch nicht so, dafi ,es bereits die Vorstellung seines Gekommenseins in einem beatimten Auftrage involvirt, weshalb es durch den Hinweis auf seine göttliche Sendung begründet werden kann' {Weiß), Dieser Auffiftssung des zwei- ten Satzes steht das ouSi {auch nicht) entgegen, welches zeigt, daB za dem iE^XOov cet ein neues Moment hinzugefügt ist, welches seinen Ana- gang von Gott begrflndet. iXtfXu&a bezeichnet wie öfter im N. T. das Auftreten, vgl. z. B. 5, 43. 7, 27. 28. 31. Mtth. 11, 14 u. a. Auch sein Auftreten d. i. seinen messianischen Beruf hat Jesus nicht von sich aos begonnen, sondern Gott hat ihn dazu in die Welt gesandt. Richtig Lthdt: ,Von Gott aus hat er auch seinen Beruf. Beide Momente, der Ausgang von Gott und das Auftreten im Beruf, constituiren den Begriff der Gottessohnschaft'. — V. 43. „Warum verstehet ihr meine Rede nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnet^'. XaXta Rede unter- scheidet sich von Xo^oc Wort, wie die Form vom Inhalte, die Rede von der Lehre. Seine Rede erkennen d. h. verstehen sie nicht, weil sie den Inhalt derselben, das was er lehrt, nicht hören d. h. in sich aufnehmen können. Das o6 Suvaofts bezeichnet sittliches Unvermögen, nicht nator- notwendige oder angeborene Unfähigkeit Worin dieses Unvermögen seinen Grund hat, sagt ihnen Jesus v. 44 offen heraus: „Ihr seid von dem Vater, dem Teufel, und das Gelflste eures Vaters wollet ihr thun. Derselbe war ein Menschenmörder von Anfang und in der Warheit steht er nicht, weil keine Warheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, redet er aus dem Eigenen; denn ein Lügner ist er und der Vater der- selben^S Ich bin von Gott ausgegangen, ihr habt den Teufel, nicht Gott, znm Vater, xou Staß^Xoo ist erklärende Apposition zu too «aTpoc» nicht davon abhängiger Genetiv, wie Big f. u. Voikm. aus gnostischer Speca- lation context- und sinnwidrig deuten. Da der (laßoXoc Gotte gegen- Joh. Vm, 44. 337 Aber gestelt ist, so versteht es sich von selbst, daß Jesus von dem Teufel ebenso bestirnt redet wie von Gott, and nicht, wie SchJeierm. L. Jes. S. 338 f. behauptet, keine Lehre vom Teufel hier vortrage, sondern nur durch Beziehung auf die von den Juden angenommene Auslegung der Erzählung vom Sflndenfalle seinen Vorwurf verschärfen wolle. Er hat ja durch seinen Vorwurf diese Lehre nicht blos gesezt, sondern er führt sie in ixeivoc äv&ponroxTovo^ ceL auch lehrhaft aus. xac imfto(i(ac die Begierden, Gelüste des Teufels, welche die Juden ausführen wollen, smd die Mordgedanken, die sie gegen Jesum hegen, ixsivoc jener d. i« der &aßoXoc war ein MenschenmOrder von Anfang der Welt d. h. in diesem Gontext, seitdem Menschen existiren. Diese Worte sind nicht mit CyrilL, Ntizsch (in d. Berliner theol. Ztschr. ÜI, 52 f.). Ecke,, de W,, Reuß, Big f. auf den Brudermord Kains zu beziehen; denn dieser wird im A. T. nicht auf den Teufel zurOckgetflhrt und auch 1 Joh. 3, 12 nur ix xoo icov7)poS Kains erklärt, sondern auf die Ver- führung der ersten Menschen, wodurch der Tod in die Welt kam, wie Ofig., Chrys., Aug. und fast alle neueren Ausll. erkant haben. Das -^v weist auf die ganze Vergangenheit von iic' apx% an zurück. Seit der Verführung der ersten Menschen ist das (Gelüsten des Teufels darauf gerichtet, die Menschen zu tödten, ihnen das Leben, zu dem Gott die Menschen erschaffen hat, zu entziehen. Und in der Warheit steht er nicht farvjxev hat Präsensbedeutung stai, von laxr^^i im Perf. sich ge- sielt haben, stehen, vgl. Wmer Gr. §. 40, 4. S. 257. Gegen den Sprach- gebrauch verstößt die Uebersetzung stetit der Vulg., welcher Luther: ,er ist nicht bestanden* folgt, und noch Ew., wonach die Worte mit Aug. u. den meisten kathol. Ausll. auf den Sündenfall des Teufels (2 Petr. 2, 4. Judä v. 6) bezogen worden. Diesen Gedanken wollen auch die Dogmatiker Mariensen (Dogmat. §. 105), Thomasius (Lehre v. Christi Pers. I. S. 294) und PhiHppi (Eirchl. GlaubensL ÜI S. 295) als vermittelnde Ansicht in unserer Stelle finden, indem sie nach der be- kanten Geltung des Perfectums als Ausdruck einer in der Vergangen- heit abgeschlossenen und noch in die Gregenwart hineinreichenden Handlung, fonQxsv im Sinne: ,er hat bestanden und steht seitdem^ fassen. Allein so richtig diese grammatische Observation an sich ist, 80 steht ihrer Anwendung auf den vorliegenden Fall doch der Gontext entgegen, demzufolge der Satz nicht eine That des Teufels aussagt, in welchem Falle das Plusqperf. ioxTJxei, entsprechend dem ^v des vorher^ gehenden Satzes zu erwarten wäre, sondern das ständige Verhalten charakterisirt und dies mit den Worten: ,weil nicht Warheit in ihm ist^ begründet. Der Gedanke ist also nur folgender: die Warheit ist nicht der Beruf, in welchem er steht, seinen Stand hat, weil Warheit nicht das sein Sinnen und Streben beseelende Princip ist. Dies ist freilich nicht im Sinne des gnostischen Dualismus zu fassen. Der Sttn- denfall des Satans ist aus der Geschichte und Lehre des A. Test, als be- kant vorausgesezt Denn obgleich auch dort der Abfall des Teufels von Gott nicht ausdrücklich gelehrt ist, so ergab sich diese Warheit doch deutlich genug daraus, daB Gott den Himmel und die Erde mit Kell, ConiiiMit. ram Bvm&g. Joh. 22 388 Job. YUI, 44^-46. all ihrem Heere gut geschaffen hat (Gen. 2, 1) nnd daß der Satan, welcher die ersten Menschen verführte, ein Gott untergeordnetes Geist- wesen ist (Hioh 1 n. 2). -f^ aXtj&eia ist weder die Warheit als Regel (de W.)^ noch anch hlos das rechtschaffene, richtige Sein oder das rechte Verhältnis zu Gott {Lihdt.)^ überhaupt kein blos formaler Be- griff, sondern die göttliche Warheit {God,, Weiß)^ die Warheit des göttlichen Wesens nnd Waltens, welche Christas offenbart (1, 14), und nicht blos die Heiligkeit (God,) sondern auch die anderen ethischen Eigenschaften Gottes, Gerechtigkeit, Liebe, Treue in sich schließend. Dieses Lebenselement ist nicht in dem Teufel, so daß sein Begehren nnd Thnn dadurch bedingt wflrde, sondern das Gegenteil, die Lllge (to ^euBoc) ist sein Lebenselement, ans dem sein Reden entspringt (ix T verschärft. Ihr Un- glaube hat keinen anderen Grund als den, daß Jesus die Warheit sagt In der Persönlichkeit Jesu liegt er nicht; denn y. 46: „Wer von euch zeiht mich einer Sünde ?^^ Die Frage hat verneinenden Sinn. Die Juden schweigen^ und gestehen damit ein, daß sie Jesnm keiner Sünde bezichtigen können. di|i,apT(a bedeutet weder Irrtum, Unwarheit {Orig,^ CyrilL, Melancht, Calv., Beza, Beng: u. A.), noch weniger /raus 1) ,Ea könte scheinen« daß die Jnden gegen Jesnm seine Verletzimg des Sabbatsgebotes geltend machen konten. Aber es gehörten nur solche Sünden hierher, die außerhalb des Gebietes der zwischen .^n und den Jaden schwe- benden Streitfragen la^en. Die absolate Sändlosigkeit Jean ist in dem vorliegenden Aussprache zwar nicht direct enthalten — denn es kann einer Sünde haben, ohne dessen überwiesen werden zu können — aber wol indireet; denn Jesus konte nicht so fragen, wenn er sich nicht der absoluten Freiheit von Sünde bewußt war.' äengstenberg. Joh. YIU, 46-.48. 339 (FrUzsehe) oder frevelhafte ^ft^chnng (Bg.^Cr.)^ sondern wie durch- weg im N.T. Sflnde. Jesns rechtfertigt seinen Anssproch, daß seine Gegner ihm deshalb nicht glauben, weil er ihnen die Warheit sagt, mit der Bemfong auf seine Sflndlosigkeit. Daraus folgt jedoch nicht, daB afiopTta nur ^flnde des Worts, also Unwarheit bedeute. Die Sünde ist der allgemeine Begriff, ans welchem die Anwendung auf die War- heit als Spezies gemacht wird. Bin ich < — so argumentirt Jesus — wenn keiner von euch mich des GegenteUs zeihen kann, ohne Sflnde, 80 auch ohne Lflge, so sage ich die Warheit, und ihr habt keinen Grund mir nicht zu glauben (Lihdt, God., Weiß), „Wenn ich Warheit rede, warum glaubet ihr mir nicht?'^ aXi^Oeiav ohne Artikel hier ist ftlr sich betrachtet nicht die Warheit xat' i^xfy^ {Brckn.)^ erhält aber diese Bedeutung aus dem Zusammenhange, dem zufolge der, welcher aXiq&eiav sagt, der Sflndlose ist und sich hierdurch als von Gott aus- gegangen (V. 42) erweist. Die Frage: warum glaubet ihr mir nicht? hfllt Jesus ihnen noch vor, um den Beweis, daß Gott nicht ihr Vater ist, zu vervollständigen. — V. 47. „Wer aus Gott ist höret die Worte Gottes. Darum höret ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid." ix tou ^S ävai sezt nicht die Wiedergeburt voraus, welche durch den Glau- ben an Christum bedingt ist, sondern bezeichnet nur ein geistig sitt- liches Verhalten zu Gott, wdches den unter der Einwirkung der vor- bereitenden göttlichen Gnade Stehenden, also auch den gottesfflrchtigen Israeliten unter dem A. Bunde möglich war. Beispiele zu diesem Sein ans Gott gewähren nicht nur Symeon und Hanna, sondern auch Zacha- rias und Elisabet, Nathanael u. a. m. dwousi wie v. 43. V. 48 — 59. Die Berechtigung Jesu zu dieser Anklage der Juden. Zunehmende Ver Stockung derselben gegen das Wort der Warheit A — y. 48. Statt der Warheit, die sie nicht bestreiten können, die Ehre zu geben, schmähten sie Jesum. „Sagen wir nicht recht, daB du ein Sa- mariter bist und einen bösen Geist hast?" xoXmc wie 4, 17. Der Vor- wurf Zu 2!a|iapitir)c el ist noch nicht erwähnt, und wird durch X^yoiiev xaX. nicht als bereits gegen Jesum vorgebracht bezeichnet, sondern nur als ein Urteil, das de unter sich Aber Jesum sich gebildet haben und im Munde führen. Der Sinn, den sie mit 2)a(iap(TT)c verbinden, ist streitig. DaB sie ihn damit der Ketzerei beschuldigen wollen (Beng., Tkol, Bngstb., Ehr. u. A.) läßt sich weder mit Bngstb. aus 10, 33, wo sie ilm der Gotteslästerung anklagen, noch mit Beng. aus Jesu Antwort 1) In V. 51 ist xov e|iov Xötov nach }nBCDLÄ statt der Bec. xov Xoyov tov t^ov zu lesen. -- In v. 52 hat die Bec. ouv mit DLXäKR al, welches in v^C fehlt, und isuaeTai mit EFHxl Minusk. statt YsuoTjxai in tuACDLXTä al — V. 53. Das w nach oeauT^v (Bec. mit EFMSü) ist nach tUBCBGElZTMl zu Btreiohen. — V.54. Statt BogcfOo in n^^C^lJTä al u. Bec ist mit lüsch. 8 ^000) nach }fi*BC*D, und statt tj^iäv in ^^»^zrAAlI mit Lehm. n. TUch. wol u|i&v nach V(B*DFX zu lesen. — V. 59. Der Zusatz der Bec BteX^v lia jLeoou auTcüv x. icopfj^sv oüx(u<; findet sich zwar in V&ACLXV^SR al, fehlt aber m K<92>, Godd. der ItaL, Vulg., Sakid. Arm. u. Pers. xmd ist als eine gewiß nir ans Luk. 4, 30 geflossene Glosse mit Tisch. 8 zu tilgen. 22^ 1 340 Joh. VUI, 48—61. Y. 54 folgern. Seitdem die Samariter den Pentateach angenommen und den groben Götzendienst aufgegeben hatten, bildete nicht die Hftrede der Samariter den hauptsächlichsten Grand für die Feindschaft der Jaden gegen dieselben, sondern vielmehr ihr Ansprach, zam echten Volke Gottes zu gehören and om irdischer Vorteile willen diese Za- gehörigkeit auch wieder za Icagnen. Dies machte sie den Jaden ver- ächtlich and so verhaßt, daß sie mit ,Samariter' den Begriff eines ,ketzeri8chen Widersachers des reinen Gottesvolkes' {Mey,) verbanden. Zu diesem Schimpfnamen fügen sie hier noch hinzn: &aip.ovtov tftax^ dn bist von einem Dämon besessen, bist wahnsinnig, wie 7, 20. — V. 49. Auf diese Schmähung antwortet Jesus ruhig und mit Ernst den Vorwurf abweisend und das Unrecht ihres Schmähens ihnen aufdeckend: „Ich habe keinen bösen Geist, sondern ehre meinen Vater und ihr unehret mich.'' Da sie den schmähen, der Gottes Ehre sucht, so fUt ihr Schmähen auf Gott selbst {LihdU). — V. 50. „Ich aber suche nicht meine Ehre; es ist (einer) da, der sie sucht und richtet." i'\m hl im Gegensatz zu ufirSii; v. 49. Ich habe nicht nötig, gegen eure Schmähung meine Ehre zu rechtfertigen, denn ich trachte bei meinem Reden und Thun nicht nach Verherrlichung meiner Person. Es existirt der, welcher sie sucht und richtet. Das Suchen seiner Ehre hann er also mhig Gott flberlassen, der richten wird; nicht ,darQber ob mir die Ehre gegeben oder verweigert wird' (Weif), sondern der als Richter durch meine Verherrlichung und eure Bestrafung meine Sache fahren wird. Aehnlich der Berufung Jesu 5, 45 auf Moses, der sie verklagt Da8 dies in o Ct|Tu>v xal xpivcov angedeutet ist, zeigt v. 51: „Warlich, warlich ich sage euch: wenn jemand mein Wort halten wird, den Tod wird er gewiß nicht sehen ewiglich." Mit diesem durch die feierliche Beteuerung als beherzigenswert eingeführten Ausspruche wendet sich Jesus — nicht nach einer Pause (God,) — nicht besonders an die Empfänglichen unter der Menge {Lcke,, God.)^ noch weniger an die Gläubigen in v. 31 zurflck {Calv., de W,, Brckn,)^ sondern erklärt da- mit der ganzen Zuhörerschaft, wie Gott richten, Jesu Ehre offenbar machen und diejenigen strafen wird, welche sein Wort nicht annehmen {Bg.'Cr., Mey., LihdL, Weiß), Wenn nämlich die Befolgung seines Wortes ewiges Leben gewährt (5, 24), so ist dadurch er thatsächlich als der Sohn Gottes, der das Leben in sich hat gleich dem Vater (5. 26), erwiesen und zugleich denen welche ihm durch Verachtung der ^7j|iata Toü Oeou die er redet verunehren, zu verstehen gegeben, daS sie im Tode bleiben werden, vgl. 3, 36; dieses leztere jedoch nicht direct ausgesprochen, weil Jesus nicht den Verstokten drohen, sondern allen Zuhörern als der Erretter vom Tode sich bezeugen weite, rrffif^ halten, nicht blos im Herzen bewahren, sondern auch im Leben be- folgen, vgl. 14, 15. 21 u. a. Oavatov oo p.-)q öemp. ek tov ala)va er wird in Ewigkeit nicht sterben. Unrichtig Kauffer de Cq>>); aUov. pA42: er wird nicht auf ewig sterben, vgl. dagg. Mey, — Auch wenn er leib- lich stirbt, wird er das ewige Leben, das er im Glauben hat (5,24), nicht verlieren. Oavatov deopetv Tod sehen = sterben, vgl 3, 36« Luk. 2, 26. JoL VIII, 52— S4. 341 V. 52. Biese Verheißung Jesu verstehen oder mißdenten die Jaden vom natQriichen Tode und finden darin, daß er seinem Worte nnd damit sich seiher die Macht heilegt vom Tode zn hefreien, eine Be- stätigung ihrer Beschnldignng dämonischen Wahnsinns. „Nun haben wir erkant (aus diesen deinen Worten), daß du einen bösen Geist hast. Abraham ist gestorben und die Ftopheten (sind gestorben) und du sagst: wenn jemand mein Wort halten wird, so wird er den Tod nicht schmecken ewiglich.'^ Das 78oo7)xai, welches sie dem decoprjoiQ substi- tuiren, ist nicht vom Affect dargebotene stärkere Andersbezeichnung {hfey., Weiß)^ sondern sachlich gleichbedeutend; und Oecopeiv Oavatov = njB ns-j nur der alttestamentl. Ausdruck fttr: den Tod erfahren, vgl. Ps. 89, 49 5 Yeoeaftat =^ g?ö der neuhebräische oder aramäische, in den Targums und rabbinischen Schriften dafür gebräuchliche Aus- druck. Der Folgerung der Juden liegt der Gedanke zu Grunde, daß deijenige, dessen Wort ewiges Leben verleihen könne, selbst ewiges Leben besitzen oder ewig leben werde. Dies erscheint ihnen als Irr- sinn; dem halten sie entgegen v. 53: „Du bist doch nicht größer als unser Vater Abraham, welcher starb? nnd die Propheten starben.*' Tiva aeauTov Tcoiet; „zu was ffir einem machst du dich selbst ?*' Darauf antwortet Jesus so, daß er zuerst den Vorwurf der Selbstflberhebung zurückweist (v. 54 u. 55), sodann v. 56 die Entgegenhaltung Abrahams widerlegt. — V. 54. „Wenn ich mich selbst verherrliche, so ist meine Ehre (Herrlichkeit) nichts." So^aoo) nicht Futur sondern Aorist Con- junct nach regelmäßigem Gebrauche bei iav (verherrlicht haben wflrde). „Es ist mein Vater, der mich verherrlicht, von dem ihr sagt, daß er euer Gott ist, und habt ihn nicht erkant, ich aber kenne ihn." Das Particip mit dem Artikel: 6 5oSaCa>v (le der mich Verherrlichende, drfikt das beständige Thun aus, wonach nicht an einen besonderen Act der Verherrlichung zu denken, sondern darunter alles begriffen ist, was Gott zur Verherrlichung Christi thut; die ganze Erweisung Jesu als Sohn Gottes in Wort und That, in seinen Reden, wie kein Mensch je geredet hat (7, 46), in den Wundern, durch welche der Vater ihn vor der Welt als seinen Sohn bezeugt, durch seine Auferweckung aus dem Tode und seine Erhöhung in den Himmel, sowie durch die Erhaltung seiner Gemeinde, die Ausbreitung seines Kelches auf Erden und das Gericht über seine Feinde, wodurch er seine Verheißungen und seine Gerichtsworte erfüllen wird. Diesen meinen Vater — sezt Jesus hinzu, um ihre Gottentfremdung ihnen zu Gemüte zu führen — nent ihr zwar euren Gott, habt ihn aber doch nicht erkant Nicht, weil sie sich durch ihre Verblendung und Verstoktheit von dem einen wahren Gotte, der sich ihnen schon im A. T. geoffenbart hatte, falsche Vorstellungen gebildet [Mey^\ noch weniger weil sie seine höchste Offenbarung in Christo nicht begriffen haben, so daß diese Worte den Grund aufdekten, weshalb ihnen diese verherrlichende Thätigkeit (Lot- tes verborgen sei (Weiß), Gegen den einfachen Wortiaut, wonach Jesus nicht die Verkennung seiner Person als der höchsten Offenbarung Gottes ihnen abspricht, sondern die Eentnis ihres Gottes. Dieses Nichter^ 342 Joh. Vm, 54-<56. kennen Gottes besteht nicht blos in üedschen Yorstellnngen Ton Gott, sondern hat «eine Wurzel in der Entfremdung des Herzens von dem lebendigen Gott, im Mangel an Liebe zu Gott von ganzer Seele und ganzem Gemflte. Wer Gott nicht liebt, kann Gott nicht erkennen. — Y. 55. „Ich aber kenne ihn". Von sich sagt Jesus nicht: e^vcDKa wie 17, 25, sondern oi5a wie 7, 29, weil er hier aus dem BewuBtaein seiner wesentlichen Gemeinschaft mit dem Vater redet. — „und wenn ich sagte, daß ich ihn nicht kenne, so werde ich euch ähnlich ein Lfigner sein/' Dieser Vorwurf blikt nicht auf y. 44 znrttck {de W., Mey,)\ auch nicht darauf dafi, wenn sie ihn (Jesum) nicht zu erkennen vorgeben als den der er ist, was in dem xiva asocotbv icoietic v. 50 lag, dies eine Lüge ist, sofern sie ihn nur nicht erkennen wollen (Weiß). Er bezieht sich vielmehr auf die in dem X^Yste Sti Oeoc ofi5>v imiv enthaltene Unwarheit. ,Wenn die Juden zu Gott in einem näherea Verhältnisse zu stehen behaupten, lügen sie' (LthäL)^ weil ihr Ver- halten zu Gott dieser Behauptung widerspricht Nur so schliefit sich der folgende Satz: „aber ich kenne ihn und halte sein Wort'' passend an. Sein (d. h. Gottes) Wort halten sie nicht, folglich erkennen sie ihn auch nicht. Uebrigens macht Jesus diesen Vorwurf nicht dem jüdischen Volke Oberhaupt und zu allen Zeiten {Siier\ sondern nur den Juden, zu welchen er hier redet, wenngleich es zu iJlen Zeiten solche gab, denen die Propheten ähnliches sagen mußten; vgl. Deut 29, 3. Jos. c. 1 u. 48. In V. 56 weist Jesus den Vorwurf, daß er größer sei als Abraham, zurück. „Abraham euer Vater frohlockte, daß er meinen Tag sähe, und er sah ihn und freute sich". ,Euer Vater', dessen ihr euch rühmt (v. 39) und dessen Auctorität ihr mir entgegenhaltet. In iqy^^^^'^'^ tva iBig ist das Sehen nicht als das Ziel des Frohlockens gedacht, auf dessen Erreichung die Absicht der freudigen Gemütserregung geht (Mey.)^ sondern nur ausgedrükt, daß sein Frohlocken auf den Tag des Sehens Christi gerichtet war. tiqv Tjfidpav tiqv i{i.iijv der Tag Christi ist der Tag seiner Erscheinung, wie Luk. 17, 22; dort von dem Blicke in die Zukunft ans der Tag seiner Parusie, hier vom Standpunkte des A. T. aus die Zeit der Gegenwart Christi. Den Tag sehen heißt ihn erleben, und zwar wodurch er sich vor anderen Tagen auszeichnet, der Sache nach also: das Ereignis, die Begebenheit des Tages sehen oder erleben. — Zu elSev ist das Object aus dem vorderen Satze hinznzu- . denken: er sah meinen Tag, mein Kommen in die Welt, mein Ersehet* nen auf Erden, und freute sich, indem sein Verlangen nach diesem Tage erfült wurde. Wann und wie Abraham sein Frohlocken auf diesen Tag erfült wurde, darüber gehen die Ansichten der AuslL aus- einander. Nach dem Vorgange von Lampe denken Lcke., ThoL, de fF., BäumL, Lechler (Stud. u. Erit 1854 S.817), £br., Mey., Lange, Gad„ Weiß U.A. an ein Schauen Abrahams im nadiirdischen Paradiese, unter Einweisung darauf, daß laut Luk. 16, 25 ff. der Stammvater des Mes- sias und der Nation immer an den Geschicken derselben noch den leb- haftesten Anteil nehme. Aber diese Stelle beweist hierfür nicht das Joh. Vm, 56. 843 HiBdesie. Richtig haben schon Chrys., TheophyL, Mekmcht, Calv., Orot, Calov, Bengel a. A. erkant, daß elSev xal i)(dp^ ^ ^™ Erleb- nis Abrahams im irdischen Leben sich beziehe, denen OUh., Ifofin., linder (Stnd. n. Erit 1859 8. 518 f.), Hhgstb., aoch LihdL in der 2. Anfl. seines Gomm. sich angeschlossen haben, obwol sie in der nähe- ren Bestimmung dieses Erlebnisses differiren. — Die Sehnsacht Abrar hams nach dem Tage Christi sezt voraos, daß er die Yerheißnng seiner Erscheinung empfangen hatte. Auf die Verheißungen Oen. 12, 1 — 3 u. ähnliche {Hngstb, Christel. I S. 47) kann also äSsv sich nicht beziehen, sondern nur auf Erlebnisse, in welchen Abraham die Erfüllung der Verheißung des Samens, in welchem alle Geschlechter der Erde ge- segnet werden selten, erblicken konte, wodurch die Beziehung sowol auf die Opferung Isaaks als Vorbild des Opfers und der Auferstehung Christi {Chrys., Grot.)y als auch auf die innere Glaubensgewißheit (Luther, Predigt. Erl. Ausg. d. Werke 19 S. 14; Ähnlich Bengel) ^ aus- geschlossen wird. Im Comm. z. Joh. meint Hngstb»^ daß Jesus auf die Erscheinung Jehova's bei Abraham Gen. 18 Bezug nehme, indem er auf das Erscheinen oder Gesehenwerden des Herrn d. i. des Logos und auf die von Jesu als richtig anerkante Auffassung der Juden, welche Jesnm dahin verstehen, daß Abraham ihn und er Abraham gesehen habe. Gewicht legt Dagegen Hofm,, Lind., LihdL denken an die Ge- bart Isaaks, in welcher Abraham die Verheißung des Heilssamens grandleglich und unterpfiindlich erfolt sah (siSev) und freudig begrüßte (i^apY)), wie sich diese seine freudige Stimmung auch in der Namen- gebung Isaaks einen Ausdruck gab (Lthdt), Diesen beiden Ansichten liegt Warheit zu Grunde, nur sind sie nicht einander entgegenzusetzen, sondern mit einander zu combiniren. In der Namengebung Isaaks drflkte Abraham nicht blos seine freudige Stimmung über die ErfftUung der göttlichen Verheißung ans, sondern er gab dem ihm von der Sarah geborenen Sohne diesen Namen,, weil der Herr bei seiner Erscheinung Gen. 17, 19 ihm denselben genant und durch die Zusage, daß er mit Isaak seinen Bund aufrichten werde, in dem seinem Sohne za gebenden Namen die Gewißheit, daß dieser Sohn der Heilsträger sein werde, ihm verbürgt hat Diese Verheißung wiederholte der Herr bei seiner Erscheinung im Haine Mamre dem Patriarchen mit den Worten: ,Wiederkommen werde ich um diese Zeit im anderen Jahre und Sarah dem Weib wird einen Sohn haben' (Gen. 18, 10). Vom Wiederkom- men oder wiederholter Erscheinung des Herrn um die Zeit der Geburt Isaaks ist aber in Gen. 21 nichts erwähnt, sondern nur das Wort der Sarah: Ein Lachen d. i. große Freude hat mir Gott bereitet, wer es htet wird mir lachen (v. 6), und daß Abraham den Sohn Isaak nante d. h. den (Sohn) der freudiges Lachen bereitet. — Hiemach ist mit der Gebart Isaaks Jehova wieder zu Abraham gekommen und hat sein Wort (Gen. 18, 10) erfdlt. Von diesem Gresichtspunkte aus betrachtet 1) Bengel sagt: vidit diem Christi, qui in semine, quod steihrum instar futurum erat, sidus maximum est et fulgidissimum. 344 Joh. Vm, 57--59. ist die Gebart Isaaks eine Erscheinung Jehova's d. i. des Logos oder Christi (vgl. 12, 4), nnd zugleich das Erlebnis, in welchem Abraham die Erscheinung Christi sah und sich darüber freute. y. 57 f. Den Tag Christi verstanden die Juden vom irdischen Leben Jesu. Sie meinten: wenn Abraham den Tag des Messias Jesu gesehen habe, so muB Jesus auch Abraham schon gesehen, damals also schon gelebt haben. Dies halten sie fftr so ungereimt, daß sie Jesu erwidern: „Fünfzig Jahre hast du noch nicht und hast Abraham gesehen?'* Fünfzig Jahre sagen sie, weil dies als die Zeit des vollendeten Mannesalters an- gesehen wurde, vgl. Num. 4, 39. 8, 24 f, um das höchst mögliche Alter Jesu anzugeben.^ — Y. 58. Dieser vermeintlichen Ungereimtheit aezt Jesus die seine Aussage v. 56 bestätigende Thatsache seines vorwelt- lichen Seins entgegen, nicht um ihr Wort mit dem seinigen zu über- bieten, sondern um seine Gottessohnschaft zu bestätigen. „Ehe denn Abraham ward bin ich'', irptv yevio&at heifit nicht: ehe er war {ThoL, de fF., £w.), sondern: ehe er wurde, durch seine Geburt zur Existenz kam. Dies fordert der Gegensatz des YsvioSai zu el|ii (elvai). i^ii £i|u negirt die Entstehung in der Zeit, drükt die Vorzeitlichkeit und Yor- weltlichkeit des Seins aus (vgl. 1,1.17, 5), gleichwie Ps. 90, 2 ou el (LXX) von Gott ausgesagt ist, und verbietet, wie auch fFeifi richtig bemerkt, schlechthin, an ein ideales Sein (de W,) oder Messiassein (SchoKen) zu denken und dasselbe in den Rathschlufi Gottes zu verlegen {Sam, Crell, Grot, Paul, Bg,'Cr,\ worauf doch auch ßeyscMag*^ Erklärung vom realen Ebenbilde Gottes herauskomt. — Y. 59. Dieses unmiBverständ- liehe Selbstzeugnis von seinem gottgleichen Sein erscheint den Juden als eine unerträgliche Gotteslästerung, daß sie sofort Steine ergreifen, um an dem Gotteslästerer die im Gesetze Lev. 24, 16 gebotene Todes- strafe zu vollstrecken. Woher sie die Steine im Tempel bekamen, läBt sich nicht bestimmen; vielleicht daß sie zum Behufe des Tempelbaaes im Yorhofe lagen. Eine Steinigung im Tempel hat auch Joseph» AfUL XVII J, P, 3 berichtet. Das iva ßaXiDOiv hi auxov um (die Steine) auf ihn zu werfen, ist nur ein anderer Ausdruck für Zva Xi^ocDotv aoxov 10, 31. Das Aufheben der Steine zu diesem Zwecke mit God. für blose Drohung, mehr fQr ein Gelüste als eine bestimte Absicht der Yollziehnng erklären zu wollen, ist willkürliche Abschwächung des Wortkuts, und mit der Angabe: „Jesus aber verbarg sich und ging hinaus^^ kaum ver- einbar. ixpuß>2 bezeichnet nicht ein sich Yerbergen durch wunder- baren af avi9p.oc9 wie es Euihym. u. August, und noch Bengel u. A. ge- faßt haben, namentlich Baur u. Hlgf,, die an doketisches Yerschwinden denken, sondern sich verbergen d. h. sich den Blicken seiner Feinde entziehen, wie 12, 36, dadurch daß er sich unter die ihn umgebende Menge seiner Anhänger zurückzog und von ihnen geborgen und ge- schüzt hinausging, xal iE^X&sv steht nicht für i|eX&a>v er verbarg sich, indem er hinausging {Hngsib,), Gegen ein wunderbares Sichunsicht- 1) Danach das damalige Alter Jesu bestinmien zn wollen, wie schon die PreebTter bei Iren, adv, haer, IL 22, 5 und noch Bunsen n. Keim (Gesch. Jesu I, 469) versucht haben, ist ein ganz verfehltes Untemehmeiu Joh. IX, 1. 346 barmachen spricht sowol das iEtJXOev als das icapo^iDv 9, 1, was äuBer^ lieh siniilich zu verstehen ist. — Der wunderbaren Auffassung des Factnms verdankt übrigens die alte Glosse &ieXOo>v &ia {i^aou adxäiv xal icap^ye oSxoKt die aus den Anfangsworten des nächsten Cap. und ao8 Lnk. 4, 30 zusammengesezt ist, ihre Entstehung. Cap. IX. Die Heilung des Blindgeborenen. Nach dem Fortgange ans dem Tempel sah Jesus im Vordbergehen einen Bettler, der von Geburt an blind war, und heilte ihn von seinem Leiden (v. lr~12). Als dieses Wunder, welches Jesus wie die Heilung des Gelähmten c. 5 am Sabbate verrichtet hatte, den Pharisäern ange- zeigt wurde, versuchten sie, die Thatsache durch wiederholtes Verhör des Geheilten und seiner Eltern in Zweifel zu ziehen. Da ihnen aber dies nicht gelang, der Geheilte vielmehr Jesum fülr einen Propheten erklärte, stießen sie ihn als einen Sünder hinaus (v. 13 — 34). Als so* dann aber Jesus ihn traf, gab er sich ihm als Messias zu erkennen und bezeugte vor den Anwesenden, unter welchen sich auch Pharisäer be- fanden, daß er zum Gericht in die Welt gekommen sei, damit die Nicht- sebenden sehend und die Sehenden blind werden (v. 35—41). Die Absicht, in welcher Johannes diese Begebenheit in sein Evang. aufgenommen, findet Weiß darin, daß er an einem Beispiele den Aus- bruch der Feindschaft wider die Anhänger Jesu zeigen wolte, der aber ebenfalls, wie die mit einem Mordversuche endigende Verhandlung c. 8, noch erfolglos bleibe, sofern es nicht gelingt, dieselben von ihm abwendig zu machen. Dies folgert W. daraus, daß es dem Evangelisten bei der ganzen Scene v. 13 — 34 vor allem darauf ankomme, ,zu zeigen, wie auch hier die Hierarchen mit ihrem inquisitorischen Terrorismus ihr Ziel nicht erreichen, indem sie, weit entfernt dadurch den Geheilten zurückzuschrecken, ihn nur immer tiefer in die Parteinahme für Jesum und die Opposition gegen seine bisherigen geistlichen Führer hinein- trieben und endlich, wie der Fortgang der Erzählung zeigt, Christo ganz und gar in die Arme treiben' (S. 401). Allein vom Hineintreiben des Geheilten in die Parteinahme für Jesum und von Opposition gegen seine bisherigen geistlichen Führer enthält die Erzählung keine Spur. Der Geheilte bekent gleich bei seiner ersten Befragung, was er von Jesu halte, daß derselbe ein Prophet sei (v. 17), und bleibt auch bei dem nochmaligen Verhöre dabei stehen. Auf die Insinuation der Phari- säer: wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist, antwortet er: ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eins weiß ich, daß ich blind war und nun sehe (v. 25). Erst als sie ihn nochmals fragten, wurde er unwillig und fragte ironisch: Ihr wolt doch nicht auch seine Jünger werden? (V. 27) und erklärte weiter, daß die Heilung eines Blindgeborenen ein unerhörtes Wunder sei, welches Jesus nicht thun konte, wenn er nicht von Gott her wäre (v. 32 ff.). Erst als Jesus ihn nach seiner Ausstoßung 346 Joh. IX, 1. traf, fOhrte er ihn dadurch daB er sich ihm als der Menschensohn kand- gab zum Glauben, daß er ihn anbetete (v. 35 — 38). — Die Absicht der Anfioiahme dieser Begebenheit in das Evangelium liegt deutlicb vor in den Worten Jesu, daß er die Werke dessen der ihn gesandt habe, ifirken müsse (y. 4) und daß er das Licht der Welt sei (v. 5), wie anch in dem Worte Jesu, mit welchem der Bericht von der Blindenheilong schließt, daß er zum Gericht In die Welt gekommen sei n. s. w. (v- 39) und in der Antwort, welche er den Pharisäern auf die Frage, ob sie auch blind wären, gab (v. 41). — Mit der Heilung dieses Blindgeborenen zeigte Jesus an einem concreten Falle, daß er das Licht der Welt sei, und den nach ihm Verlangenden das Licht des Lebens gebe (8, 12), denen aber, die wie die Juden in c. 8 sein Zeugnis nicht aufiaehmen und ihn verwerfen, zum Gericht wird, daß sie in der Finsternis wandeln und ihre Sflnde ihnen bleibt (8, 12 u. 9, 41). — Das inquisitorische Verhör aber erzählt Johannes ausführlich, um zu zeigen, wie die Pharisäer alle Mittel aufboten, um das Wunder als nicht geschehen zu erweisen. Während die Juden in c. 8 die Rede Jesu nicht verstehen, weil sie sein Wort nicht annehmen können (8,43), weil sie nicht zu ihm kommen wollen (5,40), so wollen sie hier sein Werk nicht gelten lassen. In c. 5 haben sie das Wunder nicht bestritten, sondern sich nur an den Sabbatbruch gehalten, um Jesum anzuklagen; hier versuchen sie das Wunder zu bestreiten. Darin zeigt sich der Fortschritt ihrer Verstockung gegen die Warheit und ihrer Feindschaft gegen den Sohn Gottes. V. 1 — 12. Die fvunderhare Thatsache.^ — V. 1. „Und vorüber- 1) V. 4. Statt 'E|ts lü (Rec. mit K^(7JTAAn a/., lt., Vlg„ Goth.) ist n*ch VH^BDL , Sahid,, Copt, Syr,, Aeth,, Orig. u. Hieron, r^^ä^ Ssi mit Tisch, 8 zu lesen. Aach statt jis nach xe^i^^avTcc haben M*Z. Copt ^jidfc, wonach Tisch., Etv, XL Zthdi, beide male i^^dc vorgezogen haben, indem Tisch, bemerkt: lecäo iw.äc ^t für ursprüngliclL — In v. 7 ist vt<|>au welches in A. a. b, e fehlt und von Lehm, eingeklanunert worden, offen- bar nur durch einen Schreibfehler in den genanten Hdschrr. ausgefallen nnd von Tisch. 8 mit Recht beibehalten. — In v. 8 ist :cpoaatTr^c; in tZX aufgenommen hai^ fehlt in ABV^SS\ und ist vieUeicht nur aus v. 19 hereingekommen. — V. 11. xai skev nach exeTvoc (Rec. mit .OTAAII al.) fehlt in ttBCDL, Flg., Sahid., Armen, und ist warschemlich Zusatz. Das Fehlen des Artikels 6 vor ovl^fxuro; und Xs^oitsv«; (Bec mit ADÄ^^^^) waroeheinlich Sinnänderung des 6 dFv&p. 6 Xqf<>)Lcyo; ia Joh. IX, 1. 2. S47 gehend sah er emen Menschen, hlind von Gebort her^^ Durch xal tcapaY«»v wird das Folgende zeitlich mit dem Vorhergehenden ver^ hnftpft; doch nicht so eng, daß es notwendig an demselben Tage ge- schehen wäre, was nur dann daraus folgen wflrde, wenn irap^y&v ooxaic 8, 59 echt wäre. icapaYetv bed. weitergehen nnd Torübergehen. Bei der ersteren Bedeutung steht zwar in Mtth. 9, 9 n. 27 ixstdsv dabei, das hier fehlt, aber nach dem vorhergehenden i^^&sv ix xou Upou nicht notwendig war. Doch verdient hier wol die Bed. vordbergehen (vgl. Mtth. 20, 30) den Vorzog, da der Evangelist das folgende Wunder nicht sowol wegen seines zeitlichen Zusammenhanges mit dem Vorher- gehenden mitteilt, als hauptsächlich zum Belege diüf&r, daß Jesus durch diese Blindenheilung sich denen die sehen weiten, als das Licht der Welt kundgab. In icapa^iDV vorflbergehend, ist angedeutet, daß die (xe- l^enheit dazu Jesu ungesucht dargeboten wurde. So viel steht übrigens aafier Zweifel, daß die Ruhe des Hergangs und die Gegenwart der Jflnger nach dem tumultuarischen Auftritte 8, 59 nicht mit Lcke, xl de W, als Gründe gegen den zeitlichen Zusammenhang der beiden Begebenheiten sich geltend machen lassen. War Jesus doch im Tempel dtti Juden in ihrer Leidenschaftlichkeit mit der Buhe des göttlichen Selbstbewußtseins entgegengetreten und in siegreicher Bezeugung seiner Gottessohnschaft von ihnen geschieden. ,Warum solte er hier weniger die Ruhe bewahren als sonst und selbst beim schließlichen Ausgang seines Leben?* (Lihdt.), Der Blinde saß warscheinlich in der Nähe des Tempels am Wege und war ein vielen behauter Bettler, vgl. Act 3, 2. V. 2. Als Jesus seinen Blick auf ihn richtete, fragten die Jünger: „Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren worden?" Sie gingen dabei von der im A. T. bezeugten Warheit ans, daß das Unglück Strafe der Sünde sei, und irrten nur wie Hiobs Freunde darin, daß sie jedes Unglück des Einzelnen für eine Strafe fflr beson- dere persönliche Sünden hielten. Eine Ansicht, die Jesus nicht blos hier in v. 3 sondern auch Luk. 13, 1 fL bekämpft. Da nun dieser Bettler von Geburt an blind war, so lag es nach jener Ansicht nahe, eine Ver- sündigung seiner Eltern vorauszusetzen, die an dem Sohne heimgesucht würde, obwol auch hiefür Exod. 20, 6, richtig verstanden, keinen An- halt lieferte. Wie konten sie aber meinen, daß der Mensch vor seiner Geburt gesündigt habe? Selten sie eine Seelenwanderung (Calv., Beza, Drus., Grot u. A.) angenommen, oder an die Präexistenz der Seelen {CyrilL, de W,, ßrckn.) geglaubt haben? Aber von dem Glauben an die Seelenwanderung findet sich bei den Juden nicht die geringste Spur; (vgl. dagg. Thal. u. Delitzsch, bibl. Psychol. S. 464) und der Glaube an die Präexistenz der Seelen findet sich zwar im B. der Weisheit c.8, 19« BtffX, welches Tisch. 8 aufgenommen hat. Auch et; ttjv xoXuu.ß7)&(>av xou Ei- >.a>d{L (Bec. mit AFAMI o/.) ist nach v. 7 glossirt för eic tov 2!tXu)cf}L in v^BD IX, Außerdem ist statt U nach axeX^v (Bec mit AFAAri) mit Tisch, ouv nach K^DZZ zu lesen, dagegen in v. 12 ouv (Bec) nach elicov — weil in m^D fehlend — zu streichen. 348 Job. IX, 2—4. einem Produkte alexandrinisch hellenistischer Philosophie, aach bei Philo und den Ess&em, bei Rabbinen in der Eabbaia (s. Grimm, exeg. Hdb. z. B. der Weish. 8. 177 f.), aber nirgends als volksmäßige Ansicht des jüdischen Volks, und lag gewiß auch den Jüngern ganz ferne. Noch nnwarscheinlicher und mit der Frage: wer hat gesündigt? unvereinbar ist die Annahme einer Anticipation der Strafe für künftige Sünden iThol, Stier). Eher ließe sich an ein Sündigen im Mutterleibe denken (Lcke,, Mey.\ wofUr zwar nicht Lnk. 1, 41 n. 43, wol aber Gen. 25, 22 nach rabbinischer Deutung einen Anknüpfungspunkt bieten könte ( B. Sanhedr. fol 91, 2. BereschU rabha foh 3H, 1 bei Lxghtf. korae hebr, ad h. /.). Aber auch dies ist sehr zweifelhaft, da in den älteren rahbinischen Schriften von dieser Deutung von Gen. 25, 22 keine Spar zu finden ist. Schon Euihym, Zigdb, hat daher die Frage der Jünger so erklärt, daß sie weder das eine noch das andere annahmen, sondern nur, weil sie von dem Gedanken, daß dieses Unglück von einer beson- deren Versündigung herrüren müsse, ausgingen, die Frage so stellen, um von Jesu eine Lösung des Bäthsels zu erlangen. So auch Ehr., Bngstb., God,, Lthdt. u. fFeiJf-^ die beiden lezteren nur mit dem Unter- schiede, daß die Jünger den zweiten Fall nach Exod. 20, 5 fQr mOglich hielten, aber doch den ersten, daß eigene Schuld die Blindheit verar- sacht haben könne, mit erwähnten. Diese Erklärung löst das Räthsel, wobei nur aber eine Entscheidung fdr die eine oder die andere Näher- bestimmung derselben nicht möglich erscheint. Die positive Form der Frage: wer hat gesündigt? welche Mey. dagegen geltend gemacbt hat, reicht wenigstens zur Widerlegung derselben nicht hin. V. 3. Jesus verneint beide Fragen, weil ihnen der Irrtum, daß die Blindheit eine Strafe fQr besondere Versündigung sei, zu Grunde lag, ohne — wie schon Euihym, meint, damit die Eltern für ganz sündenfrei (icavreXcbc dvoc(iap'nJTou<) zu sprechen. Er erklärt: der Mensch ist blindgeboren, damit die Werke Gottes an ihm geoffenbart werden. Za iXX' ist einfach xof Xo< dY6vv7]&7) aus dem Contexte zu ergänzen, 'ca i|>7a tou &80U sind nicht Werke, die Gott befiehlt {de W.^ God,)^ son- dern die Gott wirkt, und zwar durch Christum. Dies sind dann aber nicht die Schöpfungswerke {Bngstb.) ^ sondern die erlösende Wirksam- keit Gottes, die Christus in Wort und That offenbart; nicht blos ,die unsichtbaren (weil geistigen) Gottesthaten (wie hier die Erleuchtung der Welt V. 5), die sich in solchen sinnenfälligen Heilwundem (symbolisch) darstellen und dadurch kundmachen' (Weiß)^ sondern wie der Plor. ta lifr^a mit dem Artikel lehrt, die gesamte erlösende Wirksamkeit Gottes, die zu keiner Zeit gefehlt hat, aber erst durch die Wirksamkeit Christi in dem von ihm selbst in Mtth. 11, 5 angegebenen Umfange geoffen- bart wird. Dazu ist auch dieser Blinde geboren und Jesu vor Angen gekommen, damit er an ihm sich als das Licht der Welt bezeuge {Lthdt). V. 4 f. „Wir müssen wirken die Werke dessen der mich gesandt hat, so lange es Tag ist. Es komt Nacht, da niemand wirken kann. Die- weü ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt". iQfiac 6ei (nicht Job. IX, 4-6. 849 if&i iti s. die krit. Not), das Wirken seiner Jflnger mit dem seinigen zasammenfassend; doch nicht, nm darauf hinzuweisen, daB bei solchen Anlässen sich nicht zieme za fragen, was Goii damit beabsichtige, sondern was er utis damit zu tbnn auffordere {Weiß). Denn so richtig dieser Gedanke im allgemeinen ist, so schließt er doch weder die An- nahme, daß er die Jflnger als die Gehilfen seiner messianischen Wirksam- keit mit nenne (Mey,\ ans; noch kann eine Zurechtweisung der Jflnger wegen ihrer Frage Jesu Absicht gewesen sein, weil das communicative iQl&ac ihn selbst mit einschließt, Jesus aber eine solche Weisung sich selber zu geben nicht nötig hatte. Richtig LthdL: ,Jesns schließt seine Jflnger mit ein als die Genossen seines Berufs und zur Weisung für die Znkunft'. Aehnlich Hngstb, — Tag und Nacht sind Bilder nicht der Gnadenzeit und der Zeit da die Finsternis alle Wirksamkeit in geistlichen Dingen hemt {GroL, Beng , Olsh., Bg,-Cr.)^ sondern der Tag ist nach 11, 9 f. die Zeit der Berufswirksamkeit, demnach Nacht die Zeit der Todesnacht (Lcke., de W., Mey,, Weiß, Lihdt. u. A.), nicht des Feier- abends (God.), was dem ouSeU Suvatai ip^aC nicht entspricht Auch darf man den Ausspruch nicht auf Jesum allein beziehen; "^(iac und ouSeU zeigen, daß er auch für die Jflnger gelten soll. Fflr Jesum kam die Nacht mit seinem Todesleiden, denn er spricht hier von der Be- ruft Wirksamkeit in der Welt während seines Erdenwandels,' die mit seinem Tode aufhörte, ohne sein Wirken vom Himmel aus nach seiner Erhöhung in Betracht zu ziehen, welches mithin dadurch nicht ausge- schlossen wird. Dies ergibt sich deutlich aus v. 5 oxav quando, wann, zur Zeit da ich in der Welt bin, d. i. im irdischen Leben, bin ich das Licht der Welt und muß als solches wirken. — Nach diesen Worten die Heilung des Blindgeborenen vornehmend (v. 6) gab er den Jflngem zu verstehen, daß dieselbe zu seinem Berufe, das Licht der Welt zu sein, gehöre, die Herstellung des leiblichen Augenlichts sein erleuchten- des Wirken im geistigen Sinne abbilde. y. 6 f. Die Heilung. Daß Jesus auf die Erde spie, aus dem Speichel und Erde einen Teig machte und den Teig auf die Augen des Blinden strich , hat Aehnlichkeit mit den Heilungen des Taubstummen und des Blinden Mrk. 7, 83 u. 8, 23; und die Anwendung dieses natflrlichen Mittels nicht medicinischen Zweck, sofern der Speichel häufig bei Aagenflbehi angewendet wurde (s. Weist, u. Lighif, z. u. St). Er solte auch nicht blos Condnctor der Heilkraft (ThoL, Olsh.) sein, sondern hatte den pädagogischen Zweck, dem Kranken zum Bewußtsein zu bringen, daß die Heilkraft von Jesu ausgehe und die Heilung durch ihn gewirkt werde. Dagegen verschlägt der Einwand, daß Jesus in analogen Fällen (vgl. Mrk. 10, 48 ff.) sich nicht eines solchen Mittels bediene, gar nichts, da Jesus allein gewußt haben wird, wo ein solches Mittel nötig war oder nicht (Mey.). Ohne Grund behauptet Weiß, daß diese Annahme mit dem Wnndercharakter der Heilung kaum vereinbar sei. Sinnbildlich war ohne Zweifel dieses Verfahren Jesu, aber weder auf Grund von Gen. 2, 7 (der Bildung des Menschen aus Staub von der Erde) eine Ab - oder Nachbildung der schöpferischen Thätigkeit Gottes SM Joh. a, 6. 7. (Iren. V, 15. Beza, Bngsib.\ noch war das Bestreichen der Augen nnt dem Teige eine HinznfiDgnng symbolischer Blindheit za der natfiriicheD, welche besagen solte: ^völlig blind mnB der werden, welcher sehend werden will' {God., Lthdt.). Die Beziehung auf die Menschenschöpfnng liegt ganz fem, nnd ein symbolisches Blindmachen steht mit dem Be- fehle, sich in dem Teiche Siloah zn waschen, wodurch der Mensch sehend wurde, in unvereinbarem Widerspruch. Der Befehl: Gehe hin nnd wasche dich in den Teich Siloah, muß mit dem , was Jesus mit dem Be- streichen der Augen beabsichtigte, in Kinklang stehen. Die BedeutBam* keit dieses Actes ist in der Beschaffenheit dieses Teiches zn suchen. Dies deutet der Evangelist mit der Dolmetschnng des Namens 2iXiBa(i durch aiceoTa^(jivoc an. üiXcoa^i ist die griechische Wiedergabe des hehr, nibitf oder rfsst in der LXX n. bei Josephus; und die üeber- Setzung äic&oTaX|iivoc ist sprachlich richtig, nibib ist eine Nominil- Adjectivform in passiver Bedeutung ( Ew. Gramm. §. 155*^ ) emuna (nicht emissio aquarum. Roediger in Gesen. thes. s. v.) oder namen propr. in intransitiver Bedeutung: StrOmung {Ew. Gr. §. 156^). So bieB ein Brunnen oder Quellenbecken im Sflden des Ophel, des Tempelbetg- hflgels an der Mündung des Tyropoion in das Josaphat- oder Kidron- thal, und ein von diesem Brunnen gespeister Teich, wie aus Neh. 3, 15 u. Joseph, de belLjud. V, 4, 1 deutlich erhellt. Dieses Quellenbecken erhalt sein Wasser aus einem Tunnel, der sich nordwärts unter dem Ophelrflcken oder dem Tempelberge hinzieht und erst von neueren Palftstinaforschem bis zur sogenanten Quelle der Jungfrau (dem Marien- brunnen) hinauf^ genaner untersucht worden, weiter nordwärts aber bis jezt noch nicht erforscht ist Von der Siloahquelle erwähnt schon ffieron. ad Jes. 8, 6: non jugibus aquis sed m ceriis iocis diebusque ebulHt, nnd Reisende der älteren nnd neueren Zeit haben deir intermit- ürenden ZufluB des Wassers im Siloahbrunnen erwähnt, zum Teil selbst beobachtet. 2 Das Wasser Siloah, welches stille fließt, ist in Jes. 8, 6 Bild des Davidischen Königtums, welches die Verheifiung des auf Moria thronen- den Gottes hat, im Gegensatz zu dem Weltreiche, welches mit den ans- tretenden Wassern des Euphrat verglichen wird (Delitzsch z. d. 8t). Von dieser Anschauung ist bei der Erklärung des Namens Siioah dnreh aic80TaX|iivoc auszugehen, und dabei vielleicht noch der intermittirende, noch jezt nicht erklärte geheimnisvolle Charakter des WasserfloBBes in Betracht zu ziehen. aicsoxaXjiivoc ist aber nicht etwa Sinnbild des Reiches, sondern des von Gott Gesandten, wie Jesus in unserem Evin- gelium sich fort und fort den Juden darstelt, durch welchen das Reich Ctottes mit seinen Segnungen verwirklicht wird. — Jesus, der von QoU Gesendete, begint die Heilung des Blindgeborenen mit Bestreichung der 1) Demnach ist der Siloahbnmnen von dem Brunnen der Jvngfm, mit welchem die Mönchstradition ihn identificirt (vgl. Tobler, die Süoahqnfill« n. der Oelberg 1852 S. 1—68), zu unterscheiden. 2) VgL Bobmson , Paläet. II S. 142 ff. und Furrer m Schenkels Bibel- lezieon V, 8. 205 f. Joh. IX, 7—18. 361 Aagen mit einem ans seinem l^eichel und Erde bereiteten Teige nnd sendet denselben zum TeiCbe Siloah, damit er darcb Waschen dieses Teiges in das Wasser dieses Teiches (eU tiqv xoXu)ißir)9pav) das Angen- licht empfange nnd daraus Jesum als den wahren Gottesgesandten er- kenne, welcher als das Licht der Welt allen, die sein Wort hören nnd befolgen, die Heilsgnade des Reiches Gottes zuwendet. Dies war ohne Zweifel Jesu Absicht bei der Sendung des Blindgeborenen zu dem Teiche Siloah und bei diesem einzigartigen Verfahren behnft der Heilung seiner Blindheit; nicht aber irgendwelche medicinische Wirkung des Wassers, welche Rabbinen demselben zuschreiben, oder der Zweck, die Augen blos von den aufgelegten Lehmteige zu reinigen, oder ein Mittel, ,um der Heilkraft des aufgestrichenen Speichelteiges die fiHr nötig erachtete Wirkungszeit zu gewähren^ {^^jf)t wobei die Deutung des Namens Siloam eine typologische Spielerei des Evangelisten sein würde. — Der Blinde befolgte das Wort Jesu. „Er ging fort (zum Teiche) und wusch sich und kam sehend^' — nicht zu Jesu zurflck; denn Jesus komt erst später (v. 36) mit ihm zusammen — sondern in seine Wohnung, zu seinen Eltern, worauf oi Ysttovec v. 8 hindeutet. y. 8 — 12. Dieses Wunder machte großes Aufeehen. Die Eltern und die Nachbaren und Bekanten des Geheilten, die den Blinden frflher als Bettler gesehen hatten, sprachen verwundert: Ist dieser nicht der da saS und bettelte? Einige sagten: Der ist es; andere: Nein, aber er ist ihm ähnlich. Auf die Frage nun, wie seine Augen geöffnet worden, er- zählte er den Hergang der durch Jesum erlangten Heilung. Aus o av- bpoyKOQ 0 Xey. 'Itjoouc, der Mensch welcher Jesus heißt, ist nicht zu sehließen, daß er von Jesu weiter nichts als den Namen gewußt habe, aber auch nicht, daß er vorher schon von Jesu Wundem Kentnis erhal- ten hatte. Er bezeichnet ihn damit nur als den unter diesem Namen Bekanten, ohne ein Urteil Aber seine Person zu fällen. avißX^e^a könte heißen: ich blikte auf, vgl. Mrk. 16, 4; so Lücke, hier aber unpassend wegen v. 16 u. 18, vielmehr: ich wurde wieder sehend, vgl. Mtth. 11, 6. Genau genommen paßt dies nicht auf einen Blindgebore- nen, wird aber auch Paman», Messen, IV, 12 von der Heilung eines Blindgeborenen gebraucht und beruht auf der Vorstellung, daß auch der Blindgeborene die natflrliche Sehkraft besizt, ihren Gebrauch aber von Geburt an verloren hat und durch die Heilung wiederbekomt (Mey, U.A.). — Y. 12. Auf die weitere Frage: wo ist jener (Jesus)? antwortete er: ich weiß es nicht. Er war also nach seiner Heilung nicht zu Jesu zurückgekehrt und Jesus war, während er sich im Teiche Siloah wusch, weiter gegangen. V. 13 — 34. Das Verhör des Geheilten vor den Pharisäern.^ — ] ) V. 14. Statt des einfachen oxe (Bec. mit ADV^KR al.) hat Tisch. 8 aus vtBLÄ al 6v j ri^i^c^ aufgenommen. — V. 16. Die Wortstellung ouxoc 6 (fv^o. oux ioxiv xa^a-z. &sou (Bec. mit AGKll ah) ist offenbar Erleiohtenmg der m \tiBDLX al. : oux loxiv ouxoc icocpa &sou 6 dfv&pwico;, welche Tisch, 8 vorgezogen hat Das U nach dfXXoi in M^2>, welches Tisch, 8 getilgt hat, ist in ALX FAAII wol nur ausgefallen. — In v. 17 o. 20 hat Tisch. 5 das in der See. 352 JoL IX, 13—16. V. 13. „Sie fuhren nun ihn, der einst blind war, za den Phariaäem". Snbject zu i^Gaoiv sind die v. 8f. Genanten. Sie thnn dies, nicht am das Wunder als Beweis für Jesnm geltend zu machen {Ebr.)y oder iiin eine officielle Entscheidung zu provociren, also nicht aas Feindseligkeit gegen Jesam, sondern nm über den Fall, worüber ihre Ansichten geteilt waren, von den schriftknndigen Gelehrten ein competentes Urteil sich zn verschaffen. Die Pharis&er kommen hierbei nicht als gerichtliche Behörde in Betracht; denn von einem gerichtlichen Verhöre, sei es vor dem ganzen Synedrinm oder vor einem sogen, keinen Sanhedrin, einem ans 23 Beisitzern bestehenden Untergerichte, deren es nach rabbinischen Angaben in Jemsalem zwei gegeben haben soll (vgl. m. bibl. ArehAoL §.'149, 6 S. 709 n. Leyrer in Jfferz.'B Realencykl. XV, 324 f.), oder einem Synagogengerichte enthält die Erz&hlnng keine Spar. Die Phari- s&er waren die einflnBreiche Partei im Volke; und wir haben an eme Anzahl namhafter Pharisäer zu denken, die in einem Local zn einem nicht näher bezeichneten Zwecke beisammen wären. — Um die Stellong dieser Partei zn diesem Wunder Jesu von vornherein anzudeuten, be- merkt Johannes in v. 14: „Es war aber Sabbat an dem Tage, an wel- chem Jesus den Teig gemacht und seine (des Blinden) Augen geöffiiet hatte". Diese Bemerkung soll nicht die Anzeige motiviren, in welchem Falle sie mit ^^p eingeführt sein wflrde, nicht mit hij woraus sich e^ gibt, daS die Bemerkung zur Erläuterung des Folgenden hier nachge- bracht ist. — V. 15. „Wiederum fragten ihn nun auch die Pharisäer, wie er sehend geworden sei'^ IloXtv und xa( auch weisen auf dts Fragen der Nachbaren und Bekanten v. 10 zurück. Daraaf erzählte er den Hergang wie in v. 11, ohne den Speichel zu erwähnen, nur an- gebend was er selbst dabei gefählt und gethan und infolge dessen jext erlangt hat (ßX^iito) nicht avißXs<{;a wie v. 11). — V. 16. Das Urteil nas der Pharisäer darüber war ein zwiespältiges. Die schlichte Aussage des Geheilten in Zweifel zu ziehen hatten sie noch keinen Omnd, aber ein Wunder Gottes konte nach ihrer Meinung die Heilung auch nicht sein, denn sie war am Sabbat verrichtet worden; das Auflegen des Teiges auf die Augen war eine Uebertretung des Sabbatgebotes. Nach der rabbinischen Casuistik gehörte Krankenheilung, außer in augen- scheinlicher Lebensgefahr, zn den am Sabbat verbotenen Werken; fehlende ouv aufgenommen, weil es v. 17 dureh häBDZX und v. 20 dnidi tZ sieh als Zusätze ver- rathen, und ein Ausfallen des xal wegen des folgenden xai etxov nicht wir- seheinlich ist -~ In v. 30 hat Tisch. 8 ev Touxfi) jap statt ev jap xouto» (Bee) und den Artikel z6 vor dauuiaoTÖv aus v^BL mit Becht aufgenommen. — In V. 31 fehlt U nach ot^ayLsv u v^BBGL und ist als Zusatz der Reo. mit AI TAA mit Tisch. 8 zn streichen. Joh. IX, 16*-18. 353 Tgl. UghV^. ü. Schöitgen, horae ad Matth. 12, 10. Demgemäß urteilten einige von den Pharisäern: „Nicht ist dieser Mensch (Jesns) von Gott, weil er den Sabbat nicht hält''. Andere aber sagten: „Wie kann ein gftndiger Mensch solche Zeichen thnn?'' Sie arteilten: Ohne besonderen göttlichen Beistand kann ein Mensch solche Wander nicht verrichten. Wie kann aber Gott einem Sünder, der seine Gebote nicht achtet, seinen Beistand dazn verleihen? „Und Zwiespalt war anter ihnen''. Der Zwie- spalt betraf nicht das Wander der Heilang, sondern die Person Jesa, des Wnnderthäters. Die Einen stelten seine Herkunft von Gott in Ab- rede, weil er den Sabbat gebrochen habe. Sie scheinen das Wunder aas diabolischen Kräften, deren Jesus sich bediene, herleiten zu wollen, wie die Dämonenanstreibung durch Beelzebub Mtth. 12, 24. Die Anderen erachteten das Wunder flQr so groß, daß es nur durch göttlichen Bei- stand gewirkt sein könte, und schlössen daraus, daß Jesus kein Sünder sei Sie hegten also Bedenken, das Wunder für eine Uebertretnng des Sabbatgebotes zu erklären. y. 17. Um bei diesem Zwiespalte eine bestirnte Ansicht über die Sache sich zn bilden, fragten sie daher wiederum den Blinden (iroiXiv nach V. 17): „Du, was sagst du von ihm, daß er deine Augen öfihete?" 8n in Bezug darauf daß. Dem Sinne nach: wofär hältst du ihn? Seine Antwort lautete: „Er ist ein Prophet". Subject zu Xiyouoiv sind ol ^Qipioaioi V. 13; weder blos die Feindseligen unter ihnen (ApoUm,, Hngsth. u. A.), um etwa einen Verwand zur Verdächtigung der War- heit seiner Aussage zu finden {God,)^ oder um ihn einzuschüchtern (£frr.); noch sind es blos die WolwoUenden (Chrys, xl a. Echvv.). — Der Geheilte schließt aus dem Wunder, das ihm widerfahren ist, die prophetische Sendnng Jesu, wie die Samariterin 4,19 aus dem wunder- baren Wissen Jesu. Es läßt sich daher nicht mit Mey, sagen, daß sich der Glaube des Menschen am Streite der Pharisäer geklärt und ge- festigt habe (vgl. Weiß), Richtig sagt Beng,:jucunde observari potesi fides apud hunc hämmern, dum Pharisaei coniradictmi , pauilatim exariens. Den Pharisäern aber gab diese Antwort Anlaß, die Sache weiter zu untersuchen. Ein Prophet könne Jesus nicht sein, das stand ihnen von vornherein fest; also muß es sich wol mit der Sache anders verhalten, als sie bisher angenommen haben. Ein Wunder wird nicht wirklich geschehen sein. Der (geheilte?) Mensch ist ein heimlicher Anhänger Jesu und seiner Aussage ist nicht zu trauen. Dies deutet der Evangelist v. 18 mit der Bemerkung an: „Nicht glaabten nun die Juden von ihm, daß er blind war und sehend geworden, bis daß sie die Eltern des wieder sehend Gewordenen riefen." ouv infolge der Erklärung, daß Jesus ein Prophet sei. ol'Iou&atoi sind nicht die feindlich gesinnte Partei unter den versammelten Pharisäern, welche fortan weiter operirt {Mey., God,), oder ,die Hierarchen selbst, an welche die Sache schließlich zur Entscheidung kommen mußte' (Weifi)^ sondern sind identisch mit den Pharisäern, die nur nach ihrer feind- lichen Stellung gegen Jesum (v. 22) als 'lou&atbi bezeichnet sind (Hngsib,, LthdL n. A.). &»< Stoo iftov. bis daß sie riefen, ist nicht so zu ver- Kttil, Comment. som Snng. Joh. 23 354 Job. IX, 18—24. stehen, daB sie dann erst als die Eltern kamen nnd aussagten, das Wnnder nicht mehr in Abrede stellen konten {Mey,, f^eiß). Denn die Eltern lehnen ja eine Aussage darüber ab (v. 26), nnd der Geheilte be- harrt bei seiner Aussage, daB Jesus dies nicht hätte thun können, wenn er nicht von Oott w&re (v. 33), so daB sie ihn als unverbesser- lichen Sünder hinansstieBen. Damit zeigten sie ja, daß sie auch dann noch das an dem Blinden geschehene Wunder nicht glaubten (oux ftrcioTeuoav), d. h. es thatsächlich leugneten. Eok Stou ist wie öfter so gebraucht, daB von dem was nach dem genanten termmus ad quem ge- schieht, abstrahirt wird. Es soll damit nur gesagt werden, was sie bewog, die Eltern zu rufen. y. 19 — 23. Den Eitern legten sie zwei Fragen vor: „Ist dieser euer Sohn, von dem ihr sagt, daB er blind geboren wurde ?^^ und: „wie sieht er nun?^^ Die erste, eigentlich eine Doppelfrage, bejahen dieselben; die Beantwortung der zweiten lehnen sie ab: „Wie aber (es komt, daB) er jezt sieht, wissen wir nicht, oder wer ihm die Augen anfgethan hat, wissen wir nicht. Ihn fraget; er hat das Alter, er wird über sich selbst reden/* iqXixlav i^ei Alter d. h. männliche Reife hat er, so daB er selbst diese Frage beantworten kann. Die Eltern waren von dem Wunder überzeugt, aber sie wagten es nicht, ihre Ueberzeugnng offen zu bekennen; nämlich laut v. 22 aus Furcht vor den Juden, den jüdi- schen Oberen. „Denn schon waren die Juden übereingekommen, daB wenn jemand ihn (Jesnm) als den Christ bekennete, er aus der Synagoge ausgeschlossen würde.'* ouveTi&&ivTo sezt nicht einen f&rmlichen San- hedrinbeschlufi voraus {Lcke,, de W.)^ sondern bezeichnet nur eine Uebereinkunft, eine Verabredung (vgL Luk. 22,5. Act 23, 20), die aber bei dem groBen Aufsehen, das sie erregen mußte, sich in Jerusalem bald verbreitete, so daB die Eltern des Geheilten sie erfahren hatten {Mey,, Brckn., Bngsth, u. A.). Da der Sohn alt genug war, um sich selbst verantworten zu können, so meinten die Eltern, daB er, der die Wolthat empfangen hatte, auch im Stande sei, die Verantwortung tn übernehmen, dicooovaiforif. Y^vT^xai: der AusschluB aus der Synagoges- gemeinschaft, womit die Abbrechung des bürgerlichen Verkehrs Te^ bnnden war, war die einzige Form des Bannes, welchen die Juden damals verhängen konten. Auf ihn folgte als höherer Grad die Todes- strafe, deren Verhängung die Römer ihnen entzogen hatten. Die An- nahme dreier Grade des Bannes beruht nur auf einer von EHas LevUa ausgegangenen MiBdeutung der talmudischen Bezeichnungen des Bannes. Vgl. m. bibl. Archäol. §. 70, 2 S. 356 fl V. 24 — 34. Sie riefen nun den Blindgewesenen zum zweiten Male, um wo möglich eine Aussage zu erlangen, nach welcher sie das Wunder in Abrede stellen konten. „Gib Gott die Ehrel — sprachen sie •— Wir wissen, daB dieser Mensch ein Sünder ist.'* Das: ,gib Gott die Ehre* ist nicht eine Beschwörungsformel wie Jos. 7, 19 {Beng., Lcke,, de W., JUey, u. A.), sondern nur eine Aufforderung, durch Wort oder That aus Ehrfurcht gegen Gott die Warhdt zu bekennen; vgl. 1 Sam. 6,15. Jer.13,16. Sie sezten dabei voraus, daB sein Urteil über Jesnm JoL IX, 24r-30. 356 ¥. 17 irrig oder üalach sei, und forderten ihn auf, ans Fnrcht vor Gk>U die Warheit einzugestehen, daB es sich mit seiner Heilung nicht so verhalte, wie er mit dem Bekentnisse, daB Jesus ein Prophet sei, be- hauptet hatte (Lthdt, God. nach Lampe). Um dieses Geständnis zu er- langen üQgten sie zu dieser Aufforderung noch das Gewicht ihrer Auto- rität hinzu: ,yWir wissen, daß der Mensch ein Sünder ist*^ — also solch ein Wunder nicht verrichten kann. Aber der Geheilte hielt fest und ruhig ihrem Wissen sein Erlebnis entgegen. — V. 25. „Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht (das vermag ich nicht zu beurteilen). Eins weiß ich, daB ich blind war und jezt sehe'^ Das Partie, cov ist hier, wo SpTi eine Einweisung auf die Vergangenheit einschließt, als Partie. Imperf. zu bssen; vgl. Wmer §. 45, 1 S. 320. — Y. 26. Diese Antwort sezte die Juden in Verlegenheit, die sich darin kundgibt, daß sie ihn noch- mals fragten: „Was that er dir und wie öffhete er deine Augen?'' in der Ho&ung, er werde sich in seiner Aussage widersprechen und ihnen eine Handhabe zur Leugnung des Wunders bieten. Diese Hoff- nung vereitelte aber seine Antwort v. 27 : „Ich sagte es euch schon und ihr hörtet nicht. Warum wolt ihr es wieder hören? Doch nicht aoch ihr wolt seine Jünger werden?" xal oöx 'iQXouoaxs haben Afef/,, God. n. Weifi als Frage gefaßt: ,und hörtet ihr nicht? Allein daß die Frage besser zum folgenden ti iroXiv d^exe ax. passe als die Aussage, läßt sich nicht erkennen. Im Gegenteil sie paßt nicht zu icaXiv. Denn sezte er voraus, daß sie nicht gehört hatten, so konte er nicht von iraXtv axooeiv reden; abgesehen davon, daß die Frage einen nicht ge- rechtfertigten Vorwurf enthielte und t( nur durch Eintragung: da ihr's doch gehört haben müsset, einen passenden Anschluß erhält. — Das wiederholte Inquiriren reizte den Geheilten, daß er ironisch bitter hin- zusezt: wolt etwa auch ihr seine Jünger werden? xal 6\uk auch ihr, nicht: wie ich {Chrys,, Ben ff.), wonach der Geheilte sich selbst zu den ]iaBi\xaii Jesu zählen würde; denn so weit war er laut v. 35 f. damals noch nicht; also: wie die Anhänger Jesu aus dem ungelehrten Volke. V. 28 f. Diese spitze Antwort erregte ihren Zorn. Sie schalten ihn: „Du bist ein Jünger Jenes'' (ixe(voo verächtliche Bezeichnung Jesu). „Wir aber sind Moses Jünger. Wir wissen, daß zu Moses Grott geredet hat, von diesem aber wissen wir nicht woher er ist." D. h. von Jesu fehlt uns der Beweis, daß er von Gott ist — weil sie Jesu Selbst- Zeugnis nicht gelten lassen weiten, vgl. 8, 14. — V. 30 ff. Dieses Nicht- wissen fand der Geheilte verwunderlich. Er antwortete: „Darin (in dieser Aeußerung) ist denn doch das Wunderliche, daß ihr nicht wißt woher er ist, und er hat meine Augen geöffnet." Die EinfQhrung dieser Gegenrede mit ^ap ist daraus zu erklären, daß ^ap seinem Ursprünge nach aus fe und apa zusammengezogen, überhaupt eine auf das Vorher- gehende bezogene (Spa) Versicherung (^e) ausdrükt; hier also der Ant- wortende zuvörderst auf die Aeußerung der Pharisäer (v. 29) Bezug nimt und daran die Versicherung knüpft: darin ist ja freilich wunder- bar; vgl Winer Gr. §. 53, 8 S. 415 f. — ojieiic ist betont: ihr gelehrten Leute, die ihr doch wissen müsset, woher er ist, da er mir das Augen- 28* 356 Joh. IX, 81—35. licht gegeben bat Dies begründet er dann mit der ans der Schrift be- kanten Warheit, daB Gott nicht Sflnder, sondern nur Oottesftrchtage erhört. Dies spricht er v. 31 zweifellos ans: „^ir wissen, daB Sfinder Oott nicht hört, aber wenn jemand gottesfürchtig ist and seinen Willen thnt, den hört er/^ Dabei gilt ihm Jesn That als eine Gebetserhönmg, da nur Oott Wunder thon könne {UhdU), Denn ein Wunder ist an ihm geschehen: V. 32 f. „Von der Weltzeit an ist nicht gehört worden, daB jemand die Angen eines Blindgeborenen geöffiiet hat. Wenn dieser nicht von Gk>tt w&re, könte er nichts thon/^ sl mit dem Imperf. Indio, sezt eine Bedingung mit dem Glanben, daB die Annahme nicht wirklich sei; vgl. Winer Gr. §. 41, 2. ouSiv nichts, geschweige denn ein so un- erhörtes Wunder. — 7.34. G^gen diese Argumentation des ungelehrten Mannes konten die Pharisäer nichts einwenden. Mit Schm&hen und Ge- waltthat suchten sie die Warheit zu unterdrücken. Sie antworteten: „In Sflnden bist du ganz geboren und du lehrest uns? und warfen ihn Idnaus.*^ ,In Sünden geboren^ kann nadh Ps. 51, 7 sich nur auf Sünden der Eltern beziehen (de W., Ebr., Hngsth., Weiß u. A.). SX.cd( nicht: nach Leib und Seele {Lampe, Olsh., ThoL)^ sondern nach allen Seiten seines Wesens (Lihdt). Ob sie dabei an eine besonders schwere Ver- sündigung seiner Eltern dachten, steht dahin; aber soviel steht außer Zweifel, daB sie damit nicht seine Blindheit von Geburt an meinten und in ihrem leidenschaftlichen Eifer dieselbe wider Willen als That- sache anerkanten (gegen LthdL), Sie weiten damit nur sagen: dn bist von Geburt an ganz in Sünden versunken, ein für Belehrung ganz un- empfänglicher, unverbesserlicher Sünder und du erdreistest dich, uns fromme und schriftgelehrte M&nner zu belehren. i^^ßoXov adx&v iim sie warfen ihn hinaus, aus dem Local, wo sie ihn verhört hatten. Dies be- zeichnet nicht AuBschlieSung aus der Synagoge oder Excommunication (Olsh., de W., Thol)^ die auch nicht als unmittelbare Folge davon sich ans V. 22 folgern läBt Um diese Strafe über ihn zu verhangen, hielten sie in ihrem Stolze diesen einftUtigen Menschen für zu unbedeutend, daB sie an ihm ein Exempel statuiren weiten, wodurch sie das Wunder der Heilung nur weiter verbreitet haben würden. Zudem hatte er nicht einmal direct und offen Jesum als Messias bekant, sondern nur die Heilung seiner Augen als unbestreitbar behauptet und daraus geschlos- sen, daB Jesus von Gott her oder ein Prophet sei. V. 35 — 41. Jesus und der Geheilte J — V. 35. Als Jesus gehört 1) y. 35. statt Tov ulov tou ^eou (Bec. mit ÄLX^^^ al., It, Via., CüfL. Goth,, Armen.) hat Tisch. 8 nach liBD, Sahid. Aeth. tov uiov tou ov&poiicoo räf- ffenommen. Aber schwerlich mit Becht. Denn obgleich Jesus selbst in seinen fieden sich ab 6 utoc t. dv^p. zu bezeichnen pflegte, so war dies doch keine unter dem Volke gangbare Messiasbezeichnnng, die er als dem Geheilten verständlich voraussetzen konte, wie 6 uto; tou (^eou, welches, wie ans 1, 34. 50. 10, 36 vgl. 11, 27 zu ersehen, populär und jederman verständlich war, auch solchen, die keine Ahnung von dem metaphysischen Begriffe der Gottes- sohnsehaft Jesn Christi hatten. Demnach wird die Lesart tov utov t. dvbp. in jenen Codd. nur der Meinung, daß Jesus sich hier wie sonst in seinen Reuen so bezeichnet habe, ihre Entstehung verdanken. — Y. 36. Das xai vor joh. 1x^36—37. ata • hatte, daß die Pharisäer den Geheilten hinansgestoBen, nahm er sich deBselben an, um ihn zum Glauben zn fUuren. Ihn irgendwo treffend sprach er zu ihm: „Da glaubst an den Sohn Gottes?" Diese Form der Frage sezt eine bejahende Antwort voraus nnd erklärt sich daraus, daß Jesus von seinem standhaften Bekentnisse: der, welcher ihm das Augen- licht gegeben, mttsse von Gott her sein, weil er sonst ein so uner- hörtes Wunder nicht hätte thun können, Kunde erhalten hatte. In 'cnem Bekentnisse lag ein Keim des Glaubens, welchen Jesus dadurch, daß er sich persönlich ihm als Sohn Gottes zu erkennen gab, zum lebenskräftigen Glauben entwickeln weite. Den Ausdruck ,Sohn Gottes' wird der Blindgeborene wol zunächst nur in dem theokratischen Sinne der Messianität, nicht in der metaphysischen Bedeutung, die derselbe im Munde Jesu hatte, gefaßt haben. Aber mit der gläubigen Hingabe des Herzens an Jesum als Heiland, der ihm das Augenlicht geschenkt hatte, mußte auch seine Erkentnis des Wesens des Sohnes Gottes sich vertiefen. Bevor er seinen Glauben bekante, fragte er Jesum v. 36: „Und wer ist es, Herr, daß ich an ihn glaube ?'* Durch das xa( wird diese Gegenfrage in enge Beziehung zur Frage Jesu gesezt, und da- durch das lebhafte Eingehen auf dieselbe ausgedrttkt, so daß darin die Ahnung, Jesus selbst könne der Sohn Gottes sein, angedeutet liegt, die in dem iva moxeooo sie auxo v sich ausspricht. Diese Ahnung wird ihm durch Jesu Antwort v.37 zur Gewißheit erhoben. „Du hast ihn gesehen and der mit dir redet der ist es." KaC — xa( et — et verknüpft beide Sätze, obwol sich diese Correlation deutsch durch sowol — als auch hier nicht gut wiedergeben läßt. Das erste xa( mit Afey. zu betonen: ,8ogar gesehen hast du ihn' trägt eine der Correlation der Sätze nicht gemäße Emphase ein. Statt einfach zu sagen: i^co sl(ii verweist Jesus ihn auf den, welchen er gesehen hat und die mit ihm redende Person. Das Perf. imfaxa^ kann weder nach seiner eigentlichen Bedeutung, noch nach der vorliegenden Unterscheidung von dem Partie. Präs. XaXcov als ,PräBens der vollendeten Handlung' {Weiß) gefaßt und ,anf die jetzige Zusammenkunft' bezogen werden, sondern bezieht sich auf das Gesehenhaben bei der Oefhung seiner Augen. Obgleich er ihn da- mals erst nach der Heilung seiner Blindheit leiblich sehen konte, so konte Jesus doch die damalige Erfahrung seiner göttlichen Herkunft ein Sehen des Sohnes Gottes nennen, auch wenn er nach der Waschung im Teiche Siloah nicht zunächst zu Jesu zurückgekehrt war. Denn mit auTov meinte Jesus ja nicht seine leiblich sichtbare Person, sondern den ulov xou dsou. Erst im zweiten Satze: & X^oXäv cet. erklärte er ihm, daß er, der mit ihm redende, ixetvo«; d. i. der ulo< xou OeoS seL Die beiden Sätze sagen also nicht dasselbe aus {Weiß)^ sondern im Ti; ist in AL al. ala unverstanden ausgelassen. — In v. 40 ist Tauxa in K/> uid Yerss. wol nur wegen seiner störenden Stellung zwischen ex twv Oapi- oauuv und ot (lex outou ^vxs; weggelassen worden und mit Lehm. n. Tisch. 8 nach v^BLX €Lt, ab echt zu betrachten. Dagegen sind xat vor ^xouoav (Bec nut AFAA) und in v. 41 ouv vor a^Lapxia in denselben Oodd. als Yerbindungs- zusätze mit Tisch, 8 zu streichen. 358 3oh. IX 37-89. ersten weist Jesus auf sein Thnn, welches der Blindgeborene erfahren hat, hin und im zweiten erklärt er ihm, daß er selbst der Sohn (jottes sei. — y. 38. Nun beantwortete der Geheilte auch die Frage (v. 35) mit dem Bekentnisse: „Ich glaube, Herr^^ und bezeugte seinen Glau- ben durch Anbetung Jesu als Sohn Oottes. icpooxuveiv wie 4, 20 iL u. 12,20. Dies fordert der Context (gegen den Zweifel von fVeiß), Agniüanem sponte sequitur adoroHo, hat schon Beng. richtig bemerkt Doch kann aus der Proskynesis nicht mit Hngsib. auf die klare £r- kentnis der vollen Gottheit bei dem Blindgeborenen geschlossen werden, y. 39. Weiter sagte Jesus, nicht mehr zu dem Blindgeborenen son* dem zu seiner Umgebung insgesamt, in welcher sich nach v. 40 auch einige Pharisäer befanden, die ihm folgten um ihn zu beobachten: „Zum Gericht bin ich in die Welt gekommen, auf daß die Nicht- sehenden sehen und die Sehenden blind werden.'^ Den Anlaß zn diesem Ausspruche gab die Heilung des Blindgeborenen, zuerst von seiner leib* liehen und nun auch von seiner geistigen Blindheit, während die Pha- risäer bei dem yerhöre des Geheilten ihre geistige Blindheit offenbart hatten. Der Ausspruch selbst bildet keinen Widerspruch zu 3, 17, wo als Zweck der Sendung Christi in die Welt genant ist nicht das Richten, sondern die Rettung der Welt Es heißt hier nicht eU xpioiv sondern sU xp((ia. Diese Worte unterscheiden sich so, daß xpioic den Act des xp(vstv, die Gerichtshandlung, xpi^ia das Ergebnis des Richtens, das richterliche Urteil, den Gerichtsspruch bedeutet In 3, 17 ist der von Gott gewolte Zweck der Sendung Christi angegeben, hier ist von dem Resultate derselben, von der Wirkung, welche die E^cheinung Ghiisd in der Welt hervorbringt, die Rede. Dieses Resultat ist ein zweifaches: das Sehendwerden der Nichtsehenden und das Blindwerden der Sehen- den. Darin vollzieht sich zwar auch eine xpioic, aber diese xpCotc ist auch in 3, 17 ff. nicht in Abrede gestelt, sondern in v. 18 — 21 deutlich ausgesprochen, daß die an den Sohn glauben an das licht kommen, die aber nicht glauben. Arges thun und das Licht hassen, schon ge- richtet sind d. h. der Finsternis, die sie mehr als das Licht lieben, verfallen sind und bleiben, obgleich diese xptoi< nicht der Zweck des Kommens Christi in die Welt war. Das Ergebnis dieser xp(otc, wie es bei der Heilung des Blindgeborenen in einem concreten Fall zu Tage getreten war, bezeichnet Jesus hier als die Absicht seines Kommens in die Welt, allen Zuhörern zur Prttfimg ihres yerhaltens gegen seine Wirksamkeit fiTj ßX^iicovre« und xu(pXo( ist in diesem allgemeinen Aus- spruche von geistiger Blindheit zu verstehen. Die Heilungen leiblicher Schäden und Gebrechen waren nur Mittel und Wege zur Heilung der Seele von der Sflnde und dem yerderben. Durch die leibliche Heilung Blinder wurden auch Sehende nicht blind. Auch ist (ifj ßXiiceiv von TUfXov elvai nicht so zu unterscheiden, daß jenes nur die noch nicht entwickelte Fähigkeit des Sehens, dieses die Unfähigkeit dazu oder die völlige Erblindung durch Zerstörung des Organs (God., Weiß) bezeichne. Femer die Erklärung des (i^ ßXiicovrec in snbjectivem Sinne von solchen, welche fUüen und anerkennen, daß sie nicht sehen, und des Job. nt, 89— 41. 1. 85$ ß^^vTsc von solchen, die als sehend gelten oder sich für sehend halten, entspricht nicht dem Contexte. Denn der Blindgehorene, den Jesus geheilt hatte, fQhlte nicht hlos seine Blindheit sondern war aach wirklich hlind; nnd die Pharisäer galten nicht blos als geistig Sehende, sondern waren im Vergleich mit dem gesetzesonkandigen Volke (7, 49} oofot und ouvexoi (Mtth. 11, 25); sie hatten den Schlflssel der Erkent- nis (Lnk. 11, 52) und wurden dnrch ihre Opposition gegen das in Christo erschienene Licht der Welt blind. Von geistiger Blindheit ver- standen auch die anwesenden Pharisäer Jesa Worte. Sie schlössen ja daraus, daß Jesns bei dem Blind werden der Sehenden ihre Partei im Ange habe, and sprachen v. 40 za ihm: „Doch nicht auch wir sind blind ?^' Diese Form der Frage zeigt, daB sie den Vorwurf der Blind- heit von sich abwenden weiten. Aber Jesus antwortete ihnen v. 41 : „Wenn ihr blind wäret, hättet ihr nicht Sflnde; nun ihr aber sprechet: wir sehen, so bleibet eore Sünde/* Das ßlindsein im Gegensatz za Xi'^zxB. Sti ßXiitoft&v darf man nicht in ,Sich fttr blind halten, der Blindheit sich bewnBt sein* (^Erasm,, Beza, GroL, Beng., Ebr., Mey.) abschwächen, noch aaf die ,einfache Blindheit, welche die allgemeine Krankheit des von Gebnrt an blinden menschlichen Geschlechtes ist* {Hngstb.\ oder anf die ,heilsame Blindheit, welche die Möglichkeit and £mp£&nglichkeit fär Erleachtang involvirt* (Lthdt,) beschränken wollen. Denn die d^iapxCa, die in diesem Falle nicht vorhanden wäre, die da- gegen bleibt, wenn sie sich fär sehend halten, bezeichnet weder nam- hafte, anvergebliche Sflnde, noch verstokte Selbstverblendang, sondern besteht in dem Unglauben , der in ihrem feindseligen Verhalten gegen Jesam zu Trage trat, mit seinen Folgen. Wären sie wirklich blind, also nnfithig gewesen, die Warheit des Zeugnisses Christi einzusehen, so wäre ihre Stellung zu Christo nicht Sflnde d. h. sflndlicher Unglaube gewesen, sondern nur ein unverschuldetes Nichterkennen {Lcke,). Da sie sich aber fflr sehend halten, so bleibt die Sflnde ihrer Opposition und Feindschaft Diese Sflnde wird ihnen nicht vergeben; sie gelangen nicht zur Erkentnis der Warheit und zum Glauben an Christum, son- dern werden in ihrer Sflnde sterben (8, 21). Cap. X. Jesus der gute Hirte und seine Wesenseinheit mit dem Vater. Dieses Cap. zerfillt in zwei Abschnitte, die inhaltlich zusammenge- hören aber durch v. 22 zeitlich von einander gesondert sind. Der erste enthält das Gleichnis von dem Hirten und dem Bäuber der Schafe (v. 1 — 5), welches Jesus sodann auf sich anwendet (v. 6 — 18), und schliefit mit dem urteile der Juden Aber diese Rede (v. 19 — 22). Der zweite enthält die Antwort Jesu auf das Verlangen der Juden, ihnen offen herauszusagen, ob er der Messias sei, welche die Juden, da er seine Einheit mit dem Vater bezeugt, dermaßen erbittert, daß sie wie- 360 Joh. X, 1. 2. denun Steine aufhoben, ihn zn steinigen, und troz seiner Rechtfertigung dieser Selbstbezeagnng ihn abermals zu greifen sachten (v. 23 — 39), worauf er sich nach Peräa zurückzog (y. 40 — 42). In beiden Abschnit- ten wird demnach das Selbstzeugnis Jesu von seinem Veriiftitnisse zar Menschheit und seiner Wesenseinheit mit dem Vater weiter dargelegt und gezeigt, wie er denen, die sich zu ihm bekennen, Heil und Segen bringt, von denen aber, die nicht an ihn glauben, verworfen wird. y. 1 — 18. Jesus der gute Hirte. Diese Bede hebt mit einem Oleichnisse an, in welchem der Gegensatz des Hirten, dem die Schafe eigen gehören, und des Fremden, welcher die Herde zu Grande richtet, geschildert ist (v. 1—5). Diese Gleichnisrede deutet dann Jesus in T. 6 — 10 von seiner Stellung im Reiche Gottes, indem er sich als die Thür zu den Schafen bezeichnet. V. 1—5. DcLs Gleichnis vom Hirten und vom Räuber der Schafe»^— V. 1. „Warlich, warlich ich sage euch, wer nicht eingeht durch die Thflr in die Hürde der Schafe, sondern steigt anderswoher hinein, der ist ein Dieb und Räuber^'. Die Einführung dieser Gleichnisrede mit dfi-^v i^\\ lk\isi u|Atv zeigt, daß sie an den Schluß des vorigen Cap. anknüpft und an die 9, 41 erwähnten Gegner gerichtet ist, da ofiTv auf aoxolc 9, 41 zurückweist Daraus l&ßt sich jedoch nicht mit Sicherheit schließen, daß sie als Fortsetzung jenes kurzen Wortes (9, 41) unmittelbar darsnf gesprochen sei, sondern nur, daß der Evangelist sie um ihres sachlichen Zusammenhanges willen ohne weiteres anschließt, wenn sie auch Jesus erst am nächsten Tage nach jenem Vorgänge (9, 35 — 41) gehalten hatte. — Als Anlaß zu dem Gleichnisse vom Hirten und der Herde braucht man nicht den Anblick einer Schafherde auf dem Felde {JNeander u. A.) anzunehmen. Das Bild des Hirten war durch das A. T. und durch die Stellung Jesu gegenüber den Pharisäern, die sich als zo Hirten und Führern des Volks berufen ansahen, so nahe gelegt, daß es eines äußeren Anlasses zur Wahl dieses Gleichnisses nicht bedurfte. Wir erinnern nur an Jer. 23, 1 —8 , wo der Messias als der gate HIrte den schlechten Hirten, welche Gottes Weideherde zu Grunde richten, gegenübergestelt ist, und an die ähnliche Weißagung Ezech. 34. Dort sind zwar unter den schlechten Hirten die Könige gemeint, aber zn Christi Zeit waren die Pharisäer die bürgerlichen und geistlichen Leiter des Volkes. — Die einzelnen Züge des Bildes sind den natürlichen Vw- hältnissen entnommen. Die Schafherden übernachteten unter freiem Himmel in einer mit einer Mauer eingefriedigten Hürde (a&X.i)), an deren Thür ein Unterhirte (d dupcopdc v. 3) des Nachts die Wache hielt 1) In T. 3 ist das xocXeT (Reo. in TAAII o/.) wol nur eine durch xor' ovoaa veranlaßte Näherbestimmimg des LX vorzuziehen. ^ V. 5. Statt dxoXou^omatv Bee. mit V^KLMSÜX al, hat Tisek 8 das nach ou |i>) seltene Futur. Indic dxoXou^ooucnv in ABDEFG al. aufge- nommen. I Joh. Xf 2—5. sei Die Thür bildete den Eingang. Wer anderswoher hineinstieg (avaßat- vov anf die Mauer hinauf über dieselbe hinein) war ein Fremder, der Schafe stehlen weite. — Die Schafe sind die Glieder der Gemeinde Gottes und die Schaf httrde ist Bild des Reiches Gottes in seinem der- maligen Bestände. Die Thflr Bild des für das Hirtenamt geordneten Zuganges und der göttlichen Berufung. Die Verbindung von xXiicxT)^ und X1QOT1); Dieb und Räuber ist nur eine klimaktische Verstärkung des Begriffes, ohne daB damit verschiedene Momente des seelenverderb- lichen Treibens unterschieden sind {Mey.). — In v. 2 —4 wird das rechte Gemeinschaftsverh<nis zwischen dem Hirten und seinen Schafen geschildert. Zuerst in v. 2 im Gegensatz zu dem Einsteigen über die Mauer das Eingehen durch die Thür als Kennzeichen des Hirten; so- dann V. 3 sein Verhalten zur Herde. Ihm Offiiet der Thürsteher d. h. er erhält in der gottgeordneten Weise Zugang zur Gemeinde, wobei übrigens das Bild des Thürstehers nicht speciell zu deuten, also nicht zu fragen ist, ob Gott {Calv., Beng. u. v. A.) oder Christus {Cyr,, Aug.) oder der heil. Geist (Euthym., Stier) oder Moses (Chrys,, Theod. Mops. u. A.) oder Johannes der Täufer {Lange, God.) darunter zu ver- stehen. Alles willkürlich und unpassend, ,denn nicht um die Sachen oder Personen handelt es sich, sondern um die Verhältnisse und Hand- lungen* {LihdL). — „Und die Schafe hören seine Stimme (sein Locken oder Rufen), und die eigenen Schafe ruft er beim Namen und führt sie heraus (aus der Hürde)*'. Nicht nur Zugang zur Gemeinde erlangt der Hirte, sondern er gewint auch Eingang bei derselben, xa iSia icpoßaia sind weder Ldeblingsschafe, Leithammel {Lange L. J. II, 995), noch die zur besonderen Herde des einzelnen Hirten gehörenden Schafe, im Unterschiede von Schafen anderer Hirten, sofern mehrere Herden in einer Hürde zu übernachten pflegten {Lcke., Bg.-Ct\, AfeyX Gegen die erstere Deutung spricht entscheidend schon das xa tSia icavxa (v.^)» da der Hirte ja nicht blos die Leithammel, sondern die ganze Herde herausführt. Gegen die zweite spricht, daß die Schafe welche die Stimme des Hirten hören notwendig dieselben sind welche ihm folgen, weil sie seine Stimme kennen. Da dies v. 4 von xa tSia icdfvxa ausge- sagt ist, so können xa iSia irpoß. v. 3 nicht blos ein Teil der Schafe sein, welche des Hirten Stimme hören {ßeng., Lihdi,, Hngsib., Ehr,, Brckn.). Durch xd iSia wird nur die innige Zusammengehörigkeit von Hirt und Herde charakterisirt, im Gegensatz zu dem Fremden, dem die Schafe nicht folgen (v. 5). Er ruft sie xax' Svo|jLa jedes bei seinem Namen. Schon die Hirten des Altertums pflegten den einzelnen Thieren ihrer Herden Namen zu geben. Dem Hirten sind also alle bekant und liegen ihm am Herzen. iSocYsi er führt sie heraus (nicht aus der Theokratie, so daß sie mit derselben brechen {God,) , sondern aus der Hürde auf die Weide. Dies wird v. 4 f. weiter ausgemalt. Wenn er die eigenen alle herausgebracht hat, geht er vor ihnen her und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. „Einem Fremden aber werden sie sicher nicht (ou (xt^) folgen, sondern von ihm fliehen, weil sie der Frem- den Stimme nicht kennen'S Die Futura dxoXouftijoouoiv und cp&u^ovxai M2 Joh. X, 5--8. drftcken aUerdings nur aus, was von dem Thnn eines Fremden die Folge sein wird {Mey.); doch wird dadurch der prophetische Sinn der in dem Bilde dargestelten Sache nicht ausgeschlossen, sondern vielmehr prophetisch verkOndigt, daß die Christo ihrem Hirten folgende Ge- meinde von der geistlichen Ohrigkeit der Juden, den Schriftgelehrten and Pharisäern, die auf der cathedra Mosis sitzen (Mtth.23,2), sich scheiden wird (vgl. Lampe, Bngstb., Lthdt.Y Die Schafe, die des Hirten Stimme folgen, sind nicht das jüdische Volk, sondern die Gemeinde Gottes, welche aus der Stadt, wo der Herr gekreuziget worden, '^tic xaXftIxoci icveofiaxtxoc Dofiofi^ xal AP]fuircoc Apok. 11, 8) fliehen wird. y. 6 — 10. Dieses Gleichnis verstanden die Pharisäer, denen es Jesus gesagt hatte, nicht (v. 6). ixetvoi — oux i-jfvoaav Jene (aof auTot; V. 6* u. ofttv v. 1 zurückweisend) erkanten nicht was es war, dag er zu ihnen redete, d. h. sie verstanden nicht, was er mit der Gleichnis- rede ihnen sagte. Dies bewog Jesum sich ihnen verständlicher aoszn- sprechen, indem er sich Y. 7 — 10 als den Eingang zu den Schafen bezeichnet.^ Diese Er- klärung ist weder ein zweites Gleichnis {Bhgstb,, God.\ noch auch eine Deutung der Hauptpunkte des vorigen Gleichnisses [Ehr,, Ew., Mey.), sondern nur eine Anwendung des Bildes der Thflre zu der Schafht^e auf sein Verhältnis zur Gemeinde Gottes und deren damaligen Hirten. — Y. 7. „Warlich, warlich ich sage euch: Ich bin die ThOr zu den Schafen'^ i^ dupa tu>v icpoßaxcov kann nach v. 1 u. 2, woher das Bild genommen ist, nur heißen: die Thttr zu den Schafen, durch die man zu den Schafen eingeht {Lcke,, de W., Mey., Ew., Lthdt. u. A.), nicht die Thüre, durch welche die Schafe eingehen (Chrys., Euihytn., Lampe, Hngstb,\ wovon erst v. 9 die Rede ist. Die Thflre als der Eingang zur Hflrde ist Bild des Eintretens in eine Wirksamkeit zur Gemeinde, d. b. in den Beruf, die Gemeinde zu leiten. Diesen Beruf hat allein Jesus Christus als der Sohn Gottes, der zu Israel seinem Eigentumsvolke ge- kommen ist, um als das Licht und Leben der Welt den Gnadenrath des Vaters auszuführen. In dieser Hinsicht nent Jesus als der Christ sich die Thflre, durch welche sowol die irdischen Hirten in das Hirtenamt der Gemeinde, als auch die Schafe in die Hflrde, in welcher sie nicht nur vor Dieben und Räubern Schutz sondern auch die rechte Weide finden, eingehen mflssen. Dies ist in v. 8 deutlich ausgesprochen: „Alle soviel ihrer vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber nicht hörten auf sie die Schafe^^ Schwierig ist hier das itpo i{j.ou, da der Satz unmög- lich auf Moses und die Propheten als Volksleiter vor Christo bezogen Grfln( das , D und irpo ijiou in }k*EFGMSü, MinusL u. Veras.; lezteres hat daher Titeh. S gestrichen. Allein wie rdvcsc in D, so ist olTenbai auch xfo l^ou in den angeff. Codd. nur als anstöl^ig weggelassen und nach \üf^BDKLXal für echt zu halten, aber nach allen Maj. nicht vor (Bec), sondern hinter ^Xdov sn lasen. Joh. X d. 88S werden kann. Die verschiedenen Yersnche aber, icpo anders als zeitlich ZQ erklären, entweder: vor mir her, antequam mUierentur (Calov) oder ^P^ = X^P^ (^o//; Olsh. [ohne Zusammenhang mit dem Logos]) oder wif ioco, anstatt meiner {Titim., Lange) ^ sind sprachwidrig. Andere sachten -^XAov in prägnantem Sinne des eigenmächtigen Auftretens zu fassen (Aug., Hieron,, Euihym,, Melancht) oder hinzuzudenken: als Thar der Schafe (Hngstb., God.)^ als ob sie eine messianische Stellung nsnrpirten (Bg.-Cr.)^ oder vom Auftreten falscher Messiasse zu ver- stehen (Chrys.j Cyr., Theoä. Mops,, Theophyl, Orot, Klee, Weizs.). Aber ein Auftreten falscher Messiasse vor Christus wäre ein Anachronis^ mos, der sich geschichtlich nicht belegen läßt, und der Begriff des eigenmächtigen Auftretens liegt weder in dem ^Xlk>v fftr sich betrachtet, noch in dem '^X&ov irpö ip.ou, sondern ergibt sich nur ans dem Contexte der ganzen Rede Jesu. Soviel ist nämlich unzweifelhaft, daß Jesus nach dem Zusammenhange die pharisäischen Yolksoberen dabei im Auge hat, die er bei seinem Auftreten vorgefunden hat {Lcke., Mey., Weizs., LthdL, God. u. A.). Diese bezeichnet er als Diebe und Räuber, nicht weil sie sich eine messianische Stellung anmaßten (Hngstb,) , sondern weil sie sich, ohne von Oott berufen oder gesandt zu sein, eigenmächtig zn Fflhrem des Volks aufgeworfen hatten. — Als die Thflre zu den Schafen bezeichnet aber Jesus sich nicht nur nach seinem geschicht- lichen Auftreten , sondern zugleich als der welcher vor Abraham war, nach seinem ewigen Sein bei Gott und seiner Wesenseinheit mit dem Vater, der von jeher das licht und das Leben der Menschen war und von dem Moses und die Propheten zeugten und sein Erscheinen in der Welt ankündigten. Dadurch ist die Beziehung des oooi iqXdov irpo i{j.oo auf Moses und die Propheten ausgeschlossen, vgl. 5, 39. 45. 4,22; ebenso die Beziehung auf Johannes den Täufer, welchen Gott sandte, damit er von dem in die Welt kommenden Lichte zeugte (1, 6. 7. 23). Ue Pharisäer und Schriftgelehrten zu Jesu Zeiten hatten sich die Wflrde, als Gesetzeslehrer Ftlhrer des Volks zu sein und das Volk in das Reich Gottes einzuführen, angemaßt. Sie hatten sich auf den Stuhl Moses gesezt, forderten für ihre Satzungen als Gebote Gottes unbedingten Gc* hoTsam und schlössen dadurch das Himmelreich vor den Menschen zu; sie gingen selbst nicht in dasselbe ein und ließen auch das Volk nicht eingehen (Mtth. 23, 2 u. 13). Daß aber Jesus die pharisäischen Yolks- leiter seiner Zeit im Auge hat, zeigt schon das elo(v: sie sind Diebe. Denn dieses Präsens kann als Aussage von den Sooi '^X.Oov icpo i^ioo nicht zeitlos, als Aussage dessen was ein fär allemal von ihnen gilt, ge- faßt werden, sondern nur als Aussage dessen, was die vor Jesu Gekom- menen zur Zeit thun, Diebe sind sie, sofern sie nur ihren eigenen Vor- teil suchen; Räuber, sofern sie dabei die Herde schädigen (Beng, U.A.). Anch die weitere Aussage: daß die Schafe nicht auf sie hörten, weist anf Thatsachen der Gegenwart hin. Denn diese Worte sind ohne Zweifel im Hinblick auf den geheilten Blindgeborenen gesprochen (Hngstb., Lihdt,, Weiß)^ und wie wir hinzusetzen können, im Rackblick auf den Teil des Volks, welcher sich troz der Opposition der Pharisäer 8i4 Joh. X, 9—11. im Olanben an Jesam ab den Messias nicht irre machen lieB (7, 31 f. ▼gl. 12, 42). V. 9 f. „Ich bin die Thflre. Wenn jemand durch mich eingeht, wird er selig werden, und wird eingehen und ausgehen und Weide finden. V. 10. Der Dieb komt nicht als nur daß er stehle und wQrge und ver- derbe. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben undUeberfluß habend Hit Nachdruck wiederholt Jesus: ifco elp.i tj tfupa, um den Segen, welchen der Eingang durch ihn bringt, zu schüdem. Schon die Weg- lassung des xa>v icpoßaxfov laßt vermuten, daß dem Bude eine andere Wendung gegeben, der Gedanke erweitert wird. Dies bestätigt die weitere Ausführung, die nach ungezwungener Deutung des Wortlautes nicht auf die Hirten (mit Euthym,, Lcke., Mey., £br., Lthät.\ sondern nur auf die Schafe bezogen werden kimn (Hngstb., God,, Weiß mit Chrys., Beng., ThoL, de W. u. A.). Dies zeigt die Deutung des oaiAr|- ostai auf die Hirten, und des folg. eloeXeoosxai x. HitL evident Von einer Bettung der als Diebe und Räuber bezeichneten Hirten kann gcoöv)o. unmöglich verstanden werden. Abgesehen davon, daß dieser Gedanke der ganzen Rede fremd ist und 1 Tim. 4, 16 gar nicht hierher gehört, darf man aoo&TJoexai weder im Bilde auf die Bergung vor Gefahren draußen vor der Hürde (Mey.), noch sachlich auf die meesU- nische ocaTT^pia (LthdL) beziehen. elaiXfl^ eingeht, nämlich zu den eige- nen Schafen des rechten Hirten. Das Eingehen und Ausgehen bezeick- net nicht ,die ungehemte und gedeihliche Dienstausrichtung*, wofür Mey. auf 4 Mos. 27, 17 verweist, aber übersehen hat, daß dort zu dem Aus- und Eingehen noch das Ausführen und Einfahren hinzugefügt ist, also das Ein- und Ausgehen nur überhaupt den Verkehr des Hirten mit der Herde bezeichnet und die Dienstau^rtcA^<9i^ speäell durch Ans- führen und Einführen ausgedrükt ist In allen übrigen Stellen des A. u. N. Test.'s bezeichnet Aus- und Eingehen oder umgekehrt Ein- und Ausgehen den Lebensverkehr in den Sphären der Häuslichkeit und Oeffentlichkeit, vgl. 5 Mos. 31, 2. Ps. 121, 8 u. 5 Mos. 28, 6. Jer. 37, 4. Act 1, 21. So kann auch hier eloeX. und üek. nur den ungehemten Lebensverkehr der Schafe mit Christo bezeichnen und vofiiqv eopr^ die Frucht dieses Verkehrs ausdrücken. Das Bild der Thür ist hier- durch erweitert zu dem Bilde des Hirten. In dieser Eigenschaft stelt Jesus dann in v. 16 sein Kommen in Gegensatz zu dem Kommen des Diebes. Dieser komt zur Herde, nur um zu stehlen, zu schlachten und zu verderben. Jesus ist gekommen, damit sie (die Schafe) Leben und Ueberfluß haben. Einen Commentar zum lezten Satze liefert Fä. 23. V. 11—18. Der gute Hirie und der MieihUng,^ Auch dieee Vv. 1) In V. 12 hat TUeh, 8 U (Bec.) nach BGl gestrichen, statt (tofv (Bee.) soTtv nadi ViÄBLX aufgenommen und xa icpdßaxa (Bec mit äXT^K hinter oxopiciC£i)i weil in v^BDLYl fehlend, weggelassen. — V. 13. Der Satz 6 Ik {i.- o^cuToc cpeu^ei (Bec. mit ^AA) fehlt in v^BDL aL und Tisch,8ha!t ihn getilgt, da er nur eine aus v. 12 gebildete Glosse zu sein scheint — V. l£ Stät xat Yivaxo^ai uico tujv i)Ldiv (Beo. mit ÄXtLSR) hat Tisch» 8 xat Ytva>axooa< |i6 Tel e^of aus n^BDL, IL, Vlg, n. a. Verss., welches schon Grietb. n. SehUz Joh. X, 11. 3t6 enfhilten weder ein nenee Gleichnis, noch eine Dentnng des Gleichnisses T. 1 — 5, sondern sind eine weitere Ansftlhmng von v. 9 n. 10^, in der Jesus zeigt, wie er seinen Schafen Leben nnd reichen Heilsgennß bringt, Was in jenen Yv. schon angedeutet war, daß er als die Thflr zu den Schafen anch der Hirte derselben ist, das spricht er hier in dem an die Spitze gestelten Satz: „Ich bin der gute Hirte^^ deutlich ans. Diese Darstellung hat ihre Wurzel in den alttestamentlichen Schilderungen der Hirtentreue, mit welcher Jehova seines Volkes sich annimt, es von den schlechten Hirten befreien und den rechten Hirten ihm erwecken wird, Ps. 23. Jes. 40, 11. Jer. 23, 1—8. Ez. 34, 1—1«. 23. Zach. 11. Die AusfOhrung aber geht über die Weifiagung des A. T. hinaus und zeigt, wie Jesus durch Hingabe seines Lebens f&r die Schafe jene Ver- heißungen verwirklicht Dieser Gedanke wird schon v. 11 als das wesentliche Merkmal des guten Hirten erwähnt nnd in v. 15 u. 17 als der Grundzug in der Schilderung der Liebesgemeinschaft zwischen dem Vater und dem Sohne wiederholt. — V. 11. „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte gibt sein Leben hin f&r die Schafe^'. Sowol der Artikel i vor icoi(ii^v als das Prädicat d xaXoc mußte die mit dem A. Test, he* kanten Zuhörer an die messianischen Verheißungen, nach welchen Jehova seinem Volke sich als der rechte Hirte erweisen werde, erinnern, wenn auch der bestimte Artikel nicht ,zunächst die ideale Person des gaim Hirten, der in Christo sich leibhaftig darstelt^ {Engstb.\ bezeich- net Mit Recht erklärt Lthdt. daraus die Wahl des xaXdc statt des bei Johannes gewöhnlichen dXirjdivoc. Das rechte Kennzeichen des guten Hirten besteht darin, daß er sein Leben hingibt f&r die Schafe. Der Ausdruck xiOivat rijv ^o;(^v aotoS ist dem Griechischen fremd; er ent- spricht dem hehr. iiB&s-nK d^ü7, und ist dem Johannes gelftufig; vgl. 13, 37 f. 15, 13. 1 Joh. 3, 16 in der Bed. das Leben fllr jemand hin- geben, opfern, wobei das Leben als Lösegeld das man entrichtet ge- dacht ist, vgl. Mtth. 20, 28. 1 Tim. 2, 6 {Mey., Lthdt.j nach dem Vor- gänge von Nonntis)^ doch ohne directe Bezugnahme auf Jes. 53, 10, wie Bngstb. annimt, wo der Begriff D!iis durch nm zum Schuldopfer setzen bestimt sei. &icip zum Besten, um durch seine Aufopferung von ihnen das Verderben abzuwenden, vgl. 11, 50 {Mey.), Die Verbindung des Tidivat mit &iiip t. icpoß. steht der Erklärung des Ausdrucks nach Analogie von 13, 4. 12, wo xi&ivat vom Ablegen der Kleider vorkomt, und der Vergleichung mit dem latein. anxmam panere, miam äeponere (Lcke,, de W.^ Ebr., God., Weiß) entgegen. biUigteUi aufgenommen; wol mit Becht, da eine Conformation des Yivtt>axo|iai nach dem ^ivuisxu) nahe la^. — Auch in v. 16 ist M {xs {Tisch, 8 nach \^BDL All) dem jie Bst der Rec. m AXTK vorzuziehen. Dagegen kann ievrpwxa\ ui BD LA (Griesb^ leicht dem vorhergehenden Plural conformirt undf jevy)- ottai in K*ArAAIl u. Tisch, 8 ursprünglich sein. — V. 18. Die Lesart jpsv in Mß statt atpei ist ohne Zweifel nur eine schlechte Emendation des atpei, indem man den Satz auf die bisherigen vergeblichen Angriffe gegen Jesu Leben bezog. — V. 19. Das ouv der See. mit ADG al fehlt in v^BLX, It., yjg. und ist wol nur Zusatz. — In v. 20 ist U der Bec. in H,*ABLJr gesicher- ter als ouv in mB, und in v. 21 dvol^ai in iiBlJ^aL der Bec. dvotjeiv in kDFA vorzuziehen. I j 3«6 Job. X, 12-15. V. 12 f. Ganz anders der Miethling. „Der Mietliling und der nkdA Hirte ist, deß die Schafe nicht eigen sind, sieht den Wolf kommen nnd ▼erlftßt die Schieife nnd flieht, nnd der Wolf erhascht sie und zerstrent; denn er ist ein Miethling nnd kflmmert sich nicht um die Schafe.^ Durch xal oux a>v icoi)j.t)v wird der Miethling zunächst dem Hirten entgegengesezt, sodann durch ou oux — i&ia näher charakterisirt, um sein Fliehen vor dem Wolfe erklärlich zu machen. Der Hirte ist Eigen- tümer der Schafe, der gemiethete Knecht dient blos um Lohn und hat kein Interesse, fttr die Bettung der Schafe sein Leben einzusetzen. Die Ausführung dieses Bildes dient nur dazu, das Bild des guten Hirten zu iilustriren. Den Miethling von den pharisäischen VolksfUhrem zn er- klären (mit Lcke,, Baumle Lthdt u. Aelteren) nent Weiß reine Will- kür; aber an bestimte Individuen muß Jesus dabei doch gedacht haben. Daß jene Yolksoberen in v. 8 ganz anders charakterisirt sind, liefert keinen entscheidenden Oegengmnd. Willkürlich ist nur die Beschrftn- kung des Bildes auf einem Teil jener Yolksführer (Ehr.)^ auf die Prie- Bterschaft {Goä.) oder die kreuzflUchtigen Lehrer der apostolischen Zeit {Mey,)\ aber ein ,blos gedachter Gegensatz gegen Christam^ {Hngsib,) kann der Miethling nicht sein. Jesus wird also doch wol im allgemeinen pharisäische Yolksleiter im Auge gehabt haben, welche den schon von Ezech. 34, 2 so geschilderten schlechten Hirten Israels glichen. Nur darf man das Bild des Miethlings nicht darauf beschrtn» ken. Der Gegensatz des guten Hirten und des Miethlings, der sich nm die Schafe nicht kümmert, kehrt auch in der christlichen Gemeinde wieder. ^ — Der Wolf ist der Feind der Herde Christi und Bild sowol des Teufels, des Erzfeindes der Gemeinde Gottes {Euthym,, Stiere Oish.n.A,)^ als auch der seelenverderblichen Irrlehrer, der fiüschei Propheten, die in Scha&kleidem einhergehen (Mtth. 7, 15} und der gräulichen Wölfe, welche der Herde nicht schonen (Act. 20, 29), und der gottfeindlichen, antichristlichen Weltmacht auf dem politischen und kirchlichen Gebiete, vor welcher die Miethlinge sich feige zorOck- ziehen, anstatt mit Aufopferung des Lebens gegen sie zu kämpfen. y. 14 — 16. Nachdem Jesus sich so von dem Miethlinge unte^ schieden hat, wiederholt er die Aussage v. 12, um sie aus seinem ye^ hältnisse zum Vater zu begründen. „Ich bin der gute Hirte nnd er- kenne die Meinen und mich erkennen die Meinen. Wie mich der Vater erkent, so erkenne auch ich den Vater und gebe mein Leben hin fEbr die Schafe.^' Zwischen dem guten Hirten und seinen Schafen besteht die innigste Lebensgemeinschaft gleich der Gemeinschaft, in welcher der Vater und der Sohn zu einander stehen. Es gehört zun Wesen des rechten Hirten, daß die Schafe ihm eigen sind und ihn er- kennen (vgl. V. 12 mit V. 3 — 5). Ta ijia sc. icpoßaxa sind die Glieder 1) Darauf hat schon Augustin die Worte bezogen, indem er in einer tob Hngsth. angefahrten Stelle die Frage: Quis est ergo mereenarius? dahin be- antwortet: Sunt in eeclesia quidam praeposiä, de quäms Hiulus apottohu dixii: sua quaerentes nan quae Jesu Christi, Quid est sua quaertmtes? ^on Christum gratis diUgentes, non Deum propter Deum quaerentes, ten^oraHs eommoda eonsectanUs , tueris inMantes, hanores ab hominibus appeUntes. Joh. X, 15. 16. 867 des A. Bundes, welche durch gläubige Aufiuihme des alttestamentlichen Wortes Gottes auf das Kommen Christi yorbereitet waren, ihn bei seinem Erscheinen gl&nbigen Herzens aufnahmen (1, 12) und in Ge- meinschaft mit ihm traten. Dieses Gemeinschaftsverhältnis ist durch IfiiKDOxstv ansgedrttkt. Das Erkennen der Seinen besteht nicht daxin, daB er ,ab der Herzenskündiger (2, 2) sie aus der Masse der Israeliten heraus erkent* (Weiß), Denn ^ivcocxsiv mufi in den vier Sätzen die gleiche Grundbedeutung haben, während Weiß es in jedem dieser Sätze verschieden deutet, yivcdoxsiv bezeichnet ein auf innige Liebes- und Wesensgemeinschaft, nicht blos auf vertraute Bekantschaft sich grün- dendes Erkennen. Jesus erkent ja die Seinen gleichwie (in demselben Verhältnisse wie) der Vater ihn und er den Vater erkent Das gegen- seitige Erkennen des Vaters und des Sohnes gründet sich auf die Ge- meinschaft des Wesens, wurzelt in der Liebe, vermöge welcher der Vater dem Sohne sein Wesen erschließt und der Sohn das Wesen des Vaters nicht nur fOr sich erkent, sondern auch denen die an ihn glau- ben offenbart. Dieses Erkennen der Seinen geht von Christo aus wie das Erkennen des Sohnes vom t^ater; und aus ihm folgt, daß die Schafe Christum als den guten Hirten erkennen, der in seiner Hingabe seines Lebens für die Schafe den Liebeswillen des Vaters vollzieht Von dieser Lebenshingabe redet Jesus in Präsens (Tt&T))j.i); sie ist ihm schon gewiß und steht ihm bald bevor. ,Ist ja auch sein Tod nur das Ende des Weges, den er mit seinem Eintritt in die Welt überhaupt begonnen^ (Lihdt), Sein Tod aber als die Spitze des Vollzugs des Liebes willens des Vaters gilt der ganzen Menschheit, der Welt in welche der Vater ihn gesandt hat, um denen die an ihn glauben Heil nnd ewiges Leben zu bringen. VgL 3, 25 mit 11, 52 u. 1 Job. 2, 2. — Dieser Gedanke vermittelt den Uebergang zu V. 16. „Und andere Schafe habe ich, die nicht aus dieser Hürde sind; auch jene muß ich herführen; und sie werden meine Stimme hören und es wird eine Herde, ein Bitte werden". Die aXXa icpoßaxa sind die Schafe aus der Heidenwelt. Diese bezeichnet Jesus als Schafe, die nicht aus dieser aoXtj sind. Nach dem Vorgange von Beng, macht Hngstb, darauf aufmerksam, daß nicht die Rede ist von Schafen die aus einer anderen aihr^ sind, sondern von Schafen, die nicht aus dieser auXtf sind. ,Es gibt nur einen Scha&tall, -q atikq xcuv icpoßöfxttv v. 1., das Reich Gottes, ohne Unterscheidung des A. und N. Bundes. Die Heiden werden in diesen von Abrahams Zeiten her bestehenden Schaf- stall eingeführt.* Vordem befinden sie sich in der Zerstreuung und werden aus ihr von Christo gesammelt. Nach Rom. 1 1, 7 gibt es nur emen Oelbaum, in welchen die Heiden eingepfropft werden; nach E^h. 3, 12 werden die zum Glauben gekommenen Heiden in das Bürgerrecht Israels angenommen, von dem sie bis dahin ausgeschlossen waren. So haben auch schon die Propheten des A. T. die Au&ahme der Heiden i^ das Reich Gottes als Anschluß an Israel (Zach. 8, 23), als Hinauf- äehen zum Berge des Herrn und zum Hause des Gottes Israels go- ichüdert, Jes. 19, 18. 44, 5. Mich. 4, 2 u. a, — „Ich habe (Ix«) andere 368 Job. X, 16. Schafe^ — sagt Jesns. Die Schafe gehören ihm schon, ehe er de herza- fdhrt. Die Schafe sind in dieser ganzen Rede Jesu nicht die Mensches insgemein, sondern die für den Glanhen empfänglichen Seelen. In dieser Hinsicht nent Johannes in 11, 52 die ans der Zerstrennng zn Sammeln- den schon xixva xou OeoC, nicht in dem Sinne, als ob sie wegen ihres Gewissensgehorsams oder des sittlichen Zustandes ihrer Gottähnlicbkeit, dnrch den sie fllr die Offenbamng in Christo empftnglich geworden {Weiß, Johann. Lehrbegr. S. 124), ihm schon gehörten oder Kinder Gottes wären; denn ,eine solche vorläafige Gotteskindschaft kent die Schrift nicht {Ltkdt)\ sondern vermöge ihrer Bemlhng znr Gotteskind- schaft. Der Herr kent die Seinen schon ehe sie ihn kennen; vgl Act 18, 10 (ich habe ein großes Volk in dieser Stadt). Obgleich sie noch nicht zn seiner Herde gehören, erkent er sie schon als Schafe, die sei- nem Rufe folgen nnd dnrch ihn Kinder Gottes werden, ixetva sagt er, nicht xauta, sofern sie ihm noch nicht nahe getreten sind. Set (u ayoiY^tv ich soll, nach göttlichem Rathschlnsse, sie herfahren. JTctv bedentet zwar nicht herznftlhren, aber auch nicht: ,vor der Herde her- gehen^ (v. 4), erhält aber die Bed. herbeifQhren ans dem Gontexte, nach welchem eine Herde werden soll, was dadurch geschieht, daß die Glfta- bigen ans der Heidenwelt in die «uXt] Israels aufgenommen werden. Em Herde aus Israel und der Heidenwelt zu einer Gotteegemeinde vereinigt unter dem einen Hirten Jesu Christo. Dazu bemerkt Beng, treffend: haec unitas gregis, haec unitas pastoris coepit, posiquam b&nus pasior animam suam pomiill, 52, et suo tempore, sufflamine omni sttblato, constanmabiiur. Denn wenn diese unitas gregis zu Stande komt, nach- dem Jesus als der gute Hirte sein Leben f&r die Schafe hingegeben faat^ so wird sie auch durch seinen Tod begrflndet worden sein, wie Johannes in 11, 52 ausdrücklich sagt und der Apostel Paulus in Eph. 2, 14—18 lehrhaft ausgef&hrt hat Dagegen behauptet zwar Weijf, daB ein Za- sammenhang zwischen Jesu Tode und der Herbeiführung der Heiden nicht indicirt sei. Aber wozu wendet dann Jesus unmittelbar vor v. 16 das in y. 11 genante Kennzeichen des guten Hirten auf sich an: ,Meni Leben gebe ich fttr die Schafe?^ Und wozu sagt er gleich nach v. 16: ,Darum liebet mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe^ wenn nicht in der Absicht, diesen Zusammenhang wenigstens anzudeuten? — Das Wort Christi: Es wird eine Herde, ein Hirte werden ,hebt ftlr die Gemeinde Christi die trennende Bedeutung der nationalen und flbe^ haupt natürlichen Unterschiede auf, welche auf vorchristlichem Stand- punkte sowol ftlr das religiöse als fllr das allgemein menschliche Leben die trennenden Schranken bildeten* {Lthdt\ ist aber nicht, wie es öfter geschieht, im Interesse der Lehrunbestimtheit gegen das Recht der Sonderkirchen und des Bekentnisses zu mißbrauchen, sondern nur wie einerseits gegen eine falsche Betonung der Nationalität auf kirchlichen Gebiete, so auch gegen die papistische Doctrin von der allein selig- machenden römischen Kirche geltend zu machen. Das Ziel seiner Te^ wirklichung ist allerdings die Aufhebung aller die Sonderkirchen, die sich im Laufe der Geschichte auf dem Grunde des BekentoisMS fo Joh. X, 16—18. 369 Christo als dem Erzbirten und Heiland aller Gläubigen gebildet haben,^ trennenden Gegensätze, and diesem Ziele sollen die Sonderkircben dnrcb eifriges Streben ihrer Glieder, zur Einheit des Glaubens und der Erkentnis des Sohnes Gottes und durch Wachstum in der Liebe zn Christo, dem Hanpte der Gemeinde (Eph. 4, 13. 15) immer näher zu kommen trachten; erreicht wird aber dieses Ziel nicht werden, so lange die Sflnde auch in den Gläubigen noch mächtig ist. y. 17. „Deshalb liebet mich mein Vater, weil ich mein Leben hin- gebe, damit ich es wiedemehme'S Sia xoSxo knüpft an das Vorher- gehende an, und zwar nicht blos an v. 16 sondern zugleich an v. 15 in dem Sinn: weU Jesus sein Leben hingibt, um dem Liebeswillen des Vaters gemäfi alle Schafe zu einer Herde zu vereinigen. Dies zeigt der folgende Satz: oti lyo) ti&y){jii ceL, welcher das ha toüxo begründet. Sein Leben gibt aber Jesus hin, nicht um es zu verlieren, sondern um 88 wiederznnehmen. Sein Tod ist kein Widerfahmis, dem er in der treuen Ausübung seines Hirtenamtes erliegt, sondern freiwillige Hin- gabe des Lebens in der Absicht, dasselbe wiederzunehmen und nach seiner Auferstehung vom Tode als der Verklärte sein Hirtenamt zu vollenden, auch die Schafe aus der Heidenwelt in das Reich Gottes ein- zuführen. — Die freiwillige Hingabe seines Lebens wird in v. 18 noch stärker hervorgehoben. „Niemand nimt es von mir, sondern ich gebe es hin von mir selbst; Macht habe ich es hinzugeben, und Macht habe ich es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangenes ou&eic kein Mensch, keine irdische Macht, vgl 19, 10. Dem ouSeU tritt das betonte i^cu gegenüber, welches durch Are ip.au- tou mea ipsins sponte noch verstärkt wird. Dazu hat er iEouotav £r- m&chtigung, nämlich vom Vater; denn von ihm hat er dieses Gebot, d. h. den Auftrag, das Leben hinzugeben und wiederzunehmen, empfangen. SXaßov Aorist: empfangen als er in die Welt kam, um den göttlichen Bathschluß der Erlösung auszuführen. Hiemach bedarf es kaum noch der Erinnerung, daß diese Aussage Jesu mit den Schriftaus- sprflchen, daß der Vater Christum von den Todten auferwekt, nicht in Widerspruch steht. Wenn er die Macht, sein Leben hinzugeben und wiederzunehmen, vom Vater erhalten hat, so ist beides mit dem Willen des Vaters geschehen. Wie Christus beim Sterben seinen Geist in die Hände des Vaters übergab (Luk. 23, 46), so hat der Vater denselben durch die Auferweckung ihm wiedergegeben. Der Wille des Vaters war zugleich des Sohnes Wille. Nicht blos aus Gehorsam gegen den Vater, sondern mit freier williger Liebe in des Vaters Willen ein- gehend hat Jesus sein Leben zur Erlösung der Menschen hingegeben, und es aus dem Tode wieder empfangen und angenommen. Diese ganze Bede, besonders die wiederholte Hervorhebung der Hingabe seines Lebens für die Schafe, nicht blos für die aus Israel sondern auch für die aus der Heidenwelt, und die starke Betonung der Freiwilligkeit des Hingebens und Wiedemehmens seines Lebens, ist gegen die Juden gerichtet, die ihm nach dem Leben trachteten in dem Wahne, ndt seinem Tode seinem Wirken ein Ende zu machen. Diesen Ken, Gomment. znm Eraa^. Jota, 24 370 JoL X, 18—22. Wahn widerlegt er damit, daß er ihnen erklärt, aaBer den Jaden noch andere Schafe zn haben, die er in das Reich Gottes aofiiehmen mttsse, nnd dann sich als den bezeugt, dem niemand das Leben nehmen könne, welches er nnr für die Ausführung des Liebeswillens seines Vaters hin- gebe, um es wiederzunehmen. Mit dieser von directer Polemik freien Darlegung seines Wirkens und des Ausgangs seines irdischen Lebens bezeugte er sich als den der Welt znm Erlöser gesandten Sohn Gottes auf eine Weise, welche Eindruck auf die Hörer machen mußte. y. 19 — 21. Es entstand unter den Juden wieder eine Spaltung wegen dieser Worte. fy)(io\ka icaXiv i^* weist auf 9, 16 zurück. xoU 'looSaioic sind die Hörer dieser Rede, nach ihrer oppositionellen Stel- lung zu Jesu so bezeichnet. Viele von ihnen sagten: ,,Er ist besessen und wahnsinnige^ Zu Satfioviov l^ei vgl. 7, 20. 8, 48 und xal i&atvsxai ist als die Wirkung des Besessenseins zugesezt. floXXoC im Gegensatz zn äXXoi zeigt, daß die Mehrzahl so urteilte. Ti autou äxouexe was höret ihr ihn? Nicht: was nflzt es auf seine Reden zu hören {Mey,\ sondern: man muß ihn gar nicht hören (Lthät.), — V. 21. Andere konten in Rücksicht auf die wunderbare Heilung des Blindgeborenen sich des Eindrucks seiner Worte nicht ganz erwehren. Da ein böser Geist (5atp.ovt.ov) nicht im Stande sei, einem Blinden das Augenlicht zn geben, so könne die Rede Jesu, der ein solches Wunder verrichtet, nicht dämonischen Ursprungs sein. Bei diesem negativen Urteil bleiben sie stehen. Zum Glauben an Jeeum als den von Gott gesandten Heiland können sie sich nicht entschließen. V. 22 — 39. Der Vorgang am Tempelweihfeste. ^ — Y. 22. „Es 1) V. 22. Statt U (nach ijivsxo) haben BZ, Sakid, o. Arm. tote, welches tFeiß fßr ursprünglich zu halten geneigt ist, das aber zu schwach bcoeogt und warscheinlich nur Glosse ist. Vor ystamv fehlt das xai (Bec) in »BO DLXiV und ist nur Verbindungszusatz. — ' In v. 25 hat Tisch, 8 auToT^ hintei dr^sxpibri gestrichen , weil es in t<*D fehlt, aber da es in K auch sonst öfter fehlt, so wird es auch hier nach w^ABL al. für echt zu halten sein. — V. 26. Statt o'j -fdp der Bec. hat Tisch. 8 nach tiBL oti oux aufgenommen und das in denselben Codd. u. mehreren Verss. fehlende xa^oic ekov ojitv (Bec mit AI>X^^^J[) getilgt und schon Zchm. hat es eingeklammert, da es waiseheiii- lieh nur ein auf £e frühere Bede (v. 3) zuröckweisender Zusatz ist. ~ V. 27. Das dxouei (Bec. mit ADG al.) ist in Kückblik auf v. 3 NachbessOTung nsch dem Neutr. Flur., und dxouousiv von Tisch. 8 nach nBLX mit Becht aufge- nommen. — In V. 29 hat Tisch. 8 die Lesart des Vatic. fBj 6 Tcarrip S Zimth yioi iccfvTfov ^stCöv iaTiv, It. u. Vlg. patcr mens quod dedU mihi majus ommiws est statt der Bec. o :caryjp jiou, oc os^cuxsv jioi, pL£eCu>v zovtidv ioTiv aufgenom- men; aber dieser Lesart liegt oflfenbar ein alter Fehler zu Grunde, denn sie fibt keinen sprachlich und sachlich richtigen Sinn. Da nämlich xovtcov weeen er Correlation mit xt^ und dem folgenoen ouBei(; masculinisch zn ventehen ist, so kann nur ^bICwv richtig sein. Das o ^i^ixev ^oi scheint aus dem rov 0 ^s^roxev }loi 6, 39 hereingekommen zu sein und hat die Aendemng des ^^^iCw in fieiCov nach sich gezogen. ^eTCov etwas Größeres gibt einen dem (Jontexte fremden Gedanken. — V. 31. ouv der Bec. mit ABX al. fehlt in ^Bl al. und ist warscheinlich unecht. — In v. 33 ist XijovTE; (Bec. mit DEGH al.) Dseh ABL als Zusatz mit Tisch, zu streichen, dagegen in v. 34 das in der Bec. vor s^u) ska fehlende oti nach ikBBIX aufzunehmen. Ebenso der Artikel Job. X, 22. 23. 371 kam ab^r (trat ein) das Tempelweihfest in Jernsalem." 'Ey^vsTo im Unterschiede von -^v yon einer Festzeit ausgesagt, bedeutet das Kom- men oder Eintreten derselben, xä i-pcaivia (ivxaivta Tisch. <$), t^y^'^n^ das Emenemngs- oder Einweihungsfest, von Jadas Makkabäas zor Feier der Reinigung des von Antiochus Epiphanes entweihten Tempels und der Einweihung des nengebanten Brandopferaltars gestiftet, wurde am 25. Eislev (Mitte December) jährlich 8 Tage lang durch glänzende Er- lenchtong der Häuser in Jerusalem gefeiert, daher in Joseph, AntK All, 7, 7 OÄra genant. S. IMakk. 4, 52 ff. 2Makk. 10, 6 ff u. m. bibl. ArchäoL §. 87. 11.^ Da diese Festfeier nicht auf Jerusalem beschränkt war, sondern allenthalben im Lande stattfand (vgl. Lighif, hör. ad Joh. 10, 22) . ox7]T£ in BLÄU. Verss. Auch iv aÜTtu Bec. statt des wiederholten ev tw xaxpi in »BDLJr\at Aenderung. — V. 39. icocXiv ist nicht, weil es in kB fehlt, mit Tiseh. zu streichen. 1) Luther hat za epaivia Kirchweihe übersezt, als für den gemeinen Mann verstandlich, und insofern richtig, als aus diesem Feste und seinem Namen das christliche Eirchweihfest hervorgegangen ist. Vgl. Augusti Denk- würdigkeiten aus d. Christi. ArchäoL III S. 316 f. 24* 372 Job. X, 23—26. deutlich machen. — V. 23. Die axoa SoXop.tt>voc (vgl. Act. 3^12), in welcher Jesns im Tempel wandelte, war eine Säulenhalle anf der Ost- seite des äußeren Yorhofe (axoa ävaxoXixiq bei Joseph, Antt, XX, 7, 0\ und nach Salomo benant, weil sie vom Salomonischen Bau herstammen solte, bei der Zerstörung des Tempels durch Nebucadnezar stehen ge- blieben war. In dieser genauen Angabe der Oertlichkeit liegt offenbar eine deutliche Erinnerung des Evangelisten, mithin ein Zeugnis fftr die apostolische Abfassung des Evangeliums. Doch ist sie nicht zu diesem Zwecke gemacht, sondern nur um zu erklären, wie die Juden ihn hier umringen und eine offene Erklärung Aber seine Messianität von ihm fordern konten. Jesus wandelte in dieser Halle auf und ab (icepieicaxei), nicht ganz einsam und schweigend, sondern ohne Zweifel von seinen Jüngern begleitet und mit ihnen redend ; nur keine Rede an das Volk haltend. y. 24 ff. Da umringten ihn die Juden, ol *Iou5atoi die feindlich ge- sinte Partei, nicht speciell die Hierarchen (Ebr,)^ oder dieselben, mit welchen er v. 1 ff. verhandelt hatte {Brckn), und sagten ihm: „Wie lange hältst du unsere Seele in der Schwebe? Wenn du der Christ (Messias) bist, so sage es uns frei heraus.^^ tqv ^ux^^ aijpetv die Seele in die Höhe heben, in Schwebe versetzen, erregen, hier von gespanter Erwartung. Sie sezten dabei voraus, daß er sich ihnen noch nicht mit deutlichen Worten als Messias erklärt habe. So frei offen, wie der Samariterin am Jakobsbrunnen (4, 26) oder dem geheilten Blindge- borenen (9, 37), hatte sich Jesus den Juden allerdings noch nicht ab Messias genant, aber dennoch ausreichend genug als solchen bezeugt, daß sie wissen konten, daß er es sei, wenn sie nur sein Zeugnis im Glauben aufgenommen hätten. Ihre Frage ist zwar nicht in dem Sinne eine heuchlerische zu nennen, als wäre sie in der Absicht an ihn ge- richtet, ihm eine Aeußerung zu entlocken, auf deren Grund sie eine Anklage gegen ihn erheben konten; aber sie ist auch nicht aus dem Wunsche hervorgegangen, volle Gewißheit Aber seine Person zu e^ langen, um sich im Glauben ihm anzuschließen. Denn sie weiten einen Messias nach ihrem Herzen haben, der ihre irdischen Wflnsche be- friedigte, nicht einen Heiland, der als Erlöser von Sflnde und Tod Verleugnung der fleischlichen Lüste und Begierden, Buße und Bekeh- rung und gläubige Hingabe an sein Wort als Wort der Warheit uid ewigen Lebens forderte. — V. 25. Diesen Leuten konte Jesus nur e^ widern: „Ich habe es euch gesagt und ihr glaubet nicht'^ Das Object zu bItcov ist aus ihrer Frage zu ergänzen, nämlich: was ihr finget oder was ich bin. Seine bisherigen Reden in Jerusalem konten alle, welche sein Wort gläubig aufiiiahmen, nicht mehr in Zweifel darüber lassen, daß er wirklich der von Gott gesandte Heiland Israels sei. Genfigte ihnen sein Wort nicht, um an ihn zu glauben, so konten seine Werke ihn legitimiren, die Warheit seines Wortes bestätigen. „Die Werke die ich thue im Namen meines Vaters, die zeugen von mir.*^ Ueber Toi Sp-jfa s. die Erkl. zu 5, 36. Hier nent Jesus die Werke nicht als ein zweites Zeugnis neben dem Worte, sondern wie 5, 36 als thatsächliche Job. X, 25—30. 373 Legitimatioii seiner göttlichen Sendung. Denn diese Werke, wie z. B. die Heilang des Blindgeborenen, die .noch in frischem Andenken war, hat er nur im Namen seines Vaters d. h. im Auftrage und in der Macht Grottes thnn können. — Y. 26. Aber anch dem Zeugnisse dieser Werke glaubet ihr nicht. Es ist also nicht meine, sondern euere Schuld, wenn ihr über meine Person und mein Auftreten euch noch in Ungewißheit befindet. „Ihr (ü^jistc betont) glaubet nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört'^ (ix von der Gattung von der jemand her ist). ,Meine Schafe^ sind die eigenen Schafe Christi (v. 3), die der Yater ihm ge- geben hat (y. 29). Diese stehen in inniger Gemeinschaft mit ihm. Diese Gemeinschaft wird v. 27 geschildert, ähnlich wie in dem Gleichnisse y. 3. 4 u. 14, mit dem Segen, welcher den Schafen daraus erwächst (y. 28). Das Verhältnis ist ein gegenseitiges. „Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie.'^ ,Das axoueiv drttkt den Glaubens- gehoraam aus, das Yivcooxeiv ist ein Liebeserkennen, welches die Schafe erfahren und axoXoufiooalv pioi die Folge yon beidem* (LthdL), Dem entspricht der Segen. Y. 28. „Und ich gebe ihnen ewiges Leben'^, das schon hienieden begint, ygl. zu 3, 15. 5, 32. 6, 40, „und sie werden nimmermehr (in Ewigkeit nicht) umkommen^' — negative Yerstärkung der positiven Aussage über die C^otj alcovioc, die im folgenden Satze: „und niemand wird sie aus meiner Hand reißen'^, weiter begründet wird. Sie bleiben also unter der beständigen Obhut, Leitung und Für- sorge Christi, ou tU begreift alle feindlichen Mächte unter sich. Die Möglichkeit des Abfalles wird aber damit nicht ausgeschlossen (gegen Augusiin u. die reformirte Lehre), da der Abfallende freiwillig sein Yerhältnis zu Christo löst und fortan kein icpdßaxov mehr ist. — Y. 29. Die Bürgschaft für diese Yerheißung liegt darin, daß der Yater, der ihm die Schafe gegeben hat, größer als alle ist und niemand etwas aus der Hand des Yaters reißen kann. In Jesu Hand sind die Schafe zugleich in der Hand des Yaters. Wer sie Jesu entreißen weite, müßte sie der allmächtigen Hand des Yaters entreißen. Dies ist unmöglich, da der Yater luCCcov icavtoiv ist, größer als alle Creaturen auf Erden und im Himmel, icavxcov gegenüber dem Yater, dem persönlichen Gott, kann nur Masculinum sein. Y. 30. Wie die irpoßaxa in Jesu Hand zugleich in des Yaters Hand sind, so sind Jesus und der Yater eins, eines Wesens. Demgemäß sezt Jesus zur Begründung jenes Satzes hinzu: „Ich und der Yater sind eins.*^ Dieser Ausspruch läßt sich weder blos von ihrer ethischen Uebereinstimmung (Arianer und Sodnianer), noch blos von ihrer Macht- gleichheit {Lcke,, de W,, Ew. nach Chrys,, Euihym. u. A.) verstehen. Wie Sv ioiiev gemeint ist, zeigt die Umschreibung v. 38: Sti iv i)j.oi o icaxi^p xa^cu iv x(p icaxpL Wenn da Jesus die Juden auffordert, falls nicht ihm so doch seinen Werken zu glauben, damit sie erkennen, daß der Yater in ihm und er in dem Yater ist, so kann das iv i)j.oi d iraxi{p nicht auf die Machtgleichheit reducirt werden, weil die Wunderwerke Jesu nur seine gottgleiche Macht zeigen, aber nicht, daß der Yater an Macht Jesu gleich ist Wenn daher auch zuzugeben ist, daß nur die 374 Joh. X, SO-'Sa. Einheit des Vaters und des Sohnes in ihrer Wirksamkeit zum Heü, ^wonach der Vater nur durch den Sohn wirkt und der Sohn nnr in des Vaters Macht^ {^'ciß)^ das zu Beweisende sei, nnd daB hier nicht von dem trinitarischen Verhältnisse des Sohnes zum Vater, sondern Ton dem Verhältnisse Gottes zn dem geschichtlichen Wirken des Menschen Jesns die Rede ist {Brckn.)^ so gründet sich dieses Verhältnis (nicht Gottes zn dem Menschen Jesus, sondern) des Vaters zu Christo aof die Homonsie des Vaters und des Sohnes, wie nicht blos die orthodoxen Ausll. (Hngsth,, Lihdt., God,, £br/) meinen, sondern anch Mey. richtig erkant hat ,Denn was in der menschlichen Persönlichkeit Jesa Christi geschichtlich geworden ist, das ist ja nur die geschichtliche Er- scheinung eines zu Grunde liegenden Ewigen. Wenn also der Mensch- gewordene in der Gottesgemeinschaft nicht gestanden wäre, wie sie ge- schichtlich bestand, wenn sie ihm, sofern er war ehe er Mensch wurde, nicht wesentlich geeignet hätte, so würde er auch hier dies Wort von sich dem Menschgewordenen nicht sagen können, gälte es von ihm nicht wesentlich' {Lihdt.), Von den Propheten, welche Gottes Wort verkündigten und im Namen Gottes Wunder thaten, hat weder Jesus noch ein Apostel jemals das Sv elvai mit Gott dem Vater ausgesagt V. 31 — 33. Richtiger also so manche christliche Ausll. Terstanden die Juden Jesu Worte. „Sie hoben wiederum Steine auf, um Jesom wegen der ßXao^(i(a, daß er ein Mensch seiend sich selbst zu Gott mache (v. 32), zu steinigen. ßaaxaCetv nicht: herbeitragen, sondern: emporheben, aufheben wie ö. bei Homer u. A. (s. Passow's Lexic. s. r.), also ißaoxaoav gleichbedeutend mit "^pav 8, 59, worauf ic(£Xtv auch zo- rückweist. — Auf dieses Vorhaben der Juden antwortete Jesus y. 32: „Viele gute (treffliche) Werke habe ich euch gezeigt von meinem Vater, wegen welches Werkes unter denselben steiniget ihr mich?" Da Jem sich nicht sofort zurückzog, sondern um seine Worte zu rechtfertigen weiter redete, so schritten die Juden nicht gleich zur Ausführung ihres Vorhabens. Ip^a ndkd gute Werke, an denen nichts auszusetzen ist {Mey., Z^/idf.u.A.), nicht Werke der Liebe. iSeiEa ich habe gezeigt (nicht: erzeiget Luther^ sondern euch sehen lassen), vgl. 5, 20. 2, 18. ix tou icaxpoc vom Vater aus, der üi mir ist und von dem aus sie durch mich geschehen, so daß er in denselben seine Gemeinschaft mit dem Vater bethätigt (Lthdt. u. A.); nicht in der Kraft des Vaters {Stier, Brckn.\ was ix X. icaxp. nicht bedeuten kann. Sia icoTov aot«bv ipYov wegen welcher Art eines dieser Werke steht ihr im Begriff nuch zu steinigen? Diese Frage ist nicht ironisch oder eine Ircmie tiefer Entrüstung {Mey»y God. u. A). Denn Jesus stelt sich nicht etwa so an, als hätte er nidit erkant, daß sie ihn nicht um seines Wortes, sondern um eines seiner Werke willen steinigen weiten. Er hatte vielmehr seinen Ansprach Sohn Gottes zu sein nicht nur in v. 25 sondern anch schon in 5, 17it 36 ff. durch den Hinweis auf seine Werke begründet, und konte daher dem Anstoße an seinem Worte mit Fug und Recht die Werke, die er vom Vater aus thue, entgegenhalten. Schon Cc^. hat richtig bemerkt, daß die Aussage von seinem Einssein mit dem Vater eine Gotteslfts^ning Job. X, 32—35. 375 enthalten hätte, si nihil aliud quam hämo fuissei Christus, und daß die Jaden nur m eo peccant, guod divinitatem, quae m miracuUs can- spicua erat, cemere non dignantur, Anf die Werke, und zwar anf Ip^a xoXot, solche Werke, an welchen sie nichts aussetzen konten, lenkt daher Jesna die Rede, nicht weil die Werke von vornherein einen mehr neutralen Boden znr Yerhandlong mit den Gegnern darboten, nm dorch dieses Einlenken dieselben einstweilen zu beschwichtigen (Weiß)^ son- dern nm ihnen zu erklären, daß sie seine Worte nicht von seinen Wer* ken trennen, sondern nach denselben beurteilen selten. Yen den vielen (icoXXei) guten Werken Jesu hat Johannes nur etliche erzählt, sezt die- selben aber als aus den synoptischen Evangelien bekant voraus. — V. 33. Die Juden erwiderten: „Nicht ^egen eines guten Werkes steinigen wir dich,. sondern wegen der Ootteslästerung, und daß du, der du ein Mensch bist, dich zu Gott machst'S Kotl vor Sti ist explicativ: ond zwar weil . . . Diese Blasphemie war vom Standpunkte der Juden aus eine richtige Folgerung aus dem Worte Jesu: ich und der Vater sind eins (v. 30); weder Mißverständnis {Mey,, Beyschl) noch Ueber- treibung desselben (Brckn.). War Jesus weiter nichts als Mensch, so enthielt jenes Wort eine Gotteslästerung, indem er als Mensch sich zu Gott machte. — Die Berufung Jesu auf die Werke, die er vom Yater ans thue, lassen sie unbeachtet, weil sie diese Werke nicht mit Aussicht auf Erfolg streitig machen konten. y. 34 — 36. Dagegen erwies nun Jesus ihnen aus der Schrift die Be- rechtigung sich Gottes Sohn zu nennen (v. 34 — 36), und f&r diesen Anspruch auf Grund seiner Werke Glauben zu fordern (v. 37 f.). V. 34. „Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter. V. 35. Wenn es nun jene Götter nent, an welche das Wort Gottes ergangen ist und die Schrift nicht gebrochen werden kann, V. 36 sagt ihr nun dem, welchen der Yater geheiligt und in die Welt gesandt hat: du lästerst Gott, weil ich sagte: Gottes Sohn bin ich?^^ Die drei Yerse enthalten eine argumentaHo a minori ad majus. Der Obersatz ist ans der Schrift genommen und in eine Frage gekleidet als Ausdruck einer Warheit, welche die Juden nicht bestreiten können. Das angefahrte Gotteswort ist aus Ps. 82, 6 genommen, wo i^co elira* Beot ioxe (dihm D^nrbK) xai ulol o^Cotou icavTS? nicht von Engeln (Bl.) oder heidnischen Fürsten (de W., Hitz%g\ sondern von den Obrigkeiten des theokratischen Volkes, als Stellvertretern Gottes, welchen das Ms^e- stätsrecht Aber Leben und Tod von Gott übertragen ist, ausgesagt wird. Vgl. Deut. 1, 17: das Gericht ist Gottes; wer vor dasselbe tritt, tritt vor Gott Exod. 21, 6. 22, 7 f. 6 vojioc (»rjw) das Gesetz als die Grund- lage und der Hauptbestandteil der Schrift ist statt iq Tpaf iq die Schrift des A. Test's genant, wie 12, 34. 15, 25. Rom. 3, 19. u)j.(ov euer Ge* setz sagt Jesus, ähnlich wie in 8, 17. — Aus diesem Schriftworte wird die Schlußfolgerung gezogen: Wenn das Gesetz schon diejenigen OsotK (onnVK) nent, an welche o Xo/oc xou deod d. i. der mit elira eingefahrte Gottesspruch (das angeführte Psalmwort) ergangen ist, und die Schrift nicht aufgelöst (vgl. zu Xueiv Mtth. 5, 19) d. h. außer Giltigkeit gesezt 376 Job. X, 35—39. werden kann, beschaldigt ihr den, welchen Oott geheiligt . . . einer 6ot- teslästerong, weil er sich Gottes Sohn nante? Aach dieser SchloB ist in eine Frage gefaßt, die den Vorwurf invohirt, daß die Beschaldigimg der Gotteslästemng nicht nnr unberechtigt sei, sondern aach gegen das Gotteswort der Schrift streite. Der Nerv dieses Yorworb liegt in dem Satz: ov 6 iraxTJp ceL welcher deshalb parataktisch voraofgestelt ist. ov — o|xetc Xifexs steht fbr Xi^ere xouxcp ov, wobei u^stü; betont ist: ihr gegenüber dem, welchen Gott geheiligt hat. Statt Gott sagt Jesus mit Absicht 6 icaTQp, denn er will sein besonderes Sohnsverhältnis be- grtlnden. afiaCetv ist nicht blos so viel als af opiCetv {Bg.-Cr.) ausson- dern (Gal. 1, 15), dem «r^jipn aYtaCeiv Jer. 1, 5 entsprechend, sondern gemäß der Besonderheit der Person Jesu und seines Verhilltnisses zn Gott: heiUgen, ans dem sündigen Menschengeschlechte aussondern, durch die übernatürliche Erzeugung vom heiligen Geiste; vgl. die Erört über 0 a^toc xoS deoü zu 6, 69. Da nämlich i^yiaaev dem dicioteiXev sie Tov xoopiov voraufgeht, so kann es nicht mit Weiß auf die Amtsweihe in der Taufe Jesu bezogen werden, welche erst nach seiner Sendung in die Welt erfolgte. Die Sendung in die Welt aber von ,dem Befehl znr Ausrichtung seiner Berufswirksamkeit unter den Menschen' zu deuten {Wdß)^ verstößt gegen den Sprachgebrauch. Mit oti ßXaafT^f&eii; geht die Bede von der dritten Person, die man nach ov erwarten solte, ve^ möge lebhafter Darstellung in die zweite Person über, und mit oxi etirov in die erste, tjioc öeou hatte sich Jesus in v. 30 nicht ausdrücklich ge- nant, aber wol impliciie, sofern dies in der ausgesprochenen Wesens- einheit mit dem Vater enthalten war. y. 37f. An diesen Nachweis seiner Berechtigung, als Sohn Gottes seine Einheit mit dem Vater zu bezeugen, schließt Jesus die Auffor- derung an seine Gegner an, seinem Wortzeugnisse wegen der Werke die er thue zu glauben. „Wenn ich die Werke meines Vaters nicht Urne, so glaubet mir nicht. Wenn ich sie aber thue und wenn ihr mir nicht glaubet, so glaubet den Werken, damit ihr zur Erkentnis kommet und erkennet, daiß in mir der Vater ist und ich im Vater bin'S moreusTs ist in beiden Vv. Imperativ — Aufforderung zum Glauben, xa Ipya xou iratpoc )J.oo die Werke, die mein Vater durch mich wirkt, vgL 9, 3 f. Das el 00 icoiiu sezt einen Fall, der in der Wirklichkeit nicht eintritt mote^exi jioi glaubet mir d. h. meiner Aussage über mein Verhältnis zu Gott Daß seine Werke durch den Vater gewirkt sind, beweist Jesus nicht, weil der Beweis in den Werken selbst lag. Den Werken glauben heifit: dem in den Werken enthaltenen Zeugnisse glauben, iva yvorcs gibt den Zweck dieser Aufforderung an. ^Vfoxe xoi ftvcGoxtixe zur Er- kentnis gelanget und (dauernd) erkennet. Es ist Act und Zustand des Erkennens unterschieden (vgl. Mey,), Ueber Sxt h ijiol 6 icaxrjp cei. s. die Erklärung zu v. 30. — V. 39. „Sie suchten nun wiederum ihn zu greifen, aber er entkam aus ihrer Handys ouv infolge dieser Vertei- digung, die wenngleich in der Form weniger provocirend, doch die frühere Aussage (v. 30) nicht nur bestätigte, sondern durch die Un- widerlegbarkeit der Beweisführung verstärkte, und die Weeenseinbeit Job. X, 39-41. 877 Jesa mit Gott noch deutlicher aussprach. icotXiv weist aaf 7, 30 n. 44 zurück, sieht auf v. 31 {Hngsib.\ wo vom Steinigen die Bede ist — Der Versuch, Jesom zu verhaften, ist weder als eine Milderang der Gereiztheit der Gegner oder als Abwendung von dem tumultuarischen Yer&hren der Steinigung {Mey., Weiß) zu betrachten, noch als ein Greifen behufs Hinausfllhrung aus dem Tempel zur Steinigung (Calv,, Hngsth.j Lthdt.)^ sondern ein Versuch Jesum zu verhaften, um ihn in gerichtlicher Form zum Tode zu verurteilen. Aber wie schon früher entkam Jesus auch diesmal aus ihrer Hand. Auf welche Weise, ist nicht angegeben, daher auch nicht nfther zu bestimmen. Vgl. zu 8, 59.^ V. 40 — 42. Jesus in Peräa. — V. 40. Da die Juden in Jerusalem fortfahren, Jesu nach dem Leben zu trachten, so zog er sich wiederum nach Peräa zurück „an den Ort, wo Johannes zuerst taufte und blieb dort". Dieser Ort ist nicht Ainon bei Salim 3, 22 f. (Bg.-Cr.)^ sondern, wie TO icpmov ßaitxiCcov zeigt, das traneöordanische Bethania 1, 28 (s. S. 179). Dort blieb er bis seine Stunde kam (11, 8 f.), weil er dort Glauben fand (v. 42), da durch das Zeugnis des Täufers Viele auf ihn als den Messias vorbereitet waren. — V. 41. „Viele kamen zu ihm und sagten (in ihrem Herzen oder unter einander): Johannes that zwar kein Zeichen (Wunder), aber was Johannes über diesen (über Jesum) sagte, war wahr". Das Wirken des Täufers und sein Zeugnis von Jesu (1, 29 fr.) war den Bewohnern jener Gegend im Gedächtnisse geblieben und inirde darch das Erscheinen Jesu bei ihnen neu aufgefrischt, ohne Zweifel durch Jesu Wirken in Wort und That Zwar ist hier (v. 41 f.) nichts davon berichtet, aber unthätig wird Jesus sich dort, wenn er auch nur 1) In dem Berichte über die Kämpfe Jesu mit seinen Gegnern am Tempelweihfeste sollen nach Weiß nur tragmeutarische Erinnerungen ent- halten und nur die eine Erinnerung geschichtlich sein, daß Jesus sich durch die Bemfang auf die Schrift wider den Vorwurf der Gotteslästerung schüzte (v. 34 — 36). So gewiß nämlich das Wort v. 30, welches ihren Fanatismus entfesselte, im wesentlichen auf treuer Erinnerung beruhen werde, so wenig scheine dem Evangelisten im einzelnen mehr ermnerlich gewesen zu sein, wie es zu diesem Worte gekommen. Denn die Antwort Jesu bringe in v. 25 f. nur eine allgemeine Verweisung auf sein Selbstzeugnis und das Zeu^is sei- ner Werke und verliere sich schon am Schlüsse des V. 26 in Beminiscenzen an die Bede der vorigen Scene, zu denen auch der Schluß von V. 28 gehöre, weil der Gedanke an den Versuch ihm seine Schafe zu entreißen, immer wieder an die c. 9 erzählten Versuche der Pharisäer erinnere, den ffeheilten Blindgeborenen von ihm abwendig zu machen, worauf die Bede in mrer ge- schichtlichen Situation doch schwerlich zurnckereifen konte. Allein diese Argumentation gründet sich ganz und ^ar auf die schon S. 345 als irrig nachgewiesene Ansicht von Weiß, daß die c. 9 erzählte Begebenheit zeiffen solle, wie die Hierarchen mit ihrem inquisitorischen Verfimren ffegen den geheUten Blindgeborenen die Absicht venolgten , denselben von der Partei- nahme ffir Jesum zurückzuschrecken. Die Beminiscenzen v. 26 f. aber an die vorige Scene sind bei dem aus dem A. T. entnommenen Bilde des Hirten und der Schafe auch im Munde Jesu begreiflich, da ja zwischen den Beden V. 1 — 18 und V. 25 — 38 nicht einmal zwei volle Monate lagen und die Gegner Jesu in beiden dieselben sind. Sodann ffir die Behauptung, daß der Aus- spruch V. 30 in V. 38 auf eine den Juden völlig unverständliche Weise er- läutert seil hat Weiß einen stiehhaltigen Grund nicht beigebracht 378 Jo1lX,41.42. XI. kurze Zeit da blieb, nicht angehalten haben. AnBerdem hatten jene Lente jedenfalls von seinen Wundern in JeroBalem nnd Galiläa gehört Ans der Nichterwähnung seiner dortigen Wirksamkeit läBt sich daher nur so viel schliefien, daß die icoXXol nicht erst durch dieselbe anf ihn aufmerksam gemacht inirden, sondern daß zunächst das in Erinnenuig gebliebene Zeugnis des Täufers Ton Jesu als dem Lamme Grottes u. s. w. (1, 29 ff.) es war, das sie bewog zu ihm zu kommen und an ihn zu glan- ben. Mit dem icoXXol iit(oxeooav eU auxdv ixsi (beachte die nachdmcks- volle Stellung des ixsi am Ende) deutet also der Evangelist unleugbtr einen Gegensatz gegen die Juden in Jerusalem an, die tioz der Wunder, welche Jesus dort verrichtet hat, sich in Unglauben gegen sein Wort und Thatseugnis verstokten, und hat in dieser Absicht den kurzen Aufent- halt Jesu in Peräa erwähnt. 5. Die lezte thatsächliche Selbstbezeugung Jesu als Sohn Gottes vor dem Volke. Oap. XI u. xn. Dieser Abschnitt enthält nicht, wie die frttheren, Reden oder Wort- Zeugnisse Jesu Aber seine göttliche Sendung und seine Wesenseinheit mit dem Vater, sondern Thatsachen , durch die er sich als den Sohn Gottes, welcher den Tod flberwindet, und als den verheißenen König Zions offenbart. In den frttheren Abschnitten sind zwar auch einzelne Wuider als Zeichen seiner göttlichen Herrlichkeit erzählt, aber nur als vom Vater durch den Sohn ausgeftthrte Werke zur Bestätigung der Warheit seiner mflndlichen Verkflndigung, daß der Vater ihn gesandt habe, nm alle die an ihn glauben von der Sftnde und dem Verderben zu erretten. Dieses in seinen Reden dargelegte Selbstzeugnis machte auf die Volks- menge solchen Eindruck, daß viele an ihn glaubten und ihn ftr den MessiaB und Sohn Grottes zu halten sich geneigt zeigten. Aber die Phari- säer und Hohenpriester wurden durch diese gtlnstige Stimmung des Volks fbr ihn und durch die ihren Unglauben reizenden Reden Jesu so erbittert, daß sie ihn zu verhaften und zu tödten trachteten. — Durch Fortsetzung der Gespräche und Streitreden diese Gegner von der War- heit seines göttlichen Ursprungs und Berufs fiberzeugen zu wollen, wftre vergeblich gewesen. Schon am Tempelweihfeste konte er daher die Juden, welche eine offene Erklärung därfiber, ob er der Messias sei, von ihm verlangten, nur auf das was er bis dahin geredet und gewirtrt hatte, verweisen und ihnen erklären, daß sie nicht glauben wollen (10, 24 ff.). Da nun seine Stunde noch nicht gekommen war, so zog er sich von Jerusalem nach Peräa zurück, wo viele an ihn glaubten (10,42). Als aber die Zeit nahete, daß er am Pascha in Jerusalem durch Leides und Tod sein Leben als Lösegeld ftlr die Sfinden der Welt hingeben und durch die Auferstehung von den Todten es wiedemehmen solte, da erforderte es sein Beruf, daß er sich vor seiner Hingabe in der Hensebeo JoL n» 1. ST9 Hftnde noch durch Tbaten als den manifeBtirie, der yom Vater gekom- men ist, nm der Welt das Leben zu geben, znr Befestigong seiner Jflnger und Anhänger im Glauben und zum Zeugnisse gegen seine Feinde, die daraus erkennen solten, daß er nicht ihren Anschlagen erliege, sondern freiwillig in den Tod gehe, um sein Werk zu vollenden. — Ans diesem Grunde and in dieser Absicht berichtet Johannes von der öffentlichen Wirksamkeit Jesu bis zum Pascha nur die Anferweckung des Lazarus (11, 1-— 44) und den messianischen Einzug Jesu in Jerusalem (12, 9—19). Diesen beiden Thatsachen ist der flbrige Inhalt der beiden Capp. unter- geordnet; nämlich der auf den Rath des E^i^has, Jesum fftr das Wol des Volks zu opfern, von dem Synedrium gefEiSte Beschluß der Tödtnng Jesu (11, 45 — 57), als durch das Au&ehen, welches die Anf- erweckung des Lazarus unter dem Volke machte, veranlaßt; sodann die Salbung Jesu in Bethanien (12, 1 — 8) als eine prophetische Hindeutung auf seinen Tod, und die durch den Wunsch der Hellenen, ihn zu sehen, veranlaßte Erklärung Jesu Aber die Frucht seines Todes nebst der an den Vater gerichteten Bitte um Verherrlichung seines Namens, deren ErftUlnng durch eine himmlische Stimme zugesagt wird (12, 20—36). — Daran reiht der Evangelist einen Rflckblick auf die öffentliche Wirk- sanokeit Jesu und deren Erfolg, mit welchem er seinen Bericht Aber dieselbe abschUeßt (12, 37—50). Cap. XL Die Auferweckung des Lazarus und der Beschluss des Synedriums Jesum zu tödten. V. 1 — 44. Die Auferweckung des LaaaruB. Die große Bedeu- tung, welche diese Thatsache für den Ausgang des irdischen Lebens Jesu hatte, bewog den Evangelisten, dieselbe nach ihrer Veranlassung, ihrem Hergange und ihrer Wirkung eingehend darzustellen. Sein Be- richt darttber zeigt nicht nur, daß Jesus freiwillig in den Tod ging, sondern auch wie er durch diese Offenbarung seiner h6ia sich als die Auferstehung und das Leben der Seinen erwies und dadurch die lezte Entscheidung der Oberen des jüdischen Volks über seinen Tod zum Heile der Welt herbeiführte. ^ V. 1 — 16. Der Tod des Lazarus und Jesu Rükkehr nach Ju" däa.^ — V. 1 u. 2. Darlegung der Umstände, welche Jesum veran- laSten, sich von Perüa nach Bethanien in der Nähe von Jerusalem zu begeben. Mit ^v hi tw io&evcuv (vgl. 5, 5) wird die Person eingeführt, 1) Vgl. die eingehende AbhdL von Gumlieh, die Bätfasel der Erweckung Lazari, in den Theol. Sind. n. Erit. 1862 S. 65—110 n. 248-336. 2) V. 2. Nach dem Genetiv Mapia; lautet der Nominativ dieses Namens in V. 2 a. 20 Mapta, dagegen in v. 32 u. al, Maptati (indeclj, welche Form Cod. B auch in v. 20 hat. — In v. 12 fehlt ot {la^tai in BC*X, steht aber in kDZII al, und fiOr aaxou der Bec. haben VüLDKYi. ckütcu und zwar vor 380 Joh. XI, 1—3. um die 68 sich im Folgenden handelt Lazarus von Bethanien war erkrankt Bethamen wird der Flecken (xcotiv]) der Maria und ihrer Schwester Martha genant, Maria ab die welche den Herrn gesalbt hatte znr Unterscheidung von anderen Marien der evang. Greschicfate bezeichnet nnd dann Lazarus, der krank war, als ihr Bmder nfther bestirnt Diese drei Personen hat Johannes in seinem Evangeliam noch nicht erwähnt, sezt sie aber als seinen Lesern ans der evange- lischen Geschichte bekant vorans. Die Salbung berichtet er erst in c. 12, 1 ff. Die beiden Schwestern sind ans Lnk. 10, 38 f., wo sie Jesnm in ihr Hans aufaahmen, bekant; aber die xcofiTi wo sie wohnten, ist dort nicht, sondern wird erst hier genant Wie aber dort Martha ab die Wirtin des Hauses erscheint, also wol die ältere Schwester war, so wird sie auch hier y. 5. 19 u. 20 vorangestelt, dagegen in v. 2 Maria an erster Stelle genant, ohne Zweifel nur als die durch die Salbung Jesu in den Christengemeinden bekantere. Lazarus endlich ist in keinem unserer Evangelien, aufier in unserem Cap. erwähnt, denn der Lazarus in der Parabel Luk. 16, 19 ist keine geschichtliche Person, sondern dieser Name da nur zur Charakteristik der Gesinnung des hilflos vor der Thflr des reichen Mannes liegenden Armen gewählt, s. zu Luk. 16, 20. AaCapoc Abkürzung von 'EXsaCapoc» hebr. ^t9^, talmud. "yp^ Gotthilf, dessen Hilfe Gott ist Aus der Bezeichnung des Lazarus als Bruder der Maria läBt sich nicht schließen, daß er jflnger als seine Schwestern war, sondern nur, daß er erst durch seine Aufer- weckung in den christlichen Kreisen bekant geworden ist. ^ — üeber Bethania am östlichen Abhänge des Oelbergs, nur 15 Stadien, etwa 40 Minuten von Jerusalem entfernt (v. 15), gegenwärtig ein nur ans 40 Häusern bestehendes muhammedanisches Dorf, ei Azarieh d. i. Ort des Lazarus genant, s. die Nachweise zu Mtth. 21, 1. y. 3 u. 4. Nach der Erkrankung des Bruders ließen die Schwestern durch einen Boten Jesu melden: „Herr, siehe den du lieb hast, der ist krank/^ Sie wagten nicht direct die Hilfe Jesu zu erbitten, aber die Bitte lag in den Worten: ov f tXsTc i^z'^fX. Zu ov fiXel; macht Beng* die feine Bemerkung: hoc modesUus quam si dicerenl: qui ie amat vei qui amicus iuus. In dieser bescheidenen Form lag eine dringende Aufforderung fdr Jesum, dem Freunde seine Hilfe nicht vorzuent- halten. — y. 4. Jesus aber sagte, zunächst zu den Jüngern aber in Gegenwart des Boten, der Jesu Antwort den Schwestern flberbnngen solte: „Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Förderung der Ehre Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werden soU/^ oüx — irpoc Oavaxov nicht zum Tode fahrend (icpoc das Ziel oder den Ausgang bezeichnend). Diese Antwort war doppelsinnig; sie konte sagen, daß er an dieser Krankheit nicht sterben werde, oder 1) Die kirchliche üeberllefenme, nach welcher Lazanu damals 30 Jahr alt gewesen sein nnd nach seiner Anferweckmi^ noch eben so lange gelebt haben (Epiph, haer. 66, 37 J und nach occidentaliBcher Sa^e mit Martha nach Gallien gezogen und in Massilia das Evangelium verkfindigt halben soll (vgl. Winer, BW. II S. 10), ist ohne geschiohtiichen Wert. Joh. XI, 3—6. 381 auch, daB er nicht dem Tode, ohne Wiederbelebung, anheimfoUen werde. Im lezteren Sinne hat Jesus das Wort gemeint, wie mit den meisten Aosll. anch Mey. anerkent. Dagegen hat aber Weiß einge- wandt: , Weder erhellt ans dem Folgenden, daB Lazams damsde schon gestorben war {Ehr., God., Hngstb. n. A.), noch daB Jesns, der erst V. 11 vom Tode des Lazams spricht, jezt schon weiß, daB derselbe ein* treten werde, und der Eingang von v. 6 scheint dies ansznschlieBen. So wird eben Jesns noch nicht wissen, ob es ihm gegeben werden wird, den Kranken zn heilen oder den inzwischen Gestorbenen zn erwecken/ Allein daB Jesns dies eben noch nicht wissen konte oder noch nicht gewußt habe, das folgt weder daraus, daß er nach Empbng der Nach- richt von der Krankheit noch zwei Tage an dem Orte, wo er war, blieb (v. 6), noch daraus, daß er erst in v. 11 den Jflngem erklärte, Lazams sei gestorben. Solte die Krankheit zur Verherrlichung Qottes gereichen, so mußte Jesus als er dies sprach schon wissen, daß er die Macht habe, auch den Gestorbenen anfzuerwecken. Die Angabe, daß er dann noch zwei Tage blieb und erst nachher sich nach Judaa auf- machte (v. 6 f.), spricht entschieden dafftr, daß Jesus von Anfang an Ober den Ausgang der Krankheit nicht in Ungewißheit war, sondern seine Abreise verschob, weil er wußte, daß Lazams sterben und er ihn dann zur Verherrlichung Gottes ans dem Tode auferwecken werde. Wenn er sich also doppelsinnig ausdrfikte, so geschah es, um den Glanben der Schwestern zu prüfen, womit auch das Gesprftch mit der Martha v. 21 ff. und das Wort der Maria v. 32 im Einklänge stehen. Ob aber Lazarus schon gestorben war, als Jesus dem Boten diesen Be- scheid gab, oder erst nachher bald starb, das läßt sich ans den An- gaben, daß Jesus noch zwei Tage blieb, ehe er sich auf den Weg machte (v. 6 f.), und daß er bei seiner Ankunft den Lazarus schon vier Tage todt antraf (v. 39), nicht mit Sicherheit schließen, da fllr die Annahme, daß Jesus zur Reise zwei Tage brauchte, bestimte Anhalts- ponkte in der Ezählung fehlen, uicip xi)c &o&qc zugute oder zur Förde- rung der Ehre (Verherrlichung) Gottes wird durch ?va SoEao&{ ceU verdeutlicht, tva So& drttkt die Absicht Gottes (nicht Jesu) aus, welche durch den Ausgang der Krankheit erreicht werden soll. Daß der Sohn Gottes durch das in der Macht des Vaters gewirkte Wunder verherr- licht wird, das geschieht zur Förderung der Verherrlichung Gottes. Nicht Jesus ,lieB absichtlich den Lazams erst sterben, um ihn wieder- erwecken zu könnenS wie Baur, Keim u. A. die Sache darstellen, um die Ungeschichtlichkeit derselben darthun zu können, sondern Gott hat es zu seiner Ehre so gefügt (ßrckn., Lihdt., Weiß u. A.). V. 5 — 7. „Es liebte aber Jesns die Martha u. s. w." (v. 5) enthält lücht eine nachträgliche Bemerkung des Evangelisten zu v. 3 {de W.\ sondern bereitet auf das Folgende vor. Nicht liebloslgkeit war es, daß Jesus nach Empfang der Nachricht von der Ejrankheit des Lazarus noch zwei Tage an dem Orte blieb wo er war, sondern Liebe zu den drei Geschwistern. Dies ist der Sinn dieser Bemerkung, wie der An- schluß von V. 6 mit ouv zeigt ouv drflkt eine Folgerung aus: infolge 382 Joh. XI, 7^10. dieser seiner Liebe {Weiß) blieb er tote dann (als er die Nacbiicht erhielt) zwei Tage; iicstxa hernach, |i.eTa xouto nach diesem Bleiben sagt er seinen Jflngem v. 7 : „wir wollen nach Jadfta ziehen wiederom.^ Darin daß er sich nach zweitägigem Verweilen entschloB, wieder nach Jndäa zn ziehen, wo mao ihn steinigen wolte (v. 7), erwies Jesns seine Liebe zn den Geschwistern. Damit ist jedoch das eigentliche Motiv zn dem zweitägigen Bleiben nicht erklärt, worüber die AoslL mancherlei Vermutungen geänfiert haben. Gewiß war es nicht Jesu Absicht, damit den Glauben der Schwestern zu prflfen {Olsh.)^ oder die Botschaft t. 4 ihre Wirkung thun zu lassen {Ebr.)^ oder die Beendigung wichtigerer Geschäfte, die ihn so lange in Peräa zurflckhielten (Lcke,, Krabbe, Neand., ThoL, Langen. A.), wovon der Text nichts enthält; aber auch nicht die Ungewißheit Aber den erfolgten Tod des Lazarus, indem Jesns nichts weiter gehört hatte als daß Lazarus Jcrank war, und auf den Wink Gottes warten mußte, der ihm allein Zeit und Art der AusflAh- mng seiner Absicht anweisen mußte {Mey., Lthdt, Weif). Denn dies liegt nicht in dem xoxs (liv und dem folgendem Itcetxa ^xa xouxo, da bei liceixa ein dem |jiv entsprechendes hi fehlt, weil — wie Wäß richtig bemerkt — die anfangs beabsichtigte gegenflberstellende Be- ziehung der der blosen Nacheinanderfolge gewichen ist. Das Moüv zwei Tage zu bleiben lag ftir Jesum in dem sein Thun und Lassen be- stimmenden Willen des Vaters, dessen er sich jederzeit klar bewnBt war. ,Gott konte bei dieser Gelegenheit so handeln, wie Jesns als Mensch aus eigenem Antriebe nicht gethan hätte, und die Wartezeit verlängern, um zu Ehren seines Sohnes und zu seiner eigenen Ehre das Wunder um so auffallender und einleuchtender werden sm lassen* (God.), &k XY)v 'louBaiav nach Judäa wollen wir ziehen — sagt Jesos, nicht: nach Bethanien. Judäa war das Land, wo sein Geschick sich vollenden solte, wo die Juden ihm nach dem Leben trachteten. V. 8 — 10. Die Jünger erkanten die Gefahr, in welche Jesns mit der Rflkkehr nach Judäa gerathen konte, und sagten: „Soeben suchten die Juden dich zu steinigen und vneder gehst du dorthin.^^ vov jezt, so eben noch, auf den Vorgang 10, 31 hindeutend. — V. 9 f. Jesns antwortete: „Hat nicht zwölf Stunden der Tag? Wenn jemand am Tage wandelt, so stößt er nicht an; denn das Licht dieser Welt sieht er. Wenn aber jemand in der Nacht wandelt, so stößt er an; denn das Licht ist nicht in ihm/' Die Antwort ist in eine bildliche Sentenz ge- faßt. Die zwölf Stunden des Tags sind die Zeit der Bem&arbeit, die Nacht ist die Zeit der Buhe nach vollbrachter Tagesarbeit. Das Lieht dieser Welt ist das Sonnenlicht, Gen. 1, 15. 16. Am Tage wandelnd stößt man nicht an, weil man die Gegenstände, an denen man stolpern und fallen könte, sehen kann. Anders in der Nacht, wo man kein Sonnenlicht hat oux loxiv h auxcp heißt nicht: non est coram eo oder in ocuHs (GroU, Lcke.y de W.), sondern in eo. Nicht blos außer ihm ist es dunkel, sondern auch in ihm, sofern er das Sonnenlicht nicht durch die Augen aufnehmen und dadurch sich die fftr sein Wandehi erforderliche Klarheit aneignen kann. Die Anwendung dieser Sentenz JoL XI, 10--14. 383 aof Jesa Wirken ist hiernach leicht zu erkennen. Die von Oott be- stirnte Dauer seiner irdischen Bemfrwirks&mkeit ist für Jesnm noch nicht abgelaufen. So lange dieselbe noch währt, kann er ohne zu straucheln wirken, weil er Gottes Willen fidr sich hat. Die Sonne als Licht der Welt, welche den Menschen zur Arbeit weist, ist Bild nicht der Providentia Bei respectu Jesu ei Providentia Christi respectu ftdeHum (nach ßeng,)^ sondern der vohmias Bei (nach LthdL), Wenn aber die Nacht des Todes für ihn komt, kann er nicht mehr wirken, vgl 9, 4. — Mit dieser Antwort beruhigt Jesus seine Jtlnger über die GeÜBÜir, die der Gang nach Judtta fttr ihn haben kOnte. Darauf sind die Worte dem Contexte gem&6 zu beziehen, nicht auf das Wirken der Jflnger in der Gemeinschtrft mit Jesu (Erasm., Lmpe., Neand.)^ worauf sie sich nur folgeweise anwenden lassen. Gontextmdrig und unrichtig ist die Deutung des Wandeins am Tage als Bild des unbescholtenen Wandeins {Chrys. u. a.Kchy.), oder des lauteren klaren Handelns {de fF.), oder des Lebens in der Gemeinschaft mit Gott (Brckn.). icpooxoircEiv anstoßen an etwas (Mtth. 4, 6), daß man strauchelt und ftlt, ist Bild des Unglflckes und Verderbens, in welches man durch Fehltritte gerftth. Y. 11-— 15. Nach Beseitigung des Bedenkens der Jttnger gegen seme Reise nach Judäa gab Jesus ihnen das Motiv zu derselben an. y. 11. „Lazarus unser Freund ist eingeschlafen, aber ich gehe hin ihn zu erwecken." Die Liebe zu dem entschlafenen Freunde treibt ihn hmzngehen und denselben aus dem Todesschlafe zu erwecken. Unser Freund sagt Jesus, um die Jflnger fflr den Gang zu ermuntern. Vom Tode des Lazarus hatte niemand Jesu Nachricht gegeben; er weiB ihn vermöge flbematflrlicher Erkentnis der Dinge, nicht infolge eines Win- kes, den er jezt erst vom Vater darflber erhalten hat, denn Lazarus war nicht jezt erst, sondern schon frflher gestorben. Aber Jesus teilt dies seinen Jflngem erst jezt mit, als er sich zur Reise nach Bethanien anschikt, zugleich mit dem Entschlüsse, den Entschlafenen vom Tode zu erwecken. Seine Erklärung darüber war aber doppelsinnig, xot- fioo&ai bed. einschlafen, sich schlafen legen, schlafen, aber auch ent- schlafen, sterben. Im ersteren Sinne verstanden es die Jflnger und antworteten v. 12: „Herr, wenn er eingeschlafen ist, so wird er ge- rettet werden", von seiner Krankheit genesen. Jesu Worte so zu ver- stehen lag fflr die Jflnger insofern nsdie, als Jesus v. 4 erklärt hatte, die Krankheit sei nicht zum Tode, sondern werde zur Verherrlichung Gottes gereichen. Hiemach mochten sie das i^uirviocD aötov sich als Vollendung der begonnenen Heilung vorstellen {Brckn,, LthdL), Mitlun ist ihre Antwort nicht aus dem Wunsche, der von der Reise befttrchte- ten Gefahr zu entgehen (Calv.), zu erklären und als Motiv, Jesum von der gefahrvollen Reise abzuhalten (Groi., Oish., Hngstb. u. A.), zu be- trachten, sondern als Ausdruck der Hofhung, dafi Lazarus genesen werde, zu fassen. Jesus aber hatte — bemerkt hierzu der Evangelist V. 13 — von seinem Tode gesprochen, während die Jflnger meinten, daß er vom natflrllchen Schlafe redete. — V. 14 f. Da sagte nun Jesus ihnen 384 Job. XI, 14—16. offen heraas: „Lazarns ist gestorben, nnd ich freue mich eoretwegen, damit ihr glaubet, daB ich nicht dort war. Aber laßt nns za ihm gehen/^ icappvjaicf wie 7,13. iva icioteooTjTe ist Erklfirong des hi i^i, nnd Sil oux cet. von x^^P^ abhängend. Wäre Jesns dort gewesen, so würde er den Freund nicht haben sterben lassen, sondern durch wun- derbare Heilung vor dem Tode bewsdirt haben. Dann wäre aber das größere 0T)(&8ibv seiner &o(a, die Todtenerwecknng nicht geschehen, welche zur Stärkung des Glaubens der Jflnger f^r die Zeit, der sie ent- gegengingen, notwendig war. Die Erweckung eines Todten, der schon 4 Tage im Grabe lag, war eine viel höhere Erweisung der Macht Aber den Tod als die Bewahrung eines Todtkranken vor dem Sterben. y. 16. Da Jesus nicht nur v. 4 gesagt hatte, daß die Krankheit des Lazarus nicht zum Tode fähren sondern zur Verherrlichung des Sohnes Gottes gereichen werde, sondern auch v. 11, als er den Jüngern den Tod desselben ankündigte, hinzugefügt hatte: ich gehe hin ihn an&n- erwecken, so solte man meinen, die Jünger hätten die Aufforderang V. 15: laßt uns zu ihm gehen, nicht anders verstehen können als so, daß Jesns hingehen wolle, den Gestorbenen aus dem Tode zu erwecken nnd dadurch sich als Sohn Gottes zu verherrlichen. Aber die Antwort des Thomas: „laßt auch uns hingehen, damit wir mit ihm sterben'^ zeigt, daß mit dem Tode des Lazarus wenigstens dieser Jünger den Glanben an Jesu Macht über den Tod verloren hat. Er sieht in dem Entschiaase Jesu, zu dem gestorbenen Freunde zu gehen, nur die für Jesum gefidir- lichen Folgen der Bükkehr nach Judäa, nach Bethanien in der nächsten Nähe von Jerusalem, daß er dort dem von den feindlichen Juden geplan- ten Tode entgegengehen werde, und will mit den anderen Jüngern Jesa dahin folgen, um mit ihm zu sterben. Vgl. die ähnliche Yersicherang des Petrus Mtth. 26, 35. oo(&|jLa&7)Ta( nur hier im N. T., aber sehr passend, um die Beziehung des xal iQ|Aeii; jjLer aotoo auf Jesum aoBer Zweifel zu setzen. ,Diese Aeußerung des Thomas verräth mehr persön- liche Liebe zu Jesu als Glauben an die Weisheit seiner Entschlösse^ (God.). — Beachtung verdient die Einführung des Namens Thomas nüt 0 XsY^iJisvoc ACSofioc. Der Name Kein vom hebr. bMn bed. Zwilling. Diesen Zusatz erklären die meisten Ausll. aus der Sitte des Evangelisten, den hddenchrisüichen Lesern die hebräischen Namen zu übersetzen, ähnlich wie 4, 25 Msooiac durch 6 XefOjj.. Xpioroc erklärt ist Aber jener Fall ist ein anderer. Das von der Samariterin gebrauchte Wort MsooCac bedurfte für des Hebräischen unkundige Leser einer Erklärung, mn den Sinn ihrer Worte deutlich zu machen. Das Wort des Thomas aber war für jeden Heidenchristen verständlich, auch wenn ihm die Bedeutung des Namens Ksin unbekant blieb. Ueberhanpt aber giht Johannes sonst nur Erklärungen von hebr. Namen, wo der Name f&r die Sache bedeutsam ist, vgl. 9, 7. Hiemach müssen wir vermuten, diS er auch mit der Deutung des Namens Thomas den Charakter dieses Apostels deutlich machen weite. Diese Vermutung gewint dadurch an Warscheinlichkeit, daß auch in 20, 24 n. 21, 2 bei Erwähnnng dieses Jüngers die griechische Erklärung seines Namens wiederiiolt ist, wo Job. XI, 16. 17. 386 die Wiederholung der Namenserklftmng ganz überflflssig war, falls sie nicht auf seinen Charakter hindeaten solte. Doch ist daraas nicht mit Hngsth. za schließen, daß den Namen Thomas erst Jesns diesem Jünger zur Bezeichnung seines Charakters beigelegt habe; denn in diesem Falle wflrde der Evangelist auch seinen frtlheren Namen angegeben haben, wie bei Simon Petras. Bedeutsam muß aber dem Evangelisten der Name Thomas Zwilling erschienen sein, wie auch lAhdt. mit Recht anerkent. Denn daß er nur deshalb die griechische Deutung hinzu- gesezt haben solte, weil Thomas den heidenchristlichen Lesern nur unter dem Namen ACSo^ioc behaut gewesen oder von ihnen so genant worden sei {Mey,)j widerlegt sich aus Luk. 6, 15 und der traditionellen Benen- nong desselben in der Kirche {LthdL). Johannes wird also durch die griechische Erklärung dieses Namens hier und in 20, 24. 21, 5 auf die Bedeatsamkeit des Namens dieses Apostels, welche die griechischen liCser nicht erkennen konten, aufmerksam gemacht haben, wie in 9, 7 mit der Erklärung des Namens üdcoa^i. ,Thoma8 ist ein doppelter, keiner von den Jüngern so wie er; im tiefsten Eleinglauben zuerst, auf der höchsten Stufe des Glaubens sodann' (Lthdt), Vgl noch 14, 5 u. 20, 25 mit 20, 28. Thomas war ein avi^p Bi^oxo; (Jak. 1, 8 u. 4, 8), hatte aber innige Liebe zum Herrn; darum hat der Auferstandene seinen Zweifel durch Gewährung seiner Bitte gehoben, daß er ihn als Herrn und Gott erkante und anbetete (20, 28). V. 17 — 44. Die Tatsache der Auferweckung des Lazarus. ^ — Um die Bedeutung dieser wunderbaren Thatsache ins Licht zu setzen. 1) In V. 17 hat Tisch, 8 rfir bei tsoo. msp. nach A*ß, 237 u. etl. Veras, getilgt; ohne zareichenden Grund, gegen Bc*, die es zwischen xiosapac and ij|i^pa<;, and gegen iiLXr al,, die es nach ^^epac haben. — Y. 19. Statt xai xalUl (Reo. mit AFAAII) ist nach VtBCDl al icoXXo! U mit Tisch, 8 zu lesen. Auch icpoc -n^v iccpi in iiBC*LÄ ist gegen Lehm, u. Tisch, 8 dem rpoc :«< TCipi in A€^T£i al, vorzuziehen ; aber aoz&v hinter aBfXcpou (Bec mit AC IT al,), weil in iiBBJC fehlend, zu streichen. — V. 21. Statt der Reo. 6 «BsXipo^ jioü oüx 3v ete&vijxsi ist nach ^BC*DKZ al, mit Tisch,8 oüx av «xsftavev 0 «Ä. |i. zu lesen. — V. 22. dXXd vor xal vtr; fehlt in VH^BC^X al und ist wancheinlich nur verdeutliehender Zusatz. — Y. 28. Dem xwj-za (Bec mit AJ>T al,) ist TouTo nach \üBCLXal, mit Tisch, 8 vorzuziehen. - In v. 29 ist das in der Bec. fehlende U hinter ixeivY] durch \a.BCL u. Yerss. stark bezeugt und für uraprünglich zu halten; dagegen ist iJ^ep^T^ iu v^BC*DLX der Con- foraiation nach i^xoüasv verdächtig und eYsipetai m ^^PAAII al, vorzu- ziehen; aber ^p^sto in vtB€*Z (gegen Tisch,) außsunehmen statt Ip^exat in AC^J>IX al. , wekhes dem iistpexai conformirt za sein scheint. -- In v. 30 üt Iti in v^BCX hinter ^v nicht zu tilgen; dagegen in v. 31 So^avrfic nach ^BC^DLX statt des gaogbareren X^pvrsi; der l^o. mit Tisch. 8 aufsuneh- men. — In v. 32 hat Tisch, 8 auiou irpoc xou; i^ola^^ nach \nABCLX al. mit Becht dem si"; (oder xpo;) toü<; icdSa; outoü der Bec. vorgezogen. — V. 34. Statt TsdvrptoToc (Bec mit ^rAA al.) ist nach vtABC*BKl xsxeXeüTrjxdxoc; mit Gtiesb, u. Tisch. 8 zu lesen. — In v. 40 ist ^ti dem ^xi vorzuziehen und in v. 41 nach Xi^ov die Glosse ou ^v 6 xe^vT^xw; xe(|i$vo<; in der Bec. g^^n ^BC*BIX zu streichen. — In v. 44 ist das überflüssig scheinende zweite «jxdv (nach ärot-zz) von Tisch, 8 nach BC*£ u. Yerss. restitairt, dagegen nach denselben Coad. die Gopula xat zu Anfang des Yerses getilgt Kell, Comment. nm Sruig. Job. 25 886 Job. XI, 17—19. schildert Johannes zuerst die äußeren Umstände (v. 17—19), sodaim die Begegnung Jesu mit Martha (v. 20 — 27) und Maria (y. 28 — 38), hierauf erst den Vorgang am Grabe (v. 39 — 44). — V, 17—19. Bei der An- kunft in Bethanien fand Jesus den Lazarus schon vier Tage im Grabe liegen, so daß nach menschlicher Ansicht an Erweckung aus dem Tode nicht mehr zu denken war. Die 4 Tage werden gewöhnlich so berech- net, daß Lazarus, als der Bote mit der Meldung seiner Krankheit zo Jesu kam, bereits verschieden war. Darauf blieb Jesus noch 2 Tage in Peräa und brauchte 2 Tage zur Reise nach Bethanien. Den Weg von Jerusalem bis Jericho rechnet Furrer (Wanderung, durch Paläst. S.412) 6V2 Stunden und von Jericho bis an den Jordan 1 St. u. 40 Minuten. Bechnet man dazu fdr die Entfernung des peräischen Bethania (Betha- bara) von der Jordanfnrt bei Jericho noch etliche Stunden, so mag der ganze Weg 10 Stunden und darüber betragen haben, welchen Jesus nicht an einem Tage zurückgelegt haben wird. Hiemach wäre Lazarus schon vor der Ankunft des Boten bei Jesus gestorben gewesen. Aber sicher ist diese Berechnung nicht, weil wir weder die Lage des per. Bethanien noch die Richtung des Wegs vom Oelberge aus dsdiin kennen. Sicher ist nur soviel, daß Jesus nicht erst am Tage des Todes die Reise ange- treten und gegen 4 Tage, nämlich 2 ganze und den ersten nnd vierten als Stücktage gerechnet, zur Reise gebraucht haben wird (gegen Mey. u. A.). Ihre Todten pflegten die Juden sofort zu begraben, vgl Act 5, 6 u. 10. — y. 18. Die Angabe über die Nähe Bethaniens bei Jerusalem dient zur Erklärung der großen Teilnahme, welche viele Juden aus Jerusalem an dem Tode des Lazarus nahmen (v. 19), und infolge dessen die Auferweckung desselben in der Hauptstadt gewal- tiges Auüsehen erregte (v. 34 ff.). Aus dem Präter. -^v läßt sich nicht mit Mey. u. A. folgern, daß zur Zeit ab Johannes sein Evangelinm schrieb, Bethanien nicht mehr ezistirte, sondern im jüdischen Kriege bereits zerstört war; vielmehr ist ^v aus dem Znsammenhange mit der berichteten Begebenheit zu erklären, dito oxaSicov Sex. erklärt sich au der Anschauung, die Entfernung vom Endpunkte her zu bestimmen: liegend abwärts von 15 Stadien d. i. am Ende von 15 Stadien, ohne die Annahme einer Tr^ection der Präposition; vgL Wmer 6r. f. 61,6 S. 518. — y. 19. Viele von den Juden kamen zu Martha und Maria und ihrer Umgebung, sie zu trösten, d.h. ihnen Beileid zu bezeigen und Trost zuzusprechen, ix xäv 'IouSai (v. 21). Weiter vermag sie nichts zu sprechen, kern Wort der Hoffiinng, wie es Martha v. 22 hinzufügte. Nur in Thränen kann ihr Schmen sich Luft machen. Jesus unterläßt es daher auch, ihr Trost zuzuspre- chen. Nur sein Thun, zu dem er sich anschikte, konte ihren Schmen lindem, ihre Traurigkeit in Freude verwandeln. Joh. 11, 33. 389 y. 33. Als JesQS de weinen nnd anch die mit ihr gekommenen Jaden weinen sah, „ergrimte er im Geiste nnd erschütterte sich/' ßpipLao&ai u. i|ißpi|jLao&a{t eig. schnanben, brummen, wird nneigenü. vom Ausbruche heftigen Unwillens oder Zornes gebraucht, im Grie- chischen, in der LXX u. im N. Test. Mtth. 9, 30. Mrk. 1, 43 u. 14, 5. S. den ausf&hrlichen Nachweis bei GtmiL a. a. 0. S. 260 ff. Auch hier u. V. 38 bed. es nicht starke Bührnng oder heftige Erschatterung des Schmerses {GroL, Lcke., ThoL) oder schmerzliche Bewegung der Sym- pathie und des Schauders (Bg.-Cr., Mai. U.A.), so daß es nur ein stärkerer Ausdruck fflr ävaoxevaCetv (Mrk. 7, 33) wäre, wie Erv. es deutet, sondern ergrimmen, wie Luther richtig tlbersezt hat. Durch t^ icveuftati wird das Ergrimmen, da i{j.ßpi}ia[o&ai eigentlich den ftuSerlich hervorbrechenden Zorn oder Grimm ausdrttkt, auf die Tiefe des Inneren, der geistigen Empfindung bezogen, als ein den Geist seines Gemflts erschflttemdes, nicht laut sich kundgebendes Ergrimmen be- schrieben; vgl. das iv iauTq> v. 38. ixapa^ev iaorov nicht: er ließ sich erschflttern (de W.) oder gleich dem ixapa^^&Y) t. icveufiaxi 13, 21 (Lcke.)^ sondern, wie das Activum mit dem reflexiven iauTov fordert, er erschfltterte sich selbst; aber nicht durch Verschließen der Gemüts- bewegung in sein Inneres, während man durch den Ausbruch des Affects sich desselben entledigt (Weiß)\ denn 4auiov darf nicht auf Tq> icveufiaxi beschränkt werden, sondern bezeichnet den ganzen Menschen innerlich und äußerlich (LthäL) , so daß mit itap. iauxov die äußerlich sichtbare Kundgebung des Unwillens ausgedr&kt und dadurch nicht blos die Passivität des Affects ausgeschlossen oder nur gesagt werden soll, daS Jesus sich in seiner Gewalt behielt (Aup,, Beng. u. A). Mit Mey, an einen körperlichen Schauer, indem er sich sch&ttelte und die innere Er- regung kundgab, zu denken, entspricht dem starken Ausdrucke zu wenig; wir werden eine in Gesicht und Geberden sich äußernde heftige Erregung anzunehmen haben. Ganz verfehlt ist es, mit God, die in dem Worte ausgedrfikte leibliche Bewegung als das Zeichen des inneren Ent- schlusses, durch welchen er das i(jLßpi{j.ao&ai abschüttelte, zu fassen. — Worüber ergrimte aber Jesus dermaßen? Gewiß nicht über seine eigene menschliche Bührung, wie nach Orig,, Chrys, u. a. Echv. auch Afeiancht. und noch /Hgf. u. Merz (in d. Würtenb. Studien 1844, 2) annahmen, wobei die griech. Kchv. xcp irveu{jiati vom heiligen Geiste oder vom Logos verstanden und den Dativ instrumental faßten, dadurch aber in Jesu die göttliche und menschliche Natur bis zur Aufhebung der Einheit des persönlichen Bewußtseins schieden. Auch nicht darüber, daß er diesen Trauerfall nicht habe abwenden können {de W.\ worüber er sich laut v. 15 ja freute. Da vorher erwähnt ist, daß Jesus die Maria und die mit ihr gekommenen Juden weinen sah (u>c ei&ev), so muß das iveßpt|jLi^oaTo damit in Connex stehen; freilich nicht so, daß er in den Thränen der Maria ein Zeichen des Unglaubens erblikte und darüber in Zorn gerathen sei {Lampe, Wichelh. Comm z. Leidensgesch. S. 66), oder daß er nur über das Weinen der Juden, welches er als leeres Condolenzceremoniell, als ein heuchlerisches xXaieiv crkante, 390 Joh. XI, 38. welches auch mit der bittersten Feindschaft gegen den geliebten Freirnd der Trauernden gepaart war {Mey,, Weiß). Aehnlich KUng (TheoL Studien n. Erit. 1836 S. 674), anch Brckn,, nach welchen iv^ptfi. den heiligen Zorn des von seinen Feinden verkanten, von seinen Freonden anbegriffenen Erretters ansdrttcken soll. Dagegen entscheidet, daß nicht nnr ein Gegensatz zwischen dem Weinen der Maria und dem Weinen der Juden nicht angedeutet ist, sondern auch für die Annahme, die Thränen der Maria seien Zeichen des Unglaubens gewesen oder ihre Anrede an Jesus habe einen Vorwurf enthalten, daß er nicht früher gekommen sei und ihren Bruder vom Tode gerettet habe, jede Andeu- tung im Texte fehlt — Eben so wenig läßt sich der Anlaß zam Zornes- Unwillen Jesu in dem Weinen der Maria und der Juden sachen (mit Theod. Mops,, Theodoret, Strauß [Leb. Jesu v. 1864 S.474], Kemjk.kX Denn die Thränen der Maria waren nicht Zeichen des Unglaubens, son- dern unwillkürliche Aeußerung des natürlichen Schmerzgefahls, also auch bei den Juden nicht Heuchelei oder leere Condolenzbezeigung. — Nicht über das Weinen der Maria und der Juden ergrimte Jesus, son- dern über den Feind, welcher das be weinenswerte Elend Aber die Menschen gebracht hat, über die Macht des Todes und des bösen Feindes, welcher solches Leid den Menschen zugefügt hat So nach Andeutungen von CyrilL, Aug. U.A., Lyra, Erasm., C. a Lap^, Cahf, u. die älteren luther. Ausll., wie Caiov u. A., in neuerer Zeit auch Olsh,, Ebr., Besser, GumL, Hngstb., LthdL, Kahnis (DogmatI S. 504 d. 1. A.); auch God., aber mit dem irrigen Zusätze, daß Schauder Jesnm ergriffen habe bei dem Gedanken, daß seine Feinde das herrlichste seiner Wunder zum Verwände seiner Yerurteilung machen , ein Teil der Umstehenden selber seine Angeber sein werden und er ,das Ver- brechen der Ueberwindung des Todes mit dem Tode büßen soll' — Diese Erklärung allein entspricht dem Contexte, sowol dem unmittelbar folgenden x. ixapa^ev auxov, als auch dem Worte: wo habt ihr ihn hingelegt? v. 24 und dem iSaxpuoev 6 'Itjo. v. 35. Die in allen Olie- dem des Leibes sich kundgebende Erregung ist Zeichen der Rflstimg zum Kampfe wider den bösen Feind. In voce /rementis apparet spes resurgentis, sagt schon Augttstm, und C. a Lap sezt hinzu se vidi ei Lazarutn suscitare voMt: qui fuii actus heroicae fortitudmis, quem 1) Lyra bei Lampe sagt: Iste enim fremihts Christi procedebai ex m- dignatione ejus contra diaholum, per cujus suggestionem mors intravit in mundum; quem erat cito dehellaturus, Und C. a Lap, bemerkt: Proptia causa huius fremitus et turbationis Christi fuit mors Lazari, indeque ploraUu Mariae et Judaeorum, — Jesus enim videns tantas afflictiones Marihae ei Mariae, suarum discipularum , ac communem omnium ploratum oh mortem Lazari, tx- citavit in se fremitum , hoc est actum indignationis, — Quare consequenter in- dignabatur totum genus humanum — Sanum ei immortale a Deo conditum , in has morhorum et noctis aerumnas indeque in tot ploratus et gemitus mddisse (hoc enim videbatur indignumj, indeque indignäbatur peccato aeque ac diabolo, qui tantae indignitatis ac herum omnium malorumfuü origo et causa, atque indignatione hac plane obfirmavit animum , mala haet inprimis a Martha et Maria , suscitando statim Lazarum , ac deinde a ioto genere humano per suam ctucem et mortem j am instantem depellere. Joh. XI, 34-37. 391 hoc fremta pateftcit Zar ^riäntenmg verweist Hngsth, auf Jes. 42, 13: der Herr zieht ans gleich einem Helden, wie ein Kriegsmann er- weki er den Eifer. y. 34 f. Mit der Frage: „wo habt ihr ihn hingelegt?" wolte Jesns nicht blos die Orabesstätte in Erfahrung bringen, sondern zugleich den EntschlnB hinzugehen andeuten. Die Antwort der Schwestern: „Herr, komm nnd siehe" erregte Jesu Mitgeftlhl mit dem Schmerze derselben. „Es weinte Jesns." Saxpueiv verschieden von xXa(eiv ist nicht lautes Klageweinen, sondern ein Vergießen von Thränen in stillem W6he. Luther gut: ,E8 gingen ihm die Augen Aber/ Thränen traten ihm in die Augen. ,Beides sein Zorn und seine Thränen galten dem einen Gegenstande, dem Tode^ {GumL), Obgleich Jesus wußte, daß er den Todten auferwecken werde, so war doch der Tod auch fdr ihn schmerz- lich. Wenn Baur u. Keim die Thränen um einen Gestorbenen, wel- chem man mit der Gewißheit der Wiederbelebung naht, unnatürlich finden, und Strauß die Thränen auf ihren Unglauben bezieht, als Gopie von Luk. 19, 41, und dem zufolge v. 35 ftir eins der erdichteten MiB- verständnisse Jesu erklärt, so setzen diese Annahmen das zu Bewei- soDde, nämlich die Erdichtung der Erzählung als zweifellos voraus und grfinden sich auf totale Yerkennung der wahrhaft menschlichen Natur des Sohnes Gottes. Der menschgewordene Sohn Gottes der evangel. Ge- schichte war nicht apathisch, sondern besaß und zeigte Mitgefühl mit dem Leiden und Elende der Menschen und hat auch , um den bösen Feind zu fiberwinden, nicht blos zum Scheine, sondern in Wirklichkeit glitten und sein Blut am Kreuze vergossen, vgl. Hebr. 2, 17 f. y. 36 f. Jesu Thränen wurden von den anwesenden Juden verschie- den beurteilt. Die Einen sagten: „Siehe, wie er ihn lieb hatte". Etliche aber: „Eonte der welcher die Augen des Blinden geöffnet hat, nicht machen, daß auch dieser nicht gestorben wäre?" Die Rede dieser ttvic wird von Chn/s., TheophyL, Calv. u. fast allen älteren Ausll., auch noch von JUey , Lthdt, God., Weiß als Ausdruck böswilligen Unglau- bens gefaßt, der in den Thränen Jesu Zeichen entweder seiner Ohn- macht oder des Mangels an liebe erblicke. Aber das gegensätzliche oi reicht zur Begründung dieser Annahme nicht aus, sondern dient nur zur Unterscheidung der xivic von den anderen, welche in den Thränen Jesu Zeichen seiner Liebe fimden. Zwar athmet die Aeußerung der Tivic nicht Wolwollen gegen Jesum, aber auch nicht böswilligen Sinn. Sie glaubten ja, daß Jesus den Blindgeborenen wunderbar geheilt hat, nnd können darum nicht begreifen, wie er nicht auch den Lazarus habe vom Tode bewahren können. An jene Blindenheilnng erinnern sie, nicht an die galiläischen Todtenerweckungen Jesu, weil die Blinden- heilnng erst kürzlich in Jerusalem geschehen war, jene galiläischen Wunder an der Tochter des Jairus und dem Jünglinge zu Nain aber vor längerer Zeit vorgefallen und den in Jerusalem heimischen Juden viel- leicht nicht einmal bekant geworden waren. Von der wunderbaren Blindenheilnng aber zogen sie einen Schluß auf die Möglichkeit nicht der Erweckung des todten Lazarus, sondern nur seiner Bewahrung vor 392 Job. XI, 81. 38. dem Sterben. Ans dieser ihrer Rede folgt daher nicht, daB ae Jesa entweder die Macht oder den Willen, den erkrankten Lazarus wunder- bar zu heilen, absprachen, sondern nur, daB ihnen die Nichtrettong desselben vor dem Tode unbegreiflich erscheint, weil sie von der gött- lichen Absicht, die für Jesu Handeln bestimmend war, keine Ahnnog hatten und der Gedanke, daß Jesus auch einen schon 4 Tage im Grabe Liegenden ins Leben zurückrufen könne, ihnen eben so ferne lag wie der Martha, die auch Jesu Zusage: ,dein Bruder wird aufersiehenS nicht anders als von der Auferstehung am jOngsten Tage verstehen kann bis Jesus sie eines Besseren belehrt (v. 23 f.). Aus diesen Grttnden kanii ich in der AeuBerung dieser Juden keine feindselige Gesinnung gegen Jesum erblicken, aber freilich auch nicht besonderes Wolwollen, das auf einem starken Glauben an Jesu Wundermacht beruhte, me Lcke,^ Thol, de W., Brckn., Hngsih. mehr oder weniger darin sehen, sonderu kann dieselbe nur für einen aus teilnehmender Liebe gegen Lazarus und seine Schwestern hervorgegangenen Ausdruck der Unbegreiflich- keit des Handelns Jesu im vorliegenden Falle halten. — Damit stimt auch V. 38: „Jesus nun wiederum in sich ergrimmend komt zum Grabe^S sU xo tiVTjt&eiov nicht: in das Grab, sondern zum Grabe hin, wie das Folgende zeigt. Daß dieses neue Ergrimmen Jesu durch das Verkennen seiner Liebe hervorgerufen sei (LthdQ, folgt nicht aus dem oSv; denn i(&ßpi|ji. kann wegen des dabeistehenden iraXiv nicht anders als in v. 33 geÜEißt werden. Selbst wenn es durch die Rede der Juden veranlaßt sein solte, kann es nicht gegen böswillige Gesinnung derselben gerichtet sein, sondern nur Jesu Eifer gegen den grausamen Feind des mensch- lichen Geschlechts ausdrücken. Quia non accedii Christus tid sepul- crum ianquam oiiosiis spectator, sed cUhleta qtä se ad ceriamen in- struii, non mirum est si iterum fremat; vioienta enim mortis tyrannis, quae Uli vincenda erat, ante oculos versatur, bemerkt Calvin und zieht diese ratio der Herleitung des Ergrimmens aus Indignation über den Unglauben der Juden als passender vor, quod f Jesus J rem ipsam magis guam homines intuittis fuerit — In Vorbereitung auf das Wunder wird V. 38^ das Grab beschrieben: Es war eine Kluft und ein Stein lag anf (oder an) derselben. oiriq^Xaiov führt auf ein in Felsen gehauenes Grab, wie es Wolhabendere fClr sich anzulegen pflegten (vgl m, bibL Archftol. S. 6711), entweder mit einem mehr senkrechten Eingang auf Treppen- stufen, oder mit einem horizontalen Eingang, der mit einem Steine verschlossen war. Im ersteren Falle lag der Stein über dem Eingänge, im anderen P'alle war er schräg an den Eingang angelegt. Beides kann iic aux({) ausdrücken; und welcher Art dieses pT^fuTov war, l&Bt sich nicht entscheiden, da bei Jerusalem sich beiderlei Arten finden. Vgl Rohins. PaL II S. 175 u. Neuere Forsch. S. 327 ff. und Tobler, Golgatha S. 251 ff. Die Angaben über das Grab des Lazarus in Bethanien, welches schon in Itiner, HierosoL im J. 333, und von Bieron. im Onomast, s, v. Bethania 70 Jahr später erwähnt wird mit einer darüber erbauten Kirche, gründen sich auf unsichere Ueberliefemng; Ygl. Robins, PaL ü S. 311. Job. XI, 39. 40. SM Y. 39—44. Die Aufenveckung. — Y. 39 f. Als Jesus befahl, dea Stein abzuheben, um den Zugang zu dem Todien zu öfihen, erhob Martha das Bedenken: „Herr, er riecht schon, denn er ist viertfigig'* d. h. er liegt schon 4 Tage im Grabe. Zu beachten ist hierbei die Be- zeichnong der Martha als „die Schwester des Gestorbenen^', die nach der wiederholten Bezeichnung der Martha und Maria ab Schwestern des Lazarus nur begreiflich erscheint, wenn sie das Motiv ihres Be- denkens gegen die Oeffiiung des Grabes andeuten soll. Martha weite sich und Jesu den Anblick des Todten ersparen, indem der natürliche Schauder des schwesterlichen Herzens sich dagegen sträubte, weil sie meint, daß die Yerwesung der Leiche schon eingetreten sei. Dies sagt ihr Wort rfi-q oCeu Daraus haben viele Ausll. geschlossen, daB die übliche Einbalsamirung des Leichnams nicht stattgefunden hatte. Aber dieser Schluß ist nicht bündig. Denn die hebrftische Einbalsamirung war verschieden von der ägyptischen, bei der der Leichnam, wenn auch nicht Gehirn und Eingeweide herausgenommen wurde, doch 70 Tage in Katron gelegt wurde (Winer BW. 1, 3071). Sie bestand nur darin, daB man den Todten mit kostbarem Oele salbte (12, 7) und mit aroma- tischen Spezereien umwickelte 19, 39 ff. (vgl. m. bibl. AxchAoL S. 671 1\ wodurch der Yerwesungsprozefi wol verzögert aber nicht dauernd ver- Idndert wurde. Bei der Wolhabenheit der Familie ist ein Grund zur ünterhissung des Einbalsamirens nicht abzusehen. Aus der Hoffnung der Schwestern, daß ihr Bruder nicht zu bleibendem Tode im Grabe sein werde, l&Bt sich dieselbe nicht mit Hngsth, erklären, wie das Wort der Martha: er riecht schon klärlich zeigt. Doch hat Martha dies nicht auf Grund thatsächlicher Wamehmung gesagt, sondern, wie der hinzu- gefügte Grund: xsxapx. f ap ioivv zeigt, nur ans der seit dem Tode ver* floBsenen Zeit vermutet, nach der bei Leichen gemachten Erfahrung. Es bleibt daher fraglich, ob diese ihre Yermutung richtig war, wie mit vielen Ausll. noch GumL, Stier u. Hngsib, als unzweifelhaft annehmen — aber ohne zureichende Gründe. Da die Juden ihre Toden bald nach dem Yerscheiden bestatteten und die Yerwesung bei den Gestorbenen überhaupt bald früher bald sp&ter eintritt und in einem kühlen Felsen- grabe jedenfalls langsamer vor sich geht als an einem warmen Orte, so Warf es gar nicht der ,ans der Luft gegriffenen Annahme eines Wunders'', um einen Gestorbenen eine Zeitlang vor der Yerwesung zu schützen, sondern nur der Annahme, daS Lazarus, da er nach gött- lichem Willen zur Yerherrlichung der Ehre Gottes und Christi aufer* V6kt werden solte, durch eine nicht über die Grenze natürlicher Um- stftnde hinausgehende göttliche Providenz vor der sofort eintretenden Verwesung geschüzt vrurde. Noch weniger läßt sich aus der Erw&hnung des y)St) SCet mit Hngsth. folgern, daB der Evangelist dieses berichte, um ^e GröBe des Wunders vor Augen zu stellen, oder mit Süer durch Berufung auf die Auferweckung am jüngsten Tage beweisen, daB ^^azarus bereits der Yerwesung anheimgefallen vrar. Denn hierbei ist der Unterschied jener neuschöpferischen Erweckung von der Wieder- belebung des alten sterblichen Leibes übersehen {Lthdt.). Johannes 394 J "^Seiv geht auf die Zeit, da er jenes Gebet an Oott richtete, und soll nur die aus der Wesensgemeinschaft mit dem Vater sich ergebende Gewißheit ausdrficken, daß sein Wollen des Vaters Wille ist und er als der menschgewordene Sohn ohne des Vater Willen nichts thnt und im Stande seiner Erniedrigung sich die Kraft zur Ana- fUirung desselben vom Vater erbittet Einzig in der Absicht, daß die Umstehenden sein Wirken als Vollziehung des väterlichen Willens e^ kennen und dadurch im Glauben an seine göttliche Sendung gestärkt werden sollen , hat Jesus dem Vater fDr die Erhörung seiner Bitte last vor den Anwesenden gedankt; nicht um der Meinung vorzubeugen, als habe er im vorliegenden Falle sich etwas Besonderes erbeten, dessen Gewfthmng ihm hätte zweifelhaft sein können. — V. 43 f. Nachdem er dies gesprochen rief er mit starker Stimme laut (fovf K^^^t ^^*t^' Job. XI, 48. 44. 39& ^aoev) : „Lazanus, hierher heraofll*^ (komm heraas). Der laate Ruf mit starker Stimme deutet die Macht&nBenmg Jesu Aber den Tod an; nnd dieser Ansdrack ist nicht gewählt im Oegensatse gegen das Murmeln der Todtenbeschwörer (Je8.8, 19. 29,4), me Lampe, Beng., Stier, Gwni. u. A. meinten; denn diese Vergleichung liegt ganz ferne. Der Zuruf ist wie bei anderen Todtenerweckungen (Mrk. 6, 41. Luk. 7, 14. 8, 54) an den Todten gerichtet, und gleichzeitig mit dem Rufe ist die Erweckung er* folgt Irrig und schriftwidrig erklärt fVeifi nach dem Vorgänge von Griff, u. Lampe die Vorstellung, daß Jesus durch seinen Ruf Lazarum aas dem Tode erwekte, für contextwidrig, da nach v. 41 Lazarus das Leben schon von Gott wieder empfangen hatte, also Jesus ihm nur den Befehl gebe , es wieder zu nehmen (!). Denn nach der Schaft ist der Todtenerwecker nicht Gk)tt der Vater, sondern der Sohn Gottes, dessen Stimme die Todten hören (5, 25); und Jesus dankt in v. 41 dem Vater nicht dafflr, daß er ihn seine Bitte, dem bereits vom Tode Er- wekten das Aufstehen und Herauskommen aus dem Grabe anzu- kündigen, gewährt habe, sondern fOr die Verleihung der Macht, dem Todten das Leben wiederzugeben. — V. 44. „Es kam heraus der Ge- storbene, an den Fflßen und den Händen mit den Binden umbunden nnd sein Gesicht war mit einem Schweißtuche umhflllt^ — also in der völligen Leichenausstattung, xwcplai Binden sind schmale Leinwand- Streifen, 19, 40 u. 20, ö ff. oOovta genant. Um das Gehen des so Ein- gehflUten zu erklären , braucht man nicht mit BeuiL u. a. Echv., auch Lampe ein neues Wunder anzunehmen. Denn die Binden waren ent- weder nach ägyptischer Sitte um die einzelnen Glieder gewickelt, so daß die Bewegung der Ffiße und Hände dadurch nicht gehindert wurde, oder de waren nur locker um den Körper geschlungen, daß sie durch die Bewegung weiter gelockert das Gehen ermöglichten. Das Schweifi- toch, das über dem Gesichte, nach 20, 7 auf dem Haupte d. i. Ober die Stirn gelegt war, hat wol die Augen nicht so fest bedekt, daß das Sehen ganz unmöglich war. Das Erscheinen des Wiederbelebten in der Todtenausstattung solte nur den Gegensatz des Lebenden und seiner, Todtenerscheinung anschaulich machen und den Eindruck hervor- bringen, daß nicht er es war, der sich dem Tode entrungen hat, son- dern eine höhere Macht, die Ober ihn gekommen ist und ihn dem Tode entrissen hat {LihdL). Das fohlen auch die Umstehenden und sind betroffen, so daß Jesus ihnen sagen muß: „Löset ihn und lasset ihn gehen^S d. h. befreit ihn von seinen Binden, daß er ungehemt gehen kann, womit nicht gesagt ist, daß Lazarus allein nach Hause gehen solte. lieber keine andere evangelische Erzählung sind so verschiedene und ^denpreehende Urteile geMlt worden, wie über den johanneischen Bericht von der Aaferwecktmg des Lazarus. Nicht nur die kirchlich gläubigen, son- dern auch kritisch prflfende Ausleger der neueren Zeit, wie Meyer, finden es nnr ans der eigenen tiefen nnd teihiehmenden Erinnerung begreiflich, daft lin dem Berichte dieses lezten und größten Wunders die kflnstleriBche Dar- ^Unng am vollendetsten hervortritt und die Warheit und Wirklichkeit des 3M JolL XI, 44. Hergangs mit ganz besonderer Lebendigkeit, Treae und Begeisterong Meh in ihren feinsten Zügen bewahrt und gepflegt < seL Aehnlich urteilt EivaU (Gesch. Christ S. 484): »Keine Erzählung dieses Apostels durehwallt eine solche tiefe Gluth und springende Lebendigkeit der Darstellnng als eben diese, wo er es untemimt, das Zittern des göttlichen Lebens um das Leben des Freundes, seinen Kampf mit den Finsternissen der Welt auch hierin, und seine dennoch alles überragende, von vorne bis zulezt ungetrübte Siegesmlw und Siegesfreudigkeit in einem groiSen Bilde zu zeichnen. Dazwischen drin- gen sich die noch höheren Laute des Bewu&tseins der messianisehen Hcr^ lichkeit und ihrer gewaltigen Bewährung.' — Dagegen haben Baur (krii unteres, üb. die Evang. S. 191 ff.) u. Keim (Leben Jesu III S. 66 ff.) nicht nur alle möglichen Zweifelsgründe alt« und neuer Gegner des Evang. zusammen- gesucht, sondern auch allen Scharfsinn dialektischer Sophistik aufgeboten, um die wunderbare Thatsache als unmöglich darzuthun und die johanneiflehe Erzählung in eine — wie Keim III S. 71 in seiner rhetorischen Kraftspnehe sich ausdrükt — ,Yerkünstelte, auf Stelzen gehende Geschichte und eine un- natürlich geschraubte, Mensch und Gott verwechselnde Christologie' zn ver- drehen, daß, wie er meint, ,an der ünechtheit der ganzen Geschichte 9or kein Zweifel bleibt/ Aber die Schwächen, ünwarscheinlichkeiten und Wide^ Sprüche, in welche diese Kritik sich verwickelt, haben bereits Bey schlag (nr Johann. Frage S. 177 ff.) u. B. Weiß zu Mey.'s Gomm. für jeden, der die Fähig- keit, geschichtliche Warheit von Dichtung zu xmterscheiden, besizt, einleneh- tend aufgedeki — Wir beschränken uns daher auf eine kurze Bdenchtoag deijenigen Punkte, die auch anderen, weniger radicalen Kritikern befremd- lich erschienen sind. Den hauptsächlichsten oder vielmehr den einzigen sachlichen Grund mr Leugnung des Vorgangs liefert den Kritikern das Schweigen der synoptiacbtt Evangelien über dieses Wunder, welches auch Brckn, ,wenigBtens befremd- lich' findet. Allerdings läßt sich dieses Schweigen weder aus schonender Bücksicht auf Lazarus und seine Schwestern (Epiph., Grot, Herder, OUk„ Zange, L. Jes. II S. 1138), noch aus Unbekantschaft der älteren EvangeUsten mit dem Factum {Icke., de W.) erklären. Denn Gef&hrdung des Lamm vonseiten der feindseligen Juden (12, 10) war zur Zeit der Abfassung der sjnopt. Evangelien, besonders der für Heidenchristen bestimten des Mark. n. Lukas, gegen 40 Jahre nach der Begebenheit, nicht mehr zu befürchten, and Unbekantechaft mit dem Factum ist bei Matth. und Markus ganz undenkb«. Aber auch die Bemerkung, daß jene Evangelisten an die Erzählungen nas der galiläischen Zeit unmittelbar die Erzählung von der lezten Festreise Jesn und der Katastrophe in Jerusalem anreihen und so die Zeit, in welche Job. 7—11 fält, gar nicht berühren, reicht zur Erklärung des Schweigens der Synoptiker über dieses Wunder nicht aus, wenn dasselbe, wie nicht nur Baur, Strauß u. Keim, sondern auch andere AuslL behaupten, das größte aller Wunder Jesu war, oder ,den Höhepunkt seiner Wunderthätigkeit' bildete, wodurch der vom Synedrium gefaßte Beschluß, Jesum zu tödten, motivirt wurde, oder wenn es den Schlüssel darböte, ohne welchen die synoptiscfae Erzählung zum Bäthsel werdei Aber diese Fotenzirung dieses Wunders ist unkritische Uebertreibung seiner Bedeutung, die überhaupt nicht nach dem Joh. XI, 44. 397 Menm Seheiiie m bemessen ist. Nur wenn maa unbefugter Weise die Anf- erweekuBg des Laiarns zu einer ,üeberwindnng des schon mit allen Sohieeken der Fäulnis arbeitenden Todes' macht und die synoptischen Todtenerweckun- gen ,zu einer Wiederbringung des kaum erloschenen Lebens' {KemUI,eS) oder zu Wiederbelebungen Scheintodter abschwächt, nur dann läßt sich das Wun- der an Lazarus ,fttr das effectvoUste unter allen Wundem Jesu und f&r die gr&ßte unter seinen überlieferten Todtenerweckungen' {Keim) ausgeben. Nicht minder ftberMeben hat man die pragmatische Bedeutung dieses Wunders f&r die folgende Entwickelung der Ereignisse. Obgleich nämlich die Hohen- priester und Pharisäer ihren schon längst gefaßten und durch yerschiedene Maßnahmen kundgegebenen Entschluß, Jesum zu tödten, infolge dieses neuen Wunders zum Beschlüsse des Synedriums erhoben (▼. 47 ff.), so läßt sich doch in keiner Weise behaupten, daß ,ohne dieses größte Wunder der Tod Jesu gäBzHch in der Luft hänge' {Keim 1, 131) und die synoptische Erzählung zum Bäthsel werde. Läßt man diese tendenziösen üebertreibungen fallen, 80 reducirt sich dieser Einwand auf ein Moses argumentum e süentio, dem nur unter der grundlosen Voraussetzung, daß die Erangelisten beabsichtigt hätten, vollständige, alle einzelnen Thaten Jesu aufzählende Biographien Jesu zu liefern, eine Bedeutung beigelegt werden könte. Wie ferne aber dieser Oedohtspunkt den Evangelisten lag, hat BeyschL a. a. 0. S. 177 an einer unbestreitbaren Analogie anschaulich gemacht ,Nach 1 Kor. 15, 6 ist der auferstandene Christus mehr denn 500 Brfidem auf einmal erschienen, und wie die „SLritik" auch über die Auferstehung Jesu denken möge, — daß Pauhs hier ein wirkliches und hochbedeutsames Erlebnis jener Schar von Gläubigen aus deren eigener Mitteilung erzähle, bezweifelt sie nicht. Das war also doch wol unter allen Erscheinungen des Auferstandenen die denk- wördigste, insofern mehr denn fünfhundert Zeugen auf einmal sie erlebt hatten, — und doch erwähnt kein Evangelist von ihr eine Silbe.' Wie da- durch 1 Kor. 15, 6 nicht zu einer Erdichtung des Apostels Paulus wird, so wird auch die Lazarusgeschichte durch das Schweigen der drei früheren Evangelien nicht zu einer Erdichtung des vierten Evangelisten. Wenn MattL, Mark. u. Luk. sie nicht erwähnen, so beweist dies nicht, daß sie dieselbe nicht gekaut haben, sondern nur, daß sie ihr nicht die Bedeutung beilegten, welche die neueren Kritiker ,diesem Prachtwerke von Wunder' zu vindiciren ▼ersucht haben. Indeß Keim selbst scheint das argtimentum e silentio nicht für recht be- weiskräftig zu halten; denn er bemüht sich (III, 69) dasselbe darch die Be- merkung zu verstärken, daß die Synoptiker das Wunder nicht nur nicht wissen, sondern es auch leugnen, da sie das Festmahl in Bethanien erzählen, ohne im geringsten des ,Wundermannes Lazarus' zu gedenken. Aber auch dieser Beweis wird dem ersten Teile nach aus dem argumentum e säentio foimirt, daß Matth. u. Mark, in ihrem Berichte von der Salbung Jesu weder des Lazarus gedenken, noch den Namen der salbenden Frau nennen und nicht erwähnen, daß Jesus in Bethanien ün Hause des Lazarus und der Schwestern wohnte und speiste, dagegen berichten, daß er im Hause Simons des Aussätzigen sich aufhielt ^tth. 26, 6 ff. Mrk. 14, 3 ff.). Aber wo steht denn, was Keim um das Nichterwähnen zum Leugnen zu machen einträgt, 898 Joh. XI, 44. im vierten ETangeliion geechrieben, daß die Speiaung und Salbung Jem in HaoBe des Lasanu stattfiEuid? Nach JoL 12, 2 war Lasaros bei joMm Gast- mahle einer der geladenen Gaste, Keim aber hat den Ghist Lazarus zom Hansherm and Gastgeber erhoben, nm einen Widersprach an erzwingeD. Eben so unbegründet ist die Behauptung, dal& die Krisis des SchickBak Jesu nach den synopt. Evangelien durch ganz andere, weit fibeneugeadere Vorgänge (als durch die Auferweckung des Lazarus) zu Stande gekiouiieB ist (Keim JLII, 69), nämlich , durch seinen Einzug in Jerusalem in meana- nisehen Fonnen, durch seine Zelotenthat im Tempel, durch die wuchtigsteD Streitgespräche mit den heischenden Parteien über die ernsten sachlieheo Fragen, welche zwischen ihnen und ihm lagen' (1, 131). Anden bei Jo- hannes. Hier werde die Katastrophe eingeleitet ,durch den ungesehidUUcken messianischen Einzug in Jerusalem und eine jubelnde Einholung des Yolb, die durch die Auferweckung des Lazarus in Bethanien begreiflich gemacht sei Aber wird denn der messianische Einzug, den die Synoptiker erzählen, dadurch ungeschichtlich, daß sie die Begleitung der jubelnd vorangehenden und nachfolgenden Volksmenge berichten, ohne das Entgegenkommen vielen Volks aus Jerusalem zu erwähnen? Wieder ein argumentum e siieniio. Oder wird dieser Einzug bei Johannes dadurch erst begreiflich gemacht^ daß Jen auf die Nachricht von seinem Kommen nach Jerusalem ein Volkshanfe aoa der Stadt entgegenkomt und Jesus auf einem Eselein hineinreitet» wie auch die Synoptiker berichten? Und ist denn ,die Krisis der Katastrophe' etwa nach Johannes durch die Auferweckung des Lazarus, dagegen nach den Sy- noptikern durch die Zelotenthat der Tempelreinigung und die Streitgespräche mit den herschenden Parteien herbeigeführt worden und motivizt? Nach Joh. sprachen die Pharisäer nach dem messianischen Einzüge Jesu zu ein- ander: ,Ihr sehet, daß ihr nichts ausrichtet; alle Welt läuft ihm nach* (12, 19), und der Beschluß des Synedriums ihn zu todten wird nicht durch die Auferweckung des Lazaras motivirt, sondern mit den Worten: »dieser Mensch thut viele Zeichen; lassen wir ihn also, so werden alle an ihn glau- ben' (11, 47 f.). Nach den Synopt. suchten die Hohenpriester und Schrift- gelehrten nach Jesu messianischem Einzüge und Auftreten im Tempel, wie sie ihn umbrächten — aber nicht wegen der Tempelreinigung, sondern weil das Volk über seine Lehre vor Staunen außer sich gerieth und an ihm hing (Mrk. 11, 18. Luk. 19, 48). Aus Furcht vor dem Volke aber wagten sie es nicht, sich seiner sofort zu bemächtigen, sondern versuchten zunächst ihn durch Streitreden in einem Worte zu fangen (Mtth. 21, 15); und als dies« Versuch mißlang, versammelten sie sich im Palaste des Hohenpriesters, am seine Tödtnng zu beschließen, doch nicht am Feste, damit keinAofruhr im Volke entstände (Mtth. 21, 45). Nach der synoptischen wie nach der johaa- neischen Erzählung hat der messianische Einzug die jüdischen Oberen nicht eist auf den Gedanken gebracht, Jesum umzubringen, wegen des großen Anhanges, den er bei dem Volke erlangt hatte, sondern nur den bereitB ge- hegten Entschluß zur Beife gebracht Die Differenz zwischen den beider- seitigen Berichten reducirt sich also darauf, daß Johannes die Stroitnden tbergeht, weil die Hohenpriester damit nichts ausrichteten, die Synoptiker die Auferweckung des Lazarus unerwähnt lassen, weQ dieses Wnnder Jolu XI, 44. 899 Begeistening des YoIkeB fOr Jesum, wenn aneh erhöht, so doch nicht er- zengt hat, und f&r den in ihren Ermgelien vorwaltenden Geeichtepankt, den Tod Jesu als ErfUlung der Weißagong der Schrift von seinem Tode und seiner Auferstehung darzustellen, irrelevant erschien. Noch schwächer sind die Einwände, die man aus dem Charakter der ürzählung gegen die thatsächliche Warheit derselben entnommen hat. Un- begreiflich soU nämlich das Verhalten Jesu dabei sein, daß er ohne eine ernste Abhaltung zuwartet ,bis Lazarus stirbt und bis er im richtigen Sta- dium des Biechens ist', daß er sein Interesse kaltblütig dem Interesse der Freunde opfert und die Todesnot des Freundes und den Jammer der Schwe- Btem als Mittel betrachtet zur Verherrlichung des Menschensohnes, ,um oachtnglich dem ünglficke, dessen Mithelfer er gewesen, seine natftrlich lunatürlichen Thranen und seinen Grimm zu weihen', und daß er gar Gott gegenüber erklart, daß er des Dankes fOr seine Erhörung im Grunde ent- behren könte, weil er allezeit derselben sicher sei, und daß er des Gebets- wortes zu Gott wie eines blosen Mittels für seine anderweitigen Zwecke nur bedurft habe, um das Volk von seiner göttlichen Sendung zu überführen' (Keim III, 70 f.). Diese Einwürfe würden jedoch nur in dem Falle von Be- deutung sein, wenn Jesus nichts weiter als ein gewöhnlicher Mensch war, der nach subjectivem Belieben und Eigensinn handelte und statt der JBhre Gottes nur seine eigene Ehre suchte. Und selbst unter dieser schriftwidrigen dogmatischen Voraussetzung würde das Zuwarten Jesu bis zum Tode des La- zams keinen hinreichenden Grund zur Leugnung dieser Thatsache liefern, son- dern nur zur Suspension des Urteils über das Motiv, welches Jesum dabei leitete, berechtigen. Aber nach dem Wortlaute der Erzählung war es nicht die Ab- sieht der eigenen Verherrlichung, die ihn bestimte, nicht sofort nach Empfang der Nachricht von der Krankheit des Lazarus nach Bethanien zu eilen und ihn gesund zu machen, sondern die Bo£a xou freou und die Verherrlichung des Sohnes Gottes durch diese Krankheit (v. 4); und der Tod des Lazarus vor seiner Ankunft solte dazu dienen, seine Jünger und die Schwestern des Gertorbenen im Glauben zu fördern, daß Jesus die Auferstehung und das Leben ist und daß jeder, der an ihn glaubt, leben wird, auch wenn er ge- storben sein wird (v. 15 u. 25 f.). Wer also mit Martha gläubig bekennen kann: „Ich habe geglaubt, daB du bist Christus der Sohn Gottes, der in die Welt komt" (v. 27), dem ?rird auch das Benehmen Jesu bei diesem Vorgange nicht zum Aergernis und Stein des Anstoßes werden« Die Thranen Jesu und sein Ergrimmen im Geiste kann nur der unnatürlich finden und sein Dank- gebet für ein , Scheingebet' oder , Schaugebet' ausgeben, der mit Strauß, Weisse, Baur u. Keim die göttliche und menschliche Natur Jesu Christi a priori leugnet und in überspanntem Gnosticismus den im Fleisch erschi^ neuen Gottessohn in den abstracten Begriff eines herzlosen Logoschristas vwkehrt. Ganz mißlungen ist endlich der Versuch der destructiven Kritiker, die Entstehung der Erdichtung der Lazarusgeschichte plausibel zu machen. — Von der Annahme ausgehend, daß einerseits die Maria in Bethanien nicht nur mit der Maria Magdalena, sondern auch mit der ungenanten Sünderin, die im Hause des Pharisäers Simon Jesu Füße salbte (Luk. 7, 37), identisch 400 Job. XI, 44. sei, andreneitB dieeer Pharisäer SiiDOii mit dem Gastgeber Simon dem Ans- sätzigen (Mtth. 26, 6 ff. Mark. 14, 3 ff.) eine Person sei nnd überhaupt nm* eine einmalige Salbung Jesu stattgefunden habeS hat man aus der Veiscbie- denheit der evangelisehen Berichte über Jesu Salbung in Galiläa (bei LuL) und der in Bethanien (bei Mtth., Mark. u. Job. 12, l ff.) die üngeschichtlich- keit entweder der Lukanischen Ueberlieferung oder der johanneischen Relation gefolgert auf Grund des Axioms, dalS die Evangelisten yollst&ndige Biogra- phien Jesu liefern weiten. Von diesen Voraussetzungen aus hat dann die antijohanneische Kritik die Auferweckung des Lazarus für den Superlativ der l) Üeber das Verhältnis der Lukanischen Salbung und der in Bethanien, sowie tkber das Verhältnis der drei Marien zu einander finden wir schon bei den KrchvY. widersprechende Ansichten, indem die eriechischen Väter seit Origenes die drei Marien für verschiedene Personen hießen, dage^^en TertulUm u. Amhroi. die Sünderin und die Frau, welche den Herrn zu seinem Begräb- nisse salbte (Maria von Bethanien), identificirten. Diese Vorstellung wurde durch Gregor d. Gr. in der abendländischen Kirche befestigt, aber zur Zeit der Beformation von le Fehre d'Estaple (Faher StafuiensisJ und dem Bischof Fisher von Rochester bestritten, denen Erasmus beioflichtete, doch ohne di& es s;elang die herschend g^ewordene Ansicht zu verarängen. Li der evangj&- lischen Kirche erklärten sich Lyser, Calov, Bengel für die Verschiedenheit, JOkd.Deyimg hat sie in s. Ohservatt. ss. P. III, obs. 21 ausführlich zu begrdn- den gesucht, wogegen GroUus zu Mtth. 26, 6 die Sünderin bei Luk. c 7 mit der Maria des Lazarus idenficirte, aber zweifelte, ob die Maria des Lannu mit der Maria Magdal. identisch sei. VgL den Artik. Maria Magdalena in fferzJ's Realencykl. IX S. 102 ff. — In neuester Zeit hat ffngstt. (Evang. Job. II S. 198—224) die Identität der drei Marien und der beidfen Salbungen riiuk. 7 u. Mtth. 26. Job. 12) neu zu erhärten versucht durch die Anaamne daß der reiche Pharisäer Simon aus Galiläa auf einer Festreise die Bekantr Schaft der Martha gemacht, dieselbe geheiratet, ein Landgut in Bethanien gekauft und dort mit ihr sich nie^gelassen habe, während Maria in Galiläa geblieben und dort auf dem Wege der Sünder gegangen war. Nach- dem aber der Herr sieben böse Geister aus ihr ausgetrieben hatte, sei sie ihm auf seinen Wanderungen in Galiläa nachgefolgt, und habe ihn, als er Galiläa verließ, nach Jerusalem begleitet und ihren Wohnsitz bei der Schwe- ster in Bethanien genommen. Dort habe auch Lazarus eine neue Heimat gefunden, indem sein reicher Schwager ihn, nachdem er einen ähnlichen Gang wie seine Schwester Maria gemacht hatte, in sein Haus aufnahm und ihm das Gnadenbrot gab, wie aus der Parabel vom Lazarus zu schließen sei. — Aber für diese Combination, die man nicht ohne Grund einen Bornas genant hat, den Hngstb, aus den biblischen Berichten herausges^nnen habe, würden die bibl. Angaben über die genanten Personen doch nur in dem Falle möffliche Anhaltfmunkte liefern, wenn die Namen Maria und Simon beiden Juden so ungewönnlich und sdten gewesen wären, daß nicht verschiedene Personen so nätten hei&en können. Aber das Gegenteil hiervon erhellt schon daraus, daß außer den in Frage btehenden drei Marien auch die Mutter des Herrn, die Mutter des Jakobus und Joses (Mtth. 27, 56. Mrk. 15, 40. 47. Lnk. 24, lo) und die Mutter des Johannes Markus (Act. 12, 12) Maria heiDen. und den Namen Simon fuhren außer den in Frage stehenden, im N. T. nicht weniger als 7 verschiedene Personen: 1. u. 2. die Apostel Petrus u. Simon der Mferer (Mtth. 10, 4), 3. ein (z^eX^o; Jesu (Mrk. 6, 3. Mtth. 13, 55), 4. der Vater des Judas Ischariot (Job. 6, 71. 12, 4. 13, 2), 5. der Mann von Kyrene, welcher Jesu Kreuz tragen muSte (Mtth. 27, 32), 6. der Zauberer in Samaiia (Act. 8, 9) und 7. der (Sirber zu Joppe Act. 9, 43. üeber die Verschiedoiheit der Salbung im Hause des Pharisäe» Simon von der in Bethanien s. m. Comm. zu Luk. 7, 36 u. Mtth. 26, 6 ff. Job. XI, 44-46. 401 BjnoptiBelieii Todtenerweckongen erklärt und den armen LazaniB in der P»- libel vom reichen Mann zu Hilfe genommen, mn die Ungeechichtlichkeit der Anferweekong des Lazame zu erweisen. Znr Herrtellong dieseB Gewebee von grandiosen Annahmen nnd Voianssetznngen worde die Maria in Betha- nien zu einer anrüchigen Sünderin gemacht, wofOr in der evangelischen üeberlieferong jeder Anhaltspunkt fehlt, weiter der arme Lazarus, welcher nach der Parabel vor der Thür des reichen Mannes lag voUer Schwären (i;Xxo)(iivo(; Lnk. 16, 20) mit dem kranken nnd an seiner Krankheit sterbenden Lazarus in Bethanien identificirt, als ob xroiyoQ und da&zvcuv einerlei Dinge wären, ferner der Lazarus der Parabel flir anssätzig erklärt, ohne zu be- denken, dal& ein Aussätziger nicht vor der Thür des Hauses eines reichen Mannes liegen konte, da der Aussatz aus der Gesellschaft der Lebenden ausschloß, endlich die Auferweckung des Lazarus mit der in der Parabel erwähnten Bitte des reichen Mannes, daß Abraham den in seinem Schöße ruhenden Lazarus zu seinen Brüdern hinaufschicken möge, um sie vor der Pein der HöUe zu bewahren, combinirt, trozdem daß der Lazarus der Parabel nicht in die irdische Welt gesendet, der Bruder der Maria und Martha da- gegen durch die Auferweckung seinen Schwestern wiedergegeben wird. So Zeücr, TheoL Jahrbb. 1843. a89 ff., Baur, Theol. Jahrbb. 1844 u. Unterss. über die Erangg. S. 191 f. 249; Strauß, Leben Jesu II S.153 u. Leben Jesu f. d. Volk 1864 S.470, und HoHzmann in Hilgf:s Ztschr. 1869. S.460 mit spe- cieller Darlegung der Beziehungen, endlich Keim, L. J. 1, 132. II, 133. III, 66 f. 72 t 229. — Solche kritische Ungeheuerlichkeiten bedürfen keiner Wider- legung; sie richten sich selbst. y. 45 — 53. Die Wirkung dieser wunderbaren Thatsaohe.^ — y. 45 f. yielo von den Juden, die zu Maria gekommen waren and ge- scbaat hatten was Jesus gethan, glaubten an ihn. Etliche aber ans ihnen gingen hin zn den Pharisäern nnd sagten ihnen was Jesos gethan hatte. Die Juden, welche Augenzeugen des Wunders waren, schieden sich in zwei Klassen, yiele gelangten dadurch zum Olauben an Jesam; etliche aber zeigten die That Jesu den Pharisäern an. Die ersteren sind näher bezeichnet als solche, die zu Maria gekommen waren und das Wunder geschaut haben. Maria ist speciell genant als die zu welcher sie gekommen, nicht als die bekantere {Weig)y vielmehr ato die trostbedürftigere (LihdL)^ denn sie waren ja gekommen, sie zn trösten (v. 31). 9eaa&ai bezeichnet hier, wie überall bei Johannes nicht das blose Sehen, sondern das verständnisvolle Anschauen, vgl. 1, 14. 32. 38. 4, 35. 6, 5. Dies hatte sie zum Glauben geführt Die anderen (xivic iS auTCDV sc, xu)v 'louSadnv) zeigten die That den Pharisäern an, 1) In V. 45 ist Qt vor iicoiTjaev warscheinlich nach dem df v. 46 conformirt und mit BC*D o zu lesen. Das Subject 6 ^Ir^aou; (Rec. Griesb,, Scholz mit DÄT^ ai.) fehlt in V(BC ai. und ist Zusatz. — In v. 50 ist XoftCso&s nach V^ABDL, Minusk., Orig., CttrUL mit Grieth. u. Tisch. 8 dem ^loXonCeods der Rec mit ^FAAlI vorzuziehen; warscheinlich auch i^^iv mit BDZMXV cet und Tisch, 8 richtiger als üulTv in AEGHIKSÜ cet, das Lachm. vorgezogen hat. — V. 53. Statt ouvsßouXsusavTo (Rec. mit AILXr^\U al) hat Tisch, nach v^BB Minusk. ißouXeüsovTo aufgenommen. Keilt CommeDt. snm Erang. Joh. 26 402 Joii. XI, 46-48. waren also nicht gl&abig geworden. Denn ü aotwv mit LihdL aaeh aaf die Gläabiggowordenen zu beziehen, verbietet der Relativsatz ol iXdovxec X. deao., durch welchen die tcoXXoi näher charakteridrt sind. Nnr wenn statt dessen Ta>v iX&ovxov x. Oeaoai&ivfDV stAnde, wfirde iic(ateuoav sU aoxov von allen zn Maria gekommenen Juden insgemein gelten und xi^h Si iS auTcov als Beschränkung des icoXXo[ gelsBt werden können. Diese xive; waren natürlich auch nach Bethanien ge- kommen und hatten das Factum gesehen, denn sie zeigten ja den Pharisäern an, was Jesus gethan hat; aber sie waren nicht gläubig ge- worden. Die Anzeige erstatteten sie den Pharisäern nicht in wolwollen- dem Sinne, um denselben das Wunder zu bezeugen (Oriff.) oder das Urteil der Pharisäer ,als Autorität für sich und andere' zu vernehmen {LthdL), sondern wenn auch nicht in böswilliger Absicht, um Jesum als Goöten (Euthym,) oder als sacriiegns, der den Leichnam ausge- graben habe (Theophyl)^ anzuzeigen, so doch um die Pharisäer als Wächter des Gesetzes von dem seinen Anhang im Volke in bedenk- licher Weise vergrößernden Treiben Jesu in Eentnis zu setzen. V. 47 — 53. Der Beschluß des Synedrtums. — V. 47 f. Infolge dieser Anzeige brachten die Hohenpriester und Pharisäer eine Baths- sitzung zusammen. Die ap^tapau und die Oapioaioi sind zusammoi- gestelt wie 7, 42, nur die apx« voran, als die welche eine Synedriums- sitzung berufen konten. ouvi6piov ohne Artikel ist Appellativum, nicht Eigenname des Hohenrathes, sondern Rathssitzung, aber das Wort ouv&fip. gewählt, um die Versammlung als eine Beraüiung des Hohen- rathes zu bezeichnen. Diese Rathssitzung ist nicht mit der Mtth. 26, 3 erwähnten Versamndung der Hohenpriester und Schriftgelehrten za identificiren und mit I^eitn (III, 240) für eine Neugestaltung von Mttk 26, 3 auszugeben. Denn hier handelte es sich um eine BeschlußCsssimg über die Tödtung Jesu, in Mtth. 26,3 nur über den modus procedenäi, über die Ausführung des schon gefaßten Mordbeschlusses. Ti icotou|Uv; was thun wir? Der Indicat. Präs. ist gesezt statt des deliberativai Gonjnnctivs oder des Futurs, um die Zweifellosigkeit, daß etwas ge- schehen mtlsse, auszudrücken; vgl. Winer Gr. §. 41, 3^ 8. 267. Sxi Grund angebend: weil (da) dieser Mensch viele Zeichen thut. Diesem seinen Thun muß Einhalt gethan werden. „Wenn wir ihn so lassen (ooTviK ohne einzuschreiten), werden alle an ihn glauben und werden die Römer kommen und uns sowol die Stätte als auch das Volk neh- men.^' apeuotv ioiieni {Vlg,)^ nicht == diroXiooooiv (Eulhym., Beza, GroU u. A.). uficbv mit Nachdruck vorau^^estelt. tov xoicov ist nicht der Tempel (Lcke,, de W,, Bg,-Cr., Hngsth)^ was weder mit Mtth. 23, 38 noch mit Act. 6, 13 zu beweisen ist, auch nicht das Land (^Luther, Beng.)^ sondern die Stadt Jerusalem als der Sita des Syne> driums und der Hierarchie {Chrys., GroU, Ew., LihdL, Afey., Weiß]» to l&voc das Volk in seiner Eigenart als Nation, im Unterschiede von 0 Xaoc (V. 50) das Volk vonseiten der Menge, als Masse oder Haufen, von Xaco zusammenfassen, umfassen, die durch Localität oder einen Raum umfaßte Volksmenge (vgl. Passow, Hwb. s. v.). Sie flirchten also Joh. XI, 48—51. 403 flBr ihre Stadt und ihr Volk; nicht die ZerBtöning Jerosalems und die Yemichtung des Yolks durch die Römer (LckeJ)^ sondern den Verlost ihrer Herschaft üher Stadt und Volk, und zwar dadurch, daB alle an Jeeom glaahen werden, wenn sie seinem Wirken kein Ende machen. Daraus erhellt, daß die Fnrcht vor den Römern mehr Verwand ist, als ernstlich gemeint Denn so weit kanten sie ohne Zweifel Jesam, daß sie wissen konten, wie er nicht darauf aasging, einen Aufstand gegen die Römer herbeiznfithren, vielmehr der politisch-messianischen Volks- bewegung sich entzog (vgl. 6, 15); während die jtldischen Hierarchen nur mit innerem Widerstreben sich unter die ihnen verhaßte Herschaft der Römer beugten. Auch an die Gefahr, daß die Römer eine religiöse Bewegung unter dem Volke politisch fassen möchten, war nicht ernst- lich zu denken, wie das Verhalten des Pilatus bei dem Processe gegen Jenim zeigt — V.49. Die Furcht vor den Römern benuzte der Hohe- priester Eigaphas, um den Beschluß der Tödtung Jesu im Synedrium, unter dessen Gliedern auch heimliche Anhanger Jesu sich befanden, durchzusetzen. Ueber KLITAAn, It Vlg. u. a. Veras.) beibehalten, gegen l|i.sivsv m K^Z, welches fVeiß für nrsprängfich er- klart, da Zd-zp, offenbar (?) Conformation nach 3, 22 sei. Das «utou nach fia^Twv (Bec. mit JJAE) fehlt in KBI>ILY^ and ist ohne Zweifel Zusatz. — V. 57. Das xai nach Zi (Bec. mit DEGff aL) ist mit Tisch. 8 nach v^ABKLM al. za streichen; und evtoXtjv (Bec. mit ABLXT aL) offenbar Correctur von ivToXa(; in V(BIM, — 466 Job. XI, 56. 57. XII, 1. aTviocDoiv iautooc bezieht sich daranf, daB, da nach dem Gesetze mir die levitiflch Reinen Pascha feiern konten (Nnm. 9, 10 Tgl. 2 Chr. 30, 17 f.), die Nichtreinen sich vorher den ftr die verschiedenen Grade der Unreinheit voigeschriebenen Reinigongen, in Waschungen, Opfem und- Reinsprechongen bestehend, unterzogen nnd deshalb einige Zeit vor dem Feste nach Jerusalem kamen. Diese suchten nun Jesum, da man gewohnt war, ihn am Feste im Tempel anzutreffen, und sagten im Tempel stehend (ioTTjxotec in Gruppen mit einander sich untOThaltemd): Tt 5ox8i upiv Zu cet „was dflnket euch, daß er gar nicht kommeii solte?'* Diese Rede fassen de W., Mey.^ Lthdt., God, als Doppelfirage: ,wa8 dttnket euch? daB er wol nicht kommm wird?' Aber der gegen die andere Erklärung angeflihrte Grund, dafi das Niehtkommen schon als gewiß angenommen würde (Mey.)^ ist nicht durchschlagend. — Y. 57. „Es hatten aber die Hohenpriester und die Pharisäer Gebote erlassen, daß, wenn jemand wisse wo er ist, er es anzeige, damit säe ihn griffen.** Dies fahrt der Evangelist nicht an, um das ^chen aad Fragen der Festbesucher nach Jesu zu motiviren. Dagegen spricht der Anschluß mit gegensätzlichem li. Hiemach ist der EärlaB der Grebote als ein weiteres Moment zur Verdeutlichung der Sachlage mitgeteilt Cap. XII. Die lezten Tage des öffentlichen Wirkens Jesu« Rückblick. Dieses Cap. enth< den Bericht Aber die Salbung Jesu in Betha- nien (v. 1 — 8), den messianischen Einzug in Jerusalem (v. 9 — 19) und das lezte Auftreten Jesu im Tempel (v. 20—36), und schließt mit einem Rückblicke auf den Erfolg seiner messianischen Wirksamkeit (v. 37 — 50). — Die drei Vorgänge v. 1— 36 bereiten auf den unmittelbar be- vorstehenden Tod Jesu vor, und zeigen, wie er mit vollem Bewußtsein freiwillig demselben entgegenging, vgl. v. 7 f. u. 23 £ y. 1—8. Die Salbung in Bethanien. ^ Vgl. Mtth. 26, 6—13 u. Mrk. 14, 3 — 9. Johannes berichtet über diese Salbung eingehender als Matth. u. Markus, nicht um deren Berichte zu ergänzen, sondern um 1) V. 1. 6 xedvTixiüc (Eec. mit ^D/PAAII o/.l fehlt in «ÄXJT a. c. e, Sahid, Syr. Aeth. und ist vod Tisch, S als verdeutlichender Znsatz gestrichen, aber von Lehm, beibehalten n. auch von Mey. n. Ew. verteidigt worden. Das Subject 'Itjoouq am Ende des V., welches in der Bec. mit HKNS ml, fehlt» hat Tisch. 8 mit Becht aus V(*ABJ>EGIl al. aufgenommen. — In v. 2 hat die Beo. mit AD IXT al. Iy. weggelassen, aber Tisch, 8 es nach K^Z aufge- nommen. Das auvavaxsijiivtuv (Griesb,) statt dvaxeijjLsvwv auv ist nur durch Minusk. bezeugt. — In v. 4 hat die Bec. ouv statt U in üB Copt, Goth,, und Dttifovoc hinter ''Iouda(;, das sich aber schon durch das folgende 6 'laxapioiTi;; als Zusatz aus 6, 71. 13, 2. 26 verräth und deshalb von lUeh. 8 getilgt aufgenommen worden. Joh. XU» 1. 407 den Zosammenhang der Sallmng mit der Anferweckong des Lazarus und damit aach ihre Bedeutung f&r den Tod Jesu ins Licht zu stellen. Dies erhellt schon aus der grauen Bestimmung des Tags der Ankunft Jesu in Bethanien t. 1. Die AnknOpfong durch ouv an das Vorher- gehende dient nur zur Wiederaufnahme des weiteren Berichts flher Jesnm (11, 54), ohne eine Andeutung, daß Jesus dadurch die Gedanken sehier Gegner 11, 55 — 57 beschämen wolte {Hngsth.\ was durch aXXet oder Zk angeknöpft sein wfirde. Die Zeitbestimmung: „Sechs Tage vor dem Pascha'^ ftthrt, da das Pascha am Abende des 14. Nisan begann und der erste Festtag vom Abende des 14ten bis Sonnenuntergang des 15ten zu rechnen ist (vgl. Exod. 12, 18 f.), auf den Nachmittag des 8. Nisan, d. i. 6 Tage vor dem 14ten, an dessen Abend Jesus das Paschamahl mit seinen Jflngem zur gesetzlichen Zeit hielt und das heil. Abendmahl einsezte. Wenn nun Jesus am darauf folgenden Tage, d. i. am 15ten, gekreuzigt wurde und starb und der Todestag ein Freitag war (vgl. die Erörterung Aber den Todestag Jesu in m. Gomm. zu Matth. 26, 17 S. 513 ff.), so erfolgte seine Ankunft in Bethanien eine Woche (7 Tage) vor seinem Tode oder 6 Tage vor dem Pascha und fiel auf den Frdtag vor dem Paschamahle. So auch Wieseler, Beitrr. zur Würdig, der Evangg. S. 264, Lichtenstem Lebensgesch. J. Chr. S. 376, ThoL, Ebr., Hngsth., LihdL, auch I^eim III, 503. Wenn man dagegen die sechs Tage so versteht, daB man nur 5 volle Tage zwischen dör Ankunft in Bethanien und dem Pascha annimt und den Ankunftstag als den sechsten berechnet, so wäre Jesus am 9. Nisan d. i. an einem Sabbate nach Bethanien gekommen, also im Widerspruch nicht nur mit der rablnnischen Bestimmung des Sabbaterwegs sondern auch mit der geset^chen Bestimmung des Sabbats als Ruhetag (vgl.Mtth.24,20) gereist Dieser Widerspruch läBt sich nicht mit Mey. u. A. durch die Bemerkung beseitigen, daß Jesus auch aus einem sehr nahe gelegenen Orte gekommen sein kann, weil die Annahme, daB Jesus kurz vor Be* thanien übernachtet habe, nicht nur an sich unwarscheinlich ist, sondern auch durch die synoptische Ueberlieferung, daB Jesus in Jericho bei Zachäus übernachtet hat (Luk. 19, 1—10), widerlegt wird, da Jericho nur 6 — 7 Standen von Bethanien entfernt war, so daB eine Reise von Jericho bis Bethanien und selbst bis Jerusalem ohne Anstrengung in einem Tage zurückgelegt werden konte. Außerdem hat auch zwischen Jericho und Bethanien schwerlich ein Dorf oder Flecken zum lieber- nachten existirt. — lieber die in der späteren Oräcität nicht seltene Ausdrucksweise icpo IE iq^ispäv, bei welcher der Ausgangspunkt der Zeltbestimmung im Oenetiv nachfolgt: vor 6 Tagen des Pascha statt: 6 Tage vor dem Pascha, ähnlich der Bestimmung des Raumes in 11,18, 8. fVmer, Gr. §.61, 5 S.51Sf. Yermutlich hatte Jesus sich von Ephräm aus vor Jericho einem Pilgerzuge angeschlossen und in Jericho bei Zachäus übernachtet. Dann zog er am folgenden Morgen mit den Pil- gern weiter bis Bethanien, wo er blieb, um den lezten Sabbat vor seinem Tode im Kreise der Freunde stille zu verleben, während die Fertiger weiter bis Jerusalem zogen. Die Bemerkung: „wo Lazarus 408 JoL XII, 1—3. war, welchen Jesus von den Todten aoferwekt hatte^S ^ weder ^ohiie besondere Absicht, doch mit nachdrücklicher Umständlichkeit* (MeyJ) zngesezt, noch in der Absicht, das Gedächtnis dieses Wunders anfoi- frischen (Bngstb.), sondern weist auf den inneren Zasammenhang der im Folgenden erzählten Salbnng Jesn und der Dentnng derselben aof seinen Tod hin {LthdL). V. 2 f. „Sie bereiteten ihm nun ein Mahl daselbst und Martha diente, Lazarus aber war einer Ton denen, die mit ihm zu Tische lagen." Wer das Mahl bereitete, ist nicht gesagt. Dafi es die Betha- nische Familie 11, 1 f. d. h. Lazarus mit seinen Schwestern, in ihrem Hause war, l&Bt sich daraus, daß Martha aufwartete und Lazarus einer der mit Jesu zu Tische Liegenden war, nicht ohne weiteres folgern, sondern eher das Gegenteil. Im eigenen Hause war Martha die Wirtin und wenn auch von der Wirtin oder Hausfrau das Wort &ii)xovei ge- braucht sein könte, um ihren Eifer für die Bewirtung Jesu anzudeuten, wie Luk. 10,40, so fehlt doch jede Andeutung darüber, daß sie sJs Frau des Hauses ihn aufgenommen habe, wie Luk. 10, 40 ausdrücklich bemerkt ist Und die Bemerkung über Lazarus, daß er mit Jesu zu Tische lag, war, wenn das Mahl im Hause seiner Schwester stattfand, ganz überflüssig, da bei dem Mahle über ihn nichts berichtet ist, was zur Erwähnung seiner Anwesenheit veranlassen konte, und es eidi von selbst verstand, daß man den im Hanse der Schwester lebenden Bruder vom Gastmahle nicht ausgeschlossen haben wird. Die Meinung von Lcke. u. Afey, aber, daß durch diese Bemerkung die völlige Wieder^ herstellnng des Lazarus hervorgehoben werden solte, bedarf keiner Widerlegung, da Johannes den Lazarus nicht für scheintodt gehalten und seine Auferweckung aus dem Grabe nicht als Erwachen eines nur Todtkranken aus dem Scheintode dargestelt hat Wenn aber das Mahl nicht im Hanse der Bethanischen Geschwister stattfand, so wird es, wie Matth. u. Mark, berichten, im Hause Simons des Aussätzigen ge- wesen sein, ohne daß man deshalb diesen Simon zum Ehemanne der Martha zu machen braucht Denn es ist doch kein triftiger Grund ab- zusehen, weshalb es nicht in einem den Bethanischen Geschwistern be- freundeten Hause hätte stattfinden, und an demselben diese Geschwister hätten teilnehmen können, wobei Martha sich mit der Bewirtung Jesn zu schaffen machte und Maria ihre Yerehmng und dankbare liebe Jesu duFch Salbung seiner Füße mit kostbarem Nardenöle kundgab. Diese Salbung (v. 3) erwähnen auch Matth. (26, 7) u. Mark. (14, 3), wo ich schon die Werte fAupou vap&oo monxijc Salbe von unverfiüschtem l^ardenöle erklärt, auch die Differenz, daß Matth. u. Mark, die Salbung des Hauptes, Johannes nur die Salbung der Füße erwähnen , durch die Bemerkung ausgeglichen habe, daß Johannes die Begebenheit als be- kant vorausgesezt und die Salbung des Hauptes als bei jeder Salbung vorkommend nicht ausdrücklich angibt, sondern nur die Salbung der Füße und die Trocknung derselben mit ihrem Haare als ein ISeichen überschwänglicher Liebe hervorgehoben hat Aus diesem Grunde gibt er auch das Maß der angewandten Salbe an. Uxpay statt äXdEßaotpov Job. Xn, 3. 4. 449 begrflndet keine sachliche Differenz, da Xixpa, lat Ubra nicht blos ein Gewicht von 12 Unzen, Bondem auch ein Maß Ar Flflfisigkeiten be- zeichnet ,Ein GefilB, welches 12 Unzen Wasser enthält, war die Hbra menguraüs, das metrische Ffhnd f&r Flüssigkeiten. Warscheinlich waren die aldbasiri unguentorum so angefertigt, daB sie gerade eine Hbra mensuralis faßten' (WicheUk. a. a.0. S. 76). Dieses Maß von Narden&l haben Mey. n. Weiß zu viel gefunden und die Angabe so verstehen wollen, daß sie reichlich genug hatte, am davon ihrer liebe genfigen zu können, also nicht mit dem Pfunde, sondern nur von dem- selben Jesum gesalbt habe. Daß dies nicht der Sinn der Worte ist, außerdem mit der Angabe Mrk. 14, 3, daß sie das Gefäß zerbrach, den engen Hals des Flftschchens abbrach und seinen Inhalt ihm auf das Haupt goß, in Widerspruch steht, liegt auf der Hand. Der Liebes* drang des Herzens zeigt sich nicht so sparsam, wie die Aber diese liebeserweisung kflhl reflectirenden Ausll. sich dieselbe vorstellen. Die Abweichungen der drei Berichte erklären sich leicht, sobald man nur den Hergang der Sache sich deutlich macht, ,daß nämlich Jesus zu Tische lag, Maria von hinten an ihn herantritt, das Gefäß Aber dem Haupte zerbricht, das Oel teilweise auf das Haupt und an dem Haupte herabgießt und sich dann mit dem noch flbrigen Oele zu Jesu Fflßen wirft, dieselben salbt und hernach mit ihren Haaren trocknet' {Wichelh. S. 79). Daraus erhellt flbrigens die Verschiedenheit von der Salbung Luk. 7, 36 f , wo das Weib von hinten zu Jesu trat weinend und seine Faße mit Thränen zu netzen begann und sie mit ihren Haaren trock- nete, darauf die Fflße kflßte und mit der Salbe salbte. Bei Luk. ist von Nardensalbe nicht die Rede, hier bei Job. nicht von Benetzung der Faße mit Thränen. DaB aber eine solche Salbung nicht zweimal geschehen sein konte (Keim II J, 228)^ ist ein grundloser Machtspruch. Die Salbung mit gewöhnlichem Oele (2 Chr. 28, 15. Mich. 6, 15. Ezech. 16, 9) war mit der Waschung verbunden und diente zur Stärkung des Leibes und zur Förderung der Geschmeidigkeit der Glieder; dagegen die Salbung mit wolriechendem Oele, vollends gar der Fttße galt nicht nur bei den Juden (Am. 6, 6), sondern auch bei den Römern (Aihe^ naeus All, 70) als Zeichen der Weichlichkeit und Verschwendung (vgl. Wichelh, S. 81 f.). Auch das Auflösen der Haare einer Frau in Gegenwart von Männern hielten die Juden ffir eine Verletzung weib- licher Sittsamkeit (vgl. Num. 5, 18). Aber diese That der Maria ist nicht nach den gewöhnlichen Regeln der Sitte und des Anstandes zu beurteilen, sondern war Aeußerung flberströmender Liebe, die sich über solche Rücksichten hinwegsezt, und wird auch den Tischgenossen, welchen die Person Jesu theuerwert war, nicht zum Anstoße gereicht haben. V. 4—6. Doch verstanden einige der Jflnger diesen Liebeserweis der Maria nicht zu würdigen und äußerten unter sich Unwillen Aber solche Verschwendung der kostbaren Salbe (Mric. 14, 4 f.). Johannes nent Judas Ischariot als den Jflnger, welcher diesen Unwillen kundgab, und bezeichnet ihn als den, der Jesum zu verrathen im Begriff stand. HO Joh. Xn, 4—7. |iiXXo>v auTov icopa&tSovat ist aicht so gemeint, daß «hidaa bereitB den Entschloß des Yerrathes gefaßt hatte, sondern besagt nnr, daß er nach seiner Herzensstellnng dazn geneigt war. — Y.ö. „Wamm ist die Salbe nicht für 300 Denare verkaoft nnd (das Geld) Armen gegeben worden ?^^ irca>xoic ohne Artikel: armen Leuten. Die Summe: 300 Denare, etwa 200 Mark, ist nach ungefthrer Schätzung des Wertes genant Der Evangelist bemerkt v. 6 dazu: „Er sagte dies aber nicht, weil er sich um die Armen kümmerte, sondern weil er ein Dieb war und den Kasten habend die Einlagen trug." xo ikmoooxo^y ist in LXX 2 Chr. 24, 8 Uebersetzung des hebr. lin^ des Kastens oder der Lade, welche Joas vor dem Tempelthore aufstellen ließ, damit das Volk die Beiträge für die Reparatur des Tempels hineinwerfe. Bei den Griechen be- deutete f Xmooox. ursprünglich einen Behälter (Futteral) zum Aufbe- wahren des Flötenmundstücks, dann überhaupt eine Kiste oder Scha- tulle zum Aufbewahren wertvoller Gegenstände, xa ßaXXo|Aeva das was hineingeworfen ward, die Gaben der Freunde und Anhänger Jesu, Luk. 8, 3. Diese Kiste mit den empfangenen Gaben trug Judas Isdi., um die Bedürfnisse Jesu und seiner Jünger davon zu bestreiten und auch Armen Almosen zu reichen, vgl. 13, 29. ißaotaosv nicht: er trog fort d«h. entwendete {Mey., Weiß)\ denn obgleich ßaoxaCsiv in 20, 15 diese Bedeutung durch den Zusammenhang erhält und auch von den Griechen so gebraucht wird, so paßt sie doch nicht zur Gonstruction mit dem accus, obj., da Johannes, trozdom daß er ihn xXiirci)^ neot» nicht sagen konte, daß Judas die ßaXXo(ieva stahl, im Widerspruch mit der Angabe 13, 29, daß er die Kasse fikhrte und das Erforderliche be- sorgte. Den (iccus. xa ßaXXo|ieva aber partitiv zu fassen, daß Judas von den Beiträgen einiges entwendete, ist sprachlich unstatthaft trad die Behauptung, daß bei der AufEiassung: er trug xo fXoM^x. l^^y ganz tautologisch wäre ( Weifi) , unbegründet Die Unredlichkeit des Judas bei der Kassenführung mochte schon früher bemerkt worden sein, ohne daß sie ihm nachgewiesen werden konte, nnd wurde warscheinlidi emi nach dem Yerrathe ganz offenbar, so daß Johannes ihn xXiirn]< nennen konte. So erklärt sich am einfächsten der Umstand, daß Jesus ihm die Kassenführung ließ, nicht um ihm jeden Verwand zum Yerrathe abzuschneiden {Chrys,, Theophyl U.A.), sondern weil man ihn der Dieberei nicht thatsächüch überführen konte, Jesus aber den untrenen Jünger, wenn er auch vermöge seiner übernatürlichen Herzenricentnis seinen Charakter durchschaute, doch weil er ihn dem Willen des Vaters gemäß erwählt hatte, nicht aus der Gemeinschaft seiner Jünger ans- schließen durfte, sondern ihn nur warnen konte, um die bOse Neigung seines Herzens zu überwinden, wenn er auch voraussah, daß jeder weitere Liebesbeweis sein hartes Herz nur mehr verstocken werde. V. 7 f. Das Murren über den Verbrauch der Salbe verwies ihm Jesus mit den Worten: „Laß sie, daß sie es auf den Tag meiner Leiehenbe- stattung aufbewahrt hat Denn die Armen habt ihr allezeit bei eoch, mich aber habt ihr nicht aliezeit^S &f sc aoxTjv 7va cd. (so nach dem JQteaten Texte) erklärt Mey. so: laß sie gewähren, damit sie dieses Oel Joh. Xn, 7—9. 411 (nftmtich den fllr die Salbung znrflckbelialtenen oder nicht verbraachten Teil des Oeles) ftr den Tag meiner Bestattung aufbewahre (nicht ftr die Annen hergebe). Dagegen haben aber sowol Bg.-Cr, u. Lihdt als auch Weiß mit vollem Rechte bemerkt, daB nicht nnr die Beziehung des auTo auf den nicht verbrauchten Teil des Oeles wiUktlrlich, sondern auch die ganze Erklärung contextwidrig sei, da Judas nicht diese Auf- bewahrung sondern den unmittelbaren Verbrauch der Salbe bemftngelt hatte. auTo kann nur auf das zur Salbung verwendete Oel gehen und Ti]petv im Gegensatz zu icpa&i)vai das Aufbewahren zu einem anderen Zwecke, nämlich zum ivTav nicht von der jüdischen Gegnerschaft {Weiß)^ die dahin kam, um Jesum weiter zu beobachten und sich von der wirklichen Wiederbelebung des Lazarus zu überzeugen {Mey,)j sondern wie 11, 19 die nationale Stellung der Kommenden an* deutend, da viele von denselben ja dadurch zum Glauben gelangten (V. 11). — V. 10. Die Hohenpriester, als entschiedene Gegner Jesu, be- riethen darüber, auch den Lazarus zu tödten. ißouXeuoavxo bezeichnet wie 11, 53 nicht einen Beschluß des Synedriums, sondern nur eine Be- rathung der sadduc&isch gesinten Häupter der Hierarchie; doch nicht veranlaßt aus der sadducäischen Abneigung gegen den Glauben an die Auferstehung (Lcke,, de W.\ sondern, wie v.ll deutlich angegeben ist, um den Anlaß zum Abfalle des Volks von ihrer Herschaft ans dem Wege zu räumen, oxi icoXXoC cet weil viele der Juden des Lazaros wegen hingingen (uicr^ov nicht abfielen \Lampe\^ sondern hin nach Bethanien gingen), um sich von dem Wunder seiner Auferwecknng ra überzeugen, wodurch sie zum Glauben an Jesum kamen. V. 12 f. Am folgenden Tage zog eine Menge Volks, die zum Feste gekommen war, auf die Kunde, daß Jesus nach Jerusalem komme, ans mit AXIlL al, vorzuziehen, da lezteres wol nur aus den Parallelen herein* fekommen ist. Das Xi-roviec hat Tisch. 8 nach BLTäX getilgt, obwol es urch vtiADKQÄ al. stark bezeug ist, dagegen xai vor 6 ßasiXeu; ans K*i? LQ aufgenommen. — In v. 15 ist ^jaiep wol nur aus Zach. 9, 9 LXX in v^EGffal, u. Kec. hereingekommen, und nach AB*DKLal. &o-faT7;p vorzu- ziehen. — V. 16. Das U hinter toüt« (Eec.) fehlt in V^LQ al, — In v. 17 hat Tisch. 8 oti nach J>E*KLJl a. b. c. u. andern Verss. mit Recht der durch kABG u. die meisten Majusk. bezeugten Rec. Stb vorgezogen. — In v. IB ist der Plnr. ^xouoav statt des Sing. (Kec) durch \kABDKLM al entscbeidend bezeugt JoL XII, 12. 13. 413 der Stadt hinaus, mit Palmzweigen ihm entgegen, nm ihn feierlich anter Hosiannamfen zu empfangen und in die Stadt einzuholen. Den Anlaß hierzu gab laut v. 18 die Auferweckung des Lazarus, rg iicau« piov ist nicht auf die Zeitbestimmung v. 1 zurflckzubeziehen {Mey,, Weiß u. A.); denn zwischen der Ankunft Jesu in Bethanien (v. 1) und dem Einzüge in Jerusalem liegen verschiedene Vorgänge: das Gastmahl, der Besuch vieler Juden aus Jerusalem und deren Rflkkehr mit der Nachricht von Jesu Kommen nach Jerusalem, die sich nicht in die kurze Zeit vom Nachmittag bis zum anderen Vormittag zusammen- drängen lassen. Jesu Ankunft in Bethanien aber auf den Freitag Vor- mittag zu verlegen (Ehr,) ist ganz unwarscheinlich, da der Reisezug von dem in gerader Bichtung gemessen 3 geogr. Meilen vom Oelberg entfernten Jericho herkam und mindestens 6 Reisestunden bis nach Bethanien zurückzulegen hatte, also erst am Nachmittage in Jerusalem eintreffen konte, um dort die Nachricht von Jesu Ankunift in Bethanien zu verbreiten, so daB viele Juden aus Jerusalem noch an demselben Tage nach dem \ Stunden entfernten Bethanien hinausgeben, Jesum und Lazarus besuchen und vor Anbruch des Sabbats wieder zurfickkehren konten, um Jesu Einzug am folgenden Tago zu melden. Ob aber das Mahl in Bethanien noch am Freitage nachmittags, falls Jesus zeitig angekommen war, oder erst am folgenden Sabbate stattfand, läßt sich nicht sicher bestimmen. Doch ist die leztere Annahme warscheinlicher als die erste. Denn ein fieiicvov werden wir nicht so spät ansetzen dürfen, daß es bis in den mit Sonnenuntergang beginnenden Sabbat hineinreichte, dagegen unbedenklich annehmen können, daß es am Sabbate nach Mittag gehalten wurde, indem die Speisen dazu Tags vorher bereitet waren, da am Sabbate das Kochen verboten war. — Von dem Gastmahle ab ist rg iicaupiov zu bestimmen, also der Tag nach dem Mahle und nach dem Sabbate, d. i. der Sonntag, an welchem Jesus seinen festlichen Einzug in Jerusalem hielt, wonach die Kirche mit Recht den Sontag Pahnarum feiert. Ob aber am Vormittage oder am Nachmittage, steht dahin; Mrk. 11, 11 ist fllr den Nachmittag nicht entscheidend. Auch der Umstand, daß am 10. Nisan das Paschalamm ausgesondert werden solte, ist f&r den Sontag als Tag des Einzugs Jesu nicht maßgebend, da Jesu Opfertod nicht am 14ten sondern am 15ten Nisan erfolgte. — V. 13. Sie nehmen xa ßota tS)v (poiv(xcov die Zweige der Palmen, die am Wege standen und damals bei Jerusalem wol zahlreich sich vorfanden, jezt aber verschwunden sind. Palmzwelge sind nicht Sinnbilder der Freude, wie man aus dem Tragen von Palm- zweigen beim Laubhflttenfeste (Lev. 23, 40) und beim Einzüge des Makkabäers Simon in die wiedergewonnene Burg von Jerusalem (1 Mkk. 13, 51. 2 Mkk. 10, 7) ohne zureichenden Grund geschlossen hat, son- dern Sinnbilder unversiegbarer Lebenswille oder unvergänglichen Heils. ^ 1) ,E8 gibt — wie Delitzsch zu Ps. 92, 7 bemerkt — keine anmutigere und majestäUBchere Encheinimg als die Palme in der Oase, diese Füntin imter den Bäumen der Ebene mit ihrem stolz emporgehobenen Blätterdiadem, ihrer weit zur Ferne ausblickenden und der Sonne frei ins Antlitz schauen- 414 Joh. XU, 13. Was aie mit den Palmzweigen in den HlUiden andeateten, sprachen sie ans in dem Znrnfe: o>oawa = kj :s^^n ^fSchaffe Heill Gesegnet sei der da komt im Namen des Herrn!'' der aus dem warscheinlich zur Einweihung des zweiten Tempels gedichteten Psalm 118, 25 u. 26 ^e* nommen ist, und mit dem die Entgegenkommenden Jesum als den er- warteten Messias hegrüBten, wie der Zusatz o ßaoiXsuc xoS 'lopaijA. zeigt Diese Art der Begrüßung Jesu erkl&rt sich nicht nur aus Ps. 118, 25 f., als Bestandteil des am Pascha gesungenen Hallel, sondern entspricht auch dem Contexte des Psalmes viel mehr als jene rabbi* nische Sitte des Laubhflttenfestes, aus der sie viele AuslL erkUreo. Denn diese Verse sind der Strophe des Psalms entnommen, mit welcher der zum Tempel kommende Festzug von den Priestern begrfl&t wurde. Mit dem Entgegentragen von Fäalmzweigen begrttfiten sie Jesum als den erwarteten Heilsbringer.^ den Stellung, ihrem unsterblichen Grfin und in ihrer immerfort aus der Wurzel sich yerjttneenden Triebkraft — ein Bild des Lebens inmitten der Welt des Todes/ Damit vgl was Bahr (der Salomon. Tempel & 120) ftber den Schmuck der inneren Tempelwande mit Palmen bemerkt: ,die ralme ist für den Orientalen der Baum xax i^o^Tjv, weil sich in ihr alles vereinigt, was ein Baum nur sein und haben kann. Keiner hat einen so schönen, schlanken, majestätischen Wuchs (Hohesl. 7, 8. Sir. 24, 18) und eneicht etne so bedeutende Höhe (bis 180 Fuß); keiner wird so alt (bis 200 Jahn); er ist viel* und yoUbelaubt, so daß er, was im Morgenlande so viel wert iat, reichen Schatten bietet; — niemals yerliert die Palme ihre Mschen, schönen und ^oßen Blätter, sondern nunt beständig (Ps. 92, 13); daher man sich der Palmzweige als Zeichen äea Heils, der Freude, des Friedens nach er* langtem Siege (Apok. 7, 9. 1 Mkk. 13, 51. 2 Mkk. 7, 10) bediente.« Aber weder derTalmenschmuck im Tempel noch die Palmzweiee in 1 Mkk. 13, 51 bUdetea Freude ab. Bei der Laubhüttenfeier aber sind Palmzweige nur zwischen der Frucht von Zierbäumen und den Aesten von dickbelaubten Bäumen und Bach- weiden genant (Ley. 23, 40), so daß sie auch da nicht speciell als Sinabfld der Freude in Betracht kommen. Und in Anok. 7, 9 sind die Palmsweige, welche die ungezählten Scharen aus allen Völkem vor dem Stuhle des Lam- mes in den Händen tragen , ebensowenig Sinnbild der Freude, als die weißen Kleider, mit denen sie angetiun sind. Denn diese Kleider haben de im Blute des Lammes gewaschen, und sie bringen Lob und Preis dar dem, der auf dem Throne sizt, Tag und Nacht di^, daß sie Ton dem Lamme sn den Brunnen des Lebenswassers geleitet sind und geweidet werden« d. h. daf&r, daß sie zur Seligkeit des ewigen Lebens gekommen sind. 1) Ps. 118 gehört zu dem Psalmencyclus Ps. 113—118, welcher das ßaUa hieß und in der Nacht vom 14. zum 15. Nisan bei der Paschafeier, halb Tor halb nach dem Mahle, gesungen wurde. Da aber das Tragen yon Palm* zweigen und das Abdngen von Lobliedern nach 2 Mkk. 10, 7 eine Sitte der Laubhttttenfeier war, nach welcher die Wiedereinweihung des durch Antiochus Epiph. entheiligten Tempels gefeiert wurde, und man nach talmudischer üeberlieferunff am Laubhüttenfeste täglich einmal und am 7. Tage 7 mal den Altar mit Palmzweigen und dem Hosiannaruf Ps. 118, 25 in feierlicher Procession umging, so ist von de W., Mai., DeUtzseh (über den Hoeiamianif, in der Luther. Ztschr. 1855 S. 653 ff.), ffngstb., Ithdt. auch das Entgegen- kommen des Volks mit Palmzweigen und dem Hosiannaruf beim Emsuge Jesu in Jerusalem aus dieser Sitte des Laubenfestes erklärt worden. Aber diese Combination, die ich auch im Gomm. zu Mtth. 21, 8 acoeptirt habe, erseheint doch sehr zweifelhaft Denn mit Palmenzweigen und Lobgesängea Joh. XII, U^n. 415 V. 14 — 16. ,^6Bn8 aber, da er ein Eselein gefanden, sezte doh darauf, wie geschrieben steht: Fürchte dich nicht, Tochter Zioni Siehe dein König komt sitzend auf einem Eselsf&Uen'^ euptbv ivaptov schlieBt die Umstände, unter welchen Jesus nach Mtth. 21, 2 ff. u. den ParalL das fiselsfüllen erlangte, nicht aus, sondern hebt nur die göttliche Ftlgung hervor (ßrckn., Weiß). Daß Jesus auf einen EselsfäUen in Jerusalem einzuziehen beabsichtigte, um sich der WeiBagung 2^h. 9, 9 gemäB als messianischer König darzustellen, hat auch Matth. in v. 4 angegeben und die WeiBagung genau nach dem Orundtexte angeführt. Johannes hebt nur die Hauptmomente heraus und hat fttr *iks *«V«ä x^H^ o^oSpa bei Zach. |j.iq v ovöfptov als bekant vorausgesezte Erlangung des Eseleins. In V. 17 f. erklärt der Evangelist, wodurch die Volksmenge bewogen wurde, Jesu von Jerusalem her entgegenzukommen und ihn jubelnd als den erwarteten König Israels in die Stadt zu geleiten, nämlich dadurch, daS sie von dem ihn von Bethanien her begleitenden Volke das Wun- der der Auferweckung des Lazarus erfahren hatte. Dies berichtet Johannes nach der parataktischen Weise der hebräischen Erzählung so, daB er in v. 17 zuerst erwähnt: das Volk das bei ihm war, d. h. und Psalmen und Saiienspiel zog auch der Makkabaer Simon mit den Sei- nigen in den gereinigten Tempel ein, und dieser £inzag steht mit dem Um- gänge um den Altar bei der Lanbhüttenfeier ebensowenig in innerem Zn- sammenhange, als die von Johannes berichtete Begrüftung Jesu vonseiten der ihm entgegeukommenden Volksmenge. 416 Job. XU, 17—19. ^felches ihn von Bethanien her begleitete, gab Zeugnis, daB^ er den Lazarus aus dem Grabe gerufen hatte; sodann v. 18: daB deshalb auch die Volksmenge Jesu entgegenkam, weil sie gehört hatte, dafi er dies Zeichen gethan. Es ist demnach von einem zweifachen Sx^oc ^^ Rede: erstlich von dem, welcher bei ihm war von Bethanien her mit ihm kom- mend. Dies sind die Juden welche nach Bethanien gegangen waren, um sich von dem Wunder der Auferweckung des Lazarus zu Aber- zeugen, und die dadurch zum Glauben gekommen waren (v. 9), nnd infolge dessen bei befreundeten Einwohnern Bethaniens oder den dort eingekehrten Fostpilgern geblieben waren, um Jesum nach Jeru- salem zu begleiten. Zweitens der S^^o^ v. 18, der ihm von Jerusalem her entgegengezogen war. So richtig Lihdt, gegen Hngstb. — Dieser Begeisterung der Volksmenge stelt dann v. 19 Johannes gegenfiber den Aerger Ober diese ViTamehmung. Die Pharisäer sagten zu einander: Ihr sehet*s mit Augen, daB ihr nichts ntttzet — mit eurem zuwartendoi Verfahren, mit dem Erlaß von Befehlen ihn zu verhaften (11, 57); dem dieser Triumphzug Jesu Hohn zu sprechen schien. Darin lag die Auf- forderung, den Rath des Eiü^P^^ (H? ^0) je eher desto lieber auszn- fahren. „Siehe die Welt geht ihm nach." 6 xoo(jloc hyperbolischer Aus- druck für die große Masse des Jesu anhangenden Volkes. In der Ver- bindung des air^Xdev mit oirioco auxou liegt die Andeutung, daB das Volk von ihrer hierarchischen Gewalt abfält und zu Jesu flbergeht. Diese Rede enthalt, ähnlich dem Rathe des Ksgaphas, eine unbewußte WeiBagung. Inscii prophetant, haben schon Lampe u. Beng. bemerkt. Der Todesweg Jesu führte zu seiner Auferstehung und Verklarung, wo- durch er die Welt, die Gläubigen nicht blos aus den Juden sondern auch aus der Heidenwelt zu sich zog. Der Tod und die Auferstehnng Christi bilden das Fundament der apostolischen Verkandigung des Evangeliums, durch welches die Völker der Erde zu Christo bekehrt wurden. Ausgehend von der unbegründeten Vorstellung, daß die Verfasser d«r einzelnen Evangelien alles was sie über Jesu Leben und Wirken vemommeD, berichten weiten, haben die neueren Kritiker den johanneischen Bericht Ober Jesu feierlichen Einzug in Jerusalem für unvereinbar mit den synoptischen Berichten über dieses Factum erklart. Hiemach haben Pauius, Schkier- macher (üb. d. Schriften des Lnk. S. 243 ff. Leben Jesu S. 407) einen awai- maligen Einzug statuirt, Weisse und Renan gar von häufigen Wiederho- lungen desselben gefabelt. Da jedoch durch eine Wiederholung die ganae Bedeutung dieses Ereignisses aufgehoben würde, so haben die meLsten Kri- tiker nur eine solche Feierlichkeit angenommen und die Differenzen danuu erklärt, daß entweder die synoptischen Erzählungen auf ungenauer Ueber- lieferung beruhten, oder daß die johanneische Darstellung ungescfaiehtlicli sei Nach Baur (a. a. 0. S. 319), Hilgf, u. Keim soll der synoptische Bericht den Einzug von Jesu selbst oder von seinen Jüngern und Anhängern, der 1) Nach der richtigen Lesart oxi, während Luther nach der Rec oxs übersezt hat: ,das Volk das bei ihm war, da er den Lazams aus dem Grabe rief/ Joh. XII, 19. 20. 417 johanneische denselben nur von den jerosalemischen Festgästen Busgefaen lassen. Weil dem yierten Erangellsten -~ sagt Keim (III, 78) — ,die Idee eines jüdischen Messias warhaft antipathisch war*, hat er das messianische Demonstriren den Festgasten Jemsalems Übertragen, während nach den älte- ren Evangelien die Begeisterong der Jernsalemiten samt den Festgästen gar »nicht existirty indem sie beschreiben, daG die Verwunderung der Jerusalemiten gegen den Jubel der Begleiter grell abgestochen habe, Mtth. 21, 10. ll.< Allein von greU abstechender Verwunderung der Jerusalemiten ist in den angeführten Versen nichts zu lesen ; denn es ist da nur berichtet, daG durch den Einzug die ganze Stadt erregt wurde (iosia&Y]) und fragte, wer der Einziehende sei, worauf die Volksscharen antworteten: Er sei Jesus, der Prophet Ton Nazaret. Ein Widerspruch gegen den johanneischen Bericht, demzufolge viele Juden aus Jerusalem Jesu entgegenzogen, läßt sich nur dadurch erzielen, daG man einerseits den populärhyperbolischen Ausdruck rAoa ii x6Xi<; eosto&r; so preGt, als seien alle Einwohner Jerusalems bis auf den lezten gemeint, andrerseits aber 6 iüX^Totoc oyXo^ und o'. oyXoi oi irpod- |ovTec xal os dxoXou&otJvxec (Mtth. 21, 11 f.) nar von den Jüngern und gali- lüschen Anhängern, die Jesu von Jericho aus begleiteten, erklärt, mit Aus- schluß nicht nur aller Jerusalemiten, sondern auch der galiläischen Fest- besncher, die vor Jesu nach Jerusalem gekommen waren und ihm von dort her entgegengingen. Femer verhält Jesus auch nach der johanneischen Dar- steUung sich nicht blos passiv, sich gefallen lassend, was man ihn that (£ico(7;aav auxu) V. 16), sondern er sezt sich auf das Eselein, um die messia- nische Weifiagung zu erfüllen (vgl. Ixot^tosv v. 14), und hat dieses Beitthier nicht zufallig gefunden, sondern offenbar sich verschaft, was supwv sprach- lieh bedeuten kann (vgl. Passow, Hdwb. s, v.). Er hat nach der ganzen An- lage des 4. Evangeliums die Entscheidung selbst augenscheinlich herbeige- führt, was auch Keim III, 65. 80. 83 f. anerkent; und zieht, wie nach der synoptischen Belation, nach Jerusalem, um dort sich als Messias zu manife- stiren und durch Leiden, Tod und Auferstehung sein Werk zu vollenden. — So lösen sich die Differenzen in Harmonie auf, falls man nur erwägt, daD jeder Evangelist aus der reichen Fülle der evangelischen Thatsachen nur das für den besonderen Zweck und Plan seiner Schrift ihm als wichtig Erschei- nende mitgeteilt hat, ahK> die Nichterwähnung dieses oder jenes Ereignisses nicht für ein Nichtwissen desselben ausgibt und aus der Nichterwähnung der Auferweckung des Lazarus in den drei ersten Evangelien die Erdichtung dieses Wunden im vierten Evangelium folgert, oder auch nur die Bedeutung desselben so überschäzt, daB man daraus allein oder hauptsächlich die Be- geisterung der Volksmenge für Jesum ableitet und ihm (mit Weiß zu Mey.^^ Comm. S. 471) die Wirkung zuschreibt, ,die längst aufgegebenen Hoffnungen des Volks neu zu beleben' und ,diesen bei den Synoptikern unerklärt bleiben- den Umschwung der Volksmeinung' zu motiviren. V. 20 — 36. AbBOhlusB des öffentliohen Wirkens Jesu. ^ — 1) V. 22. Statt der Bec xai icaXiv 'Av8p. hat Tisch, 8 nach ABL al ipT^ctai *AvSp. aufgenommen, da die Bec. offenbar Beseitigung des monotonen und Überflüssig scheinenden Spyexai ist. — In v. 23 hat derselbe axoxpivexat Kell, Comment snm Erang. Joh. 27 418 Job. XU, 20. 21. y. 20 f. Einige Griechen von denen, welche nach Jerusalem za kommen pflegten, nm im Tempel anzubeten, wünschten Jesom zu sehen, und wandten sich mit dieser Bitte an Philippns, welcher die Sache mit An- dreas besprach, worauf beide sie Jesu vortrugen. Der Tag an welchem dies geschah ist nicht angegeben. Der Evangelist schließt diesen Vor- gang an den Einzug in Jerusalem an, weil Jesus in seiner Antwort seme Verklärung durch den Tod als nun gekommen ankündigt und von der Frucht redet, welche aus seinem Tode fAr die Ausbreitung des Reiches Gottes auch unter den Heiden erwachsen werde (v. 23 f.). Die Phari- säer beabsichtigten dem Wirken Jesu durch seine Tödtung ein Ende zu machen (v. 19), Jesus aber erklärt seinen Tod für notwendig zur Aus- breitung seines Werkes in der ganzen Welt (v. 24. 32). In diesem Ge- dankenzusammenhange liegt der Grund für die Mitteilung dieses Vor- gangs und seiner Anreihung an den messianischen Einzug Jesa in Jerusalem, welcher den Pharisäern und Hohenpriestern zum AnlaB diente, die Ausführung des längst gehegten Mordplanes nicht länger aufzuschieben. — Nach dem Vorgänge von Hofm. haben Lichiensl, 8.386, Lihdt, Hngsib, u. v. A. diesen Vorfall auf den Abend des Dienstags als den Schluß der Wirksamkeit Jesu unter dem Volke ge- sezt Allein für die Annahme, daß Jesus schon am Dienstage den Tempel für immer verlassen (v. 36) und Mittwoch mit seinen Jüngern in stiller Zurückgezogenheit verbracht habe {LichtensL S.37 f., vgL aaeh m. Comm. zu Mtth. S. 506), liefert die Angabe Mtth. 26, 1 u. 2, daß Jesus nach Beendigung aller Reden zu seinen Jüngern sprach: ^Ihr wisset, daß nach zwei Tagen das Pascha komt und der Menschenaohn überantwortet wird, gekreuzigt zu werden', keinen stichhaltigen Gnmd, weil nicht klar ist, ob der Abend des 14. Nisan, an welchem das Pascha- mahl gehalten wurde, noch zum 14ten (d. i. in jenem Jahre Donnerstag) oder, nach althebräischer Zählung der Tage von Sonnenuntergang an, zum 15ten (Freitag) als dem ersten Festtage gerechnet ist, wofür das icapa&i&oxai de xö axaupoi&'^vai zu sprechen scheint. Zur Kregiignng aber wurde Jesus nicht am Donnerstage, sondern am Freitagmorg«n überantwortet. Seine Kreuzigung am Pascha konte also Jesus aach am Mitwoch nachmittags den Jtlngem als nach zwei Tagen bevorateh^id ankündigen. Die ^EXXYjve^ sind nicht griechische Juden, Hellenisten {Cahv., Bg.-Cr,, Efv,)^ sondern Griechen von Geburt oder Heiden, wie 7, 3S, nach \^BLX dem diuExptvato der Bee. vorgezoffen. — In v. 26 ist ehroXXoei in v^BL mit Tisch. 8 statt dxoXsosi der Reo. zu lesen, da die Bec. wol nur nach dem Futur im parallelen Gliede conformirt ist. — In v. 26 ist xai (Reo.) vor dem zweiten iäv wol nur Yerbindungszusatz. — V. 29. Das xai vor dxoooa^ fehlt in k/) 1. 69 u. ist von Tisch. 8 gestrichen worden, findet sich aber in ABLXTind ist vielleicht nur weggelassen, weil die Coordination der gramma- tisch und sachlich verschiedenen rarticipia anstöi^ig erschien. — In v. 34 bat Tisch. 8 ouv hinter dxExpi&r; aus vtBZÄ aufgenommen. — In v. 35 ist sv tm.tv durch yt.BDKLMX al. gewichtiger bezeugt als die Bec. {&£0>^ Oficuv durch AEF GUS al. ; ebenso in v. 86 w; nach \^ in XFA o/. , die offenbar Erleichterung ist Jok XU, 21. 419 aber zu den Pro8el3rteii gehörend, welche nach Jerusalem zu kommen pflegten^ um im Tempel anzubeten, sog. Proselyten des Thores, die sich zu den Grottesdiensten der Israeliten im Tempel und in den Synagogen hielten, ohne durch die Beschneidung in die Volksgemeinschaft Israels aufgenommen zu sein. Den Besuch des Tempels, um dem Gotte Israels Opfer darzubringen, hat schon Salomo in dem Weihgebete 1 Eon. 8, 41 f. als eintretend vorausgesezt Zu Christi Zeiten war die Zahl solcher frommer Heiden so beträchtlich, daB sie öfter in der Apostelgesch. unter dem Namen aeßo^iievoi oder foßoufxevoi xov deov erwähnt werden. Vgl. Act. 10, 2. 13, 43. 50. 16, 14. 17, 4. 17 u. m. bibl. Archäol. §. 65. Dafi diese gottesfflrchtigen Griechen mit ihrem Anliegen sich an einen Jünger Jesu wenden, geschah aus Ehrfurcht vor Jesu, von dessen wun- derbarem Wirken sie Kunde erhalten hatten. DaB sie dasselbe aber dem Philippus vortragen, kann den zuflUligen Grund haben, daß sie diesen Jünger zunächst trafen. Warscheinlich aber war er gerade ihnen bekant Dies läßt sich aus der Bezeichnung desselben: ,dor von Bethsaida Galiläa's' schlieBen. Wir haben nämlich keinen triftigen Grand, diese Hellenen als aus Griechenland gekommen zu denken. Sie können auch aus einer der vielen von Griechen bevölkerten Städte Galiläa*s gewesen sein und von ihrer Heimat her den Philippus, dessen griechischer Name auf Verkehr mit Griechen schlieBen läßt, gekaut haben. Philippus hegte Bedenken, ihre Bitte ohne weiteres vor Jesum zu bringen und besprach sich darüber mit Andreas, und dann gingen beide zu Jesu, um ihm die Sache vorzulegen. Die Bedenklichkeit dos Philippus mag zum Teil ihren Grund in der bedächtigen Natur dieses Jüngers gehabt haben {Mey,, Ebr., LthdL, Goä,)\ aber der Hauptgrund lag wol in dem Verlangen der Griechen. Zwar sagten diese nur: „wir wollen Jesum sehen (l&eiv)". Aber l&eiv läßt sich nicht (mit M^eig) unter Berufung auf Luk. 19, 3 nur auf ein Sehen der äufieron Gestalt und Person Jesu aus Neugierde beziehen. Auch den kleinen Zachäus (Luk. 19) trieb nicht Neugierde nach dem Anblicke der Gestalt Jesu auf den Baum, um den von einer Volksmenge umgeben durch Jericho ziehenden Mann zu sehen, sondern das Verlangen ihn kennen zu lernen. Das ISeTv der Hellenen war anspruchsloser Ausdruck ihres Verlangens, zu Jesu geführt zu werden, um in persönliche Gemein- schaft mit ihm zu kommen. Auch die Anrede des Philippus mit xupie zeigt Ehrerbietung, die sie dem so bewunderten Manne in seinen Die- nern zollen. — Dieses Verlangen der Hellenen erschien dem Phi- lippus bedenklich. Jesus hatte zwar dem heidnischen Hauptmanne zu Capemaum die durch Vermittlung der jüdischen Aeltesten an ihn ge- brachte Bitte, seinen todtkranken Diener zu heilen, erftüt; aber nur weil derselbe einen Glauben zeigte, wie ihn Jesus in Israel nicht ge- funden, Mtth. 8, 5 — 10. Luk. 7, 2 — 9. Er hatte auch die Tochter des cananäischen Weibes gesund gemacht, aber dem Weibe auch gesagt: Ich bin nicht gesandt als nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel, Mtth. 16, 24. Er hatte anfierdem den Jüngern bei ihrer ersten Aussendung geboten, nicht auf der Heiden Straße zu gehen und nicht 27* 420 Joh. XII, 22—24. in eine Stadt der Samariter einzutreten (Mtth. 10, 6), und hatte noch knrz vorher die Bemfong der Heiden von seinem Yersöhnungstode ab- hängig gemacht (Joh. 10, 10) und damit indirect erklArt, daß his dahin die Scheidewand fortbestehe, welche ihn mit seinem Volke von den Heiden trenne. Daraus erklärt sich das Bedenken des Fhilippus nnd der Umstand, daß er die Sache mit Andreas besprach. Dieser, der nach Mrk. 13, 3. 3, 18 u. Act. 1, 13 zu dem engeren Kreise der Jttnger gehörte, hatte den Mut, in Rttcksicht darauf, daß Jesus doch in einzel- nen Fällen Heiden seine Hilfe nicht versagt hatte, die Bitte der Hel- lenen gemeinschaftlich mit Fhilippus vor Jesum zu bringen. y. 23 f. Jesus antwortete ihnen (aoxoii; den beiden Jflngem): „Ge- kommen ist die Stunde, daß der Menschensohn verklärt werde. War- lich, warlich ich sage euch, wenn nicht das Weizenkom in die Elrde fi< und erstirbt, bleibt es für sich allein; wenn es aber erstirbt bringt es viele Frucht.'* Ob Jesus den Hellenen ihre Bitte gewährt [ThoL, Bg.-Cr, u. Aeltere), oder versagt hat {Lampe, Hngstb., God.\ ist nicht berichtet. Es kam dem Evangelisten nur auf die Rede an, zu welcher diese Bitte Jesu Anlaß gab, sich über die Bedeutung seines beTor^ stehenden Todes auszusprechen. Die ganze Rede v. 23 — 28 ist an die Jünger gerichtet und außer diesen nur der ox^oc ftls zuhörend erwfthnt, vgl. V. 29 u. 34. Ob aber die Hellenen so nahe standen, daß sie Jesu Worte auch hören konten, bleibt fraglich. Mit Mey, anzunehmen, daB Jesus die Bitte nachher habe gewähren wollen, aber durch die Stimme vom Himmel (v. 28) davon abgebracht worden sei, ist ganz willkllr- lich. — Das Begehren der Heiden ihn zu sehen, ist fdr Jesum ein Zeichen, daß die Stunde der Verklärung des Menschensohnes gekom- men ist. Die Verklärung erfolgte durch den Tod zur Auferstehung in Herrlichkeit. Vgl. wegen &oiaa9^ zu 7, 39 u. 17, 5. Der Tod ist für Jesum die Bedingung für den Eintritt in den Stand der Herrlichkeit, nicht blos insofern als dem Tode die Auferstehung in verklärtem Leibe folgen und dadurch seine Leiblichkeit zum unbedingten Organe seines universellen Berufis gewandelt werden soll {LthdU). Denn dieser Ge- danke liegt nicht in dem Gleichnisse v. 24, durch welches Jesus die Notwendigkeit seines Todes flir die Ausbreitung seines Reichs aber Israel hinaus in der Heidenwelt veranschaulicht. In dem Ausspruche, daß das Weizenkom, wenn es nicht durch Aussäen in die Erde er- stirbt, für sich allein (aoxoi; (aovo^) bleibt, soll das |iOVoc piivet weder den Gedanken veranschaulichen, daß durch die Hingebung an das All- gemeine das individuelle Leben sich zur fruchtbaren Wirksamkeit er- weitert {de fr.), noch ,die Notwendigkeit des Todesprozesses, sofern er das auf sich selbst beschränkte Leben und seine in sich beschlossene Lebensmacht zur Entfaltung und so zur Mitteilung und Anregung bringt' {LihdL)^ erläutern. Bei der Deutung de W.^s ist aico9a>nB ganz unbiblisch in ein Hingeben an das Allgemeine nmgesezt, nnd der Er- klärung Z/.*8 steht entgegen, daß Jesu Wirksamkeit im irdischen Lei- besleben nicht auf sich selbst beschränkt, sondern der Erlösung der Menschheit vom Tode gewidmet war und sich bereits als Lebensmacht Job. XII, 24—27. 421 erwiesen bat, nicht nnr durch die Anferwecknng einzelner Todter, son- dern durch Erzeugung eines Lebens in den an ihn glaubenden Jüngern, welches mit dem irdischen Tode nicht erstirbt, sondern in die Seligkeit unvergänglichen Lebens hinttbergebt. Während das Weizenkom, wenn es nicht durch Säen in die Erde aus der Verwesung einen Keim neuen Lebens hervortreibt, keine Frucht bringt, hat Jesus bereits im irdi- schen Leben viel Frucht gebracht. Durch das Gleichnis vom Weizen- kom hat Jesus also nur die Notwendigkeit des Sterbens fEkr die Ent- wicklung eines neuen Lebens veranschaulichen, aber keinen Aufschluß über die im göttlichen Heilsplane begründete Bedeutung der Notwen- digkeit seines Todes für die Vollendung der Erlösung der Menschheit geben wollen, nicht blos weil hierfür das Naturleben kein Analogen bietet, sondern auch, weil er sich darüber schon früher erklärt hatte, andeutend in 10, 11. 15 f., bestimter in Mtth. 20, 28 u. Mrk. 10, 45, und in dieser Schlußrede durch den Hinweis auf die Frucht, die aus seinem Tode erwachsen werde, nur seine Jünger im Glauben für die Zeit seines Todesleidens stärken und, wie das Folgende zeigt, sie zu- gleich auf die Notwendigkeit der Hingabe des Lebens in seiner Nach- folge hinweisen weite. Diese Absicht erhellt aus v. 25 u. 26 : „Wer seine Seele lieb hat, wird sie verlieren, und wer seine Seele haßt in dieser Welt, wird sie für das ewige Leben bewahren. Wenn jemand mir dienet, so folge er mir nach, und wo ich bin, dort soll auch mein Diener sein; wenn jemand mir dienet, so wird ihn mein Vater ehren*'. Den Spruch v. 25 hat Jesus seinen Jüngern schon in der apostolischen Instruction Mtth. 10, 39 und in Luk. 17, 33 in etwas anderer Form an's Herz gelegt. ij ^o^ri die Seele ist genant als Trägerin des Lebens. p.iaeiv das Gegen- teil von (piXeiv drükt die selbstlose Hingabe des Lebens aus. — Wer Jesu dient soll ihm auch nachfolgen, nämlich auf dem Wege, den er jezt gehen wird, auf dem Wege des Todes zur Verklärung, und soll in dieser Nachfolge auch zum Ziele des Wegs, wo Jesus hingeht, gelangen. In 01C0U elp-l i^o) vergegenwärtigt Jesus seine bevorstehende Verklä- rung als bereits eingetreten. Christus nimt seine Diener auf in die himmlischen Wohnungen, wohin er ihnen vorangegangen ist die Stätte zu bereiten 14, 2. 3. — Zur Verstärkung dieser Verheißung fügt Jesus hinzu, daß auch der Vater seine Diener ehren wird, weil sie durch die Nachfolge Jesu auf dem Todeswege den Sohn geehrt haben. V. 27 u. 28*. Das Fruchtbringen ist aber durch den Tod bedingt. Im Vorgefühle des nahen Todes spricht Jesus v. 27 f.: „Jezt ist meine Seele erschüttert, und was soll ich sagen? Vater rette mich aus dieser Stande? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater ver- herrliche deinen Namen !*' Angesichts des Todes bebt seine Seele vor den Schrecken des Todes, r^ ^uxt] als der Sitz der natürlichen Empfin- dungen ist genant; nicht to icveS|ia, von dem 13,21 itapa^^T) ausgesagt ist, als die das Seelenleben bestimmende geistige Macht, während ^eifi ans diesem Wechsel den wunderlichen Schluß gezogen, daß ,das itvEup.a im Menschen zur Seele wird.* — Der plötzliche Uobergang von der Aus- 422 Joh. XII, 27. sieht in die herrliche Znknnft, welche durch die Hellenen in Jesa Seele wachgemfen worden, in die tiefe ErschOttemng seiner Seele, die er hier aasspricht, hat etwas so Ueherraschendes, dafi wir ihn nicht für möglich halten würden, wenn er nicht berichtet wäre. Wie konte die Yergegen- wärtignng des Todes eine so tiefe Erschütterung auf seine Seele aosüheD, da er wußte, daß er durch den Tod zur Verklärung gelangen und dann viel Frucht schaffen werde? War es blos die menschliche, wider das Leiden und den Tod als das Schwerste, das er noch überstehen aoll, sich natürlich sträubende Empfindung, deren Mangel die sittliche GrOBe und den Wert seiner Aufopferung herabsetzen würde {Weiß nach Domer) ^ so würde Jesus tiefer stehen als seine Märtyrer, als z. B. ein Ignadus, der im Angesichte des Todes schrieb: ,Herrlich ist*s unter- zugehen der Welt zu Gott hin, damit ich aufgehe zu seiner Aufer- stehung u. 8. w/ (s. Bhffstb,). Auch daraus läßt sich das Erschrecken von dem Tode, das Jesum überkomt, nicht erklären, daß ,der Tod das Widergöttliche, die Nichtgemeinschaft Gottes, Machtäußerung und Be- reich des Satans ist', er aber der Sohn Gottes (Lthdt.), Denn war er der Sohn Gottes, so konte auch der Tod als das Widergöttliche u. s. w. seine Seele nicht so erschüttern, daß er nicht wußte, was er sagen solte, da er ja als Sohn Gottes wußte, daß der Tod, den er nach dem Willen des Vaters erleiden werde, ihm die Gemeinschaft Gottes nicht entziehen könne. — Der Stachel des Todes ist die Sünde, die als widergöttlich den Zorn Gottes erregt und die Seele mit Grauen vor dem Tode als dem Solde der Sünde erfült. Je mehr der Mensch durch Gottes Gnade von der Sünde frei wird, desto mehr schwindet das Grauen vor dem Tode, weil er durch ihn zu Gott gelangt. Wer im Glauben an seine Versöhnung mit Gott durch Christum die Macht der Sünde überwunden hat, fQr den hat der Tod seinen Stachel, der Satan in der Hölle seinen Sieg verloren (1 Kor. 15, 35 ff.). Christus als der Sohn Gottes hätte, weil er ohne Sünde war, ohne die Bitterkeit des Todes zu schmecken, zum Vater erhöht, durch die Himmelfahrt ver- klärt, in die Herrlichkeit, die er beim Vater vor seiner Menschwerdung hatte, eingehen können. Die Notwendigkeit des Todes ftr ihn ist nicht in seiner Menschwerdung zu suchen, sondern darin begründet, daß er als Menschen- und Gottessohn die Sünde det Welt auf sich genommen, als das Lamm Gottes unsere Sünde getragen (1, 36) hat. Weii Ck>tt ihn, der Sünde nicht kante, für uns zur Sünde gemacht hat (2 Kor. 5, 21) und er für unsere Sünde gelitten und unsere Sünde an seinem Leibe an das Kreuzesholz hinaufgetragen hat (1 Petr. 3, 18 u. 2, 24), um sie zu tilgen, so hat er in den Tagen seines Fleisches Gebete und flehentliche Bitten an den, der ihn vom Tode retten konte, mit starkem Geschrei und Thränen dargebracht (Hehr. 5, 7), und Grauen vor der Gewalt des Todes empfunden, welches seine Seele so erschütterte, daß er nicht wuBte was er sagen solte. Zwar ist von Büßung der Sünde hier nicht die Rede (Lthdt), aber auch nicht von ,Nichtgem6inBchaft Gottes, von Machtäußemng und Bereich des Satans^, und überhaupt nur die Stimmung seines Gemütes berichtet, ohne Angabe der die Er- Job. XU, 27. 28. 423 flchflttenmg seiner Seele veranachenden Umstände, die sich ans ander- weitigen Erklftrongen Jesa Aber die Notwendigkeit seines Todesleidens nach der Schrift znr Vollendung des Erlösnngswerkes (z. B. Matth. 20, 28 vgl. mit Jesi^ft 53) ergeben. Jeens sagt: tC siiccd (conjunct, deüber.) quid dicam? non, quid eHffatn, wie Beng, mit dem Hinweise auf Phil. 1, 22 mit Recht betont Weil angesichts des Todes concurrebat Horror mortis et ardor ohe- dientiae (nach Beng.'s treffender Bemerkung zu texapaxtai), so dräng- ten sich die Bitte um die Rettung aus der Leidensstunde und der Wille des Gehorsams, beide zum Ausdruck. Das t( sticco Ausdruck des er- regten Gefdhb, nicht der ,Ueberlegung*, daraufhinweisend, ,dafi die Sache zwei Seiten habe, daß was sich von der einen Seite empfiehlt, von der anderen Bedenken unterliegt.^ Solche reflectirende Ueber- legnng pafit nicht zu i^ ^o^ij (J'OU xexap. — Die Bitte icatep o&oov \u ist nicht Bitte um Durchlülfe, daß der Vater ihm aus der Stunde, nachdem er sie ganz durchgemacht habe, wieder helfen möge {Lthdt,\ oder um Abkürzung derselben (Ebr.). Beides paßt nicht zu dem folgenden Gegensatze aXXa cet. (ventmtamen ,doch nein^ Mey.)^ wozu schon Ben ff. anmerkt: a//ine illud icXijV verum, non ut effo volo sed ut tu. Da diese Stunde nicht der gegenwärtige Augenblick der inneren Erschütterung, sondern S>pa die Leidenszeit ist, die Jesus sich vergegenwärtigt, so enthalten die Worte eine Bitte um Errettung aus dieser Stunde, d. h. um Ersparung des Todesleidens, welches die Stunde bringt; gleich der Bitte Mtth. 26, 39: ,Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch von mir vortlber.^ Da aber hier nicht nur das al Sovatov ionv fehlt, sondern auch statt des Zusatzes bei Matth.: ,doch nicht wie ich will, sondern wie dnS der Gegensatz: ,doch nein, deshalb bin ich in diese Stunde gekommen* folgt, so kann icaxsp aa>oov cet. nicht als eine wirkliche Bitte (Lcke., de W,, Mey., Ehr,, Lihdi., Hnffstb) gefaßt, sondern nur fragend verstanden werden: Was soll ich sagen? Soll ich sagen: Vater rette mich aus dieser Stunde? So Chrys,, TheophyL, Orot., Lampe, Thol, Lange, Ew., God., Weiß u. A. Die Grfinde, die man ftr jene und gegen diese Auffassung der Worte geltend gemacht hat: daß im tiefen Ernste der Gemütsbewegung ein Gebet, das erst fragt: soll ich so bitten? unserem Gefühle unschicklich klinge {Stier, Hnffstb.)^ oder daß die Frageform die Verwebung eines wirklichen Gebets in die Reflexion ergibt (Mey.)^ sind nicht durch- schlagend, weil beide Gründe sich auch gegen das x( eticco geltend machen lassen und die Zurücknahme dieser Bitte in dem folgenden Satze nicht begreiflich machen. In diesem Satze wird &ia tooto ver- schieden erläutert. Contextwidrig, weil ^XXa nicht beachtend, Lampe: ,um gerettet zu werden*; willkürlich Olsh. mit Aelteren: ,um die Menschheit zu erlösen*; unpassend auch ffnffstb.: ,damit meine Seele erschüttert werde*, weil dem eU tJ]v a>pav xauxiQV nicht entsprech'kid; oder wie Lcke. u. Mey. erklären: ,zur Verherrlichung des göttlichen Namens*, weil dieser Gedanke erst später folgt und eine vorwärts weisende Beziehung gegen die Einfachheit der Sätze verstößt Richtig 424 Joh. XII, 28. 29. Beug.: propterea — ut venirem in hone horam eamque exantiaremm Deshalb bin ich in diese Stunde gekommen, nm sie durcbzamachen, das Leiden zn erdulden. Aehnlich schon Groi, und unter den Neueren ßg.'Cr,, Stier f Lthdt, God,, Weiß. Mit diesen Worten ergibt sich Jesus in das Leiden und bittet v. 28* weiter: „Vater verherrliche deinen Namen !^^ icatep ist affectvoU wiederholt, xo ovopia ooo ist nicht der Yatemame, der in der Verherrlichung des Sohnes verherrlicht wird {Lcke,, de W.\ oder die Offenbarung als Vater im Sohne (LihdDj sondern die Offenbarung des göttlichen Wesens d. i. der Liebe, welche Gott in der Hingabe seines Sohnes zur Erlösung der Menschen offen- bart (3, 16), wodurch er sich vor aller Welt verherrlicht. V. 28^—30. Diese Bitte wird Jesu sofort zugesagt: „Es kam nun (oSv infolge seines Gebetes) eine Stimme aus dem Himmel: Ich habe verherrlicht und ich werde wiederum verherrlichen/' Daß iQXftev foivi) eine wunderbar von Gott ausgegangene, in donnerähnlichem Laute er- tönende Stimme, die jedoch hinsichtlich ihrer Verständlichkeit durch subjective Stimmung und Receptivität der Hörenden bedingt war, als ein objectives Ereignis aussage, hat Mey, nach dem Vorgange der Alten mit exegetischer Gewissenhaftigkeit gegen Lcke., Bg.'Cr,, de W. a. A. betont. Ebenso Thol, Oish., Stier, ffofin., Lange, Ebr., LthdL u. Godet. Dagegen ermangelt der Einwand von Weiß, daß ,eine Stimme, deren Verständlichkeit von geistigen Bedingungen abhängig sei, un* möglich eine in sinnlichen Lauten vernehmbare sein kann', jeder Be- gründung. Zwar meinte auch Hngsth , dafi nur ein Donner vorhanden war und darauf Johannes selbst durch das dem Donner, und zwar einem wiederholten Donner, niVp, nachgebildete iSo^aoa jmd &o(c£o«d hindeute, und hat aus einer Menge von Stellen des A. T. nachgewiesen, daß die Hebräer dichterisch den Donner als Stimme des Herrn be- zeichneten und in Prosa niVp nanten. Aber falls auch alle angeführten Stellen beweiskräftig wären, was nicht der Fall ist, so wäre doch damit nicht erwiesen, daß der Evangelist und Jesus selbst von einem wieder- holten bedeutsamen Donner reden, welchen ,der Donnerssohn^ symbo- lisch ausdeute, und daß auch Jesus iq fcovi) d. i. Vtpn Donner d. L n'tbp nenne. Johannes sagt nicht einmal, daß der S^Xoc einen Donner hörte, sondern: daß das Volk, als es die aus dem Himmel gekommene Stimme hörte, sagte, es sei ein Donner geschehen, oder aber: ein Engel habe zu ihm (Jesu) geredet. Auch diese Volksrede sezt eine in Worten vernehmbare Stimme voraus, nicht blos ein donnerähnliches Greränscb. An die Rede eines Engels zu denken, lag dem jfldischen Glanben, daB Gott Oberhaupt nicht unmittelbar, sondern nur durch Engel zn den Menschen rede, sehr nahe. Aufierdem kann der Inhalt dieser himm- lischen Stimme xal iSo^aoa x. icaX. &oEaoo> schon ans dem Grunde nicht Johanneische Ausdeutung eines vernommenen Donners sein, wel- cher den Jttngem als göttliche Antwort auf das Gebet Jesu erschien (Weiß)^ weil föo^aoa kein in Jesu Worten enthaltener und durch die- selben erregter Gedanke war (Mey., Lthdt.), — ,Es ist — bemerkt Lthdt, zur Sache — mit diesem Vorgange wie mit allen ähnlichen; sie Joh. XU/29. 30. 426 haben olgectiye Realität, aber nicht ordinäre SinnenMigkeit; nm sie in ihrer Eigentümlichkeit zn verstehen, muß Ange oder Ohr geöffnet sein. Die Notwendigkeit einer Disposition des Organs verlegt aber nimmermehr eine objective Sache in das Gebiet dar Innerlichkeit/ — Die göttliche Stimme sagt nicht blos SoEaocD, die erbetene Yerherr- lichnng zn, sondern xal iSo^aoa xal icaXtv Bo^aoco. Durch xa( — xal sowol — als auch (wie 7, 28) wird die Jesu durch seinen Tod in Aus- sicht gestelte Verherrlichung in inneren Connex mit der Verherr- lichung, die ihm schon zuteil geworden ist, gesezt, nicht um sie Jesu zu verbürgen, sondern laut v. 30 um des Volkes willen, welchem da- durch bezeugt werden soll, daB Oott Jesum durch sein ganzes bisheriges Wirken schon als seinen Sohn verherrlicht habe, nämlich durch die Ipya, welche Jesus den Juden gegenüber wiederholt als Zeugnisse des Vaters für ihn geltend gemacht hatte. Sogaom bezieht sich auf den Tod, ans dem er zum Leben in verklärter Leiblichkeit erstehen und dann viel Frucht schafften wird (v. 24 u. 32). — Diese Stimme ist übrigens das dritte Zeugnis, welches der Vater über den Sohn vom Himmel ans ergehen liefi. Das erste erging bei der Taufe Jesu, als er mit dem Geiste Gottes zu seinem Amte gesalbt wurde, wo die Stimme vom Himmel ihn fQr den geliebten Sohn erklärte, auf welchem das Wolgefallen des Vaters ruhe, um ihn dem Täufer als den Sohn Gottes zu bezeugen, da- mit dieser ihn in die Welt einführe (Mtth. 3, 16 f. u. Parall. vgl. mit Joh. 1,32 ff.). Das zweite auf dem Berge der Verklärung (Mtth. 17,1 ff. n. Parall.), um den vertrauten Jüngern einen Anblick von der Herr- lichkeit, in die er durch den Tod eingehen werde, zu gewähren. Das dritte hier, um dem Volke und dessen Oberen, die seinen Tod be- schlossen hatten, sein Leiden und Sterben als Verwirklichung des gött- lichen Willens zu seiner Verherrlichung kundzuthun. — V. 30. Durch aicsxptdT) 'It^o. wird die folgende Erklärung über die himmlische Stimme als Antwort auf die Aeußerung des Volks darüber eingeführt. Ohne sich auf eine Berichtigung der Urteile desselben einzulassen, sagt Jesus: „Nicht um meinetwillen ist diese Stimme ergangen, sondern um euretwillen." D. h. nicht um mich der Erhörung meines Gebetes zu versichern — denn dessen war er vermöge seines Verhältnisses zum Vater gewifi — sondern um euch im Glauben an mich zu bestärken, vgl. 11, 42. 1 _ 1) Die innere Aehnliehkeit der v. 27 ff. berichteten tiefen Seelenerschfit- terung Jesu mit dem Gebetskampfe in Gethsemane ist von allen Ausll. er- kant worden; aber erst die neuere Kritik hat die Verschiedenheit der äußeren Umstände beider Vorgange dazu mißbraucht, die Geschichtlichkeit teils der synoptischen und der johanneischen Erzählung, teils der einen oder der an- deren zu bestreiten. Vgl. m. Gomm. zu Matth. 26, 46 (S. 553 f.). Gegen die Behauptung von Kenn (III S. 306 vgL mit S. 109) u. A., daß Joh. 12, 27 u. 18, 11 ein »dfinner Rest von Gethsemane' sei, bemerkt selbst ff ose (Gesch. Jesu S. 560): ,Bei der Verschiedenheit des Thatsächlichen ist an eine Ver- wechslung mit Gethsemane nicht zu denken. Daß aber Strauß u. Baur dafür halten, der vierte Evangelist habe den Stoff von Gethsemane und vom Berge der Verklärung entlehnt, um mit der Zuthat der Griechen als der Bepräsen- tauten des glaubigen Heidentums eine Verherrlichung Jesu im Tode darzu- 426 Joh. XU, 31. V. 31. „Jezt ergeht Gericht üher diese Welt; jezt wird der Ftlrst dieser Welt aasgestoßen werden.^^ Dieser Aussprach ist nicht Aosden- tang der Stimme (ffngsib.)^ sondern legt dem Volke die Bedeatang dieser Stande ans Herz (Mey., Lihdt, Weiß), Jezt mit Nachdmck wiederholt, das in der nächsten Zakonft beim Tode Jesa Geschehende in die Gegenwart versetzend. xp(ou ohne Artikel ist nicht das jflngste Gericht, woraas dann Hlgf. (joh. Theol. S. 274 a. Einleit. S. 728} einen Gegensatz gegen die sonstige Lehre vom Ende der Tage folgert, son- dern ein Gerichtsact, welcher mit dem Tode Jesa an der Welt voll- zogen wird, nicht Mos eine richterliche Entscheidang über diese Welt d. h. über die den Glaaben verweigernde Menschheit des alo>v ooxo«, sofern darch den Sieg des messianischen Werkes, welcher dnrch Jesa Tod and dessen So^a vermittelt werden soll, die angläabige Welt in der ganzen Ohnmacht ihrer Feindschaft wider Ghristam dargestelt und somit factisch verarteilt werden solte {Mey.)^ oder insofern als das mit der Erscheinang Christi begonnene Gericht (3, 10. 9, 30) darch seinen Tod, den die ihn verwerfende Welt herbeifahrt, sich vollendet {Weiß), Denn xp(oi( ioxCv kann nicht heißen: die xpCoic vollendet sich nnd von einer factischen Yerarteilang der angläabigen Welt darch Darstellung derselben in der Ohnmacht ihrer Feindschaft wider Ghristam ist anch nicht die Rede. Ebenso wenig von einer Befreiang der Welt aas Satans Gewalt (Aug,, Chrys,, GroL), xp(otc ist ein thatsächliches Gericht, das stellen, das geht nur von der Voraussetzung aus, welche dem Autor des 4. Evangeliums nicht nur den historischen Inhalt, sondern auch das Bischen Bchaffenae Phantasie abspricht.' — Auch B. Weiß (Anm. zu Mey.^B Comm. zu Joh. 12, 83] hat dafür, daß die Seelenangst Jesu m C^ethsemane in seinem inneren Leoen nicht vereinzelt und unvermittelt eingetreten sein, sondern in ähnlichen, wenn auch mit dem Nahen der Katastrophe sich steigernden Ge- mütserschütterungen ihr Vorspiel gehabt haben werde, auf LuL 12, 49 f. als Bestätigung hinizewiesen, und weiter bemerkt: J)ie Art, wie sich in unaerer Erzählune der Todesgedanke, der diese Erschütterung herbeifQhrt, an da£ Interesse Knüpft, das Hellenen für ihn zeigen (v. 23 f.), beruht auf der mit Mtth. 15, 24 übereinstimmenden Voraussetzung, daß Jesus seinen irdischen Beruf an Israel gebunden wußte, welche bei einem Heidenchriaten des 2. Jahrh.*s gewiß nicht vorauszusetzen ist.' Femer spreche die so skizzen- hafte und andeutende Erzählung der Scene mit den Hellenen (v. 20 — 22) nicht für Erdichtung, da diese ihre Motive durchsichtiger auszuprägen pfle^^ sondern beruhe auf treuer Erinnerung. Nur die Vv. sä u. 26 sollen, weÜ sie den Zusammenhang unterbrechen (?), als eine Beminiscenz an Ifrk. 8, 35. 38 an unffeschichtlicher Stelle eingeschaltet sein. Aber für diese leztere Mei- nung hat W. einen triftigen Grund ebenso wenig angeführt, als Keim S. 106 für die Behauj^tung, daß die etlichen Hellenen so ungeschichtlich aeien als die Masse der jüdischen Festgäste 12, 12, die Verklarung und Himmelsstimme Mtth. 17, 2. 5. — Die Nichter^^Umung des Seelenkampms in Gtotbsemane bei Johannes hat schon Lthdi, genügend aus dem ganzen Charakter seines Stbb- geliums, die zu Grunde liegende Substanz der emzelnen Vorgänge zu eifaaaea und darzustellen, erklärt und auf die analoffen FäUe hingewiesen, daA er statt der Taufeinsetzung das Gespräch mit Kuodemus und statt der Abend- mahkeinsetzung die Rede zu Capemaum c. 6 mitteile, woraus deutlieh er- helle, daS aus der Nichterwähnung dieser Facta nicht der ungeschichtliehe Charakter derselben sich folgern liuse. Joh. XII, 31. 82. 427 Aber diese Welt eingeht. Worin dasselbe besteht, sagt der folgende Satz: der Fflrst dieser Welt d. i. der Satan, der sich durch die Ver- fllhrong der Menschen znm Forsten der Welt erhoben hat, so daß er Jesn alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit zu geben versprach (Mtth. 4, 8 f.) , wird hinausgeworfen werden. Üw d. h. nicht aus dem ^mmel (Olsh,)^ oder aus dem Gerichtssal, von des Richters Angesicht hinweg {ffofin.) — beide Annahmen sind willkürlich und context- widrig — sondern aus dem Bereiche seiner Herschaft (ßg.-Cr., Mey,) d. i. aus dem xoa|j.oc9 wogegen auch das tootoo nicht spricht, da ,die Welt des Unglaubens doch auch die Welt ist, welche Christus dem Satan abgewint' (Lthdt). Mit dem Tode Christi begint die Ausstoßung des Satans, ist aber damit nicht vollendet Dies liegt in der Verbin- dung des vuv mit dem Fut ixßXYjdYjoeTai , vgl. Eol. 2, 15. Die Vollen- dung des ixßaXXeoftai erfolgt erst, wenn die ßaoiXe(a xou xoo|j.oo Gottes and Christi geworden sein wird (Apok. 11, 15. 12, 10. 19, 6) d. i. beim jüngsten Gericht am Ende dieser Weltzeit. Durch seinen Tod hat Christus die Versöhnung der Welt mit Gott vollbracht, die Herschaft nicht nur der Sünde, sondern auch des Satans über die Menschheit ge- brochen und den Grund zur Scheidung der Gläubigen von den Un- gläubigen gelegt. Mit seinem Tode tritt seine Erhöhung von der Erde ein. So schließt sich v. 32 an: „Und wenn ich von der Erde weg erhöht sein werde, so werde ich alle zu mir hinziehen.^' u^ImdÖco be- zieht sich auch hier wie 3, 14. 8, 28 auf die Erhöhung an das Kreuz, die, wie die Verbindung mit ix xyfi -^rfi zeigt, als der Anfang seines Scheidens von der Erde gedacht ist, indem er durch die Auferstehung und Himmelfahrt zum Vater geht (vgl 7, 33) und zur Rechten des Va- ters erhöht alle zu sich zieht iceCvxec alle nämlich, die seinem Zuge folgen , nicht nur aus dem Volke Israel sondern auch aus der Heiden- welt, vgl. 10, 16. Das iXxueiv des Sohnes ist wie der Zug des Vaters zum Sohne nicht unwiderstehlich (6, 44) ; denn es geschieht durch die Predigt des Evangeliums, die im Glauben aufgenommen werden muß.— Zu beachten ist icpoc i(iaotov, nicht icpoc ipi, zu mir selbst d. h. dahin wo ich dann sein werde, in den Himmel {Lcke., Thal., Ew.). Daarin liegt mehr als ,mit seiner eignen Person in Gemeinschaft setzen oder in seine Gemeinde aufoehmen* {Ebr., God.), Die zum Glauben an Christum Ge- kommenen sind schon im zeitlichen Leben mit Christo dem Auferstan- denen und Verherrlichten lebendig gemacht und mitanferwekt und in Christo in das himmlische Wesen gesezt (Eph. 2, 6) ^ so daß ihr iroXt- xeofia im Himmel ist, von dem heraus sie auch den Heiland erwarten, den Herrn Jesum Christum, welcher unseren nichtigen Leib verklären wird zur Gleichgestalt des Leibes seiner Herrlichkeit (Phil. 3, 20 f.). Durch die Aufnahme in die Gemeinschaft des verherrlichten Christus 1) »Seine Lebendüpaachimg^, Aoferweckung und Verherrlichimg ist die uuerige, weil es die Herrlichkeit unseres Erlösers ist. — In dem oojectiven Gnm£ unserer Erlösung, in der Person unseres Erlösers und seiner Yer- herrlichunff ist unsere Erlösung und Verherrlichung auch bereits schon yot* hBiideü.*Jffartep zu Eph. 2, 5. 428 Joh. Xn, 33. 34. ans dem Machtbereiche des Satans errettet, wodurch ihm seine Herr- schaft über diese Welt immer mehr entzogen wird. y. 33. Za diesem Aassprache Jesa bemerkt Johannes: „Dieses aber sagte er anzuzeigen, welches Todes er sterben solte/' Diese Bemer- kung wird von Mey., Reuß u. A. ftr eine ^mystische, an ein einzelnes Wort sich anschließende Auslegung^ erklärt, die nicht dazu berechtige, das ufJ/cD&tt) ix T. 7i]c geradezu von der Kreuzigung zu verstehen, wie es die Echv. u. die meisten Aelteren gefaßt haben. Es erscheine dem Apostel nur bedeutsam, daß Jesus von seiner Erhöhung von der Erde das doppelsinnige Wort u({;a>fta) gebraache, in welchem zugleich die Art seines Todes angedeutet sei. Dagegen hat Weiß den Doppelsinn des Ausdrucks in Abrede gestelt und findet es nur bedeutsam, daß das Wort, womit Jesus seine Erhöhung bezeichnet, zugleich eine Andeu- tung der Todesart enthält, durch die er zu derselben gelangen solte, was ja 8, 28 unzweifelhaft und nach seiner Deutung auch 3, 14 der Fall sei. Aus 11, 51 erhelle aber nicht, daß damit gesagt sei, Jesus selbst habe diese Andeutung beabsichtigt und somit das Wort doppel- sinnig genommen. Aber diese Auffassung von v. 33, so verbreitet sie auch in mancherlei Wendungen unter den neueren AusU. ist, scheitert schon an dem Worte oi]|j.a(vcDv, welches nicht andeuten, sondern an- zeigen heißt. In dieser Bedeutung wird es nicht nur von Johannes ge- braucht in den parallelen Stellen 18, 32. 21, 19 und Apok. 1, 1, son- dern auch in Act. 11, 28 u. 25, 27. Johannes bemerkt demnach nicht, Jesus habe mit uf{/o)ftS> ix x. ^i); eine Andeutung über die Art seines Todes gegeben, sondern: er hat damit seine Kreuzigung angezeigt. Unrichtig ist auch die Meinung, daß das anwesende Volk d^coftm ix T. Y^c richtig vom Tode Jesu verstanden habe {de W„ Mey, u. A.). Das Volk hat diese Worte vom Weggange oder Scheiden des Menschen- sohns von der Erde verstanden und weiß diesen Weggang mit der Schriftlehre, daß der Messias ewig bleiben werde, nicht in Einklang zo bringen. Die Worte so zu verstehen lag allerdings nahe, da Jesus wie- derholt den Juden seinen Hingang zu dem der ihn gesandt angekflndigt hatte. Diesem unrichtigen oder wenigstens mangelhaften Verständnisse gegenüber hebt der Evangelist den richtigen und tieferen Sinn der Worte Jesu hervor, daß sein Kreuzestod nicht blos der Weg zu seiner Erhöhung in den ffimmel, sondern auch das Mittel, alle zu sich hinza- ziehen, sein werde. Dies war ein Ausspruch , den das Volk und damals auch die Jünger nicht zu fassen vermochten. Dennoch ist das Kreaz auf Golgatha nach wunderbarem göttlichen Gnadenrathe der Magnet geworden, welcher zu dem am Kreuze gestorbenen Menschensohoc hinzieht Das Wort vom Kreuze hat sich als die Kraft Gottes erwiesen, alle an den Gekreuzigten Glaubenden ihm nach von der Erde weg in den Himmel zu erhöhen, vgl. 1 Kor. 1, 18. 2, 2. y. 34 — 36. Das Volk antwortete v. 34 : „Wir haben aus dem Ge- setz gehört, daß der Christ (Messias) ewig bleibt, und wie sagst dn, daß der Menschensohn erhöht werden soll? Wer ist dieser Menschen- sohn?^^ o vopx)« die Schrift wie 10, 34. iQxouoajiev durch die Vorlesung Job. Xn, 84—86. 429 aas der Schrift in den Synagogen; vgl. Act 13, 16. 15, 20 n. m, bibl. Archäol. §. 88. jjLivst am Leben bleibt, s. zn 21, 22. Sie dachten an die Schriftlehre von dem ewigen Bestände des Reiches des Messias, namentlich Stellen wie Ps. 110, 4. Jcs. 9, 5. 7. Dan. 7, 13 f., indem sie die Grflndnng dieses Reiches sich irdisch vorstellen. Damit fanden sie das u(|;a>dS> Ix T7)c Y^c unvereinbar, selbst wenn sie dieses nicht von seinem Tode, sondern nnr von seiner Rflkkehr in den Himmel ver- standen. Bei xbv ulov tou avdp. dachten sie an den Messias, weil Jesns in V. 23 sich so bezeichnet hatte and sie Jesnm ftlr den Messias zn halten geneigt waren. Aas der Frage: wer ist dieser Menschensohn? folgt nicht, daß ihnen die Benennang Menschensohn fftr Jesam nnbe- kant war (Brckn.)^ oder daß sie vermaten, Jesns möge damit einen anderen als den Messias gemeint (BäumL, God,) oder sich als einen anderen als den Messias bezeichnet haben (Ew., Ebr.), Aach hat ouxoc 0 utoc T. avOp. nicht den Sinn: ,dieser schiiftwidrige, sonderbare Men- schensohn, dem jenes ü<{;(D&:^vat bevorstehen soll* {Jifey^, Weiß)^ son- dern die Frage drflkt nnr aas: wer dieser Menschensohn, von dem das u^fod^vat gilt, eigentlich ist, da nach ihrer Meinnng 6^^vat anf den Messias nicht paßt. — Y. 35. Anf eine Beantwortang dieser Frage geht Jesns nicht ein (es heißt elicev, nicht äic&xp(&t)). Denn wenn selbst seine Jünger die Yerkflndigang von seinem Tode and seiner Anfer- stehnng nach drei Tagen nicht zn fassen vermochten, so würde noch viel weniger der iyihi^ eine Belehrnng darüber begriffen haben. Jesnr verweist daher die Fragenden nnr aaf das eine was notthnt, am das in seiner Person ihnen dargebotene Heil zn erlangen. „Noch eine kleine Zeit ist das Licht anter each (vgl. 7, 33). Wandelt so wie ihr das Licht habet, damit nicht Finsternis each überfalle.** «dc nicht quamdiu ^= 8oK, sondern quemadmodum, demgemäß daß. xb (poK besagt aach hier wie 8, 12 mehr als: der Inhaber and Träger der göttlichen Warheit; es bezeichnet das in Jesa persönlich erschienene Heil; tj onozla die HeiUosigkeit, nicht blos die Zeit, wo sie das Licht nicht mehr haben (de W,)^ noch aach den Zastand des Unerlenchtetseins, der als eine feindliche Macht gedacht sei {Mey,, Weiß). Denn in dem Znstande des Unerlenchtetseins befanden sie sich ja, folglich konte dieser Za- stand sie nicht erst packen oder überfallen wie ein plötzlich herein- brechendes Unglück. Zn xaxaXaßiQ vgl. 1 Thess. 5, 4 a. die Erkl. za 1, 5. Das Unheil, in welches sie gerathen werden, falls sie das Heil nicht ergreifen, so lange es ihnen angeboten wird, ist als eine feindliche Macht gedacht, die sie packen wird. — Diesen (redanken im Bilde weiter aasführend sezt Jesns hinzn: „Und wer in der Finsternis wan- delt, weiß nicht wo er hingeht** D.h. nicht: ,ohne das nnselige Ziel za kennen, geht er ins ewige Verderben fort* {Mey., Weiß)^ sondern: er findet das Ziel seines Weges nicht, er weiß nicht, in welchen Ab- grund des Verderbens er stürzen wird; vgl. 11, 10. Prov. 4, 19 n. den- selben Gedanken 1 Job. 2, 11. — Mit der Warnung vor dieser Gefahr schloß Jesus V. 36 seine Mahnung. „Demgemäß ihr das Licht habet, glaubet an das licht, damit ihr Kinder des Lichts werdet.** Benutzet 4M Joh. XU, 36. 37. iIbo die Zeit, da das Licht unter ench ist, zum Olanben an daaBelbe. iciotedeiv tU to (fw^ heißt glauben an den der das Licht der Welt ist. Kinder des Lichts werden heißt die Art des Lichts sich za eigen machen, der Sache nach: des Heils der Welt teilhaftig werden. FOr den Aosdmck vgl. Luk. 16, 8. Nach dieser Rede ging Jesus davon und verbarg sich vor ihnen. Schon 8, 59 ist erwähnt, daß Jesus sich verbarg und aus dem Tempel wegging, nämlich um der drohenden Ge£ahr der Steinigung zu ent- gehen. Hier dagegen war die Situation eine andere. Er ging weg ond verbarg sich vor dem Volke. Er zog sich von der öffentlichen Wirk- samkeit in die Verborgenheit zurflck, nicht um einer augenblicklichen Gefahr zu entrinnen, sondern um die kurze noch übrige Zeit vor seinem Leiden im engen Kreise seiner Jünger zuzubringen. Den Tempel hat er nicht mehr betreten. Warscheinlich zog er sich nach Bethanien zurück, nachdem er auf dem Gange dahin noch vom Oelberge ans seinen Jüngern die Zerstörung des Tempels und seine Wiederkunft zum Gericht und zur Vollendung des Reiches Gottes (Mtth. 24 n. 25 u. die Parall.) verkündigt hatte. V. 37 — 50. SohluBBiirteü des Evangelisten über die öffent- liehe Wirkaamkeit Jesu.^ — Auf die öffentliche Thätigkeit Jesu zu- rückblickend zieht Johannes zuerst den Erfolg derselben in Betracht (V. 37) und erklärt den Unglauben der Juden aus der Verstocknng, die von Gott über dieselben verhängt worden (v. 38— 41). Dennoch sei Jesu Selbstbezeugung nicht ohne Frucht geblieben (v. 42 u. 43), und Jesus selbst hatte laut genug sich als den in die Welt gesandten Sohn Gottes bezeugt und das Verhalten gegen seine Person und sein Wort als entscheidend für Heil und Leben verkündigt (v. 44 — 50). V. 37 ff, „Obgleich er aber so viele Zeichen vor ihren Augen ge- than hatte, glaubten sie nicht an ihn/^ xooauxa so viele, wie 6,9. 14,9 u. 21, 11; nicht so große {Lcke., de W. U.A.). oi^tisia Wunder als Zeichen, welche seine göttliche Herrlichkeit offenbarten, s. zu 2, 11. Von diesen oTjfjieia hat zwar Johannes nur einige erzählt, aber wieder- holt die Menge derselben angedeutet und als bekant vorausgesezt, vgL 3, 22. 7, 3. 31. 11, 47). auto>v sind die Juden insgemein und nicht als Ol 'loo&atot bezeichnet, weil aus dem ait' aox&v in v. 36 sich ei^gmb, dafi an di^enigen zu denken, vor deren Augen Jesus bis zu seiner Verbergung vor ihnen gewirkt Wenn es nun von diesen heifit, daB sie nicht an ihn glaubten, so bezieht sich diese Allgemeinheit der Aus- sage auf das Volk als Ganzes, wie 1, 10, im Vergleich mit dem 1) In V. 40 ist das Parf. Tsicu>po)X£v (Bec. mit FAA o/.) GonfonnatioD nach TSTo^Xfoxsv, und 6xu>p&^ auf daß (damit) erfolt würde, nicht: so daß (mors), wie noch Ehr, erklärt hat. Johannes will nicht sagen : der Unglaube der Juden an Jesum hatte die Folge, daß sich jener Spruch des Jes^a erfdlte, jener von dem Propheten be- klagte Unglaube seiner Zeitgenossen zur Zeit Jesu sich wiederholte; sondern er sagt: die Juden glaubten nicht an Jesum troz der vielen Zeichen, die er gethan hatte, damit sich erftilte, was Jesiga über das ungläubige Verhalten des jüdischen Volks gegen den Messias voraus- verkündigt hat. Diesen Kern des prophetischen Wortes hat Johannes aas dem angeführten Spruch herausgehoben, nicht um den Unglauben der jüdischen Zeitgenossen Jesu als von Gott selbst herbeigefährt oder als ein göttliches Verhängnis darzustellen {de W., Weiß) — denn davon ist erst in v. 39 die Rede — , sondern um zu zeigen, daß dieser Un- glaube kein zufälliges,' den göttlichen Rathschluß durchkreuzendes Ereignis war, sondern von Gott vorherversehen und vorausverkündigt. V. 39 f. Die Juden glaubten aber nicht an Jesum, weil sie es nicht konten. &a toSxo knüpft zwar an das Vorhergehende an, bezieht sich aber, wenn Sti folgt, stets auf die mit oxi eingefährte nähere Bestim- mung. So auch hier nicht auf das Vorherige: ^deshalb, wegen dieses 432 .Joh.XU,40.41. V. 38 genanten Verhängnisses* {Mey., Hngsib,, Weißxk.k.). Gegen diese Beziehung entscheidet der Umstand, daß in v. 38 blos vom Nichts glauben der Juden die Rede ist, in v. 39 aber von dem Nicbtglauben- können derselben, welches aus dem mit Sxi eingeführten Ausspruche Jesig. 6, 9-11 in y. 40 bewiesen wird. „Er hat verblendet ihre Augen und ihr Herz verstokt, daß sie nicht sehen mit den Augen und mit dem Herzen vernehmen und sich bekehren, und ich sie heilen werde.*' Die Ausführung ist frei aus dem Gedächtnisse, aber den Gedanken tren nach dem Grundtexte wiedergebend, während derselbe in den LXX abgeschwächt ist. Hiernach ist die Stelle in Mtth. 13, 14 f. vollständig angefahrt. Im Grundtezte sind die Worte Auftrag Gottes an den Pro- pheten und lauten: „Mache fQhllos das Herz dieses Volkes und seine Ohren mache schwerhörig und seine Augen beklebe, dafi es nicht sehe mit seinen Augen und mit seinen Ohren höre und sein Herz verstehe und es umkehre und man ihm Heilung schaffe.** Der Prophet soll dem Volke seine Verblendung und Verstockung nicht blos ankflndigen, son- dern sie durch die Verkündigung des göttlichen Auftrags herbeiführen und bewirken. Was der Prophet auf göttlichen Befehl vollziehen soll, das führt der Evangelist als von Gott selbst gewirkt an. Das Snbject zu TeToT xat SXaßev — dvaxeoojv oder xed dvaicsocbv in Kc^Z hat •- y. 15. Statt Iham (Bec. mit BCDEFGH aL) hat Tisch. 8 »da»« nach v^AKMH aufgenommen. — In v. 18 ist xivac durch nüBCLM besser all die Bec ou; durch ADTLMi bezeugt. Fraglich bleibt aber, ob (lsx" i(Lo5 in t^ADT^^R al mit Tisch. 8 dem |iou (tov dptov) in BCL, und ici}p»v in vüLU n dem exfjpev in BCBL al. vorzuziehen sei, da (irc sfLOü ans Mdc 14» 18 mngetragen oder (tou nach LXX confoEBdrt sein kann. Joh. XIII, 1. 2. 439 God., LtkdL n. Weiß), weil iffH'K. nur den mit elSot^ begonnenen Satz abschließt, sondern sie gehört zn der in y. 4 berichteten, mit i^eipeTai eingeführten Thatsache. elScog nicht: obgleich oder weil er wnßte, sondern im Anschlösse an die Zeitbestimmung: als er wußte; nnd das folgende ayainjoac da er liebte. Denn ,das Yorantreten des Participe vor dem Snbjecte scheint nur motiTirt, woui es sich eng an die Zeit- bestimmung anschließen nnd die Bedeutung desselben für die Aussage des Hauptsatzes motiviren solte' (Weiß), Sachlich bleibt elSwc cet auch so das Motiv des Folgenden, da Jesus das dort Erzählte unmittel- bar vor dem Feste des Pascha that, w^ er wußte, daß dann die Stunde gekommen ist, aus dieser Welt zum Vater ttberzugehen. Zu (Aetaß-g vgl. 5, 24. 1 Joh. 3, 14, und zur Gonstruction mit iva 12, 23. — Bas Partie, ayainjoa^ ist dem eiSco^ nicht coordinirt, noch weniger dem (iexaß-g suboidinirt (Met/,), sondern bildet einen Teil des mit eU x^oc r^'^dicqovi aoTou< folgenden Nachsatzes zu dem mit eiScoc eingeführten Vordersatze. i'>[a'fnioai bezeichnet die liebesgesinnung, welche Jesus den Seinigen in der Welt erwiesen hat und die er ihnen nun zulezt vor seinem Scheiden aus der Welt nochmals erwies, xouc l8(ou( die Eigenen, die er aus der Welt sich erwählt hat (6, 70). Der Zusatz Touc iv x^ xooficp ist nicht überflüssig, sondern deutet dem ix xoo xoc^ü entsprechend an, daß er mit seinem Scheiden aus der Welt sie verlassen, in der Welt zurücklassen muß. th xiko^ heißt nicht: bis ans Ende (Luther u.A,), sondern am Ende, zulezt, vgl. Luk. 18, 5; und auch im höchsten Grade (so ö. bei Polyb. s. Passow s. v.). eU x^Xo^ Tj^ainjaev auxooc wird von den meisten Ausll. auf die Fußwaschung flls lezten Liebesbeweis bezogen. Dagegen hat Weiß eingewandt, daß diese im Folgenden, besonders v. 13 f. nicht sowol als Act der Liebe, sondern der demütigen Herablassung dargestelt werde. Aber ist denn diese aus freiwilligem Entschluß vorgenommene Handlung nicht auch ein Act herablassender Liebe? Bichtig ist an diesem Eänwande nur soviel, daß i^Yotic7)oev nicht auf die Fußwaschung beschränkt werden darf, sondern sich auf alles bezieht, was Jesus beim lezten Mahle Uiat und redete; also sowol die von Johannes zwar nicht erwähnte aber als bekant voransgesezte Stiftung des heil. Abendmahls, als auch die folgenden, innigste liebe athmenden Beden mit der Fürbitte für seine Jünger c. 17 darunter mit befaßt sind. Mit xal &e(icvoo Yivo|iiv oe richtig als Sinnbild sittlicher Reinigung verstanden hat, und nur in übergroßem Eifer nach sittlicher Reinheit das Waschen auch der Hände und des Hauptes begehrt. — Y. 10. Jesus sagt ihm: „Wer sich gebadet hat, hat nicht nötig als nur die FflBe sich zu waschen ^, sondern ist ganz rein. Auch ihr seid rein, doch nicht alle." Der erste Satz enthält eine Sentenz aus dem ge- meinen Leben, die Jesus im geistlichen Sinne braucht. Wie wer aus dem Bade steigt rein ist und sich nur die FflBe zu waschen braucht, weil diese dabei unrein geworden, so braucht auch wer einmal durch Jesum gereinigt ist, nur soweit sich zu reinigen, als er auf dem Wege des täglichen Wandehis sich immer wieder verunreinigt. Aus dem folgenden ,Auch ihr seid rein', läßt sich nicht folgern, daß die Jflnger 1) So nach der Lesart et aij; dagegen nach der Bec ^ ist der Sinn: ,der hat kein Bedflrfnis weiter als', vgL tViner, Gr. §. 66, 8. Anm. S. 473. 442 JoL Xm, 11—16. TOT dem Mahle gebadet hatten, sondern nar, daB sie geistlich gebadet sind. In diesem geistlichen Sinne wird XeiLoopivcK von Theod. Mops., Aug.y Er asm. n. v. a., aach von Ew., Hngstb. n. God. anf die Taufe bezogen, nach 3, 5. Aber daB die Jflnger die Tanfe als Bad der Wie- dergebart empfangen hatten, konte Jesas nicht voraussetzen; nnd doch mnfi das X£Xoo(jiivo( auch von ihnen gelten, da Jesus auch sie fAr rein erklftrt. Rein sind die JOnger laut 15, 3 um des Wortes willen, das Jesus zu ihnen geredet hat, d. h. sie sind dadurch rein geworden, daß sie das durch Jesum verkündigte Wort glftubig aufgenommen haben und in seine Gemeinschaft getreten sind (Mey., LthdL, Weiß). — In schmerzlichem Blicke anf Judas sezt aber Jesus hinzu: aXX' oux^ icavts«, da er nach v. 11 diesen seinen Verr&ther kante. V. 12 — 20. Die vorbUdHche Bedeutung der Fußwaschvng. — y. 12. Nach Beendigung des FuBwaschens, als er sich wieder zu Tiadie gelegt hatte, fragte Jesus die Jflnger: „Erkennet ihr was ich euch gethan habe?^* Nicht nach dem Verständnisse der geistlichen Bedeutung seiner Handlung fragt er sie, sondern ob sie verstehen, was er ihnen damit hat zeigen wollen. — Y. 13. „Ihr nennet mich (^vette eig. rufet mich, nämlich bei der Anrede) Meister und Herr, und saget recht, denn ich bin's.^' Ihr seid also meine Jflnger (Schfller) und Diener. Ueber den nominat. iituii s. Winer, 6r. §. 20, 1 n. Buitm., neutestl. Gramm. S.132. &i&aoxaXoc und xtipioc entsprechen dem hebr. '«a'i und *^. — Y. 14 f. „Wenn nun ich euch die FflBe gewaschen habe, der Herr und der Meister, so solt auch ihr einander die Fflfie waschen. Denn ein Yor- bild habe ich euch gegeben, damit wie ich euch gethan habe auch ihr thuet^^ Die Wiederholung des o xupioc xal 6 St&öfoxoXocy bei der sowol die Umstellnng der Worte ( 6 xup. vor d Si&aox. im Yerg^eich mit V. 13) als auch die nachdmcksvolle Stellung beider Worte an das Ende des Satzes zu beachten, soll das argumentum a majon ad mmus besonders fflhlbar machen (Mey.). Ein diro&etY|ia Beispiel, Yorbild, Muster, hat Jesus ihnen mit dem Waschen ihrer FflBe gegeben, nicht eine ivxoXiQ Yorschrift, wie das Gebot der Bruderliebe 13, 34. 15, 12. Die Wahl des uico&eiYfia statt ivroXi] lehrt, daB Jesus den Jflngern nicht die Befolgung der ftnfierlichen Handlung des. FuBwaschens voi^ schreiben, sondern durch diese Handlung ihnen nur die Bethatigung demfltigen, sdbstverleugnenden Liebesdienstes exemplificiren und zur Nachahmung veranschaulichen weite. ^ — Y. 1^ f. Um ihnen die Wich- tigkeit der Nachahmung solcher liebe recht an*8 Herz zu legen, ftgt 1) Es wmr daher Mißdeutung des üicö^stYfia und contextwidrige Fusimg des o?^ ^^ ^^ Schriftwort Fii.41, 10 in gedächtnismäßiger freier Anfahrung. Im Grundtexte lautet es: ,Selbst der Mann meiner Freundschaft, auf den ich vertraute, der mein Brot aß, erhebt wider mich die Ferse', ist also dem Sinne nach liditig wiedergegeben. Das Brotessen is Ausdruck nicht fOr Erweisung von Wolthaten, sondern für Tischgenossenschaft, als Beweis vertrau- lichen Umganges, und das Aufheben der Ferse nicht Bild der Hinter- list, sondern Gestus des Ausholens zu einem Fußtritte, der den Anderen stflrzen soll. Psalm 41 ist aus Anlaß der Verschwörung Absaloms von David gedichtet und v. 10 bezieht sich auf den Verrath des Ahitophel. Wie David ein Vorbild Christi war, so Ahitophel ein Typus des Judas. Was Ahitophel für David war, ist Judas fQr Jesum geworden, vgl. Bafln. Weißagg. u. Erf. II S. 122. Dieses typische Verhältnis ist von Gott geordnet und demgemäß in der Schrift geweißagt In diesem typischen Sinne ist das angeführte Schriftwort als durch den Verrath des Judas an Christo in Erfüllung gegangen geweißagt, nicht weil in dem Psalme der Messias redend eingeführt ist, wie ff^eifi behauptet. — V. 19. Jesus sagt dies aber den Jttngem von jezt an (äicapti von der Zeit an, da Judas den Verrath schon beschlossen hat), bevor es ge- schieht (d. h. der Verrath ausgeführt wird), damit sie dann, wenn es geschieht, im Glauben an ihn nicht irre werden. Zu mareuoTjTe oxt irf& elpi 8. die Erkl. zu 8, 24 u. 28. — In v. 20 kehrt Jesus zu dem HjKuptgedanken seiner Erläuterung des gegebenen Vorbildes zurück und begründet schließlich das ,Selig seid ihr -wenn ihr es thut': „Warlich, FniSwaschen sacramentale Bedentimg vindiciren, da ihm die wesentUchen Mertanale des eigentlichen Sacraments, die Einsetzung durch Christom, die Verlieißung und coUattve Kraft fehlen. 444 Joh. Xm, 20. 21. warlich ich sage euch, wer einen anfiiimt, den ich etwa senden werde, nimt mich auf; wer aber mich anfnimt, nimt den auf der mich gesandt hat^^ Dieser Sprach ist im Inhalte dem in Mtth. 10, 40 gleich, hier aber in anderem Sinne verwendet. Dieser Sinn wird aber von den AnsU. sehr verschieden bestirnt. Der Sprach enthalt weder eine Aas- sage über die Autorität der Apostel (Beng. U.A.), noch eine Hinwei- sang auf die Hoheit ihres Berafs {Hngstb.)^ noch eine Ermntigang in Betreff ihrer künftigen Wirksamkeit (^Mey,)^ noch den Sinn, daB ,die von ihnen geforderte Selbsterniedrigung die Würde seiner Gesandten so wenig beeinträchtige, wie seine Würde darunter litt, dafi er ihnen mit solchem demütigen Dienen vorangingt (fVeifi). Alle diese Den- tangen sind mit dem Wortlaute des Spruchs unvereinbar. Vom Senden der Apostel ist gar nicht die Rede, sondern von der Au&iahme derer, welche Jesus ihnen senden werde, und zwar nach dem Gontezte von der Erweisung solchen Liebesdienstes, von dem er ihnen ein Vorbild gegeben, gegen diejenigen die er ihnen senden werde (LthdL), nnd zwar von dem Segen , den eine solche An&iahme ihnen bringen werde. Der Hinweis auf diesen Segen enthält eine mächtige Ermunterung zor Ausübung demütiger Liebe, welche durch die feierliche Versicherung: warlich, warlich . . . noch verstärkt wird. ^ V. 21 — 30. Die Entfernung des Verräthers. 2 Vgl. Mtth. 26, 21—25. Mrk. 14,18—21 u. Luk. 22, 21 —23. — V. 21. Als Jesus dies gesagt hatte, ward er im Geiste erschüttert und zeugte und sprach: 1) Den Versuch von Baur, Strauß, Keim u. fflgf,, die Geschichte der Faß- Waschung in eine nach der Salbung Jesu gebildete oder aus der Ermahnimg Luk. 22, 26 ff. herausgesponnene Legende zu verwandeln, haben Ithdt u. Goä. nach Gebür abgefertigt 2) In V. 22 fehlt in t(<^BC ouv, welches die Bec. mit }K*AI)LX al. bietet Hey. vermutet, daß es nach der Endsilbe von Iß^erov ausgefallen. Weiß da- gegen, daß es wie in v. 25 u. 26 schon früh zugesezt sei. Tisch. 8 hat es weggelassen. — In v. 23 hat Tisch, 8 U hinter ^v (Bec. mit HABATai.) ge- strichen, weil es in BC*l fehlt, dagegen das in der Bec mit EFGH^. fehlende ex vor -wv ^a&. aus ^ABCDK al. mit Becht aufgenommen. — V. 24. Die Bec Tcud^eod^ai xt; Sv eli] nach ABT^AU. al. ist offenbar glossematiache Erläuterung nach v. 25, und xat Xej£i aux(j> sire ti(; ionv in BCILM mit Tisch. ^ als die ursprüngliche Lesart herzustellen. — V. 25. Dem dvarsswv in \HpBC*KLäJI al. (Griesb., Lchm.J haben Tisch. 8 u. Hey: ezireatuv in ü*A(PBT^\ vorgezogen, aber dies kann leicht nach h:\ to or^doc confoimirk sein un4 paßt durchaus nicht zu dem von Tisch. 8 nach BCEFGHLMXal. aufgenommenen outcuc, welches in K/>n al. fehlt und nicht wol aus dem «st spät bezeugten ouxo^ (KSV), vielleicht nur einer zu exeTvog beigesehiiebenen Glosse, en&tanden sein kann, so daß bei der starkem Bezeugung des oStw; höchst wuscheinlich dvaiceotuv fär ursprünglich zu halten ist. ^ V. 26. Stett der Bec. u> ijui ^a^a.^ (oder i^ßd^a^ mit JlDKYS^ t6 cj^cujitov ixioiuau) (in vüiBX FAAII) hat Tisch. 8 das schwerällige (ji ijui ßdcj^u) xo ^uj^tov xal $(u9cu auns aus BCL aufgenommen, da die Bec. Verfeinerung der Constmction zu sein scheint und eiciBuiscu bei Johannes sonst nicht vorkomt Auch dem xal iu- ßd<|>a(; (Bec) hat Tisch. 8 nach \kBCLX ßd^a; ouv vorgezogen und vor ^'$a>3iv aus denselben Codd. XaiißdvEi xat zugesezt. Statt des dat. ^l^aü\.»iXT^ (Bec mit AFAA al) ist nach v^BCLMÄ loxaptcÖTou, wie 6, 71 zu lesen. Joh. XUI, 21—24. 445 „Warlich, warlich, ich sage euch, einer von euch wird mich ver- rathen/^ Andeutend hatte er schon v. 11 auf Treulosigkeit unter den Jüngern und v. 18 auf den Yerrath hingewiesen. Jezt kündigt er mit tiefer Gemfltsbewegung ihnen bestirnt an, daB einer aus ihnen den Yerrath begehen werde. ixapa^^diQ wie 12, 17 von heftiger innerer Erschfltterung, hier nur auf to icveuf^a zurückgefQhrt, sofern sie aus der Passivität der Empfindung in die Activität des Handehis flbergeht (Lihdt). i[AapTup-)r)aev xal elirev drükt das Feierliche der folgenden Rede aus. — V. 22. Die JCLnger blikten einander an verlegen darüber, von wem Jesus dies sage, nicht in gegenseitigem Mißtrauen gegen einander (Brckn.) oder um im Blicke der anderen zu lesen, ob sie nicht dafQr gehalten würden (Hngsib.)^ sondern weil ihnen das Wort Jesu unbegreiflich vorkam, so daß jeder ebenso auf den anderen blikte als er an sich dachte. Ausdruck dieser Verlegenheit ist die Frage: ,doch nicht ich bin's, Herr?* (Mtth. v. 22. Mrk. v. 19). — V. 23—26. Rasch sucht Petrus sich darüber Auskunft zu verschaffen. Er winkt dem am Busen Jesu liegenden Johannes, den Herrn zu fragen, von wem er rede; und diesem sagt dann Jesus: „Der ist es, dem ich den Bissen eintauchen und geben werde.*' Daß Johannes der Jünger war, welcher bei dem Mahle am Busen des Herrn lag d. h. Jesu zur Rechten, so daß er den Kopf nur zurückzubeugen brauchte, um vertraulich mit Jesu zu reden, haben wir schon S. 60 ff. gezeigt und gegen abweichende Mei- nungen gerechtfertigt Die wiederholte Selbstbezeichnung des Johannes als der Jünger, welchen Jesus lieb hatte, gründet sich nicht, wie Hngsib. meint, auf eine Erklärung Jesu in der Form der Ausdeutung des Namens Johannes, der eben durch diese Ausdeutung zu einem an- deren Namen wurde, sondern, wie wir schon S. 66 bemerkt haben, auf Thatsachen, in welchen Jesus demselben in besonderem Sinne seine liebe bewies. So hier, wo Johannes sich zuerst so bezeichnet, auf die Thatsache, daß Jesus beim lezten Mahle ihm den Platz zu seiner Rechten, so daß er mit dem Haupte an seinem Busen oder seiner Brust lag, einräumte — nicht wie Beng. meint, instante passiane prima eximia amoris significatio data est Johanm per revelatianem arcani; sodann 19,26, wo jfohannes unter Jesu Kreuz stand und Jesus ihm seine Mutter befahl. Auf Grund dieser Thatsachen konte Johannes sich auch in der Folge so nennen (20, 2. 21, 7. 20). Es liegt somit in dieser Beziehung kein ,widerlicher Selbstruhm' {Keim\ keine Pralerei, ,8ich bei jeder Gelegenheit zu rühmen, daß Jesus seine übrigen Jünger lange nicht so sehr geliebt habe als ihn'; denn iQifGfica und ifCXei (v. 20) enthalten keinen Comparativ und treffend sagt Beng,: optäbiHus est amari ah Jesu quam nomine proprio celebrari. — Dem Johannes winkt Petrus (v. 24) und sagt ihm: „sage wer es ist, von dem er (Jesus) sagt'' (sc, daß er ihn verrathen werde). Das veoei steht nicht in Widerspruch mit Xi^ei (Hngstb., God,^ welche deshalb der Rec. irudio&ai xU iv e?T] den Vorzug geben), sondern vsoet sezt nur voraus, daß Petrus nicht unmittelbar neben Johannes lag, und Xiyai erklärt sich daraus, daß Petrus — was charakteristisch für ihn 44C Joh. Xm, 25— 2a isl — ohne weiteres voraiiflaezt, Johannes mflsse es wissen, duie ca bedenken, ob diese Seine Yoranssetzung begründet sei (Llhdt^. Da aber Johannes es nicht weiß, so fragt er y. 25 Jesnm. Diese Frage nnd Jesn Antwort sind leise gesprochen zu denken, so daß die ent- fernteren Tischgenossen sie nicht verstanden, xo <|»c»(i{ov der Bnsen nnges&aerten Brotes, den Jesns in der Hand hatte and den er in die bittere Er&nterbrflhe eintaachte. Daß dies sofort geschehen sei, ist nicht gesagt, also auch kein Widersprach mit Mtth. 26, 25 vorhanden (s. die Erkl. z. Mtth). — V. 26^ a. 27^. Als Jesas dem Jadas den Bissen gereicht hatte, fahr nach dem Bissen dann in ihn der Satan. Da durch (jiexa xo <];(0|i(ov xoxe das Einfahren des Satans in Jadas zeitlich von dem Nehmen des Bissens geschieden ist, so kann Johannes natürlich nicht ,dem Bissen eine gleichsam magische Kraft' (de W,) zogeschrieben haben. Aach das liegt nicht in den Worten, daß Jodas mit dem Scharfblick des bösen Gewissens das Zeichen Jesa verstand and ,8ich entlarvt sehend die Brücken hinter sich abgebrochen glaubte', wie Weiß einträgt. Das Einfahren des Teofels in Jadas hat Johannes nicht ^an der äußeren Haitang des Jadas abgesehen' (God,}^ sondern es ,ist ihm psychologische Gewißheit' (Weiß)^ doch nicht blos sabjective Yermatang, sondern sachliche Angabe des in diesem Momente ia Jndas zar That gereiften teafiischen Entschiasses, den Yerrath aoszofllhen. Schon den Gredanken des Yerrathes hatte nach v. 2 der Teafel ihm eingegeben, so daß er zn den Hohenpriestern ging and sich denselbea erbot, ihnen Jesnm za überliefern. Wenn er nan auch von dann ab (jknh xoxe) Gelegenheit zar AasfQhrang sachte (Mtth. 26, 16), so zeigte doch sein längeres Yerbleiben in der Umgebang Jesa mit den übrigen Jüngern, daß er noch keinen bestimten Plan zar AasfBrong ge&8l hatte. Dieser Plan gedieh erst zar Reife, als Jesus bei dem Mahle nicht nur im aUgemeinen auf einen Yerräther unter seinen Jüngern hindeutete (v. 10 u. 18), sondern dies schließlich bestimt aussprach and durch das Reichen des Bissens ihn als den Yerräther bezeichneta Dieses Reifwerden • des Entschlusses zum Beschlasse der Aoaftlhnng war der Moment, in welchem der Satan von seiner Seele Berits nate, daß er nicht mehr zurückkonte, geistig in die Gewalt des Tenfek gerieth, wie ein vom Teafel Besessener, der keinen eigenen Willen mehr hat. Y. 27^. Infolge dessen (ouv) sprach^ Jesus zu ihm: „was da za thm vorhast, thue alsbald." Wegen des Präs. icoiei^ vgl. Wmer Gr. $. 40» 2. %dfwi eig. schneller als du «u wollen scheinst. Diese Aaflbrdenuig Jesu ist nicht ,eine Wegweisung und äußerste Beschimpfung dea Y«r- räthers' {Keim III, 292). Keine Wegweisung — denn Jesus fordert ihn nnr auf, die That die er nicht mehr unterlassen kann, bald aassn* fitthren; und keine Beschimpfung — denn Johannes hebt v. 28 f. aas- drücklich hervor, daß keiner der Jünger dieses Wort Jesa verstand. oobU {yvcoy also auch Johannes selbst damals nicht, weil ihnen der Gedanke, tkß Jesus selbst den Judas daza auffordern werde, gau feme lag. Diese Aoffordemng enthält aueh weder ,£ataliBtaBeb6 HMe^ Joh. XUI, 28—31. 447 (de JF,)j noch ist sie Ansdrnck des BewoStseins der nnwidemif- Üchen göttlichen Bestimmung, der gegenüber keine Verzögerang rettet {Brckn.)\ noch ist sie aus dem Wunsche Jesu, der lästigen oder stö- renden Nähe des Yerräthers bald entledigt zu sein (Lcke., Bg.-Cr,\ hervorgegangen, sondern daraus, daß Jesus wuBte, daB nachdem Judas einmal vom Teufel besessen und damit alles für immer entschieden ist, fOr ihn nunmehr auch die Stunde des Leidens zur Verklärung gekom- men sei. ,Nicht wenn sie wollen, sondern wenn er will, mttssen die^ welche ihn yerderben wollen, ihren Willen ausführen' {LthdL). — 7.29. Aus den Vermutungen der Jünger über Jesu Absicht bei der Aufforde- rung an Judas, was er zu thun vorhabe schneller zu thun, folgt nichts wie viele AusU. meinen und besonders die neueren Kritiker behaupten, daß das Mahl nicht am 14ten, sondern am 13ten Abends stattgefunden habe, sondern das Gegenteil. Denn da das Mahl am Abende gehalten wurde und Judas sofort hinausging, und zwar als es Nacht war (v. 13), so konte am Abende des 13ten den Jüngern der Gedanke an Besorgung von Einkäufen fär das Fest oder von Almosengeben gar nicht in den Sinn kommen, da ja zwischen dem Mahle und dem Anfange des Festes am folgenden Abende noch ein ganzer Tag zur Besorgung solcher Ge- schäfte frei war. Und auch Judas konte in der Nacht vom 13ten auf den 14ten nicht zu solchen Geschäften hinausgehen, weil in jener Nacht weder Kaufläden offen standen noch für Almosengeben eine passende Zeit war. Beides war nur in der Nacht vom 14ten auf den 15ten aus- führbar, in welcher von Mittemacht an der Tempel gebffiiet war und noch Einkäufe des Erforderlichen für die Festopfer der sieben Tage gemacht und auch Armen Gaben fQr das Fest gereicht werden kernten. Vgl. m. Comm. zu Mtth. 26, 17 S. 527 mit den Belegen hierfür bei Kirchner, die jüd. Passahfeier u. Jesu leztesMahL Gotha. 1870 S.31ff. u. Dhdt zu Joh. 13, 27. — V. 30. Nachdem Judas den Bisseh ge- nommen hatte, ging er sofort hinaus. „Es war aber Nacht^^ Mit i^v 8i vuS will Johannes nicht blos die Zeit des Weggangs näher bestim- men, auch nicht auf ,die dunkle Leidenszeit fär Christum und für die Seinen, die mit dem Weggange des Judas ihren Anfang nimt', symbo- lisch hindeuten {Hngsih.)^ sondern 3as Weggehen desselben als einen Gang zur Ausführung eines Werkes der Finsternis (vgl. Luk. 22, 53) bezeichnen. ,Dieser Schluß der Erzählung von Judas hat etwas Schauer- liches und gerade in dieser einfachsten Kürze des Ausdrucks auch Er- greifendes (Mey.). V. 31 — 38. Warnung des Petrus vor der Verleugnung. ^ — V. 31 f. Als Judas weggegangen war, sprach Jesus: „Nun ist der Men- 1) V. 31. Das ouv nach ^tc, welches Griesb. u. Tisch. 8 nach V^BCDLX al, anfffenommen haben, fehlt in ÄEFHKMS al, n. Reo., ist aber wol nur in Wegfall gdtommen, weil man oxs effjX&sv an ^v U v6^ v. 30 anschloß. So Chrys,, TheophyL, Euthym, o. A., auch Bengel \l noch Etv,, der aber, weil nxm XrfEi 'Itjoou^ ganz abgerissen folgen würde, mit Cyrül davor ein ots ouv E^Xdev wiUkttilich ergänzt — In v. 32 fehlt der Satz ei 6 »eöc i^ogdo^'sv autip in ^BC^DLäJI qL, weshalb Ickm, ihn oingekluiunert hat, ist aber ohne 448 Joh. XUI, 81. 32. schensohn Terherrücht nnd Gott ist in ihm yerherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht worden, so wird anch Gott ihn in sich verherr- lichen nnd bald wird er ihn verherrlichen/' Mit der Entfernung des Judas, um den Yerrath auszufahren, ist die Zeit der Yerherrlichong des Menschensohnes und Gottes in ihm eingetreten. Das vSv iSo^aoftr] in beiden Sätzen des 31.7. proleptisch zu fassen von der bevorstehen- den Yerherrlichnng Jesu, sei es durch den Tod oder durch die mit dem Tode eintretende himmlische Verklärung (Ew., LthdL)^ verbietet V. 32, wonach die Verherrlichung Gottes in Christo bereits erfolgt ist und Gott infolge dessen Christum in sich verherrlichen nnd zwar als- bald verherrlichen wird. Das iSoEaadir) muB demnach eine Verherr- lichung Christi und Gottes aussagen, die zum Teil schon geschehen ist, sich aber in der nächsten Zukunft vollenden wird. Dadurch wird die Beziehung des iSoSao&Y) d 6ioc x. av9p. auf die Passion und den Tod Jesu {Lmpe,, LihdL u. A.) ausgeschlossen. Die Verherrlichung des Men- schensohnes nnd Gottes in ihm, die jezt (vuv) eingetreten ist, ist aber auch weder mit Ehr. darein zu setzen, daß Jesus mit dem Fortgehen- lassen des Judas zum Vorrathe die' ganze Herrlichkeit seiner erlösen- den Liebe geoffenbart hat, noch mit God, darauf zu beziehen, daß in der FuBwaschung und der Entfernung des Judas die wahre in Jesu Person realisirte Herrlichkeit endgültig über die falsche Herrlichkeit des irdischen Messiastums triumphirt habe. Sie besteht vielmehr in der Vollendung de^ Werkes Christi auf Erden, in der Vollbringung dessen was Jesus geredet und gethan hat, um seine nnd damit zugleich des Vaters Herrlichkeit zu offenbaren, vgl. 11,4. 17,4. 6 — 8 {Hngstb., Weiß), — V. 32. Wenn dadurch Gott in Christo verherrlicht worden, so wird auch Gott ihn (Jesum) in sich (iv auxcp in Gott) verherrlichen. Der. Satz el 6 bzh^ ihtJi. iv auxcp ist keine ,matte Wiederholung^ son- dern nachdrucksvolle Wiederaufiaahme des eben ausgesprochenen Ge- dankens, durch die hervorgehoben wird, daS dem, was er fülr Gott gethan, nun auch (xal) das entspricht, was Gott weiter für seine Ver- herrlichung thun wird. Das iv auxcp heißt in allen diesen Sätzen nicht; durch ihn, sondern in ihm, und deutet die Wesenseinheit des Sohnes mit dem Vater an. Statt iv auxcp hinter So^aoei a&xov hat die Bec nach alten Hdschrr. das reflexive iv iauxcj), um die Beziehung auf 0 &eoc zu verdeutlichen. Solaoei und sü&uc ^o^aaei bezieht sich nicht Zwdifel nui infolge seiner Gleichheit mit dem vorhergehenden xal 6 d^oc co. Iv auT(i) per homoioteleuton ausgefallen und für den Fortschritt der Bede m^entbehrlich, daher von Tisch. 8 mit Becht als ursprünglich anerkaat worden. Statt des iv ao-i^ im zweiten Satze hat Lehm, nach der Bec. mit ÄCDLJ al. SV eauTui aufgenommen, dagegen Tisch, 8 auf Grund von i^*BffA ev auxü vor- gezogen, wen £v eauxu) sich SLb Nachbesserung zu erkennen gibt. — In t. 34 u. 38 hat die Bec auxw nach drsxpi&7] oder diroxptvexai, welches v. 34 in BCL al., in V. 38 in HÄBC*IJC fehlt, und deshalb von Tisch. 8 getilgt worden ist -- In V. 36 hat Tisch. 8 die Stellung axoXoüftTJoe«; 51 Sorsf ov in vtBC^lJ dem uatepov ol axoX.ou&>}o£i(; (lot der Bec vorgezogen; ebenso m v. 38 ^€arr^yl in \^ÄBGKVÄ al. dem f (Dvrjaei der Bec, und apvT^a^ in BDLX dem Compos. etxapvT^o^ in K^tTAA nach den synoptischen Parallelen. Joh. XIII, 32—36. 449 auf den Tod Jesu, sondern anf die nach dem Tode darch Aaferstehnng nnd Himmelfahrt erfolgende Yerklftning mit der Rflkkehr zum Yater. Obwol diese darch den Tod ging, so ist doch dabei nicht an den Tod zu denken. Aach in v. 33 redet Jesas nicht von seinem Tode, sondern von dem Gange dahin, wohin die Jünger ihm nicht folgen können. — y. 33. „Kindlein, noch karze Zeit bin ich bei euch ((iixpov accus, neuir.)] ihr werdet mich sachen, nnd wie ich den Jaden sagte, daB wohin ich gehe ihr nicht kommen könnet (vgl. 7, 3i. 8, 21), so sage ich aach euch jezt." Dies freilich in anderem Sinne. Denn za den Jaden sagte er noch: ,and ihr werdet in enren Sünden sterben'; za den Aposteln aber sagt er 14, 2 f.: ,ich komme wieder and werde each za mir (in die himmlischen Wohnnngen) aafhehmen/ Jezt sagt er ihnen nar, daß sie ihm nicht folgen können, am sie aaf seinen Ab- schied vorzabereiten. Die Anrede xexvia ist Ansdrack zärtlicher Liebe. Diese Liebe treibt ihn aach, den Jüngern znm Abschied als Vermächt- nis die ErfüUang der Braderliebe za empfehlen, woran die Welt sie als seine Jünger erkennen werde. — ¥.31. „Ein nea Gebot gebe ich each, daß ihr each anter einander liebet, sowie ich each geliebt habe, damit aach ihr einander liebet.'* Ein neaes nent Jesas dieses Gebot, sofern die Braderliebe nach seinem Vorbilde im Vergleich mit dem alttestamentlichen Gebote: den Nächsten wie sich selbst za lieben (Lev. 19, 18 vgl Mtth. 22, 39) ,eine andere nach Grand, Vorbild, Wesen, Art n. s. w. ist, als welche bisher in der Welt gewesen ist' (Lihdt.); nicht blos eine neae Art der Liebesübang, darch welche das alttesta- mentliche Gebot der Nächstenliebe erst vollkommen erftüt wird {Weiß). Doch liegt darin weder ein ant^adaistischer, noch ein antimosaischer Gegensatz; denn neu ist dieses Gebot gemäß der gleich folgenden Er- kläning: ,wie ich each geliebt habe', insofern, als diese Liebe erst darch Jesa Vorbild in die Welt eingeführt wird. Das ha xal Ü|a. dfaicaTe aXX. hängt nicht von xa&oK iQ^am o{Aa( ab, sondern gibt die Absicht an, in welcher Jesas ihnen das neae Gebot gibt. — V. 35. „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe anter einander habt." iv Tooxcp wird darch iav ayaic. näher be- stirnt. Diese Liebe ist das gnorisma Christianorum (ßengj, denn (lA&T^tai sind nicht blos die Apostel, sondern alle glänbigen Jünger Christi. Daraaf hat schon Teriull Apoh 39 nachdrücklich hingewiesen: Vide, mqumni, ut hwicem se diligant (ipsi enim inoicem oderuni) et ut pro atterutro mori sini parati (ipsi enim ad occidendum alte- nitrum paratiores erant). Mehr hierüber s. bei Luthardt, Apol. Vortrr. I S. 300 der 8. A. a. III S. 295 der 2. A. V. 36—38. In den Gedanken des Weggangs Jesa konten sich die Jünger nicht finden. Petras fragte daher: „Herr wo gehst da hin?" Anf diese Frage gibt Jesas keine directe Ajitwort, sondern verweist ihn aaf die eigene Erfahrnng in der Znkanft. „Wohin ich gehe , kanst du mir nicht folgen, wirst aber später folgen." oo Bovaoai ist weder blos sittliches Nichtkönnen {Thol.)^ daB ihm noch die Kraft fehle, seinem Meister im Tode za folgen, noch blos ,objective Unmöglichkeit Ktil, Comment. snm Erang. Joh. 29 450 Joh. Xm, 35-38. nach göttliciiem RathschloBse* {f^^fi)^ indem er erst den i^stolischeii Beraf, das Evangelium zu verkündigen, erf&llen müsse, bevor er Jesa znm Vater folgen könne. Diese beiden Beziebnngen sind zu verbinden, obgleich Petras in seiner Erwiderung, v. 37 nur das subjective Moment hervorhebt. Er sagt v. 37: „Herr, warum kann ich dir jezt nkht folgen? Mein Leben werde ich für dich hingeben." <]/oxtjv xidivou wie 10, 1 1. Im Eifer der Liebe überschäzt Petrus das Maß seiner sittlichen Kraft. Dies führt ihm Jesus in der Antwort zu Gemüte. V. 38. „Dein Leben wirst du für mich hingeben? Warlich, warlich ich sage dir: nicht wird der Hahn gekräht haben, bis du mich dreimal wirst ver- leugnet haben." aXixxcop cpcoviQoiQ ist das Hahnenkrähen am Morgen kurz vor Tagesanbruch, während in Mrk. 14,30 noch das erste Krähen des Hahns um Mittemacht erwähnt ist; s. zu Mtth. 26, 34. Die dem Petras zur Warnung vor zu starkem Selbstvertrauen angeknn- digte Verleugnung Jesu ist auch in den synoptischen Evangelien berichtet; aber nach Mtth. 26, 81 ff. u. Mrk. 14, 27 ff. sprach der Herr dieses Wort auf dem Gange nach Gethsemane, während Luk. 22, 34 es vor dem Hinausgehen nach dem Oelberge (v. 39) erwähnt. Daraus aber mit mehreren AuslL, z. R Mey, zu Luk. 22, 34 zu folgern, daft man möglicher Weise auf das beim Mahle gefallene verhängnisvolle Wort auf dem nächtlichen Wege wieder zu- rükkam, so daß beide Berichte hinsichtlich des Zeitpunkts ihr Becht haben, ist aus dem Grande ganz onwarscheinlich, weil Petras, nachdem der Hezr ihm seine dreimalige Yerleagnung bestirnt vorausgesagt hatte, gewiß nicht auf dem Wege nach Gethsemane durch abermalige Versicherung seiner an- erschütterlichen Treue Jesum genötigt haben wird, ihm dieselbe nochmals anzukündigen (s. m. Comm. zu Luk. 22, 31). >- Eben so wenig WaracheinliGh- keit hat die Annahme, daß Lukas und Johannes diesen Vorgang an der chronologisch richtigen Stelle (d. h. nämlich beim lezten Mahle) berichten, und Matth. und Mark, ihn nur deshalb später sezten, weil sie vorher den Bericht über das lezte Mahl abschließen wolten. Denn bei Luk. liegt die Sachordnung klar vor und Johannes hat in den Beden 13, 31 — 17, 26 zwar den wesentlichen Inhalt alles dessen überliefert, was Jesus nach der Ent- fernung des Verräthers seinen Jüngern zur Befestigung derselben im Glauben an ihn bei und nach seinem Scheiden von ihnen gesagt hat, hat aber, wie schon die Nichterwähnung der Einsetzung des heiL Abendmahls in c. 13 und der unmittelbare Anschluß der Gefangennahme Jesu an den Bericht von sei- nem Hinausgange aus dem Hause in den Garten Gethsemane (18, l-— 3) ohne Erwähnung des Selenkampfes Jesu daselbst, zeigen, durchaus nicht beabsichtigt, die einzelnen Pnnkte der lezten Unterredung Jesu mit seinen Jüngern genau von einander zu scheiden oder einen vollständigen chrono- logischen Bericht über die einzelnen Vorgänge beim lezten Mahle bis zor Verhaftung Jesu zu liefern. Daraus erklärt sich auch die von dem synop- tischen Berichte abweichende Angabe über den Anlaß zur Erklärung des Petrus, selbst mit der Hingabe seines Lebens Jesu folgen zu wollen, inde&i Matth. u. Mark, als Anlaß den Ausspruch Jesu: In dieser Nacht werdet ihr alle an mir Aergemis nehmen, da das Sehriftwort: loh werde den Hirten schlagen u. s. w. in Erfüllung gehen werde, erwähnen, Johannes hing^geD JokXni,38. XIV. 4Ö1 das Wort des Petras an. den Aussprach Jesa yon seinem Weggange, wohin sie ihm nicht folgen können, anknüpft. Diese Abweichung ist einfach daraas entstanden, dafi von den Evangelisten keiner vollständig alle einzelnen von Jesu gesprochenen Worte mitteilt, sondern jeder ans dem ganzen, längeren Gespräche nnr diejenigen Pnnkte heraushebt, deren Erwähnung ihm für den Plan seines Evangeliums wichtig und ausreichend erscheint. » — Aus diesem Grunde laßt sich auch die Frage, in welche Stelle des johänneischen Be- richts die Einsetzung des heil. Abendmahls einzureihen sei, nicht mit Sicher- heit beantworten. Wenn diese heilige Handlung nach der Entfernung des Judas erfolgte, wie aus den Berichten des Matth. und Mark, erhellt, so kann sie nicht vor v. 30, sondern nur zwischen v. 30 und v. 31 oder zwischen V. 32 u. V. 33 angenommen werden. Die weitere Bede Jesu, besonders in c- 14—17 hat einen so festen innem Zusammenhang, daß nirgends eine Fuge zu erblicken ist, in welche die Stiftung des heil. Abendmahls eingefügt werden, kann. VgL übrigens über diese Frage m. Abhdlg.: Hat Judas Ischa- riot das heil Abendmahl vom Herrn empfangen? in d. Ztschr. f. kirchl. Wissensch. u. kircM. Leben von luthardt Leipz. 1880. S. 236 ff. Cap. XIV. Jesu Hingang zum Vater, sein Wiederkommen und die Sendung des heiligen Geistes. Die Ankündigang Jesu, daß er bald weggehen werde, wohin sie ihm nicht werden folgen können, and noch mehr die Yoraossage der Verleugnung des Petras machten einen erschütternden Eindruck auf die Jünger. Sie über seinen Hingang zum Vater and ihr Zurückbleiben aaf Erden mit Mut and Freudigkeit zur Ausrichtung ihres apostolischen Berafes zu stärken, das ist der nächste Zweck der Trostrede dieses Gap., in welcher er ihnen zuerst den Zweck seines Hingangs zum Vater darlegt and sein Wiederkommen zusagt (v. 1 — 11), sodann die Sendung des heiligen Geistes za ihrem Beistand and sein Bleiben bei ihnen verheißt (v. 12 — 24), endlich mit der Zasicherang, daß der heilige Geist sie über alles, was ihnen noch nicht klar sei, belehren und daß er seinen Frieden ihnen zarückhisseti werde, sie zum Aufbruche er- muntert (v. 25 — 31). 1) Die Nichterwähnung der Einsetzung des heil. Abendmahls hat weder darin ihren Grund« daß Johannes demselben nur eine symbolische Bedeutung beilegte (Leke,), noch darin, dalS er der Vorstellung von einer magischen Wirlrang desselben in den späteren Streitigkeiten darftber vorbeugen weite [Schenkel) y noch darin, daiS der Evangelist darin keinen kirchlichen Ritus sah (Schölten). Eben so wenig überging Johannes dieselbe, weil er die Be- deutung des Abendmahls schon in der äade c. 6 anticipirt hat und das von ihm erzählte lezte Mahl Jesu kein Paschamahl sein solte {Baur, Strauß, Keim jl A.)- Alle diese Meinungen sind grundlose Einfölle. Das heil. Abend- mahl war zur Zeit, da Johannes sein Evangelium schrieb, in den Gemeinden schon feststehende kirchliche Observanz, wie aus 1 Kor. 11, ZO ff. u. Act. 2, 42. 46 zu ersehen, so daiS er nicht f&r nöti^ erachtete, dasselbe durch Er- wähnung seiner Stiftung eist noch zu sanctioniren. 29* 464 Joh. XIY, 2. 8. 2, 464, EbrJ). Denn dazu paBt nicht, daß in v. 3 das Hingehen nnd Bereiten der Stätte positiv aasgesagt ist Der Satz begründet vielmehr den Aussprach, daß im Hanse des Vaters viele Wohnungen sind, mit der Zasage, daß er hingehe, den Jüngern dort eine Stfttte za bereiten, also wissen müsse, daß dort (loval icoXXal sind. — Wohnangen im Himmel bereitet er aber durch seinen Hingang znm Yater seinen Jüngern nicht insofern, als ,er durch den Hingang zur Gemeinschaft der göttlichen 5oEa gelangt und ihr künftiges ouv&oEaafr^vai bei Gott vermitteln will' (Afey., Wtifi u. A.); denn in &Toi|jbaaai toicov liegt mehr als die Idee des icpo&po(iO( Hebr. 6, 20, worauf diese Erklflrung sich stüzt. Das Bereiten eines toicov im Himmel drükt eine Thätigkeit des Erhöhten aus, durch welche die Au&ahme der Jünger in seine Herr- lichkeit vorbereitet und bewirkt wird. In die Herrlichkeit Grottes ein- gegangen wirkt Jesus als Hoherpriester für die Seinen und rüstet sie mit der Kraft aus der Höhe zur Gründung und Ausbreitung seines Beiches auf Erden aus. Indem er sie dadurch tüchtig macht, ihre Treue gegen ihn zu bewähren, bereitet er für sie die Stätte im Hiisimel, in welche er sie nach vollbrachtem irdischen Tagewerke zu sidi in seine Herrlichkeit aufnehmen wird, um sie von der Notwendigkeit seiner Erhöhung in den Himmel für die Vollendung des Werkes der Erlösung zu überzeugen, redet er — wie Luiher sagt — ,also mit ihnen aufs einfältigste und gleichsam kindlich nach ihren Gedanken, wie man muß Ein<ige reizen und locken.' In dieser für die Jünger faßlichen Weise verheißt er ihnen v. 3 auch, daß er nach der Bereitung der Stätte wiederkommen und sie zu sich au&ehmen werde. Mit icaXiv ip^^o^i meint er weder seine Auf- erstehung {Ehr.)^ noch sein Kommen durch die Sendung des Geistes (Lcke., Oish,, Neand», God, u. A.), noch auch seine Parusie am jüng- sten Tage {Orig., Lmp,, Hofm, Schriftbew. 1, 194. II, 2, 603, lAhAL, Hey, u. A.). Gegen die beiden ersten Auffassungen spricht das xal ica- paX7)^o|jLai o(iac, das man von icdlX. Ip^ofiai nicht trennen darf. Weder die Auferweckung Christi noch die Ausgießung des Geistes über die Apostel wird im N. T. als Aufnahme der Jünger in den Himmel dar- gestelt. Gegen die dritte Erklärung entscheidet, daß Jesus zu den Aposteln redet, von welchen keiner seine Wiederkunft am jüngsten Tage erlebt hat; und die Verweisung derselben auf seine Wiederkunft zur Auferweckung der Todten (6, 39 f.) würde den Jüngern ebenso wenig Trost gewährt haben, wie die Martha aus der Zusage: dein Bruder soll auferstehen (11, 22) Trost zu schöpfen vermochte. Zwar bemerkt Hofm. richtig : ,nicht blos die Einzelnen wolte der Herr um ihr Geschick trösten, sondern die Jüngerschar bednrfiie eines Trostes, welchen sich nach dem Sinne des Evangelisten die Gemeinde aneignen soll'; aber zur Jüngerschar gehörten doch auch die Apostel, deren Herz erschüttert war und die er über seinen Wingang trösten wolte. Aus diesem Grunde haben Grot, Bg.-Cr., KöstUn [Lehrbegr. S. 280], Reuß, Lange, Hngsib. die Worte von der Aufiiahme der einselneo Gläubigen durch den Tod zu Christo (Act 7, 29. PhiL 1, 23) erklirt. Job. XIV, 3—6. 465 Dagegen ist zwar eingewandt worden, daß diese Anfhahme nirgends als ein Kommen Christi bezeichnet werde nnd, wenn auch die im Olanben Sterbenden zn Christo versezt werden, doch ihre Seligkeit sich erst mit der Vollendung der Gemeinde an jenem Tage vollenden werde, an welchem er vom Tode erwekt und die Lebenden verklärt (Hofm., Weiß u. A.). Ans diesen Gründen haben Stier n. God, diese beiden Erklflmngen mit einander combinirt und die Au&ahme der im Glauben Sterbenden als den Anfang ihrer Vereinigung mit Christo und Christi Parusie als die Vollendung derselben gefaßt. Dagegen begründet die Bemerkung, daß zwischen dem Tode und dem hier in Aussicht Ge- stehen erst noch die Offenbarung des Reiches und die Auferstehung liegt, keinen triftigen Einwand. Denn aus v. 18 erhellt unzweifelhaft, daß Jesus den Jüngern ein Kommen zu ihnen in Aussicht stelt, bei dem nur sie, nicht aber die Welt, ihn sehen werden, welches also teils durch die Erscheinungen des Auferstandenen, teils durch die Sendung des Geistes in Erfüllung ging. Verhieß ihnen aber Jesus sein Kommen im Geiste, um sie zu sich aufzunehmen, als Trost, so war ihnen auch nahe gelegt, daß er, nachdem er selbst durch den Tod hindurch zur Herrlichkeit des Vaters erhöht worden, auch sie aus diesem Leben durch den Tod in die Herrlichkeit des ewigen Lebens aufiiehmen werde. Näheren Aufschluß über die Zeit und die Art und Weise seines Wiederkommens konte und wolte ihnen Jesus zunächst nicht geben, weil ihnen zur Zeit noch das Verständnis dafür fehlte. Dies konte ihnen erst durch den Geist, der sie eU icSoav dXifOeiav einführen solte, erschlossen werden. Wie wenig sie in jener Stunde fähig waren, Jesu Worte zu fassen, zeigt das Folgende. Jesus sezt v. 4 hinzu: „Und wo ich hingehe, den Weg wisset ihr.'^ oirou h{h uicafo) ist absolut voraufgestelt, in dem Sinne: was das betrift wo ich hingehe, so wisset ihr den Weg. Er meinte nicht den Leidensweg {Luther, GroL, ThoL u. A.), sondern sein Gehen zum Vater (v. 2); denn er sagt nicht, auf welchem Wege er dahin geht, sondern spricht nur von dem Wege der dahin führt, wohin er jezt geht — V. 5. Aber Thomas sagt: „Herr wir wissen nicht wo du hingehst und wie können wir den Weg wissen?" Thomas versteht 80 wenig wie Petrus 13, 30, wo Jesus hingeht, weil der Gedanke, daß Jesus von ihnen scheiden werde, ihnen das Verständnis der an sich deutlichen Worte vom Grehen Jesu zum Vater verdunkelt hatte, und kann daher noch weniger den Weg, den Jesus gehen werde, fassen. Die Frage ist nicht aus klarer Beflexion, die nüchtern nach dem Ver- ständnisse ringt, gesprochen zu denken, sondern aus Trübsinn ent- sprungen. — V. 6. Jesus antwortet: „Ich bin der Weg und die War- heit und das Leben. Niemand komt zum Vater, denn durch mich." Diese Erklärung Jesu enthält keine directe Antwort auf die Frage des Thomas, sondern berücksichtigt nur das der Frage zu Grunde liegende Verlangen, Jesu auf seinem Wege zu folgen, um zur bleibenden Ge- meinschaft mit ihm zu kommen, um sie durch die Erklärung: Ich bin der Weg u. s. w. zum Verständnis seiner Worte zu führen. Der Weg 456 Job. XIV, 6. 7. zum Vater zu gelangen ist Christns. Nur dorch ihn komt man zum Vater in das himmlische Haas (v. 2). Es giht nur diesen einen W^ in den Himmel zu kommen. Alle anderen Wege sind, wie Luther aus- führt — ,allzumal eitel Irrwege und Umwege/ Der Weg aber ist Chri- stus insofern, als er die Warheit und das Leben ist Diese drei Be- griffe sind nicht mit August. Soliloqu. c.4m den einen Begriff: ,der wahre Weg des Lebens' zusammenzufassen, sondern einander coordi- nirt, aber nicht sachlich gleich, so daß dadurch Christus als Anüang, Mittel und Ende der Seligkeit bezeichnet würde, wie Luther sagt: ,Er heißet der Weg um des Anfangs willen, die Warheit Ton wegen des Mittels und Fortfahrens und auch das Leben von wegen des Endes' (Erl. Ausg. 49, S. 60). Auch steht akrfizKOL nicht einfach metonymisch für: der Vermittler der Warheit, weil er die erschienene Selbstoffen- barung Gottes ist v. 7. 9 {Mey,, Weiß), nj akrfizia ist auch hier wie 1, 14 die Warheit des göttlichen Wesens, die durch Christum nicht blos vermittelt, sondern in Christo persönlich geschaut wird. Ebenso ist Christus -^ Ccdtj, nicht blos ,der Vermittler des Lebens, das jeder der in ihm Gott warhaft erkant, im Glauben unmittelbar empfangt', sondern das in der Welt erschienene Leben selbst, so daß wer Chri- stum recht erkant in dieser Erkentnis das Leben empfangen hat und besizt. — V. 7. „Wenn ihr mich erkant hättet, so würdet ihr auch meinen Vater erkant haben. Und von jezt an erkennet ihr ihn und habt ihn gesehen/' Der Nachdruck liegt auf dem iY^wxeixe, welches nicht blos ein theoretisches oder vemunftm&ßiges, sondern ein wesent- liches, sich in Christum als den Sohn Gottes versenkendes, mit Herz und Gemüt ihn erfassendes, von seiner Liebe sich durchdringen lassendes Erkennen ausdrükt. Wer Jesum so erkant hat, der hat auch den Vater der sich in ihm offenbart erkant. — Auffallend erscheint aber, daß Jesus gleich weiter sagt: ,von jezt an erkennet ihr ihn.' aicapxi l&Bt sich nicht auf die ganze Zeit ihrer Gemeinschaft mit ihm beziehen (Hngsib.\ sondern geht auf die Gegenwart und deutet an, daß sie jezt, nämlich durch die Belehrung v. 6 erkant haben. Dagegen verschlAgt der Einwand, daß die Erklärung in v. 6 im Grunde nichts anderes enthalte, als was Jesus oft genug gesagt hatte, nichts; denn erstlich hatte Jesus sich den Jüngern noch nie so deutlich als den Weg, die Warheit und das Leben bezeugt; sodann mußte auch diese Erklärung im Zusammenhange mit der Ankündigung v. 2 u. 3 starken Eindruck auf sie machen; endlich sagte er ihnen mit el lyvcüxeiTi |ie cet. keines- wegs, daß sie bisher ihn noch gar nicht erkant haben, wie in 8, 19 den Juden, denen er vorher die Erkentnis seiner Person und des Vaters bestimt abgesprochen hatte. Es liegt daher auch kein triftiger Orond vor, Yivcüoxexe mit Weiß als Imperativ zu fassen, als Aufforderung, von jezt an ihn recht zu erkennen, wo er ihnen das Ziel, wohin er sie führen will, und damit sein eigenes Ziel so klar gezeigt hat Noch weniger berechtigt ist die proleptische Fassung des ^ivcooneis, wonach es auf die Zeit der Geistesmitteilung und Verklärung Christi sich be- ziehe {Chrys., Lcke., Ew. U.A.), die weder mit dem Perf. lopaxait JoL XIV, 8—10. 457 verembar ist, noch za der Einrede des Philippas pa8t. Dieser sagt nämlich v. 8: »Herr, zeige ans den Vater, so genüget ons/^ Diese Bitte zeigt zwar, daß Philippas noch nicht zam rechten Erkennen des Vaters darchgedrangen ist, aber zugleich auch, daß er ernstlich danach ringt Hätte er aicapxi Yivcooxsxe als Aufforderang zam rechten Erkennen des Vaters verstanden, so hatte er mit seiner Bitte Jesa za verstehen ge- geben, daß er mehr von ihnen fordere als sie leisten kOnnen. Dann würde Jesas ihn wegen seiner Bitte anders zarechtgewiesen haben als Y. 9 a. 10 geschieht. Philippas wünscht eine sinnenfällige Offenbarang des Vaters, am zar rechten Erkentnis desselben zu gelangen, vermute lieh eine Theophanie, wie sie einst Mose geschaat (Ex. 24, 9) oder sich erbeten and erlangt hat (Ex. 33, 18 £f.); aber wol nicht als Bürgschaft für den siegreichen Aasgang der bevorstehenden geheimmsvollen Kata- strophe, weil er Jesam so verstanden hat, daß er in jenem Gottschaaen den Ersatz für sein Scheiden bieten wolle {£br,, Wdß)^ sondern als Unterpfand dalQr, daß Jesas zam Vater gehen and dann wiederkommen werde, am sie za sich in die Herrlichkeit aafzanehmen. V. 9 ff. Ueber diese Bitte äaßert Jesas Verwanderang. ,.So lange Zeit bin ich bei each and nicht hast da mich erkant, Philippe?'^ In der betonten Anrede spricht sich wehmütiges Befremden ans. Hätte Phil. Jesam als die Offenbarang des Vaters erkant, so würde er den Wansch nach einer sinnenfälligen Offenbarang desselben nicht gehegt haben. Denn „wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehenes ^fi?^ 12, 45. Dieser Aassprach ist mit Mey., Lthdt, a. A. in olijectiver All- gemeinheit za fassen and nicht anf das gläabige Sehen za beschränken {Luth., Lcke., de W, a. v. A.). Da Jesas die Offenbarang des Vaters ist, so sieht jeder den Vater, der Jesam sieht, gleichviel ob er ihn erkent oder nicht Nar das Erkennen des Vaters hängt ab vom glän- bigen Sehen, welches in Jesa den Sohn Gottes schaat Hiemach gibt es für die Menschen kein höheres Sehen oder Schaaen des Vaters als da^enige, welches in Jesa, dem Sohne Gottes geboten wird. Daher die Frage: „wie sagst da denn, zeige ans den Vater?" — Um aber den Philippns dessen gewiß za machen, erinnert ihn Jesas v. 10 an das, was er früher über seine Wesenseinheit mit dem Vater gesagt hat (10, 38): „Glaabst da nicht, daß ich im Vater bin and der Vater in mir ist?" Die Frage ist nicht ab Zweifel an dem Glaaben des Phi- lippas za fassen, sondern lebhafter Aasdrack der Erinnerang an seine frühere Aassage über sein Verhältnis zam Vater, am ihn im Glaaben za bestärken {Lihdt., Weiß). In 10, 38 steht iv i|Aol o icarv^p voran, weil dort Jesas den Jaden gegenüber aaf seine Werke sich beraft, aas denen sie die Wesensgemeinschaft des Vaters mit ihm erkennen selten; hier dagegen handelt es sich am das Erkennen des Vaters in dem Sohne, das von der Erkentnis des Sohnes and seiner Einheit mit dem Vater aasgeht. Nor wer Jesam als den erkent welcher im Vater ist, schaat in dem Sohne den Vater. Der Sohn offenbart sich aber in den Worten, die er redet. „Die Worte die ich each sage rede ich nicht von mir selbst" (vgl. 7, 16), d. h. der Inhalt seiner Worte ist göttliche 458 Joh. XIY, 10—12. Warheit, die er nicht ans sich selbst schöpft. „Der Vater aber, der In mir wohnt, thut seine Werke" (nach der Lesart irotei ta ipya aaxoa). Damit wolte Jesns nicht die Werke des Vaters d. h. die der Vater dnrch ihn wirkt, als Beweis daftlr geltend machen, was er von seinen Worten ausgesagt hat. In diesem Falle mflBte der Satz mit ^ap ange- knüpft sein, nicht mit d 5^, was einen Gegensatz andeutet Bengel, Lihdt ergänzen deshalb den Satz so : meine Worte rede ich nicht von mir selbst, sondern der Vater, der in mir wohnt, ist es welcher wie ta ip^a icoist so auch xa j^tffjLaxa X^ei. Aber diese Ergänzung w&re doch sonderbar. Man mOBte dann auch zu ^^'za (verha) mit Beng, ei opera erganzen. Aber diese Art der Ergänzung stimt nicht nur, wie Weifi dagegen geltend macht, nicht mit der altgriechischen Wdse, in Gegensätzen ein Glied aus dem anderen zu ergänzen (vgl. Kühner Gr. II §. 597, 2), sondern in diesem Falle mfißte auch der Gegensatz mit dXXa, nicht mit 5i, eingeftlhrt sein, wie 8, 28. Das Bi deutet blos darauf hin, daß eine andere Seite der Sache angefahrt wird. Richtig hat Hngsth. bemerkt: ,die beiden Sätze: ich bin im Vater und der Vater ist in mir, beschreiben nur dasselbe Verhältnis nach zwei Seiten, und die beiden Sätze dienen zur Erläuterung desselben Verhältnisses; von ihnen bezieht sich der erste formell auf das : ich bin im Vater, der zweite auf das: der Vater ist in mir.' Er hat aber daraus die irrige Fol- gerung gezogen, daß beide Sätze der Sache nach auf beides gehen und eben so gut auch stehen könte: die Worte, die ich rede, redet der Vater selbst und die Werke, die ich thue, thue ich im Vater. Ausdrucks- weisen, die nie vorkommen. Die beiden Sätze sind als Erläuterung zugleich Beweise ftlr das ausgesprochene Verhältnis, das zwischen Jesu und dem Vater stattfindet. Als Beweis für das ifco iv Tip iraxpC wird angefahrt: die Worte die ich sage rede ich nicht von mir selbst, sie kommen nicht aus meinem eigenen Geiste, sondern vom Vater in mir, der mich lehrt was ich rede (8, 18). Den Beweis fär 6 TracT^p iv i|ioi liefert der zweite Satz: der Vater thut die Werke; und zwar wie das wiederholte o iv ifiol fxivcov lehrt, er thut als der in mir bleibende, sich nicht von mir scheidende, xa Ip^a aoxou seine Werke, die nur er vermöge seiner Immanenz in mir thun kann. — Auf Grund dieser Er- läuterung fordert Jesus v. 11 die Jttnger auf: „Glaubet mir, daß ich im Vater und der Vater in mil*, wenn aber nicht (d. h. wenn mein mflndliches Zeugnis euch nicht genügen solte), so glaubet wegen der Werke selbst**, d. h. auch abgesehen von seinem zeugenden Worte. So Lihdt mit der weiteren treffenden Erklärung : ,Nicht als vermöchten jene abgesehen von diesem einen rechten und völligen Glauben m wecken. Aber wer sie recht auf sich wirken läßt, dem werden sie bald solchen Eindruck machen, daß er auch Jesu Wort im Glauben anfioimt und hierdurch nun recht gläubig wird.* V. 12—24. Bin dreifacher Trost. So hat Weiß nach Bhgstb. den Inhalt und Zweck dieses Abschnittes richtig ttberschrieben. ^ Jesus 1) V. 12. Das )iou bd m-zipia (Bec. mit FAA al,) fehlt in iUBDIOXH dl. nnd ist als Zusatz zu streichen. — V. 14. Das (li nach aiTT^cnj-cc hit Joh. XIV, 12. 4IM verheiBt den Jflngern v. 12 — 14 nach seinem Hingange zom Vater die Erhömng ihrer Gebete fOr die VoUbringong ihres Berufes anf Erden, in T. 15 — 17 die Sendnng des Geistes als bleibenden Beistand, nnd in Y. 18 — 24 sein Wiederkommen, nm mit dem Vater bei ihnen Wohnnng za machen. V. 12 — 14. „Warlich, warlich ich sage euch, wer an mich glaubt, wird die Werke die ich thne anch thon, and wird größere als diese thnn; denn ich gehe zum Vater.'' Schon ans der feierlichen Ver- sicherong, mit der diese Zusage eingeführt wird, ergibt sich, daß Jesus za dem, was er y. 1 — 11 den Jüngern zur Aufrichtung ihrer betrflbten Herzen gesagt hat, ein neues wichtiges Moment hinzufflgt Mit moxeo- ex8 eU 'cov ösov xal eU ^H^ laoreuexs begann er v. 1 ihnen Trost und Mut in Betreff der Zukunft einzuflöBen, sodann sagte er ihnen sein Wiederkommen zu, um sie in die für sie im Himmel bereitete Stfttte aufeunehmen und belehrte sie zur Begrflndung dessen Aber seine We- sensgemeinschaft mit dem Vater, worauf er mit der Aufforderung, ihm zu glauben, schloß. Daran knüpft nun das: ,wer an mich glaubt' v. 12 an. Denn wie Beng. zu maxeosTi fiot (y. 11) treffend bemerkt: gm Chrisio de $e loquenti credit in Christum credit, o moreuotv elc i'^i enthält eine ganz allgemeine Warheit Das zu Sagende bezieht sich nicht blos auf die Apostel, sondern hat Giltigkeit für die Jünger Christi zu allen Zeiten. Der üebergang zu den Werken der Jünger ist weder in dem Gedanken zu suchen, daß Jesus in seinen IpY^^^ ^in^ Gottesgemein- schaft erwiesen hat und dieselbe in noch höherem Grade durch die mit ihm durch Glauben in Gemeinschaft Stehenden erweisen wi!ll{Lthdt,\ denn vom Erweise seiner Gottesgemeinschaft redet Jesus jft im Folgen- den gar nicht; noch auch darin, daß, weil in den Werken Jesu (v. 11) in der Gegenwart das lag, was die Jünger besonders an seine Person fesselte und dessen Aufhören ihnen darum besonders niederschlagend Tisch. 8 aus vtBEEüT^ al , Codd. der It., Vlg., Syr. n. Armen, aufeenom- men; es fehlt aber in der Bec. mit AßGKLMQSU, den ältesten Codd. der IL u. in Copt und ist von Lehm, eingeklanun^ worden, und warscheinli<^ nur Zusatz, der infolge des nachdracksroUen eju) vor icoitjou) schon in die ältesten Hdschrr. gekommen ist (gegen Weiß). I>agegen ist touxo vor luoiijou) (Bec.) nach v. 13 conformirt und l-^oj ia hBL al, mit Tisch, S Ar ur^rüng- lich zu halten. — V. 16. Der Imperat tTjpTJaaxe (Bec. mit ADQX al) ist un. paasende Aendenmg des Putur xifjpijoexs in ^X (« u. Minusk. ttjptjotjte). — V. 16, yJkr^ (Bec mit ADV^KR al,) Vlg., Armen., ist Näherbestimmung nach Y. 17 und statt dessen mit Tisch. 8 ^ vorzuziehen nach K a. e. f., die es vor )ie^' ü)iu>v, und IQJt, die es nach uuwv haben. — In v. 17 ist $d hinter ü)i6i(; (BecÖ mit Tisch. 8 nach tiBQ zu tilgen; dagegen Icrcoi (Bec. mit nUlQZ al,, Vlg. Copt, Syr.) statt des eoriv in BI>* beizubehalten, da loriv der Con- f<»mation nach (ilvei verdächtig ist — V. 19. Auch CiJaeTe, von Tisch, 8 nach BZQ aufgenommen, ist wanKäeinlich nach Ca) conformirt und die Bec Ci^ 080&8 in VLäBQV^ASl al. ftbr ursprflnglioh zu halten. — V. 22. xai vor xi fehlt zwar in der Bec. mit ABBELX, ist aber nur als nicht verstanden wegge- lassen worden und aus vtGHKMQS al. mit Tisch. 8 aufzunehmen. — Ebenso ist in V. 23 dem noiv^ouev (Bec. mit AEGHKS al.) das Medium 'K0irio6y.zba in fetSXX IDnusk. u. KcAw. mit Tisch. 8, Mey., Weiß vorzuziehen. 460 Joh. XIV, 12. war, Jesus ihnen die Fortdaner dieser Werke, und zwar als durch sie seihst geschehen, znm Trost für die Trennung Yon ihm verheißt {Weiß). Auch nicht die BefQrchtong der Jünger, in die Dunkelheit znrflckza- sinken, wenn das Licht der Werke Christi, durch das sie wfthrend seines Erdenlebens bestralt wurden, aufhöre, bewog Jesum, sie mit der Aussicht auf YoUbringung größerer Werke zu trösten {Hngsih.\ sondern die Besorgnis der Jttnger, daß nach seinem Hingange zum Vater ihnen die Kraft zu erfolgreicher Ausfahrnng ihres apostolisdien Berufes fehlen werde. Dies erhellt aus der Begründung des verheiße- nen Thuns gleicher, ja noch größerer Werke mit dem Satze: denn ich gehe zum Vater. Mit seinem Hingange zieht er sich nicht von seinem Werke auf der Erde zurück; im Gegenteil er tritt dadurch in den Stand seiner Erhöhung ein, in welcher er seine Jünger mit der Kraft ausrüsten wird, Werke zu thun, wie er w&hrend seines Erdenwaadels gethan hat, ja noch größere. Das (uiCova toutidv ist nidit auf einzdne auffällige Wunder zu beziehen, wie Act. 5, 15. 19, 12. Mrk. 16, 15, worauf Beng. hinweist, oder das Beden in fremden Sprachen {GroL\ denn solche Größenmessung der Wunder ist dem N. Test durchaus fremd {Weiß), Gemeint ist vielmehr die gesamte umfassende und er- folgreiche Wirksamkeit, welche die Apostel und ihre Nachfolger durch die Bekehrung der Einzelnen und ganzer Völker zur Erneuerung der in Sünden erstorbenen Menschheit und zur Ueberwindung der gottfeiDd- lichen Welt durch die Ausbreitung des Beiches Gottes geübt haben und noch üben. So Hngsib,, Lihdt., God., Weiß, w&hrend Lcke., Olsh., Thol, Mey. mit Luther vorzugsweise nur die Ausdehnung der apostolischen Thätigkeit über die Grenzen der Theokratie hinaus her- vorgehoben haben. Diese Verheißung wird durch den Satz: denn ich gehe zum Vater, begründet, der selbstverständlich mehr enthalt als deo nichtssagenden Gedanken, daß er, weil er fortgeht, die Werke nicht mehr thun könne {Chrys,, Theophyl, Euthym., Er asm. u. A.). ,ZQm Vater gehen — sagt Luther — das heißt, daß er (Christus) zum Herrn erhoben und auf den Königsstuhl zur Rechten des Vaters gesezt und ihm unterthan und gegeben ist alle Gewalt und Macht im Himmel und auf Erden.^ Dieser Gedanke ist ganz richtig (vgl. Mtth. 28, 18), aber hier nicht ausgesprochen, doch in dem: ,der Vater ist größer als ich^ (v. 28) angedeutet und hier vorausgesezt — Die Wiederholung de icopeuo{iai irp. xov Tcaxäpa mit dem genanten Zusatz in v. 28 am Schlosse dieser Rede zeigt auch, daß on iy^ ^<>P- l^er nicht mit Weiß nur als negativer Grund gefaßt werden kann, weshalb er den Jüngern größere Werke zusichern könne, zu welchem der positive Grund in v. 13 folge, der noch von Sit abhänge, so daß der Sinn wäre: Mit meinem Hingang ist die Schranke gefallen, die meinem irdischen menschlichen Lebra gesezt war; und weil ich zum Vater gehe, bei dem ich der Erfüllung aller meiner Bitten gewiß bin, so kann ich euch die Zusicherung geben, daß ihr größere Werke thun werdet. Richtig ist nur so viel, daß mit V. 13 die AusfQhrung dessen folgt, was er vermöge seines Hingangs zum Vater für die Jünger thun werde, um sie mit der zur Fortführung des Joh, XIV, 12—14. 461 von ihm auf Erden begonnenen Werkes erforderlichen Kraft aoszn- rflsten. Aber die Erfüllung ihrer Bitten (y. 13 f.) ist nnr em Teil seiner Thätigkeit für sie, zn welcher ihnen außerdem v. 16* die Sendung des Geistes als Beistand und v. 18 ff. das persönliche Wiederkommen im Geiste zugesichert wird. Hiemach ist in dem ir(m irp. x. icaxlpa icopeu- o{iai die objective Bedingung und Grundlage genant für alles, was den Jflngom V. 13 — 24 zugesagt wird, während die subjective Bedingung filr den Erfolg ihres Wirkens in dem d moreucuv eU i|i^ angegeben ist. y. 13f. Für erfolgreiches Wirken bedürfen die Jünger der Kraft von Gott, die sie sich erbitten sollen. Die Erfüllung ihrer Bitten ist somit das erste, was Christus nach seinem Hingange zum Vater ihnen zusichert. „Alles was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich thun, damit der Vater in dem Sohne verherrlicht werde/' Nicht für jedes Gebet gibt ihnen Jesus diese Zusicherung, sondern nur für die Bitten in seinem Namen, iv rtp ovd|AaTi (jloo wird aber verschieden erklftrt. Die Erklärungen: unter Anrufung meines Namens (Chrys, u. a. Kchv.), durch meine Vermittelung {Melancht.\ oder in meinem Sinne, in meiner Sache {de W.)^ in meinem Auftrage {Weiß) sind teils will- kürlich, teils dem Begriff des SvofjLa nicht entsprechend. Der Name ist Ausdruck der Kundgebung der Person. In dieser Hinsicht erklären Lcke,, Mey, u. A. richtig: der Name Jesu ist das Element, in welchem sich die Gebetsthätigkeit bewegt; nur darf man dies nicht mit dem panlinischen iv Xpioicp identificiren, wobei der Begriff des ovo|Aa un- berücksichtigt bleibt. Im Namen Jesu beten heißt so beten, daB man sich in Jesum Christum, wie er sich als Sohn Gottes im Stande seiner Erniedrigung manifestirt hat und auch im Stande seiner Erhöhung er- weist, gläubig versenkt und auf Grund dieser Manifestation betet. Daraus ergibt sich von selbst, daß die Bitte ihr Absehen auf die För- derung des Reiches Gottes hat An wen sie die Bitten richten sollen, ist nicht gesagt, kann aber nicht zweifelhaft sein, daß sie zum Vater, nicht zu Christo dem Sohne beten sollen, vgl. 15, 16. Dagegen spricht weder das xooto iroii]OQ>, noch v. 14, wie W^ß meint. Der Sohn wül thun was sie bitten, damit die Jünger in dem Glauben gestärkt werden, daß Jesus zum Vater gegangen und in dem Vater ist, wie der Vater in ihm (v. 11 u. 12). Dadurch wird der Vater in dem Sohne verherr- licht. — Um aber die Jünger im Glauben an diese Verheißung zu be- stärken, wiederholt Jesus v. 14 dieselbe, aber so daß er sie durch iy^ (icA werde es thun) verstärkt. Das iycu hebt nachdrücklich die Macht- vollkommenheit Christi im Stande der Herrlichkeit hervor. Daraus sollen die Jünger erkennen, daß der Vater alles in seine Hände ge- geben hat (13, 3). Die Verkennung dieser Bedeutung des mit Nach- druck zugesezten lr{ii hat ohne Zweifel den Zusatz ^ zu füxtprpz. ver- anlaßt, den schon m u. ^ haben und den Tisch, aufgenommen hat, der aber in AD ah und in den ältesten Codd. der It. u. Vlg. fehlt Eine den Jüngern gegebene Zusicherung Jesu, daß er auch ihre Bitten, die sie an ihn richten werden, erfüllen wolle, war in diesem Zusammen- hange gar nicht am Platze und paßt weder zu 15, 16 noch zu 16, 23 u. 24 > 4S2 Joh. XIY, 16. 16. y. 16 — 17. Die zweite trostreiche YerheiBniig. Jesos wird den Vater bitten, daß er ihnen den Q^t der Warheit als bleibenden Bei- stand gebe. „Wenn ihr mich liebet, so werdet ihr meine Oebote halten and ich werde den Vater bitten nnd einen anderen Beistand wird er euch geben, damit er bei euch sei ewiglich; den (reist der Warheit, welchen die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht nnd erkennt ihn auch nicht; ihr aber erkennet ihn, denn er bleibt bei each und wird in ench sein/^ Wie die Gebetserhörong in v. 12 auf dem Gründe des Glaubens zugesagt ist, so wird diese zweite Verheißung an die Liebe, welche die Jflnger in der Bewahrung seiner Gebote zeigen, als unerläßliche Bedingung ihrer Gewährung geknflpft. Die Erhörnng der Bitten im Namen Jesu sezt zuversichtliches Vertrauen auf seine Machtstellung beim Vater voraus; den Geist der Warheit können aber nur diejenigen empfangen, die in der Gemeinschaft mit Christo sind und bleiben, die Christum lieben und diese liehe durch Bewahrung seiner Gebote bewähren. V. 15 enthält demnach nicht eine neue Er- mahnung, an welche v. 16 eine neue Verheißung geftgt werde iMey.\ sondern nur die Bedingung (iav a'jfaicaxi (le), unter welcher die Geistes- mitteilung ihnen zuteil werden kann. Daraus folgt, daß nicht der Imperat xiipi^oaTS, sondern das Futur niprfl&n die richtige Leeart ist TYipeiv xdc ivxoXac ist das Kennzeichen der Liebe, tote ivtoXac xac i\M^ ist nicht blos das neue Gebot der Bruderliebe (13, 34), sondern alles was Jesus seinen Jflngem an Lehren, Vorschriften und Mahnungen zur Richtschnur für ihr Verhalten gegen Gott und Menschen verkOndigt hat SXXov icopaxXT^xov einen anderen Paraklet, als den sie bisher in seiner Person hatten, um ihnen fortan seine leibliche (Gegenwart zu ersetzen und seine Stelle zu vertreten. Das Wort icapaxXi}to« findet sich im N. T. nur bei Johannes, hier u. v. 36. 15, 26 u. 16, 1 vom hei- ligen Geiste gebraucht, außerdem 1 Joh. 2,1 von Jesu Christo. Lulher flbersezt es lYösier, nach dem Vorgange von Oriff., Chrys., TheophyL, Euthym,, auch Hieron., Erastn, u. A., woflLr sich der Grebrauch von irapaxaXsiv zusprechen, trösten, und TcapaxXijoi« Zuspruch, Trost an- fahren läßt; aber beide Worte kommen bei Johannes nicht vor. Der Bedeutung Tröster oder Fürsprecher steht entschieden die passive Form icapaxXT)Toc entgegen, die auf ursprflnglich passive Bedeutung f&hrt, nicht den Zusprechenden, Tröster bedeuten kann, wofBr icopa- xXi^tmp (Hieb 16, 2 LXX) oder icapaxXYixixo« (bei PUUo) das richtige Wort ist icapaxX7)Toc bed. den zu Hilfe Gerufenen, advocatum, u. bei den Griechen gewöhnlich den Beistand oder Anwalt vor Gericht So haben es schon TeriulL u. August erklärt, femer Melanchi. , Calv., Beza, Grot. und nach der gründlichen Erörterung von Knapp (Scripta varii argum. I, US ff.) alle Neueren mit Ausnahme von Hofmann (Weiß. u. Erf. II, 171 u. Schriftbew. H, 2, 115 ff.). Auch Liäher hat das Wort richtig durch Advocat erklärt und nur in der üebersetsniig das Wort Tröster vorgezogen, vermutlich um den Begriff der Perste- lichkeit des Beistandes gemeinverständlich auszudrücken. Dieser Pa- raklet soll bei den Jängem sein sl; xqv oiloivay nicht wie Jesoa voa Joh. XIV, 16--18. 46S ihnen genommen werden. Wie derselbe die Sache der Jttnger führen wird, gibt Jesus erst in 16, 8—11, wo er sie auf die Yerfolgnng von- seiten der Welt vorbereitet, näher an. Hier bezeichnet er ihn nnr nach seinem geistigen Wesen als xo irveS|Aa xifi aXiq&eiac den Geist der Warheit Diese Bezeichnung wird nicht erklärt durch die Bemerkun- gen: der die Warheit besizt und mitteilt, oder: welcher der göttlichen Warheit Inhaber, Träger und Verweser ist (Mey.)^ oder dem die ob* jective göttliche Warheit, die sein Wesen ausmacht, eignet {Wei0)^ falls nicht näher bestirnt wird, was unter der göttlichen Warheit zu verstehen ist. Die Warheit ist Gott in Christo (LiMQj deutlicher aus- drflkt: die Warheit des göttlichen Wesens und Waltens, welche Chri- stus der Welt geoffenbart hat und in die nun der Geist die Jünger einführen wird, indem er ihnen Christum und in Christo Gott verklärt, daß sie Gott als den Vater Jesu Christi erkennen und in Gemeinschaft der Liebe mit dem Vater und dem Sohne versezt und darin erhalten werden, vgl v. 20 ff. Diesen Geist kann die Welt (o xoo|j.oc die un- gläubige, gottentfremdete Menschheit) nicht empfangen, weü sie ihn nicht sieht und auch nicht erkent. öeiopetv ist geistiges, das Wesen erfassendes Sehen. Nicht blos, weil der Geist unsichtbar ist, kann die Welt ihn nicht sehen (Grot), sondern weil ihr Empfänglichkeit für das Wehen und Walten des Geistes fehlt, vgl. 3, 6—8. 1 Kor. 2, 14. Aus diesem Grunde kann sie den Geist der Warheit auch nickt erkennen. Die Jünger aber erkennen ihn, weil er bei und in ihnen ist Das Er- kennen wird durch geistliche Erfahrung oder Innewerden der Wirkung des Geistes am eigenen Herzen gewonnen, y^vcdoxsxs steht nicht futu- risch, sondern drükt zeitlos das charakteristische Verhältnis der Jünger zum Geiste aus (LihdL, Weiß u. A.). So ist auch das Präs. (xivet zu fassen. Ob aber deshalb statt iv ufitv lorai das Präs. ioxiv in BD* vor- zuziehen ist, in dem Sinne: der Geist hat seine Stätte bei (icapa) euch und ,im Innern der Christen sein Sein^ (Lthdt,)^ bleibt firaglich. Das Futur ist nicht nur überwiegend bezeugt, sondern schließt auch den Gedanken, daß das Verhältnis bleibend sein wird, passend ab, da die Verwirklichung der Verheißung der Zukunft angehört {Hngsib., Weiß), V. 18 — 21. Die dritte tröstliche Zusage. V. 18. „Ich werde eudi nicht als Waisen lassen, ich komme (wieder) zu euch.^^ opfavouc als solche, die nach meinem Weggange verwaist sein werden. Mit dem Sp^o}jLai icp. üfiac meint Jesus nicht seine endgeschichtliche Parusie (Aug., Beda, Hofm.\ da die Jünger ihn nach kurzer Zeit wieder sehen sollen, dann aber die Welt ihn nicht sehen wird (v. 19); aber auch nicht sein Wiedererscheinen nach der Auferstehung (Chrys., Theophyl, Euthym., Grot u. A., zulezt Ew. u. Weiß), Dagegen spricht entschei- dend, a. daß ,in den Abschiedsreden der in Tod, Auferstehung und Himmelfahrt sich vollziehende Hingang zum Vater als ein Act gefaßt wird, das Wiederkommen Christi also diesen ganzen Vorgang zur Voraussetzung hat^ {Lthdt,)-^ b. daß die Erscheinungen des Auferstan- denen, wenn sie sich auch in den 40 Tagen bis zur Himmelfahrt wie- derholten, doch keine bleibende Gemeinschaft mit Christo bildeten, wie 464 Joh. XIV, 18—20. Weiß selbst zugesteht nnd deshalb diese einzelnen leiblichen Ersehet- nnngen nur als Mittel gedacht wissen will, dnrch welche Jesus eine neue bleibende Gemeinschaft mit ihnen anknttpft. Denn bildet die geistige Gegenwart des gen Himmel Gefahrenen eine neue bleibende Gemeinschaft der Gläubigen mit Christo, so waren die Erscheinungen des Auferstandenen noch keine Gemeinschaft, die er vom Himmel aus nur fortsezte. Die Erscheinungen des Auferstandenen, zu welchen auch die Erscheinung, durch welche Paulus zum Apostel berufen wurde (Act 9, 3 ff.), zu rechnen ist, hatten nicht den Zweck eine bleibende Gemeinschaft mit Christo anzuknüpfen, sondern selten nur die JOnger im Glauben an die Wirklichkeit seiner Auferstehung fest gründen. Demnach kann ip^ofiai irp. ufx. auch nicht den Doppelsinn der Erschei- nungen des Auferstandenen und seiner Wiederkunft im Geiste haben, in welchem Lampe, Beng., de W., Hngsih. u. A. es fassen, und den genau genommen auch Weiß damit verbindet. — Y. 19. „Noch ein Kleines (kurze Zeit) ist es (laxt vgl. 13, 39. 16, 16) und die Welt sieht mich nicht mehr. Ihr aber sehet mich, denn ich lebe und ihr werdet leben." Zu öecopet leiblich zu ergänzen und demzufolge dempetri f&e auf das leibliche Wiedersehen des Auferstandenen zu beziehen (Weiß)^ ist willkttrlich. Die Welt sieht den Verklärten auch geistig nicht, weil ihr das Organ dafür fehlt, während die Jünger Christum auch nach seiner Himmelfahrt sehen d. h. im Geiste schauen. Das Nichtsehen der Welt und das Sehen der Jünger ist als gleichzeitig zu denken. Daraus folgt aber durchaus nicht, daß das C(o nicht vom Leben des Verklärten, sondern vom Leben des Auferstandenen zu verstehen sei, wie Weiß behauptet. Denn wenn Co» auch dem Präs. decopsixe entspricht, so be- zieht es sich doch nicht auf das Leben vor seinem Tode, sondern auf das Leben des Verklärten, der zum Vater gegangen ist und in alle Ewigkeit lebt, vgl. Ccl^v el(jLi Apok. 1, 18. Von diesem Leben redet Jesus präsentisch, sofern dasselbe ihm schon wie gegenwärtig vor der Seele steht {Lihdt.\ dagegen vom Leben der Jünger im Futur (Ci^oeoAe oder CiQ^ete), weil ihr Leben die Folge oder vielmehr die Wirkung seines Lebens ist, nämlich das höhere geistige Leben. Dieses ist aber nicht durch die wahre Erkentnis des wieder zu ihnen kommenden lebendigen Christus vermittelt, wie Weiß aus v. 20 folgert Denn das neue Leben der Jünger wird nach johanneischer Lehre nicht dnrch die Erkentnis des Auferstandenen gewirkt, sondern durch den Geist, der neues Lebens erzeugt (3, 7), welchen die an ihn Glaubenden erst nadi der Verklärung Christi empfangen (7, 39), und den er erst nach seinem Hingange zum Vater sendet (16, 7); und die wahre Erkentnis ist nicht der Grund sondern die Folge des neuen Lebens (ygLLthdt, gegen Weiß). V. 20. „An jenem Tage werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin und ihr in mir (seid) und ich in euch (bin).'^ ixetv^ rg V^ ist die Zeit des Wiederkommens Jesu zu seinen Jüngern. Weder der Wortlaut noch der Context fahrt auf den Tag seiner Auferstehung, vielmehr ist es die mit dem Tage der Pfingsten Act 2 beginnende Zeit ,Wenn auch die Auferstehung den Jüngern einen Fortschritt in der Joh. XIV, 20. 21. 465 Erkentnis brachte, wie Thomas zeigt (20, 28), so doch nicht diese Er- kentnis, von der hier die Rede ist* (LihdL). Falls sie auch ans den Erscheinungen des Auferstandenen erkanten, daß Jesns in einem einzig- artigen Verhältnisse znm Vater stehe, wie sich ans 10, 38 folgern läßt, so konten sie daraas doch nicht ihr Sein in Jesu (Christo) und Jesu Sein in ihnen erkennen, selbst wenn man mit Wei^ das xal ü(jLst<; iv i(ioi cet so abschwächen dttrfte, daß sie mit dem Erkennen des neuen Lebens des Auferstandenen, welches ihn als den in Gott Seienden er- kennen und darum in ihm Gott schauen lehrt, eben darum zugleich ihr neues höheres Leben als ein in ihm wurzelndes erkennen, in welchem er und die in ihm gegebene Gottesoffenbarnng das einzige neue be- wegende Princip ist. Denn daß das Sein Christi in den Jüngern und ihr Sein in Christo etwas anderes und viel größeres ist, als ein Er- kennen Christi als Princip des neuen Lebens, bedarf keines Beweises. V. 21 lehrt deutlich genug, daß Jesus sein Verhältnis zu den Jüngern und das Verhältnis der Jünger zu ihm als eine Gemeinschaft der Liebe darstelt und in v. 21 die Bedingung fCkr die Erlangung dieser Liebes- gemeinschaft, sodann die Mr die Jünger daraus erwachsende Frucht an- gibt. „Wer meine Gebote hält und sie bewahrt, der ist es der mich liebt. Wer mich aber liebt wird von meinem Vater geliebt werden und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm kundgeben.*' Wie die Erteilung des heiligen Geistes so ist auch die Kundgebung Christi be- dingt durch die Liebe zu Christo, die sich in der Erfüllung der Gebote Christi bewähren muß {Hngstb, mit Mey , God,, Lthdt. u. A.). Ohne Grund behauptet dagegen Weiß^ daß das in v. 18 — 20 Verheißene den Jüngern als solchen ohne ein besonderes Verhalten derselben zuteil werde. Denn in v. 21 geht Jesus nicht zu etwas Neuem über, was die Jünger in der weiteren Entfaltung und Fortsetzung des Verkehrs mit Christo erfahren sollen, sondern entwickelt nur, wie das in v. 20 aus- gesagte Verhältnis der Jünger zu Christo und das Sein Christi im Vater zu ihnen sich gestalten wird. Als eine gegenseitige Gemeinschaft ist dieses Verhältnis auf der Seite der Jünger durch die im Halten der Gebote Christi sich kundgebende Liebe zu Christo bedingt, sezt nicht nur das gedächtnismäßige Haben, sondern den durch den Glauben ge- wonnenen inneren Besitz der Gebote, die Aufnahme derselben im gläu- bigen Bewußtsein (vgl. 15,38) voraus {Mey.) und muß sich in der that- sächlichen Beobachtung derselben kundgeben. Die so sich bewährende Liebe zu Christo bringt den Segen, daß sowol der Vater dem der sie besizt seine Liebe zuwendet, als auch Christus ihn liebt und sich selbst (i(iauxov nicht blos i{ii ) ihm kundgibt d. h. seine Liebe durch persön- lichen Verkehr mit ihm zu erkennen gibt. Der Genuß der Liebe des Vaters und Christi schließt die Fülle der Seligkeit in sich und wird V. 23 als Kommen des Vaters und des Sohnes, um Wohnung bei ihm zu machen, dargestelt. Hinsichtlich des ificpavloco autcp ifiauxov verweist Beng. auf die Bitte Moses Ex. 33, 13: el oi>v eSpTjxa xapiv ivavrtov 000, ificpavtoov ^oi oeaotov, wozu Lthdt hinzufügt: ,Dies wird sich hier in viel eigentlicherer, weit innerlicherer Weise verwirklichen.* Keil, Comment. sam Erang. Job. 30 466 Joh. XIY, 22. 23. y. 22 — 24. Das Wort Jesu, daß er kommen and sich den Jflngem, aber nicht der Welt offenbaren werde, vermag Judas mit der alttesta- mentlichen Verheißung, welche eine Offenbarung Jehova's an alle Völker zur Vollendung des Reiches Gottes und die Herschaft des Messias Aber alle Völker in Aussicht stelt, nicht in Einklang zu bringen. Johannes unterscheidet diesen Judas durch den Zusatz: ,nicht der Ischariot^ von dem Verräther (was sich nach 13, SO von selbst verstand), um jeder unbedachten Vermengung desselben mit jenem vorzubeugen. Matthäus und Mark, nennen ihn nur nach seinen Zunamen, jener 10, 5 Lehhaeus, dieser 3, 18 Thaddcteits. Lukas in 6, 10 u. Act. 1, 13 nent ihn Judas Jakobi, s. m, Comm. zu Mtth. 10, 3. — Judas fragt: „Herr, und was ist geschehen (in Bezug darauf) daß du uns dich wilst kundgeben und nicht der Welt?^^ (das xa( vor der Frage steht wie 9, 36). um von den Zu- kunftsreden Mtth. 24 u. Parall. abzusehen, so hatte Jesus auch schon 10, 16 gesagt, daß er außerhalb Israels noch Schafe habe, die er her- zufahren soll, und 12, 32, daß er nach seiner Erhöhung von der Erde aiie zu sich ziehen werde. Judas meint daher, daß ein besonderer Zwischenfall eingetreten sei, infolge dessen Jesus seine sichtbare Offen- barung auf seine Jünger beschränken und der Welt entziehen wolle. — V. 24 f. Auf die Frage des Judas gibt Jesus keine directe Antwort, sondern wiederholt nur die wesentliche Bedingung, an welche sein Kommen zu den Jüngern geknüpft sei. „Wer mich liebet wird mein Wort halten^S und verdeutlicht das daraus für die Jünger fließende Heil dadurch daß er die Verheißung: und mein Vater wird ihn lieben, näher so bestimt: „und zu ihm werden wir (der Vater und Christus) kommen und Wohnung bei ihm uns machen.^' Dem |iovT^v iroieibi^ai liegt die alttestamentliche Idee des Wohnens Gottes unter seinem Volke (Exod. 25, 8. 29, 45. Lev. 26, 11 f. Ezech. 37, 27) zu Grunde, die ge- eignet war, den Jüngern das Verständnis seiner Worte näher zu bringen. Denn das Wohnen Gottes unter seinem Volke im Heiligtume schattete die Gegenwart Jehova's in Israel ab und war eine axia der Vereini- gung Israels mit seinem Gotte , welche durch Christum ihre Vollendung erhalten solte. Dieses Wohnen Gottes in der Menschheit hat sich zu- nächst in der Menschwerdung des Logos in der Person Jesu Christi (1, 14) verwirklicht, seine volle Verwirklichung aber wird es erst bei der sichtbaren Wiederkunft des Herrn mit der Aufrichtung des Beiches der Herrlichkeit Apok. 21, 3 erreichen, (xovij das Bleiben bezeichnet auch nicht blos den vorübergehenden Aufenthalt, das Herbergen, son- dern den bleibenden, das Wohnen (vgl. [noyal v.2). Diese leztere Bedeu- tung ist auch hier anzunehmen und die zu Grunde liegende Vorstellung nicht die, daß der Vater und Sohn auf ihrem Wanderzuge vom Himmel aus über die Erde hin unter einem solchen Dache einkehren und hier Herberge nehmen werden. Mit Recht haben die kirchlichen AoslL (s. auch Lthdt.) in den Worten die uräo mystica gefunden, welche HoUaz definirt als conjunctio spiriiuaiis Dei iriunhts cum honme justificato, qua in hoc vehit consecraio iemplo praeseniia speciaU eaque substaniiaii häbiiai et graUoso inftuxo in eodem opcratur. Da- Job. XIV, 23—26. 467 gegen behauptet zwar Weiß^ das icoq)' a&t(ji verbiete an die unio my- sHca zu denken, was notwendig iv aüxcp heißen müßte, während icap' auTq> nar die dauernde Nähe Jesu versinnliche, als Aufenthaltnahme bei ihm d. h. in seiner Wohnung, unter seinem Dache. Aber icap' auxqi heißt auch nicht: in seiner Wohnung. Wenn also der bildliche Aus- druck auch vom Einkehren und Herbergen bei jemand hergenommen sein mag, so hat doch Jesus dabei nicht an die Wohnungen oder Häuser der Jünger gedacht, sondern ein Kommen und Einkehren gemeint, wie es der Natur seiner verklärten Person und dem geistigen Wesen des Vaters entspricht, d. h. eine geistige Vereinigung mit den Jüngern, die sich nicht anders als ein Eingehen in die Herzen der Gläubigen be- greifen läßt. — V. 24. „Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht." Darum kann ihn auch der Vater nicht lieben und wir können nicht zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen (ffngsib.). Daraus konten die Jünger entnehmen, daß Jesus nicht von seiner sichtbaren Wieder- kunft am jüngsten Tage, sondern von einem Wiederkommen im Geiste geredet hatte, und konten zugleich daraus erkennen, warum er sich nur ihnoA, nicht aber der Welt, sichtbar offenbaren werde. — Um ihnen aber die Wichtigkeit dieser Verheißung ans Herz zu legen, sezt er hinzu: „Und das Wort, welches ihr höret, ist nicht meines, sondern des Vaters der mich gesandt hat." Vgl. 7, 16. d Xo^oc ov dxouexe ist nicht das Wort, das er erst v. 23 geredet hat, sondern was er ihnen von seinem Wiederkommen mit dem Vater von v. 18 an oder auch von V. 1 an gesagt hat. Wer also das Wort Jesu nicht bewahrt, der liebt auch den Vater nicht, und zu dem kann weder Christus noch der Vater kommen. Diese Mahnung konten die Jünger selbst sich daraus ziehen. V. 25 — 31. Ermunterung Bum Aufbruch. ^ — V. 26. „Dieses habe ich zu euch geredet, da ich bei euch weile." xaSxa weist zurück auf alles, was Jesus beim Abschiedsmahle zu den Jüngern geredet hat, und deutet schon auf den nahen Abschied hin. Was er vor seinem Scheiden ihnen zu sagen hatte, hat er ihnen damit gesagt. Alles worüber sie weiterer Belehrung bedürfen, wird der Paraklet sie leh- ren. — V. 26. „Der Anwalt aber, der heilige Geist, welchen der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch alles in Erinnerung bringen was ich euch gesagt habe." Ueber itapa- xX7)To< s. zu V. 16. Hier wird er der heilige Geist genant, nicht um durch To ayiov ihn als den Gott angehörigen, den darum der Vater senden wird (Weiß) zu bezeichnen, was eine überflüssige Bezeichnung wäre, da der dem Vater angehörige Geist selbstverständlich nicht un- heilig oder profan sein kann. Heilig wird der vom Vater gesendete Geist mit Bezug auf das was er wirken soll genant, daß er gesendet 1) In V. 28 fehlt sTxov vor zopsüojiai (Eec.) in HAB Dl al, It., Vlg. u. a. Veras, nnd jiou nach Tcaxrjp in tiBl>*LÄ. Beide Worte sind Zusatz und von Tisch, 8 getilgt worden. Auch toutou nach xöoilou v. 30 (Bec.) fehlt in sämt- lichen Majusk. nnd ist späterer Zusatz. — V. 81. Statt ^vtoXtjv I$(ux6v fBZj oder ^ädioxev (JTJ ist nach M>li>rAAn al, ivsteiXa-co mit Tisch, <9 u. A. zu lesen. 30* 468 Joh. XIV, 26. 27. wird, am die Jünger in der Warheit zu heiligen (17, 17 n. 19). iv x^» ovo(jiaxt (jLou kann natürlich weder ,in meinem Anfltrage^, noch , statt meiner^ ( PFeiJf mit Euihym., ThoLj Ew. u. A.) bedeuten und kann nach dem einfachen Wortlaute nicht auf den Gesandten, der an Jesu Statt kommen soll, sondern nur auf den Act des Sendens (Tcift^ei) bezogen werden. Der heilige Geist ist nicht Stellvertreter oder Substitut Jesu. Die Sendung desselben im Namen Jesu weist darauf hin, daB der Vater dabei den Namen d. h. die Offenbarung und Verherrlichung Christi im Auge hat, die Sendung zur Verherrlichung Christi gereicht, vgl. 16, 14 {Mey,, Lttidt., ßrckn.). Wir haben hier wie schon v. 16 f. Vater, Sohn und Geist als drei Personen bei einander. Die Persönlichkeit des Geistes wird durch ixeivoc — &t5a^i außer Zweifel gesezt StSa^ci iravxa wird in 16, 13 durch 687)71^061 o(jLac eU aXirj&eiav icaoav verdeut- licht. Man darf daher iravxa nicht aus dem folgenden Satze durch 00a elicov u(jiTv beschränken; denn nach 16, 12 hat Jesus den JOngem noch vieles zu sagen, was sie jezt nicht tragen kOnnen und. worüber der heil. Geist sie belehren wird. Doch folgt daraus nicht, daß der heiL Geist ihnen auch neue Lehren oder von Christo gar nicht gelehrte Warheiten mitteilen werde; denn er wird nur lehren, was er höret und alles aus dem, was von Jesu ist (ix xoS i|AoS) nehmen und ver- kündigen, 16, 13 u. 14. oicofjLV^oei u(jLac cet. ist demnach als Elrl&a- terung oder N&herbestimmung des StSaUi iravxa zu fassen und bedeutet nicht erklären, verdeutlichen, sondern in Erinnerung bringen. VgL die Erkl. zu 16, 13 u. 15. V. 27. Im Gedanken an sein nahe bevorstehendes Scheiden spricht Jesus weiter: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, nicht wie Welt gibt gebe ich euch; nicht erschrecke euer Herz und zage nicht/' ,Das sind Letzeworte als deß der da will hinwegscheiden und gute Nacht oder den Segen giebt' (Luther)» elpi^VTjv a^rn^ spielt an das hebr. &*iVtiV'7;b an, mit welchem man Weggehende beim Ab- schiede entUeß (vgl 1 Sam. 1, 17. 20, 42. 29, 5. Act. 16, 36). Jesus wünscht aber nicht blos Frieden sondern gibt ihn den Jüngern, die er bei seinem Scheiden in der Welt zurückläßt; und zwar läßt er ihnen seinen Frieden als ein kostbares Vermächtnis zurück. elpiQVTjv xtjv i|Ai{v Frieden der mein Eigentum ist, den ich angesichts des Todes habe. Durch xt)v i(jLiQv wird die Erklärung Heil (Lcke., Mey. nach dem hebr. Dibtb) ausgeschlossen. Denn wenn auch Jesus seinen Jüngern das ganze Heil seines Erlösungswerkes zurückließ, so konte er dieses doch nicht geben (&(&o»fii). Der Friede Jesu, den er gibt, ist der Friedens- stand, den er im Bevnißtsein seiner Einheit mit dem Vater besizt und durch die Versöhnung der Menschen mit Gott den Seinen herstelt und als ein Erbgut ihnen zurücklassen und geben kann; so daß sie im Be- sitze dieses Gutes alle Angst und Not, Bedrängnis und Feindschaft der Welt überwinden können. — Zu dem Satze: nicht gebe ich wie die Welt gibt, ist als Object aus dem Contexte elpiqyiQV zu ergänzen, also bei dem Geben der Welt nicht an allerlei Güter dieser Welt, Schätze, Lust, Ehre u. dgl. {Mey.) zu denken, sondern wie xa&v. Jesus befijidet sich zwar in der Welt, die im Argen liegt, ist aber nicht von dieser Welt (8, 23), gehört als der sündlose Sohn Gottes ihr nicht an. Daher hat auch der Arge nichts an ihm sc, woran er sich halten, eine Gewalt über ihn ausüben könte. Ein bestimtes Wort, etwa (iipoc {Nonnus) ist zu ouS^v nicht zu ergänzen. — V. 31. „Doch damit die Welt erkenne, daß ich den Vater liebe und wie mir der Vater geboten hat also thue, so stehet auf und laBt uns von hier gehen." Obgleich der Fürst dieser Welt ihm nichts anhaben kann, so will Jesus doch den Kampf mit ihm aufiiehmen, damit' die Welt erkenne, daß er den Vater liebt und um dessen Willen zu erfQllen sich den Händen seiner Häscher ergibt und den Tod erleidet, um das Werk der Erlösung zu voll- bringen. 0 xoo|i.o<; ist nicht die gottfeindliche, sondern nur die gott- entfremdete Menschheit, da von derselben auch viele zum Glauben kommen, andere aber nicht. Beide sollen dies aus der Aufer weckung Christi und dem Siege des von ihm gegründeten Reiches Gottes über das Reich des Fürsten dieser Welt erkennen, jedoch nur die zum Glauben Gekommenen zum Segen fQr ihre Seelen. Die Ungläubigen dagegen zum Gericht des Todes. — Hinter iroiw ist kein Punkt zu setzen {ßeng., Lehm., Tisch.) j sondern nur ein Kolon, denn i'^elpzabe ceL bringt den Nachsatz zu dXX' iva cet, in Form einer Aufforderung zu dem Thun, an welchem die Welt erkennen soll, daß Jesus aus Liebe zum Vater, zur Vollbringung seines Willens in Leiden und Tod geht. Mit xal xadcix; kann der Nachsatz ebenso wenig beginnen, als in outw; icoicu enthalten sein. Hinter dXXöt aber Spx&xai zu ergänzen, gibt kei- nen folgerichtigen Gedanken, und die Ergänzung impetum principis mundi excipio (Beng.) ist durch das Vorhergehende nicht indicirt. — Die Worte i^eipsofte, afcofiev lauten zwar wie in Mtth. 26, 62. Mrk. 14, 42; aber dort ist b{z[pzfibz Aufforderung vom Schlafe aufzustehen, hier: vom Tische oder Mahle. Cap.XV. Die Liebesgemeinschaft der Jünger mit Jesu und unter einander, und ihr Verhältnis zur Welt. Jesus hat sich mit den Jüngern erhoben, um seinen Leidensweg anzutreten. Bevor er aber fortgeht, drängt ihn die Liebe zu den Jün- gern, ihnen noch weiter zu sagen, was für die Befestigung ihrer Ge- meinschaft mit ihm und für die Erfüllung ihres Berufes in der Welt dienen kann und soll. Zuvörderst legt er ihnen die Grundbedingung für die erfolgreiche Ausrichtung ihres Berufes an's Herz, nämlich das 472 Joh. XV, 1. Bleiben in seiner Liebesgemeinschaft and die Pflege der brüderlichen Liebe (15, 1 — 17). Dann rüstet er sie für den Kampf mit der feind- lichen Welt, indem er ihnen aus ihrer Stellang zar Welt klar macht, daß die Welt sie hassen and verfolgen werde (15, 18 — 27), and ihnen den Beistand des die Welt ihrer Sünde überführenden Geistes der Warheit zusichert (c. 16) und zam Schlosse in brünstiger Fürbitte sie dem heiligen und gerechton Walten des Vaters befiehlt (c. 17). — Dieses Gebet, mit welchem er seinen Ermahnangen das Siegel anf- drükt, liefert einen entscheidenden Grund dafür, daß die Reden c. 15 u. 16 noch im Zimmer gehalten sind, da dasselbe weder auf dem Gange durch die Stadt noch beim Uebergange über den Eidron gesprochen sein kann. Die Rede in c. 15 handelt von der Gemeinschaft der Jünger mit Christo (v. 1 — 11) und von ihrer Gemeinschaft unter einander (v. 12— 17), sodann von ihrer Stellung zur Welt (v. 18 — 27). V. 1—11. Das Verhältnis der Jünger zu Jesu ^ wird durch das Gleichnis vom Weinstocke und den Reben veranschaulicht. — V. 1 f. ,Jch bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Weingärtner. Jeden Reben an mir, der nicht Frucht trägt, nimt er weg, und jeden, der Frucht trägt, reinigt er, damit er mehr Frucht trage." Der Anlaß zur Wahl dieses Gleichnisses ist nicht in äußerlichen Dingen zu Sachen, weder in dem Blicke auf einen Weinstock vom Zimmer aus oder anf einen Weinberg beim Gange durch die Stadt {Storr, Knapp, Thol. a.A.), noch in der Erinnerung an den goldenen Woinstock im Tempeleingange (Lmp.), Das Bild des Weinstocks war vom A. Test, her so bekant (vgl. Jes. 5, 1 ff. Ps. 80, 9 ff. Ezech.17,6. 19, 10. Jer. 2, 21), daß Jesus es ohne jede äußerliche Veranlassung brauchen konte (Lcke., Bg.-Cr,, LthdL, Weiß), Im A. T. ist das Volk Israel der von Gott gepflanzte Weinberg oder Weinstock; hier bezeichnet Jesus sich als tJ ifiic8X a, h, c, /. n. a. Verss. aufgenommene xd-fw gegenüber der Rec. sjoi» zn schwach bezeugt. — V. 11. Die Rec. {utv^ in HlJT^ al, ist mechanische Wie- derholung und ^ nach V(BI) al,, It Ylg. mit Griesb, u. Tisch, 8 für uisprttng- liob zu halten. * Job. XV, 1. 478 kraft. So die Behauptung von Bngsib., daß der Oedanke, die irdischen Dinge seien Abbilder der himmlischen, wol theosophisch, aber nicht schriftmäßig sei; denn diese Anschauung braucht nicht so gefaßt zu werden, daß damit die sichtbare Welt zu einem blosen Schattenwesen, das keine Bedeutung für sich habe, herabgesezt wird. Das Gegenteil beweisen die Gleichnisse vom Säemann und Acker, vom Waizen und Unkraut, und die Bezeichnungen Jesu als das Wasser und das Brot des Lebens u. a. m. Ohne alle Bedeutung aber ist der Einwand von Weijfy daß nicht abzusehen sei, inwiefern der Weinstock die Idee der Ge- meinschaft Jesu mit seinen Jflngem mehr als alle anderen Pflanzen und organischen Gebilde specifisch reprftsentiren solle. Dennoch halten auch wir die leztere Ansicht für die richtige, weil Jesus dieses Gleichnis nicht unmittelbar aus der Naturwelt, sondern aus dem A. Test ge- nommen hat. Der Weinstock, welchen Gott in Israel gepflanzt hat, erhält seine wesenhafte Verwirklichung in dem Verhältnisse Christi zu seinen Jdngem oder seiner Gemeinde, nicht aber insofern, als Israel entartet und dadurch zum falschen, unechten Weinstock geworden ist, so daß ein anderer wahrer Weinstock an seine Stelle treten muß {Ebr., Hngsih.)^ sondern in der Beziehung, daß die im A. Bunde aufgerichtete Gemeinschaft des Volkes Israel mit seinem Gotte unvollkommen war und ihre vollkommene Verwirklichung erst in der Lebensgemeinschaft der Gläubigen mit Christo erhält {Weiß), Israel war zwar durch den im Gesetz ihm geoffenbarten göttlichen Willen in Gemeinschaft mit seinem Gotte gesezt und hatte im Opfercultus auch Zugang zu Gott, gelangte aber weder durch diese Institution noch durch die specielle Führung, die Gott ihm angedeihen ließ, in wahre Lebensgemeinschaft mit ihm. Gott wohnte zwar unter seinem Volke im Allerheiligsten des Tempels, aber der Vorhang vor dem Allerheiligsten schied das Volk von seinem Gotte. Jehova legte zwar von seinem Geiste auf die aus dem Volke sich zu seinen Organen erwählten Propheten, aber die einzelnen Glieder des Volks blieben für ihren Verkehr mit Gott auf die priesterliche oder die prophetische Vermittelung beschränkt. Erst in Christo erschien Gott unter seinem Volke Israel und trat in wahre Lebengemeinschaft mit denen, die sich Jesu dem Sohne Gottes im Glauben anschlössen, daß sie durch die Aufnahme seines Wortes Kraft zum Leben aus ihm erhalten, wie die Rebe ihren Saft aus dem Wein- stocke empfängt. In diesem Sinne nent sich Jesus den wahren Wein- stock. Und sein Vater ist o fBoopToc der Landbauer, der Weingärtner, dem der Weinberg als Eigentum angehört und der ihn pflegt. Der Vater hat seinen eingeborenen Sohn, Jesum, zu seinem Eigentnmsvolke gesandt, um dasselbe in die rechte Lebensgemeinschaft mit sich zu setzen. Sofern nun das Volk Israel Gottes Eigentum ist, sind alle Israeliten Reben am Weinstocke. Und da Gott alle Menschen ge- schaffen hat und erhält, und Jesum in die Welt gesandt hat, nicht blos um Israel, sondern um alle Menschen zu retten und zu Grottes Kindern zu machen, so können alle, denen Jesus Christus als Sohn Gottes und Heiland verkündigt wird, Beben dieses Weinstocks werden. Aber von 474 Joh. XY, 2-~4. der BeBtünmnng Jesu fBr die ganze Welt ist hier abgesehen nnd nur das Verhältnis derer, welche Jesus zu Jflngem gesammelt hat, in Be- tracht gezogen, überhaupt das Gleichnis, dem Zwecke dieser Rede ent- sprechend, nur nach seiner Bedeutung fOr die Jflnger Christi ausgeftlhrt. Hiemach ist in v. 2 von unfruchtbaren und fruchtbringenden Beben und vom Bleiben in der Gemeinschaft mit Jesu die Rede, ohne eine Erkl&rung darüber, wie man Jesu Jünger wird. Daraus aber, daß an Christo dem wahren Weinstocke fruchttragende und unfruchtbare Re- ben sind, läßt sich nicht mit Hngstb. schließen, daß bei der Rebe, die keine Frucht bringt, zunächst an die jüdische Rebe oder das jüdische Volk, bei der fruchttragenden zunächst an die Apostel und die in ihnen keimende christliche Kirche zu denken sei. Denn von den ungläu- bigen und Jesu feindlichen Juden ist ganz abgesehen. Jesus redet hier nicht vom jüdischen Volke und dessen Stellung zu ihm, sondern zu und von seinen Jüngern, zunächst von den Aposteln und im weiteren Sinne von denen, welche durch die Apostel zu Jüngern gemacht werden. Unter diesen gibt es auch nicht fruchtbringende Reben. Diese nimt der Vater (o ^ecDp^oc) weg (atpei). aijpeiv im Bilde abschneiden mit dem Winzermesser, sachlich: aus der Gemeinschaft mit Christo austilgen (s. v. 6). Aber auch die fruchttragende Rebe bedarf der Rei- nigung, damit sie mehr Frucht trage. xaSatpeiv im Bilde: säubern durch Wegschneiden der Wasserschößlinge, sachlich: das Glaubens- leben läutern von den ihm anklebenden Schäden der Sünde, teils durch Trübsale und göttliche Züchtigungen {Hngsih.)^ teils durch die Wirksamkeit des Geistes Gottes, welcher von der Welt mehr und mehr frei macht (LihdL). Das Fruchttragen besteht nicht im Halten der Gebote (Lcke.)^ sondern in der Bethätigung des Glaubens und der Heiligung des Lebens, in Früchten des Greistes, Liebe, Freude, Friede, Geduld, Heiligkeit, Sanftmut, Keuschheit, Gerechtigkeit, Warheit (Gal. 5, 22. Eph. 5, 9. Rom. 14, 17). V. 3 ff. „Ihr schon seid rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe." Der Ton liegt auf dem vorangestelten ffi-q; und i^fiaic erklärt sich daraus, daß der allgemeine Ausspruch v. 2 nun spex^ieU auf die Apostel angewandt wird. Bia tov Xoifov wegen des zu euch ge- redeten Wortes, sc. welches sie im Glauben aufgenommen haben. 0 Xo'jfoc ist die Verkündigung Jesu von seiner Sendung in die Welt, um alle, die an ihn glauben, zu retten. Durch dieses Wort hat Jesus die Jünger sich zugeeignet, zu seinen Reben gemacht, so daß sie Frucht tragen können. Dies sagt er ihnen aber nicht, um sie wegen des Aus- schneidens zu beruhigen {Lcke,, God,)'^ denn wie schon Augusim be- merkt: Quis enim in hoc viia sii mundus, ut non sii maffis maffisque mundandus? sondern um ihnen zu erklären, daß in ihrer Verbindung mit ihm die im Bilde vom Weinstocke und den Reben bezeichnete Ge- meinschaft schon hergestelt ist. So in der Hauptsache Mey., Lfhdt. Weiß. Daran schließt sich die Aufforderung v. 4: „Bleibet in mir und ich in euch" d. h. so bleibe ich in euch, iv i{io( nicht an mir {Mey,)^ sondern in mir, denn auch die Rebe ist nicht bios am Wein- Joh. XV, 4—6. 476 stocke, sondern wurzelt in ihm. Das Motiv zum Bleiben ist: „Wie die Rebe nicht von (oder ans) sich selbst Frucht bringen kann, wenn sie nicht im Weinstock bleibt, so könt auch ihr nicht Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibet/^ Um dies den Jüngern recht einzu- prägen, spricht Jesus in v. 5 die in dem Gleichnisse veranschaulichte Warheit bestimt aus: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Beben/' Hierauf entwickelt er (v. 5^ u. 6), welche Folgen das Bleiben und das Nichtbleiben in ihm nach sich zieht. Wer in Jesu bleibt und in wem Jesus bleibt, derselbe bringt viele Frucht. Der Fortschritt der Rede liegt in dem cp^pet xopicbv icoXov und in der mit eigentlichen, das Bild verlassenden Worten zugesezten Begründung: „denn ohne mich könt ihr nichts thun.'^ X^P^< ^1*^^ ^^ ^^^^ gleichbedeutend mit x<»pto&ivT8c atc i{ioo, außer Lebensgemeinschaft mit mir {Met/.)^ so daß in dem Satze das Unvermögen des natürlichen Menschen zu sittlichem Thun ausgesprochen wäre. Denn — wie schon Luther richtig hervorhebt — ,Christus redet hier nicht von natürlichem und weltlichem Wesen und Leben, sondern von Früchten des Evangelii.' — ,Er redet allein von seinem göttlichen Reich und Regiment, darin Gott selbst wohnet, regieret und wirket durch sein Wort und Geist zu geistlichem ewigen Leben. — In diesem Reich (spricht nun Christus) da seid ihr nichts, thut und vermöget nichts, wenn ihr nicht in mir seid und bleibet" (Bd. 49, S. 298 f.). Doch sind die Worte nicht blos auf das aposto- lische Thun zu beziehen, sondern gelten von der gesamten Wirksam- keit im Reiche Gottes; denn sie sind an die Jünger als 7iky^\uoLxa Christi gerichtet, und in dieser Beziehung stehen die Apostel allen Gläubigen gleich. Daraus folgt dann allerdings auch das Unvermögen des natür- lichen Menschen, aus eigener Kraft warhaft gute Werke zu vollbringen und, wie August, und die kirchlichen Dogmatiker aus diesen Worten geschlossen haben, überhaupt das Unvermögen des natürlichen Men- schen, seine Seligkeit unabhängig von Christo zu schaffen, wogegen auch Paulus in Rom. 2, 14 f. eine höhere sitUicho Thädgkeit des natür- Ucben Menschen, welche die einzig wahre ist, nicht lehrt, so daß August, mit Recht sagen konte, Christus habe so gesprochen ut respon- deret futuro Pelagio. — V. 6. „Wenn aber jemand nicht in mir bleibt, so wird er hinausgeworfen wie die Rebe und verdorret, und man sam- melt sie und wirft sie ins Feuer, und sie wird verbrant" Diese Worte lehren, daß ein wirklicher Abfall solcher, die wirklich Jesu Jünger waren, erfolgen kann {Lthdt.). Dieser, die prädestinatianische Lehre verwerfende Ausspruch des Herrn läßt sich durch den Einwand von Weiß: ,es sei doch nach 1 Joh. 2, 19 recht zweifelhaft, ob der Evan- gelist das Sein in Christo, dem das Bleiben nicht folgt, als ein war- baftes ansehen würde', nicht entkräften. Denn selbst zugegeben, daß sich aus der angef. Stelle die Unterscheidung von warhaftem und nicht warhaftem Sein in Christo ableiten lasse, so gehört doch diese Di- stinction gar nicht hierher, wo Christus von dem Bleiben in ihm redet und den Abfall von ihm oder das Scheiden aus seiner Lebensgemein- Bchaft nicht als ein nur mögliches, sondern als ein wirklich eintreten- 476 Job. XV, 6— a ■ des lehrt, und zugleich lehrt, daß auch die Rebe, welche schon Fracht bringt, der Reinigung bedarf, um viel Fracht za bringen. Wer als Rebe Christi schon fYacht trägt, der ist doch wirklich, nicht blos scheinbar in Christo. — Die Schüdemng des Schicksals, welches den nicht in Christo Bleibenden, aus seiner Gemeinschaft sich Zorttck- ziehenden trift, ist von der unfruchtbaren Rebe hergenommen. Eine solche Rebe wird hinausgeworfen , d. h. vom Weinstocke abgeschnitten und aus dem Weinberge entfernt, so daß sie verdorret; dann sammelt man sie (mit anderen verdorreten Reben) und wirft sie ins Feuer, in welchem sie verbrent. Diese bildliche Schilderung entspricht der Darstellung des Endgerichts in Mtth. 25, 41. 13, 41 f. 5, 22 u. a. Die Aoriste ißX7)dY] u. i^7)pavdY] drücken weder ein Pflegen aus (GroL)^ noch stehen sie fOr das Futur {Bg.-Cr.)^ sondern drücken aus, daß dem Nichtbleiben die Yerwerfong unmittelbar folgt, mit dem Abfalle factisch eintritt (Lcke., Thol, de W., Hngsib., Lthdt). Vgl. ft&r diesen Gebrauch des Aorists Winer, Gr. §. 40, 5. 6. V. 7 — 11. Die Vv, 7 — 9 handeln von dem Segen, welchen das Bleiben in der Liebe Jesu bringt. V. 7. „Wenn ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben , so bittet was ihr nur wollet, und es wird euch werden.'^ Das xal toi ^Yjfiata ceU ist nicht Bedingung des Blei- bens in Christo {Lcke,, de W., ffngstb,, God.\ sondern die notwendige Folge {Mey., LihdL, Weiß). Nicht das will Jesus damit sagen, daß das Bewahren seiner Worte über ihr Bleiben in ihm entscheidet (ffngstb,)^ sondern daß das Bleiben in ihm das Halten seiner Worte nach sich zieht und fähig macht erhörlich zu beten, o idv O^T)xe ist mit Nachdruck voraafgestelt, und alnjoaode (Imper. Aor.) die richtige Lesart. Jesus fordert sie zum Bitten auf, ermächtigt sie dazu, am ihnen die Erfallung ihrer Bitten als zweifellos zuzusichern. Diese Er- mächtigung hat aber das Bewahren seiner Worte insofern zar Voraus- setzung, als die Worte Jesu die sie bleibend in sich aufgenonmien haben, sie zum Bitten bewegen und bestimmen. Die Worte Jesu sind die ihr Leben und Wirken bestimmende Macht geworden, die sie zum Beten treibt, weil ihre eigene Kraft nicht hinreicht, um viel Frucht zu bringen. Der Aorist alxijoaods ist vom Standpunkte der Zukunft aus gebraucht. — V. 8. „Darin wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viele Frucht bringen möget, und so werdet ihr meine Jünger werden.^' Hier nent Jesus eine weitere selige Folge des Bleibens in ihm. iv Toorq) ist nicht mit Cyr., Ltnp., Ohh,, Mey» rückwärts zu beziehen, so daß Gott durch die Gewährung des Gebets verherrlicht gedacht wäre, sondern vorwärts weisend, und durch ?va xapic fsp. näher bestirnt, wie toSto mit folgendem tva in 6, 29 u. 40. Zwar wird der Vater in dem Fruchtbringen, nicht in der Verpflichtung dazu verherrlicht (Mey,)y dennoch steht iva nicht für on oder tva — f £pT)T8 statt des Infinit, iv T(p cpipsiv, sondern bezeichnet das Fruchtbringen als intendirt, in dem Sinne: daß ihr euch bestrebet, viel Frucht zu bringen, nach der im N. Test nicht selten abgeschwächten telischen Bedeutung des iva; vgl. Winer Gr. f. 44, 8. Durch den Aorist wird die Verherrlichung als Joh. XV, 8—12. 477 eine in der Zukunft eintretende Thatsache dargestelt — Das xal ysvyJ- aeode (Futur) kann noch von iva abhängen, vgl. laoofiai 13, 40, außer- dem 1 Kor. 9, 18. Eph. 3, 6. Gewichtiger aber werden die Worte, wenn man sie unabhängig von iva fOr sich faßt, als weitere mit dem Fruchtbringen erzielte Frucht: daß sie Jesu wahre Jünger werden. — In Y. 9 u. 10 ist noch ein Motiv zum Bleiben in der Liebe Jesu an- gefahrt „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt Bleibet in meiner Liebe.'^ Seine Liebe, die Jesus ihnen erzeigt .hat, soll die Jflnger bewegen in derselben zu bleiben. Mit xdi'jfcu folgt der Nachsatz zu xadcoc In Präteritis spricht er von der Liebe die der Vater ihm und er den Jflngem erzeigt hat, weil er sein Leben in der Welt im Auge hat, an dessen Grenze er nun angekommen ist {Lcke., Afey,, Lihdt. U.A.). Auf diese seine Liebe gründet er die Aufforderung: Bleibet in meiner Liebe, rg ayainQ r^ Ifi-g ist nicht die Liebe zu mir {Grot., Bäuml,)^ sondern meine Liebe zu euch. Da aber diese Liebe ein Abglanz der Liebe des Vaters zu ihm ist, so sagt er damit den Jüngern implidte, daß wenn sie in seiner Liebe bleiben, sie der Liebesgemeinschaft des Vaters und Sohnes teilhaftig werden. — V. 10. In der Gemeinschaft seiner Liebe aber bleiben sie, wenn sie seine Ge- bote bewahren, so wie er die Gebote des Vaters bewahrt hat a^ainr) |jLOo ist = aYötiDT) i^r{ v. 9. Die Gebote bewahren (xTjpeTv) heißt sie zur Richtschnur des Lebens machen, wie Jesus in allem seinen Thun den Willen des Vaters ausgeführt hat, 8, 29. 5, 30. 4, 34. — Die Liebes- gemeinschaft mit Christo und dem Vater erflüt das Herz mit seliger Freude. Mit dieser Verheißung schließt Jesus v. 11 die Mahnung zum Bleiben in seiner Liebe, die er in diesem Abschnitte so oft wiederholt hat „Dies habe ich zu euch geredet, auf daß meine Freude in euch sei und eure Freude vollendet werde.*' xaSxa geht nicht blos auf v. 9 u. 10 {de W,, God,, Weijf)^ sondern auf alles von v. 1 — 10 Gesagte (Lcke,, Ätey.j Hngstb,, Lthdt u. A.). r^ x^P^ ^ ^V'A ^ ^^^^ ^^ ^on Jesu in den Jüngern gewirkte Freude. (Sa/t;., Thol, Bg.-Cr,, de W,\ was nicht zu '/oLfdi 6{iO)v paßt, auch nicht die Freude Jesu an seinen Jüngern {Aug., Lmp,, Ehr,, ffngsib,)^ was sich wol mit der Lesart |ieiviQ, aber nicht mit { vertrüge (Lthdt) ^ sondern die Freude, welche er vermöge der Liebe des Vaters hat, in der er steht Diese seine Freude teilt er denen mit, die in seiner Liebe bleiben, und läßt sie dazu in ihnen wirksam sein, ihre eigene Freude völlig zu machen, welche damit, daß sie in seiner Liebe stehen, bereits in ihnen ist (^i7/m.Schriftbew.II,2 S.32öf.). Für diese Auffassung, welcher Lthdt^ God, u. Weiß beipflichten, ist entscheidend die Analogie von ij ir^ircr^ t) i{ii{, besonders aber Joh. 17, 3. Zu icXY)poi8^ vgl. 3, 29. V. 12 — 17. Die Liehe zu einander, ^ Zur seligen Freude der Liebe Jesu gelangen seine Jünger, wenn sie sich unter einander so lieben, wie er sie geliebt hat Dieser Gedanke verknüpft die folgende Mah- 1) In V. 13 hat Tisch. 8 xic der Bec. mit ABL^LX al, nur nach «♦/)♦ u. Codd. der Itala gestrichen; und in v. 14 nach v^DLXaLa (in ^ o) statt der Bec ^oa mit AlrAAII al. aufgenommen. 478 Joh. XV, 12—16. niing za brflderlicher Liebe mit der vorherigen Darlegung der gemeinschaft Jesn mit den Jüngern. — Y. 12. „Dies ist mein Gebot, daß ihr einander liebet, wie ich euch geliebet habe/* Nach y. 10 bleiben sie in seiner Liebe, wenn sie seine Gebote halten. Die ivxoXdk {ioo (v. 10) faßt Jesus hier znsammen in das eine Gebot (iq ivroX^ r^ i{ii]), einander so zn lieben, wie er sie geliebt hat Wie die Liebe Gottes sich in der Liebe des Nächsten zeigen muß, so die Liebe zu Christo in der brüderlichen Liebe nach seinem Vorbilde; vgl. 13,34. Dieses Vorbild hat er in der Hingabe seines Lebens für die Frennde gegeben. — V. 13. „Größere Liebe hat niemand als diese, daß er sein Leben für seine Freunde hingibt.'* Wegen xiqv ^oxy)v xidivat s. die Erkl. zu 10, 11. Nach Rom. 5, 6 ff. hat Gott die Größe seiner Liebe gegen uns darin gezeigt, daß Christus uicip eiosßmv starb. Hier aber hebt Jesus nur den Gesichtspunkt der Liebe gegen Freunde hervor, um den Jüngern seine Liebe als den höchsten Grad der Freundesliebe als Vor- bild aufzustellen. Diese beiden Gesichtspunkte schließen zwar einander nicht ans, da ja auch die Apostel noch doi^svstc xaxa oapxa (Rom. 5,6) waren, sind aber doch nicht so mit einander zu verbinden, daß hier das Verhältnis zur Feindesliebe mit in Betracht zu ziehen wäre. — V. 14. Freunde Jesu sind aber die Jünger, wenn sie thun was er ihnen gebietet, a ivtiXXo|i.ai ofitv ist sachlich gleich dem xotc ivxoXac {»ou TYjpeiv v. 10, und nicht nach v. 17 auf das ayaicav oXXiqXooc zu be- schränken. Dies zeigt die weitere Entwickelung des Begrififs der 91X01 in V. 15 f. „Nicht mehr nenne ich euch Knechte, denn der Knecht weiß nicht was sein Herr thut Euch aber habe ich Freunde genant, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgethan habe.^^ ooxixi nicht mehr nent er sie &o6Xoi Knechte, die nur den Willen des Herrn vollziehen sollen, wie bisher 12, 26. 13, 13 f., sondern Freunde, ohne daß sie damit aufhören, seine SouXoi zu sein. Das Verhältnis des cp(Xo< zum (ouXoc ist ein relatives, kein exclusives. Der Unterschied wird nur dahin bestimt, daß der SouXoc nicht weiß, xt icoier autou o xupioc d. h. nicht: was sein Herr thun will (GroL)^ sondern was Beweg- grund und Zweck oder das innerste Wesen seines Thuns ist. Servus iractatur ut op'jfavov, instrumenium (BengJ. Den Jüngern aber hat er alles kundgethan, was er von seinem Vater gehört hat, d. h. den ganzen Heilswillen des Vaters, zu dessen Vollziehung er auf Erden er- schienen ist Dies ergibt sich aus dem Contexte und wird von Calv, so umschrieben: nihil eorum quae in satutem nosiram erant, ei quae scire nostra referehat, omisit Christas apud suos discipulos. Hier- nach ist a '^xoooa nicht mit Lcke., Olsh,, Stier auf ,das was ich als zu Sagendes für euch gehört habe\ zu beschränken; auch '^xoooa mtpa xoo icaxpog (100 weder mit Wei^ von dem ,ihm nach seinem Sohnes- Verhältnisse stets offenbaren und durchsichtigen Willen Gottes^ zu dea- ten, noch mit BeyschL auf Offenbarungen, die er auf Erden empfangen hat, zu reduciren, um ein aus der Präexistenz mitgebrachtes Wissen auszuschließen. Gemeint ist vielmehr alles, was er in der Gemein- schaft mit dem Vater vor und nach seiner Menschwerdung vemommen Joh. XY, 15. 16. 479 hat Daß aber das icavxa nicht mit 16, 12 im Widersprach steht, be- darf kaum der Bemerkung, da es sich in 16, 12 am das handelt, was die Jfinger zar Zeit noch nicht tragen können, hier dagegen davon die Rede ist, daß er ihnen nicht aas Mangel an Liebe and Yertraaen etwas vorenthalten hat. Die Kandmachang des ganzen Heilswillens mafite selbstverständlich sich nach der Fassungskraft der Jünger rich- ten. Die Mitteilung von ihnen zur Zeit unfaßbaren Geheimnissen hätte fOr das Verständnis des göttlichen Heilswillens nur hinderlich sein können. y. 16. „Nicht ihr habt mich euch erwählt, sondern ich habe euch mir erwählt und euch gesezt, daß ihr hingehet und Frucht bringet und eure Frucht bleibe, auf daß alles, was ihr den Vater in meinem Namen bitton werdet, er euch gebe/^ Hier hebt Jesus ein neues Mo- ment fbr das Bleiben in seiner Liebe (v. 9 u. 14) hervor (Hngstb,, Weiß). Nicht die Jünger haben Christum erwählt, sondern Christus hat die Jünger erwählt. ixki^EobtiK (im Med. sich erwählen) ist der technische Ausdruck für die Erwählnng der Jünger aus dem Volke Israel und ihre Aubahme in seine Gemeinschaft, um sie zur Einfüh- rung seines Werkes in die Welt zu befähigen, vgl. 6,70. 13,18. Dieser Zweck ihrer Erwählung ist in xal Idir^xa cel. genant. SdYjxa up.dc heißt nicht: ich habe euch als meine Jünger bestelt oder eingesezt, so daß es nur die selbstherrliche Anweisung ihrer Bestimmung oder ihres Be- rufes noch stärker als iEeX&^afiTjv hervorheben würde (Meu-^ Weiß)\ auch nicht: ich habe euch gepflanzt (Chrys., Theophyl, Euihym.)^ so daß das Bild vom Weinstock wieder aufgenommen würde, oder ein neues vom Fruchtbaum einträte (Beng., Oish,)^ weil dazu uicotYifjxe nicht paßt; sondern gesezt in das Liebesverhältnis zu mir, damit ihr von da aus in die Welt gehet und in lebendiger Thätigkeit Frucht schaffet, xapicbv cpipeiv bezieht sich zwar zunächst auf die apostolische Bem£swirksamkeit, ist aber nicht darauf zu beschränken, da was Jesus hier den Aposteln sagt, von allen seinen Jüngern gilt, sondern schließt auch das Fruchtschaffen in christlicher Liebesthätigkeit überhaupt in sich. Solche Frucht die da bleibet, nicht vergänglich ist, nicht blos nach ihrem Erfolge fOr sie selbst für das ewige Leben dauernd (4, 36), sondern auch für die Welt, die durch das Evangelium gerettet werden soll. Das folgende ?va o xt av cet. ist dem iva o]M^ oiraYY]t8 nicht coordinirt, so daß die Gebetserhörung als die bleibende Frucht gemeint wäre {Lcke., de W., Stier, Mey,, God., Weiß)^ denn dann ,würde die Stellung der Sätze richtiger die umgekehrte sein, da das zweite durch das erste näher bestimt wird' {Lthdt,)^ indem die Gebetserhörung ein Mittel zu vielem Fruchtbringen ist. ' Das zweite ha. ist dem ersten sabordinirt (Olsh., Ebr,, Lthdt, Hngstb,)^ doch das Verhältnis der beiden Sätze nicht so zu fassen, daß das Fruchtbringen die Jünger in den seligen Stand sezt erhörlich beten zu können {Hngstb,) y oder daß ihnen dann auch wird , gewährt werden, was sie in rechtem Dienste Jesu und für denselben in Jesu Namen bitten' {Lthdt,)^ sondern so, daß sie dadurch in die Gemeinschaft mit dem Vater gelangen, der 480 Job. XV, 17—19. ihnen alles, was sie in Jesu Namen bitten, geben wird, wodurch ihre Freude vollendet wird (16, 23 u. 24). — V. 17. Mit der Wiederholung des Gebotes, einander zu lieben, beschließt Jesus die Mahnung zum Bleiben in der Oemeinschaft mit ihm und dem Vater, um in v. 18 zur Belehrung der Jünger Aber ihre Stellung zur Welt ttberzugehen. V. 18 — 27. Das Verhältnis der Jünger zur Welt und ihr Beistand. 1 — In diesem Abschnitte erklärt Jesus den JQngem aus ihrer Stellung zu ihm, daß und warum die Welt sie hassen werde (V. 18 — 25) und verheißt ihnen den Geist der Warheit als Beistand (v. 26 f.). Zuerst zeigt er, daß dieser Haß sich notwendig aus ihrem Verhältnisse zur Welt ergibt (v. 18 — 20) und seinen tieferen Grund darin hat, daß die Welt den Vater nicht kent und in seiner Person den Vater haßt (v. 21 — 24), damit aber nur das Wort der Schrift war- macht (v.25), jedoch sein Werk nicht hindern wird, weil der Päraklet, den er vom Vater ihnen sendet, mit den Jüngern von ihm zeugen wird (v.26— 27). Der Zweck dieser Darlegung ist nicht sowol, den Jüngern Trost zu spenden (Mey, u. v. A.), als vielmehr ihnen den Grund des Hasses klar zu machen, damit sie, wenn sie ihn erfahren, im Glauben an ihn nicht irre werden, wie 16, 1 gesagt ist (Hngstb,, LthdL, Weiß). V. 18 — 20. „Wenn euch die Welt hasset, so erkennet, daß sie mich eher denn euch gehaßt hat. Wenn ihr von der Welt wäret, so würde die Welt das Eigene lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt ausgewählt habe, deshalb haßt euch die Welt.'* el i&ioei sezt den Haß nicht blos als möglich, sondern als be- stimt eintretend, fivcuoxete ist Imperativ. Sie sollen erkennen, daß die Welt ihn eher als sie gehaßt hat. irpcotov »{icov oig. zuerst im Ver- gleich mit euch, s. zu 1, 18. Diese Erkentnis soll sie stärken, daß sie sich durch den Haß nicht entmutigen lassen. Den Haß der Welt er- fuhren die Apostel zunächst vonseiten der Juden, aber wie mr schon aus der Apostelgesch. c. 19, 23 ff. sehen, bald auch vonseiten der Hei- den. Auch Jesus selbst hat zwar hauptsächlich den Haß der jüdi- schen Oberen erfahren, aber bei seiner Verurteilung vor Gericht wurden doch Pilatus und Herodes Freunde, die zuvor einander feind waren (Luk. 23, 12), und Pilatus flberantwortete Jesnm, obgleich er keine Schuld an ihm fand, doch zur Kreuzigung, um sich den jddischen Oberen geMig zu erweisen. — V. 19. Dieser Haß entspringt daraus, daß wie Jesus so auch seine Jünger nicht der ungläubigen Menschen- 1) In V. 18 hat Tisch. 8 das zu irptuxov gehörende u^aiv der Bec nur auf Grund von K*i) a. Codd. der It, Copt., Armen, u. Aethiop. gestrichen; mit Unrecht, da es durch ABILNÄ al. u. die anderen Veras, bezeugt ist. — V. 21. Statt der Bec. uy.iv (mit AINFAAn) ist nach \f*BD*L, Minusk. u. Veiw mit Tisch, 8 6(c ü^äc aufzunehmen, da u^Tv sich als Erleichterung kundgibt. — In V. 22 u. 24 ist die von Tisch. 8 aufgenommene Alexandriniache Form elxooav durch KJ?Zn al. bezeugt, statt deren die Bec. mit äD^IäT^\ sT^ov hat In V. 24 ist iicotTjoEv statt der Bec. xsicoiT^xev (in EGHM al) durch iMBDIKL al, entscheidend bezeugt — In v. 26 fehlt U bei oxav (Bec. mit ADIL al) in Mj^A al und ist von Tisch, 8 als Verbindungszusatz gestrichen worden. Job. XV, 19—21. 481 weit angehören. Wie Jeans nicht ans dieser Welt ist, sondern von oben her (8, 23), nämlich von Gott ausgegangen ist, so hat er seine Jünger ans der Welt heransgewfthlt, der Weltgemeinschaft entnommen und in seine anders geartete Gemeinschaft gesezt. Deshalb kann ihnen Ton- seiten der Welt nnr widerfahren, was Christo von derselben widerfuhr. Christus, der nicht aus dieser Welt s tarnt und die Welt, die Iv tcp icov-iQpq) liegt, sind unvereinbare Gegensätze. So lange die Menschheit Welt bleibt, kann sie nicht anders als Christum und seine Jünger has- sen, weil diese nicht xö i^iov des xoo|i.oc sind, nicht die Eigenart der Welt an sich tragen. — V. 20. ,DaB seine Jünger aber von der Welt HaB zu erwarten haben, können sie leicht erkennen, wenn sie nur von dem Worte, das er über ihre Stellung zu ihm gesprochen hat, eine An- wendung auf ihr Verhältnis zur Welt machen^ {LthdL), „Erinnert euch des Wortes, das ich euch gesagt habe: ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, so werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort bewahrt haben, so werden sie auch das eurige bewahren." Dieses Wort hatte Jesus in 13, 16 gesprochen und wendet es hier in anderem Sinne als dort an, nämlich so, wie er es schon Mtth. 10, 24 angewendet hat. Das Subject zu iSico^av und zu iTqp-yjoav ist dasselbe, nämlich o xoojjlo^, nur der Collectivbegriff dieses Wortes plnralisch ausgedrükt; nicht die Menschen im Allgemeinen, unter denen auch gute sein können, die eine Ausnahme bilden (Olsh., Bff.'Cr,, God.)^ wonach beim ersten Satze an die große Menge, beim zweiten an die Ausnahmen zu denken wäre. Beides, die Verfolgung und das Bewahren seines Wortes hat Jesus nicht blos so erfahren, daß die Masse des jüdischen Volks ihn verfolgte und einzelne als Aus- nahmen sein Wort bewahrten, sondern auch so, daß von seinen Ver- folgern nicht wenige durch die Kraft seines Wortes überwunden das- selbe aubahmen und bekehrt wurden. Dieselbe Erfahrung werden seine Jünger machen. Die Erwähnung des TTjpeTv xov Xtrfov neben dem Stcoxeiv darf nicht veranlassen, dem xöv Xd^ov xT)peiv die dem johan-» neischen Sprachgebrauch fremde Bed. das Wort belauem (mit Beng, und Aelteren, bes. Wolf) zu geben, oder den zweiten Satz mit Lmp., Stier ironisch zu fassen, was dem Ernste und der Stimmung der Rede nicht entsprechen würde. Da Jesus beide Fälle erlebt hatte, so konte er auch den Jüngern das Erleben beider voraussagen, ohne den zweiten Fall hier weiter auszuführen. In V. 21 — 25 dekt er den Jüngern den tieferen Grund der ihnen bevorstehenden Verfolgung auf (Hnffsib,, Ew., Weiß). V. 21. „Aber dies alles werden sie euch thun um meines Namens willen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat^^ xaoxa icavxa geht auf die Verfolgung und alle in v.l8 n. 20 angedeuteten Aeußerungen des Hasses gegen die Jünger, sezt aber nicht voraus, ,daß der erste der v. 20 gesezten Fälle allein stattfindet^ {^^fi)^ was den Thatsachen wider- sprechen würde, sondern zeigt nur, daß Jesus hier nicht überhaupt den Erfolg der apostolischen Wirksamkeit beleuchten, sondern nur den Jüngern Trost und Mut zusprechen will. Der Nachdruck liegt auf 8ta Keil, Comment. zum Eyang. Joh. 31 482 Job. XV, 21—26. xh Svo^iot (Aoo, nicht auf oxi o&x oiSaoiv cet. (Lcke., de JF., Stier, ffngstb.)^ welches nur den Orund^des Hassos angibt „Wegen meines Namens" d. h. ,weU mein Name euer Bekentnis isL^ So richtig Mey. u. A%, falls man nur den biblischen Begriff des ovo{ia in seiner Tiefe erfaftt, nicht blos daran« denkt, ,daß Jesus sich Gottes Sohn nante, worin die Juden eiüe Lästerung fanden' {Weiß). Der Name ist Offen- barung des Wesens der Person, wie schon die Yergleichung des &ia to §yo{ia {ioo in Mtth. 10, 22 mit dem Ivexev Ijiou in der Parallelstelle Mtth. 5, 1 1 lehrt. Weil Jesus sich durch Wort und That als Sohn Gottes bezeugte, verfolgten ihn die Juden; und weil seine Jünger ihn als den Sohn Gottes, welchen der Vater zur Erlösung der Menschen gesandt hat, verkflndigen, deshalb erleiden auch sie von Juden und Heiden Verfolgung, weil d^ese Gott den Vater nicht erkennen. Darin lag ein starker Trost für die Jünger, vgl. Act. 5, 41. 2 Kor. 12, 10 f. Gal. 6, 17. Phil. 2, 17 f. — V. 22 ff. Mit der Verfolgung der Jünger Jesu zieht die Welt sich Sünde zu. V. 22. „Wäre ich nicht gekommen und hätte zu ihnen geredet, so hätten sie nicht Sünde; nun aber haben sie keinen Vorwand wegen ihrer Sünde.'' Sünde haben die Verfolger nicht wegen ihres oux elS^vai v. 21 (Lcke., Ebr., Ew., God., Weiß\ sondern weil sie sein Kommen und Reden d. h. sein Auftreten und seine Bezeugung als Sohn Gottes, den der Vater gesandt hat, nicht ange- nommen haben (v. 22u. 24), also wegen ihres Unglaubens {Beng,, Lthdt, Hngsth, u. A.). vuv hi jezt aber, da Jesus sich ihnen so besengt hat, haben sie keine icpop.sav, wo Scopsav als Uebersetznng des hebr. bsn immerito bedeutet, nicht gratis nach grie- chischem Sprachgebrauche. Ob der Spruch aus Ps. 35 öder Ps. 69 ge- nommen ist, läßt sich nicht entscheiden und ist fär die Sache von keinem Belange. Nach der Ueberschrift sind die beiden Psalmen von David, und solte auch Ps. 69 von Jeremia sein, wofflr manches geltend gemacht wird (vgl. Delitzsch Comm. zu demselben)., so könte die' Lei- densgeschichte dieses Propheten ebenso gut wie die des Königs David vorbildlich auf Christum sein, da in Christo sowol die. Prophetie des A, Test als das theokratische Königtum Israels zur vollen ErfQllnng gelangt ist. ha icXTipcod-g ist hier wie 13, 18 nicht so gemeint, daß der Evangelist in dem Pssdm den Messias von dem gegen seine Person sich richtenden Hasse weißagend voraussetze (Weiß)^ sondern so, daß er das Psalmwort nur typisch auf Christum bezogen hat, indem er den leidenden Gerechten, der in dem Psalme über den Haß seiner Feinde klagt, als Typus Christi des vollkommen Oerechten gefaßt hat. Dieses typische Verhältnis darf man freilich nicht so verallgemeinem, als ob es sich ,nur um die Weißagung einer zur messianischen Zeit eintretenden Erscheinung handelte (Weiß). Die Schrift enthält Gottes Wort, das sich erfült und erfüllen muß, aber die Erfüllung ist darum nicht göttliches Verhängnis, welches die Person, die ein solches Wort erfdlt, wider ihren Willen dazu treibt, sondern Erfällung einer im voraus verktüidigten Ordnung Gottes, wodurch weder die menschliche Freiheit aufgehoben noch die Sünde entschuldbar gemacht wird. Was David oder ein Pro- phet in dem von Gott in seinem Reiche ihm angewiesenen Amte er- duldete, wer eine Realweißagung, die sich in Christo dem Vollender des Reiches Gottes erfüllen solte. — Weil nun die .ungläubige Welt Christum und Gott ohne Ursache hafit, so können auch die Jünger Christi diesem Hasse nicht entgehen und sollen durch denselben sich in der Ausrichtung ihres Bernfes nicht irre machen lassen, a vo[jioc u{io)V nent Jesus die Schrift in demselben Sinne, in welchem er 8, 17 zu den Juden von tcp vo|jLq> tcp ufistipcp redet: ihr Gesetz, auf welches sie ihre Opposition gegen Jesum gründeten, o vo{io< für ^ Tpa^ i] wie 10, 34. V. 26 u. 27. Doch wird der Haß der gottfeindlichen Welt gegen die Jünger Jesu das Zeugnis von Christo nicht unterdrücken. Jesus geht zwar zum Vater und läßt seine Jünger in der Welt zurück, aber er läßt sie nicht allein, sondern sendet ihnen den Geist der Warheit als Beistand, der von ihm zeugen wird. V. 26. „Wenn der Beistand kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Warheit der vom Vater ausgeht, derselbe wird von mir zeugen." Mit dem Hinweise auf den Beistand des Geistes, welcher von ihm zeugen ^rerde, will Jesus nicht zeigen, ,wie der HaB der Welt gegen ihn anch 31 ♦ 484 Joh. XY, 26. ferner ein grandioser ist und bleibt' (Wei0), Dieser Gedanke ergibt sich weder ans dem Wortlaute dieser beiden Verse, noch aus dem Contexte. Die Thatsache, daß der Geist und die Jttnger nach Jesa Weggänge ans der Welt von ihm zeugen, beweist nicht, daß die Welt Jesnm ohne Grand gehaßt hat, sondern nur, daß dieser Haß das Zeug- nis von Christo nicht aus der Welt schaffen wird. Dies will der Herr seinen Jüngern zum Tröste sagen, nicht aber eine doctrinäre Erörte- rung über die Grundlosigkeit dieses Hasses geben. Zu viel wird da^ gegen in die Worte gelegt, wenn man darin die siegreiche Macht des Geisteszeugnisses ausgesprochen findet (Lcke.^ de W., Ehr,). Denn da- von ist nicht die Rede, sondern nur die Thatsache des Zeugnisses wird betont (Lihdt.). Die Worte: wenn der Paraklet kommen wird, weisen auf 14, 16 u. 26 zurück, wo Jesus den Jüngern schon die Sendung des- selben zugesagt hat. Da der Vater ihn auf Jesu Bitte sendet (14, 16), so kann Jesus die Sendung desselben von sich aussagen. Dies wird durch ^Ya> betont, um den Gedanken vorzubereiten, daß er als Geist im Dienste Christi kommend von Christo zeugen wird {LthdL). Wie 14, 17 wird er auch hier xo icveQi|i.a xrfi ak-qB&la^ genant, und oXi^&eta steht hier in derselben Bedeutung wie dort Die folgende Bestimmung: der vom Vater ausgeht, besagt nicht daß in ihm Gottes Zeugnis selbst der Welt gegenübertritt und also den Haß gegen dasselbe ebenso den Haß gegen Gott involvirt wie den Haß gegen Christum (Weiß)^ denn vom Hasse der Welt gegen den Geist ist hier gar nicht die Rede; viel- mehr wird dadurch nur die Aussage, daß er der Geist der Warheit ist, begrtlndet. Da er vom Vater ausgeht, so kann er von der Warheit Gottes zeugen, sowie er von Christo zeugen wird, da Christus ihn sendet. Das icapoi xoo icaxpo^ bei ir£{i<]/(D soll nicht blos das icapa x. icaxpoc ^xicop. vorbereiten \Weiß)^ sondern drükt das Verhältnis des Geistes zu Christo aus, wie das ixicop. icapa x. oraxp. sein Verhältnis zu Gott dem Vater. Uebrigens zeigt die parallele Stellung des trapa x. icaxpoc in beiden Sätzen, daß ixiropeoexai nicht mit den Echvv. u. mit Stier u. God. von dem actus hypostaticus oder dem immanenten Sub- sistenzverhältnisse des Geistes zu Gott zu verstehen ist^ und das Prä- sens zeitlos das Wesen des Geistes ausdrükt (Lcke.), denn ixicopsuexai ist geschichtlich gemeint wie das izi^k^to. Der Geist geht vom Vater aus, wenn er von Christo gesandt wird. Durch das icifi^ erhält auch das Präs. ixiropsosxai seine nähere Bestimmung. So mit ffo/hL 1) lieber den donnatischen Gebrauch dieser Stelle in dem Streite der occidentalischen mit der griechischen Kirche hat schon Beza bemerkt: Ita- que hujusmodi tesiimonia nee a Graecis (gegen das fiUoque) nee contra Grae- cos (gegen das hä xou uiou ix tou izazpoq) satis apposite sunt citata, — In neuester Zeit hat Hilgf, (das Evang. JoL b. 101 1) wieder die hvxK>statiBche Beziehung, und zwar mi Sinne gnostischer Emanation betont. Dagegen hat de W. den Sinn dahin verflacht, daß ,blos die heilige Begeisterung der Chri- sten damit als eine nicht weltliche, unreine, sondern aus Gott hervorgehende Erscheinung bezeichnet werden soll', wogegen auch Weiß bemerkt, daß ,hier gerade aufs stärkste der Geist als eine analoge (persönliche) Erscheinung wie Christus selbst aufgefaßt wird.* Jo1lXV,27. XVI. " 485 (Schriftbew. 1, 203 f.) u. LihdU auch Mey,, Hngstl. u. Weiß, SxeTvo«; jener, der so charakterisirte icapaxXTjxo^, wird zengen icepi ijiou d.h. von meiner Person und meinem Werke. — V.27. „Und ihr aber zeuget, denn ihr seid von Anfang bei mir." xai — hi wie 6, 51. 8, 17; xai ein neues Moment hinzufügend und dieses durch hi als ein anderes hervorhebend. Dadurch wird das Zeugnis der Apostel von dem Zeug^ nisse des heil. Geistes unterschieden, das nicht durch die Apostel ab- gelegt zu denken ist Dagegen läBt sich das ujjtiv tzi^^ia nicht geltend machen, denn u[jliv besagt nicht, daB der heil. Geist durch die Apostel, sondern nur daß er ihnen beistehend zeugt. Zwar sehen wir aus der Erfüllung, daß die Apostel des Geistes voll wurden und redeten wie der Geist ihnen gab auszusprechen, vgl. Act. 2, 4 mit 1, 8 u. 4, 8. 31. Auch Petrus unterscheidet Act 5, 32 das Zeugnis des heil. Geistes von dem der Apostel, vgl. noch Act 15, 28. Der heilige Geist ist demnach hier nicht ,nach seiner Einwohnung in den Aposteln' in Betracht ge- zogen, aber auch nicht blos ,nach seiner unmittelbaren Wirksamkeit in den Gemütern derer, welchen sie das Wort verkünden' {Hngsth). Die Apostel zeugen, weil sie von Anfang an bei Jesu sind; ihr Zeugnis ist also ein geschichtliches, besteht in der Verkündigung dessen was sie von Christo gesehen, gehört und erfahren haben (1 Job. 1, 1). Dabei werden sie zwar auch vom heiligen Geiste unterstüzt (14, 26), aber darin geht das Zeugnis des Geistes von Christo nicht auf. Der heil. Geist wirkt sowol durch die Apostel, indem er sie in die ganze Warheit einführt und die Warheit sie in der rechten Weise bezeugen lehrt, als auch mit oder neben den Aposteln durch Erweisung der Gotteskraft; ihres geschichtlichen Zeugnisses mittelst Zeichen und Wunder, welche den zum Glauben Gekommenen folgen (Mrk. 16, 17 f.). — i&apTupeixe steht nicht Imperativisch (Hofm,, Bg^-Cr.)^ sondern indicativisch und nicht im Sinne des Futurs. Ein Gebot zu zeugen paßt nicht in diesen Zusammenhang, und gegen die futurische Fassung spricht das Präs. ioxC in dem folgenden Begründungssatze. p.apTup&txe s. v. a. ihr seid Zeugen, sagt Jesus, weil sie als Zeugende vom Anfange seiner messia-* nischen Wirksamkeit an (vgl. Act 1, 21 f.) schon bei ihm sind und be- zeugen können, was er war und gewirkt hat, während der Geist erst kommen wird, um von Jesu zu zeugen. Somit wird die ungläubige Welt nach Jesu Hingange zum Vater das Zeugnis von Christo und seinem Werke nicht zu unterdrücken vermögen. Und ,dies doppelte Zeugnis, das des heiligen Geistes und das historische, geht noch jezt in der Kirche Hand in Hand' (Bngsib.), Cap. XVI. Die Verheissung des Geistes der Warheit, das Wiedersehen und die Vollendung der Gottesgemeinschaft der Jünger. Die Vv. 1 — 4 dieses Cap. werden von vielen AuslL mit c. 15 ver- bunden und sind auch nach ihrem Inhalt mit dem in 15, 18 — 25 Ge- 486 JolL XVI, 1—4. sagten verwandt. Aber ebenso verwandt sind auch v. 5*-15 mit 15, 26 f. als weitere Ausfahmng des 15, 26 erwähnten Zeugnisses, welches der den Jflngem als Beistand zugesicherte Geist der Warheit von Christo ablegen wird. Daß mit v. 1 ein neuer Abschnitt begint, ersieht man bei Vergleichung von v. 1 mit 15, 11. "Wie dort mit taSta XeXa- Xif)xa ufjiTv das Vorhergehende (15, 1 — 10) zusammengefaßt ist, so auch hier mit derselben Redewendung das 15, 18 — 27 Gesagte, nur daß das Vorhergehende hier durch iva (xtj oxav^aXio&TJxe in v. 2 — 5 nochmals kurz .motivirt wird, so daß v. 1 — 4 zur Grundlegung und Einführung des V. 5 — 15 Folgenden dienen. V. 1 — 4. ^ „Dies habe ich zu euch geredet, auf daß ihr euch nicht ärgert.^^ oxav8aXiCeadai Anstoß nehmen, trop. im Glauben irre werden, vgl. Mtth. 11, 6. 13, 21. 24, 10. — V. 2. Zu solchem Anstoß könte ihnen die Verfolgung vonseiten der Welt gereichen. Der Haß der Welt wird soweit gehen, daß sie die Jünger in den Bann thun wird. „Sie werden euch in den Bann thun/' Ueber airooovafcofouc icoieiv aus der Sjmagoge ausschließen, s. zu 9, 22. Subject ist der ungläubige xoa|toc in seinen jüdischen Bepräsentanten, wie 15, 20 ff. — „Ja es komt die Stunde, daß jeder der euch tödtet, meinen wird Gott einen Dienst zu thun.'^ oXXa steigernd: immo; nicht blos aus der Synagoge stoßen, sondern sogar. XaipsCa Gottesdienst, Cultus, mit irpoocpipeiv verbun- den: ein Opfer Gott darbringen; vgl. Mtth. 5, 23. Hebr. 5, 1 u. zu Xa- xpe(a Rom. 12, 1. Hebr. 9, 1. 6.^ — Diesen Haß haben die Jünger Jesu vom Tage des Stephanus an nicht blos von den Juden, sondern auch von Heiden erfahren; nicht erst im zweiten jüdischen Kriege, wie Bifff. EinL S.739 annimt — V.3. „und dies werden sie thun, weil sie weder den Vater noch auch mich erkant haben.^^ Auf diesen Grund der Feind- Schaft weist Jesus nochmals (vgl. 15, 21) hin, nicht um dieselbe zu entschuldigen, oder gar in der Absicht, um die Verfolger den Jüngern verächtlich zu machen fui coecum eorum furorem altis animis despi- ciant aposioli. Calv., ffngsib.J, sondern in tiefer Wehmut über die Blindheit der Widersacher; vgl. Luk. 19, 41 f. — V. 4. „Aber dies habe ich zu euch geredet, damit, wenn ihre Stunde komt, ihr dessen eingedenk seid, daß ich es euch gesagt habe.'^ Mit aXXa bricht die Bede ib und kehrt zu dem Gedanken v. 1 zurück, um von v. 5 an zu einem neuen Punkt überzugehen. Wenn die Verfolgung kommen wird, 1) V. 3. Das u{iTv der Bec nach Tcoinjooüaiv findet sich nur in KD, etlielien Minusk. u. Verss., und ist von Tisch. 8 mit Becht weggelassen worden.— In V. 4 haben ABIU*, Minusk., Goth., Syr. aüTwv nach ^ Sipa^ welches Ickm. aufgenommen, dagegen Tisch, 8 weggelassen hat, weil es in vtJBYTAAal- u. Yerss. fehlt. Aber die Vermutung, daß es durch Umstellungaua dem nach tivTj^ovEUYjTc folgenden «ütwv hereingekommen sei, hat weniger Waracheinlich- keit als aie, daß es als ungewöhnUch weggelassen wurde. 2) Als Beleg für diesen jüdischen Fanatismus pflegt der Spruch: Quis- quis effundü sanguinem impii, idem facit ac si sacrificium off erat (ai«npn p-ip) aus Jalhut Schimeoni in Pentat, foL 245 jl Bammidbar Jtabha fol 329 angeführt zu werden. Joh. XVI, 4. 487 soll die ErlDnening, daB Jesns sie ihnen voraosgesagt hat, die Jflnger vor Irrewerden im Glaahen an ihn hewahren. Jesus sezt aber noch hinzu: „Dies habe ich euch von Anfang nicht gesagt, weil ich bei euch war/^ ii ipX^fi wie 15, 17. So lange ich persönlich bei euch war, war es nicht nötig euch zu sagen, weil eure Verfolgung erst nach meinem Weggange eintreten wird. ,Weil ihr mich bei euch habt — bemerkt hierzu Luther — müssen sie euch wol mit Frieden lassen und können euch nichts thun, sie mOssen's mir zuvor gethan haben; nun aber wird es angehen, daß ich muß herhalten und mich kreuzigen lassen und nicht mehr sichtbarlich werde bei euch sein; so wird es euch auch also gehen, daß ihr um meinetwillen leiden mflsset. Darum muß ich*s euch sagen, daß ihr daran gedenket und gerüstet seid/ Mit dieser Aussage Jesu scheinen die früheren Verkündigungen Jesu von Leiden und Verfolgung der Jünger in den synoptischen Evangelien, wie Mtth. 5, 10 f. 10, 16 £, in Widerspruch zu stehen. ,Die Differenz — sagt Afey. — liegt klar vor und ist einfach anzuerkennen, aber daraus zu erklären, daß bei den Synoptikern allgemeinere und unbestimtere Andeutungen der früheren Zeit in der bestimteren und ausgeprägten Gestalt späterer Aussprüche erscheinen/ Allein Mtth. 5, 10 f. Luk. 6, 22 f., selbst Luk. 12, 50 ff. die Ankündigung des Feuers und der Zwie- tracht, welche das Evangelium in der Welt entzünden werde, u. Mrk. 8, 34 ff von dem Ereuztragen und Verlieren des Lebens in der Nach- folge Jesu, sind so allgemein gehaltene Aussprüche, daß sie im Ver- gleich mit den hier den Jüngern angekündigten Verfolgungen nicht in Betracht kommen. Nur die Ankündigung in der apostolischen Instruc- tion, daß die Jünger den Synedrien zur Züchtigung werden übergeben, vor Fürsten und Könige um ihres Zeugnisses willen werden geführt und zur Verantwortung gezogen werden, wobei der Geist ihnen ein- geben werde, was sie reden sollen (Mtth. 10, 16 — 18. Luk. 12, 11 f.), zeigt, daß Jesus ihnen schon früher in bestirnter Weise Haß und Ver- folgung vonseiten der ungläubigen Welt vorausgesagt hat. Aber auch diese bestimteren Ankündigungen berechtigen nicht zu der Folgerung, daß da frühere allgemeine Andeutungen über das Schicksal der Apostel nach der bestimteren Form in den Abschiedsreden wiedergegeben sind. Denn Jesus sagt in unseren Versen nicht, daß er den Jüngern früher überhaupt nichts, sondern, daß er ihnen Ü apx'H^ ^on Anfang ihrer Erwählung an das nicht gesagt hat, was er ihnen jezt vor seinem Scheiden sagt. Denn erstlich fält die apostolische Instruction nicht in die ap/yi der Berufung der Jünger, sondern in die Zeit ihrer ersten Aussendung, als sie schon längere Zeit bei ihm waren. Sodann hat er bei jener Instruction auch den Haß und die Verfolgung, deren sie in der Ausübung ihres apostolischen Berufs gewärtig sein müßten, nur erwähnt, um sie über ihr Verhalten dabei zu belehren. Hier in den Abschiedsreden aber kündigt er ihnen nicht blos die Verfolgungen an, die sie zu erwarten haben, sondern dekt ihnen auch den Grund des Hasses der Welt auf und verheißt ihnen den Beistand des heil. Geistes in so bestimter Weise mit Angabe seiner Wirksamkeit, wie 488 JolL XVI, 6—7. niemals zuvor, so daB diese Ankündigang nicht blos in ihrer Beden- tnng als Abschiedswort, sondern auch nach ihrem Inhalt neu genant werden kann. y. 5 — 15. Die weltüberföhrende Wirksamkeit des heil. Gei- stes. 1 — y. ö — 7 leiten Ober zur näheren Darlegung dieser Wirksam- keit. — y. 5 f. „Nun aber gehe ich hin zu dem der mich gesandt hat, und niemand fragt mich: wo gehst du hin? Aber weil ich dies zu euch gesagt habe, hat die Traurigkeit euer Herz orfdlt." vüv ti uicoiycd schließt sich unmittelbar an oxi [Jis&' up» ^(i.t]v an, ohne eine Pause vorher (de W.). Bisher war Jesus bei ihnen, nun aber geht er zum Vater, und da fragt ihn keiner der Jünger, wohin er geht. Auch vor xal ouS&U braucht man weder eine Pause zu denken noch ipoxa fragend (Olsh,) zu fassen, noch eine Ellipse: ,fraher war es nicht not euch dies zu sagen' (Lcke,) anzunehmen. Der Sinn des ouSeU — ipox^ (1.8 ergibt sich aus v. 6. Denn daß iroo uitaYstc nicht blos nach dem einfachen Wortlaute gemeint ist, läßt sich schon daraus ersehen, daß Jesus unmittelbar vorher uicafo) icp. xov ici[ji^avxa \i& gesagt hat, wo- mit deutlich das Wohin des Gehens angegeben war. Auch hatte Petrus schon 13, 36 gefragt: Herr, wo gehst du hin? und Thomas 14, 5 den Wunsch zu erfahren, wohin Jesus gehe, indirect geäußert, y. 6 zeigt, daß Jesus mit diesen Worten die Jttnger aus ihrer Traurigkeit heraus- reißen und zu Freudigkeit erheben weite. Die Traurigkeit nicht blos über das, was er von den ihnen bevorstehenden Verfolgungen, sondern was er überhaupt über seinen Weggang von ihnen gesagt hatte, ließ sie nicht zum Fragen, wohin er gehe, kommen {Mey., Hngsib,, God.\ um sich weitere Aufschlüsse über die Herrlichkeit, zu der er eingehen und in die er auch seine Jünger einst aufaehmen werde (14, 34), zu erbitten. Man hat daher nicht nötig, die Worte: niemand fragt, wohin gehst du, mit Weiß in den Sinn: ,jezt weiß jeder von euch, wohin ich gehe', ihr braucht mich also nicht mehr zu fragen, umzudeuten. — y. 7. Ihrer Traurigkeit sezt Jesus die Zuversicht erweckende Bedeu- tung seines Hingangs entgegen. „Aber ich sage euch die Warheit, es fromt euch daß ich hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen, wenn ich aber hingehe, werde ich ihn euch senden." iya) ist betont gegenüber der Stimmung der Jünger. 1^ In V. 7 ist ijüi hinter iav jctp in APAAn. Griesh, Scholz einfache Wie- derholung aus dem vorhergeheDden Satze u. mit Tisch. 8 nach vtBDLY zu streichen; ebenso das u.ou bei icaxlpa (Bec. mit ATFA), das in nBDL al. fehlt. — In V. 13 ist die Wortstellung etc ^aaav ttjv dXTJ&eiov nur durch spä- tere Majj. bezeugt. Tisch. 8 hat nach K/>Z 1. 33. ev z^dXrifkiq icctoio, Ichm. nach ABY, Orig. eic; ttjv aXi^&eiocv •Kä<3(x^ vorgezogen. Die Stellung aes xdaav (oder icoe^q) nach akrJ^. ist sicher die altere; ob aber iv xi} akr^. oder stc TTjv akrfi, ursprünglicn sei, läßt sich nicht entscheiden, da o^tj^siv in LXX öfter mit iv construirt ist, vgl Ps. 86, 10. 119, 35 u. a. -- ooa axoüsi {Tisch, 8 nach kZ, 33) ist der Bec. oaa av dxooaxi {BD dxouset) vorzuziehen, da die Conformation nach den umstehenden Fatt. nahe lag. — Auch in t. 15 ist Xavißdvst in BDEGL al. dem X>}(|»8Tai in v^AB* Bec vorzuziehen , da das Fat. aus V. 14 hereingekommen ist. Joh. XVI, 7. 8. 489 oujifjpei iva wie 11, 50. Die Sendong des Geistes erklärt Jesos von seinem Hingange abhängig nicht in der sabjectiven Beziehung, daß die Jftnger den heiligen Geist noch nicht fassen konten, so lange sie Jesam nar dem Fleische nach kanten fnon poiestis capere Spiritum, qtmmdiu secunäum camem persistitis nosse Christum. Augustin,), sondern in dem objectiven Sinne, daß der Sendung des Geistes die Yerklärang Ghnsti Yontofgehen mnßte, s. zn 7, 39. Die Frage, waram Jesos nicht vor seiner Yerklärang den heil. Geist senden konte, wird verschieden beantwortet. Die Antwort: ,daß der Geist nur den durch das Blut des Sohnes Gottes Versöhnten zuteil werden kann' (Hngsth,)^ enthält volle Warheit, erklärt aber nicht, weshalb Jesus erst zum Vater d. i. zur Herrlichkeit des Vaters eingehen mußte, um ihn senden zu können. Der Warheit näher komt die Bemerkung von Mey., Brckn. u. God.^ daß das in v. 14 bezeichnete Amt des Geistes, Christum zu verherr- lichen, seine persönliche Vollendung voraussezt Nur darf man dies weder mit Kiihnis (Lehre vom heil. Geiste I, 52) so bestimmen, daß, weil der heilige Geist, so lange Christus auf Erden lebte, nur in ihm vorhanden war, Christus erst habe sterben müssen, damit der Geist, das Princip des Lebens, losgelöst von seiner Person, an die er geknüpft war, seine Kräfte entfalte, noch auch mit Bofm. (Schriftbew. 1, 195 f.) u. Lthdt. so: daß der Geist dadurch, daß Jesu menschliche Natur durch die Verklärung aufhörte Schranke des Geistes zu sein und ganz und gar des Geistes wurde, sein Geist im vollsten Sinne des Wortes werden mußte; weil sich weder dafOr, daß. der heil. Geist vor Christi Ver- herrlichung nur in ihm vorhanden war, noch dafür, daß er bevor er gesendet wurde erst im vollsten Sinne Geist Christi werden mußte, Schriftbelege beibringen lassen. Denn obwol Jesus als der Verklärte den Geist sendet, so bezeichnet er ihn doch nirgends als seinen Geist, sondern ausdrücklich als den vom Vater ausgehenden Geist und legt auch die Sendung sich nur in Gemeinschaft mit dem Vater bei; vgl 15, 26 mit 14, 25. Aus den Schriftaussagen läßt sich über diese Frage nichts Bestimteres entnehmen, als daß Jesus erst sein Werk auf Erden vollenden und in die Herrlichkeit des Vaters eingehen mußte, bevor der heil. Geist zur Einführung der von ihm vollbrachten Versöhnung der Menschheit von Christo und dem Vater in die Welt gesandt werden konte. Zur Vollbringung dieses Werkes Christi gehörte aber nicht blos sein Tod als Darbringung des voUgiltigen Sühnopfers, sondern auch die Verklärung der oapE in der Person Christi, die erst mit dem Ein- gange des Gottmenschen in die Herrlichkeit des Vaters vollendet wurde. V. 8— 11. Die Wirksamkeit des heil. Geistes wird eine zwiefache sein, sich teils auf den xoofjioc (v. 8 — 11), teils auf die Jünger (v. 12 — 15) erstrecken, ist aber deshalb nicht mit Beng. als paracleii duplex munus zu bezeichnen, weil sein Einfluß auf den xoo|jloc durch sein Wirken in und mit den Jüngern bedingt ist ^ — V. 8. „Wenn er ge- 1) VgL Z. A. Wetzet lieber den Elenchns des ParaUet Joh. 16, 8--12, in der Ztsohr. f. Luther. TheoL 1865. S. 624 ff. 490 Joh. XVI, 8—10. kommen, wird er die Welt überführen von Sünde and von Gerechtig- keit and Yon Gericht/' iXi^x^tv xiva icepl tivoc jemand hinsichtlich einer Sache, and zwar eines Unrechts oder einer Sünde flberfthren, wird teils von innerlicher (3, 20), meist aber von üafierlicher, durch das Wort geschehender Ueberführnng gebraacht; vgl. 2 Tim. 4, 2. Ht 1, 13. Jak. 2, 9. In diesem Sinne hat Luther iXk^lL^vi richtig darch strafen übersezt, sofern der xoojioc d. i. die nngläabige Welt Object des iXef^^eiv ist. Nor darf man daraas nicht mit Chrys,, EtUhym,, £rasm., de W., Brckn., bes. Wetzet den Schluß ziehen, daß als Wir- kung oder Folge der eXe^Etc nur die Yerstockung oder Verdammung der Welt zu denken sei. Dafür liefert der Umstand, daß in v. 11 die xpiotc des Teufels genant ist, keinen ausreichenden Beweis. iXi^x^^^ kann auch die Bekehrang zur Folge haben, wie aus 1 Kor. 14, 24. Tit. 1, 13 zu ersehen, wo iva ufiaivmaiv iv x^ irioTsi als Zweck des iX^YX^^ aitoxo|ioK angegeben ist. Dieser segensreiche Erfolg ist auch hier nicht auszuschließen, tritt aber hier zurück. Denn falls man auch mit God. V. 8 — 11 als Schilderung des moralischen Sieges, welchen der Geist durch das Organ der Jünger über die Welt davon tragen werde, betrachtet, so ist dieser Erfolg doch in dem iXiyx^^^ i^i<^^^ ange- deutet. — Als die Dinge, hinsichtlich welcher der Geist den xoa|iO{ überfahren wird, sind a|i.apxta, SixaioauvT) und xpioic genant, und zwar zunächst ohne n&here Bestimmung, die erst v. 9 — 11 folgt — V. 9 ff. „Von Sünde, daß sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit, daß ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr sehet; von Gericht, daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist.'' Durch (ilv — &i — &i sind die drei Momente, in welchen die iXe^Ei« bestehen und sich zeigen wird, als auf gleicher Linie liegend einander coordinirt Das 2ti ist daher in den drei Sätzen in gleicher Bedeutung zu fassen, in der Bed. daß die Aussage bringend, wie die SXeY&c sich vollziehen wird; nicht aitiolo- gisch weil fOlsh., de W., Ebr., Weiß) oder ,auf Grund dessen daß' {Hoftn.) oder ,sofem', weil diese Bedeutungen nicht zum zweiten und dritten Satze passen. — In Bezug auf Sünde überführt der Gtoist den xoofioc dadurch, daß seine Wirksamkeit zeigt, wie die Feindschaft der Welt gegen Christum und seine Jünger ihren Grund im Unglauben hat und ihrem eigentlichen Wesen nach in Sünde besteht Die Wirkung, welche das in der Kraft des heil. Geistes von den Aposteln gepredigte Evangelium auf die Gläubigen ausübte, überführte die Welt nicht sowol davon, daß der Unglaube Sünde ist, als hauptsächlich davon, daß der Unglaube vom Heile ausschließt So lange dies der Welt nicht zum Bewußtsein gebracht wird, wird sie auch ihren Unglauben nicht filr Sünde halten. — V. 10. Von Gerechtigkeit wird die Welt dadurch über- führt, daß die Wirksamkeit des Geistes unter den Anhängern' Jesu ihr zeigen wird, daß Jesus zum Vater gegangen ist Daraus ergibt sich, daß die Gerechtigkeit Christi gemeint ist. Zum Vater gehen kann kein Missethäter, der wegen eines Unrechts oder Frevels mit dem Tode bestraft worden« Das Wirken des Geistes in und mit den Aposteln und Jüngern Jesu bewies der Welt, daß der von ihr als d\ktifnmk6^ ver* Joh. XVI, 10. 11. 491 urteilte und gekreuzigte Jesus &(xaioc war und bei dem Vater lebt, der ihn durch die Sendung des Geistes als den Christ, als welchen er sich den Juden bezeugt hatte, mächtig erwiesen hat. In der Kraft des Geistes erwies schon am ersten Pfingstfest Petrus aus der wunderbaren Thatsache der AusgieBung des Geistes der Aber dieses Wunder staunen- den Volksmenge, daB Gott den Jesus, den die Juden gekreuzigt haben, zum Herrn und Christ gemacht hat, so kräftig, dafi von den Hörern viele ins Herz getroffen sprachen: was sollen wir thun? (Act 2, 23 f. 36 f.) und auf seinen Ruf zur BuBe sich bekehrten. Vgl. noch Act 3, 15 ff. 5, 30 ff. 10, 39 ff. Doch wie schon über jene erste Manifestation des Geistes andere spotteten (Act. 2, 13), so verharrte auch troz aller weiteren Zeichen und Wunder, welche der Geist durch die Apostel wirkte, die Masse des jüdischen Volks in Unglauben, Hafi und Feind- schaft wider Christum und seine Zeugen. Diese wurde dann beim Hereinbrechen des Gerichts über Jerusalem und das jüdische Volk von der Gerechtigkeit Christi strafrichterlich überführt In ähnlicher Weise wurden die Heiden, die sich durch die Predigt des Evangeliums nicht zum Glauben an Christum bekehren ließen, durch den Sieg des Chri- stentums über die heidnische Weltmacht von der Gerechtigkeit Christi überführt. Aus dieser richtigen Fassung des Begriffes der Gerechtig- keit wird auch deutlich, weshalb Jesus zu dem Hingehen zum Vater noch xai ouxixt öecDpeixi (is zusezt Diese Worte sind nicht als Aus- druck der gefühlsinnigen Teilnahme Jesu an dem Trennungsschmerz der Jünger, der ihnen nicht erspart werden könne {Mey., LihdL) zu- gesezt, auch nicht blos ,Betonung des definitiven Hingangs, der erst jenseits der noch zur irdischen Wirksamkeit gehörigen Erscheinungen des Auferstandenen liegt' (ff^eifi). Denn zu dieser Betonung lag kein Grund vor. Betrübt waren die Jünger darüber, daß Jesus mit seinem Hingange zum Vater von ihnen scheide, weil sie sich den Hingang nicht anders als definitiv dachten. Um sie darüber zu trösten, hatte er ihnen sein Wiederkommen im Geiste zugesagt 14, 18. Wenn er also hier sagt: ouxin öempeixi |i8, so kann er nur sein leiblich sichtbares Wie- derkommen oder eine Gegenwart, wie sie vor seinem Tode stattfand, verneinen. Trozdem aber, daß er seine leibliche Gegenwart ihnen ent- ziehen, nicht mehr durch irdisch sichtbare Anwesenheit sich vor der Welt als Sixaioc erweisen und seinen Jüngern als Sohn Gottes kund- geben und sein Werk fortsetzen wird, soll der Geist die ungläubige Welt von seiner Gerechtigkeit überführen. Dieses Wirken des Geistes wird den Jüngern seine leibliche Gegenwart vollständig ersetzen, so daß sie, ohne ihn fernerhin zu sehen, über seinen Hingang zum Vater nicht mehr trauern werden. Alle sonstigen Deutungen dieses Zusatzes sind femliegend und sehr gekünstelt Alt und verbreitet ist übrigens die Erklärung der StxaioouvY), von welcher der Paraklet die Welt überführt, von der Gerechtigkeit Christi, deren wir durch den Glauben an Christum teilhaftig werden. Sie findet sich schon bei Auffusim, dem Luther, Cdh,, Calov, Lampe u. A. folgen, and wird noch von £br. u. Engsib. verteidigt. ,Di6 Gerechtigkeit — 492 JolL XVI, 11. sagt lezterer — maß notwendig denselben angehören, welchen die Sünde, der Welt. Besteht die Sünde nach 15, 22. 24 darin, daB sie nicht glauben, so kann die Gerechtigkeit ihnen nnr durch den Glaaben zuteil werden.' Dieser Schluß würde richtig sein, wenn der Obersatz begründet w&re. Aber dafür, daß die Gerechtigkeit der Welt ange- hören müsse, weil die Sünde ihr angehört, fehlt der Beweis. Nicht davon ist die Rede, daß deivParaklet die Welt von der Gerechtigkeit des Glaubens überführen wird, wie er sie von der Sünde überführt, sondern von der Gerechtigkeit Christi, welche aus seinem Hingehen zum Vater offenbar wird. Der Gang Christi zum Vater ist nicht — wie Luther 50 S. 60 sagt — , nichts anderes denn daß er unsere Sünde am seinen Hals genommen', sondern ist seine Erhöhung zur Herrlichkeit des Vaters. Unsere Sünde hat er durch sein Todesleiden, nicht durch seinen Hingang zum Vater auf sich genommen. — Femer zeigt auch T. 11, daß man zu den drei Worten dpiaptla, &xaio9uv7) u. xpioic nicht ein und dasselbe Subject ergänzen kann. Denn die xpioic ergeht über den Fürsten dieser Welt, ist ein seine Person und Wirksamkeit be- treffendes Gericht Dem analog ist ^ixaiooow) die Gerechtigkeit der Person und Wirksamkeit Christi, nicht die welche den Gläubigen zu- gerechnet wird. Zwar gründet sich unsere Gerechtigkeit vor Gott auf die im Glauben ergriffene Gerechtigkeit Christi; davon ist aber hier nicht die Rede, sondern von der Rechtfertigung Christi vor der Welt, die ihn als xaxonoioc (18, 30) gekreuzigt hat und durch den Geist von seiner Gerechtigkeit überführt wird. Diese Gerechtigkeit Christi wird freilich nur von denen anerkant, die sich durch den heil. Geist von ihrer Sünde überführen und zum Glauben an Christum bekehren lassen, womit sie aus der Welt ausscheiden. Nur so läßt sich folgeweise aas unserem Verse die Gerechtigkeit des Glaubens ableiten. So weit aber die Menschenwelt im Unglauben gegen das Zeugnis des Geistes ver- harrt, wird sie durch das über sie ergehende Strafgericht von der Gerechtigkeit Christi überführt werden. — Das Gericht wird daher V. 11 als das dritte Moment der Wirksamkeit des Geistes genant, darin bestehend, daß der Fürst dieser Welt d. i. der Satan (s. zu 12, 31) ge- richtet ist. Dies ist aber nicht mit Weiß so zu deuten, ,daß der Tod Christi, in welchem die Welt das Gottesurteil über ihn und seine Sache sah, nunmehr dazu ausschlägt, daß der Fürst dieser Welt, der den Gerechten in den Tod gebracht hat (13, 2. 27), durch Christi Er- höhung der Gottwidrigkeit seines Thuns überführt und damit dem un- widerruflichen Gericht verfallen ist^^ Denn das Perf. xixpixai dem xp(oic ioxlv Tou xoofjiou Toutou (12, 31) entsprechend so zu üsssen, ist nur möglich, wenn man das Gericht über den Satan in ein Gericht über diese Welt umdeutet, den Satan mit dem xoS xoo|i.oo toutou jener Stelle identificirt oder das Perfect faturisch wie das Futur ixßXT^&ijosroi 12, 31 erklärt. Durch das Perfect xixptxai wird das Gericht über den Satan als ein bei der Sendung des Geistes bereits ergangenes, schlecht- hin abgeschlossenes Factum bezeichnet, welches nur in seiner Wirkung fortdauert und fortbesteht Das Wirken des heil Geistes in der Welt JoL XVI, 11—13. 493 flberfflhrt die Welt von diesem Factam indem es offenbar macht, daß seine Herschaft Ober die Welt gebrochen ist nnd ihrem Ende nnanf- haltsam entgegengeht, nnd bei der YoUendong des Reiches Gottes im jüngsten Gericht damit, daß der Teufel, der die Menschen verfahrt, in den Fenerpfhhl geworfen wird (Apok. 20, 10), ihren völligen Schluß er&hrt. — In solcher Weise überführt der von Christo nach seinem Hingange zum Vater den Jüngern als Beistand gesandte heilige Geist die Welt wie von ihrer Sünde und von der Gerechtigkeit Christi, so auch von dem über den Satan ergangenen Gericht. V. 12 — 15. Die andere Seite seiner Wirksamkeit besteht darin, daß er als der Geist der Warheit die Jünger in die ganze Warheit einführt Dies leitet Jesus mit den Worten ein: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könt es jezt nicht tragen/' Das itoXXa ist nach dem Zusammenhange auf Warheiten zu beziehen, über welche Jesus sie in dieser Abschiedsrede zu belehren gesucht hat, d. h. auf Belehrung über seine künftige Stellung zur Welt und das Wirken der Jünger in der Welt. Darüber soll der Geist der Warheit ihnen nicht nur das in Erinnerung bringen, was er sie gelehrt hat, sondern auch die Warheit ganz d. h. nach ihrem ganzen Umfange klar machen (vgl. 14, 26). ßaoxaCeiv erklärt sich aus der Vorstellung, daß das Auf- nehmen und Behalten der vollen Warheit eine Last iss, die nicht jeder tragen kann. — V. 13. „Wenn aber jener kommen wird, der Geist der Warheit, wird er euch in die ganze Warheit leiten." elc tijv oXijdeiav «aoav besagt nicht: in alle oder jede Warheit, dies würde eU icaoav aXi]&eiav lauten, sondern: in die Warheit ganz. Nach der ältest be- zeugten Lesart: h t^ aXTjdeCcf icoEoiq ist die Construction prftgnant: in die ganze Warheit leiten, daß ihr darin stehen werdet. Schon hieraus ergibt sich, daß nicht an Mitteilung von Warheiten zu denken ist, die Christus gar nicht gelehrt hat. Noch deutlicher folgt dies aus der Begründung: „Denn nicht wird er aus sich selbst reden, sondern soviel (ooa) er hört wird er reden und das Zukünftige euch verkünden." Nach 15,15 hat Jesus alles was er vom Vater gehört hat, den Jüngern kondgethan. Wenn er nun hier sagt: der Geist werde so viel als er hört reden, so kann derselbe ihnen unmöglich Dinge offenbaren, die nicht zu dem von Christo ihnen Verkündeten gehörten, gleichviel ob man ooa axouei auf das Hören von Christo oder vom Vater bezieht Denn solte Gott der Vater durch den Geist neue Warheiten offenbaren, so hätte er Christo nicht alles oder Christus den Jüngern nicht alles vom Vater Gehörte kundgethan. Dies ergibt sich weiter aus dem Satze ou Y^P Xo^i^oet cei., der nur begründen soll, daß der Geist im Stande sein wird, die Jünger in die ganze Warheit einzuführen. Eine An- deutung über das, was der Geist der Warheit reden wird, enthält der Zusatz: xol xa ip^ousva cet, und das Kommende (Zukünftige) wird er ench verkünden, xat ist ezplicativ: und zwar, oder insbesondere*, so daß auch dies zu dem gehört Zoa axooet {Weiß), Hiemach hat man bei Tot ipxofjieva mit Recht an die weiteren Aufschlüsse über die Zu- kunft in der Apokalypse des Johannes gedacht. Dazu sind auch die 494 Job. XVI, 13—15. Belehmngen, welche die Apostel in den Briefen darflber geben, z. B. 1 Thess. 4, 13 ff. 2 Thess. 2, 1—10. 1 Kor. 15, 51 ff. u. a., zn rechnen. Wie aber der gesamte Inhalt der johanneischen Apokalypse nur eine weitere Entfaltung dessen ist, was Jesus in den Reden Aber seine Wiederkunft gelehrt hat, so anch diese apostolischen Ausftlhmngen. Dies gilt auch von anderen apostolischen Lehrentwickelungen. So ist z. B. die paulinische Rechtfertigungslehre nur eine weitere Entwicklung dessen, was Christas Aber den Glauben an ihn als den alleinigen Grund des Heils gelehrt hat. — Ganz ausgeschlossen wird endlich jeder Ge- danke an neue, von Christo nicht gelehrte Warheiten durch y.l4 u. 15: „Jener (nämlich der Geist der Warheit) wird mich verherrlichen; denn er wird (das was er redet) von dem Meinen nehmen und euch ver- künden. Alles was der Vater hat ist mein. Deshalb sagte ich, daß er von dem Meinen nimt und euch verkünden wird.'' Es wird jezt ziemlich allgemein anerkant, daß icavxa ooa e^ei o itatYjp ip/i iottv nicht mit Stier u. Aelteren von dem inneren Wesensverh<nis der Tri- nitat (der icepixcopT]aiO, oder von dem Wohnen der Gottheit im Men- schen Jesus zu verstehen ist, sondern nach dem Contexte von dem Ge- meinschaftsbesitze der ganzen Warheit, was der Apostel in Kol. 2, 3 so ausdrükt, daß in Christo alle Schatze der Weisheit und der Erkent- nis verborgen liegen. Wenn sonach der ganze Warheitsbedtz des Va- ters Christo eigen ist, als dem Sohne vermöge seiner Wesensgemein* Schaft mit dem Vater, und Christus alles was er vom Vater gehört^ den Jflngem offenbart (15, 15), so kann der Geist, der von dem was Christo eigen ist nimt und lehrt, nicht neue, von Christo den Aposteln vorenthaltene Warheiten offenbaren. — Durch diese deutlichen Er- klärungen Jesu ist nicht nur die Streitfrage über die Perfectibilität des Christentums durchaus antimontanistisch entschieden (Lcke,)^ sondern auch jede Berufung der Schwarmgeister auf neue Offenbarungen abge- schnitten, und zugleich die Prätension der römischen Päpste von der Infallibilität ihrer der Lehre Christi und der Apostel widerstreitenden Dogmen als nicht in der Warheit begründet erwiesen. — Was der Herr den Aposteln hier sagt, gilt allerdings nicht den Aposteln alldn, sondern allen warhaft gläubigen Jüngern, der heilige Geist fiel ja nicht blos auf die Apostel am Tage der Pfingsten, sondern auch auf andere zum Glauben Gekommene, dafi sie gleich den Aposteln in Zungen redeten (vgl. Act. 10, 46. 19, 6. lEor. 12, 10. 28); aber um aus diesen Thatsachen nicht falsche Schlüsse zu ziehen, ist wol zu beachten, daß dies nur infolge gläubiger Aufiiahme der apostolischen Predigt von Christo geschah, oder durch Handauflegung der Apostel vermittelt wurde (Act 19,6). Wenn also auch nach der Apostel Zeiten der heilige Geist fort und fort in der Kirche wirkt und Johannes im 1. Briefe 2,27 den Gläubigen bezeugt, daß sie die Salbung, die sie über alles belehrt, empfangen haben, so schreibt er dies doch nur denen, die in dem- jenigen bleiben was sie von Anfang gehört haben; und die Greschichte der christlichen Kirche hat nach dem Tode der Apostel keinen wahren Lehrer oder Reformator aufzuweisen, der neue Schätze der Weiahdt Joh. XVI, 15. 16. 495 nnd Erkentnis Gottes, die nicht ans der Lehre Christi und der Apostel geschöpft waren, zn Tage gefördert hätte. Der Apostel Panlos, der das von ihm verkündigte Evangelium durch Offenhamng Jesa Christi empfangen hat (Oal. 1, 12), predigte, ohwol er sich der uicepßoXi^ von Offenbamngen nnd Gesichten hätte rühmen können, wenn das Rühmen etwas nütze wäre (2 Kor. 12, 1 — 7), nur Christum den Gekreuzigten und den Glauben an die durch Christum uns erworbene Gnade Gottes als notwendig und ausreichend zur Seligkeit, und belegt diejenigen, welche ein anderes Evangelium verkündigen, mit dem Anathema (GaL 1, 8 f.). Hiemach haben wir die unter dem Einfluß des heiligen Geistes verfaßten Schriften der Apostel und apostolischen Männer, welche die alte Kirche von jeher als Schriftkanon bezeugt und angenommen hat, als alleinige Quelle der von Christo geoffenbarten Warheit Gottes an- zuerkennen und jeder darüber hinausgehenden oder davon abweichen- den Lehre Glauben zu versagen. Y. 16—24. Das Wiedersehen. ^ Wie in 14, 18 — 20 Jesus an die Sendung des Paraklet die Verheißung seines Wiederkommens anreiht, so hier an die Schilderung der Wirksamkeit des Geistes die Zusage seines Wiedersehens nach kurzer Zeit, um diese Zusage weiter auszu- führen. — y. 16. „Um ein Kleines so sehet ihr mich nicht mehr, und wieder um ein Kleines so werdet ihr mich sehen/^ Das Nichtsehen hat er in v. 10 den Jüngern« und 14, 19 der Welt dauernd angekündigt, hier kündigt er den Jüngern das Nichtsehen nur für kurze Zeit an, und dann das Wiedersehen. Die Yergleichnng jener beiden Stellen zeigt, daß iCfzaH \t.t weder ,das leibliche Wiedersehen nach der Aufer- stehung' (Lange, Ebr., Hngsih,, Weiß\ noch ,das Wiedersehen bei der Parusie' {August, Hofm, Schriftbew. 1,193) sein kann. Gegen die zweite Annahme entscheidet das iraXiv (Aixpov. Denn so nahe man sich auch die Wiederkunft zum Gerichte denken mag, so konte sie Jesus doch nicht in solche Nähe setzen wie das Nichtsehen beim Tode bis 1) Y. 16. Dem ou vor dswp. Bec. mit ATFA aL hat Tisch. 8 oMn nach )ABD al. mit Becht vorgezogen, da ou offenbar nach v. 17 conformirt ist Der Satz ou i^u) bizd-^ti} lupoc xov zaispoc Bec. v. 16 fehlt in KB DL. a. b, e, aL und ist ohne Zweifel aus v. 17 anticipirt. — In v. 19 ist vuv (Bec.) Verbin- dnngBZOsatz und nach vtBDL aL mit Tisch. 8 zu streichen. — In v. 22 ist vuv ^£v Xüir7]v nach v^BCB u. Codd. der lt. dem Xuryjv |i6v vuv der Bec mit ABU aL mit Tisch. 8 vorzuziehen, und gysis in v^BCYFA aL statt g^ets (Lehm, mit ÄDL\ beizubehalten, h/tiz erschien Abschreibern oder Lesern , so- lange Jesus nocn bei den Jüngern war, nicht recht passend, da Xüict) Trauer über seinen Weggang ist. — In v. 23 varüren die Codd. zwischen Xefu) ujiTv oxi (BCB^LX) und o ti av oder blos o cfv («) oder oo« av (Bec), wonach Tisch. 8 Xe^co ojitv 5v ti airrja. vorgezogen hat; ^xi ist offenbar recitativ vor- gesezt und dann dcv ti in das gewöhnliche o sov oder ooa av umffesezt. Der Sinn wird durch diese Varianten nicht geändert. Wichtiger ist die Stellung des ev TW oyöiiSTt |iou hinter $u)ost üilTv, für welche Tisch. 8 nach inBC*LXY A. Orig. 'sich entschieden hat Der text. rec. hat es mit AC^DVLW^ li, Vlg. hinter tov icaTcpa. Aber diese Stellung ist ans 15, 16 und offenbare Aende- rong, weil man sich in den Gedanken, daß der Vater das Gebetene im Namen Jesu geben wird, nicht zu finden wußte. 496 JoL XVI, 16—21. znr AnferstehüBg, in die Zeit Ton 3 Tagen. Gegen die erste spricht, daß er das Nichtmebrsehen v. 10 mit dem Hingang znm Vater ver- knflpft. Denn der Tod Jesn mit der Anferstebnng wird getrent von der Himmelfahrt nirgends als Hingang znm Vater dargestelt Demnach kann S^eo&i (is nnr von dem Sehen Jesn im Geiste verstanden werden, welches mit der AnsgieBnng des Geistes über die Apostel seinen An- fang nahm, vgl. 14, 19. Der Satz oxi uicaYco cet v. 16 im texL rec, ist offenbar ans v. 17 dnrch Misverständnis zngesezt worden. — V. 17 f. Von den Jflngem können einige das, was Jesus von seinem Kichtsehen nnd Sehen in der Kürze nnd von seinem Hingange zum Vater gesagt hat, nicht begreifen nnd sprechen zn einander, was er wol mit beidem meine. Zu ix xwv (iadTjx. ist xivi« zn ergänzen, vgl. 7, 40. Bezüglich dessen, was den Jüngern räthselhaft vorkomt, daß sie es nicht ver- stehen, ist das xai vor oxi oicaY. cet zn beachten. Nicht das (uxpov X. oox£ti &eo>p. nnd icaXiv [jitxpöv x. o^. für sich war ihnen unbegreif- lich, sondern daß Jesus in v. 10 zugleich von seinem Hingange zum Vater geredet hatte. Geht Jesus hin zum Vater, daß sie ihn nicht mehr sehen, so kann er nach ihrer Meinung nicht von einem (itxpov oo dempetv und icaXiv (iixpov S<]^ea8at reden. — V. 19 f. Als Jesus merkte, daß sie darüber sich Aufechluß von ihm erbitten weiten, sprach er zu ihnen v. 20: „Warlich, warlich ich sage euch: weinen und klagen werdet ihr, aber die Welt wird sich freuen;* ihr werdet betrübt sein, aber eure Betrübnis wird zu Freude werden.'* Eine einfache Erklft- rung seiner den Jüngern räthselhaften Worte würde denselben wenig genügt haben. Er erklärt ihnen daher seine Rede so, daß er sie In das Verständnis der Sache einzufahren sucht. Dies würde er freilich nicht erzielt haben, wenn er — wie Weiß meint — nur ,den Wechsel von Schmerz und Freude, welchen das Nichtsehen und Wiedersehen mit sich fahren wird,' geschildert hätte. Aber er sagt ihnen mehr; er erklärt ihnen, daß seine Trennung von ihnen durch den Tod der Welt Freude machen, ihnen aber Betrübnis bereiten werde, diese Be- trübnis aber in Freude sich wandeln werde, weil er infolge seines Hin- gehens zum Vater sie wiedersehen werde (v. 22). Die Verbindung von xXaooete xal &p7)vi]oete ist Ausdruck fQr Todtenklage, vgl. Mtth. 2,18. Luk. 23, 27 f. Damit sagt er den Jüngern, daß sie um ihn als einen Todten klagen werden, daß also seine sichtbare Gegenwart ihnen durch seinen Tod entzogen wird. üfieTi; ist betont ans Ende gesezt: ihr im Gegensatz zur Welt, die sich darüber freuen wird. Aber er wird nicht im Tode bleiben, wird in der Kürze nach dem Tode zum Vater gehen, daß sie ihn sehen werden. — Die Wandlung ihrer Betrübnis in Freude macht Jesus ihnen deutlich durch ein Gleichnis. — V. 21. „Das Weib, wenn es gebiert, hat Traurigkeit, weil ihre Stunde gekommen ist Wenn aber das Kind geboren ist, gedenket de nicht mehr der Tran- rigkeit wegen der Freude (darüber) daß ein Mensch zur Welt geboren ist.'^ Der Artik. iq vor yuviq' ist generisch, wie oft bei Vergleichungen. Das Gleichnis soll nach den neueren Ausll. nur die Wandlung der Trauer in Freude oder ,da8 unmittelbare Aneinandergrenzen des hoch- Job. XVI, 21—28. 497 8ten Schmerzes und der h()ch8ten Frende^ (Bhgsib.) darstellen. Dies soll daraas erhellen, daß bei dem Bilde des Gebarens im A. T. aberall (Jes. 26, 1. Jer. 4, 31. Hos. 13, 13. Mich. 4, 9. 10) nur die eine Seite, der Schmerz, nicht die auf den Schmerz folgende Freude ins Ange ge- faßt wird (ffngsib,), und daß Jesus selbst in der Anwendung v. 22 nur den Schmerz, der zur Freude ausschlägt, hervorhebt (fFeiJf). Aber beide Gründe sind nicht durchschlagend. In Jes. 26, wo das Bild weiter ausgeftlhrt ist, ist auch die Geburt selbst mit in Betracht gezogen, und aus der Anwendung y. 22 folgt auch nicht, daß Jesus damit nur die Größe des Schmerzes und der darauf folgenden Freude ausmalen wolte. Er sagt v. 22: „Und auch ihr habt jezt zwar Traurigkeit, wiederum aber werde ich euch sehen, und euer Herz wird sich freuen und euere Freude nimt niemand von euch.^' Die Freude, die ihr bei meinem Wiedersehen erlebet, wird dne bleibende sein. Jesus stelt demnach durch das Gleichnis sowol seinen Tod als notwendig fQr den Uebergang in ein neues freudiges Leben, als auch die Betrflbnis der Jflnger über seinen Tod als einen Schmerz dar, aus welchem den Jüngern unentreißbare B'reude ersprießen werde. Damit bezeichnet er zwar nicht seinen Tod als einen , schmerzvollen G^burtsact der ganzen Menschheit^ (ßlsh,) und vergleicht auch nicht seine Auferstehung aus dem Tode mit der Geburt eines Menschen, aber er bezeichnet doch seinen Tod als unerläßlich für die Begründung deijenigen Gemeinschaft mit den Jüngern, welche ihnen unversiegbare Freude bringen wird. Eine Freude, die niemand ihnen nimt, kann das Wiedersehen Jesu den Jüngern nur bereiten, wenn dasselbe eine bleibende Gemeinschaft zwi- schen ihm, der zum Vater hingeht, und seinen auf der Erde zurück- bleibenden Jüngern gründet. Dies geschah aber nicht durch die ein- zehien Erscheinungen des Auferstandenen, sondern geschieht dadurch, daß er als der zum Vater Hingegangene im Geiste bei ihnen alle Tage bis an der Welt Ende ist (Mtth. 28, 20). V. 23. Dieses geistige Sehen Jesu wird für die Jünger die Folge haben, daß sie ihn nichts mehr fragen werden. „Und an jenem Tage werdet ihr mich nichts fragen.'' Das ipooTTJoexs weist zurück auf die Frage, die sie v.l9 an ihn richten weiten, iv ixeiviQ rg iqfxipcf ist nicht der mit der Auferstehung Christi für die Jünger anbrechende Tag, sondern die Zeit, die mit dem Sehen Christi im Geiste anhebt. Der Geist, der am Pfingsttage über sie ausgegossen und sie in die ganze Warheit einfuhren wird (v. 13), der wird sie so erleuchten, daß sie nicht mehr nötig haben, Jesum zu fragen. So mit Emgel nicht nur Ifngsth,, Lthdt, Lange, sondern auch Meyer, Unrichtig erklärt fVeiß mit Chrys., Grat u. A. Ipoxav vom Bitten. Dagegen spricht nicht nur das unmittelbar folgende £v xi aln^oiQts v. 23, sondern auch die Ver- gleichung mit v. 19 und v. 30. — V. 23*». „Warlich, warlich ich sage euch, wenn ihr den Vater etwas bitten werdet, wird er es euch geben in meinem Namen.'' Diese mit feierlicher Versicherung eingeführte Zu- sage ist eine weitere Folge ihrer durch den Geist gewonnenen Er- leuchtung. Das Verlangen der Jünger Jesum über sein Nichtsehen und Kell, Comment. lom Erang. Joh. 32 498 Job. XVI, 23-25. Wiedersehen in der Kürze bei seinem Hingange zum Vater (y. 17 ff.) zu fragen, entsprang offenbar ans dem Bedflrfiiisse, in Bezng auf ihr Wirken in der Welt darüber Gewißheit zn erhalten. Demgemäß kann sich auch das was sie den Vater bitten werden, nnr anf ihre Bem&- thätigkeit beziehen. Anch in Betreff dieser sollen sie Jesa sichtbare Gegenwart nicht vermissen. Der Geist, den er ihnen senden wird, soll sie in Gemeinschaft mit dem Vater setzen, daß sie ihn unmittelbar bitten können. Was sie bitten, wird der Vater im Namen Jesu ihnen geben. ,Im Namen Jesu^ heißt anch hier nicht: anstatt meiner {Weiß\ oder vermöge meines Namens, weil ihr in meinem Namen gebeten habt {Mey.)\ denn in diesem Sinne ?rürde iv x. ovofiaxt (xoü zn alti^oTQTe gesezt sein, wie 14, 13. Im Namen Jesn gibt d^ Vater das Erbetene d. h. er erfolt die Bitte so, daß dadarch Jesus verherrlicht, die Lebens- nnd Wesensgemeinschaft Christi nnd des Vaters offenbar wird. Das Geben ist m dieser. Gemeinschaft begründet nnd soll sie knndthnn, vgl. 14,13. — Daran schließt sich passend die Anffordemng v. 24: „Bis jezt habt ihr nichts in meinem Namen gebeten. Bittet so werdet ihr empfangen, auf daß enre Freude vollkommen sei." Durch den Satz: bis jezt habt ihr nichts in m. N. gebeten, wird diese Aufforderung ein- geleitet und durch Hinzufügung des Segens, den die Befolgung der- selben bringen wird, den Jüngern dringend empfohlen. Die Worte: bis jezt habt ihr nichts.. . . gebeten, enthalten keinen Vorwarf, daß es ihnen bisher an der rechten Erkentnis {Mey,) ode^ am Glauben nnd geistiger Einheit mit ihm (Lcke,) oder am rechten Verlangen dazu (ßg.'Cr.) gefehlt habe. Anch besagen die Worte nicht, daß sie ee bisher nicht konten, weil Jesus ihnen noch nicht geworden war, was er werden solte, noch nicht verklärt war {ffofm., Schriftbew.II, 2, 358, Lihdt,,'Hngstb,)\ denn oox iQnQoaxe heißt nicht: ihr kontet nicht bitten, sondern: ihr habt nicht gebeten, und der Grund weshalb sie es bis jezt nicht thaten, war der, daß sie es nicht nötig hatten, weil Jesus bei ihnen war und ihnen alles erbitten konte {Weiß), Anders wird es in der Zukunft werden, wenn Jesus von ihnen weg zum Vater gegangen sein wird. Dann sollen sie sich in allen Anliegen bittend an den Vater wenden; und durch den Geist, den Jesus ihnen senden wird, werden sie in so lebensvolle Gemeinschaft mit dem Vater gelangen, daB sie das Erbetene von ihm empfangen werden. Dies sollen sie thon, damit ihre Freude d. i. die Freude welche durch Jesu Freude in ihren Herzen erzeugt wird (s. zu 15,11) itsicXTjpcupivT) d. h. eine volle, vollkommene sei. Dies ist ,der göttlich geordnete Zweck des Xiq^so&s' {Mey,). V.25— 83i Sohluss der Absohiedsreden. ^ — V. 25. , J)ie8 habe ich in Sprüchwörtem zu euch geredet; aber es komt die S^mde, da 1) V.25. dUd fehlt bei Ip^eiai in }KBC*LXal und ist Verbindungszosati; anch dem ctvaYfeXu) der Eec. ist nach \^BC*I)KL cet. dzaYYeXdi mit Tisch. 8 vorzuziehen. — In v. 27 ist toü tcgtjso; (Lehm, mit BC^DL) statt to5 deoO in AYFAAII, lt., Vlg. offenbar mechanische Wiederholung der vorher und nachher b^tandig vorkommenden Gottesbezeiohnnng. — In v. 29 ist auToi ein in dar Reo. öfter vorkommender Zusatz und mit Tisch, 8 nach K*^(7*i^AII sn Joh. XVI, 25i 499 ich nicht mehr in Sprflchwörtern zu euch reden, sondern frei heraus Yon dem Vater verkflndigen werde/' Tauta wird gewöhnlich nur auf das unmittelbar Vorhergehende bezogen, weil v. 26 iv ixetvo t. r^^t^n aof V. 23 znrttckweist Aber daraus folgt nichts weiter als daß die Rede nicht zu einem anderen Gegenstande übergeht. Noch weniger l&fit sich mit Weifi aus dem itappT)o(qL itepl xoG icaxpoc im Gegensatz zu iv icapoi)uaic XeXaXT]xa folgern, daß xaSta nur auf v. 23 f. gehe, ,wo Jesus an das ihm so geläufige Gleichnis von dem menschlichen Eindes- verh<nisse anknüpfend Gott als den Vater bezeichnet hatte, der ferner- hin an seiner statt für sie sorgen werde/ Denn die Bezeichnung Gottes als Vater ist ebenso wenig ,uneigentliche Rede', die zu den icapot)i(aic gerechnet werden konte, als die Zusage, daß der Vater das von ihm Erbetene geben werde. Die Entscheidung über die Beziehung des xaura h&ngt ab von dem Inhalte dessen was Jesus v. 26 — 28 weiter sagt. Die kommende Stunde, da er ihnen nicht mehr iv icapoi(i(atc sondern itappTjoicf vom Vater verktlndigen werde, ist der Tag, da sie den Vater ohne seine Vermittlung bitten werden (v. 26 vgl. mit v. 23), d. i. die Zeit da er im Geiste zu ihnen kommen und sie sehen wird (v. 22). Demnach kann das irappTjoiqi irepl t. iratpoc airafYiXXeiv (v. 25) nicht das v.27 u. 28 Gesagte (daß er vom Vater ausgegangen sei n.s. w.) sein, obgleich die Jünger v. 29 es dafür halten. Von seinem iSsX&etv ix Too icttTpoc und seinem icopeueadai irpoc xov tzaxipa hatte er in den Abschiedsreden wiederholt in eigentlichen, büdlosen Worten geredet. Wenn also das irappTjoCqi aita^Y« der Zukunft überhaupt oder der Zeit der Verklärung angehört, so kann auch das iv icapoi|jiai< Geredethaben sich nicht auf die lezten Worte des bisher Geredeten, sondern muß sich auf alles was er in den Abschiedsreden c.l4 — 16, 24 gesagt hat, beziehen. Dies fordert auch schon der Plur. iv icapot|i(aic, selbst wenn derselbe generisch gebraucht sein solte, da der generische Gebrauch bei logisch richtigem Sprechen nur da anwendbar ist, wo nicht blos ein Wort oder Satz den Charakter der icapoifxia hat, sondern die ganze Rede in die Kategorie der icapoi|jLia subsumirt werden kann. itapoi(i(a als Uebersetzung des hehr, h^ ist Ausdruck für Sprüchworte oder Sprüche, die etwas Räthselhaftes, schwerverständliches hab^. Dies gilt von der ganzen Abschiedsrede, in welcher das über sein Weggehen und Wiederkommen, Nichtsehen und Wiedersehen Gesagte den Jüngern erst in der Zukunft durch Erleben dieser Dinge klar werden konte. Der Gegensatz icappTjotf ist nach 11, 14 zu beurteilen, wo die Erklä- rung des von Lazarus ausgesagten xsxo(|iT]Tat durch aici&avev als irap- p7)o(f aliceiv bezeichnet ist. &pa ist das was vorher und nachher ixeCvt) iqfiipa heißt, die Zeit des Paraklet, nicht der Tag der Auferstehung Christi, icepl too icaxpoc ist nicht ein einzelnes Lehrstück über den Vater, oder gar (nach Weifi) auf die v. 23 f. gebrauchte Bezeichnung tilgen. — In v. 32 fehlt v5v vor eXijXu^ev (Reo.) in v^ABC*B*lJru. Veras, u. ist mit Tisch, 8 zu streichen. — In v. 33 ist Igrce (Bec) statt l^tte nur durch J> u. Veras, bezeugt 32 ♦ 500 Joh. XVI, 25—27. Gottes als des Vaters zu beziehen, sondern das was Jesus bisher Yom Vater verkandigt hat and kttnfüg durch den Geist ohne bildliche Holle verkündigen wird, dafi in ihm alles Heil beschlossen ist üeber diraY- feXu) u|uv bemerkt Weiß richtig: ,da Christus nach seiner Erhöhung ausdrücklich den Geist als seinen Stellvertreter zu senden verheißen hat (v. 7), und dieser nur redet was er ans Christi Eigentum genommen (v. 13 f.), so kann sehr wol Christus selbst als durch den Geist redend gedacht werden (vgl de W,, £tv,)\ protestirt aber gegen den daraus gezogenen Schluß, ,daß auch 14, 18 Christus als im Geiste zu seinen Jüngern kommend und 16, 16. 22 sein Wiedersehen mit ihnen feiernd gedacht^ sei, weil hier von einem ganz anderen Zeitpunkt als v. 23 die Rede sei — ein Grund, dessen Nichtigkeit bei Vergleichung von v. 23 u. 24 mit V. 26 in die Augen springt. V. 26 f. „An jenem Tage werdet ihr in meinem Namen bitten'^ (wozu er sie v. 24 aufgefordert hat) „und ich sage euch nicht, daß ich den Vater fllr euch bitten werde (itepl opioiv in Betreff eurer Anliegen); denn er selbst der Vater liebt euch, weil ihr mich geliebt habt und geglaubet, daß ich von Gott ausgegangen bin." Das iv xcj) oyo{iax( }&ou alTi]aeo&8 bildet keinen Widerspruch zu dem scheinbar gegenteilig lautenden Worte 14, 16, welches hier corrigirt wäre (Lcke.), denn das Bitten Jesu für die Jünger 14, 16 bezieht sich auf die Sendung des heil. Geistes, und auch das hohepriesterliche Gebet sprach Jesus vor seinem Scheiden; in unserem V. dagegen redet er von der Zeit, da sie den Geist empfangen haben; alsdann werden sie der Fürsprache Jesu nicht mehr bedürfen. Dies erhellt aus den Worten: ich sage nicht, daß ich den Vater für euch bitten werde, mit der Begründung v. 27: denn der Vater selbst hat euch lieb. Die Jünger sind durch den heil. Geist in die Liebesgemeinschaft des Vaters gekommen, daß sie ohne Jesu Vermittelung den Vater bitten werden und der Vater ihre Bitten gewähren wird. „Der Vater liebt euch: amcU vos adeoque exaudit (Beng.), Zu — itsf t^^ate xal iremoxeux. Die Liebe zu Christo er- wächst aus dem Glauben an seinen Ausgang vom Vater d. h. an seine Gottessohnschaft; hier aber ist ice^iX. vor icemot. genant, weil der Glaube sich in der Liebe bethätigt und die ans dem Glauben erwach- sende Liebe sich der Liebe Gottes erfreut. Wer Christum liebt und in dem Halten seiner Gebote die Liebe bewährt, der wird vom Vater ge- liebt 14, 21. Wie das Präsens ftXei die Zukunft vergegenwärtigt, so drücken die Perf. icecpiXijxaTe x. icsfctoxeux. die vollendete Handlung als einen in der Zukunft bleibend gewordenen Thatbestand aus. Doch darf man bei der Zukunft nicht mit ffofm. an die schließliche Wieder- kunft Christi zur Vollendung seines Reiches denken, von der aus Jesus auf die Glaubensbewährung bis zum Schauen zurückblicke. Denn wenn die Jünger zum Schauen gelangt sind, werden sie nicht mehr bitten, sondern nur so lange als sie das Werk Christi auf Erden treiben und für das Evangelium zu kämpfen haben werden. Als Inhalt des Glau- bens nent Jesus : ,daß er von Gott ausgegangen ist.' Darin ist der wesentliche Inhalt aller Selbstbezeugung Jesu, so wol über seine Penon JoL XVI, 28—30. 501 als auch über sein Wirken zum Heile der Welt zusammengefaBt, wie denn anch aller Widerspruch, den er erfahren hat, in dem Unglauben an seine göttliche Herkunft wurzelte. Tgl. 8, 42. — V. 28. „Ausge- gangen bin ich vom Vater und gekommen in die Welt, wiederum ver- lasse ich die Welt und gehe zum Vater/' In diesen Worten, von welchen schon Beng, bemerkt: recapitulationem maximam habet hie versus, faßt Jesus zum Schlüsse alles zusammen was er vor seinem Scheiden zur Befestigung seiner Jünger im Glauben zu sagen hatte; vgl. 13, 3. iS^XOov icapa xoS itaxpo; bezieht sich auf seine Mensch- werdung, und sezt sein früheres Sein bei Gott voraus; iXifXu&a eU tov xoa(j,ov ist sein Auftreten in der Welt, s. zu 8, 42 vgl. mit 3, 19. V. 29 — 33. Diesen lezten Ausspruch (v. 28) finden die Jünger so klar und verständlich, daß sie freudig sprechen: „Siehe nun redest du frei heraus und sagst kein Sprüchworf Aus diesen ihren Worten läßt sich nicht mit Lcke. u. de IV. schließen, daß sie die v. 25 verheißene Zukunft schon angebrochen glaubten, also Jesum total misverstanden hatten, sondern nur, daß sie in der klaren Rede Jesu ein Vorspiel der Erfüllung der ihnen für die Zukunft in v. 25 gegebenen Verheißung erblikten (Hngsth,) oder ein Vorzeichen, wie Jesus in der Zukunft zu ihnen reden werde. Aber auch in diesem Falle zeigt ihre Aeußernng, daß ihnen der wesentliche Unterschied von jezt und künftig noch völlig dunkel ist und sie noch der Erleuchtung des Geistes, der sie in die ganze Warheit führen solte, sehr bedurften. — Auch ihre weitere Rede v. 30: „Nun wissen wir, daß du alles weißt und nicht bedarfst, daß jemand dich fragt; darum glauben wir, daß du von Gott ausge- gangen bist", ist nicht so gemeint, daß sie in der klaren Rede Jesu V. 28 jene Verheißung v. 23 schon, wenn nicht ganz doch teilweise, erfült glaubten und darin wenigstens einen Anfang der künftigen vollen Erfüllung fanden. Denn ihre Worte: ,wir wissen daß du alles weiBt' sind nach v. 19 ff., wo sie Jesum fragen weiten und Jesus mit seiner Antwort ihrer Frage zuvorkomt, zu erklären. Denn ol&ac uavxa wird durch den folgenden Gegensatz: ,du bedarfst nicht, daß jemand dich frage', näher dahin bestimt, daß Jesus als der Herzenskündiger alles weiß , was im Innern des Menschen sich regt. Darauf gründen sie den Glauben, daß Jesus von Gott ausgegangen ist. iv xouxcp deshalb, propter hoc, wie Act. 24, 16. 1 Job. 2, 4; 4v das ursächliche Beruhen in bezeichnend. Deshalb (weil Jesus mit seiner Antwort v. 19 f. ihnen einen Beweis übernatürlicher Eentnis der Herzensgedanken gegeben hat) glauben sie, daß er von Gott ausgegangen ist. Mit uioxeuoftev wir glauben (nicht: wir haben erkant und geglaubt. Ehr.) sprechen sie nur ans, daß sie Jesu Wort i^^Xdov ceU verstanden haben, um damit ihre Aussage v. 29, daß Jesus iv icappYjoicjL geredet habe, zu bekräftigen. Ein Unterpfand für die Erfüllung der v. 25 f. gegebenen Verheißung ist in icioxe(>o(uv ebenso wenig angedeutet, als die Weglassung des Wortes vom Hingehen zum Vater (v. 28) verräth, daß sie doch nicht ganz und voll verstehen, was sie zu verstehen meinen. Sie knüpfen einfach an das an, was Jesus v. 27 als Gegenstand des Glaubens genant hat. — 502 Joh. XVI, 31—33. y. 31 f. JesQB antwortete ihnen: „Jezt glaubet ihr. Siehe es komt die Stunde nnd ist gekommen, daß üir zerstreuet werdet, jeder in das Eigene, und mich allein lasset. Und nicht bin ich allein, denn der Vater ist bei mir/^ cfpit moTetSexe wird von Euihym,, CaJv,, Oish., de W., Bg.'Cr,, Tischend,, Hngsib. u. A. fragend gefaßt nach Analogie von 13, 38, von Lcke., Mey,, Thol, Lthdt., God., Weiß u. A. als ein- fache affirmative Aussage. Ein wesentlicher Unterschied des Sinnes ergibt sich daraus nicht. Auch bei der Frage vrttrde Jesus ihren Glau- ben nicht ganz in Abrede stellen, sondern durch das vorangestelte und betonte apit ihnen zu verstehen geben, daß es mit ihrem Glauben doch nicht ganz richtig steht. Und bei dem Zugeständnisse würde das be- tonte Spxi andeuten, daß ihr Glaube nicht lange Stand halten werde. Dies spricht Jesus v. 32 bestimt aus, wo das l&otS dem i&e in der Aeußerung der Jflnger v. 29 correspondirt. Die Stunde seiner Gefangen- nahme komt, und ist schon gekommen, noch in der gegenwärtigen Nacht steht sie bevor. Dann wird der Moment eintreten, daß die Jünger zerstreut werden und Jesum verlassen. Das oxopiao&^xe weist nicht speciell auf die den Jüngern auf dem Gange nach Gethsemane angekündigte Zerstreuung Mtth.26,31 hin, sondern konte den Jüngern auch verständlich sein nach dem was er 10, 12 vom Wolfe, der die Schafe erhascht und zerstreut (oxopmCei), gesagt hatte. In dem Fliehen der Jünger Mtth. 26, 56. Mrk. 14, 50 ging sowol die von Mtth. ange- führte Weißagung Zach. 13, 7 als das von Jesu bei Joh. 10, 12 ge- sprochene Wort in Erfüllung. In den von Judas geführten Häschern kam der Wolf und zerstreute die Schafe Christi. Daß er die Jünger nicht erhaschte, daß sie fliehen konten, das haben sie Jesu Worte 18, 8 zu danken. eU xa i&ta in seine Behausung (vgl. 19, 27) ist nicht zu pressen. — Obgleich aber die Jünger Jesum verlassen, so wird er doch nicht allein, sondern der Vater mit ihm sein. Dies fügt Jesus hinzu, nicht sich zum Tröste, sondern zur Stärkung der Jünger im Glauben, daß sie bei seiner Gefangennahme und Tödtnng nicht an seinem Werke verzweifeln selten. T. 33. „Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habef iv i^oi d. i. im Bleiben in meiner Gemeinschaft, in der mein Friede euch zuteil wird (14, 27). Das war der Zweck nicht nur der Trostrede in c. 15 u. 16 sondern auch der in c. 14. Darauf ist aneh das tauxa zu beziehen, wie das Schlußwort dieses Y. zeigt: „In der Welt habt ihr Bedrängnis, aber seid getrost, ich habe die Welt über* wunden.^^ ,Er beschleußt aber sehr gewaltiglich mit dem , darumb er die ganze Predigt gethan hat. Das ist die Summa (will er sagen) von dem allen das ich gesagt habe, und da will es alles hin, daß ihr in mir Frieden und Trost habt, so ihr in der Welt Unfried und Angst müsset haben' (Luther 50 S. 145). OX(i|^ic bed. nicht Angst, sondern Bedrängnis vonseiten der feindlichen Welt, in der sie leben. Dieser gegenüber sollen sie Mut fassen (dapoetrs), da er die Welt überwunden hat. i^o) vev(xT)xa wird gewöhnlich proleptisch gefaßt, so daß Jeans die durch seinen Tod und seine Verherrlichung bevorstehende üeber- Joh.XVI,33. XVIL 5«3 Windung als schon vollendet betrachte, nach Analogie von 12, 31, wo das Gericht Aber den Fürsten dieser Welt als jezt ergehend ange- kündigt ist Dagegen erklärt Weiß mit de W, diesen Ansspmch nach Analogie Yon* 1 Joh. 4, 4. 5, 4 f. von der inneren Ueberwindnng, welche darin besteht, daß Jesns sich durch die Weit weder znr Sünde hat ver^ leiten noch ip seinem Frieden (14, 27) stören lassen. Allein dies hätte Jesus doch nur in dem Falle eine Ueberwindnng der Welt nennen können, wenn die Sünde in seine Seele hätte eindringen können und den Frieden derselben stören können, wie es bei den Gläubigen der Fall ist,, an welche Johannes seinen ersten Brief schreibt. Und wenn auch, wie Weiß hinzusezt, bei Christo die innere Ueberwindnng nicht ohne die äußere gedacht werden kann, so würde er doch, falls auch diese nur darin beruhte, daß er troz alles Gegenstrebens der Welt in ihr dine Gemeinschaft gründet, die nicht mehr der Welt angehört (15, 10), mit dieser inneren und äußeren Ueberwindnng der Welt den Jüngern nur ein Vorbild zur Nachfolge gegeben haben. Aber den Mut und die Freudigkeit zur Ueberwindung der Trübsale und Verfolgungen gründet der Apostel in 1 Joh. 4 u. 5 nicht auf das Vorbild Christi, sondern darauf daß sie aus Gott geboren sind (4, 4 vgl. 3, 1. 2), und ebenso Paulus Rom. 8,37. 2 Kor. 2,14. 4, 7 ff. 6, 4 ff. 12, 9 auf die Liebe Got- tes in Christo, deren sie gewiß sind. Die Gewißheit dieser Liebe gründet sich aber darauf, daß Gott seines Sohnes nicht verschonet, sondern ihn für uns dahin gegeben hat, um uns gerecht zu machen (Rom. 8,32 f.). Demnach hat auch Christus die Welt überwunden durch die Hingabe seines Lebens in den Tod zu unserer Versöhnung mit Gott, und Gott hat durch die Aulerweckung von den Todten Jesum vor der Welt als den Herrn und Christ erwiesen. Auf diese in Christo geoffen- barte Liebe Gottes, welche der Geist unseren Herzen bezeugt (Rom. 8, 16 u. a.), gründet sich unsere Freudigkeit und Zuversicht im Kampfe mit Sünde und Tod, mit der Welt und ihrem Fürsten. Cap.XVII. Gebet und Fürbitte. Als Jesus mit dem Zuruf an die Jünger, getrost zu sein, da er die Welt überwunden habe, seine Abschiedsrede geschlossen (16, 33), erhob er die Augen gen Himmel zum Gebete, in welchem er den Vater um Vollendung seines auf Erden vollbrachten Werkes durch seine Auf- nahme in die himmlische Herrlichkeit (v. 1—5), und um Bewahrung seiner in der Welt zurückbleibenden Jünger (v. 6' — 19) sowie derer, die durch ihr Wort zum Glauben kommen werden, bittet, auf daß sie alle in der Einheit mit ihm bleiben und seine Herrlichkeit schauen mögen (v. 20 — 26). — Nach dem Vorgange von Chytraeus wird dieses Gebet das hohepriesterliche Gebet (precatio summt sacerdoHs) genant, entweder weil Jesus mit demselben zum hohenpriesterlichen Acte des sühnenden Selbstopfers (v. 19) sich bereitet (Mey.)^ oder sofern wir hier 5M Joh. XVU, 1. eine bo entfaltete Fflrbitte Jesu fflr die Gläubigen haben, die Fflrbitte fOr die Gemeinde aber eine der weBenÜichsten Functionen des Hohen- priesters war, 3 Mos. 9, 22. 4 Mos. 6, 22—27 {Hngsib.)^ oder ,Bofem er an der Schwelle des hohepriesterlichen Opfers stehend sich selbst wie die Seinen, die er als der rechte Hohepriester auf dem Herzen trägt, Gott im Geiste darbringt' iLihdt). Die Bezeichnung ist insoweit ganz passend, als man sie auf den Hauptinhalt und Zweck des Gebetes bezieht; eine Bezugnahme auf das darzubringende Selbstopfer Christi tritt nirgends hervor, und die Bitte um Verherrlichung Jesu t. 1 — 5 läßt sich auch nicht darunter subsumiren. Hngstb. verwirft daher auch die gangbare Annahme, daß Jesus zuerst (v. 1 — 5) fElr sich, sodann fi&r die Apostel (v. 6 — 19), endlich für die, welche durch ihr Wort an ihn glauben werden, die Kirche aller Zeiten, bitte, als zu sehr nur die Form ins Auge fassend und mit v. 24 — 26 schwer zu vereinigen, und hebt mit Lmpe. richtig hervor, daß in v. 1 — 5 hinter der Bitte um die Verherrlichung Christi die fElr die Seinen verborgen sei, und daß die Rttkkehr von den Gläubigen wieder zu den Aposteln und die Bitte um die himmlische Verklärung der Apostel in dem Schlüsse v. 24 — 26 deutlich zeige, wie der Herr im Vorhergehenden fär die Seinen um das ewige Leben, die himmlische Verklärung, deren Grundlage die eigene Verklärung ist, bittet Demnach bilden v. 1 — 5 die Grundlage für die folgende Fürbitte sowol für die Apostel als auch für die Gläu* bigen; und diese Fürbitte wird am Schlüsse des Gebets v. 24 — 26 ge- nauer bestirnt und in zusammenfassender Weise motivirt. ^ V. 1 — 5. Die Bitte um Verherrlichung des Sohnes,^ — V. 1 f. Als Jesus seine Augen gen Himmel erhoben hatte, sprach er: ,,Vat6r, 1) Luther in der Ausleg. des 17. Gap. in Predigteu vom J. 1530 (ErL Aufi^. 50 S. 156 ff.) sagt S. 159: ^Das ist aber die Summa and Ursache dieses Kapitels: Auf eine gnte Prediet gehöret ein gut Gebete, d. i. wenn man das Wort von sich gegeben hat, soU man anheben zu seufzen und begehren, dalS es auch Kraft habe und Frucht schaffe. Denn weil der Herr GhriBtos nn alle seine Lehre- Ampt von sich gegeben und vollendet und seine Jünger mit der schönen langen Trostpredigt raeffnet hatte, mußte er zxa LetK auch eine Bitte thun, beide, für sie una alle Christen, auf daß er sein Ampt als unser einiger Hoherpriester gar ausrichtete, nichts nachließe, das da dienete sie zu starken und zu erhsiten, weil er sie wollt alleine hüiter ihm lassen in der Welt.' Und 8.158 bemerkt er: ,Es ist fBrwahr aus der MaSen ein heftig, herzlich Gebete, darin er den Abgrund seines Herzens, beide gegen uns und seinen Vater, eröffnet und ganz herausgeschüttet. — Von Spener erzählt Canstein (Lebensbeschr. S. 145 f.), daß er nie darüber zu predigen wagte, weil sein rechtes Verständnis das gewöhnliche Glaubensmaß übersteige; daß er es sich aber am Abend vor seinem Tode dreimal habe vorlesen lassen. 2) Die Varianten in diesen Versen sind meist stilistischer oder mm- matischer Natur. V. 1. Die Participialconstruction: xat cicdpac t. i9ü ejx£v, welche Tisch. 8 nach iaBC*DlÄ dem text. rtc. iidfpev t. o»fr. .' . . xoi eItcev (in AC^YVL al.) vorgezogen hat, h< Mey, für stilistische NachDessanuig. Ebenso das teXeiajaoc v. 4 (in VtABCl al) statt exeXcwooa (in XYT ai), wo jedoch die Conformation nach eBwgaoa augenfällig erscheint Im lesten äatie Ton V. 1 ist tv« xat 6 utöc aou lo^ ziemlidi stark bezeugt Das xat findet Joh. XVn, 1. 2. 665 gekommen ist die StuDde. Verherrliche deinen Sohn , damit der Sohn dieh verherrliche (y. 2), sowie dn ihm Macht gegeben hast Aber alles Fleisch, auf daß er allen, die dn ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe.'^ Das Erheben der Angen gen Himmel ist natürlicher Gestns der Erhebung des Herzens zu Gott, der im Himmel thront Daraas ist mithin nicht zu folgern, daß Jesus im Freien gebetet habe {Grot, Ebr., God,)j vgl. dagegen Act. 7, 55. Zu Tcaxep bemerkt ßeng. treffend: TalU smpHciias appellaiionis ante omnes decuii fiiium Bei. rq Spa ist nicht die Todesstunde als Uebergang zur Herrlichkeit, sondern nach dem Folgenden die für Jesu Verherrlichung geordnete Stunde, wie 12, 23. — SoSaoov bezeichnet nicht die irdische sittliche Verklärung und Anerkennung seiner Person und Sache (de W,, Reuß, Baur)^ son- dern die himmlische Verklärung oder Verherrlichung (vgl. v. 5). In dem mit Nachdruck vor xov olov gestelten oou liegt ein Motiv fftr die Bitte: Es ist ja dein Sohn den du verherrlichen seist Der Zweck dieser Verherrlichung ist der: daß der Sohn den Vater verherrliche, nämlich auf Erden, durch die Wirksamkeit, die er im Stande seiner Erhöhung durch seine mit dem heil. Geiste ansgertteteten Jflnger fElr die Ausbreitung des Reiches Gottes zur Ehre des Vaters ausflben wird. Mit xadaic i&coxac ceU (v. 2) folgt das Hauptmotiv für die Erfüllung des erbetenen &o£aoov. Dies Motiv liegt in der Bestimmung des Sohnes fftr die Welt, in seinem Berufe für die Menschen. Angeknflpfb ist es durch xaOcoc ,das Motiv in der Form der Angemessenheit' Die Ver- herrlichung des Sohnes soll entsprechen der Vollmacht Aber die ganze Menschheit, die der Vater ihm bei seiner Sendung in die Welt ge- geben hat, mit der Absicht (?va) allem was der Vater ihm gegeben hat ewiges Leben zu geben, uaoa oapS = *^^?~^? ^^^ alttestamentliche Bezeichnung der ganzen Menschheit, die in unserem Evangelium sonst nicht vorkomt, ist hier als der der gehobenen Gebetsstimmung ent- sprechende Ausdruck gewählt {Mey., LthdL), Das Object icdv o Hhm- xac aox(|) ist absolut voraufgestelt und durch aotoüc in die Construction eingereiht Die Vollmacht, welche der Vater ihm bei seiner Sendung in die Welt erteilt hat, bezog sich auf die ganze Menschheit, wird aber nur an denen realisirt, welche der Vater ihm gegeben hat Diese sind durch das neutrale icSv o 8e8. als ein Ganzes, als eine ideale Einheit zusammengefaßt {Lthdt., Hngsth., God.)^ nicht um damit die Vor- stellung des Erfolgs, den der Vater dem Sohne gibt {Weiß)^ auszu- drflcken, denn nicht der Erfolg im Unterschiede von der göttlichen Ab- sicht soll betont werden, sondern daß die Glaubenden, obwol sie in C^Z^FAAII u. Veras, u. das oou in AC^DfP-LX dl. Doch fehlen beide in fitßC*, Codd. der lt., Orig, und sind deshalb von Tisch. 8 getilgt worden, da die Zusetzung viel näher las als die Weglasennfi^. — In v. 2 in das Fnt. Indic. BcuoEi nach tva in BEuU al. verdächtig und vielleicht nur Aenderuug der fehlerhaften Aoristform ^o^ in ACGK al. — V. 3. Ttvcuoxouotv nach ha (Tisch. 8 mit ÄDGL al. halten Mey. u. Weiß für Schreibfehler statt jtvcuaxojoi {Lehm, nach ViBCJ^ al.). Aber sohwerlich mit Recht Vgl. Hmer, Gramm« Modi in abhäng. Sätzen. §. 41 S. 27L 606 Joh. XVII, 2. 3. äuBerlich betrachtet nnr Einzelne und ein onbedeatender Teil der Menschheit sind, doch eine Gesamtheit bilden, die der Vater ihm ge- geben hat, nämlich dnrch den Zag der Gnade (6, 37 u. 44); nicht prädestinatianisch {Augusiin.) oder vermöge ursprünglicher Natarbe- Bchaffenheit {Hilgfl.). auxoii; geht auf irav zurück, hiior^ kann nnr ab Aorist Coigunctivform gelten. Cu>iQV alcuviov das im Glauben an den Sohn Gottes schon im zeitlichen Leben begint und im Schauen der Herrlichkeit des Verklärten im jenseitigen Leben vollendet wird (4, 14. 6, 54 u. a.). £s hier nur auf die Sphäre des Jenseits zu beziehen {Hngstb,)^ liegt kein triftiger Grund vor. y. 3. „Dies ist aber (darin besteht) das ewige Leben, daß sie dich den allein wahren Gott und den du gesandt hast, Jesum Christum er- kennen.'' In dem Erkennen Gottes und Jesu Christi ist das ewige Leben gegeben; nicht blos ,die Bedingung des ewigen Lebens' {Lcke.\ auch nicht ,das subjective Princip, der lebendige Keim und Trieb des^ selben.' Die Worte sind auch nicht blose Definition des Begriffs des ewigen Lebens, sondern Angabe des Wesens. In dem yivcoaxeiv haben wir das ewige Leben. Das Erkennen ist natürlich kein theoretisches oder verstandesmäßiges, sondern ein durch geistiges Versenken in den Gegenstand gewonnenes inneres Sichaneignen, wodurch man in das Leben versezt und desselben teilhaftig wird. Schon Iren, adv. haeres. IV, 20 erklärt: {ASTOxiq 8i deoo icrzi xo yivcooxeiv fteov xat airoXaostv TVjc }(p7)axotY)Toc auTou. Object dieses Erkennens ist der allein wahre Gott und sein Gesandter Jesus Christus, also die Erkentnis des wahren Gottes als Vaters Jesu Christi, wie er sich in der Sendung Christi als Gott des Heils geoffenbart hat. xov fiovov ak-qb, Oeov ist nicht mit Luther u. v. A., noch Jtfey, u. £w, als Prädicat zu oi zu fassen: ,dich als -den allein wahren Gott, sondern Apposition zu oi: dich den a. w. Gott. Noch weniger läßt sich mit Mey. 'Iirjoouv von Xpiaxdv so trennen, daß Xpioxov Prädicat zu 'I-iQoodv sein könte. Dagegen spricht entschei- dend die unmittelbare Verbindung der beiden Namen und das Fehlen des Artikels vor Xpioxov. Seite Xpiox. Prädicat zu 'Iyjo. sein, so würde 'Itjoouv vor ov auioxeiXac stehen wie 9, 22. Als Ptädicat hat aach Xpioxov in der Regel den Artikel, wovon nur 9, 22 eine Ausnahme macht, weil dort überhaupt nur die Messianität Jesu in Betracht ge- zogen ist, nicht dafi Jesus der (im A. T. verheißene) Messias ist. Sonst steht im Johann. Evangelium durchweg o Xpioxoc, vgl. 20, 31; und der Artikel fehlt außer 9, 22 nur noch 1, 17, wo Xpioxov wie hier als nomen propr. mit 'ItjooGv verbunden ist. ^ Da die Zusammengehörige 1) Die Nennung seines Namens im Munde Jesu Christi ist kein Verstoß gegen das geschichtliche Decoram, woraus man sehe, daß wir hier nicht Worte Jesu sondern freie Reproduction des Evangelisten haben [Brttsckm., de W,, Weizsäcker S.2Sß. Schölten S. 238). Daß Jesus von sich in der dritten Person redet, ist dem feierlichen Gebetstone, mit welchem die Bitte anhebt^ fanz angemessen, und daß er sich dabei Jesus Christus nent, geschieht nicht los, damit man das Bedeutungsvolle dieses Namens fühle {ItnpJ), sondern um die Person und Bestimmung des der Welt gesandten Heilandes deutlich Joh. XVn, 3. 4. 5OT keit von 'Itioouv Xpiox^v die Fassung des Xpioxov als Prädicat ans- schlieBt, so kann in dem parallelen Satzglied xov fiovov akr^b. Oeov nicht Prädicat zn ai sein, (iovov ist nicht dem äXY)&ivov parallel, so daB die Eikentnis der Einheit nnd der Wirklichkeit Gottes zu scheiden wäre {Bngsib,)^ sondern (iovov gehört zu dem Begriffe aXYj&ivov 9eov. Gott allein ist ikrfi. dedc d.h. von dem gilt, daß er wirklich Gott ist. Zu dem Erkennen des allein wahren Gottes ist das Erkennen Jesn Christi als Ge- sandten Gottes zugesezt als nähere Bestimmung, sofern der wahre Gott nur in Jesu Christo erkant werden kann. — d dso^ geht wie gewöhnlich im N. T. auf Gott den Vater, nicht auch auf den Sohn, und ov äitloxei- X.a( läßt sich nicht mit August, Ambros., Hilar. unter xov (idvov dsdv snbsamiren. Eeinenfalls aber ist p.dvov im Gegensatz zum Sohne gesagt, um dessen Oedxrjc zu verneinen {4rian„ Socin. u. Rationalisten), son- dern ov aicioxeiXac ist in dem vollen Sinn gemeint, in welchem unser Evangelium durchweg die Sendung des eingeborenen Sohnes Gottes in Jesu Christo lehrt; und statt der Hervorhebung der Wesenseinheit d^s Vaters und Sohnes ist die Sendung als die geschichtliche Thatsäche genant, vermöge welcher Gott der Welt sein Wesen offenbart und den Zugang zum ewigen Leben eröffnet hat (vgl. 3, 18). ,Weil er das ewige Leben darauf gründet, daß man ihn samt dem Vater erkenne, daß ohne sein Erkentnis niemand das ewige Leben erlangen könne, also daß einerlei Erkentnis ist, damit er und der Vater erkant wird, so muß er auch eines Wesens und Natur mit dem Vater, d. i. eben derselbige warhaftige Gott sein, doch eine unterschiedene Person von dem Vater^ {Luther 50 S. 175). In der Bezeichnung Gottes als des allein wahren Gottes ist zwar kein directer Gegensatz gegen Heidentum und Juden- tum indidrt, der Sache nach wird aber dadurch nicht blos der grobe Polytheismus und der abstracto Monotheismus des rabbinischen Juden- tums und des Muhammedanismus, sondern auch der Deismus und phi- losophische Theismus und überhaupt jede Selbst- und Creaturvergöt- terung entschieden negirt. ,Wer also den rechten einigen Gott will treffen, der mufi ihn allein in dem Herrn Christo suchen; denn sonst warhaftig kein Gott ist ohne der Christum gesandt hat' {Luther 50, 176). V. 4. Die göttliche Absicht seiner Sendung in die Welt hat Jesus ausgeführt. „Ich habe dich auf Erden verherrlicht, das Werk vollendet, welches du mir zu thun gegeben hast.'' Mit dem Hinweise auf die Vollendung des ihm aufgetragenen Werkes wird die Bitte um seine Verherrlichung v. 1 begründet Verherrlicht hat Jesus Christus den zudrücken. Den Namen Jesus erhielt der Sohn der Maria schon bei der Verkündigung seiner Geburt durch den Engel, um ihn als Heiland seines Volks zn bezeichnen (Luk. 2, 21). um diesen Jesus von anderen Personen fleiches Namens zu unterscheiden, wurde das messianische Prädicat Xpiatöc amit verbunden. — Auf Grund dieser Selbstbenennung Jesu in unserem Ge- bete haben dann die Apostel Jesus Christus als vollen Namen des Erlösers gebraucht, v^L Act. 2, 38. 3, 6 u. ö., nnd so Johannes im Prolog 1, 17. Daraus ist in der Kirche später Xpioroc (Christus) der gewöhnliche Name für Jesum geworden. Vgl. Lihdt, zu v. 3. 508 Job. XVII, 4—6. Vater durch die Yollbriiiguiig des ihm aufgetragenen Werks, to Ip^ov teXeicooac bringt die nähere Bestimmung des iSo^aoa nach. Am Ziele seines Erdenlebens angekommen bezeichnet er mit dem Aorist xaXet* (ooa( das Werk als schon vollendet, wie in dem vevtxijxa tov xoo}iov 16, 33. Wirklich vollendet ist es erst mit dem Ansmf TetiXeörai 19, 30, aber sein Erenzestod steht unmittelbar bevor. — Darauf grün- det er V. 5 die ans v. 1 wiederholte und näher so bestimte Bitte: „und nun (da ich durch VoUbringung des mir aufgetragenen Werkes dich verherrlicht habe), verherrliche mich du, Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte ehe die Welt war.'' Das (la au corre- spondirt dem i^co oe in v. 4. Da er den Vater auf Erden verherrlicht hat, so kann er bitten, daß nun der Vater ihn bei sich d. i. im Himmel verherrliche, durch Erhöhung in den Stand der Herrlichkeit, in wel- chem er vor Erschaffung der Welt d. h. von Ewigkeit her beim Vater war. Diese BoSa, die er vor Beginn der Welt beim Vater besaß und die er sich hier wieder erbittet, ist zu unterscheiden von der Jesu auch während seines Erdenlebens inwohnenden &oSa, welche er in den oTijieioic offenbarte, daß die Jünger sie im Glauben schauen konten (1, 14). Gemeint ist die (J-^p^piQ Oeou, der er sich bei seiner Mensch- werdung und Erniedrigung entäußerte (Phil. 2, 6 ff.). Als Object des &o£aoov ist daher nicht mit vielen Echvv. die menschliche Natur oder oap£ Jesu zu denken (pi ist die ganze Person Jesu Christi, nicht blos seine menschliche Natur). Zwar vnirde mit der Erhöhung Jesu in den Himmel auch seine oapE verklärt und in die himmlische So£a des Logos aufgenommen; aber davon redet Jesus hier nicht, sondern von der SoSa Tou Oeoü die er von Ewigkeit her bei dem Vater hatte. Daß diese Bitte realiter zu fassen, zeigen die Worte { elj^ov . . . icapa oo( unwidersprechlich, so daß die Deutung derselben von einem vorwelt- lichen idealen Besitze vermöge rathschlußmäßiger Bestimmung zu himm- lischer Verklärung (GroL, Socinianer, Rationalisten, Schieierm. {L. J. 286], ßeyschL, Schölten) als schriftwidrige Verdrehung des Wortlauts abzuweisen ist. Die Worte lauten zu klar und bestlmt, als daß man sie auch nur fftr augenblickliche Ahnung oder für die Spitze einer fortschreitenden Selbsterkentnis {Weizs) halten könte. Selbst Weiß gibt zu, daß Jesus in so besonders gehobenen Momenten, wie in diesem Gebete und auch 8, 58, das tiefste Geheimnis seines Selbstbewußtseins vor seinen JOngern entschleierte. V. 6 — 19. Die Fürbitte für die Jünger um Bewahrung derselben vor der argen Welt und um Heiligung in der Warheit. * — In v.6— 8 1) V. 6. Statt der Reo. Be^oxac und auTouc ^s^uxa; (v. 6), osa ^si^ixac (v. 7) und a Zi^ima (v. 8), die dnrch CJY al. bezeugt ist, hat 2Uck. 8 ia V. 6 nach v^ABD u. v. 8 nach ABCB den Aor. lhnixa jam ante discessum meum (Beng.), Jesus redet (betet) dies vor sei- nem Weggange laut in der Welt vor den Jüngern, damit sie auf Grund dieser Fürbitte sich der göttlichen Obhut versichert wissen, ond ihre Freude die sie in ihm haben durch seinen Weggang nicht getrübt, sondern in voller Kraft ihnen erhalten bleibe; .daß sie — wie Luther S. 230 sagt — durchs Wort, mit den Ohren geraßt und im Herzen be- halten, getröstet werden, löblich darauf trozen und sagen können: siehe das hat mein Herr Christas gesagt, so treulich und herzlich hat er für mich gebetet, das habe ich ans seinem Munde gehört, — daß er mich nicht will verlassen, ob er gleich nicht leiblich bei mir ist n. s. w.^ Za l^cootv TTiV x^P^v cet. s. die Erkl. 15, 11. In V. 14 f. wird die Bitte um Bewahrung näher bestimt und diese nähere Bestimmung durch die feindliche Stellung der Welt zu den Jüngern erläutert. „Ich habe ihnen dein Wort gegeben and die Welt hat HaB gegen sie gefaßt, weil sie nicht von der Welt sind^ so wie ich nicht von der Welt bin." Durch die gläubige Aufnahme des Wortes Gottes, das Jesus ihnen gegeben, sind sie der Weltgemeinschaft ent* nommen, daß sie der Welt nicht mehr angehören. Deshalb haßt sie die Welt. Der Aorist i(i(cn)oev sezt den Haß der Welt in zeitlichen Zusammenhang mit dem Ausscheiden der Jünger ans der Weltgemein- Keil, Comment. suin Erang. Jota. 33 514 JoL XVn, 15—17. Bchaft. Zur Sache vgl. 15, 19; n. zu xadi« ir[& ceL 8, 23. — V. 15. ,,Nicht bitte ich, daß da sie aus der Welt nehmest, sondern daß dn sie Tor dem Argen bewahrest" Die Jünger sollen in der Welt das Reich Christi aasbreiten. Deshalb kann Jesas nicht am ihre Wegnahme ans der Welt darch den Tod bitten, sondern nur nm ihre Bewahrang in der Welt vor dem Argen. XTjpetv ix x. iüovTf)poü aas dem Argen heraas bewahren, so daß sie den Versachangen nnd Anfeindangen des Bösen, denen sie ansgesezt sein werden, nicht erliegen, sondern daraus immer wieder gerettet werden. Vgl. für die prägnante Gonstr. des tq- peiv mit 4x und znr Sache Apok. 3, 10. äx to3 irovYjpo? wird von Luther, Oish., Thol, Stier, Hngsth. a. A. als Neutrum gefaßt (,vor dem Uebel'), dagegen von Mey., Lthdt., Weiß u. A. als Masculinum. Die Gründe, welche Stier u. Hngstb. für die neutrale Auffassung geltend machen, sind aber für den Beweis viel zu schwach. So die Behauptung, daß die Construction des XTjpeiv mit ix nicht auf eine Person, sondern auf ein Gebiet, einen Lebenskreis hindeute. Aber läßt sich denn das Gebiet des Bösen als versuchlicher Macht ohne einen dasselbe be- herschenden bösen Geist denken? Und warum solte xTjprjoigc dx x. icov7)pot5 nicht mit Mey, als Bewahrung von Gott, ,80 daß sie stets ans der sie umgebenden Macht des Satans, des Fürsten dieser Welt^ sittlich unversehrt hervorgehen^ gefaßt werden können? Zwar hat Jesus den Fürsten dieser Welt überwunden, aber eine drohende Macht ist er trozdem für die Gemeinde, gegen den sie zu kämpfen hat, 1 Job. 2, 13 f. 3, 12. 5, 18. — Die weitere Bemerkung aber, ,daB der Herr es in diesem ganzen Gebete nur mit der Welt zu thun habe, nie mit dem Satan' (Hngstb.)^ verliert ihre Bedeutung, sobald man erwftgt, daß Jesus auch die Trostreden mit den Worten: „Ich habe die Welt Ober- wunden" (16, 33) schließt, wo er doch in 14, 30 u. 16, 1 ausdrücklich den Fürsten dieser Welt als den bösen Feind bezeichnet, der durch die Wirksamkeit des Paraklet gerichtet wird. Hiemach muß der Ge- gensatz zwischen dem Weltbösen und dem bösen Feinde als willkür- liche Eintragung abgewiesen werden. In V. 16 — 19 fügt Jesus zu der negativen Bitte nm Bewahrung vor dem Argen das positive Moment der Heiligung in der Warheit hinzo. In V. 16 wird das v. 14 Gesagte wiederholt, um dieses neue Moment der Fürbitte daran anzuknüpfen. — Y. 17. „Heilige sie in der Warheit, dehd Wort ist Warheit" iv v^ aktfitin steht weder instrumental: kraft, mittelst der Warheit {Chrys,, Calv., Lcke. u. A.) noch adverbial im Sinne von oXYid&c {Luther [du wollest sie rechtschaffen heilig machen], Hngstb., im Gegensatz zu der unvollkommenen Heiligung, wie sie bei den Jüngern bereits vorhanden war), iv bezeichnet das Lebenselement, in welchem die Jünger stehen (Mey., Lthdt, Ebr., Weiß). Durch die Aufiiahme des Wortes Gottes sind sie in den Stand der aXiQ&eta gesezt und aus dem sündigen Wesen dieser Welt ausgesondert Die Bitte fllYtaoov cet kann sich nur auf Festigung und Kräftigung in dem neaen Lebenselemente beziehen. Die Wahl des oyCsgov ist daraos sa erkü- ren, daB sowol die Versetzung in das Element der Warheit als auch Joh. XVII, 17—19. 515 die Befestigung ia demselben mittelst des Wortes geschieht, welches die demselben Glaubenden aas der Welt aussondert und Gotte zueignet Der Begriff der Aussonderung waltot in dyiaGov vor, dabei ist aber die Idee der moralischen Heiligung nicht auszuschließen, da sich die Be- gründung in der Warheit notwendig in der Heiligung des Lebens zeigen muB. 1Q dXi)&8ia steht nicht in der formalen Bedeutung des rechten Verhältnisses zu Gott, sondern ist wie 1, 14 u. a. die Warheit des gött- lichen Seins und Waltens, die durch Christum kundgethan worden. Der folgende Satz deutet das Mittel der Heiligung an {de fF., Ew., ffngsib., God.)^ und dient weder zur Begründung ihres Seins in der Warheit (/fV/^), noch zur Unterstützung der Bitte {Mey.: dein Wort, kein anderes). — Zur Unterstützung dieser Bitte fahrt Jesus zwei Gründe an: in v. 18 den Beruf der Jünger für die Welt, und v. 19 seine Hin- gabe für dieselben behufs ihrer Heiligung. — V. 18. „Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt^^ In der Welt läfit er seine Jünger zurück (v. 11), damit sie das Werk, zu welchem der Vater ihn in die Welt gesandt hat, weiter fuhren, sein Reich in der Welt ausbreiten. Zur Ausführung dieses Werkes be- dürfen sie der Heiligung in der Warheit, wie denn auch Jesus selbst behufs seiner Sendung in die Welt vom Vater dazu geheiligt worden (10, 36). Dies ist in dem xaöobc i'^ eet, angedeutet. Der Aorist dici» oxeiXa steht msofern, ate mit der Auswahl der Jünger zu Aposteln ihre Sendung ideell vollzogen ist, obwol Jesus laut 20, 21 sie erst nach seiner Auferstehung wirklich sandte. — V. 19. „Und fClr sie heilige ich mich, damit auch sie geheiligt seien in Warheit." Um sie für ihren Beruf Yollzubereiten, heiligt Jesus sich selbst für sie. d^idCco haben die meisten Ausll. mit Recht auf die Opferweihe Jesu d. h. seine Hin- gabe in den Tod als die Spitze seiner gesamten Lebensweihe für den Dienst Gottes bezogen. Auf das ganze irdische Lebenswerk Christi aber läßt es sich nur insofern mit Calv., God. u. A. beziehen, als sein ganzes Leben in Hingabe und Aufopferung für die Menschheit bestand. Doch ist hier bei df idCco offenbar zunächst an seinen Opfertod zu denken. Der Zwecksatz: damit auch sie geheiligt seien, verknüpft die Opferweihe Jesu nicht so mit der durch seinen Tod beabsichtigten Heiligung der Jünger, daß Christi Vorgang ihnen zur Nachfolge dienen solle, daß auch sie in ihrem Berufe (durch Martyrium, Chrys. u. A.) sich Gott opfern sollen, wonach Jesu Heiligung als Vorbild in Betracht käme — ein dem Wortlaute und Contexte fremder Gedanke. Noch weniger ist dYidCo) auf die Weihe im negativen Sinne, d. h. auf die Entfernung aller mit der Weihe an Gott unverträglichen Schuldbe- fleckung durch den sühnenden Opfertod {Weiß) zu reduciren. Der Opfertod Jesu hat eine viel tiefere Bedeutung für die Heiligung seiner Jünger als die Reinigung von Schuldbefleckungen im Dienste Gottes. Durch die Hingabe seines Lebens in den Tod als Lösegeld fftr die Sünde der Menschheit hat Jesus die Macht der Sünde und des Todes gebrochen. Dadurch, daß er sich selbst durch den ewigen Geist ohne Makel Gotte opferte (Hebr. 9, 14), hat er die wahre Heiligung der 38 • 616 Joh. XVII, 19—21. Menschheit in seiner gottmenschlichen Natnr gewirkt und in seiner Person den Grund gelegt znr Heiligung aller Gläubigen, wie der Apostel Rom. 6, 1 — 12 und namentlich 8, 1 — 3 entwickelt. In dieser Beziehung dient sein Tod zur Heiligung seiner Jünger in der WarheiU Durch seinen Opfertod hat Jesus — wie God, treffend ausfuhrt — ,in seiner Person eine heilige Menschheit geschaffen und der heilige Geist hat die Aufgabe und die Macht, diese neue Menschheit in uns nach- zubilden. „Das Gesetz des Geistes des Lebens, das in Jesu Christo ist, hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes^^ (Rom. 8, 2). Wäre dieses heilige Leben nicht in Christo realisirt, so hätte der heilige Geist uns in dieser Beziehung nichts mitzuteilen und die Heiligung der Menschheit bliebe ein fruchtloses Trachten/ iv akrfitli^, steht auch hier nicht adverbial, sondern ist wie in v. 16 das Element, in welchem die Jünger sich befinden und für die Ausrichtung ihres Be- rufes erhalten und befestigt werden sollen. Das Fehlen des Artikels rg erklärt sich daraus, daß aXifOsia ohne Rückbeziehung auf v. 16 in abstracter Allgemeinheit gebraucht ist. y, 20 — 26. Die Fürbitte für alle Gläubigen ^ um ihre Vereinigung zur Einheit und Vollendung in Herrlichkeit (v. 20 — 23) und um ihr ewiges Heil (v.24— 26). — V. 20. „Nicht für diese aber bitte ich allein, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glau- ben.^' Diese Erweiterung der Fürbitte ist angebahnt durch das v. 18 über die Sendung der Apostel in die Welt Gesagte. Soll das Werk der Apostel in der Welt Fortgang haben und dauernden Bestand ge- winnen, so bedürfen auch die, welche durch die apostolische Predigt zum Glauben kommen, der göttlichen Obhut und Bewahrung. Das Partie. Präs. TctoxsuovKov steht weder anticipirend noch für das Futur, sondern die Handlung zeitlos ausdrückend. Im Geiste steht Jesu die ganze Zukunft seiner Gemeinde auf Erden vor Augen. Der Glaube aller künftigen Geschlechter aber ist vermittelt durch das apostolische Wort, das teils durch mündliche Predigt teils durch schriftliche Fixi- rung der apostolischen Verkündigung fortgepflanzt und in der Kirche erhalten wird. — V. 21. „Daß sie alle eins seien, sowie da Vater in mir und ich in dir, daß auch sie in uns seien, damit die Welt erkenne, daB du mich gesandt hast.'^ Aus diesem Zwecke ergibt sich der Inhalt der Fürbitte. Das Einssein aller Gläubigen kann der Vater nicht 1) In y. 20 haben alle Majj. naTSüovtwv, während das Fat der Bec. iciaT6ua<$vT(ov sich nur in Codd. einiger Veras, erhalten hat. — V. 21. Das iv nach 6v^|iTv (Eec. mit hA(PLÄ aL) fehlt in BC*I> u. Codd. der It u. a. Veisa.; so daß Tisch, 8 es als glossematischen Zusatz getilgt hat. Ebenso isusv nach tJ^leTc iv in V. 22. — ¥723. Das xai vor dem zweiten iv« (Rec. mit AiTFA al.) fehlt in BCDLX al und ist anpassender Verbindangszosatz. — V. 24. Das o'Sc (Bec, Lehm, mit ACLXaL) ist wie in y. 11 Erleichterang des in KBD erhalte- nen ^; and das Perf. ^e^uxa; nach o durch ikBCDLÄal, überwiegend be- zeugt; warscheinlich auch tJv Se^wx«; in V^ACBffl al, mit Tisch, dem EBttes bezeugte, daB sie sein Wort als Gottes Wort im Glauben auf- nahmen, nicht blos kundgethan sondern auch zu eigen gegeben, dafi sie mit ihm und durch ihn zugleich mit dem Vater zur Einheit ver- bunden wurden. Was Jesus aber bisher gewirkt hat, war grundlegend für die ganze Zukunft des Eeiches Gottes. Was er von seiner Er- höhung aus weiter wirken wird, ist nur Fortsetzung und weitere Ent- faltung des auf Erden gegründeten Werkes. In diesem Gebete, mit welchem er sein irdisches Wirken abschliefit, bükt er nicht blos auf das zurück, was er bis dahin für die Offenbarung des göttlichen Namens gewirkt hat, sondern er bükt auch im Geiste hinaus in die zukünftige Entwicklung seines Werkes durch die Predigt der Apostel bis in die fernsten Zeiten. Im Ausblick auf diese Zukunft bittet er den Vater nicht nur um Bewahrung seiner Jünger (der Apostel und der durdi die Apostel zum Glauben Geführten) in seinem Namen, sondern anch um die Wiedergabe der Herrlichkeit, die er vor Beginn der Welt hatte, um vom Stande seiner Erhöhung aus das Werk der Apostel in fordern und die Einheit aller zum Glauben gekommenen und noch kommenden Jünger, zu der er die Apostel geeinigt hat, zu vollenden. Dies wird v. 23 als das Endziel der Verleihung seiner vom Vater empfangenen Herrlichkeit genant, indem das fva Iv &otv in ha wvt tttaXtuDiiivoi elc £v erweitert und vertieft ist. Diesem Endziele der Verherrlichung hat die christliche Gemeinde auf Erden unverrükt nachzustreben (vgl, Eph. 4, 3—6), wird es aber in dieser sündigen Welt Job. XVU, 23. 24. 519 nie ganz erreichen. Anch die im Glauben gefördertsten Christen müs- sen in diesem zeitlichen Leben noch stets mit dem Apostel bekennen: ,Nicht daß ichs schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ichs anch ergreifen möchte, nachdem ich von Christo ergriffen bin' (Phil. 3, 12). Erst mit der Erscheinung unsers Herrn Jesu Christi zur Vollendung seines Reichs und zum Weltgericht wird die Einheit und Herrlichkeit der Gläubigen vollendet werden. Bis dahin gilt: Jezt sind wir Gottes Kinder und ist noch nicht er- schienen was wir sein werden; wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden und werden ihn schauen wie er ist (1 Job. 3, 2).^ — Der Satz v. 23: „Ich in ihnen und du in mir'' ist eine asyndetisch angereihte Erläuterung des xadco; riiisic £v (Yj^ieic der Vater und Jesus); nicht grammatische Apposition, wozu i^u) iv autoic nicht paßt, sondern ein neuer Satz, aus dem das folgende woiv xsxeX. eU Sv seine nähere Bestimtheit erhält — Der lezte Satz: iva Yiv((>0)nQ ^ cei. ist nur eine Erweiterung des v. 22 genanten Endzwecks der Ver- einigung der Jünger zur Einheit in Christo mit Gott. Statt maxeu^ (v. 22) steht hier yivcuokij) — das Erkennen als Frucht des Glaubens; und zu dem dort für die Welt in Aussicht genommenen Zweck ist hier hinzugefügt, daß die Welt an der Gemeinschaft der Jünger die mit göttlicher liebe geliebte Gemeinde Gottes erkenne und dadurch zur Anerkennung nicht nur Christi als des Sohnes Gottes, sondern auch der Gemeinde als einer von Gott geliebten gebracht werde, i'^dicr^aa^ ist nicht mit Lcke. u. Mey. auf die in der Sendung Christi bewiesene Liebe (3, 16) zu beziehen, denn von dieser läßt sich Aehnlichkeit mit der Liebe zum Sohne nicht prädiciren. Gemeint ist die göttliche Liebe, die sich in der Lebensgestaltung der Jüngergemeinschaft als einer durch Christum mit Gott geeinigten Gemeinde abspiegelt und der Welt kundgibt. Diese in dem Glaubens- und Liebesleben der Gemeinde sich offenbarende Liebe Gottes übt eine weltüberwindende Kraft aus, wie die Erfahrung aller Zeiten lehrt (vgL LthdL). Ganz fem liegt dagegen die Beziehung der in der Jüngergemeinschaft sich kundgebenden gött- lichen Liebe auf die den Jüngern verliehene Wunderherrlichkeit, nach welcher Gott durch sie Werke wirkt, wie er sie durch Christum ge- wirkt hat, worauf Weiß auch i'^di^oa^ beziehen will. V. 24—26. In v. 24 faßt Jesus seine Fürbitte schließlich in die Bitte um das ewige Heil der Gemeinde zusammen, die er dann v. 25 u. 26 durch Anrufung der Gerechtigkeit des Vaters motivirt. — V. 24. „Vater, ich will daß die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien wo ich bin, auf daß sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, weil du mich liebtest vor Grundlegung der Welt." In 6 l£&o>xac (ioi, welches mit besonderem Nachdruck vor &iX(i> iva an die Spitze des Satzes gestelt ist, sind die durch göttliche Gnaden- wirkung zum Glauben an Christum Geführten aller Zeiten von den Aposteln an bis zu den lezten durch die apostolische Verkündigung seiner Gemeinde einzuverleibenden Glieder in eine Einheit zusammen- gefaßt, die durch die neutrale Form o &eS. als eine Gabe Gottes 520 Joh. XVU, 24. charakterisirt ist. Die in dieser Einheit zusammengefaßte Yielheit ist dann durch ixeivoi in don Hauptsatz eingegliedert diXa> iva spricht Jesus hier, nicht ipcuTu): ich will, nicht ich wünsche {Beza, Cah\, ThoL u. A.), sondern rogat Jesus cum jure et postulat cum fiducia ut fiUus non ut servus (Beng.J, Die Bitte erhebt sich zur Forderung, die sich aus dem Bewußtsein seiner Einheit mit dem Vater und der Ana- fflhmng des vom Vater ihm aufgetragenen Werkes ergibt Hat der Vater dem Solyie alle zu eigen gegeben, die durch sein Wort bleiben- dos Eigentum des Vaters geworden (s. zu v. 6 u. 7), so kann der Sohn auch fordern, daß sie zur Seligkeit im Anschauen seiner Herrlichkeit gelangen mögen, da er nur fordert, was des Vaters Wille bei seiner Sendung in die Welt war. Keiner Widerlegung bedarf die Behauptung von Weiß^ daß diXo) ha blose Aussage des lezten Ziels aller Bitten von V. 9 ab sei. — Mit otcou elp.1 iya) versezt Jesus sich in den Zustand der himmlischen Verklärung, in die er einzugehen in Begriff steht Dort sollen auch die Gläubigen bei ihm sein, um seine Herrlichkeit zu schauen im Eeiche der Herrlichkeit; wobei von der Frage, ob diese Vereinigung mit Christo gleich nach dem Tode oder erst am jüngsten Tage nach der Auferweckung der Todten eintreten wird, abgesehen Ist. Die Seligkeit, in welche sie dadurch gelangen, ist als Schauen der Herrlichkeit, welche der Vater Christo gegeben hat, bezeichnet Dieses Schauen faßt Mey, ,erfahrungsmäßig in eigener Mitteilhabung^ gleich dem ouvSoSaod^vxec Rom. 8, 17. 29 und oufißaoiXeuovrec 2 Tim. 2, 12. Aber ein Teilhaben an der Herrlichkeit des erhöhten Christus ist schon darin angedeutet, daß sie bei Christo im Zustande seiner Herrlichkeit sein sollen. Wenn also hier als Ziel dieses Seins bei Christo das Schauen seiner Herrlichkeit in Aussicht gestelt wird, so l&ßt sich dieses nicht mit ouvSoEao&^vai identificiren, sondern das Schauen bezeichnet die Seligkeit, in welche die Gläubigen durch das Teilhaben an der Herrlichkeit des Sohnes Gottes versezt werden. Das Schauen der Herr- lichkeit Gottes ist in der Schrift überall Bezeichnung der Seligkeit; und die Seligkeit der Erlösten in der himmlischen Verklärung mit Christo ist das Ziel und Ende der Wege Gottes bezüglich der Weltvollen- dung. — Diese So(a Jesu Christi ist keine andere als die vorweltliche, die er vor seiner Menschwerdung hatte und in die er bei seinem Hin- gange zum Vater Wiedereintritt, nicht eine durch den Ertrag seines Erlösnngswerkes bereicherte gottmenschliche Glorie des X^oc Ivoapxoc (Mey., Lthdt, 2. Aufl.). Denn daß seine vorweltliche &o£a im N. T. sonst nicht als eine vom Vater dem Sohne aus Liebe gegebene be- zeichnet wird, ist zwar richtig, beweist aber nichts, weil die ans dem N. T. sich ergebende Anschauung, daß dem Xoyo^ äoapxoc die hiHa Tou deoü Vermöge seines ontologisch trinitarischen Verhältnisses zu Gott metaphysisch eigne, die Annahme, daß das trinitarische VeriiiUt- nis seinen Urgrund in der Liebe Gottes des Vaters habe, nicht ras- schließt und die Schrift überhaupt keine dogmatische Erörterung über das innertrinitarische Verhältnis des dreieinigen Gottes gibt Die An* nähme einer gottmenschlichen, von der vorweltlichen göttlichen ra Joh. XYU, 24. 26. 521 unterscheidenden Glorie, welche der Vater dem menschgewordenen Sohne bei seiner Rükkehr in den Himmel gegeben habe], wofllr anf PhiL 2, 9 verwiesen wird, wird schon durch den Zusatz: ,di6 du mir gegeben hast, weil du mich vor Grundlegung der Welt liebtest\ aus- geschlossen. Denn wenngleich «po xaxaß. x. xoa|iou nicht zu Sfömxac sondern zu Tifaicrjoac gehört, so spricht doch Jesus unzweideutig aus, daß der Vater ihn vor Grundlegung der Welt geliebt und aas liebe ihm seine &o(a gegeben habe, die er sich v. 5 zurflekerbittet und hier proleptisch als bereits empfangen darstelt. V. 25. „Gerechter Vater! und die Welt erkante dich nicht, ich aber erkante dich, und diese erkanten, daß du mich gesandt hast*^ V. 26. „Und ich that ihnen deinen Namen kund und werde ihn kundthnn, auf daß die Liebe, mit der du mich geliebet, in ihnen sei und ich in ihnen/* Zur Unterstützung der Bitte um Vollendung der Gemeinde in Herrlichkeit und Seligkeit (v. 24) ruft Jesus die Gerechtigkeit des Va- ters an. Die Anrede icatYjp Sixaie ist Wiederaufiiahme des icaTvfp v.24 mit dem Zusätze Sixate. Da jedoch auf diese neue Anrode weder ein ipaiTw noch ein A^m iva folgt, so ist die Anrufung des Vaters in crrgter Rede statt der Aussage: Vater du bist gerecht (vgl Apok.16,5) wiederholt (Hngsth., auch Mey.). Bei dieser wiederholten Ajirede des Vaters ,versenkt sich Jesus in die Betrachtung der gdttlichen Gerech- tigkeit, und zwar der vergeltenden, die das zukünftige Geschick nach dem Verhalten der Menschen gegen die göttliche Offenbarung bestimt' {LthdL)\ nicht um sein Bitten zu rechtfertigen {God.) oder die Welt anzuklagen (Ebr,\ sondern um die Gewährung seiner Bitten, nicht blos der lezten v.24, schließlich als eine Sache der göttlichen Gerechtig- keit darzustellen, welche die Gläubigen durch Erteilung der ewigen Herrlichkeit vor der Welt auszeichnen muß. — Schwierigkeit macht das folgende xai, welches Mey, u. Lihdt. adversativ fassen: und doch oder gleichwol erkante die Welt dich nicht. Allein obgleich Johannes xai öfter so gebraucht, so doch nie in solchem Zusammenhange, wie es hier steht, wo Jesus nicht blos das Verhalten der Welt sondern auch sein und seiner Jflnger Verhältnis Gotte gegenüber hervorhebt und in Beziehung zur göttlichen Gerechtigkeit sezt Hiemach ist das xa( vor 0 xoo(ioc von dem folgenden xai oStoi nicht zu isoliren, son- dern die durch xa[ — xa( angedeutete Gorrelation der beiden Sätze ins Auge zu fassen, trozdem daß dieselbe durch das dazwischen gescho- bene if CD hi oe ifvcDV etwas verdekt ist Ka( — xa( braucht aber Johannes auch, um Contraste mit einander in Wechselbeziehung zu setzen, z. B. 6, 36. 15, 24, nicht in der Bedeutung: sowol — als auch, sondern statt: einerseits und andrerseits. So ist es mit God. auch hier zu fassen. Der Contrast ist folgendir: ,Auf der einen Seite (xai) hat die Welt dich nicht erkant — auf der andern (xa() haben diese mich als deinen Gesandten erkant und haben von mir gelernt dich zu er- kennen/ Zwischen die beiden contrastirenden Begriffe: ,die Welt und diese* ist als vermittelnder Gedanke eingeschoben was Jesus an den Jüngern gethan hat; doch nicht, wie God. meint, weil sie sonst noch 522 Job. XVU, 25. 2d. mit der Welt gleich ständen, sondern vm dnrch Erwähnong seinefl Yer- hältnisses za den Jflngern den zwischen der Welt und ihnen obwalten- den Gontrast deutlicher zu machen. Die Welt erkanto Gott nicht, nämlich ans der Offenbamng in Christo. Diesem Nichterkennen stelt JesoB sein Erkennen Gottes gegenflber, nnd zwar ebenfalls als eine Tbatsache (im Aorist), also nicht die unmittelbare Erkentnia vermöge seiner Wesenseinheit mit dem Vater, sondern die, welche er als der Menschgewordene,' der Worte des Vaters redete und Werke desselben wirkte, knndgethan hat, weil es hier darauf ankam, der Welt gegen- über seine Gemeinschaft mit den Jüngern geltend zu machen, ouxoi sind zunächst die Jünger, die vor ihm stehen. In diesen schaut er aber zugleich alle, die durch ihr Wort aus der Welt ihm gewonnen werden (v. 20). — Die den Jüngern mitgeteilte Erkentnis faßt er in die Worte, daß er der vom Vater Gesandte d.i. der Sohn Gottes sei, zusammen, wie öfter, s. zu V. 3 u. 16,27. Diese Erkentnis haben die Jünger aber da- durch erlangt, daß er ihnen den Namen des Vaters d. i. Gottes wesent- liche Offenbarung in dem Sohne kundgethan hat (v. 26). Dies hat er aber nicht blos bisher gethan, sondern wird es auch in der Zukunft thun. xal ^vcupiom bezieht sich nicht auf die ,Vollendung der neuen Gottesoffenbarung in seinem Tode^ {Weiß)^ sondern hauptsächlich auf Jesu Wirken durch den Paraklet, worin er seiner Gemeinde immerdar gegenwärtig ist, um sie dem Ziele ihrer Vollendung entgegenzufahren. Dieses Ziel ist in dem Zwecksatze angedeutet: , damit die liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.' Wenn die Gemeinde Jesu Christi sich der Liebe erfreut, mit welcher der Vater den Sohn liebt, so hat sie in dieser Liebe das Unterpfand ihrer Gottes- kindschaft. Und wenn des Vaters Liebe durch den Geist der Eind- Bchaft in die Herzen der Gläubigen ausgegossen ist (Rom. 5, 5), so lebt auch Christus als der Verklärte in ihnen. In dieser durch die Liebe des Vaters und Christi Leben in ihnen begründeten Gemeinschaft mit dem Vater und Sohne besteht die Seligkeit der Christen, die wir zwar im zeitlichen Leben nur im Glauben besitzen (vgl. Rom. 8, 3ö — 38), deren wir uns aber dereinst im ewigen Leben im Schauen der Herr- lichkeit Christi ungetrübt erfreuen werden. — Mit dieser überaus trost- reichen Zusage der zukünftigen seligen Vereinigung mit ihm und dem Vater in der Herrlichkeit des ewigen Lebens beschließt Christus seine Fürbitte für die Apostel und für alle die durch das Wort der Apostel von Jahrhundert zu Jahrhundert bis zum jüngsten Tage seiner Ge- meinde werden einverleibt werden. Die unvergleichliche Tiefe, Innigkeit und Hoheit des hohepriesterliehen Gebetes ist von der Christenheit aller Zeiten erkant worden. ,8o schlecht und einfaltig es klinget — sagt Lu^er — so tief, reich und weit ist es, daß niemand ergründen kann.' Erst neuere Kritiker, welche, wie z. B. Brei- Schneider, in abstracten Verstandeskategorien befangen geistestiefe Erzeug- nisse religiöser Natur nicht zu würdigen verstanden, oder nach dogmatisdien und metaphysischen Axiomen den johanneischen Ursprung des Evangeliums a priori verwarfen, wie Strauß, Weisse, Baur, Bauer xl A., haben dieses Ge- Jo1lXVU,26. XVm-XX. 523 bet fOr idealisiiende Dicfatnng eines Christen des 2. JahrL ausgeben können. Die sachlichen Einwände gegen seine Echtheit und treue Wiedergabe sind Ton keiher Bedeutung. Die angebliche Unvereinbarkeit desselben mit dem Seelenkampfe Jesa in Gethsemane sobald nach diesem Gebete l&ßt sich ans dem Wechsel der Gef&hle und Stimmungen im Angesichte nicht blos des Todes, sondern mehr noch der schweren Last der Sündenschnld der Mensch- heit, welche Jesos durch sein bitteres Todesleiden tilgen solte, begreifen, so da& die in diesem Gebete sich kundgebende Siegesgewißheit nnd Seelen- ruhe nicht als geschichtlicher Widerspruch di^egen gelten kann. (8. die Anmerk. zu 12, 27. S. 425). — Gedankeninhalt und Bedeform sind sowol der Persönlichkeit Jesu als den Umstanden, unter denen er betete, vollkommen angemessen. ,Da spricht — sagt Geß — offenbar der eingeborene Sohn mit dem Vater. Alles ist hier ftbematfirlich, weil der Kedende der einige vom Himmel gekommene Sohn ist; aber alles ist zugleich natürlich; denn er redet wie ein Sohn mit seinem Vater redet.' Von freier Wiedergabe des Gedanken- inhalts durch den Evangelisten Iftßt sich keine sichere Spur aufweisen, so daß wir es Itir eine treue Wiedergabe der Worte Christi nach Inhalt und Form zu halten berechtigt sind. Hierfiir bedürfen wir auch nicht der ganz unstatthaften Annahme eLnes sofortigen Niederschreibens desselben, da der den Jüngern verheißene und gesandte heil. Geist den Apostel Johannes auch noch im (heisMalter alles dessen erinnern konte, was Jesus vor seinem Todesleiden geredet hatte. 7. Das Leiden und Sterben und die Auferstehung Jesu Christi. Oap. XVin— XX. Ab Jesus nach den Abschiedsreden mit seinen Jüngern ans der Stadt hinaus in den Garten des Landgutes (Gethsemane am Oelberge gegangen war, kam eine Schaar römischer Soldaten mit einem Hanpt- manno und jüdischen Gerichtsdienem, von Jadas dorthin geführt, nnd nahm Jesnm ohne Widerstand gefangen nnd führte ihn gebunden zuerst zu Hannas dem früheren Hohenpriester, der ihn nach kurzem Verhör Aber seine Jünger und seine Lehre zum derzeitigen Hohenpriester Ka- jafas schikte, welcher Jesu Tod im voraus beschlossen hatte, unter- dessen verleugnete Petrus seinen Herrn im Hofe des hohepriester- lichen Palastes (18, 1 — 27). Hierauf führten die Juden Jesum zum römischen Landpfleger Pilatus ins Prätorium, um von demselben das gefällte Todesurteil bestätigen zu lassen. Pilatus fand Jesum nicht des Todes schuldig, hatte aber nicht den Mut, die Juden mit ihrer Klage abzuweisen und Jesum in Freiheit zu setzen, und suchte nur durch verschiedene den jüdischen Hierarchen gemachte Goncessionen die Todesstrafe von ihm abzuwenden (18,28 — 19,15). Als aber die Hohenpriester ihm endlich mit der Ungnade des Kaisers drohten, sprach er das Todesurteil über ihn aus und überantwortete ihn zur 624 Joh. XVUl, 1. Kreazignng, welche dann ohne Verzag an Jesa und zwei Miasethätem auf Oolgotha von den Kriegsknechten voUstrekt wurde. Vom Kreuze herab befahl Jesu dem Johannes, der ihm bis zur KreuzesstAtte hin gefolgt war, seine Mutter", die mit den galilftischen Jfingerinnen in der Nähe stand (19, 16 — 30). — Da es Rfisttag auf den Sabbat war, so wurden die Grekreuzigten auf Verlangen der Juden noch vor Sonnen- untergang vom Kreuze abgenommen und die noch lebenden beiden Misseth&ter durch Zerschlagen der Schenkel getödtet, Jesus aber, da er bereits verschieden war, nur von einem Kriegsknechte mit dem Speere in die Seite gestochen, und dann mit Genehmigung des Pilatus von Joseph von Arimathia und Nikodemus vom Kreuze abgenommen und in ein neues Grab nahe bei der Richtstfttte gelegt (19, 31 — 42). Vergleichen wir diesen Bericht mit den Berichten der froheren Evangelien, so zeigt sich, daß Johannes nicht nur den Seelenkampf in Gethsemane und das Verhör vor dem Synedrinm, sondern auch eine Reihe von Ereignissen bei der Kreuzigung flbergangen hat, dagegen sowol das Vorverhör bei Hannas und besonders eingehend die Verhand- lung vor Pilatus erzahlt, als auch einige charakterische Vorgänge bei der Kreuzigung mitteilt. Dadurch bekundet er sich als Augen- und Ohrenzeugen aller dieser Vorgänge, der die synoptische Ueberiieferung als bekant voraussetzend sich dem Plane seines Evangeliums gemäß auf Mitteilung einer Auswahl von Thatsachen beschränkt, die ihm aus- reichend erschienen für den geschichtlichen Erweis, daß Jesus in kla- rem Bevmßtsein der ErfQllung des im Rathe der göttlichen Liebe be- schlossenen Werkes der Erlösung der Menschheit als der eingeborene Sohn Gottes, der um des Vaters Willen auszuführen Mensch geworden war, sich als der Gerechte und Schuldlose freiwillig in der Menschen Hände hingab und tödten ließ, um sein in den Tod gegebenes Leben durch die Auferstehung aus dem Grabe wiederzunehmen, in die Herr- lichkeit des Vaters wieder einzugehen und durch die Sendung des Pa- raklet sein Werk auf Erden zu vollenden. — Das Weitere s. bei der Auslegung. Cap. XVIII. Gefangennehmung und Verhör Jesu vor Hannas und Pilatus und Verleugnung des Petrus. V. 1—11. Die Gefangennehmung. Vgl. Mtth. 26, 36—56. Mrk. 14, 32 — 62. Luk. 22, 47 — 53. ^ Johannes erzählt von dieser Begeben- 1) V. 1. Statt des aus Misverstand eingekommeuen xwv Ke^pcuv (Cedem- bach) in der Bee. mit BCIX a, haben Griesh., Scholz, Lehm. u. Tisch. 8 aus AS^ 123 u. Codd. der It, Goth. u. Armeu. xou KeBpwv mit Recht aufgenom- men. — V. 3. Das EX Ttiiv vor Oapioaiwv ( Tisch. 8 nach Vf.DL) ist nur Wieder- holuDg des vorhergehenden und nach ACXY al, u. Bec. zu streichen. — V. 4. Statt e^eX^üiv fiTxsv in IKÄC^LX aL. das wol nur entstand, um die inconcinne Verbindung des Aorists u. Präsens zu beseitigen, ist e^T^X^ev xal \i-tz\ nach BC*D It. u. a. Versa, mit TUeh, 8 2U lesen. — V. 6. Die Lesart Xifci aotoü;* Joh. XVm, 1—3. 626 heit nur die Umstände näher, aus welchen zu ersehen war, wie Jesus seinen Häschern gegenüber seine göttliche Hoheit kundgab und zu- gleich für die Bewahrung seiner Jünger sorgte. — Y. 1. Nach den mit Gebet (c.l7} beschlossenen Beden ging Jesus mit seinen Jüngern hinaus aus der Stadt, wo er das Mahl mit ihnen gehalten hatte (13, 2), über den GieBbach Eidron zwischen der Stadt und dem Oelberg in einen Garten. x®i(iappoc Gießbach ist ein vom Winterwasser anschwellender, im Sommer vortrocknender Bach, wie ältere und neuere Reisende be- richten, 8. Winer, RW. s. v. — tou KeSpwv ist geniL appos.; xeBpwv = ynx^ der trübe (s. Hieb 6, 16), mehrmals im A.T. erwähnt, in 2 Kg. 23, 6. 12 auch x^^fA* Ke&pwv, dagegen 2 Sam. 15, 23 u. 1 Kg. 15, 13 x^^H- Ttt>v xs^pcüv. Der Garten gehörto zu einem Grundstücke (x^ al.) haben Schulz u. Tisch. 8 oTdpiov nach VkABCDL al. aufgenommen. — Y. 11. Das oou der Bec. bei ^dcfüx?^'^ ^ spaterer Zusatz, den nur Minusk. u. Yerss. haben. 526 JoL XVIII, 3—5. Wache hielt und wenn der, gewöhnlich in Gäsarea reaidirende, römi- Bche Procurator nach Jerusalem kam, anch eine Abteilung im Prftto- rium Btationirt war. Natürlich ist r^ oireipa nicht die ganze Cohorte (von 600 Mann), aus der dann H^eim, um die Erdichtung zu zeigen, eine ,halbe Armee^ gemacht hat, sondern ein Commando derselben mit dem iribunus (o x^^^^PX^^ v. 12), welches die Gehörte reprftsentirte, woraus sich der Artikel von onatpa erklärt. ^ Römisches Militär zu Hilfe zu nehmen hielt das Synedrium fflr nötig fftr den Fall, daß es bei der Verhaftung und Abführung Jesu zu einem Volksanfistand komme (vgl. Mrk. 14, 2). Und Fackeln und Lampen (in Laternen) nahmen die Häscher mit, obgleich es Vollmond war, weil man fürchtete, daß Jesus im Gebfische des Gartens sich zu verbergen suchen möchte. Waffen (oicXa) hatte wol nur das Militär, während die Diener der jüdischen Oberen sich mit Knütteln bewaffnet hatten. ,In dieser Zurüstung offen- barte sich das böse Gewissen' (LthdL); denn Jesus weit entfernt, sich der Verhaftung zu entziehen, ging der Schaar entgegen, um sich ihr freiwillig zu ergeben. V. 4ff. Da er alles über ihu Kommende wußte (elScoc), ging er heraus, nicht aus dem Garten {Met/., God. gegen v. 8), oder aus einem Gartenhause oder anderem Gemache {de W., Ew.)^ sondern aus der Tiefe des Gartens (Thol^ Lihdt) oder aus dem Jüngerkreise (Lange, Hngsih.)y fragt sie: „Wen suchet ihr?'' und sagt nach ihrer Antwort: „Jesum von Nazaret", v. 5: „Ich bins.i' — „Es stand aber auch Judas, der ihn verrieth, bei ihnen." Das Zeichen (den Kuß), mit welchem Judas der Schaar Jesum kentlich gemacht, läßt Johannes unerwähnt^ weil die Häscher nicht sofort nach diesem Zeichen Hand an Jesum legten, so daß Jesus sie frt^en konte, wen sie suchten. Das Dabei- stehen des Judas ergab sich zwar aus v. 3, wird aber besonders er* wähnt, um die Wirkung, welche Jesu Wort auf die Häscher ausübte (v. 6), zu erläutern. Nur ,als tragisches Moment der Schilderung^ (Mey.) ohne besondere Absicht hat Johannes sicher die Angabe nicht gemacht. Die Absicht aber, auf die Frechheit d«s Judas hinzudeuten (Lcke,^ ThoL) ist weder indicirt noch dem Gontexte entsprechend. Ebenso wenig liegt darin eine Andeutung, daß der Schrecken zuerst den untreuen Jünger ergriff und sich von ihm denen mitteilte, die am ihn und hinter ihm standen {God.). Andere haltlose Vermutungen s. bei Lichtenstein S. 416 f. Der Context weist auf eine andere Absicht hin. Wäre Judas nicht bei der Häscherschaar gestanden, so hätte wol auch ein mutiger Anhänger Jesu ihr entgegengehen und sich für Jesum aus- geben können, um seine Verhaftung zu vereiteln. Dies war nicht mög- lich, wenn Judas dabei stand, der Jesum genau kante. Da konte den Häschern nicht in den Sinn kommen, daß der ihnen Entgegentretende 1) Die Erklärung der oicetpa von der bewaffneten levitiscben Tempd- wache (Michael., Bg.-Cr., Bäuml), welche jüngst G. Jaeger (Beitrr. zur Erang.- Ausleff. S. 40 ff.) erneuert hat, verstößt nicht nur gegen den constaaten Sprachgebrauch des N. Test jl des JosepL, sondern gründet sich auch aar auf imge Voraussetzongen und haltlose Combinationen. Joh. XVm, 6—10. 527 nicht Jesns selber sei. Hierdurch über seine Person außer Zweifel ge- jezt, machte sein entschlossenes Entgegentreten mit der Erklärung, daß er der von ihnen Gesuchte sei, auf die Schaar einen so gewaltigen Eindruck, daß sie vor Schrecken zurükweichend ztt Boden fiel. Das Wort t(A el(it, in welchem sich die ttbermonschliche Hoheit Jesu aus- sprach, traf die Häscher wie ein Blitzstrahl {Hngsib,)^ wenn sie auch nicht daran dachten, was denen widerfahren war, welche einst den Elias gefangen nehmen weiten (2 Kg. 1, 9 ff.)* Gegen den klaren Text will Weiß das ainJXOov elc xa oiriau) cet. blos auf Judas und die Häscher mit Ausnahme der oiceTpa, die mit der Verhaftung nichts zu thnn hatte und im Hintergrunde stehen blieb, beziehen. Schon das auToi; (v. 5) läßt sich nicht anders als von den v. 3 genanten Häschern (der oicaipa und den Dienern der Hohenpriester) verstehen, und in V. 12 ist ausdrücklich gesagt, daß die oiceipa mit dem Chiliarchen und den jüdischen Dienern Jesum festnahm und band. — Das Zubodenfallen ist zwar nicht als unmittelbares Wunder der göttlichen Allmacht zu be- trachten, noch weniger aber als natürlicher Erfolg des Schreckens, sondern war eine Wirkung der in Jesu Person und Wort sich kund- gebenden übernatürlichen Geistesmacht. Diese Wirkung war von Jesu beabsichtigt. Seine Häscher (nicht blos die Diener der Juden) selten erfahren mit wem sie es zu thun hatten. Jesus weite, da seine Stunde gekommen war, sich in die Hände seiner Feinde geben, aber so, daß diese zugleich erfahren selten, wie sie unvermögend seien, sich seiner zu bemächtigen, wenn er sich selbst nicht hingeben weite (Mey., Lthdt. u. A.). V. 7 — 11. Als die Häscher sich wieder aufgerafft hatten, wieder- holte Jesus die Frage, wen sie suchten, und erklärte ihnen nicht nur, daß er schon gesagt, wer er sei, sondern fügte auch hinzu: „Wenn ihr mich nun suchet, so lasset diese (die Jünger) gehen.'^ Daraus ist nicht zu schließen, daiß die Häscher schon Hand an die Jünger legen weiten, sondern nur, daß die Festnahme der Jünger mit Jesu zu erwarten war. In dieser Fürsorge für die Sicherheit seiner Jünger bei seiner Hingabe in die Hand seiner Feinde sieht Johannes eine Erfüllung des 17, 12 von Jesu gesprochenen Wortes, daß er keinen von den ihm gegebenen Jüngern verloren habe. Zwar meinte Jesus dort den Heilsstand der Jünger, aber die Sicherstellung derselben gegen die Gefangennahme gehörte auch zu ihrer Bewahrung im Heilsstande, indem dadurch der Versuchung zum Abfall vorgebeugt wurde. Dieses Wort Jesu entzog auch die Jünger der Gefahr, mit ihm festgenommen und wegen ihrer Gemeinschaft mit ihm gestraft zu werden. Mochte auch die Schaar ausgezogen sein, um nicht nur Jesum sondern auch seine treuen An- hänger zu verhaften, so hatte doch die göttliche Hoheit, mit der Jesus ihr entgegentrat und sich ihr freiwillig ergab, einen solchen Eindruck auf sie gemacht, daß sie auf sein Wort hin von der Verhaftung der Jünger Abstand nahm. — Wie notwendig übrigens diese Fürsorge Jesu für seine Jünger war, das zeigt das Verhalten des Petrus v. 10. In unverständigem Eifer meinte er der Verhaftung seines Herrn entgegen- 528 Job. XVUI, 10—12. treten zn sollen. Als die Hflscher sich anscbikten Jesnm festzanehmen (dies ist in dem ouv angedeutet, vgl. Mtth. 26, 50 f. Mrk. 14, 46 f.), zog Petras das Schwert, welches er hatte, schlug den Knecht des Hohen- priesters nnd hieb ihm das rechte Ohr ab. Diesen fleischlichen Eifer verwies ihm Jesus v. 11: „Stecke dein Schwert in die Scheide. Solto ich den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, nicht trinken ?^^ üeber icoTTJpiov iciveiv als Bild des Leidensgeschickes s. zu Mtth. 20, 22. Wäh- rend die älteren Evangelien diesen Vorgang ohne Angabe der Namen berichten, nent Johannes sowol den Jflnger (Petras) als auch den Knecht (Malchus), dessen Namen er wol bei seiner Bekantschaft mit dem hohepriesterlichen Hause (v. 16) erfahren hatte, übergeht aber die Heilung desselben, als aus der Ueberlieferang in den Gemeinden be- kant, zumal dieselbe sich schon daraus, daß Petrus nicht festgenommen wurde, erschließen ließ. Auch von der Zurechtweisung des Petrus er- wähnt er nur das Wort, mit dem Jesus den Eifer dieses Jangers als dem göttlichen Bathschlusse widerstreitend charakterisirt. Petras hatte ganz vergessen, was Jesus wiederholt den Jttngera über die Notwen- digkeit seines Leidens und Todes zur Ausführang des göttlichen Heils- rathschlusses verkündigt hatte, und in seinem auch menschlich be- trachtet unbesonnenem Eifer in Jesu den Sohn Gottes verkant — Malchus wird durch die Bezeichnung tou ap^ispio»? SoSXoc von den umjp^xaic Tcuv 'looSaCcov (v. 12) den amtlichen Dienern des SjnedrinmB unterschieden und als Privatdienor des Hohenpriesters charakterisirt, der sich unter der Häscherschaar besonders hervorgedrängt hatte, so daß Petrus beim Dreinschlagen ihn traf und mit dem gegen den Kopf gerichteten Schlage das Ohr ihm abhieb. V. 12 — 27. Das Verhör vor Hannas und Kajafas und die Verleugnung des Petrus. Vgl. Mtth. 26, 57—75. Mrk. 14, 53—72. Luk. 22, 54—62.1 — V. 12 f. An der Festnahme Jesu beteiligte sich die ganze Häscherschaar, die römische Gehörte mit ihrem Hanptmanne und die Diener der Juden, die mithelfen zu müssen glaubten, um seiner ganz sicher sein zu dürfen. Sie banden ihn und führten ihn zu Hannas zuerst, denn er war Schwiegervater des E^jafas, welcher Hoherpriester 1) In V. 13 ist dic^-^a-^ov (Rec. mit tK^^ACUTTT al.) Besserung des SimpL ^TttTov in ^*BD 69. 87. 96 n. Verss., und cütov Zusatz, der in «*^C*/> ai. fehlt — V. 14. Dem dicoXio&at der Reo. mit AEKM al. hat Tisch. 8 diro»av£iv in V^BC*D al, vorgezogen, obwol dico&aveTv aus 11, 50 herübergenommen sein kann. •— In v. 15 ist 6 dXXo; |ia&. (Bec. mit CLXX al.) warscheinlich mit Mey. fQr echt zu halten und der Artikel, der in ti*ABD aL fehlt, nur wegge- lassen worden, weil von dem ,anderen Jünger* vorher noch nicht die vSdt war. — In v. 16 ist 6 jvfOTco; toü dpy. nach BC*LX dem sichtlich aus v. 15 wiederholten Sc ^v piusro; to> dpy. in MJC^YF aU mit TUch, 8 vorzuziehen. — V. 18. Das in der Bec, nach AYFA al, fehlende xal hinter f^v U ist durch ikBCLX, MinusL u. Veras, ausreichend bezeugt und von Tisch, 8 aufgenom- men. — V. 20. Statt des ersten IXakrpoi (Bec.) ist mit Tisch, 8 XsXaXr^iegt nach tiABC*Z al, zu lesen und nach denselben Codd. der Artikel vor tr>va- -((1)7]^ zu streichen, sowie icdyte^ dem icdvToxs oder ludvxo^v der Bec. vor- zuziehen. Job. XYIII, ia-16. 529 jenes Jahres war/^ ^Awac, )my bei Joseph/ Avavfi^, war in den Jah- ren 6 — 15 n. Chr. Hoherpriester gewesen und von Yalerins Gratos, dem AmtsYorgänger des Pilatns dieses Amtes entsezt nnd sein Sohn Ismael mit demselben bekleidet worden, während später auch seine Übrigen Söhne znr hohepriesterlichen Würde gelangten. Als gewesener Hoherpriester nnd Schwiegervater des derzeitigen Hohenpriesters stand er in hohem Ansehen bei dem Volke. ^ Dies war wol das Hauptmotiv fflr seinen Schwiegersohn Eajafas, der die Yerhaftnng betrieben hatte, Jcsnm zuerst zn Hannas führen zu lassen, damit dieser ihn vorlänfig verhöre, womit zugleich Zeit gewonnen wurde zur Versammlung des Synedriums, welches die Verurteilung verfflgen solte. Da aber das Verhör vor Hannas resultatlos verlief und keinen Einfluß auf die ge- richtliche Verhandlung hatte, so haben die frtlheren Evangelisten das- selbe unerwähnt gelassen, Johannes aber hielt es bei der Stellung, welches Hannas unter den jüdischen Oberen einnahm, fflr wichtig genug darüber zu berichten, um die Stimmung der gesamten jüdischen Hierarchie gegen Jesum zu beleuchten; bezeichnet es aber schon durch das irpfüTov (v. 13) und noch deutlicher dadurch, daß er keinen Urteils- spruch des Hannas über Jesum erwähnt, als ein vorläufiges. — Von Kajafas wiederholt Johannes v. 13 u. 14, daß derselbe in jenem Jahre Hoherpriester war und den Juden den Rath gegeben hatte, Jesum für die Wolfahrt des Volkes zu opfern; s. die Erkl. zu 11, 50. V. 15 f. Bei der Abführung zu Hannas folgten Jesu Simon Petrus und Johannes (SXXoc p.a&Tj'njc s. S. 62 f.). Die Liebe zu ihrem Herrn und Meister trieb sie, ihn bis zu seinem Tode nachzugehen. Die anderen Jünger waren bei seiner Gefangennehmung geflohen, Mtth.26, 56. Mrk. 14, 50. Johannes war mit dem Hohenpriester bekant und ging Jesu nach in den Palast des Hohenpriesters hinein. Als einem Bc- kanten vmrde ihm von der Thürhüterin der Eingang in den Hof ohne weiteres gestattet. Sachlich ist mit Tt)v auXifv der Hof des Palastes gemeint, wie v. 16 deutlich zeigt, obwol auch hier auXi) den Palast be- zeichnet. Wie und woher Johannes mit dem Hohenpriester bekant ge- worden, ist als für den Zweck der Erzählung von keinem Belange nicht angegeben und auch durch Vermutungen nicht sicher zu bestim- men. Johannes erw^Ant dies nur mit Bezug auf das Folgende. Der ap^iepeuc ist nach dem Contexte nicht Ks^afas, sondern Hannas, der auch Luk. 3, 2 diesen Titel fährt und in dessen Palast Jesus abgeführt worden war. Petrus als Unbekanter wurde nicht eingelassen. Er „stand an der Thür draußen.^' Als nun Johannes bemerkte, daß er nicht mit hineingekommen war, redete er mit der Thürhüterin und führte ihn in den Hof ein. Äopa ist die auXeta dopa, die von der Straße in den Hof führende Thür. 1) Josephus sagt von ihm Antt. XX, 9, i : Toütov %i v dCufttuv, welches nach Luk. 22, 1 icaoj^a genant wurde, nirgends eingehend beschrieben, so daß kein Anlaß vorlag, faYeiv x. ic in anderer Bedeutung zu gebrauchen. Dies gilt auch von Josephus. Für das A. T. hat aber Gesen. in ihes. II p. 1115, worauf verwiesen wird, den ausschließlichen Gebrauch von nonn ^^k vom Essen des Pa- schalammes nicht dargethan. Schon lAghifoot hör, hehr, ad Joh.18, 28 hat auf Deut. 16, 2 f. 2 Chr. 30, 24. 35, 8 f. als Belege dafilr hin- gewiesen, daß cpaYsTv x. tc. auch die Dankopfermahlzeiten der sieben- tägigen Paschafeier bezeichne. Wenn es Deut 16, 2 f. heißt: ,Dn schlachtest als Pascha dem Herrn deinem Gotte Schafe und Rinder an dem Orte, den der Herr dein Gott erwählen wird .... Du seist nicht essen dabei (i^by) Gesäuertes, sieben Tage seist du dabei (r^^) Unge- säuertes essen*, so ist, da ri:» nicht anders als auf rtoB zurückbezogen werden kann, damit deutlich gesagt, daß das Schlachten und Essen des Pascha sieben Tage währen soll, und ist nicht nur das Paschaessen 1) Zum Beweise dafür, daD die Verunreinigung eines Tages an der Teil- nahme am Paschamahle nicht hinderte, hat schon Lightfoot hör. hebr. ad Marc. 14, 12 aus Pesachim die Stelle angeftthrt: Lugens lavat se et eomedit Pascha suum vespere. Vgl. außerdem besonders Pesach. FHT, 5, dessen Inhalt Babe (die Misehna übers. Th. II S. 128) so zusammenfaßt: ,AUe unreine, den- jenigen ausgenonunen, der von einem Todten unrein geworden, dürfen an dem Tage, da sie nach dem Baden rein geworden, das Passah essen. Auf diese Stellen hat schon Hngsth. aufinerksun gemacht Job. XVm, 28. 635 Bondern auch das Paschaschlachten von allen Opfennahlen der sieben Festtage gebraucht. Dieser erweiterte Sprachgebrauch liegt femer in der Chronik vor. So 2Ghr. 30, 22: ,Sie aßen das Festopfer (^ian) sieben Tage, opfernd Dankopfer', wo "tyrm ^^^k*« von Bertheau richtig nach >n Fest fOr Festopfer Ex. 23, 18 erklärt wird, wogegen Weiß mittelst der i^aK'^ mit nba'^ verwechselnden Misdentong der LXX die Beweiskraft dieser Stelle beseitigen will. Und wenn 2 Chr. 35, 7 — 9 von Josia und den .Fürsten dem Volke Lämmer und Böcklein nnd Binder zu tmcit geschenkt und nach y. 13 so verwendet wurden, daß man rio^n d. i. das Fleisch der Lämmer und Böcklein am Feuer briet, die U''«)jy in Töpfen kochte, so sind die zu D*«nDB geschenkten Thiere (v. 7) teils zu der das Fest eröffnenden Paschamahlzeit teils zu den Dankopfermahlzeiten der folgenden Festtage bestimt gewesen, folglich sämtliche Opfermahle der siebentägigen Paschafeier unter D*inD& be- griffen. — Bei diesem schon im Deuteronomium vorliegenden Sprach- gebranche der Redeweise Pesach schlachten und essen, den auch die rabbinischen Schriftausleger anerkennen^, kann hinsichtlich der Be- deutung des fttifeTv to icaoxa im einzelnen Falle nur aus dem Contexte entschieden werden, welches der Paschafestopfermahle gemeint sei. In der Aussage unseres Y. fordert aber der Context, darunter das Fest- opfermahl am 15. Nisan zu verstehen, welches die Babbinen vorzugs- weise Chagiga d. i. Festfreudenopfermahlzeit nennen (s. Lightf. L c). Diese Mahlzeit wurde nach Darbringung der täglichen Brand- und Dankopfer in der Zwischenzeit zwischen dem Morgen- und Abendopfer gegen Mittag bereitet und gehalten, so daß wer sich am Morgen ver- unreinigt hatte, an ihr nicht teilnehmen konte.^ 1) Zu Tjtj^ l«» — noö Tjrat (Deut 16, 2) machen Rasehi, Beehai u. Nachman, die Anmerkung: *)&<:{ de agnis et hoedis in dehitum Paschatis, *^pl tu sacrifieium Chaaigae (s. Lightf, l c.\ woffegen die Deutung von Lcke,, Bleek u. A.: ,Du Bchlacbtest das Paachalamm dem Herrn deinem Gotte nnd außer- dem Schafe und Rinder' durch willkürliche Einschiebung des ,und außerdem' dem biblJBchen Texte GewaJt anthut. 2) Mit der richtigen Erklärung des (pd^wsiv to tcday^a. wird der unverein- bare Widerspruch, der nach der neueren Kritik in Betreff des Paschamahles zwischen dem vierten und den drei ersten Evangelien obwalten soll, mit allen daraus gezogenen Folgerungen gegen die Echtheit und Geschichtlich- keit der evangelischen Berichte hinfäl&g. Anders läßt sich auch der johan- neische Ursprung des vierten Evan^eüums nicht rechtfertigen. Die An- n^unen, daß die Paschamahlzeit nicht am Abende des 14ten, sondern des 13ten Nisan als B^^inn des 14ten nach hebräischer Tagesrechnung stattge- funden habe, oder aaß entweder Jesus mit seinen JUngem das Pascha anti- cipirt und am Abende des 13. Nisan gehalten oder die Feier wegen der gro- ßen Zahl der zn schlachtenden Lämmer sich auf zwei Tage verteilt habe, oder daß die Juden es um einen Tag verschoben haben, sind haltlose Aus- kunftsmittel, die sich weder mit der bestirnten Angabe der synoptischen Evangelien, daß Jesus nach Beendigung des Paschamahls mit dem Lobge- sange an den Oelberg ging und in derselben Nacht noch gefangen genommen wurde (Mtth. 26, 30 ff. u. ParalL), noch mit der aus dem N. T. ersichtlichen und durch Josephus und den Talmud bestätigten strengen Befol^nn^ der gesetzlichen Vorschriften über Zeit und Art und Weise der Paschafeier in 536 Job. XVUI, 29-32. y. 29—32. Pilatus oder Pontius Pilatos, der 5. römische Procorator (iizlxponoQ, -ff^BiLoiV) verwaltete Jndäa in den Jahren 26 — 36, s.za Mtth. 27, 2 n. Schürers nentcst. Zeitgesch. S. 252 ff. In solchen ftuBerlichen Dingen auf die religiösen Sitten der Juden Rücksicht nehmend ging er zu ihnen hinaus und fragte: „Welche Anklage bringet ihr wider diesen Menschen?'' Von seiner Verhaftung hatte er schon Eentnis, da man hierzu von ihm Militär requirirt hatte. — V.30. Sie antworten: „Wenn dieser Mensch nicht ein Uebelthäter wäre, so hätten wir ihn dir nicht überantwortet." Wol wissend, daß die religiösen Gründe, aus denen sie Jesum verurteilt hatten, den Pilatus nicht bestimmen würden, das Urteil zu bestätigen, antworten sie ausweichend, in der Hoffnung, Pi- latus werde ohne weiteres das Urteil ihres obersten Gerichtshofes an- erkennen und vollziehen, wenn sie Jesum nur als xaxov nouuv, als einen Missethäter, der nach bürgerlichem Gesetze Todesstrafe verdient habe, angäben. — Y. 31. Aber Pilatus hatte gowifi von Jesu Wirken und Stellung zu den jüdischen Hierarchen schon so viel gehört, daß er ihn für keinen des Todes schuldigen Verbrecher hielt Er antwortet daher: „Nehmet ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetze.'' xpivats ist natürlich nicht vom Fällen und Vollziehen eines Todesurteils {Lcke.^ de W.) zu verstehen, sondern die richterliche Entscheidung über dn Vergehen, die innerhalb ihrer Gompetenz lag, wie Verhängnng einer Synagogenstrafe oder des Bannes. Die Juden erwidern: „Uns ist nicht erlaubt jemand zu tödten." Sie setzen dabei voraus, daß Jesus ein xaxonoioc sei, der die Todesstrafe verdient habe, deren Vollziehung die Römer ihnen entzogen hatten. — V. 32. Die Entziehung des Bechtes, die Todesstrafe zu verhängen, welche die Juden als Grund angeben, weshalb sie Jesum dem Pilatus überantworteten, findet Johannes pro- videntiell so bedeutsam, daß er dazu bemerkt: „Damit das Wort Jesu erfüllet würde, welches er sprach anzeigend, welches Todes er sterben würde." Seinen Tod als Erhöhung von der Erde hatte Jesus wiederholt vorhergesagt, vgl. 12, 33 mit 3, 14. 4, 28, und bestimter als Kreuzi- gung Mtth. 20, 19. — Die jüdische Todesstrafe war Steinigung, vgl. m, bibL Archäol. §. 153, 1 , während die Römer schwere Verbrechen mit Kreuzigung bestraften, vgl. m. Arch. §. 153, 5. Hätten die Juden das Recht über Leben und Tod noch gehabt, so würde Jesus gesteinigt worden sein, wie Stephanus, vgl. 8, 50. 10, 31. Die Entziehung dieses Rechtes nötigte sie, Jesum vor das heidnische Gericht zu stellen. Indem sie ihn dem Pilatus zur Verhängung der Todesstrafe übergaben, führten sie die Erfüllung des Wortes herbei, welches Jesus über die Art seines Todes vorausgesagt hatte, und bestätigten damit zugleich wider Wissen und Willen die Warheit seines Zeugnisses, daß er von Einklang bringen lassen. Hierzu komt, daß — wie Lihdt U S. 487 ff. evident Sezeifft hat — über das Paschamahl, welches Jesus vor seinem Tode mit en Jüngern gefeiert hat» bei dem engen Znsammenhange desselben mit den bedeutsamsten Fragen und Thatsachen des Heils sich ein Irrtum in die apo- stolische üeberlieferung ear nicht einschleichen konte, noch weniger aber eme tendenziöse Umbildung des synoptischen Berichts möglich war. Joh. XVIU, 32—35. 537 Gott ausgegangen sei und sein Leben freiwillig hingebe, nm den Willen des Vaters zn vollbringen. Das Recht der Todesstrafe hatte aber Gott dorch die Römer ihnen entzogen, damit Jesus als Sohn Gottes den Tod am Krenze, den er yoransTerkflndigt hatte, erleiden solte, weil bei dieser Todesstrafe, so gransam sie anch war, doch der Leib nicht ver- stttmmelt and nnkentlich gemacht wurde. Dies wolte Johannes mit seiner Bemerkung andeuten. y. 33 — 37. Da die Juden Jesum des Todes schuldig erklärten, so konte Pilatus die Untersuchung nicht ablehnen. V. 33. Er ging daher wieder ins Prfttorium, lieB Jesum rufen und sagte zu ihm: „Du bist der König der Juden ?^^ Aus dem ifcovrjoa ergibt sich, daB Jesus bis dahin noch bei den Juden draußen war; und aus dem aifoooiv tov 'Iy)- oouv — eU to icpaiTcupiov (v. 28) folgt nicht, daß die Juden Jesum sofort zu Pilatus hineinschikten, bevor sie ihre Anklage vorgebracht hatten. ^ Die Frage: Du bist cet. ist geringschätzig, aber nicht höhnisch oder spöttisch. Die Erscheinung Jesu machte auf den römischen Staats- mann nicht den Eindruck eines Königs oder Prätendenten des König- tums. Das au eT ist nicht mit Weiß in: du wilst der König der Juden sein? umzudeuten. Die Frage sezt übrigens voraus, daß Pilatus, ehe er zum Verhöre Jesu schritt, die Juden genötigt hatte, eine bestirnte Anklage vorzubringen, und daß sie im Bewußtsein, daß die Klage auf Anmaßung der Gottessohnschaft, auf welche hin das Synedrium Jesum verurteilt hatte, vor dem römischen Forum keine Geltung habe, die politische Anklage, daß er sich die königliche Würde anmaße, er- hoben, wozu Jesu messianischer Einzug in Jerusalem einen Anhalt bot, wenn man das Königtum irdisch faßte. — Bevor Jesus auf die ihm vor- gelegte Frage antwortet, fragt er den Pilatus: „Sagst du dies von dir selbst oder haben es andere dir gesagt? '^ Mit dieser Gegenfrage konte er weder in Erfahrung bringen wollen, wer der Urheber dieser An- klage sei (Mey.\ denn dies konte ihm nicht unbekant sein; noch konto er fragen, ob Pilatus dies im politischen oder im theokratischen Sinne meine {God. u. v. A.), denn der Römer konte selbstverständlich nur nach einem politischen Königtume fragen. Auch die Meinung, daß Pi- latus von sich selbst politischen Verdacht hege {Lcke., de W,, Weiß) entspricht den Worten zu wenig. Vielmehr ,wolte Jesus den Pilatus nur darauf aufmerksam machen, woher er diese Beschuldigung habe. 1) Die Keninis von dieser Verhandlang kann Johannes entweder durch einen Ohrenzeugen oder auch dadurch erlangt haben, daß er als ein Bo- kaater im hohepriesterlichen Hause sich bei der Oeffentlichkeit des römi- schen Gerichtsverfahrens Zutritt in das Pratorium verschaffce, so daß jeder Grund zur Verdächtigung seines Berichts weefElt, zumal es — wie schon Weiß treffend bemerkt hat — ,ganz willkfirlicn ist, das Bekentnis (Jesu) bei einer anderen Veranlassung ffeiprochen (Schenk,) oder fOr ftaa erdichtet (StfWiff) zu halten, und vöUig unglaublich, daß Jesus die Fraffe v. 83 schlecntweg b^aht haben soll (Hrk. 15, 2) und Püatus dennoch, s&tt ihn daraufhin, erklären thut (Mrk. 538 Joh. XVUI, 36. 37. daß er nämlich nicht von fiich ans darauf gekommen sei, sondern sie von den Juden habe nnd sie ans diesem Grande von vornherein für verdächtig halten solte* {Lthdt. mit Beng,, Thol, Brckn.). Den darin enthaltenen indirecten Vorwurf, daß er den Angaben der Jaden Glau- ben schenke, weist Pilatus mit Entrüstung zurück, indem er v. 35 ant- wortet: „Bin ich etwa ein Jude?^' daß ich an dein Königtum glauben solte. „Deine eigene Nation und (namentlich) die Hohenpriester haben dich mir übergeben. Was hast du gethan?'- Da die eigene Nation und zwar die geistlichen Häupter derselben ihm Jesum zur Vollstreckung des Todesurteils übergeben haben, so müsse er — meint Pilatus — doch etwas Strafwürdiges begangen haben. Darauf erklärt ihm Jesus V. 36: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt (aus der irdischen Welt stammend). Wenn von dieser Welt mein Königtum wäre, so würden meine Diener kämpfen, daß ich den Juden nicht überliefert worden wäre. Nun ist aber mein Königtum nicht von da her.'^ ivxeo- dev = ix xoS xoopiou touxou. Daß er eine ßaaiXeia ein Königtum habe, hebt er durch das dreimalige iq ßaoiXeia ij i\i.r^ mit Nachdruck hervor, ebenso nachdrücklich aber auch, daß dasselbe nicht aus dieser Welt stamme, also auch keinen irdisch politischen, mit der römischen Horschäft unverträglichen Charakter habe. Dies macht er dem römi- schen Staatsmanne einleuchtend durch den Hinweis darauf, daß seine Diener nicht für ihn kämpften, seiner Gefangennehmung nicht mit Waffengewalt Widerstand geleistet haben. Das Dreinschlagen des Pe- trus konte dabei nicht in Betracht kommen, da Jesus es demselben ernst verwiesen und durch Heilung der Wunde des Malchus thatsäcb- lich gezeigt hatte, daß er die Anwendung von Waffengewalt mißbilligte. ot uinjpiiai ol iftoi sind die Jünger und Anhänger Jesu, die er so be- zeichnet, weil sie falls er nach einem irdischen Königtum getrachtet hätte, sich als königliche Diener bewiesen haben würden. An Engel als himmlische Diener (Lamp., Beng,, Stier) ist wegen des ix xoG xoa^ioo TOUXOU nicht zu denken. Pilatus entnahm aus dieser Erklärung richtig, daß Jesus sich fllr einen König halte, und erwidert v. 37: „Also doch^ ein König bist duV^ Diese Frage war nicht spöttisch gemeint, ,weil es dem Pilatus lächerlich vorkam, daß ein Mensch wie Jesus von seiner ßaoiXeia rede^ {lAhdt.)\ denn in seinem ganzen Verhalten gegen Jesum findet sich kein Ansatz zum Spott. Die Persönlichkeit Jesu hatte ihm so imponirt, daß er solche Regungen nicht aufkommen ließ {Hngstb. u. A.). Die Frage ist Ausdruck des Befremdens darüber, daß Jesus, obgleich er ein irdisches Königtum abgelehnt hatte, sich doch für einen König er- 1) Das im N. T. nicht weiter vorkommende ouxouv in der Bed. also dock, die der Context fordert, erklärt Hiner, Gramm. §. 57 S. 477 mit fferm. Viger Bo, daß man sich dieses ouxouv ursprünglich fragend dachte: »ein König bist du, nicht wahr?' Aehnlich Kühner Gramm. II S. 715f.: , nicht wahr? du bist der Ansicht, da&?' mit der weiteren Bemerkung, daß es so gebraucht werde, wenn man eine bejahende Antwort erwartet, wogegen ouxouv nuUo modo, neutiquam, non ergo, non igiiur bedeute (S. 719). Job, XVm, 37. 38. 5S9 klärte; denn yon dem himmlischen Königtum, welches Jesus meinte, hatte Pilatus keine Ahnung. Jesus bejaht daher auch die Frage und erklärt sich genauer über sein Auftreten und Wirken: „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, daß ich für die Warheit zeuge. Jeder, der aus der Warheit ist, höret meine Stimme.'^ eU touto weist in beiden Sätzen auf das folgende ?va cei. hin. iXi^Xu&a eU xov xoo{iov nach ^eY^WY^iai ist nicht pleonastisch, sondern das Kommen in die Menschenwelt bezeichnet das öffentliche Auftreten im Berufe, 8. zu 8,42, nicht das Eintreten ins irdische Dasein, das mit der Geburt erfolgt; noch weniger das Herabkommen aus einem höheren Dasein, was gegen den Wortlaut; der Sache nach ,die Heilsoffenbarung in Christo.'— Mit dem folgenden: Wer aus der Warheit ist u. s. w. wendet Jesus sich indirect an das Gewissen des Pilatus, nicht um ihn über die geistliche Natur seines Königtums aufzuklären, sondern um ihn auf das Eine was allen Menschen notthut aufmerksam zu machen. Das Sein ans der Warheit, welches Jesus als die Voraussetzung des Hörens auf seine Stimme angibt, ist nicht ,der ethisch religiöse Warheitssinn, die gött- liche Gesinnung, wie jeder sie wirklich haben solte, und wie etliche wemi auch nicht in völliger Weise sie wirklich haben' (Beyschl), son- dern die für die Aufnahme des in Christo dargebotenen Heils yorhan- dene Empfänglichkeit, die durch den Zug des Vaters zum Sohne (6, 37 u. 44), bei den Israeliten mittelst der vorbereitenden Offenba- rung des A. Bundes, bei den Heiden durch die Offenbarung Gottes in der Natur und im Gewissen (Rom. 1, 19 f.) gewirkt wird, dlxoueiv (ioo x^ f^^ 1. 31 oiSe|iiav atxiav cüpioxcu ev auiw vorzuziehen oder die Bec ev auTto ou$e)Liav aiTiav eüptoxu) beizubehalten. — V. 5. Statt iBe der Bec, ist nach Vi^BLÄY al, iBou zu lesen. — V. 6. Das sTBov der Bec mit BEHSü FA al ist dem T^ov {Tisch, 8 nach ikAJCLM al,) vorzuziehen, da iBov der Con- formation nach dem Aorist expaujaoav verdächtig ist. Auch Xejovxe; hinter Expoü^aoav hat Tisch, 8 nur nach M gestrichen; dagegen ist das in ^Z al, fenlende auxöv nach oxaüpoDaov offenbar Zusatz. 542 Joh. XIX, 2—6. mantel (sagum) um, der den Königsmantel vorstellen solte wie die Dornenkrone den Lorbeerkranz, begrüßten ihn als König der Jaden und gaben ihm Backenstreiche (s. in Betreff des Einzelnen zn Mtth.27, 27 — 31), um in seiner Person die ihnen verhaßte jüdische Nation mit ihrer messianischen Hoffnung zi; verhöhnen. Pilatos ließ ihnen diesen Spott zu, weniger in der Absicht, nm das Mitleid, der Hohenpriester za erregen und die Kreuzigung von Jesu abzuwenden, als vielmehr um denselben die Nichtigkeit ihrer Erwartung eines Königs, der sie von der Herschaft der Römer befreien werde, zu Gemüte zu führen; vgl. m. Comm. zu Mtth. 27, 28 f. — Y. 4. Alsdann ging Pilatus wieder zu den Juden hinaus und sagte ihnen: „Siehe ich führe euch ihn heraus, da- mit ihr erkennet, daß ich keine Schuld an ihm finde.'' — V. 5. Als hierauf Jesus ,zur Königskarikatur verkleidet' (Mey,) herauskam, sprach Pilatus weiter: „Siehe da der Mensch" (ISou o ^vdpcDicoc ecce homo). Die Jammergestalt des Gegeißelten selten sie ansehen, um sich zu überzeugen, daß dieser Mensch nicht des Todes schuldig seL Nicht daran, daß Jesus sich so hatte zurichten und aufputzen lassen, selten sie erkennen, daß er ein ungefährlicher Schwärmer oder unschädlicher Mensch sei, den zu tödton keinen Sinn habe {lAhdU, Weiß), Denn auch ein sehr gefährlicher Schwärmer muß sich, wenn er der Gewalt roher Soldaten preisgegeben ist, solches gefallen lassen. Vielmehr selten sie dies an der still duldenden Ergebung, welche Jesus in dieser schmerzlichen und schmachvollen Behandlung bewahrte, erkennen. Ein Schwärmer oder Verbrecher würde bei solcher Mißhandlung Zorn, Wuth, Troz oder tiefe Niedergeschls^enheit und Verzagtheit zn er- kennen geben. Richtig erklärt Hngstbr. ,Die8en Menschen, der kein Mensch mehr ist (Jes. 53), ein Wurm und kein Mensch (Ps. 22, 7) in seinem tiefsten Elend und dabei leuchtend von Unschuld und Ge- rechtigkeit, still und geduldig in seinem Leiden wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, das verstumt vor seinen Scherem — meinte Pilatus, von sich auf andere schließend — dürfen sie nur an- schauen in seiner unschuldsvollen Leidensgestalt und sie werden in sich schlagen und ihren Haß fahren lassen.' Aber Pilatus wurde in seiner Erwartung getäuscht. Er kante nicht die Tiefen der menschlichen Bosheit und des religiösen Fanatismus, und solte erfahren, daß es — wie Quesnel (bei Bngstb.) bemerkt — ,eine schlechte Politik ist, wenn man es untemimt die Welt zu gewinnen, indem man ihr einen Teil desyenigen bewilligt was sie verlangt, und wenn man meint seiner Pflicht zu genügen, indem man ihr das andere verweigert' — V. 6. Ab die Hohenpriester und jüdischen Gerichtsdiener Jesum sahen, schrieen sie: kreuzige, kreuzige! Darüber wurde Pilatus so ärgerlich, daß er ihnen erwiderte: „Nehmet ihr ihn und kreuziget" Das war natfiriich nicht so gemeint, daß er ihnen das Recht verliehe, die Kreuzigung oder Todesstrafe zu vollstrecken {Stier, Etv.)^ denn Pilatus fügt hinzu: „Ich finde an ihm keine Schuld." Die Juden aber durften laut 18, 31 niemand tödten und Pilatus konte auch nicht eigenmächtig ihnen dieses Recht vorleihen. Joh. XIX, 7—9. 543 V. 7 — 12.1 Um aber ihre Forderung darchznsetzen, rttkten die Juden nun mit Angabe des Verbrechens vor, um dessen twilien sie Jesum zum Tode verurteilt hatten (Mtth. 26, 63 ff.). — V. 7. „Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz muB er sterben, weil er sich selbst zu Gottes Sohn gemacht hat.** Sie zielen auf das Gesetz Le?. 24, 16, nach welchem der Gotteslästerer mit dem Tode gestraft werden soll. Eine Gotteslästerung war aber in ihren Augen das Bekentnis Jesu, daB er Gottes Sohn sei, da sie ihn nur fflr einen Menschen hielten, der sich zu Gott gemacht hat (vgl. 10,33). Mit dieser Anklage weiten sie sich nicht ,nur dagegen verwahren, daB sie den Tod eines Unschuldigen verlangen' (Weiß). Sie fordern ja trotzig seinen Tod. Denn trotzig stellen sie ihr ijii&i? vofiov i;^o[jLev dem ou}( eupiaxo) aitiav des Pilatus entgegen, obgleich sie eine Beschuldigung vorbrin- gen, die nach römischem Recht kein todeswürdiges Yerbrechen war. — Y. 8. Doch machte ihr Wort auf Pilatus tiefen Eindruck. (i.a>iXov i^y- ßVjOT) er gerieth mehr in Furcht als vorher. Schon seiner bisherigen Weigerung lag die Furcht zu Grunde, einen keines Verbrechens Ueber- fflhrten, dessen Persönlichkeit ihm vielmehr Achtung abnötigte und den die jüdischen Hierarchen aus Neid ihm überantwortet hatten (Mtth. 27,18. Mrkl5, 10), zu verurteilen. Als Heide mochte er an die Göttersöhne der griechischen Mythologie denken und sich das Ver- hältnis Jesu zu dem Gotte der Juden in ähnlicher Weise vorstellen, so daß er die Bache dieses Gottes sich zuzuziehen fürchtete. Denn ihn von der Wahrheit des israelitischen Monotheismus berührt zu denken {Hngsih.)^ steht in Widerspruch mit seiner ganzen Denk- und Sinnes- weise (LthdL, Weiß), Aber dem Unglauben und Skepticismus liegt der Aberglaube sehr nahe. Und seine Furcht erklärt sich um so mehr, wenn er kurz vorher die Traumbotschaft seiner Frau (Mtth. 27, 19) erhalten hatte. — V. 9. Er ging daher wieder ins Prätorium mit Jesu 1) V. 7. Das «üTw bei drsxpidrjaav hat Tisch, 8 nur liach K 1. a 6 c ^ /"ge- tilgt; schwerlich mit' Recht; dagegen ist u^wv bei vo^ov offenbar Zusatz, da es nur durch ÄÄXV\M al. bezeugt ist und in Vi.BD$uppL^^ Codd. der It. n. Rec. u. etlichen Minnsk. ist zu streichen. Die Wortfolge OTauouiaai as xal — ai:o>.ü3ai os (Rec. mit DsuppELX al.) ist Umstellung des oTcoXüoai os xal — siaupdiaai 0£ in tKÄBE*, weil die Erwähnuns' des dicoX. vor dem oxaup. un- passend erschien. Mit der Bemerkung, daC dies der Lage des Prozesses ent- sprach (Mey.), läßt sich die Rec. nicht rechtfertigen, und die Lesart in }kÄB nicht mit Ungsth, für eine Umstellung halten, aus der Erwägung hervorge- gangen, daß das Recht der Obrigkeit an sich jus viiae ei necis ist. — V. 11. auTu> vor "ly^oouc ist durch vtBJ>l al so stark bezeugt, daB es gegen ^^YrAAlt, die es nicht haben, als echt gelten kann. Dagegen l^t\(^ in ^ADsuppEHK al, ist entschieden unrichtig, weil dem f^v BsBo|i.£vov nicht ent- sprechend, und mit BVL al» Kchvv. xjl Rec. eTxs«; zu lesen (gegen Tisch, 8)- Dem icapa^iBoü; der Rec. mit ADHILM al hat Tisch, 8 icapaSoo; nach l^BE AA al vorgezogen. Ebenso in v. 12 sxpaüyaoav in AILm al dem SxpoCov der Reo. mit v^*EHKS a/. und «aoiöv dem nur durch Minusk. bezeugten auxöv. 544 Joh. XIX, 9—11. hinein, nm durch ein Privatverhör darflber genauere Auskunft zu er- langen. Die Frs^e: „woher bist du?'' hat im Zusammenhange mit dorn ulo^ Toü &eoo den Sinn, ob Jesus menschlichen oder yieUeicht doch göttlichen Ursprungs, nämlich eines Gottes Sohn sei. Die indirecte Form der Frage verräth nicht Schüchternheit {Mey,)^ sondern wird daraus begreiflich, daß Jesus bereits vorher einen ungewöhnlichen Ein- druck auf ihn gemacht hatte (LthdL). „Jesus aber gab ihm keine Ant- wort'' Ueber das Motiv dieses Schweigens sind mancherlei Yermn- tungen geäußert worden. Mit den Bemerkungen: weil jedes weitere Zeugnis tiberflüssig gewesen wäre (ThoL)^ oder weil das Schweigen be- deutsamer als das Beden war und darin das „von oben" und zugleich eine nachdrückliche Hinweisung auf die Unlauterkeit des Pilatus lag (Hngsib.)^ oder weil, falls er die Frage einfach bejaht hätte, diese Antwort von Pilatus doch nur mißverstanden oder nicht verstanden worden wäre (de fV., Mey., ähnlich Lcke. u. A.), wird das eigentliche Motiv nicht vollständig erklärt Richtiger findet LthdL nach der Be- merkung von Zm/?., daß des Pilatus Furcht dem Willen Gottes nicht störend in den Weg treten solte, den tieferen Grund des Schweigens darin: , Jesus weite weder den Anlaß noch den Schein des Anlasses geben, daß ihn Pilatus etwa aus Furcht loslasse.' Denn bei der Stim- mung, in welcher Pilatus sich jezt befand, konte eine bestimte Erklä- rung Jesu über seinen göttlichen Ursprung ihn bewegen, statt der Kreuzigung die Freilassung zu verfügen. Dies solte nach göttlichem Rathschlusse nicht geschehen. Darum schwieg Jesus. y. 10. Das Schweigen faßte Pilatus als Beleidigung und sagte: „Mr redest du Mcht" (verweigerst du Rede und Antwort?). „Weißt du nicht, daß ich Macht habe dich loszulassen und Macht habe dich zu kreuzigen?" Den großen Nachdruck, der auf dem vorangestelten ipioi liegt, zeigt das Folgende. Im Gefühle gekränkter Hoheit wieder- holt Pilatus das iSouo(av S;(a>; dabei erwähnt er aber das aTroXuoat os vor dem oraupuioat os, um mit der lockenden Aussicht auf Freilassang und dem Schrecken der Kreuzigung Jesum noch zu einer Erklärung über seine Gottessohnschaft zu bewegen. Zuerst die Aussicht auf Be- freiung, dann den Schrecken, indem erst jene diesem seine vollste Kraft gibt (LihdL), Die Umstellung des oxaupwoai vor dem airoXuoai in vielen, meist jüngeren Hdschrr. ist aus der Reflexion hervorge- gangen, daß die Kreuzigung näher lag als die Freilassung. — Y. 11. Dieses Pochen auf seine Macht demütigt Jesus mit der Erwiderung: „Du hättest keine Macht wider mich, falls es dir nicht von oben ge- geben wäre; darum hat der, welcher mich dir übergeben hat, größere Sünde", nämlich als du. Ueber das Imperf. Indic. ei^sc ohne av bei starker Bekräftigung s. Winer, Gramm. §. 42, 2 S. 286. Ein S8&o(ievov nent Jesus das HSouoiaCeiv, nicht die ISoooia xat* i{ioS oder den be- stimten Act der Yerurteilnng. avcD&sv d. i. von Gott (3, 31), nicht vom römischen Kaiser-, Sia touxo darum, weil du kraft der von Gott dir verliehenen Machtstellung in die Läse gekommen bist, gerichtlich über mich zu urteilen (Weiß). 6 icapa&o^ [le ist nicht collectiv das jüdische JoL XIX, 11. 12. 546 Volk (Ecke., de W., God. u. A.), noch weniger Judas {Daub, anch Ew. frflher), sondern Eiyafas, der moralische Urheber des Todesbeschlnsses über Jesnm (Beng,, Mey,, Hngstb., Lthdt n. A.). Dieser hat größere Sflnde als Pilatus, nicht sowol weil er bessere Erkentnis hat als dieser {Beng., Stier) ^ als hauptsächlich, weil er sich eine Gewalt tlber Jesum genommen hat, die er an sich nicht hatte. ,Denn Jesus ist zwar als Mensch der weltlichen Obrigkeit, aber als Messias nicht dem Hohen- priester untergeben^ (Lthdt). Aber Sttnde hat (begeht) auch Pilatus, wenn er nicht bedenkt, daß seine obrigkeitliche Machtstellung ihm von Gott verliehen ist, und statt nach Recht und Grerechtigkeit, nach subjec- tivem Interesse und Ermessen ttber Jesum richtet. Vor dem jüdischen Volke hatte Jesus seine göttliche Sendung durch Wort und Werke so mächtig bezeugt, daB der Hobepriester ihn als den von Mose und den Propheten verkündigten Messias hätte erkennen können, wenn er an die YerheiBungen Gottes in der Schrift geglaubt hätte. Daher ist seine Sünde die größere. Doch auch Pilatus hatte bei der Verhandlung mit Jesu bereits nicht nur die Ueberzeugung gewonnen, daß Jesus kein Verbrecher oder religiöser Schwärmer sei, sondern auch einen Ein- druck erhalten, daß er mehr als ein bioser Mensch sein könte. Auf seine Frage ico&ev sl o6 hatte ihm Jesus zwar nicht geantwortet, aber über die i^oDoia, die er besitze, eine Antwort erteilt, die den als Misse- thäter Angeklagten als einen Zeugen der Warheit erwies und ganz ge- eignet wor, den Weltmann, der von der Warheit nichts wissen weite, in seiner Ahnung, daß der ihm zur Bestrafung Uebergebene £vo>9ev sei, zu bestärken. Wenn er ihn also nicht freiließ, so machte er sich einer Sünde schuldig. — Dieses Wort Jesu vermehrte daher auch seine Furcht. V. 12. „Daher suchte Pilatus ihn freizulassen. Die Juden aber schrieen sprechend: wenn du diesen freiläßt, bist du nicht Freund des Kaisers. Jeder der sich selbst zum König macht, widerspricht dem Kaiser." ix toutou nicht zeitlich: von dem an (so nach Luther noch Hngsth.)^ sondern: aus diesem Grunde, wie 6, 66. Bei der zeitlichen Fassung dürfte (iolXXov nicht fehlen, da Pilatus schon vorher die Frei- lassung Jesu zu bewirken gesucht hatte. Jezt aber suchte er auch nicht blos nach einem Grunde zur Freilassung (Bg,'Cr.)^ sondern suchte die Juden endlich von ihrer Forderung abzubringen. Er muß ihnen also erneute Vorstellungen über Jesu Schuldlosigkeit gemacht haben, die Johannes nur, weil erfolglos, nicht erwähnt hat. Unrichtig fVeiJf: ,Er weite jezt ohne weiter mit den Hierarchen zu verhandeln, wie er bisher gethan, ihn in Freiheit setzen.^ Gegen den Wortlaut des ICtjtei dlico- Xuoai. Denn wäre das aicoXuoai , allein seine Sache' gewesen, so brauchte er es nicht zu suchen, sondern konte es ohne weiteres ver- fügen. — Die Juden aber drohen nun mit der Ungnade des Kaisers. cpiXoc ToS Katoapo^ nicht in dem Titularsinne, nach welchem die höch- sten Staats- und Hofbeamten als vertraute Rathgeber, denen der Kaiser seine Gunst angedeihen ließ, amici Caesaris genant wurden (s. m. Gomm. zu 1 Makk. 2, 18), sondern in der Bedeutung treuer Ergeben- Keil, Comment. xnni Eyang. Joh. 35 546 Joh. XIZ, 12. 18. heit gegen den Kaiaer nnd seiner Gunst sieh erfreaend. Denn jeder, der sich selbst znm Könige macht, wie Jesus nacli ihrer Yoranssetzong dadurch daß er sich fftr Gottes Sohn erklärte, gethan hatte (10, 33), widerspricht mit dieser Erklärung dem Kaiser, d. h. ist der Sache nach wider den Kaiser. Bfit dieser Drohung deuteten sie indirect die Ab- sicht an, eine Klage wider ihn bei dem Kaiser anzubringen und Püatus hatte bei der Beschaffenheit seiner Amtsfährung und dem argwöh- nischen Charakter des Kaisers Tiberius (von dem Suelon, viL Tiber. C.58 sagt: qui atrocissime exercebai leges mqjestatis und TacitAtmai. HI, 30: majestatis crimen ornnium accusationum complemenium eraij, wol Ursache, die Ungnade des Kaisers zu fürchten. Die Drohung er- reichte daher* ihren Zweck. ,Die Ungnade und den 2k>m des Kaisers fürchtete er mehr als den Zorn d^ unbekanten Götter^ {LichieruL S.441). Menschenfurcht erstikte die besseren Regungen des Gewissens. ^ V. 13—30. Die Kreuaigniig. Vgl. Mtth. 27, 32—69. Mrk. 15, 21—37. Luk. 23, 26—46. — V.13— 16».« Den Urteilsspruch des Pi- latus Aber Jesum erzählt nur Johannes, und zwar mit Angabe aller Förmlichkeiten des gerichtlichen Verfahrens, um den Gontrast zwischen den wiederholten Unschuldserklärungen und der schlieBlichen Vernix teilung des nicht schuldig Befundenen bemerklich zu machen (LthdL). — V. 13. „Als Pilatus diese Worte gehört hatte, führte er Jesum heraus und sezte sich auf den Richterstuhl an die Stätte, Steinpflaster genant, hebr. aber Gabbatha." Der Plur. xSv Xo^cov tootcov — die unzweifel- haft ursprflngliche Lesart — bezieht sich darauf, daß die Worte v. 12 von verschiedenen Personen gleichzeitig geschrieen wurden, xo ß%Aa der Richterstnhl war vor dem Prätorium unter freiem Himmel aufgc- stelt (vgl. Joseph, de hell jud, 11, 14, 8) ^ da das gerichtliche Urteil öffentlich gesprochen werden mußte. Die Stätte, wohin derselbe gestelt V) Was Pilatus durch Preisgebung des schuldlos erkanteu Sohnes Gottes von sich abwenden weite, dem entging er doch nicht. Einige Jahre spater wurde er wegen ungerechter Niedermetzelang von Samaritenem auf dem Betfe Ghhrizün von dem samaritanischen Senate bei dem Statthalter Ton Synen VitelUus verklagt und von diesem seines Amtes entsezt und nach Rom zur Verantwortung geschikt, wo er einige Monate nach dem Tode des Tiberius ankam und nacn allerdings nicht sicher verbürgter Saee nach Vienne in Gallien exilirt worden sein, nach anderer Sage sich selDst ent- leibt haben solL VgL den Artak. Pilatus von Leyrer in Herz,'$ RealeneykL XI, 663 ff. 2) V. 13. Statt der Reo. touxov tov Xöjov hat Tisch. 8 nach v^ABLM ai. Twv Xojcüv TouTcDv mit Recht aufgenommen, da die Rec nur durch KUn. AH bezeugt und offenbar daraus entstanden ist, daß man die Rede der Juden V. 12 als ein Wort faßte. — V. 14. &pa a>c (u)0€i) Ixtt] ist durch ti^ABEHl KLMal u. Verse, so vollständig beglaubigt, daß die Variante mpec — xptTi; in ik^Diupp.LXL u. etlichen Minusk. dagegen gar nicht in Betracht konuneB kann, toozdem daß Nonnus, Amman., Theoph, sie haben und daa Ckranieom Alex, sich daf&r auf axptßfj ßißXta und das i^iö^cipov lou eüaYiEXioroü. das noch in Ephesus bewahrt werde, beruft. Denn es ist ohne Zweifel nach Mrk. 15, 26 conformirt — In v. 15 hat Tisch. 8 ixpaujaoav ouv ixEtvoi nach »9BLXal. der Reo, ot U ixpaü^oonv vorgezogen. Joh. XIX, la. 14. 547 war, MeB griecL XtdoiaTpcDTov d. i. Steinpflaster nach dem Mosaik- boden, and hebr. Faßßa&a, Mnai d. i. Erhöhung nach seiner natftr- lichen Beschaffenheit, von dem aram. 32 dorsum, Rttcken, auch von Hfigeln gesagt, nicht Ton tm^ Hflgel (ähgsib.)^ welches in LXX nnd von Joseph, To^a^ mit einfachem ß geschrieben wird. — Y. 14. „Es war aber Rüsttag des Pascha, nm die sechste Stonde.*^^ Die welthisto- rische Bedeutung dieses Actes veranlaßt den Evangelisten, auch Tag und Stande anzugeben. Diese Angabe bietet aber Schwierigkeiten dar. icapaoxBO'^ too xcdaja kann sprachlich sowol Vorbereitong (Rfisttag) auf das Pascha heiBen, als auch Rfisttag des Pascha d. h. der in das Paschafest < Die erste Bedeutung wird von Lcke., Bleek, de W,, Mey, und allen neueren Kritikern ffir die allein richtige erklärt; aber ohne triftige Grflnde. icapaoxeoi] bezeichnet immer, wie auch das aram. Vffd^ den Freitag aJs Rfisttag auf den Sabbat, und wird Mrk. 15, 42 durch npooaßßaxov erklärt, und auch (was Mey, mit Unrecht leugnete) in v. 31 unsers Gap. absolut gebraucht, wird aber nie von dem Rfisttag auf den ersten Tag der großen Jahresfeste ttbertragen. Denn der Freitag erhielt diesen Namen daher, weil an demselben die Zarflstung auf den Sabbat, durch Kochen der Speisen ffir den Sabbat ge- schah, an welchem das Feueranzfinden zum Kochen in den Wohnhäusern Ex. 30, 3 verboten war. Dieses Verbot bezog sich nur auf den Sabbat, nicht auch auf den ersten Tag der hohen Feste, an welchen die Speisen gekocht werden konten. Femer kann icapaoxeuT) xoo icaox^ nicht, wie die Vertreter der ersten Ansicht behaupten, Uebersetzung von TO|n 3*^9 sein, weil xo icaoxA weder in diesem Zusammenhango noch fiberhaupt den ersten Paschatag bezeichnet, sondern nur Paschalamm, Pascha- mahl oder Paschafest bedeutet. Bei der Zeitbestimmung hier kann also Too icao](a nicht das Paschaessen, sondern nur das Paschafest bezeich- nen, und icapaoxeuiQ too Tciarfa nur von dem in das Paschafest fedlen- den Freitag verstanden werden. Dieser Aufilassung steht auch bei dem Gebrauche des Genetivs ffir innere Beziehungen entfernterer Art ein sprachliches Bedenken nicht entgegen; vgl Winer Gramm. §. 30, 2 S. 177 f. ^ Die weitere Angabe wpa ok Sxry) steht, wenn nach jfidi- scher Stundenzählung die Mittagszeit, um 12 Uhr, gemeint sein solte, nicht nur mit Mrk. 15, 25, wonach Jesus um die dritte Stunde d. i. gegen 9 Uhr vormittags gekreuzigt wurde, in Widerspruch, sondern laßt sich auch schwer mit dem fibrigen Berichte des Johannes ver- 1) Ganz nichtig ist der Einwand von Weiß, daß ,hier, wo der Evan- gelist Tag und Stunde genau angibt, der Ausdruck ,,der Freitag im Pascha*' far nicht passen würde, da ja jeder der Festtage auf einen Freitag fallen onte und so der Tag ganz unbestimt bliebe.' Johannes will ja rar nicht angeben, an welchem der sieben Festtage Jesus zum Tode verurteilt wurde, sondern daß dies am fVeita^ im Pascluifeste geschah. Nicht begründeter ist der weitere Einwand: »Die Bemerkung, daß es der Freitag der Pascha- woche war, war nach 13, 1 u. 18, 28 ganz überflfissig und die Bezeichnung des ersten großen Festtags, der selbst Sabbatcharakter hatte, nach seiner Beziehung auf den folgenden Wochensabbat höchst unpassend', da Weiß für diese beiden Behauptungen Beweisgründe anzugeben unterlassen hat 36* 548 Job. XIX, 14. 15. einigen. Da nämlich Jesus in der Frühe d. i. vor oder gegen Tages- anbruch ZQ Pilatus geführt wurde (18, 28), so ist nicht einzusehen, wie die Verhandlung einen yollen halben Tag gedauert haben soll. Aber die Voraussetzung, daB Johannes die Tagesstunden durchweg nach jü- discher Zählungsweise angebe, ist nicht bündig bewiesen. Vielmehr ist sie schon mit 4, 6 kaum vereinbar und hier in unserem V. muS eine Stunde vor 9 Uhr vormittags gemeint sein. Denn um 9 Uhr begann das Morgenopfer, an welches sich die Darbringung der Fest- Brand- und Dankopfer anschloß. Um diese Zeit mußten die Hohenpriester ihre Verhandlung mit Pilatus und Jesus beendigt haben, wenn sie Pa- schaopfermahl der Chagiga bereiten und halten weiten. Femer hat Wieseler in den Beiträgen S. 252 erwiesen, daß schon zur Zeit des Strabo und Plinins, also noch vor Abfassung unseres Evangeliums die römische Stundenzählung von Bfittemacht an in Eleinasien sich ver- breitet hatte. Demnach steht der Annahme, daß Johannes in seinem Berichte über die Verurteilung Jesu durch den römischen Procurator die Zeit nach der römischen Stundenzählung angegeben hat, nichts entgegen. Nach dieser ist «opa o>c Sxxt) eine richtige Angabe, wenn man das ä>c beachtet. Das Synedrium hatte schon bei dem zweiten Hahnenkrähen d. i. gegen 5 Uhr morgens Jesum verurteilt (vgl. Luk. 22, 60 f. u. Mrk. 14, 72). Bei der Eile aber, mit welcher die Hohenpriester um der Festfeier willen die Sache betrieben, wird die Abführung Jesu zu Pi- latus nicht lange nach 5 Uhr (prima hccej erfolgt sein. Die Verhand- lung mit Pilatus aber konte auch bei Einrechnung einer Stunde für die Sendung Jesu zu Herodes um die sechste Stunde, etwa zwischen 6 und 7 Uhr so weit gediehen sei, daß Pilatus sich auf den Richterstnhl sezte, um den Prozeß mit der Uebergabe Jesu an die Juden abzu- schließen. Dann konte Jesus auch in der dritten Stunde, g^^n 9 Uhr vormittags, gekreuzigt werden, wie Mark. 15, 25 berichtet, i Die Verhandlung eröffiiete Pilatus mit dem an die Juden gerichte- ten Worte : „Siehe da euer König". Dieses Wort war weder ein er- neuter Versuch, die Juden noch zur Besinnung zu bringen '(/?a«r. Hngsth., Etv.)^ noch Zeichen der Unschlüssigkeit und des Widerstre- bens (Lcke., de W., Mey.)^ da beide Annahmen der feierlichen Ein- führung des entscheidenden Spruches (v. 13) nicht entsprechen; noch ,soll dies Wort zeigen, daß er auf ihr Drängen das Jesu vorgeworfene Verbrechen thatsächllch anerkennen wolle, dies aber nicht in der Form eines ordentlichen Richterspruches, der die Thatsache feststelt, sondern mit der spöttischen Wendung, welche die Frage der Schuld 1) Diese Ausgleichung der Differenz ist demnach nichts weniger als ein bioser Notbehelf, wird vieüunehr dadurch vollkommen gerechtfertigt, dafi iJle anderen Ausffleichungsversuche erweislich mislun^en sind und doch weder ein Irrtum des Jobannes in seinem in allen übngen Punkten so genAuen Berichte warscheinlich ist, noch weniger aber ein Pseudojobannes des zweiten Jahrhunderts die Zeit der Ereuzigong Jesu in Widerspruch mit der evan- gelischen Ueberliefemng Mrk. 15, 25 gesezt haben wird. VgL hiermit die Anmerk. in m. Oomment. zu Matth. S. 585. Joh. XIX, 15. 16. 549 offen läßt, ausspricht^ (Weiß). Denn von einem Richtersprach kann hier noch nicht die Rede sein , da mit dieser Yorffthrnng Jesa die ge- richtliche Verhandlung erst eröffnet wird. Die Bezeichnung Jesn 6 ßa- atXeu^ u{iQ)v ist ein Wort des Spottes, mit welchem Pilatus die Juden, denen er hatte nachgeben müssen, verhöhnt. — Y. 15. Die Jaden ant- worteten mit dem Geschrei: „Weg, weg! kreuzige ihn." apov tolle schaffe weg. Pilatus erwidert: „Euren König soll ich kreuzigen?" Die Wiederholung tov ßaoiXia opicuv ist Fortsetzung des Hohnes, die den Aerger deutlich verräth, mit welchem Pilatus in die Kreuzigung ein- willigt, nicht aber ,con8tatiren soll, daB er lediglich auf ihr Verlangen den von ihnen fßr einen Kronprätendenten Erklärten kreuzigen lasse* {fVeiß), Denn mit dieser Frage nötigte er die Hohenpriester zu der Erklärung: „Wir haben keinen König außer dem Kaiser", während ihm wol bekant war, wie diese Hierarchen nur mit innerem Wider- streben sich unter die Herschaft des römischen Kaisers beugten. Sie hätten zwar antworten können: ,dieser Mensch ist nicht unser König, sondern hat sich Königswürde angemaßt und dadurch sich des Todes schuldig gemacht.* Auch auf diese Erklärung hin würde Pilatus nach der Drohung der Juden mit der Ungnade des Kaisers (t. 12) Jesum verurteilt haben. Aber ihr leidenschaftlicher Haß gegen Jesum trieb sie eine Antwort zu geben, mit der sie die Hoffnung Israels, das mes- sianische Königtum, verleugneten. Denn sie wußten ja recht gut, daß Jesus nur in diesem Sinne König sein weite. Jesum negant usque eo ut omnino Christum negent (Beng,), Ihre Antwort hatte eine tiefere Bedeutung als sie ahnten, wie das Wort des Kiyafas 11, 49 f. Indem sie Christum, ihren warhaftigen König verwarfen und dem Tode über- antworteten, hörten sie in der That auf Gottes Volk und Reich zu sein, und fielen der Weltmacht anheim, durch die Gott seine Rache an ihnen vollstrekt, vgl. Luk. 19, 27. Caesarem sibi elegerunt regem: a Caesare deleii sunt idque in ipso Paschatis festo (Lampe u. Hngsth.). — V. 16*. Da nun übergab er ihn ihnen, damit er gekreu- zigt würde", nachdem Pilatus sich laut Matt. 27, 24 noch durch die symbolische Handlung des Händewaschens von der Schuld an diesem Blute losgesagt hatte. Ein förmlicher Urteilsspruch des Pilatus ist nicht erwähnt und von ihm wol auch nicht gefUlt worden. Die Uebergabe Jesu an die Hohenpriester (auxot; sind die dp^iepaic v. 15) vertrat denselben, irapi&cuxev bed. nicht: nachgeben (Grot., Bg.-Cr., Bäuml\ weder hier noch in Mtth.27,26 u. Mrk.15,15. Den jüdischen Oberen als den eigentlichen Urhebern der Kreuzigung übergab Pilatus Jesum, obwol die Kreuzigung von seinen Soldaten vollstrekt wurde und er die Aufschrift über das Kreuz sezte. V. 16*» — 30.* Die Vorgänge bei der Kreuzigung bis zum Ver- 1) V. 16. Der Reo. itap^Xaßov U (mit AEHIKS al.) hat Tisch, 8 icap^X. ouv in BLX vorgezogen und nach denselben Codd. xal dmjfcqov (oder i^^apv) als einen warscheinlich ans Mtth. 27, 31 hereingekommenen Zusatz gestri- chen. — V. 17. Die Rec tov oraopov aoioü (oüioü) mit EHKMS al ist war- 550 Jok XIX 16—18. scheiden Jesu erzählt Johannes mehr summarisch, indem er nnr die Momente genauer mitteilt, die teils die Stimmung des Pilatus gegen die jüdischen Oberen weiter charakterisiren (v. 19 — 22), teils Jesu Fflr- sorge für seine Mutter und seine Selbsthingabe in den Tod zeigen (V. 25 — 30). — V. 16^. „Sie nahmen nun Jesum/' Subject zu icap£Xa- ßov sind die apxiepeü;, nicht die Soldaten {de W., Bg.-Cr., Hngstb. u. Aeltere). Das xal aicij^a^ov der Rec, welches an die Soldaten denken laßt, ist unecht. — Y. 17. „Und sein Kreuz tragend giug er hinans an den Ort genant Schädelstätte, auf hebräisch Golgotha.'^ igi^X&ev ans der Stadt, denn nach jüdischer und römischer Sitte wurden die Hinrich- tungen außerhalb der Städte vollzogen. Den Umstand, daß man unter- wegs den vom Acker kommenden Cyrenäer Simon nötigte das Kreuz zu tragen, weil man vermutlich das Znsammenbrechen Jesu unter der Last des Kreuzes befOrchtete (Mtth. 27, 32. Mrk. 15, 21. Luk. 23, 26), ttbergeht Johannes als nebensächlich und hebt hervor, daß Jesus sich das Kreuz trug; doch schwerlich um den Ck)ntrast zu der bisherigen Erscheinung Jesu z.B. 18,6, anzudeuten {Lthdt,)^ sondern wol als vor- bildlich fttr die Jünger, wie weit die Vorschrift in Jesu Nachfolge sein Kreuz auf sich zu nehmen (Mtth. 10, 3. 16,24. Mrk. 8,34. 10, 21. Luk. 9, 23. 14, 27) wörtlich zu erfüllen sei Das Kreuz, welches Jesus trug, war nicht blos das Querholz (patibuhan)^ sondern das ganze aus P&hl und Querholz zusammengesezte Kreuz; vgl,ZoeckL a. a. 0. S.103. FoX- 7o»a («nabj für «nVabj von nbiba Schädel) hieß der Ort nicht als Hin- richtungsplatz von den dort liegenden Schädeln hingerichteter Ver- brecher, denn die Juden ließen Todtengebeine nicht unbeerdigt liegen, sondejm von seiner Gestalt (xpavioo xoico^, bei Luk. xpaviov), die eine gewisse Aehnlichkeit mit einem Schädel zeigte, s. zu Mtth. 27, 32. Dort kreuzigten sie Jesum und mit ihm andere zwei Ivreodsv x. ivtsu&sv hier und dort neben Jesum in der Mitte, zur rechten und linken Seite Jesu. Ob dies auf Anordnung des Pilatus oder auf Andringen der Hohenpriester geschah, läßt sich nicht entscheiden. Dadurch wurde, wie Jesus Luk. 22, 37 vorausgesagt hatte, das SchriAwort Jes. 53, 12 daß er zu den Uebelthätem gerechnet wird, erfült. — Ueber die noch immer streitige Lage von Golgotha und über die Art der Kreuzigung, bei der nicht blos die ausgespannten Hände an das Querholz, sondern auch die Füße an den Kreuzesstamm angenagelt wurden, s. das Nähere in m. Gomm. zu Mtth. 27, 33 u. 34. scheinlich Nachbessenuig der auffallend eracheiiienden Lesart kaoxiS tov stou- pöv, welche Tisch. 8 naeh mZD xl aoim t. ot. in BJ^ aufgenommen hat. — V. 24. 1^ X^Youoa bei 7X7]pu)&in[ (Rec. mit All aL) hat Tisch, 8 nach ttB 249 a b ceff, gestrichen. — V. 26. Bei t^ jjLTjxpi fehlt «ütoD der Bec. (mit AYrAll «/.) in ikBLX u. Minusk. und ist von Tisch. 8 weggelassen worden. — V. 29. ouv nach axEuo<; und ot II ic^Tjoaviec (Bec. mit Dsupp.YT al.) fehlt in vtBLXa b e. welche ouv hinter oicö^jov haben. Tisch. 8 hat daher die kürzere Lesart dieser Codd. aufgenommen, da die Bec. eine Erweiterung nach Mtth. 27, 48 zu sein scheint ^ V. 30. Die Weglassung des Subjects 6 It]oou<; alleüi nach K* a em. bei Tisch. 8 ist nicht zu biUigen. 3oL XIX 19—24 &5l y. 19 — 22. Uober die Aufschrift am Kreuze oben, welche Mtth. 27, 37. Mrk. lö, 26 n. Luk. 23, 38 nur kurz emrfthnen, berichtet Jo- hannes ansAhrlicher. Es war Sitte, eine Tafel, auf der das Verbrechen der Missethäter geschrieben war, oben am Kreuze anzubringen. Diese Tafel hieß in der römisch^p Gerichtssprache Htukts, griech. titXoc* Auf diese Tafel schrieb (lieB schreiben) Pilatus: ,^e8ns der Nazarener, der König der Juden'*, in hebräischer, römischer und griechischer Sprache, den Sprachen der drei Völker, die damals im jüdischen Lande zusammentrafen und den geschichtlichen Beruf, das Christentum in die Welt einzufahren, erfüllen solten. Mit dieser Au&chrift hatte es Pilatus auch auf Verhöhnung der Juden abgesehen. Da nun die Kreuzigungs- stätte nahe bei der Stadt wAr und die Aufechrift von vielen Juden, die das Schauspiel der Kreuzigung sich ansehen weiten, gelesen wurde, so verlangten die Hohenpriester eine Aenderung der Aufschrift, dahin lautend: „Jener (nämlich Jesus, dessen Namen sie nicht Aber ihre Lippen bringen) sagte: Ich bin der König der Juden." Der Hohn solte sich gegen Jesum wenden. Aber Pilatus wies mit den Worten: „was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben*' ihren Antrag zurflck. Die Hohenpriester weiten durch die beantragte Aenderung die Schmach von ihrem Volke abwenden, daB man einen gekreuzigten Missethäter seinen König nenne. Pilatus aber ahnete bei dem Beharren auf dem was er geschrieben nicht, daß er dadurch Jesum als den verheißenen König Israels bezeichnete. Johannes teilt diese Sache mit, weil dadurch die beabsichtigte Verhöhnung der Juden — smgulari gtiodam Dei in- sHnctu, wie Lampe sich ausdrfikt — zu einem aller Welt kundigen Zeugnisse von Jesu Messianität wurde (Lthdt, Bngsth., Weijf). V.23 u. 24. Verteilung der Kleider. Nach Beendigung der Kreu- zigung verteilten die vier Soldaten, die das Geschäft besorgt hatten, die Kleider Jesu (xa i(idma das Obergewand, den Oflrtel, die Kopf- bedeckung und die Sandalen), die ihm vor der Annagelung ans Kreuz angezogen worden, unter sich in vier Teile*, fär jeden ein Teil. Den XtT&v aber, den hemdartigen Leibrock, der ohne Nath von oben d. h. von der HsJsöffiiung an bis unten ganz aus einem Stflcke gewebt war (wie der Priesterrock nach Joseph. Anti. III, 7, 4), weiten sie nicht zertrennen (oxiCstv), und beschlossen ihn unter sich zu veriosen, damit, wie Johannes bemerkt, die Schrift erfüllet würde: „Sie haben meine Kleider sich vorteilt und Aber mein Gewand das Los geworfen." Ps.22, 10 nach den LXX angeführt. Die beiden Sätze des Ps. drücken nach dem hebr. parallelisnms membrorum denselben (bedanken in der Form einer Steigerung aus, und xov t|iaTio(ftov i&oo (*^)^n^) bedeutet die Klei- dung, nicht spedell den x^t«yv im Unterschiede von toi l)AatUE i&oo (*tnän). Auch Johannes hat den Sinn richtig verstanden, aber in dem eigentümlichen Verfahren mit Jesu Kleidern, nach welchem sowol das Verteilen als das Losen stattfand , eine eclatante ErfÜBung des Schriftr Wortes nach göttlicher Fügung erblikt, auf die er hinweist. Mit diesem Hinweise aber hebt er nur den tieferen Sinn des Psalmwortes hervor, ohne den tyi»schen Charakter der WeiBagung, die ihrem nächsten ge- 552 Joh. XIX, 24. 25. 3cldchtlichen Sinne nach auf David sich bezieht, in Abrede gtellen zu wollen. Uebrigens erwähnen die früheren Evangelisten in ihren kurzen Notizen ttber die Eleiderverteilong anch das Loswerfen (Mtth. 27, 35. Mrk. 15, 24 n. Lnk. 23, 34), wonach ohne Zweifel auch die Znteüong der vier Tdle, die ihrem Werte nach n|pht gleich waren, dorch das Los entschieden wurde. „Dies nun thaten die Kriegsknechte ^'. Mit diesem Thun steht aber im stärksten Contraste V. 25—27 die liebevolle Fürsorge Jesu für seine Mutter, V. 25, „Es standen aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter Maria des Elopas (Weib) und Maria Magdalene/^ «apa X({) oraupcf) bei d. i. nahe vor dem Kreuze. Nach Mtth. 27, 56 u. Mrk. 15, 40 standen beim Verscheiden Jesu Maria Magdalene und zwei andere galiläische Frauen aico |iaxpo&ev von ferne; warscheinlich waren sie, nachdem Jesus seine Mutter der Fürsorge des Johannes über- wiesen hatte und verschieden war (nicht vorher, wie Lcke. u. Olsh. meinen), etwas femer getreten. Streitig ist unter den AuslL, ob iq a^f 1^ Tqc |&i)Tpbc auxoo von Mapta tou KXcoica verschieden oder eine Person mit derselben sei. Aus der Yergleichung der angef. Stellen des Matth. u. Mark, erhellt, daß die Maria des Elopas die Mutter des Jakobns minor war und außerdem noch Salome, die Mutter der Zehe- däussöhne (des Johannes und Jakobus ma^'or)^ anwesend war. Daraas haben Wieseler (Studien u. Erit. 1840 S. 648 ff.), Lcke., Mey,, Lehm. u. Tisch, gefolgert, daß unter der di&eXfi) der Mutter Jesu die Salome zu verstehen, und diese dSeXcpYf auch schon aus dem Grunde von der Maria des Elopas zu unterscheiden sei, weil nicht zwei Schwestern den gleichen Namen Maria geführt haben werden, wie man annehmen müßte, wenn dieselbe mit der Schwester der Mutter Jesu identisch wäre. Aber gegen die Identificirung der Schwester der Mutter Jesu mit der Salome der Mutter des Johannes spricht entscheidend schon der Umstand, daß weder in der evangelischen Geschichte noch in der altkirchlichen Ueberlieferung eine Spur von der daraus sich ergeben- den Yetterschaft des Johannes mit Jesu zu entdecken ist. Eben so ent- scheidend spricht gegen die Verschiedenheit der aSsXf ij der Mutter Jesu von der Mapia xoS KX. das Fehlen einer Copnla (xa{ oder ts) vor Map(a, während die wirklich verschiedenen Frauen durch xa( mit einander verbunden sind. KXanca^ ist eine Person mit dem in den Apostelverzeichnissen Mtth. 10, 3 u. Mrk. 3, 18 als Vater des Jakobus genanten ' AXfatb^ und war nach Hegesipp. bei Euseb. h. eccL III, II ein Bruder Josephs des Pflegevaters Jesu. Infolge dieser Verwandt- schaft der Männer wird seine Frau statt Schwägerin aSeXfi^ der Mutter Jesu genant und vor der Maria Magd, erwähnt, während diese sonst an der Spitze der galiläischen Frauen steht, wogegen Salome bei Mttb. u. Mrk. die dritte Stelle einnimt; vgl. m. Ck>mm. zu Mtth. 12, 46 S.307. Wenn aber hiemach Johannes außer der Mutter Jesu nur zwei Fnm^ nent, so ist dies einfach daraus zu erklären, daß er die Aufzählung aller anwesenden nicht fftr nötig hielt, weil über sie nichts besonderes mitzuteilen war. Auch Matth. und Mark, nennen nicht alle, sondern Job. XIX, 2&— 2& 5&3 nur Maria Magd, und die Maria des Jakobns als der OraUegnng sni* sehend und nach dem Sabbat mit Spezereien zam Grabe gehend Mtth. 27, 61 n. 27, 1. Mrk. 15, 47 nnd erst 15, 1 noch die Salome, während wir ans Lnk. 23, 55 vgl. mit 24, 1 n. 10 erfahren, daß außer diesen noch Johanna und die übrigen Frauen, die Jesu aus Galiläa gefolgt waren, die Grablegung schauten und nach dem Sabbat mit Spezereien zum Grabe gingen. — Y. 26 f. Da Jesus die Mutter und den Jünger, den er lieb hatte, dastehen sah, sprach er zur Mutter: „Weib, siehe da dein Sohn^S ^^^^ ^um Jttnger: „Siehe da deine Mutter'^ Wegen ^uvai s. die Bemerk, zu 2, 4, und Aber |ia^xi)v 8v i^aica die Erkl. zu 13, 23 (S. 445). Mit diesen Worten be&hl Jesus seine Mutter der kindlichen Fflrsorge des Johannes, nicht den Johannes der mütter- lichen Ftlrsorge der Maria, wie katholische AuslL, selbst ein Quesnel, die Worte deuten. Dies ergibt sich unzweifelhaft aus der folgenden Bemerkung, daß ?on jener Stunde an der Jttnger die Maria eU ta X^ia d. h. zu sich in seine Wohnung aufoahm. Das aic' ixd(vi)^ r^c o>pac ist nicht so zu pressen, daß Johannes sofort noch vor oder gleich nach dem Verscheiden Jesu die Maria in sein Haus angenommen und in Jerusalem ein Haus besessen habe. Es ist doch psychologisch das War- scheinlichere, daß Maria und audi Johannes erst nach dem Tode und der Grablegung Jesu die Stätte verließen (Lthdt). V. 28 — 30. Der Tod Jesu. — V. 28. „Nach diesem, da Jesus wußte, daß schon alles vollbracht sei, damit die Schrift ganz orfilllet würde, sprach er: Mich dttrstet.^^ [Mta xoSto nach der Scene mit Maria und Johannes. el&<»c wie 13, 1. icavxa Tsx^Xeoxai ist natürlich sein ganzes Lebenswerk (17, 4). Der Satz fva xeX. r^ YP^T^ "^^ schon von Chrys., Theophyl, Euthym, und noch von Lcke., de W., Brckn,, Bg.'Cr., Stier, Bofm. (Schriftbew. II, 1 S. 314), Hngsib,, God.xL Weiß zum folgenden Xi^ev gezogen, wonach gesagt würde, daß die lezte Er- füllung der Schrift noch fehlte, und Jesus zur vollen Erfüllung noch das &i<|/(i> nach Ps. 69, 22 gesprochen hätte. In diesem Falle würde icavxa xex^Xeoxav alles bis auf das noch zu erfüllende hv^ bezeichnen. Aber abgesehen von dieser Beschränkung des icflEvxa, für die man geltend macht, daß Jesus erst, nachdem er den ihm gereichten Trank genommen hatte, xexiXeoxai sprach (v. 30), würde Johannes, wenn er mit fkv^m eine noch rückständige Erfüllung der Schrift gemeint hätte, auch nach seiner Gewohnheit das zu erfüllende Wort des A. T. (Ps. 69, 22) angeführt und 9cXT)|Mod{ nicht xsX8uo&{ gesagt oder wenigstens den Jesu gereichten Trank nach der LXX als x^^^ ^^^ ^^'^ so bez^chnet haben, daß schriftkundige Leser die Beziehung auf Ps. 69, 22 erkennen konten, wie Matth.27,24 den bittersauren Trank bezeichnet, der Jesu vor der Annagelung an das Kreuz gereicht wurde. Auch kann xeXsi- cod{ nach dem unmittelbar vorhergehenden xsxiXeoxai nicht die Er- füllung eines einzelnen Schriftwortes ausdrücken, sondern nur das Zur endeführen der Schrift d. h. die volle Erftkllung der ganzen Schrift, alles dessen, was in der Schrift von Christo vorherverkündigt ist. Außerdem läßt sich für die Yoranstellung des tva xeX. iq yP« ^o^ ^ 554 Jok XIX, 28-^30. den Nachsatz einfUireiide X^^et kein zureichender Grand ersehen. — Ans allen diesen Gründen mttssen wir tva xeX, ij yp. zom Vorhergehen- den ziehen, mit Beng., ThoL, ffofm. (Weiß. n. Erf.II, 146), Lthdt., Stemm, n. A. — Zar YoUendong der Schrift d. h. zar vollen Aasfdhmng dessen was im A. T. von Christo d. i. von dem darch ihn zn verwirk- lichenden göttlichen Heilsrathschlasse verkflndigt war, gehörte haupt- sächlich die Hingabe seines Lebens in den Tod als Sühnopfer (Jes. 53, 10), im Vergleich mit der die in Ps. 69, 22 geweißagte Verhöhnnng durch Tränken ndt Galle and Essig ein untergeordnetes Moment war.— Nach dem Berichte Mtth. 27, 47 ff. u. Mrk. 15, 35 trieben zwar die Eriegsknechte bei Darreichung des begehrten Trankes ihren Spott mit Jesu, aber der Spott bezog sich auf den vorhergegangenen Ausruf 'HXl, 1^X1 Xa|i(ia oaßax^vi, nicht auf das von Jesu gesprochene Si^S, welches Johannes allein erwähnt, das aber für das richtige Verständnis des sammarischen Berichts des Matth. u. Mark, auch bei diesen voraus- gesezt werden muß. Der Ruf Jesu: &i^cd konte den rohen Eriegs- knechten keinen Anlaß zu dem Spotte (bei Mtth. u. Mrk.) bieten, son- dern eher Mitleid mit seiner Qual erwecken, wie denn auch einer ihm einen erquickenden Trank reichte. Das &t<]/o) sprach Jesus, weil er mit klarem Bewußtsein nach freiem WillensentBchlnsse sein Leben hingeben wolte. Nicht vor Durst, der die am Kreuze Hangenden unsäglich quälte, wolte er verschmachten, sondern nachdem er den Labetrunk genommen, der sein Leben noch eine Zeitlang hätte fristen können, ohne Verzug seinen Geist dem Vater übergeben, damit offenbar würde, daß nicht die Qual der Leiden seinen Tod herbeigeftlhrt habe. — V. 29. Den Trank reichte man ihm aus einem GeftSe, das mit o£xev flbergab den Lebensgeist an Gott Zu Tex^Xsorai bemerkt Beng. treffend: hoc verbum in corde Jesu erat V. 28, nunc ore pro/ertur. An dieses xex^Xecrrat schloß sich das Wort Luk. 23, 46 : „Vater, in deine Hände befehl ich meinen Gtoist*^ unmit- telbar an. Johannes t^t dieses Wort, das impHciie in dem icopiSoxs to iiv8U|Mi liegt, nicht mit, wie er auch vieles andere während der Kreuzigung Vorgefallene, z. B. die Verspottung Jesu vonseitoi der Vorübergehenden und selbst des einen Schachers, die Verfinsterung der Sonne u. a. m., als aus der evangelischen üeberlieferung den Ge- meinden bekant, unerwähnt gelassen hat. -— Das plötzliche Versehei- den Jesu nach dem Labetrunke und dem lauten Rufe haben namentlich Englische Gelehrte (Stroud, Barma, denen Ew., FriedHeb, Sepp n.A. Joh. XIX, SO. 3L 565 beistimten) ans einem Herzbmch erklären wollen, welcher dnrdi das UebermaB der physischen Leiden herbeigefflhrt worden sei Dagegen hat schon Langen (die lezten Tage S. 347 f., wo auch die nftheren literarischen Notizen za finden) richtig bemerkt, daß nach dem ein- stimmigen Urteile der Mediciner Herzbrach nnr bei Leuten vorge- rfikten Alters oder bei krankhafter Degeneration des Herzens vor- komme nnd auch znr Erklärung des HervorflieBena von Blut nnd Was- ser ans der Seitenwande (v. 34) nicht aasreiche. AuBerdem hat LihdU alle Yersnche, den Tod Jesu aof natürliche Weise zu erklären, als , vergebliehe Bemflhangen^ abgewiesen mit dem ein&cken, aber ent- scheidenden Grande: ,So wenig wir Jesn Eintritt in das leibliche Leben auf natargesetzlichem Wege nachweisen können, so wenig seinen Aas- tritt ans demselben/ y. 31 — 42. JesiiB im Tode. ^ Kreasabnahme und GrabLa* gung. — y. 31 — 37. Bewahrung des Leibes Jesu vor VersHimme- hing. — y. 31. Nach römischer Sitte blieben die Leichname am Erenze hängen, wo sie verwesten and den Raab vögeln zar Beate warden. Da- gegen selten noch Deot. 21, 22 f. die Leichname Gehenkter nicht ttber Nacht am Holze hängen blähen, sondern noch an demselben Tage be- graben werden. Diese yorschrift mochte von den Römern nicht immer beobachtet worden sein. Diesmal machte man aber eine Ausnahme. Da es Rflsttag war and der folgende Sabbat ein großer d. h. besonders heiliger Sabbattag war, so baten die Jaden Pilatas, die Tödtosg der Gekreazigten durch Zerschmettern der Schenkel, ihre Almahme vom Kreuze und die Beerdigung der Leichen zu verfügen. Diese Bitte begründen sie damit, daB die Leiber nicht am Sabbate am fijreuze blieben. Nicht das Paschafest bestimt sie zu dieser Bitte, sondern der Sabbat, dessen heiliger Charakter dadurch erhöht wurde, daß er mit dem zweiten Paschatage (dem 16. Nisan), dem Oarbenfeete (xö Spcf^fia), an welchem die Erstlingsgarbe dargebracht und damit die Ernte ge~ setzlich eröflhet wurde (Lev. 23, 10 — 14), zusammenfiel; vgl. m. bibl. Archäol. S.412 f. o. Wieseler ^ Synopse S.344£^ — lieber xaTea^äaiv 1) In V. 31 hat TUck, 8 die Worte ixsl xapaoxeüT) ^v mit v^BLÄY al, vor iva ^yJ gestelt, während sie in der Bec. mit AEGH al. erat nach iv T aaßßctTiu folgen. — y. 35. Statt der Bec iva h^^\Jhatte, also auch bei v. 14 nicht an den Abend des 14. Nisan, an dem das Taschalamm gegessen wurde, zu denken verleitet wurden; zweitens weil Johannes vom Garbenfeste kein Wort sa^ und eine Erklärung darfiber, wanim der ins Pascha fallende Sabbat als em großer ^t, zu geben nicht fttr nötig hielt Job. XIX, 34. a5. 667 durchaus nicht indicirt sei, and wird von Johannes als ein bedeutsames oTifietov mitgeteilt; doch weder als Zeichen des wirklich eingetretenen Todes (GroL, Lcke., de W., Ew.)^ noch als Zeichen, daß Jesu Leich- nam der Verwesung, welche mit Zersetzung des Blutes begint, ent- hoben, also der zerstörenden Macht des Todes entnommen geblieben ist {Hofm. Schriftb. a. a. 0.), oder daß seine Verklärung bereits be- gonnen habe {Lange L. J. II S. 1614 f., God,)^ sondern Blut, weil das Blut das Mittel der Versöhnung ist, als symbolisches Zeichen seines durch den blutigen Tod vollbrachten Erlösungswerkes (vgl. 1 Job. 1, 7. 5, 6. Apok. ö, 9), und Wasser als Symbol der Reinigung von Sttnden und zugleich des Lebensemeuerung wirkenden Geistes (7, 38), wie beides in der Taufe als Bad der Wiedergeburt (Tit 3, 5 vgl. Act 2, 38) vereinigt ist. So im Wesentlichen Hngstb., Llhdt, Stemm., auch Weiß nach dem Vorgange von August, Chrys. u. a. Kchw., welche leztere nur Blut und Wasser zu unvermittelt auf die beiden Sacramente bezogen haben. — V. 35. Um die heilsgeschichtliche Bedeutung dieser Vorgänge, besonders des FlieBens von Blut und Wasser aus der durchs stochenen Seite Jesu, zur Geltung zu bringen, sezt der Evangelist hinzu: „Und der es gesehen hat hat es bezeugt und warhaftig ist sein Zeugnis und er weiß daß er Wahres sagt, damit auch ihr glaubet/^ Diese nachdrückliche Berufung auf die Warhaftigkeit des Zeugnisses des Augenzeugen gilt zwar nicht blos dem Ausfließen von Blut und Wasser {Mey,)^ sondern, wie aus den mit^otp v.36 angefahrten Schrift- steilen zu ersehen, den drei v. 33 u. 34 erwähnten Tfaatsachen. Den- noch aber zeigt die unmittelbare Anknflpfung des xal o icopaxcuc ce/., daß damit hauptsächlich das dritte Moment als von dem Augenzeugen gesehen betont werden soll. Das Zerbrechen der Beine und der Lanzen- stich waren, obgleich in den summarischen Berichten der drei ersten Evangelien nicht erwähnt, doch ganz offenkundige Facta, die sich nicht wol in Zweifel ziehen ließen, während das HerausflieBen von Blut und Wasser aus der Seitenwunde nur von den Nahestehenden wargenom- men wurde, von diesen aber weder die Eriegsknechte, noch der wache- haltende Genturio, noch andere Juden, die es sahen, es besonders be- achtet haben werden, weil sie nicht so viel medicinische Eentnisse be- saßen, um darin etwas Außerordentliches zu erblicken, und selbst wenn sie meinten, daß Jesus schon vor dem Lanzenstiche verschieden war, doch vermuten mochten, daß erst dadurch der Tod sicher erwiesen worden sei. — Aus diesen Gründen hebt Johannes die Warhaftig- keit des mit eigenen Augen Gesehenen so nachdrücklich hervor, da er nicht blos den äußerlichen Vorgang gesehen, sondern im Lichte des Glaubens auch die heilsgeschichtliche Bedeutung desselben erkant hatte. Daß aber 6 icopaxoK der Apostel Johannes selbst ist, unterliegt keinem Zweifel. Das xaxetvoc berechtigt nicht zur Annahme der Verschieden- heit des Schreibenden von dem Zeugenden, wie Weisse, Schweizer, Kösti, Hlgf., Weizs. u. Ew. (bibl. Jahrb. X S. 88 ) behauptet haben; denn Johannes braucht das ihm so geläufige ixstvoc oft nur zur be- tonten Hervorhebung der betreffenden Person oder Sache in der Bed. 568 Job. XIX, 35--37. ,ebeii der^ z. B. 6, 39 nad ab Selbetbeseichniing des Snbjects in 9, 37 ganz wie Mer {LihdL). Das Perf. (iei&apxopijxev wie 1, 34, das Zeogms in seiner Giltigkeit als ein fortdauerndes ausdrückend. aXYjdtviQ echt, warhaft, wie ein Zeugnis sein soll, iva x. u|i. maTeuYjxs gibt den Zweck des Zeugnisses an. Grammatisch hftngt tva nicht von |ie|uipTup. ab, so daß das Folgende bis Xi^si parenthetisch zu fassen wäre, sondern knflpft einfach an Xd^ei an. £hr weiß daß er Wahres sagt, damit auch ihr (die Leser) glaubet {Mey., Lthdt,, fFeifi). moreoTj'ca absolut vom Glauben, daß Jesus der Sohn Gottes und Heiland ist, wie 1, 7. 11, 15; nicht glauben an die Warheit des Erzählten {Bäuml.), y. 36. „Denn geschehen ist dieses, damit die Schrift erftület wnrde.^^ Erst durch die Uebereinstimmung dessaoi was Jesu widerfahren ist mit dem in der Schrift vom Messias Geweißagten wird Jesus als der von Gott gesandte Heilsbringer erwiesen, rauta sind die v. 33 u. 34 mit- geteilten Ereignisse. Auf das erste bezieht sich das Schriftwort: „Ein Bein soll ihm nicht zerbrochen werden.^^ Dieses Wort ist nicht aus Ps. 34, 21 {Grot,, Brckn., Weiß u. A.), wo von den Grebeinen der le- benden Gerechten die Rede ist, sondern ans der Vorschrift Aber das Paschalamm genommen, aus Exod. 12,46: oorouv oo ouvTpit{ieTs die auTou (LXX), vgl. Num. 9, 12. Jesus solte dadurch, daß ihm bei 'sei- nem Tode kein Bein zerbrochen wurde, als das rechte Paschalamm dargestelt werden. Als das Lamm Gottes hatte schon der Täufer Jesum bezeugt 1, 29, und als das fftr uns geopferte Paschalamm wird Christas auch 1 Kor. 5, 7 betrachtet. Dagegen beweist der Einwand von Weiß, daß diese Anschauung weder in 1, 29 angedeutet, nocb eine typische Weißagungserf&Uung sonst mit iva icXif)pQ)&^ eingefdhft werde, gar nichts, weil er sich nur auf irrige Deutung von 1, 29 und einer ganzen Anzahl von messianischen Qtaten gründet Auch Ps.34,21 könte doch nur typisch auf Christum bezogen werden. Der Grund jener Vorschrift ist nicht der, den ich in meiner Archftol. S. 406 mit Bahr angenommen habe, nach 1 Eor. 10, 17 durch die Einheit und Integrität des zum Essen gegebenen Lammes die ungeteilte Einheit und Gottesgemein- schaft der Essenden abzubilden. Denn diese vrird vom Apostel ans der Einheit des Leibes Christi, der im Abendmahle genossen wird, nicht aus der Bereitung und dem Essen des Paschalammes geschlossen. Durch diese Vorschrift solte im Zusammenhange mit der Vorschrift über das Braten, nicht Kochen, und den Verboten des Austragens vom Fleisch aus dem Hause und des Uebriglassens von demselben zu ge- wöhnlichem Essen, die Behandlung des Lammes nach Menschoiwillkflr, gleich dem Verfahren mit anderen Schlachtthieren, verhindert werden und die gottgeordnete Bestimmung des Paschalammes bewahrt bleiben (Hofm,, Lthdt, Hngsib,), — V. 37. Auch das andere Schriftwort solte sich erfüllen: „Hinblicken werden sie auf den, welchen sie durchstochen haben^^ (eU ov Attraction für eU ixsivov ov). Gemeint ist Zach. 12, 10: ^"^^ ittfK-nM t^M ^o'^an, eine direct messianische Weißagung, nach dem Gmndtexto wiedergegeben, nur mit der Aenderung des *f^ auf mich in eU exeivov, um die Beziehung auf Jesum deutlich zu machen, wih- Job. UX, 37. 569 rend die LXX *npi ^nOK riK unrichtig avd' mv xaxopxiqoavTo (schmfth- lich behandelt) flbersezt haben. Der Prophet redet im Namen Jehova*s ; sein Wort ist n^im om, hiemach ist Jehova deijenige, den sie dorch^ bohrt haben and auf den sie nnn blicken werden. Jehova identificirt sich mit dem Messias, wie oft in den Propheten das Erscheinen des Messias nach seinem Wesensverhältnisse zu Gott als Offenbamng Je- hova's oder der Herrlichkeit Jehova's dargestelt ist. Vgl. Oehler, Theologie des A. T. II S. 253 f. — Luther hat hier (bei Job.) flbersest: ,8ie werden sehen in welchen sie gestochen haben', nach der Vnlgata: videbunl in quem iransfixerunt Diese Uebersetznng ist nicht richtig, da man nicht ixxevreiv eti; tiva, sondern ixxevxetv xiva (jemand durch- stechen oder erstechen) sagte, vgl. Jad. 9, 54. 1 Ohr. 10, 4. Jes. 14, 19 u. ö. bei Pohfb. Doch hat Baur aof diese anrichtige Uebersetzong die Deotang, ,daB sie nämlich in den gestochen haben, ans dessen Seite Blnt und Wasser floß' gegründet, die außer dem Verstoß gegen den Sprachgobrauch auch mit dem Wortlaute nicht im Einklänge steht, da nicht von dem Aasfließen von Blnt und Wasser, senden von dem Sehen auf den Darchstochenen die Rede ist Richtiger haben Vulg. n. Luther bei Zach, flbersezt: aspicient ad me quem cottfixerunt, ,8ie werden mich ansehen, welchen jene durchstochen haben', wobei nur das Jene weder im Texte steht noch im Contexte liegt — Die £r- fttllung des Schriftwortes, auf welche der Evangelist hinweist, besteht in dem Durchstochenhaben. Indem er aber das Prophetenwort anführt, in welchem das o<|;ovTai eU nach dem Ck>ntexte mehr als das iSsxiv- TT^oav betont ist, beabsichtigt er sichtlich die ErftQlung nicht auf das, was dem Leibe Jesu bei der Kreuzigung widerfahr, zu beschränken, sondern deutet damit zugleich an, daß auch das von dem Propheten geweißagte Hinblicken auf den Durchstochenen sich erfüllen werde. Den Anfang dieser Erfdllung deutet schon Luk.23,48 mit den Worten an: ,All6 bei diesem Schauspiele gegenwärtigen Yolksschaaren, als sie sahen was geschehen war, schlugen sich an ihre Brust und kehrten um' d. h. sie äußerten Betrübnis und kehrten in dieser Stimmung nach Hause zurflck. Der volle Anfang der ErfflUung aber zeigte sich in der Wirkung, welche die Rede des Petrus am ersten Pfingsttage auf die Zuhörer ausflbte, daß Dreitausend vom Schmerz der Reue ttber die Kreuzigung Jesu ergriffen in sich gingen und sich auf den Namen Jesu taufen ließen zur Vergebung der Sünden (Act 2, 37 — 41), und in den weiteren Erfolgen der apostolischen Predigt Act. 3 — 5. Die Erfüllung sezte sich fort in der Bekehrung der Juden durch die Predigt des Evangeliums in den folgenden Zeiten bis auf unsere Tage herab und wird sich nach Rom. 11, 25 ff. noch erfolgreicher bis zur Wiederkunft Christi zum Weltgerichte fortsetzen. Dann werden auch die, welche sich bis dahin nicht bekehrt haben, den in den Wolken des Himmels Erscheinenden, den sie durchstochen haben, sehen und vor Ver- zweifelung heulen (Apok. 1, 7). Vgl. m. Comm. zu Zach. 12, 10. Ohne Grund behauptet fFeifi, daß diese Deutung nicht beabsichtigt sei, ,da es dem Evangelisten nur (?) auf das Durchstechen ankommet Aber 560 JoL XIX, 37—89. wozu gibt er denn als Absicht seiner Mitteilong dieser Thatsachen ha xaX o\iJgU moxeoTjte an? Oder reicht etwa die blose Erkentnis des Za- sammenhangs der erwähnten Thatsachen mit der WeiBagnng hin, Glaa- ben zn wecken, wenn diese Erkentnis nicht schmerzliche Beoe nnd BnBe wirkt? Y. 30 — 42. IHe Kreuzabnahme und Grablegung Jesu, Vgl Mtth. 27, 57—61. Mrk.lÖ,42— 47. Luk.23, 50—56.1 — V.38. Danach bat Josq>h von Arimathia Pilatus, daß er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe, um ihn zu bestatten, {iexa tauta ist nicht so zu deuten, daB Joseph erst dann zu Pilatus ging, als man den beiden Sch&chem die Schenkel schon zerschlagen und Jesum in die Seite gestochen hatte, so daB anzunehmen wäre, man habe nach dem Beinbrechen mit der Ab- nahme vom Ej*euze eine Zeitlang gewartet, ob sich nicht jemand Jesu Leichnam ausbitten werde. Die fragliche Zeitangabe besagt nichts weiter, als daß Joseph sich den Leichnam Jesu ausbat, sobald er ge- hört hatte, daß die Gekreuzigten abgenommen werden selten nnd An- stalten dazu getroffen wurden. Nach Mrk« v. 44 f. verwunderte sich Pilatus darflber, daß Jesus schon gestorben wäre, und bewilligte die Bitte Josephs erst, nachdem der wachehaltende Centurio den Tod be- stätigt hatte. Während dessen hatten die Eriegsknechte das crurifra- gmm und den Lanzenstich ausgeftlhrt Da aber durch das crurifr. der Tod nicht sofort bewirkt, sondern nur beschleunigt wurde, so mußte man mit der Abnahme vom Ereuze noch eine Zeitlang warten, während welcher Joseph mit der von Pilatus erhaltenen Erlaubnis zur Ereuzes- stätte zurttkkehrte, um den Leichnam Jesu abzunehmen. Ueber Joseph von Arimathia s. die näheren Angaben bei Mark.u.Luk. Er war Mitglied des Synedriums und hatte der Verurteilung Jesu nicht zugestimt. Jo- hannes nent ihn einen Jünger Jesu, der aus Furcht vor den Juden seine Stellung zu Jesu verheimlicht hatte. Arimathia, sein Geburtsort, ist das hehr. Q'^rra^in 1 Sam. 1, 1 d. i. das Städtchen Roma, der Geburtsort Samuels, s. m. Gomm. zn 1 Sam. 1. „Er kam nun und nahm den Leich- nam Jesu ab". So nach der Rec^ta, während die von Tisch, vorge- zogene Lesart ^X&ov oov x. -^pov autov auf Joseph und seine Leute zu beziehen ist, die ihm halfen, da er allein die Abnahme nicht vollziehen konte. Der Tod Jesu hatte die Menschenfurcht Josephs über?ni&den, so daß er nun seinen Glauben thatsächlich kundgab. — Y. 39. Auch Nikodemus wurde durch den Tod Jesu von seiner Menschenfurcht be- freit. Dies liegt in der auf 3, 2 zurückweisenden Angabe: „der zu ihm (Jesu) das erste Mal (xb icpoiTov) bei Nacht gekommen war". Jezt kam er auch, um sich öffentlich an der Bestattung Jesu zu beteiligen und mit einer Gabe von 100 Pfund Spezereien zum Einbalsamiren die Größe seiner Liebe zu beweisen. (AtyiAa o)AopvY)^ cei, eine Mischung von pulverisirtem Myrrhenharz und Aloäholz. Die auffallende Menge, 1) V. 38. Die Lesart y^Xt^ov oov xa'i ^^pav aO-ov bei Tisch, 8 ist durch X* IL Oodd. der It. o. a. Veras, zu schwach beglaubigt, um den Vorzug vor d^ r^X^ev oüv xai Tjpsi to o«)|ia toü 'Ir;aoD der Kec. in ABD u. aller flbngen Majj. zu verdi^eo, zumal sie sich leicht als Verdeutlichung zu erkeimen gibt. Joh. XIX, 39-42. XX. 561 100 Pfand, doch leichteren Gewichts als das onsrige, berechtigt nicht zu Zweifeln an der Richtigkeit der Angabe, da nach 2 Chr. 16, 14 zu schließen ein Teil der Spezereien für das Lager der Leiche im Grabe bestirnt sein mochte. — V. 40 ff. Nach jüdischer Sitte (im Unterschiede Ton der ägyptischen Einbalsamimng, s. oben S. 393) banden sie den Leichnam in Leinwandstreifen (o&ovtoic) mit den Spezereien and legten ihn in ein neaes, noch anbenaztes Grab in einem Garten nahe bei der Kreazignngsstätte, weil wegen des Rasttages die Bestattung vor An- brach des Sabbats mit Sonnenantergang beendigt sein solte. — In Be- treff des Uebrigen s. die Erkl. za Matth. a. a. 0. Cap.XX. Die Offenbarung des Auferstandenen in Jerusalem. Der Vorgang der Aaferstehnng Jesa Christi wird von keinem der Evangelisten erzählt, nicht nur weil niemand ihn gesehen hat, sondern weil er flberhaapt kein für leibliche Aagen sichtbares Phänomen war. Christas erstand aus dem Grabe nicht wie Lazaras in irdischer Leib- lichkeit, sondern mit verklärtem, pneamatischem, für irdische Aagen ansichtbaren Leibe. Auch Matthäus, welcher allein die aaf Betrieb der Pharisäer angeordnete Yersiegelang and Bewachang des Grabes erwähnt, berichtet mit Rücksicht aaf dieses Factum über die Aufer- stehung Christi nur die wunderbaren Phänomene der Erschütterung der Grabesstätte und der Erscheinung eines Engels, welcher den Stein von des Grabes Thüre abwälzte (28, 2 f.). Von Christo selbst aber berichtet er, wie die anderen Evangelisten, nur einige Erscheinungen, durch welche er sich den galiläischen Dienerinnen und seinen Jüngern als von den Todten auferstanden kundgab, um sie von der Wirklichkeit seiner Auferstehung 'zu überzeugen. — Die Berichte der vier Evange- listen über diese Erscheinungen des Auferstandenen weichen aber in Bezug auf Ort, Zeit und umstände so erheblich von einander ab, daB die destructive Kritik in diesen Abweichungen unvereinbare Wider- sprüche gefunden und daraus den ungeschichtlichen Charakter der Be- richte gefolgert hat. S. die nähere Darlegung dieser Verschiedenheiten in m. Comm. zu Matth. 28 S. 598 ff. Dort habe ich gezeigt, daß bei aller Verschiedenheit im allgemeinen und besondem doch in den vier Evangelien auch bestirnte Momente sich finden, in welchen die üeber- einstimmung in den Hauptpunkten durchblikt, und daß die Differenzen sich daraus erklären, daß keiner der EvangeUsten darauf ausgeht, eine vollständige Geschichte sämtlicher Erscheinungen zu geben, vielmehr jeder einzelne nach dem besonderen Zwecke und Plane seines evange- lischen Berichts nur eine Auswahl mitteilt, die ihm für den geschicht- lichen Nachweis, daß Christus warhaftig auferstanden ist und seine Jünger schließlich für die Verkündigung des Evangeliums in der Welt ausgerüstet hat, hinreichend erschien. — um das zu Matth. Bemerkte Keil, Comment. xnm Evang. Joh. 36 562 JoL XX, 1—5. nicht zu wiederholen, werde ich mich hier auf genaue Erörterung des Johanneischen Berichts, unter Berücksichtigung der hierhei in Betracht kommenden Abweichungen von den synoptischen Berichten beschränken. Johannes erzählt in c. 20, wie Maria Magdalene am frühen Morgen nach dem Sabbate zum Grabe ging und, als sie den Stein vom Grabe abgewälzt sah, eilig Simon Petras und Johannes herbeiholte, die in das Grab hineingingen, darin die Binden und das Schweißtuch geordnet liegen sahen und dann nach Hause gingen. Maria aber blieb am Grabe weinend stehen und erblikte, als sie sich umwandte, einen Mann, den sie für den Gärtner hielt, der sich ihr aber bald als Jesus zu erkennen gab und ihr auftrug, seine Auffahrt zu Gott den Jüngern zu verkün- den, was sie auch ausrichtete (v. 1 — 18). Weiter berichtet er von zwei Erscheinungen Christi im Kreise der bei verschlossenen Thüren in Je- rusalem versammelten Jünger; die erste am Abende des Ostersonntags, und, weil damals Thomas nicht zugegen war, eine zweite acht Tage später um des Thomas willen, welcher der Mitteilung der anderen Jünger, daß sie den Herrn gesehen hatten, nicht glauben wolte, um auch ihn von der Wirklichkeit seiner Auferstehung zu überführen (V. 19—29). V. 1 — 10. Maria Magdalene und die beiden Jünger Petrus und Johannes am Grabe. — Y. 1. Am ersten Tage nach dem Sab- bate (fJLi^ xwv oaßßaxcov s. zu Mtth. 28, 1) d. i. am Sonntage komt Maria Magd, in der Frühe, als es noch dunkel war (vgl. Luk. 24, 1), zum Grabe und sieht den Stein, der den Eingang verschloß, vom Grabe weggenommen. V. 2. Da läuft sie zu Simon Petrus und Johannes (den anderen Jünger, welchen Jesus lieb hatte, wie 13,28) und sagte ihnen: „Weggenommen haben sie den Herrn aus dem Grabe und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben." Snbject zu igpav sind die Juden, die sie nicht zu nennen brauchte, weil niemand anders gemeint sein konte. Der Plural oiSap.ev aber zeigt, daß Maria Magd, nicht allein zum Grabe gegangen war, sondern, wie Mtth. 28, 1. Mrk. 16, 1 u. Luk. 24, 1. 10 berichten, mit ihr noch die andere Maria, die Salome, die Johanna und andere galiläische Jüngerinnen Jesu. Die Rede "Jpav xov xopiov cet, sezt nicht notwendig voraus, daß sie in das Grab hinein- geschaut und es leer gefunden hatte, sondern läßt sich auch als ein Schluß aus der Wegnahme des Steines am Eingange des Grabes be- greifen. — V. 3-^7. Beide Jünger liefen nun zum Grabe, Johannes schneller als Petrus, so daß er zuerst beim Grabe ankam, doch nicht hineinging, sondern icapaxo^ac sich nach vorne bückend hineinblikte und die Leinwandbinden darin liegen sah. Das schnellere Laufen des Johannes ist einfach aus seiner Jugend und dem Alter des Petrus zu erklären; nicht bei jenem aus seiner größeren Liebe zum Herrn, bei diesem aus der conscientia culpae dbnegati Domini (Lmp.). Daß aber Johannes nicht sofort ins Grab hineinging, davon hielt ihn natürliches Grauen zurück, nicht Scheu vor Yeranreinigung. Pe- trus aber, kühn und rasch im Handeln, ging sofort hinein und sah genau (Oecopei) die Binden und das Schweiß tuch, mit dem das Ge- JoL XX, 6—11. 563 siebt bedekt war, nicbt bei den Binden liegen, sondern gesondert (ycopU adverbiell) zusammengewickelt an einem Orte liegend ( el; Sva I01C0V nicht zu ivTexuXi^p.. sondern zu xeijxsvov gehörend). Daraas war zu erkennen, daß der Leichnam nicht geraubt worden war, sondern der Todte zum Leben erwacht sich seiner Umhüllung ruhig entledigt hatte. — Y. 8. Durch Petrus ermutigt ging auch Johannes in das Grab hinein und „sah es und glaubte^^ elSev den eben be- schriebenen Sachverhalt. iicCoreooev er glaubte, nicht dem was Maria v. 2 von der Wegnahme des Leichnams gesagt hatte (August., TheophyL, Erasm., Luther, Grol, Deng,, Ehr, U.A.), denn die Weg- nahme des Leichnams war Gegenstand des Sehens, nicht des Glaubens {LthdL\ sondern: daß Jesus auferstanden sei. So mit Chrys.n,Eu(hym. die Meisten. Dies zeigt der folgende Begründungssatz v. 9: „Sie wuß- ten (verstanden) noch nicht die Schrift, daß er von den Todten auf- erstehen solle ^' (Ssi von der göttlichen Notwendigkeit). Hätten sie dieses Schrift Verständnis gehabt, so hätte es nicht der Ueberführung durch sinnliche Thatsachen, wie des leeren Grabes bedurft. Aus dem Plur. -^^etoav ergibt sich übrigens, daß nicht nur Johannes, sondern auch Petrus zum Glauben gelangte, und der Sing. iic(oxeuosy daraus zu erklären ist, daß Johannes nur seine eigene Erfahrung erwähnt. — Das Nichtglauben der Jünger an die Auferstehung Christi, bis sie durch das leere Grab und dann weiter durch Erscheinungen des Auferstan- denen davon überzeugt wurden, läßt sich nicht als Beweis gegen die be- stirnten Yorhersagungen Jesu von seiner Auferstehung geltend machen, sezt vielmehr dieselben voraus, da sie ohne das Schriffcverständnis, welches ihnen erst später unter Leitung des Geistos aufging, auch am leeren Grabe nicht hätten zum Glauben an seine Auferstehung kommen können, wenn Jesus ihnen dieselbe nicht vorhergesagt hätte (Weiß). Die Thatsache aber, daß die Jünger erst durch sinnenfällige Erfah- rungen von der Wirklichkeit der Auferstehung Christi überzeugt wur- den, liefert einen evidenten Beweis gegen die Hypothese von Strauß und seiner Nachtreter, daß sie diesen Glauben aus der alttestament- lichen Weißagung geschöpft haben sollen. Das Yerständnis der Schrift d. h. die Erkentnis, daß in der Schrift des A. T. die Auferstehung Christi als im göttlichen Heilsrathschlusse begründet vorherverkündigt sei, diente, wie schon S. 158 bemerkt, nur zur festen Begründung ihres Glaubens, der durch das leere Grab und die Erscheinungen des Auferstandenen gewekt war. — Y. 10. Die beiden Jünger gingen nun (ouv nachdem sie aus dem Befunde des leeren Grabes den Glauben an seine Auferstehung gewonnen hatten) vom Grabe fort Tcpo? iaoxoo« d. h. nach Hause. V. 11 — 18. Die der Maria Magdalena zuteil gewordene Er- scheinung Christi.* — Y. 11. Als die Jünger nach Hause gingen, 1) Y. 11. Der Rec. rpoc to ^xyr^jisTov (in KOUX a.) haben Griesb, u. Tisch. icpoc -zw pTjuLsicj) in ABBEGEL al. vorgezogen. — Y. 13. Das durch ABDLOÄ al. bezeugte' xa\ vor X^^ouoiv hat Tisch, 8 nach tiabdfg Ylg. getilgt, ohne 36* 564 Joh. XX, 11—13. blieb Maria beim Grabe auBen stehen weinend. DaB sie nämlich den beiden Jüngern zum Grabe nachgefolgt, ist in hi slotTjxei angedeutet: die Jünger gingen nach Hanse, Maria aber stand bei dem Grabe. Irrig wird von Afey. n. A. angenommen, daß sie die Jünger nicht mehr dort getroffen habe und diese einen anderen Weg zurückgegangen seien. KXa(ouoa laut weinend darüber, daS Jesus nicht im Grabe zu finden, also nach ihrer Meinung sein Leichnam von jemand wegge- nommen war (y. 13). Die beiden Jünger hatten von ihrer Glaubens- ahnung, daß Jesus auferstanden sei, ihr nichts gesagt Sie waren selbst ihrer Sache nicht gewiB und würden auch schwerlich die Maria davon überzeugt und zum Verlassen des Grabes bewogen haben. — Y. 12 f. Weinend sieht sie sich bückend ins Grab hinein und schaut da zwei Engel in weißen Gewändern (Xeoxot( sc, l{JLax(otc) sitzend, den einen zu Hänpten, den andern zu den Füßen da, wo Jesu Leichnam ge- legen war. Sie hatten Jesu Leichnam in Frieden gehütet und konten von seiner Auferstehung Zeugnis geben (LthdL), — Die Engel sprachen zu ihr: „Weib, warum weinest du?" Sie antwortet: „Weggenommen haben sie meinen Herrn, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.*' — Diese Engelerscheinung ist ohne Zweifel dieselbe, von wel- cher die Synoptiker erzählen, daß nicht Maria Magdalene allein, son- dern auch die mit ihr zum Grabe gekommenen Frauen Engel im Grabe sahen, welche ihnen die Auferstehung des Herrn verkündigten und sie beauftragten, dies den Jüngern kund zu thun (Mtth. 28, 1. 5 — 7. Mrk. 16, 1 — 7. Luk. 24, 1 — 7). Die Differenz, daß Johannes nur die Maria Magd, nent, bildet keinen triftigen Grund gegen diese Gombination. Die Frauen gingen zum Grabe, um die Salbung von Jesu Leichnam zu beendigen. Mit diesem Vorhaben zeigten sie zwar ihre innige Liebe und Verehrung gegen Jesum, aber eine heilsgeschichtliche Bedeutung konte die Salbung des Leichnams nicht haben, und sie wurde auch durch die Auferstehung des Herrn vereitelt. Daher wird sie weder von Johannes noch von Matthäus erwähnt — Die vier evangelischen Be- richte lassen sich ohne Schwierigkeit so mit einander vereinigen: Am Sonntag morgens gingen Maria und die anderen galiläischen Frauen zum Grabe, um Jesu Leichnam zu salben. Als sie dahin kamen und den Stein abgewälzt sahen, eilte Maria Magd, zurück, um dies dem Petrus und Johannes anzuzeigen, während die anderen Frauen beim Grabe blieben und die Ankunft der beiden Jünger erwarteten. Als diese dann eiligst zum Grabe gekommen waren und beim Eintreten in dasselbe es leer fanden, gingen sie wieder nach Hause. Die Frauen aber blieben noch eine Weile beim Grabe stehen und erblikten, als sie in dasselbe hineinschauten , zwei Engel, die ihnen die Auferstehung des Herrn verkündigten, wie Mtth., Mrk. u. Luk. erzählen. Diese Engel- zureichenden Grund. — In v. 16 ist 'Eßpatott (bei Griesh., Tisch,), welches in der Bec mit AEGKLMS al fehlt, und vielleicht nur als selbstventindUch weggehissen wurde, durch \kBDLOX ausreichend bezeugt. — V. 17. Das }&oj bei xaxepa in der ersten Versbälfte (Bec) fehlt in \nBp al. und ist wol nnr aus der zweiten Yershalfte heraufgenommen. Joh. XX, 13—17. 565 erscheinuDg berichtet auch Johannes in t. 12, sezt aber die Freuden- botschaft der Engel als bekant voraas, nnd teilt in y. 13 nur die an die Maria gerichtete Frage: ,Weib, warum weinest du?* mit, um daran sofort die Erscheinung des Auferstandenen, die Maria dort erlebte,, anzureihen. Die anderen Frauen waren vermutlich gleich nach der Verkündigung der Auferstehung des Herrn fortgegangen, um diese freudenreiche Engelbotschaft den Jüngern zu bringen. Maria Magd, hingegen war darüber, daß sie den geliebten Meister nicht mehr sehen solte, so tief in Schmerz versunken, daß sie sich nicht entschließen konte, die Grabesstätte sogleich zu verlassen. y.l4. Als sie den Engeln ihren Kummer geklagt hatte, wandte sie sich um nach hinten — ob zu&llig oder weil sie das Geräusch eines Anwesenden vernommen hatte, ist nicht angedeutet — und sah Jesum stehen, erkante ihn aber nicht, weil ihr der Gedanke an Wiedersehen zu ferne lag und sie sich vielleicht seine Erscheinung nicht in gewöhn- licher Menschenkleidung vorstellen mochte; aber gewiß nicht wegen seiner von Schmerz und Tod entstelten Züge, denn eine Entstellung der Züge kann bei dem Auferstandenen nicht vorausgesezt werden, oder wegen der geheimnisvollen Veränderung seiner Leiblichkeit {Mey.\ wogegen der Umstand, daß sie ihn für den Gärtner hielt, entscheidend spricht, Jesus wolte nicht beim ersten Blick erkant sein. Er sprach zu ihr V. 15: „Weib, warum weinest du? Wen suchst du?*' In der Meinung, daß der Fragende der Gärtner sei, antwortete sie: „Herr, wenn du ihn weggetragen hast, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich will ihn holen'', nämlich um ihn anderswo zu bestatten. Den ünbekanten fOr den xtjtüoupyoc Gärtner oder Eigentümer des Gartens zu halten, lag ihr nahe, da so früh am Morgen sich dort kein Fremder erwarten ließ ; nicht weil er die Kleidung eines Gärtners anhatte [Oish,, Lcke., ThoL), Auch die Vermutung, daß derselbe den Leichnam an einen anderen Ort hingetragen habe, wird daraus begreiflich, daß das Grab nicht für Jesum hergerichtet war. Die Worte xa^o) aoxbv apS> sind schwerlich so gemeint, daß sie dies in eigener Person thun will, so daß man mit Äfey. sagen könte: ,die überschwängliche Liebe in ihrem Schmerze wägt ihre Kraft nicht', oder mit Luther (50 S. 427) : ,Sie vergißt alles beide, ihre weibliche Sitten und Person'. — V. 16. Da sagt Jesus ihr: „Maria". Der Ruf beim Namen mit der wolbe- kanten Stimme trift ihre Seele (Lthdt.). Sie wendet sich um und be- grüßt ihn freudig mit Rabbuni d. h. mein Herr, als den nun erkanten Meister. Das oxpaf eioa sezt nicht voraus, daß sie sich vorher noch nicht ganz Jesu zugewandt hatte (Lamp., Lcke., Hngsib. u. A.), sondern nur daß sie, ohne auf eine Antwort zu warten, sich in ihrer Aufregung dem Grabe wieder zugewandt hatte {Lthdt, Weiß). Ihre Antwort teilt Johannes auf hebräisch mit, weil sie in das Rabbuni ihre ganze Seele gelegt hatte {Stier, Lthdt.). Taßßoovi die damalige jüdische Aus- sprache des targumischen und rabbinischen Wortes, welches Buxtorf "«aHai. vocalisirt hat, galt respectvoller als Rabbi -^ s. zu Mrk. 10, 51. V. 17. Jesus sagte ihr weiter: „Rühre mich nicht an, denn ich bin 566 Job. XX, 17. noch nicht aufgefahren znm Yater; gehe aher hin zn meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gotte und eurem Gotte.^' Das [iiq |ioo aircou mit dem ange- gehenen Grunde erscheint sehr auffallend, da Jesus hei anderen Er- scheinungen die Jünger auffordert, ihn oder seine Wundenmale zu he- tasten, um sich von der Wirklichkeit seiner aus dem Tode erstandenen Person zu überzeugen. Es sezt aber voraus, daß Maria ihn nach der Begrüßung mit Rabbuni erfassen oder umfassen wolte. airieoOai heißt sinnlich berühren, aber nicht berühren im Sinne des prüfenden Be- tastens (wie Mey,, BäumU es fassen, das wäre tj/T^Xa^av), sondern um einen Gegenstand zu erfassen und festzuhalten {Steinm, Änferstehnngs- gesch. S. 79 vgl. S. 169). — Da dieso Offenbarung des Herrn mit der Mtth. 28 den galiläischen Frauen zuteil gewordenen zeitlich and sach- lich zusammeufölt und dort v. 9 von den Frauen gesagt ist: icpoosil- Oouoat ixpafryjoav autoü xouc noSot; xal TupoaexuvTjoav aoTcp, so haben Lcke,, Maier, LangCy Hlgf, u. Ew. das jjlt^' jxoü Stctou als üntersagnng des Umfassens der Eniee und der Anbetung .fassen wollen. Dagegen haf aber Steinm, mit Recht geltend gemacht, daß sowol der Ausdruck ainou als die Rücksicht auf die Eigentümlichkeit derMagdalenerin, einer geheilten Dämonischen, daraufführe, das ixpciTirioav zu betonen, daß also Jesus die Fortsetzung der durch seinen Tod unterbrochenen Ge- meinschaft menschlichnahen Verkehrs abweist. ^ Dazu stimt auch der Grund ouirco yap avaßißYjxa. Christus ist gekommen , nicht zur Repri- stination des früheren Verkehrs; er ist wiedergekommen, aber nicht um zu bleiben, sondern um zu scheiden' (Steinm, S.170). Das Wieder- kommen und Wiedersehen, welches er vor seinem Leiden den Jüngern zugesagt hat (14, 28. 16, 22), hatte er von seinem Hingange znm Vat«r abhängig gemacht. Demgemäß sagt er zur Marias Ich bin noch nicht zum Vater aufgefahren. Erst wenn er zum Vater gegangen sein wird, will er kommen zu neuer, seiner Verklärung entsprechender Lebens- gemeinschaft. Jezt ,ist er ihr erschienen, aber nicht um ihrer selbst willen, sondern lediglich um deretwillen, zu welchen er sie sofort ent- sendet: icopeuou hk irpo^ xouc exBeX^ooc pioo' (Steinm.), Den Jüngern soll sie die Botschaft bringen: ,Ich gehe zu meinem Vater und enerem Vater u. s. w.' Daß er aber sofort im Begriff stehe aufzufahren, also nicht aufgehalten sein wolle, weil er Eile habe, liegt weder in dem oStro) avaßeßTjxa, wie Baur, Köstl, U.A. meinen, noch in dem Präs. dvaßa(vo>, welches die Annahme einer mit der Auferstehung zusammen- 1) Nicht passend suchten Chrys,, Theod. Mops,, Theophyl,, Euthym.. Erasm. den Grund dieser Abweisung darin, daß sem schon göttlich gewor- dener Körper nicht mehr der gewöhnlichen Umgangsweise entspreche, und ganz verfehlt Olsh., mit Schleierm, darin, daß sein körperlich verklärtefl Leben noch zu zart gewesen sei, und Weisse gar darin, daß er noch körperlos ge- wesen sei und erst nach seiner Rükkehr zum Vater einen Körper habe wieder erhalten sollen. Eben so wenig liegt der Grund in einer Rüclaichtnahme auf Decorum (Mey,) oder in dem Drängen auf Eile, sich nicht mit Umarmungen aufzuhalten (Beza, Calov, Beng. xl A.), worauf auch Eofm.^s Erklamng im Schriftbew. Ü, 1, 524 hiuauskomt. Joh. XX, 17—19. 567 fallenden Himmelfahrt (Weisse, Baur, Hlgf,, Keim) ebenso wenig fordert, wie die ähnlichen Präsentia unaYco, icopeuofiai Ttpo^ xov ita- xlpa in den Abschiedsreden die unmittelbare Gegenwart ausdrücken. — Beachtung verdient die Bezeichnung der Jünger als aSeXcpou^ p.ou, die hier zum ersten Male vorkomt, da der Ausspruch Jesu Mtth. 12, 50. Mrk. 3, 35 ganz anderer Art ist. Sie ist nicht blos Ausdruck der Liebesgemeinschaft, die nach wie vor bestehen, troz seiner bevor- stehenden Erhöhung fortdauern soll ( Weiß\ um sie wegen ihrer Flucht zu beruhigen {Beng., LthdL\ was hier ganz ferne liegt. Noch weniger ist diese Benennung nur um der Maria willen gewählt, die daraus ent- nehmen solte, daß die Erscheinung ihres Herrn noch keine überirdische und verklärte sei (Mey,). Auch nent er die Jünger nicht seine Brüder, um auf die durch seinen mit der Auferstehung versiegelten Versöh- nungstod hervorgerufene innigere Gemeinschaft mit ihm hinzuweisen, indem sie dadurch, daß er sein Leben für sie hingegeben aus Freunden Brüder geworden 15, 15 {Hngsth.\ was sich aus der angeführten Stelle gar nicht folgern läßt, sondern in Bezug darauf, daß sie in die Ge- meinschaft seines Werkes eintreten, daß, wie der Vater ihn in die Welt gesandt hat, also auch sie in seinem Namen die gleiche Mission empfangen sollen {Sieinm). Seine Brüder sind sie geworden, wenn sein Gott auch ihr Gott, sein Vater auch der ihre ist, wenn sie in das unmittelbare Verhältnis zu Gott gelangt sind, welches er ihnen 16, 23 ff. in Aussicht gestelt hat. Dennoch sagt er nicht, ich fahre auf zu unse- rem Vater und unserem Gotte, sondern: ,zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gotte und eurem GotteS Denn der Unterschied zwischen Christo und seinen Jüngern, nach welchem er natura filius Dei, sie graüa Dei filii sind, wird weder durch die Himmelfahrt Christi noch durch das Eintreten der Jünger in sein auf Erden voll- brachtes Werk geändert. — V.18. Und Maria Magdal. that wie ihr ge- heißen war — Daß Jesus nach Erteilung dieses Auftrags vor ihren Augen verschwand, ist weder hier noch bei v. 23 u. 29 bemerkt, er- gibt sich aber aus der Art seiner Erscheinungen unzweifelhaft. V.19— 28. Die Offenbarungen des Auferstandenen im Kreise der Jünger. — Nicht lange nachdem der Herr sich der Maria als vom Grabe auferstanden zu erkennen gegeben und sie seinen Auftrag an die Jünger ausgerichtet hatte, erschien er dem Simon Petrus; wo und wie? ist nicht überliefert, da diese Erscheinung nur Luk. 24, 34 beiläufig erwähnt wird. Hierauf offenbarte er sich nachmittags den beiden nach Emmahus gehenden Jüngern (Luk. 24, 13 — 36) und am Abende den in Jerusalem bei verschlossenen Thüren versammelten Jüngern, worüber Luk. V. 36 u. 43 nur summarisch, Johannes hier umständlicher berichtet. Die beiden Berichte stimmen nicht nur hinsichtlich der Zeit, sondern auch der Sache nach überein. Luk. erwähnt zwar die Zeit nicht, aber aus der Frage Jesu: Habt ihr etwas zu essen? worauf die Jünger ihm ein Stück gebratenen Fisches vorlegen, ergibt sich, daß sie eben ge- gessen hatten oder wie es Mark. 16, 14 heißt, zu Tische saBen. Femer heben beide Evangelisten das Plötzliche und unerwartete und Geister- 568 Joh. XX, 19. hafte der Erscheinung hervor. Zwar ist der Zng, daß sie bei ver- schlossenen Thüren geschah, dem Johannes eigentümlich, wird aber erfordert znr Erklärung der Angabe des Luk. , die Apostel haben ge- glaubt einen Geist zu sehen {Hngsib.). Endlich ist die Anrede : elpi^vi) up.Tv und die Art, wie Jesus sich ihnen zu erkennen gibt und ihnen Vollmacht für ihren Beruf erteilt, beiden Berichten gemeinsam. Die Erscheinungen des Auferstandenen hatten nämlich einen do|^el- ten Zweck; 1. den, die Jünger von der Realität seiner Auferstehung zu überzeugen und im Glauben an ihn zu befestigen; 2. den, sie in das apostolische Amt der Verkündigung des Evangeliums einzuweisen und mit den dazu erforderlichen Mitteln auszurüsten. Dem ersten Zwecke dienten die Erscheinungen, welche der Maria Magdal. und den Emmahns- Jüngern zu teil wurden, und warscheinlich auch die welche Petrus empfing, worüber genauere Nachrichten fehlen. Der Maria MagdaL und den Emmahu^üugem offenbarte er sich in so ganz menschlicher Weise, daß jeder Zweifel an der Wirklichkeit seiner persönlichen Auf- erstehung beseitigt werden solte, und doch auch zugleich so, daß seine Erscheinung den Eindruck einer Verwandlung seines Wesens, d.h. seiner Verklärung machen konte. Bei den folgenden Erscheinungen tritt die verklärte Gestalt stärker hervor und den hauptsächlichsten Zweck der- selben bildet die Ausrüstung der Apostel für das Amt, zu welchem sie berufen waren. V. 19 — 23. Die Offenbarung am Abende des Ostersonniags.^ — V. 19. Am Abende des ersten Tages nach dem Sabbate, als die Thüren verschlossen waren, wo die Jünger sich befanden, aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und stand in der Mitte und sagte ihnen: „Friede euch." Der Plur. Oupai steht öfter von einer Thüre, weil sie aus zwei Flügeln bestand. xu)v ÖopSv ist die Eingangsthür zu dem Local, in welchem die Jünger versammelt waren. Das Verschlossensein der Thür aus Furcht vor den Juden erwähnt Johannes, nicht um die Situa- tion der Jünger zu bezeichnen. (ZcAr^.), so daß man das Oeffiien der Thür bei dem Kommen Jesu ergänzen dürfte {Schleierm. L. J. S. 474). Es soll vielmehr das Eintreten Jesu als ein wunderbares charakterisiren, doch nicht so, daß bei Jesu Kommen die Thüren sich plötzlich von selbst öffneten {Hieron., Cah),, Beza, Bg.-Cr. u. A.), sondern daß Jesus troz der verschlossenen Thüren plötzlich in der Mitte des Zimmers I 1) V. 19. Das oüvrj^^i^voi (Eec. mit EGKLM al) fehlt in vUBDIK al. und I ist von Tisch. 8 als Glossem gestrichen. — V. 20. Die Bec IBei^ev auxo?; — xai ir7;v icXeupdv autou mit EGKLM al, ist wol nnr Aendenmg der Lesart ! I^Ei^sv — xat T7;v icXeupov auToTc in tiABDI, welche Tisch. 8 aufgenommen hat >- In V. 21 hat Tisch. 8 6 ^^aouc der Bec, die durch ÄBI^^AJl a!. be* elaubigt ist, gestrichen, weil es in \kDLOX, Codd. der It., Vlg. u. a. Yens. fehlt, aber vielleicht nur in der Abbreviatur OIC nach — OIC ausgefallen ist — V. 23. (?v für Idv in AD ist durch iKBILOX al. überwiegend Cezemri Statt d^<}^eo&s SjvajjLiv iicsXOovTo? TOü oY^oü icveujxaTo; i5X. der Reo. mit \k^BDSXal ist war- schdnlich nach dem ersten conformirt und tov xdicov t. iJX. in AI 47. 56. 58. abcg q, Vlg., Syr., Pera., Annen. lu Orig. (mit Tisch. 8) vorzuziehen. — V. 28. Das xai vor drsxpi&rj in Bec. mit AFAAII al. ist als Zusatz zu streichen. Ebenso Biu^Ld hinter (le, welches nur Minuskeln haben. 574 Job. XX, 26—28. Jflnger mochten die Wiederkehr des Wochentags der Aoferstehnng and ersten Offenbarung Christi zur Versammlung in demselben Locale ge- wählt haben, nm das Gedächtnis derselben zn feiern. Da erschien der Auferstandene wiederum, plötzlich in ihrer Mitte stehend, hauptsäch- lich um den Thomas von seinem Unglauben zu heilen. — V. 27. Sich an ihn wendend sagt Jesus: „Reiche deine Fiuger her und siehe meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, and werde nicht ungläubig sondern gläubig.^' Die Nägclmale in den Händen soll Thomas fühlen und sehen (tSs), das Wundeumal in der Seite nur fühlen, unter dem Kleide. Jesus gewährt ihm war er verlangt hatte. Selbstverständlich hatte Jesus das Verlangen des Thomas nicht von den Jüngern erfahren {Lcke,)\ er war ihnen ja in der Zwischenzeit nicht erschienen, sondern wußte es vermöge seiner übernatürlichen Erkentnis der irdischen Vorgänge. Dem ou (it) irioTeuao) des Thomas hält Jesus die Mahnung entgegen: p.-/) yivou ämaTo; aXXa moioc werde (nicht: sei) nicht ungläubig sondern gläubig. Diese Mahnung geht nicht auf die Stimmung {de W,)^ sondern auf sein skeptisches Verhalten zur Heils- offenbarung in Jesu (LthdL). Troz seines Zweifeins an der Auferstehang Jesu war er nicht ämoxoc d. h. ohne Glauben an Christum, stand aber in Gefahr, den Glauben zu verlieren. Davor warnt ihn der Herr. V. 28. Dieses Wort Jesu verbunden mit dem Eindruck seines wun- derbaren Erscheinens überwand den Zweifel. Der Glaube bricht mit Macht hervor in dem Bekentnisse: „Mein Herr und mein Gott^\ ohne der Befühlung der ihm gezeigten Wundenmalo zn bedürfen. Die Worte: mein Herr u. mein Gott, sind natürlich weder ein an Gott gerichteter staunender Ausruf {Paul, u. Socinianer) noch ein Lobpreis Gottes fär das Wunder {Theod. Mops.)^ sondern wie elTüsv aüicp lehrt, ein an Je- Bum gerichtetes Bekentnis des Glaubens, daß er sein Herr and sein Gott ist. 0 Oeoc (jlou sagt die wahre Gottheit aus. Die Jünger nanten Jesum gewöhnlich 6 SiSofaxaXoc und o xupioc (vgl 13, 13), Thomas aber nent ihn hier nicht nur o xupio; (iou sondern auch o t>eoc p^u. Er hat nun Christum nicht nur als seinen Herrn, sondern auch als seinen Gott erkant. Diese von Thomas hier ausgesprochene Erkentnis Jesu ist das erste volle Bekentnis, welches die Jünger von Christo ab- legen, und das bald das gemeinsame Bekentnis der christlichen Kirche geworden ist. Das Bekentnis des Petrus, um dossentwillen Jesus ihn selig pries, da es ihm nicht Fleisch und Blut, sondern sein Vater im Himmel offenbart habe, Matth. 16, 16 lautete: ,Du bist Christas der Sohn des lebendigen Gottes'. Diese Erkentnis hatte Petras aas dem Zeugnisse Jesu, daß er von Gott gekommen sei und der Vater ihn ge- sandt habe, gewonnen. Wenn nun auch Christus als der Sohn Gottes in Wesensgemeinschaft mit Gott steht, so ist damit doch die wahre Gottheit Christi nicht so ausgesprochen, wie sie Thomas hier auf Grand der Auferstehung Christi, die ihm zur Gewißheit geworden, aasspricht. Darüber bemerkt schon Calvin: faietar Thomas Christum esse Dtm- num suum; deinde aliius conscendit ac Deum quoque nominai — and: emphatice etiam suum bis appellai, ut declaret ex vivo et serio Joh. XX, 28. 29. 575 fidei sensu se iogui. Alle Versuche, den Inhalt dieses Bekentnisses abzuschwächen, scheitern daran, daß Jesus dasselbe annimt: agnovit Christus, utique repulsurus, si falsa dictus fuissei Dens (Erasm.), und daß auch der Evangelist in diesem Bekentnisse sichtlich die Be- stätigung dafür findet, wie die Vollendung der Selbstoffenbarung Jesu die Gläubigen eben zu der Erkentnis geführt hat, die er an die Spitze des Evangeliums (1, 1) gestelt hat (}Vei^,^ V.29. Jesus antwortet: „Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt (bist du zum Glauben gekommen). Selig sind die nicht sahen und glaub- ten'^ (ohne gesehen zu haben glauben). moTeueiv ist der Glaube an Jesu Gottheit, den Thomas bekant hat: Durch das Perfect TueTüioTsoxac wird dieser Grlaubo als dauernd gewonnen bezeichnet. Die Aoriste im zweiten Satzo drücken nicht ein Pflegen aus, sondern sind mit Mey, u. lAhdL so zu erklären, daß die [laxapiotY); eintritt, wenn sie glauben, und von dieser aus rückwärts betrachtet die Glaubenden als solche be- zeichnet werden, welche nicht gesehen und doch geglaubt haben. Den ersten Satz oii icüpaxac ceU fassen Griesb., Scholz, Schm,, Ew., Mey., God,j Weiß als Frage, wodurch das durch das nachdrücklich voran- geatelte oxt km pax. {jis angezeigte Rügende der Worte lebendiger her- vortrete. Aber die Rüge liegt schon in dem folgenden {jiaxapioi cet, und sie besonders hervorzuheben, war kein Anlaß vorhanden, da der Auferstehungsglaube aller Apostel auf Augenzeugnis beruht. Auch liegt eine milde Rüge schon in den einfach (ohne Frage) gesprochenen Worten, wogegen die Frageform einen Zweifel an der Völligkeit des Glaubens andeuten würde, zu dem das Bekentnis des Thomas keinen Anlaß bot. Jesus erkent seinen Glauben als Thatsache an und zieht daraus nur für die Folgezeit, da er nicht mehr sichtbar erscheinen werde, die Folgerung, daß das Gesehenhaben für den Glauben nicht erforderlich ist, sondern dafür das Zeugnis der Augenzeugen genügen soll. Mit dem {laxocpioi ceL spricht er auch dem Thomas das Seligsein nicht ab, denn er ist ja zum Glauben an den Sohn Gottes, welcher Leben und Seligkeit gibt, durchgedrungen, sondern deutet nur hin auf die Zeit, in welcher die ganze Kirche für ihren Glauben anJesum Christum, den Sohn Gottes, an das Zeugnis der Apostel und ersten Jünger, welche den Auferstandenen gesehen haben, gewiesen sein wird. Von dieser Zeit an werden nur die welche glauben ohne zu sehen, zur 1) Dageeen kann weder die Bemerkung von Lücke, daß Thomas nicht in dogmatischer Stimmung gewesen und &£Ö; nach 10, 35 von sehr schwan- kender Bedeutung sei, noch die Berufung auf den mächtigen Effect (Mey.) oder »den Ausdruck eines überwältigten Gefühls' (Beysckl. z. joh. Fr. S. 227 Note), einen triftigen Einwand liefern; denn die begrifflich dogmatische Be- stimtheit des Ausdrucks komt hierbei gar nicht in Betracht. Und auch der Hinweis auf das kurz vorhergehende ,Mein Gott und euer Gott' v. 17 ans Jesu eigenem Munde {Beysckl.) ist nicht geeignet, das Bekentnis der Gott- heit Christi im Munde des Thomas in einen ,auf die Gottesherrlichkeit des in seiner Erhöhung begriffenen Messias, nicht auf dessen ursprüngliche Gott- persönlichkeit' abzielenden Ausruf abzuschwächen. 576 Joh. XX, 30. 31. XXL Seligkeit gelangen (vgl. 1 Petr. 1, 8), and die welche nar glaaben wollen, wenn sie sehen, des Heils verlastig gehen. y. 30 f. Schluss des ETangeliums. ^ — Y. 30. „Viele nun and aach andere Zeichen that Jesas vor den Jangern, die nicht in diesem Bache geschrieben sind.'' icoXXa (iiv ouv mulia quidem igitur dient zar abschließenden Zasammenfassang {Mey,, LthdL, Weiß), and xai nach icoXXa bed. et quidem alia. Diese Worte zeigen klar, daß der Evange- list nicht blos die ay)(ieia meint, darch welche Jesas sich als auferstan- den erwiesen hat (Chrys,^ TheophgL, Eutht/m,, Luther, Beza, Caiov, Olsh., Lcke., Baur a. A.), sondern mit EinschlaB der Erscheinangen des Anferstandenen überhaupt alle Zeichen, durch die er sich als Sohn Gottes erwiesen hat, also alle in c. 1 — 20 erzählten oYjfjtsTia and daza noch andere, die er in seinem Evangelium nicht beschrieben hat iv(oiaov T. (Aa&7]xa>v sezt Johannes hinzu, nicht um die Glaubwürdigkeit zu betonen (Mey,)^ sondern weil die oTj^ieuz zunächst für die Jünger geschahen, um in ihnen Glauben zu wecken, ohne damit die weitere Bestimmung der 0Y)p«Ia für das Volk und das Verrichten von Wundem vor dem Volk ausschließen zu wollen, tcp ßißXicp TouTtp ist unser viertes Evangelium, ohne irgendeine Hindeutung auf die drei ersten. — Y. 31. „Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubet, daß Jesus der Christ, der Sohn Gottes ist, und damit ihr glaubend Leben habet in seinem Namen.'' xaoxa hl sc, agiisia die in diesem Buche berichteten sind dazu geschrieben, den Glauben an Jesum als den Messias nnd Sohn Gottes zu wecken und zu fördern. ,Glauben, nicht Gnosis will das Evangelium wirken und vermitteln; der Religion, nicht der Speculation will es dienen' (LthdL), icioxeoTjte geht auf die Leser, für welche Johannes sein Evangelium bestimt, damit aber zugleich ftr die ganze Kirche ffeschrieben hat. Der Glaube hat zum Inhalte Jesum, daß er 0 Xpioxoc der im A. T. verkün^gte Messias und der Sohn Gottes, und zwar im vollen Sinne des Wortes, ist Dieser Glaube schließt den Besitz des Lebens in seinem Namen in sich, d. h. des Lebens, welches durch die in Jesu Christo erkante Gnade und Warheit Gottes erzeugt wird. Cap.XXI. Die Offenbarung des Auferstandenen am galiläischen Meere. Da die leiten Verse des 20. Cap. einen förmlichen Schluß des Evange- liums zu enthalten scheinen, in c. 21, 24 a. 25 aber ein nochmaliger, nach Inhalt und Form befremdlicher SchluO folgt, so haben seit Grotius Tiele Auall. die Johanneische Abfassung des 21. Cap. in Abrede gestelt, andere aber 1) V. 30. Das auTou bei ^a&rjTuiv (Bec mit \kCDGHLM al.) fehlt in ÄBE ICSMl al und ist von Tisch, 8 gestrichen worden. — V. 31. Statt der Bec. xioTeua72T& (mit ACDTaL) hat TVf cA. ^ iriareuTjTe nach t<*B aa|genommen. Der Zusatz oiwviov bei OotJv in ti^C*Dl al. u. Verss. fehlt in ÄB(PJ^^AJl aLaem Vlg. und ist als unecht zu tilgen. Joh. XXL 677 dieses Cap. teils mit teils ohne v. 24 u. 25 als einen integrirenden Bestand- teil des Eyangeliams, den alle Handschriften und alten Versionen enthalten, Terteidigt* Grotius erklärte dieses Cap. für einen Nachtrag, welchen die ephesinische Gemeinde oder ihr Bischof nach dem Tode des Apostels zu dem Eyangelimn zngesezt habe hoc maximc fine, ut ostenderetur impletum quod de longaemtaie ac non violenta tnorte Joannis Dominus praedixerat Alles übrige in dem Cap. Erzählte sei hinzugefügt ad demonstrandum tempus, lo- cum et occasionem illius oracuU. Diese Ansicht hat Credner (Einl. L N. T. I S. 232 f.) so ausgeführt: Aus 21, 23 und 21, 24. 25 ergebe sich ein doppelter Zweck dieses Gap., erstlich der: einen verbreiteten Wahn, als würde der Apostel Johannes bis zur Wiederkunft Christi am Leben bleiben, zu ent- fernen und unschädlich zu machen; sodann der: den Lihalt des Evange* liums, welcher Ton den anderen Evangelien merklich abweiche, als echt zu bestätigen. Dazu sollen v. 1— 14 nur den historischen Rahmen bilden. Aehnlich erklärt noch Weiß (zu Mey.^% Comm.) das ganze Cap. für einen Nachtrag, dessen Zweck, ein Mis Verständnis des Wortes Jesu v. 22 zu ver- hüten, in V. 23 klar zu Tage liege, und folgert daraus, daß dieses Motiv am verständlichsten sei, wenn der eben eingetretene Tod des Johannes mit der gangbaren Auffassung jenes Wortes v. 22 in Widerspruch zu stehen schien. — Außerdem haben die Gegner der johanneischen Abfassung noch mancherlei Spracheigentümlichkeiten von c21, die dem Evangelium fremd seien, angeführt, wie rpwiiKc jivoji. v. 4, irpoa(pd|iov v. 5, etcsvWxtjc ▼• '^9 ToX|iav und iSsTcfCeiv V. 12, ijepS'eic v. 14, cpspEiv st. df^siv v. 18 u. a. m., dabei aber zugestanden, daß die Sprache sehr- viel echt Johanneisches habe, was sich daraus erkläre, daß dieser Nachtrag jedenfalls noch im johanneischen Kreise 1) Dem Apostel Johannes wurde das Cap. abgesprochen von Grot., Cleric, Hammond, Semler, Paulus, Gurlitt ( Lection. in N. T, spec. III. Hamb. 1805), Bertholdt (Einl.), Seyffarth (Beitr. zur Spezialcharakt der Johann. Schriften. Lpz. 1823 8,271 ff.), Lücke, SchoU (IsagogeJ, de WetU, Credner, Wieseler (Disseri. 1839: Johannes Presbyter habe das Cap. nach dem Tode des Apostels geschrieben), Schweizer, Bleek (Beitrr. u. Einl.), Grimm (in Elgf?% Ztschr. 1875 S. 271), Baur u. seine Schüler Schwegler u. Zeller, Köstlin, Schölten (Evang. nach Joh. S. 56), Keim (111, 561 f.: es gelte von Johannes dem Pres- byter und sei um 160 entstanden), Weiß (zu Mey.'a Comm.) u. A. — Für mit- telbar johanneisch halten es Emald (Jahrb. 111 S. 173 vffL auch Johann. Schriften S.54 f.), Bäumlein u. Brückner (zu de WJ*a Comm.); für unmittelbar johanneisch Calov, Rieh. Simon, Hill, Wetstein, Lampe u. A., Hug (Einl.), Wegscheider (Einleit. in d. Ev. Joh.), Handschke (de auftevTiqt c. 21 ev. Joh. e sola orat. indole dijud. Lps. 1818), Erdmann (Bemerk, über Joh. 21. Kost 1821), Weher (authentia c. uU, ev. Joh. — argumentor, intern, usu vindic. Bai. 1823J, Guericke (Einl.), Bedding (Disput. Groning. 1833), Frommann, Tholuck, Olshausen, Weitzel (das Selbstzeugnis des vierten Evangelisten über seine Per- son, in d. Studien u. Krit 1849 S.578 ff. 601 ff.), f. P. Lange (Leb. Jesu), Lauriüard (Disput, de locis ev. Joh. etc. l. B. 1833) , C. P. Tiele (exe. de c. 20 et 21 in Ännott. in loc. nonn. ev. Joh. ad vindic. huj'us ev. authent. 1853), Meyer, Ehrard (zu Olsh.^ Comm.), Hoelemaun (Bibelstudien II S. 61ff.), Hengstenherg , Luthardt, Godet, 5tefn»iey 1) Die Erzähltuig von dem wunderbaren Fiscbzuee wird von Sirauß, Weisse, Schenk, u. A. für eine freie ümdichtung von LiuL 5, 2 ff. aus^e^ebrä, während nach Mey„ Weiß u. A. in Luk. 5, 2 ff. eine antictpirte Bemioiscena; an unsere (Geschiente vorliegen soIL Aber die eine wie die andere dieser 588 Joh. XXI, 15. y. 15 — 23. Der laebensansgang des Petrus und des Jo- hannes. ^ — Die Anknüpfang des Folgenden durch oxe ouv T|pioxrjoav zeigt, daß angeachtet der SchlaBformel v. 14 doch der folgende Vor- gang mit dem bedeutsamen Fischznge und Frühmahle der Jünger sach- lich zusammenhängt, mithin auch gleich jenen Vorgängen von sym- bolischer Bedeutung sein wird. — V. 15. „Als sie nun das B^rühmahl gehalten hatten, spricht zn Simon Petrus Jesus: Simon Johanna's, liebst du mich mehr als diese? Spricht er zu ihm: Herr, du weißt, daß ich dich liebe. Spricht er zn ihm: Weide meine Lämmer.'^ Die dreimal an Petrus gerichtete Frage Jesu: Hast du mich lieb? steht unyerkenn« bar in Beziehung zu der dreimaligen Verleugnung des Petras, so daß man nicht mit Hngstb. sagen kann: ,auf die Verleugnung des Petras findet sich in diesem ganzen Verkehr des Herrn mit ihm auch nicht die allerleiseste BeziehungS Denn wenn auch eine dreimalige Wieder- holung eines Wortes oder Ausspruchs für die allerstärkste Betonung gebraucht wird (vgl. Jes. 6, 3. Jer. 22, 29. 7, 4), so ist doch die drei- malige Frage Jesu hier keine einfache Wiederholung des gleichen Ge- dankens, sondern, wie die Weglassang des icXeiov toütcov der ersten Frage bei der zweiten und dritten zeigt, die Frage in bestimter Ab- sicht wiederholt, die auch Petrus merkt, indem er durch die lezte Wiederholung sichtlich betrübt wird. Nur so viel ist richtig, daß die Ansichten lallt sich nur aufstellen unter der aprioriatischen Voraussetzun^i daß unsere kanonischen Evangelien blos sagenhafte Ueberliefemogen enthal- ten, wobei man noch die sehr bedeutsamen Züge, durch welche die beiden Be- ßebenheiten sich von einander unterscheiden, Ül^rsieht und zugleich densjmbo- schen Charakter der beiden Fischzüge völlig verkent So behauptet denn auch noch Weiß kurzweg: »Es ist nicht einmal ein Grund vorhanden,mit Mey, wenigstens den Grundgedanken der Geschichte nach Mtth. 4, 19 zu deuten.' 1) In V. 15. 16 u. 17 hat die Rec. mit AC^ÄT^\T[ aL 'Luvä; statt dessen haben hBC*J) u. Codd. der It, Vulg., Sahid. u. Nonnus Iwdwoü (oder 'Inxz- vou), welche Lesart Tisch, 8 mit Becht aufgenommen hat. S. über beide Formen zu 1, 43. — In v. 16 u. 17, wo die &c. xpößaxa (bei v. 16 mit ntj]> ^rAAII aL, bei v. 17 mit hDäTAKU al.) liest, hat Tisch, 8 nach B€ 19 (in V. 16) und nach ABC (in v. 17) rpoßdxia vorgezogen, welches auch Mey,, Ithdi, u. Weiß in v. 17, wo A hinzutritt, für ursprünglich halten, da es in den Codd. sehr häufig sei, daß das seltenere Wort zum ersten Male corrigirt (hier in icpößora Rec.) und erst, wo es wiederkehrt stehen gelassen wird. — In V. 17 Mitte hat Tisch, 8 xa\ Xsjsi auTtp nach hADJ^ aufgenommen statt xai eliTfiv auTcu in BCT^ATi al. , obwol xai Xejci outw dem vorhergehenden confonnirt zu sein scheint. Bei dem dritten Xi-^zi autiu kann 6 It^souc (Rec.) erklärender Zusatz sein, obwol es nur in k2> u. Codd.' der It, Vlg, Copt tl Pers. fehlt, und BC fjyja) ^ZrAAIl (i^Irjo.) gewichtige Zeugen für seine Echtheit sind. — V. 18. Die Plurale eJXXoi Cwooüaiv oa (in »*C*I>Jl al,) xai aicoiaoüoiv 06 (oder oiaoüoiv os [(P]) oder xoirjaoooiv aoi oaa ou HXn^ (K*) sind offenbar verallgemeinemde und dadurch erleichternde Gorrecturen, und die Singulare dXXoc oe Cwoet xoi oTosi oxoü oü ^sXsiq in ABC*Ät^K al, für nr^ sprünglich zu halten. — In v. 22 ist au (loi dxoXo6^ei durch v^ABC*D al, besser beglaubigt als ou dxoXou&et )ioi der Rec. — In v. 23 möchte oüx cTxev H in tkBC (mit Tisch, 8) dem xai oüx slxsv in ABJC al, vorzuziehen sein. Ohne zu* reichenden Grund hat aber Tisch, ti irpoc (U nur nach M* 1. 22 al, getilgt, da es so leicht als überflüssig weggelassen wollen konte. Joh. XXI, 15. 589 Absicht der Frage Jesu nicht dahin geht, den Jünger, der ihn dreimal verleugnet hatte, wieder in den vorigen Stand als Leiter der Apostel oder in den apostolischen Primat einzusetzen {Mey,^ Hngstb., God, n. A.), oder wie Wetsiein die Absicht bestirnte, ut iUi occasionem prae- heret, tripUcis ahnegationis maculam tripHci professione abhiendL Dagegen hat schon Steinm. (S. 202) richtig bemerkt, daß diese Ansicht in der dreimaligen Frage eine zu schwache Stütze habe und sonst in der Schrift aof lanter Hindemisse stößt. Mit dem Blicke des Herrn und der Bnße des Jüngers (Lnk. 22, 61 f.) war die Yerlengnnng abge- than. ,yon einer nachhaltigen Wirkung der That verlautete nirgends ein Wort Seine Erweisung am Ostermorgen, oder wo wir ihm sonst in diesen festlichen Tagen begegnen, stimt nicht zu der Voraussetzung, daß ein besonderer Druck auf seinem Herzen gelastet, daß ein ge- heimer Bann ihm die innere Freiheit und Unbefangenheit verkümmert habe^ War ihm doch der Auferstandene früher als den anderen Aposteln erschienen (Luk. 24, 34). Und mit der c. 20, 21 f. erzählten Begabung der elf Apostel mit heiligem Geiste behufe ihrer Sendung war auch Petrus in die vollen Rechte seines apostolischen Standes und Berufs eingesezt. — Zum richtigen Verständnisse des folgenden Zwie- gesprächs Jesu mit Petrus führt, wie Stemm, S. 204 gezeigt hat, die Beachtung des Zusammenhangs mit den vorhergehenden Thatsachen. Auf Grund des vollendeten Fischzugs und des gehaltenen Mahles ist der Herr zu diesem Zwiegespräch geschritten. ,Die Weisung: „weide meine Schafe^' lehnt sich an das Gebot, das Netz ins Meer zu werfen, an. Der neue Befehl nimt im Grunde nur unter einem anderen Bilde den ersten wieder auf; der Gehalt des Symbols ist in beiden Fällen derselbe. Hier wie dort hat der Herr den Dienst im Auge, welchen die Apostel seinem Reiche in unverdrossener Arbeit leisten sollen. Ebenso un- mittelbar quillt die Frage: „hast du mich lieb?" aus dem gespendeten Mahle hervor. Wer mit solch einer Huld die geleisteten Dienste be- lohnt, der darf in der That einer hingebenden, ausdauernden, werk- thätigen Liebe gewärtig seinS — Der Fortschritt, das neue Moment in diesem Gespräche ergibt sich ans der Weißagung Christi über das dem Petrus in seiner Nachfolge bevorstehende Schicksal. Die Apostel haben in ihrem Evangelistenberufe mehr als Arbeit und Kampf zu be- stehen; sie haben auch Verfolgung und Trübsal und Tod zu erwarten (Matth. 10, 17 f. 28. 1 Kor. 4, 9 ff. 2 Kor. 6, 4 ff. n. a.); und etlichen von ihnen war ein besonders tragisches Los bereitet, im höchsten Grade dem Petrus (s. zu v. 19). — Die Frage: „Simon Job. hast du mich mehr lieb denn diese'' (nämlich die anderen Jünger), mit welcher der Herr das Gespräch anhebt, soll den Jünger nicht zu einem Rückblik voller Scham auf seine frühere vermessene Rede Matth. 26, 23 veranlassen, sondern ihn auf die härteren Proben, die seine Liebe zum Herrn vor allen ande- ren bestehen soll, gefaßt machen. Ueber die Anrede: 2t|jia>v 'IcovS (nach dem text rec.) oder Icogcvvoo (nach Lehm, u. Tisch.) Simon des Johannes Sohn, s. die Anmerk. za 1, 43 (S. 139). Mit diesem seinen einfach menschlichen Namen redet £90 Job. XXI; 15-X7. ihn Jesus an, wie 1, 43 u. Matih. 16, 17, nicht mit dem ihm beigelei^ ten Namen PeimSf den er in seinem apostolischen Berufe bewähren soll. Darin liegt weder eine Erinnerung an das verlorene Yertraaen (de W.)y noch eine Yersagung des Felsen-Zunamens. Der Evangelist aber nent ihn Simon Petrus ^ mit Rücksicht darauf, daB er in diesem Bekentnisso sich schon als Petrus be warte. In der Antwort: „Herr du weißt, daß ich dich liebe, beruft Petrus zur Versicherung seiner liebe sich auf die Herzenskunde des Herrn, und b^aht nur seine Liebe, ohne sich über das icXsTov touxcov der Frage zu äußern. Denn diese Frage mußte unwillkürlich den Gedanken an seinen Fall, auch wenn der Herr dies damit nicht beabsichtigt hatte, in seiner Seele wach rufen, f iXü* bezeichnet die menschlich herzliche Liebe, oiYairav die ehr- furchtsvolle, göttliche liebe. Dieses demütige Bokentnis seiner Liebe erkent der Herr an, indem er ihn auffordert, seine Lämmer zu weiden. dpv(ov Deminutiv von api^v, Lämmlein ist Ausdruck herzlicher Liebe zu den Menschenseelen, die Jesu Eigentum geworden sind, ßoaxco weiden, pcLsco hebt das Moment des Nährens hervor. — V. 16. Zum zweiten Mal wiederholt (icaXiv Seotepov s. zu Matth. 26, 48} Jesus seine Frage, doch ohne icXeiov xoutcdv, und Petrus bejaht sie zuversichtlicher mit vai Kupta/a Herr, du weißt, daß ich dich liebe, worauf Jesus den Auftrag: „hüte meine Schafe'^ wiederholt. Der Wechsel im Ausdruck : «o([iaiv6 xd icpa^axd (aou ist wol nicht absichslos, sondern soll dieselbe Sache unter einen etwas anderen Gesichtspunkt stellen, dpvta (v. 16) sind die Lämmer, die besonders sorgsamer Pflege bedürfen, icpoßaxa Schafe, die eine Herde bilden und gemeinsamer Leitung bedürfen {LthdL), Dem entspricht itoifiaCveiv, welches die gesamte Fürsorge für die Herde ausdrükt, nicht speziell die regierende Wirksamkeit oder Oberleitung, so daß darin der Primat desPetrus eingeschlossen wäre. ^ — y. 17. Zum dritten Male wiederholt Jesus dieselbe Frage, wobei er das aYau^c mit cpiXsii; vertauscht und damit sogar den menschlich herz- lichen Ghari^ter seiner Liebe in Zweifel zu ziehen scheint. Darüber wurde Petrus betrübt, weil er fürchtet, daß der Herr Mißtrauen in seine Liebe setze, was ihm um so schmerzlicher sein mußte, als er zu solchem Mißtrauen wol Anlaß gegeben zu haben sich bewußt ist Er antwortet daher, mit der stärksten Berufung auf die Herzenskunde des Herrn ihm seine Liebe versichernd: „Herr! alles weißt du, du erkennest daß ich dich liebe.^' icdvxa oTSac sagt nicht die Allwissenheit Christi ans {Ben ff. XL A.), sondern nur die absolute Herzenskunde, wie xupts 1) Schon Bengel, obwol er in dem dreimaligen ,Weide meine Schafe' angezeigt findet, Fetrum hie restitui in locum suum , quem amiserat per a6- negaUonem, simulque quiddam ei prae condiscipuUs tribui, sezt doch hinzu: sed nihil, a quo eaeteri excludaniur; nam sane etiam hi amabani Jeswm, c, 16, 27. Besinat tandem hoc ad se, et ad se unum raptre, qui nee omai nee pascit, sed depascit per successionis Petrinae simulationem, Ifon magis Borna quam Bierosofyma aut AnUochia aut quivis alius locus, ubi aposto&m Petrus egit, Petrum sihi vindicare potest: imo Roma minme, caput gentium, nam Petrus erat in apostoHs cireumeisionis. Unum Romae proprium est, quod t^ostohrum, etiam Petri sanguis in ea reperiatur, Jpoc. 18,21,24, Joh. XXI, 18. 591 xapdoYvuJoxa icavtcov Act 1, 24 yob Jesu (LIhdt.). Un( ip^ofioi bezeichnet die Wiederkunft Christi, ist aber keineswegs ,der solenne Ausdruck für seine endgeschichtliche Parusie, welche Jesus nach der Auffassung aller (?) Evangelisten und Apostel als noch vor dem Aussterben der Generation erfolgend verheißen hat' (Weifi). So verbreitet diese An- sicht unter den AusU. auch ist, so ist sie doch nicht schriftgemäß, son- dern nur aus unhaltbaren Deutungen der Parusierede Mtth. 24 f. u. Parall. gefolgert; vgl. m. Comm. zu Mtth. S. 473 ff. Daß SpXOH^^ ohne den Zusatz Iv t§ &oSiQ oder eine ähnliche Näherbestimmung die end- geschichtliche Parusie zum Weltgerichte und zur ouvx^sia xoo alomc bezeichne oder gar der solenne Ausdruck dafür sei, diese Behauptung wird durch die Erklärungen Jesu über sein Kommen und Wiederkom- men in den Abschiedsreden unsers Evangeliums als irrig widerlegt Die Wiederkunft Christi oder sein Kommen in seinem Reiche (Mtth. 16,20) ist nicht auf den jüngsten Tag am Ende der gegenwärtigen Weltzeit zu beschränken ; sie begint schon mit der Sendung des Paraklet, in wel- Joh. XXI, 22. 597 chem Jesus, ^ie er 14, 18 ff. ansdrflcklich sagt, za seinen Jflngern komt, daß sie ihn sehen, nnd in dessen Wirken er ihnen seine Gegenwart kräftig beweist, sein Reich auf Erden ausbreitet nnd eine feindliche Macht dieser Welt nach der anderen überwindet, bis das Evangelium yom Reiche allen Völkern verkflndigt sein und damit das Ende der gegenwärtigen Welt herbeigekommen sein ¥rird, an welchem er mit grofier Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels in der ganzen Welt sichtbarer Erscheinung (rg imfavet^ xifi icapoootac autoS, 2 Thess. 2, 8) zum Endgericht über die Welt und zur Vollendung seines Reiches in Herrlichkeit wiederkommen wird. Da der Herr in dem vom Vater ausgehenden Paraklet, den er sendet, zu den Jflngern gekommen ist, nicht blos um ihnen seine geistige Gegenwart und hilfreiche Nähe zu erweisen, sondern auch um die Welt zu strafen und thatsächlich ssa zeigen, dafi der Fflrst dieser Welt gerichtet ist (16, 8 ff.), und das Gericht Aber die Welt mit dem Gerichte über Jerusalem und das ungläubige Israel begonnen hat, so haben schon xivi; bei Theophyl, Wetstem, Lange, Lthät, Hngsth. u. a. diese Thatsache als den Beginn des Kommens des Herrn zum Gericht betrachtet und Sok ipxoiiai darauf bezogen. ,I>ie Deutung von diesem Kommen ist auch — wie LihdL treffend bemerkt — so wenig um der Parusie willen, die Jesus meine, zu verwerfen (^^.), daß vielmehr beide zusammenflAllen (^en^., Bngstb.)y wenn dies auch Grimm (in Blgf.'^ Ztschr. 1875 S. 271) eine willkürliche und phantastische Erklärung nent* Da jedoch Johannes das Gericht über Jerusalem und das jüdische Volk nicht blos erlebt, sondern gegen 30 Jahre überlebt hat, und in seine Lebenszeit noch der Beginn des welthistorischen Kampfes zwi- schen Christo und Rom fält, so hat Bngsib. das So; 2pxo(tai zugleich auf das in diesem Kampf zu Tage tretende Kommen des Herrn be- zogen und diese Auffassung nach dem Vorgange von Beng, aus der Apokaljrpse, in welcher Johannes im Geiste das Kommen des Herrn zum Gericht über die Weltmacht geschaut hat (Apok. 3, 9 ff.) , weiter zu begründen versucht Schon Beng. bemerkt: Peiro crux, Johanni apocalypsis Ula magna per aenigma hoc loco promissa est. Auch Lthdt meint, daB wenn auch das Kommen des Herrn in den Gesichten der Offenbarung (Ebr. zu Oish.) nicht geradezu gemeint ist, doch das EoK ^o|jLai dem Apostel eigentlich erst durch die offenbarungsmäßige Erfahrung, welche er in der Apokalypse niedergelegt hat, zu einem Kommen des Herrn im Gericht über Israel geworden war. — Diese geschichtliche Beziehung würde ohne Zweifel in dem auxov ijiveiv lo>c !pXO|iai begriffen sein, wenn das iav OiXo> so zu verstehen wäre, als ob der Herr wirklich gewolt habe, daß Johannes sein Kommen zum Gericht über die Welt noch erleben solte. Da dies aber, wie schon bemerkt, nicht in den Worten enthalten ist und Johannes selbst die Sage, daB er vor der Wiederkunft des Herrn nicht sterben werde, als Hisverständnis zurückweist, so können wir auch diese geschichtliche Deutung des Sok Spxo|&at nicht fiOr begründet halten. Eher kOnte man bei jener Voraussetzung mit Oish., Lange, nach Aelteren, wie Clarm, 598 Joh. XXI, 22. 23. Zeger, Orot, an ein Kommen des Herrn, am den JQnger dnreh einen sanften Tod abzuholen, denken, wenn sich damit nnr das Entstehen der Sage, daß dieser Jünger nicht sterbe, vereinigen lieBe, and wenn nicht mit dem Aufgeben jener der hypothetischen Form der ErOffhong Jesn nicht entsprechenden Voraussetzung auch diese Deatung hinfiUIig würde. — Beachten wir aber, daS der Herr die Frage des Petras mit den Worten: ,wenn ich will, daß er bleibe bis ich komme, was geht es dich an; du folge mir nach^ abweist, so dürfen wir doch aos dieser Eröffimng über Johannes ungeachtet der hypothetischen Form wol so ?iel mit Sicherheit schließen, daß Jesus diesem Jünger nicht wie dem Petrus den Mftrtyrertod, sondern einen ruhigen Lebensausgang ver- kündigt hat. „Du folge mir^ sc, auf dem Leidenswege, auf dem da deine Liebe gegen mich zu bewfthren haben wirst (v. 18). — y. 23. „Es ging nun (infolge dieser Eröffiiung Jesu über Johannes) diese Rede unter die Brüder aus, daß jener Jünger nicht stirbt^ Diese Rede entstand und verbreitete sich unter den Brüdern (CSuristen) nicht aus der Apokalypse {Baur, Blgf.)^ sondern ging von dem Worte Jesu aus. Jener Jünger, Johannes von dem Jesus jenes Wort ge- sprochen, stirbt nicht d. h. er bleibt bis zur Wiederkunft Christi am Leben, wo er dann nicht den Tod erfährt, sondern verwandelt wird, 1 Kor. 15, 51. Die Entstehung und Verbreitung dieser Rede erklärt sich daraus, daß Jesus über das Verhältnis der beiden Phasen setner Wiederkunft, des für leibliche Augen unsichtbaren Wiederkommens im €reiste und der schließlichen vor der ganzen Welt sichtbaren Erschei- nung seiner Zukunft am Ende der Tage, den Jüngern keinen bestimten Aufschluß gegeben hatte, so daß diese sich die leztere als nahe bevor- stehend dachten. Doch folgt daraus nicht, daß Jesus selbst oder doch Johannes sich die sichtbare Wiederkunft besonders nahe dachten. Jo- hannes beugt ja selbst diesem Misverstftndnis vor mit der Bemerkung: „und nicht sagte ihm Jesus, daß er nicht stirbt, sondern: wenn ich will^ daß er bleibe bis ich komme, was geht es dich an.^^ aot^ ihm, dem Johannes durch Petrus. Damit gibt er zwar keine positive Erkürung über das richtige Verständnis des aotov }jivsiv Ccdc Ip^ofiai, reetificirt es aber auch nicht blos durch nachdrückliche Wiederholung der hypo- thetischen Fassung des Ausspruchs, sondern weist zugldch das ooa airo&VT^oxet als in dem Worte Jesu nicht enthalten bestirnt ab, woraos sich ergibt, daß er Jesu Wort nicht von dem Lebenbleiben Imb zam jüngsten Tage verstanden hat. — Trozdem aber erhielt sich Jene Sage noch nach seinem Tade in der Gestalt, daß er im Grabe nur schhun- mere und sein Athem die Erde über seinem Grabe bewege, s. obea die Einl. §.1 S. 5 und die Stellen der Echvv. in Credner's Einl. 1, 1 S. 220 f. Uebrigens sezt nicht sowol die Entstehung, als vielmehr nur die Verbreitung dieser Sage ein sehr hohes Alter des Johannes vorans; und mit der Berichtigung des Misverständnisses weite auch Johannea nicht blos dem gefährlichen Irrtume vorbeugen, daß, wom er, wie etwa bei seinem hohen Alter zu erwarten war, doch bald stürbe^ Jen Jo1lXXI,2S. 59f Wort ids mcht in ErfiUlBng gegtngeii ge&St würde {Wdtzet). Noch wemger dient der Anbttig c. 21 oder doch die leite Hftlfte desBelhen dieser qpeodellen Aheicht, so daS , wie Mey, meint, Johannes nr anthen* tischen gesddchtlichen Erklflnmg der Sage ▼. 23 dnige Zeit nach Voll* endnng seines Ersngeliams c. 21, 1 — 24 als Ergftnznng des Buchs hin« zngefDgt hatte. & die Widerlegung dieser Mdnang S.578 f. Viehnehr dient die Mitteilang dieser Er5ffiDnng des Herrn samt der Beseitigang des Misverstftndnisses demselhen omversellen Zwecke wie die YoraoS" yerkflndigong des Mftrtyrertodes des Petms und der Inhalt der ersten Haute des Gap. (v. 1 — 14), nämlich dem Zwecke, durch die Ankfln« digung des den beiden Jflngem, die an der Spitze der Apostel standen, in ihrem apostolischen Berufe bevorstehenden Lebensausganges einen Blick auf dQe Zukunft der Beru&zeit und Berufisarbeit der Kirche n erOffiien, und in dieser Charakteristik die Doppelseitigkeit des Berufe* dienstes, einerseits in dem Blntzengnisse des Martyriums andrerseits im Wortzeugnisse von dem Herrn in geduldigem Harren auf seine Zu- kunft, darzustellen {Lthdt, God,). Was der Herr von dem Berub* dienste seiner Jflnger hier sagt, das war im Verlaufe des apostolischen Zeitalters zum Verständnisse gekommen, als der eine Teil der Diener des Herrn den Zengentod erlitten, der andere Teil den Anfang des Kommens des Herrn zum Gericht erlebt hatte. Daraus solte die Kirche erkennen, daB der Anfang nicht sofort auch das Ende sei, daß also ihr Beruf fortan darin bestehe, in ausharrender Geduld fftr die Ausbrei« tang des Evangeliums vom Reiche auf Erden zu wirken bis zur sieht* baren Wiederkunft des Herrn am Ende der Tage. — Dies ist der eigentliche Zweck der Eröffnung, welche der Herr den beiden vorder* sten Aposteln über ihren Dienst in seinem Reiche machte. Und das richtige Verständnis dieser Eröffnung der Kirche zu fiberliefem, dazu war vor allen anderen der Evangelist Johannes geeignet, welcher in der Apokalypse Jesu Christi das Kommen des Herrn im Geiste ge* schaut hat. Mit dieser Eröffnung des Herrn schlieBt Johannes sein Evange- lium; die beiden lezten Verse (v.24 u. 25) sind eine Znthat von anderer Hand. Zwar haben die Verteidiger des johanneischen Ursprungs auch dieser beiden Vv. unter anderem geltend gemacht, daB, wenn die beidea SchluBverse wegfielen, das ganze vorherige Buch eines nur einiger^ maßen befriedigenden Abschlusses ermangeln, die ganze evangelische Geschichte nach Johannes in die Frage: iav aixhy fÜkm {livsiv S(oc SpXOftai, t[ icpoc oi; verlaufen würde. Das wäre ein Torso, der selbst als der Ausgang eines blosen Anhanges unerträglich bliebe {Hoelem. S. 60). Allein dabei ist nicht gehörig erwogen, daB der so scblieBende V. 23 nur die Berichtigung einer aus der Eröffhung des Herrn Aber die Zukunft des Johannes entstandenen irrigen Sage enthält, die Eröffhung des Herrn selbst aber, die den Anhang dieses Cap. bildet, nicht mit t( icpoc oi, sondern mit dem zu Petrus gebrochenen Worte des Herrn : ou |j.oi dxoXouSsi schliefit. Wer dieses axoXoti&et richtig von der Nach» Joh. XXI, 23. 24. folge des Petros im Dienste des Herrn anf dem Erenzeswege veratehtf der wird diesen Schluß der lezten, von dem Evangelisten berichteten Offenbarung des Auferstandenen nicht unpassend finden können. Was man zu einem vollen, dem if avipcoaev iaotov 6 'iTjooik v. 1 entspre- chenden Abschlüsse noch erwarten kOnte, das w&re etwa nach Analogie von Luk. 24, 31: xat tauxa eliccov ifavto^ i'jfivsxo aic aux&v. Da jedoch Johannes auch bei den früheren Offenbarungen des Auferstan- denen nur das plötzliche, wunderbare Erscheinen, nicht auch das diesem entsprechende wunderbare Verschwinden erwähnt, weil es sich ans der Art und Weise des Erscheinens von selbst ergab (vgl. 20, 12. 23. 29), so kann man auch hier eine solche Angabe nicht erwarten. Einen anderen Schluß der in der Form eines Anhanges erz&hlten Offen- barung Jesu (21, 1 — 23) sind wir nicht berechtigt nach dem Schlosse des Evangeliums (20,30 u. 31) zu erwarten, am wenigsten einen Schluß, in welchem Johannes sich fllr den Jünger, welchen Jesus lieb hatte, erklärt und als Verfasser des Evangeliums bezeichnet haben würde. V. 24 u. 25. Sohluss des gansen EvangeliiimB. ^ -^^ V. 24. „Dies ist der Jünger, welcher von diesen Dingen zeugt und der dieses ge- schrieben hat; und wir wissen, daß wahr ist sein Zeugnis. V. 25. Es ist aber auch anderes vieles, was Jesus gethan hat, was, wenn es ge- schrieben würde einzelweise, würde auch selbst die Welt, glaube ich, die Bücher, die (dann) geschrieben würden, nicht fassen.'^ Ouxoc d. i. der Jünger, von dem v. 20 — 23 die Rede war, Johannes: In o liopxo- pJDV icepl xouxp^oai nach V(BC* aL xtupijoetv zu lesen seLo. JqL XXI, 24 601 BchlieBt, daß, wenn man notwendig über den Anhang (v. 1—23) hinaoa- gehen mttese, dann keineswegs notwendig Gap. 21 in das als johanneisch bezeugte Evangelinm eingeschlossen zu sein braache, ,da dnrch die Kflckweisnng auf y. 23 angedeutet sei, daß die Erzählung, welche in dieser Aussage gipfelt, eben von der Hand herrührt, die nun die Johann. Abfassung des ganzen Evangeliums bezeugt* Eine Schlußfolgerung, deren Bündigkeit nicht abzusehen ist h )xapxup(uv welcher bezeugt (Prfts.) nümlich in der vorliegenden Schrift, deren Zeugnis fortdauert; o Ypatj^ac der geschrieben hat in dem von ihm verfaßten Evangelium. Eine Andeutung, daß Johannes bereits gestorben war, als v. 24 u. 25 zugesezt wurden, liegt in diesen Angaben nicht; wol aber wird durch 7pa<{iac die Möglichkeit einer indirekten apostolischen Abfassung aus- geschlossen, wenn hier nicht einfacher Betrug vorliegen soll {fFeiJf gegen Weizs, u. Base). Die Worte ouxoc ioxiv bis Ypa^j/ac xauxa könte Johannes selbst geschrieben haben mit der weiteren Aussage, daß sein Zeugnis wahr ist, sowie er 19, 35 die Warheit dessen was er gesehen hat bezeugt Aber gewichtiges Bedenken gegen diese Annahme erregt das o]%a(isv wir wissen, wofür Chrys. u. TheophyL olSa |Uv lesen weiten. Nicht blos die communicative Redeweise (im Plural), sondern auch die Rede in der ersten Person Singul. entspricht nicht dem Stile des Johannes, welcher durchweg im Evangelium, auch in 19, 35 von sich objectiv in der dritten Person redet Den Plural erklaren die Verteidiger der Johann. Abfassung auch dieser Schlußverse ,aus dem übereinstimmen- den Bewußtsein der Augenzeugen* {Weiizel S. 628. Boeiem. S.67). Aber abgesehen davon, ob ,im lezten Jahrzehnt des apostolischen Zeitalters* noch Augenzeugen von Jesu Wirken lebten, mit denen sich Johannes hatte zusammenschließen können, so hatte er doch nur schreiben kön- nen: wir wissen, daß unser Zeugnis (i^ (iapxopta i^fi&v wie 3 Job. 12), aber nicht: daß sem Zeugnip (auxou iq |j.apxup{a) wahr ist Die Ent- gegensetzung von wir wissen und sein Zeugnis ist sehr verschieden von der communicativen Redeweise 1, 14. 1 Job. 1, 3, wo der Apostel bei Erwähnung von Warheiten des christlichen Olaubens sich mit seinen Lesern zusammenschließt, und hat auch an dem oovaxOivxov u|j.fl»v xal Tou i|i^o icveu|j.axo< 1 Kor. 5, 4 (Bngsib.) keine entsprechende Analogie. Dieser Grund spricht entscheidend auch gegen die Annahme von Mey. u. Bnffsib.: , Johannes versichere die Glaubwürdigkeit seiner Zeugnis- abgabe aus dem Bewußtsein der Gemeinschaft mit seinen damaligen Lesern, von denen der Apostelgreis mit Recht voraussezte, keiner werde die Warheit seiner Zeugnisabgabe bezweifeln.* Denn auch da- durch wird die Harte nicht ertraglich gemacht, daß der Evangelist in der ersten und dritten Person zugleich von sich spricht, und ,zwar in einer Weise, daß er in jener sich mit Anderen zusammenfaßt, wie er sich für diese Absicht nicht zusammenfassen konte. Denn daß seine Verkündigung wahr sei, wissen die Leser doch anders als er es weiß; jene durch die Apostel und aus dem Zeugnisse des Geistes, er auf 609 Joh. XXI» 24. 25. Onmd der Angenzeugenscbaft* (LlhdL), Aas diesen Gründen kann ich y, 24 nicht fQr einen integrirenden Bestandteil des von Johannes ver- faßten Anhangs (y. 1 — 23) halten, sondern nnr f&r einen Zosatz von anderer Hand, der in Anlehnung an den Schluß 20, 30 f. u. 19, 35 Ton solchen gemacht worden, die in der Lage waren, entweder ai^ Orond von Augenzeagnis oder durch Kentnis anderweitigen apostolischen Zeug- nisses, mit dem sie das Zeugnis des Apostels Johannes vergleichen honten, zu demselben ihr eigenes Zeugnis hinzuzusetzen. An Mitapostel wird aber deshalb nicht zu denken sein, weil zur Zeit der Abfassung des vierten Evangeliums von diesen schwerlich noch einige am Leben, und in Ephesus waren, sondern nur an einen der Presbyter der ephe- sinischen Gemeinde, in deren Hände Johannes sein Evangelium mit dem Anhange 21, 1—23 niedergelegt hatte, und die durch persönliche Kentnis des Apostels und langen Umgang mit ihm, wie auch durch anderweitige Kentnis der evangelischen Geschichte von der Warheit seines Zeugnisses fest überzeugt waren. So ThoL, God., LthdL u. A. Da nun dieser Schluß in allen Handschriften und alten Versionen des Evangeliums sich findet, so wird er vor der Uebergabe desselben an andere Gemeinden zugesezt worden sein, da fOr die eigene Gemeinde eine solche Beglaubigung nicht erforderlich war. Ob aber vor oder nach dem Tode des Johannes, läßt sich nicht bestimmen, da aus dem Präsens |iapxupo>v nicht erhellt, daß das mündliche Zeugnis des Apo- stels noch fortdauerte und eine bestimte Ueberlieferung, wie lange vor seinem Tode Johannes sein Evangelium geschrieben hat, nicht existirt Derselbe Verfasser hat auch v. 26 zugesezt Weder das Fehlen dieses V. in God. k* noch die Ueberschwänglichkeit der Aussage recht- fertigen die Annahme, daß derselbe ein erst nach Veröffentlichung des Evangeliums hinzugekommener apokryphischer Zusatz von anderer Hand seL Nur johanneisch ist er nicht, weil er sich zu weit von der apostolischen Nüchternheit des Evangeliums entfernt, xat ^[XXa icoXXot a iico(-i]o«v d 'Iijo. bezieht sich nicht blos auf die otifutia, sondern auf das gesamte irdische Wirken Jesu; aber nicht zugleich auf das Wirken des Logos seit Anfang der Welt (ffoelem. S. 30) oder auch zugleich auf das nachhistorische Walten Christi in seiner Gemeinde von der Himmel- fahrt an bis zur schließlichen Wiederkunft (Lange\ so daß ,8ich hier- mit unendliche Perspectiven nach der Vor- und Mitwelt bis in die Zu- kunft hinein eröffhetenS Die Beziehung auf die Zukunft wird schon durch den Aorist iico(iQasv ausgeschlossen, die auf das Wirken des Logos vor seiner Menschwerdung zwar nicht durch den Namen d *Iy)oooc wol aber durch den Umstand, daß in dem Prologe 1, 1 — 14 das Wirken des Logos vor der Menschwerdung deutlich von der Offenbarung der Herrlichkeit des Menschgewordenen, welche die Jünger schauten, ge- schieden und nur die leztere als Gegenstand der Beschreibung dessen, was Jesus gethan hat, bezeichnet ist. Hiemach kann xal tkka icoXXa a iicoi'y)o«v d Iiqo. nur auf das Wirken Jesu während semes Erdenlebens liezogen werden. Von diesem sagt der Verf. dieses Verses: 5xive( Joh. XXI, 25. 603 gtdppe quae; das RelatiTom ist zugleich qnalitatiy: diese Thaten ia Betreff ihrer grofien Menge, wenn sie geschrieben würden xa0' Ev.je eins, einzeln That fflr Tbat, würde aach selbst die Welt nicht (ouSi Qtoxov Tov xoofiov fie ipsum qtädem mundum) fassen xa ypa^oiJLSva ßißXCa die Bücher, welche, wenn der gesezte Fall eintritt, geschrieben werden. Diese Hyperbel wird zwar durch das oTp.ai opinor etwas gemildert, enthalt aber doch eine Ueberschwftng^chkeit des Ausdrucks, die nur aus dem Enthusiasmus, mit welchem der Verf. auf den Reichtum des menschlichen Lebens und Wirkens Jesu zurückblikt, sich erklären läßt Dagegen meint freilich Hngsth.: ,eine Hyperbel liegt gar nicht vor; die inwendige überschwangliche Größe erscheint vielmehr im Gewände der äußeren, nimt räumliche Dimensionen an/ ,Der Gedanke ist der der absoluten Un&higkeit der Welt für die Aufnahme und Verarbeitung einer vollständigen Geschichte CbristL^ Diese Auffassung ist aber nur eine neue Wendung der alten Erklärung von Hieron,, Auffust, Calov, Beng. u. A., daß yiiüfrflOLi die capacitas non loci sed mtellectus aus- drücke. Beide treffen darin zusammen, daß sie xoo|j.oc von der Mensch- heit verstehen und x^P^^"^ ^^^^ räumlich wie 6, 2 , sondern nach Mtth. 19, 11 vom geistigen Fassen oder Erfassen der Lebensgeschichte Chri- sti, während von dem Räume fär die Au&ahme der geschriebenen Bücher, für den die Welt zu klein wäre, die Rede ist. Die Hyperbel wird auch nicht beseitigt durch die Erklärung von Hoelem. S. 83f.: ,Wenn die ganze Fülle dessen was Jesus je und je gethan, was er an dem ganzen xoa|j.oc gethan, ins einzelne beschrieben werden solte in ßtßXCoic: es wäre dessen so viel, daß die mit diesen Thaten zu be- schreibenden Bücher in demselben ganzen großen xoop.oc, den er ge- schaffen und erhalten, und woran er eben solch Zahlloses gethan, nicht Platz fände.* Denn ,nüchteme Prosa und trockene Warheit' könte man auch diesen Ausspruch nicht nennen, selbst wenn mit ä iico(iQosv unendliche Perspectiven nach der Vor- und Mitzeit eröf&iet wären. — Aber auch eine ,ungereimte und ungeistige Uebertreibung* (Mey.) kann man diese Hyperbel nicht nennen und wegen dieser üebertreibung in Verbindung mit der ersten Person oTpAi den Vers fOr apokryphisch ausgeben. Noch weniger läßt sich sein Inhalt in Vergleich stellen mit den Schilderungen des Papias vom tausendjährigen Reiche und darauf mit God. die Vermutung gründen, das Subject des oT|j.at möchte eben Papias sein, woraus sich dann die von Tischendorf (Wann wurden unsere Evangelien verfaßt 4. A. 1866 S. 118 n. Nov. Test. ed. VIIL minor p. 477) ans einer Handschrift des Vatikans mitgeteilte Notiz, daß Papias, discipuhis Johannis carus, der Schreiber sei, dem Jo- hannes sein Evangelium dictirt habe, erklären ließe. — So viel steht demnach fest: der apostolischen Einfalt und Tiefe entspricht diese überschwängliche Rede nicht. Wir werden demnach beide Verse (24 u. 25) für das Zeugnis eines der ephesinischen Presb3rter zu halten haben, der das Evangelium des Johannes bei seiner Veröffentlichung behu£s der Verbreitung in anderen Gemeinden mit dem Zeugnisse m JolL XXI, 25. ieiner Oemeiiide (oZiKaiuv) beglaabigen za sollen für nötig erachtete (y. 24) und dabei in v. 25 seiner Empfindung von der OröBe und Herr- Uchkeit des menschlichen Lebens Jesu einen überschwftnglichen Aus- druck gab, dadurch aber sich als einen Schüler des Apostels darstelte, welcher in dem Wirken Jesu die absolute Fülle der göttlichen Heila- offenbarung erkant und in Christo Jesu den Eingeborenen vom Vater voller Gnade und Warheit geschaut hat Druckfehler. Seite 4 Zeile 14 v. o. lies C^ statt Cad, „40 „ 15 V. u. „ 20,801 statt 19,30f. n 209 „ 17 V. u. „ sictxpoxo^ » imxporoc- „468 „27 V. 0. „ wie die Welt gibt st. wie W. gibt BittA Y«A Ätikanumm. a Glaaer in "V"erla von Dörffling & Franke la Leipzig. * • » Biblischer Commentar über das Alte Testament von Carl Friedrioli Keil und Franz Delitzsoh. Theil I Band 1: Keil, Genesis n. Exodüs. 3. Aufl. 10 Mk. Leviticas, Numeri und Deuteronomiunt 2. Aufl. 8 Mk. 40 PI r I „ 2: 1» n ?i n n »» 99 »9 99 99 99 99 99 n n n m m m m m IV IV IV IV V: 99 99 99 99 99 99 99 99 99 99 99 99 99 1 2 3 1 2 3 4 5 1 2 3 4 Josua, Richter, Ruth. 2. Aufl. Die Bücher Samuels. 2. Aufl. Die Bttcher der Könige. 2. Aufl. Delitzsch, Jesaia. 3. Aufl. Keil, Jeremia. Ezechiel. 99 99 99 99 99 7Mk. 7Mk. 8Mk. 14 Mk. 10 Mk. 8 Mk. 40 Pf. Die zwölf kleinen Propheten. 2. Aufl. 11 Mk. „ Das Buch Daniel. 6 Mk. 40 Pf. Delitzsch, Der Psalter. 3. Aufl. 2 Bde. 16 Mk. lob. 2. Aufl. 11 Mk. Salomonisches Spruchbuch. 9 Mk. Hoheslied Salomonis und Koheleth. 8Mk. Keil, Chronik, Esra, Nehemia u. Esther. 10 Mk. Supplement: Keil, Das l. und 2. Buch derMakkabäer. 8 Mk. 99 99 99 Hieian sehliesst sieh: Kelly Prof. C. Fr«, Commentar ttber das Evangelium des Matthäus. 1877. llMk. Commentar ttber die Evangelien des Markus und Lukas. 1879. 8Mk. Vorlag von Dörffiing & Franke in Leipsig. ^tx j0l)anneird|e Hrrprung bed klierten (SkiangeUnm^ unterfud^t t)on Dr. (i\ix. (C. £ntl|arbt. 1874. Wli »ogcn. 9tri5 S SBara 60 Pfennig. 1. S)te Ueberlteferuna über ben SBerfoffer unb bie Sntfle^ung bed toterten (5t)QngeI{umi$. 2. 5S)te S3ebeutun0 ber io^annetf(^en ((bfofTung b»S 4. (Soangeftumd. 3. Die ftuBeren B^^gniffe ber hr(^(t(^en Siteratur. 4. S)te 3^dntf[e beT auger« fir4tt(^en Siterahtr. 5. Der fSufent^oIt bed Sboftel go^onne^ in (S^^efud. 6. Die ^affa^frage. 7. Da9 ©elbfl^eugnils bed (St^ongeltumd. S. Dad So^onne^eDangeltunt nnb bod jmette ^^^rl^unbert. 9. Do$ ^o^annedebangeltum unb bie @^no^ttfer. 10. DqiS Sfol^nneiSetoangeltum unb bie ^poMt^p^t, 11. Die pf9fT fnntfle Bufammentrans ber H^toL fBiffenfc^aft mit beit Übiiqtn tXnitttzTit&tS* ti?iffenf4afteii. 8) Slb&Iaib unb ^eloife. 8) ftunft unb SHrc^e. Seiigniß ton ben ®runbn)a(r(eitenbed Vroteftanti§mu§. 1 Tll 60 «Pf. üHicfotö, Xlf., ©ie Dffenbttrung Sojanni«. 3 löbc. 15 2»f. ^npZT, ©ad ^ro)i(etent^um bed ttlten Sunbed. 7 Tll 20 «pf. IMltliarbt^ Dr. (£^r. d., 9)»o(ogie bed (S^riftent^umö. Sanb I. ^po\o^ Qcttf^e Sortrage über bie ®runbn)abri)eiten bed d^rifien* t^untd im 2Bintcr 1864 ju Seip&ig gehalten. 9. ^ufi. 6 m. eieg. geb. 6 Tll 20 «Pf. »^ 3n^alt: l. ßorttag. Ter (Scgenfafe ber SBeltanfc^auungen in feiner aefcbic^tlic^en (^nttoicfelung. ■' ' ' * . ter pecf önitdje (Sott. 4. Tte Jffieltfd&öpfung. 5. Zn OTenfd». iö. 8. 5)te ®ef*i«te ber '"'' ' " " in ber ®ef(^i(^te. 10. f)ie ^erfon 3eTu S^rifti. Slnmertungen. Tic ©Ibetfprfltie be« rafein«. 8. S)er pttU C. 'Sie 9{eItgion. 7. 2)ie Offenbarung. 8. 3)te ®ef(bi(tite ber Offenbarung. 9. Xa9 S()rifteutl)um Uefc^itftte. 10. SJle ^erfon 3eTu K^rifll. «nmcrfungen. IBonb IL ^pologetif^c Sottrdge über bie «^eiUmo^rbeiten bed 6.^riflent^unid im Sinter 1867 ju fieipiig gel^alten. 4. Auflage. 5 9Rf. eieg. geb. 6 Tll 20 «Pf. Sn^alt: 1. SSortiag. So8 8Befen be« (SbcifltntbumS. 2. Tie 6ünbc. 3. Tie ®nabe. 4. X)er 0^ottraenf(^. 6. %aS fßtxt 9efu (Sbrißi. 6. Ter «bfe^Iug beS ^eildmerf» unb bie Treieinigfeit. 7. £ie Stirere. 8. 2)ie beiüge 6^rift. 9. Tie tirc^lic^en Onabenmittel. lO. Tie lebten Tinge. VXtimerfungen. »anblll. 5lpologctif(^eSortrageüber bieüRoral be^e^rijten* tf)umd im Sinter 1872 ^u Seipjig gehalten. 2. ^uf(. 5 Tit. eieg. geb. 6 Tll 20 «Pf. 3nBaIt: 1. Vortrag. XaS CBefen ber i^rlftli^en Vloral. 2. Ter SRenf^. 8. Ter Sbtift unb bte c^rlflli^en Zugenben. 4. ToS religiöfe unb ttrd^Ud^e Seben beS C^btiften. 5. %ai £eben bed i5t)riften in ber Sbe. 6. TaS d^riftlic^e |^au8. 7. Ter Staat unb ba« il1txi\ttxitfinm. 8. Da« Seben ber (Sbi^iß^n int Staate. 9. Tieftultur unb baS G^riftentbum. 10. Tie ^umanltdt unb ba« S^riften- tt)um. Vnmertungen. y* Sutl^arbt, Dr. (Tftn (S., 9ipt>lt^it beö e^tifletttjumfi. »anb IV. ^ic mobcrnen SBeltanfd^auungcn. Sorlroßc über gragen bcr (Scöcnirart au« Äirc^c, ©*ule, ©taat unb Ocfcüf^aft, im SEBintcr 1880 ju ^m^i^ gehalten. Srocitci unüctanbettcr 2lbbru(f. 5 Tit. eifß. geb. 6 SDRf. 20 i>^ 9nl)alt: l. »J^ottTog. %n 6tanb bcr ©eßentoatt. 2. 3Jer »otlonalilmu» unb fetne («r.;;: f&^f. 3 ^et .8?ationaIi9mu8 int ©ebiet ber SReligion unb ber IHtd^e. 4. Set 9taHonaU«mu? tr 9eblct bet €d)ule. 5. Ter 9lationaUdmuS im Gebiet bd-fiaatlif^en unb toirt^fd^aftlic^cn x.ctfi:^ 6. Set $antb^tSntu9. 7. 3>et omni)>otente 6taat unb bie omni))otente IHrc^e. 8. Die llonfc(}urr,>ri' beS pantbeiftifdjen ©taotgbegTlf!» für SMtc^e, €t^uTe unb ©cfcaf^aft. 9. «tt aRoleriali^rnua ur: feine Stonlequcn^en. lO. Xei $efriini«muiS unb bai S^rtftentbum. «Inmeirunfien. Sefammelte SSotträge netf^iebenen Stt^altd. 6 Wlt gleg. geb. 7 TOf. 20 %i Sn^att: piblif*«. l. Sic (SHflent^ümliATeit bet biet (Söanflellen. 2. Sie 8tufen bet opcf»r:r fd^en S^etfQnbiflund im 92euen Seftament. 3. Sie $ecfon 3efu Cbtifti. 4. Sie C^fcbeinunaen be« v:.r etftanbenen im fttclfe feinet Sönget. 5. Sie mobetnen Sarftellunöen beJ £ebend 3efu. 6, le: Si^oftel $aulu8. 7. Sie «ufetftebung bed ^letfc^e«. |iir4)li(!jft. 8. Sie ©ebcutung ber fieljteinbeit für. bie Tutberifc^e JKttfte in ber (Segennwtt. i^ T:: 6ieg beft (StjangeliumS übet bie SBelt. lO. Sie feciale Aufgabe unb Sebcutung ber innetn a^iiif.cr. «^ 11. Set Sienft ber grouen. flttnH- u. fitfratucQer(t}id)tlid)r0. 12. Sie ^Infftnge ber (ütiftlit^en ffunft in ben tSm. ftaiatonüT, IB. Set ©ntnjitfclungiSQQng bct reltgiöfcn Waictei. 14. Sie Sbee unb -49ef dritte be« lKrdicnlu;if: 15. Sie Sorfteüung beö Sc^merseS in ber bllbenben Shinft. J6. Unter S^ormalbfen'S OTarmorftoruf:!. 17. Klbredjt Sfirer i. 18. nibtet^t Sürer II. 19. Gbtiflian Prc^tegott ©eQert. tAnmerrungen. «IJtebigtett. 7 löbc. aanb I: ein Scugni^on 3efu S^rijlo. 2. 5lufl. 3 9»f. 20 1^". eieg. geb. 4 mi 40 ii^ „ II: Dad^cilinSefu ei^riflo 2.5lup. 3 ÜRf. 20 i^i. eicg. geb. 4 m. 40 a^f. III: SDa« ©ort bcr S5Bof)t^cit. 2. IHuff. 4 :r:f. eicg. geb. 5 m. 20 1^1. IV: 2)ie®nabe ®otte« inSefu (E^riflo. 3 iKf. 20 ^^^ eteg. geb. 4 ÜRf. 4u a>*. ^ V: Onobe unb aöabr^cit. 3 9Wf. Sieg. geb. 4 S«f. 2u ^;^'. „ VI: Da«aöort bc« Sebcn«. 2 3Wf. (Sieg. geb. 3 SWf. 20 1^^' „ VII: ©nabe unb griebe. 2 mi eicg. geb. 3 2«f. 20 1^' SRcnrcrf Tl., ^et A'it^enBau üom 0tanb))unfte unb nac^ bem SSraudie bct rut^crlf^crt Äit^e. 5 ^.^.f — — Sllttttfijmucf* S^^ ^Qramentif in ber cöangclifd^cn Äirc^c. ITlt 50 1'^ 92eitmann^ SBill^., Setemta^ üdu StnatfjotJ. 3)ie ffieiflfagunßeu unb 5lla.v- lieber be« ^rop^eten na(^ bem maforet^if^en leyte aufgelegt. 2 ®be, 9 T.f. ©d)UljC, SubiPtg, ?Jrof. b. Xf). an ber Uiuvjerfitdt jii öloflotf, ^^ilipp SBocfcr naget nad^ f. geben u. fBirPen; ein fieben^bilb. Mit präd)tigem Portrait Iffiacferuagcr^ in etal)ipi^ gep. üon ffieger. 6 Tlt föleg. geb. 7 ÜJif. 2«) a^'. Weber, Dr. Ferdinand (Pfarrer in Polsiugen, Mittelfranken), System der altsynagogalen palästinischen Theologie aus Targum, MidrasiL und Talmud dargestellt. Nach des Verfassers Tode herausgegeben von Franz Delitzsch und Georg Schncdermann. 27 Bogen. 7 Mk In Halbfrzbd. 8 Mk. 50 P;. SBolff, D., ©ommentor über ba0 ©u^ 3ubitb. 2 m. 40 l>^ 3cjf(fttoi$, ®crl&. Ö., *^"f' ^^^ ^^)^°^' Vrebigten- 1. (Sammlung 2. 3lufl. 5 m, öleg. geb. 6 2Äf. 20 ;>r. 2. Sammlung. (%vi6) unter bem Sitel: Seugntffe tom guten Ritten.) 4 üKf. ©leg. geb. 5 3Rf. 2^ f if if Druck von Ackermann & Glaser in Leipxig. * .^